Was ist neu

Prothesenschnupfen

Mitglied
Beitritt
12.11.2008
Beiträge
398
Zuletzt bearbeitet:

Prothesenschnupfen

»Opa Wiemers, Opa Wiemers. Erzähle uns eine Geschichte. Bitte, bitte.«
Trübe Augen blickten in die Richtung der bettelnden Kinderstimmen. Opa lächelte, er liebte die Kinderstimmen.
»Was wollt ihr hören?«, fragte er mit seiner tiefen Märchenopastimme.
Stille. Dann schrien alle gleichzeitig los. Opa Wiemers hob die Hände an die Ohren.
»Kinder, nicht alle auf einmal. Ich verstehe ja kein Wort.«
Ein besonders lauter Junge überschrie alle anderen.
»Epidemie! Erzähl uns von der Epidemie.«
»Ja, erzähl uns von der Epidemie. E-pi-de-mie. E-pi-de-mie. E-pi-de-mie.«
»Warum wollt ihr immerzu diese schreckliche Geschichte hören? Ich möchte euch viel lieber die Geschichte von Aschenputtel erzählen.«
»Pah, die ist doch voll langweilig. Die Epidemie ist viel spannender.«
Wieder der vorlaute Junge.
»Aber sie ist auch sehr traurig, das wisst ihr doch?«
»Das macht nichts. Wir hören sie trotzdem gerne.«
Ein Mädchen mit heller, süßer Stimme.
»Na gut, ihr gebt ja doch keine Ruhe. Wer die Geschichte schon kennt, ist ruhig.«
Kleidung raschelte, aufgeregtes Wispern erklang, ein Kichern schwebte davon.
Opa sammelte sich einen Moment mit gesenktem Kopf. Dann begann er in die angespannte Stille hinein zu sprechen.
»Stellt euch vor Kinder, als ich noch viel jünger war als heute, brauchte niemand eine Atemmaske oder eine Sauerstoffdusche zu Hause. Ich erinnere mich, dass mein Vater immer Zeit für mich hatte, weil er nur zwei Tag in der Woche arbeiten musste. Niemand auf der ganzen Welt musste mehr als zwei Tage arbeiten. Und Erkältung war die schlimmste Krankheit, die wir kannten. Heute sagt man, die Menschen damals lebten im Paradies. Kennt ihr den Begriff Paradies, Kinder?«
Opa wartete geduldig darauf, bis den Kindern wieder einfiel, dass er ihre hochgestreckten Hände nicht sehen konnte.
»Das Paradies ist, wo alle glücklich sind«, meldete sich wieder der vorlaute Junge zu Wort.
Opa nickte.
»Ja, es war ein Paradies.«
Er holte stockend Luft.
»Heute kennt wieder jeder die Bedeutung der Worte „Umweltverschmutzung" und „Waffe". Jeder weiß, dass braune Wolken böse sind und man bei Regen nicht im Freien sein darf.«
»Was ist denn passiert?«, wollte eines der jüngeren Kinder wissen, doch ein anderes zischte ihm zu:
»Sei ruhig und lass Opa erzählen.«
»Wir verdankten unser Paradies kleinen Heinzelmännchen, die man Biotechs nannte.«
»Was sind Biospecks?«
»Biotech, meine Kleine, Biotech. Das war damals so etwas wie die Mikrochips heute. Ihr wisst doch, was Mikrochips sind, oder?«
»Klar!«, schallte es ihm entgegen.
»Das sind so kleine Dinger, die machen, dass meine Puppe sprechen kann«, piepste ein Mädchen.
»Genau. Nur, dass damals eben alles mit Biotechs funktionierte. Sie machten alles für uns. Sie machten uns sogar gesund, wenn wir krank waren. Mein Freund Benni zum Beispiel hatte bei einem schlimmen Autounfall einen Arm verloren. Aber dank der Biotechs bekam er einen neuen Arm. Und der war sogar besser als der Alte. Benni wurde damit der beste Werfer in unserer Mannschaft.«
»Du lügst, Opa. So was gibt es doch gar nicht!«
»Nicht mehr, mein Junge. Nicht mehr.«
Ein wehmütiger Ausdruck legte sich auf das Gesicht des alten Mannes und er berührte kurz seine Augen.
»Damals konnte man alles am Menschen reparieren. Arme, Beine, Herzen, es gab nichts, das man nicht austauschen konnte. So jemanden wie Luka gab es damals nicht.«
»Das ist gemein, Opa. Luka kann doch nichts dafür.«
»Ihr habt recht. Verzeiht mir bitte. Ich vergesse manchmal, dass wir unser Paradies verloren haben und es nie wieder zurück bekommen.«
Er rieb über sein Gesicht, seine Hand schabte über die Bartstoppeln an seinem Kinn.
»Könnt ihr euch vorstellen, dass die Kinder früher nicht aus Mamas Bauch kamen?«
»Woher denn dann?«
»Irgendwann merkten die Menschen, dass die Biotechs uns dabei helfen konnten, die tollsten Kinder der Welt zu machen. Wenn sich also eine Mama und ein Papa sehr lieb hatten, dann gingen sie zu einem Arzt. Und der Arzt und die Biotechs halfen den beiden dann, ein Kind zu bekommen. Aber das wuchs nicht in Mamas Bauch, sondern in einer weichen Schale in einem großen Haus, in dem ganz viele solcher Schalen waren. Diese Häuser nannte man Geburtshäuser.«
Einige der Kinder begannen, miteinander zu flüstern.
»Bitte Kinder, wenn euch die Geschichte langweilt, dann kann ich ja doch das Märchen von Aschenputtel erzählen.«
»Nein!«, kreischte es ihm empört entgegen.
»Also gut.«
Der Opa richtete die Decke auf seinen Beinen und fuhr dann fort:
»Eines Tages erschoss ein berühmter Geiger bei einem Konzert mit seinem Geigenbogen fast den Dirigenten. Sein künstlicher Arm war mitten im Konzert plötzlich kaputt gegangen. Der Dirigent konnte sich aber rechtzeitig ducken.«
Gekicher huschte durch den Raum.
»Niemand dachte sich etwas dabei. Dann hörte man von einem Eistänzer, der durch das Eis gebrochen war, weil er seine künstlichen Beine nicht mehr anhalten konnte. Und dann wurde es immer schlimmer.«
»Was ist denn passiert?«, fragte ein Mädchen, das die Geschichte noch nicht kannte.
»Die Medien berichteten damals von Unfällen mit Herzschrittmachern und künstlichen Nieren. Diese kleinen Lebensretter versagten erst manchmal, dann immer öfter. Die Forscher sagten nur, dass kein Grund zur Sorge bestünde. Es sei schlimm, dass Menschen deshalb sterben müssten, Unfälle kämen nun einmal vor. Aber es wurden immer mehr. Plötzlich sprach niemand mehr von Unfällen. Jeder sprach jetzt von „der Epidemie“. Und die Wissenschaftler, die vorher von Unfällen gesprochen hatten, forschten jetzt mit aller Macht nach den Ursachen. Und was soll ich euch sagen. Sie fanden ...«
Die Kinder beugten sich erwartungsvoll vor.
»... nichts.«
Enttäuscht ausgestoßene Luft übertönte das kurze Lachen des Opas.
»Aber ... aber wenn die nichts gefunden haben, warum sind die Sachen dann kaputt gegangen?«
»Tja, täglich las man neue Sensationsmeldungen in der Zeitung. Dass man die Ursache gefunden hatte und eine Lösung ganz nahe sei. Aber es stimmte nicht.«
»Aber warum haben die Leute so etwas dann gesagt, wenn es doch nicht stimmt?«
»Weil die Menschen dumm sind, Liebes. Weil sie ihre Unfähigkeit nie zugeben würden.«
»Aber das ist doch doof«, sagte das gleiche Kind.
Opa Wiemers Nichtblick richtete sich auf den Sprecher.
»Da hast du vollkommen recht. Aber wenn ihr älter seid, werdet ihr feststellen, dass die Menschen oft doof sind. Lasst euch davon nicht beeinflussen. Versucht schlau zu sein.«
»Aber warum sind die Sachen denn nun kaputt gegangen?«
»Das fand man erst viel, viel später heraus. Als fast jedes Biotech zerstört war.«
Er tastete mit zitternder Hand nach einem Glas Wasser und befeuchtete seinen vom Reden und der Erinnerung ausgetrockneten Mund.
»Erzähl bitte weiter, Opa. Wir wollen wissen, wie es weitergeht!«
»Eines Tages hatte ein junger Biotechniker ein neues Programm geschrieben, das die Biotechs noch besser machen sollte. Dem jungen Mann war aufgefallen, dass die Biotechs zwar wunderbar funktionierten, aber wenn sie kaputt waren, mussten sie ersetzt werden. Und das wollte er ändern. Die Biotechs sollten gar nicht erst kaputt gehen. Ihr müsst dazu wissen, dass sie zwar lebten, aber auch kleine Maschinen waren.«
»Saßen da kleine Männchen drin?«
Opa Wiemers schmunzelte.
»Nein. Gesteuert wurden sie von etwas, das man Programm nennt. Und die Menschen, die diese Programme schrieben, hießen Bioprogrammierer. Am Anfang funktionierte das Programm des jungen Bioprogrammierers tadellos. Die Maschinchen liefen und liefen und reparierten sich selber. Jeder redete davon und lobte den Programmierer. Sogar seinen Namen gab man dem Programm. Und dann hatte der junge Programmierer noch eine Idee. Er machte die Biotechs so klug, dass sie mit einander reden konnten. Ihr fragt euch sicherlich, was sie miteinander redeten? Sie sprachen über ihr Programm. Und die Biotechs mit Programm fragten die ohne Programm: Wollt ihr das Programm auch haben? Und diese antworteten: Ja, gebt uns dieses Wunderprogramm. Jetzt müsst Ihr aber wissen, dass die Biotechs nicht mit Worten miteinander redeten, sondern mit Funkwellen und kleinen Teilen von sich selber. Diese kleinen Teilchen waren wie Schnupfenbazillen. Und die verbreiteten sich von Biotech zu Biotech.«
»Die Biospecks hatten Schnupfen? Mussten die sich dann die Nase putzen?«
In das Lachen der anderen Kinder hinein sagte dasselbe Mädchen empört:
»An Schnupfen stirbt man doch nicht, Opa!«
»Du hast recht. Aber es war schlimmer als ein Schnupfen. Stellt euch den schlimmsten Schnupfen eures Lebens vor. Und dann stellt ihr euch einen noch viel, viel böseren Schnupfen vor.«
Erschrockenes und ängstliches Gemurmel klang auf. Einer der Kleinsten steckte seinen Daumen in den Mund.
»Das war ja ganz doll schlimm«, sagte eine dünne, traurige Stimme.
»Ja, das war es, mein Schatz. Denn die Biotechs spielten plötzlich verrückt. Sie begannen, alles um sich herum zu reparieren. Aber reparieren kann man nur, was kaputt ist. Also, überlegten die Biotechs, müssen wir erst alles kaputt machen, um es dann zu reparieren. Aber nicht alles bestand aus Biotech. Und nicht alles kann man reparieren.«
Von den Erinnerungen fröstelnd zog der Alte die Decke auf seinen Beinen höher.
»Nach einiger Zeit bekam man Nahrung nur noch in Verteilstellen. Ich erinnere mich, dass wir irgendwann begannen, am Abend Kerzen anzuzünden statt einfach die Lampen anzumachen. Das, was wir zu essen hatten, aßen wir immer sofort, denn die Kühlschränke funktionierten nicht mehr. Meine Frau konnte jahrelang nicht mehr mit ihrer Schwester in Kanada sprechen. Die Beerdigungsunternehmer wurden steinreich.«
Der Junge mit dem Daumen im Mund lehnte sich an eines der größeren Mädchen, das ihm den Arm um die Schultern legte.
»Doch der Mensch ist erfindungsreich. In unseren Museen und Bibliotheken fanden wir, was wir zum Überleben brauchten. Filme, in denen Flugzeuge mit großen, lauten Motoren flogen zum Beispiel. Oder Züge, die dampfend und pfeifend durch die Landschaft fuhren. Und wir fanden Bücher, in denen beschrieben wurde, wie man das alles baut. Die Menschen waren begeistert und machten den Alten alles nach.«
Seine Stimme wurde plötzlich rauer und noch etwas tiefer.
»Unser Paradies verwandelte sich in die Hölle«, flüsterte er.
»Die Bäume in den Wäldern wurden zu Skeletten, die ihre dürren Äste zu den schmutzigen Wolken im Himmel streckte. Und das Bunt der Blumen verfaulte langsam zu rußigem Schwarz.
»Vater! Hör sofort auf damit. Du machst den Kindern Angst. Wie konntest du nur diese schreckliche Geschichte erzählen?«
In der Tür stand breitbeinig eine junge Frau mit gerötetem Gesicht und zusammengekniffenen Augen. Sie sprach sehr laut.
»Die Kinder haben mich darum gebeten, Tatjana.«
»Und du hattest nichts besseres zu tun, als ihnen deine Schauergeschichten zu erzählen. Schämen solltest du dich.«
»Lass mich die Geschichte bitte zu Ende erzählen. Dann ist immer noch genug Zeit, sich zu schämen.«
Seine Tochter verschränkte ihre Arme und starrte ihn schweigend an. Er konnte ihre Ablehnung fühlen, wie ein heißer Wind, der über ihn strich. Wie bei einem Tennisspiel verfolgten die Kinder den Streit der beiden.
Er räusperte sich.
»Ich muss euch ja noch erzählen, wie es mit den Menschen weiterging. Die Kirchen waren jeden Tag voll und Weinhändler verdienten ein Vermögen. Bald sah man wieder gebrechliche und kranke Menschen und die Mediziner arbeiteten rund um die Uhr.«
Der alte Mann schien die Erschöpfung der Mediziner noch einmal zu erleben, er sackte etwas in seinem Sessel zusammen.
»Die Welt wurde zu dem, was sie heute ist. Doch es gibt immer noch Dinge, die uns Freude machen.«
Die Kinder drängelten sich um den Sessel des alten Mannes. Sie wussten, was jetzt kam.
»Die Menschen machen noch eine Sache wieder wie die Alten. Auch unsere Vorfahren machten eine Art Biotech, die schönsten Biotechs, die es gibt. Und wir machen es wieder genauso wie sie. Euch.«
Und er zog unter seiner Decke auf seinem Schoß zwei Hände voll bunter Lollies hervor. Die Kinder rissen ihm die Leckerei aus den Händen und liefen hinaus, das bunte Papier und die Geschichte hinter sich lassend. Opa Wiemers senkte den Kopf. Ein schmerzliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen und eine Träne kroch seine Wange hinab. Seine Tochter kniete sich neben ihn und rieb ihm über den Rücken.
»Warum tust du dir das immer wieder an, Vater?«
Er streckte eine zittrige Hand aus und tastete nach ihrem Gesicht.
»Weil ich nicht vergessen kann, Tatjana.«
Er streichelte mechanisch ihr Gesicht.
»Die Kinder müssen wissen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Warum sie vergiftet ist und stirbt. Und wir mit ihr. Auch wenn sie Kinder sind. Die Epidemie haben wir überlebt, doch um den Preis der Zukunft der Kinder.«
Er streichelte weiter den Kopf seiner Tochter und dachte an jenes verhängnisvolle Programm, das seinen Namen trug.

 

Hallo,

Ich bin hin und her gerissen bei dieser Geschichte. Besonders gut gefällt mir die Stimmung, die Du durch das vom Großvater erzählte erzeugst, mehr wirklich positives kann ich gar nicht zum besten geben; das süßliche um die Kinder herum geht mir irgendwie auf den Wecker.

Trübe Augen blickten in die Richtung der bettelnden Kinderstimmen, ohne wirklich zu sehen.
klarer Fall von "zeigen, bitte!"
Versuche doch das "ohne wirklich zu sehen" wegzulassen. Dass er tatsächlich nichts sieht, kannst Du ja später noch einstreuen, wenn du unbedingt willst.

»Das ist ja ganz doll schlimm«, sagte eine dünne, ängstliche Stimme.
dies ist ein Beispiel, warum mir das mit den Kindern auf den Keks geht.

»Was ist Biospeck?«
den kriegt man beim Metzger. Also das geht meiner Meinung nach mal gar nicht!

»Die Biospecks hatten Schnupfen? Aber Schnupfen macht doch nicht tot«
Große kindliche Überzeugung schwang in den Worten.
den ersten Satz würde ich streichen.

die schönste Biotech, die es gibt.
nachdem er den Kindern erzählt hat, wie gefährlich diese Biotech doch ist, erscheint mir diese Aussage sehr fragwürdig.

Und plötzlich hielt er in jeder Hand ein duzend Lollies in buntem Papier.
nachdem du immer wieder darauf hingewiesen hast, wie alt und zittrig der Mann ist, halte ich es für nicht sonderlich glaubwürdig, dass er plötzlich 24 Lollies (zwei Dutzend, man beachte das t) in den Händen hält. Da drängt sich mir der Verdacht auf, dass mindestens 15 Kinder anwesend sein müssten. Wenn ich mich jetzt noch daran erinnere, was mir mein Opa immer gegeben hat, wenn ihr mir eine Freude machen wollte, dann waren das diese Eukalyptus-Bonbons mit dem Fähnchen, weil er ziemlich oft eine sehr belegte Stimme gehabt hat. Entsprechend ist das für mich viel opamäßiger als Lollies, aber vielleicht stehe ich mit dieser Ansicht alleine da.

schon beim Auspacken vergessend.
auch ein Klassiker. Diese Formulierung missfällt mir, weil sie einen völlig anderen Tonfall hat, als der Rest der Geschichte.

der Zukunft der Kinder.
"unserer" finde ich passender.

Er streichelte weiter den Kopf seiner Tochter und dachte mit Tränen in den Augen
finde ich ein bisschen weinerlich.

ich kann es also nur wiederholen: eigentlich gefällt mir die Geschichte, aber es gibt einiges, was mir nicht passt und das kann durchaus Geschmackssache sein. Gerne gelesen auf jeden Fall!

Georg

 

Hi Georg,

danke für den sehr schnellen und ausführlichen Kommentar. Freut mich, dass dir die Geschichte weitestgehend gefällt. Einige deiner Anregungen habe ich schon eingebaut.

Das Süße der Kinder ist in der Tat eine Gratwanderung. Kinder sind so, zumindest die, die ich kenne. Aber nicht immer. Die Kinder meiner Geschichte sind quasi das Konzentrat meiner Kinderbeobachtung.

Das Biotech gefährlich ist habe ich ja gar nicht gesagt. Nur, dass durch ein gutgemeintes Eingreifen in die Programmierung alles den Bach herunter ging. Opa erzählt ja, welche tollen Dinger die "Biospecks" (Kinder sind die Könige des Mißverstehens :) ) waren.

Das der Ope plötzlich ein paar Lollies in der Hand hat, ist eigentlich kein Widerspruch. er hatte ja während der Geschichte genügend Gelegenheit, die Lollies in die Hand zu nehmen. Ich habe das durch "unter der Decke hervorziehen" ersetzt. wirkt hoffentlich besser.

lg
Dave

 

Hi Dave!

Tja, ich glaube, noch schlimmer als 'tell' ist 'TELL' :) - und erzählt wird hier eindeutig zu viel. Anstatt den Leser direkt in das Geschehen um die Epidemie zu stürzen, bietest du lediglich eine Nacherzählung, was leider dazu führt, dass alles irgendwie recht oberflächlich bleibt.

Fazit: Geschichte hat mit ihrem Hintergrund durchaus Potential, was hier aber gar nicht ausgeschöpft wird. Mit einer anderen Herangehensweise könnte man aus dem Thema echt was machen.


Grüße
Christian


PS: Das, was Georg zum Nervigen rund um die Kinder schreibt, sehe ich genauso. So wie Kinder und Opa reden, naja, das klingt stellenweise irgendwie ... leicht debil. Ich würde mal sagen, dass auch kleine Kinder durchaus zu komplexeren Ausdrucksformen in der Lage sind, bzw. solche auch verstehen können.

 

Hi und so

Ich lese eigentlich nie Science Fiction, aber dieser Titel hat mich irgendwie neugierig gemacht und was soll ich groß drumrum reden, mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu meinen beiden Vorrednern, finde ich jedoch die Kinder keinesfallls nervig sondern ganz einfach realistisch dargestellt, so wie das auch in real bei einer "Märchenstunde" zugehen würde. <-- vllt sehe ich sowas als Frau einfach anders ;)

Auch die Erzählerperspektive aus der Sicht des Großvaters finde ich sehr gut gewählt.

So unterschiedlich sind manchmalo die Geschmäcker. ;)

Von mir gibts :thumbsup:

Lg, Ph:)nix

 

Hallo Dave,

Schließe mich der "weiblichen Meinung" an. Mir gefiel die Perspektive sehr gut. Aus der fernen Zukunft über die nähere Zukunft berichtet. Die Erzählerstimme gut gewählt. Ich saß mit den Kindern auf dem Teppich und hörte dem Großvater zu. Direkte Rede liegt Dir definitiv.

Sie begannen, auch alles andere um sie herum zu reparieren. Aber das war ja gar nicht kaputt. Also machten die Biotechs erst alles kaputt, um es dann zu reparieren. Doch das funktionierte nicht, weil ja nicht alles aus Biotech bestand. Und so blieb das Kaputte auch kaputt.

:hmm: Die Erklärung des Warum der eigentlichen Katastrophe ist für die Kinder OK, für den Leser finde ich sie etwas dünn, nicht wirklich nachvollziehbar. Würde ich noch ein Bisschen ausbauen.

Kleinigkeit:
Und so machten wir es wieder wie Sie. - "sie" klein

Bisschen moralisch geraten, aber das passt zur Märchenstimme des Großvaters. Dass er selbst der Erfinder war und möchte, dass die Jugend aus seinen Fehlern lernt, ist interessant, für meinen Geschmack könntest Du da auch noch etwas mehr draus machen. So klingt es etwas sentimental und belehrend.

Im Großen und Ganzen sehr gern gelesen. Hast mich wieder mal in die Science Fiction Abteilung gebracht ;), die eigentlich nicht so mein Fall ist.

Liebe Grüße und schönen Sonntag

Elisabeth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ccw, Phönix und Elisabeth,

vielen dank fürs Lesen und die Kommentare. Ich bin immer wieder verblüfft, welch unterschiedlichen Reaktionen meine Geschichten hervorrufen.

@ccw:
Ich gebe dir in zwei Dingen völlig recht.
Aus dem Epidemiethema kann man mehr machen und Kinder können komplexe Zusammenhänge verstehen.
ABER:
Die Epidemie war gar nicht das Thema der Geschichte. ;) Sie war nur das Vehikel für die Botschaft: Verändert nichts, ohne die Folgen zu kennen.
Wie ich schon geschrieben habe, sind die Kinder in der Geschichte das Kondensat meiner Kinderbeobachtungen, meines eigenen Kindes ebenso wie fremder Kinder. Außerdem ist die Altersbanbreite der Kinder in der Geschichte recht groß. Dies habe ich in der neue Version etwas deutlicher zu machen versucht.
Ich verstehe, was du mit dem "TELL" meinst. In der neuen Version, auch dank der Hinweise von Uwe, habe ich dies abgemildert. Hoffe ich zumindest.: )

@Phoenix:
*strahl*
Wenn ich mit meiner Frau nicht so glücklich wäre, würde ich deinen Kommentar glatt heiraten. :)
Es freut mich, dass dich der Ausflug in den SF-Thread nicht gereut hat. Ich hoffe, die geänderte Vision gefällt dir genau so gut.

@Elisabeth:
Wie immer freue ich mich über deinen Kommentar.
Warum die Epidemie und ihre Folgen etwas dünn erscheint, habe ich oben ja schon erklärt. Das der metaphorische Zeigefinger durchscheint, ist beabsichtigt. Ich hoffe, er droht nicht zu deutlich. :)
Ich glaube, das Belehrende ist in der neuen Version etwas entschärft.

Euch allen nochmals lieben Dank für eure Kommentare.

Dave

 

Hi Dave

Irgendwie ist es grotesk, wenn ein Storyteller, der das „Show“ trainieren will, eine Geschichte über einen Geschichtenerzähler schreibt. ;)
Aber gut, mittlerweile habe ich beide Versionen gelesen; die, welche du am Anfang reingestellt hast und die überarbeitete Version. Letztere klingt deutlich besser, wobei du meiner Meinung nach, dem „Show“ immer noch ausweichst.

Mal ein paar Vorschläge, oder Ideenansätze:

Wenn du einen aktiven Erzähler benutzt, der aus seinem Leben erzählt, dann sollten da auch unbedingt Erinnerungen mit rein. Erinnerungen, die nicht der Zuhörerschaft erzählt werden, sondern die als Bilder vor seinem geistigen Auge vorüberziehen.
Im Wechsel von geistigen Momentaufnahmen und der vor Publikum (in diesem Fall die Kinder) vorgetragenen Geschichte, solltest du ein ausgewogenes Verhältnis von „Show“ und „Tell“ hinbekommen.

Ein anderer Punkt ist die Vorhersehbarkeit, die leider auch in dieser Geschichte vorhanden ist. Das Problem ist, dass du meiner Ansicht nach zu sehr bekannte Klischees bedienst.
Auf die Frage, wie sieht ein Märchenonkel aus, der einer Schar Kinder Geschichten erzählt, werden die meisten an einen gemütlichen Opa und einen Haufen aufgeregter Kinder denken. So ist es zwar gut, wenn das Klischee beim Leser erstmal erfüllt wird – man denkt nun mal gern in bekannten Bildern. Allerdings ist es schlecht, wenn das Klischee von vorne bis hinten durchgezogen wird, weil es dann nämlich langweilig ist.
Hier fehlt ganz klar die Variation.
Eine Idee wäre zum Beispiel, dass die Kinder nicht echt sind. Vielleicht sind es Hologramme, Roboter, sprich irgendeine Art von Illusion, die der Erzähler geschaffen hat, damit er seine Geschichte erzählen kann.
Eine andere Idee wäre, dass der Erzähler vom Schema abweicht. Zumindest fand ich es in deiner Geschichte ein wenig seltsam, dass der gute Opa, der letztlich verantwortlich für die Epidemie war, so gut gelaunt ist. Ein verbitterter und griesgrämiger Sack, wäre glaubhafter gewesen.
Alles in allem, solltest du versuchen bestehende Klischees entweder zu vermeiden, oder so zu variieren, dass der Leser überrascht wird.

Sprachlich war die Geschichte gut. Sie lies auch beim zweiten Mal leicht und flüssig lesen. Den Titel der Geschichte fand ich stark. Fast sogar zu stark, da ich mir deutlich mehr erwartet hatte, als die Geschichte letztlich hergab.

So, die Kritik ist jetzt vielleicht ein wenig härter ausgefallen, aber da du wir beide im Workshop sind, dachte ich mir das klare Worte besser helfen, als Schönrednerei.

Mit besten Grüßen

Mothman

 

Hi Mothman,

Im Wechsel von geistigen Momentaufnahmen und der vor Publikum (in diesem Fall die Kinder) vorgetragenen Geschichte, solltest du ein ausgewogenes Verhältnis von „Show“ und „Tell“ hinbekommen.

Gute Idee, habe ich ansatzweise schon versucht, allerdings in der wörtlichen Rede. Mal drüber nachdenken.

Eine andere Idee wäre, dass der Erzähler vom Schema abweicht.

Mhm, ich sehe, was du meinst. Die Figur ist sicherlich noch nicht ausgereift. Den griesgrämigen Sacl wollte ich gerade vermeiden, eben weil der dem Klischee entsprochen hätte :-).
Die Charakterisierung, eben dass der Opa eben nicht vor seiner Schuld verzweifelt, misanthropisch wird und alle anmault oder sich umbringt, sondern sühnt, in dem er immer wieder die Geschichte erzählt, hielt ich für nichtklischeehaft. :confused:

Irgendwie ist es grotesk, wenn ein Storyteller, der das „Show“ trainieren will, eine Geschichte über einen Geschichtenerzähler schreibt.
Ja.

So, die Kritik ist jetzt vielleicht ein wenig härter ausgefallen, aber da du wir beide im Workshop sind, dachte ich mir das klare Worte besser helfen, als Schönrednerei.
Da bitte ich auch drum. (Nein, ich bettele nicht um Schläge :) )

Danke und lieben Gruß
Dave

 

Hallo Dave,

ich denke, ein Grund dafür, warum du in dieser Geschichte Schwierigkeiten mit dem show hast, ist deine Themenwahl. Es dürfte schwierig sein, globale soziale Umbrüche darzustellen, ohne ins tell zu verfallen.

Was mir auch noch nicht so ganz klar ist, ist warum der Biospeck paradiesische Zustände herbeigeführt hat. Selbst angenommen, durch die neuen Technologien könnten Ressourcenprobleme weitestgehend beseitigt werden, so gibt es doch noch genügend andere Konflikte auf der Welt, die nicht so einfach zu beheben sein dürften. Durch diesen extremen Konflikt von Paradies zur Hölle wirkt deine Geschichte etwas abgehoben und distanziert. Als Leser berührt sie mich nicht direkt, weil die Konsequenzen viel zu abstrakt sind.
Ich stelle mir vor, dass die Geschichte packender sein könnte, wenn das Problem des Prothesenschnupfens für den Bioprogrammierer auf einer viel persönlicheren Ebene Auswirkungen hat: Verlust von Reputation, Arbeitsplatz, Wohlstand. Das würde mehr Identifikationspotential bieten. Aber mich in eine Person einzufühlen, die den Apfel des biosynthetischen Garten Eden gepflückt hat, übersteigt doch ein wenig meinen Erfahrungshorizont.

Viele Grüße,
Teetrinker.

P.S.: Ich beziehe mich nur auf die post-Mothman-Fassung.

 

Hi Teetrinker,

danke fürs Lesen und den Kommentar.

Ich stelle mir vor, dass die Geschichte packender sein könnte, wenn das Problem des Prothesenschnupfens für den Bioprogrammierer auf einer viel persönlicheren Ebene Auswirkungen hat
Mhm ...
Er ist durch die Katastrophe blind geworden und hat die Menschen aus dem Paradies vertrieben. Wie persönlich sollst denn sein?

so gibt es doch noch genügend andere Konflikte auf der Welt, die nicht so einfach zu beheben sein dürften

Die meisten Konfliktpotentiale wären in einer Gesellschaft mit gleichmäßig verteiltem ökonomischen und philosophischen Reichtum ausgeschaltet. Religion wäre noch ein möglicher Konfliktstoff, ist mir im Moment als Autor aber zu heikel. :-)

P.S.: Ich beziehe mich nur auf die post-Mothman-Fassung.

Was okay ist, da die von dir angesprochenen Punkte auch in der Prämothmanfassung ebenfalls vorhanden waren.

lg
Dave

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Tag, Dave Nocturn,

ich finde: Diese Geschichte schwächelt enorm. Den moraltröpfelnden, vorausschaubaren und leicht abgenutzten Plot will ich ihr nachsehen: Mir gefällt das halt nicht so, zuviel Sichere Seite, zu dünn. Aber viel mehr stört die Erzählweise, und noch mehr Arbeit daran lohnt sich auf jeden Fall.
Zum Thema zeigen und erzählen möchte ich anmerken, daß Kinder bei einem derartig langweiligen Vortrag aussteigen. Die Erinnerungsbilder des Opas sehen sie ja nicht. Dem Leser diese Bilder zu zeigen ist nutzlos, der Erzähler muß sie erzählen, und zwar Bilder für die Kinder, die auch wirken. Nur so kann Deine Geschichte stimmig werden.

... der Mensch ist erfindungsreich. In unseren Museen und Bibliotheken fanden wir, was wir zum Überleben brauchten. Bücher und Filme, in denen beschrieben wurde, wie unsere Ururgroßeltern lebten. Dort stand, wie man Energie ohne Biotechs machen konnten. Wie man ohne sie schnell von einem Ort zum anderen kommt. Wie man mit Menschen auf einem anderen Kontinent sprechen kann. Die Menschen waren begeistert und machten den Alten alles nach.

Das ist doch ein Vortrag wie aus einer angestaubten Nachmittagssendung. Meinetwegen war es so, aber da ist für eine Kinderrunde nichts drin. Die Reaktionen der Kinder wirken völlig absurd angesichts der Lahmheit der Erzählung. Hier, ich fasel Dir was:

Meine Großmutter erzählte mir viele Geschichten vom Krieg, und meine Lieblingsgeschichte, die ich immer wieder hören wollte, war diese:
Als die Besatzungsengländer, die im Haus wohnten und immer genug zu essen hatten, einmal einen riesigen Braten gegessen hatten und das Fett wegschütten wollten, bot meine Großmutter an, das für sie zu erledigen. Stattdessen versteckte sie aber den Bräter in der Kohlenecke und holte später heimlich alle in die Küche, Familie, Nachbarn, und bot ihnen an, Brot in dieses Fett zu tauchen oder davon mitzunehmen. Der Schornsteinfeger war gerade da, ein völlig ausgehungerter Mann; beim Essen liefen ihm Tränen aus den Augen und das Fett rann über sein Kinn, so daß sein schwarzes Gesicht lauter weiße Streifen bekam.
Keiner, der die Geschichte von ihr gehört hat, hat dieses Bild vergessen.
Solche Bilder brauchst Du. Schlaglichter. Lebendige. Immer mal wieder eins. Einen Friseur, der wegen seiner zittrigen Hände neben dem Rasiermesser eine große Schachtel mit hellbraunen Pflastern liegen hatte. Wenn man jemanden mit so einem Pflaster herumlaufen sah, wußte man sofort, daß er beim Friseur gewesen war. Einmal schnitt er sogar einem Kunden fast das Ohr ab! Trotzdem gingen die Leute hin, weil es nur diesen im ganzen Viertel gab. Aber dann, mit den neuen Händen, konnte er plötzlich sogar mit geschlossenen Augen ...
Der Junge, der immer im Rollstuhl herumgefahren war, bekommt neue Beine und baut den Rollstuhl zu einer Seifenkiste um. Weil er vom Rollstuhlfahren besonders starke Arme hat, baut er Pedale für Hände und Füße an und hat die schnellste Seifenkiste überhaupt, nur lenken kann er schlecht, sodaß er bald auch noch einen neuen Unterkiefer und neue Zähne braucht.
Die ganz künstlichen Kinder konnte man beim Monopoly nicht bescheißen, das war ärgerlich.
Ein Mann versucht ein Brot zu essen, aber seine verschnupften Arme schmieren es ihm ins Gesicht, anstatt es ihm in den Mund zu stecken. Ein Kind klaut ihm das Brot vom Gesicht und zerkratzt ihm dabei die Nase.
Der Dachdecker besorgt sich einen dritten Arm, um sich beim Einschlagen der Nägel besser festhalten zu können. Eines Tages läßt der Arm nicht mehr los, und man muß den Mann mitsamt dem Dachsparren absägen. Ok, das ist far out, aber Du verstehst mich gewiß. Ich bin auch mit Faseln fertig. Zu allem Überfluß hab ich noch einen Bräter voll Textkrempel:

Aber sie ist auch sehr traurig, das wisst ihr doch?
Dieses Auge, von dem er wünschte, es sei genauso trübe wie seine äußeren Augen.
Argh! Streichen!
Es ging so :
Da ist ein Plenk drin.
Die Kinder schauten ungläubig auf ihre Hände. Neue, besser als ihre eigenen?
»Du lügst, Opa. So was gibt es doch gar nicht!«
»Nicht mehr, mein Junge. Nicht mehr.«
Das ist ganz furchtbar. Erst wollen sie von der Epidemie hören, mal wieder, Grundwissen ist also da, die Ungläubigkeit komplett übertrieben. Ich würde alles Unterstrichene sowas von rausstreichen.

Erinnerungen griffen
nach ihm.
Kaputter Umbruch
stolz mit Ihren Beinen auf und ab wippten.
auf- und abwippten.
Luka schob seine auffällige Hand unter sein Bein.
Menschen ohne Behinderungen? Keine Krankheiten? Manchmal erzählte der Opa seltsame Sachen. Und nie war die Geschichte von der Epidemie gleich.
Raus damit.
Das Geräusch ängstlich eingesogener Luft füllte kurz den Raum.
dito. Einmal Luft genügt, vor allem, da ich auch hier wieder nciht sehe, woher die Spannung für die Kinder kommen soll.
warum sind die Sachen dann kaputt gegangen?« »Tja, Kleiner,
Umbruch nach wörtlicher Rede
Dass man die Ursache gefunden hatte
Opa Wiemers Nichtblick richtete sich auf den Sprecher
Punkt fehlt
Wir wollen wissen, wie es weitergeht!
Glaub' ich nicht! :D
Opa Wiemers trank noch einen Schluck. Nur langsam ließ ihn die Erinnerung wieder los.
Das Unterstrichene kann weg
Gesteuert wurden sie von etwas, das man Programm nennt.
Am Anfang funktionierten das Programm
Wolltest Du Singular oder Plural?
so klug, dass sie miteinander reden konnten.
Ihr fragt Euch sicherlich
euch klein. Der Fehler taucht mehrmals auf.
Und diese antworteten
An Schnupfen stirbt man doch nicht, Opa
die Kühlschränke funktionierten nicht mehr.Meine Frau
Abstand nach dem Punkt
Gleichzeitig Schutz gebend und Halt suchend.
Weg-weg-weg! Das ist El Melodramat! Und wieder völlig unangemessen.
Die skelettierten Bäume, die ihre Äste in den schmutzigen Himmel reckten. Das Bunt der Blumen, das langsam zu rußigem Schwarz verfaulte.
hat den Mensch etwas Wichtiges gelehrt.
Und die Lektion war hart, Kinder, das könnt ihr mir glauben.
Das sind übrigens beides Ganz Gruselige Sätze.
»Die Menschen machen noch eine Sache wieder wie die Alten. Auch unsere Vorfahren machten eine Art Biotech, die schönsten Biotechs, die es gibt. Und wir machen es wieder genauso wie sie. Euch.«
Also nee, nee! Dafür gehört dem Alten in die Schnauze gehauen. Was soll den Kindern dieser Unfug? Entweder sind sie groß genug, um zu wissen, wo die Babies herkommen, dann kann man es auch normal schreiben und nicht in Form einer süßlich-verschwiemelten Halbmetapher, oder die wissen es noch nicht, dann kann man es streichen. Bei den Mikrochips war auch noch irgendwas ...

Einen schönen Mittwoch und Grüße!
Makita.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo makita,

und vielen Dank für die sezierende Kritik.

Es ist , ebenso wie in den anderen Kritiken, viel Wahres dabei.

Ich werde mir mal die Denkkappe aufsetzen und mich in den Bastelkeller verziehen.

Danke für den Klapps auf den Hinterkopf.

lg
Dave

der sich jetzt erst mal Pflaster holen geht. Und ein Rasiermesser.

method writing, sozusagen

P.S.: Wenn dein "Faseln" für dich faseln ist, bleibe ich besser bei meinen Ich-Perspektiven-Geschichten :-)

 

Hi Dave,

die Geschichte ist ganz nett.
Ich hab sie gelesen, ohne dass ich dabei etwas gespürt oder gedacht hätte. Und das ist nicht gut.
Zum einen fehlt es an Handlung, zum anderen, für mich jedenfalls, fehlt jegliche Spannung. Ich hab zu Ende gelesen, weil ich die Geschichte lesen wollte, nicht weil sie mich gepackt hätte.

Den erwähnten moralischen Finger hab ich auch gesehen und mag ihn nicht.

Und die Bilder, hm, ja, hab keine gesehen und gebe Makita recht. Du solltest die Geschichte in viel lebendigeren Beispielen erzählen. Lass den Leser und die Kinder spüren, was damals los war, wie es sich anfühlte.

Und er zog unter seiner Decke auf seinem Schoß zwei Hände voll bunter Lollies hervor.
Wenn du so was am Ende bringst, dann wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn du am Anfang die Decke erwähnst. Dann fragt sich der Leser nicht „Hab ich was übersehen?“ weil die Lollies aus dem Nichts auf ihn zugestürzt kommen.

Hast ein paar tote Sätze drin. Der hier zum Beispiel.

Und dann, nach einem kurzen nachdenklichen Moment, mit in die Hüften gestemmten Armen und schiefgelegtem Kopf, sagte das selbe Mädchen:
Da bewegt sich niggs, alles ist passiv.
Lass das Mädchen doch etwas tun, anstatt zu sagen, was es getan hat.
Wie wär’s mit „Sie stemmte die Hände in die Hüfte, krauste die Stirn und legte endlich den Kopf schief, bevor sie antwortete.“
Oder so ähnlich.
Und schreib „das selbe“ zusammen, sagt mein Word.

Oder das hier:

Opa nickte. Er schauderte, als Bilder aus diesen Tagen vor seinem inneren Auge vorbeistrichen. Dieses Auge von dem er wünschte, es sei genauso trübe wie seine äußeren Augen.
Du sagst was passiert ist, aber wieder keine Bewegung.
„Er nickte schaudernd, während Bilder …“
Oder
„Bilder vor seinem inneren Auge ließen ihn schaudern, während er sich bemühte, zu nicken.“
Oder so was. Mehr Bewegung.
Und den Satz mit den trüben Augen würde ich mir wegwünschen.

Das Geräusch ängstlich eingesogener Luft füllte kurz den Raum.
Hier auch. Lass jemanden was tun.
Ein paar Kinder sogen mit leisem pfeifen/rauschen/wasweißich die Luft ein. Okay, ist abgedroschen, gibt aber bestimmt was.

Opa sammelte sich einen Moment mit gesenktem Kopf. Angespannte Stille hatte sich in dem Raum ausgebreitet.
Wie wär’s mit erwartungsvoller Stille, die sich ausbreitet, während der Opa sich sammelt?

Ähm, wurde irgendwie deutlich, was ich meine?


Mir fiel noch auf, dass der Opa trotzdem er blind ist, auf Sachen reagiert, die er nicht sehen kann. Zum Beispiel das nachdenkende Mädchen, das sagt, dass man an einem Schnupfen nicht stirbt. Opi wartet brav, bis das Mädchen zu Ende gedacht hat. Vielleicht könnte er husten, während sie nachdenkt.

Zum Abschluss sei noch gesagt, dass Geschichten über Geschichtenerzähler schwer sind. Da bin ich schon voll auf die Schnauze gegangen.

Was ich gut fand, waren die Kids. Die hast du schön reingebracht. Und nein, sie sind nicht nervig, sondern verhalten sich so, als ob sie schon oft bei dem Opi waren und ihm zugehört haben. Beinahe ein bisschen zu brav ...

CU,
Teja

 

Hallo teja,

auch dir Dank für die ausführliche Kritik.

wie schon Madame schlagbohrmaschine, äh, Makita geschrieben, habe ich mir die Denkkappe aufgesetzt, Rasiermesser und Pflaster (method writing) geholt und mich in Klausur begeben. Mal sehen, was dabei rauskommt.

lg
Dave

 

Hallo Dave,

ich fand die Geschichte über den Dialog mit den Kindern recht gut erzählt. Ich finde Dialoge ohnehin oft erfrischender als wenn der Erzähler im Monolog alleine erzählt. Die Kinder waren schon ziemlich nett und putzig (als Sozialpädagoge habe ich solche nie kennen gelernt), aber das hat mich nicht allzusehr gestört.

Ein paar Kleinigikeiten sind mir noch aufgefallen. Nichts, was ich nicht auch in gedruckten Büchern gelegentlich antreffe:

"Das man die Ursache"
Dass

"Am Anfang funktionierten das Programm des jungen Bioprogrammierers tadellos."
Die Programme

"Und Diese antworteten:"
diese

"An Schnupfen stirb man doch nicht"
stirbt

"Die Bäume inden Wäldern wurden zu Skeletten"
in den

 

Hallo findur,

herzlichen Dank für das Kompliment. Es ist schön, wenn eine so dialoglastige Geschichte Anklang findet.

Die Fehler habe ich korrigiert.

lieben Gruß
Dave

 

Eine kleine, rückwärtsgewandte Utopie lieferstu uns hier unter SF,

lieber Dave,

die mich aufgrund der Flüchtigkeit(en) an alte Zeiten erinnert, die gar nicht mal so lange her sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

>Dann schrieen alle gleichzeitig los.< Schrien

>»Aber sie ist auch sehr traurig, das wisst ihr doch?«,< Komma weg

>»Klar!«KOMMA schallte es ihm entgegen.<

>»... Ich vergesse manchmal, das wir unser Paradies verloren haben .... «< das+s

>»Tja, täglich las man neue Sensationsmeldungen in der Zeitung. Dass man die Ursache gefunden hatte ...« das+s

>»Da hast du vollkommen recht. Aber wenn ihr älter seit, ....« Das harte t durchs weiche d ersetzen, bitte!

>»Erzähl bitte weiter, Opa. Wir wollen wissenKOMMA wie es weitergeht!«<

>»Nein. ... Er machte die Biotechs so klug, das sie mit einander reden konnten. ...< das+s

>» ... Ich erinnere mich, dass wir irgendwann begannen, Abends Kerzen anzuzünden ...< abends?

>» ..., was wir zum Überleben brauchten. Filmen, in denen Flugzeuge mit großen, lauten Motoren flogen zum Beispiel.< Filme ./. n

Und zum Schluss >»Weil ich nicht vergessen kann, Tatjana«< gönnstu der Tatjana noch'n Punkt.

Hinzu kommen einige Verbesserungsvorschläge wie:

>»Opa Wiemers, Opa Wiemers. Erzähle uns eine Geschichte. Bitte, bitte.«< Statt des Punktes nach de Bitte, bitte, um dem Wunsch der Kinder besonderen Nachdruck zu verleihen. Ebenso:
>»Ja, erzähl uns von der Epidemie. E-pi-de-mie. E-pi-de-mie. E-pi-de-mie.«<

>»Was wollt ihr hören?«, fragte er mit seiner tiefen Märchenopastimme.< Ein Monstrum von Wort. Wenn auch nur unwesentlich eleganter " "fragte er mit der tiefen Stimme des Märchenopas."

Aber es gibt auch schöne Formulierungen: da schwebt ein Kichern davon und Gekicher huscht durch den Raum. Aber der Hörfehler Biotechs:Biospecks gefiel mir tauber Nuss natürlich bestens! Und ein schöner Konj. II: >» ... Die Forscher sagten nur, dass kein Grund zur Sorge bestünde. Es sei schlimm, dass Menschen deshalb sterben müssten, Unfälle kämen nun einmal vor. ...«, ohne würde-Konstruktion und zudem in wörtlicher Rede: Dave & Opa W., sie leben hoch!

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

weiser Mann.
Meine Nemesis, das dass. :)

"schrieen" hat mir tatsächlich mein Rechtschreibprogramm vorgeschlagen. Man soll halt nicht alles glauben, was man liest.

Aber es gibt auch schöne Formulierungen: da schwebt ein Kichern davon und Gekicher huscht durch den Raum. Aber der Hörfehler Biotechs:Biospecks gefiel mir tauber Nuss natürlich bestens! Und ein schöner Konj. II: >» ... Die Forscher sagten nur, dass kein Grund zur Sorge bestünde. Es sei schlimm, dass Menschen deshalb sterben müssten, Unfälle kämen nun einmal vor. ...«, ohne würde-Konstruktion und zudem in wörtlicher Rede: Dave & Opa W., sie leben hoch!

Dank, Dank und nachmals Dank. Freut mich, dass es dir gefällt.

lieben Gruß
Dave

 

Hey Dave

Hab mir jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen, wenn ich also hier nur bereits gesagtes wiederhole, bitte ich das zu entschuldigen. ;)

Vom Hocker gehauen hats mich nicht wirklich, was aber vor allem am Inhalt liegt. Ich habe schon eine Reihe ähnlicher Geschichten gelesen und naja... irgendwie kommt's bei mir nicht an. Den Plot kann man in zwei Sätzen zusammenfassen, der Rest ist eigentlich nur erzähltechnisches Helium, damit der Geschichtenbalon steigen kann. Dass Opa sich nun in einem Schuldkomplex windet holt auch nicht wirklich noch was raus.

Dabei finde ich, dass man aus der Idee versagender Prothesen durchaus eine coole Geschichte machen könnte. Hast du schon mal drüber nachgedacht, den Zusammenbruch direkt zu erzählen? Nur so ein Gedanke.

Stilistisch gibts von mir nicht allzuviel zu meckern. Ich habe selber mal eine Geschichte geschrieben, die zu großen Teilen aus der Erzählung einer alten Frau besteht. Dabei fand ich es immer einfacher, die Anzahl der Zuhörer zu beschränken (ich habe nur zwei Kinder genommen), damit auch wirklich eine Charakterisierung möglich ist. Bei einer größeren Gruppe (deren Mitglieder auch noch namenlos bleiben) verliert man sehr schnell den Überblick. Es macht sich glaub ich auch ganz gut, wenn man die Erzählung ab und zu durch etwas anderes unterbricht, mit dem ein wenig Lokalkolorit eingestreut wird... am besten etwas wobei nicht alle einfach nur rumsitzen (also ein kleiner Alarm oder auch nur eine Mahlzeit die eingenommen wird). Das wirkt dann weniger dröge und eintönig.

Ansonsten noch ein wenig Kleinkram:

Trübe Augen blickten in die Richtung der bettelnden Kinderstimmen. Opa lächelte, er liebte die Kinderstimmen.
Diese zwei Sätze fand ich sehr schön.

»Pah, die ist doch voll langweilig. Die Epidemie ist viel spannender.«
Wieder der vorlaute Junge.
»Aber sie ist auch sehr traurig, das wisst ihr doch?«,
»Das macht nichts. Wir hören sie trotzdem gerne.«
Das klingt irgendwie so, als würden die Kinder den Kern der Geschichte schon kennen, was irgendwie nicht mit dem späteren ungläubigen Nachgefrage zusammenpasst.

»Na gut, ihr gebt ja doch keine Ruhe. Wer die Geschichte schon kennt, ist ruhig.«
Okay, ich revidiere das. :D

Ihr wisst doch, was Mikrochips sind, oder?«
Die kleinen wissen also nicht, was das Paradies, sehr wohl aber was ein Mikrochip ist?

So jemanden wie Luka gab es damals nicht.«
»Das ist gemein, Opa. Luka kann doch nichts dafür.«
»Ihr habt recht. Verzeiht mir bitte. Ich vergesse manchmal, das wir unser Paradies verloren haben und es nie wieder zurück bekommen.«
Genau da könntest du ein wenig mehr ins Detail gehen... Wenn du gemein sein willst (und das nehme ich doch mal stark an :Pfeif:) dann lass den entsprechenden Jungen doch einfach anwesend sein.

»Die Medien berichteten damals von Unfällen mit Herzschrittmachern und künstlichen Nieren.
So redet man eigentlich weniger mit Kindern. Überhaupt, wissen die Kleinen denn überhaupt was eine Violinist, Dirigent oder ein Eiskunstläufer ist?

Opa Wiemers Nichtblick richtete sich auf den Sprecher.
"Nichtblick" stört mich irgendwie...

Aber reparieren kann man nur, was kaputt ist. Also, überlegten die Biotechs, müssen wir erst alles kaputt machen, um es dann zu reparieren.
Die Logik hinkt ein wenig.

»Nach einiger Zeit bekam man Nahrung nur noch in Verteilstellen.
Wieder nicht besonders kindgerecht.

»Vater! Hör sofort auf damit. Du machst den Kindern Angst. Wie konntest du nur diese schreckliche Geschichte erzählen?«
An diesem Ausruf würde ich auch noch mal feilen.

und liefen hinaus, das bunte Papier und die Geschichte hinter sich lassend.
Ist nur eine Ansicht, aber ich finde solche hintendrangehängten Passivkonstruktionen nicht besonders schön.

Soweit erstmal. Hoffe das hilft dir weiter.

Greetz
omno

PS: Der Titel ist echt stark. ;)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom