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Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen

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12.12.2011
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Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen

Eines Tages wachte er auf, stellte sich vor den Spiegel und beobachtete interessiert aber doch unbeteiligt die tiefen Augenringe, die sich in sein Gesicht malten. Im Spiegel ein leichtes missmutiges Kopfschütteln. Er drehte sich um, ging ins Wohnzimmer zum Regulator und stellte die Uhr eine Stunde zurück. Eine Stunde gewonnen. Eine Stunde gewonnen. Das ist nicht viel, das ist nichts, das sind paar Minuten aber immerhin. Das macht eine Stunde jünger.
Etwas gelangweilt lehnte er sich zurück, nahm eine Zigarette, ließ das Feuerzeug aufglühen und zog den Rauch tief in die Lungen. Er war jetzt in einem Alter, in dem es eigentlich kein Alter gab. Er war mit dem Zwischenalter gestraft, ihm war der Standpunkt wegradiert.
Er stand auf, ging einmal durch die vier Zimmer der Wohnung, schaute sich das Sammelsurium an, Ergebnis der Bewahrwut. Dann hielt er das Pendel der Uhr an, drückte die Zigarette in den überfüllten Aschenbecher, zog sich die Jacke über und schloss zweimal ab.
Als er schon das Ende der Straße erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um und sah aus dem Fenster des Wohnzimmers eine starke Rauchwolke ziehen.

Den Kopf in den grauen Himmel gereckt spürte er den feinen Tropfenfilm, der sein Gesicht überzog. Die Tropfen vereinigten sich zu einem kleinen Rinnsal, der ihm in den Nacken floss. Er nahm seine Hände zur Hilfe, um so noch mehr Regen auffangen zu können. Er drehte sich einmal schnell um die eigene Achse, fand das aber albern und ging weiter, mal etwas schneller, mal etwas langsamer. Er griff in die Tasche nach den Zigaretten, doch die Schachtel war leer. Er zerknüllte die Packung zu einem kleinen Ball, warf ihn in die Luft und hätte ihn mit einem eleganten Schuss quer über die Straße befördert, wenn er nicht danebengetroffen hätte. Bald hatte er die Außenbezirke der kleinen Stadt erreicht. Menschen waren keine unterwegs, nur ab und zu überholte ihn ein Auto, mit rhythmisch zuckenden Scheibenwischern. Er kam an den Waldrand und tauchte hinein in den dunklen, baumbestandenen Raum. Es regnete jetzt so stark, das er sich nicht mehr die Mühe machen musste, Pfützen oder Matsch auszuweichen, denn alles war Pfütze und Matsch. Auf der rechten Seite tauchte in die Bäume geduckt ein grüner Bauwagen auf, wie ihn Waldarbeiter für ihre Pausen benutzen. Er ging dreimal um den Wagen herum. Die Fenster waren mit blechernen Läden verschlossen, vor der Tür hing ein Vorhängeschloss. Auf dem Bauwagen ragte ein Ofenrohr in die Höhe. Er rüttelte einmal an der verschlossenen Tür, er ging an die Wagenseite und versuchte den Blechladen aufzuziehen. Der Laden ließ sich öffnen. Dahinter eine fast blinde Glasscheibe, die er zur Seite schob. Er blickte einmal um sich - als ob bei diesem Wetter jemand unterwegs gewesen wäre - und schwang sich durch das enge Fenster ins Wageninnere. Rechts von ihm ein Tisch, und zwei Stühle. Auf dem Tisch ein altes Brot, einige leere Dosen Thunfisch und eine alte Zeitung. Daneben noch eine angebrochene Flasche Korn. Auf der linken Seite eine Motorsäge, Gummistiefel und an der Wand zwei Bauhelme. Außerdem ein gusseiserner Ofen, davor etwas Holz. Er setzte sich auf den Stuhl und suchte in seinen Taschen nach einer Zigarette. Er fand eine zerbrochene Zigarette, steckte sie sich in den Mund, ließ das Feuerzeug aufglühen und zog den Rauch tief in die Lungen. In dem Raum war es kalt.
Den Zigarettenrest schnippte er Richtung Ofen, stand auf und öffnete die Ofentür. Darin noch Reste von Holzkohle und etwas angekohltes Papier. Er hielt das Feuerzeug an das Papier, das hell aufloderte und wieder in sich zusammenfiel. Er hob ein bisschen Holz auf und stopfte es in den Ofen. Dazu noch die Zeitung, die auf dem Tisch lag. Dann blickte er sich noch einmal in dem Raum um und entdeckte neben der Motorsäge einen Kanister. Er schraubte den Deckel auf und roch daran. Dann schüttete er etwas von dem Benzingemisch in den Ofen. Diesmal griffen die Flammen schnell auf das Holz über und als es aufloderte schloss er die Tür und rieb über dem Ofen die Hände aneinander, auch wenn es noch nicht warm war. Aber es knisterte etwas in dem Ofen. Er setzte sich wieder auf den Stuhl. Als es langsam warm wurde in dem Wagen, zog er seine Jacke aus und hängte sie über den zweiten Stuhl. Auch seine Schuhe zog er aus, stellte sie neben den Ofen, setzte sich wieder hin und legte die Beine auf den wackligen Tisch. Den Kopf in den Nacken gelegt, schaute er an die Decke.
Es war jetzt so warm in dem Bauwagen, dass er seinen Pullover auszog. Der Ofen glühte so stark, das um ihn herum die Luft zu flirren schien. Er zog sich die nasse Jacke wieder an, stieg in seine Schuhe und verließ den Wagen, so wie er ihn bestiegen hatte, durch das Fenster. Nach einigen hundert Metern hörte er ein lautes Krachen und sah beim Umdrehen eine große Stichflamme aus dem Bauwagen in den dunklen Waldhimmel schießen. Langsam ging er weiter, bis er den Waldrand erreichte und wieder Asphalt unter seinen Füßen spürte. Nach einigen Häusern am Straßenrand, die ihm mit ihren hell erleuchteten Fenstern den Weg wiesen, blieb er vor einem Zigarettenautomaten stehen, an dem gerade ein Mann mit Hund seine Münzstücke einwarf. Der Mann zog eine Schachtel heraus und warf erneut Münzen ein und ging mit zwei Schachteln und dem Hund weiter. Er suchte in seinen Taschen nach Münzen, warf sie ein und erhielt seine Zigaretten. Der notorisch klamme, aber auch notorisch mit schlechtem Gewissen geplagte Staat hatte die Schachteln neuerdings mit mahnenden Sprüchen bedrucken lassen. Beim Öffnen der Schachtel las er, dass Rauchen zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen könne. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund, ließ das Feuerzeug aufglühen und zog den Rauch tief in seine Lungen. Als er in seine Straße einbog, sah er eine Kolonne von Feuerwehrfahrzeugen, die ihren Wasserstrahl auf die Wohnung richteten. Er schaute eine Weile von weitem zu, rauchte, drehte sich dann um und ging weiter. Als er die Zigarette austrat hatte er den Bahndamm erreicht. Er kletterte das Geröll hinauf und schaute nach rechts und links. Er griff wieder in die Schachtel und nahm sich eine Zigarette. Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen. Er rauchte jetzt schnell und hektisch. Am Horizont sah er die Lichter eines Zuges heranrasen. Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen. Das war das letzte, was er sich wünschte...

 

Hallo Taxifahrer

Eigentlich fand ich den Titel zu doof um wahr zu sein, doch um mir wirklich eine Meinung zu bilden, war ich dann auch mittendrin am Lesen.

Eines Tages wachte er auf, stellte sich vor den Spiegel und beobachtete interessiert aber doch unbeteiligt die tiefen Augenringe, die sich in sein Gesicht malten.

Du eröffnest gleich mit einem Widerspruch, interessiert und unbeteiligt, das beisst sich. Ich kann dir da keine tiefere Anregung geben, da ich nicht erkennen kann, welchen Kontrast du damit erzeugen wolltest. Statt malten schiene mir hier die sein Gesicht zeichneten übrigens treffender.

Du schreibst da anscheinend von einem suizidalen Pyromanen, der auch noch ein Messie ist, gemäss seiner Bewahrwut. Etwas viel zusammengepackt in diese eine extreme Figur, die einen ziemlich gefühllosen Eindruck macht. Als Leser erfahre ich einen Handlungsablauf, als ob ich neben ihm herlaufe und ihn beobachte, er mir ansonsten aber völlig unbekannt bleibt, da er kein Wort mit mir spricht.

Es ist die Innensicht und eine menschliche Interaktion, die mir vollkommen fehlen, stattdessen roboterhaftes Agieren. Im Tonfall klang es mir auch runtergeleiert. Nicht mal der titelgebende Spruch am Ende und seine Handlung hoben es mir ab. Am Schluss kam ich mir vor wie ein Blinder, den ich erkannte nicht mal, wieso es in der Rubrik Spannung/Krimi steht.

Vielleicht liesse sich aus dem Thema noch was deichseln, doch du müsstest die Figur beleben und ihr ein Profil geben, die sie auch interessant wirken lässt. Der Inhalt müsste sich zu einer eigentlichen Geschichte verdichten, die Motive sich klären und am Schluss eine Handlung ergeben, die sich durch die Geschichte verständlich kumuliert.

Lies doch mal in andern Geschichten, vielleicht auch solche die Widersprüche hervorrufen, warum sie denn Spannung erzeugen und lesenswert erscheinen. Und versuche mal in eine Geschichte eines andern hineinzudenken und zu besprechen, die Stärken und Schwächen erkennen und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Ich denke mal, du hast hier einfach en bloc ein paar Texte heruntergeschrieben, statt dich zu fragen, welche Elemente eine Geschichte zum Tragen bringen.

Jeder Anfang ist schwer, aber es ist leichter, wenn man es mehr systematisch angeht. Also viel Glück.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo,

ich glaube, es handelt sich bei der Figur um einen vom Rauchen tödlich erkrankten (Lungenkrebs?), der den Selbstmord wählt, um einem langsamen, qualvollem Dahinsiechen zu entgehen. Bevor er sich vor den Zug wirft, zieht er nochmal auf eine letzte Zigarette um die Häuser. Es werden dann doch mehr als eine Zigarette, aber was solls.

Ein typisches Verhalten Suchtkranker, die im Angesicht des Unvermeidlichen nicht (mehr) die Kraft haben das todbringende Laster zu lassen. Bringt ja eh nichts mehr. Und sich dem konsequenterweise folgenden, langsamen Sterben zu stellen, dazu sind sie zu feige. Nun ja, das ist was ich aus der Geschichte lese.

Ansonsten gebe ich Anakreon recht. Die Figur bleibt trotz ihrer zahlreichen extremen Verhaltenweisen (Sammelwut, Pyromane - bin mir nicht sicher ob die Feuer nicht eher absichtlos entstanden sind) zu farblos, die Geschichte zu strukturlos und zu wenig mitnehmend. Ich empfinde für deine Figur kein Mitleid, nicht mal Mitgefühl oder irgendein Gefühl. Das sollte eine solch tragische Figur eigentlich im Leser auslösen.

Sprachlich ist die Geschichte nicht schlecht, einige Formullierungen gefielen mir recht gut. Aber am Spannungsaufbau, der Charakterisierung der Figur und am Handlungsablauf gibt es noch starkes Verbesserungspotential.

Ich kann nur raten, mach weiter. Vielleicht mal nur ein oder zwei Geschichten ausarbeiten, aber die richtig. Qualität geht vor Quantität

Grüße

resi26

 

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