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Nur ein paar Zettel

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26.06.2015
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Nur ein paar Zettel

Zu meinem vierzehnten Geburtstag habe ich von meiner Tante ein Abo für eine Mädchenzeitschrift bekommen. Darin stehen Schminktipps, die ich überblättere, und kitschige Foto-Love-Stories, die ich überblättern will und dann doch lese. Am interessantesten ist die Rubrik „Moni hilft“, in der eine Psychologin die Fragen verzweifelter Mädchen beantwortet. Jetzt weiß ich über alles Bescheid - wie Jungs ticken, wie Beziehungen laufen, wie man Sex hat. Zumindest in der Theorie.
Annika kennt jetzt auch die Praxis.
Ich hab ihr einen Platz im Bus freigehalten, wie jeden Morgen, und sie setzt sich neben mich, mit roten Wangen und leuchtenden Augen.
„Leo“, flüstert sie. „Ich muss dir was erzählen!“
„Was denn?“, frage ich, dabei weiß ich es natürlich schon. Seit Wochen redet Annika nur noch von Max und jedes Mal, wenn sie an ihm vorbeigeht, grinsen seine Kumpels und stoßen ihn in die Seite.
„Ich bin jetzt mit Max zusammen.“ Sie zupft an dem Haargummi herum, den sie ums Handgelenk trägt.
Ich betrachte die Rückenlehne des Sitzes vor uns - braune Rauten auf senffarbenem Grund. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie scheiße das aussieht.
„Wahnsinn“, sage ich, ohne den Blick von dem hässlichen Überzug abzuwenden.
„Ja. Ich war gestern Abend bei ihm und … Meine Eltern wissen es noch gar nicht. Du bist die Erste, der ich’s erzähl.“
„Cool. Ich freu mich für euch.“
„Danke.“
Ich schaue durch das Fenster nach draußen. Blauer Himmel, darauf ein paar Tupfen makellos weißer Wolken. Am liebsten würde ich einen Eimer grauer Farbe drüber klatschen.
„Hey.“ Annika stößt mich in die Seite. „Bist du sauer?“
„Quatsch.“
„Du brauchst keine Angst haben, die Freitage sind trotzdem noch für dich reserviert.“
„Klar.“
Eine Pause entsteht. Dann nimmt sie meine Hand. „Ach, Leo, du lernst sicher auch bald jemanden kennen. Irgendwann macht es PENG! und dann steht er vor dir!“
Ich denke mir, dass Max auch nicht plötzlich – PENG! – vor ihr stand, sondern seit drei Jahren in unsere Klasse geht. Aber ich sage nichts, drehe mich zu ihr und lächle.
Sie umarmt mich, und da merke ich, dass sie anders riecht, irgendwie süß, und irgendwie reifer, nach Vanille und Pfirsich.

Das Beste an Bio sind unsere Plätze. Annika und ich sitzen zu zweit in der letzten Reihe und wir können die ganze Stunde über flüstern, ohne dass unsere Lehrerin etwas mitbekommt.
In den Tischplatten sind Stiftschalen aus Plastik eingelassen. Mit den Fingernägeln kann man sie herauspulen und dann entdeckt man manchmal Spitzreste oder Bonbonpapierchen darunter. Als ich die Stiftschale heute heraushebe, um mein Kaugummipapier drunter zu legen, finde ich etwas anderes – einen kleinen Fetzen aus gelbem Löschpapier. Darauf steht in engstehenden Buchstaben: „Hallo! Mir ist langweilig!
Ich zeige den Zettel Annika und sie hebt gleich ihre eigene Stiftschale hoch. Aber da liegt keiner.
„Und, schreibst du zurück?“, flüstert sie mir zu.
Natürlich schreibe ich zurück. Ich kritzle auf die Rückseite des Zettels: „Willkommen im Club. Was nehmt ihr gerade durch? Wir: Insekten.“
Dann falte ich den Zettel wieder zusammen und lege ihn unter die Stiftschale. Annika macht es mir nach und schreibt auch einen, was mich irgendwie ärgert.

***

In der nächsten Biostunde finde ich tatsächlich eine Antwort, diesmal auf einem karierten Zettel.
Insekten hatten wir letztes Jahr schon. Wir machen gerade Fotosyntese. Was ist dein Lieblingsinsekt?
„Was dein Lieblingsinsekt ist? Was ist denn das für eine bescheuerte Frage?“ Annika hat sich zu mir rübergebeugt und wirft einen Blick auf den Zettel. „Und Fotosynthese schreibt man mit H.“
Ich zucke mit den Schultern. Immerhin habe ich überhaupt eine Antwort bekommen. Der Zettel, den sie geschrieben hat, ist nämlich weg, stattdessen klebt ein Kaugummi unter ihrer Stiftschale.
Ich kaue auf meinem Füller herum und überlege, was ich antworten soll. Um ehrlich zu sein, finde ich Insekten alle ziemlich überflüssig. Erst denke ich an Marienkäfer, aber dann schreibe ich Hummeln. Warum, weiß ich auch nicht, vielleicht, weil ich das Wort mag.
Und dann denke ich mir selbst noch eine Frage aus: Was hast du heute in der Pause gegessen?

„Vielleicht ist er so ein Insektenfreak“, sagt Annika, als wir danach auf dem Pausenhof stehen und uns eine Butterbrezel teilen. „Der tote Schmetterlinge auf Nadeln aufspießt. Mit einem riesigen Terrarium voller Gottesanbeterinnen.“
„Die fressen ihre Männer auf, wusstest du das?“
Annika nickt. „Mein Onkel hat welche. Richtig widerlich.“ Sie beißt von ihrer Butterbreze ab. „Vielleicht legt er dir jetzt eine tote Hummel drunter.“
„Du bist ekelhaft. Und du weißt nicht mal, ob es ein Er ist.“
„Die Schrift sieht so aus. Klein und krakelig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Junge ist.“
Ich sage nichts darauf und schiebe mir ein Stück Breze in den Mund. Aber, um ehrlich zu sein, freue ich mich, dass sie das sagt.

***

„Ist da noch frei?“
„Hm?“ Ich nehme den Kopfhörer aus meinem Ohr. Vor mir steht Timo und deutet auf den Sitz neben mir.
„Ja, klar“, sage ich und ziehe meinen Rucksack zur Seite.
Timo setzt sich neben mich, ein bisschen zu nah - aber nicht nah genug, als dass ich mich traue, wegzurutschen.
Ich kenne Timo schon seit dem Kindergarten. Seine Eltern sind mit meinen befreundet und als Kinder haben wir zusammen Lego gespielt. Timo hatte damals einen langen dünnen Zopf bis hinunter auf den Rücken – einen Yedi-Zopf, sagte er – und meistens wollte er Star Wars spielen. Diesen Zopf hat er jetzt natürlich nicht mehr, stattdessen hängen ihm blonde Haare ins Gesicht. Er trägt eine schwarze Hose, einen Nietengürtel und ein T-Shirt mit dem Anarchiezeichen auf dem Rücken.
„Und, wie geht’s?“, frage ich.
„Läuft. Alles cool. Bei dir?“
„Auch.“
Ich lehne meinen Kopf an die Scheibe. Sonst sitzt Annika immer neben mir im Bus. Aber sie trifft sich heute mit Max.
„Wie läuft eure Band?“, frage ich.
„Ganz cool. Wir haben einen neuen Song, ich hab den Text geschrieben. Wir sind noch am Ausfeilen, aber ich glaub, der wird richtig cool.“
„Cool.“
„Ja.“ Timo knetet seine Hände. „Vielleicht magst du ihn dir ja mal anhören. Ich meine, wenn er fertig ist. Natürlich nur, wenn du Bock hast. Ist nicht so deine Richtung, schätz ich, wir machen ziemlich harte Songs, weißt du ja, und … Aber vielleicht interessiert‘s dich ja trotzdem.“
„Klar. Doch. Auf jeden Fall.“
„Cool.“
Ich habe keine Lust, mir noch mal eine Frage auszudenken, deswegen schweigen wir, bis ich an meiner Haltestelle bin.

***

Die nächsten drei Wochen liegt jede Stunde ein Zettel unter der Stiftschale.
Sie sind tatsächlich von einem Jungen. Ich weiß inzwischen, dass er in der Pause immer Salamibrote dabei hat, dass seine Lieblingsinsekten Bienen sind und dass er eine Jahrgangstufe über mir ist. Ich erfahre seinen Namen (Alex), sein Lieblingsfach (Sport) und welchen Lehrer er am meisten hasst (Herr Rudolf – da sind wir uns einig).
„Was schreibt ihr da eigentlich die ganze Zeit?“, fragt Annika mich später in der Pause.
„Och, nichts Besonderes“, sage ich und das stimmt ja auch.
„Fragst du dich nicht manchmal, wer dieser Typ ist? Ich meine …“ Sie lässt den Blick über den Pausenhof schweifen. „Es könnte quasi jeder sein.“
„Er ist eine Jahrgangstufe über uns.“
„Zumindest behauptet er das.“ Sie schiebt sich einen Kaugummi in den Mund. „Vielleicht ist es auch ein pickliger Fünftklässler.“
„Und wenn schon. Ist mir egal, wer er ist.“

In Wahrheit habe ich neulich die letzten Jahrbücher durchgeblättert und mir alle Klassenfotos angeschaut – aber in jeder Klasse scheint es mindestens einen Alexander zu geben. Ich beobachte die Jungs aus der oberen Jahrgangstufe – der könnte es sein, oder der … oh Gott, bitte nicht DER – und wenn jemand in der Schule „Alex“ ruft, drehe ich mich um. Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich nach Salamibroten suche.
Manchmal frage ich mich, ob es diesem Alex genauso geht. Dann stelle ich mir vor, wie wir beide durch die Schule gehen und nach einander Ausschau halten. Vielleicht haben wir uns sogar schon mal angesehen, vielleicht hat er dann gedacht „Ach, die wäre doch nett.“
Und ich frage mich, ob er sich auch so auf die Biostunden freut, ob er auch immer gespannt die Stifteschale hebt und lächelt, wenn er einen Zettel drunter findet.

Nur noch zwei Wochen Unterricht, dann sind Sommerferien. Dann gibt es keine Zettel mehr, im nächsten Schuljahr haben wir neue Räume und Sitzplätze, und ich werde nie erfahren, wer dieser Alex ist.

***

Am Freitag Abend kommen Timos Eltern zum Essen zu uns. Timo ist auch dabei. Er ist immer dabei. Mit sechs war das normal, mit fünfzehn ist es komisch. Mit sechs hab ich mich auch noch gefreut, wenn er mitgekommen ist.
Wir essen alle zusammen Lasagne, dann gehen Timo und ich hoch in mein Zimmer.
„Mach‘s dir bequem“, sage ich und deute mit einer unbestimmten Armbewegung auf mein Bett und das Sofa. Ich warte, bis Timo sich aufs Bett gesetzt hat, dann nehme ich auf dem Sofa Platz.
„Also, ähm …“, sagt Timo nach einer Pause. Er zupft an seinem Ohrläppchen herum. „Der Song ist fertig.“
„Welcher Song?“
„Von dem ich dir neulich erzählt hab? Im Bus?“
„Achso. Ja.“
Wieder fasst er sich ans Ohr. „Willst du ihn hören?“
„Klar.“
Timo zieht seinen mp3-Player aus der Hosentasche und hält mir einen Kopfhörer hin. Jetzt muss ich mich doch zu ihm aufs Bett setzen.
Ich stopfe mir den Stöpsel ins Ohr und Timo drückt auf Play. Ich höre ein wahnsinnig schnelles Schlagzeug, einen ebenso schnellen Bass und dazwischen kieksiges Geschrei, das wohl den Gesang darstellen soll. Der Refrain ist ganz gut.
„Cool“, sage ich, als das Stück fertig ist und gebe Timo den Kopfhörer zurück. „Wirklich nicht schlecht.“
„Echt? Cool! Der Text ist von mir.“
„Ja, der ist super“, sage ich, obwohl ich kein Wort verstanden habe.
Timo strahlt und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich mir gerade überlegt habe, ob es komisch käme, wenn ich jetzt wieder zum Sofa zurückgehe.
Ich bleibe sitzen.
„Hey, wir haben nächsten Donnerstag ein Konzert. Im „On the rocks“. Nichts Großes“, fährt Timo fort. „Kostet auch keinen Eintritt.“
Ich schaue auf meine Hände hinunter. Frag nicht, denke ich. Bitte, Timo, frag nicht.
Er dreht seinen mp3-Player in den Händen, dann sieht er mich an. „Magst du kommen?“
„Klar“, sage ich und weiche seinem Blick aus. „Klar, das klingt super.“

***

Montag ist die vorletzte Biostunde. Seit fast vierzig Minuten liegt der Zettel schon neben meinem Heft. Lauter belangloses Zeug steht darauf, was meine Lieblings-Eissorte ist (Himbeer), was ich von Formel-1 halte (nichts) und was mein schönster Geburtstag war (mein zehnter, da sind wir in den Europapark gefahren). Ich habe noch keine Gegenfrage aufgeschrieben.
Zum zehnten Mal lese ich mir alles durch, schaue auf die Uhr - zwei Minuten noch bis zur Pause. Ich blicke wieder auf den Zettel. Komm schon, denke ich und setze den Stift aufs Papier. Ziehe ihn wieder weg. Noch ein Blick auf die Uhr (eine Minute noch), dann kritzele ich dazu: Wollen wir am Freitag Eis essen gehen?

***

Die Tage bis zur nächsten Biostunde sind die Hölle. Drei Mal bin ich kurz davor, in den Biosaal zu rennen und den Zettel wieder zurückzuholen. Wenn ich durch die Schule gehe, habe ich das Gefühl, ein Schild hinge um meinen Hals – Ja, ICH hab diesen bescheuerten Zettel geschrieben.
Sogar meiner Mutter fällt auf, dass etwas nicht stimmt. „Was ist denn los mit dir?“, sagt sie, als ich in Tränen ausbreche, nur weil mein Schokopudding angebrannt ist.
„Nichts.“
„Du wirkst … angespannt.“
„Ja“, sage ich. „Wegen den Zeugnissen.“

Mittwoch ist der schlimmste Tag. Die ersten drei Schulstunden rauschen irgendwie an mir vorbei. In Englisch vergesse ich, mein Buch aufzuschlagen, und starre zehn Minuten lang auf die unbeschriebene Tafel.
Es wird keine Antwort drunter liegen. Da bin ich mir inzwischen sicher. Ich sehe es schon vor mir – ich hebe die Stiftschale, darunter: nichts. Mir ist kotzübel.
Dann haben wir Bio. Schon beim Betreten des Raums wandert mein Blick zu dem Tisch. Natürlich sieht alles aus wie immer.
Dann sitze ich auf meinem Platz und starre auf die Schale. Ich schaffe es nicht, drunter zu schauen. Annika flüstert mir irgendetwas zu, ich mache „Hm“, keine Ahnung, was sie gesagt hat. Scheiße, Leonie, das ist ein bescheuerter ZETTEL!, denke ich und dann hebe ich die Stiftschale hoch. Meine Finger zittern, als ich mit den Nägeln unter das Plastik fahre.
Da liegt ein Zettel. Ich falte ihn auf. Eine Handynummer steht drauf, und zwei Sätze: Klar, Eis ist super. 14 Uhr im Numero Uno?

***

Ich kann den ganzen Donnerstag über nicht stillsitzen, deswegen gehe ich joggen. Draußen hat es fast dreißig Grad, aber ich renne wie eine Bescheuerte den Feldweg entlang. Nach dem Duschen fahre ich zum Drogeriemarkt, kaufe Kajal und Rouge und Lidschatten, und eine Bodylotion. Sommer Edition steht darauf, sie duftet nach Vanille und Pfirsich.
Ich denke nur an morgen. Was, wenn er wirklich ein Insektenfreak ist? Oder ein pickliger Fünftklässler? Oder – noch schlimmer: was, wenn er gar nicht kommt?
Bevor ich schlafen gehe, schaue ich nochmal auf mein Handy. „Okay“, habe ich ihm geschrieben, und: „Ich trag ein rotes T-Shirt!“ Darauf habe ich keine Antwort erhalten, aber eigentlich erwarte ich auch keine.

Freitag Morgen. Ich schaue in den Spiegel, binde mir die Haare zusammen, löse sie wieder. Ich trage Wimperntusche auf, Rouge, Lidschatten, Kajal - es sieht beschissen aus. Vielleicht hätte ich die Schminktipps doch nicht überblättern sollen. Ich wische alles wieder ab.
Dann schlüpfe ich in einen schwarzen Rock. Eine Jeans. Eine kurze Hose. Ich hole mein rotes T-Shirt aus dem Schrank, mein Lieblings-Shirt, aber ich ziehe es nicht an. Soll ich wirklich hingehen? Was, wenn er nicht kommt? Ein paar Minuten stehe ich in meinem Zimmer und knete den Stoff in meinen Händen. Dann streife ich es mir über den Kopf.
Als ich an Mama vorbei zur Haustür gehe, dreht sie den Kopf. „Du riechst gut“, sagt sie. „Was ist das, ein neues Parfüm?“

Im Bus treffe ich Timo. Ich ziehe meinen Rucksack zur Seite, damit er sich setzen kann, aber er läuft an mir vorbei, ohne mich anzusehen.
Ich starre ihm nach und da fällt es mir wieder ein. Scheiße.
„Timo!“ Ich springe von meinem Sitz auf und laufe ihm hinterher. „Timo, es tut mir so leid!“
Er bleibt stehen und schaut mich an.
„Es tut mir so leid“, sage ich nochmal und rede hastig weiter: „Ich … ich wollte wirklich kommen. Ich hab’s einfach nicht mehr geschafft.“
„Du hättest mich anrufen können.“
„Ja.“ Ich schaue auf meine Füße und weiß nicht, was ich noch sagen soll.
Er dreht sich weg und zieht seinen mp3-Player aus der Hosentasche.
„Timo, ich … zu eurem nächsten Konzert komme ich, okay? Ich komme wirklich, ich versprech‘s.“
„Ist mir egal“, sagt Timo, setzt sich die Kopfhörer auf und schaltet die Musik an.

***

Als ich zur Eisdiele komme, fällt mir niemand auf. Drei kleine Mädchen sitzen mit ihren Müttern an einem der Tische und essen Spaghetti-Eis, daneben zwei Jungs in meinem Alter, und ein Opa, der einen Cappuccino trinkt. Keiner, der aussieht wie ein Alex.
Ich schaue auf meine Armbanduhr. Kurz nach zwei. Er wird schon noch kommen. Ich stelle mich vor die Eisdiele und beobachte die Menschen, die die Fußgängerzone entlanggehen. Irgendwann fällt mir auf, dass die beiden Typen in meinem Alter mir komische Blicke zuwerfen, deswegen hole ich mein Handy raus und tippe darauf herum.
„Hey, schönes Shirt!“, höre ich da jemanden hinter mir sagen.
Ich drehe mich um. Ein Junge, helle Haare, gebräunte Haut, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er sieht gut aus, besser als Max, und um Längen besser als Timo. Ich kann mein Glück gar nicht fassen.
Er lächelt. „Bist du Leonie?“
Ich nicke und will zurücklächeln, aber meine Mundwinkel sind wie eingefroren.
„Ja, Leonie, ein wirklich schönes Shirt“, wiederholt er.
„Danke“, bringe ich hervor.
Ich kann nicht aufhören, ihn anzuschauen. Zwei Grübchen graben sich in seine Wangen, feine Sommersprossen überziehen die Nase.
„Wunder-, wunderschön“, sagt er. „Hast du das extra für mich angezogen?“
Ich sehe ihn an und bin plötzlich verunsichert. Er erwidert meinen Blick, unverändert lächelnd. Ich warte darauf, dass er noch irgendetwas sagt, aber nichts passiert. Dann prusten die beiden Jungs an dem Tisch neben uns los und sein Lächeln wird auch immer breiter und plötzlich ist es kein Lächeln mehr, sondern ein Grinsen.
„Ey, du hast echt gedacht, das ist ein Date, oder?“, sagt er, während sich die beiden Jungs daneben gar nicht mehr einkriegen. „Du hast das echt geglaubt!“
Jetzt fängt er auch an zu lachen. Ich sehe zwischen ihm und den beiden Jungs hin und her, sage irgendwas von wegen „Haha, nee, Quatsch“ und kichere ganz hoch und schrill. Und dann drehe ich mich um und laufe weg, weil meine Kehle so zugeschnürt ist, dass ich nicht mehr sprechen kann.
„Hey, ich glaub, die heult!“, höre ich einen der Jungs rufen, aber das ist natürlich totaler Schwachsinn. Ich heul doch nicht, war mir ja auch von Anfang an klar, dass das kein Date ist, hab ich mir heute Morgen schon gedacht, und dass ich das rote T-Shirt angezogen hab, das war nur so, zur Sicherheit, ist ja auch mein Lieblingsshirt, aber natürlich hab ich gewusst, dass das kein Date ist, ich bin ja nicht blöd. Und überhaupt, wieso sollte ich wegen so einem Kerl heulen, der nicht mal weiß, wie man Fotosynthese schreibt, ich meine, nur wegen ein paar Nachrichten, so ein paar blöder, alberner Nachrichten. Nein, das wäre ja albern, ganz ehrlich, nur wegen ein paar bescheuerter Zettel, da heul ich doch nicht.

 
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Hallo Tintenfisch!

Oh Mann, was für eine schöne Geschichte! :) Wirklich. Ich hab sie in einem Zug durchgelesen, und hatte eine Menge Spaß dabei. Bis auf eine Sache hat sie mir wirklich ausgezeichnet gefallen; der Schreibstil, die Figuren, die Dramatik und die Idee mit dem Briefeschreiben/-verstecken unter der Stiftebox, ich fand das originell und wirklich echt. Also wirklich sehr schön!

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich eigentlich auf die Figur Alex. Also ... das Ende ist okay, das passt, macht die Story rund und alles. Aber ich finde, da geht noch mehr. Du könntest da noch was rausholen und die Geschichte rundum ausgezeichnet machen, finde ich. Also verstehe mich nicht falsch, ich bin niemand, der sich Happy Ends wünscht oder der es hasst, dass Alex ein Arschloch ist. Klar, ich hasse das als Leser, aber wäre das schlüssig und organisch in der Geschichte, dann wäre es in Ordnung für mich. So ... ich habe das Gefühl, du enthältst mir als Leser zum Schluss einfach etwas. Im Prinzip geht es mir nur um die Figur Alex, ich finde sie wirklich super - bis zum letzten Absatz. Ich sehne mich wie gesagt nicht nach einem Happy End, aber ich hab nicht das Gefühl, dass das in der Eisdiele Alex ist. Würde so ein Typ wirklich ellenlange Briefe über Wochen schreiben? Nur, um dann das Mädchen auszulachen? Ich nehme dir das nur zu 80% ab, muss ich sagen. Es ist okay, aber nicht die 100%, für mich.
Was ich mir total gewünscht hätte, wäre, wenn sie den Typen kennenlernen würde, Alex, und er ihr überhaupt nicht gefallen würde. Sein Lieblingstier ist nicht die Biene sondern sind Kröten, und er ist ein bisschen kleiner als sie und hat Akne auf der Stirn und schlecht sitzende Klamotten an. Sie ist total enttäuscht von dem Date, also ein bisschen zumindest, und dann weiß sie danach auch gar nicht, wie sie ihm verklickern soll, dass das nichts wird. Und dann lädt er sie auch noch zum Krötengucken abends ein, und irgendwie merkt sie dann, dass sie trotzdem gut zusammenpassen und er ihr viel geben kann. Hört sich jetzt schnulzig an, aber irgendwie sowas hätte ich mir gewünscht. (War jetzt nur ein Beispiel, um dir anschaulich zu machen, was ich meine.)
Mir ist das Ende an der Stelle einfach zu abrupt - weil ich nicht glaube, dass das Alex ist, und weil ich ein bisschen das Gefühl habe, da hat es sich die Autorin einen Tick zu einfach gemacht und schon Schotten dicht gemacht.
Also wenn du an der Stelle noch weiter auserzählen würdest, und mir mit diesem Alex noch eine weitere tolle und eigene Figur vorstellen würdest, und Leonie durch die Begegnungen mit ihm mehr lernen und wachsen würde als das durch das jetzige Ende, könntest du (für mich persönlich) den Sprung von einer sehr guten hin zu einer großartigen Coming-of-age-Geschichte schaffen. Trau dich ruhig, da noch einen Schritt weiter zu gehen, ich glaube, dass du das hinbekommst. Ist nur meine Meinung.

Habs wirklich sehr gerne gelesen! :)

Gruß
zigga

 

Hej Tintenfisch,

zu und zu reizend diese Teenie-Geschichte.
Deine Charaktere haben alle ihren angemessenen Platz und ihren Raum. Das ist toll. Die Freundin, die Mutter, Timo. Besonders gut gefällt mir, dass du aus Leo keine Heldin gemacht hast. Oder eine "Prinzessin". Noch interessanter hätte es sein können, wenn sie nicht so sympathisch wäre. Meinetwegen hätte Sie Timo gegenüber nicht so sanft sein müssen, ihm zeigen, wie sie über den Verlauf ihrer "Beziehung" denkt, seit sie sechs Jahre alt waren. Aber das ist nicht so wichtig. Nur eine Empfindung, die in mir beim Lesen der homogenen Geschichte aufkam. Sehr froh bin ich natürlich, dass es endete, wie du es enden ließest.

Nein, das wäre ja albern, ganz ehrlich, nur wegen ein paar bescheuerter Zettel, da heul ich doch nicht.

Ein schöner Schlusssatz.

Ich werde deine Geschichte andere (Teenager) lesen lassen. ;)

Freundlicher Gruß und ein schönes Wochenende, Kanji

 
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Hallo Tintenfisch,

eine sehr schöne und super geschriebene Geschichte.

Tintenfisch, keine Ahnung, wie alt du bist und inwieweit du dich erst in deine Leonie hineindenken musstest, aber du triffst für mein Empfinden voll ihre Befindlichkeit. Dein Text liest sich locker in einem durch, hält die Spannung und lässt mich voll teilhaben an dem, was mit und in Leonie geschieht.
Auch ihre Frustbewältigung am Ende hat mir sehr gut gefallen.

Allerdings ging es mir im ersten Moment wie zigga: Auch mir fehlte am Schluss eine Erklärung, warum sich dieser Alex so verhält, wie er sich eben verhält. Aber dann habe ich mir gedacht, dass das ja das Besondere deiner Geschichte ist, dass du streng auf der Seite Leonies bleibst und ausschließlich alles aus ihrer Perspektive betrachtest.
Und mir als Leser geht es zum Schluss deshalb wie ihr: Was mit Alex wirklich los ist, warum er sich so mies verhält, bleibt im Dunkeln. Damit muss ich als Leser, damit muss Leonie leben. Solche Situationen gibt es. Und Leonie ist um eine (blöde) Erfahrung reicher.

Eine für mein Empfinden in sich völlig runde Geschichte, die dir wirklich gut gelungen ist.

Ein paar Kleinigkeiten:

Annika hat sich zu mir rüber gebeugt und wirft einen Blick auf den Zettel.
rübergebeugt

„Läuft. Alles cool. Dir?“
Ist schon sehr knapp. ‚Bei dir?’ fände ich besser.

Timo knetet seine Hände.
Kann ich mir bei einem Jungen nicht so recht vorstellen.

Ich habe keine Lust, mir nochmal eine Frage auszudenken
noch mal (Kommt später noch einmal)

Ich schaue auf meine Füße hinunter und weiß nicht,

die die Fußgängerzone entlang gehen.
entlanggehen


Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Tintenfisch,

ich schließe mich gerne den Lobreden der Vorkommentierer an. Schöne Geschichte, kommt bei Mädels im Alter Deiner Protagonistin bestimmt gut an. Leonie ist Dir sehr glaubwürdig gelungen, Du vermittelst ein stimmiges Bild eines Teenies.
Kleine Meckerei zu einer Formulierung:

stattdessen hängen ihm schulterlange blonde Haare ins Gesicht
Auf das "schulterlange" könntest Du hier für meinen Geschmack verzichten. Irgendwie klingt Schulter und Gesicht in dem Zusammenhang merkwürdig. Korinthenkackerei, ich weiß.
Kleine Meckerei zur Dramartugie:
Das mag durchaus daran liegen, dass ich aus dem Alter schon so lange raus bin, aber mir wird nicht recht klar, warum Leonie den Timo so unangenehm findet. Er verhält sich ja nun nicht total aufdringlich oder lästig. Mag sie ihn optisch nicht? Sieht sie ihn als Bruder und spürt, dass er das anders sieht? Das dürfte für meinen Geschmack etwas deutlicher gesagt werden. Aber wie erwähnt, kann an mir liegen.
Zu Alex: geht mir wie zigga, nicht ganz glaubwürdig, dass er sich so viel Mühe mit den Zetteln macht und so viel schreibt, wenn er sie nur veralbern will. Meiner Meinung nach ist das aber auch gar nicht nötig. Ich könnte mir vorstellen, dass kurze, knappe Zettel, einfach immer nur Frage-Antwort-Frage-Antwort ... für Leonie reizvoll genug sein könnten. Geheimnisvolles ist immer reizvoll und könnte völlig ausreichen um sie so neugierig zu machen, dass sie den Typen kennenlernen möchte.
Mit dem Titel der Geschichte bin ich nicht hundertprozentig glücklich, aber auch das ist Geschmacksache. Ich glaube, mir hätte etwas wie "Verzettelt" besser gefallen.
Dennoch, ich meckere auf hohem Niveau, im Großen und Ganzen hat mich die Geschichte angesprochen und unterhalten, danke dafür.

Gruß vom Blaustrumpf

 

Oh, schon so viele Kommentare! Ich freu mich :)

... und fang mal von oben an mit deinem Kommentar, zigga,

vielen Dank für dein Lob, juhu! :D

Das mit Alex kann ich gut nachvollziehen, wurde ja auch noch in den anderen Kommentaren erwähnt.

Den Schluss selbst würde ich ungern ändern. So, wie du es vorgeschlagen hast, wäre es sicher auch ein guter Schluss geworden und eine runde Geschichte, aber es wäre eine andere, und ja, irgendwie möchte ich schon genau dieses Ende ;)

Aber: ich überlege, ob es glaubwürdiger wäre, wenn er keine seitenlangen Zettel schreibt, sondern eben nur kleine. So hatte ich mir das eigentlich auch vorgestellt. Deswegen sagt Leonie auch an einer Stelle, dass sie eigentlich über nichts Besonderes schreiben. Nur sie selbst interpretiert da mehr rein. Insofern ist das mit dem Zettel in DIN-A-5-Größe vielleicht zu viel. Das werde ich rausnehmen.
Ansonsten glaube ich tatsächlich, dass Jungs (und Mädchen!) in diesem ALter sich auch "grundlos" (oder um sich cool zu fühlen) richtig scheiße verhalten können - mir ist zwar zum Glück selbst noch nie so was passsiert, hab aber Ähnliches mal mitbekommen.

Vielen Dank für deinen Kommentar!

***

Liebe Bea Milana,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar und das "große Kompliment" - es ist echt schön zu hören, dass sie dir so gut gefallen hat und du Spaß beim Lesen hattest :)

Wünsche dir auch schöne Ostertage!

Lieben Gruß,

Tintenfisch

 

Aber: ich überlege, ob es glaubwürdiger wäre, wenn er keine seitenlangen Zettel schreibt, sondern eben nur kleine. So hatte ich mir das eigentlich auch vorgestellt. Deswegen sagt Leonie auch an einer Stelle, dass sie eigentlich über nichts Besonderes schreiben. Nur sie selbst interpretiert da mehr rein. Insofern ist das mit dem Zettel in DIN-A-5-Größe vielleicht zu viel. Das werde ich rausnehmen.

Das klingt jetzt total paradox, wenn ich dir das sage, aber: Wenn du nichts ausbaust, würde ich alles so lassen, wie es ist. Das passt schon. Ich finde gerade diese Wendung, dass der Junge ihr erst DIN-A-5-Blätter vollschreibt, und sie dann auslacht, ganz gut. Da bleibt Platz zum Nachdenken: Wieso tut er das? Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendein pubertierender 15jähriger sich erst total auf die Nachrichten reinflasht, ihm das dann aber peinlich ist, und er dann so eine Nummer abzieht.
Ich plädiere weiterhin für Ausbau, einfach, weil ich die Geschichte echt gerne mag (und mehr lesen will :D), aber wenn nicht, würde ich alles so lassen, wie es ist - es funktioniert und ist gut ... meine Meinung. Ist auch eine schöne Fallhöhe und eine Wendung durch die langen Briefe, weil man dieses Verarschen als Leser so nicht kommen sieht - wären die Zettel bloß klein und spärlich beschmiert und man würde merken, der Junge gibt sich keine wirkliche Mühe, dann ist das Ende auch nicht mehr so überraschend und man denkt sich nicht so ganz hart DU ARSCHLOCH! Weil sie sich ja durch die langen Briefe schon Hoffnungen macht - wahrscheinlich mehr, als wenn es kurze Schnipsel wären. Aber mach mal, wie du denkst, Tintenfisch! Just my two cents.

 

Hallo Tintenfisch,

zunächst dachte ich mir beim Lesen des Textes: Was für eine süße Geschichte! Diese old-school Liebesbriefchen bzw. kurzen, versteckten Nachrichten im Zeitalter der elektronischen Kurznachrichten. Und es wäre auch eine kleines, nettes Geschichtchen geblieben, wäre da nicht noch der Bruch (mit der schönen, naiven Welt) am Schluss gekommen, der uns doch mehr vom Leben erzählt, als der harmlose Anfang vorzugeben schien. Ich habe das Gefühl, dass eine solche Situation unter Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen recht real ist und somit authentisch erzählt wird. Nicht derjenige ist im Unrecht, der dem armen Mädchen so böse mitspielt (dies wäre die Erwachsenensicht), sondern derjenigen, der auf diesen "Scherz" hereinfällt. In dieser Beobachtung steckt viel "Wahrheit" - und so bleibt mir dein Text durch diese gewonnene "Relevanz" auch viel mehr im Gedächtnis, als wenn da nur eine nette 08/15 Geschichte erzählt worden wäre.

Deine Sprache bzw. dein Erzählstil gefallen mir auch sehr gut. Schnörkellos, leicht und genau. Gut gemacht, diese Erzählung! Hab ich gerne gelesen, obwohl ich zuerst dachte, dass ich mich nicht unbedingt als Zielpublikum für diese Art Text begreifen würde.

BN

 

Hallo @Tintenfisch,

mir hat sie auch sehr gut gefallen, deine Jugendgeschichte - auch deshalb, weil sie mal aus der Sicht eines Mädchens erzählt wird.
Eine sehr schöne Idee, dieses klassische Nachrichtenschreiben auf Zettelchen und dem Briefkasten unter der Stiftschale.

Sie muss schon arg leiden, deine Leonie: Da ist die Mädchenfreundschaft, die langsam Risse bekommt, die Bekanntschaft mit Timo, dem sie nicht sagen kann, dass sie ihn nicht will und zuletzt eine sich anbahnende Romanze die mit Demütigung endet. Du hast das schön miteinander verknüpft, konsequent durchgezogen; es gab keine holprigen Stellen und das hat mich deine Geschichte in einem Rutsch lesen lassen. Zwischendurch habe ich mich sogar mal gefragt, ob vielleicht Timo ... ? Das wär ja was gewesen ... :-)

Schön fand ich, wie du ohne viel Blabla Leonies Gefühlswelt zeigst. Mit der senffarbenen Rückenlehne, die plötzlich scheiße aussieht, graue Farbe, die sie an den Himmel klatschen möchte, Heulerei wegen des angebrannten Puddings … ja, Mädchen habens auch nicht leicht :-)
Gut gefallen hat mir auch die Jugendsprache - ich hatte da nie dich, die Autorin im Kopf, obwohl ich nicht weiß wie alt du bist.

Gefehlt hat mir aber dennoch ein bisschen was – du weißt ja, irgendwas ist immer.
Wieso lehnt sie den Timo eigentlich ab bzw. bringt sie es nicht fertig, ihm zu sagen, dass sie ihn nicht so mag, wie er sie? Da fehlt mir ein wenig das Verständnis, weil ich im Text nur vorfinde, dass es so ist. Aber kein Warum.
Und der Alex erscheint mir zu plötzlich. Klar, es gibt nichts, das es nicht gibt. Aber ich finde, es wäre nicht schlecht, wenn der Leser bisschen was über ihn erfährt. Leonie findet ihn hübsch. Und wenn ich mich so zurück erinnere ... also die gutaussehenden Kerle an meiner Schule sind mir immer aufgefallen, und so dachte ich beim Lesen: den muss sie doch schon mal auf dem Pausenhof, im Treppenhaus ... gesehen haben. Oder sie freut sich jeden Morgen darauf, wenn er in der XYZstraße dem Bus zusteigt. So ein kleiner Wink würde da schon genügen.
Abgesehen davon fand ich aber den Schluss richtig gut: Voll das Leben, diese fiesen kleinen Drecksäcke und ein Mädchen, dass sich einredet, nicht enttäuscht zu sein. Schön auch, wie du die Fotosynthese nochmal bringst.

Ich hab das sehr gerne gelesen, liebe Tintenfisch.

Ach ja, eins noch: Sätze in Klammern – vielleicht findest du da eine elegantere Lösung?

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Ich denke mir, dass Max auch nicht plötzlich – PENG! – vor ihr stand, sondern seit drei Jahren in unsere Klasse geht.

Hallo Tintenfisch,

die Geschichte ist einfach süß. Ich hab sie sehr sehr gerne gelesen. Das Zitat oben hab ich als Beispiel dafür eingebaut, wie sehr ich den trockenen Humor darin mag.
Was ich noch sehr mochte, war die Idee, die Verliebtheit über die Düfte zu zeigen. Zuerst nimmt sie an Annika den Pfirsich und Vanillegeruch wahr, dann kauft sie sich extra den reifen Geruch, das fand ich eine hübsche Idee und dann riecht die Mama an ihr auch einen neuen Geruch. Das ist sehr nett.
Also ich als Frau Novak hätte der Süßen ja echt den Timo gegönnt, weil ich den spannend und klasse finde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Im Ernst jetzt, eine Zeit lang habe ich befürchtet, der Zettelschreiber ist der Timo. Und dann hätten alle geschrieben "vorhersehbar" und und "Klischee" und "Chicklitromantizismus". Ich an vorderster Front. Aber so ist es, zwischen dem, was man sich wünscht, und der Literatur klafft oft ein gewaltiger Riss. :D

Eine Sache fehlt mir aber trotzdem in deiner Geschichte. Im Moment ist Alex nur ein fieses kleines Zettelchen schreibendes Weichei, das sich mit ihr einen Riesenspaß erlaubt. Ich sehe da ein Problem im Text. Erstens taucht der auf wie Robbi aus dem Sack. Außerdem passt sein Zettelchen schreiben nicht zu seinem sonstigen Verhalten. Wer so lange Zettel schreibt, hat dann schon ein Eigeninteresse, die über so einen Pennälerschwerz rausgeht. Klar, Ich weiß schon, dass es das gibt, grad bei Jungen, dass die zwar verliebt oder interessiert sind, sich dann aber vor ihren Freunden wie Brechstangen aufführen müssen, um ihre Coolheitsrolle nicht aufs Spiel zu setzen. Ich kann also nachvollziehen, dass dieser Alex vor seinen Freunden nicht romantisch oder gefühlsduselig aussehen will und deswegen so tut, als sei das alles nur ein Riesenspaß gewesen. Aber da man als Leser so gar keinen doppelten Boden an dieser Figur bemerkt, keine Gefühlschwankung, kein Zucken, passt das für mich einfach nicht ganz zusammen.
Ich weiß ja auch, woran das liegt, du kannst das Mädchen diese Doppelbödigkeit nicht registrieren lassen, dann würde das Ende nicht gehen.
Und wahrscheinlich ist das mal wieder so ein Wortkriegerding, dass wir immer vielschichtige Figuren haben wollen. Aber erzählt haben wollte ich es dir trotzdem. :D Wenn du da noch einen Dreh hingekriegt hättest.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Kanji,

danke für deinen Kommentar! Hab mich darüber gefreut :)
Inetressant, dass du die Protagonistin ein wenig zu sympathisch fandest - hab meiner Schwester die Geschichte gezeigt und sie fand Leonie furchtbar :D
Oh, und dass dir mein Schlusssatz gefallen hat, hat mich auch echt gefreut, weil ich den gefühlte 100 mal umgeschrieben hab.

Ich werde deine Geschichte andere (Teenager) lesen lassen.
Das ist ja cool! Würde mich auch freuen, wenn du mir deren Feedback mitteilen würdest!

Schöne Ostern dir!

***

Hallo barnhelm,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar!

Tintenfisch, keine Ahnung, wie alt du bist und inwieweit du dich erst in deine Leonie hineindenken musstest, aber du triffst für mein Empfinden voll ihre Befindlichkeit.
Danke, das ist echt schön zu hören! (Bin aus dem Alter schon draußen :D)

Danke auch für die ganzen Hinweise auf die Kleinigkeiten, sind schon ausgebessert. (Außer das mit dem Kneten der Hände, da muss ich noch überlegen)

Zu Alex hab ich jetzt unten noch was geschrieben, weil sich da mehrere Kommentare drauf bezogen.

Auch dir wünsche ich frohe Ostern!

***

So, ich komm mal auf Alex zurück, weil dessen Figur hier Kritikpunkt in den Kommentaren von zigga, Blaustrumpf, Tintenfass und Novak war.

Ich habe mir das so vorgestellt: der sitzt in Bio und aus Langeweile legt er einen Zettel unter die Stiftschale. Dann kriegt er eine Antwort und schreibt zurück. Vielleicht zeigt er die Zettel auch seinem Kumpel, der daneben sitzt. Nur bedeutet es für ihn halt nichts, die schreiben ja wirklich nur über Belanglosigkeiten. Leonie interpretiert da zu viel rein. Und ich denke, spätestens ab dem Zeitpunkt, in dem sie ihn um ein Date bittet, ist ihm das auch klar und er und seine Kumpels findens dann irgendwie witzig, sie zu verarschen.
Also, so in etwa. Im Grunde weiß Leonie es ja nicht.

Aber es kann ja irgendwie auch nicht sein, dass ich als Autorin meine Geschichte erklären muss, deswegen denke ich schon, dass ich das irgendwie mehr einarbeiten müsste. Ich glaube, ich möchte diesen Alex nicht weiter charakterisieren, denn er soll eigentlich für Leonie rätselhaft bleiben. Wäre auch schwer möglich, wenn ich aus Leonies Perspektive schreibe. Vielleicht sollte ich eher ihr "Hineinsteigern" übertriebener und deutlicher darstellen. Allerdings dürfte das dann auch wieder nicht ZU offensichtlich werden, denn dann ist der SChluss keine große Überraschung mehr.
Schwierig :D

Ich mach mir da noch mal Gedanken darüber. Die Geschichte soll ja fuktionieren, deswegen nehme ich eure Kritik da ernst. Danke schonmal für euren Hinweis!


Ich geh später noch weiter auf die Kommentare ein, wollte das mit Alex nur schon mal "vor die Klammer ziehen" ;)

Lieben Gruß,

Tintenfisch

 

Hallo Tintenfisch,

Egal wie alt du bist, uns trennen bestimmt fünfzig Jährchen. Trotzdem war mir so, als ob ich solche Mädchengeschichten gerade erst noch selbst erlebt hätte. Das liegt in erster Linie daran, dass du eine zeitlose Konstellation sehr glaubwürdig rübergebracht hast. Es gibt sie also noch, erste Verliebtheiten, die ohne Smartphone auskommen. Mädchen sind heute vielleicht selbstbewusster und können eine (vermeintliche) Niederlage besser wegstecken. Die Knaben fühlen sich eventuell nur in Gruppen "stark", wäre Alex der Leo allein begegnet, hätte sich die Geschichte auch anders entwickeln können.

Zweitens fühlte ich mich deiner Prota so nahe, weil ich mit meinen Enkeln unter einem Dach wohne. Elf (Anna) und dreizehn (Karl) - da bahnen sich augenblicklich ganz ähnliche Stories an. Ich bin manchmal Anlaufstelle für Klagen wegen Kränkungen, Zickenkrieg und Rivalitäten. Mädchen können sowas besser formulieren, das war schon immer so.

Der Alex kommt in deiner Geschichte nicht gut weg. Die Gründe für sein mieses Verhalten bleiben im Dunkeln. Solche Jungen gibt es, insofern akzeptiere ich auch, dass dein Fokus in erster Linie auf Leonie liegt.

Hat Spaß gemacht zu lesen. Bestimmt werde ich mit Anna darüber reden. Sie ist eine, die gerade das Geschichten schreiben für sich entdeckt hat.

Schöne Ostern wünsche ich dir

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfisch,

ich noch mal.
Ich finde es schön, dass du so offen bist. Aber ich wollt auch einfach mal sagen, nicht jeder Kommentator muss Recht haben und ich finde es (von hanz offensichtlichen Dingen mal abgesehen) wichtig, dass man bei einer richtigen Plotänderung erst mal abwartet und guckt.

Vielleicht sollte ich eher ihr "Hineinsteigern" übertriebener und deutlicher darstellen. Allerdings dürfte das dann auch wieder nicht ZU offensichtlich werden, denn dann ist der SChluss keine große Überraschung mehr.
Halt ich für keine gute Idee. Die Geschichte lebt doch gerade momentan davon, wie reizend diese beginnende Verliebtheit ist. Davon, wie sehr am Ende die Erwartung und das reale Geschehen auseinanderdriften und davon, wie tragisch es ist, dass die Kleine sich auch noch die Schuld an diesem Auseinanderdriften gibt.
Wenn es einer zu verantworten hätte, wäre es der Zettelschreiber, der falsche Erwartungen geschürt hat.
Nicht sie. Wenn du das Mädel jetzt übertreibst, würdest du die Balance zu Ungunsten des Mädchens verschieben.
Also - keine gute Idee. Ich würd einfach damit leben, dass es ein paar wenige gibt, die den Alex noch vielschichtiger hätten haben wollen. Schließlich bist du keine Auftragsschreiberin. Zumal die Geschichte uns allen ja ausnehmend gut gefallen hat.
Nochmal ganz liebe Grüße an dich
Novak

 

So, ich mach mal weiter ...

Danke, zigga, fürs nochmal Vorbei-Schauen. Ach, ich weiß auch nicht, was ich machen soll :D ich lass es erst mal so, wie es jetzt gerade ist.

***

Hallo Blaustrumpf,

danke für deinen Kommentar.

Leonie ist Dir sehr glaubwürdig gelungen, Du vermittelst ein stimmiges Bild eines Teenies.
Das freut mich! :)

Das mag durchaus daran liegen, dass ich aus dem Alter schon so lange raus bin, aber mir wird nicht recht klar, warum Leonie den Timo so unangenehm findet. Er verhält sich ja nun nicht total aufdringlich oder lästig. Mag sie ihn optisch nicht? Sieht sie ihn als Bruder und spürt, dass er das anders sieht?
Ja, sie spürt, dass er etwas von ihr will, und sie nicht, und das ist ihr unangenehm, weil sie ihn ja schon so lange kennt und ihn auch nicht vor den Kopf stoßen will. Also, sie findet ihn nicht als Mensch an sich unangenehm, sondern eben die Situationen mit ihm. Ich hatte gehofft, dass das z.B. durch dieses "zu nahe neben sie setzen" rüber kommt ...

Danke für deinen Hinweis mit den "schulterlangen Haaren". Du hast recht, der SAtz klingt tatsächlich etwas komisch, werd ich ändern!

Vielen Dank für deine Zeit und freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! Schöne Ostern!

***

Hallo BlueNote,

schön, dass du vorbeigeschaut hast.

Nicht derjenige ist im Unrecht, der dem armen Mädchen so böse mitspielt (dies wäre die Erwachsenensicht), sondern derjenigen, der auf diesen "Scherz" hereinfällt.
Find ich schön, dass du das geschrieben hast, so empfinde ich das auch.

Danke für deinen netten Kommentar und dass du meine Geschichte gern gelesen hast, obwohl du nicht zur "Zielgruppe" gehörst, freut mich natürlich!
Auch dir schöne Ostern!

Lieben Gruß,

Tintenfisch

 

Maria, schade, dass man hier keine Kommentare nominieren kann. Deiner wärs jetzt. :D

 

Hallo Tintenfass,

vielen Dank für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir die Geschichte im Großen und Ganzen gefallen hat :) besonders schön finde ich, dass du nie mich als Autorin im Hinterkopf hattest, sondern die Sprache authentisch fandest.
Wenn Timo am Ende der Zettelschreiber gewesen wäre, das wäre sicher ein süßes Ende geworden und kein so gemeines, ja :D

Dass diese Alex-Figur nicht auf allgemeine Begeisterung stößt, habe ich schon gemerkt, dazu hab ich ja oben schon was geschrieben.

also die gutaussehenden Kerle an meiner Schule sind mir immer aufgefallen
echt? Mir irgendwie nicht :D
Aber ich versteh was du meinst, er kommt halt so aus dem Nichts irgendwie, ja ...
Schön, dass dir der Schluss trotzdem gefallen hat!

Ach ja, eins noch: Sätze in Klammern – vielleicht findest du da eine elegantere Lösung?
Ja, da würde mir schon eine einfallen, aber irgendwie ... wollte ich das mal ausprobieren. ;)

Danke für deine Zeit und einen schönen Ostersonntag dir noch!


***

Hallo Novak,

danke, dass du vorbeigeschaut hast und das gleich zweimal.

die Geschichte ist einfach süß. Ich hab sie sehr sehr gerne gelesen. Das Zitat oben hab ich als Beispiel dafür eingebaut, wie sehr ich den trockenen Humor darin mag.
freut mich sehr!

Schön, dass dir das mit den Düften aufgefallen ist :)

Also ich als Frau Novak hätte der Süßen ja echt den Timo gegönnt, weil ich den spannend und klasse finde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Im Ernst jetzt, eine Zeit lang habe ich befürchtet, der Zettelschreiber ist der Timo. Und dann hätten alle geschrieben "vorhersehbar" und und "Klischee" und "Chicklitromantizismus". Ich an vorderster Front.
Mich hat es ja eher erstaunt, dass sich hier einige Timo als Zettelschreiber gewünscht hätten! Aber irgendwie find ich es ja auch ganz schön, dass Timo wenigstens hier ein paar Fans gefunden hat, wenn Leonie ihn schon nicht wollte :D

Zu Alex hab ich ja schon im vorigen Kommentar schon was geschrieben.

Hat mich sehr gefreut, dass du darauf dann nochmal enigegangen bist.

Aber ich wollt auch einfach mal sagen, nicht jeder Kommentator muss Recht haben und ich finde es (von hanz offensichtlichen Dingen mal abgesehen) wichtig, dass man bei einer richtigen Plotänderung erst mal abwartet und guckt.
Ja. Damit hast du recht, ich muss auch lernen, dass man nicht immer alle Leser gleich "begeistern" kann. Ich zweifel dann halt immer sehr schnell an mir, vor allem, wenn mehrere Leser die gleiche Sache bemängeln. Und wenn jemand schreibt "Das war schön, ABER ..." dann stürze ich mich im Zweifel auf das ABER und blende das "schön" aus.
Also, vielen Dank, dass du mir da ein bisschen Mut gemacht hast.

Schöne Ostern dir noch! :)

***

Hallo wieselmaus und maria.meerhaba,

vielen Dank euch fürs Vorbeischauen! Eure Kommentare beantworte ich später - nur, dass ihr wisst, dass ich euch nicht vergessen oder übersehen hab ;)


Lieben Gruß an alle,

Tintenfisch

 

Hallo wieselmaus,

danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren!

Egal wie alt du bist, uns trennen bestimmt fünfzig Jährchen. Trotzdem war mir so, als ob ich solche Mädchengeschichten gerade erst noch selbst erlebt hätte. Das liegt in erster Linie daran, dass du eine zeitlose Konstellation sehr glaubwürdig rübergebracht hast.
Das ist ein schönes Lob!

Hat mich gefreut, dass du beim Lesen Spaß hattest - und auch, dass du mit deiner Enkelin vielleicht drüber sprechen willst (ich hoffe, sie bleibt beim Schreiben!).


***

Liebe liebe liebe liebe maaria.meerhaba,

DANKE für den genialsten Kommentar aller Zeiten, den ich auch sofort nominieren würde! Vielen Dank, dass du mich so an deinen Gedanken während des Lesens hast teilhaben lassen, das ist SO COOL!

Das klingt wie Bravo Ich hatte als kleines Mädchen auch ein Abo, meine Mutter dachte, es wäre nur ein harmloses Blatt. Und diese kitschigen Foto-Love-Stories habe ich nicht nur alle gelesen, sondern auch noch gebannt verfolgt :3
Bravo GIRL :D (weiß gar nicht, obs die noch gibt. Hatte aber bedauerlicherweise kein Abo :D)

Als einzige Türkin (na ja, ich bin ein Mischling) in der Klasse war das wohl mein Platz und auch wenn ich gebettelt habe, dass ich vorne sitze, ließen es die Lehrer nicht zu,
was sind das für Lehrer?! (sorry, das war jetzt off-topic, aber das musste sein)

Nicht nur, dass deine Erzählerin sich darüber geärgert hat, ich habe es auch getan und ich bin so froh darüber, dass sie keine Antwort erhalten hat :3 Okay, ich werde jetzt nichts mehr Positives hervorheben!
:D

Ach, was soll’s, ich muss das hier positiv hervorheben: Den Neid ihrer Freundin, den spürt man sofort! Und auch wenn du nicht viel über sie erzählt hast, sie hat ein komplettes Gesicht bekommen! Nice.
:D
nein, im Ernst: freut mich, dass das bei dir so rübergekommen ist!

Den Fehler habe ich jetzt aber deutlich bemerkt: Brezel
Bei Brezel bin ich mir nie sicher. In München schauen einen alle böse an, wenn man Brezel sagt :p

Ich finde, du solltest das streichen. Also den ersten Satz: Schweigen. Wenn sie ihren Kopf gegen die Scheibe lehnt und über Anika denkt und der Dialog unterbrochen dadurch wird, ist es ja klar, dass geschwiegen wird.
Das ist ein super Hinweis, so hab ich das noch gar nicht gesehen! Werd ich ändern.

Und weil ich eine dumme Kuh bin: Liegt jetzt jede Stunde ein Zettel unter der Schale oder jede Biostunde?
Ich meinte jede Biostunde. Du hast recht, ist eigentlich nicht die korrekte Bezeichnung, ich hab das beim Schreiben gar nicht bemerkt.

Du baust die Spannung echt gut auf!
Oh, das freut mich! Ich hab immer Angst, dass meine Geschichten stinklangweilig sind.

Das ist so geil! In der ganzen Hektik, die sie hatte, in dem ganzen Gefühlschaos, das sie fühlte, da habe ich (!) Timos Konzert auch vergessen
HA WIE COOL!! Ich hab mich beim Schreiben nämlich gefragt, ob das klappt, dass der Leser Timo auch vergisst (und hab eigentlich eher daran gezweifelt)

ICH HASSE DICH TINTENFRESSE!
:D :D

Bah, das war so gut. Das ist echt … echt eine tolle Jugendgeschichte. Du schaffst es, dass ich mich mit ihr identifiziere, dass ich sie werde, das gleiche fühle, mein Erinnerungen mit ihrer verknüpfe, dass ich zu Leona werde. Das ist ganz groß. Das ist toll, das liebe ich. Gern gelesen, Supergeschichte, Superfiguren, 1 zu 1 was man in der Realität erwartet und vielleicht auf nicht die gleiche Art, aber auf eine ähnliche Art erlebt hat.
Oh Mann, ist das schön. :) Danke!

Ich hab mich, wie gesagt, sehr über deinen Kommentar gefreut und hatte vermutlich MINDESTENS so viel Spaß dabei, ihn zu lesen, wie du an der Geschichte.

Danke für deine Zeit!

Lieben Gruß an euch beide und schönen Abend euch noch!

Tintenfisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfisch

Ich hab deinen Text gelesen, gleich nachdem du ihn eingestellt hattest. Tolle Erzählstimme. Die trägt und man hört der Erzählerin gerne zu, mit so einer Stimme lässt sich sehr viel machen, das passt. Überhaupt finde ich das einen guten Text, der mir sehr gefallen hat. Das wollte ich schon mal loswerden, bevor ich zu meinem Anliegen komme.

Ich hab vor kurzem einen Text geschrieben, wo es ebenfalls zu einem durch einen Brief ausgelösten fingierten Date und zu einer entsprechenden Demütigung kommt. Ich hab den Text nicht hier eingestellt, aber ich wollte warnend darauf hinweisen, weil es vielleicht erklärt, was ich im Folgenden schreibe: Denn wenn man an einem Thema nahe dran ist, entwickelt man (zu) spezifische Vorstellungen, wie ein entsprechender Text auszusehen hat.

Also, nach der ersten Lektüre hat mir was gefehlt. Zunächst dachte ich, es fehle an Tiefe, auch an Komplexität. Ein zweiter Gedanke, den ich hatte, war, dass man Timo ohne Verlust aus der Geschichte rausstreichen könnte, der trägt nichts zur Handlung bei.

Dann aber hab ich die Geschichte noch mal gelesen und gemerkt, ach so, die Erzählerin erlebt da zwar eine Demütigung, aber so ganz unschuldig geht sie ja auch nicht durchs Leben, denn dadurch, dass sie nicht auf Timos Konzert erscheint, demütigt sie ihn zwar nicht, verletzt ihn aber durchaus. Da gibt es so eine Art Parallele, Timo als Figur macht Sinn und der Text (bzw. meine Lektüre) erreicht jetzt auch die Tiefe, die ich zunächst vermisst habe - er gibt mir Anlass, über verschiedene Formen der Kränkung nachzudenken, die bewusste, die unbewusst-nachlässige, über die jugendliche Verletzlichkeit generell etc. Dadurch, dass die Erzählerin Timo verletzt, gewinnt der Text in meinen Augen sehr.

Ich weiss nicht, ob du das so beabsichtigt hast, wie ich das im zweiten Durchgang gelesen habe. Falls ja, dann bin ich mir allerdings nicht sicher, ob du das noch etwas stärker herausarbeiten könntest. Nicht durch Tell oder so, aber vielleicht durch eine Umstellung der Passagen. Vielleicht lässt sich Timo auch plottechnisch etwas besser einbinden. Denk mal drüber nach.
Auf alle Fälle hatte ich nach der zweiten Lektüre einen deutlich besseren, d.h. noch besseren Eindruck vom Text.

Und doch. Das geht mir am Ende zu schnell. Einerseits wegen Alex - das haben andere schon angemerkt. Der taucht mir zu plötzlich auf, gewinnt kaum an Kontur und zack, die Geschichte ist fertig.

Zweitens und wichtiger: Mir ist die Auseinandersetzung mit der Demütigung zu kurz und der Text insgesamt zu glatt. Du zeigst die Leugnungsphase und dannach blendest du ab. Verdammt, jetzt fängt es doch erst an, (psychologisch) spannend zu werden. Wie geht die Erzählerin mit der Sache um? Sieht sie jetzt ihr Verhältnis zu Timo in einem anderen Licht? Was erzählt sie ihrer Freundin? Sinnt sie auf Rache? Geht etwas in ihr in die Brüche?
Ich hätte einfach Bock darauf, die Erzählerin besser kennenzulernen. Denn bisher erscheint sie mir in vieler Hinsicht als typisches, d. h. normales Mädchen. Das meine ich nicht abwertend. Die Situation, die du am Ende des Textes kreierst, wäre allerdings die ideale Gelegenheit, so richtig in die Tiefe ihrer Seele zu blicken, ums mal pathetisch auszudrücken.

Gestern hab ich mir "Festen" angeschaut und die Pointe, dass der Sohn vom Vater missbraucht wurde, die wird von eben diesem Sohn nach 20 Minuten Spielzeit oder so in den Raum gestellt - im Rahmen einer Rede zum 60. Geburtstag des Vaters. Und jetzt handelt der ganze Rest des Films nur noch davon, wie die Familie und auch die Festgemeinschaft mit dieser Nachricht umgeht. Verdrängung, Leugnung, etc. Ich fand das wahnsinnig eindrücklich, weil Vinterberg genau dort ansetzt, wo die meisten anderen Regisseure abgeblendet hätten. Aber ich schweife ab.

Klar, das, was ich vermisst habe, ist wohl nicht die Geschichte, die du erzählen wolltest - deshalb auch die Warnung zu Beginn meines Kommentars. Aber du hast mir da einfach Appetit auf mehr gemacht. Und doch, ja schon: Wenn du Geschichten erzählen möchtest, die sich eingraben ins Bewusstsein der Leser, und ich denke, das könntest du, dann darfst du an den Stellen, wo es schwierig wird, nicht abblenden. Das hab ich mir nach der Lektüre zumindest gedacht. Ob du damit was anfangen kannst, ist eine andere Sache. Nimms als Anregung, um darüber nachzudenken.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Tintenfisch,

ich hab deinen Text durch marias Empfehlung gelesen und will gar nicht viel dazu sagen, da schon viel gesagt wurde und ich vermutlich nicht viel Neues noch einbringen kann. Dennoch wollte ich dir mitteilen, dass ich deine Geschichte sehr gerne gelesen habe, dass ich deiner Protagonistin gerne mal in den Arsch getreten hätte, oder ihr gesagt hätte, dass sie mal ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben soll - und dann hat mich dein Ende ehrlich gesagt ziemlich unvorbereitet getroffen. Das fand ich gut, und auch gar nicht zu plötzlich, wie es hier anscheinend andere aufgefasst haben, denn letztlich hast du ja in dem Leser (oder wenigstens in mir) die gleiche Reaktion ausgelöst, wie in deiner Protagonistin: Diese absolute Überraschung, dieser Schock-Moment, beziehungsweise dieser Moment, indem einem langsam aber sicher klar wird, dass man vorgeführt wurde, und das seit Anfang der Geschichte, oder halt seit Wochen im Falle der Protagonistin. Ich kann es gerade nicht so gut beschreiben, aber am Ende hatte ich das Gefühl, an der Stelle der Protagonistin zu sitzen und selbst diese Demütigung zu erfahren, das hat mich irgendwie gepackt.
Kurzum, ich finde, dass die Empfehlung berechtigt ist und freue mich, dass ich dadurch auf deinen Text gestoßen bin.

Liebe Grüße vom Sommerdieb :)

 

Oh Mann, Wahnsinn, was ihr euch hier für Zeit und Mühe gebt für so lange, hilfreiche Kommentare und dass ihr zum Teil sogar zweimal vorbeischaut! (das richtet sich jetzt an alle) Vielen Dank!
Das wollte ich nur mal vorab sagen.

Ich bin die nächsten zwei Tage viel unterwegs, deswegen wird sich meine Antwort auf die letzten Kommentare ein bisschen verzögern. Aber ich hab sie gesehen und mich darüber gefreut und ich geh darauf ein, sobald ich wieder Zeit und Ruhe habe :)

Ein schönes Wochenende euch!

 

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