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Peace Is Not The Answer

Seniors
Beitritt
06.02.2002
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Peace Is Not The Answer

oder:
Rudolphs Erwachen

! Nochmals überarbeitete Version auf Seite 2. !

Der geneigte Leser möge mir den irreführenden Titel verzeihen. Dies ist eine völlig unpolitische Geschichte. Dafür kommt allerlei Getier zu Schaden.


Es gibt ein Ziel. Was auf der Welt ist wichtiger, als es zu erreichen?
Die Luft ist schwül und birgt Gewitter, doch das ist jetzt nebensächlich... das Ziel, das Ziel, es zählt allein. Voran, voran! Langsam, aber beständig arbeitet er sich vorwärts, Schritt für Schritt, einen Fuß vor den anderen. Das ist auch bei acht Füßen ganz einfach, ist man es so gewohnt.
Wenn er gewusst hätte, dass im nächsten Augenblick ein Radialreifen, Flankenbreite 125, ohne Schlauch, seine Existenz beenden wird? Es würde nichts in seinem – nur noch kurzem - Leben ändern. Nebenbei: Er weiß es nicht. Kann es auch nicht.
Denn da war nur das Ziel, vom Instinkt befohlen. Und dann schließlich die ersten, noch kaum wahrnehmbaren Vibrationen, die der heranrasende Kleinwagen auf dem schmutzigen Asphalt verursacht. Voran, voran! Es gibt ein Ziel!
Sekunden später allerdings schon nicht mehr.

*

Rudolph Pohet ist ein junger Bursche von allenfalls durchschnittlicher Größe, engelsgesichtig, da nicht von den untrüglichen Zeichen der Pubertät entstellt. Sein eigentlich dunkelblondes Haar hat er in ein kräftiges, aber natürlich wirkendes Rot gefärbt, welches gut mit seinen bemerkenswerten, seltsam grünen Augen kontrastiert - auch wenn es ihm darauf nicht ankommt.
Er hört Stimmen. Vielleicht mag es ferner interessieren, dass es niemand vermocht hatte, seine Mutter umzustimmen, als sie ihn auf diesen doch recht ungewöhnlichen Namen taufen ließ. Nicht, dass es jemand wirklich nachdrücklich versucht hätte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie gerade ihre vierte Therapie begonnen, war aber im Grunde ist sie eine relativ nette Person. Warum der Vater keinen Einspruch erhob? Nun, „Wer viel fragt, muss auch viel behalten“, war die standardisierte Antwort Frau Pohets, kam das Gespräch auf ihn. Und dabei blieb es.
Länger wollen wir uns nicht mit Rudolphs doch recht kurzer und mäßig ereignisvoller Lebensgeschichte befassen. Nein, viel interessanter sind nämlich die Stimmen. Genauer gesagt, die Stimme. Seine Stimme. Sie ist mehr als der psychopathische, imaginäre Freund eines Außenseiters. Vielmehr befielt sie manchmal, und dann ist ihr Folge zu leisten. Warum auch nicht? Zum Zeitpunkt von Rudolphs Erwachen, das einherging mit der ersten, ziemlich zufälligen Ejakulation, gab es für ihn keine Vorbilder mehr.
Nicht nur Gott war tot, auch Nietzsche hatte ihn nicht lange überlebt. Martin Luther King, Rudi Dutschke, selbst Doktor Best: sie alle waren Geschichte. Es gab niemand anderen mehr als die Stimme, dem Rudolph folgen konnte.
Und vor nicht allzu langer Zeit hatte sie erneut befohlen.

*

Erst vor kurzem hatte Audiowelt eröffnet, direkt zwischen einer von einem schmierigen, bierbäuchigem Italiener – in Wahrheit war er Grieche – geleiteten Eisdiele und einer jener Schuhdiscountfilialen, die zu Einkaufszentren gehören wie Zecken zu Hirtenhunden.
Auf 120 Quadratmetern befliesten Boden kann der Kunde nicht nur zwischen mehreren Dutzend verschiedenen Stereoanlagen, Boxen und Soundsystemen wählen, sondern auch – und das nur bei Audiowelt – jedes der einzelnen angebotenen Modelle nach Belieben testen. Zumindest die unter tausend Euro. Das Vorbild hierzu kommt aus Amerika, wo der Kunde wahrhaftig König ist. Eine Oase in der Servicewüste Deutschland. Audiowelt erhofft sich viel davon.
Für Audiowelt zu arbeiten, hat natürlich ein gewisses Prestige – zumindest verglichen mit Jobs bei Mac Donalds oder dem benachbarten Schuhgeschäft. Wir wollen ehrlich sein und offen zugeben, dass Michael diese Stelle einzig der gehobenen Position seines Onkels in der Firmenhierarchie zu verdanken hat. Denn eigentlich ist er ein stinkfauler Kerl, der sich für kaum etwas interessiert als seine Animes und seine gewaltige, das ganze überregalte Wohnzimmer ausfüllende Transformersammlung. Was relativ ungewöhnlich erscheint für einen Fünfundzwanzig-Jährigen.
Heute ist Dienstag, und Michael, mal abgesehen davon, dass er gerade noch den knackigen Hintern zweier Siebzehnjähriger nachgestarrt hatte, sitzt wie üblich gelangweilt hinter der Ladentheke. Denn kaum waren die beiden Mädchen aus seinem - sich auf die offene Wand des Ladeneinganges gegenüber der Kasse beschränkenden - Sichtfeld verschwunden, versank er wieder in jene Apathie, die ihm bereits drei Stellen gekostet hatte. Vielleicht hätte man diese nach einem abgeschlossenen Philosophiestudium als Wechsel der Dimensionen verstehen können, aber davon versteht Michael nichts. Außerdem: Wer schließt denn schon ein Philosophiestudium ab.
Abrupt von der Hinterndimension in die Transformertraumweltdimension gewechselt, nimmt sein glasig gewordener Blick auch den Jungen mit den seltsamen Augen nicht wahr, der soeben den Laden betritt.

*

Dass von dem Verkäufer keine Störung zu erwarten ist, erkennt Rudolph schon in dem Moment, in dem er in die Audiowelt eindringt. Den interessierten Kunden mimend, widmet er sich systematisch, aber unauffällig den angeschlossenen Stereoanlagen. Bei einigen weichen die Uhrzeiten um zwei bis drei Minuten ab, bei ein paar sind sie erst gar nicht eingestellt. Rudolph agiert professionell genug, um diese Probleme zu beachten, als er bei jeder einzelnen Anlage den Alarmwecker auf achtzehn Uhr und zwölf Minuten stellt. Zum Schluss, wie es ihm befohlen, dreht er die Lautstärke auf Maximum.
Die Stimme verlangt oft merkwürdige Dinge. Neulich hatte er Hartkekse kaufen und, klein zerbröselt, über einen Zeitraum von sechs Tagen an die Tauben der Stadt verfüttern müssen.
Doch die Stimme fordert nie Sinnloses. Die Keksstückchen quollen im Magen der Tiere auf.
Und sechs Uhr zwölf ist keine Zahl ohne eine gewisse symbolische Ästhetik.

*

Beinahe schon denkt Fanka, dass Laura nicht mehr kommen, ihn einfach hier sitzen, stehen, was- auch- immer lassen würde. Über ihm ballen sich immer mehr Wolken zusammen. Der Himmel ist bereits merklich dunkler geworden, doch noch verursacht die Schwüle leichte Kopfschmerzen.
Ein hässlicher Mischling mit kurzen Beinen erscheint gemächlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Fanka fragt sich, wie ein einzelner Hund so fett sein kann, da beginnt dieser bereits damit, an auf dem Bürgersteig liegenden Müll herumzukauen.
Lächelnd schüttelt Fanka den Kopf, doch bereut es sofort. Eher ungewollt hat er die Nacht in der alten Badewanne seines Kumpels Luke verbracht. Seit er heute mittag aufgewacht ist tut ihm deswegen der Nacken weh. Vielleicht ist er einfach zu früh eingeschlafen, oder, wahrscheinlicher, zu spät aufgestanden.
Ein Lächeln bemächtigt sich seiner, als er den unverwechselbaren rosa Panda seiner Freundin um die Straßenecke biegen sieht. Sollte es bald gewittern – was zu erwarten ist – würde er wenigstens nicht nass werden. Er deutet ein Winken an, während der dicke Hund gegenüber ein Stück fettgetränkter Dönerservierte herunterwürgt.

*

Es liegt gesteigerter Segen darauf, die Befehle der Stimme gewissenhaft zu befolgen. Und das tut Rudolph immer. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, während er vor einem Sony Kompaktsystem steht, die Digitaluhr stellt und sich an die manipulierte Bremse am Fahrrad eines bulligen Zehnklässlers erinnert, der ihn ab und an verprügelt hatte.
Er war der Stimme gefolgt, und vorbei war es mit vormittäglichen Demütigungen. Und Rudolph sah, dass es gut war.
Er ist bereits bei der vorletzten Anlage angelangt, als Michael sich seiner bewusst wird.

*

Entgegen Fankas Hoffnungen beginnt Laura augenblicklich damit, ihm das Leben zur Hölle zu machen, kaum, dass die verbeulte Beifahrertür hinter ihm ins Schloss gefallen ist.
Sie wusste sofort, dass er bei Luke sein hochheiliges Versprechen vom Vortag gebrochen hatte. Schon als er sie anrief und fragte, ob sie ihn abholen könne, ahnte sie es. Sah es dann an seinen Augen, die sie flüchtig begrüßten. Bei jeder zweiten, dritten, x-wievielten und allerletzten Chance, die sie ihm gewährte, wusste sie, auf welch verlorenem Posten sie stand, hoffte das Gegenteil und wurde enttäuscht.
Diesmal, sie hat es sich geschworen, gibt es keine Chancen mehr. Und so wird Fanka augenblicklich hilfloser Zeuge einer ihrer unheimlichen Stärken: Vorwürfen.
Wie zumeist, beginnt sie leise, seltsam ruhig, doch das Fortissimo wird unweigerlich folgen.
„Weißt du noch, als wir zusammenkamen?“ fragt sie und schnalzt unwillkürlich mit der Zunge. „Den Kopf voller Freiheit und das Hirn voller Dope. Wie rebellisch ich das damals fand. Du ja wohl auch...“
„Mhm.“
Sie hatte damals noch diese schrecklichen bunten Haare, kurz geschnitten und zerzauselt. Uniform im Aufstand gegen das Establishment.
Aus dem Kassettenradio Morrisons tote Stimme:
This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

„Menschen entwickeln sich weiter. Stillstand ist der Tod“, sagt sie.
Fankas Mentholkaugummi nimmt einen seltsamen Geschmack an.
Er schaut nach dem dicken Hund, doch der Rückspiegel ist leer, die Straße schon vorüber.
Erst eine rote Ampel bringt den Fiat zum stehen.
Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
I'll never look into your eyes...again

„Es war die allerletzte Chance. Diesmal meine ich es verdammt ernst.“ Es ist nicht so, dass sie es nicht jedes Mal verdammt ernst gemeint hätte. „Wie lange hast du ausgehalten? Fünfzehn oder sechszehn Stunden?“
„Mensch Laura, du siehst das Ganze aber auch super konservativ“, entgegnet Fanka überraschend energisch und ausladend gestikulierend.
Die Ampel springt um, der Wagen prescht nach vorne.
„Ich meine, wenn du so für dich entschieden hast: Peace is not the answer, haha, dann ist das okay. Das ist okay für mich, glaub mal. Ich sag da nichts, und...“
„Du hattest es mir versprochen. Schau doch, wie dich dein Scheiß verändert hat“, unterbricht sie ihn und sieht ihn an. In ihren Augen funkelt es.
„Pass auf, die Katze“, sagt Fanka nur und deutet nach vorn, bevor ihn eine abrupte Lenkbewegung gegen die Beifahrertür drückt. Eine schwarze Katze huscht hastig in die Sicherheit einer Buschgruppe, doch der Wagen ist schon an ihr vorbei gerast.
Stille.
„Die war ja auch schlecht zu sehen“, versucht er es nach einer Weile.
„Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, dich noch weiter herum zu kutschieren“, immer noch spricht sie leise und ruhig, auffällig ruhig.
„Ich meine, anfangs, da... du bist kein dummer Kerl, ehrlich. Aber... inzwischen... ich meine, du rauchst Schwarzen Afghanen und debattierst über Gleichberechtigung, verstehst du? Da stimmt nichts.“
Fanka seufzt und reibt sich den schmerzenden Nacken. Ein gutes Wort mag Völker aussöhnen, aber es wird nicht vermögen, Laura aufzuhalten, dafür hat sie sich zu sehr hineingeredet, das weiß er. Zudem fällt ihm auch kein gutes Wort ein.
C'mon baby, take a chance with us
C'mon baby, take a chance with us
C'mon baby, take a chance with us

Wie passend, denkt Fanka, während Laura die Musik zu überhören scheint.
“Du musst das Ganze mal von meinem Standpunkt aus betrachten”, sagt er, und ihn treffen fragende Blicke.
Mit am wichtigsten, egal um welche Art von Auseinandersetzung es sich handelt, ist der Besitz der Initiative. Jetzt.
„Na ja, sieh mal, in was für einer Welt leben wir eigentlich, in der selbst Zombiefilme ein Happy End haben müssen? Verstehst du?“
Nein, tut sie nicht. Falscher Ansatz, möglicherweise.
Neustart.
Denken! Verdammt, gestern war er wirklich higher als ein Hippie im Helikopter gewesen... von wem war das gleich noch...?
Der Fiat hält.
This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

Verdutzt und inmitten seiner verzweifelten Gedankengänge gestört, lugt er aus dem Fenster, da er es nicht wagt, sie anzublicken. Sie sind noch nicht zu hause... was soll das? Er fühlt ihre Blicke auf sich lasten.
In diesem Moment leuchtet es Fanka ein. Es war eine Entscheidungsfrage gewesen. Er hatte versagt. Wo sie nach vorne guckt, schielt er. Er ist ein Würstchen. Und hungrig, nebenbei.
„Raus“, sagt sie.
„Raus“, schreit sie.
Wie ferngesteuert öffnet Fanka die Tür und steigt aus.
„Ich... ich ruf dich an, okay?“, stammelt er.
Keine Antwort. Plötzlich fährt sie an, die Beifahrertür springt zu. Völlig überrumpelt starrt er ihr hinterher. Der Fiat verschwindet hinter einer Ecke, doch er schaut ihr weiterhin nach.
Schließlich reißt ihn ein hupender Lieferwagen aus seiner Lethargie und scheucht ihn auf den Bürgersteig. In der Ferne donnert es grollend.
This is the end
Immerhin ist Morrison tot und Fanka noch am Leben, aber das tröstet ihn jetzt nicht.

*

Lao Tai stöhnt unter der Last der 30 Kilo schweren Last auf seiner Schulter, während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bilden. Arbeit ist Arbeit, Yen ist Yen. Er wuchtet den schweren Sack zu Boden, neben die anderen. Reis für den Export. Einer der Säcke rutscht ab und fällt um.
Aber das interessiert uns eigentlich nicht.
Wichtiger schon, was im selben Augenblick, das heißt natürlich, geht man nicht nach der erheblichen Zeitverschiebung, in der von Michael beaufsichtigten Filiale von Audiowelt geschieht.
Eigentlich geschieht nichts Besonderes.
Michael ist endlich, da kurz vor Ladenschluss, aus seiner Lethargie erwacht und hat den rothaarigen Jungen angesprochen, ob er etwas Bestimmtes suche.
Dieser verneint lächelnd. Dann begutachtet er noch eine weitere Anlage, um daraufhin zu verschwinden. Michael misst dem keine weitere Bedeutung zu, nimmt einen Bleistift vom hüfthoch neben ihm angebrachten, erst letzte Woche überprüftem Sicherungskasten und spielt gelangweilt damit herum. Ein paar Kiddies betreten den Laden und befummeln eine hässlich designte Billigkompaktanlage.
Eine alte Frau quält sich, auf einen Gehstock gestützt, am Geschäft vorbei und verschnauft kurz, vor dem Ladeneingang stehen bleibend.
Sonst passiert eigentlich nichts.
Michael jongliert den Bleistift zwischen den Fingern umher, wie er das in einem James-Bond- Film gesehen hat und wovon er annimmt, dass es auf Mädchen anziehend wirkt. Von Mädchen versteht er nicht besonders viel.
Er beschließt, sich heute abend Chicken Wings warm zu machen und sich Kazumas Spirit II reinzuziehen, gähnt und wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Nicht mehr lange bis Feierabend: achtzehn Uhr elf Minuten.

*

Leise fluchend greift Fanka in seine Beintasche und angelt eine Zigarette hervor. Noch kann er kaum begreifen, was soeben geschehen ist. Ein etwa fünfzigjähriger, schon grauhaariger Passant eilt an ihm vorbei und mustert das aufgenähte Hanfblatt auf seiner beigen Hose.
Fanka muss grinsen, nimmt einen tiefen Zug, hält den Rauch für einen Moment in der Lunge und schaut nachdenklich in den sich immer mehr verdunkelnden Abendhimmel. Dann atmet er aus, doch seine Rauchwolke verschwindet, lange bevor sie die schweren Gewitterwolken über ihm erreicht. Potpens erregen eben so viel Aufsehen wie Hotpens, denkt Fanka und grinst bitter.
Seltsamerweise hat die Stadtverwaltung auf die besonderen Umstände reagiert und die Straßenbeleuchtung eine Stunde eher eingeschaltet, so dass die Laternen den Asphalt und die plakatierten Häuserwände in fahles Licht werfen. Vielleicht können die sich das leisten, seit sie jetzt Geld bei der Bekämpfung der Taubenplage einsparen, doch darüber denkt Fanka nicht näher nach.
Irgendwie fühlt er sich beobachtet.
Er dreht sich um und erblickt zu seiner Überraschung einen rothaarigen Jungen, der ihn mit auffallend grünen Augen fixiert und wissend lächelnd.
Fanka sagt nichts, er steht einfach nur da, beobachtet und wird beobachtet. Er möchte etwas sagen, doch sein Kopf ist immer noch leer, fehlen Worte.
Ein bläulicher Lichtblitz wirft sich für Sekunden dem sie beide umgebenden trübdämmrigen Halbdunkel entgegen. Einen Moment später fallen die Straßenlaternen aus, eine nach der anderen.
Regen stürzt in die Dunkelheit und benetzt Rudolphs zufriedenes Lächeln.

 

Hehe, eine neue von Paranova, und ich habe sie zuerst gesehen :D bzw. schreibe zumindest die erste Kritik.

Hier bei kg.de gibt es zahlreiche Geschichten, in denen überhaupt nichts nennenswertes passiert, in dieser hier ist das genaue Gegenteil der Fall. Der Autor springt mit uns von einer Geschichte in die nächste, fügt noch ein paar Nebenhandlungen ein, und man spürt genau, dass alles zusammen passt und sich am Ende vereinigen wird, und dass das alles einen tieferen Sinn hat, auch wenn man ihn vielleicht nicht versteht ;) Einige Seitenhiebe sind unübersehbar und treffen ins Schwarze; die meisten Figuren werden lebendig, was hauptsächlich der Sprache zu verdanken ist, denn ihnen fehlt es an Tiefe (was für mich in diesem Fall auch eine Aussage ist). "Es fehlen Worte", die richtigen zum richtigen Zeitpunkt, klarer Fall, kennen wir alle. Rudolph dagegen kennt sich mit dem richtigen Zeitpunkt aus, bzw. seine Stimme, aber er braucht überhaupt keine Worte. (dabei heißt er Pohet - also Poet mit h in der Mitte...)

Ein paar Stellen, die mir besonders gefallen haben:

- die doppelte Erwähnung des Schuhgeschäfts
- das ganze überregalte Wohnzimmer (treffende Wortschöpfung)

Wenige Kritikpunkte:

Den Doktor Best zu erwähnen, fand ich in dem Zusammenhang allerdings eher flach.
Der erste Satz des Absatzes "Erst vor kurzem hatte Audiowelt eröffnet,..." ist schwer lesbar.
Kratzen Stadttauben wirklich ab, wenn man sie mit Hartkekskrümel füttert?
Gehen wirklich die Lichter aus, wenn ein paar Stereoanlagen (sagen wir 100 Watt das Stück) gleichzeitig Strom ziehen?

Wie auch immer.

Fazit: Sprachlich überdurchschnittlich, unterhaltsam erzählt, und vielleicht gibt es auch einen tieferen Sinn, den ich mal wieder nicht kapiere ;)

Uwe

 

Moin Lieblingspara,

Sprachlich ist die Geschichte mit Sicherheit sehr hoch anzusiedeln, dein Stil hat mir hier gut gefallen. Deine Figuren kommen gut rüber und die idee mit den verschachtelten Handlungen finde ich... ja, auch gut (ich habe noch nie so oft gut auf einem Haufen geschrieben).

Sehr schön auch die vielen Nebenhandlungen (die Spinne am Anfang, die schwarze Katze, die Tauben - deren wiederholte Nennung im letzten Absatz ich übrigens genial fand, der Sack Reis in China etc), die du irgendwie am Ende alle miteinander verknüpfst. Absolut hervorragend.

Mir geht es wohl ähnlich wie Uwe. Ich habe mich sehr amüsiert bei dieser Geschichte (und das sage ich nicht, um mich beim Autor einzuschleimen, was ich sicher nicht nötig habe), aber wenn es einen tieferen Sinn gibt - und irgendwie wirkt die Geschichte so, als gäbe es einen - ist dieser leider an mir vorbeigerauscht.

 
Zuletzt bearbeitet:

:wein:
Danke, getreue Anhänger, für eure erste Kritik.
Ich fühle mich geehrt und nehme besonders deine Huldigung zur Kenntnis, Gnoebel, sollte mein Zeigefinger beim nächsten Treffen wieder Antipathie gegen deine Milz verspüren.
Doktor Bests Einfluss auf die Gesellschaft des späten 20ten Jahrhunderts wird hartnäckig verkannt, aber ich werde das ändern. Andere Zahnbürsten können dich nämlich wirklich verletzen. Und die Züchtung holländische Riesentomaten wäre unmöglich gewesen, hätte sie der Schwingkopf nicht vor Schaden bewahrt.
Übrigens hast du es nötig, Gnoebel, dich einzuschleimen. Du weißt es nur nicht. In Moment bist du nur Adept Erster Stufe, d.h. deine lebenswichtigen Organe sind zur manuellen Penetration freigegeben und sämtliche komunikation beschränkt sich auf Bumm-Bumm.
So sind die Regeln. Schleime und steige auf, aber tu es besser vor dem nächsten Treffen. Denn als Aspirant Zweiter Stufe darfst du für mich tanzen und Bier holen. Ist doch was, oder?
Der tiefere Sinn rauscht nicht vorbei. Er wartet geduldig in den untiefen der Geschichte.
:rolleyes: ;) :D

Im Ernst:

Vielen Dank für eure Kritiken, ich freue mich drüber.
Erleichtert bin ich darüber, dass ihr die Story für stimmig und in sich für passend haltet.

Uwe,
Hats dir gut getan, Uwe, mal keine abstrakte Geschichte von mir zu lesen? :)
Für den Doktor Best fiel mir kein besserer Ersatz ein. Möglich wären z.B. ein Sektenführer / Wunderheiler oder Timmothy Leary, oder wie hieß der LSD-Papst gleich? Da mangelt es einfach an Namenskenntnis.
Der Audioweltsatz ist relativ umständlich, mal schaun was ich da mache.
Im Gegensatz zu dir finde ich eher diese Geschichte als unspektakulär, von der Handlung her.
Ja, deshalb sollte man die Tiere ja auch nicht mir Brot füttern. Bei Bundeswehrkeksen multipliziert sich der Effekt. Aber vielleicht wird ein Feldversuch Klarheit bringen.
:baddevil:

Viele Grüße und bis bald,
...para

Nachtrag:

Ganz vergessen das:
:teach:
Es muss nicht unbedingt Rudolphs Anschlag sein, der den Strom ausfallen lässt. In der Geschichte wird ja noch extra der Sicherungskasten erwähnt. Ganausogut kann es am Blitz kurz vor dem Stromausfall liegen.
Haha!
:bib:

 

Hallo Paranova!

Eine Geschichte, die mir sehr gut gefällt, und so hoch sie sprachlich und stilistisch auch angesiedelt ist, ist sie dennoch nicht fehlerfrei, und ich habe mal herausgesucht, was mir alles aufgefallen ist.

Vielmehr befielt sie ...
befiehlt

... Doktor Best: sie alle waren ...
Sie alle ... (Vollständiger Satz nach dem Doppelpunkt)

Zum Zeitpunkt von Rudolphs Erwachen, das einherging mit der ersten, ziemlich zufälligen Ejakulation, gab es für ihn keine Vorbilder mehr.
Hier beginnt eine ganze Reihe von Zeitfehlern: Du schreibst im Präsens, daher wäre hier am ehesten Perfekt angebracht.

Nicht nur Gott war[ist] tot, auch Nietzsche hatte[hat] ihn nicht lange überlebt. Martin Luther King, Rudi Dutschke, selbst Doktor Best: sie alle waren[sind] Geschichte. Es gab[gibt] niemand anderen mehr als die Stimme, dem Rudolph folgen konnte[kann].
Und vor nicht allzu langer Zeit hatte[hat] sie erneut befohlen.

Erst vor kurzem hatte[hat] Audiowelt eröffnet, direkt zwischen einer von einem schmierigen, bierbäuchigem Italiener – in Wahrheit war[ist] er Grieche – geleiteten Eisdiele ...

... Jobs bei Mac Donalds ...
MacDonald’s

... für einen Fünfundzwanzig-Jährigen.
Fünfundzwanzigjährigen

... nachgestarrt hatte[hat], ...

Denn kaum waren[sind] die beiden Mädchen aus seinem - sich auf die offene Wand des Ladeneinganges gegenüber der Kasse beschränkenden - Sichtfeld verschwunden, versank[versinkt] er wieder in jene Apathie, die ihm[ihn] bereits drei Stellen gekostet hatte[hat].

Wer schließt denn schon ein Philosophiestudium ab.[?]

... wie es ihm befohlen, ...
... wie ihm befohlen, ...
Klingt besser, finde ich.

Neulich hatte[hat] er Hartkekse kaufen ...

Die Keksstückchen quollen[quellen] ...

Und sechs Uhr zwölf ist keine Zahl ohne eine gewisse symbolische Ästhetik.
Genial!

... was- auch- immer ...
Die Leerstellen nach den Bindestrichen müssten weg.

... fettgetränkter Dönerservierte ...
Dönerserviette

... vor einem Sony Kompaktsystem ...
Sony-Kompaktsystem

... der ihn ab und an verprügelt hatte[hat].
Er war[ist] der Stimme gefolgt, und vorbei war[ist] es mit vormittäglichen Demütigungen. Und Rudolph sah[sieht], dass es gut war[ist].
Super Formulierung: „... und sieht, dass es gut ist.“ Verständlich, dass Du hier die Zeit des Originals verwendet hast, ist aber trotzdem nicht korrekt.

Sie wusste sofort, dass er bei Luke sein hochheiliges Versprechen vom Vortag gebrochen hatte. Schon als er sie anrief und fragte, ob sie ihn abholen könne, ahnte sie es. Sah es dann an seinen Augen, die sie flüchtig begrüßten. Bei jeder zweiten, dritten, x-wievielten und allerletzten Chance, die sie ihm gewährte, wusste sie, auf welch verlorenem Posten sie stand, hoffte das Gegenteil und wurde enttäuscht.
In diesem Absatz stimmt durchgehend die Zeit nicht, aber ich korrigiere hier nicht mehr jedes Wort.

„Weißt du noch, als wir zusammenkamen?“ fragt sie ...
zusammen gekommen sind
Komma nach den Anführungszeichen

Sie hatte[hat] damals noch diese schrecklichen bunten Haare[gehabt], kurz ...

... den Fiat zum stehen.
... zum Stehen.

„Es war[ist] die allerletzte Chance.

„Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, dich noch weiter herum zu kutschieren“, immer noch spricht sie leise und ruhig, auffällig ruhig.
Vielleicht eher eine stilistische Anmerkung:
„Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, dich noch weiter herum zu kutschieren?“ Immer noch spricht sie leise und ruhig, auffällig ruhig.

„Ich meine, anfangs, da... du[Du] bist kein dummer Kerl, ehrlich. Aber... inzwischen... ich[Ich] meine, du rauchst ...
Wenn nach den Pünktchen ein neuer Satz beginnt, solltest Du groß schreiben.

... noch nicht zu hause...
... zuhause ...
Übrigens kommt vor Pünktchen immer eine Leerstelle.

„Raus“, schreit sie.
Mir fehlt hier ein Ausrufezeichen.

„Ich... ich[Ich] ruf dich an, okay?“, ...

Lao Tai stöhnt unter der Last der 30 Kilo schweren Last ...
Aua!

Michael ist endlich, da kurz vor Ladenschluss, aus seiner Lethargie erwacht ...
Nur wenige Zeilen weiter oben wurde Fanka aus seiner Lethargie gerissen.

... überprüftem Sicherungskasten ...
... überprüften ...

... bis Feierabend: achtzehn Uhr ...
Achtzehn Uhr ...

Potpens erregen eben so viel Aufsehen wie Hotpens, ...
Hotpants

... und die plakatierten Häuserwände in fahles Licht werfen.
Sie werfen die Hauswände?

... immer noch leer, fehlen Worte.
... es fehlen Worte.

Ich bin sehr gespannt auf weitere Ausführungen zu dieser Episodengeschichte, denn sie hat etwas, was mich fesselt und den Wunsch erweckt, weiterlesen zu wollen!

LG
Aragorn

 

Gott, was für ein genialer Schwachsinn. Ich habe mich schon lange nicht mehr so köstlich amüsiert.

Das könnte auch gut bei Humor stehen, oder Satire.

Ein paar Fehlerchen haben offenbar auch meine Vorredner nicht gefunden:

>war aber im Grunde ist sie eine relativ nette Person

McDonald´s

In China zahlt man nicht mit Yen sondern in Japan (aber jetzt fragt mich nicht, womit).

r

 

An dieser Stelle noch mal vielen Dank der zuvorkommenden Aragon, die mich vor her per PM fragte, ob denn das Veröffentlichen einer solch langen Fehlerliste mein Leben mies machen würde.
Sei dir versichert: Nur die meiner Selbsthilfegruppe.
Mach mich morg... nachher dran und würdige an dieser Stelle schon einmal orthographischen Fleiß und Ausdauer mit einem verdienten :kuss: -Smilie.
Die handschriftliche Urversion wurde a) in den USA, wo kein Deutschsprachiger drüber meckern konnte (nein, über der Erde) und b) im von mir heißgeliebten Perfekt geschrieben, daher diese ganzen Fehler.

Relysium, diese Geschichte als Schwachsinn zu bezeichnen setzt das Leben erwähnter Selbsthilfegruppe grob fahrlässig aufs Spiel.
Gnoebel hat nach einem kleinen Tip meinerseits eine gelungene Interpretation der Intention per Pm geäußert und ist seitdem nicht mehr gesehen worden.

Ansonsten:
Vielen Dank für eure Mühen. Trotz allem Gefassels vom wirtschaftsexplodierenden China hab ich noch nie was vom sagenhaften Renminbi-Jiao-Fen, der Ostblock und SARS überlebt hat, gehört. Und so was will (?) BWL studieren... :rolleyes:

...para

 

Die Einheit der VR China lautet "Renminbi" (1 Renminbi = 10 Jiao = 100 Fen)

Genaugenommen ist Renminbi nur der allgemeine Name der Währung. (Bedeutet wörtl. "Volkswährung")

Die Einheiten sind 1 Yuan = 10 Jiao = 100 Fen, wobei in manchen Regionen andere Namen verwendet werden.

:teach: :bib:

 

13en,
ich werde auf dich zurückkommen, sollte ich nach abgeschlossenen Studium ein menschliches Gehirn für meine 2 Stockwerke hohe, kapitalfressende Kreation benötigen.

Moment, ich kann dann stat des Monsters auch jede beliebige Firma nehmen und auf dein Hirn verzichten, da meins reichen dürfte.

Trotzdem Danke.
...para

 

Gnoebel hat nach einem kleinen Tip meinerseits eine gelungene Interpretation der Intention per Pm geäußert und ist seitdem nicht mehr gesehen worden.
Immer wenn mein Name fällt, werde ich hellhörig. Nun denn, hier also meine angedrohte, unter alkoholeinfluß geschriebene und somit unanfechtbare Interpretation dieser Geschichte (verstoße ich gegen das Postgeheimnis, wenn ich meine eigene PM zitiere?) :

Ich verkünde dir hiermit mit einem gewissen Maß an Stolz und nicht ohne Genugtuung, daß ich deine Geschichte inzwischen verstanden habe.
Ich sehe sie nun als eine Hommage an das Leben an sich, wobei die Spinne beinahe metaphorisch für die Seinsformen der allgegenwärtigen Extsase an sich gilt und somit quasi selbstparodierend die immerwiederkehrende Essenz des Lebens wiederspiegelt, ohne sich dabei in Plattheiten oder Variatonen der Vernunft zu verlieren, was eine Fortsetzung gleichsam unnötig und zugleich selbszerstörerisch für die Pointe wirken läßt.

So, das mußte mal gesagt werden...

 

Darauf wäre ich nie gekommen. Ich sollte mehr saufen. :wein: :D

Für mich illustriert die Geschichte den Gegensatz zwischen innerer Stimme und wirklichen Stimmen. Erstere können sehr klar sein, letztere eher nicht. Wer sich isoliert, hat keine Probleme mit anderen Leuten. Sind Psychopathen vielleicht die glücklicheren Menschen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Du denkst gut, aber zu rational, Uwe. Löse dich von den Niederungen der Kryptologischen Textsklaverei und siehe...
das wäre Grund für eine Fortsetzung, zu erklären, beruhigen, Seelenpflastern. Aber nein...

Nachtrag:
Uwe erhält wegen besonderer Verdienste an der Interpretationsfront eine wertvolle Originalausführung mit Ausschnitten des Bestsellers "Paranova: So müsst ihr mich verstehen" per PM.

Nächtlicher Nachtrag, die Zweite:
Nach Ausformulierung einer Seitenlangen Abhandlung auf Uwes Viersatzantwort schlug das Archaische Internet zu und ließ meinen Browser zur Feier der Vollendung dieses Kraftakts abstürzen.

Deshalb mit dickem Hals in Kurzform:


Für mich illustriert die Geschichte den Gegensatz zwischen innerer Stimme und wirklichen Stimmen.

Richtig, für mich ist das ein wichtiger Aspekt der Geschichte.

Erstere können sehr klar sein, letztere eher nicht.

Nicht unbedingt, auch wenn die Wirrungen der sprachlichen Codierung (Dialog) wegfallen bzw bestehen.
Rudolphs Stimme ist klar für ihn. Aber für den Leser? Ist sein Handeln (Ausführen von Stimmenbefehlen) wirklich begreiflich, logisch, klar?

Wer sich isoliert, hat keine Probleme mit anderen Leuten.
Da fehlt ein Fragezeichen, finde ich.

Uwes Feststellung lässt sich an Rudolphs "Erfolgen" trotz seiner Isolation unterlegen....
:rolleyes:

Also: Wer keine Kontakte hat, weicht Problemen aus?

Im Text steht: Rudolph wurde früher verprügelt und hat Rache genommen. Das er verprügelt wurde, kann aber als Stoff für pro und contra dienen.

Beispiel "Traumwelt"-Michael: Findest du wirklich, er lebt problemfrei, wo er so introvertiert im Laden steht? Ein Gegenargument: Was ist mit Rudolphs Anschlag?

Die Spinne an Anfang des Textes behandelt auch diese Thematik, einleitend. Doch trotz aller Zielstrebigkeit, die sie über die Menschlichen Wirrungen in der Geschichte erhebt, beißt sie sofort ins Gras... in den Asphalt.

Sind Psychopathen vielleicht die glücklicheren Menschen?

Ich habe mir nicht zugetraut, diese Frage zu beantworten, denke ich. Ich überlasse es dem Leser, und das soll keine faule Ausrede sein.


Zusammenfassend prägen zwei "Säulen" die Geschichte:

Erstens:
Meine prinzipielle Lust, dem Leser nur das bespielbare Klettergerüst hinzustellen.

Zweitens:
Das Spiel mit den rudimentären (?) Gegensätzen "wahr" und "falsch", "logisch" und "unlogisch", "Gesetz" und "Phantastik".
Zu hochtrabend? Nehmen wir deine Begriffe: "klar" und "unklar", s.o. ;)

:)
Hugh!
Chief
...paradoxo paroda para


Post-Post-Para-Skriptum:
:bounce:
Es ist vollbracht! Puh, das war Arbeit.
Im Endeffekt hat Gnoebel im Suff schon alles gesagt und ich habe Angst davor, langsam wunderlich zu werden.
:D

Es ist alles relativ. :bib:

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PPPS:
Sorry Aragon, trotz immensen Zeitaufwand (s.o.) muss ich die Korrektur verschieben.
:shy:


PPPPS:
Nachdem ich jetzt buchstäblich Stunden in das Erstellen meines obrigen Kommentares gesteckt habe, stieg meine Anerkennung für eure Beiträge noch einmal an!

 

Meine Erfreutheit über die Existenz derart interpretationsfähiger Textschöpfungen auf dieser Webseite kommt einem multiplen Orgasmus gleich. Deshalb beschwere ich mich auch immer lautstark über platte Storys ohne Hintergedanken, weil die mich sexuell frustrieren. Bin halt süchtig nach gutem Sex. Bekanntlich. Äh. Zur Sache.

Richtig, die inneren Stimmen sind für den klar, der sie hört, das meinte ich auch. Hätte ich ja auch so schreiben können, verflixt. Hätte ich gemacht, wenn ich nicht gleichzeitig chaos im Ohr gehabt hätte *wink*

"Probleme" mit anderen Leuten ist in der Tat relativ. Michael, nö, ich glaube nicht, dass er ein allzu großes Problem mit dem Anschlag hat. Vielleicht wird er gefeuert, was die meisten Leute als Problem bezeichnen würden. Michael würde dann halt auf dem Flur des Arbeitsamts Löcher in die Luft kucken.

Ob "klar" oder "unklar" hängt vom Standpunkt ab. Ob Probleme welche sind, auch. Das ist durchaus eine Aussage, die man sich bewusst machen sollte.

Im Vergleich zu der in Göttingen auf der Terasse mir vorgelesenen paranova-Schöpfung, die zu verstehen ich keine Chance hatte, ist dieser Thread wie Metasex ohne Gummi.

:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Peace Is Not The Answer

Der geneigte Leser möge mir den irreführenden Titel verzeihen. Dies ist eine völlig unpolitische Geschichte. Dafür kommt allerlei Getier zu Schaden.


Es gibt ein Ziel. Was auf der Welt ist wichtiger, als es zu erreichen?
Die Luft ist schwül und birgt Gewitter, doch das ist jetzt nebensächlich... das Ziel, das Ziel, es zählt allein. Voran, voran! Langsam, aber beständig arbeitet er sich vorwärts, Schritt für Schritt, einen Fuß vor den anderen. Das ist auch bei sechs Füßen ganz einfach, ist man es so gewohnt.
Wenn er gewusst hätte, dass im nächsten Augenblick ein Radialreifen, Flankenbreite 125, ohne Schlauch, seine Existenz beenden wird? Es würde nichts in seinem – nur noch kurzem - Leben ändern. Nebenbei: Er weiß es nicht. Kann es auch nicht.
Denn da ist nur das Ziel, vom Instinkt befohlen. Und dann schließlich die ersten, noch kaum wahrnehmbaren Vibrationen, die der heranrasende Kleinwagen auf dem schmutzigen Asphalt verursacht. Voran, voran! Es gibt ein Ziel!
Sekunden später allerdings schon nicht mehr.

~

Rudolph Pohet ist ein junger Bursche von allenfalls durchschnittlicher Größe; engelsgesichtig, da nicht von den untrüglichen Zeichen der Pubertät entstellt. Sein eigentlich dunkelblondes Haar hat er in ein kräftiges, aber natürlich wirkendes Rot gefärbt, welches gut mit seinen äußerst bemerkenswerten grünen Augen kontrastiert - auch wenn es ihm darauf nicht ankommt.
Er hört Stimmen. Vielleicht mag es ferner interessieren, dass es niemand vermocht hatte, seine Mutter umzustimmen, als sie ihn auf diesen doch recht ungewöhnlichen Namen taufen ließ. Nicht, dass es jemand wirklich nachdrücklich versucht hätte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie gerade ihre vierte Therapie begonnen, war aber im Grunde eine relativ nette Person. Warum der Vater keinen Einspruch erhob? Nun, „Wer viel fragt, muss auch viel behalten“, war die standardisierte Antwort Frau Pohets, kam das Gespräch auf ihn. Und dabei blieb es.
Länger wollen wir uns nicht mit Rudolphs doch recht kurzer und mäßig ereignisvoller Lebensgeschichte befassen. Nein, viel interessanter sind nämlich die Stimmen. Genauer gesagt, die Stimme. Seine Stimme. Sie ist mehr als der psychopathische, imaginäre Freund eines Außenseiters. Manchmal befiehlt sie, und dann ist ihr Folge zu leisten. Warum auch nicht? Zum Zeitpunkt von Rudolphs Erwachen, das einherging mit der ersten, ziemlich zufälligen Ejakulation, gibt es für ihn keine Vorbilder mehr.
Nicht nur Gott ist tot, auch Nietzsche hat ihn nicht lange überlebt. Martin Luther King, Che Guevara, selbst John Lennon: Sie alle sind Geschichte.
Rudolphs Generation gebar keine charismatischen Rebellen mehr; Es gab niemand anderen mehr als die Stimme, dem er folgen konnte.
Und erst kürzlich hat sie erneut befohlen.

~

Vor nicht allzu langer Zeit hat Audiowelt eine neue Niederlassung eröffnet.
Sie liegt direkt zwischen einer von einem schmierigen, bierbäuchigem Italiener (in Wahrheit ist er Grieche) geleiteten Eisdiele und einer jener Schuhdiscountfilialen, die zu Einkaufszentren gehören wie Zecken zu Hirtenhunden.
Auf 120 Quadratmetern befliesten Boden kann der Kunde nicht nur zwischen mehreren Dutzend verschiedenen Stereoanlagen, Boxen und Soundsystemen wählen, sondern auch – und das nur bei Audiowelt – jedes der einzelnen angebotenen Modelle nach Belieben testen. Zumindest die unter tausend Euro. Das Vorbild hierzu kommt aus Amerika, wo der Kunde wahrhaftig König ist. Eine Oase in der Servicewüste Deutschland. Die boomende Audiowelt erhofft sich viel davon.
Für diese Firma zu arbeiten, hat natürlich ein gewisses Prestige – zumindest verglichen mit Jobs bei McDonald´s oder dem benachbartem Schuhgeschäft. Wir wollen aber ehrlich sein und offen zugeben, dass Michael diese Stelle einzig der gehobenen Position seines Onkels in der Firmenhierarchie zu verdanken hat. Denn eigentlich ist er ein stinkfauler Kerl, der sich für kaum etwas anderes interessiert als seine Animes und seine gewaltige, das ganze überregalte Wohnzimmer ausfüllende Transformersammlung. Was relativ ungewöhnlich erscheint für einen Fünfundzwanzigjährigen.
Heute ist Dienstag und Michael, mal abgesehen davon, dass er gerade noch den knackigen Hintern zweier Siebzehnjähriger nachgestarrt hat, sitzt wie üblich gelangweilt hinter der Ladentheke. Denn kaum sind die beiden Mädchen aus seinem Sichtfeld verschwunden, versinkt er wieder in jene Apathie, die ihm bereits drei Stellen gekostet hat. Vielleicht hätte man diese nach einem abgeschlossenem Philosophiestudium als ´Wechsel der Dimensionen´ verstehen können, aber davon versteht Michael nichts. Außerdem: Wer schließt denn schon ein Philosophiestudium ab?
Derart abrupt von der Hinterndimension in die Transformertraumweltdimension gewechselt, nimmt sein glasig gewordener Blick auch den Jungen mit den seltsamen Augen nicht wahr, der soeben den Laden betritt.

~

Dass von dem Verkäufer keine Störung zu erwarten ist, erkennt Rudolph schon in dem Moment, in dem er in die Audiowelt eindringt. Den interessierten Kunden mimend, widmet er sich systematisch, aber unauffällig den angeschlossenen Stereoanlagen.
Bei einigen weicht die Uhrzeit um zwei bis drei Minuten ab, bei ein paar anderen wiederum ist sie gar nicht erst eingestellt. Doch Rudolph agiert professionell genug, um diese Probleme zu beachten, als er bei jeder einzelnen Anlage den Alarmwecker auf achtzehn Uhr und zwölf Minuten stellt. Zum Schluss, ganz wie befohlen, dreht er die Lautstärke auf Maximum.
Die Stimme verlangt oft merkwürdige Dinge. Neulich musste er Hartkekse kaufen und, klein zerbröselt, über einen Zeitraum von sechs Tagen an die Tauben der Stadt verfüttern.
Jedoch fordert die Stimme nie Sinnloses. Die Keksstückchen quellen im Magen der Tiere auf.
Und sechs Uhr zwölf ist keine Zahl ohne eine gewisse symbolische Ästhetik.

~

Beinahe schon denkt Fanka, dass Laura nicht mehr kommen, ihn einfach hier sitzen, stehen, was-auch-immer lassen wird. Über ihm ballen sich immer mehr Wolken zusammen. Der Himmel ist bereits merklich dunkler geworden, doch noch verursacht die Schwüle leichte Kopfschmerzen.
Ein hässlicher Mischling mit kurzen Beinen erscheint gemächlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Fanka fragt sich, wie ein einzelner Hund so fett sein kann, da beginnt dieser bereits damit, an auf dem Bürgersteig liegenden Müll herumzukauen.
Lächelnd schüttelt Fanka den Kopf, doch bereut es sofort. Eher ungewollt hat er die Nacht in der alten Badewanne seines Kumpels Luke verbracht. Seit er heute Mittag aufgewacht ist tut ihm deswegen der Nacken weh. Vielleicht ist er einfach zu früh eingeschlafen, oder, wahrscheinlicher, zu spät aufgestanden.
Ein Lächeln bemächtigt sich seiner, als er den unverwechselbaren rosa Panda seiner Freundin um die Straßenecke biegen sieht. Sollte es bald gewittern – was zu erwarten ist – wird er wenigstens nicht nass werden. Er deutet ein Winken an, während der dicke Hund gegenüber ein Stück fettgetränkter Dönerserviette herunterwürgt.

~

Es liegt gesteigerter Segen darauf, die Befehle der Stimme gewissenhaft zu befolgen. Und das tut Rudolph immer. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, während er vor einem Sony-Kompaktsystem steht, die Digitaluhr stellt und sich an die manipulierte Bremse am Fahrrad eines bulligen Zehnklässlers erinnert, der ihn ab und an verprügelt hatte.
Schließlich folgte er der Stimme, und vorbei war es mit den vormittäglichen Demütigungen. Und Rudolph sah, dass es gut war.
Er ist bereits bei der vorletzten Anlage angelangt, als Michael sich seiner bewusst wird.

~

Entgegen Fankas Hoffnungen beginnt Laura augenblicklich damit, ihm das Leben zur Hölle zu machen, kaum, dass die verbeulte Beifahrertür hinter ihm ins Schloss gefallen ist.
Sie weiß sofort, dass er bei Luke sein hochheiliges Versprechen vom Vortag gebrochen hat. Schon als er anrief und fragte, ob sie ihn abholen könne, ahnte sie es. Sieht es dann an seinen Augen, die sie nur flüchtig begrüßen. Bei jeder zweiten, dritten, x-wievielten und allerletzten Chance, die sie ihm gewährte, weiß sie, auf welch verlorenem Posten sie steht, hofft das Gegenteil und wird enttäuscht.
Diesmal, sie hat es sich geschworen, gibt es keine Chancen mehr. Und so wird Fanka augenblicklich hilfloser Zeuge einer ihrer unheimlichen Stärken: Vorwürfen.
Wie zumeist, beginnt sie leise, seltsam ruhig, doch das Fortissimo wird unweigerlich folgen.
„Weißt du noch, als wir zusammenkamen?“, fragt sie und schnalzt unwillkürlich mit der Zunge. „Den Kopf voller Freiheit und das Hirn voller Dope. Wie rebellisch ich das damals fand. Du ja wohl auch...“
„Mhm.“
Damals hat sie noch diese schrecklichen bunten Haare gehabt, kurz geschnitten und zerzauselt. Uniform im Aufstand gegen das Establishment.
Aus dem Kassettenradio Morrisons tote Stimme:
This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

Der hat noch gefehlt.
„Menschen entwickeln sich weiter. Stillstand ist der Tod“, sagt sie.
Fankas Mentholkaugummi nimmt einen seltsamen Geschmack an.
Er schaut nach dem dicken Hund, doch der Rückspiegel ist leer, die Straße schon vorüber.
Erst eine rote Ampel bringt den Fiat zum Stehen.
Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
I'll never look into your eyes...again

„Es ist deine allerletzte Chance, glaub mir. Diesmal meine ich es wirklich verdammt ernst.“ Es ist nicht so, dass sie es nicht jedes Mal ‘wirklich verdammt ernst’ gemeint hätte. „Wie lange hast du ´s diesmal ausgehalten? Fünfzehn oder sechszehn Stunden?“
In Holland ist es schließlich legal, denkt Fanka.
„Mensch Laura, du siehst das Ganze aber auch super konservativ“, entgegnet er, überraschend energisch und ausladend gestikulierend.
Die Ampel springt um, der Wagen prescht nach vorne.
„Ich meine, wenn du so für dich entschieden hat: Peace is not the answer, haha, dann ist das okay. Das ist okay für mich, glaub mal. Ich sag da nichts, und...“
„Du hattest es mir versprochen!“
„Jaaa... Hm...“
„Schau doch, wie dich dein Scheiß verändert hat“, unterbricht sie ihn und sieht ihn an. In ihren Augen funkelt es.
„Pass auf, die Katze“, sagt Fanka nur und deutet nach vorn, bevor ihn eine abrupte Lenkbewegung gegen die Beifahrertür drückt. Eine schwarze Katze huscht hastig in die Sicherheit einer Buschgruppe, doch der Wagen ist schon an ihr vorbei gerast, und ihr Fauchen wird vom bellendem Motor verschluckt.
Stille.
„Die war ja auch schlecht zu sehen“, versucht er es nach einer Weile.
„Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, dich noch weiter herum zu kutschieren?“
Immer noch spricht sie leise und ruhig, auffällig ruhig.
„Ich meine, anfangs, da... Du... du bist kein dummer Kerl, ehrlich. Aber... inzwischen... Ich meine, du rauchst Schwarzen Afghanen und debattierst über Gleichberechtigung, verstehst du? Da stimmt nichts.“
Fanka seufzt und reibt sich den schmerzenden Nacken. Ein gutes Wort mag Völker aussöhnen, aber es wird nicht vermögen, Laura aufzuhalten, dafür hat sie sich zu sehr hineingeredet, das weiß er. Zudem fällt ihm auch kein gutes Wort ein.
C'mon baby, take a chance with us
C'mon baby, take a chance with us
C'mon baby, take a chance with us

Wie passend, denkt Fanka, während Laura die Musik zu überhören scheint.
„Du musst das Ganze mal von meinem Standpunkt aus betrachten”, sagt er, und ihn treffen fragende Blicke.
Mit am wichtigsten, egal um welche Art von Auseinandersetzung es sich handelt, ist der Besitz der Initiative.
Jetzt.
„Ich meine, in was für einer Welt leben wir denn eigentlich, dass selbst Zombiefilme ein Happy End haben müssen?
Verstehst du?“
Nein, tut sie nicht. Falscher Ansatz, möglicherweise.
Neustart.
Denken! Verdammt, gestern war er wirklich higher als ein Hippie im Helikopter gewesen...
Von wem war das gleich noch...?
Der Fiat hält.
This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

Verdutzt und inmitten seiner verzweifelten Gedankengänge gestört, lugt er aus dem Fenster, da er es nicht wagt, sie anzublicken. Sie sind noch nicht zuhause. Was soll das? Er fühlt ihre Blicke auf sich lasten.
In diesem Moment leuchtet es Fanka ein: Es ist eine Entscheidungsfrage gewesen. Er hat versagt. Wo sie nach vorne guckt, schielt er. Er ist ein Würstchen. Und hungrig, nebenbei.
„Raus!“, sagt sie.
„Raus!“, schreit sie.
Wie ferngesteuert öffnet Fanka die Tür und steigt aus.
„Ich... Ich ruf dich an, okay?“, stammelt er.
Keine Antwort. Sie fährt an, Reifen und Keilriemen kreischen auf, die Beifahrertür schlägt zu. Völlig überrumpelt schaut er ihr hinterher. Der Fiat verschwindet hinter einer Ecke, doch weiterhin sieht ihr nach.
Schließlich reißt ihn ein hupender Lieferwagen aus seiner Starre und scheucht ihn auf den Bürgersteig. In der Ferne donnert es grollend.
This is the end
Immerhin ist Morrison tot und Fanka noch am Leben, aber das tröstet ihn jetzt nicht.

~

Lao Tai stöhnt unter der 30 Kilogramm schweren Last auf seiner Schulter, während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bilden. Arbeit ist Arbeit, Yuan ist Yuan. Er wuchtet den schweren Sack zu Boden, neben die anderen. Reis für den Export. Einer der Säcke rutscht ab und fällt um.
Aber wen interessiert das schon?
Wichtiger ist, was im selben Augenblick - das heißt natürlich, geht man nicht nach der erheblichen Zeitverschiebung - in der von Michael beaufsichtigten Filiale von Audiowelt geschieht.

Eigentlich geschieht nichts Besonderes.
Michael ist endlich, da kurz vor Ladenschluss, aus seiner Lethargie erwacht und hat den rothaarigen Jungen angesprochen, ob er etwas Bestimmtes suche.
Dieser verneint lächelnd. Dann begutachtet er noch eine weitere Anlage, um daraufhin zu verschwinden. Michael misst dem keine weitere Bedeutung zu. Nimmt einen Bleistift vom hüfthoch neben ihm angebrachten, erst letzte Woche überprüften Sicherungskasten und spielt gelangweilt damit herum. Ein paar Jungkunden betreten den Laden und befummeln eine hässlich designte Billigkompaktanlage.
Eine alte Frau quält sich, auf einen Gehstock gestützt, am Geschäft vorbei und verschnauft kurz, vor dem Ladeneingang stehen bleibend.
Sonst passiert eigentlich nichts.
Michael jongliert den Bleistift zwischen den Fingern umher, wie er das in einem James-Bond- Film gesehen hat und wovon er annimmt, dass es auf Mädchen anziehend wirkt. Von Mädchen versteht er nicht besonders viel.
Er beschließt, sich heute Abend Chicken Wings warm zu machen und sich Kazumas Spirit II reinzuziehen, gähnt und wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Nicht mehr lange bis Feierabend: Achtzehn Uhr elf Minuten.

~

Leise fluchend greift Fanka in seine Beintasche und angelt eine Zigarette hervor. Noch kann er kaum begreifen, was soeben geschehen ist. Ein etwa fünfzigjähriger, schon grauhaariger Passant eilt an ihm vorbei und mustert das aufgenähte Hanfblatt auf seiner beigen Hose.
Fanka muss grienen, nimmt einen tiefen Zug, hält den Rauch für einen Moment in der Lunge und beobachtet nachdenklich den sich immer mehr verdunkelnden Abendhimmel. Dann atmet er aus, doch seine Rauchwolke verschwindet, lange bevor sie die schweren Gewitterwolken über ihm erreicht. Potpants erregen eben so viel Aufsehen wie Hotpants, denkt Fanka und grinst bitter.
Seltsamerweise hat die Stadtverwaltung auf die besonderen Umstände reagiert und die Straßenbeleuchtung eine Stunde eher eingeschaltet, so dass die Laternen den Asphalt und die plakatierten Häuserwände in fahles Licht tauchen. Vielleicht können die sich das leisten, seit sie jetzt Geld bei der Bekämpfung der Taubenplage einsparen, doch darüber denkt Fanka nicht näher nach.

Irgendwie fühlt er sich beobachtet.
Er dreht sich um und erblickt zu seiner Überraschung einen rothaarigen Jungen, der ihn mit auffallend grünen Augen fixiert und merkwürdig wissend lächelt.
Fanka sagt nichts, steht einfach nur da, beobachtet und wird beobachtet. Er möchte etwas sagen, doch sein Kopf ist immer noch leer. Es fehlen Worte.
Ein bläulicher Lichtblitz wirft sich für Sekunden dem sie beide umgebenden trübdämmrigen Halbdunkel entgegen. Einen Moment später fallen die Straßenlaternen aus, eine nach der anderen.
Mit einem reißenden Donnerschall stürzt Regen in die Dunkelheit und benetzt Rudolphs zufriedenes Lächeln.

 
Zuletzt bearbeitet:

:comp:
Sooo, die von Aragon und Relysium bemängelten Fehler sind verschwunden.
Außerdem habe ich noch mal an manchen Stellen versucht, sprachlich ein wenig zu polieren, d.h. größtenteils Satzteile umgestellt.
...para


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Meine Erfreutheit über die Existenz derart interpretationsfähiger Textschöpfungen auf dieser Webseite kommt einem multiplen Orgasmus gleich.

Uwe,
Schreib so was doch mal in den Empfehlungsthread.
Queeni würde blaß vor Neid :rolleyes:
Uneigennützig,
... :D

Übrigens hab ich mal nach einer nächtlichen Autobahnfahrt
"Falls Lesen sexy ist, ist schreiben Onanie"
auf meinem Handytonband gefunden.
Auf jeden Fall denken wir da ähnlich.

Zu guter Letzt:

Im Vergleich zu der in Göttingen auf der Terasse mir vorgelesenen paranova-Schöpfung, die zu verstehen ich keine Chance hatte, ist dieser Thread wie Metasex ohne Gummi.

Ja, ich stotterte wie ein Drittklässler und wurde extrem nervös wegen deiner gierigen Habichtsaugen.
Das war mir aber auch extrem peinlich, aber lehrreich, wie du sie vor versammelter Göttinger Meute auseinanderpflügtest.


Bemerkung:
Aragons Bemerkung bezog sich auf den ersten Teil. Irgendwie hab ich mir die letzten Tage angewöhnt, Beiträge in Stückchen zu schreiben, da ja mein Browser alle drei bis zehn Minuten abstürzte :D

 

hi Steffen!

hab wohl zu lange nix mehr von Dir gelesen. Diese KG gefällt mir ziemlich gut, doch, doch, und das, obwohl ich Tierfreund bin. Aber all die abgemurksten Viecher hatten wenigstens einen würdigen, sprachlichen Rahmen :D

die Beifahrertür springt zu.
huch! Zuspringen.... das ist mir neu! seltsame Bewegung.

Sonst wirklich coole Erzählstruktur!

ganz lieben Gruß,

Frauke

 

tja, zu der geschichte ist schon genug geschrieben worden, ich kann auch nicht wirklich was neues dazu sagen.

möchte aber festgehalten wissen, dass ich deinen einfallsreichtum wirklich mit grossem reschpeckt zur kenntnis nehme.

ich fand auch die erste versiaun sprachlich ganz gut, eine überarbeitung hat sich aber doch ausgezahlt.

gruss du fuss!

 

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