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Patiencen

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25.03.2002
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Patiencen

Es gibt da noch etwas zu klären. Schon lange sitze ich hier unten am Meer. Rot steigt der Oktobermond aus dem Wasser. Ich lasse unsere Dialoge wie vor einem Fenster passieren. Lasse sie wie die Akteure antiker Tragödien vorbeiziehen. Auf der Suche nach Worten, die du mir nicht verdrehen kannst, verschluckt mich die Zeit. Ein paar Leute ziehen lachend an mir vorüber. Ihre Sorglosigkeit bekümmert mich. Es ist spät geworden in diesem windigen Ort. Wenn ich jetzt nicht zu dir gehe, wirst du wieder für einen langen Tag verschwunden sein. Kies knirscht unter meinen Sandalen, als ich aufstehe und den Strand verlasse. Auf der Straße überlege ich kurz, es aufzugeben und mich nach links zu wenden, fort von dir. Unschlüssig stehe ich unter dem Mond. Ein heißer Windstoß zerrt an meinem Kleid. Es ist lang und leicht. Einst hast du es angehoben, um meine Wade zu berühren. Kann Leinentuch sich erinnern? Etwas zieht mich nach rechts. Dunstschwaden hängen über dem Meer und in der Luft vor mir. Das geschieht nur im Oktober, hast du mir erklärt. Wenn Luft- und Wassertemperaturen sich angleichen. Jetzt, wo ich mich deinem Lädchen nähere, habe ich den Eindruck, den Dunst durchschneiden zu müssen, um hindurchzugehen. Ich könnte mir ein Stück Dunst in die Tasche stecken und es später in Ruhe auf seine Beschaffenheit hin untersuchen. Geigenklänge dringen an mein Ohr. Du bist also noch da und hörst Musik. Meine Schritte werden langsamer, als ich den schwachen Lichtschein wahrnehme, der aus der geöffneten Ladentür dringt. Nun kann ich dein Gesicht sehen. Ich weiß, daß du meine Schritte hörst. Du blickst nicht auf. Du sitzt da hinter deinem Ladentisch und legst Patiencen. Pingpongbälle hüpfen in meinem Bauch auf und ab, als ich die Schwelle zu deinem Reich übertrete und dir einen guten Abend wünsche. Du nickst, bist höflich und bietest mir einen Platz neben dir an. Kaffee oder Wein, fragst du lächelnd. Kaffee denke ich, sage aber Wein, weil ich nicht will, daß du das Zittern meiner Hand bemerkst, wenn sie die winzige Moccatasse zum Mund führt. In deiner Nähe lassen sich Weingläser besser steuern. Doch ich bin mir da nicht sicher. Du greifst zum Telefon und bestellst Weißwein. Dabei betrachte ich dich wie ein Gemälde. Ich würde gerne in deine weichen, braunen Locken greifen. Mein Blick streift scheu deine sinnlichen Lippen, die leise Töne in den Hörer murmeln. Dicht an meinem Ohr haben sie sich weich angefühlt. Als ich seufze, schaust du mich kurz an. Müde siehst du aus. Worin nur hat sich dein bernsteinfarbener Blick gestern Nacht verfangen? Hast du eine andere so angesehen wie mich? Ich muß das klären. Auch deshalb bin ich hier. Du legst auf und siehst mich an. Dein Lächeln legt sich wie eine Wolldecke um mich. Verlegen schaue ich aus dem Fenster. Die Scheiben sind weiß gestrichen, sage ich zu dir. Nein, das ist nur der Dunst, antwortest du und drehst die Musik lauter. Ich öffne meinen Mund und will dich endlich fragen. Aber du hebst mahnend den Zeigefinger und lauschst. Schritte nähern sich. Ein Mann mit öligem Haar und einem Tablett in der Hand betritt das Geschäft. Er stellt Wein und Gläser vor uns ab, ohne auf die ausgelegten Spielkarten zu achten. Sie geraten etwas durcheinander. So wie ich. Du verwickelst den Weinträger in ein Gespräch. Ich schaue durch den Türspalt nach draußen und sehe eine alte Frau mit geflochtenen Zöpfen, die zwei Ziegen hinter sich herführt. Sie sind schwarz. Mich rührt das. Es ist warm hier. Meine Haare kleben am Nacken. Ein zarter Schweißfilm hat sich auf meinen Oberarmen gebildet. Im Spiegel rechts von mir sehe ich, wie Melancholie meine Augen färbt. Blauer als jetzt werden sie nie mehr für dich sein. Weißt du das? Endlich sind wir wieder allein. Ich möchte dir nun all das sagen, was ich mir so lange zurechtgelegt dort unten am Wasser. Doch du unterbrichst mich, weil du mir von einem Lied berichten willst. Es handelt von einem Hirten, der einen hungrigen Wolf bezähmt. Mit seinem Geigenspiel. Du singst es mir vor. Darauf war ich nicht gefaßt. Aufgewühlt stelle ich mein Weinglas ab. Ich werde lange Zeit aus großen Krügen trinken müssen. An deiner Stimme kann ich mich nicht satthören. Sie ist mein Instrument, sagst du, als du fertig bist. Sie schneidet Verstand in Streifen, denke ich jetzt. Die Zeit am Meer ist umsonst gewesen. Eine Frage nur ist geblieben. Ich muß sie dir sofort stellen. Es kostet mich Überwindung, auch nur den Mund zu öffnen. Du, sage ich leise. Einen Augenblick, antwortest du und sammelst bedächtig die Karten zusammen. Deine Hände zittern nicht. Wie kannst du nur so ruhig sein? Du schiebst das Kartenpäckchen in die Schublade vor dir. Ich verliebe mich in dein rechtes Handgelenk. Gleich muß ich hier schließen, verkündest du, ohne mich anzusehen. Eine Zeitungsschlagzeile hättest du nicht kühler verlesen können. Was bleibt mir anderes, als aufzustehen? Wichtige Dinge werden nicht im Stehen geklärt. Als ich mich zur Tür drehe, steht dort ein Mädchen. Sie trägt zu ihrem Rock nur ein Bikinioberteil. In der Rechten hält sie eine Postkarte. Es ist zu, sage ich. Sie nestelt an ihrem zurückgesteckten Haar und antwortet etwas auf Französisch. Es hört sich fragend an. Ich weiß, daß du sie nicht verstehst, aber du läßt sie trotzdem herein. Danke für deine Gesellschaft, sagst du zu mir. Du willst nur eine Postkarte verkaufen, denke ich, als ich wieder in den Dunst trete. Ein Betrunkener nähert sich von rechts. Etwas läßt mir keine Ruhe. So blicke ich zurück in dein Geschäft und sehe, wie sie ihr Haar löst. Es fließt an ihrem schönen Rücken herab wie ein dunkler Vorhang aus Samt. Du hältst den Atem an. Ich auch. Der Betrunkene lacht. Du schließt die Tür von innen. Es gibt da noch etwas zu klären, denke ich später, dort unten am Wasser. Eine Träne spült Sand von meiner Sandale. Ich wende mich nach links.

 

Hi Rabenschwarz,

die Diskussion über Kitsch ist nun mal leider hier entstanden. Mir wäre es auch lieber, die Leute würden mal konkret werden und den meiner Story unterstellten Kitsch explizit benennen, als sich in Pauschalisierungen zu ergehen.

Morgen Liz,

fein, dann hätten wir das auch geklärt. So nach und nach läßt sich ja doch was aus dir herauskitzeln. Wenn du mir dann noch den kitschigen Inhalt (s.o. Pauschalisierung) anhand konkreter Beispiele nachweisen könntest, wäre ich hocherfreut.

LG
Majissa

 

@ Majissa

Ich hab jetzt nur einige Beispiele rausgefasst, aber anhand dieser ist sicher klar, was ich meine. :)

... Rot steigt der Oktobermond aus dem Wasser.

... Mein Blick streift scheu deine sinnlichen Lippen, die leise Töne in den Hörer murmeln.

... Worin nur hat sich dein bernsteinfarbener Blick gestern Nacht verfangen?

Ich finde, das ist einfach zuviel des Guten. Das lässt die Sätze abgeschmackt klingen. Aber wie gesagt - sind nur ein paar Beispiele.

Grüße!

 

Ich weiß zwar auch nicht, was Majissa mit dieser Kitsch-Diskussion bezwecken will. Sie ist eh sinnlos. Aber was soll's.

"Rot steigt der Oktobermond aus dem Wasser" ist die erste Andeutung, würde ich aber, weil der Text unter Romantik steht, noch durchgehen lassen und "nur" als "unschön" bezeichnen.

"Ich lasse unsere Dialoge wie vor einem Fenster passieren." <schüttel>

"Lasse sie wie die Akteure antiker Tragödien vorbeiziehen." <schauder>

"Auf der Suche nach Worten, die du mir nicht verdrehen kannst, verschluckt mich die Zeit." <ohne Worte>

"Ein paar Leute ziehen lachend an mir vorüber." (akzeptiert)

"Ihre Sorglosigkeit bekümmert mich." (Verstehe ich nicht, weil fehlender Zusammenhang, also sinnlos. Wobei: Sinnlose, aber dafür wahnsinnig toll klingende Sätze kommen bei poetischen Schreibern sehr oft vor.)

"Es ist spät geworden in diesem windigen Ort." (Bezug von "in diesem windigen Ort"?)

"Wenn ich jetzt nicht zu dir gehe, wirst du wieder für einen langen Tag verschwunden sein." (Kitschig, da aber wichtig für die Geschichte: ok.)

"Kies knirscht unter meinen Sandalen, als ich aufstehe und den Strand verlasse." (Noch normal. Aber für mein sprachliches Empfinden ein unschöner Satzbau. Der Tausch der Satzteile nach "Als ..., knirscht ..." würde dem Satz seine Geziertheit nehmen und aus ihm normales Deutsch machen.)

"Auf der Straße überlege ich kurz, es aufzugeben und mich nach links zu wenden, fort von dir." (Bezug: was "es"?)

"Unschlüssig stehe ich unter dem Mond." (Noch normal - Leitet jedoch die zweite Kitschstaffel an.)

"Ein heißer Windstoß zerrt an meinem Kleid." <leichtes Schaudern>

"Es ist lang und leicht." <leichtes Schaudern> (eigentlich ein harmloser Satz. Er mutiert aber aus dem Kontext heraus zu Kitsch.)

"Einst hast du es angehoben, um meine Wade zu berühren." <schüttel>

"Kann Leinentuch sich erinnern?" <doppelt schüttel>

Bei solchen Texten stelle ich mir einen Bühnenschauspieler, bzw. in diesem Fall eine Bühnenschauspielerin vor, die den Text mit der entsprechender Betonung und Gestik vorträgt. Und das Bild, dass du an dieser Stelle erzeugst, ist einfach göttlich: Die Schauspielerin streckt dem Publikum die Wade entgegen, lupft den Saum des lllllangen [und natürlich llllleichten Leinentuch-] Kleides und schmettert theatralisch: "Kann Leinentuch sich erinnern?" - Im besten Fall herrscht entsetzte Stille im Forum. Wahrscheinlicher ist aber: Das Publikum hält sich den Bauch vor Lachen.

Klaus

 

Hey Paulchen, es ist auch eine Regel, dass Nomina im Deutschen groß geschrieben werden. Bloß gut, dass wir diese Regeln alle haben, nicht? Vielleicht kannst du auch mehr, als nur "dich anschließen"? Zum Beispiel erstmal definieren, was Kitsch bedeutet (und das doch bitte einfach irgendwo anders und nicht so pauschal, wie bereits geschehen, siehe Hinweis Mod). Vielleicht kriegst du es sogar auf die Reihe, den Sinn eines Textes zu erfassen, möglicherweise durch bloßes Nachdenken? Dann brauchst du auch nicht zwingend Anführungszeichen. Ich wünsch dir viel Glück, du schnuckliges kleines, kämpferisches Paulchen, du!
:rolleyes:
Luschka Dobrovolskij

 

Hallo

Ich möchte folgendes zur Geschcihte sagen, da ich es nicht geschafft habe durch die mE größtenteils anstrengenden Phrasen zu arbeiten:

Der Geschichte fehlt eine absatztechnische Linie. Alles auf einem Absatz ist einfach nur anstrengend zu lesen. Ich weiß nicht, ob das schon jemand angemerkt hat, denn ich war zu müde mir dann auch noch diese nervenaufreibende Diskussion zu studieren.

Wenn diese ärgerliche Kitsch Diskussion geklärt ist, bitte ich die Admin den Off-Topic Teil meines Kommentars zu editieren.
danke

Anna sagt: Bitte! ;)

Nachtrag: Ups...hatte Annas Kommentar net gelesen. Sorry, Große. dann hat sich das wohl erledigt?

Anna sagt: Jo, mein Kleener! :p
Frederik sagt: :kuss:

Frederik

 

@Hi Liz,

prima, daß du dich dazu durchgerungen hast, mir die Textstellen zu bennen, die dir Unbehagen bereiteten. Trotzdem finde ich sie - wie du dir sicher denken kannst - nicht kitschig. Und Liz! Sind Menschen, die einen roten Oktobermond betrachten oder scheu auf sinnliche Lippen blicken, für dich auch kitschig? Wäre doch die logische Konsequenz, nicht?

@Hey Klaus,

da haste mal wieder was falsch verstanden. Eine Kitschdiskussion wollte ich nicht. Mir ging es von Anfang an um meinen Text. Aber nun hast du's ja nach langem Hin und Her begriffen und endlich mal angefangen, mit konkreten Beispielen zu kommen. Was daran kitschig sein soll, will mir dennoch nicht einleuchten. Ebensowenig, was an den Worten "windiger Ort" oder "...es sein zu lassen" so unverständlich ist. Aber deine Bühnenphantasie war putzig und läßt mich auf humorige Beiträge von dir hoffen.

@Paulchen!

Bei deinem Post haben mir die Augen getränt. Und da willst du mir was von Grammatik erzählen? Ich möchte dich auch um etwas bitten: Arbeite an deiner Interpunktion, dann fällt auch mir das !Lesen! leichter.

@Hallo Luschka,

willkommen auf kg.de. Ich halte Anführungszeichen auch nicht für zwingend notwendig. Ein guter Text kann ohne sie auskommen.

@Hi Frederik,

was die Textgliederung angeht, könntest du recht haben. Ich denke darüber nach. Was ich nicht verstehe: Warum bitte schön soll ein neues Mitglied auf kg.de nicht die Freiheit haben, sich den Ort des ersten Beitrages frei erwählen zu dürfen, ohne gleich als fragwürdig zu gelten? Hier um Editierung zu bitten, erscheint mir um einiges suspekter.

LG
Majissa

 

Guten Abend Majissa,

ich musste mich eigentlich eh nicht durchringen, Beispiele zu nennen. :) Wie kommst denn bloß darauf?
Auch dein Kommentar mit dem "Herauskitzeln" war für mich net wirklich nachvollziehbar.

Schau, jeder hat halt seine Meinung. Ich lese gerne Texte, die sich weder dem einen noch dem anderen Klischee zu stark bedienen.

Deine Story wird von den schmachtenden Sätzen buchstäblich erdrückt, und das müsste nicht sein.

Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ihr!
Danke für die Begrüßung. Tschuldigung, ich wollte niemanden beleidigen. Es ist mir nur über die Hutschnur gegangen.... Da ers entspannt sieht, mach ichs natürlich auch.
Dennoch möchte ich jede Fragwürdigkeit meines Auftauchens ganz weit von mir weisen. Es ist wohl ungewöhnlich, dass man eine heiße Diskussion sieht und das Gefühl bekommt, unbedingt mal mitmischen zu müssen? Für mich jedenfalls nicht.

Okay, soviel dazu. Nun noch liebe Grüße von Luschka.

ps: Hey Paule, eigentlich hab ich dich ja lieb! :kuss:

 

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