Riders on the storm
Riders on the storm
Wie immer schläft er ein, kurz nachdem er sich in den Wagen setzt. Oder eigentlich ist er gar nicht richtig aufgewacht seit er aus dem Bett gestiegen ist. Wobei „steigen“ bei weitem übertrieben ist, in Wirklichkeit kriecht er heraus und schlurft noch halb im Traum ins Badezimmer. Zwischen aus dem Bett Kriechen also und Zähneputzen wacht er kaum richtig auf und für ein Frühstück ist ohnehin keine Zeit. Nicht einmal als Henkersmahlzeit an seinem letzten Tag, aber das weiß er ja nicht. Und dass er es nicht weiß ist sein Glück und seine Schläfrigkeit ebenso, weil dadurch gleitet er fast übergangslos hinüber und spürt vielleicht einen harten Aufprall, aber nicht einmal das ist gewiss.
Vor der Tür zieht ihm die frühherbstliche Morgenluft durch die Nase und macht ihn wacher, als ihm lieb ist. Aber der Wagen, der ihn abholt, biegt schon um die Ecke, der alte Kadett in himmelblau, aus dessen halboffenen Fenstern Rauchschwaden aufsteigen. Rauchen, ja Rauchen. Dafür ist diese Fahrt da. Zu irgendetwas muss die allmorgendliche Route in die Kaserne ja gut sein. Noch zwei Monate, zwei Monate noch Dienst, dann ist es vorbei. Mit diesem guten Gefühl, dass ihn der Bund die längste Zeit gesehen hat, lässt er sich in den Wagen fallen, immer hinten links, das ist sein Platz und gleich rauchen. Selbstgedreht natürlich und dann sich quasi in den Schlaf rauchen, was in der zum Schneiden dicken Luft nicht schwierig ist weil sie auch ohne Zigarette in der Hand die Sinne benebelt. Es wird kaum gesprochen. Der Fahrer bringt ein lässiges „Hey“ heraus, das er mit einem ebenso entspannten „Moin“ quittiert und dann hebt er die Hand dem Beifahrer und dem zweiten Hintermann zum Gruß. Die kennen das Ritual schon und klatschen in seine Hand. „Was ist heute, ohne Musik?“ wird von hinten gefragt und der Fahrer kramt in den Kassetten in der Mittelkonsole und fischt den Song heraus, den sie seit zwölf Monaten auf der Fahrt immer und immer wieder hören in einer Endlosschleife, weil sie sich fühlen, wie Reiter im Sturm, wie „Riders on the storm“ und die Fahrt beginnt mit diesem wohligen Regenrauschen, in das sie sich jetzt einfach fallen lassen. Und dann: der pulsierenden Bass. Den brummt der Beifahrer in den Zigarettendunst, während die hinteren Mitfahrer das nach unten purzelnde Motiv der Orgel mit den Fingern in die Luft klimpern und ihr Spiel mit einem verrauchten Morgenfalsett begleiten. Aus dem Augenwinkel zwinkern sie sich zu. Es ist jeden Morgen gleich und in zwanzig Jahren, wenn sie es erleben würden, hätten sie ihren Kindern etwas zu erzählen gehabt von den gemeinsamen Fahrten in die Kaserne, von dem Freiheitsgefühl, das aufkam, sobald sie Morrisons Stimme hörten „Into this world we're thrown“, ja, genau so fühlen sie sich, geworfen in die Welt, und Morrison legt eine Schicksalsergebenheit in die Melodie und eine Gelassenheit gleichzeitig, die ihnen ungemein imponiert und deshalb ist das ihr Song. Wenn sie wüssten, dass der „Killer on the road“ auf ihrer Strecke lauert. Aber so singen sie diese Passage gemeinsam, wie sie es auch immer tun und denken nicht daran, dass sie heute das Ziel sein könnten. Weil sie glauben noch an das ewige Leben, daran, dass so eine Fahrt in der verrauchten Kiste endlos dauern könnte, über die Kaserne hinaus immer bis zum nächsten Horizont und dann weiter.
Daran denkt vor allem der Beifahrer gerade, wie beengt und klein, ja, kleingeistig ihre Welt doch ist, in die sie ohne gefragt worden zu sein, geworfen wurden. Man müsste nach der Kaserne einfach weiterfahren, immer weiter. Und er fühlt sich in seinen Gedanken den Mitfahrern noch mehr verbunden als sonst, noch eingeschworener und exklusiver empfindet er ihre Gemeinschaft. Gleich wird sie nämlich der Oberfeldwebel mit dem verächtlichen Blick, mit dem er alle Abiturienten von oben herab anschaut, in seine kleinkarierte Welt hereinholen. „Aha, da sind sie ja wieder, meine zukünftigen Führungseliten. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Nacht. So wie ich.“ Und mit einem unübersehbaren Zucken in der Hüfte, das er mit einem Pfiff durch die gestrafften Lippen begleitet, wird er zu verstehen geben, wie er das meint. Dass er in der Nacht seine „Alte“, wie er zu sagen pflegt, wieder ordentlich rangenommen hat. Im Autositz zusammengekauert lacht er bei dem Gedanken an den Oberfeld aber in sich hinein, weil er ein Mädchen aus dem Dorf des Oberfeld kennengelernt hat. Allen bekannt sei es, hat sie ihm erzählt, dass die Frau Oberfeld, sobald ihr Mann aus dem Haus ist, mit einem anderen vögelt und zwar in ihrem Haus, und zwar, wie das Mädchen, das ihm schöne Augen gemacht hat und die mit der Geschichte bei ihm punkten wollte, versichert, auf dem Küchentisch oder auch darunter oder daneben. Sie habe es selbst mit eigenen Augen gesehen, dass der, der im Dorf kaum Beachtung findet, weil er so unscheinbar und still ist, sich in die Arschbacken der Oberfeld krallt und ihr Lustschreie entlockt, die man weit ins Dorf hinein hört. Und wenn nur die Hälfte der Geschichte wahr ist und das Gestöhne der Frau Oberfeldwebel in ihrer heimlichen Befriedigung nur halb so laut ist, wie es erzählt wird, dann ist es ist es immer noch so laut, dass es jeder im Dorf weiß, dass es die kleinen Kinder schon erzählen und nur der Oberfeld weiß es nicht. Und genau ihm wird er heute Morgen besonders tief in die Augen schauen, das nimmt er sich fest vor. Ihm, der noch nie irgendetwas von Hesse gehört hat, von den Doors, der sie immer verächtlich mit „meine kleinen Abiturientinnen“ begrüßt. Er wird ihm also in die Augen schauen und keine Miene verziehen und nur ganz hinten, im hintersten versteckten Winkel seines Gehirns denken, dass er ihm letztlich nie etwas anhaben kann, weil zu Hause der Unscheinbare gerade seine Frau vögelt, der Unscheinbare, der niemals seinen aufgeschwollenen Schwanz so arrogant durch die Gegend tragen würde.
Aber zu diesem Blick wird es nicht kommen. Dafür wird der Tod sorgen, denn der ist schon ganz nah. Vielleicht noch ein paar Minuten kann er seine kühle geträumte Rache am Oberfeld genießen. Dann wird das Licht ausgehen. Ohne Vorwarnung. Wie ein Blitz.
Hinten neben dem Schläfer sitzt der, der gestern zum ersten Mal geküsst hat. Und weil die ganze Fahrt nichts gesprochen wird, weil sein Nebenmann ja schläft seit er eingestiegen ist, obwohl er noch versucht hat, eine Zigarette zu rauchen, aber die Zigarette ist ihm zwischen den Fingern abgebrannt und die Asche fiel auf den Boden und der Beifahrer seine Rache still vor sich hingenießt…Weil also nichts gesprochen wird und das monotone Motorbrummen zum Fantasieren einlädt und er, wie gesagt, gestern zum ersten Mal geküsst hat, hat er eigentlich nur Lippen im Kopf. Riesige, rote, fleischige Lippen, in die er eintauchen möchte. Wie lange er sie heimlich angebetet hat. Wie umständlich er sich an sie herangemacht hat und letztlich hat sie seine unbeholfene Art so unwiderstehlich gefunden, dass sie dann in das Treffen am Abend zuvor eingewilligt hat. Und zum Abschied hat sie seinen Kopf in die Hände genommen, weil ihm einfach das Herz in die Hose gerutscht war und er keinesfalls den Mumm hatte, sich ihr zu nähern, obwohl er es sich sehnlichst wünschte, geradezu danach brannte. Aber sie machte ohnehin den ersten Schritt und küsste ihn, den Kopf mit ihren warmen und duftenden Händen haltend, lange, sehr lange auf den Mund. Mehr war es nicht. „Schön ist es mit dir“, sagte sie und ihre Stimme klingt in einer für ihn nie gehörten Sanftheit und Güte in seinen Ohren nach. Er hingegen brachte nichts anderes heraus als ein kehliges „ja, schön“. Und das war so ungeheuer bescheuert, das denkt er sich gerade, einen tiefen Zug aus der Zigarette inhalierend. Aber das Bild oder mehr das Gefühl dieser Lippen „Girl, you gotta love your man“ auf den seinen, die Erinnerung an genau diese Lippen, an keine anderen, diese Erinnerung überwältigt ihn und muss diesen Tag begleiten, muss die nächsten Tage begleiten und von mehr Küssen gefolgt werden „.. take him by the hand...“. Von viel mehr, das weiß er ganz sicher. Er weiß zum Glück nicht, dass nichts folgen wird. Gar nichts.
Weil der Tod rückt noch näher und er braucht nur noch ein wenig seinen Kopf drehen und dann blinzelt er nur ganz kurz, ganz ohne große Geste, weil der Tod ist nicht groß, der ist ein Verwalter, ein Prokurist und er hätte viel zu tun, wenn er jedes Mal einen riesen Aufwand betreiben würde. So vier junge Wehrdienstleistende in der Provinz auf der Bundestraße an den Baum zu jagen, dass sich der Wagen wie ein Hufeisen um den Stamm herumbiegt, das macht der Tod mit links und es kostet ihn nur ein kurzes Zucken. Und wenn der Pfarrer in der Kirche bei der Beerdigung mit großem Theater den Rilke zitiert „Der Tod ist groß, wir sind die seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu lachen mitten in uns“, dann lacht der Tod wirklich. Er lacht weil seine Arbeit so überschätzt wird, seine Profession, die er wie ein Beamter verrichtet. Ganz unspektakulär und nüchtern schaut er, ohne dass man es ahnt, mal kurz in eine Richtung. Und dann ist sein Werk auch schon getan. Er kommt dabei nicht daher als Gerippe, das wäre ihm viel zu aufgedonnert, auch nicht in schwarz. Nein, ganz unauffällig, vielleicht in grau, in einem ganz biederen Cordsacco, möglicherweise auch im Sommer in luftiges Leinen gekleidet, weil er vermeidet Schweiß und Anstrengung, er mag die Leichtigkeit. So steht er unerkannt, unerwartet, unscheinbar und doch ganz bestimmt und ruhig und sich seiner Wirkung absolut gewiss am Straßenrand „…Killer on the road…“ und schaut nur. Das ist seine einzige Tätigkeit. Er schaut.
Aber davon ahnen die vier nichts. Sie ahnen nicht, dass hinter dem Lastzug, der ihnen entgegen kommt, ein roter Wagen fährt, wahrscheinlich ein Golf. Ein junger Mann steuert ihn und daneben sitzt seine Freundin und er will bei Gott kein Hasenfuß sein und unentschlossen vor ihr erscheinen, weil er sie erst seit kurzem kennt und er will sie beeindrucken und zeigen, dass er es drauf hat, dass er die Dinge in die Hand nimmt, dass er weiß, was Sache ist. Er wechselt, ohne sich umzusehen und ohne einen vorsichtigen Blick nach vorne, weil Vorsicht würde ja wieder so unentschlossen wirken und das hat sie ihm ja schon gesagt, dass er immer so unentschlossen wirkt, er wechselt also die Straßenseite und sofort ist ihm klar, dass er gerade den Fehler seines Lebens macht und nie wieder vergessen wird, was er hier anrichtet, nämlich vier junge Leute in den Tod zu schicken, nur weil er vor ihr gut dastehen will aber es eben doch nicht so drauf hat, wie er meint. Niemals wird er diese Schuld von sich abwaschen können. Immer wird das Blut der vier an ihm kleben bleiben und ihn an diesen winzigen Augenblick in seinem Leben erinnern, der entscheidend ist und unaustilgbar. Nicht mit Schnaps, nicht mit Joints, nicht wenn er bis in die Südsee vor dieser Erinnerung wegläuft. Sie ist da, eingedrückt in sein Hirn wie der Wagen mit vier jungen Leuten, der sich gleich in eine Eiche quetschen wird wie eine Zitrone in die Presse. Gerade noch fährt er auf der Höhe des Lastwagens und der entgegenkommende Kadett ist schon viel zu nah, als dass er noch vor dem Laster einscheren könnte. Er drückt das Gaspedal bis zum Boden durch, drückt so fest, als könnte er mit der Muskelspannung seines Oberschenkels noch ein paar Stundenkilometer aus seiner gottverdammten Kiste herausholen. Aber auch das würde nicht reichen und das merkt er und versucht noch, sich mit seinem Wagen ganz dünn zu machen, ganz schmal, damit vielleicht der Kadett passieren könnte auf einem kleinen Reststreifen von Asphalt, was aber nicht gelingt, was nicht ausreicht, auch wenn er den Lastzug mit der rechten Türe streift und dadurch ins Schlingern gerät, was sein Vorhaben, Platz zu machen, wieder vereitelt. Er schreit laut „Verdammte Scheiße“ und seine Beifahrerin schreit nicht. Sie krallt sich krampfartig in den Seitengriff der Tür und stemmt sich gegen den Wagenboden, dass sie meint, sie würde ihn durchtreten, dass sie hinterher einen Muskelkater hat in jedem Muskel von Kopf bis Fuß. Aber sie schreit nicht. Sie reißt stumm den Mund auf und die Augen und kann nicht die Augen zu machen, sie will sehen, was da jetzt passiert und ist gleichzeitig wie gelähmt, weil klar ist, dass eine Katastrophe kurz bevor steht. Wie im Kino, wo man mit einem abstürzenden Flugzeug mitfiebert und sich in den bequemen Kinosessel presst aber doch die Gewissheit hat, dass man hinterher heil aus dem Kino gehen kann. Aber hier kommt man nicht heil heraus, das sieht sie schon voraus, aber die Wagen fahren zu schnell aneinander vorbei, als dass sie das Unglück mitbekommt.
Sie sieht also nicht, wie sich der Kadett mit dem Vorderreifen im Bankett verheddert, aus der Spur gerät, nach rechts kippt und dann in eine spiralförmige Drehbewegung übergeht. Wie ein Korkenzieher würde er sich in den nächsten Baum schrauben, würde die Flugbahn nicht vorher durch einen noch ganz jungen Baum seitlich abgelenkt, wodurch der Wagen sich schließlich wie ein U um den Baum biegt, als wollte er ihn ganz umfassen und ein Teil von ihm werden. Möglicherweise funktioniert gegen jede physikalische Gesetzmäßigkeit der Kassettenrecorder noch und Morrisons Stimme tönt laut aus dem Schrott „..Our life will never end..“, der am Stamm hängt. Der Tod hat geblinzelt und der einzige, der das Blinzeln sieht, ist der Fahrer. Er ist sich, sobald er das andere Auto auf seiner Spur wahrnimmt, sofort der Gefahr bewusst und hat das ganze Ausmaß der Ereignisse genau vor Augen. Um einem frontalen Zusammenstoß auszuweichen, reißt er das Lenkrad auf die rechte Seite herum, sieht zu spät eine sich gerade noch öffnende Gasse, die sich durch die Annäherung des Golfs an den Lastwagen auftut, aber die letztlich zu klein ist, von daher ist es egal, ob er die Gelegenheit nutzt oder nicht, und verliert die Kontrolle über den Wagen. Es ist wirklich ein Klischee, aber während er sich auf die Lippen beißt, dass ihm bereits in der äußerst kurzen Zeit zwischen Flug und Aufprall das Blut zwischen die Zähne rinnt, stammelt er ein Wort in die zerbissene Lippe hinein, das so ähnlich wie „Mama“ klingt. Als hätte jemand die Regler an einem Lautsprecher mit einem Mal auf maximale Stärke gedreht, schießt seine Empfindung für alles, für alle, für jeden, den er kennt, in einer nie erlebten Intensität durch ihn hindurch, ein übergroßes Gefühl von Liebe, von Dankbarkeit und im allerletzten Moment von Wehmut, weil ihm die Endgültigkeit der Situation völlig, absolut und klar bewusst ist.
Auf der Hinterbank hat der Schläfer kaum Zeit, auch nur die Augen aufzumachen, schon ist es passiert. Und neben ihm wird von riesigen, feuchten, fleischigen Lippen geträumt und zunächst erscheint das fast sanfte Abheben von der Fahrbahn wie eine völlig logische Fortsetzung des Tagtraums, in dem der Lippenträumer ohnehin nicht genau weiß, wo oben und unten ist, weil sich alles um ihn herum dreht in einer Art rotem Delirium, wie ein Karussell, das nicht fest auf der Erde verankert ist, sondern permanent Richtung und Standwinkel ändert, das Tempo abbremst und beschleunigt, wovon ihm schwindlig ist, aber schon lange vor der Kollision mit dem Baum. Es gibt einen allerletzten Moment in seiner Wahrnehmung, so kurz wie ein Fingerschnippen vielleicht, in dem die Lippen, von denen er träumt, sich monströs aufblähen zu überdimensionalen Luftkissen, die sich mit enormer Geschwindigkeit auf ihn zu bewegen und in ihrem Spalt gnadenlos zerquetschen. Diese Fantasie hat er kurz vor dem Aufprall, so dass sich für ihn quasi ein doppelter Aufschlag ergibt, wobei der erste die Seligkeit seines Traums zerstört und der zweite sein Leben.
Beim Beifahrer scheint es, als habe der Tod, vielleicht aus Langeweile, vielleicht aber doch aus einem völlig unwahrscheinlichen Anflug von Mitleid, seinen Blick abgewendet. Und so hängt er in dem beengten Raum, den die Wucht des Aufpralls noch übrig gelassen hat, fast in einer stehenden Position auf dem Armaturenbrett und sein Herz schlägt noch, das spürt er an dem pulsierenden Blutstrom, der aus seinem Oberschenkel austritt und in dieser aufgerichteten Stellung kann er das Ausmaß des Geschehens überblicken. Unwahrscheinlich ist, dass er versucht, die Zeilen des Songs, der vielleicht noch aus dem Kassettenrecorder tönt, mitzusingen „..his brain is squirming...“. Sicher ist aber, dass er nicht mehr an den Oberfeld und seinen aufgepflanzten Schwanz und ebenso wenig an seine auf dem Tisch vom Außenseiter genagelte Frau denkt. Er denkt gar nichts mehr und registriert nur noch das nahende Ende, sieht sich selbst beim Ende zu.
Wahrscheinlich ist es aber kein Mitleid, das den Tod noch kurz innehalten lässt. Es ist wohl viel banaler, viel alltäglicher. Er muss sich möglicherweise nur die Schnürsenkel binden und bückt sich, oder er sieht kurz auf die Uhr um seinen dichten Tagesplan durchzugehen. Aber natürlich wendet er sich jetzt wieder um und vollendet am Beifahrer seinen Dienst in aller Frühe in der Provinz auf der Bunderstrasse und verlässt den Unglücksort, der für ihn ja kein Unglücksort ist, vielmehr ein Arbeitsplatz, aber Unglück für die, die da am Baum hängen, begleitet von den letzten Klängen der Doors „..take him by the hand...“, denen jetzt auch allmählich die Luft ausgeht, vom leisen Zischen des Motors und Tropfgeräuschen von Kühlerwasser und Blut.