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Nur ein paar Zettel

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26.06.2015
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Nur ein paar Zettel

Zu meinem vierzehnten Geburtstag habe ich von meiner Tante ein Abo für eine Mädchenzeitschrift bekommen. Darin stehen Schminktipps, die ich überblättere, und kitschige Foto-Love-Stories, die ich überblättern will und dann doch lese. Am interessantesten ist die Rubrik „Moni hilft“, in der eine Psychologin die Fragen verzweifelter Mädchen beantwortet. Jetzt weiß ich über alles Bescheid - wie Jungs ticken, wie Beziehungen laufen, wie man Sex hat. Zumindest in der Theorie.
Annika kennt jetzt auch die Praxis.
Ich hab ihr einen Platz im Bus freigehalten, wie jeden Morgen, und sie setzt sich neben mich, mit roten Wangen und leuchtenden Augen.
„Leo“, flüstert sie. „Ich muss dir was erzählen!“
„Was denn?“, frage ich, dabei weiß ich es natürlich schon. Seit Wochen redet Annika nur noch von Max und jedes Mal, wenn sie an ihm vorbeigeht, grinsen seine Kumpels und stoßen ihn in die Seite.
„Ich bin jetzt mit Max zusammen.“ Sie zupft an dem Haargummi herum, den sie ums Handgelenk trägt.
Ich betrachte die Rückenlehne des Sitzes vor uns - braune Rauten auf senffarbenem Grund. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie scheiße das aussieht.
„Wahnsinn“, sage ich, ohne den Blick von dem hässlichen Überzug abzuwenden.
„Ja. Ich war gestern Abend bei ihm und … Meine Eltern wissen es noch gar nicht. Du bist die Erste, der ich’s erzähl.“
„Cool. Ich freu mich für euch.“
„Danke.“
Ich schaue durch das Fenster nach draußen. Blauer Himmel, darauf ein paar Tupfen makellos weißer Wolken. Am liebsten würde ich einen Eimer grauer Farbe drüber klatschen.
„Hey.“ Annika stößt mich in die Seite. „Bist du sauer?“
„Quatsch.“
„Du brauchst keine Angst haben, die Freitage sind trotzdem noch für dich reserviert.“
„Klar.“
Eine Pause entsteht. Dann nimmt sie meine Hand. „Ach, Leo, du lernst sicher auch bald jemanden kennen. Irgendwann macht es PENG! und dann steht er vor dir!“
Ich denke mir, dass Max auch nicht plötzlich – PENG! – vor ihr stand, sondern seit drei Jahren in unsere Klasse geht. Aber ich sage nichts, drehe mich zu ihr und lächle.
Sie umarmt mich, und da merke ich, dass sie anders riecht, irgendwie süß, und irgendwie reifer, nach Vanille und Pfirsich.

Das Beste an Bio sind unsere Plätze. Annika und ich sitzen zu zweit in der letzten Reihe und wir können die ganze Stunde über flüstern, ohne dass unsere Lehrerin etwas mitbekommt.
In den Tischplatten sind Stiftschalen aus Plastik eingelassen. Mit den Fingernägeln kann man sie herauspulen und dann entdeckt man manchmal Spitzreste oder Bonbonpapierchen darunter. Als ich die Stiftschale heute heraushebe, um mein Kaugummipapier drunter zu legen, finde ich etwas anderes – einen kleinen Fetzen aus gelbem Löschpapier. Darauf steht in engstehenden Buchstaben: „Hallo! Mir ist langweilig!
Ich zeige den Zettel Annika und sie hebt gleich ihre eigene Stiftschale hoch. Aber da liegt keiner.
„Und, schreibst du zurück?“, flüstert sie mir zu.
Natürlich schreibe ich zurück. Ich kritzle auf die Rückseite des Zettels: „Willkommen im Club. Was nehmt ihr gerade durch? Wir: Insekten.“
Dann falte ich den Zettel wieder zusammen und lege ihn unter die Stiftschale. Annika macht es mir nach und schreibt auch einen, was mich irgendwie ärgert.

***

In der nächsten Biostunde finde ich tatsächlich eine Antwort, diesmal auf einem karierten Zettel.
Insekten hatten wir letztes Jahr schon. Wir machen gerade Fotosyntese. Was ist dein Lieblingsinsekt?
„Was dein Lieblingsinsekt ist? Was ist denn das für eine bescheuerte Frage?“ Annika hat sich zu mir rübergebeugt und wirft einen Blick auf den Zettel. „Und Fotosynthese schreibt man mit H.“
Ich zucke mit den Schultern. Immerhin habe ich überhaupt eine Antwort bekommen. Der Zettel, den sie geschrieben hat, ist nämlich weg, stattdessen klebt ein Kaugummi unter ihrer Stiftschale.
Ich kaue auf meinem Füller herum und überlege, was ich antworten soll. Um ehrlich zu sein, finde ich Insekten alle ziemlich überflüssig. Erst denke ich an Marienkäfer, aber dann schreibe ich Hummeln. Warum, weiß ich auch nicht, vielleicht, weil ich das Wort mag.
Und dann denke ich mir selbst noch eine Frage aus: Was hast du heute in der Pause gegessen?

„Vielleicht ist er so ein Insektenfreak“, sagt Annika, als wir danach auf dem Pausenhof stehen und uns eine Butterbrezel teilen. „Der tote Schmetterlinge auf Nadeln aufspießt. Mit einem riesigen Terrarium voller Gottesanbeterinnen.“
„Die fressen ihre Männer auf, wusstest du das?“
Annika nickt. „Mein Onkel hat welche. Richtig widerlich.“ Sie beißt von ihrer Butterbreze ab. „Vielleicht legt er dir jetzt eine tote Hummel drunter.“
„Du bist ekelhaft. Und du weißt nicht mal, ob es ein Er ist.“
„Die Schrift sieht so aus. Klein und krakelig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Junge ist.“
Ich sage nichts darauf und schiebe mir ein Stück Breze in den Mund. Aber, um ehrlich zu sein, freue ich mich, dass sie das sagt.

***

„Ist da noch frei?“
„Hm?“ Ich nehme den Kopfhörer aus meinem Ohr. Vor mir steht Timo und deutet auf den Sitz neben mir.
„Ja, klar“, sage ich und ziehe meinen Rucksack zur Seite.
Timo setzt sich neben mich, ein bisschen zu nah - aber nicht nah genug, als dass ich mich traue, wegzurutschen.
Ich kenne Timo schon seit dem Kindergarten. Seine Eltern sind mit meinen befreundet und als Kinder haben wir zusammen Lego gespielt. Timo hatte damals einen langen dünnen Zopf bis hinunter auf den Rücken – einen Yedi-Zopf, sagte er – und meistens wollte er Star Wars spielen. Diesen Zopf hat er jetzt natürlich nicht mehr, stattdessen hängen ihm blonde Haare ins Gesicht. Er trägt eine schwarze Hose, einen Nietengürtel und ein T-Shirt mit dem Anarchiezeichen auf dem Rücken.
„Und, wie geht’s?“, frage ich.
„Läuft. Alles cool. Bei dir?“
„Auch.“
Ich lehne meinen Kopf an die Scheibe. Sonst sitzt Annika immer neben mir im Bus. Aber sie trifft sich heute mit Max.
„Wie läuft eure Band?“, frage ich.
„Ganz cool. Wir haben einen neuen Song, ich hab den Text geschrieben. Wir sind noch am Ausfeilen, aber ich glaub, der wird richtig cool.“
„Cool.“
„Ja.“ Timo knetet seine Hände. „Vielleicht magst du ihn dir ja mal anhören. Ich meine, wenn er fertig ist. Natürlich nur, wenn du Bock hast. Ist nicht so deine Richtung, schätz ich, wir machen ziemlich harte Songs, weißt du ja, und … Aber vielleicht interessiert‘s dich ja trotzdem.“
„Klar. Doch. Auf jeden Fall.“
„Cool.“
Ich habe keine Lust, mir noch mal eine Frage auszudenken, deswegen schweigen wir, bis ich an meiner Haltestelle bin.

***

Die nächsten drei Wochen liegt jede Stunde ein Zettel unter der Stiftschale.
Sie sind tatsächlich von einem Jungen. Ich weiß inzwischen, dass er in der Pause immer Salamibrote dabei hat, dass seine Lieblingsinsekten Bienen sind und dass er eine Jahrgangstufe über mir ist. Ich erfahre seinen Namen (Alex), sein Lieblingsfach (Sport) und welchen Lehrer er am meisten hasst (Herr Rudolf – da sind wir uns einig).
„Was schreibt ihr da eigentlich die ganze Zeit?“, fragt Annika mich später in der Pause.
„Och, nichts Besonderes“, sage ich und das stimmt ja auch.
„Fragst du dich nicht manchmal, wer dieser Typ ist? Ich meine …“ Sie lässt den Blick über den Pausenhof schweifen. „Es könnte quasi jeder sein.“
„Er ist eine Jahrgangstufe über uns.“
„Zumindest behauptet er das.“ Sie schiebt sich einen Kaugummi in den Mund. „Vielleicht ist es auch ein pickliger Fünftklässler.“
„Und wenn schon. Ist mir egal, wer er ist.“

In Wahrheit habe ich neulich die letzten Jahrbücher durchgeblättert und mir alle Klassenfotos angeschaut – aber in jeder Klasse scheint es mindestens einen Alexander zu geben. Ich beobachte die Jungs aus der oberen Jahrgangstufe – der könnte es sein, oder der … oh Gott, bitte nicht DER – und wenn jemand in der Schule „Alex“ ruft, drehe ich mich um. Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich nach Salamibroten suche.
Manchmal frage ich mich, ob es diesem Alex genauso geht. Dann stelle ich mir vor, wie wir beide durch die Schule gehen und nach einander Ausschau halten. Vielleicht haben wir uns sogar schon mal angesehen, vielleicht hat er dann gedacht „Ach, die wäre doch nett.“
Und ich frage mich, ob er sich auch so auf die Biostunden freut, ob er auch immer gespannt die Stifteschale hebt und lächelt, wenn er einen Zettel drunter findet.

Nur noch zwei Wochen Unterricht, dann sind Sommerferien. Dann gibt es keine Zettel mehr, im nächsten Schuljahr haben wir neue Räume und Sitzplätze, und ich werde nie erfahren, wer dieser Alex ist.

***

Am Freitag Abend kommen Timos Eltern zum Essen zu uns. Timo ist auch dabei. Er ist immer dabei. Mit sechs war das normal, mit fünfzehn ist es komisch. Mit sechs hab ich mich auch noch gefreut, wenn er mitgekommen ist.
Wir essen alle zusammen Lasagne, dann gehen Timo und ich hoch in mein Zimmer.
„Mach‘s dir bequem“, sage ich und deute mit einer unbestimmten Armbewegung auf mein Bett und das Sofa. Ich warte, bis Timo sich aufs Bett gesetzt hat, dann nehme ich auf dem Sofa Platz.
„Also, ähm …“, sagt Timo nach einer Pause. Er zupft an seinem Ohrläppchen herum. „Der Song ist fertig.“
„Welcher Song?“
„Von dem ich dir neulich erzählt hab? Im Bus?“
„Achso. Ja.“
Wieder fasst er sich ans Ohr. „Willst du ihn hören?“
„Klar.“
Timo zieht seinen mp3-Player aus der Hosentasche und hält mir einen Kopfhörer hin. Jetzt muss ich mich doch zu ihm aufs Bett setzen.
Ich stopfe mir den Stöpsel ins Ohr und Timo drückt auf Play. Ich höre ein wahnsinnig schnelles Schlagzeug, einen ebenso schnellen Bass und dazwischen kieksiges Geschrei, das wohl den Gesang darstellen soll. Der Refrain ist ganz gut.
„Cool“, sage ich, als das Stück fertig ist und gebe Timo den Kopfhörer zurück. „Wirklich nicht schlecht.“
„Echt? Cool! Der Text ist von mir.“
„Ja, der ist super“, sage ich, obwohl ich kein Wort verstanden habe.
Timo strahlt und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich mir gerade überlegt habe, ob es komisch käme, wenn ich jetzt wieder zum Sofa zurückgehe.
Ich bleibe sitzen.
„Hey, wir haben nächsten Donnerstag ein Konzert. Im „On the rocks“. Nichts Großes“, fährt Timo fort. „Kostet auch keinen Eintritt.“
Ich schaue auf meine Hände hinunter. Frag nicht, denke ich. Bitte, Timo, frag nicht.
Er dreht seinen mp3-Player in den Händen, dann sieht er mich an. „Magst du kommen?“
„Klar“, sage ich und weiche seinem Blick aus. „Klar, das klingt super.“

***

Montag ist die vorletzte Biostunde. Seit fast vierzig Minuten liegt der Zettel schon neben meinem Heft. Lauter belangloses Zeug steht darauf, was meine Lieblings-Eissorte ist (Himbeer), was ich von Formel-1 halte (nichts) und was mein schönster Geburtstag war (mein zehnter, da sind wir in den Europapark gefahren). Ich habe noch keine Gegenfrage aufgeschrieben.
Zum zehnten Mal lese ich mir alles durch, schaue auf die Uhr - zwei Minuten noch bis zur Pause. Ich blicke wieder auf den Zettel. Komm schon, denke ich und setze den Stift aufs Papier. Ziehe ihn wieder weg. Noch ein Blick auf die Uhr (eine Minute noch), dann kritzele ich dazu: Wollen wir am Freitag Eis essen gehen?

***

Die Tage bis zur nächsten Biostunde sind die Hölle. Drei Mal bin ich kurz davor, in den Biosaal zu rennen und den Zettel wieder zurückzuholen. Wenn ich durch die Schule gehe, habe ich das Gefühl, ein Schild hinge um meinen Hals – Ja, ICH hab diesen bescheuerten Zettel geschrieben.
Sogar meiner Mutter fällt auf, dass etwas nicht stimmt. „Was ist denn los mit dir?“, sagt sie, als ich in Tränen ausbreche, nur weil mein Schokopudding angebrannt ist.
„Nichts.“
„Du wirkst … angespannt.“
„Ja“, sage ich. „Wegen den Zeugnissen.“

Mittwoch ist der schlimmste Tag. Die ersten drei Schulstunden rauschen irgendwie an mir vorbei. In Englisch vergesse ich, mein Buch aufzuschlagen, und starre zehn Minuten lang auf die unbeschriebene Tafel.
Es wird keine Antwort drunter liegen. Da bin ich mir inzwischen sicher. Ich sehe es schon vor mir – ich hebe die Stiftschale, darunter: nichts. Mir ist kotzübel.
Dann haben wir Bio. Schon beim Betreten des Raums wandert mein Blick zu dem Tisch. Natürlich sieht alles aus wie immer.
Dann sitze ich auf meinem Platz und starre auf die Schale. Ich schaffe es nicht, drunter zu schauen. Annika flüstert mir irgendetwas zu, ich mache „Hm“, keine Ahnung, was sie gesagt hat. Scheiße, Leonie, das ist ein bescheuerter ZETTEL!, denke ich und dann hebe ich die Stiftschale hoch. Meine Finger zittern, als ich mit den Nägeln unter das Plastik fahre.
Da liegt ein Zettel. Ich falte ihn auf. Eine Handynummer steht drauf, und zwei Sätze: Klar, Eis ist super. 14 Uhr im Numero Uno?

***

Ich kann den ganzen Donnerstag über nicht stillsitzen, deswegen gehe ich joggen. Draußen hat es fast dreißig Grad, aber ich renne wie eine Bescheuerte den Feldweg entlang. Nach dem Duschen fahre ich zum Drogeriemarkt, kaufe Kajal und Rouge und Lidschatten, und eine Bodylotion. Sommer Edition steht darauf, sie duftet nach Vanille und Pfirsich.
Ich denke nur an morgen. Was, wenn er wirklich ein Insektenfreak ist? Oder ein pickliger Fünftklässler? Oder – noch schlimmer: was, wenn er gar nicht kommt?
Bevor ich schlafen gehe, schaue ich nochmal auf mein Handy. „Okay“, habe ich ihm geschrieben, und: „Ich trag ein rotes T-Shirt!“ Darauf habe ich keine Antwort erhalten, aber eigentlich erwarte ich auch keine.

Freitag Morgen. Ich schaue in den Spiegel, binde mir die Haare zusammen, löse sie wieder. Ich trage Wimperntusche auf, Rouge, Lidschatten, Kajal - es sieht beschissen aus. Vielleicht hätte ich die Schminktipps doch nicht überblättern sollen. Ich wische alles wieder ab.
Dann schlüpfe ich in einen schwarzen Rock. Eine Jeans. Eine kurze Hose. Ich hole mein rotes T-Shirt aus dem Schrank, mein Lieblings-Shirt, aber ich ziehe es nicht an. Soll ich wirklich hingehen? Was, wenn er nicht kommt? Ein paar Minuten stehe ich in meinem Zimmer und knete den Stoff in meinen Händen. Dann streife ich es mir über den Kopf.
Als ich an Mama vorbei zur Haustür gehe, dreht sie den Kopf. „Du riechst gut“, sagt sie. „Was ist das, ein neues Parfüm?“

Im Bus treffe ich Timo. Ich ziehe meinen Rucksack zur Seite, damit er sich setzen kann, aber er läuft an mir vorbei, ohne mich anzusehen.
Ich starre ihm nach und da fällt es mir wieder ein. Scheiße.
„Timo!“ Ich springe von meinem Sitz auf und laufe ihm hinterher. „Timo, es tut mir so leid!“
Er bleibt stehen und schaut mich an.
„Es tut mir so leid“, sage ich nochmal und rede hastig weiter: „Ich … ich wollte wirklich kommen. Ich hab’s einfach nicht mehr geschafft.“
„Du hättest mich anrufen können.“
„Ja.“ Ich schaue auf meine Füße und weiß nicht, was ich noch sagen soll.
Er dreht sich weg und zieht seinen mp3-Player aus der Hosentasche.
„Timo, ich … zu eurem nächsten Konzert komme ich, okay? Ich komme wirklich, ich versprech‘s.“
„Ist mir egal“, sagt Timo, setzt sich die Kopfhörer auf und schaltet die Musik an.

***

Als ich zur Eisdiele komme, fällt mir niemand auf. Drei kleine Mädchen sitzen mit ihren Müttern an einem der Tische und essen Spaghetti-Eis, daneben zwei Jungs in meinem Alter, und ein Opa, der einen Cappuccino trinkt. Keiner, der aussieht wie ein Alex.
Ich schaue auf meine Armbanduhr. Kurz nach zwei. Er wird schon noch kommen. Ich stelle mich vor die Eisdiele und beobachte die Menschen, die die Fußgängerzone entlanggehen. Irgendwann fällt mir auf, dass die beiden Typen in meinem Alter mir komische Blicke zuwerfen, deswegen hole ich mein Handy raus und tippe darauf herum.
„Hey, schönes Shirt!“, höre ich da jemanden hinter mir sagen.
Ich drehe mich um. Ein Junge, helle Haare, gebräunte Haut, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er sieht gut aus, besser als Max, und um Längen besser als Timo. Ich kann mein Glück gar nicht fassen.
Er lächelt. „Bist du Leonie?“
Ich nicke und will zurücklächeln, aber meine Mundwinkel sind wie eingefroren.
„Ja, Leonie, ein wirklich schönes Shirt“, wiederholt er.
„Danke“, bringe ich hervor.
Ich kann nicht aufhören, ihn anzuschauen. Zwei Grübchen graben sich in seine Wangen, feine Sommersprossen überziehen die Nase.
„Wunder-, wunderschön“, sagt er. „Hast du das extra für mich angezogen?“
Ich sehe ihn an und bin plötzlich verunsichert. Er erwidert meinen Blick, unverändert lächelnd. Ich warte darauf, dass er noch irgendetwas sagt, aber nichts passiert. Dann prusten die beiden Jungs an dem Tisch neben uns los und sein Lächeln wird auch immer breiter und plötzlich ist es kein Lächeln mehr, sondern ein Grinsen.
„Ey, du hast echt gedacht, das ist ein Date, oder?“, sagt er, während sich die beiden Jungs daneben gar nicht mehr einkriegen. „Du hast das echt geglaubt!“
Jetzt fängt er auch an zu lachen. Ich sehe zwischen ihm und den beiden Jungs hin und her, sage irgendwas von wegen „Haha, nee, Quatsch“ und kichere ganz hoch und schrill. Und dann drehe ich mich um und laufe weg, weil meine Kehle so zugeschnürt ist, dass ich nicht mehr sprechen kann.
„Hey, ich glaub, die heult!“, höre ich einen der Jungs rufen, aber das ist natürlich totaler Schwachsinn. Ich heul doch nicht, war mir ja auch von Anfang an klar, dass das kein Date ist, hab ich mir heute Morgen schon gedacht, und dass ich das rote T-Shirt angezogen hab, das war nur so, zur Sicherheit, ist ja auch mein Lieblingsshirt, aber natürlich hab ich gewusst, dass das kein Date ist, ich bin ja nicht blöd. Und überhaupt, wieso sollte ich wegen so einem Kerl heulen, der nicht mal weiß, wie man Fotosynthese schreibt, ich meine, nur wegen ein paar Nachrichten, so ein paar blöder, alberner Nachrichten. Nein, das wäre ja albern, ganz ehrlich, nur wegen ein paar bescheuerter Zettel, da heul ich doch nicht.

 
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Hey Tintenfisch,

und Glückwunsch zur Empfehlung. Sehr hübsch, die Geschichte. Hat mir wirklich gut gefallen. Ich suche auch gleich noch ein paar Lieblingsstellen fürs Autorenseelchen raus. Habe auch einige Kommentare überflogen und ich verstehe die angemerkten Bedenken hinsichtlich des Endes, kann aber nur sagen, ich habe es nicht so empfunden. Und ich verstehe Peeperkorn, der sagt, jetzt tuts weh, jetzt musst du tiefer rein, jetzt darf man sich als Autor nicht zurückziehen. Das ist sehr richtig was er sagt, weil ich sag das auch immer, aber hier ... ich weiß nicht. Für mich ist das eine Teeniegeschichte und irgendwie will ich glauben, dass die Keule da am Ende bei der Zielgruppe genau die richtigen Nerven erwischt und eine riesengroße Projektionsfläche für Identifikation bietet. Tiefer, doller, mehr - da wirds dann auch gleich eine Stufe mehr literarisch und ich weiß gar nicht, ob die Geschichte das will und kann, weil sie damit auch diesen so hübsch naiven Teeniecharme verlöre. Und den mag ich sehr in diesem Text.

Darin stehen Schminktipps (die ich überblättere) und kitschige Foto-Love-Stories (die ich überblättern will und dann doch lese). Am interessantesten ist die Rubrik „Moni hilft“, in der eine Psychologin die Fragen verzweifelter Mädchen beantwortet. Jetzt weiß ich über alles Bescheid - wie Jungs ticken, wie Beziehungen laufen, wie man Sex hat. Zumindest in der Theorie.

Sooo süß! Und lustig!

„Cool. Ich freu mich für euch.“
„Danke.“
Ich schaue durch das Fenster nach draußen. Blauer Himmel, darauf ein paar Tupfen makellos weißer Wolken. Am liebsten würde ich einen Eimer grauer Farbe drüber klatschen.
„Hey.“ Annika stößt mich in die Seite. „Bist du sauer?“
„Quatsch.“
„Du brauchst keine Angst haben, die Freitage sind trotzdem noch für dich reserviert.“
„Klar.“

Ja, so ist das. Man muss sich für die Freundin freuen, aber man will das nicht, weil es irgendwie auch immer weh tut, die Freundin abzugeben oder zumindest zu teilen. Wäre auch ein gutes eigenes Thema.

Ich denke mir, dass Max auch nicht plötzlich – PENG! – vor ihr stand, sondern seit drei Jahren in unsere Klasse geht.

Hehe.

Was ist dein Lieblingsinsekt?
...
Was hast du heute in der Pause gegessen?

Tolle Fragen!

... – und wenn jemand in der Schule „Alex“ ruft, drehe ich mich um. Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich nach Salamibroten suche.

Charming ;).

Am Freitag Abend kommen Timos Eltern zum Essen zu uns. Timo ist auch dabei. Er ist immer dabei. Mit sechs war das normal, mit fünfzehn ist es komisch. Mit sechs hab ich mich auch noch gefreut, wenn er mitgekommen ist.

Der Ärmste. So verknallt und wird nie seine Chance bekommen. Vielleicht mal als Taschentuch, aber selbst die Rolle ist fraglich. Ach, der Ärmste. Auch schön rausgearbeitet. Das läuft so am Rande mit, und dafür, dass die Erzählerin ihm kaum Beachtung schenkt, bekommt er doch recht viel Raum. Aber gut, ist ja wichtig so ein stiller, vor sich hinleidender Timo. Der darf in einer solchen Geschichte auf keinen Fall fehlen. So ein Timo ist gesetztes Stammpersonal.

Ich trage Wimperntusche auf, Rouge, Lidschatten, Kajal - es sieht beschissen aus. Vielleicht hätte ich die Schminktipps doch nicht überblättern sollen. Ich wische alles wieder ab.

Herrliche und sehr gute Erzählstimme übrigens.

Also ja, ich habe auch beim zweiten Lesen das Ende geschluckt. Der Typ hat sich da eben mal einen Spaß gemacht und seine Freunde dazu eingeladen. Ich kauf das.

Ich heul doch nicht, war mir ja auch von Anfang an klar, dass das kein Date ist, hab ich mir heute Morgen schon gedacht, und dass ich das rote T-Shirt angezogen hab, das war nur so, zur Sicherheit, ist ja auch mein Lieblingsshirt, aber natürlich hab ich gewusst, dass das kein Date ist, ich bin ja nicht blöd. Und überhaupt, wieso sollte ich wegen so einem Kerl heulen, der nicht mal weiß, wie man Fotosynthese schreibt, ich meine, nur wegen ein paar Nachrichten, so ein paar blöder, alberner Nachrichten. Nein, das wäre ja albern, ganz ehrlich, nur wegen ein paar bescheuerter Zettel, da heul ich doch nicht.

Toller Ausstieg! Dieses trotzige und verletzte und ach. Nur nicht kleinbei geben. Größe zeigen. Ego besänftigen. Ach, das ist so hübsch durcheinander und richtig und überhaupt. Jetzt wäre Timos Taschentuchchance. Ich hoffe, der schon weit weg in den Ferien. ;)

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Peeperkorn,

erst einmal muss ich mich entschuldigen, dass meine Antwort so lange gedauert hat. Ich hatte zwei sehr stressige Wochen.

Vielen Dank für deinen langen und sehr hilfreichen Kommentar!

Tolle Erzählstimme. Die trägt und man hört der Erzählerin gerne zu, mit so einer Stimme lässt sich sehr viel machen, das passt. Überhaupt finde ich das einen guten Text, der mir sehr gefallen hat.
Das freut mich :)

Ich weiss nicht, ob du das so beabsichtigt hast, wie ich das im zweiten Durchgang gelesen habe. Falls ja, dann bin ich mir allerdings nicht sicher, ob du das noch etwas stärker herausarbeiten könntest.
Ja, das mit Timo war beabsichtigt und es ist schön, dass du das - wenn auch erst bei der zweiten Lektüre - herauslesen konntest. Aber ja, das sollte natürlcih schon während des ersten Lesens erkannt werden können und dein Hinweis darauf ist sehr hilfreich. Ich denke auf jeden Fall darüber nach, wie man das besser herausarbeiten könnte. Gerade deine Idee, ihn plottechnisch einzubinden, finde ich gut.

Zweitens und wichtiger: Mir ist die Auseinandersetzung mit der Demütigung zu kurz und der Text insgesamt zu glatt. Du zeigst die Leugnungsphase und dannach blendest du ab. Verdammt, jetzt fängt es doch erst an, (psychologisch) spannend zu werden. Wie geht die Erzählerin mit der Sache um? Sieht sie jetzt ihr Verhältnis zu Timo in einem anderen Licht? Was erzählt sie ihrer Freundin? Sinnt sie auf Rache? Geht etwas in ihr in die Brüche?
Ich hätte einfach Bock darauf, die Erzählerin besser kennenzulernen. Denn bisher erscheint sie mir in vieler Hinsicht als typisches, d. h. normales Mädchen. Das meine ich nicht abwertend. Die Situation, die du am Ende des Textes kreierst, wäre allerdings die ideale Gelegenheit, so richtig in die Tiefe ihrer Seele zu blicken, ums mal pathetisch auszudrücken.
Hm. Ja. Ich bin so hin- und hergerissen. Du hast natürlich recht - interessanter und tiefgründiger wäre der Text wohl, wenn ich auch Leonies Reaktion darauf zeigen würde. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte. Zum einen schon, weil es vermutlich dann eine deutlich längere und auch andere Geschichte wäre. Zum anderen war es eine bewusste Entscheidung von mir, Leonie (und auch den Leser) genau an dieser Stelle zurückzulassen.

Wenn du Geschichten erzählen möchtest, die sich eingraben ins Bewusstsein der Leser, und ich denke, das könntest du, dann darfst du an den Stellen, wo es schwierig wird, nicht abblenden. Das hab ich mir nach der Lektüre zumindest gedacht. Ob du damit was anfangen kannst, ist eine andere Sache. Nimms als Anregung, um darüber nachzudenken.
Danke. Das ist mir schon bewusst. Ich weiß wie gesagt nur nicht, ob ich das bei dieser Geschichte möchte. Aber dann muss ich eben auch in Kauf nehmen, dass sie keinen so bleibenden Eindruck hinterlassen wird ;)

Vielen Dank nochmal für deine Zeit.

***

Hallo Sommerdieb,

danke auch dir für deinen Kommentar! Schön, dass dir meine Geschichte gefallen hat :)

Diese absolute Überraschung, dieser Schock-Moment, beziehungsweise dieser Moment, indem einem langsam aber sicher klar wird, dass man vorgeführt wurde, und das seit Anfang der Geschichte, oder halt seit Wochen im Falle der Protagonistin. Ich kann es gerade nicht so gut beschreiben, aber am Ende hatte ich das Gefühl, an der Stelle der Protagonistin zu sitzen und selbst diese Demütigung zu erfahren, das hat mich irgendwie gepackt.
Das freut mich besonders! Genau diese Reaktion des Lesers hatte ich mir beim Schreiben erhofft.

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

***

Liebe maria.meerhaba
(Ich denke, du meintest mit deinem Kommentar mich und nicht Tintenfass?)
schön, dass du nochmal vorbeigeschaut hast.
Meine Geschichte als Einmal-Geschichte einzuordnen, das passt vielleicht ganz gut und ist für mich okay, mehr erwarte ich bei diesem Text auch nicht. Mir ist selbst klar, dass das keine super-tiefgründige Story ist. Dass du beim Lesen Spaß hattest, das ist trotzdem toll zu hören.

Die Hinweise in den Kommentaren auf die fehlende Tiefe nehme ich trotzdem ernst. Langfristig will ich ja nicht nur EInmal-Geschichten schreiben.

Doch das Ende ist eine der-Gärtner-wars-Ende, was mir selten gefällt, weil aus dem Nichts eine andere Figur kommt und sich als das personifizierte Böse abgibt. Aber es funktioniert hier so gut, dass ich diese Schwäche einfach ignoriert habe. Ich hatte es sogar in meiner ersten Kritik drinnen, aber ich habe das sofort wieder gelöscht, weil ich so begeistert davon war :3
Ich wollte eigentlich gar kein "Gärtner-Ende" schreiben, aber ich verstehe schon, was du damit meinst. Cool, dass du trotzdem darüber hinwegsehen konntest ;) und danke nochmal für deine Empfehlung, die hat mich sehr gefreut!


Liebe Grüße an euch drei,

Tintenfisch


P.S. Auf die anderen Kommentare gehe ich später ein! Hab sie nicht vergessen ;)

 
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Da bist du ja wieder.

Hallo Tintenfisch,

deine Geschichte hab ich gleich nach der Veröffentlichung gelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es mit einer runden, spannenden, intelligenten, also einer rundum gelungen KG zu tun habe. Deshalb war ich auch nicht über die Empfehlung verwundert. Sie ist absolut verdient. Herzlichen Glückwunsch von mir.

Umso mehr überrascht war ich, dass die Figur Alex so kontrovers diskutiert wurde.
Lass es mich so sagen: Ich konnte sein mieses Verhalten ohne Vorbehalte akzeptieren und sein Auftauchen kommt ja keineswegs unerwartet. Der Leser wird behutsam auf das Erscheinen von Alex vorbereitet. Die geheimnisvolle Figur ist doch der Spannungsträger des Textes. Die gesamte Zeit über frage ich mich doch, was da wohl für ein Typ hinter den Briefen stecken mag? Ist es nun der pickelgesichtige, schüchterne Außenseiter oder der attraktive, einfühlsame Frauenversteher. (Du merkst schon, ich denke stereotyp.) Im Prinzip hätte es jeder sein können. Mit einem überheblichen Alex, der nur in der Gruppe stark ist, und die Protagonistin demütigt, hab ich gar nicht gerechnet.

Ich habe mich gefragt, was Alex dazu bewogen haben mag, deine Leonie lächerlich zu machen, wann es dieses Kippmoment gab. Der Verfasser der Briefe hinterlässt einen seriösen und ernsthaft interessierten Eindruck bei mir und ich vermute, wahrscheinlich ist es nur der Einfluss der Freunde, die Gelegenheit in der Eisdiele zu nutzen, um zu beweisen, was für ein toller Hecht er ist.

Zwischendurch hast du mich (sicher bewusst) auf die falsche Fährte gelockt, dass der Timo möglicherweise der Schreiber sein könnte. Du baust ihn geschickt in dein Figurenensemble ein, so dass sich diese Idee beim Leser gut etablieren kann.

Was mich besonders angesprochen hat:
Das Wiederaufnehmen von bestimmten Themen, die zu Beginn erwähnt wurden
wie der Vanille-Pfirsich-Duft (der ja das Erwachsenwerden der Freundin symbolisiert),
die Schminktipps aus der Zeitschrift, die Leonie zunächst überliest und die plötzlich so wichtig werden,
die Fotosynthese ohne H und die unterschiedliche Bewertung durch Leonie.
Vor der Begegnung mit Alex ist es kein Problem, ein Fehlerchen kann schon mal passieren.
Nach der Demütigung ändert sie ihre Sichtweise: Was kann man schon erwarten von jemandem, der Fotosynthese nicht schreiben kann? Es ist ihr Versuch, Alex damit kleiner, unwichtiger zu machen, ihr Selbstschutzmechanismus setzt quasi ein.

Was mich ein klein wenig stört, ist die Verwendung der Klammern. Die finde ich generell in literarischen Texten unpassend, sicher bin ich da zu engstirnig.

Das war’s von mir. Nix Neues, nix Konstruktives, ich weiß, aber manchmal kann so ein Leseeindruck als Bestätigung des bereits Bekannten ganz angenehm sein.

Danke für den interessanten, fesselnden, temporeichen Ausflug in die Schulzeit.

Liebe Grüße,
peregrina

 
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Er trägt eine schwarze Hose, einen Nietengürtel und ein T-Shirt mit dem Anarchiezeichen auf dem Rücken.

Lieber Gott, jetzt schaut auch noch der alte Sack von Realschüler und Opa vorbei, der mit vierzehn die Rolling Stones nach Sterkrade brachte und bis weit nach dem Studium ziemlich anarchisch lebte (Sprüche auf der Parka "werd ich am Galgen hochgezogen, weiß ich, wie schwer mein Arsch gewogen"* und mein Lebensmotto schlechthin bis heute, Brechts "Kleines Lied"**, aber dass ich als teenager was auch immer mit Mädchen je gehabt hätte - da sei die Gnade des Vergessens vor wie auch vorm jugendlichen Fehlverhalten, auch schon mal die Bravo mehr als nur durchgeblättert zu haben ...

Warum ich so beginn, einer, der den Bart Bakunins so gut trägt wie den Marxschen (Luther hat ja nur als Junker Jörg einen getragen) und obwohl ich um die Bravo auch in den 1960-er Jahren weiß, weiß nicht, was das "Anarchiezeichen" ist oder besser sein soll ...

Im Prinzip alles schon gesagt, außer, dass ich maria.meerhaba für die berechtigte Empfehlung und der bezaubernden Vorrednerin peregrina dankbar bin, denn nur dadurch hat der Fisch zu "der" Tintenfisch gefunden,

liebe Tintenfisch,
und da wir uns das erste Mal begegnen - herzlich willkommen hierorts, wenn auch keinem Fischteich -

denn auch das spürt man in den Jugendsprachen (oder ihren Annäherungen, Literatur kann bestenfalls eine Annährung sein) den Sprachwandel am deutlichsten (sehn wir mal ab von dem eher missglückten Rechtschreibreformatiönchen von 1996 bis 2006).

Dass die Geschichte mir gefällt - keine Frage, aber es sind noch Flusen aufzuheben - unbedingt!, in der Reihen folge des Auftritts - sind nur wenige Zeilen, aber notwendige. Dabei spielt

„Mhm“, ...
keine Rolle (ich weiß ja, die Dudenredaktion hat da ein lautsprachliches Meisterwerk geschaffen in der Verwendung eines Dehnungs-h zugleich als stummen Anlaut)
Sie beißt von ihrer Butterbreze[l] ab.
(ein Vorredner hatte schon auf eine andere "Breze" hingewiesen)

Hier leitet die unscheinbare Konjunktion "um" eine Infinitivgruppe ein, die durch Komma vom Hauptsatz abgetrennt werden muss (obwohl ja die erwähnte RSReform die Infinitivgruppe grundsätzlich vom Komma befreit hat und zugleich ungezählte Fußfallen von Ausnahmen schuf, zu denen ein Komma zu setzen ist - wie auch im dann folgenden Satz, wenn die Infintivgruppe von einem Substantiv abhängig ist) Also besser:

Aber[,] um ehrlich zu sein[,] freue ich mich, dass sie das sagt.
(Alternativ können auch Gedankenstriche die gleiche Funktion erfüllen, Jacke wie Hose halt. Ich empfehl in Zweifelsfällen immer das Komma zu setzen - es ist ja nicht verboten ...)
In Englisch vergesse ich, mein Buch aufzuschlagen[,] und starre zehn Minuten lang auf die unbeschriebene Tafel.

Wir sind noch am [A]usfeilen, aber ich glaub, der wird richtig cool.“
(an + dem Ausfeilen)

... und dass er eine Jahrgangstufe über mir ist.
(üblicherweise mit dem Genitiv-s als Fugenelement, da es tatsächlich eine "Stufe des Jahrgang(e)s" zusammenzieht)

So, das sind s'e, die paar Zeilen, wobei ich natürlich auch irrtumsfähig bin und kurzsichtig und auch schon mal was überseh, aber alles andere als ein Pädagoge ...

Sehr gern gelesen vom

Friedel

Ach ja, ich hatte mir damals die Coverversion des Womack Titels "It's All Over Now" der Stones mit der Rückseite "Tell Me (Your Coming Back)" besorgt und fand beide Titel trotz Beatle-Manie und Dylan Verehrung für gut, machte für die Schülerzeitung eine Zeichnung der fünf (damals noch mit Brian Jones), die als Wasserzeichen unter den Text gelegt wurde

* Verse von Villon in der Brechtschen Übersetzung

** Kleines Lied lautet "(1) Es war einmal ein Mann / Der fing das Trinken an / Mit achtzehn Jahren und - / Daran ging er zugrund. / Er starb mit achtzig Jahr / Woran, ist sonnenklar. (2) Es war einmal ein Kind / Das starb viel zu geschwind / Mit einem Jahr und - / Daran ging es zugrund. / Nie trank es: das ist klar / Und starb mit einem Jahr. (3) Daraus erkennt ihr wohl / Wie harmlos Alkohol ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Tintenfisch,

ich komm dann auch mal noch um die Ecke.
Hübsche Geschichte, finde ich auch. Den Timo finde ich sehr schön als Figur, der zeigt schön, wie es ist, abgewiesen zu werden, da braucht man dann am Ende gar nichts mehr dazuzusagen, wenn es dem Mädel selbst ähnlich geht. Auch erlaubt der Timo - haben andere schon gesagt -, dass man sich zwischendurch gespannt fragt, ob er nicht doch der Briefeschreiber ist. Gerade weil man sich das fragt, finde ich es gut, dass er es nicht ist, sonst würde man am Ende nur sagen: ich hab's gleich gewusst, und das wäre ja langweilig.

Dagegen fand ich es auch nicht ganz und gar glaubwürdig dass der Typ, also der Briefeschreiber, am Ende so ein Idiot ist. Ein Happyend wäre natürlich stattdessen möglich, willst du aber nicht. Wenngleich ungefragt hätte ich allenfalls noch die Überlegung anzubieten, dass sich die beiden treffen, sie ihn ganz toll findet, er aber nichts mit ihr anfangen kann. Oder beide nichts mit sich anfangen können, das wäre eventuell auch reizvoll.


Ich beobachte die Jungs aus der oberen Jahrgangstufe – der könnte es sein, oder der … oh Gott, bitte nicht DER – und wenn jemand in der Schule „Alex“ ruft, drehe ich mich um.
Hm, wie viele Klassen haben die denn da pro Jahrgangsstufe? En Alex pro Klasse wirkt auf mich schon wie ein Kunstgriff, um den Pool zu vergrößern; aber selbst dann ist das ja noch nicht soooo die Masse. Mir würde es besser gefallen, wenn sie den Namen nicht hätte. (Oder wenn klar würde, dass es nicht der richtige Name sein kann.)

Vielleicht haben wir uns sogar schon mal angesehen, vielleicht hat er dann gedacht „Ach, die wäre doch nett.“
auch deswegen wär's mir ohne Namen lieber: Sie nennt ihren offensichtlich auch nicht. Oder gibt es auch in jeder Klasse eine Leonie? :D

Mit sechs war das normal, mit fünfzehn ist es komisch. Mit sechs hab ich mich auch noch gefreut, wenn er mitgekommen ist.
Die Idee gefällt mir gut, aber besser gefiele es mir ohne Quasi-Doppelung. "Mit sechs hab ich mich noch gefreut, mit fünfzehn ist es komisch" würde beide Punkte in einem Aufwasch mitnehmen.

Wir essen alle zusammen Lasagne,
Die Lasagne zu erwähnen finde ich hier etwas merkwürdig. Ich weiß gar nicht genau warum. Einerseits erscheint es mir unwichtig, was sie genau essen, aber das muss man trotzdem nicht unbedingt verschweigen. Vielleicht eben die Kombination mit "alle zusammen." "Papa hat Lasagne gekocht (oder gebacken ...). Wir essen zusammen, dann ..." - so und er Art fänd ich das ok. Na, egal, du kannst ja mal drüber nachdenken oder auch nicht.

Ich kann den ganzen Donnerstag über nicht stillsitzen, deswegen gehe ich joggen.
Alle einzelnen Handlungen, die ihre Aufregung zeigen, finde ich gut. In der Summe sind sie mir aber fast zu viel, für meinen Geschmack könnte es an der Stelle zügiger vorangehen.

Sommer Edition steht darauf, sie duftet nach Vanille und Pfirsich.
Schöne Wiederaufnahme, da ist ganz knapp viel gesagt!

Ich denke nur an morgen.
Jetzt geht's immer weiter mit ihrer Aufgeregtheit. Ich würde mich auch nicht gerne entschieden müssen, was ich davon wegließe - trotzdem, aus der Leserperpektive muss ich sagen: insgesamt zieht sich das jetzt merklich.
Es könnte sich lohnen, da ein bisschen auszudünnen und dadurch Platz zu schaffen um solche schönen Einzelbilder:
Als ich an Mama vorbei zur Haustür gehe, dreht sie den Kopf. „Du riechst gut“, sagt sie. „Was ist das, ein neues Parfüm?“
besser zur Geltung kommen zu lassen.

Dieser Schluss, wie sie heult und wie sie dann immer schon gewusst hat, dass das eh kein Date ist, das ist toll gemacht. Darum wäre es wirklich zu schade, wenn du den falsche Max doch keinen solchen Idiot sein lassen wolltest. Du hast seinen Einsatz in die Briefeschreiberei inzwischen ja auch runtergeschraubt. Passt schon ;)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Tintenfisch,

mir hat mal jemand, der beim Abschied nichts von mir wusste, außer der Kontonummer, einen € überwiesen und mir in der Betreff-Zeile die Handy-Nummer hinterlassen. Ich habe angerufen und bin nach Berlin gefahren, schon weil es so romantisch war.

Total bezaubernd an deinem Text ist die Idee mit den Zettelchen, das trägt, klammert ihn und gibt ihm die besondere Note. Auch die Unsicherheit, die Grausamkeit des Lebens, dieses Kindheit-Plus, transportierst du ausgesprochen treffend. Ja, der Schluss, der ist zwar realistisch und auch irgendwie gut, aber happy-together-mäßiger hätte es mir besser gefallen.
Sprachlich ausgewogen, ein guter Klang, einige schöne Sätze. Empfehlenswert, die Geschichte. Vielen Dank, dass du sie mit uns teilst. Wird bleiben, ganz sicher.

Paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Ich betrachte die Rückenlehne des Sitzes vor uns - braune Rauten auf senffarbenem Grund. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie scheiße das aussieht.
sehr gut, wie du zeigst, dass man plötzlich etwas anders sehen kann, je nach Gemütszustand.

Meine Eltern wissen es noch gar nicht.
na ja, als ob man das ausgerechnet den Eltern sagen müsste, ist mir too much

Sie umarmt mich, und da merke ich, dass sie anders riecht, irgendwie süß, und irgendwie reifer, nach Vanille und Pfirsich.
:Pfeif:

Ich habe keine Lust, mir noch mal eine Frage auszudenken, deswegen schweigen wir, bis ich an meiner Haltestelle bin.
zart beschrieben, wie sie fühlt:hmm:

dass er in der Pause immer Salamibrote dabei hat,
immer, echt?

Ich schaue auf meine Hände hinunter. Frag nicht, denke ich. Bitte, Timo, frag nicht.
auch hier sehr gut beobachtet

Sogar meiner Mutter fällt auf, dass etwas nicht stimmt. „Was ist denn los mit dir?“, sagt sie, als ich in Tränen ausbreche, nur weil mein Schokopudding angebrannt ist.
eine kleine feine Szene, die diese Teeny-Nervosität zeigt.

„Du riechst gut“, sagt sie. „Was ist das, ein neues Parfüm?“
wie viel Parfüms hat die denn?

„Ey, du hast echt gedacht, das ist ein Date, oder?“, sagt er, während sich die beiden Jungs daneben gar nicht mehr einkriegen. „Du hast das echt geglaubt!“
krass

Nein, das wäre ja albern, ganz ehrlich, nur wegen ein paar bescheuerter Zettel, da heul ich doch nicht.
:Pfeif:

viele Grüße, war mir ein Vergnügen:thumbsup:
Isegrims

 

Hallo Fliege,

entschuldige, meine Antwort hat jetzt ganz schön gedauert ...

Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut - vielen Dank dafür!

Für mich ist das eine Teeniegeschichte und irgendwie will ich glauben, dass die Keule da am Ende bei der Zielgruppe genau die richtigen Nerven erwischt und eine riesengroße Projektionsfläche für Identifikation bietet. Tiefer, doller, mehr - da wirds dann auch gleich eine Stufe mehr literarisch und ich weiß gar nicht, ob die Geschichte das will und kann, weil sie damit auch diesen so hübsch naiven Teeniecharme verlöre.
Schön, dass du das so siehst, geht mir ähnlich mit diesem Text :)

Herrliche und sehr gute Erzählstimme übrigens.
Cool, danke!

Ach, und ich find es immer toll, solche Anmerkungen zu einzelnen Lieblingsstellen zu bekommen - freut mich, dass du in dem Text so viele finden konntest und danke fürs Mit-mir-Teilen!

***

Hallo fxdysprosium,

danke auch dir für deinen Kommentar und entschuldige, dass es so lang gedauert hat, bis ich antworte. Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Das mit den Klammern wurde jetzt schon mehrmals angemerkt, vielleicht werde ich es (zumindest im ersten Absatz) rausnehmen.
Mit Timo und Leonie wird wohl erstmal nichts weiter passieren, fürchte ich ;)
Danke nochmal fürs Vorbeischauen!

***

Hallo peregrina,

danke, dass du dir Zeit genommen und meinen Text kommentiert hast! Freut mich, dass dir diese Geschichte gefallen hat und du auch mit dem Schluss und der Figur des Alex etwas anfangen konntest :) Finde es auch schön, dass du ein paar Kleinigkeiten aufgezählt hast, die dir besonders gefallen haben - danke!

Die gesamte Zeit über frage ich mich doch, was da wohl für ein Typ hinter den Briefen stecken mag? Ist es nun der pickelgesichtige, schüchterne Außenseiter oder der attraktive, einfühlsame Frauenversteher. (Du merkst schon, ich denke stereotyp.) Im Prinzip hätte es jeder sein können. Mit einem überheblichen Alex, der nur in der Gruppe stark ist, und die Protagonistin demütigt, hab ich gar nicht gerechnet.
Das wollte ich erreichen, cool, dass es geklappt hat ;)

Das mit den Klammern werde ich vermutlich rausnehmen, siehe oben.

Also nochmal vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!

***

Hallo Friedrichgard,

ich freue mich, dass der alte Opa vorbeigeschaut und einen Kommentar geschrieben hat!
Vielen Dank dafür und auch für's Willkommenheißen.

Du hast wirklich einen scharfen Blick für Rechtschreibung und Zeichensetzung - danke für die vielen Anmerkungen, das ändere ich gleich.

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat :)

Die Bravo zieht sich wohl durch fast alle Generationen ... und ich wünschte, in unserer Schülerzeitung hätte sich ein Text über die Stones (inkl. Zeichnung!) gefunden. Ich habe in meiner Schulzeit wohl mehr Beatles und Stones gehört als aktuelle Charts.

Danke für deine Zeit!

***

Liebe Grüße an euch alle!

(wird fortgesetzt)

 

Hey erdbeerschorsch,

zunächst entschuldige für die verzögerte ANtwort. Ich komm zur Zeit leider kaum noch dazu, hier rein zu schauen.

Vielen Dank für deinen langen, hilfreichen Kommentar.

Dagegen fand ich es auch nicht ganz und gar glaubwürdig dass der Typ, also der Briefeschreiber, am Ende so ein Idiot ist.
Ja, da bist du nicht der Einzige ... ich versteh diesen Kritikpunkt schon. Aber ich glaub inziwschen, dass ich den Schluss so lassen werde.

Mir würde es besser gefallen, wenn sie den Namen nicht hätte. (Oder wenn klar würde, dass es nicht der richtige Name sein kann.)
Dass die beiden sich wochenlang Zettel schreiben ohne den Namen auszutauschen, käme mir allerdings auch wieder seltsam vor. Aber vielleicht könnte man den Leser daran zweifeln lassen, dass es der richtige Name ist, das könnte ich mir vorstellen.

Die Idee gefällt mir gut, aber besser gefiele es mir ohne Quasi-Doppelung. "Mit sechs hab ich mich noch gefreut, mit fünfzehn ist es komisch" würde beide Punkte in einem Aufwasch mitnehmen.
das find ich gut! Danke!

Jetzt geht's immer weiter mit ihrer Aufgeregtheit. Ich würde mich auch nicht gerne entschieden müssen, was ich davon wegließe - trotzdem, aus der Leserperpektive muss ich sagen: insgesamt zieht sich das jetzt merklich.
Es könnte sich lohnen, da ein bisschen auszudünnen
Guter Hinweis, denk ich drüber nach.

Dieser Schluss, wie sie heult und wie sie dann immer schon gewusst hat, dass das eh kein Date ist, das ist toll gemacht.
freut mich, danke :)

Da waren echt paar gute Hinweise dabei, da muss ich nochmal drüber gehen und überlegen, ob und inwieweit ich meinen Text nochmal überarbeite.
Ich danke dir auf jeden Fall für deine Zeit und Mühe!

***

Hallo Isegrims,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar und entschuldige die späte Antwort.

mir hat mal jemand, der beim Abschied nichts von mir wusste, außer der Kontonummer, einen € überwiesen und mir in der Betreff-Zeile die Handy-Nummer hinterlassen.
Oh wie cool!

Sprachlich ausgewogen, ein guter Klang, einige schöne Sätze. Empfehlenswert, die Geschichte. Vielen Dank, dass du sie mit uns teilst. Wird bleiben, ganz sicher.
das freut mich :) Vielen Dank!

na ja, als ob man das ausgerechnet den Eltern sagen müsste, ist mir too much
ja, hast recht ... wobei das in dem Alter vielleicht auch nochmal was anderes ist.

Danke auch, dass du die ganzen Kleinigkeiten aufgeschrieben hast und mich so an deinem "Leseprozess" hast teilhaben lassen - das find ich cool. Und schön, dass du Spaß beim Lesen hattest!

Liebe Grüße an euch beide,

Tintenfisch

 

Hallo Tintenfisch,

„Vielleicht ist es auch ein pickliger Fünftklässler.“

Ist die 5.te das nicht ein bisschen früh für Pickel? Geht meistens etwas später los, mein ich


Hab die Story auch gern gelesen. :) Das liest sich flott und gut, find ich, die Stimme passt. Da entsteht eine süße unschuldige Teenie-Atmosphäre, am Ende denkt man so .. och, die Arme, aber auch das wird sie wohl überstehen. Ob Alex' verhalten so realistisch ist, wenn man sich da jetzt hineindenkt .... joa, vielleicht um vor den Kumpels zu protzen, dann macht man evtl. so einen Blödsinn, wenn man ganz unreif ist. Da hätte ich aber eig. erwartet, dass er dann bereits bei den Briefen beginnt, irgendeinen übergriffigen Blödsinn hinzukritzeln. Vielleicht man hätte die Briefe auch mehr ausschreiben können, und sonst denk ich auch wie zigga, spannend wäre natürlich die echte, authentische Variante gewesen, also wenn dann wirklich ein Junge erscheinen wäre, der sie kennenlernen mag.
Aber ja, kann man ja viel rumüberlegen. So ist das eine schöne, süße Geschichte, die sich echt gut liest, Stimme und Stil und Atmosphäre passen, die Erzählerin ist sympathisch, eine Dramaturgie ist drin, ich hab's gern gelesen.


MfG

JuJu

 

Hallo Tintenfisch,

eine sehr schöne Geschichte hast du geschrieben. Es baut alles aufeinander auf und du verwendest alle Informationen später in deiner Geschichte.

Du hast Bilder bei mir erzeugt, ich fieberte mit der Protagonistin mit und war enttäuscht über das Ende.

Der einzige Kritikpunkt ist, dass das Ende zu lang ist. Du hättest mMn bei "Du hast das echt geglaubt!" enden können. Denn beim folgenden Text beschreibst du nur, aber zu zeigst nicht. Ich aber, die ja mit ihr mitlitt, habe alles, was du dann anführst bereits weiter oben erfahren und ihre Reaktion konnte auch nicht anders sein. Durch den Rest machst du aber die Stimmung kaputt, was schade ist.

Sehr schön, danke für den Lesespaß!

Viele Grüße
gordita

 

Hallo Tintenfisch
Ich habe deine Geschichte auch gern gelesen und kann die Empfehlung nur zustimmen.
Du schreibst fließend und hast die Geschichte spannend aufgebaut. Im Gegensatz zu den meisten Vorrednern verdächtigte ich während dem Lesen nicht Timo als den geheimen Zettelschreiber.
Ich dachte Leonie würde auf dem Konzert von Timo den geheimen Zettelschreiber kennenlernen.
(einer aus dem Publikum oder Bandmitglied von Timo). Als aber Leonie, das Konzert vergessen hatte
(ich hatte es auch vergessen, gut umgesetzt :thumbsup:) musste ich meinen Verdacht wegwerfen. Das gab mir den Anlass die Geschichte erst Recht bis zu Ende zu lesen (hätte ich auch so getan ;)). Das Ende finde ich überraschend und du lässt den Leser mit der Gefühlswelt von Leonie zurück. Ich konnte die Enttäuschung bei Leonie spüren.

Eine Kleinigkeit hätte ich aber noch:

...und uns eine Butterbrezel teilen
Sie beißt von ihrer Butterbreze ab
Stück Breze

Soweit ich die Kommentare überflogen habe gibt es bisher noch keine Klarheit zur Rechtschreibung
"Butterbrezel".
Ein Blick in Wikipedia verät, dass in manchen Regionen statt Brezel auch Breze gesagt wird.
Wolltest du in deinen Text Breze verwenden ?
Viele Leser hatten den Eindruck, dass es ein Rechtschreibfehler ist. Damit der Leser
nicht lange darüber grübelt, würde ich vorschlagen dass du konsequent Brezel verwendest.

Ansonsten habe ich deine Geschichte gern gelesen.

Viele Grüße
Writer

 

Lieber Tintenfisch,
ich will mich mal kurz fassen, weil einfach schon so vieles gesagt wurde. Die Geschichte gefällt mir super, das Leitmotiv mit den Zetteln bildet einen sehr originellen Kern, dessen Charm ich als 90er Kind besonders treffend empfinde. Der Stil ist kurz, die Gedanken sind nachvollziehbar und knapp dargestellt und Leo hast du gut gezeichnet.

Mein einziger wirklicher Kritikpunkt ist tatsächlich der Schluss. Ich meine, wie einige meiner Vorredner, damit auch nicht den Inhalt, das Alex halt ein Trampeltier ist oder wie auch immer, sondern dass die Handlung für mich als Leser nur sehr begrenzt nachzuvollziehen ist. Es gibt nur die Gedanken von Leonie, dass vielleicht etwas schiefgehen könnte oder wie auch immer. Ich hätte auch verstanden wenn Alex gar nicht kommen würde oder tatsächlich erst in die Fünfte geht. Insgesondere die Nachrichten von Alex führen mich soweit auf die falsche Spur, dass der Schluss völlig unpassend wirkt. Es sind die harmlosen Fragen eines Fünftklässlers, aber auf einmal verschwört er sich mit seinen Freunden gegen seine "Brieffreundin"?! Vieeel mehr Sinn würde es für mich machen, wenn seine Nachrichten durchaus bereits in die romantischere Richtung gehen würden und sich Leonie deswegen gleich noch mehr verrückt macht. Auch mehr Sinn würde eine solche Abfuhr am Ende machen, wenn nicht Leo sondern Alex das Treffen vorgeschlagen hätte. So wie die Geschichte jetzt ist, wirkt es auf mich, als wäre Alex schüchtern und dann ist es plötzlich einfach nur dumm und ein Arsch, hm, irgendwie unorgastisch und schade.

Viele Grüße,
Night

 

JuJu, gordita, Writer, Nightfeather, Maxi -
oooooooohje, ich war so lange nicht mehr hier! Das macht jetzt wohl nicht mehr so viel Sinn, euch allen einzeln zu antworten, da ihr euch wahrscheinlich gar nicht mehr genau an die Geschichte erinnert. Trotzdem danke euch für die Kommentare, ich hab mich darüber gefreut - wenn ich sie auch erst verspätet gelesen habe.

 

Hallo Tintenfisch,
ist ja schon alles länger her, die Veröffentlichung Deiner Geschichte, die Kommentare etc.
Dennoch bin ich heute erst drüber "gestolpert" und möchte Dir - auch wenn ich das Lob in vielen Bereichen teile - einen kritischen Punkt zukommen lassen:
Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar und klar, zu welcher Zeit das Ganze spielt - was hast Du denn hier vorgestellt?
Soll das heute spielen? Dann passt die Sache mit dem Abonnement der Mädchenzeitschrift nicht rein, so etwas hat heute kein Mädchen mehr. Die "Bravo" z.B. gehört zu den deutschen Zeitschriften mit den größten Auflagenverlusten der vergangenen Jahre, die verkaufte Auflage ist seit 1998 um 87,1 Prozent gesunken. Also spielt es alles in den 90ern? Da hatten die Teenies aber noch keine Handys.
MP3-Player hat heute auch kaum ein Teenager, auch hier sind die Absatzzahlen seit 2005 massiv runtergegangen. Smartphones sind angesagt und Kommunikation über social media, WhatsApp & Co.
Wenn die Geschichte aber nicht heute spielt sondern vor 10 oder 15 Jahren, dann müsstest Du das ganz klar auch zeitlich dort verorten. Dann hat aber leider die analoge Kommunikation mit den Zetteln nicht mehr ganz so den Reiz - das ist ja gerade deswegen spannend im Kontrast zu den heutigen digitalen Kanälen.
Also: entscheide Dich wann es spielen soll und recherchiere genauer, welche Technik und Art von Kommunikation in welche Zeit passt. Sonst ist es irritierend.
Hoffe, ich habe das verständlich rüberbringen können.
VG
Das Eichhorn

 

Hallo liebes eichhorn,

vielen Dank dir für deinen Kommentar und deine kritische Anmerkung.

Ich habe keine genaue Zeit genannt, das stimmt. Und es stimmt auch, dass weder die heutige Zeit noch die 90er passen - aber du hast die 2000er vergessen ;) gedanklich habe ich den Text in meiner Schulzeit angesiedelt, also so 2004-2008. Zu der Zeit wurden schon noch solche Zeitschriften gelesen und wir hatten "mp3-Player", die dann nach und nach von iPod etc. abgelöst wurden (wollte aber auch nicht "iPod" schreiben, weil ich keine Marken nennen wollte).
Social media hat damals so gut wie keine Rolle gespielt, bei uns jedenfalls. Keiner war auf Facebook, WhatsApp gab es auch noch nicht, wir haben nur SMS geschrieben.
Ich weiß nicht, wann du zur Schule gegangen bist, ich kann dir nur sagen, dass ich einfach nur das beschrieben habe, was ich als Schülerin mitbekommen habe.

(Das mit den Zeiten ist übrigens wirklich so passiert :D)

Lieben Gruß,
Tintenfisch

 

Lieber Tintenfisch,
ich freue mich, dass du dich über meinen Kommentar gefreut hast. Übrigens bin ich erst heute selbst wieder zurückgekehrt, nach langer Pause :dozey: und dann habe ich da just deine Erwähnung gefunden. An die Geschichte erinnere ich mich noch ganz gut. Falls du also Lust hast, noch ein wenig dranzubleiben, ich wäre wieder im virtuellen Lande :read:

Grüße,
Night

 

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