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Paradieswasser

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22.08.2007
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Paradieswasser

Entzückend war es, einfach entzückend, dieses kleine Land. Seine hohen, wohlgeformten Berge in der Mitte, von denen die Wildbäche über Felsen stürzten und sich nach dem tosenden Fall lieblich beruhigt durch sonnige Alpmatten schlängelten. In kleinen Weilern wohnten auf sanften Höhen die Bauern und bewirtschafteten von dort aus die fruchtbaren Ebenen und die Weinberge an den grenznahen Seen. Ein Land des Friedens seit Jahrhunderten. Seine Bewohner warfen breitbeinig abgestützt zu den Klängen ihrer Alphörner leuchtend rote Fahnen in den blauen Himmel. Sie tanzten, lachten und jodelten im Wohlstand, den ihnen fremde Menschen aus der ganzen Welt brachten. Kostbares Wasser auf die Mühlen der Bürger, die ohnehin schon im Überfluss schwammen.
Die Fremden kamen als Gäste, aber auch, um dieses Land mit ihren Fähigkeiten zu bereichern. Köstlich hier zu leben, zu arbeiten und zu wandern. An den türkisfarbenen Bergseen zu rasten, den buttergelben, kräuterwürzigen Alpkäse, die cremesahnigsüsse Schokolade aus dem Rucksack zu geniessen. Sich zu vergnügen in den stattlichen Hotels der sauberen Städte. Unter schattigen Linden den breiten Bahnhofstrassen entlang zu schlendern und die prachtvoll mit Juwelen bestückten Uhren in den Auslagen der Läden zu betrachten. Eine Oase war dieses Land, ein Paradies. Längst stand es unter dem Patronat des Weltkulturerbes. ‚Wenn es je dazu kommt’, dachten stolz die Paradiesbewohner, ‚dass die Welt unser Land erbt, dann wahrlich ist die Welt um ein Juwel reicher.’

Doch aus wolkenlos-heiterem Himmel gab es plötzlich Streit mit dem bis dahin so freundlichen Nordland, dessen Bewohner so gerne ihre Chalets im Paradiesland bauten, weil sie die etwas engstirnigen Paradieslölis genauso gerne hatten, wie das gute Leben in der bezaubernden Landschaft.
Im Streit ging es nicht um die hübschen Wasserfälle, Bäche und Flüsse, sondern um die Wasserreservoire, die Talsperren, die unsichtbaren Kanäle und verzweigten Stollen, die die Paradiesländer seit Jahrhunderten bauten, um das Wasser zu sammeln. Solange es sich nur um die Schmelzwasser der landeseigenen Schneeberge handelte, konnte sich darüber niemand aufregen. Aber es waren eben auch die witterungsbedingten Wassermassen aus dem Nordland. Da wollte man nun, ja da musste man ein paar deutliche Worte mitreden dürfen. Es ging doch nicht an, dass Nord- und Ostwinde die Regenwolken über die Grenzen hinweg zu den Bergen des Paradieslandes trieben. Dort blieben sie hängen, regneten ab, ergossen sich über Felsen und Matten, sammelten sich in Kavernen und flossen unterirdisch durch komplizierte Rohrleitungen zu den Talsperren, von wo sie wohldosiert zu den Haushalten der Paradiesler geleitet oder in Strom umgewandelt wurden. Wasser, welches eigentlich den Nordländern gehörte, die aber mangels traumhafter Berglandschaften nicht die Möglichkeiten der Wassersammlung hatten. Daraus erklärte sich wiederum, warum sie nie gleichartige Wassersammlungssysteme entwickelten.

Jetzt bemühten sich Heerscharen von Ingenieuren in nordstaatlichen Diensten um die Bannung der Regenwolken im eigenen Land. Meterhohe Mauern standen zur Debatte und wurden heftig verworfen von Einfamilienhausbesitzern, die um den grenzüberschreitenden Blick auf die paradiesischen Bergketten bangten. Gewaltige Gegenwindkonstruktionen entstanden auf dem Papier, scheiterten aber an den zu erwartenden, enorm hohen Betriebskosten.
„Wo kein Wasser, da auch keine Elektrizität“, mahnten die Gegner und schon bangte man um die Existenzen von Handys und Laptops. Von Regenzinsbesteuerung war die Rede. Einer dauerhaften, jährlichen, besser noch monatlichen Abgabe.
„Überstaatliche Gremien sollten per Dekret die Paradiesländler zwingen, ihre Alpen zu schleifen, damit der Südwind ungehindert die Gegenwindmaschinerie übernehmen kann.“
Alles Ideen, die mangels Durchführbarkeit verworfen wurden. Einzig die Ausschlüsse von Konferenzen und Tagungen und somit auch weltweit von gemeinsamen Beschlüssen waren machbar. Man würde sie einfach abklemmen, trockenlegen, aushungern. Man würde es ihnen schon zeigen, diesen niedlichen, etwas lahmarschigen und wassergierigen Paradiesbewohnern.

Diese glaubten zunächst nicht, was sie zu hören bekamen und erstarrten im Entsetzen. Kreidebleich die Einen, Krebsrot vor Wut die Anderen, sassen sie an ihren Stammtischen, verwarfen Hände und Fäuste, keuchten derbe Flüche und hatten es ja immer schon gewusst:
„Die spinnen, die Preussen!“
Ihre Volksvertreter empörten sich leise, berieten mögliche Zugeständnisse, schlugen separate Abkommen vor, unter anderem auch diskrete Einmalentschädigungen. Gut gemeinte Vorschläge, die aber mit Sicherheit am komplizierten Demokratieverständnis und -verfahren der paradiesischen Bevölkerung scheitern würden. Derweil jammerten die Nordländer:
„Bis euer hinterletzter Bürger seine Zustimmung gibt, sind wir längst verdurstet!“

Bis ein Herr kam, der seinem Namen nach auch gut hätte ein Brückenbauer sein können. Aber er brauchte Wasser für sein Land, paradiesisches Oasenwasser. Nicht mehr und nicht weniger, sondern alles und zwar sofort. Er nahm die Brücke auseinander, die beide Länder bisher verband und warf mit den Steinen um sich, dass die Paradiesler schwindelnd schwarzrotgoldne Sterne sahen. Über seinem dialektfreien Klartext blieb ihnen glatt das ‚Ch’ im Halse stecken. Wie vor Jahren sein Kollege zur Volksbelustigung, begann er lieblich zu singen und dies immer lauter, bis auch die hinterletzten Mattenbewohner verstanden, dass da einer nicht nur lustig ins Horn blies, sondern auch mit der Peitsche knallte und die Rösslein traben liess, um die Pardiesler wie Indianer zu jagen. Schliesslich knirschte er lächelnd mit zusammengebissenen Zähnen: „Jetzt wird gesprengt!“

So geschah es. Unter dem Decknamen Pro Südwind, wurden über Nacht die Wasserreservoire und Talsperren, die Stollen, unterirdischen Kanäle und Rohrleitungen des entzückenden kleinen Landes gesprengt. Sintflutartig wälzten sich die riesigen Wasser- und Geröllmassen über das Paradies und die so sehr begehrten Fluten ergossen sich als ungehemmte Katastrophe über die Grenze.
„Wohin mit all dem Wasser!“, schrien die aufgebrachten Nordländer. Entsetzt sahen sie ihre Deiche brechen. Flüsse traten über die Ufer, Sandsäcke wurden fortgespült, ganze Landstriche ertranken in der aufgewühlten Wasserschwemme des Paradieslandes …

Was blieb? Hier und da ein paar glitzernde Wassertropfen. Der grosse Rest verdampfte an der Sonne, versickerte in verschlammten, brachliegenden Böden, auf denen sich die wenigen Überlebenden prachtvolle Notunterkünfte mit Wellnessanlagen und Schwimmbädern bauten.

Die Regenwolken aber zogen unbehelligt weiterhin ihre wind- und witterungsbedingte Richtung vom Norden zum Süden. Sie blieben an den Bergen hängen, regneten ab, ergossen sich wie eh und je über Felder und Matten und so begannen die Paradiesländler mit dem Wiederaufbau, diesmal allerdings sprengstoffsicherer Talsperren, unterirdischer Stollen, Reservoire, Rohrleitungen und Kanäle. Es dauerte nicht lange, da tanzte, lachte und jodelte dieses putzige Volk wieder in Wasserreichtum und Wohlstand.

 

Hallo Gisanne,

schön von Dir zu lesen!

Die Geschichte, die wie eine Idylle beginnt (noch & noch Adjektive, Landesbeschreibung), zeigt auf, dass es auch mitten in Europa zu Auseinandersetzungen ums Wasser geben kann/wird, >Wasser, welches eigentlich den umliegenden Ländern gehörte, die aber mangels traumhafter Berglandschaften, nicht die Möglichkeiten der Wassersammlung hatten.< Da wünschte man sich, es hätten die Auserwählten aus Wand & Wandel einen "Damm" gebaut. Wobei niemand vergessen sollte, dass der Wohlstand zum größten Teil von Außen, von den Fremden kommt - so wird das Paradiesländle nicht nur von einem Sündenfall, sondern auch noch der Sintflut heimgesucht.

Schöne Geschichte zu einem unschönen Thema ...

Gruß

Friedel

 

Grüezi Gisanne,

eine wahrlich paradiesisch schöne Geschichte, wenn da bloß das Wasser nicht wäre, das sich diese Paradiesler doch tatsächlich einverleiben ohne vorher ihre Nachbarn zu fragen :D.

Du sprichst ein heikles Zukunftsthema an. Zwar werden wir wahrscheinlich in absehbarer Zeit in Mitteleuropa keinen Wassernotstand erleiden, aber schon in Südeuropa sieht es schlecht aus, die Wasserversorgung wird knapp, von Afrika ganz zu schweigen. Es wird in Zukunft solche Verteilungskämpfe geben, wie Du sie in Deiner Geschichte andeutest, da brauchen wir nicht mehr lange drauf zu warten. Teilweise, siehe Naher Osten, ist es heute schon soweit.

Sprachlich wie inhaltlich finde ich Deine Geschichte ebenso paradiesisch. Ich hörte die Bächlein plätschern, sah die Berggipfel in der Sonne strahlen und musste mir gerade ein Stückchen Schocki einverleiben.

Ein sehr leckeres alpenländisches Sahnehäppchen, hat mir gut geschmeckt, danke dafür ;).

Liebe Grüße ins Alpenland

Giraffe.

 

Salü friedel und Giraffe,

das ist ja mal wieder einen Hupfer wert, dass Euch meine Geschichte gefällt: Sprachlich und inhaltlich. Und dass ich Appetit auf Schoki gemacht habe, toll, da freuen sich (hoffentlich) die Vermarkter von Lindt und Sprüngli ;)

Aber so richtig eigentlich wollte ich gar keine 'Wasser-' Geschichte in Satire schreiben. Da wäre mir das Thema im Blick auf Afrika etc. doch zu heikel gewesen in dieser zynischen Verpackung.

Vielleicht ist's mir doch nicht so gelungen? Ich bin etwas am schwanken ...

Danke herzlichst fürs lesen und kommentieren, fürs 'Sahnehäppchen' und 'schöne Geschichte zum unschönen Thema'.

Liebe Grüsse,
Gisanne

 

Liebe Gisanne,

nein,nein, mach dir keine Gedanken, ist schon richtig angekommen bei mir und auch den andren beiden.
Du hast das heikle Thema Finanzwelt Schweiz sehr schön verpackt.
Das einzige, was mir fehlt an dieser Satire, ist, dass sie noch noch noch viel viel härter ausfallen könnte. Noch bissiger, überhaupt bissig.
Solche Nebenbemerkungen wie "prachtvolle Notunterkünfte mit Wellnessanlagen" das sind die kleinen Spitzen, von denen noch viel viel mehr in dieser Geschichte untergebracht sein müssten.

Aber, ich will nicht nur fordern, sondern auch gerne loben: mir hat deine Satire gut gefallen, vom Thema und von seiner Umsetzung her und alles andere waren Vorschläge, es noch besser zu machen.

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe lakita,

:kuss: und Danke! Bin ich froh, dass das doch rüber gekommen ist.

Huch, das mit der Bissigkeit ... Ich dachte, es sei so schon zu viel und nun möchtest Du viel viel viel mehr. Vielleicht krieg ich das noch mit Übung hin? (Das ist aber so ne komplizierte Sache: Wenn ich hier mal so richtig auf den Putz haue, lachen die Anderen und mir tut die Faust weh!)

OK. versprochen: Ich schreib mir das ganz dick hinter die Ohren :)

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Gisanne,

auch etwas neues von dir! :) Hat was so eine Idylle mit leiser Ironie. Hatte schon so ein emsiges Zwergenvolk (warum Zwergen, weiß ich nicht :)), das ihr Bergenland bewohnt und bewirtschaftet - ganz praktisch alles und doch weltfremd. Ich dachte auch, das wird eine Schweizsatire, dann aber wendet sich am Schluss doch alles gegen die Nachbarn, die halt von Natur her nicht die richtigen Ressourcen haben ;). Ein wenig zweischneidig alles, das gefällt mir.

Würde mir aber mit lakita trotzdem (sprachlich) ein wenig mehr Gemeinheit, und mehr Brüche im Märchenhaften. Aber ohne, dass deine Faust dabei lädiert wird! :)

Lieben Gruß
Kasimir

PS: Entschuldige die vielen Smilies, weiß nicht, zurzeit bin ich davon abhängig...

 

Salü Kasimir,

ich wüsste ja nur zu gern, was 'die' Schweizer denken, ob sie den ganzen ersten Teil nicht als sehr bissig empfinden, weil total, totalst, totalstens übertrieben. :D

Und siehste: Schon denkst Du beim Lesen an Zwerge :lol:

Lieben Dank für Deinen Kommentar. Ach, lass uns die Smilies nutzen, solange wir sie noch haben. Wer weiss, was Webmaster alles ändert ... :hmm:

Grüssli,
Gisanne

 

Hehe, stimmt! Wahrscheinlich nehmen wir, die 'Nachbarn', die Bissigkeit nicht in ihrem ganzen Ausmaß wahr, weil unser Bild von der Schweiz nämlich fast genauso übertrieben ist. Als Kind dachte ich, in der Schweiz gibt es nur Bankgebäude und Berge, erst später kamen die Läden dazu, deren Schaufenster mit "mit Juwelen bestückten Uhren" voll sind. :D

 

Hey Gisanne,

eine neue Wassersatire, die musst ich mir natürlich zu Gemüte führen.

Die Idylle am Anfang beschreibst du wunderschön. Hatte schon son Tourismuswerbsepot vor Augen, wie er kitschiger nicht im Fernsehen laufen würde.
Der zunächst erwartete (ich weiß, man soll nicht von sich auf andere schließen ... ) Knall blieb zwar dann aus, aber eine stille Ironie zieht sich durch den Text und ist durchaus stimmig mit dem Thema und vor allem der Gegend in der es spielt.

Ich mags zwar eigentlich etwas weniger subtil, aber deine Geschichte hat mir durchaus gefallen.

Beste Grüße
krilliam Bolderson

 

Wow, krilliam,

das Lob freut mich aber: Wenn Du 'subtil' sonst nicht so magst und das hier hat Dir trotzdem gefallen, dann ist das schon ein rechtes Schulterklopfen. Vielen Dank!

Und ja, Kasimir, der Idyllendreiklang: Banken, Berge und Brillantuhren hat schon was, aber hier gibts ... und hier wird ja auch ... Ach, kommt doch her und schaut mal selber :Pfeif:

Liebe Grüsse,
Gisanne

 

Hallo Gisanne,

am Anfang hörte ich die Kuhglocken bimmeln und roch den Käse :).

Was des einen Freud, ist des Andren Leid! Ein anderes Phänomen habe ich in meiner Kinder- und Jugendzeit in der Rheinebene Grenze Frankreich / Deuschland erleben dürfen. Die frechen Franzosen haben einfach ihre größten Stinkefabriken direkt an die Grenze gesetzt und da wir zu 90% Westwind hatten, hatten die charmanten Nachbarn eine saubere und wir die Drecksluft - aber keinen wirtschaftlichen Vorteil!

Da hätte man auch Mauern aufziehen können ;) ...

Deine Sprache ist anfangs so putzig wie viele Menschen glauben, dass die Schweizer auch seien. Dabei sind sie ja ganz anders! Bei der Aufzählung am Anfang hast du die Steueroase gar nicht erwähnt, fällt mir grade noch auf.

Ich schließe mich den Noch-mehr-"Spitzen"-Forderer an, das ganze könnte gerne etwas deftiger in Wortwahl und Ausdruck daherkommen. Aber im großen und ganzen finde ich die Geschichte gelungen.

Immerhin waren die Schweizer für uns als Grenzdeutsche immer die Lölis, engstirnige bockige Eidgenossen (außer den paar Ausnahmen, die Freunde waren ;) ), lahmarschig beim Reden und Entscheiden - aber ansonsten ganz umgänglich :D.

Was mir prinzipiell nicht gefällt, wenn der letzte Satz mit "..." endet.
Aber das ist Geschmackssache.

Gefunden habe ich noch eine zu großzügige Verteilung diverser Kommata, also gibt es nicht nur zuviel Regen in der Schweiz:

Seine Bewohner warfen, breitbeinig abgestützt, zu den Klängen ihrer Alphörner, leuchtend rote Fahnen in den blauen Himmel.
Ich sage mal: ALLE Kommas weg!
Wasser, welches eigentlich den umliegenden Ländern gehörte, die aber mangels traumhafter Berglandschaften, (Komma weg) nicht die Möglichkeiten der Wassersammlung hatten.
Jetzt bemühten sich Heerscharen von Ingenieuren in staatlichen Diensten, um die Bannung der Regenwolken im eigenen Land.
Komma weg

Alles Ideen, die mangels Durchführbarkeit, verworfen wurden.
Kommas weg
Einzig die Ausschlüsse von Konferenzen und Tagungen und somit auch weltweit von gemeinsamen Beschlüssen, waren machbar.
Komma weg

So geschah es. Unter dem Decknamen Pro Südwind, (Komma weg und den Decknamen würde ich kursiv setzen) leerten sich über Nacht die Wasserreservoire und Talsperren, die Stollen, unterirdischen Kanäle und Rohrleitungen des entzückenden kleinen Landes.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Gisanne,

zunächst entwirfst du eine Idylle, um die dich Disney beneiden würde. Diese fette, saftige Wohlfühlszenerie eines kitschigen Werbespots vom Schweizer Fremdenverkehrsverband, wo Milch und Honig (und vor allen Dingen Wasser!) durch die Landschaft fließen, vorbei ein den bunten Gärten der Rama-Familien.

Sehr unterhaltsam geschrieben.

Dann steht er da, dieser Turm, bereit zur Vernichtung, und dann kickst du doch nur ein paar der oberen Steine weg.

Nicht auszudenken, was möglich gewesen wäre, wenn du einfach nur den untersten Bauklotz weggezogen hättest.

Mit anderen Worten: Ich habe am Ende auf etwas gewartet, was nicht kam. Eine gemäßigte, aus meiner Sicht etwas zu brave Satire, in der die Sprache fließt wie das Wasser, und sich an keiner Klippe wirklich mal brechen oder mal in einen Abgrund rauschen kann ;-)

Rick

 

Hey Gisanne,

eine wunderbare kleine Satire, die mir rundum gefallen hat. Die Forderungen nach mehr Spitzen kann ich nachvollziehen, bissiger wäre denkbar, aber mir hat dieser eher unaufdringliche Ton sehr zugesagt.
Böseböse, was da noch auf uns zukommen wird. Auch der letzte Bond-Film widmete sich ja bereits dem Kampf um Wasserreserven.

Viel Konstruktives kann ich nicht von mir geben, zu Kritteln finde ich nichts. Lobend möchte ich deine Sprache hervorheben. Die führt exzellent durch deine Geschichte.

Nur ein Mückenschiss:

Sintflutartig wälzten sich die riesigen Wassermassen durch das Paradies, ergossen sich die begehrten Fluten als ungehemmte Katastrophe über die Grenzen der Nachbarländer.
„Wohin mit all dem Wasser!“, schrien die aufgebrachten Massen.
einzig unschöne Stelle für mich

grüßlichst
weltenläufer

 

Salü bernadette,

Bei der Aufzählung am Anfang hast du die Steueroase gar nicht erwähnt, fällt mir grade noch auf.

:D Aber darum gings mir doch! Diese komplizierten, unterirdischen, verzweigten Stollen, die das Wasser (Geld) sammeln, womit die 'lahmarschigen Lölis' so stinkereich werden, dass man ihnen mit 'Peitsche' und 'Kavallerie' drohen muss :)

Uih, die Kommas liegen wirklich da, wie Kümmel!

Salü Rick,

aus meiner Sicht etwas zu brave Satire, in der die Sprache fließt wie das Wasser, und sich an keiner Klippe wirklich mal brechen oder mal in einen Abgrund rauschen kann

Ich muss da echt noch nachdenken. Im Moment weiss ich ja wirklich nicht, was geschieht, wenn wir dem Steinbrück und dem Druck der EU nachgeben und alles offenlegen, was hier so an geschmuggelten Steuergeldern durch die Kanäle fliesst. Da rauscht dann schon einiges in den Abgrund, fürchte ich.

Salü weltenläufer,

eine wunderbare kleine Satire, die mir rundum gefallen hat.

Da bin ich mal Rosinenpicker! Das schmeckt mir soo gut!

Massen wandelten sich zu Menschen. Danke, das war echt nicht schön!


Euch allen: Ich geh da nochmal drüber. Jetzt fährt ja unser Bundespräsident erstmal (vielleicht, vielleicht doch nicht) nach Berlin zur Aussprache. Mal sehen was dabei für beide Seiten rauskommt: Schoki oder Schlamm!

Insgesamt glaube ich: Wir Schweizer haben uns da viel mehr aufgeregt, als es vom Ausland wahrgenommen wurde. :hmm:

Kommas sind weg, Tadel sind im Rucksack, Lob hab ich eingeheimst :)

Lieben Dank für Eure Kommentare und liebe Grüsse,
Gisanne

 

Dass ich nicht darauf gekommen bin,

liebe Gisanne,

wo ich doch weiß, das die Wirtschaftswissenschaften sich seit Jahrhunderten darum bemühen, der Exaktheit der Naturwissenschaft(en) nahezukommen und darum Wirtschaft als Kreislauf darstellen. Und in der Tat, wer Geld hat ist flüssig (liquide, wie der Fachmann so sagt) und wo's versiegt, der melde Insolvenz an (illiquide kommt mir dann doch doof vor). Da gibt's dann die, welche mit dem Köfferchen die Grenze überschreiten (gelegentlich vom Zoll gefragt werden, ob's was zu verzollen gebe, aber wie versteuert man ein kilo Euro?), aber das ist gar nicht das eigentliche Problem: Das "fiktive" Buchgeld, das sich vermehrt wie die Kaninchen und nur in den Büchern der Institute vorhanden ist (was ja schon bei der popeligsten Überweisung beginnt von Kto A zu B, von Bank a zu b etc. Wenn nun das Eigenkapital einer Bank auf 10 % festgesetzt werde, so kann mittels solch alltäglicher Vorgänge das Zehnfache aus der einzigen real vorhandenen Geldsumme werden, ohne dass eine Münze neu gedruckt werden musste ...

Aber sicher spielen auch andere Ereignisse wie hot money, Schmiergeld und Geldwäsche eine Rolle, wobei ja das Briefkastenfürstentum in unserer gemeinsamen Nachbarschaft eine führendere Rolle als die große Schweiz gespielt hat.

Stellen wir uns also vor, nachdem alle Dämme, Kanalisationen u. a. brechen fühlte jeder sich als Onkel Dagobert und schwämme -

auf dem Trockenen. Denn Buchgeld sieht nur die Bank ...

Gruß nach dem Märzfeld vom

Friedel

 

Hallo Gisanne,
eine lustige Schweiz-Satire, schade, daß sie so beschreibend daherkommt, in Form von Dialogen wäre es Dir auch gelungen. Macht nichts, es ist nicht lange her, da haben auch die berühmten Autoren mit solch beschreibenden Geschichten Ruhm erlangt.
Als Wasser-Satire finde ich es zu lieb, jedem nach seinem Geschmack, aber wenn ich lese, daß das große Wasser-Geschäft, z.B. von Vivendi Environnement, in Afrika schon Cholera-Epidemien auslöst, dann wäre es, als wolle man eine Gentechnik-Satire im örtlichen Blumenladen spielen lassen.

Gruß Set

 

Salü Friedel,

Herzlichen Dank für Deinen nochmaligen Kommentar.
Mit den liquiden Geldern hast Du es ganz gut getroffen, Friedel.
Das Fürstentum aber ist, wenn man auf dem Boden bleibt, ein wunderschönes Wandergebiet.

Salü Set,

Auch Dir vielen Dank! Ich wollte nur über die Geldflüsse und -kanäle schreiben. War wohl sehr ungeschickt, Wasser als Methapher zu benutzen. So bleibt die Satire tatsächlich ein Unkräutlein im Blumentopf. Da hätten auch Dialoge keinen Rosenstrauch gezaubert, fürchte ich.

Danke Euch beiden und liebe Grüsse,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Gisanne,

War wohl sehr ungeschickt, Wasser als Methapher zu benutzen. So bleibt die Satire tatsächlich ein Unkräutlein im Blumentopf.
NEINNNNNN !!!! Gäbe es einen Aufschrei-Smilie, der würd hier stehen.

Ich bin eine glühende Anhängerin dieser Sorte Satire!
Damit meine ich just die Art, wie du es umgesetzt hast.

Bitte lasse dich nicht von diesem Weg abbringen, nur weil manch einer so wirkt als habe ers nicht verstanden.


Ich habs hier schon so oft geschrieben, es sei mir aber trotzdem verziehen, wenn ichs nochmals tue:

Die sog. alte Gattung der Satire und deine Geschichte zähle ich dazu, dessen hauptsächlichen Vertreter ich in E. Kishon sehe, ist zweiseitig aufgebaut. Eine Vorderseite, das ist die Geschichte wie sie da steht und eine Hinterseite, das ist das, was ich an Gedanken bekomme, wenn ich diese Geschichte lese. Diese Hintergedanken, machen aus einer normalen Geschichte, in der das passiert, was eben grad passiert und sonst nix, zu einer satirischen, allerdings, dies möchte ich zur Vervollständigung noch anbringen, nur dann, wenn die Hintergedanken in der Lage sind, einen Missstand auf- und anzugreifen, egal, ob nun politischer, sozialer, menschlicher Art.

Denn natürlich gibt es Geschichten, die Hintergedanken erzeugen, aber keine Satiren sind. Wenn ich z.B. bei einer erotischen Szene beschreibe wie er ihr an die Bluse greift oder sie ihm an die Hose, dann entsteht mit Hilfe der Hintergedanken überhaupt erst die erotische Stimmung, die ich erzielen will. Stimmung kann man natürlich auch anders erzielen, aber das führe ich jetzt hier nicht weiter aus.

Deine Satire ist gelungen zweierlei: eine Geschichte , in der es um Wasser eines bestimmten Staates geht und eine dazu kommende Aussage, den eigentlich Satireplot sozusagen.

In der letzten Zeit erlebe ich häufig sog. Satiren, die letztendlich keine klassischen sind, sondern im eigentlichen Sinne nur Parodien. Weil diese Sorte an Geschichten sehr häufig auftaucht, ist es wahrscheinlich für manche Leser so schwer, zu erkennen, dass hier eine klassische Satire geschrieben wurde.


Eine Parodie ist, wenn ich einen wahren Sachverhalt fokussiert oder pointiert darstelle und damit die Absurdität, das Lächerliche, das Angreifbare darstelle.

Wenn, du wirst dich gewiss erinnern, zu Kanzler Kohls Zeiten, die Kabarettisten sich hinstellten und einfach nur Wort für Wort betont das wiedergaben, was Herr Kohl von sich gegeben hatte, dann war das keine Satire, sondern eine Parodie. Die Wiedergabe seiner Worte war zugleich die Aussage.

Aus meiner Sicht gehört das Genre der Parodie eigentlich nicht in den Bereich der Satire, sondern in denjenigen des Humors. Aber und das ist letztendlich meine Erkenntnis über viele Jahre Kurzgeschichten.de-Satiren, es gibt einen fließenden Übergang von Humor zur Parodie hin zur Satire und obendrein eine Mischung aus allem innerhalb einer einzigen Geschichte.
Die Zeiten haben sich in diesem Punkt also ein wenig gewandelt, man trifft sehr selten noch eine pure Satire mit einer sog. Vorder- und einer Hinterseite an.
Deine Geschichte, liebe Gisanne, ist eine pure Satire, nach meiner eigenen Definition. Grad deswegen lass dich nicht beirren! Sie ist gut!

Ich hoffe, ich hab dich ein wenig von deinem Frust (so klang es wenigstens) abbringen können.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Gisanne,

Lakita hat recht (Lakita vielen Dank für die Unterrichtung über Parodie und Satire), und ich würde mich in der Rolle derjenigen Kritiker wiederfinden, die mich manchmal nerven, wenn ich jetzt noch dagegen argumentieren wollte: denn, wenn ich aufmerksam gelesen hätte, das heißt offen und auf Überraschungen gefaßt, dann hätte ich eine gute Chance gehabt, es zu verstehen. Mehr kann ich nicht erwarten. Also: weiter so, als Leser gefordert zu werden, finde ich in Ordnung (nur manchmal ungewohnt),

Gruß Set

 

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