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Petit Papillon

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04.03.2018
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Petit Papillon

Giampiero Toto Calogero Rizzo. Seine Eltern in Taormina hielten es für einen guten, einen wohlklingenden Namen. Ihn selbst störte daran das Schwülstige, die Anmutung von Pathos, wenn er ihn aussprach. Dennoch war es sein Name und er mochte es, wenn jemand anderes ihn vollständig aufsagte – richtig betont und ohne Fehler. Das gelang im Zirkus nur Irina. Der wundervollen Seiltänzerin Irina Romanowa, genannt 'Petit Papillon'. Stern der Hoffnung für Toto, Zugpferd für die Vorstellung.
Die anderen im Zirkus riefen ihn Toto, solo Toto. Nur Direktor Ferlani beließ es bei Signore Rizzo. Aber das lag an dem Lohn oder vielmehr dem Handgeld, das er Toto für seine Dienste zahlte. Ferlani hielt es mit allen so. Mit Distanz war es leichter, nein zu sagen. Der Herr Ferlani zeigte große Umsicht bei allem, was sein Geld betraf.

Die ersten Besucher, zwei Mädchen, hüpften auf seinen Käfig zu. In den Händen wippten aufgespießte Kokons aus Zuckerwatte. Ihre ausgehfeinen Wollkleider aufgeplustert vom salzigen Küstenwind der Stadt am Meer.
Toto wartete, bis sie die linke Ecke des Käfigs erreicht hatten. Ein tiefes »Bonan Tagon«, ein leichtes Rütteln an den Eisenstäben. Kreischend suchten die Mädchen das Weite. Flocken rosiger Zuckerwatte flatterten zu Boden, kreiselten im Wind. Die Eltern hasteten durch den Gang hinter der Kasse, hielten nervös Ausschau nach dem Grund des Lärms. Bei den tanzenden Flocken blieben sie stehen.
»Saluton«, grüßte Toto, die rechte Hand an der Schläfe. Beide zuckten unmerklich zusammen. Unter dem weißen Glockenhut hinweg straften ihn kalte Augen. Toto kannte diesen Blick. Ruhig hielt er stand. Das Fell verlieh ihm Mut – etwas, das er sonst in nur geringem Ausmaß besaß.
»Pardonon!«, brummte er, klatschte linkisch, zuckte mit den Schultern, schaute schräg von unten. Die Frau zog ein Gesicht und schüttelte mit dem Kopf, doch Toto sah die Andeutung eines Lächelns auf ihren Lippen.
Einige ältere Zirkusgäste schlurften an den Stäben vorbei. Toto beschränkte sich darauf, Bananen zu schälen und sie ihnen hinzuhalten. Allein das fesselte ihre Aufmerksamkeit, mehr musste er nicht tun. Dabei linste er verstohlen durch den Ritz in der Bretterrückwand des Käfiganhängers hinüber zu Irinas Wagen. Die Tür war geschlossen und eines der Fenster auf Spalt gestellt. Nicht mehr lange, sagte er sich, nicht mehr lange.

Eine Handvoll Halbstarker bog lärmend um die Ecke. Mit den hellen Strümpfen, die aus ihren Knickerbockers ragten, erinnerten sie Toto an junge Hähne und auch die ausgestellten Armen taten ein übriges dazu. Toto wartete auf den richtigen Moment, sprang mit allen Vieren an die Gitterstäbe und gab seinen einstudierten Schrei zum Besten. Nach einer Schrecksekunde fingen die größeren Jungs an, nervös zu lachen, saugten dankbar an ihren Kippen, bis die Finger glühten. Verstohlen schielten sie durch den Rauch zum Käfig.
Der Kleinste aus der Runde saß auf seinem Hosenboden. Das Gesicht kreidebleich. Zwischen den Beinen wuchs ein dunkler Fleck. Zum Glück heulte er nicht.
»Mi pardonpetas.« Die Fellhand, die Toto ihm zum Schütteln hinhielt, ließ der Junge in der Luft stehen. Toto zuckte mit den Schultern, griff hinter sich und hielt ihm sein Versöhnungsgeschenk hin. Der Junge nahm es zögerlich. Im Gehen betrachtete er die gelbe Frucht von allen Seiten und steckte sie behutsam in seine Jacke.

Das Gorillakostüm und der Käfigwagen waren die letzten großen Investitionen des Zirkus Ferlani. Seit Liliputaner Egon verstorben war, blieb der Platz an der Schaugasse vakant. Richtige Sensationen, wie eine Frau mit zwei Köpfen oder behaartem Gesicht, waren nicht so leicht zu bekommen. Und wenn, waren sie für Direktor Ferlani unbezahlbar. So kam er auf die halbgare Idee mit dem Affen.
»Signore Rizzo, lass dir was einfallen«, sprach er zu Toto und schaufelte ihm das neu erworbene Kostüm auf die Arme.
Damals bekleidete Toto die Stellung des Faktotums. Er half beim Aufspannen des Viermastzelts, versorgte die Tiere und reparierte die Wagen.
Signore Rizzo sei ein ungewöhnlich kühler Italiener, sagte Herr Direktor, erst recht, wenn man seine sizilianische Herkunft bedachte. Mit ein wenig Überlegung werde er schon das Richtige finden.
Toto runzelte die Stirn und grübelte, wie es ihm gelingen sollte, dem Fellhaufen Leben einzuhauchen – bis er sich abzeichnete, der Esperanto sprechende Gorilla. Die wenigen Brocken, die er benötigte, konnte er von Irina lernen, was ihm kostbare Gelegenheiten schuf, ihr nahe zu sein. Im Stillen musste er zugeben: Das hatte seine Entscheidung nicht unwesentlich beeinflusst.
Direktor Ferlani war zunächst skeptisch. Doch sobald er sah, dass der Esperanto sprechende Affe half, die Zeltreihen zu füllen, gab er seinen Segen.

Toto zog alle Register seines Könnens, bis die Zuschauer an ihm vorbeimarschiert waren. Dem letzten rief er noch ein »Ĝis nuntempe« hinterher – in der Gewissheit, dass er es nicht verstehen würde.
Er nahm die Gorillamaske vom verschwitzten Schädel und öffnete die Käfigtür. Den Rest des Kostüms streifte er vorsichtig ab, ohne die Nähte zu beschädigen. Zuletzt zog er die Kipplade an der Rückseite des Wagens auf und verstaute das Fell darin.
Auf dem Weg zum Artisteneingang ging Toto das neue Programm im Kopf durch. Keine halbe Stunde, bis Irina an der Reihe war. Er schaute zu ihrem Wagen hinüber und sah sie hinter dem Fenster, in ihrer Hand Puderquast und Handspiegel. Heißes Blei rauschte durch seine Adern, seine Augen suchten auf dem Boden nach Halt.
Durch die gewachste Stoffbahn vernahm er das theatralische Timbre des Herrn Direktor. Kurz darauf setzte das Orchester ein und mischte blecherne Hornstöße unter das Pferdegetrappel. Es blieben wenige Minuten Zeit. Toto fingerte zitternd eine 'Nil' Orientzigarette aus der Tasche. Ein Laster, das ihm half, kühlen Kopf zu bewahren.

Die Plane des Zeltvorbaus wurde mit einem Klatschen aufgeworfen. Schlagartig schwoll der Applaus an. Sechs schwarze Wallache preschten aus der Manege an Toto vorbei und wurden in Empfang genommen. Die weißen Straußenfedern in ihren glitzernden Stirnriemen flatterten, als sie in einer Staubwolke zu stehen kamen. Toto griff eines der Zaumzeuge und redete beruhigend auf das Tier ein. Es war Charcoal, Irinas Liebling unter den Wallachen. Jedes Mal, wenn die Seiltänzerin ihm über den Hals strich, stellte er sich vor, sie würde das bei ihm tun – nur nicht am Hals.
Mit den anderen eskortierte er die Pferde in den Unterstand – wie üblich eine schnell zusammengenagelte Bretterbude. Vorsichtig befreiten sie die Pferde von ihren Geschirren, gaben ihnen Wasser und frisches Heu.
Die Wallache waren das hochtrabende Kapital vom Herrn Direktor, somit war äußerste Vorsicht angebracht. Sanft fuhr er mit den Fingern über Charcoals Blesse und fantasierte, er würde Irina berühren – nur nicht an der Stirn.

Auf dem Rückweg schlug er einen Bogen vorbei an den Behausungen der Artisten. Wie jedes Mal, wenn er an Irinas Wagen vorbeiging, blieb er unter dem aufgestellten Fenster stehen. So kurz, dass niemand stutzig wurde, und doch lange genug, um tief den betörenden Duft einzuatmen, der aus dem Spalt drang. Es war für ihn der Wohlgeruch aus einem fernen Land, von dem er wusste, dass er niemals dorthin reisen werde. Ein Land namens Petit Papillon. Mit Grenzkontrollen, die einen sizilianischen Gehilfen aus dem Zirkus Ferlani niemals passieren ließen.
Toto wandte sich ab, die Nase angefüllt mit ihrem Duft, seine Lippen formten ein tonloses »Adiaŭ«. Erst als er ihr Fluidum vollständig verloren hatte, kehrte er zurück zum Artisteneingang und zog die nächste 'Nil' aus der Brusttasche.
Durch die schwere Baumwollplane drang gedämpfter Applaus. Vereinzelte Rufe nach einer Zugabe gingen im Tamtam des Orchesters unter. Clown Gustav war mit seiner Nummer durch, jetzt folgte Janko mit seinen Messerwürfen.
Bald war es so weit. Toto sah sie in ihrem Tutu aus dem Wagen flattern und wandte schnell den Blick ab. Er hielt schon den Schemel bereit, sie würde sich die Ballerinas erst auf den trockenen Spänen anziehen. Als Irina bei ihm war, hauchte sie ein zartes »Koran Dankon«, das Toto einsaugte und es so lange wie möglich in seinen Lungen behielt.
Aus dem Zelt drangen einzelne Trommelschläge und das rhythmische Raunen des Publikums. Totos Unruhe stieg, was nicht direkt an den geworfenen Messer lag, sondern an dem Umstand, dass mit jedem Klatschen des Metalls in die drehende Holzscheibe Irinas Auftritt näher rückte.
Unbeeindruckt schnürte Irina die Ballerinas und sang dabei leise den Gassenhauer aus ihrer russischen Heimat, dessen Melodie Toto auswendig kannte und den er so leise mitsummte, dass nur Irina es hören konnte. Irina tat so, als wäre nichts geschehen, hörte jedoch nicht auf zu singen und gestattete ihm in stiller Übereinkunft das tägliche leise Duett, für das Toto alles opfern würde, solange nur Mund und Augen übrig blieben.

Erneut brandete Applaus auf, das Verfolgungslicht erlosch. Kurze Umbaupause. Totos Herz raste, es war soweit. Als sie an ihm vorbeisegelte, warf sie ihm ein kleines Lächeln und einen flüchtigen Blick zu, den nur er auffing und den er dahin fallen ließ, wo schon all die anderen lagen.
Zum Stakkato des Orchesters wurde das Gestänge hereingetragen und aufgestellt. Eilig wurden die Späne in die Mitte gekehrt. Darüber wurde das Hochseil verspannt. Toto stahl sich in den Schatten unter der Orchesterempore, wo er gute Sicht auf die Manege hatte und wo vor allem Ferlani ihn nicht sehen konnte.
Irina trat ins Licht. Sie schwebte wie eine Feder über die Sägespäne. Ihr schwarzes Haar wurde von einem roten Charleston-Stirnband gehalten. Ein Knicks und ein Lächeln in jede Richtung und schon war sie auf dem ersten Holm. Der Lichtkegel erfasste sie, sobald sie oben aus der Leiter stieg und ließ sie nicht mehr los. Die Bläser setzten aus und Direktor Ferlani bat um absolute Ruhe. Das Orchester wartete, bis das Gemurmel verebbte, dann begann der Trommelwirbel aufs Neue.
Leichtfüßig hüpfte Irina über das Seil. In der einen Hand hielt sie einen großen, roten Fächer, in der anderen einen zierlichen, weißen Sonnenschirm aus Papier. Sie tänzelte vor und zurück, bis zur Mitte, sprang hoch, spreizte schnell die Beine zur Schere und landete sicher.
Jede Seilberührung wurde von einem Schlag auf der Blechtrommel begleitet. Im Gegensatz zu ihren Übungen am Morgen war das Seil höher gespannt und die Manege nicht mit Polstern ausgelegt.
Toto hielt die Luft an, ein bitteres 'mio Dio!' auf den Zähnen. Wie jedes Mal, wenn der Petit Papillon durch die Luft flatterte.
Irina wirkte auch ohne weißes Pulver angstfrei, ganz so, als würde ihr das eigene Leben nichts bedeuten. Genau das beunruhigte Toto, denn er hatte gelernt, dass eine gesunde Portion Angst die Instinkte schärft. Nicht so bei Irina. Mit schlafwandlerischer Sicherheit tanzte sie durch ihr Programm und zog ihre Bahnen wie ein einsam leuchtender Stern in der dunklen Kuppel des Zirkuszeltes.
Eine Kehre weiter begann Toto zu beben, denn er wusste, es steuerte unaufhaltsam auf das Finale zu. Den grausamen Salto vorwärts, bei dem sein Herzschlag regelmäßig aussetzte.

Von der Angst, die Irina nicht zu kennen schien, hatte Toto reichlich und sie schnürte ihm den Hals zu. So fest, dass er keine Luft mehr bekam. So fest, dass sein Hals kratzte und sich zu dem kalten Rauch auf der Zunge der bittere Geschmack von Magensäure gesellte. Seine gewohnten Begleiter, die ihn dort in der Dunkelheit im Schatten der Orchesterempore plagten. Und die er erst wieder loswurde, wenn der Salto vorwärts geglückt war.
Unbewusst fuhr seine Hand vor den Mund, weil er spürte, dass heute etwas anders war. Da war ein aufsteigender Hustenreiz, der seine verätzte Kehle emporkroch, und Toto spürte, dass er ihn nicht lange unterdrücken konnte. Doch anstatt leise in die Hand zu husten, versuchte er weiter, ihn so lange wie möglich einzuhalten, was die Sache verschlimmerte, bis es schließlich aus ihm herausbrach. Unkontrolliert entfuhr ihm zwischen zwei Trommelschlägen ein Stakkato harter Keuchtöne.
Irina hatte schon Anlauf für den Salto genommen und diese winzige Ablenkung reichte aus, sie aus ihrer schlafwandlerischen Sicherheit aufzuwecken. Mit einem flüchtigen Nicken drehte sie den Kopf. Vielleicht, weil sie diese Art Geräusch nicht kannte oder weil es aus einer völlig unerwarteten Richtung kam.
In der Folge geschah eine Reihe ganz außergewöhnlicher Dinge. Irinas linker Fuß landete zum ersten und einzigen Mal wenige Millimeter zu weit außen, was eine sichere Landung verhinderte und das Unvermeidliche folgen ließ. Irina strauchelte und auch ihre rudernden Arme konnten den Sturz weder verhindern noch aufhalten. Wie in Zeitlupe fiel die Seiltänzerin zu Boden, ganz so als wolle sie kopfüber in das Meer der Sägespäne eintauchen.
Das ungläubige Aufraunen des Publikums wurde beendet vom dumpf knackenden Aufschlag des Petit Papillon im Bett der auffliegenden Sägespäne. In die Stille hinein segelten der rote Fächer und der weiße Papierschirm zu Boden. Sanft wie Schmetterlingsflügel.
Für Toto gab es kein Halten mehr. Schon als er zu ihr hinstürzte und ihren Kopf in seine Hände nahm, spürte er, wie das Leben sie verließ. Auch wenn es Toto die Seele aus dem Leib riss, sah er durch die Tränen in ihrem Gesicht etwas, das dort nicht hingehörte. Neben Unglauben eine Spur Empörung. Ein erster, stiller Vorwurf an das Leben, dann war der Moment vorüber und Irinas Gesicht wurde blank.

Giampiero Toto Calogero Rizzo hörte auf zu existieren. Es herrschte Grabesstille. Herr Ferlani war der erste, der aus der Starre erwachte und wild gestikulierend dem Orchester zu spielen befahl. Irgendetwas.
Als die ersten schrillen Töne erschallten, ging alles ganz schnell. Ein großes Tuch wurde gespannt, um Irina von den Blicken abgeschirmt aus dem Zelt zu befördern.
Wie aufgestachelt liefen Stelzenläufer, dankbar von den Beleuchtern in Szene gesetzt, durch die Manege und warfen händeweise Konfetti. Zwischen ihren Stangenbeinen schlugen die Trapezkünstler Flic-Flacs, während im Dunkeln schnell das Seilgestänge weggerafft wurde.
Ronni war mit seiner Keulenjonglage der Nächste im Programm, doch das sah Toto schon nicht mehr. Er schlich zurück zum Käfigwagen, gebückt wie ein alter Mann. Dort nahm er das Affenkostüm aus der Kipplade, zog es an und setzte sich in den Käfig. Erst vereinzelt, dann als großer Strom zogen die Zuschauer an ihm vorbei, obwohl das Orchester immer noch spielte.
Eltern nahmen ihre Kinder in die Mitte und beförderten sie mit sanftem Nachdruck vom Gelände. Niemand hatte ein Auge für das schwarze Fellknäuel auf dem Boden des Wagens, aus dem eine letzte, beinahe unmenschliche Klage drang.
Erst als einige Zeit später eine Sirene lauter wurde, verstummte auch das Orchester, das bis dahin die Leere des Zeltes überspielt hatte. Fast so, als versuchte es damit, das Unabwendbare aufzuhalten, was ebenso sinnlos war, wie alle Maßnahmen, die der Arzt wenig später ergriff.

Direktor Ferlani rannte mit irrem Blick über den Zeltplatz, die Arme erhoben wie ein Dirigent. So wild er auch gestikulierte, es gab nichts, was er noch tun konnte, um die Katastrophe abzuwenden. Das Stigma der verunglückten Seiltänzerin würde an seinem Zirkus haften bleiben. Und daran war nur dieser Toto Rizzo mit seinem Gekeuche schuld. Vermutlich hatte er das sogar absichtlich getan, um ihm zu schaden. Gar zu ruinieren! Ferlani schnaufte durch seine zusammengebissenen Zähne. Dafür würde der Sizilianer bezahlen!
Ferlani suchte die Wagen ab, schaute bei den Tierunterständen nach und hetzte zuletzt zum Affenkäfig. Doch auch hier fand er Toto nicht. Die Käfigtür quietschte in den Angeln, Toto war ausgeflogen.
Mit aller Wucht schlug er das Gitter zu, das Getöse ließ den Wagen erbeben. Ferlani stierte mit rot geränderten Augen in die Runde. Ein Knallen seiner Peitsche teilte den Tross, der ihm gefolgt war. Fluchend stapfte er zurück zu den Wagen.
Am nächsten Morgen ließ Signore Ferlani in aller Frühe die Zelte abbrechen und hastig auf den Wagen verstauen. Umgehend ließ er sie hinter sich, die tote Seiltänzerin und die Stadt am Meer – allein, um den amtlichen Untersuchungen zu entgehen. Erst beim Verzurren des Affenkäfigs fiel jemandem auf, dass mit Toto auch das Gorillakostüm verschwunden war.

Ich teile den Hügel aus schwarzem Staub, schiebe ihn weg mit flachen Händen und spüre, wie er sich hinter mir wieder vereint. Nirgendwo ein Atemrest, alles ist verbrannt, verbraucht. Es bleibt leere Luft, die rußig schmeckt mit einem Rest Salz. In meinen Lungen legt sich beißender Rauch auf Schleimhäute. Der Staub schluckt jedes Geräusch. Vergeblich spucke ich Nebel aus finsterem Puder, schleudere sie in die Nachtschwärze. Von oben rinnt weiter dunkler Quarz auf meinen Scheitel, lässt mich husten, keuchen, sprotzen.
Roter Schmerz pulsiert vor den Augenlidern. Als ich sie öffne, sehe ich fahles Licht. Ein schwacher Neumond glüht mit letzter Kraft. Ich rolle mich zur Seite, kotze dicke Klumpen Teer, sauge eisige Schärfe in krampfende Lungen. Spüre, die Luft hier schmeckt wie reines Wasser. Fühle unter meinen Muskeln festen Boden, unnachgiebige Glätte, spiegelblanker Nero Assoluto. Stehe auf und schüttele mich, verteile staubige Hautschuppen auf kaltem Stein. Stolpere erste Schritte und sehe die samtglänzenden Abdrücke meiner nackten Füße.
In der Ferne deutet der Neumond Konturen an, Erhebungen aus dem toten Spiegelglatt, dorthin wende ich mich. Augenblicklich gesellt sich zur Hoffnung ein neues Gefühl. Es zehrt und zerrt an mir, lässt mich schneller gehen, laufen, hasten. Das Trappeln der Füße ist ab jetzt meine Unruh. Schwingen. Pendeln. Bis sie kaum noch den Boden berühren. Alles an mir ist Rhythmus, neu und unverbraucht. Meine Gedanken ein schwarzer Fluss erstarrter Lava. Stürmen, Hetzen, Jagen. Der Wüste entkommen, der ich entsprungen. Zum Horizont, wo grauer Wind silbrige Wipfel streichelt. Ich wechsele die Gangart, auf allen Vieren bin ich schneller. Mit weichen Pranken abwechselnd federnd, spielerisch stampfend im Aufgalopp. Der schwarze Flaum weht bei jedem Schritt. Als ich dort bin, wo sich blätterige Arme in den Himmel recken, ist er so dicht, dass ich meine Haut nicht mehr sehe. Ich blähe meine Nüstern, lasse den dunklen Waldduft tief hinein in meine Lungen. Mein Herzschlag beruhigt sich, alles fühlt sich anders an, wohltuend anders und zum ersten Mal richtig.

Einige Zeit später wurde in den Wäldern um die Stadt am Meer ein seltsames Wesen gesichtet. Eine einsame Kreatur mit schwarzem Fell, die sich beinahe bewegte wie ein Mensch. Und auch, wenn es anfänglich erhebliche Irritationen gab, gewöhnten sich die Waldbesucher an die Erscheinung. Sie suchten es auf, warfen ihm regelmäßig Obst hin und wunderten sich über die Laute, die es daraufhin ausstieß. Auch wenn es für sie unverständliches Kauderwelsch blieb, klang es beinahe wie eine menschliche Sprache. Fast bekamen sie den Eindruck, als würde sich das Wesen für ihre Gaben bedanken.
Mit den Jahren wurde das Fell blasser, der Affe wurde gebrechlich, schien beinahe zu schrumpfen. Die Kinder wurden mutiger und zogen an seinen festen grauen Haaren. Sanft streifte er ihre Hände ab, brummte kurz und stieg auf den nächsten Baum. Nie kam etwas Lautes oder gar Zorniges über seine Lippen.
Den jungen Mann in Knickerbockers, der Jahre später auf Besuch in die Stadt am Meer kam und aufgeregt davon erzählte, dass er den Affen einst in einem Zirkus gesehen und der ihm dort eine Banane geschenkt habe, verlachten sie oder hörten ihm nicht zu.
Dennoch behauptete der junge Mann eisern: Den leisen Singsang, den das graubefellte Wesen fortwährend wiederholte, hatte er dort auf dem Weg zum Zirkuszelt schon einmal ganz ähnlich gehört.
„Pardonpetas … Pardonu … Petit Papillon.

 
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Guten Morgen linktofink!
Ich hoffe ich nehme mir nicht zuviel heraus wenn ich hier direkt einen Veteranen kritisiere (scheinst ja echt fleißig gewesen zu sein in der kurzen Zeit). Aber mir sind da doch ein, zwei Stellen aufgefallen zu denen ich meinen Senf dazu geben könnte :D.

und Stern der Hoffnung in seinem an Hoffnung armen Universum.
Der Satz hat mich gestört. Erstmal steht der so alleine da; mitten in der Exposition wo ich mich erstmal auf die Namen konzentriere. Sowas lyrisches passt auch allgemein nicht so ganz zu deinem sonst so klarem Sprachstil. Ich würde den Part streichen. Dass er sie liebt machst du ja schon im selben Satz auf subtilere Art deutlich und die weitere Geschichte erledigt den Rest.
Außerdem beschreibst du hier Totos Hoffnungslosigkeit und vergisst darüber sie mir in den drei folgenden Paragraphen zu zeigen. Klar, im Affenkostüm im Käfig zu hocken ist nicht der tollste Job auf Erden, aber Toto reflektiert darüber ja nie wirklich. In sofern sind diese drei folgenden Abschnitte beinahe verschwendet.
Dennoch sah Toto die leise Andeutung eines Lächelns auf ihren Lippen. Das genügte ihm.
Hier wirkt er ja sogar zufrieden mit seiner Rolle. Ich denke das nimmt der Geschichte viel Spannung. Irina scheint ja wirklich der letzte Faden zu sein an dem sich Toto festklammert, weswegen er am Ende wahnsinnig wird.
Dem Leser wird aber nur deutlich, wie sehr er sie Liebt. Den zweiten Teil, dass er sein Leben ansonsten verabscheut, musste man sich eher selbst dazu denken.

In dieser Hinsicht finde ich dann auch diesen Satz unpassend.

Als sie an ihm vorbeisegelte, warf sie ihm ein kleines Lächeln und einen flüchtigen Blick zu, den nur er auffing und den er tief in sein Herz fallen ließ, wo schon all die anderen lagen, die er hütete wie einen Schatz.
Beim ersten lesen viel er mir als eine besonders schöne Formulierung auf, weil Toto da noch nicht diese bemitleidenswerte, selbsthassende Kreatur war. Rückblickend betrachtet ist der Satz dann aber wieder viel zu kindlich und romantisch. Ich denke dieser Bruch im Ton kommt einfach daher, dass der Anfang der Geschichte nicht düster genug (b.z.w. überhaupt nicht düster) ist.

Hier gibts nen kleinen Logikfehler:

Für Toto war sie ein Buch mit sieben Siegeln. Eigentlich musste sie dieselbe Angst fühlen, wie jeder, der mit Messern beworfen wird. Doch irgendwie schaffte sie es, unbeeindruckt zu wirken.

Denn wie sich hier zeigt, weiß er ja eine ganze Menge über sie; ins besondere, dass sie Angst hat.
Die beiden traten durch die Plane und gingen zu ihrem Wagen, Elly schaute an allen vorbei. Toto wusste, sie würde sich jetzt mit zitternden Fingern eine Zigarette anzünden und mit dem Handrücken die feuchten Augen auswischen.

Die verunglückte Seiltänzerin würde an seinem Zirkus haften bleiben wie Pech.
Das ist ein merkwürdiger Vergleich. Erstmal holpert der sehr, aufgrund der ohnehin schon doppelten Bedeutung von Pech. Und dann ist er auch völlig unnötig. Ich weiß ja, was gemeint ist. Da brauchts dann auch keinen Vergleich mehr.

Bevor jemand anderes kritisiert, dass die Exposition in den Rest der Geschichte eingebunden werden sollte und die Geschichte mit der "Actionszene" von Paragraph zwei beginnen soll (das dachte ich beim ersten Lesen), will ich anmerken, dass es sehr beim Lesefluss hilft die drei Hauptakteure abgesondert vorgestellt zu bekommen. Das hält den Fokus der Geschichte aufrecht, auch wenn im Mittelteil so viele weitere Charaktere eingeführt werden.

Die Perspektivenwechsel in den letzten beiden Abschnitten sind sehr stimmig und ganz allgemein ist die Idee für das Ende einfach toll!

Auf Rechtschreib- und Grammatikfehler hab ich jetzt nicht geachtet, dafür haben andere ein besseres Auge. Und auch was das rein sprachliche angeht überlasse ich das lieber mal dem Rest.

 

Hej @linktofink ,

wieder einmal erscheine ich mir ungeeignet als Leserin deiner Geschichte. Und natürlich nicht, weil du sie so geschrieben hast, sondern weil mein Hirn mit zu viel konfrontiert wird: Zu viel bunte Sprache, zu viele Bilder, zu viele Personen, zu viele Szenen, die ich mir vorstellen muss und die du, wie immer deutlich bis überdeutlich beschreibst und ich mit dem Lesen und der Vorstellung und dem Sehen der Bilder einmal tutto completto überfordert bin.
Ich müsste auch nix sagen, denn du schreibst wie du schreibst und ich lese wie ich lese und es passt nicht so optimal zusammen. Wieder mal.
Dennoch, nicht aus Trotz, oder um deine Autorenehre zu verletzen, sondern nur, weil du es wissen sollst, auch dass ich sie gelesen habe und ja auch deine Kompetenz schätze, lass ich dir meine Eindrücke da.

Und indem er sich zum Affen machte, half er, das Zelt zu füllen.

Schade, das hätte ich gerne selbst gedacht.

Der Widerschein ihres roten Kleids tunkte die tief gefurchten Wangen in ungesundes Rosa.

Das ist ein kräftiges Bild, aber du entscheidest damit zu viel (für mich). Ich finde rosa Wangen per se nicht ungesund. Du willst, dass ich das denke. Alles sträubst sich in mir.

Zorro, Domino, Charcoal, Lava und Black River.

Sicher, dass man die alle wissen muss? Ich bin so eine, die alles genau nimmt, was ich lese und ich denke, die spielen alle noch eine enorme Rolle.

Sowie Gustav durch die Plane wackelte, lief Janko an ihm vorbei und stolzierte in die Arena. Bleich und mit versteinertem Gesicht folgte Elly.

Erneut heaps of names. Spielen die eine Rolle für den armen Affen, außer das es sie im Theater gibt?

Das mochte ähnlich hilfreich sein, wie so mancher moderne Hustensaft.

Der Vergleich ist vorgeschoben. Ich hab alleine dran gedacht. Manchmal glaube ich, du traust mir als Leser nicht viel zu. Ich will in einer KG selber Schlüsse ziehen, sonst langweile ich mich auf kurzer Distanz oder gucke lieber eine Dokumentation über das Leben im Zirkus. Ich will den Affen sehen, leiden sehen, glücklich sehen, seine Entwicklung. Mich jucken die einzelnen Nummern, ihre Artisten, ihre Vorgehensweisen beim Messerwerfen n stuff nicht. Nicht hier. Es sei denn, sie sind maßgeblich am Glück und Unglück beteiligt. Weißt du, was ich hier etwas überspitzt und so mit leicht boshaft deutlich machen will?

Als Irina bei ihm war, hauchte sie ein zartes »Koran Dankon«, das Toto einsaugte und, so lange es ging, die Luft anhielt.

Das ist wunderschön. Das zeigt mir den Affen inmitten seinen eigenen Theaters, seinem Charakter, reizend, zurückhaltend und schwärmerisch. Er interessiert mich und Irina, alles andere daran kann schemenhaft sein.

Erik, der Rote, seines Zeichens Wikinger.

So klar ;)

Ronni und Wulf in ihren Landstreicher-Kostümen rollten die riesige Langhantel in die Mitte.

Wieder so ein Beispiel, das mich ratlos überfordert. Wieso ist das von Belang für mich? In dieser Deutlichkeit. Es wird nicht mal ein Wort mit Toto gewechselt.

Irinas spitzer Schrei wurde begleitet vom heftigen Aufraunen des Publikums, das wiederum beendet wurde vom dumpf knackenden Aufschlag im Bett der auffliegenden Sägespäne.

In meine Stimmung zu den beiden und der Beschreibung Irinas als ein Schmetterling, passt auf keinen Fall ein spitzer Schrei. Sie fällt und fällt und fällt und wundert sich wohl selbst.

Schon als er zu ihr hinstürzte, sah er an ihrem verdrehten Körper, dass ihr kein Arzt der Welt mehr würde helfen können.

Warum denn so deutlich? Warum zeigst du mir Toto nicht weiterhin verletzlich und zutiefst entsetzt, sondern diagnostisch distanziert? Du hast ihn anfangs so wunderbar vorgestellt und in die Geschichte eingeführt.

Nie würde Toto ihr Gesicht vergessen, in dem er etwas erblickte, das dort nicht hingehörte. Neben Unglauben eine Spur Empörung. Dann war der Moment vorüber und Irinas Gesicht wurde blank.

Genau so hätte sie auch fallen sollen.;)

Vermutlich hatte er das sogar absichtlich getan, um ihm zu schaden. Gar zu ruinieren! Ferlani schnaufte durch seine zusammengebissenen Zähne. Dafür würde der Sizilianer bezahlen!

Mich stört der Perspektivwechsel. Ich bin nicht interessiert am Herrn Direktor und diese Unterstellung entzweit mich von meinem aufgebauten Gefühl für Toto und zur Geschichte. Ich höre augenblicklich auf, zu trauern.

Die Käfigtür quietschte in den Angeln, der Vogel war ausgeflogen.

Ein nicht so geschickter Vergleich für den Affen.

Lieber linktofink, deine Geschichte ist gut gefüllt. Ich war mittendrin schon satt und habe sie weitergelesen, weil mich das Schicksal des Protagonisten betroffen macht. Aber es passiert für mich einfach zu viel, was mich immer wieder aus der Spur bringt. Ich guck mich da neben der Spur so um und vergesse leider den armen Tropf und seine unerfüllte Liebe. Ich frage mich dann immer, warum du das alles erzählst. Ich kenne Zirkus, die Nummern, aber den Charakter, der mit dem vollkommenen italienischen Namen ein unvollkommenes Leben führt, der im Zirkus als Affe im Käfig landet, über den erfahre ich weniger. Viel zu wenig. So erscheint mir denn seine Reaktion und die der Leute, die ihn im Wald sehen und füttern, unvollständig.
Bitte ärgere dich nicht wieder über mich. Es ist nur eines Leserleins Meinung, weil ich glaube, mit deiner Sprachbegabung könntest du gefühlvoller Geschichten schreiben, die ich gerne lese, wenn du mir keinen Film zeigen wollen würdest. :hmm: Du weißt hoffentlich mittlerweile, wie ich das meine.

Lieber (ehrlich:shy:) Gruß, Kanji

 
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Hallo @Bosie,

erst mal ein 'Herzlich Willkommen' hier im Forum. Wir hier sind da nicht alle einer Meinung, aber ich persönlich finde es sehr gut, wenn jemand erst mal andere Text kommentiert. Leider passiert es, dass ein Neuling seine Dinger hier ablädt und wenn er alle Komms abgegriffen hat, wieder abtaucht. Deine Herangehensweise ist mir da sympathisch.

Ich hoffe ich nehme mir nicht zuviel heraus wenn ich hier direkt einen Veteranen kritisiere (scheinst ja echt fleißig gewesen zu sein in der kurzen Zeit). Aber mir sind da doch ein, zwei Stellen aufgefallen zu denen ich meinen Senf dazu geben könnte
Deine Vorsicht ehrt dich und ich bin froh, dass es mehr als nur ein, zwei Stellen sind, zu denen du Stellung nimmst. Die Art deiner Kommentare lässt mich vermuten, dass du dich schon länger mit Textarbeit beschäftigst? Kommen wir zum Text.

Der Satz hat mich gestört. Erstmal steht der so alleine da; mitten in der Exposition wo ich mich erstmal auf die Namen konzentriere. Sowas lyrisches passt auch allgemein nicht so ganz zu deinem sonst so klarem Sprachstil. Ich würde den Part streichen.
Ich sehe, dass da eine Weiche falsch gestellt wird und Toto anders rüberkommt, als ich ihn angelegt habe. Habe also umgeschrieben, Thanx.

Dem Leser wird aber nur deutlich, wie sehr er sie Liebt. Den zweiten Teil, dass er sein Leben ansonsten verabscheut, musste man sich eher selbst dazu denken.
Hm, da ist was auf der falschen Schiene, da stimmt die Prämisse nicht, denn für mich nimmt er sein Leben mit fatalistischer Ergebenheit hin. Toto kämpft nicht um Irina, er versucht es nicht einmal. Er verabscheut sich nicht für das, was er ist, sondern lediglich für das Unglück, das er verursacht hat.

Beim ersten lesen viel er mir als eine besonders schöne Formulierung auf, weil Toto da noch nicht diese bemitleidenswerte, selbsthassende Kreatur war. Rückblickend betrachtet ist der Satz dann aber wieder viel zu kindlich und romantisch. Ich denke dieser Bruch im Ton kommt einfach daher, dass der Anfang der Geschichte nicht düster genug (b.z.w. überhaupt nicht düster) ist.
Der Selbsthass kommt erst nach dem Twist, nach dem Sturz vom Seil, wo ich schreibe: "Giampiero Toto Calogero Rizzo hörte auf zu existieren." Vorher ist da Schicksalsergebenheit, Zufriedenheit und auch eine gewisse Naivität.

linktofink schrieb: Für Toto war sie ein Buch mit sieben Siegeln. Eigentlich musste sie dieselbe Angst fühlen, wie jeder, der mit Messern beworfen wird. Doch irgendwie schaffte sie es, unbeeindruckt zu wirken.
Denn wie sich hier zeigt, weiß er ja eine ganze Menge über sie; ins besondere, dass sie Angst hat
linktofink schrieb: Die beiden traten durch die Plane und gingen zu ihrem Wagen, Elly schaute an allen vorbei. Toto wusste, sie würde sich jetzt mit zitternden Fingern eine Zigarette anzünden und mit dem Handrücken die feuchten Augen auswischen.
Eigentlich dachte ich, er kann viel über sie wissen und ihre Gewohnheiten kennen, ohne sie zwangsläufig zu verstehen. Aber du hast recht, das mit den sieben Siegeln ist zu dick, das habe ich rausgenommen. Danke für den Hinweis.

linktofink schrieb: Die verunglückte Seiltänzerin würde an seinem Zirkus haften bleiben wie Pech.
Das ist ein merkwürdiger Vergleich. Erstmal holpert der sehr, aufgrund der ohnehin schon doppelten Bedeutung von Pech. Und dann ist er auch völlig unnötig. Ich weiß ja, was gemeint ist. Da brauchts dann auch keinen Vergleich mehr.
Auch geändert.

Bevor jemand anderes kritisiert, dass die Exposition in den Rest der Geschichte eingebunden werden sollte und die Geschichte mit der "Actionszene" von Paragraph zwei beginnen soll (das dachte ich beim ersten Lesen), will ich anmerken, dass es sehr beim Lesefluss hilft die drei Hauptakteure abgesondert vorgestellt zu bekommen. Das hält den Fokus der Geschichte aufrecht, auch wenn im Mittelteil so viele weitere Charaktere eingeführt werden.
Oha, das ist nicht mal eben so gemacht. Da möchte ich erst mal hören, was noch an Rückmeldungen kommt, bevor ich dieses Fass aufmache. Also nicht böse sein, wenn ich das erst mal zurückstelle.

Danke für deinen Leseeindruck und viel Spaß hier im Forum.

Peace, linktofink

ps. mein Internet auf Korfu spackt und hat alle Änderungen gefressen. Ich hoffe, ich bekomm das nochmal hin. :xxlmad:

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Kanji,

alles gut, du weißt, ich mag es gerade heraus.

wieder einmal erscheine ich mir ungeeignet als Leserin deiner Geschichte. Und natürlich nicht, weil du sie so geschrieben hast, sondern weil mein Hirn mit zu viel konfrontiert wird: Zu viel bunte Sprache, zu viele Bilder, zu viele Personen, zu viele Szenen, die ich mir vorstellen muss und die du, wie immer deutlich bis überdeutlich beschreibst und ich mit dem Lesen und der Vorstellung und dem Sehen der Bilder einmal tutto completto überfordert bin.
Ich müsste auch nix sagen, denn du schreibst wie du schreibst und ich lese wie ich lese und es passt nicht so optimal zusammen. Wieder mal.
Immerhin habe ich dich mit 'Im Moor' einmal erwischt und das ist mehr als bei manch anderem. :D Dennoch hoffe ich, dass es irgendwann nochmal passt.

Dennoch, nicht aus Trotz, oder um deine Autorenehre zu verletzen, sondern nur, weil du es wissen sollst, auch dass ich sie gelesen habe und ja auch deine Kompetenz schätze, lass ich dir meine Eindrücke da.
Vielen Dank, ich weiß das zu schätzen!

linktofink schrieb: "Und indem er sich zum Affen machte, half er, das Zelt zu füllen."
Schade, das hätte ich gerne selbst gedacht.
Habe es entschärft.

linktofink schrieb: "Der Widerschein ihres roten Kleids tunkte die tief gefurchten Wangen in ungesundes Rosa."
Das ist ein kräftiges Bild, aber du entscheidest damit zu viel (für mich). Ich finde rosa Wangen per se nicht ungesund. Du willst, dass ich das denke. Alles sträubst sich in mir.
Komplett geändert, vielen Dank! (Ist besser so?)

linktofink schrieb: "Zorro, Domino, Charcoal, Lava und Black River."
Sicher, dass man die alle wissen muss? Ich bin so eine, die alles genau nimmt, was ich lese und ich denke, die spielen alle noch eine enorme Rolle.
Jo, da hatte ich auch meine Zweifel. Ist weggeschnippselt.

linktofink schrieb: "Sowie Gustav durch die Plane wackelte, lief Janko an ihm vorbei und stolzierte in die Arena. Bleich und mit versteinertem Gesicht folgte Elly."
Erneut heaps of names. Spielen die eine Rolle für den armen Affen, außer das es sie im Theater gibt?
Ich sehe deinen Punkt, aber für das Panorama, das ich auffächern möchte. mit der sich auf den Twist zuspitzenden Vorstellung, weiß ich ehrlich gesagt keinen anderen Weg.

linktofink schrieb: "Das mochte ähnlich hilfreich sein, wie so mancher moderne Hustensaft."
Der Vergleich ist vorgeschoben. Ich hab alleine dran gedacht. Manchmal glaube ich, du traust mir als Leser nicht viel zu.
Ist weg.

Ich will den Affen sehen, leiden sehen, glücklich sehen, seine Entwicklung. Mich jucken die einzelnen Nummern, ihre Artisten, ihre Vorgehensweisen beim Messerwerfen n stuff nicht. Nicht hier. Es sei denn, sie sind maßgeblich am Glück und Unglück beteiligt. Weißt du, was ich hier etwas überspitzt und so mit leicht boshaft deutlich machen will?
Guter Punkt. Muss ich sacken lassen.

linktofink schrieb: "Irinas spitzer Schrei wurde begleitet vom heftigen Aufraunen des Publikums, das wiederum beendet wurde vom dumpf knackenden Aufschlag im Bett der auffliegenden Sägespäne."
In meine Stimmung zu den beiden und der Beschreibung Irinas als ein Schmetterling, passt auf keinen Fall ein spitzer Schrei. Sie fällt und fällt und fällt und wundert sich wohl selbst.
Kanji, wie recht du hast. Geändert.

linktofink schrieb: "Schon als er zu ihr hinstürzte, sah er an ihrem verdrehten Körper, dass ihr kein Arzt der Welt mehr würde helfen können."
Warum denn so deutlich? Warum zeigst du mir Toto nicht weiterhin verletzlich und zutiefst entsetzt, sondern diagnostisch distanziert? Du hast ihn anfangs so wunderbar vorgestellt und in die Geschichte eingeführt.
Neu formuliert, ich hoffe jetzt ist er dichter dran.


linktofink schrieb: "Nie würde Toto ihr Gesicht vergessen, in dem er etwas erblickte, das dort nicht hingehörte. Neben Unglauben eine Spur Empörung. Dann war der Moment vorüber und Irinas Gesicht wurde blank."
Genau so hätte sie auch fallen sollen. ;)
Tut sie jetzt ;)

linktofink schrieb: "Die Käfigtür quietschte in den Angeln, der Vogel war ausgeflogen."
Ein nicht so geschickter Vergleich für den Affen.
ok, ok, ok, so besser?

Aber es passiert für mich einfach zu viel, was mich immer wieder aus der Spur bringt. Ich guck mich da neben der Spur so um und vergesse leider den armen Tropf und seine unerfüllte Liebe. Ich frage mich dann immer, warum du das alles erzählst. Ich kenne Zirkus, die Nummern, aber den Charakter, der mit dem vollkommenen italienischen Namen ein unvollkommenes Leben führt, der im Zirkus als Affe im Käfig landet, über den erfahre ich weniger. Viel zu wenig. So erscheint mir denn seine Reaktion und die der Leute, die ihn im Wald sehen und füttern, unvollständig.
Jut, für mich lag der Schwerpunkt auf der unvollendeten, tragischen Liebe und wie im wahren Leben, steht die nicht im Vordergrund, sondern geschieht nebenbei. Da gibst du mir wieder Grübelfutter. ;)

Bitte ärgere dich nicht wieder über mich. Es ist nur eines Leserleins Meinung, weil ich glaube, mit deiner Sprachbegabung könntest du gefühlvoller Geschichten schreiben, die ich gerne lese, wenn du mir keinen Film zeigen wollen würdest. :hmm: Du weißt hoffentlich mittlerweile, wie ich das meine.
Ich weiß genau was du meinst und bin keineswegs sauer, weil es stimmt, meine Schreibe ist visuell. Mir wurde mal krass gesagt, ich schreibe keine Geschichten, sondern Drehbücher.

mille grazie, Kanji, für deine Rückmeldung, gerade weil es nicht dein Ding war, möchte ich dir besonders danken.

Peace, linktofink

 
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Hey linktofink,

ich finde das weitestgehend gut geschrieben, keine Frage, nur habe ich Probleme damit, den Schwerpunkt der Geschichte auszumachen. Worum geht es eigentlich? Liebesgeschichte? Sucht der Affe Anerkennung? Geht es um den Zirkusalltag (du hast Alltag getaggt)? Womöglich um soziale Stellung (Gesellschafts-Tag)?
Ich finde, du hast zu viel in die Geschichte packen wollen, es fehlt mMn der Fokus, der Schwerpunkt, auch wenn sich die unerfüllte Liebe zu Petit Papillon wie eine Richtschnur durch den Text windet.

Giampiero Toto Calogero Rizzo. Seine Eltern in Taormina hielten es für einen guten, einen wohlklingenden Namen. Ihn selbst störte daran das Schwülstige, die Anmutung von Pathos, wenn er ihn aussprach. Dennoch war es sein Name und er mochte es, wenn jemand anderes ihn vollständig aufsagte – richtig betont und ohne Fehler. Das gelang im Zirkus nur Irina. Der wundervollen Seiltänzerin Irina Romanowa, genannt 'Petit Papillon'. Stern der Hoffnung für Toto, Zugpferd für die Vorstellung.
Die anderen im Zirkus nannten ihn Toto, solo Toto. Nur Direktor Ferlani beließ es bei Signore Rizzo. Aber das lag an dem Lohn, oder vielmehr dem Handgeld, das er Toto für seine Dienste zahlte. Mit Distanz war es leichter, nein zu sagen. Direktor Ferlani zeigte eine große Umsicht bei allem, was sein Geld betraf.

Wird Toto selbstbewusster werden? Wird er Respekt erfahren? Irina bekommen? Seine Stellung verbessern, einen sozialen Aufstieg erleben?
So viele Fragen, hinzu kommt, das die antagonistischen Kräfte zu wenig antagonistisch agieren. Zumindest hast du das zu wenig ausgearbeitet, für meinen Geschmack.
Irgendwie steht sich Toto nur selbst im Weg, ist passiv und verursacht ein Unglück, für das er nicht mal was kann - besser wäre mMn eine aktive Schuld, eine Fahrlässigkeit oder so.
Dann fährst du 'ne Menge namentlich benannter Statisten auf, die lediglich dazu dienen, dem Setting einen Anstrich zu verleihen.
Zudem hätte ich mir gewünscht, Toto würde eine echte Veränderung erfahren, sei es eine positive oder negative. Wobei die Pole besser entgegengesetzt verlaufen sollten (klar, kann man auch bewusst brechen, wenn man will). Stringent wäre gewesen, weil du negativ beginnst, dass er sich positiv entwickelt. Oder er gewinnt etwas, verliert aber dafür was. Irgendso halt. Das Ende empfinde ich daher als unbefriedigent, du stiehlst dich in meinen Augen irgendwie heraus, indem du Toto resignieren lässt bzw. ihn dem Wanhsinn überlässt. Irina stirbt und der Direktor geht stiften. Der Rest spielt gar keine Rolle. Punkt. Du lässt nichts offen, kann natürlich gut sein, ja, hier befriedigt es mich nicht. Wenn er wenigstens als Wahnsinniger, voller Rache, dem Zirkus nachjagen würde, um dem Direktor ans Leder zu wollen, wegen mangelnder Umsetzung der Sicherheitsbestimmungen ... :baddevil:

Kennst du @Quinn s Geschichte: "Tod dem Tyrannen Großer Bozo"?
An die musste ich mal denken, wegen dem Zirkus und so. Da ist das Thema ganz klar, so ein Brutus-Ding, Konspiration, Tyrannei. Darauf baut das alles auf.
Auch viel Personal, aber es spielt hier eine wesentliche Rolle, wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit (Agonisten, Antagonisten) und sie sind alle potentiell vom Ausgang der Geschichte betroffen.

Ich finde, du solltest das, was du wirklich erzählen möchtest, klar akzentuieren und die Räume für die Erzählung dementsprechend anpassen. Du könntest die Veränderung deines Protas vorantreiben, ihn eine Wandlung vollziehen lassen, die bestenfalls gegensätzlich zur Ausgangssituation (zum anfänglichen Toto) verläuft.
Kürzen, und Personal, das du nicht brauchst, wenigstens zu echten Statisten degradieren. Dafür den wichtigen Charakteren mehr Räume geben.

Ist eigentlich überflüssig zu erwähnen, lintofink, dass alles nur einer rein subjektiven Wahrnehmung und Einschätzung entspringt. Ich will's trotzdem loswerden.
Ich glaube, da steckt was Funkelndes im Text. Wie ein Rohdiamant. Würde sich sehr lohnen, da was rauszuholen, meine ich.


Danke fürs Hochladen!


hell

 
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"...
And when I awoke I was alone
This bird had flown
So I lit a fire
Isn't it good Norwegian wood?"
John Lennon: Norwegian Wood,
auf The Breatles "Rubber Soul" (1965)​

Die Käfigtür quietschte in den Angeln, der Vogel war ausgeflogen.

Giampiero Toto Calogero Rizzo ...
eine wahnsinnig schöne Einleitung vom Namen unseres vermeintlich armen Vetters über den seiltanzenden kleinen Schmetterling Irina zum verkürzten Toto, unserm mutmaßlichen Cousin als Zugpferd eines Zirkus - alles andere, als einen Appetitzügler versprechend und zugleich an den von mir vermissten, sympathisch durchgeknallten bas zu erinnern. Aber was wie ein Feuerwerk beginnt (und inhaltlich auch bis zum bitteren Ende eigentlich hätte fortgeführt werden können, gegen Ende hastu mal einen ähnlich verzwirbelten Satz) und ins sprachlichen Mittelmaß wechselt, wie etwa der Gebrauch des „sein“ als Vollverb, wo andere, treffendere Verben zur Verfügung stünden vom Typ
Und wie immer wartete er, bis sie direkt vor ihm waren.
(wobei ich mich sicherlei bei der Variante "bis sie sich direkt vor ihm befanden" auch gemeldet hätte. Duden.de verrät da einige Synonyme).

Da wird unnötig substantiviert, wo das Verb der Fantasie angemessener wäre

Die Pfote, die Toto ihm zum Schütteln hinhielt, …
...
Er half beim Aufstellen des Viermastzelts, …
mit dem Höhepunkt, wie ich finde, im
Toto beschränkte sich auf Bananenschälen.
Gut, den Satz umzuformulieren mit der Infinitivgruppe "Bananen zu schälen" benötigt einige Zeichen mehr als die substantivierte Fassung, wirkt aber - so meine ich - eleganter.

Begleitet vom heftigen Aufraunen des Publikums,
, dass sogar zu einer fälschlichen Substantivierung kommen kann, wie hier
… sie in einer Staubwolke zu Stehen kamen.
"zu (stehen, kam)

Hier will mir ein "jetzt" jenseits des Hier und Jetzt des Präsens denkwürdig erscheinen

Die fünf Halbstarken, die jetzt um die Ecke bogen, sollten …
ein"gerade (eben)" will mir da genauer sein.

Der Kleinste von ihnen …
ist m. E. "der kleinste" Attribut der durchs Pronomen vertretenen Jungen, ähnlich ergeht es den Zuschauern, wenn es heißt
Toto spulte sein Repertoire ab, bis alle Zuschauer an ihm vorbeidefiliert waren. Dem [l]etzten rief er noch ein …

„würde“-Konstruktionen, die je nach Sicherheit getrost durchs Futur I oder auch Konj. I (wird oder werde) gefahrlos ersetzt werden können
Es war für ihn der Wohlgeruch aus einem fernen Land, von dem er wusste, dass er niemals dorthin reisen würde. Ein Land namens Petit Papillon. Mit Grenzkontrollen, die einen sizilianischen Bauernjungen nie passieren lassen würden.

Und – was mir vielleicht zum ersten Mal auffällt in einem Deiner Texte, die Verwechselung von so weit und soweit, unbestimmter örtl./zeitl. Angabe mit der Konjunktion, wie hier
Es war soweit, Elly wurde angeschnallt.
oder hier
Bald war es soweit, Irinas …
und der Vater des Amerikareisenden Leif Erikson ist ein fester Begriff, dass es der Kommas zur Apposition nicht bedarf
Erik[...] der Rote, seines Zeichens Wikinger.
(kleine Inkonsequenz, denn zuvor wurde der Name ja kommafrei aufgeführt)

Ihr schwarzes Haar wurde von einem roten Charleston-Stirnband aus dem Gesicht gehalten.
Lass das Gesicht weg, das Brusthaat wird ja nicht gemeint sein, die Beine schon gar nicht

Warum werden hier

In der einen Hand hielt sie einen großen, roten Fächer, in der anderen einen zierlichen weißen Sonnenschirm aus Papier.
die gleichrangigen Attribute/Adjektive zum Fächer anders, und zwar korrekt, wie ich meine, behandelt und beim Sonnenschirm nicht?

Da war ein aufsteigender Hustenreiz, der seine Kehle emporkroch[,] und Toto spürte, dass …
Relativsatz zu Ende!

Wie gesagt, ich halt's für einen Schnellschuss und werd sicherlich noch mal vorbeischauen,

tschüss und schönen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

Hallo @Bea Milana,

vielen Dank, dass du dich meines Textes angenommen hast. Ich gehe im Folgenden nur auf die Punkte ein, wo ich deinen Empfehlungen nicht gefolgt bin. Den Rest habe ich entsprechend deiner Vorschläge geändert. Merci nochmals.

linktofink schrieb: "Mit Distanz war es leichter, nein zu sagen."
Hm, was willst du damit sagen?
Wenn sich nicht geduzt wird, ist es leichter, Lohnforderungen abzuschlagen.

linktofink schrieb: "Nach einer Schrecksekunde fingen die größeren Jungs an zu lachen. Niemand von ihnen wollte sich die Blöße geben."
Den zweiten Satz versteh ich von der Syntax her nicht, denn ich gehe davon aus, dass die großen Jungs relativ schnell erkennen, dass der Gorilla ein Fake ist, oder?
Also ich muss mich nach einem richtig großen Schreck - und Toto ist überzeugend als Affe - schon eine Weile erholen, bevor ich lachen kann.

linktofink schrieb: "Der Kleinste von ihnen saß auf seinem Hosenboden. Das Gesicht kreidebleich. Er hatte eingenässt.
Vllt.: Das Gesicht kreidebleich, die Hose nass.
Ne, finde ich anders schöner.

linktofink schrieb: "und schaufelte ihm das Kostüm auf die Arme."
schaufelte hört sich merkwürdig an, meinst du stülpte?
stülpte finde ich auch nicht besser, ich such noch mal ...

linktofink schrieb: "Wie üblich eine Bretterbude, schnell zusammengenagelt."
Höre ich da eine Bewertung heraus?
nope, nur eine Beschreibung der nötigen Vorgehensweise.

linktofink schrieb: "Eigentlich musste sie dieselbe Angst fühlen, wie jeder, der mit Messern beworfen wird. Doch irgendwie schaffte sie es, unbeeindruckt zu wirken."
Sagt das Toto oder denkt der Autor, dass sie so ist? Ich persönlich glaube beide Sätze nicht, es sei denn, Elly macht den Job zum ersten Mal. Das tut sie mit Sicherheit nicht.
Toto. Nein, sie macht den Job nicht zum ersten Mal, nur gehört das zu den Dingen, an die Mensch sich wohl nie vollends gewöhnen kann (so stelle ich es mir vor), oder?

linktofink schrieb: "Wie in Zeitlupe fiel der Petit Papillon kopfüber vom Himmel."
An diesem Satz zeigt sich vllt. das Problem des Textes: Mal bist du personal, mal auktorial distanziert, wie hier. Mann, wenn der Toto unendlich in diese Frau verknallt ist und sie begehrt in jeder seiner einsamen Nächte und sie heimlich beobachtet und dabei schwitzende Hände bekommt und feuchte Träume, und wenn der Geruch ihres Parfüms oder Puders in seine Nase steigt in einem Alltag, in dem es nach Tieren stinkt und nach Futter und feuchtem Stroh und Menschen, die sich nicht oft waschen, und außerdem nach Pferdeäpfeln und anderer Scheiße, ja schreibt der diesen Satz so?
Ok, ich hab mir das mal rot angestrichen, da ich es als inhaltlichen Hinweis sehr hilfreich finde. Danke.
Auch was du am Schluss schreibst, geht in dieselbe Richtung:
Ich finde, einige Passagen sind dir in der Beschreibung gut gelungen, andere wiederum wirken etwas langatmig. Ich würde ausprobieren, ob die Geschichte den Perspektivwechsel (Direktorensicht) am Ende wirklich braucht oder ob du nicht lieber bei Toto bleiben solltest. Nahe gekommen bin ich der Figur leider nicht.
Die Distanziertheit ist für mich als Manko nachvollziehbar. Ich schaue mal, was mir da gelingen mag.

Peace, linktofink

 

Hallo @hell,

Ich fasse die Beschreibung der Ansatzpunkte aus deinem Kommentar mal zusammen:
- klares Herausarbeiten eines Schwerpunktes/ Stärkung der Liebesgeschichte
- aktiveres, kraftvolleres Agieren des Prota, und des Antagonisten
- aktive Schuld statt Unglück
- deutliche Wandlung des Prota, gegenläufige, reziproke Entwicklung,
- Positionierung/ sinnstiftende Einbindung des Statistenpersonals (hab Quinns Geschichte gelesen und weiß, was du meinst)
Vielen Dank für deine Hinweise, ich bin mir nur nicht sicher, in welchem Maß ich sie umsetzen werde.
Denn, wenn ich alles berücksichtige, wird daraus eine andere Geschichte, als die, die ich erzählen wollte. Ursprünglich sollte aus Toto ein anderes Wesen werden, indem ihm das Fell anwächst, mit ihm altert und grau wird. Bin ich (leider) von abgekommen. Ich werkle mal fleißig und wenn es mich überzeugt, stell ich es ein.

Vielen Dank für deinen konstruktiven Eingriff.

Peace, linktofink

 

Ursprünglich sollte aus Toto ein anderes Wesen werden, indem ihm das Fell anwächst, mit ihm altert und grau wird.
Das klingt spannend! Jetzt noch 'ne Prämisse drumherum basteln (Liebe führt, wenn dies und das geschieht, dazu ...), diese anhand des Textes beweisen und das Teil wird rund!
Ein Text, bei dem sich die Prämissensuche sehr lohnen würde, meine ich, gerade bei so einem Schluss!

Bin gespannt, linktofink.

 

@Friedrichard

Hallo Friedel,

vielen Dank für deine Korrekturen. Ich habe sie weitgehend umgesetzt. Es kann jedoch sein, dass die Mühe zum Teil vergebens war, da ich vermutlich große Teile umschreiben werde.

Mehr jedoch als die formalen Korrekturen hätte mich eine konstruktive inhaltliche Auseinandersetzung interessiert. Du schreibst von einem Feuerwerk, das ich ankündige, aber nicht einhalte und das ich eigentlich bis zum bitteren Ende hätte fortführen können. Am Ende schreibst du gar von einem Schnellschuss. Da würde ich gerne ansetzen und im Details schauen, was du meinst, und vor allem bin ich darauf gespannt, wie es besser gehen kann.

Peace, linktofink

 

Hi @linktofink,

ich habe gelesen, dass du einiges überarbeiten willst, deswegen gebe ich dir nur ein grobes Feedback.

Ich bin erstaunlich gut in die Geschichte gekommen. Du schreibst detailreich, aber nicht überladen. Mir gefällt es.

Toto als Affe im Käfig finde ich gut. Anfangs habe ich gedacht, die Geschichte wäre aus der Sicht eines Affens geschrieben worden, wollte wissen, ob es wirklich so ist.

Toto zuckte mit den Schultern, griff hinter sich und hielt ihm sein Versöhnungsgeschenk hin. Der Junge nahm es zögerlich. Im Gehen betrachtete er die gelbe Frucht von allen Seiten. Er hatte davon gehört.
Mag ich, die Stelle! Dieses Bild und die Sprache - passt für mich.

Die ersten vier Abschnitte packen mich, und dann zerfasert es und mich hast du verloren. Die Beschreibungen der Zirkuswelt sind gut und spannend beschrieben, aber warum soll ich Toto folgen? Aber du hast ja bereits erkannt, dass du dich für einen Schwerpunkt entscheiden musst, deswegen will ich dazu gar nicht so viel sagen.

Liebesgeschichten machen mich ja irgendwie nicht an ... Mich würde diese Variante

Ursprünglich sollte aus Toto ein anderes Wesen werden, indem ihm das Fell anwächst, mit ihm altert und grau wird.
interessieren.
Egal wie du dich entscheidest, ein Fokus wird der Geschichte gut tun. Sag Bescheid , wenn du die überarbeitet hast. Ich schaue dann gerne noch mal auf die Details.


Liebe Grüße,
NGK

 

Mehr jedoch als die formalen Korrekturen hätte mich eine konstruktive inhaltliche Auseinandersetzung interessiert. Du schreibst von einem Feuerwerk, das ich ankündige, aber nicht einhalte und das ich eigentlich bis zum bitteren Ende hätte fortführen können. Am Ende schreibst du gar von einem Schnellschuss. Da würde ich gerne ansetzen und im Details schauen, was du meinst, und vor allem bin ich darauf gespannt, wie es besser gehen kann.

„Nicht an sich denken, das macht ja der andere schon.“
Anke Engelke, Zeitmagazin 52, 2013​

Schau‘n wir mal,

lieber linktofink,

denn aufgrund einer für Dich m. E. ungewohnten Fehlerquote trotz Korrekturen zuvor (ich bin ja ziemlich spät eingestiegen) gewann ich den Eindruck des „Schnellschusses“, soll heißen, der voreiligen Veröffentlichung. Vielleicht lässt sich Deine Zeile

ps. mein Internet auf Korfu spackt und hat alle Änderungen gefressen. Ich hoffe, ich bekomm das nochmal hin.
damit verknüpfen?

So ist halt Homo sapiens digitalensis, immer erreichbar, alles husch, husch. Bis in die 1990er Jahre hinein schraken die Daheimgeblieben zusammen, wenn ein Anruf aus einem fernen Urlaubsort kam oder – noch schlimmer - von unterwegs. Heute hält man es keine viertel Stunde ohne Geplärre aus. Warum sollten Wortkrieger da anders gestrickt sein?

Nun, der erste Absatz bietet ein Feuerwerk der Fantasie (was ich schon dargestellt hab) gegenüber der in der Folge eher ernüchternden Sprache. Da kommt mir nun Deine Titelwahl des „Affentheaters“ sehr entgegen, einem gemeinhin mit einem eher lästigen und unsinnigen, gar übertrieben Tun („lass das Affentheater!“) verknüpft wird, wobei die Übertreibung allen Künsten (incl. circensischer Artistik) eigen ist sowohl in formaler Beherrschung wie außergewöhnlicher Geschicklichkeit, auf dem Papier (oder an der Tastatur) wie am Trapez.

Dass es eine tragische Liebesgeschichte ist, hab ich durchaus bemerkt und – noch schlimmer – dass es die Liebe eines Lebens, eben Totos, ist, denn die Liebe des Lebens bleibt i. d. R. unerfüllt (da ist Deine Geschichte konsequent) – zum einen, weil man es erst auf dem Sterbebett beurteilen kann, was denn nun unter allen anderen sozialen Beziehungen die „Liebe des Lebens“ war, und umgekehrt, dass einem auf einmal jemand so richtig fehlt und im Verlust überhöht/geheiligt wird (wobei im Kern dieses Wortes, das "heil" eigentlich ein heil-sein meint).

Schau Dir mal das m. E. neben einer späteren arabischen Ausgabe das Zeitmagazin aus Dezember 2013 an – https://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe/komplettansicht, da ist die ganze Bandbreite aufgeführt mit dem Höhepunkt in den Erfahrungen eines alten Ehepaares.

Und wie Du es richtig zeichnest, muss das Leben und das Geschäft – und sei‘s ein Wanderzirkus – weitergehen und auch, dass Toto mit seinem Fell verwächst, wie andere in ihrem Beruf aufblühen und ein nächster sich dazu berufen fühlt.

Aber könnte es nicht auch bedeuten, dass Toto sich in aller Trauer ein dickes Fell zugelegt hat? Das Trapez und seine Artistin als Symbol der Leichtigkeit des Seins und das erinnernde Fell als Last, die ge- oder ertragen werden muss.

Tatsächlich ist es so, dass nicht nur Primaten Trauer kennen.

Das Problem: Gorillas ergrauen und wie mir mit 18 nach dem Dutschke-Attentat die ersten grauen Haare kamen, können sie auch bei unseren armen Vettern vorzeitig kommen. Das Fell - wenn Toto sich also zu einem Leben im Wald entschlossen hat – wird seine Künstlichkeit verraten im Laufe der Zeit, selbst wenn es der Farbe nach Trauer anzeigt. Andere tragen weiß.

Wenn das nicht genügt am Vorabend der bekanntgemachten Überarbeitung, darfstu Dir sicher sein, dass ich mich wieder melde, also

bis später!

Friedel

 
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Hola @linktofink,

ich fall mal gleich mit einer Superkorinthe ins Haus – der Einstieg will und will mir nicht gefallen:
Die Familie ist stolz auf ihren Namen, logo, schließlich ist man wer. Doch der Sohnemann sieht das anders.
Genau! Hier würde ich meinen, dass der junge Mann gar nicht fähig ist zu dieser Wahrnehmung (das Schwülstige, den Pathos - im Gegensatz zum Autor:D), schließlich wächst er mit diesem Namen auf. Das ist etwas, was positiv besetzt ist (zumindest innerhalb der Familie:dozey:) Er hat etwas, woran er sich festhalten, und schlimmstenfalls auf Leute herabschauen kann, die nur Luca Russo heißen.

Ihn selbst störte daran das Schwülstige, die Anmutung von Pathos ...
Dennoch war es sein Name und er mochte es, wenn jemand anderes ihn vollständig aufsagte.
Ich meine, das widerspricht sich.
Trotzdem weiß ich, wo Du hin willst: Alles aus Irinas Mund klingt wunderschön, wohl auch, wenn sie ‚verdammte Scheiße’ sagt. Aber so, wie es dasteht, hakelt es mMn.

Die anderen im Zirkus nannten ihn Toto, solo Toto.
Das ‚solo’ hat der Autor hineingeschmuggelt, um seine Italienischkenntnisse zu vermarkten;).
Und Kenntnisse einer mir unbekannten Sprache:

Ein tiefes »Bonan Tagon«, ...

»Saluton«, grüßte Toto, ...

»Pardonon!«, brummte Toto, ...


Boah, meine erste Lektion in – Etruskisch? Bisschen plump, mein Lieber (Pardonon).

Auch das hätte ich im Bericht eines Kinderheims anno 1930 eher vermutet als in einem Text des Jahres 2018:

Er hatte eingenässt.
In den letzten 76 Jahren hab ich das noch nie gehört.

»Mi pardonpetas.«
Jetzt wird’s putzig. Sieht beinahe so aus, als ob sich die momentane Handlung an den exotischen Sprachbrocken entlanghangelt wie der Gorilla an den Gitterstäben. Das tut dem Text nicht gut.

Die Pfote, die Toto ihm zum Schütteln hinhielt, ließ der Junge in der Luft stehen.
Prima.

Der Junge nahm es zögerlich. Im Gehen betrachtete er die gelbe Frucht von allen Seiten. Er hatte davon gehört.

Er hatte davon gehört? Der geht in den Zirkus (nicht billig), aber hat noch nie ’ne Banane gesehen? Oder handelt die Geschichte in der Zeit vor ‚Kolonialwaren’?

Und jetzt kommt der Augenöffner:

Richtige Sensationen, wie eine Frau mit zwei Köpfen oder behaartem Gesicht, waren nicht so leicht zu bekommen.
Mann, hättste gleich sagen können! Bislang war ich in der italienischen Provinz, nach dem zweiten Weltkrieg – aber jetzt drehen wir die Uhr hundert Jahre zurück, na ja, und Esperanto war damals in gewissen Kreisen schwer in Mode.

Ich hab den Komm beim Lesen mitgeschrieben, doch durch die bislang ungeklärte Zeit, in der diese Geschichte spielt, war ich auf dem Holzweg. Ich lass das mal so stehen, weil’s anderen Lesern vielleicht auch so geht. Vielleicht siehst Du eine Möglichkeit, das klarer herauszustellen.

Allerdings sind wir schon in der Mitte der Geschichte. Und:

Dem letzten rief er noch ein »Ĝis nuntempe« hinterher – in der Gewissheit, dass er es nicht verstehen würde.

Was bist Du doch für ein verdammter Schulmeister – haste das auch noch verkauft!


Sanft strich er seine Hand über Charcoals Blesse ...
Er streicht seine Hand?

Hand in Hand zehenspitzten Janko und Elly eine Paraderunde, ...
Bei allem Respekt vor neuen Wortschöpfungen ...

Mit Grenzkontrollen, die einen sizilianischen Bauernjungen niemals passieren ließen.
Er entstammt einer Bauernfamilie? Hätte ich bei dem pomfortionösen Namen nicht vermutet.

Lautlos und in Zeitlupe fiel der Petit Papillon kopfüber vom Himmel.
Ohne Artikel wäre der Satz noch besser.

Ein leise geflüstertes » Adiaŭ«
Esperanto, gell:hmm:?

»Koran Dankon«
Dachte schon, da fehlt doch was:) ...

Lieber linktofink, entschuldige, weil ich so viel über die fremde Sprache gelästert habe, doch mMn wertet die Deine Geschichte nicht auf. Die hat eh genug Substanz und braucht das nicht. Ich empfinde die Esperanto-Dekoration als aufgesetzt (ich weiß: Das ist nicht Deine Meinung, aber da sind wir wohl verschieden gestrickt.)

Ich sehe es wie @hell:

Ich glaube, da steckt was Funkelndes im Text. Wie ein Rohdiamant. Würde sich sehr lohnen, da was rauszuholen, meine ich.

Extra fett gemacht. Deine Geschichte ist wirklich gut. Könnte einem das Herz zerreißen.

Weg mit den Schulmeistereien, ran an den Kern! (Allerdings befürchte ich, dass Du lieber zu neuen Horizonten schwebst, als die Zeit mit Diamantenschleifen zu vertun.)

Die Szene mit dem roten Erik fand ich wirklich gelungen, da gibt’s nichts Störendes im Text. Bravo! Und bei dem, was dann kommt, hast Du Dich selbst übertroffen. Dein Text über Irinas Absturz hatte mich tatsächlich gepackt und ich kann nur sagen, dass Du zu großer Form aufgelaufen bist. Das ist nicht nur ein Teelicht, was da in Dir brennt.


Lieber Freund, ich kann Deine Arbeit einschließlich der notwendigen Recherchen nur loben, auch wenn ich Dich in Verdacht habe, schnell zum neuen Thema übergehen zu wollen. Aber das kann sogar von Vorteil sein: In seiner schöpferischen Phase soll der Mensch alles raushauen, wozu er imstande ist; polieren kann man auch im Rollstuhl.

Beste Grüße!
José

PS: Ob der Titel das Nonplusultra ist, glaube ich allerdings nicht. Die Geschichte ist doch etwas sehr Ernsthaftes - Affentheater ist sinnlos und Klamauk.

 

@Nichtgeburtstagskind

Hey NGK, nett dass du vorbeischaust.

Die ersten vier Abschnitte packen mich, und dann zerfasert es und mich hast du verloren. Die Beschreibungen der Zirkuswelt sind gut und spannend beschrieben, aber warum soll ich Toto folgen? Aber du hast ja bereits erkannt, dass du dich für einen Schwerpunkt entscheiden musst, deswegen will ich dazu gar nicht so viel sagen.
Jo, ich hab verstanden, dass die Schilderung des Zirkusalltags als Timer für das tragische Finale nicht funktioniert. Das bestätigst du mir hier nochmals.
Tatsächlich finde ich die Idee mit der Haut-/Fell-Mutation auch wesentlich spannender. Mal sehen, ich forsche in der Richtung.
Melde mich, wenn ich so weit bin. Danke bis dahin.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

@Friedrichard,

Hallo Friedel,

So ist halt Homo sapiens digitalensis, immer erreichbar, alles husch, husch. Bis in die 1990er Jahre hinein schraken die Daheimgeblieben zusammen, wenn ein Anruf aus einem fernen Urlaubsort kam oder – noch schlimmer - von unterwegs. Heute hält man es keine viertel Stunde ohne Geplärre aus. Warum sollten Wortkrieger da anders gestrickt sein?
Im Normalfall würde ich jemandem, der mir so auf den Schlips tritt, ohne mich persönlich zu kennen, die entsprechende Formel aufsagen. Hier versuche ich mal eine Antwort auf sachlicher Ebene:
Ich stelle hier immer abwechselnd neue und ältere Geschichten ein. Die Story habe ich letztes Jahr geschrieben und seitdem immer wieder umgeschrieben, ohne einen rechten Fuß daran zu bekommen. Deshalb steht sie jetzt hier zur Diskussion. Mag sein, dass manche Formulierungen durch bessere ersetzt werden können, doch war mir wichtig, zu schauen, ob die Geschichte funktioniert und falls nicht, woran das liegen könnte - also vorrangig eine inhaltliche Auseinandersetzung. So viel zum Thema Schnellschuss.
Wie oft, wann und warum ich auch im Urlaub das Internet nutze, möchte ich hier nicht diskutieren. Das wäre in jeder Hinsicht die falsche Plattform.

Kommen wir zum Inhalt:

Dass es eine tragische Liebesgeschichte ist, hab ich durchaus bemerkt und – noch schlimmer – dass es die Liebe eines Lebens, eben Totos, ist, denn die Liebe des Lebens bleibt i. d. R. unerfüllt (da ist Deine Geschichte konsequent) – zum einen, weil man es erst auf dem Sterbebett beurteilen kann, was denn nun unter allen anderen sozialen Beziehungen die „Liebe des Lebens“ war, und umgekehrt, dass einem auf einmal jemand so richtig fehlt und im Verlust überhöht/geheiligt wird (wobei im Kern dieses Wortes, das "heil" eigentlich ein heil-sein meint).
Die unerfüllte Liebe zu Irina wird die eine große Liebe in Totos Leben bleiben. Ob er das so reflektiert, wage ich zu bezweifeln, da er fortan von Schuldgefühlen regiert wird.

Schau Dir mal das m. E. neben einer späteren arabischen Ausgabe das Zeitmagazin aus Dezember 2013 an – https://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe/komplettansicht, da ist die ganze Bandbreite aufgeführt mit dem Höhepunkt in den Erfahrungen eines alten Ehepaares.
Danke, habe ich gerne gelesen. Neben Beitrag Nr. 29 hat mich besonders die Nr. 11 von Alfred Du Chesne umgehauen. Das wahre Leben schreibt doch die besten (unglaublichsten) Geschichten.

Aber könnte es nicht auch bedeuten, dass Toto sich in aller Trauer ein dickes Fell zugelegt hat? Das Trapez und seine Artistin als Symbol der Leichtigkeit des Seins und das erinnernde Fell als Last, die ge- oder ertragen werden muss.
Das gefällt mir, das Fell, das als Last an ihm hängt, als Symbol für seine Schuld.

Das Problem: Gorillas ergrauen und wie mir mit 18 nach dem Dutschke-Attentat die ersten grauen Haare kamen, können sie auch bei unseren armen Vettern vorzeitig kommen. Das Fell - wenn Toto sich also zu einem Leben im Wald entschlossen hat – wird seine Künstlichkeit verraten im Laufe der Zeit, selbst wenn es der Farbe nach Trauer anzeigt. Andere tragen weiß.
Ich habe vor, es so zu machen, dass es ihm anwächst und seine Künstlichkeit nicht mehr verrät.

Wenn das nicht genügt am Vorabend der bekanntgemachten Überarbeitung, darfstu Dir sicher sein, dass ich mich wieder melde, also
Nee, nix da, das wird dauern.

Peace, linktofink

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Hey @AWM,
lange nix gehört … ;)

… kennst du den Film mad circus? Erinnert mich ein wenig daran, vor allem die Transformation von Toto.
Nee, leider nicht, das muss auch warten, bis ich wieder zuhause bin. Danke für den Tipp, werde ich mir zu Gemüte führen.

So ist mir zum Beispiel die Stelle mit dem Wikinger viel zu ausführlich, trägt sie ja eigentlich nichts zum Plot bei. Auch habe ich bei einer kreidebleichen Frau mit versteinerter Miene nicht an Angstlosigkeit denken können.
Da sind wir beim Statisten-Thema, das in Bewegung ist. Vielleicht muss Erik zurück nach Lüttich, ich schau mal.

Werde dich nach Einstellen der Neuversion anfunken,
Peace, linktofink

 

nach Einstellen der Neuversion
...
Hey @linktofink,

in den anderen Kommentare hatte ich auch schon was von einer Überarbeitung gelesen und wollte abwarten, falls sich deine Geschichte stark verändert und meine Punkte damit hinfällig wären. Obwohl ich das nicht hoffe, weil sie mir so wie sie jetzt ist – ein paar schräge Bilder und übertriebene Formulierungen hast du bereits abgeändert – echt gut gefällt. Also, keine Ahnung, ob du die Geschichte jetzt doch noch komplett umkrempelst; ich schicke dir meine Grübel-Textstellen, einfach um dir einen weiteren Leseeindruck zu geben, den du, wenn du magst, bei der Überarbeitung mit auf deiner Feedbackliste hast. War das jetzt zu wirr? Na, du verstehst schon. Nimm dir, was du brauchst.


Nur Direktor Ferlani beließ es bei Signore Rizzo. … Mit Distanz war es leichter, nein zu sagen. Direktor Ferlani zeigte große Umsicht bei allem, was sein Geld betraf.
Damit hast du stark, aber leichtfüßig beiläufig, die klaren Zirkushierarchien aufgezeigt. Finde ich gut.


»Saluton«, grüßte Toto, die rechte Pfote an der Schläfe.

»Mi pardonpetas.« Die Pfote, die Toto ihm zum Schütteln hinhielt,

Ich bin mir sicher, dass bei Primaten die Enden der vorderen Extremitäten nicht als Pfoten, sondern als Hände bezeichnet werden. Du willst es „entmenschlichen“. Aber so ist es schlicht falsch, denke ich.


Der kleinste von ihnen saß auf seinem Hosenboden. Das Gesicht kreidebleich. Er hatte eingenässt.
Unterstrichenes ist mir zu viel.


Damals war Toto noch das Faktotum.
Die Bezeichnung war mir nicht geläufig. Wieder was gelernt. :schiel:


Und so überlegte Toto hin und her, wie er es anstellen konnte, bis er sich abzeichnete, der Esperanto sprechende Gorilla.
Warum gerade Esperanto? Hat das einen tieferen gesamtgesellschaftlichen Hintergrund?


Direktor Ferlani konstatierte das mit Genugtuung, freilich ohne sich diese allzu offen anmerken zu lassen.
Toto spulte sein Repertoire ab, bis alle Zuschauer an ihm vorbeidefiliert waren.
Du benutzt ziemlich viele Fremdwörter, was abwechslungsreich ist und gebildet klingt. Nur muss ich gestehen, dass ich zwei der drei Wörter in den beiden Beispielsätzen nicht kenne. Des Lesers Unwissenheit ist natürlich nicht dein Verschulden, kann aber zu deinem Problem werden. Wenn er sich zu dumm und vorgeführt vorkommt, bricht er die Geschichte vllt. ab. Also ich nicht. Bin doch von der hartnäckigen Sorte und weiß, dass es lohnt, dran zu bleiben. :shy: Ist nur ein Gedanke. Andere Leser hier im Forum schien es nicht zu stören.


Dem letzten rief er noch ein »Ĝis nuntempe« hinterher – in der Gewissheit, dass er es nicht verstehen würde.
Weißt was? Ich verstehe es auch nicht. An manchen Stellen erschließt sich mir der Mehrwert der Esperanto-Einschübe nicht.

Toto griff in Charcoals Zaumzeug. Irinas Liebling unter den Wallachen.
Diese Behauptung steht ein bisschen plötzlich im Raum, ohne Grund und Zusammenhang zur Seiltänzerin.


Dann sorgte er für Wasser und frisches Heu.
Vllt. besser „frisches Wasser und Heu“ ?


um tief den betörenden Duft einzuatmen, der aus dem Wagen drang. Es war für ihn der Wohlgeruch aus einem fernen Land, von dem er wusste, dass er niemals dorthin reisen werde. Ein Land namens Petit Papillon. Mit Grenzkontrollen, die einen sizilianischen Bauernjungen niemals passieren ließen.
Hach, wie schön. Und wie traurig, dass er meint, ihrer Beachtung nicht würdig zu sein. :sad:


Elly schaute an allen vorbei. Toto wusste, sie würde sich jetzt mit zitternden Fingern eine Zigarette anzünden und mit dem Handrücken die feuchten Augen auswischen. Im dunklen Wagen, wenn niemand es sah.
Und woher wusste Toto das, wenn es niemand sah? Du könntest es als Tatsache, ohne Toto, bringen. Oder, wenn du bei seiner Perspektive bleiben willst, vllt. das „wusste“ durch ein schwächeres Verb ersetzen.


Als sie an ihm vorbeisegelte, warf sie ihm ein kleines Lächeln und einen flüchtigen Blick zu, den nur er auffing und den er tief in sein Herz fallen ließ, wo schon all die anderen lagen, die er hütete wie einen Schatz.
Ein bisschen schmalzig. Aber ich mags trotzdem.


Genau das beunruhigte Toto, denn er hatte gelernt, dass eine gesunde Portion Angst die Instinkte schärft.
Die Erwähnung „er hatte gelernt“ verlangt für mein Gefühl nach einem Bezug oder Rückblick. Diesen losen Faden könntest du kappen.


Unkontrolliert entfuhr ihm zwischen zwei Trommelschlägen ein Stakkato harter Keuchtöne.
„Stakkato“ kam schon vorher beim Orchester. Ich würde es bei den Keuchtönen ändern.


Giampiero Toto Calogero Rizzo hörte auf zu existieren.
Dass du hier seinen schier endlosen Namen aufgreifst, finde ich sehr gut. Wie du ihn im Ganzen benennst, weil er gänzlich erlischt.


Es herrschte Totenstille.
Ist mir ein bisschen zu Phrasenhaft, fast schon zynisch.


Zwischen ihren Stangenbeinen schlugen die Trapezkünstler Flic-Flacs
Ich denke, du kannst hier durchaus Flickflacks schreiben.


Fast so, als versuchte es damit, das Unabwendbare aufzuhalten, was ebenso sinnlos war, wie alle Maßnahmen, die der Arzt wenig später ergriff.

Direktor Ferlani rannte mit irrem Blick über den Zeltplatz, die Arme erhoben wie ein Dirigent. So wild er auch gestikulierte, es gab nichts, was er noch tun konnte, um die Katastrophe abzuwenden.


Erst beim Verzurren des Affenkäfigs fiel jemandem auf, dass mit Toto auch das Gorillakostüm verschwunden war.
Du hättest genug Personal, um das zu spezifizieren.


Einige Zeit später wurde in den Wäldern um die Stadt ein seltsames Wesen gesichtet. Eine einsame Kreatur mit schwarzem Fell, die sich beinahe bewegte wie ein Mensch. Und auch, wenn es anfänglich erhebliche Irritationen gab,
Vllt. könntest du hier auf ein oder zwei Adjektive verzichten? Die Perspektive ist mir zu weit weg von Toto.


Mi pardonpetas … Pardonu min … Petit Papillon.
:sad: Armer Tropf! Ich nehme dir seinen Schmerz ab. So wie auch seine tiefe, ehrfürchtige und unerschütterliche Liebe zu Irina. Toto, Irina und der Direktor sind in der Geschichte für mich eindeutig die präsentesten Figuren. Ich meine auch klar eine Haupthandlung zu sehen. Trotzdem könntest du bei den anderen Zirkusartisten ein wenig zurückfahren. Beispiel: Würdest du das weiße Zeug am Zahnfleisch streichen, verliert die Geschichte mMn nichts.


Gern gelesen. Ein schönes Wochenende für dich!

wegen

 

Hola @josefelipe,

nett dass du vorbeischaust. Ich bin mir noch nicht eins, wie umfänglich ändern werde, deshalb gehe ich von der jetzigen Version aus.

Die Familie ist stolz auf ihren Namen, logo, schließlich ist man wer. Doch der Sohnemann sieht das anders.
Genau! Hier würde ich meinen, dass der junge Mann gar nicht fähig ist zu dieser Wahrnehmung (das Schwülstige, den Pathos - im Gegensatz zum Autor :D ), schließlich wächst er mit diesem Namen auf. Das ist etwas, was positiv besetzt ist (zumindest innerhalb der Familie :dozey: ) Er hat etwas, woran er sich festhalten, und schlimmstenfalls auf Leute herabschauen kann, die nur Luca Russo heißen
Ja, die Sache mit dem Namen. Oft wenn ich neue Leute kennenlerne, ist der vollständige Name (oder allein der Nachname) ein Anlass zum überraschten Schmunzeln, besonders dann, wenn ich bislang nur den Nick kannte. Toto wird wohl auch sein Leben lang Toto genannt worden sein.
Sein Name ist für ihn etwas, das zu ihm gehört wie ein ungeliebtes körperliches Merkmal - wer wünscht sich da nicht manchmal eine Veränderung - und dennoch ist es eine Form des Respekts ihm gegenüber, wenn sich jemand mit seinem Namen Mühe gibt.
Der Name ist für mich also ambivalent besetzt, ein bisschen Fluch, ein bisschen Segen.
Ja, und wenn Irina "verdammte Scheiße" sagt, tropft Toto Honig aus den Ohren.

Er hatte eingenässt.
In den letzten 76 Jahren hab ich das noch nie gehört.
Ist vermutlich Pflegelatein. Hab lange mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Da sagt man nicht: Er hat sich in die Hose gepisst.
Hab´s geändert, du warst nicht der Einzige, dem es auffiel.

Ich hab den Komm beim Lesen mitgeschrieben, doch durch die bislang ungeklärte Zeit, in der diese Geschichte spielt, war ich auf dem Holzweg. Ich lass das mal so stehen, weil’s anderen Lesern vielleicht auch so geht. Vielleicht siehst Du eine Möglichkeit, das klarer herauszustellen.
Oha, da muss ich mal einen Zaunpfahl in Anfangsnähe aufstellen.

Mit Grenzkontrollen, die einen sizilianischen Bauernjungen niemals passieren ließen.

Er entstammt einer Bauernfamilie? Hätte ich bei dem pomfortionösen Namen nicht vermutet.
Hast recht, ist geändert. (Nicht der Name, sondern die Herkunft).

Lieber linktofink, entschuldige, weil ich so viel über die fremde Sprache gelästert habe, doch mMn wertet die Deine Geschichte nicht auf. Die hat eh genug Substanz und braucht das nicht. Ich empfinde die Esperanto-Dekoration als aufgesetzt (ich weiß: Das ist nicht Deine Meinung, aber da sind wir wohl verschieden gestrickt.)
Puh, das Darling zu killen, wäre echt hart. Das bringe ich wohl nicht über mich. Ich hoffe die Esperanto-Macke kannste mir verzeihen?

Weg mit den Schulmeistereien, ran an den Kern! (Allerdings befürchte ich, dass Du lieber zu neuen Horizonten schwebst, als die Zeit mit Diamantenschleifen zu vertun.)
Nee, ich schleife schon, aber es funkelt noch nicht.

Die Szene mit dem roten Erik fand ich wirklich gelungen, da gibt’s nichts Störendes im Text. Bravo! Und bei dem, was dann kommt, hast Du Dich selbst übertroffen. Dein Text über Irinas Absturz hatte mich tatsächlich gepackt und ich kann nur sagen, dass Du zu großer Form aufgelaufen bist. Das ist nicht nur ein Teelicht, was da in Dir brennt.
Danke, dass du das so siehst, José, denn andere sehen es ganz anders. Jetzt bin ich wieder in der Bredouille, zu entscheiden, was bleiben kann und was geändert werden muss. :rotfl:

Lieber Freund, ich kann Deine Arbeit einschließlich der notwendigen Recherchen nur loben, auch wenn ich Dich in Verdacht habe, schnell zum neuen Thema übergehen zu wollen. Aber das kann sogar von Vorteil sein: In seiner schöpferischen Phase soll der Mensch alles raushauen, wozu er imstande ist; Polieren kann man auch im Rollstuhl.
Momentan bin ich leider gar nicht so schöpferisch wie im Frühjahr, also werde ich wohl polieren, bevor ich gar nichts tue. ;) Danke für deinen Zuspruch. Das motiviert mich, die Geschichte noch einmal richtig zwischenzunehmen.

PS: Ob der Titel das Nonplusultra ist, glaube ich allerdings nicht. Die Geschichte ist doch etwas sehr Ernsthaftes - Affentheater ist sinnlos und Klamauk.
Jo, das ist mir mittlerweile klar geworden. Im Zug der Überarbeitung werde ich da was neues anleiern. Vielleicht Petit Papillon? Aber dann krieg ich wieder auf den Deckel wegen meinen unverständlichen Titeln.

Viele liebe Grüße (auch an Frau Gemahlin) nach Pécs.

Peace, linktofink

 

Lieber @wegen,

schön, dass du vorbeischaust. Zwischenzeitlich flog ich zurück nach Köln, gefolgt von einem stressigen Arbeitsstart, deshalb antworte ich erst jetzt, sorry!

in den anderen Kommentare hatte ich auch schon was von einer Überarbeitung gelesen und wollte abwarten, falls sich deine Geschichte stark verändert und meine Punkte damit hinfällig wären. Obwohl ich das nicht hoffe, weil sie mir so wie sie jetzt ist – ein paar schräge Bilder und übertriebene Formulierungen hast du bereits abgeändert – echt gut gefällt.
Puh, danke, das werde ich bei meiner Überarbeitung bedenken. So wie es sich für dich liest, birgt eine starke Veränderung die Gefahr, kontraproduktiv zu sein, im Sinne einer Verschlimmbesserung. Ich werde also Vorsicht walten lassen.

Also, keine Ahnung, ob du die Geschichte jetzt doch noch komplett umkrempelst; ich schicke dir meine Grübel-Textstellen, einfach um dir einen weiteren Leseeindruck zu geben, den du, wenn du magst, bei der Überarbeitung mit auf deiner Feedbackliste hast. War das jetzt zu wirr? Na, du verstehst schon. Nimm dir, was du brauchst.
Erneuter Dank lieber wegen, alles verstanden, selbstverständlich tue ich deine Komms. mit auf den Zettel.

Damit hast du stark, aber leichtfüßig beiläufig, die klaren Zirkushierarchien aufgezeigt. Finde ich gut.
Vielen Dank, das bleibt schon mal.

Ich bin mir sicher, dass bei Primaten die Enden der vorderen Extremitäten nicht als Pfoten, sondern als Hände bezeichnet werden. Du willst es „entmenschlichen“. Aber so ist es schlicht falsch, denke ich.
Ich hab gegoogelt und Beides gefunden, obwohl du recht hast und rein biologisch gesehen, die Pfoten Hände heißen müssen. Werde ich bearbeiten.

Unterstrichenes ist mir zu viel.
Schon geändert nach vielfachen Anmerkungen.

Du benutzt ziemlich viele Fremdwörter, was abwechslungsreich ist und gebildet klingt. Nur muss ich gestehen, dass ich zwei der drei Wörter in den beiden Beispielsätzen nicht kenne. Des Lesers Unwissenheit ist natürlich nicht dein Verschulden, kann aber zu deinem Problem werden. Wenn er sich zu dumm und vorgeführt vorkommt, bricht er die Geschichte vllt. ab. Also ich nicht. Bin doch von der hartnäckigen Sorte und weiß, dass es lohnt, dran zu bleiben. :shy: Ist nur ein Gedanke. Andere Leser hier im Forum schien es nicht zu stören.
Oha, guter Hinweis, das ist mir gar nicht aufgefallen und die Gefahr, die du beschreibst, ist vorhanden. Gut, dass du es sagst. Wird entschärft.

Diese Behauptung steht ein bisschen plötzlich im Raum, ohne Grund und Zusammenhang zur Seiltänzerin.
Toto sucht sich Charcoal aus, weil er Irinas Liebling ist und er sich ihr so (gedanklich) nahe fühlt.

Hach, wie schön. Und wie traurig, dass er meint, ihrer Beachtung nicht würdig zu sein. :sad:
Jo, das bleibt auf jeden Fall.

Und woher wusste Toto das, wenn es niemand sah? Du könntest es als Tatsache, ohne Toto, bringen. Oder, wenn du bei seiner Perspektive bleiben willst, vllt. das „wusste“ durch ein schwächeres Verb ersetzen.
Steht auf der Kürz-/Streichliste.

Ein bisschen schmalzig. Aber ich mags trotzdem.
Bleibt auch drin. :D

„Stakkato“ kam schon vorher beim Orchester. Ich würde es bei den Keuchtönen ändern.
Yes, auch nicht aufgefallen, eines von beiden kommt weg.

Dass du hier seinen schier endlosen Namen aufgreifst, finde ich sehr gut. Wie du ihn im Ganzen benennst, weil er gänzlich erlischt.
So war es gedacht, als Einläuten einer neuen Existenz.

Ist mir ein bisschen zu Phrasenhaft, fast schon zynisch.
jo, jetzt, wo du es sagst … Kommt auf die Liste.

Ich denke, du kannst hier durchaus Flickflacks schreiben.
Uuuuh, Duden gibt dir recht, aber mir tut das in den Augen weh. Da würde ich lieber bei der französischen Schreibweise bleiben.

:sad: Armer Tropf! Ich nehme dir seinen Schmerz ab. So wie auch seine tiefe, ehrfürchtige und unerschütterliche Liebe zu Irina. Toto, Irina und der Direktor sind in der Geschichte für mich eindeutig die präsentesten Figuren. Ich meine auch klar eine Haupthandlung zu sehen. Trotzdem könntest du bei den anderen Zirkusartisten ein wenig zurückfahren. Beispiel: Würdest du das weiße Zeug am Zahnfleisch streichen, verliert die Geschichte mMn nichts.
Auf diese Dreier-Konstellation werde ich beim Kürzen/ Umschreiben den Fokus legen.

Danke auch für deine vielen kleinen hilfreichen Hinweise, die ich jetzt nicht erwähnt habe. Sie werden mich beim Umschreiben begleiten.

Peace, linktofink

 

Hallo linktofink, Zirkus und alles, was damit zu tun hat, ist mir zuwider. Ich mochte den Zirkus schon als Kind nicht, all die männchenmachenden Tiger, dämlichen Clowns, das Geschrei und Getobe, die Blechmusik, die albernen Kostüme – furchtbar. Das bedeutet, ich habe die Magie des Zirkus nie gespürt und bin deshalb vielleicht kein geeigneter Leser Deiner Geschichte. Trotzdem wollte ich wissen, wie Du den Text gestaltest und hier sind meine ganz subjektiven Eindrücke.

Für Leser, die sich an Zirkusvorstellungen ergötzen können, mag der Teil des Textes, der die Auftritte beschreibt, unterhaltsam sein. Für mich ist es die Durststrecke auf dem Weg zum Ziel, nun endlich zu erfahren, worum es geht. Ich habe dann auch mehrere Absätze überflogen, einfach weil mich Darstellungen von straußenfederngeschmückten, trippelnden Wallachen ungefähr so sehr interessieren wie, naja, Du weißt, worauf ich hinaus will …

Diese ganze Zuckerwattewelt, das gewollt Nicht-Authentische (wir wollen Euch verzaubern) des Zirkus, das Albern-Überzogene – das zeigst Du sehr anschaulich, und die nicht-authentische Sprache passt dazu. Wohlklingende Namen, Stern der Hoffnung, Anmutung von Pathos, vorbeidefiliert, Andeutung eines Lächelns, Faktotum, ein leise geflüstertes » Adiaŭ« - all diese gestelzten Formulierungen geben durchaus wider, was der Zirkus ist, eine schillernde Seifenblase (verdammt, jetzt fang ich auch schon an).

Wie in der Musik (Queen, Ziggy Stardust, The B-52s) kann man auch in der Literatur das Nicht-Authentische durchaus mögen, aber es mag hier am Szenario liegen, mich erreicht das nicht. Ist mir zu aufgeblasen, zu gespreizt, zu süßlich – wenn ich schon lese: hauchte sie ein zartes »Koran Dankon« … da wird mir ganz anders.

Dann kommt die Wendung im Plot und da ist dann der Bruch zur Seifenblasenwelt, die Artistin bricht sich das Genick. Das ist schon gut gemacht von Dir, dieser Kontrast, dieser dunkle Aspekt durchzieht ja das ganze Zirkusphänomen, also die hinter der quietschbunten Oberfläche lauernde Gefahr, der Artist, der vom Trapez fällt, die Dompteurin, die von ihren eigenen Tigern gefressen wird (Siegfried und Roy lassen grüßen), der Messerwurf, der ins Auge geht. Der Widerspruch zwischen Tödlichem und Trivialen, das übt schon eine gewisse Faszination aus. Wie ticken Leute, die ihr Leben riskieren, nur um andere zu unterhalten?

Also das hast Du sicher gut in Szene gesetzt, aber das ist eben auch ein altbekanntes Thema. Hieß nicht eine der populärsten deutschen TV-Serien der 60er Jahre „Salto Mortale“, ich erinnere mich, dass meine Eltern das mit Begeisterung gesehen haben. Und da spielt eben auch diese ständige Gefahr, das Irrationale des Akrobatendaseins eine Rolle.

Für mich bleibt als Fazit, dass das durchaus gekonnt von Dir in Szene gesetzt wurde, aber die unnatürliche Sprache (und ich empfinde das dann immer in der Nähe nicht-wahrhaftiger, nicht-ehrlicher Sprache, obwohl das falsch sein mag) passt mir nicht und das Thema schon gar nicht. Ich schau mal in andere Geschichten von Dir rein und kann Dir dann vielleicht ein weniger voreingenommenes Feedback geben.

Gruß Achillus

 

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