Was ist neu

Nur nicht den Mut verlieren

Es gibt noch eine zweite klare Aussage: Jedes Manuskript wird gelesen! Dass davon noch keines zum Buch geworden ist, spricht eher für den Verlag als für die Autoren. Was bisher noch kein einziges Mal war, kann schon morgen werden! Jede Serie reißt irgendwann … – also lasst reißen Leute!
Dass die Autoren bisher nichts taugten, ist eine reine Vermutung von dir, denn dieser Verlag hat schon Autoren wie Uwe Tellkamp abgelehnt - seine Bücher erschienen dann woanders und zumindest eines davon wurde zu Recht Bestseller.

DuMont Verlag scheint einfach zu ängstlich, denn er hat zwar das Talent Uwe Tellkamps erkannt und lud ihn sogar ein, weitere Manuskripte zu schicken, doch letztlich entschied er sich gegen eine Veröffentlichung. Als Uwe Tellkamp kurz danach Preise gewann (u.a. den Bachmannpreis), war natürlich nichts mehr zu machen.

 

Da sitzen einige wenige Leute und lesen, blättern, lesen ... ihr Job: aufmerken, wenn etwas zwischen die Finger kommt, was zum Verlag paßt, was in einer Art gestrickt ist, die schon einmal gut lief oder überhaupt immer läuft - woher kommt eigentlich die verbreitete Einschätzung, diese Leute hätten ein qualifiziertes Urteil, sie würden sicher im Neuen das Genie entdecken und nicht nur kopfschüttelnd das nächste Manuskript greifen?
Es mag gute Lektoren geben, aber auch und gerade die sind Individuen, die für das eine offen sind, für vieles andere nicht. Kennt jemand einen Verlag, der auch mal ein Risiko eingeht?

 
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Es mag gute Lektoren geben, aber auch und gerade die sind Individuen, die für das eine offen sind, für vieles andere nicht. Kennt jemand einen Verlag, der auch mal ein Risiko eingeht?
Ich glaube nicht dran, dass uns regelmäßig Meisterwerke entgehen, weil Lektoren sie nicht bringen. Ich glaube uns entgehen regelmäßig Werke, die deren Autoren für Meisterwerke halten.
Ein Verlag ist ein Wirtschaftsunternehmen, das geht ständig kalkulierbare Risiken ein, aber es verschenkt kein Geld. Die meisten Bücher machen Minus und werden von den Bestsellern, die unanständig viel Plus machen, mitfinanziert. Du kannst dich ja mal damit beschäftigen, wie das so läuft. Mit einem Debüt macht ein Verlag fast nie Gewinn, erst wenn der Autor etabliert ist und das vierte Buch dann Buch eins bis drei erneut verkauft, rentiert sich das.

Zu dem Dumont-Verlag: Leute senden unverlangt Manuskripte ein, weil sie sich - in den meisten Fällen - gar nicht ernsthaft mit der Thematik "Autor" beschäftigt haben. Wenn man das tut, kommt man nach 30 Minuten drauf, dass das heute über Agenturen läuft. Unverlangt eingesendete Manuskripte kommen dann also von 3 Kategorien Autoren:
Nr. 1 hat es bei Agenturen versucht, wurde aber abgelehnt.
Nr. 2 weiß gar nicht, dass es sowas wie Agenturen gibt.
Nr. 3 hat sich bewusst gegen Agenturen entschieden.

Es gibt immer wieder Fälle von späteren Bestsellern, die häufig abgelehnt wurden, klar. Die Frage ist: Wie war das Buch denn damals vor der Überarbeitung, als es abgelehnt wurde? Wie wurde das auch präsentiert? Hatte es damals vielleicht einen super-schnarigen Einstieg, über den ein Lektor nicht hinauskam, und den der Autor später abgeändert hat?
Natürlich bauen Lektoren auch oft Mist, aber das sind schon nicht die Idioten, als die sie von erfolglosen Autoren oft dargestellt werden.

Auf der Annahme "Lektoren und Verlage sind Idioten, die mein Talent nicht erkennen" basiert eine eigene Industrie, die mit Vanity-Publishing einen Haufen Schotter einfährt und so wenig Gegenleistung dafür bringt, dass es schon dicht an der Schwelle zum Betrug steht. Vor der Annahme sollte man wirklich warnen.

 
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Ich finde das auch problematisch, Beispiele von erfolgreichen Autoren als Ermutigung zu zitieren, die zunaechst von Verlagen abgelehnt wurden (wobei Beispiele wie Patrick Suesskind mir persoenlich interessanter sind als Grisham). Manch einer (nicht jeder natuerlich) mag den falschen Umkehrschluss ziehen: Grosse Autoren wurden von Verlagen abgeleht. Ich wurde auch von Verlagen abgelehnt, also kann das keinesfalls an der Qualitaet meiner Arbeit liegen. Klingt bescheuert, begegnet einem als die Logik des verkannten Genies aber auch woechentlich hier auf kg.de.

Das ist so ein bisschen wie seit sie herausgefunden haben, dass manche Genies verhaltensgestoert sind. Seitdem meint jede Mutter, eine ADHS Diagnose stempele ihr Kind zur unterforderten Intelligenzbestie. Und dass Autoren- und Mutterstolz viel gemein haben, ist ja allseits bekannt.

 

Ich glaube nicht dran, dass uns regelmäßig Meisterwerke entgehen, weil Lektoren sie nicht bringen. Ich glaube uns entgehen regelmäßig Werke, die deren Autoren für Meisterwerke halten.
Das ist sicher richtig, aber es gibt eben Fälle, wo nur die Beharrlichkeit des Autors dazu führte, dass sein Werk letztlich doch veröffentlicht wurde.

Die meisten Bücher machen Minus und werden von den Bestsellern, die unanständig viel Plus machen, mitfinanziert.
Nein, die meisten Bücher decken die Kosten, weil die Verlage eben nicht jeden Mist bringen. Und wenn sie doch rote Zahlen schreiben, dann vor allem deswegen, weil die Restauflagen von weniger erfolgreichen Büchern schon nach kurzer Zeit gnadenlos verramscht oder eingestampft werden – der Platz für eine oder zwei Palletten Bücher kostet angeblich mehr Geld als diese Bücher noch einbrächten.

Natürlich bauen Lektoren auch oft Mist, aber das sind schon nicht die Idioten, als die sie von erfolglosen Autoren oft dargestellt werden.
Natürlich sind das nicht Idioten, aber vielen Lektoren fehlt schlicht der Mut, einen Autor, von dem sie überzeugt sind, Verlagsintern entsprechend zu vertreten – dass die 1500 bei DuMont-Verlag jährlich unverlangt eingesandten Manuskripten über Jahre alle nur Nieten waren, kann ich einfach nicht glauben.

Ich finde das auch problematisch, Beispiele von erfolgreichen Autoren als Ermutigung zu zitieren, die zunaechst von Verlagen abgelehnt wurden (wobei Beispiele wie Patrick Suesskind mir persoenlich interessanter sind als Grisham).
Warum sollte es problematisch sein, Autoren Mut zu machen? Mehr als abgelehnt zu werden, kann ihnen nicht passieren. Und die Geschichten der zunächst abgelehnten und später erfolgreichen Autoren lehren uns, dass auch 10 oder 20 Ablehnungen nichts über die Qualität eines Werks aussagen.

Dazu passt:

Jakob, ein gläubiger Mensch, betet jeden Abend vor dem Einschlafen:
„Lieber Gott, mach‘, dass ich in Lotterie gewinn‘.
Natürlich passiert nichts dergleichen, aber Jakob betet und bittet gleichwohl jeden Tag, über Wochen, Monate und Jahre, bis eines Tages, just zum Jakobs 60. Geburtstag, plötzlich eine Stimme von oben erschallt:
„Gib‘ mir eine Chance, Jakob, und kauft dir ein Los!“

 
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Hallo Quinn,
wie läuft das nun genau mit den Agenturen?
Ich hab' zwar den 'Uschtrin' hier, aber ich würd' gern mal von Dir einen Tipp lesen … :-)
Bei Nischenthemen wie Science Fiction ist wohl der direkte Kontakt mit den wenigen Verlagen sinnvoll. Man kennt sich ja auch in der Szene – nächste Woche bin ich auf dem gutbesuchten BuCon in Dreieich. Die Möglichkeit, mein 'Werk' vorzustellen, ist zumindest gegeben.
Gute Tage noch
kinnison

 

Ich glaube uns entgehen regelmäßig Werke, die deren Autoren für Meisterwerke halten.

Klar, daß beim Thema Mut, Ausdauer und Erfolg auch die Themen Narzismus und Realitätsverlust hochkommen; die schwingen ja geradezu im Hintergrund mit.
Für mich ist das Thema auch die Frage nach primär- oder sekundärmotiviertem Schreiben: schreibe ich, weil es sein muß, weil ich es brauche, weil es Spaß macht, oder weil ich Erfolg, Geld, Anerkennung, Flucht aus meiner erbärmlichen Existenz etc. ersehne?
Für mich ist ganz allgemein der Erfolg ein Abfallprodukt der Freude am Arbeiten; er kann eintreten, muß es aber nicht und dann ist es auch nicht schlimm, weil der Weg stimmt. Wer es andersherum aufzuziehen versucht, kann auch etwas erreichen, aber es hat wenig Wert und er zahlt einen hohen Preis.

 

Wie soll das laufen? Das läuft genau wie ein Verlagsanschreiben, die einzelnen Agenturen wollen je nachdem Expose, Leseprobe, Vita, und dann melden sie sich oder eben nicht. Und normal hat jede Literaturagentur auf einer Website ziemlich genau stehen, ob sie überhaupt noch Autoren nehmen und wie sie kontaktiert werden möchten.

@Dion:

Nein, die meisten Bücher decken die Kosten, weil die Verlage eben nicht jeden Mist bringen.
Da haben wir unterschiedliche Informationen dann. Das wird aber auch von Verlag zu Verlag verschieden sein. So wie ich es weiß und gelesen und gehört habe, finanzieren sich viele Bücher nicht, sondern werden durch die Bestseller eines Verlages dann mitfinanziert, weil man an den neuen Autor dann glaubt.
Wenn man sich da mal mit beschäftigt, sieht man dass viele Verlage z.B. auf Auslandslizenzen setzen, weil das die sichere Wette ist (nach der Logik: Ein Buch, das in den USA ging, geht hier auch).
Wenn du drauf bestehst, kann ich auch losgehen und Zitate suchen, ich hab mich da auch schon ein paar Jahre nicht mehr mit beschäftigt.

 
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Nein, die meisten Bücher decken die Kosten, weil die Verlage eben nicht jeden Mist bringen.

Es wird im Verlagswesen von der Mischkalkulation gesprochen. Die umsatzstarken Titel tragen das gesamte Verlagsprogramm mit und finanzieren eben auch Nischenprodukte aller Art wie Lyrik bspw oder Anthologien oder auch spezielle Fach- oder Sachbuchpublikationen, von denen manche so ein kleines Publikum haben, dass die gar keinen Gewinn einfahren können.

Aber in den letzten Jahren wurden immer mehr Verlage von Konzernen aufgekauft und folglich auf Geldverdienen getrimmt. Da ist dann nicht mehr viel mit Kulturauftrag. Wie Dion schreibt - die drucken häufig nur Bücher, um Geld zu verdienen. Diese ganzen MA-Verlage oder manche Imprints, die nur Unterhaltungsliteratur oder Vampirromane rausbringen.

 

Es wird wohl alles geben, Quinn. Natürlich gibt es Bücher, die totaler Flop sind – manchmal trotz teurer Werbung, die das Minus noch vergrößert -, und andere, die erfolgreich sind – manche von Anfang an, und manche erst im Nachhinein, wenn ein Autor berühmt wird. Richtig ist auch, dass mit schöngeistiger Literatur allein kaum ein Verlag existieren kann. Für das Geldverdienen braucht man dann ein zweites Standbein in Form von Sach- und Ratgeberbüchern und Ähnlichem. Oder eben, wie du sagst, ab und zu einen Bestseller landen.

Aber die Bestseller kann man nicht einfach aus dem Hut zaubern, und für die schon bekannten aus dem Ausland muss man horrende Preise zahlen, so dass manchmal trotz hoher Auflage kaum etwas übrigbleibt.

Um auf das Beispiel Süskind zurückzukommen: Das Parfum hat Suhrkamp Verlag abgelehnt, obwohl Süskind zu dem Zeitpunkt schon mit dem Ein-Mann-Stück Kontrabass und einigen Drehbüchern sehr erfolgreich war. Wie man weiß, hat das Buch der damals kleine Insel Verlag herausgebracht - und damit auf Jahre hinaus andere Bücher mitfinanziert.

Übrigens hat Süskind schon im Gymnasium davon geredet, dass er einmal groß herauskommen werde. Er hat auch gezielt darauf hinarbeitet, bis es 20 Jahre später so weit war. Ich halte das Buch für ziemlich perfekt, aber wie dem so ist bei den Bestsellern, sehen die professionellen Kritiker das anders: Was sehr vielen gefällt, kann nichts taugen.

Ich wüsste nicht, Setnemides, warum das, was Süskind erreicht hat, weniger wert sein sollte als das, was ein Idealist erreichte, wenn er Das Parfum schriebe.

 
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Diesen Satz kann ich voll bestaetigen.
Und kann bitte mal jemand Tanja Dueckers den Imperativ erklaeren - sofern das nicht ein sz-Journalist verbrochen hat. Meine Guete! Untergang des Abendlandes!

 

Vom Lastwagenfahrer zum Literatur-Trüffelschwein

Zitat: Wenn nämlich stimmt, was Kelmans Agent erzählt, wurde das Buch [Pidgeon English] von einem unbekannten Rentner entdeckt, der für die Agentur jährlich 6000 unverlangt eingesandte Manuskripte prüft. Der Rentner sei übrigens ein Lastwagenfahrer der vor seiner Arbeit als Literatur-Trüffelschwein keine 25 Bücher gelesen habe.

 

Bei Mad Men sperren sie auch die Sekretärinnen in einen Raum und machen irgendeinen Test mit ihnen, wenn sie was wissen wollen.

Ernsthaft: Der Artikel gibt nicht mehr her, als dein Zitat, und die Anmerkung, er sei vier Jahre ausgebildet worden. Viel zu wenig Information, um darüber irgendwas zu sagen. Die SZ wollte wohl irgendwas Launiges schreiben. Wenn die ein Feature über den Mann gebracht hätten, könnte man da auch mehr zu sagen.

 

Allerdings sollte man das Fenster noch zumauern. :D

 

Ich glaube gehört zu haben, dass Patrick Süskind genau das bevorzugt: Er schreibt angeblich vor einer weißen Wand. :thumbsup:

 

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