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Raus

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06.10.2017
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Raus

Ich mache ein Selfie mit der Spinne, die hinter mir über die Tapete läuft. Mein Grinsen wirkt unecht, die Wimperntusche ist verschmiert. Das muss besser werden.

Die Spinne ist groß.
Ronald baut gerade den Fahrradträger aufs Auto. Nachher besuchen wir Emma und bringen ihr die letzten Kartons und das Rad.
Zu groß, um sie einfach zu erschlagen.
Spinnen soll man nicht töten!
In den Hohlräumen, dort, wo sich die Tapete von der Wand gelöst hat, lauern Gesprächsfetzen, leises Atmen und dünnes Gekicher.
Bis zum Mond und wieder zurück, Mama!
Ich dich auch, Em, ich dich auch.

Die Spinne überschreitet den Schmutzrand, der übrig geblieben ist, als Emma ihren Banksy-Druck abgenommen hat.
Ich könnte sie einsprühen. Mit Graffitispray an der Wand fixieren: vier Beine innerhalb, vier Beine außerhalb des Dreckrahmens. Ein Kunstobjekt von unschätzbarem Wert.
Tiere darf man nicht …
Egal. Es gibt keine Farbspraydosen mehr in diesem Haus. Kein Gras, keine Überraschungen, nichts mehr davon, was vielleicht hinten in den Fächern gelegen hat, in die ich nie hineingesehen habe.
Ronald und ich,
wir werden
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.
Können wir einen Hund haben?

Aber im Tierheim …

Aber Müllers …

Immer wieder feuchte ich die Spitze meines Zeigefingers an, streiche Luftblasen aus der Tapete, drücke sie fest an die Wand. All die kleinen Lols und Fucks und Keine Ahnungs und die Namen von Jungs, die blöd waren oder cool.
Ich hoffe, die nassen Punkte sind trocken, bevor Ronald hochkommt.
Wir haben uns versprochen, nicht komisch zu werden.

Sie ist stehengeblieben, verharrt mit einem pelzigen Bein in der Luft und dreht mir den Kopf zu. Aus zwei Fingern forme ich eine Pistole und ziele der Spinne mitten ins Herz. Wir blicken uns an und mir wird klar, sie hat hier Dinge gesehen, für die meine Augen zu groß und zu wenige waren.

Frau Schulz hat gesagt, im Staubsauger ersti…
Himmelherrgott, Frau Schulz war eine dämliche Kuh!

Mit einem Stück Stoff, vielleicht … Wir müssen uns umziehen, bevor wir losfahren, am besten Klamotten, in denen wir aussehen, als hätten wir hinterher etwas Großartiges vor: Möchtet ihr einen Kaffee? Ach danke, lass‘ mal, Em, wir machen uns auf den Weg. Wir wollen noch zum Filmfestival nach L. A.

… zum Bungee-Jumping.​
… nach Wacken.​
… mit Müllers zum Tanz-Tee.​
… auf den Friedhof.​
Wir wollen noch ins Tierheim.

Lol.
HA! HA! HA!

Die HAs prallen von den Wänden ab wie Squashbälle und lassen die Härchen auf den Beinen der Spinne vibrieren. Wir atmen ein und aus.
Ich puste eine Strähne aus der Stirn, knacke mit den Fingern, öffne das Fenster, lösche das Selfie und laufe auf Zehenspitzen in den Flur, um Kehrschaufel und Handbesen zu holen.
Mit angehaltenem Atem fege ich die Spinne aufs Blech. Werfe blitzschnell ein T-Shirt darüber, das ganz oben im Karton liegt.
Doch! Es muss von Nike sein! Alle …
...
Beste Mama der Welt!

Ich weiß.

Das Kehrblech fliegt aus dem Fenster.
Ich blicke ihm hinterher, wedele mit dem T-Shirt, rufe: „Raus! Raus hier!“, höre es scheppern, schüttle den Stoff wild herum wie ein schlechter Torero, atme aus.
„Alles klar da oben?“, fragt Ronald, das Gesicht voller Schmieröl.
„Yep.“
Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut.

 

Hallo @Raindog! :)

Ich steige direkt ein:

In den Hohlräumen, dort, wo sich die Tapete von der Wand gelöst hat, lauern Gesprächsfetzen, leises Atmen und dünnes Gekicher.

Wow. Diese leisen Töne, die du in deiner kompakten Geschichte triffst, finde ich persönlich sogar noch stärker als das Selfie mit der Spinne o. Ä.

Das Kehrblech fliegt aus dem Fenster.

Vielleicht eher "fällt"?

Es wurde ja schon ziemlich viel gesagt, deswegen schließe ich mich einfach mal den zahlreichen lobenden Posts hier an und sage, dass auch mir deine Geschichte ziemlich gut gefallen hat. :)


LG, Markus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Orange,

wie schön, dass du mir einfach sagst, dass du die Geschichte magst, danke dir!

Diese leisen Töne, die du in deiner kompakten Geschichte triffst, finde ich persönlich sogar noch stärker als das Selfie mit der Spinne o. Ä.
Ich mag die auch, aber die etwas, na, sagen wir mal, quietschigeren Töne braucht die Geschichte auch, um nicht zu wehleidig zu werden. Denke ich.
Das Kehrblech fliegt aus dem Fenster.
Vielleicht eher "fällt"?
Mein Bauch sagt, es muss unbedingt fliegt heißen. So, als würde sich die Prota in diesem Moment von außen betrachten, als wäre sie das gar nicht gewesen, die das Kehrblech aus dem Fenster pfeffert, als würde sich das Ding selbstständig machen – so in der Art.
Es wurde ja schon ziemlich viel gesagt, deswegen schließe ich mich einfach mal den zahlreichen lobenden Posts hier an und sage, dass auch mir deine Geschichte ziemlich gut gefallen hat.
Freut mich sehr, orange,
lieben Dank und viele Grüße von Raindog

 

Hi @Raindog,

sehr hübsch, was du da geschrieben hast.

Wenn ich ganz heftig nach Kritikpunkten grabe, dann finde ich vielleicht sogar was. Hier zum Beispiel, halbherzig:

-- "Ronald baut gerade den Fahrradträger aufs Auto. Nachher besuchen wir Emma und bringen ihr die letzten Kartons und das Rad.
Zu groß, um sie einfach zu erschlagen."
- Klar, dass ich nicht umhin kann, "sie" im letzten Satz auch auf Emma zu beziehen. Und das soll ich ja nicht, also könnte es sinnvoll sein, das zu ändern, eventuell so, dass dieser Satz nicht elliptisch bleibt, sondern sein Subjekt bekommt, das ihm fehlt. Aber warum soll ich eigentlich nicht? Sicher, die Mama will Emma nicht erschlagen. Aber - irgendwie passt es ja trotzdem. Emma, mit dem kleinen Unglück, dass sie der Mama gerade bereitet, ist ja wirklich auch zu groß, um sie einfach zu erschlagen. Nein, weiß ich ja, das will die Mama natürlich nicht. Trotzdem, ganz falsch kommt es mir nicht vor.

-- "Spinnen soll man nicht töten!"
- Ha, jetzt aber: Würde das Mädel nicht eher sagen: Man soll keine Spinnen töten?

-- "Mit Graffitispray an der Wand fixieren"
- Geht das?

Hier
-- "Es gibt keine Farbspraydosen mehr in diesem Haus"
- könnte es mir besser gefallen, wenn du den direkten Gegensatz (Mit Grafittispray fixieren - es gibt keine Dosen mehr) etwas verstecken würdest (z.B. nicht die Dosen als erstes nennen); oder umgekehrt: wenn, dann richtig deutlich herausstellen, den Bezug herstellen. Z.B.: Unmöglich. Es gibt keine Spraydosen mehr im Haus. (oder so)

-- "Wir wollen noch ins Tierheim."
Eigentlich fies, dass die sich jetzt also doch einen Hund besorgen, den sich die Tochter so gewünscht hätte. Naja, sehr böse wird sie darüber nicht sein.

-- "rufe: „Raus! Raus hier!“, höre es scheppern"
- das fliegt aber lange, das Blech ...

-- "fragt Ronald, das Gesicht voller Schmieröl."
- Wie montiert der Ronald denn einen Fahrradständer? :sealed:
(Übrigens: Einen kleinen Schreck im Nachhinein hab ich ja schon bekommen, dass sie das Kehrblech rauswirft, während Ronald unten werkelt.)

Und:
-- "Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut."
- Bester Schlusssatz der Welt!

Das war's. Ein kurzer Zwischenruf, mehr gibt's halt leider nicht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Liebe @Raindog,

etwas verspätet kommt mein Kommentar, wird wohl an meiner Spinnenphobie liegen:lol: ... Und deshalb steht jetzt deine Spinne im Fokus.

Die Spinne ist groß.

Zu groß, um sie einfach zu erschlagen.

Die Spinne überschreitet den Schmutzrand, der übrig geblieben ist, als Emma ihren Banksy-Druck abgenommen hat.

Mit angehaltenem Atem fege ich die Spinne aufs Blech. Werfe blitzschnell ein T-Shirt darüber, das ganz oben im Karton liegt.

Das Kehrblech fliegt aus dem Fenste

Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut.

Ja, so eine kleine Spinne, die plötzlich groß ist und den Rand überschreitet, taugt schon ganz gut als Dingsymbol für den Auszug eines Kindes aus dem Elternhaus. Dieses "Kind" wird behutsam, aber energisch rausgeschmissen bzw. in die Welt entlassen, was zu loben ist, gute Eltern, das:huldig:

Und was machen die zurückgebliebenen "Alten"?

onald und ich,
wir werden
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.

Ach, die gönnen sich eine zweite Jugend. Holen Versäumtes nach. Vielleicht treffen sie sich mit dem Kind beim Marathon in New York oder Berlin. Das soll es geben.

Hauptsache aber ist dies:

Wir haben uns versprochen, nicht komisch zu werden.

Liebe Raindog, ein sehr einfühlsames Stückchen Prosa, von dem ich glatt behaupten möchte, es passt sehr gut in die Kategorie "flash fiction". Frag doch mal @hell.
Noch eine Frage. Der Bansky-Druck: vor oder nach der Auktion??
Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo @erdbeerschorsch,

sehr hübsch, was du da geschrieben hast.
Schön, dass dir das gefällt! :)
Wenn ich ganz heftig nach Kritikpunkten grabe, dann finde ich vielleicht sogar was. Hier zum Beispiel, halbherzig:
Na, nur keinen Stress! :cool:
Ronald baut gerade den Fahrradträger aufs Auto. Nachher besuchen wir Emma und bringen ihr die letzten Kartons und das Rad.
Zu groß, um sie einfach zu erschlagen.
Klar, dass ich nicht umhin kann, "sie" im letzten Satz auch auf Emma zu beziehen. Und das soll ich ja nicht, also könnte es sinnvoll sein, das zu ändern, eventuell so, dass dieser Satz nicht elliptisch bleibt, sondern sein Subjekt bekommt, das ihm fehlt. Aber warum soll ich eigentlich nicht? Sicher, die Mama will Emma nicht erschlagen. Aber - irgendwie passt es ja trotzdem. Emma, mit dem kleinen Unglück, dass sie der Mama gerade bereitet, ist ja wirklich auch zu groß, um sie einfach zu erschlagen. Nein, weiß ich ja, das will die Mama natürlich nicht. Trotzdem, ganz falsch kommt es mir nicht vor.
Ja, so geht es mir auch - ich finde, es passt irgendwie trotzdem. War natürlich zunächst nicht der vordergründige Gedanke, das so zu interpretieren, aber als es dann so dastand, dachte ich, ja, warum eigentlich nicht …

Spinnen soll man nicht töten!
Ha, jetzt aber: Würde das Mädel nicht eher sagen: Man soll keine Spinnen töten?
Weiß nicht, würde sie? Lass ich mir mal durch den Kopf gehen.

Mit Graffitispray an der Wand fixieren
Geht das?
Keine Ahnung, habe das elbst noch nicht ausprobiert … Aber die Prota macht das ja auch nicht, sondern spielt nur kurz mit dem Gedanken. Aber ich kann mir schon vorstellen, wenn man da volle Kanne draufsprüht ...

Es gibt keine Farbspraydosen mehr in diesem Haus
Hier könnte es mir besser gefallen, wenn du den direkten Gegensatz (Mit Grafittispray fixieren - es gibt keine Dosen mehr) etwas verstecken würdest (z.B. nicht die Dosen als erstes nennen); oder umgekehrt: wenn, dann richtig deutlich herausstellen, den Bezug herstellen.
Ich weiß, was du meinst, und als ich deinen Komm gelesen hatte, war mir auch gleich eine Idee gekommen, wie ich das verändern könnte. Die ist jetzt aber dummerweise wieder weg – ich muss mal suchen ...

Wir wollen noch ins Tierheim.
Eigentlich fies, dass die sich jetzt also doch einen Hund besorgen, den sich die Tochter so gewünscht hätte. Naja, sehr böse wird sie darüber nicht sein.
Ich denke, auch das mit dem Tierheim ist erstmal nur so ein Gedankenspiel. Spaß an der Vorstellung, der Tochter das so zu sagen. Ätsch. Aber in Wirklichkeit sind die Gründe ja immer noch vorhanden, aus denen sie sich bisher noch keinen Hund angeschafft hatten. Arbeitszeiten zum Beispiel. Aber irgendwann!

rufe: „Raus! Raus hier!“, höre es scheppern
das fliegt aber lange, das Blech ...
Ja, blöd, wirkt sicher so, aber es passiert ja alles mehr oder weniger gleichzeitig. Nur Schreiben und Lesen muss nacheinander erfolgen und dauert entsprechen länger. :D

fragt Ronald, das Gesicht voller Schmieröl.
Wie montiert der Ronald denn einen Fahrradständer?
(Übrigens: Einen kleinen Schreck im Nachhinein hab ich ja schon bekommen, dass sie das Kehrblech rauswirft, während Ronald unten werkelt.)
Oh, der Arme! :lol: @Nichtgeburtstagskind hat sich auch schon über ihn lustig gemacht. Dabei hat er vorher - lieber Papa, der er ist - noch die Kette gefettet, und beim Hochwuchten des Rades hat er dann bissel Schmiere an die Hand bekommen, und dann musste er sich einen Schweißtropfen o.ä. aus dem Gesicht wischen … Hm, ist vielleicht etwas zu viel, was ich da voraussetze ...
Ach, und sie hat das Kehrblech natürlich in die andere Richtung geschleudert! :eek:

Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut.
Bester Schlusssatz der Welt!
Danke! :kuss:
Das war's. Ein kurzer Zwischenruf, mehr gibt's halt leider nicht.
Das reicht vollkommen, lieber @erdbeerschorsch, danke für den freundlichen Zwischenruf!

Liebe Grüße von Raindog

Liebe @wieselmaus,

etwas verspätet kommt mein Kommentar, wird wohl an meiner Spinnenphobie liegen
Hier gilt es ja zum Glück keinen Zeitplan einzuhalten, und ich weiß es total zu schätzen, dass du dich trotz deiner Spinnenphobie zu diesem Text meldest! :thumbsup:
Ja, so eine kleine Spinne, die plötzlich groß ist und den Rand überschreitet, taugt schon ganz gut als Dingsymbol für den Auszug eines Kindes aus dem Elternhaus. Dieses "Kind" wird behutsam, aber energisch rausgeschmissen bzw. in die Welt entlassen, was zu loben ist, gute Eltern, das
Schön, die von dir zitierten Stellen funktionieren offensichtlich in ihrer Symbolik für dich. :) Da hast du die richtigen rausgepickt und dich der Spinne gestellt. Wie meine Prota ja auch.
Und was machen die zurückgebliebenen "Alten"?
Ach, die gönnen sich eine zweite Jugend. Holen Versäumtes nach. Vielleicht treffen sie sich mit dem Kind beim Marathon in New York oder Berlin. Das soll es geben.
Ja, so etwas in der Art ist der schöne Plan. ;) Eine neue Ebene im entfernteren Miteinander, die gibt es bestimmt.
Hauptsache aber ist dies:
Wir haben uns versprochen, nicht komisch zu werden.
Bestimmt haben die beiden ganz gute Chancen, dass es nicht allzu schlimm kommt ...
Liebe Raindog, ein sehr einfühlsames Stückchen Prosa, von dem ich glatt behaupten möchte, es passt sehr gut in die Kategorie "flash fiction".
Danke für deinen Kommentar und dein Lob, liebe Wieselmaus. Und wahrscheinlich passt es in die Kategorie auch ganz gut hin, ja, mal sehen.
Noch eine Frage. Der Bansky-Druck: vor oder nach der Auktion??
Natürlich davor! Sonst wären die Schmutzränder nicht so klar abgegrenzt! :lol:

Danke, und liebe Grüße von Raindog

 

Hallo,

ist schon viel gesagt worden zu dem Text. Ich finde, zur Zeit sind viele kleine, kurze Texte im Forum unterwegs, die alle leicht experimentell angehaut sind, die auch mit Formalismen spielen. Das tut dem Forum gut. Dein Text hier, da kann ich auch gar nicht viel zu sagen, außer: Hut ab! Wirkt sehr gekonnt, spielerisch leicht, aber dann auch wieder melancholisch. Ich finde es gut, dass der nicht richtig greifbar ist, sondern immer nur im Vagen bleibt, nur eine Idee liefert, wie es war und wie es weitergeht, Raum für das Unerzählte lässt.

Gruss, Jimmy

 

Hi @ jimmysalaryman,

ich habe mich total über dein positives Feedback zu meinem Text gefreut!

ist schon viel gesagt worden zu dem Text. Ich finde, zur Zeit sind viele kleine, kurze Texte im Forum unterwegs, die alle leicht experimentell angehaut sind, die auch mit Formalismen spielen.
Ich hatte richtig Spaß daran, so etwas auszuprobieren, auf ganz kurzem Raum möglichst viel transportieren – und natürlich schön, wenn das dann auch einigermaßen gelungen ist.
Dein Text hier, da kann ich auch gar nicht viel zu sagen, außer: Hut ab! Wirkt sehr gekonnt, spielerisch leicht, aber dann auch wieder melancholisch.
Oh! :shy: Vielen Dank!
Ich finde es gut, dass der nicht richtig greifbar ist, sondern immer nur im Vagen bleibt, nur eine Idee liefert, wie es war und wie es weitergeht, Raum für das Unerzählte lässt.
Das mag ich auch sehr an diesem Text. Ja, was soll ich sagen: Ich freue mich riesig, wenn die kleine Story so funktioniert.

Danke für deinen Kommentar, Jimmy. Viele Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Raindog,
bin mal wieder viel zu spät und habe nicht mehr allzu viel hinzuzufügen. Muss gestehen, dass ich auch erst nicht kapiert hab, dass es um den Auszug der Tochter geht. Dabei ist es so klar, wenn man's weiß ...
Beim ersten Lesedurchgang dachte ich, deine Prota reflektiert allgemein über ihr Leben und ihre Beziehung/Ehe (wobei ich dann Schwierigkeiten mit Emma hatte, weil ich erst nicht wusste, welche Rolle sie spielt …) All die Dinge, die sie im Kopf hat, z.B.:

wir werden
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.
Können wir einen Hund haben?
waren für mich Erinnerungen an die Jugend, die Träume, die sie hatte, die sie zusammen hatten, und jetzt erstickt alles in der Routine. Wobei - bekifft den New-York-Marathon zu laufen schon eine ziemliche Herausforderung ist ;)

Aber ob es nun der Auszug der Tochter ist oder eine allgemeine Leere im Leben - die Stimmung hast du auf alle Fälle super eingefangen! Diese Mischung aus nicht wissen, wie es weitergehen soll und Fragen und Gedanken, die sich überschlagen, dieses: Soll ich - oder doch lieber nicht? Was werden die Nachbarn sagen/denken? Die Ruhe, nach der sie sich sicher oft gesehnt hat, als die Tochter noch da war und mit der sie jetzt erstmal nichts anzufangen weiß. Ich selbst hab keine Kinder, aber ich kenne ein ähnliches Gefühl, wenn ich z.B. überarbeitet bin und mich nach Urlaub sehne, und wenn er endlich da ist - tja … Dann renne ich die ersten Tage nur durch die Gegend, weil ich gar nicht die Ruhe hab, mich zu entspannen, die Tage scheinen plötzlich endlos.

Was mir etwas gefehlt hat, war der konkrete Bezug zur Spinne. Ich weiß, das hat was mit der Tochter zu tun, und den Gedanken, sie mit Graffiti für immer an die Wand zu sprühen, damit wenigstens etwas bleibt - aber ich habe nicht kapiert, warum es ausgerechnet eine Spinne ist, etwas, das sie gar nicht mag. Es sei denn, die Spinne ist ein ständiger Hausbewohner, aber so alt werden die ja nicht.

Im Großen und Ganzen hat mich das aber nicht gestört, weil die allgemeine Stimmung für mich das Wichtigste am Text ist, und die ist dir eben total gut gelungen. Kann also nicht wirklich meckern.
Achja, und den Einstieg finde ich sehr gelungen. (Da haste jetzt auch wieder ganz verschiedene Meinungen, aber so isses ja oft.) Vor allem: "Das muss besser werden." :lol: Klassisch Raindog. Und wer kennt das nicht.

Wie immer gerne gelesen, wenn auch nicht gleich alles kapiert. :hmm::Pfeif: Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich keine Kinder habe.

Allerliebste Grüße von Chai

 

Hallo Raindog
ich war lange nicht mehr hier und hab grad keine Erinnerung an andere Texte von dir. Vielleicht ganz gut. Dann vergleiche ich nicht.
Ich frage mich grad, ob man die Geschichte anders liest als „Elter“, dessen letztes Kind ausgezogen ist.
Was kommt da alles daher: Verlust und Tatendrang. Freiheitsgefühle und das Wissen, dass der der letzte Jungbrunnen das Weite gesucht hat. Gefühle, die man sich genehmigt und andere, die man zutapeziert. (Schreibt man das zusammen?)
Ich hab damals Silberfischchen gefunden. Jede Menge, aber unter dem Teppich, den ich rausgerissen habe. :-)
Das Bestechende an deinem Text ist, dass er vollkommen ohne Pathos auskommt. Gefühle kommen hoch, du beschäftigst dich mit dem, das da krabbelt, lässt dich treiben, du deutest sie an, skizzierst kurz, aber lässt dich in keines hineinfallen. Zumindest nicht in diesem Text.
So macht man das. Mit ein bisschen Ironie und Understatement kommt man am besten weiter.
Du siehst…der Text ist so überzeugend, dass ich fast denke, du hast das erlebt.
Eine kleine schöne und sehr originelle Geschichte.
Mein Sohn ist damals übrigens nach einem Jahr wieder eingezogen. :-) Also Vorsicht!
Herzlichen Gruß
wander

 

Liebe @Chai

bin mal wieder viel zu spät und habe nicht mehr allzu viel hinzuzufügen.
Du bist jederzeit willkommen. :)
Muss gestehen, dass ich auch erst nicht kapiert hab, dass es um den Auszug der Tochter geht.
Ich nehme dein Geständnis interessiert zur Kenntnis. Hm, dass man erst nach ein paar Sätzen weiß, um welche Personen es sich dreht, war mir natürlich bewusst, aber ich dachte, mit Mama und Em und Ich dich auch wäre es dann zu verstehen. Offensichtlich klappt das nicht immer. Aber manchmal liest man zunächst erstmal schnell runter und übersieht ein winziges Ding, das man braucht, passiert mir jedenfalls ab und zu.
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.
Können wir einen Hund haben?
waren für mich Erinnerungen an die Jugend, die Träume, die sie hatte, die sie zusammen hatten, und jetzt erstickt alles in der Routine.
Hätte tatsächlich auch sein können, aber ist gerade andersrum: Gedanken an die Zukunft, Routine weg
Wobei - bekifft den New-York-Marathon zu laufen schon eine ziemliche Herausforderung ist
Das denke ich mir auch. :lol: Aber die (selbstironischen) Gedanken meiner Prota überschlagen sich, die gedachten Aktivitäten passen absichtlich nicht recht zusammen und sind nicht ganz ernst gemeint.
Aber ob es nun der Auszug der Tochter ist oder eine allgemeine Leere im Leben - die Stimmung hast du auf alle Fälle super eingefangen!
Danke!
Ich kenne ein ähnliches Gefühl, wenn ich z.B. überarbeitet bin und mich nach Urlaub sehne, und wenn er endlich da ist - tja …
Ja, das kommt dem schon ziemlich nah. Wobei der Urlaub irgendwann wieder vorbei ist, aber die Tochter kommt nicht mehr zurück ... Oh mein Gott, was für eine herrlich sinnfreie Gegenüberstellung!!! :silly:

Was mir etwas gefehlt hat, war der konkrete Bezug zur Spinne. Ich weiß, das hat was mit der Tochter zu tun, und den Gedanken, sie mit Graffiti für immer an die Wand zu sprühen, damit wenigstens etwas bleibt - aber ich habe nicht kapiert, warum es ausgerechnet eine Spinne ist, etwas, das sie gar nicht mag.
Das Problem ist, dass es den einen konkreten Bezug zu der Spinne auch gar nicht gibt. Da sind ja sehr ambivalente Gefühle im Spiel, aber als allererstes ist da einfach nur eine eklige Spinne, und die soll weg. Doch dann verkörpert die Spinne für die Prota tatsächlich die ausgeflogene Tochter, die sie (die Prota) eigentlich am liebsten fixieren würde. Sie sieht sich auch selbst in der Spinne – ein Wesen, dass seine Opfer fesselt und tötet – und das widerstrebt ihr natürlich, sie will das ja gar nicht, dieses Klammern und diese Sentimentalität. Die Spinne ist (auf einer etwas versponnenen Ebene) auch eine Art Komplizin, die das geheimnisvolle Leben der Tochter für einige Zeit beobachten durfte. Die Spinne ist, ebenfalls auf einer versponnenen Ebene, auch eine Schicksalsgefährtin der Prota: Sie wird aus ihrer vertrauten Umgebung katapultiert, muss irgendwo neu anfangen – die Prota bleibt zwar in ihrer vertrauten Umgebung, muss aber auch neu anfangen und versucht wiederum, ihre Wehmut über Bord zu katapultieren.
Im Großen und Ganzen hat mich das aber nicht gestört, weil die allgemeine Stimmung für mich das Wichtigste am Text ist, und die ist dir eben total gut gelungen. Kann also nicht wirklich meckern.
Vielleicht hilft dir ja meine versponnene Erklärung etwas. Sonst komm ruhig nochmal zum meckern.

Achja, und den Einstieg finde ich sehr gelungen. (Da haste jetzt auch wieder ganz verschiedene Meinungen, aber so isses ja oft.)
Na, gegen gelungen habe ich generell gar nichts einzuwenden, danke! :)
Wie immer gerne gelesen, wenn auch nicht gleich alles kapiert.
Der Einstieg ist, zugegeben, etwas kryptisch. Aber die Leser dürfen ja auch was machen.
Danke dir für deinen schönen Kommentar, Chai.

Liebe Grüße von Raindog

Hallo @wander,

ich war lange nicht mehr hier und hab grad keine Erinnerung an andere Texte von dir. Vielleicht ganz gut. Dann vergleiche ich nicht.
Auf jeden Fall ist dieser Text hier anders als der Rest von mir.
Ich frage mich grad, ob man die Geschichte anders liest als „Elter“, dessen letztes Kind ausgezogen ist.
Ich denke, als altes Elt hat man auf jeden Fall den Wiedererkennungswert. Aber wenn der Text für Nichteltern bzw. jüngere Leute auch funktioniert, freut mich das natürlich besonders. :)
Was kommt da alles daher: Verlust und Tatendrang. Freiheitsgefühle und das Wissen, dass der der letzte Jungbrunnen das Weite gesucht hat. Gefühle, die man sich genehmigt und andere, die man zutapeziert. (Schreibt man das zusammen?)
Weiß auch nicht … Müsste man mal irgendwo nachsehen. :lol:
Du hast recht, da ist man nun eigentlich ein „reifer“ Mensch geworden, aber dann überschlagen sich die Gefühle trotzdem komplett unkontrolliert – du hast das treffend zusammengefasst.
Ich hab damals Silberfischchen gefunden. Jede Menge, aber unter dem Teppich, den ich rausgerissen habe. :-)
Oh, das könnte ja auch eine schöne Geschichte werden! :)
Das Bestechende an deinem Text ist, dass er vollkommen ohne Pathos auskommt.
Danke! Ein klitzekleines Bisschen Pathos habe ich mithilfe von @linktofink bereits entfernt.
Gefühle kommen hoch, du beschäftigst dich mit dem, das da krabbelt, lässt dich treiben, du deutest sie an, skizzierst kurz, aber lässt dich in keines hineinfallen. Zumindest nicht in diesem Text.
Danke, so sollte es sein. :shy:
Du siehst…der Text ist so überzeugend, dass ich fast denke, du hast das erlebt.
Noch nicht wirklich, aber es wird nicht mehr so lange dauern. Und da ich mich kenne, weiß ich jetzt schon, wie sich das dann anfühlen wird.
Eine kleine schöne und sehr originelle Geschichte.
Ich freue mich, dass du das so empfindest! :)
Mein Sohn ist damals übrigens nach einem Jahr wieder eingezogen. :-) Also Vorsicht!
Oh … Ja, nee, also: Raus ist raus! :eek:

Wander, ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Liebe Grüße von Raindog

 

Hola @Raindog,

jetzt bilde ich mir schon eheähnliche Zustände bei uns ein: Ich kann nicht länger stille sein, denn das erhöht die Magensäure, das gesamte vegetative Was-auch-immer kollabiert, ich fühle mich schlecht.

Also muss ich mich erklären. Wenn @wander erlaubt, benutze ich seine Worte an @Chai:

Ich habe mehrmals gelesen und mehrmals kommentiert, weil da jemand schreibt, der das wirklich richtig gut kann.
Und trotzdem hat es mich nicht gepackt.

Jo, so ist es auch bei mir. Nix zu machen. Du hast es ja in Rekordzeit in die Liga der ‚Alten Füchse’ geschafft, nicht allein Deiner sympathischen Aura wegen, und weißt, was Du tust.

Logisch, dass auch mal eine ungewohnte Formatierung getestet werden muss:):

… mit Müllers zum Tanz-Tee.

… auf den Friedhof.

Wir wollen noch ins Tierheim.

Lol.
HA! HA! HA!


Meine jungen Kollegen schreiben auch statt
‚Steinbutt im Champagnersud mit Schwarzwurzeln und Chicoree’
viel lieber ‚STEINBUTT YUZU ERBSE(!) BETE QUINOA’.

Ich mag keinen neumodischen Fimmel, das bereitet mir Augenschmerzen.

But back to the letters: Ich hab schon tolle Sachen von Dir gelesen; zu diesem Text enthalte ich mich der Stimme, auch deshalb, weil ich das kenne, wie die Kontaminierung mit einer x-beliebigen Idee einen Schreiberling regelrecht cocooniert, dass er nicht mehr links oder rechts schaut und solange an der Verschriftlichung dieser Idee werkelt, bis er endlich die Taste ‚Text veröffentlichen’ drücken kann.

Um aus dieser Zwickmühle rauszukommen, hab ich mir jetzt eine Heckenschere gekauft – mal sehen, ob die meine Cocoons (sollte ich sie noch wahrnehmen, siehe Hemingway > Bullshit detectors) aufschlitzen kann. Nichts wird einfacher.

Liebe Raindog, finde genug geschwafelt zu haben, um mein Unwohlsein zu kaschieren, aber Dir mach ich nichts vor. Bis fürderhin!

José, der leider nie ein Elt war.

Bevor ich meinen Komm einstelle, lese ich Deinen Text noch mal, weil ich denke, das kann doch nicht sein – und tatsächlich! Jetzt gefällt er mir.

 

Lieber @josefelipe,

ich bin sehr erleichtert, dass du nicht länger still bleibst und somit dein vegetatives Sonstwas vorm Kollaps bewahrst!

jetzt bilde ich mir schon eheähnliche Zustände bei uns ein: Ich kann nicht länger stille sein, denn das erhöht die Magensäure, das gesamte vegetative Was-auch-immer kollabiert, ich fühle mich schlecht.
Bitte, bitte nicht meinetwegen! :eek:
Also, ich fasse zusammen, was du mit wanders Worten zum Ausdruck gebracht hast: Generell magst du meine Schreibe, aber dieses Mal kannst du nichts mit dem Text anfangen:
Jo, so ist es auch bei mir. Nix zu machen.
Aber macht doch nichts! Du bist ja nicht verpflichtet, alle meine Texte gut zu finden, und außerdem, so bist du ja eigentlich auch gar nicht gestrickt, du hast mich ja auch zuvor schon wissen lassen, wenn etwas gar nicht gut funktioniert hat. Aber natürlich freue ich mich auch auf eine etwas absurde Art, dass du mir das eigentlich gar nicht sagen willst. ;)
Du hast es ja in Rekordzeit in die Liga der ‚Alten Füchse’ geschafft, nicht allein Deiner sympathischen Aura wegen,
Danke! Wooohooo! :rotfl:
und weißt, was Du tust.
Weiß ich das denn …?
Logisch, dass auch mal eine ungewohnte Formatierung getestet werden muss
Ja, nicht wahr?! :D
Ich will das jetzt gar nicht weiter verteidigen, begründen oder erklären, aber für diesen Text passte diese Form für mich einfach beim Schreiben, alles hat sich aus sich selbst heraus ergeben, ohne dass ich auf der Tastatur herumgekaut und überlegt hätte, wie ich das jetzt mal irgendwie experimentell wirken lassen könnte. Das wollte so und es hat Spaß gemacht.
Meine jungen Kollegen schreiben auch statt
‚Steinbutt im Champagnersud mit Schwarzwurzeln und Chicoree’
viel lieber ‚STEINBUTT YUZU ERBSE(!) BETE QUINOA’
Verstehe, da würde ich auch lieber ganz schnell zum Griechen gehen. (Erbse wäre mir eh zu viel!)
Ich mag keinen neumodischen Fimmel, das bereitet mir Augenschmerzen.
Das tut mir leid. Extrem neumodisch finde ich das jetzt zwar nicht, aber sind eben deine Augen, die den Schmerz spüren … :cool:
But back to the letters: Ich hab schon tolle Sachen von Dir gelesen; zu diesem Text enthalte ich mich der Stimme,
Machst du ja gar nicht, haha! Aber darüber freue ich mich total!
auch deshalb, weil ich das kenne, wie die Kontaminierung mit einer x-beliebigen Idee einen Schreiberling regelrecht cocooniert, dass er nicht mehr links oder rechts schaut und solange an der Verschriftlichung dieser Idee werkelt, bis er endlich die Taste ‚Text veröffentlichen’ drücken kann.
Kontaminierung klingt ja schon sehr schlimm – ach Mensch, ich hoffe wirklich, dass mein nächster Text, mit dessen Idee ich bisher allerdings noch gar nicht kontaminiert bin, einer sein wird, den du wieder mehr magst.
Um aus dieser Zwickmühle rauszukommen, hab ich mir jetzt eine Heckenschere gekauft – mal sehen, ob die meine Cocoons (sollte ich sie noch wahrnehmen, siehe Hemingway > Bullshit detectors) aufschlitzen kann. Nichts wird einfacher.
Alles wird gut! Das mit der Heckenschere ist jedenfalls eine gute Idee, ich lege mir auch eine parat.
Liebe Raindog, finde genug geschwafelt zu haben, um mein Unwohlsein zu kaschieren, aber Dir mach ich nichts vor. Bis fürderhin!
Lieber José, ich habe dein Unwohlsein wohlwollend zur Kenntnis genommen, das war sehr freundlich von dir. Und danke für fürderhin :herz:, so ein schönes Wort - ich schreibe es auf eine kleine Karteikarte und schenke es meiner Prota aus Nichtsdestotrotz!
Bevor ich meinen Komm einstelle, lese ich Deinen Text noch mal, weil ich denke, das kann doch nicht sein – und tatsächlich! Jetzt gefällt er mir.
Na, wie jetzt??? :susp: :lol:
Ich danke dir, lieber José, für deinen netten Kommentar und die unter Qualen hervorgebrachte Kritik!

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog,

jaja, ich weiß schon, ich bin sehr spät dran ... :Pfeif: Ich habe den Text (erst jetzt) mehrmals gelesen und finde ihn großartig. Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut. Schon der lakonische Titel. Einfach ein gelungenes Stimmungsbild. Da steckt wahnsinnig viel Mutter-Tochter-Dings drin. Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? - Ich sehe die beiden Karnickel aus dem gleichnamigen Bilderbuch vor mir. Bis zum Mond und wieder zurück.

Es gibt nur einen einzigen Satz, mit dem ich ein Problem habe, und das ist der dritte: "Das muss besser werden." Das klingt mir zu verkniffen. Weiß nicht, ob Muttern in dem Moment wirklich so drauf ist. Ein Lebensabschnitt geht gewissermaßen zuende und sie achtet auf Details, die Spinne, die Tapete - passt. Aber dieser eifrige Satz, das müsse besser werden, weiß nicht. Ganz streichen ginge aber nicht, dann stünden zwei kurze SPO-Sätze mit "ist" hintereinander. Tja, schwierig. Na, vielleicht gewöhne ich mich ja noch an den Satz. :D

Wie auch immer, mich hast du hier überzeugt. Danke fürs Posten!

Liebe Grüße
Anne

 

Hey Raindog,


ich reihe mich ganz hinten ein und fange mal mit Kleinvieh an.

Die Spinne überschreitet den Schmutzrand, der übrig geblieben ist, als Emma ihren Banksy-Druck abgenommen hat.
Ich könnte sie einsprühen.
Ein Ministolperer für mich, der Bezug ist halt etwas unsauber.

Das Kehrblech fliegt aus dem Fenster.
Ich blicke ihm hinterher, wedele mit dem T-Shirt, rufe: „Raus! Raus hier!“, höre es scheppern, schwenke den Stoff wild herum wie ein schlechter Torero, atme aus.
Das habe ich nicht verstanden. Wie kann ich mir das vorstellen? Das Kehrblech schmeißt sie raus und greift gleichzeitig nach dem T-Shirt, das sie dann schwenkt? Das Verb würde ich übrigens auch überdenken (ersetzen), das Bild mit dem Torero ist schön, aber hier erwarte ich iwas Hektisches. Schwenken passt nicht so ganz, meine ich.

So, das war's auch schon, mehr habe ich nicht aufgestöbert. Das heißt, doch, Vieles könnte ich zitieren, was dir sehr gelungen ist, Raindog.
Ist wirklich 'ne schöne Kurzgeschichte, die ganz viel erzählt - auf engstem Raum. Sehr gelungen, hat mir ausgesprochen gut gefallen!


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Hi @Raindog

yea, jetzt wird der Thread geflutet und die Karnevalsverweigerer, Spätleser melden sich zu Wort. :D
Eine feine, reduzierte Geschichte finde ich vor, Gedankenflut, Abschied, die sich zwischen Spinnengliedern, Fugen und Erinnerungen bewegt.Vielleicht ein bisschen zu reduziert, zu sehr nach innen gerichtet, aber das mindert die Wucht nicht, die Gefühle der Protagonistin, die due zwischen den Zeilen unterbringst. Okay, dem Leser verlangen die Sprünge Konzantration ab, ein paar Mal musste ich im Text zurück, um den Bezug wiederzufinden, aber das spricht eher für den Text, der Leser darf ruhig arbeiten. :D

In den Hohlräumen, dort, wo sich die Tapete von der Wand gelöst hat, lauern Gesprächsfetzen, leises Atmen und dünnes Gekicher.
genauer gesagt in allen Fugen, manchmal in der Luft, einem Farbton, einem Flecken, überall.

Ich könnte sie einsprühen. Mit Graffitispray an der Wand fixieren: vier Beine innerhalb, vier Beine außerhalb des Dreckrahmens.
sehr gut, quasi im Spinnennetz.

nichts mehr davon, was ganz hinten in den Fächern gelegen hat, in die ich nie hineingesehen habe.
der lügt, der Erzähler, woher weiß er es sonst?

Wir blicken uns an und mir wird klar, sie hat hier Dinge gesehen, für die meine Augen zu groß und zu wenige waren.
klingt etwas nebulös, die Formulierung, zu groß, zu wenige? Mit Adjektiven allein erhalte ich kein Bild.

„Alles klar da oben?“, fragt Ronald, das Gesicht voller Schmieröl.
„Yep.“
Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut.
hübsches Ende

viele Grüße aus dem Faschingswind
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Anne49

Ich habe mich total über deinen positiven Kommentar gefreut, macht doch gar nichts, wenn spät noch welche eintrudeln, ist doch schön! Aber noch mehr freue ich mich, dass du wieder im Forum aktiv bist, du hast hier wirklich gefehlt!

Also, natürlich ist das schön, dass dich die kleine Geschichte so erreicht hat. Sogar mit Gänsehaut! Mehr kann man sich nicht erhoffen! :)
Die beiden Karnickel kennen ja wirklich sicher die meisten, das war also eine schöne Möglichkeit etwas auszudrücken, ohne es ganz auszuformulieren.
Der Satz, den du nicht so passend findest: "Das muss besser werden." Es soll dadurch eigentlich zum Ausdruck kommen, dass die Mum ihren sentimentalen Gefühlen versucht, mit Selbstironie gegenüberzutreten. Ich überlege mal noch, was besser passen könnte. Obwohl, du hast ja geschrieben, dass du dich vielleicht noch an den Satz gewöhnst ... ;)
Auf jeden Fall danke ich dir für deinen feinen Kommentar, liebe Anne.

Und auch euch beiden, lieber @hell und lieber @Isegrims, ich habe mich auch riesig gefreut über eure Kommentare, aber ich werde sie erst am Wochenende beantworten, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin. Hier ist das nicht so dolle mit dem Wlan, vorhin bin ich schon wieder rausgeflogen, und ich tippe auch nicht so gerne besonders viel ins Handy, mit dem Zitieren klappt das auch nicht so gut, dafür bin ich eindeutig zu alt ... :heul:

Liebe Grüße von Rain Snowdog

 

Hi @Raindog

Ich habe die Kommentare nicht gelesen, musste deine Geschichte zwei Mal lesen, um zu meinen, sie verstanden zu haben.

Ronald baut gerade den Fahrradträger aufs Auto. Nachher besuchen wir Emma und bringen ihr die letzten Kartons und das Rad.
Also ist Emma ausgezogen und sie (die Eltern) bringen ihr die restlichen Sachen.
(Diese Erkenntnis kam mir beim 2. Lesen)

Ronald und ich,
wir werden
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.
Können wir einen Hund haben?
Ja, das sind so Wünsche, die man als Eltern hat, wenn die Kinder außer Haus sind.
Aber was sprach dagegen, schon vorher einen Hund zu kaufen? Na ja, egal.

So bleibt der Prota im Augenblick nur die Spinne, die Tapete, das alte Zimmer ihrer Tochter und viele "merkwürdige" Gedanken, wie:

Frau Schulz hat gesagt, im Staubsauger ersti…
Himmelherrgott, Frau Schulz war eine dämliche Kuh!
Was ist mit Frau Schulz geschehen ("war ...")?

oder:

Doch! Es muss von Nike sein! Alle …

Hat mir gefallen.
Ein schöner, kleiner Ausschnitt. Hätte mir jedoch mehr gewünscht. Vielleicht mehr in die Richtung, was die Eltern in Zukunft machen möchten, oder, oder ...

Viele Grüße,
GoMusic

 

Hallo @Raindog,
natürlich ist inzwischen alles schon gesagt, aber ich habe deine Geschichte gerade erst entdeckt und ich finde sie super. Ich hatte keine Probleme, zu verstehen, um was es geht und du die Gefühle der Mutter super hinbekommen, zwischen Wehmut und Ideen für ein Leben "danach", zwischen Verständnis und Unverständnis.
Sehr gerne gelesen
Snowmaid

 

Lieber @hell,

so, jetzt nochmal richtig, bin nun wieder von komfortabler Technik umgeben! ;)

Die Spinne überschreitet den Schmutzrand, der übrig geblieben ist, als Emma ihren Banksy-Druck abgenommen hat.
Ich könnte sie einsprühen.
Ein Ministolperer für mich, der Bezug ist halt etwas unsauber.
Da hast du schon recht, es wurde auch schon einmal angemerkt, aber so ganz falsch ist es eben (für mich) auch nicht, da es schön das chaotische Hin und Her im Kopf der Prota zeigt, die Gedanken, die ineinander übergehen: Zum einen ihre ganz reelle Not mit der blöden Spinne, und gleichzeitig ihre sentimentalen Gefühle, weil die Tochter auszieht.
Das Kehrblech fliegt aus dem Fenster.
Ich blicke ihm hinterher, wedele mit dem T-Shirt, rufe: „Raus! Raus hier!“, höre es scheppern, schwenke den Stoff wild herum wie ein schlechter Torero, atme aus.
Das habe ich nicht verstanden. Wie kann ich mir das vorstellen? Das Kehrblech schmeißt sie raus und greift gleichzeitig nach dem T-Shirt, das sie dann schwenkt?
Genau so kannst du dir das vorstellen, ja. Es ist ja sowieso nicht ganz normal, ein Kehrblech aus dem Fenster zu schmeißen, glaube ich. :D Mit der einen Hand schleudert sie das Blech (Fenster ist ja bereits offen), mit der anderen hält sie aber dann doch lieber das T-Shirt fest – alles will sie eben nicht loslassen.
Das Verb (schwenken) würde ich übrigens auch überdenken (ersetzen), das Bild mit dem Torero ist schön, aber hier erwarte ich iwas Hektisches. Schwenken passt nicht so ganz, meine ich.
Finde ich auch, stimmt. Ich habe jetzt zunächst mal schütteln draus gemacht, was Besseres habe ich noch nicht gefunden, aber ich überlege noch.
So, das war's auch schon, mehr habe ich nicht aufgestöbert. Das heißt, doch, Vieles könnte ich zitieren, was dir sehr gelungen ist, Raindog.
Das ist ja ganz prima! :bounce:
Ist wirklich 'ne schöne Kurzgeschichte, die ganz viel erzählt - auf engstem Raum. Sehr gelungen, hat mir ausgesprochen gut gefallen!
Danke dir, hell, ich freue mich sehr über dein Lob. Das mit dem engsten Raum, das wollte ich hier ja auch extra, weil, länger wäre die Geschichte vielleicht in ein elendiges Gejammer abgedriftet.

Liebe Grüße und einen schönen Restsonntag wünscht dir Raindog

Lieber @Isegrims,

die Karnevalsverweigerer, Spätleser melden sich zu Wort.
So, Karneval endlich vorbei :D , Urlaub leider vorüber :heul: – gehen wir also zur Tagesordnung über!
Eine feine, reduzierte Geschichte finde ich vor, Gedankenflut, Abschied, die sich zwischen Spinnengliedern, Fugen und Erinnerungen bewegt.
Ich freue mich, dass du die Geschichte so fein empfindest.
Vielleicht ein bisschen zu reduziert, zu sehr nach innen gerichtet
Ich weiß, es sind ja wirklich fast nur ein paar Gedankenschnipsel, die sich der Leser selbst zusammensetzen muss, aber ich denke, bei der Kürze des Textes ist das machbar.
aber das mindert die Wucht nicht, die Gefühle der Protagonistin, die du zwischen den Zeilen unterbringst
Danke! :)
Okay, dem Leser verlangen die Sprünge Konzantration ab, ein paar Mal musste ich im Text zurück, um den Bezug wiederzufinden, aber das spricht eher für den Text, der Leser darf ruhig arbeiten.
Ja, wie oben schon gesagt, bei einem längeren Text hätte ich mir das sicher auch nicht erlaubt, aber da es ja nicht einmal zwei Seiten sind, finde ich so ein bisschen hin und her springen gerade noch vertretbar. Ich sehe das wie du, ein bissel darf der Leser da ruhig arbeiten. ;)
nichts mehr davon, was ganz hinten in den Fächern gelegen hat, in die ich nie hineingesehen habe.
der lügt, der Erzähler, woher weiß er es sonst?
Verrate ich nicht. :sealed: Vielleicht lügt sie, vielleicht auch nicht. Muss jeder für sich entscheiden.
Wir blicken uns an und mir wird klar, sie hat hier Dinge gesehen, für die meine Augen zu groß und zu wenige waren.
klingt etwas nebulös, die Formulierung, zu groß, zu wenige? Mit Adjektiven allein erhalte ich kein Bild.
Ist vielleicht wirklich ein etwas versponnener Gedanke, aber andererseits auch wieder ganz schlicht: Ihr ist klar, dass sie nie jede Einzelheit vom Treiben ihrer Tochter wissen kann, nicht jede kleine Befindlichkeit registriert haben wird – zu große Augen eben für kleine Details. Na, und die Spinne hat das Leben der Tochter eine gewisse Zeit lang mit acht Augen beobachtet: Das sind schonmal sechs mehr als die Prota hat! Wie gesagt, ein etwas verspielter Gedankengang. ;)
Ich kann sie nicht mehr sehen, aber ich denke, es geht ihr gut.
hübsches Ende
Danke dir, Isgegrims, hat mich sehr gefreut, und ich wünsche auch dir einen schönen Restsonntag und viel Spaß beim Nachfeiern deines gestrigen Erfolges!

Viele Grüße von Raindog


Lieber @GoMusic,

Ich habe die Kommentare nicht gelesen, musste deine Geschichte zwei Mal lesen, um zu meinen, sie verstanden zu haben.
Okay, das scheint ja einigen so zu gehen wie dir. Ich habe gerade im obigen Kommentar geschrieben, die Geschichte ist ja so kurz, dass ich das vertretbar finde, wenn der Leser da bisschen was zu tun bekommt. Es dauert ja nicht so lange. Ich wollte natürlich keine Rätselgeschichte schreiben, eher so, dass Schritt für Schritt klar wird, was die Prota da genau umtreibt.
Also ist Emma ausgezogen und sie (die Eltern) bringen ihr die restlichen Sachen. (Diese Erkenntnis kam mir beim 2. Lesen)
Ja, ganz genau die richtige Erkenntnis! :) (Wie schnell man da durchsieht, hängt vielleicht auch damit zusammen, in welcher Lebensphase man sich selbst gerade befindet: ob man die Situation eventuell schon kennt oder kurz davor ist.)
Ronald und ich,
wir werden
anfangen zu kiffen,
den New-York-Marathon laufen,
Didgeridoo spielen,
ein paar Hunde kaufen.
Können wir einen Hund haben?
Ja, das sind so Wünsche, die man als Eltern hat, wenn die Kinder außer Haus sind.
Aber was sprach dagegen, schon vorher einen Hund zu kaufen? Na ja, egal.
Nee, nicht egal! Die hätten sicher schon längst einen gehabt, wenn es mit den Arbeitszeiten nicht so ungünstig wäre. Ist es jetzt natürlich immer noch, deshalb werden sie sich wohl auch nicht wirklich einen Hund anschaffen (momentan). Das ist nur so ein trotzig-tröstlicher Gedanke der Prota, das Klischee vom Ersatzkind eben.
So bleibt der Prota im Augenblick nur die Spinne, die Tapete, das alte Zimmer ihrer Tochter und viele "merkwürdige" Gedanken
Ja, so kann es einem wohl in vielen Situationen gehen, dass die Gedanken ihr eigenes Ding machen ...
Frau Schulz hat gesagt, im Staubsauger ersti…
Himmelherrgott, Frau Schulz war eine dämliche Kuh!
Was ist mit Frau Schulz geschehen ("war ...")?
Ich denke, Frau Schulz war eine Grundschullehrerin, und das ist lange her und Mutter und Tochter hatten mit ihr seither nichts mehr zu tun. Deshalb ist sie nur noch eine Erinnerung und „war“, auch wenn sie sicher noch lebt.
Hat mir gefallen.
Ein schöner, kleiner Ausschnitt. Hätte mir jedoch mehr gewünscht. Vielleicht mehr in die Richtung, was die Eltern in Zukunft machen möchten, oder, oder ...
Könnte man sicher, aber ich wollte es in diesem Fall wirklich kurz und knackig haben, einen kleinen, aber intensiven Einblick in die Gefühlswelt der Prota. Bei einem längeren Text hätte ich die Gefahr gesehen, dass er zu wehleidig wird und dann einfach nervt …
GoMusic, ich danke dir sehr für deinen Kommentar und wünsche dir noch einen wunderbaren Restsonntag.

Viele Grüße von Raindog


Liebe @Snowmaid

natürlich ist inzwischen alles schon gesagt, aber ich habe deine Geschichte gerade erst entdeckt
Ich freue mich immer über jeden Kommentar, egal, wieviel schon gesagt wurde! :)
und ich finde sie super.
Und das freut mich ja erst recht! :bounce:
Ich hatte keine Probleme, zu verstehen, um was es geht
Schön! Das ist ja wirklich sehr unterschiedlich. Zum Glück haben diejenigen, denen es anders ging, trotzdem nicht aufgegeben.
und du die Gefühle der Mutter super hinbekommen, zwischen Wehmut und Ideen für ein Leben "danach", zwischen Verständnis und Unverständnis.
Ich freue mich wirklich riesig, dass die kleine Geschichte in vielen Fällen so gut funktioniert und danke dir für deinen Kommentar, Snowmaid.

Liebe Grüße und schönen Restsonntag wünscht dir Raindog

 

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