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Panneköpp’ auf’m Weg zum e-car

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12.04.2007
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Panneköpp’ auf’m Weg zum e-car

Panneköpp’ auf’m Weg zum e-car

”... but I may as well try and catch the wind.”
Donovan

Als Peter bemerkte, dass er den Kühlschrank offen gelassen hatte, war es bereits zu spät. Der Koloratursopran seiner Königin der Nacht verlief sich wenig mozärtlich von der Küche in seinen Gehörgängen als ein „Wat hasse dich dabei widda’ jedacht?“

Ihm wurde die eigene Schlamperei schlagartig bewusst, er stellte sich aber dumm, was ihm nicht allzu schwer fiel, und flötete mit vollendetem Falsett und aufrichtig zurück: „Wat kann und soll ich mich wobei schon jedacht hab’n?“, eine Strategie, die einer Verurteilung wegen grober Fahrlässigkeit vorbeugen und zugleich Zeit schinden sollte, dass er aufs Äußerste besorgt anfügte: „Wa’s’n los, mein Schatz?“ Da er aber den häuslichen Frieden über alles liebte und doch zugleich gefährdet sah, schloss er geradeheraus und umso besorgter: „Is’ wat passiert?“, konnte aber gerade noch die Apposition ‚wenn ja, wie viel?’ unterdrücken.

„Nee!“, donnerte’s zurück, „aber dich passiert gleich wat“, und nach einer kleinen Atemübung: „Et stinkt hier wie von’ner toten Töle, weil d’e Kühlschrank auf is’.“

Schon einmal war Peter ähnliches widerfahren. Nur war er selbst da nicht ganz dicht gewesen, weil er einmal nicht korrekt gekleidet war. Prompt ging der Job verloren. Damals war er noch Pförtner des Paradies oder -das gewesen, hatte aber die arme Seele des Henrique Maximiano da Fonseca C. Neto nebst seinen weiteren zwölf oder dreizehn Namen, den Himmel & Erd und alles was dazwischen ist nur als St. Coelho kannte, den Einlass verwehrt und in die Gartenlaube zur Heiligen Hedwig, kurz: Mahler, und ihren zweihundertundfünf Romanzen verwiesen, als der Heilige des Pförtners Amt mit Gesten und den Worten „Pipi wird kalt“ verunglimpfte. Was der Chef – der sonst eher nichts mehr so richtig mitbekam - im elegantesten Aramäisch mit einem „Kephas, das ist Ihre letzte Schicht!“ entlohnte.

Die Papiere konnte er anderntags bei der rechten Hand des Chefs abholen. Zugleich und wie nebenbei wurd ihm durch den Junior ein Hausverbot erteilt.

War Peter damals einem – zugegeben – spontanen egoistischen Akt der Selbstjustiz erlegen, bei der jede Form der Rechtfertigung beim Chef fehlgeschlagen wäre, stellte er nun gegenüber Dora, die eigentlich – je nach Stand der aktuellen Lautverschiebung – Dorothea oder Theodora geheißen wurde, eine eher altruistische Begründung seines Tuns oder doch eher Unterlassens ausführlich vor, deren vollständige Wiedergabe den Rahmen dieser kurzen Geschichte und eine jede Plattform in den Weiten des Universums sprengen würde und darum hier aufs Wesentliche beschränkt bleiben muss.

„Spar mal nicht so mit der Lebendigkeit!“, greift das Publikum ein, dass ich so verblüfft wie blöde aus der Wäsche schau, dann ein wenig verwirrt meine Rechte auf die Brust leg und ungläubig frag: „Mein’n S’e mich?“

Dass das Publikum sich einmischt, ist mir seit Jahren nicht mehr widerfahren. War’s nicht seinerzeit beim Ikarus? - Vielleicht.

Wenn ich’s aber genau nehm, war’s ein letztes Mal in den Tagen, als ich mit Jean Paul in der Ewigen Baustelle auf seinen 250. angestoßen hab. Als hätt’ es je bei dem alten Schluckspecht bei dem Einen bleiben können!

Bevor ich mich aber in Erinnerungen verlieren kann, schalt’s mit Gelächter los: „Hören oder sehen Sie sonst noch wen?“, dass Dora zu mir für einen Augenblick von Peterchens Seminar unwirsch aufschaut, um zu pöbeln: „Aber hallo! -
Hazze Halluzinatzjonen?“, doch da lauscht sie wieder ihrem Göttergatten mit der Arie vom toten Hund und ich hab endlich das Publikum entdeckt.

Das ist wie gewohnt überschaubar. -

Sehr überschaubar!, finde sogar ich. Ich zähl genau bis eins und, was mir schon die Stimme einflüstern will, alles weiblich. Zudem nicht ganz unbekannt. Es ist Mme. elle. Richtig, mit kleinem e. War sie es nicht, die mich vor wenig mehr als sechs Jahren hier behutsam an die Hand nahm und auf schwankendem Gebälk laufen lehrte? – Oder doch versuchte.

Aber bevor ich an die ersten Laufübungen hierorts denken kann, ring ich mir ein gequältes: „Nee, nich’ so richtig …“, ab.

„Na, also!“

„Aber warum? – Warum nur? Warum sollt’ ich? Will ich et nich’ g’rad begründen …“

„Ja doch!,“ unterbricht elle. „Aber Sie müssen versteh’n: Als einfach gestrickte Person bin ich natürlich stets begierig darauf, dass sich die Handelnden in wörtlicher Rede austauschen. Dieser Dialekt …“

„Wat für’n Dialekt?“, fragt’s mich, der aus dem Staunen nicht mehr herausfindet.
„Ja, man!, dat Kölsch“, meint das Publikum mit korrekt gesetztem Akzent, „oder wat dat da is’, wat’e Panneköpp da sprechen, weiße dat nich’ mäh’?“

„Soziolekt, Mme., Soziolekt“, raunt’s aus mir, „die Sprache, die in all ihren Eigenheiten Herr Peter und Frau Dora Pan so sprechen“, und füge noch an, „weil s'e ga’ nich’ anners könn’n.“

„Papperlapapp“, winkt elle ab, „Jacke wie Hose! Könnt so’n Zoichs in größern Einheiten vertragen“, worauf die Vernunft sich einmischt: „Holla, holla, meine Lieben, das würd’ Ihnen beiden aber gehörig auf den Senkel geh’n", dass wir uns wieder dem Geschehen der Familie Pan zuwenden.

Derweil gab der Haushaltsvorstand gegenüber seinem vor Gott und einem Standesbeamten angetrauten Weibe vor, er habe sich an der Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe angemessen beteiligen wollen. Freilich hätte der Haushalt niemals angemessen am globalen Emissionshandel teilhaben können, wäre er doch mangels Masse nicht einmal als konkursfähig beurteilt worden. Man bleibe also auf jene bescheidenen Mittel beschränkt, über die man verfüge – und das sei in Sachen Klimaschutz allein der Kühlschrank und fürderhin das Windrad. Wenn nun das Prinzip der Kühlung darin bestehe, Wärme von einem Ort zum andern umzuleiten, dann sollten doch weltoffene Kühlschränke auch zwei bis drei Grade Wärme auffangen, wenn nicht gar verhindern können. Irgendwo und irgendwer müsse ja endlich den Klimaschutz ernst nehmen und Ernst machen! „Wenn nich’ wir, wer sonst? Also: Warum nich’ gleich hier?“

Die Theorie blieb nicht unerhört. Herr Pan und Dora besteigen soeben ein schickes Windrad und machten eine Rundreise durch die Medienlandschaft in Tiutschiulant.

 

Steuergesetze werden von Legasthenikern geschaffen (hat sich das noch nicht herumgesprochen?).

Und Dank für den Hinweis,

liebe Mai,

es ist immer wieder gut, mit native people sich gut zu stehn! Die Bläck Fööss können wat erleben, 'nen armen Ruhr(s)pöttler derart zu hintergehn!

Gruß vom

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

tut mir leid, dass ich diese etwas ältere Geschichte rausgepuhlt habe, aber diese hier habe ich wenigstens (fast komplett) verstanden. :D

Deine kleine Geschichte über den Klimaschutz durch Auflassen der Kühlschranktür hat mir gefallen.
Ich habe mir allerdings noch nicht ganz die physikalischen Zusammenhänge erklären können.
Das hat dem Humorigen deiner Geschichte keinen Abbruch getan.


Als einfach gestrickte Person bin ich natürlich stets begierig darauf, dass sich die Handelnden in wörtlicher Rede austauschen. Den Kölner Dialekt (oder war es noch ein ganz anderer?) könnte ich daher in größeren Einheiten vertragen.
Am Ende sparst du leider sehr mit Lebendigkeit, sondern resümierst mehr.


Mir fiel auf, dass du gern das &-Zeichen verwendest und oft auch in Situationen, in denen es wohl eher nicht getan werden sollte. Das Zeichen findet bei Firmenbezeichnungen seinen Einsatz, bei allen anderen Fällen, sollte ein "und" stehen oder ein "u.".


Lieben Gruß

lakita

 
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Deine kleine Geschichte über den Klimaschutz durch Auflassen der Kühlschranktür hat mir gefallen,
was mir selbstverständlich gut gefällt,

liebe lakita.

Was die physikalischen Zusammenhänge betrifft, so kann man mit einem zwinkernden Auge den Effekt des Röhrensystems ums Gefrierfach mit „kommunizierenden Röhren“ gleichsetzen – wobei das Wasser = Luft zu tauschen wäre, denn tatsächlich ist es der pure Unsinn, Wärme von einem Ort zum andern umzuleiten, dass sich scheinbar die Temperaturen anpassten.

Öffne einen laufenden Kühlschrank und es findet ein Austausch statt auf begrenztem Raum. Was Du gar nicht erst spürst, ist der Wärmeaustausch auf der Rückseite. Solche Ideen kann auch nur ein Ha-zwo-O-Ka-Oh-Pee-Pee (Wasserkopp) haben, der Ruhrlatein (zwischen Lippe un’ Ruhr, von Kamp-Lintfort bis Hamm/Unna) spricht und von Ort zu Ort von Rheinisch ins Westfälische sich wandelt, gewürzt mit Kanak-Deutsch, Polnisch (Jo wird noch gelingen, Arabische oder Kurdische Elemente einzuführen, wenn sie so weitermacht) und Jiddisch. Genau, da wo ich leb, spricht man in Sterkrade niederrheinischen, in Alt-O. rheinischen und in Ogterfeld bereits westfälischen Dialekt (wenn man’t noch kann), ansonsten Eintopf. Wesentliches Merkmal: Nur drei Fälle, schönes Beispiel 1. Peson Singular: ich mein mich! (Wen’n sons’?)

Das & ist korrigiert, vermieden wurde dabei die „offizielle“ Abkürzung „u.“ Mit dem Dialog in von-Mangerscher-Prägung – schau’n mer ma’. Kleiner Anbau wär wat,

meint’e Vrîdel,
der Dich hä’zlisch bedankt für d’e arch'e’logische Ausgräberung!

 

Nun ist es so weit,

liebe lakita

und

liebe Interessenten,

ich hab mir eine kleine Änderung romantischer Ironie einfallen lassen. Bis aufs Eingangszitat (Donovan's Catch The Wind) bedarfs eigentlich keines weiteren Hinweises auf die Änderung. Der geneigte und aufmerksame Leser wird's merken. Und wenn nicht, so bleibt der ursprüngliche Text dennoch erhalten.

Gruß

Friedel,
und Dank an lakita ...

 

Tiutschiulant schnarcht
in Bänkelsängers Hant
Emissionis gratificationes
mercatorum maximun decorum
Tschurangrati democrati
sunt in loco isto
vielleicht auch anderwo.
Spruch von Fünftilianus Maximus, Präfector Wischewaschefabulcaedasse

Lieber Friedel,
wer wird im nächsten Jahr den Pannekopp-Orden bekommen? So schlimm ist das Öffnen des Kühlschranks doch nicht, dass dein Held dort erscheint. Deine Geschichte ist das Ehedrama des Mannes schlechthin, der vor dem Gericht seiner Frau sich alle erdenklichen Ausreden einfallen lassen muss, um den Höchststrafen, der Aussperrung von Tisch und Bett, zu entgehen. Dabei hat dein Petrus die Himmelstür zum Futterland schmählich aufgelassen, wohl aus Altersdemenz, aus Boshaftigkeit oder aus Mutwillen, um seine Frau zu ärgern, weil sie ihn aufgefordert hat, den Müll rauszutragen.
Brauchst du aber wirklich in dieser Geschichte ein Pubslikum? Auch wenn du die Danovanschen Winde blasen lässt, müssen doch nicht weitere Winde wehen. Du fängst doch die Winde der Pubslikums nicht ein. Auch nicht als Ikarus.
Warum schreibst du auch immer so unverständlich? Da muss man wirklich manchmal googeln, um dein Gegoorgle zu verstehen. Deine Sprache möge aufdecken, nicht verdecken, auch wenn du meinst (mit mir), dass gerade das Verdecken Tieferes aufdeckt. Aber das ist sophisticated und widerspricht dem gesunden Menschenverstand.
Jedenfalls mir bereiten solche Geschichten große Freude, denn vor der Linearität hat Gott das Chaos gesetzt, und die Ordnung der Welt more geometrico ist nur eine Fata Morgana! Aber an was soll man glauben, wenn nicht an Ordnung?

A bayerische Ordnung

Wos host g'sagt?
Nix‘n hob i g'sagt!
Host wos g'sagt?
Na, g'sagt hob i nx!
Hob a nix g'hört!
Wei i a nix g'sagt hob!
Warum red‘n mir dann so lang?
Wei mir nix g'sagt ham?
Sog i doch: Koana hod wos g'sagt!
Nix is g'sagt, nix is g'hört, nix is g'scheng.
Also, pack ma’s.

In diesem Sinne
Herzlichst
Wilhelm
PS. Muss gegen das Kölsch ein Gegengewicht setzen, nach dieser Wahl!

 

Lauter Fragen zu einem solch kleinen Stück,

lieber Wilhelm,

wie

Brauchst du aber wirklich in dieser Geschichte ein Pub likum?,
und gibst doch zuvor die Gegenfrage als Antwort:
Warum schreibst du auch immer so unverständlich?

Je nu, wenn fast keiner verstehen (in rückwärtig-alphabetischer Reihenfolge:)
will / soll / muss / mag / kann / darf,
erfindet der Romantiker halt Publikum nach seinem Bilde, mit dem er umspringen kann, wie’s ihm beliebt. Und die Frage nach dem Orden
wer wird im nächsten Jahr den Pannekopp-Orden bekommen?
vermein ich schon gelöst zu haben: Die Partei der Nichtwähler, eine Volkspartei ohne Vorsteher zum Sondierungsgespräch (sondieren = mit der Sonde untersuchen) doch wer wäre da Sonde und wer das zu untersuchende Objekt?

Dank Dir für’s Lesen und Deuten als Ehedram(oh!-lette)!

Gruß

Friedel

 

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