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Nur eine Nacht

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Nur eine Nacht

Als der alte Golf vor unserem Haus hält, lackiere ich mir gerade die Fußnägel. Auf der Beifahrerseite steigt eine junge Frau aus, fast noch ein Mädchen, lang und dünn, mit rotem Lockenhaar, sie streckt und dehnt sich, als wäre sie in der Kiste geschrumpft, sie kreist Schultern und Becken und Kopf, und ich finde, sie übertreibt maßlos. Ich kenne sie nicht, habe das Mädchen nie zuvor gesehen, das jetzt vor meinem Küchenfenster Turnübungen vollführt. Nun steigt auch der Fahrer aus, ihn erkenne ich sofort, obwohl es Jahre her ist, dass ich ihn zuletzt gesehen habe, er, damals noch ein Kind, in meinem Garten spielte. Ruben! Er geht um den Wagen herum, schlingt die Arme um die Turnerin und die beiden küssen sich, wie nur Frischverliebte küssen, wild und endlos. Mir wird übel und meine Hände zittern, mein Herz schlägt hart und schnell und ich frage mich, ob es wohl gleich explodieren wird. Nach dem Kuss holen sie zwei Rucksäcke aus dem Kofferraum, öffnen das Gartentor und kommen händchenhaltend auf unsere Haustür zu; ich flüchte ins Bad, verstecke mich vor ihrem Klingeln, will es nicht hören, ich will, dass sie wieder abfahren, dahin, wo sie hergekommen sind oder sonst wohin, nur verschwinden sollen sie, weit weg und nie wieder kommen. Endlich verstummt ihr Läuten, ich atme auf, verlasse meinen Bunker und laufe ihnen direkt in die Arme, barfuß, mit drei lackierten Zehen und im Bademantel, der noch vom Morgen übrig ist.
»Besuch für dich«, sagt Arne, mein Mann, er ist vom Einkauf zurück, stellt drei Tüten auf dem Boden ab, ich sehe Lauch, der wie Palmen aus der Tüte wächst.
»Hey«, sagt Ruben.
»Hey«, sagt auch die Turnerin.
»Hey«, sage ich, und kann meinen Blick nicht von Rubens Gesicht abwenden, starre ihn an und will es doch nicht sehen.
Ruben freut sich über das Wiedertreffen, freut sich, dass ich tatsächlich zu Hause bin, erst dachte er ja, sie hätten Pech, schließlich sei Sommer und die Leute führen in den Urlaub. Er entschuldigt sich für den Überfall, eigentlich wollten sie ja für den Zwischenstopp zum Onkel, aber nun wären Sachen dazwischengekommen, ganz plötzlich und deshalb dachte er, er könne ja mal fragen, ob sie diese Nacht hier bleiben könnten, nur eine Nacht, auf dem Sofa oder dem Fußboden, egal, sie würden keine Ansprüche stellen, keine Umstände, morgen früh würden sie weiter nach Neapel reisen, sie bräuchten kein Frühstück, nur Kaffee, ob es mir recht wäre? Ich schaue zu Arne, der zuckt mit den Schultern, was so viel heißt wie, mir egal. Ich höre mich sagen: »Ja, klar. Gar kein Problem.«

*​

Seit meine beste Freundin Biene mit ihrem neuen Freund im Bett lag und Filme schaute oder auch keine Filme schaute, jedenfalls hatte sie keine Zeit mehr für mich, saß ich samstagnachmittags allein an einem Tisch im Café und las ein Buch. Er kam stets gegen fünf, setzte sich an den Tisch neben dem Zigarettenautomaten, zog ein Heft aus seiner Lederjacke, bestellte eine Cola und schrieb. Wenn er nicht schrieb, trommelten seine Finger auf der Tischplatte, und er schaute in den Raum, als würde er in der Caféluft nach einem Wort suchen, als gäbe es viele Worte dort, doch er suchte ein ganz spezielles, er musste es nur aus all den anderen Worten herausfiltern.
Ich nannte ihn den Trommler, stellte mir vor, wie er hinter einem Schlagzeug saß, mit seinen Sticks den Einsatz anzählte, wie er sich hier im Café neue Texte ausdachte. Er blieb eine Stunde, dann legte er das Geld für die Cola auf den Tisch, steckte sein Schreibheft zurück in die Jackentasche und verließ das Café ohne einen Abschiedsgruß hinter die Theke. Ich stellte mir vor, wie er am Abend in einen Club fuhr, in dem er mit seiner Band auftrat, wo ihm die Mädchen um den Hals flogen, bis er eine von ihnen mitnahm, in eine Wohnung mit Kohleofen und Kohlgeruch im Treppenhaus, wo es immer kalt war und sie sich unter Decken vergruben; nackt, verschwitzt und außer Atem.
Als er an jenem Samstag sein Geld auf den Tisch legte, trafen sich unsere Blicke, ich fühlte mich ertappt und wurde rot, senkte meinen Blick und las konzentriert in meinem Buch, bis er sich auf dem Stuhl mir gegenüber niederließ und es albern wurde, so zu tun, als gäbe es ihn nicht.
»Hey«, sagte der Trommler.
»Hey«, flüsterte ich.
Später gingen wir zu ihm, stiegen die Stufen hinauf, es roch nach Kohl im Treppenhaus, in seinem Wohnzimmer stand ein Kohleofen, es war gut geheizt, wir schauten einen Film und tranken Wodka, später bat ich um Leitungswasser, wir redeten kaum, schauten noch einen Film, ich fragte ihn, ob er Schlagzeug spiele, was er verneinte, ob er überhaupt ein Instrument spiele, was er ebenfalls verneinte, wir vergruben uns unter Decken, nackt, verschwitzt und außer Atem, und ich verliebte mich in den Trommler, der kein Trommler war.

*​

Ich steige mit Ruben und der Turnerin die Treppen hoch. Gestern erst habe ich die Betten frisch bezogen, Minnie Mouse fürs untere Bett, die Meerjungfrau fürs obere, ich sammle Barbies Wohnmobil und Barbies Pferd und Barbies Casanova vom Boden auf und stopfe alles zu den anderen Mädchensachen in die Regale. Die Turnerin steht nun ganz still, Ruben hinter ihr, noch immer im Türrahmen, als traue er sich nicht, die Schwelle zu übertreten.
»Ist das okay für euch?«, frage ich.
Die Turnerin sagt nichts, Ruben meint, sie bräuchten kein eigenes Zimmer, die Couch wäre völlig in Ordnung, er wolle meinen Kindern das Zimmer nicht streitig machen.
»Arnes Töchter wohnen bei ihrer Mutter«, sage ich. »Kommen erst in zwei Wochen wieder. Aber lasst die Finger von der Glitzerschminke.«
»Kein Problem«, sagt Ruben und tritt nun doch über die Schwelle, stellt seinen Rucksack neben das Puppenhaus und legt sich ins untere Bett auf Minnie Mouse. Das Bett ist zu kurz, er muss die Beine anwinkeln, und ich frage mich, was ich hier eigentlich tue, schließlich haben wir auch ein ganz normales Gästezimmer.
»Doch, ist völlig okay. Danke!« Er trommelt mit den Fingern auf seinem Bauch und ich kann nicht anders, als hinzustarren, das auf und ab der Finger zu verfolgen, den Rhythmus zu hören, der von seinem Körper geschluckt wird, den niemand hört, außer ich, laut und deutlich.
Er fragt, ob es unhöflich wäre, wenn er mit Tina ‘ne Runde drehe, ihr zeige, wo er gewohnt habe, wo es das beste Eis gab und wo er mit dem Schlitten in den Zaun gebrettert ist? Wollte bisschen in seinen Wurzeln graben.
»Sicher«, sage ich, »geht ihr mal ‘ne Runde.«
Tina, wirft ihren Rucksack auf das obere Bett, sagt: »Wir können die Matratzen ja auf den Boden legen.« Sie schaut mich an, sagt: »Wir machen das morgen auch wieder ordentlich.«
Endlich gehen die beiden. Wurzeln graben, was für ein Scheiß, denke ich. Im Eisladen! Arne putzt in der Küche das Gemüse fürs Abendessen und ich sitze auf dem Fußboden im Mädchenzimmer, und suche nach Worten in der Luft, nach einem Wort, ein lautes, so laut, dass es all die anderen in mir zum Schweigen bringt. Aber da ist kein Wort. Kein einziges Wort ist in der Luft, also gehe ich runter zu Arne und schmiege mich an ihn, lasse mich von ihm festhalten, bei ihm ist es still.

*​

Über die Jahrtausendwende fuhren wir gemeinsam auf eine Hütte in den Bergen. Biene und ich setzten uns alberne Hüte auf den Kopf und hässliche Brillen auf die Nasen, ihr Paul und mein Trommler mixten die Bowle, die uns das Hirn vernebelte.
»Ich will ein Kind«, sagte ich an Neujahr zum Trommler.
»Wozu?«
»Es würde gut zu uns passen.«
»Zu dir vielleicht.«
»Zu dir nicht?«
»Nicht jetzt. Später.«
»Wann später?«
»Später eben.«

Meinen Großeltern war dieses Haus zu groß und der Garten zu viel geworden, sie zogen in eine Stadtwohnung inmitten von Arztpraxen, Apotheken und Supermärkten, ich in ihr großes Haus, allein, ohne den Trommler, uns waren die Decken abhanden gekommen, unter denen wir uns vergraben konnten.
Während ich still in die Kissen heulte, schrie Biene ihren Schmerz unter Wehen in die Welt. Ruben wurde geboren, meine Freundin und ihr Paul schoben den Winzling durch den ersten Schneesturm des Jahres nach Hause.
Ich sah meinen Trommler in fremden Gesichtern, traf seinen Schatten im Supermarkt, im Kino, im Bus, ich wiegte Bienes Baby, das aussah wie ein kleiner Trommler.
»Blödsinn«, sagte Biene.
»Aber guck doch mal.«
»Hör sofort damit auf!«
Mit der Zeit hörte der Schatten auf, mich zu verfolgen, ich traf den Trommler immer seltener, irgendwann gar nicht mehr, erst wieder, als Ruben sieben Jahre alt war. Man hatte mir kurz zuvor die Eierstöcke entfernt, Ruben und ich buddelten Kartoffeln aus, er saß auf dem Boden, am anderen Ende des Beetes, legte jede Kartoffel wie einen Schatz in den Korb. Es war heiß an jenem Tag, ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und dabei Erde ins Gesicht, und als Ruben seinen Kopf zur Sonne neigte, sah ich den Trommler, er hockte als kleines Kind mitten in meinem Kartoffelbeet, ich starrte Ruben an, schluckte, wandte meinen Blick ab, lief ins Haus und schaufelte mir literweise kaltes Wasser ins Gesicht, redete mir ein: Das kann nicht sein. Biene und der Trommler. Niemals! Niemals hätten die beiden. Wann denn auch?, schob es auf die Sonne, die Hitze, zu wenig Wasser getrunken.
»Hast du eigentlich noch Kontakt zum Trommler?«, fragte ich abends Biene, während Ruben und Paul ein paar Bälle zwischen die Apfelbäume schossen.
»Nee«, sagte Biene. »Wie kommst du drauf?«
»Nur so.«
Ein halbes Jahr später zog Biene mit ihrer Familie in den Norden, weit weg, wir entfernten uns, verloren uns ganz aus den Augen.

*​

Tina, die Turnerin, baut einen Joint und lässt ihn rumgehen. Die beiden plappern auf uns ein, schwärmen von Italien, Ruben trommelt mit seinen Fingern auf der Tischplatte.
»Hör auf damit!«, sage ich.
»Tschuldigung. Dumme Angewohnheit.«
Ich nicke, stehe auf, um aus der Küche eine weitere Flasche Wein zu holen. Ruben folgt mir, wir stehen da, ich mit dem Korkenzieher in der Hand, er seine Hände in den Hosentaschen.
»Warum bist du hier?«, frage ich.
»Meiner Mutter geht es nicht gut.«
»Was habe ich damit zu tun?«
»Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.«
»Und wenn nicht?«
»Dachte nur, du solltest es wissen.«
»Okay, jetzt weiß ich es.«
»Sie hat ein Foto im Arbeitszimmer hängen, ihr beide, Arm in Arm auf einer Silvesterparty, mit albernen Hüten auf dem Kopf und hässlichen Brillen auf den Nasen.«
»Und?«
»Dachte nur, das solltest du auch wissen.«
»Sonst noch was, was ich wissen sollte?«
Der Korken steckt fest, ich bekomme ihn nicht heraus, Ruben nimmt mir die Flasche ab, zieht einmal kurz und die Sache ist erledigt. »Danke, dass du uns die Nacht hier schlafen lässt. Morgen früh sind wir wieder weg.«
Er geht mit der Flasche ins Wohnzimmer, ich räume Besteck, Gläser und Teller aus dem Geschirrspüler, ein Teller rutscht mir aus den Händen, fällt zu Boden, ich fluche, und als ich die Scherben auflese, trete ich mit dem nackten Fuß in eine hinein, ich klebe ein Pflaster drauf und wische das Blut von den Fliesen. Danach ziehe mich in mein Bett zurück. Ich höre die drei unten lachen, höre, wie sie mitten in der Nacht die Treppen hochpoltern, höre die Geräusche aus dem Badezimmer, ihre Schritte im Flur, wie die beiden im Zimmer nebenan umräumen, gackern, höre ihre Stimmen, ohne zu verstehen, was sie sagen, ich spüre, wie Arne sich von hinten an mich schmiegt, wie sein Atem meinen Nacken streift, wie seine Hand meinen Arm streichelt, und endlich, endlich kann ich einschlafen.
Am nächsten Morgen, als Arne und ich aufstehen, sind die beiden fort. Die Matratzen liegen wieder in den Kinderbetten, es steht kein Golf mehr vor meinem Küchenfenster, nur zwei abgewaschene Kaffeetassen neben der Spüle.

 

Hallo!


Eine schöne Geschichte, am besten charakterisiert mMn Folgendes diesen Text: Dieses Zurückblicken (in der Zeit) hat etwas wundervoll Melancholisches, etwas sonderbar Ausdruckstarkes, das bei jedem offenen Leser ankommt und ihn packt.
Das hast du wundervoll inszeniert und deshalb hat mich diese Geschichte gefesselt.
Da sind einige wunderschöne Passagen enthalten:

ich atme auf, verlasse meinen Bunker und laufe ihnen direkt in die Arme, barfuß, mit drei lackierten Zehen und im Bademantel,
Hehe, natürlich musste es so kommen, schöne Szene. Auch die Metapher mit dem Bunker ist toll.
wir vergruben uns unter Decken, nackt, verschwitzt und außer Atem,
Toll, wie hier die Schleife zu den vorherigen Gedanken/Träumen gezogen wurde
und ich frage mich, was ich hier eigentlich tue, schließlich haben wir auch ein ganz normales Gästezimmer.
Scheint zunächst banal, aber hier kann man so Vieles hineindenken.
und ich sitze auf dem Fußboden im Mädchenzimmer, und suche nach Worten in der Luft, nach einem Wort, ein lautes, so laut, dass es all die anderen in mir zum Schweigen bringt
Auch das ist ein sehr kräftiges Bild.
uns sind die Decken abhanden gekommen, unter denen wir uns vergraben konnten.
Auch hier: so viel Information in einem Satz, sehr gekonnt.
»Sie hat ein Foto im Arbeitszimmer hängen, ihr beide, Arm in Arm auf einer Silvesterparty, mit albernen Hüten auf dem Kopf und hässlichen Brillen auf den Nasen.«
Hier wird die Melancholie der Erinnernden so schön verdeutlicht. Tolle Stelle.


Jetzt zum Ernst des Lebens.
Auch wenn die Geschichte bei mit angekommen ist und ich gerne gelesen habe, fehlt mir hier Einiges. Insbesondere habe ich das Gefühl, hier teilweise etwas sparsam abgespeist worden zu sein, vielleicht habe ich auch nicht aufmerksam genug gelesen. Die Person Bine traf mich etwas überraschend, auf einmal war sie da. Der ganze Absatz verwirrte mich mehr, als er klären konnte, da hier wirklich wahnsinnig viel Information auf mich einprasselte. Habe ich es richtig verstanden, dass Ruben der Sohn von Bine und dem Trommler ist? Und die Prota davon nichts wusste, bis sie das Gesicht des Trommlers in Ruben wiedererkannt hatte? Falls dem so sein sollte, kommt der Bine hier meines Erachtens eine wichtigere Rolle zu, als ihr zugestanden wird.

Kurz nachdem er fort war, brachte Bine Ruben zur Welt,
Wie gesagt hier wird Bine etwas zu lapidar in die Geschichte geworfen hatte ich das Gefühl.

Und das Ende? Echt enttäuschend. Sehr mager, wenn man die gefühlvolle Integrität der restlichen Geschichte betrachtet. Vielleicht verschließt sich mir hier auch der dramatische Aha-Effekt? Auch hier wurde ich irgendwie abgespeist, also ich komme nicht umhin zu denken, dass der Geschichte letztlich ein wichtiger Baustein fehlt. Wo ist die Botschaft? Oder handelt es sich lediglich um eine gefühlvolle Reminiszenz (welche du ja wie schon erwähnt wundervoll in Szene gesetzt hast)?
Also am Ende ist mir die Geschichte schlicht abgesoffen, was ich echt schade fand, da sie mir sonst doch sehr zusagte. Wie gesagt, vllt steige ich auch nicht gänzlich dahinter?
In jedem Falle würde mich interessieren, was du mit dem letzten Absatz auszusagen intendiert hattest?


Hier noch ein paar Fragen und Rechtschreibung:

Ruben freut sich[,] mich zu sehen, freut sich, dass ich tatsächlich zu Hause bin, erst dachte er ja, sie hätten Pech, schließlich sei Sommer und die Leute fahren in den Urlaub.
Hier ist einerseits das Komma verrückt und andererseits frage ich mich, ob Konjunktiv hier angebracht ist? Wenn ja müsste er auch bis zum Ende des Satzes durchgezogen werden?
was so viel heißt wie: mir egal, höre mich sagen: »Ja, klar. Gar kein Problem.«
Etwas verwirrend. Sollten die beiden Teile hier klarer getrennt werden?
"Was so viel heißt wie: mir egal." An dieser Stelle ist die eine Aussage zuende oder? Vllt reicht ja schon ein Semikolon aber das Komma?
mit seinen STicks den Einsatz anzählte,
das T vergessen
die Meerjungfrau fürs oberen
ein "n" zu viel
Endlich gehen die beiden.
Frage von mir: "die Beiden"? Oder niemals groß? Das gleiche gilt für:
Ich höre die drei lachen,
Kurz nachdem er fort war, brachte Bine Ruben zur Welt,
Ist hier das Präteritum korrekt?
wir hörten erst weniger von einander,
voneinander


Danke für diese Geschichte! Ich würde mich freuen, wenn du meine Fragen beantworten würdest.


MfG Putrid Palace

 

Liebe @Fliege,

ich habe das sehr gerne und in einem Rutsch gelesen, war zunächst total begeistert und hatte am Ende plötzlich das Gefühl, das nicht ganz verstanden zu haben. Ich stand da wohl echt auf der Leitung, aber erst nach dem dritten Lesen war mir so richtig klar, dass Ruben nicht der Trommler ist, dass er der Sohn von Bine ist und zwar vermutlich von Bine und dem Trommler, dass da also irgendwie ein Verrat stattgefunden hat.


Als der alte Golf vor unserem Haus hält, lackiere ich mir gerade die Fußnägel. Auf der Beifahrerseite steigt eine junge Frau aus, fast noch ein Mädchen, lang und dünn, mit rotem Lockenhaar, sie streckt und dehnt sich, als wäre sie in der Kiste geschrumpft, sie kreist Schultern und Becken und Kopf, und ich finde, sie übertreibt maßlos.
Was für ein toller Einstieg! Wie man sofort ein Bild von dem Mädchen hat, und auch von der Frau, die beobachtet. Das ist sehr dicht.

Nun steigt auch der Fahrer aus, ihn erkenne ich sofort, geht um den Wagen herum, schlingt die Arme um die Turnerin und die beiden küssen sich, wie nur Frischverliebte küssen, wild und endlos. Mir wird übel und meine Hände zittern, mein Herz schlägt hart und schnell und ich frage mich, ob es wohl gleich explodieren wird.
Ab hier war ich lange auf der falschen Fährte und eigentlich glaube ich nicht, dass das der Geschichte so gut tut. Sie wirkt wie eine ehemalige Geliebte.

Wenn er nicht schrieb, trommelten seine Finger auf der Tischplatte, den Blick in den Raum gerichtet, als würde er in der Caféluft nach einem Wort suchen, als gäbe es viele Worte dort, doch er suchte ein ganz spezielles, er musste es nur aus all den anderen Worten herausfiltern.
Wunderbar. Du hast so tolle Bilder in diesem Text. Nur wirkt es so, als hätten seine Finger den Blick in den Raum gerichtet. :shy:

Ich nannte ihn den Trommler, stellte mir vor, wie er hinter einem Schlagzeug saß, mit seinen Sicks den Einsatz anzählte, wie er sich hier im Café neue Texte ausdachte.
Möglicherweise: Sticks?

Später gingen wir zu ihm, stiegen die Stufen hinauf, es roch nach Kohl im Treppenhaus, in seinem Wohnzimmer stand ein Kohleofen, es war gut geheizt, wir schauten einen Film und tranken Wodka, später bat ich um Leitungswasser, wir redeten kaum, schauten noch einen Film, ich fragte ihn, ob er Schlagzeug spiele, was er verneinte, ob er überhaupt ein Instrument spiele, was er ebenfalls verneinte, wir vergruben uns unter Decken, nackt, verschwitzt und außer Atem, und ich verliebte mich in den Trommler, der kein Trommler war.
Das ist nun etwas, was bei deinem Text richtig Spaß macht. Diese Wiederholung, dass ihre Phantasie so halb stimmt. Das perlt so richtig.

Die Turnerin sagt nichts, Ruben meint, sie bräuchten kein eigenes Zimmer, die Couch wäre völlig in Ordnung, er wolle meinen Kindern das Zimmer nicht streitig machen.
»Arnes Töchter wohnen bei ihrer Mutter«, sage ich. »Kommen erst in zwei Wochen wieder. Aber lasst die Finger von der Glitzerschminke.«
Wunderbarer Fliegehumor!

Das Bett ist zu kurz, er muss die Beine anwinkeln, und ich frage mich, was ich hier eigentlich tue, schließlich haben wir auch ein ganz normales Gästezimmer.
Das verstehe ich auch nicht so richtig. Hier würde ich fast auch eine Reaktion von Arne erwarten.

Arne putzt in der Küche das Gemüse fürs Abendessen und ich sitze auf dem Fußboden im Mädchenzimmer, und suche nach Worten in der Luft, nach einem Wort, ein lautes, so laut, dass es all die anderen in mir zum schweigen bringt.
Auch wieder raffiniert gemacht. Souverän, wie du mit Wiederholungen spielst.

Kurz nachdem er fort war, brachte Bine Ruben zur Welt, ich sah den Trommler in fremden Gesichtern, traf seinen Schatten im Supermarkt, im Kino, im Bus, ich wiegte Bines Baby und schaukelte den Trommler.
Das habe ich bestimmt zehnmal gelesen, weil ich da noch dachte, dass Ruben der Trommler ist. Und dann dachte ich, dass sie halt überall den Trommler sieht, sogar in dem kleinen Baby, fand das aber ziemlich überzogen.

»Blödsinn«, sagte Bine.
»Aber guck doch mal.«
»Höre sofort damit auf!«
Was für eine Theorie haben die beiden denn bis dahin, von wem das Kind ist?

ch stelle den Wein im Wohnzimmer ab und ziehe mich in mein Bett zurück. Ich höre die drei lachen, höre, wie sie mitten in der Nacht die Treppen hochpoltern, höre die Geräusche aus dem Badezimmer,
Also Arne ist dabei? Arne bleibt mir doch zu gesichtslos. Der Trommler war die große Liebe, Arne ist jetzt der, der ihr gut tut, aber beide bleiben wie hinter einem Vorhang. "Der Trommler" ist eine distanzierende Benennung und gleichzeitig so etwas wie ein Titel.

Ich will sie in den Schrank räumen, eine rutscht mir aus den Händen, fällt zu Boden, ich fluche, beim Versuch sie aufzulesen, trete ich mit dem nackten Fuß in eine der Scherben, ich klebe ein Pflaster drauf und wische das Blut von den Fliesen.
Und hier geht es mir, wie so oft, dass ich dieses Letzte entbehrlich finde. Es könnte für mich mit den sauberen Kaffeetassen enden.

Ich mag die Art, wie du schreibst, auch das Distanzierte, Lakonische. Du hast dich hier im Weglassen geübt, oder? Ich glaube, ich bräuchte zu Bine noch einen Satz mehr, um hinterher die Dramatik erfassen zu können. Man hat vorher gar keine Idee, dass Bine etwas mit dem Trommler zu tun haben könnte, sie hatte ja einen anderen. Es ist ja nicht so, dass dieser Text verschiedene Lesarten zulassen soll, sondern dass du eine klare Vorstellung davon hast, wass sich da abspielt, oder?

Kurz darauf zog Bine mit ihrer Familie in den Norden, weit weg, wir hörten erst weniger von einander, irgendwann gar nichts mehr.
Das klingt nicht nach einem großen Knall oder so und dennoch ist sie am Ende so unversöhnlich.

Also ich habe das mit Genuß gelesen, mich an dem Rhytmus und deinem klugen Umgang mit Sprache gefreut, war aber zu lange irritert, weil ich inhaltlich auf dem Holzweg war.

Herzliche Grüße von Chutney

P.S. Der Titel ist toll!

 

Hallo @Fliege,

ach, irgendwie ist es immer ein wenig schwierig mit deinen Texten und mir. So richtig flüssig läuft es nicht.
Mir geht es ähnlich wie Chutney, im Gegensatz zu ihr, konnte ich aber nicht bis zum Ende lesen und mich dann erst wundern. Ich wunderte mich immer wieder zwischendurch, setzte neu an, war verwirrt.

Ich war auch lange auf der Spur, dass Ruben der Trommler ist. Und dass Bine Ruben mit dem Trommler gezeugt hat, nun da bin ich nur durch die anderen Kommenatre draufgekommen, und habe mich nur gewundert, was da vorgefallen ist und warum die Prota den Jungen nicht mag ... :bonk:

Durch den ersten Abschnitt komme ich ganz gut. Allerdings halte ich die Erzählerin für jung, ungefähr so wie Ruben und seine Freundin. Eben weil ich denke, er wäre ihr Exfreund.

»Besuch für dich«, sagt Arne, er ist vom Einkauf zurück
Ich denke mir: Wer ist Arne? Der Vater? WG-Kollege? Freund?

er schaute in den Raum, als würde er in der Caféluft nach einem Wort suchen, als gäbe es viele Worte dort, doch er suchte ein ganz spezielles, er musste es nur aus all den anderen Worten herausfiltern.
Das Bild gefällt mir.

Gestern erst habe ich die Betten frisch bezogen, Minni Mouse fürs untere Bett, die Meerjungfrau fürs obere,
Hier wundere ich mich. Was sind das für Kinder? Sind das ihre? Muss ich ihr Alter nach oben schieben?

»Wir können die Matratzen ja auf den Boden legen«, schaut mich an, »Wir machen das morgen auch wieder ordentlich.«
Da das „schaut mich an“ keine Redebegleitung ist, empfinde ich diese Einbindung irgendwie als falsch.

Endlich gehen die beiden. Wurzeln graben, was für ein Scheiß, denke ich. Im Eisladen!
Wieso hasst sie den Jungen so? Auch wenn ich jetzt annehme, dass er Trommlers Sohn ist, hat er doch nichts getan, oder? Hast sie ihn einfach dafür, dass er existiert?

Vielleicht symbolisiert Ruben ihre verpasste Chance selbst Mutter zu werden? :idee:

dass es all die anderen in mir zum schweigen bringt.
Schweigen groß.

Während ich still in die Kissen heulte, schrie Bine ihren Schmerz unter Wehen in die Welt. Ruben wurde geboren,
Beim ersten Lesen dachte ich. Häh, wie doof ist das? Die nennt ihren Sohn wie den Trommler?

meine Freundin und ihr Filmegucker schoben den Winzling, durch den ersten Schneesturm des Jahres, nach Hause.
Ist der Filmegucker also nicht Trommler?

Es war heiß an jenem Tag, ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und dabei Erde ins Gesicht, und als Ruben seinen Kopf zur Sonne neigte, sah ich den Trommler, er hockte mitten in meinem Kartoffelbeet, ich starrte ihn an, schluckte, wandte meinen Blick ab, lief ins Haus und schaufelte mir literweise kaltes Wasser ins Gesicht.
Beim ersten Lesen dachte ich, dass der Trommler tatsächlich zufällig auch da ist. Jetzt ist klar, der Junge sieht aus wie sein Vater. Aber du siehst, wie sehr ich auf dem Holzweg war und einfach nichts Sinn ergab.

höre ihre Stimmen ohne zu verstehen
Komma hinter Stimmen

ich spüre wie Arne sich von hinten an mich schmiegt,
Komma hinter spüre

Ja, und dann stehe ich ziemlich verdattert vor dem Ende. Was ist da passiert? Noch mal lesen. Grübelgrübel. Ahh, die ersten Kommentare, Aha. Mhh. Achsooo ...

Ich konnte den Text nicht wirklich genießen, weil ich einfach vieles nicht verstanden habe. Warum lässt du den Leser so im Dunkeln? Warum bekommt der Trommler nicht einen Namen? Mir ist das alles etwas zu rätselhaft.

Ich versuche mich grade selbst an einem Alltagstext und merke wie unfassbar schwer es ist, diese Alltäglichkeiten spannend zu verpacken. Vielleicht muss es deswegen etwas verschlüsselt werden?
Wie soll ich einen Alltagstext schreiben, wenn ich noch nicht mal einen lesen kann. :confused: Oh oh, ich ahne böses. Und bin jetzt schon gespannt, was du so zu meinem Texte sagen wirst. :D

Liebe Grüße,
NGK

 

Hey Putrid Palace,

und mit etwas Verspätung ein Herzliches Willkommen von mir!

Vielen Dank für deinen tollen Kommentar, ich habe auch schon die ersten Änderungen eingefügt.
All das Lob am Anfang liest sich natürlich toll, klar, wer freut sich nicht über solche Worte. Und ich freue mich auch sehr über das Herauspicken der "guten Sätze" - ist ja immer spannend, was wem gefällt. Also ich finde das spannend.

Jetzt zum Ernst des Lebens.

Muss wohl sein ...

... fehlt mir hier Einiges. Insbesondere habe ich das Gefühl, hier teilweise etwas sparsam abgespeist worden zu sein, vielleicht habe ich auch nicht aufmerksam genug gelesen.
Das ist blöd, das war jetzt nicht unbedingt mein Ziel. Und nein, ich nehme das schon mit auf meine Kappe, habe mich ja selbst auch gefragt, ob ich nicht vielleicht doch ... also ja, habe ich, wenn ich das so lese.

Die Person Bine traf mich etwas überraschend, auf einmal war sie da.
Ja, da bin ich bei dir. Hab mal ein paar Stöckchen mehr ins Feuer geworfen, aber wahrscheinlich brauch ich am Ende doch ne Kohlenkiste. Ich versuch es aber vorerst mit der Tröpfchenmethode und warte weitere Meldungen ab.

Und das Ende? Echt enttäuschend. Sehr mager, wenn man die gefühlvolle Integrität der restlichen Geschichte betrachtet. Vielleicht verschließt sich mir hier auch der dramatische Aha-Effekt?
Autsch. Auch hier sage ich mal, das liegt dann wohl an meinem Text. Mit den Enden scheine ich mich in letzter Zeit schwer zu tun. Aber bevor ich hier Öl ins Feuer kippe, würde ich gern noch paar zuvor Lesermeinungen einfangen. Schon auch, um mir selbst darüber klar zu werden, an welchen Stellen ich drehen muss.

Also am Ende ist mir die Geschichte schlicht abgesoffen, was ich echt schade fand, ...
Ich jetzt aber auch.

Ich würde mich freuen, wenn du meine Fragen beantworten würdest.

Vielleicht findest Du ja die Antworten schon in meiner Antwort an Chutney, falls nicht, piep mich an, dann schreibe ich dir eine PM.
Danke auf jeden Fall für deine RS-Liste! Und auch für die Fragen, die du aufgeworfen hast. Die sind schon wichtig.

Liebe Chutney,

während du deinen Kommentar geschrieben hast, war ich schon mit dem ersten Hilfe-Koffer unterwegs, ob es was geholfen hat, wird sich zeigen.
Danke auf jeden Fall auch für deine Mühe, dich drei mal durch den Text zu ackern, boah, das ist hart, ich habe echt nicht erwartet, dass das so verzwickelt ist, ich fand das eigentlich alles total ... egal, dem ist nicht so, das ist mal Fakt.

... aber erst nach dem dritten Lesen war mir so richtig klar, dass Ruben nicht der Trommler ist, dass er der Sohn von Bine ist und zwar vermutlich von Bine und dem Trommler, dass da also irgendwie ein Verrat stattgefunden hat.
Immerhin. Aber eindeutig zu viel Aufwand für den Leser.

Ab hier war ich lange auf der falschen Fährte und eigentlich glaube ich nicht, dass das der Geschichte so gut tut. Sie wirkt wie eine ehemalige Geliebte.
Das muss ich dringend abstellen.

Das ist nun etwas, was bei deinem Text richtig Spaß macht. Diese Wiederholung, dass ihre Phantasie so halb stimmt. Das perlt so richtig.
Danke für die positiv-Meldungen auch, da hab ich gleich nicht ganz so viel weinen müssen ;).

Und dann dachte ich, dass sie halt überall den Trommler sieht, sogar in dem kleinen Baby, fand das aber ziemlich überzogen.
Na ja, dem ist schon irgendwie aber auch so.

Was für eine Theorie haben die beiden denn bis dahin, von wem das Kind ist?
Von Bines Freund? Also, die eine hofft es, die andere glaubt es. Jedenfalls so mein Gedankenkonstrukt.

Also Arne ist dabei? Arne bleibt mir doch zu gesichtslos. Der Trommler war die große Liebe, Arne ist jetzt der, der ihr gut tut, aber beide bleiben wie hinter einem Vorhang.
Ist das schlimm? Ich mein, schlimm für die Geschichte?

Und hier geht es mir, wie so oft, dass ich dieses Letzte entbehrlich finde. Es könnte für mich mit den sauberen Kaffeetassen enden.
Aber! Aber ich fand das so hübsch, dass es mit schönen Füßen anfängt und mit kaputten aufhört, Nein, ich will das nicht wegmachen, bitte ...

Du hast dich hier im Weglassen geübt, oder? Ich glaube, ich bräuchte zu Bine noch einen Satz mehr, um hinterher die Dramatik erfassen zu können.
Wie gesagt, paar Pflaster habe ich schon geklebt, aber vielleicht braucht es doch eher fette Verbände. Ich bin bereit sie anzulegen, auch vor einem Jahr, aber ich will auch nicht gleich den Zaun werfen. Mal gucken.

Das klingt nicht nach einem großen Knall oder so und dennoch ist sie am Ende so unversöhnlich.
Ich schätze, seit diesem Tag weiß die eine, dass die andere weiß - und die andere ahnt, was sie vielleicht lieber hätte nicht ahnen wollen. Gewissheit bekommt sie ja erst durch den Besuch Jahre später. Ach Scheiß, ich erkläre hier meine Geschichte. Doof.

Danke für den aufschlußreichen Kommentar. Auch, wenn er Arbeit bedeutet :).


Hey Tadita,

ich habe Deine KG sehr gern gelesen. Danke dafür.
Ich habe zu danken. Danke dir!

Zwei Paar Füße (=vier) - ist das richtig?
Ja. Rubens Füße und die der Turnerin.

Ich mutmaße, dass sie ihn theoretisch als 'ihr Kind' sieht und er deshalb ins Kinderzimmer gehört?
Jedenfalls hätte er ihr Kind sein sollen.

Ob nun Ruben der Sohn von Bine und dem Trommler ist oder nicht? Hm, sie hat es ja eigentlich verneint. Ist mir auch nicht so wichtig. Der Flashback ist jedenfalls da.
Das ist ja mal eine pragmatische Lesart. Ich liebe sie! Ehrlich jetzt. Ich habe neulich auch eine Geschichte gelesen, die die eigentliche Frage nicht beantwortet hat. Erst habe ich Fingernägel gekaut und nachgeblättert, dann fand ich das aber total super, und nebenbei hat sie sich toll gelesen, also hab ich eben genommen, was ich kriegen konnte.

Nebenbei sind mir ein paar Ausschmückungen aufgefallen, die sich zwar schön lesen, aber für mein Empfinden nicht wirklich viel zur Sache tun. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung - bin ja handwerklich noch nicht so weit fortgeschritten.
Na ja, aber wenn sie dir doch aufgefallen sind, dann ist dem so, dass hat ja nichts mit handwerklichen Dingen zu tun. Und sicher kann man was streichen, aber manches mag ich auch, einfach wegen des Sounds oder der Stimmung, gar nicht mal weil es die Geschichte vorantreibt.

Dankeschön auch für die Fehlerlese!

Danke Euch dreien für die ehrlichen, kritischen und verzweifelten Worte, aber auch die lobenden.
Mit besten Grüßen und Wünschen fürs neue Jahr, Fliege

 

Hallo @Fliege,

mich hat Deine Geschichte völlig berührt. Du kannst Sätze, die man mehrmals lesen möchte, die man sich aufschreiben möchte. Ich finde den Text von der Konstruktion her gelungen, vor allem, wenn man den Titel berücksichtigt. Das „Bisschen“ scheint mir da wichtig zu sein. Das ist ein kurzes Scheuern am Lack und drunter kommt was durch, das schimmert nicht nur, sondern gehört zu den großen Lebenshaken der namenlosen Erzählerin. Und am Ende tritt sie in die Tasse und da kommt der Schmerz auch körperlich durch. Aber ohne Erklärung nur als Bild, das als Schluss für sich wirkt. Die Verstrickung kann man schon auflösen, dass Ruben als Kind des Trommlers das Trommlergen geerbt hat und selbst mit den Fingern klopft. Dass Bine den Trommler gekannt hat, habe ich aus dem Text nicht herausgelesen. Deshalb hat mich die Frage »Hast du eigentlich noch Kontakt zum Trommler?« irritiert. Oder habe ich was überlesen?

Jedenfalls ist Dein Tonfall stimmig und originell in den Formulierungen, dass die Melancholie nirgends in plüschige Nostalgie abgleitet, sondern immer aufgehoben ist in einer geschickt gesteuerten Ironie, wie den Bettbezügen oder dem Nagellack.

Ein paar Details:

im Bademantel, der noch vom Morgen übrig ist.
Schöne Beschreibung.

Lauch, das wie Palmen

Verstehe ich grammatikalisch nicht.

sehe zwei Paar Füße in Turnschuhe
Turnschuhen, oder?

sehe zwei Paar Füße in Turnschuhe und Arnes Socken, die Löcher haben.
Verstehe ich als Bild nicht ganz, weil es so gleichzeitig daherkommt. Er hat Schuhe an und man sieht die löchrigen Socken.

Ruben freut sich, mich zu sehen, freut sich, dass ich tatsächlich zu Hause bin, erst dachte er ja, sie hätten Pech, schließlich sei Sommer und die Leute führen in den Urlaub.
Das „freut sich“ verstehe ich erst falsch als Perspektivenwechsel. Anscheinend aber ist damit ein Gespräch zusammengefasst, wie aus dem Verlauf klar wird.

»Hey«, sagt Ruben.
»Hey«, sagt auch die Turnerin.
»Hey«, sage ich.

Schöne Rhythmisierung.

»Hey«, sagte der Trommler.
»Hey«, flüsterte ich.

Das klammert die Teile über die Zeit hinweg über das Hey zusammen. Schöne Motivik.

Als er an jenem Samstag sein Geld auf den Tisch legte, trafen sich unsere Blicke, ich fühlte mich ertappt und wurde rot, senkte meinen Blick und las konzentriert in meinem Buch, bis er sich auf dem Stuhl mir gegenüber niederließ und es albern wurde, so zu tun, als gäbe es ihn nicht.
Einfach gut geschrieben.

Aber lasst die Finger von der Glitzerschminke.«

Schöne Ironie.

»Findest du es unhöflich, wenn ich mit Tina ‘ne Runde drehe, ihr zeige, wo ich gewohnt habe, wo es das beste Eis gab und wo ich mit dem Schlitten in den Zaun gebrettert bin? Will bisschen in meinen Wurzeln graben.«

Die Ansprache finde ich als direkte Rede unglaubwürdig. Das hat er sich wohl vorher so aufgeschrieben.

mir zum schweigen bringt.
Zum Schweigen?

und suche nach Worten in der Luft, nach einem Wort, ein lautes, so laut, dass es all die anderen in mir zum schweigen bringt. Aber da ist kein Wort. Kein einziges Wort ist in der Luft, also gehe ich runter zu Arne und schmiege mich an ihn, lasse mich von ihm festhalten, bei ihm ist es still.
Auch schön geschrieben.

E

s war heiß an jenem Tag, ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und dabei Erde ins Gesicht, und als Ruben seinen Kopf zur Sonne neigte, sah ich den Trommler, er hockte mitten in meinem Kartoffelbeet, ich starrte ihn an, schluckte, wandte meinen Blick ab, lief ins Haus und schaufelte mir literweise kaltes Wasser ins Gesicht.

Schön!

Jetzt habe ich inflationär „schön“ verwendet. Aber es nutzt sich nicht ab, der Text ist in der Sprache einfach toll gemacht. Ein klares „sehr gern gelesen“.

Herzlich

rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Oha, da hast du ja schon einiges dazgebastelt, seit ich das erste mal reingeschaut habe, liebe @Fliege.

Kleinkram zuerst.

Ruben!
Ich mag dieses Ausrufezeichen nicht. Würde es ein Punkt nicht auch tun?

ich flüchte ins Bad, verstecke mich vor ihrem Klingeln, will es nicht hören, ich will, dass sie wieder abfahren,
Das ich würde ich weglassen, das wäre flüssiger.

Lauch, das wie Palmen aus der Tüte wächst
der Lauch, oder?

»Besuch für dich«, sagt Arne, er ist vom Einkauf zurück, stellt drei Tüten auf dem Boden ab, ich sehe Lauch, das wie Palmen aus der Tüte wächst, sehe zwei Paar Füße in Turnschuhe und Arnes Socken, die Löcher haben.
Ich fand die Stelle ein bisschen verwirrend. Zuerst dachte ich sowas wie: „Hä? Ist Arne der Typ, der da gerade angefahren ist? Ist der für gewöhnlich immer da? Nee, der, der gekommen ist, heißt ja Ruben. Warum ist der Arne auch gerade gekommen? Wer ist das? Sind Ruben und die Turnerin jetzt auch drinnen, oder nur Arne. Nee, die müssen jetzt auch da sein, sonst würde das ja keinen Sinn machen. Wo sind die? Hä, zwei paar Turnschuhe, okay. Hä, wiesokann man dann die löchrigen Socken sehen? Und dann: Achsooo.“ Jetzt hab ich’s dann kapiert. Dann die Stelle nochmal gelesen, weil die mich so rausgeworfen hat.

Kannst du das nicht ein bisschen vereinfachen?

Ich schaue zu Arne, der zuckt mit den Schultern, was so viel heißt wie: mir egal; höre mich sagen: »Ja, klar. Gar kein Problem.«
Ich mag hier den Satzaufbau nicht so. Der Satz wird von einem Doppelpunkt und einem Semikolon gespaltet, ist aber immer noch der selbe zusammenhängende Satz. Für mich bedeuten aber sowohl Doppelpunkte, als auch Semikolons, dass es da einen Bruch im Satz gibt. Gibt es aber nicht. Nee, mag ich ganz und gar nicht.

Seit zwei Monaten verbrachte ich meine Samstagnachmittage hier, weil meine beste Freundin mit ihrem neuen Freund im Bett lag und Filme schaute, oder auch keine Filme schaute, jedenfalls hatte Bine keine Zeit. Er kam stets gegen fünf
Ich würde direkt nach „beste Freundin“ den Namen dazuschreiben. Beim ersten Lesen hab ich nicht kapiert, wer Bine ist. Optional würde ich dann das momentane Bine in dem Satz durch ein „sie“ ersetzen.
Dann der Satz, der mit „er“ anfängt. Dieses Er hat mich auch kurz verwirrt. Zuerst habe ich kurz gedacht, du hättest dich damit auf die zuvor erwähnte Bine bezogen und die wäre in Wahrheit ein Mann. Dann dachte ich, du meintest mit dem „Er“ Bines Filmeguckerfreund. Mensch, so viel Verwirrung ist doch nicht nötig, oder?


Er blieb eine Stunde, dann legte er das Geld für die Cola auf den Tisch, steckte sein Schreibheft zurück in die Jackentasche und verließ, ohne einen Abschiedsgruß hinter die Theke, das Café.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kommas hinter „verließ“ und „Theke“ nicht hingehören. Das klingt irgendwie komisch in meinem Kopf, vielleicht aber auch nur wegen der Kommas.

Barbies Wohnmobil und Barbies Pferd und Barbies Casanova
Diese Widerholung von „und Barbies ...“ finde ich auch nicht so schön, auch wenn mir klar ist, dass das Absicht war.
Gibt übrigens auch noch andere Mädchenspielsachen. Zeugs von dem Film „Frozen“ und von My Little Pony sind da jetzt glaube ich recht beliebt. Sorry, ich kann einfach das Wort Barbie nicht ausstehen.

Er trommelt mit den Fingern auf seinem Bauch und ich kann nicht anders, als hinzustarren, das auf und ab der Finger zu verfolgen, den Rhythmus zu hören, der von seinem Körper geschluckt wird, den niemand hört, außer ich, laut und deutlich.
Ich würde schreiben „und den niemand hört“. So klingt mir di Satzaneinanderreihung hier zu abgehackt. Manchmal finde ich „und“ als Füllwort ganz entspannend.
Ich würde auch „außer mir“ schreiben, und vermutlich auch das Komma vor dem „außer“ weglassen.

Findest du es unhöflich, wenn ich mit Tina ‘ne Runde drehe, ihr zeige, wo ich gewohnt habe, wo es das beste Eis gab und wo ich mit dem Schlitten in den Zaun gebrettert bin? Will bisschen in meinen Wurzeln graben.
Ich würde auch vor dem „ihr zeige“ ein kleines „und“ setzen, dann klänge das nicht ganz so starr, unglaubwürdig und auswendig gelernt.

meine Freundin und ihr Filmegucker schoben den Winzling, durch den ersten Schneesturm des Jahres, nach Hause.
Die Kommas nach „Winzling“ und „Jahres“ haben da soweit ich weiß nichts verloren.

ich wiegte Bines Baby und schaukelte den Trommler.
Das fand ich irgendwie ein bisschen undeutlich. Vielleicht weil mir die zwei unterschiedlichen Verben unterbewusst mitteilen, dass sie da zwei unterschiedliche Dinge gleichzeitig tut, und ich deswegen nicht kapiere, dass sie da das Baby mit dem Trommler in Verbindung setzt? Vielleicht auch aus einem anderen Grund ...

Ruben und ich buddelten Kartoffeln aus, er saß auf dem Boden, am anderen Ende des Beetes, er legte jede Kartoffel wie einen Schatz in den Korb.
das „er“ vor „legte“ würde ich weglassen, dann wäre das flüssiger.

Hast du eigentlich noch Kontakt zum Trommler?«, fragte ich abends Bine
Finde ich komisch, dass sie den Namen „Trommler“ verwendet, wenn sie Bine darauf anspricht. Ich dachte ja eher, dass der Kosename nur in ihren Gedanken existiert.

ich traf den Trommler immer seltener, irgendwann gar nicht mehr,
wir hörten erst weniger voneinander, irgendwann gar nichts mehr.
War die Ähnlichkeit dieser beiden Sätze Absicht? Wenn ja, dann zerbreche ich mir den Kopf darüber, warum du das gewählt hast, denn auch wenn sie die beiden schon irgendwie in Verbindung bringt, dann doch nicht so, dass sie den einen irgendwie im anderen sieht. Also das lese ich zumindest nicht so. Verstehst du, was ich meine?

Ich breche den Korken, beim Versuch ihn herauszuziehen
Das Komma nach dem „Korken“ kommt mir nicht richtig vor, dafür sollte eins nach „Versuch“ gesetzt werden. Oder?

Ich will sie in den Schrank räumen, eine rutscht mir aus den Händen, fällt zu Boden, ich fluche, beim Versuch sie aufzulesen, trete ich mit dem nackten Fuß in eine der Scherben, ich klebe ein Pflaster drauf und wische das Blut von den Fliesen.
Ich finde das Ende gar nicht so schlecht.
Du kommst damit ja nicht nur zu den Füßen vom Anfang zurück. Auch zeigst du damit eben nochmal den ganzen Schmerz, den sie fühlt, aber auch, dass sie sich ein Pflaster draufklebt und das Blut aufwischt. Aufwischen am Ende einer Geschichte bedeutet für mich, dass sie all die Sorgen erst mal wieder beiseiteschibt und alle Anzeichen dafür vernichtet, dass es diesen Schmerz je gab. Mit dem Pflaster zeigst du auch noch den Trost, den sie durch Arne empfindet. Aber die Wunde ist eben noch da, und auch der Schmerz ist es noch irgendwo.
Falls ich mit diesen Vermutungen falschliege, sorry. Bei solchen Enden interprätiere ich halt gern, und die finde ich dann eigentlich eher schön als unbefriedigend. Also ich mag das Ende. Aber da ich bei solchen Enden eben gerne noch in jedes Wort etwas reininterpretiere, würde ich mir jetzt noch wünschen, dass du mit den suberen Kaffeetassen auch noch etwas symbolisierst. Dass du zum Beispiel den Trommler im Café Kaffee statt Cola trinken lässt. Da könnte ich mir dann so schöne Sachen dazudenken.

Jetzt wollte ich auch noch gerne was zum Inhalt schreiben, aber so viel habe ich eigentlich gar nicht mehr zu sagen, nachdem ich jetzt ausführlich meine Textstellen abgearbeitet habe. Du hast vielleicht gemerkt, dass ich auch stellenweise ein bisschen verwirrt war. Aber nach der ersten Überarbeitung deinerseits und dem zweiten Lesen meinerseits ist bis auf die paar genannten Stellen schon alles viel klarer. Ich habe jetzt so ziemlich alles verstanden, was so passiert ist, in der Gecshichte. Ich mag die Stimmungin der Geschichte, und ich mag die Flashbacks, ich mag, dass die Geschichte mit den langen Sätzen so flüssig ist, und ich mag viele Sätze sehr gerne.

Liebe Grüße aus Texas,
Anna

 

Hallo @Fliege,

nur ein kurzer Kommentar von mir, denn als ich heute früh aufgewacht bin, war der Rest, den ich eigentlich noch sagen wollte, der noch nicht gesagt war, auch schon gesagt … :rolleyes: Aber egal, wenigstens kann ich dir ja sagen, dass ich die Geschichte sehr mag. Am Anfang hatte ich die gleichen Probleme wie die ersten Kommentatoren, weil ich auch erst zu spät kapiert habe, dass Ruben nicht der Trommler ist. Jetzt finde ich aber großteils, dass es passt. Weiß nicht, ob es an deiner Überarbeitung liegt oder an dem Insiderwissen, das ich inzwischen habe, aber sicher ersteres. ;)

So viele tolle Stellen wurden schon zitiert, ist mir egal, wenn es doppelt ist, wenigstens ein par will ich auch nochmal nennen:

verlasse meinen Bunker und laufe ihnen direkt in die Arme, barfuß, mit drei lackierten Zehen und im Bademantel, der noch vom Morgen übrig ist.
weil meine beste Freundin mit ihrem neuen Freund im Bett lag und Filme schaute, oder auch keine Filme schaute,
jedenfalls hatte Bine keine Zeit.
wo ihm die Mädchen um den Hals flogen, bis er eine von ihnen mitnahm, in eine Wohnung mit Kohleofen und Kohlgeruch im Treppenhaus, wo es immer kalt war und sie sich unter Decken vergruben; nackt, verschwitzt und außer Atem.
Alles einfach wunderbar, mit so witzigen Details! :thumbsup:
Das Bett ist zu kurz, er muss die Beine anwinkeln, und ich frage mich, was ich hier eigentlich tue, schließlich haben wir auch ein ganz normales Gästezimmer.
Das finde ich einfach so glaubwürdig irrational, sowas mag ich total.
ihr zeige, wo ich gewohnt habe, wo es das beste Eis gab
Vllt. wäre auch schön: wo es den besten Cappuccino gibt, dann könnte es auch das Cafè von damals sein.
dass es all die anderen in mir zum schweigen bringt.
Schweigen groß
Während ich still in die Kissen heulte, schrie Bine ihren Schmerz unter Wehen in die Welt. Ruben wurde geboren,
Vielleicht könntest du vorher wenigstens einmal andeuten, dass Bine den Trommler kennt, dass sie vllt. manchmal zu viert losgezogen sind?
Tina, die Turnerin,
Tina Turner:lol:. Ist das Absicht?
»Sie hat ein Foto im Arbeitszimmer hängen, ihr beide, Arm in Arm auf einer Silvesterparty, mit albernen Hüten auf dem Kopf und hässlichen Brillen auf den Nasen.«
Das passt jetzt auch viel besser und entfaltet seine Wirkung. Am Anfang dachte ich ja noch, Hä? Wieso kennt die Rubens Mutter?, aber es ist ja die ehemals beste Freundin. Auch hier, nur so eine Idee: Vllt. könntest du das auch noch ein klein wenig deutlicher machen, diesen Bruch zwischen den beiden, und dass deine Prota darunter leidet.
trete ich mit dem nackten Fuß in eine der Scherben, ich klebe ein Pflaster drauf und wische das Blut von den Fliesen.
Das finde ich einen passenden Schluss. Passt ja zu dem bisschen nach den Wurzeln graben, sie hat dabei sozusagen einen Spatenstich abbekommen, eine kleine Verletzung, kaum zu sehen, die sie trotzdem weiterwachsen lässt, aber vielleicht ein winziges bisschen schief. Sage ich einfach mal so.

Also, liebe Fliege, das hat mir sehr gut gefallen!

Ein tolles neues Jahr wünscht dir Raindog

 

moin, moin @Fliege ,

ich hab mir Deine "Neue" gestern Abend in der Badewanne gegönnt und wollte nun schnell einen Komm dazu schreiben - puh, schon alles voll. Also Dopplungen wahrscheinlich, sorry.
Ich hangle mich mal an den Zitaten entlang ...
Der Titel ist wie immer Klasse, da hast Du echt ein Händchen für

Als der alte Golf vor unserem Haus hält, lackiere ich mir gerade die Fußnägel.
und mit dem ersten Satz weiß ich zumindest gleich, die Prota ist eine Frau und wir sind gemütlich zu Hause

Nun steigt auch der Fahrer aus, ihn erkenne ich sofort, obwohl es Jahre her ist, dass ich ihn zuletzt gesehen habe, er, noch ein Kind, in meinem Garten spielte. Ruben!
Nach der super Beschreibung der Beifahrerin habe ich auf den großen Knall gewartet. Den setzt Du dann auch mit dem Ausrufezeichen hinter Ruben, das gehört da für mich wirklich hin. Denn er verkörpert ja da Problem. Aber das "nun" am Satzanfang ist mir zu brav, zu inaktiv, zu "ach so" (weißt Du, was ich meine?)

das wie Palmen
wirklich "der"

sehe zwei Paar Füße in Turnschuhe und Arnes Socken, die Löcher haben.
die Gäste in Turnschuhen, ihr Mann in Socken - alles klar

Wenn er nicht schrieb, trommelten seine Finger auf der Tischplatte, und er schaute in den Raum, als würde er in der Caféluft nach einem Wort suchen, als gäbe es viele Worte dort, doch er suchte ein ganz spezielles, er musste es nur aus all den anderen Worten herausfiltern.
Der schreibt Kurzgeschichten! Ist Neuling in so 'nem richtig harten Onlineforum ...

Später gingen wir zu ihm, stiegen die Stufen hinauf, es roch nach Kohl im Treppenhaus, in seinem Wohnzimmer stand ein Kohleofen, es war gut geheizt, wir schauten einen Film und tranken Wodka, später bat ich um Leitungswasser, wir redeten kaum, schauten noch einen Film, ich fragte ihn, ob er Schlagzeug spiele, was er verneinte, ob er überhaupt ein Instrument spiele, was er ebenfalls verneinte, wir vergruben uns unter Decken, nackt, verschwitzt und außer Atem, und ich verliebte mich in den Trommler, der kein Trommler war.
Mein absoluter Lieblingssatz. Das mit den langen Sätzen gefällt mir sehr, aber machst Du das sonst auch? Ich muss unbedingt mal wieder ein paar ältere Geschichten von Dir lesen.

Aber lasst die Finger von der Glitzerschminke.«
Ich sehe Dich beim Schreiben grinsen

ich frage mich, was ich hier eigentlich tue, schließlich haben wir auch ein ganz normales Gästezimmer.
Sie bestraft ihn, stellvertretend für ihre Freundin Bine. Oder ich bin völlig falsch, aber so lese und empfinde ich das Geschehen

und suche nach Worten in der Luft, nach einem Wort, ein lautes, so laut, dass es all die anderen in mir zum schweigen bringt.
ich hätte da ein paar Vorschläge, aber meine Erziehung
Spaß beiseite, sehr schön gezeigt, die jahrelange Verdrängung und nun ist alles wieder da

ich in das große Haus mit dem zu vielen Garten,
Der Satz ist schön, aber über den zu vielen Garten bin ich auch gestolpert, das stimmt der Rhythmus irgendwo nicht.

»Blödsinn«, sagte Bine.
»Aber guck doch mal.«
»Höre sofort damit auf!«
Ich mag Deine Dialoge, immer, aber ... Wenn meine Lesart halbwegs stimmt, dann ist mir hier Bines Reaktion zu locker, zu abgebrüht. Zumindest sollte sie rot werden, oder weggehen. Aber vielleicht willst Du uns ja auch alles frei interpretieren lassen, mh
Ich lese übrigens immer "Hör sofort", das höre ist schon sehr korrekt, für den Dialog (oder ich eine schlampige Sprecherin)

»Hast du eigentlich noch Kontakt zum Trommler?«, fragte ich abends Bine, während Ruben und sein Vater ein paar Bälle zwischen die Apfelbäume schossen.
»Nee«, sagte Bine. »Wie kommst du drauf?«
Na siehste, Bine kennt den Trommler, streitet es nicht ab, hat vielleicht nicht mal gemerkt, da ihr da was rausgerutscht ist ...

Ein halbes Jahr später zog Bine mit ihrer Familie in den Norden, weit weg, wir hörten erst weniger voneinander, irgendwann gar nichts mehr.
schön aus dem Leben. Kein dicker Streit, keine Melodramatik, nix - einfach nur auseinander gegangen. Aber der Schmerz ist ja trotzdem da, nie geklärt, nie aufgeräumt

»Und?«
»Dachte nur, das solltest du auch wissen.«
»Sonst noch was, was ich wissen sollte?«
Ne, sowas vergibt man nicht, nicht ohne Gespräch, nicht einfach so

Der Schluss gefällt mir, ich gehe so in Annamis Richtung, "wegwischen, Pflaster drauf, ...". Aber irgendwie glaub ich ihr das nicht so ganz. Ich sehe sie heimlich noch einen Henkel in den Schuhkarton mit den alten Fotos legen ...

Wiedermal ein Lesegenuss, ich freue mich immer, wenn ich eine Geschichte von Dir und vor allem Deine Personen entdecken darf. Also ein dickes Dankeschön
Beste Wünsche
witch

 

Lieben Dank Euch allen. Bin jetzt durch all Eure Verwirrlisten gegangen (mega Dank dafür) und hab nachgeschoben, hoffe ein gutes Stück Aufklärung geleistet zu haben, ob es reicht, wird sich zeigen, ich kann nur hoffen.

Hey @Nichtgeburtstagskind,

ach, irgendwie ist es immer ein wenig schwierig mit deinen Texten und mir. So richtig flüssig läuft es nicht.
Also, das ist nicht schön, ich mein, dass ich dich immerzu rausgeworfen hab, aber durch deine Liste hier und hier und hier, also ich hoffe Du hast mir den Weg gezeigt.

Ich wunderte mich immer wieder zwischendurch, setzte neu an, war verwirrt.
Ja shit, so richtig in meiner Absicht stand das jetzt nicht.

Wie gesagt, deine Liste hat mir viele Leerstellen aufgezeigt, ich habe mich dolle dran bedient und bin dir sehr, sehr dankbar dafür. Ich möchte jetzt nicht auf alles im Detail eingehen, hab vieles umgesetzt, worauf du mich gestoßen hast.

Wieso hasst sie den Jungen so? Auch wenn ich jetzt annehme, dass er Trommlers Sohn ist, hat er doch nichts getan, oder? Hast sie ihn einfach dafür, dass er existiert?
Vielleicht symbolisiert Ruben ihre verpasste Chance selbst Mutter zu werden?
:herz: Da ich diese Lesart bisher noch von keinem anderen Leser als Feedback bekommen hab, sag ich mal, du hast jede Menge verstanden. Blöd nur, wenn man da so lange dran rumdenken, es sich zurecht denken muss.

Ich konnte den Text nicht wirklich genießen, weil ich einfach vieles nicht verstanden habe. Warum lässt du den Leser so im Dunkeln? Warum bekommt der Trommler nicht einen Namen? Mir ist das alles etwas zu rätselhaft.
Ja, im Nachhinein ist man schlauer. Es war wirklich nicht meine Absicht, hier so für Verwirrung zu sorgen, ich will die auch nicht, deshalb schiebe ich die Überarbeitung auch gar nicht auf die lange Bank und denke da erst mal gepflegt paar Wochen drüber nach.

Wie soll ich einen Alltagstext schreiben, wenn ich noch nicht mal einen lesen kann. Oh oh, ich ahne böses.
Denke nicht, dass es an deiner Lesart liegt, sondern tatsächlich an mir. Ich sollte bei so viel Personal einfach nicht mit Worten geizen. Die Situation ist ja eh schon verzwickt genug, da braucht es nicht noch Personenpuzzle.


Hey @rieger,

mich hat Deine Geschichte völlig berührt.
Das ist doch mal ein schöner Satz.

Das ist ein kurzes Scheuern am Lack und drunter kommt was durch, das schimmert nicht nur, sondern gehört zu den großen Lebenshaken der namenlosen Erzählerin.
Und das hast du auch schön gesagt.

Dass Bine den Trommler gekannt hat, habe ich aus dem Text nicht herausgelesen.
Daran scheinen sich ja nun wirklich alle zu reiben. Ist nachgebessert. Aber für mich war das selbstverständlich das man den Partner/Freund der besten Freundin kennt. Also ich kenne die von meinen Mädels. Alle. Habe da jetzt trotzdem was dazugeschrieben, ist ja wichtig für das Verständnis das zu wissen.

Jedenfalls ist Dein Tonfall stimmig und originell in den Formulierungen, dass die Melancholie nirgends in plüschige Nostalgie abgleitet, sondern immer aufgehoben ist in einer geschickt gesteuerten Ironie, wie den Bettbezügen oder dem Nagellack.
Das habe ich auch sehr gern gelesen.

Habe mich auch aus deiner Liste viel und gern bedient. Ich kann Euch gar nicht genug danken.

Jetzt habe ich inflationär „schön“ verwendet.
Ich in meinem Kommentar auch, weil, ich fands schön!


Hey fleißige @annami,

was für eine Liste! Und auch hier möchte ich nicht auf jeden Punkt einzeln eingehen, ich habe vieles übernommen, ich danke, danke, danke dir! Ich will nicht, dass ihr alle so verwirrt seid!

Kannst du das nicht ein bisschen vereinfachen?
Ich habe die Tirnschuhe einfach rausgenommen, die brauchts ja auch nicht. Aufräumen, wegschmeißen ist manchmal auch schön und einfach.

Sorry, ich kann einfach das Wort Barbie nicht ausstehen.
Ich auch nicht, deshalb muss ich es immer und immer wieder in dieses Zimmer packen, weil so ein Kinderzimmer für die Prot. ja das totale Trauma ist. Und Barbie hat 'ne Menge Leute traumatisiert. Ich verlange gar nicht, dass der Leser so was mitliest, aber mein Unterbewußtsein hat mich das so schreiben lassen und ich finde, das hat es sehr gut gemacht.

Du kommst damit ja nicht nur zu den Füßen vom Anfang zurück. Auch zeigst du damit eben nochmal den ganzen Schmerz, den sie fühlt, aber auch, dass sie sich ein Pflaster draufklebt und das Blut aufwischt. Aufwischen am Ende einer Geschichte bedeutet für mich, dass sie all die Sorgen erst mal wieder beiseiteschibt und alle Anzeichen dafür vernichtet, dass es diesen Schmerz je gab. Mit dem Pflaster zeigst du auch noch den Trost, den sie durch Arne empfindet. Aber die Wunde ist eben noch da, und auch der Schmerz ist es noch irgendwo.
Schöne Lesart.

Falls ich mit diesen Vermutungen falschliege, sorry.
Ein Leser kann mit seiner Lasart nie falsch liegen. Ein Autor kann sich unverstanden fühlen, was dann ja wohl am Text liegt, aber ich fühle mich gerade total verstanden.

Dass du zum Beispiel den Trommler im Café Kaffee statt Cola trinken lässt. Da könnte ich mir dann so schöne Sachen dazudenken.
Nee, lass den Trommler mal Cola trinken und seinen Sohn Kaffee. Sonst denken nachher doch wieder alle, sie sind die gleiche Person.

Aber nach der ersten Überarbeitung deinerseits und dem zweiten Lesen meinerseits ist bis auf die paar genannten Stellen schon alles viel klarer.
Ich hoffe, da geht noch mehr, ich werde weiter dran arbeiten.

Ich habe jetzt so ziemlich alles verstanden, was so passiert ist, in der Gecshichte. Ich mag die Stimmungin der Geschichte, und ich mag die Flashbacks, ich mag, dass die Geschichte mit den langen Sätzen so flüssig ist, und ich mag viele Sätze sehr gerne.
Dankeschön!


Hey @Raindog,

nur ein kurzer Kommentar von mir, denn als ich heute früh aufgewacht bin, war der Rest, den ich eigentlich noch sagen wollte, der noch nicht gesagt war, auch schon gesagt …
Ich bin auch überrascht, wie viele Kommentare hier in so kurzer Zeit zusammen kamen. Aber ist auch total schön.

Aber egal, wenigstens kann ich dir ja sagen, dass ich die Geschichte sehr mag.
Freut mich.

Jetzt finde ich aber großteils, dass es passt. Weiß nicht, ob es an deiner Überarbeitung liegt oder an dem Insiderwissen, das ich inzwischen habe, aber sicher ersteres.
Wäre spannend zu wissen, jetzt steht ja auch schon viel in den Kommentaren drin, mal schauen wie das hier weitergeht.

So viele tolle Stellen wurden schon zitiert, ist mir egal, wenn es doppelt ist, wenigstens ein par will ich auch nochmal nennen: ...
Oh, ich mag Stellen zitieren. Doppelt, dreifach, xfach ...

Das finde ich einfach so glaubwürdig irrational, sowas mag ich total.
Ich auch.

Vllt. wäre auch schön: wo es den besten Cappuccino gibt, dann könnte es auch das Cafè von damals sein.
Muss aber auch nicht das Café von damals sein. Das Café habe ich eigentlich nur für die beiden reserviert. Ruben gehört ja eigentlich einer anderen Familie an. Mein Empfinden.

Vielleicht könntest du vorher wenigstens einmal andeuten, dass Bine den Trommler kennt, dass sie vllt. manchmal zu viert losgezogen sind?
Habe ich jetzt gemacht., obwohl ich davon ausgegangen bin, dass man die Partner/Freunde der besten Freundin kennt. Egal. jetzt steht es schwarz auf weiß da.

Tina Turner:lol:. Ist das Absicht?
Nee, aber wo du das jetzt sagst :lol:

Vllt. könntest du das auch noch ein klein wenig deutlicher machen, diesen Bruch zwischen den beiden, und dass deine Prota darunter leidet.
Weiß nicht. Leidet sie oder fühlt sie sich einfach nur ohnmächtig unter der Wut. Ich tendiere für mich eher in diese Richtung.

Das finde ich einen passenden Schluss. Passt ja zu dem bisschen nach den Wurzeln graben, sie hat dabei sozusagen einen Spatenstich abbekommen, eine kleine Verletzung, kaum zu sehen, die sie trotzdem weiterwachsen lässt, aber vielleicht ein winziges bisschen schief. Sage ich einfach mal so.
Finde ich sehr schön gesagt.

Ich wünsche Euch allen ein super 2019 mit so vielen guten Wünschen darin!
Habt ganz viel Dank, es war mir ein Fest.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Fliege

Die erste Version habe ich nicht gelesen, du hast offenbar was nachgearbeitet. Ich kann nur sagen, dass das für mich in der vorliegenden Variante perfekt passt - bis auf einen kleinen Wermutstropfen.

Der Text macht genau das, was ich mir unter guter Literatur vorstelle. Ich finde das unheimlich gut dosiert. Zunächst finde ich sehr gut, dass zu Beginn nicht ganz klar ist, wer Ruben und die Turnerin sind. Das ist eine gute Unklarheit. Ich spreche ja immer von "Räume öffnen" und das macht der Text hier, es führt dazu, dass ich einerseits neugierig werde, mir ein paar Gedanken mache, und dann andererseits auch genauer zu lesen beginne, lustvoll, damit ich erfahre, wer die sind und in welcher Beziehung und so.

Dann die ganze Sache mit dem Trommler und dass Ruben vielleicht dessen Sohn ist, und dass da jetzt die Vergangenheit reinschneit und sich für eine Nacht im Kinderzimmer (natürlich!) einnistet und dass die irgendwie so unverschämt zufrieden sind und dass das der Junge ist, den sie mit dem Trommler hätte haben können, aber es ist halt nicht ihr Junge, sondern Bines Junge, und darum ist der eigentlich ziemlich doof, dieser Ruben, und hat auch noch diese Turnerin dabei und fährt nach Italien, Mensch, das hat mich echt mitgenommen. Auch hier finde ich das alles sehr gut austariert, die Infos kommen an der richtigen Stelle, der Text bleibt luftig, man kriegt auf der emotionalen Ebene sehr viel mit, auch wenn man (so wie ich) sich beim ersten Lesen vor allem auf das Verhältnis zum Trommler und zu Bine konzentriert und darauf, dass der Schmerz, der (mögliche, man weiss ja nicht, ob sie sich das alles nur einbildet) Verrat nun in materialiserter Fom vor der Erzählerin steht - während man den Gedanken, dass Ruben ihr Kind hätte sein können, vielleicht (so wie ich) erst später in seiner ganzen Tragweite begreift. Herrgott, ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Ich finde auch die Figurengewichtung optimal, einige sind etwas schärfer gezeichnet, einige weniger, das gibt eine gute Tiefenwirkung, wenn man auf den Text schaut.

Ich finde auch die Sprache sehr gut. Den Gegensatz zwischen den doch eher längeren Sätzen im Fliesstext und den extrem verknappten Dialogen zum Beispiel, der ist sehr reizvoll. Ich bin ja eh der Meinung, dass jeder Beitrag in einem Dialog höchstens eine Zeile lang sein sollte. ;) Im Ernst, das fand ich klasse gemacht. Ein Ding noch: Minnie Mouse.

So und jetzt. Das Ende.

Klar, dass du das magst. Weil es den Fuss aufgreift, das verstehe ich. Witzig ist übrigens, dass ich im Text, an dem ich gerade arbeite, ebenfalls eine Frau in eine Scherbe treten und danach ein Pflaster auf den Fuss kleben lasse. Wie kann es mich stören, wenn du es genauso machst?
Für mich ist die Position im Text entscheidend. Weil das am Ende ist, wird das natürlich fast ausschliesslich symbolisch gelesen, das ist sich der Leser einfach gewöhnt, ist klar, dass da nicht igendeine random Szene kommt. Ist ja auch gut so. Aber mir ist die Symbolik einfach zu glatt, viel zu sehr eins zu eins, Ruben als kleine Scherbe, und der Betrug Trommler/Bine als grosse Scherbe des Lebens und ihr jetziger Mann das Pflaster. Ich kam mir vor, als würde mir die Autorin noch mal die Geschichte erklären, dass da also was Schmerzhaftes passiert ist, falls ich das eventuell noch nicht kapiert habe. Mir hat das den Text natürlich nicht kaputtgemacht, dafür ist der einfach zu gut, aber mit so einem Rempler rauszugehen war nicht schön. Ich verstehe aber schon, wenn du das so haben möchtest.

Mich können Texte selten so richtig begeistern, so voll und ganz, aber dieser schon, liebe Fliege.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo!


Aber! Aber ich fand das so hübsch, dass es mit schönen Füßen anfängt und mit kaputten aufhört, Nein, ich will das nicht wegmachen, bitte ...
Ja, natürlich. Das ist eine feine Sache. Es ist mir beinahe ein wenig peinlich, dass mir dass entgangen ist. Vermutlich habe ich den Anfang etwas zu lapidar abgehandelt.
Ich sehe Du hast felißig ergänzt, jetzt sind die Dinge sehr viel deutlicher. Ich bevorzuge es, wenn man hie und da etwas nachdenken muss (sehr ironisch an dieser Stelle, aber ein paar Überraschungen müssen ja immer offen bleiben) und es bleibt diesbezüglich noch ausreichend Arbeit beim Leser denke ich. Vorher war es wirklich ein sehr knackiges Rätsel. Dass Arne kontinuierlich nur beiläufig erwähnt wurde, empfand ich als passend, da sich noch hinreichend geklärt hat, welche Rolle er einnimmt, aber einige Leser störten sich daran habe ich gesehen.

Während ich still in die Kissen heulte, schrie Bine ihren Schmerz unter Wehen in die Welt. Ruben wurde geboren, meine Freundin und ihr Paul schoben den Winzling durch den ersten Schneesturm des Jahres nach Hause.
Das ist toll geworden.

Fragen wirft bei mir immer noch das hier auf:

Meinen Großeltern war dieses Haus zu groß und der Garten zu viel geworden, sie zogen in eine Stadtwohnung inmitten von Arztpraxen, Apotheken und Supermärkten, ich in ihr großes Haus, allein,
Dient dazu die Trennung vom Trommler einzuleiten, keine Frage. Aber warum so? Die Großeltern und die Erklärung um das (oder dieses) Haus klingen sehr unwirklich, da komplett irrelevant. Der Leser käme auch ohne diese Info aus. Deine restliche Textarbeit betrachtend, könntest Du die Trennung vom Trommler sicher etwas geschickter an den Leser bringen.
(Nichts gegen
uns sind die Decken abhanden gekommen, unter denen wir uns vergraben konnten.
)
Aber das nur, um noch etwas bemängeln zu können.

Ach und eine Frage noch:
Ist denn nun Ruben der Sohn von Bine und dem Trommler oder widerspiegelt er lediglich den verpassten Kinderwunsch der Prota?

MfG Putrid Palace

 

Liebe @Fliege,

ich will dir nur noch rückmelden, dass ich das sehr gelungen finde, wie du das gelöst hast. Jetzt hat sich für mich der Anfang geöffnet, weil mir eben nicht klar ist, wer Ruben ist. In der vorherigen Fassung meinte ich sicher zu sein, dass es der Ex war und habe den ganzen Text unter dieser falschen Annahme gelesen. Ich finde es wunderbar, wie das jetzt in der Schwebe bleibt und sich entwickelt. Auch finde ich deine Ergänzungen so gefühlvoll und bereichernd eingeflochten, als hätten sie von Anfang an dazu gehört. Also, das sind nicht nur Pflaster.

Was ich besonders mag ist diese Stelle:

Während ich still in die Kissen heulte, schrie Bine ihren Schmerz unter Wehen in die Welt. Ruben wurde geboren, meine Freundin und ihr Paul schoben den Winzling durch den ersten Schneesturm des Jahres nach Hause.

Das neue Ende wirkt auf mich ganz lebensnah, ihre Einsamkeit, ihr Schmerz und die Liebe, die sie gefunden hat. Ich finde auch, dass Arne hier noch diesen Hauch mehr an Bedeutung bekommt, der mir vorher gefehlt hat.

Ich bin begeistert!

Liebe Grüße von Chutney

 

Ich werde es nicht schaffen, jetzt alle Kommentare zu beantworten, Arbeit und so, deshalb Entschuldigung schon mal vorab an die, die noch ein wenig warten müssen. Aber ich habe mich total gefreut!

Liebe @greenwitch,

Also Dopplungen wahrscheinlich, sorry.
Egal, wo wir jetzt schon zusammen in der Badewanne saßen, was ich ja sehr cool finde ;).

Nach der super Beschreibung der Beifahrerin habe ich auf den großen Knall gewartet. Den setzt Du dann auch mit dem Ausrufezeichen hinter Ruben, das gehört da für mich wirklich hin.
Das bleibt da auch, sehe ich nämlich genauso.

Der schreibt Kurzgeschichten! Ist Neuling in so 'nem richtig harten Onlineforum ...
Absolut! Genau das und nichts anderes.

Mein absoluter Lieblingssatz. Das mit den langen Sätzen gefällt mir sehr, aber machst Du das sonst auch? Ich muss unbedingt mal wieder ein paar ältere Geschichten von Dir lesen.
Eher nicht. Aber ist auch schön.

Ich sehe Dich beim Schreiben grinsen
Erwischt.

Aus deiner Liste habe ich mich frei bedient, und ich finde ja, der Text wird immer besser. Ach, ihr seid so toll!

schön aus dem Leben. Kein dicker Streit, keine Melodramatik, nix - einfach nur auseinander gegangen. Aber der Schmerz ist ja trotzdem da, nie geklärt, nie aufgeräumt
Ja.

Der Schluss gefällt mir, ich gehe so in Annamis Richtung, "wegwischen, Pflaster drauf, ...". Aber irgendwie glaub ich ihr das nicht so ganz. Ich sehe sie heimlich noch einen Henkel in den Schuhkarton mit den alten Fotos legen ...
Das überlass ich ganz dem Leser und wer der das so empfindet, möglich wäre es jedenfalls.

Also ein dickes Dankeschön

Nee, ich danke. Aber sowas von! Auch für das Lob in den Zeilen, ach, so schön.

Liebe @maria.meerhaba,

Das ist ein schöner Satz. Wollte ihn nur kurz hervorheben. Ich mag es, wie die Erzählerin das Wort „und“ ziemlich oft verwendet :3
Ich mag den auch.

Für mich hört sich das so an, als wollten sie die Matratze schmutzig machen! Du weißt schon. Pawtschickipawpaw im Haus der Ex. Ich würde es total :3 Aber als Gastgeberin würde ich die beiden deshalb noch mehr hassen!
Ich würde es auch machen, beides, schmutzig oder hassen, je nachdem wer ich bin.

Es klingt fast so, als wäre Ruben das Kind von Bine und dem Trommler. Und .... kommt halt bei der Protagonistin vorbei und zu übernachten und so … mein Gott,
Ja, dem ist wohl so. Aber ich habe da auch erst echt Mist gebaut, mich nicht deutlich genug ausgedrückt, also, es lag an mir und es tut mir leid.

Die Erzählstimme hat etwas melancholisches und schönes und wie sie ständig Frieden in der Nähe ihres Ehemanns sucht und das war auch irgendwie schön, hat mir gefallen und ja, eigentlich ist die Geschichte ganz gut geworden und im Grunde habe ich auch nicht etwas, worüber ich meckern kann. Habe es gern gelesen :3
Das ist so schön! Weil die letzten Jahre lief das ja eher nicht so und jetzt ... kriege ich meinen Schrein wieder, auch wenn es nicht der Ex ist?

Liebe Maria, ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut. So ungefähr :herz:

Hey @Peeperkorn,

boah, was hast du mich glücklich gemacht. Ich kriege mich gar nicht mehr ein vor Freude. Weil dein Komm so schön ist und weil es jetzt scheinbar alles stimmt, zumindest kann man mir folgen und das tust du, ich lese das, ich ... DANKE!

Die erste Version habe ich nicht gelesen, du hast offenbar was nachgearbeitet. Ich kann nur sagen, dass das für mich in der vorliegenden Variante perfekt passt ...
Dieses Verwirrspiel war auch furchtbar. Ich wollt das ja nicht, für mich war das alles so klar im Kopf, und dann, das war wie eine Katastrophe. Aber schön, wenn sich das jetzt ausgeht.

Ich könnt jetzt den ganzen Kommentar zitieren und Danke, Danke, Danke brüllen, aber das nervt vielleicht auch auf Dauer und ich muss ja auch gleich weg, von daher, also deine Zusammenfassung die ... da fühle ich mich so verstanden, also den Text, und ich freue mich so darüber.

So und jetzt. Das Ende.

Habe es umgestellt, also nicht mehr so drangeklebt, so das es im Text mehr mitfließt. Behalten will ich es schon, ich habe auch gedacht, das ist jetzt wie ne Zusammenfassung nochmal und fand das cool irgendwie.

Mich können Texte selten so richtig begeistern, so voll und ganz, aber dieser schon, liebe Fliege.
:kuss: Das ist so ein Lob, ich bin echt fast vom Stuhl gefallen. Erst gefallen, dann gehüpft. Heute ist einfach nur ein guter, ein wunderschöner Tag :D
Und wie ich gelesen hab, sehen wir uns ja bald in Freiburg. Darauf freue ich mich ja sehr.

Liebe Grüße an Euch und ein zauberhaftes, unvergessenes 2019, mit allem drin und dran was ihr wollt.

Fliege

 

Hey @Putrid Palace,

und Danke für deinen erneuten Besuch. Ich habe mir auch schon deine Geschichte durchgelesen, ich komme auch bald aml vorbei ;).

Ich sehe Du hast felißig ergänzt, jetzt sind die Dinge sehr viel deutlicher.
Das ist gut, ich mein, wenn es jetzt verständlicher ist.

Vorher war es wirklich ein sehr knackiges Rätsel. Dass Arne kontinuierlich nur beiläufig erwähnt wurde, empfand ich als passend, da sich noch hinreichend geklärt hat, welche Rolle er einnimmt, ...
Und das war gar nicht so geplant. Also, bisschen Puzzle ist ja noch, aber Holz- und Irrwege sind doof.

Die Großeltern und die Erklärung um das (oder dieses) Haus klingen sehr unwirklich, da komplett irrelevant. Der Leser käme auch ohne diese Info aus.
Ja, sicher. Aber irgendwie ist das ja immer so eine Einheit: Haus, Kinder/Familie, Garten - und nun hat sie das Haus und den Garten, es ist für zwei Leute zu groß, wie fühlt es sich dann an, wenn sie allein drin wohnt? So meine Gedanken,mir war das beim Schreiben irgendwie wichtig, so als Meilenstein im Lebenslauf, aber klar, wäre ein Darling, den es am Ende doch nicht braucht, der vielleicht nur für mich wichtig war im Großen-Ganzen.

Ist denn nun Ruben der Sohn von Bine und dem Trommler oder widerspiegelt er lediglich den verpassten Kinderwunsch der Prota?
In Anbetracht des Anfangs und ihrer heftigen körperlichen Reaktion, denke ich schon. Wenn du aber das Gefühl hast, es mit einer unzuverlässigen Erzählerin zu tun zu haben, dann stellt sich diese Frage natürlich zu recht.

Ich danke dir für dein erneutes Feedback. Sind schon gute Punkte.

Liebe @Chutney,

ich will dir nur noch rückmelden, dass ich das sehr gelungen finde, wie du das gelöst hast. Jetzt hat sich für mich der Anfang geöffnet, weil mir eben nicht klar ist, wer Ruben ist.
Vielen Dank, ist natürlich gut, das zu hören.

Ich finde es wunderbar, wie das jetzt in der Schwebe bleibt und sich entwickelt. Auch finde ich deine Ergänzungen so gefühlvoll und bereichernd eingeflochten, als hätten sie von Anfang an dazu gehört. Also, das sind nicht nur Pflaster.
:kuss:

Das neue Ende wirkt auf mich ganz lebensnah, ihre Einsamkeit, ihr Schmerz und die Liebe, die sie gefunden hat. Ich finde auch, dass Arne hier noch diesen Hauch mehr an Bedeutung bekommt, der mir vorher gefehlt hat.
Und dabei habe ich nur paar Zeilen verschoben ... Aber sehr gut, wenn sich das so auswirkt.

Danke, Danke, Danke!

Liebe @Bea Milana,

ich habe das Gefühl, du willst mir hier einen Bären aufbinden.
Sag doch so was nicht.

Ich finde deine Story toll geschrieben, obwohl ich die Erzählerin vom Reifegrad her eher einer jungen Frau als einer im mittleren Alter zuordne.
Ich danke für die Blumen, und was das Alter betrifft, da dachte ich, ich nehme mal eine wie mich, da muss ich mich nicht sonst wohin fühlen und dann das. Ich bin total unreif. :heul:

Wenn du Fotos von kleinen Kindern mit jungen Erwachsenen vergleichst, wirst du kaum noch eine Ähnlichkeit feststellen. Je älter der Mensch, umso weniger Ähnlichkeit mit der frühen Kindheit ... Für mich ist dieses Wiedererkennen pure Behauptung.
Und wenn sie im ersten Augenblick da gar nicht Ruben wiedererkennt, sondern ihren Trommler? Weil die Ähnlichkeit mit seinem Vater so markant ist? Und weil auch der Trommler ja nun 20 Jahre älter ist, muss es wohl sein Sohn sein ...

Um es mal mit deinen Worten zu sagen: „Ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Ihr wird übel? Ihr Herz schlägt hart? Nach mehr als 20 Jahren, weil sie den Sohn von einer alten Liebe vor sich sieht?
Doch mein Ernst.
1. Die Erinnerungen ihrer ersten großen Liebe ploppen wieder auf.
2. Da steht der Sohn, der ihrer hätte sein sollen. Sie wollte ein Kind, sie hat nie eines bekommen.
3. Was vorher ja nur ein Verdacht/ein Gefühl war, aber nicht sein kann, was nicht sein darf, hier steht der Verrat jetzt personifiziert vor ihr.
Ich denke, dass sind gute Gründe, warum man da jetzt nicht seelenruhig weiter Füße lackiert.
Du hast das nicht so gelesen, vielleicht auch, weil sich das ja erst später im Text auftut, weil dir das an dieser Stelle zu überzogen herkommt, für dich funktioniert es nicht und ich muss das eben kaufen.

... Das fühlt sich für mich so an, als wolltest partout auf eine Emotionsblase drücken, wo gar keine ist. Auch die Scherben dienen nur dazu. Ich finde das flach und unerwachsen, sorry, ich bin erstaunt, dass ich die Einzige bin, der es so ergeht.
Vielleicht bist du ja gar nicht die Einzige, vielleicht nur die Erste und/oder die anderen Schweigen, alles möglich.

Ich finde, es wird nicht deutlich genug, dass Ruben das Kind vom Trommler und ihrer Freundin Bine ist. Warum zeigst du keine äußere Ähnlichkeit? Er muss seinem Vater ja nicht aus dem Gesicht geschnitten sein, ...
Aber er ist seinem Vater ja wie aus dem Gesicht geschnitten. Damals vielleicht noch nicht so deutlich, hat sich weiter verwachsen, jetzt schon. Aber da wären wir wieder beim Anfang ...

Das auch. Doch im Zusammenhang wirkt dieser „Zufall“ arg konstruiert und behauptet. Kann man machen, keine Frage, ist eine Frage des Geschmacks, ob die Dopplung seine Wirkung (Wiedererkennung) glaubwürdig entfaltet ...
Merk schon, wie sich das alles für dich nicht ausgeht. Ach je.

Mich stört auch, dass der Trommler keinen Namen hat, auch später im Gemüsebeet heißt er nur der Trommler und ich sehe ständig, wie sie ihm ins Ohr flüstert: „Trommler, du mein Herz.“ Das kommt mir vor wie eine Farce.
Ich behalte es trotzdem.

Und zu Bine hat sie später nie etwas gesagt? Kein Spruch, kein beiläufig gefallener Satz, wenn er zum Spielen da war? Hm.
Bine streitet es zwei Mal ab. Also, der Versuch war da.

Bitte nimm dir meine Einwände nicht zu Herzen, liebe Fliege, ...
Sagst du so einfach.

du schreibst für eine andere Klientel als ich lese, und da funktioniert das ganz offensichtlich.
Das Argument würde ich nachvollziehen können, wenn es um ein Genre ginge, das du nicht magst. Dem ist aber nicht Fall. Aber das er für dich nicht funktioniert ist offensichtlich.

Ansonsten: Wirklich gut und locker geschrieben! Das Ende ist ohne die Scherben besser (war zu aufgesetzt).
Scherben sind ja noch da und du mochtest sie nicht. Aber ich finde auch, dass es durch die Verschiebung eine ganz andere Wirkung hat. Danke und Freude, dass es immerhin ein bisschen was gab, was du mögen konntest. Und ja, Texte sind immer konstruiert, auch dieser. Klar doch ;)
Ich wünsche Dir auch ein tolles Jahr!

Liebe Grüße an Euch drei und einen zauberhaften Tag!

 

Hallo @Fliege,

ich noch mal kurz, weil ich doch noch einen kleinen Knoten im Kopf habe. Aber den wirst du bestimmt auch lösen können. ;)

Du schriebst an @Bea Milana:

Und wenn sie im ersten Augenblick da gar nicht Ruben wiedererkennt, sondern ihren Trommler? Weil die Ähnlichkeit mit seinem Vater so markant ist? Und weil auch der Trommler ja nun 20 Jahre älter ist, muss es wohl sein Sohn sein ...
Aber er ist seinem Vater ja wie aus dem Gesicht geschnitten. Damals vielleicht noch nicht so deutlich, hat sich weiter verwachsen, jetzt schon. Aber da wären wir wieder beim Anfang ...
Also Ruben sieht ganz anders aus, als als Kind. Jetzt sieht er viel mehr wie sein Vater aus. Warum erkennt sie ihn denn dann sofort als Bines Sohn? Würde sie nicht eher denken. Oh Gott, der Trommler! Oder eben ein Sohn von ihm. Aber warum denkt sie sofort an Bines Sohn? Er könnte ja noch weitere Söhne in die Welt gesetzt haben. Okay, relativ unwahrscheinlich, dass die da vorbeischauen ...
Also entweder müsste Ruben schon als Kind mehr so aussehen, aber dann müsste sie ja diese Abneigung schon viel mehr spüren, dann würde sie wohl kaum mit dem Kind spielen.
Oder die Verwirrung am Anfang müsste länger dauern, so dass sie erst in so ner Schockstarre ist. Und erst als Ruben auf sie zukommt, irgendwas sagt oder tut, da wird ihr klar wer er ist.

Macht das irgendwie Sinn für dich? Vielleicht gehe ich auch mal wieder zu logisch an die Sache heran ... :drool:

Liebe Grüße,
NGK

 

Hey ho @Nichtgeburtstagskind,

Also entweder müsste Ruben schon als Kind mehr so aussehen, aber dann müsste sie ja diese Abneigung schon viel mehr spüren, dann würde sie wohl kaum mit dem Kind spielen.
Sie sieht das zwei Mal (als Baby und später im Kartoffelbeet), beide Male spricht sie Bine darauf an, die streitet es ab, aber die Beziehung zwischen den beiden hat trotzdem einen Knacks bekommen, sie löst sich ja im Folgenden auf.

Oder eben ein Sohn von ihm. Aber warum denkt sie sofort an Bines Sohn? Er könnte ja noch weitere Söhne in die Welt gesetzt haben. Okay, relativ unwahrscheinlich, dass die da vorbeischauen ...
Ja, sehr, sehr unwahrscheinlich. Die kennen sie ja nicht.

Oder die Verwirrung am Anfang müsste länger dauern, so dass sie erst in so ner Schockstarre ist. Und erst als Ruben auf sie zukommt, irgendwas sagt oder tut, da wird ihr klar wer er ist.
Weiß nicht. Ich denke mal, wenn jemand vor mir steht, der jetzt 20+ ist und aussieht wie meine erste Liebe, dann brauch ich nicht ewig um 1 + 1 zusammenzuzählen. Schon gar nicht, wenn ich seit Jahren diesen Verdacht unterschwellig mit mir rumtrage.


Hallo @Tadita,

Es war so schön und spannend, dass die Frage nach Ruben offen blieb. Und auch das Ende mit den Scherben fand ich sensibler. Jetzt liegt alles so offen da.
Scheinbar nicht, siehst ja die Kommentare.

Und wer um Himmelswillen ist Paul? Nein, Quatsch, natürlich ist deutlich geworden, wer Paul ist.
Jetzt haste mich aber erschreckt!

Offenbar habe ich eine andere Lesart, und deshalb möchte ich Dich gern ermutigen, in zukünftigen Texten auch Offenes, Geheimnisvolles oder Nachdenkliches beizubehalten; dann kann man sich Geschichten doch viel besser zu eigen machen. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.
Kommt ja immer drauf an, was man mit einem Text will. Und ich probiere hier halt rum, in alle Richtungen, aber ich übernehme immer nur Vorschläge, von denen ich denke, die passen zu dem, was ich will, alles andere wäre ja auch murx.

Danke für die Nachschläge. Aber für mich klingt trommelt auf die Tischplatte irgendwie komisch, wenn es vielleicht auch richtiger wäre, keine Ahnung.

Ich freue mich auf Deine nächste Geschichte.
Oh, das kann dauern. Ich glaub, ich habe erst Mal genug geschrieben :).

Gute Nacht Euch beiden, schlaft gut.
Müde Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @ Fliege

ich bin noch nicht lange Mitglied dieser Community, habe auch noch nicht ganze viele Texte gelesen und ja, dies ist mein erster Kommentar *augen zu halt*

Dies ist der zweite Text den ich von dir gelesen habe (Jeder liebt Anna, wenn sie es will) und ich möchte dir sagen, dass ich deinen Schreibstil super finde.
Ich mag das Springen in den Zeiten in dieser Geschichte.
Die Rückblenden die immer ein Stückchen mehr Klarheit bringen und die für diesen "Ach- Quatsch" Moment sorgen, den ich in Geschichten so mag.

Ich fange mal hinten an :-)
Anders als ein, zwei Kollegen vor mir, finde ich das Ende super, allerdings weiß ich auch nicht was und wenn ja wie viel zu schon geändert hast. (Da ich manche Stellen aus den Kommentaren so nicht gelesen habe, gehe ich allerdings davon aus, dass eine Überarbeitung statt gefunden hat :-))

Durch das Gespräch von Ruben und der Erzählerin wird deutlich, das Biene und Sie sich nicht durch den Lauf der Zeit von einander entfernt haben, sondern das die, von der Erzählerin vermutete Affaire von Biene und dem Trommler an der missmutigen Stimmung und dem nicht mehr freundschaftlichen Verhältnis der beiden Schuld ist.
Auch finde ich die Figur des Rubens hier sehr schön, der sich seiner Mutter zu liebe auf den Weg zu der Erzählerin gemacht hat, weil er möchte das die beiden sich, jetzt wo es der Mutter schlecht geht, wieder versöhnt und dann das aufgreifen des Bildes von der Silvesterparty, dass erweicht meine kleines Schnulzenherzchen natürlich sehr :-)

So jetzt aber von vorne :-)

Den Einstieg finde ich super und auch ich habe anfangs gedacht, das Ruben einer ihrer Ex Freunde ist oder das sie sich in der Schule schon in einen Nachbarsjungen verliebt hat. Eine klassische Mädchen Lovestory eben... wollte natürlich wissen wie es weiter geht... wie gesagt Schnulzenherchen :lol:

Wie eben schon erwähnt, mag ich die Rückblenden sehr gerne.
Als heraus kam, dass Ruben nicht ihr Liebhaber sondern das Kind ihrer besten Freundin ist, wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Dann wundert man sich auch nicht mehr, dass sie ihn gedankenverloren ist Kinderzimmer steckt.
Und bedenkt man die ganzen Rückblicke und Hintergrund Infos, macht auch das vabarrikadieren am Anfang Sinn und die eher spannungsgeladenen Unterhaltung am Schluss.

Ich habe auch direkt verstanden, dass die Erzählerin vermutet das Biene eine Affaire mit dem Trommler hatte und die Art und Weise wie du es immer mal hier und da hast mit einfließen lassen finde ich klasse.
Aber, wie eben schon einmal erwähnt, weiß ich nicht was und wie viel du geändert hast. Den anderen Kommetaren zu urteilen, wurde es vorher vielleicht nicht so ganz deutlich.

Ganz besonders schön (Schnulzenherzchen) finde ich die Rolle des Arne, der als ruhiger Pol, als Beschützer, im Hintergrund agiert aber für die Erzählerin so eine wichtige Rolle spielt.

Aber da ist kein Wort. Kein einziges Wort ist in der Luft, also gehe ich runter zu Arne und schmiege mich an ihn, lasse mich von ihm festhalten, bei ihm ist es still.
ich spüre, wie Arne sich von hinten an mich schmiegt, wie sein Atem meinen Nacken streift, wie seine Hand meinen Arm streichelt, und endlich, endlich kann ich einschlafen.

Zusammenfassend kann man sagen, das die Geschichte mir sehr gut gefallen hat. Kurz, Knackig und von allem, was für mich eine gute Geschichte ausmacht, etwas dabei :-)

 

Hallo @Shey,

und Herzlich Willkommen im Forum!

ich bin noch nicht lange Mitglied dieser Community, habe auch noch nicht ganze viele Texte gelesen und ja, dies ist mein erster Kommentar *augen zu halt*
Kannst die Augen ruhig aufmachen, es war mir eine große Freude und ich bedanke mich sehr dafür.

Dies ist der zweite Text den ich von dir gelesen habe (Jeder liebt Anna, wenn sie es will) und ich möchte dir sagen, dass ich deinen Schreibstil super finde.
Danke für die Blumen und es kommt nicht oft vor, dass sich hier erst mal jemand umsieht und liest und kommentiert, die meisten wollen nur Feedback für die eigenen Sachen, schnell und viel und merken gar nicht, dass sie hier nicht allein sind. Deshalb fällt das auch so positiv auf.

Ich mag das Springen in den Zeiten in dieser Geschichte.
Die Rückblenden die immer ein Stückchen mehr Klarheit bringen und die für diesen "Ach- Quatsch" Moment sorgen, den ich in Geschichten so mag.
Dankeschön, freut mich natürlich.

Anders als ein, zwei Kollegen vor mir, finde ich das Ende super, allerdings weiß ich auch nicht was und wenn ja wie viel zu schon geändert hast.
Ja, ich habe was geändert, weshalb es gut tut zu lesen, dass es nun besser ist und ich nicht verschlimmbessert habe.

Durch das Gespräch von Ruben und der Erzählerin wird deutlich, das Biene und Sie sich nicht durch den Lauf der Zeit von einander entfernt haben, sondern das die, von der Erzählerin vermutete Affaire von Biene und dem Trommler an der missmutigen Stimmung und dem nicht mehr freundschaftlichen Verhältnis der beiden Schuld ist.
Wenn das so beim Leser ankommt, dann bin ich sehr, sehr glücklich.

Den Einstieg finde ich super und auch ich habe anfangs gedacht, das Ruben einer ihrer Ex Freunde ist oder das sie sich in der Schule schon in einen Nachbarsjungen verliebt hat.
Der Gedanke kommt also immernoch auf, ach je, ich weiß nicht, ob das mit Lesegewohnheiten zu tun hat, ob man das einfach so erwartet, weil es eben ganz oft so läuft in den Büchern und Filmen - aber eigentlich auch egal, um so mehr muss der Text es eigentlich schaffen, den Leser aus dieser Gedankenschiene rauszuholen.

Als heraus kam, dass Ruben nicht ihr Liebhaber sondern das Kind ihrer besten Freundin ist, wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Dann wundert man sich auch nicht mehr, dass sie ihn gedankenverloren ist Kinderzimmer steckt.
Okay, du musstest zwar ganz scharf bremsen und umlenken, aber wenn ich das hier richtig verstehe, war das jetzt gar nicht so schlimm.

Ich habe auch direkt verstanden, dass die Erzählerin vermutet das Biene eine Affaire mit dem Trommler hatte ...
Gut.

Aber, wie eben schon einmal erwähnt, weiß ich nicht was und wie viel du geändert hast. Den anderen Kommetaren zu urteilen, wurde es vorher vielleicht nicht so ganz deutlich.
Geht ja immer um die aktuelle Fassung, und wenn die Überarbeitung dahin führt, wohin man will, dann ist es toll.

Ganz besonders schön (Schnulzenherzchen) finde ich die Rolle des Arne, der als ruhiger Pol, als Beschützer, im Hintergrund agiert aber für die Erzählerin so eine wichtige Rolle spielt.
:)

Vielen lieben Dank für deine Zeilen und deine Gedanken und deine Zeit. Man liest sich wieder, ich hoffe, ich auch mal von dir.

Schönes Wochenende und beste Grüße,
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Bisschen nach den Wurzeln graben

Wahnsinn, wie weit Du gegraben hast!,

liebe Fliege,

denn eigentlich leite ich gerne mit einem Zitat der Weltliteratur ein und der Name Rubens (nach einer Volksetymologie seht, da ist ein Sohn“) treibt mir die Schamesröte ins Gesicht (nicht, weil er schon mal bei Peeperkorn aufgetaucht ist), sondern wenn es in der Genesis heißt „Da aber der HERR sah, daß Lea unwert war, machte er sie fruchtbar; Rahel aber war unfruchtbar. Und Lea ward schwanger und gebar einen Sohn; den hieß sie Ruben, und sprach: Der HERR hat angesehen mein Elend; nun wird mich mein Mann liebhaben“, (1. Mose, 29, 31 f.) und man um die Konkurrenz der Töchter Labans – Jakobs Onkel und Dienstherr - weiß und um die Vorgeschichte Jakobs in Ägypten … Und prompt hab ich Vor-Urteile gegen Ruben, dem Erstgeborenen des Hauses Israel. Aber ein Trommler war er eher nicht.

Aber schon muss ich abwiegeln, immerhin ist er es, der verhindert, dass einige Kapitel später sein Halbbruder Josef, Jakobs Lieblingssohn, umkommt und „nur“ nach Ägypten verkauft wird. Und frisch verliebt muss der biblische ja auch sein, sonst hätte er es ja nicht zu einem Stamme Israels gebracht.

Nun gut, gar so biblisch wird es nicht, beginnt ja auch nicht mit einer Fußwaschung, sondern mit der wahrscheinlich altägyptischen Sitte, sich die Fußnägel zu lackieren, um gegen Ende mit dem nackten Fuß in eine Scherbe zu treten. Sigmund hätte seine helle Freud‘ an der Geschichte … Und die indirekte Rede im Konj. II an „mich“ statt an „sie“, die Eheleute

Er fragt, ob sie für eine Nacht bei mir bleiben könnten, nur eine Nacht, auf dem Sofa oder dem Fußboden, egal, sie würden keine Ansprüche stellen, keine Umstände, morgen früh würden sie weiter nach Neapel reisen, sie bräuchten kein Frühstück, nur Kaffee, ob es mir recht wäre? Ich schaue zu Arne, der zuckt mit den Schultern, was so viel heißt wie, mir egal.
zeigt ja, das was nicht stimmt.

Paar Flüsgen

Seit meine beste Freundin Bine mit ihrem neuen Freund im Bett lag und Filme schaute, oder auch keine Filme schaute, …
Komma weg, „oder“ verbindet zwo gleichrangige Satzteile, wie auch hier beide Kommas weg könnten
..., steckte sein Schreibheft zurück in die Jackentasche und verließ, ohne einen Abschiedsgruß hinter die Theke, das Café.
durch einfaches Möbelrücken etwa der Art „..., steckte sein Schreibheft zurück in die Jackentasche und verließ das Café ohne einen Abschiedsgruß hinter die Theke.“

Mit der Zeit hörte der Schatten auf, mich zu verfolgen, ich traf den Trommler immer seltener, irgendwann gar nicht mehr, erst wieder[,] als Ruben sieben Jahre alt war.

Nun ja, ich misch mich ungern in Familienangelegenheiten anderer ein, aber ein bisschen Voyeurrantentum muss auch mal sein.

Gern (aber nicht weitersagen) gelesen vom

Friedel

hätt ich fast vergessen, wenn nicht Hanball liefe: Schönes Wochenende!!!!

 

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