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Ohwieschön, Sonne.

Beitritt
21.04.2004
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18

Ohwieschön, Sonne.

Zusammengekauert sassen Ralph und Kim nebeneinander. Kims zartes Gesicht war Rusverschmiert; Ihre Hose am linken Hosenbein, vom Knie an abwärts zerfetzt. Leichte Brandwunden waren zu sehen. Der Schuh fehlte. Ihre, einstmals weisse, mit Rüschen verzierte Bluse, war grau und die Rüschen ein Opfer der Flammen geworden. Und auch er sah nicht besser aus. Sein Hemd hing in Fetzen am Körper. Seine Hose war Knie abwärts verbrannt und die schweren Stiefel sahen aus wie Homer’s Beef am Samstag. Er hatte die Arme um Kim gelegt und sie atmete langsam ruhiger. Sie sassen mit weiteren dreissig Menschen auf dem Dach des Postamtes fest. Dritter Stock. Und die Lavamassen hatten das Haus nun entgültig umschlossen.
Ohne Hilfe aus der Luft war aus diesem Inferno kein entkommen. Und auf eine solche Rettung, hier, 40 Meilen vor der Küste; vor einer Stunde war mit keiner Hilfe zu rechnen. Während er seine Freundin festhielt und sie sich sanft küssten, realisierte er, dass sie hier sterben würden. Zusammen mit drei duzend Touristen, die wirklich kein Schwein kannte.
Aber sie beide kannte ja auch kein Schwein hier. Waren sie doch erst vor vier Tagen hier angekommen, um vierzehn Tage Urlaub zu verbringen. Billig Reise. Last Minute. Wenn sie wieder in der Heimat wären, würde er sich mal beschweren müssen. Er sah immer noch keinen Hubschrauber und die ersten Häuser des Urlaubsortes gingen Mittlerweile in Flammen auf. Sie würden auf diesem verdammten Dach sterben. Und er hatte doch noch so viel vor. Wollte heiraten. Kinder. Ein Kuchenwettessen gewinnnen. Nichts von all dem war nun noch wichtig. Er und seine Freundin würden hier und heute elendig verecken. Wenigstens war der liebste Mensch in seinem Leben an seiner Seite, obwohl er sich für sie wünschte, sie wäre weit weg von hier.
Sein Blick fiel auf die Mitleidenden Touristen. Er wunderte sich, wie es die drei dicken Mitfünfzigerinnen aufs Dach geschafft hatten. Und wie es das Dach schaffte, die drei zu halten, als sein Blick auf einer älteren Frau hängen blieb. „Das ist doch...“, entfuhr es ihm. Er stand auf und ging behänden Schrittes zur anderen Seite des Daches. Kim schaute verdutzt hinterher, als Ralph sie so sitzen lies. Eigentlich wollte sie empört hinter ihm her rufen, entschied sich aber kurzerhand ihm zu folgen. Ralph hatte mittlerweile die ältere Dame erreicht. Sie schien um die achtzig und war nicht schmächtig. Wirkte aber im gegensatz zu Ralph’s 1,98m recht klein.
„Sind sie nicht Frau Adam-Bandowski, meine frühere Kindergärtnerin?“ fragte Ralph und legte den Kopf schief. „Oh!“ entgegnete die Dame, ihr karierter Rock und die Jacke sahen ziemlich mitgenommen aus. „Ja, aber das ist ja schon fast achtzehn Jahre her. Seitdem bin ich pensioniert. Sie sind.. ?“ fragte sie nun und legte den Kopf schief. „Ralph Meier, ausm Tannenweg. Von Meier’s Stuben.“ „So so“, sagte die Alte, „der kleine Ralph Meier.“
Raplh grinste und entgegnete der Frau „Wissen Sie noch, im Sommer 74, als ich den Bauklotzturm von Jörg Figge umstiess und sie mir eine gedonnert haben, das ich drei Tage eine rote Wange hatte?“ „Nein. Ich musste so viele Kinder bestrafen. Sie werden die Ohrfeige schon verdient gehabt haben, oder?“ fragte sie und lächelte.
Ralph’s Körper spannte sich an, seine Faust schoss nach vorne und traff die alte Frau mitten in’s Gesicht. Ihr Kopf schoss nach hinten und ihre Füsse hoben gleichzeitig vom Dachfirst. Kopfüber strützte die alte Frau vom Dach. Riss vom nebenanstehenden Birnbaum auf ihrem Weg nach unten noch zwei Äste mit sich und verglühte mit einem lauten „Fosch!“
Langsam versank das Haus in der Lava. „Das Leben ist doch gerecht“ sagte er und küsste seine Freundin, während am Horizont die Sonne unterging. Ohwieschön, Sonne.

 

Und als er da so saß und sich in falscher Gerechtigkeit sonnte, erkannte seine Freundin seinen wahren Charakter, holte einmal tief Luft und hob seine Beine über seinen Kopf. Er machte eine dreifache Rolle rückwärts das Dach hinunter und schrie dabei ein undefinierbares "Äh!", während sie aufrecht neben dem Schornstein stand und leise sagte: "Mit dir teil ich nicht die Arche Noah!"


Hallo Christian van Wersch!

Der erste Teil Deiner Geschichte las sich eigentlich gar nicht schlecht, aber ab dem Moment mit der Kindergärtnerin sinkt das Niveau in Minusbereiche. Manche können ja gerade darüber lachen - ich nicht.
Deshalb hab ich mir auch erlaubt, der Geschichte mein persönliches Ende zu geben - so könnte sie mir direkt noch gefallen...

Vielleicht klappts das nächste Mal besser. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Tagchen!

Häferls Ende ist Unsinn und moralisch triefend ohne Ende, also vergiss es schnell und laß die Story so, wie sie ist! (Mal abgesehen davon, dass Häferls Vorschlag stilistisch gesehen eh ein Reinfall ist)

Klar, man erwartet was anderes, wenn man Humor anklickt, aber ich zumindest war angetan von der Kaltschnäuzigkeit: Ja Moment mal, ist das nicht... Zack und weg! Kommt gut, wie ich finde.

Mit der berüchtigten Groß- und Kleinschreibung hapert es noch ein wenig, aber da macht bekanntlich Übung den Meister. Auch einige Stilunfeinheiten lassen sich durch Bemühungen umgehen. Muß nicht bei dieser Geschichte sein, aber bei den nächsten erwarte ich persönlich Fortschritte! Und bitte den Sarkasmus und Zynismus beibehalten!

Dass du nicht näher auf die Umstände der Katastrophe eingegangen bist, das ist akzeptabel, schließlich ist das nicht ausschlaggebend, ist sozusagen nur der Rahmen, in dem das eigentliche stattfindet. Ich konnte es mir ganz gut vorstellen, den zufriedenen Gesichtsausdruck von Ralph, die fragenden Augen von Frau Adam- Bandowski...

Eine gesunde Portion Zynismus konnte ich bei der Geschichte erkennen. [Hier einsetzen, an den ich nicht glaube] sei Dank gibt es noch Geschichten, wo einfach nur Gerechtigkeit herrscht, hehehe! ;)

Übrigens, deine SciFi-Story wird wohl gelöscht werden. Unfertige Geschichten, auch wenn sie kurz sind, werden hier aus gutem Grund nicht gern gesehen. Mein Tipp: Einfach (Hähä) zu Ende schreiben und dann posten.

Grüße + Willkommen im Niemandsland

Poncher


Ach ja, Häferl? Warum sinkt es in den Minusbereich? Immerhin hat sie ihn als Kind doch geschlagen. Da hat sie doch so ein Ende mehr als verdient... :naughty: :rolleyes: :dozey:

 

Wenigstens Einer, der den Sinn und leicht schwarzen Humor der Geschichte akzeptiert und darüber schmunzelt. Das heisst für mich doch Erfolg auf der ganzen Linie.

Auch an Häferls Bemerkungen ist im Grunde nichts auszusetzen. Vielleicht macht er sich die Mühe, die Geschichte optimistischer zu lesen. Schliesslich basiert eine Geschichte, egal welcher Art doch immer auf den Fanatasien des Erzählenden und der möchte den Leser doch manchmal in eine bestimmte Richtung "entführen". Natürlich ist es da meist das Ende der Geschichte, das viele Möglichkeiten offen lässt.
Doch hier wird nur die eine Möglichkeit erzählt.
Auch Justizia kann doch mal schwarzen Humor vertragen?
Ich fand die Vorstellung auf dem Dach ganz süss. Und gestorben sind ja sowieso Alle auf dem Dach.

dAS mIt Dem Rächdshraibfälern kRiCh ich auch NOch hin.

Danke für die Kommentare.
Gruss
Euer
Christian van Wersch

 

Moin Christian,

Erstmal Willkommen auf KG.de

Inhaltlich schließe ich mich eher Poncher an. Auch mir hat deine Geschichte ganz gut gefallen. Die Grundidee mit der Lava finde ich hervorragend, gerade weil du die Hintergründe nicht erläutert hast (ich selbst hab auch noch ne ähnliche Idee in der Schublade liegeb).
Ob das mit der kindergärtnerin nun moralisch vertretbar ist, oder nicht, sei mal dahingestellt - ich fands lustig. Insgesamt hätten meiner Meinung nach zwar ruhig noch ein paar mehr Lacher drin sein können, aber auch so hats mir gut gefallen. Kurzweilig zu lesen und sogar einen Tick absurd.

 

Tachi Christian

Also lass dir da bloß nichts einreden. Ich seh das genauso wie gnoebel und poncher. Dir gelingt es ganz passabel an einigen Stellen die Agnonie der "Baldtoten" auf dem Dach dazustellen. Die Einsamkeit und die Gefühlsaufwallungen sind realistisch.

Dazu gehört natürlich auch der Gedanke an die Ungerechtigkeiten, die man im Leben erfahren hat. Und wenn dein Prot die alte Schuld mit seiner Kindergärtnerin durch Zufall noch zu seinem Gefallen auflösen kann, ist das ein witziger und gelungener Seitenhieb.

ich musste grinsen

willkomenn auf Kg.de

hagen

 

der Eingangsteil deiner Geschichte las sich sehr gut. Das Ende fand ich aber zu "hammermäßig".

Der Meinung meines Vorredners kann ich mir nicht ganz anschließen. Ich fand das Ende nämlich hammermäßig. Dieser unerwartete Nebenkonflikt, der sich plötzlich auftat und wie der Protagonist diesen dann kurzerhand gelöst hat, fand ich absolut gelungen.

Weiter so.

mfg stille Feder

 

herrlich. so kurz, so kanckig, so gut. selten über so wenig so herzlich gelacht. Liegt vielleicht an meiner schwarzen seele, hehe.
mehr!
"Owieschön, Sonne." *lol*

grüßchen,
rheinlust

 

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