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Nichtsdestotrotz

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06.10.2017
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Nichtsdestotrotz

Die französischen Trucker sind ihr die liebsten. Wenn sie sich unterhalten, mit sanften Stimmen über den Tisch murmeln, dann klingt das nach Abendwind und Rotwein und Meer, obwohl es wahrscheinlich um LKW-Maut oder Reifenabnutzung geht. Sie kennt die meisten von ihnen. Die Fahrer übernachten gerne auf dem Autohof und freuen sich, wenn sie Dienst hat. Salut! Ça va, ma belle? Ihr Französisch reicht aus, um die Späße zu verstehen, die sie machen. Sie ist aufmerksam und schnell und weiß meistens schon vorher, wer was bestellen wird: Käsespätzle und Cola für Yves, zwei Bratwürste, Sauerkraut und ein großes Pils für Etienne. Wenn sie Pause hat oder spätabends, wenn nichts mehr los ist, raucht sie mit den Fernfahrern manchmal eine Zigarette vor der Tür. Gemeinsam schauen sie den Urlaubern zu, wie sie mit Waschtaschen und Handtüchern über den Parkplatz schlappen, sich die Zähne putzen gehen, um dann in ihren Caravans oder im PKW zu übernachten.

Auch sie hat schon im Auto geschlafen, als sie noch mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren ist. Es kommt ihr vor, als wäre das gar nicht so lange her: ihr Vater am Lenkrad, der sich eine Zigarette anzündet und mit Mutter hinter einer Rauchwand verschwindet. Kamel-Atem nennt sie das für sich, diesen Qualm. Meistens hat sie hier hinten ihre Ruhe. Solange ihre Mutter da ist und die Anschlussseite im Straßenatlas nicht sofort findet oder die Ortsnamen falsch ausspricht – solange hat sie ihre Ruhe. Nur ab und zu erinnert sich ihr Vater an sie, zum Beispiel, wenn er sich eine neue Zigarette anzündet, dann sagt er manchmal: „Dass du mir ja nicht anfängst zu rauchen!“, und er sagt das so, als hätte sie es bereits getan. Im gleichen Ton, wie er auch Flach wie ein Brett! sagt, als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brüste noch so klein sind, obwohl sie schon fünfzehn ist. So findest du nie einen Mann: Flach wie ein Brett! Als ob sie ihren Vater persönlich verletzen wollte, als wäre es das Gleiche wie die Drei in Mathe, mit der sie ein ganzes Zeugnis voller Einsen und Zweien vergiftet hat. Mathe braucht sie zum Glück später nicht mehr, weil sie sowieso Germanistik studieren wird. Sie besitzt ein Kästchen mit Karteikarten, auf die sie Wörter schreibt, die ihr bemerkenswert erscheinen. Wenn sie märchenhaft klingen zum Beispiel, wie Vermaledeit oder Alldieweil, oder lustig wie Techtelmechtel, oder so vollkommen deutsch wie Ernsthaftigkeit. Und Wörter, die nur geschrieben existieren, die sie noch nie jemanden sprechen gehört hat, wie jäh oder rittlings. Vielleicht wird sie später ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben, dann hätte sie bereits einen reichen Fundus.

Sie übernachten auf einem Campingplatz, weil sie nicht die ganze Strecke an einem Tag schaffen. Ihr Vater baut das kleine Zelt auf, mit dem er und Mutter früher durch die Gegend gezogen sind, als sie noch nicht ihre Eltern waren. Sie kann sich nicht vorstellen, dass die beiden jemals anders waren, als sie jetzt sind. Nach dem Abendessen verschwinden sie im Zelt, müde nach der langen Fahrt, und am Morgen wollen sie ganz früh los. Sie selbst wird im Auto schlafen. Die Sitze sind nach hinten geklappt und sie kuschelt sich in ihren Schlafsack. Eigentlich ist das richtig schön und fühlt sich erwachsen an, als wäre sie ganz alleine hierher gefahren. Vielleicht denken das ja diese französischen Jugendlichen von ihr, die ihre Zelte neben dem ihrer Eltern stehen haben und jetzt im Kreis davorsitzen: Dass sie alleine bis hierher gefahren ist und nun ganz lässig in ihrem Wagen schläft. Heute hier, morgen dort. Aber die können sie wahrscheinlich gar nicht sehen, weil es dunkel ist im Auto. Außerdem liegt sie ja auch und hebt nur manchmal den Kopf, um rauszuschauen.

Die Franzosen haben eine Gitarre dabei. Es sind zwei Mädchen und drei Jungs, nicht viel älter als sie selbst, vielleicht ein oder zwei Jahre. Der Junge mit den braunen Locken singt am lautesten: Er hat eine gute Stimme, irgendwie rau und trotzdem verständnisvoll, aber das liegt bestimmt an dieser Sprache, die immer so klingt. So schön, als könnte man damit gar nicht richtig meckern. Wie er wohl heißt, denkt sie, Benoît vielleicht. Oder sogar Serge, wie der Sänger von diesem gehauchten Liebeslied. Sie würde sich gerne zu ihnen setzen, leise mitsingen oder wenigstens summen. Später könnte sie ihnen ein paar von ihren besonderen Wörtern beibringen. Nichtsdestotrotz zum Beispiel. Wie das wohl klingen würde, wenn die das versuchen, das wäre sicher lustig. Sie könnte es ihnen auf einen Zettel schreiben, wie sie es aussprechen müssen: Nichçe de s’deaux troittez oder so ähnlich. Und dann lachen sie zusammen darüber, hauchen noch ein paar Lieder, Serge legt seinen Arm um ihre Schultern und irgendwann ist Ruhe ... Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.

Irgendwann ist Ruhe und die Franzosen murmeln nur noch leise Sätze. Sie trinken Wein aus der Flasche und die Jungs und eines der Mädchen rauchen. Sie selbst hat schon fast geschlafen, aber jetzt denkt sie auf einmal, warum nicht, eigentlich. Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe, bis sie eine Camel und das Feuerzeug von vorne geangelt hat, kurbelt ihr Fenster ein wenig herunter und zündet sich die Zigarette an. Hoffentlich kommen die Eltern nicht raus, hoffentlich müssen die jetzt nicht aufs Klo, denkt sie, und ihr Herz trommelt Alarm, aber auch, weil dieser Junge kurz rübergeguckt hat.

Die Autoscheiben sind beschlagen, als sie geweckt wird. Es ist noch kühl; die Sonne geht gerade auf und ihre Eltern haben schon alles eingepackt.
Vor den Zelten der Franzosen liegen zwei leere Weinflaschen und etwas verstreut auch die Korken. Sie bückt sich schnell und hebt einen davon auf. Idiotisch ist das eigentlich, aber sie stellt sich trotzdem vor, wie der Junge irgendwann den braunen Lockenkopf aus dem Zelt streckt und gähnt und wie sein Blick dann auf die zwei Flaschen und den einen Weinkorken fällt. Und er wird genau wissen, wer den anderen Korken genommen hat: dieses geheimnisvolle Mädchen, das alleine in einem Opel quer durch Frankreich fährt und Rauch aus dem Fenster bläst wie eine Femme fatale. Und dann wird er an sie denken: Er wird Zeit seines Lebens an sie denken, wann immer er eine Flasche Wein öffnet.
„Du hast doch nicht etwa geraucht?“, fragt ihr Vater, als sie losgefahren sind. Aber das kann gar nicht sein, denkt sie, dass jemand, der vorne im Auto sitzt und eine nach der anderen qualmt, riechen kann, dass am Abend zuvor jemand von der Rückbank durch den Fensterschlitz gepafft hat. Das kann der gar nicht riechen. „Sie raucht doch nicht, wie kommst du denn darauf“, sagt ihre Mutter und schüttelt missbilligend den Kopf. „Ich frag ja auch nur“, sagt ihr Vater.
Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.
„Doch“, hört sie sich sagen und presst die linke Hand ganz fest um den Weinkorken von Serge, „doch, habe ich.“

*
Vince ist drei Jahre älter als sie und hat nichts auszusetzen an ihren Brüsten. Er arbeitet in einer Autowerkstatt und fährt einen alten BMW, an dem er ständig herumbastelt. Seine Haut riecht nach Motoröl, sogar dann, wenn er gerade aus der Dusche kommt. Das hatte sie damals gleich gerochen, als sie mit ihren Freundinnen im Fluss schwimmen war und genau vor ihr jemand aus dem Wasser geschossen kam: „Hi, ich bin Vince, der Schrecken der Meere!“, sagte er, eine männliche Nixe, die prustend und schnaufend ihre nassen Haare nach hinten schleuderte. Sie musste lachen, weil eine Alge auf seiner Stirn klebte.

Seitdem er den Job nicht mehr hat, wartet er oft vor ihrer Schule, um sie abzuholen. Die wummernden Bässe aus den Lautsprecherboxen kann sie schon hören, während sie noch im Unterricht sitzt und die Fragen für die Deutschhausaufgaben von der Tafel abschreibt. Trotzdem hupt er noch einmal extra, als er sie kommen sieht. Er zieht ihren Kopf herüber, küsst sie kurz und reicht ihr eine Zigarette. Sie bläst den Rauch aus dem Fenster, nebelt ein paar Schulkameraden ein – diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Dann fahren sie einfach durch die Gegend, rauchen und hören Musik dabei. Manchmal schaut sie zu, wenn er an den Autos seiner Kumpels schraubt. Wenn es warm ist, fahren sie zum Fluss und bleiben dort, bis die Nacht beginnt. Bis es viel zu spät ist, um noch Hausaufgaben zu machen, und ihr Vater über seinem eigenen Gemotze längst eingeschlafen ist.
Langsam hat sie sich daran gewöhnt: an den Qualm in ihrem Hals, den Nikotingeschmack, an die harte Musik, die Vince hört, an die Liebe, von der sie früher glaubte, sie würde sich anders anfühlen, weicher irgendwie.
Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie und nimmt ihre Reisetasche, die sie gestern Nacht heimlich gepackt hat. Die können sie jetzt endgültig mal! Unten vorm Haus wartet Vince. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag und sie werden zusammen wegfahren, bis nach Frankreich oder sogar noch weiter, mal sehen.

Nach sechzig Kilometern fängt der Motor an zu stottern. Es stinkt und qualmt wie aus einer Nebelmaschine, wie bei diesem Konzert von Slayer, auf dem sie vor kurzem waren, und es klingt auch so. Sie halten auf dem Standstreifen und Vince öffnet die Motorhaube. „Oh Mann! Das ist sowas von zum Kotzen, verdammte Scheiße, verf…“
„Et voilà la merde!“, sagt sie und lacht ein bisschen. Sogar das klingt schön auf Französisch. Sie zerteilt die Rauchwolken mit ihren Händen und versucht gleichzeitig, Vince‘ Flüche wegzuwedeln: Verdammter Dreck, zum Kotzen alles, der verfickte Scheißjob weg und jetzt das Scheißauto kaputt, elende Mistkarre, Drecksmotor …
„Ach, komm schon! C'est la vie! Das geht bestimmt zu reparieren …“, sagt sie und legt ihre Hand auf seinen Unterarm. So blöd das jetzt ist, sie freut sich trotzdem irgendwie, dass nun alles noch abenteuerlicher wird. Vielleicht müssen sie heute hier übernachten, weil der Abschleppdienst schon Feierabend hat, denkt sie, das wäre doch was! Sie wird in den nächsten Ort laufen und schnell noch etwas zu essen kaufen, bevor die Läden schließen. „Ich kann uns ja Brot holen und Käse oder so“, sagt sie, „und ein paar Bier oder eine Flasche Wein und dann machen wir …“
Vince tritt auf einmal gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal er mit seinem Auto umgeht. Wortlos knallt er die Motorhaube zu und setzt sich zurück ins Auto. Nach mehreren Versuchen startet er den röchelnden Wagen, zündet sich eine Zigarette an, legt den Gang ein, und sie fahren weiter. Obwohl es unfassbar dröhnt und knattert, ist es viel zu still.
"Wenn wir nachher irgendwo ...", versucht sie, das Schweigen zu brechen, aber Vince blickt aus dem Seitenfenster, zieht an seiner Zigarette und sagt: "Halt einfach das Maul jetzt."
Sie schaffen es gerade noch bis zu einem Autohof.

Sie sitzt auf der Bank vor diesem Restaurant, in dem sie gestern und heute gefrühstückt haben, und wartet auf Vince. Der Shell-Atlas liegt auf ihren Knien und sie blättert sich durch Europa, doch irgendwann schließt sie einfach die Augen, weil die Sonne direkt auf ihr Gesicht scheint: Herrlich ist das. Sie werden surfen lernen am Atlantik, im warmen Sand liegen, bis es dunkel wird, Wein trinken und exotische Gerichte probieren: komplizierte Köstlichkeiten à la Irgendwaise. Vielleicht finden sie einen Job in einer kleinen Bar am Strand.
Ein Schwarm Krähen zieht vorüber und sie stellt sich vor, es wären Möwen.
Salut! Salut! verabschieden sich zwei französische Trucker, steigen in die Kabinen und hupen noch einmal kurz, lassen diese lauten LKW-Hörner ertönen, so dass der Asphalt vibriert und ihr Magen kribbelt. Es klingt wie der Auftakt zu einem Chanson, wie ein Riesenakkordeon, das in die Kontrabass-Melodie der Autobahn einstimmt. Man könnte tatsächlich ein Lied komponieren, denkt sie, aus Fahrzeuggeräuschen und Stimmengewirr.
Sie öffnet die Augen erst wieder, als sich ein Schatten vor die Sonne schiebt und Vince sich schwer neben sie auf die Bank fallen lässt. Er riecht nach Benzin und Tabak und Axe-Shampoo. Er riecht wie derjenige, mit dem sie bis ans Ende der Welt fahren wird.
„Die haben es hingekriegt“, sagt er und streckt die Beine von sich. „Der Wagen ist fertig.“
„Das ist ja prima – ich hab’s doch gleich gesagt. Dann können wir ja jetzt“, sagt sie und schlägt die Seiten im Atlas auf, zwischen denen noch immer ihr Finger liegt. „Guck mal, wir könnten ja hier …“
„Schweineteuer ist das“, sagt Vince. „So viel habe ich gar nicht, die spinnen. Aber.“
Er klopft sich eine Zigarette aus der Schachtel und betrachtet seine Stiefel.
„Aber was?“, fragt sie.
Ein Polizeiwagen fährt vorüber, das Martinshorn ein Trompetensolo.
„Die können jemanden gebrauchen. Die haben mir einen Job angeboten“, sagt er und lässt das Feuerzeug aufflammen.
„Ja, und?“
„Nix und“, sagt er, „ich mach das natürlich. Was denn sonst.“
Der Shell-Atlas rutscht von ihren Knien. „Und ich …“, sagt sie.
Vince grinst ein bisschen, fast verlegen sieht er aus, und zeigt mit dem Daumen nach hinten. An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht.

*​

Sie liegt neben David, schaut auf sein schlafendes Gesicht, würde am liebsten die Konturen seines Mundes und seiner Nase mit ihrem Finger nachziehen, aber sie will ihn nicht wecken.
Es ist seltsam, dass man für jemanden, den es eigentlich gar nicht geben sollte, so viel Liebe empfinden kann, denkt sie, und ob, wenn er anders aussehen würde, es dann genauso wäre. Oder ob es dieses einmalige Gefühl so nur für ihn geben kann, für exakt seine Version aus einem Pool von Milliarden anderer Möglichkeiten, und dass es einfach sein verdammtes Glück war, genau er geworden zu sein.
„Mamamam“, sagt David und lächelt sie an.
Als David auf die Welt kam, war sie überrascht von der Intensität der Liebe, die über sie hereinbrach wie eine nachträgliche Wehe. Obwohl sie unfassbar müde war, weil er nächtelang durchweinte und den ganzen Tag schrie; obwohl ihre Brust entzündet war, obwohl Vince anfing, gegen die Schränke zu treten und zu brüllen, dass es zum Kotzen wäre und er keinen Bock mehr hätte auf den ganzen Scheißdreck: den Scheißjob und das Scheißbaby und den elenden Mist hier! Eines Tages fuhr er einfach los und sie wusste nicht, ob er wiederkommen würde. Sie wusste auch nicht, ob es wirklich schlimm oder vielleicht sogar gut wäre, wenn er wegbliebe, aber sie spürte auf einmal eine bisher nicht gekannte Kälte an ihrem Rücken hinaufkriechen. Egal, wie das hier ausging – sie würde für immer frieren.
Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen. Irgendwann in der Morgendämmerung brummten die Trucks sie in den Schlaf.
Am Abend klingelte es an der Tür. Sie schluckte die restlichen Tränen hinunter und schaute vorsichtig nach. Es war Bea aus dem Tankstellenshop, die sich Sorgen gemacht hatte, mit einer Flasche Rotwein in der einen und einem belegten Baguette in der anderen Hand: ein zweibeiniger Lawinenhund.

*​

Die beiden Jungs spielen Raststätte mit ihren Matchboxautos, machen Brumm- und Hupgeräusche und fahren die Fugen der Bodenfliesen entlang. David geht in den gleichen Kindergarten wie Julian, Beas Sohn. Sie sind beste Freunde und spielen oft zusammen, mal bei ihr, mal bei Bea.
„Guck mal, Mama! Der Papa! Rengdeggedeng!“, ruft David und schiebt einen kleinen BMW über den Boden. Dabei kennt er seinen Vater kaum. Vince war noch ein paarmal aufgetaucht, aber irgendwann mit dröhnenden Bässen, wehenden Haaren und frisiertem Motor für immer abgezischt.
„Nein, Julian! Das ist mein Auto! Mama, Julian hat meinen Ferrari genommen!“
Sie blättert in einer Broschüre der Abendschule. Es wird ungefähr drei Jahre dauern, das Abitur nachzuholen. Vielleicht geht es bei ihr schneller, sie stand ja schon kurz vor dem Abschluss.
„Mama! Guck, die tanken hier!“, ruft David. „Mama, die tanken!“ Ihr kleiner Sohn hat alle Autos ordentlich vor der Playmobil-Tankstelle aufgereiht.
Anschließend wird sie ein Lehramtsstudium aufnehmen: Deutsch und Französisch – das liegt ihr.
„Prima, mein Tigerbär“, sagt sie, „ganz toll hast du das gemacht, richtig toll, wie die tanken!“ Zum Glück ist Bea nicht da, die würde sicher wieder mit den Augen rollen.
Sie lobt David für alles, egal, was er sagt und tut.

*​

Wäre David ein Mädchen, würde sie ihm täglich versichern, dass er die schönsten Brüste auf der ganzen Welt hätte.
Bea sagt, sie verwöhne ihn zu sehr, sie müsse härter durchgreifen. Vielleicht hat sie Recht: Er macht schon viel Mist in letzter Zeit. Sie wird ab jetzt etwas strenger sein.
„Fang bitte nie an, zu rauchen“, sagt sie, „Versprichst du mir das?“
„Ich bin doch nicht bescheuert!“, sagt David und lacht heiser.
Seit er im Stimmbruch ist, klingt er wie Vince, und sie hofft, er wird später anders sein. Am liebsten würde sie ihn an sich drücken wie früher, als könnte ihre Umarmung ihn davor bewahren, nach seinem Vater zu kommen.
„Ich höre auch auf mit dem Rauchen“, sagt sie, „ich höre auch bald auf.“

Während der Zigarettenpause bringt sie den französischen Truckern ein paar ihrer deutschesten Wörter bei. J’nourge traqueçe sagen sie, machen ernste Gesichter dabei und glauben, sie klingen wie Hitler.
Wenn Serge unter ihnen wäre, dick und glatzköpfig wie das Michelin-Männchen, dann würde sie ihn nicht erkennen.
Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummern echte Adressen.

Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Der Abendwind trägt den Sound der Autobahn herüber: ein gleichmäßiges Summen, ein Lied ohne Text. Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.

 

Hey @Raindog,
eine schöne melancholische Geschichte von dir, hat mir sehr gut gefallen. Hab die Komms nur teilweise überflogen, bin also weitestgehend unbeeinflusst. Irgendjemand hat was von Roadmovie gesagt. Daran hat es mich auch erinnert. An diesen Traum von Freiheit der auf irgendeiner Autobahnraststätte endet.

Raindog schrieb:
Er riecht nach Benzin und Tabak und Axe-Shampoo
Ich hatte mal einen Freund, der war Punk, und ich dachte damals, Urlaub mit ihm müsste das größte Abenteuer der Welt sein. Aber dann hielt er sich nur an die vorgegebenen Wanderwege. Den grünen, den roten und den blauen, und bevor er an neuen Orten selber guckte, ist er lieber zur Touristeninformation gegangen. Daran erinnert mich dein Vince. Für die Prota ist er wahrscheinlich der Traum von einem Kerl. Einer, der aussieht als führe er ans Ende der Welt mit ihr. Kippe im Mundwinkel, Tatoos (denk ich mal), ein echter Kerl halt, so wie in den echten Roadmovies. Dabei ist er nichts weiter als ein kleiner Spießer, der nur so tut als ob, und dass er "Halt die Fresse" schreit, macht ihn weiß Gott nicht zum Mann.
Und so wie es aussieht, ist die Prota dann ja auch auf besagter Raststätte hängengeblieben mit ihren Träumen vom besseren Leben. Und konzentriert sich völlig auf ihren Sohn, der sie an Vince erinnert und irgendwo sicher auch an ihren Vater. Traurige Sache. Aber toll umgesetzt!

Raindog schrieb:
als wäre es das Gleiche wie die Drei in Mathe
Wär ich über 'ne Drei in Mathe froh gewesen!

Raindog schrieb:
wie Vermaledeit
Das klingt für mich nicht märchenhaft.

"Nach sechzig Kilometern fängt der Motor an, zu stottern."
Kein Komma vor "zu", denke ich.

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße!

 

Liebe @Chai,

Schön, dass du auch wieder bei meiner neuen KG dabei bist!

eine schöne melancholische Geschichte von dir, hat mir sehr gut gefallen.
Und das freut mich natürlich! :)
Irgendjemand hat was von Roadmovie gesagt. Daran hat es mich auch erinnert. An diesen Traum von Freiheit der auf irgendeiner Autobahnraststätte endet.
Das finde ich gut. Beim Schreiben hatte ich das gar nicht so im Fokus, aber wenn es so wirkt, habe ich rein gar nichts dagegen!

Deine Kommentare finde ich insofern immer besonders, weil du jedes Mal so absolut versuchst, dich in die Protas reinzudenken und sie mit realen Personen vergleichst.

Ich hatte mal einen Freund, der war Punk, und ich dachte damals, Urlaub mit ihm müsste das größte Abenteuer der Welt sein. Aber dann hielt er sich nur an die vorgegebenen Wanderwege.
Siehste, das meine ich.
Und so ähnlich ist das auch mit Vince, das stimmt.
Für die Prota ist er wahrscheinlich der Traum von einem Kerl. Einer, der aussieht als führe er ans Ende der Welt mit ihr. Kippe im Mundwinkel, Tatoos (denk ich mal [Ja ;)]), ein echter Kerl halt, so wie in den echten Roadmovies. Dabei ist er nichts weiter als ein kleiner Spießer
Ja, am Anfang findet sie den richtig klasse, dann merkt sie zwar schon, dass es vllt. nicht wirklich passt, aber sie glaubt noch daran, dass es sich fügt, und dann – weißte ja.
Und so wie es aussieht, ist die Prota dann ja auch auf besagter Raststätte hängengeblieben mit ihren Träumen vom besseren Leben.
Im Moment hängt sie da noch mit ihren Träumen.
Und konzentriert sich völlig auf ihren Sohn, der sie an Vince erinnert und irgendwo sicher auch an ihren Vater. Traurige Sache. Aber toll umgesetzt!
Danke!
Wär ich über 'ne Drei in Mathe froh gewesen!
Eben! Ich wüsste, auch nicht, was daran so schlimm ist - aber der Vater:rolleyes:

Das klingt für mich nicht märchenhaft.
Vermaledeit: Nicht märchenhaft schön, aber sowas gehört doch sicher zum Wortschatz einer bösen Fee!

Das Komma ist weg, danke.

Sehr gern gelesen.
Hat mich gefreut, liebe Chai, und ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

 
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Hallo Raindog!

Eine sehr schöne Geschichte erzählst du hier. Ich mag das total, wenn ich sofort in eine Story reingezogen werde, ich würde fast sagen, ich brauche das - egal ob hier auf Wortkrieger, im Buchformat oder als Serie -, dass ich eigentlich gar nicht reinlesen bzw. schauen will, aber dann den ersten Satz lese, den zweiten, und dann weiß ich schon, dass ich es zu Ende lesen werde. Das möchte ich mal wirklich loben, dass du das hier sehr schön schaffst, den Leser gleich an der Angel zu haben; man ist sich nach ein, zwei Sätzen schon sicher, welches Milieu, welche Thematik im Text angeschlagen wird, wie ein Versprechen des Autors, das ich gerne angenommen habe.

Am stärksten finde ich die Anfangsszene, die Rückschau zum Zelten mit den Eltern und den Schlussteil. Das wirkte sehr authentisch auf mich, ich war sehr nah an der Hauptfigur dran, und auch die Nebendarsteller wirkten so echt, dass ich nichts daran auszusetzen hätte.
Im Mittelteil sind einige Kleinigkeiten des Plots und der Figuren, die mir diese Authentizität etwas genommen haben, und für mich auch so ein wenig den Drive der Geschichte deswegen gebremst haben.

Hier im Einzelnen:

Vince ist drei Jahre älter als sie und hat nichts auszusetzen an ihren Brüsten. Er arbeitet in einer Autowerkstatt und fährt einen alten BMW, an dem er ständig herumbastelt. Seine Haut riecht nach Motoröl, sogar dann, wenn er gerade aus der Dusche kommt. Das hatte sie damals gleich gerochen, als sie mit ihren Freundinnen im Fluss schwimmen war und genau vor ihr jemand aus dem Wasser geschossen kam: „Hi, ich bin Vince, der Schrecken der Meere!“, sagte er: eine männliche Nixe, die prustend und schnaufend ihre nassen Haare nach hinten schleuderte. Sie musste lachen, weil eine Alge auf seiner Stirn klebte.

Seitdem er den Job nicht mehr hat, wartet er oft vor ihrer Schule, um sie abzuholen. Die wummernden Bässe aus den Lautsprecherboxen kann sie schon hören, während sie noch im Unterricht sitzt und die Fragen für die Deutschhausaufgaben von der Tafel abschreibt. Trotzdem hupt er noch einmal extra, als er sie kommen sieht. Er zieht ihren Kopf herüber, küsst sie kurz und reicht ihr eine Zigarette. Sie bläst den Rauch aus dem Fenster, nebelt ein paar Schulkameraden ein – diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Dann fahren sie einfach durch die Gegend, rauchen und hören Musik dabei. Manchmal schaut sie zu, wenn er an den Autos seiner Kumpels schraubt. Wenn es warm ist, fahren sie zum Fluss und bleiben dort, bis die Nacht beginnt. Bis es viel zu spät ist, um noch Hausaufgaben zu machen, und ihr Vater über seinem eigenen Gemotze längst eingeschlafen ist.

Die Einführung von Vince finde ich noch sehr gut.

Langsam hat sie sich daran gewöhnt: an den Qualm in ihrem Hals, den Nikotingeschmack, an die harte Musik, die Vince hört, an die Liebe, von der sie früher glaubte, sie würde sich anders anfühlen, weicher irgendwie.
Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie und nimmt ihre Reisetasche, die sie gestern Nacht heimlich gepackt hat. Die können sie jetzt endgültig mal! Unten vorm Haus wartet Vince. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag und sie werden zusammen wegfahren, bis nach Frankreich oder sogar noch weiter, mal sehen.
Diese zwei Punkte waren mir zu viel: Erstens die "harte" Liebe von Vince. Versteh mich nicht falsch, ich glaube schon, dass es sowas gibt; aber gleichzeitig vergleicht doch jeder die Liebe, die er beim Partner bzw. ersten Partner erfährt, mit der Liebe (platt ausgedrückt), die man von den Eltern erfahren hat; wieso sucht sie sich so einen Rowdy wie Vince? Ihre Eltern scheinen doch eigentlich ok zu sein. Es gibt klar so etwas wie jugendlicher Trotz. Aber küchenpsychologisch ausgedrückt, ein Mädel, das sich ein Arschloch sucht und bei ihm bleibt, bleibt bei ihm, weil die Art der Liebe etwas ist, die sie von zu Hause gewohnt ist. "Harte Liebe".
Ich habe das Gefühl, hier fehlt ein Teil: Die Entfremdung zwischen der Prot und ihren Eltern, der Hass, der sich auf die Eltern aufbaut, der dazu führt, dass sie sich bei Vince besser aufgehoben fühlt, als bei ihren Eltern. Ihr Vater, der vielleicht hart zu ihr ist, und die Liebe von Vince erinnert sie an diese Liebe bzw. sie fühlt sich "wohl" darin, weil sie es eben gewohnt ist, einschätzen kann und kennt.
Ich merke gerade, dass ich diese zwei Kritikpunkte meinerseits etwas vermische, aber sie gehören für mich auch zusammen: Wieso lässt sie sich auf Vince ein, wieso verlässt sie ihn nicht, wenn er sie komisch "hart" liebt (was sich ja später noch mehr offenbart) und wie konnte es so weit kommen, dass sie ihre Eltern so verabscheut, dass sie beschließt, abzuhauen?
Das kommt mir ein wenig flott und unerklärt für mich als Leser daher, weswegen ich erst mal gestockt habe und die ganze Sache dem Erzähler nicht ganz abkaufe konnte.

Ich fände es authentischer, wenn sie z.B. mit Vince heimlich an ihrem Geburtstag auf einen Roadtrip abhauen wollen würde, das würde ich ihr an dieser Stelle abkaufen. Aber dann würde der restliche Verlauf, das Leben im Rasthof nicht mehr passen. Hm ...


Nach sechzig Kilometern fängt der Motor an zu stottern. Es stinkt und qualmt wie aus einer Nebelmaschine, wie bei diesem Konzert von Slayer, auf dem sie vor kurzem waren, und es klingt auch so. Sie halten auf dem Standstreifen und Vince öffnet die Motorhaube. „Oh Mann! Das ist sowas von zum Kotzen, verdammte Scheiße, verf…“
„Et voilà la merde!“, sagt sie und lacht ein bisschen. Sogar das klingt schön auf Französisch. Sie zerteilt die Rauchwolken mit ihren Händen und versucht gleichzeitig, Vince‘ Flüche wegzuwedeln: Verdammter Dreck, zum Kotzen alles, der verfickte Scheißjob weg und jetzt das Scheißauto kaputt, elende Mistkarre, Drecksmotor …
„Ach, komm schon! C'est la vie! Das geht bestimmt zu reparieren …“, sagt sie und legt ihre Hand auf seinen Unterarm. So blöd das jetzt ist, sie freut sich trotzdem irgendwie, dass nun alles noch abenteuerlicher wird. Vielleicht müssen sie heute hier übernachten, weil der Abschleppdienst schon Feierabend hat, denkt sie, das wäre doch was! Sie wird in den nächsten Ort laufen und schnell noch etwas zu essen kaufen, bevor die Läden schließen. „Ich kann uns ja Brot holen und Käse oder so“, sagt sie, „und ein paar Bier oder eine Flasche Wein und dann machen wir …“
„Boah, halt’s Maul jetzt!“, schreit Vince und tritt gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal er mit seinem Auto umgeht. Er knallt die Motorhaube zu, startet den röchelnden Wagen nach mehreren Versuchen und sie schaffen es gerade noch bis zu einem Autohof.
Weiterhin stellt sich mir in diesem Absatz die Frage, weswegen sie mit jemandem mit Vince zusammen ist und auch bei ihm bleibt, nachdem sie ihn austicken sieht. Ich weiß, Raindog, das ist Meckern auf hohem Niveau und ich lange hier noch mal extra in die Wunde, aber ich denke, dein Text könnte hieran noch wachsen. Wieso entscheidet sie sich für jemanden, der aggressiv wird und bleibt dennoch bei ihm und zieht ihn ihren Eltern vor?

Das Fettmarkierte von Vince fand ich etwas drüber. Das war so, als ob du jetzt etwas einlösen müsstest, was du dem Leser in den Szenen vorher schon aufgebaut und versprochen hast: Er ist jemand, der sie angreift, zu Anfang natürlich erst mal verbal. Vielleicht wirkt das für mich nicht so stark, weil diese Szene kommt: Das Auto geht kaputt, Vince wird wütend, und dann warte ich als Leser schon darauf: Aha, wann beleidigt er sie jetzt?
Viel stärker würde der Angriff bzw. die Beleidigung wirken, finde ich, wenn sie etwas leiser daherkommen würde, nicht mal im Affekt, sondern in der Nachhitze danach. Das würde ihr noch mehr in die Magengrube gehen.
Oh Mann, ich weiß, in anderer Texte rumkrakeln ist immer etwas ... unangebracht, aber ich kann diesen Kritikpunkt nicht anders erklären, als ihn als "Textvorschlag" eben hier mal niedergeschrieben zu haben. Ich hoffe, das macht dir nichts aus und vielleicht inspiriert es dich. Ich zumindest habe ein wenig das Gefühl, dass Vince' Angriff so etwas authentischer und vielleicht auch nicht so vorhersehbar wirkt (aber ich kann mich natürlich irren):

Vince tritt gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal er mit seinem Auto umgeht. Er knallt die Motorhaube zu und startet den röchelnden Wagen nach mehreren Versuchen. Er zündet sich eine Zigarette an, legt den ersten Gang ein und spricht kein Wort. Gerade, als sie ansetzt, etwas zu sagen, zieht er an der Zigarette, blickt aus dem Seitenfenster und sagt: "Halt einfach das Maul jetzt."
Sie schaffen es gerade noch bis zu einem Autohof.


Ok, dann fahren die beiden weiter, er bekommt ein Jobangebot und sie bleiben in Frankreich.
Ich frage mich: Suchen ihre Eltern denn gar nicht nach ihr? Eigentlich müssten sie doch nach ihr suchen, oder? Und denkt sie denn nie an ihre Eltern? Bekommt sie nicht irgendwann Gewissensbisse oder Sehnsucht oder sieht die Beziehung zu ihren Eltern plötzlich anders, möchte Kontakt aufnehmen - gerade nach der Geburt? Hier fehlt mir etwas, das wiederum dieses authentische Gefühl, das ich über weite Strecken in deinem Text habe, nimmt; was schade ist!

Wieder komme ich auf die Beziehung zwischen den Eltern und der Tochter zurück, dass mir hier etwas fehlt, damit ich das Handeln der Prot verstehen und nachvollziehen kann. Sie müssen doch furchtbar und grausam gewesen sein, dass sie so hart den Kontakt abbricht und abhaut!

Eines Tages fuhr er einfach los und sie wusste nicht, ob er wiederkommen würde. Sie wusste auch nicht, ob es wirklich schlimm oder vielleicht sogar gut wäre, wenn er wegbliebe, aber sie spürte auf einmal eine bisher nicht gekannte Kälte an ihrem Rücken hinaufkriechen. Egal, wie das hier ausging – sie würde für immer frieren.
Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen. Irgendwann in der Morgendämmerung brummten die Trucks sie in den Schlaf.
Am Abend klingelte es an der Tür. Sie schluckte die restlichen Tränen hinunter und schaute vorsichtig nach. Es war Bea aus dem Tankstellenshop, die sich Sorgen gemacht hatte, mit einer Flasche Rotwein in der einen und einem belegten Baguette in der anderen Hand: ein zweibeiniger Lawinenhund,
ab hier fand ich es wieder sehr gut.


Raindog, ich hoffe du kannst etwas mit meinem Feedback anfangen.

Mein Hauptkritikpunkt orientiert sich daran, dass ich über die Beziehung zwischen der Tochter und ihren Eltern nicht ganz im Klaren bin, dass ich das Gefühl habe, da fehlt etwas, dass dieses krasse Verhalten der Tochter - Abhauen, Hingezogenfühlen und Nichtverlassen Vince', kompletter Kontaktabbruch zu den Eltern, das Nicht-Suchen der Tochter seitens der Eltern - erklärt. Oder habe ich da etwas überlesen?
Mein Ratschlag wäre, in die Richtung noch ein, zwei oder drei Szenen einzubauen, in dem Teil des Textes, bevor und/oder in dem Vince das erste Mal auftaucht. Ich möchte die Eltern sehen, wie sie absolut scheiße sind, ich möchte spüren, wie die Prot sie oder ihren Vater richtig hasst, sich immer mehr zu Vince flüchtet und sich schließlich nachvollziehbar dazu entschließt, an ihrem 18. Geburtstag abzuhauen.

Nichtsdestotrotz habe ich das sehr gerne gelesen, habe ich ja anfangs schon gesagt. Ich habe auch das Gefühl, dass du dich weiterentwickelt hast, ich kann nicht genau beschreiben, wieso, aber es ist so ein Gefühl. Sprachlich, plottechnisch, auch auf die Figuren bezogen. Gefällt mir alles sehr gut, in welche Richtung du gehst, welche Themen du anschlagen willst. Bleib dran!

Beste Grüße
zigga

 

Hallo @zigga,

klasse, dass du dir dire Zeit für meine Geschichte genommen hast, und dann auch noch so viel!

Eine sehr schöne Geschichte erzählst du hier. Ich mag das total, wenn ich sofort in eine Story reingezogen werde
Und ich freue mich total, dass das geklappt hat!
dass ich eigentlich gar nicht reinlesen bzw. schauen will, aber dann den ersten Satz lese, den zweiten, und dann weiß ich schon, dass ich es zu Ende lesen werde.
Yessss! :)
man ist sich nach ein, zwei Sätzen schon sicher, welches Milieu, welche Thematik im Text angeschlagen wird, wie ein Versprechen des Autors, das ich gerne angenommen habe
nochmal Yessss! :):)
Im Mittelteil sind einige Kleinigkeiten des Plots und der Figuren, die mir diese Authentizität etwas genommen haben, und für mich auch so ein wenig den Drive der Geschichte deswegen gebremst haben.
Und ich sage schon mal an dieser Stelle: Da hast du auch recht …
Diese zwei Punkte waren mir zu viel: Erstens die "harte" Liebe von Vince. Versteh mich nicht falsch, ich glaube schon, dass es sowas gibt; aber gleichzeitig vergleicht doch jeder die Liebe, die er beim Partner bzw. ersten Partner erfährt, mit der Liebe (platt ausgedrückt), die man von den Eltern erfahren hat; wieso sucht sie sich so einen Rowdy wie Vince? Ihre Eltern scheinen doch eigentlich ok zu sein.
Ich denke, deine Fragen (und einigen anderen ging es wohl auch so), hängen damit zusammen, dass ich da wirklich zu wenig gezeigt habe. Ich hatte gehofft, die Andeutungen zu Beginn, das Verhalten des Vaters betreffend (immer nur am Nörgeln, obwohl sie ein super Zeugnis hat, das Runtermachen wegen der körperlichen Spätentwicklung, dass vorauseilende Gemecker für den Fall, dass sie raucht, das subtil angedeutete Runtermachen der Mutter, wenn sie etwas nicht richtig macht) würden genügen, die Wandlung der Prota zu ihrer Anti-Haltung nachvollziehbar zu machen. Dass sie zugibt, geraucht zu haben, obwohl sie es gar nicht hätte sagen müssen – das soll so der Urknall sein. Dass später, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Geschichte weitergeht, noch einiges Krasses passiert sein muss zwischen ihr und den Eltern, habe ich gehofft, denkt man sich.
Aber eben:
Ich habe das Gefühl, hier fehlt ein Teil: Die Entfremdung zwischen der Prot und ihren Eltern, der Hass, der sich auf die Eltern aufbaut, der dazu führt, dass sie sich bei Vince besser aufgehoben fühlt, als bei ihren Eltern. Ihr Vater, der vielleicht hart zu ihr ist, und die Liebe von Vince erinnert sie an diese Liebe bzw. sie fühlt sich "wohl" darin, weil sie es eben gewohnt ist, einschätzen kann und kennt.
Und wenn das so ist, werde ich mir mal in Ruhe überlegen, was ich da noch tun kann. Ich hatte zu Beginn das Ziel, die Geschichte noch kürzer und straffer zu schreiben, aber dann waren so blöde Tell-Stellen drin, dass ich da schon nachgelegt habe. Aber dort eben nicht wirklich:
Wieso lässt sie sich auf Vince ein, wieso verlässt sie ihn nicht, wenn er sie komisch "hart" liebt (was sich ja später noch mehr offenbart) und wie konnte es so weit kommen, dass sie ihre Eltern so verabscheut, dass sie beschließt, abzuhauen?
Sie hätte ihn irgendwann verlassen, aber er war schneller …;) Und mit den Eltern, wie gesagt, da denke ich mal drüber nach, was ich da mit wenigen Federstrichen tun kann. Denn nachvollziehbar sein soll es ja ...
Das kommt mir ein wenig flott und unerklärt für mich als Leser daher, weswegen ich erst mal gestockt habe und die ganze Sache dem Erzähler nicht ganz abkaufe konnte.
Ja, und ich kaufe dir ab, das das so rüberkommt.
Ich fände es authentischer, wenn sie z.B. mit Vince heimlich an ihrem Geburtstag auf einen Roadtrip abhauen wollen würde, das würde ich ihr an dieser Stelle abkaufen. Aber dann würde der restliche Verlauf, das Leben im Rasthof nicht mehr passen. Hm ...
Ja, auch da gebe ich dir Recht, und du hast es erkannt: sie muss ja irgendwie auf dem Rasthof landen, sonst wäre es nicht diese Geschichte. Manchmal muss man etwas konstruieren und dann hakt es gleich etwas ...
Weiterhin stellt sich mir in diesem Absatz die Frage, weswegen sie mit jemandem mit Vince zusammen ist und auch bei ihm bleibt, nachdem sie ihn austicken sieht. Ich weiß, Raindog, das ist Meckern auf hohem Niveau und ich lange hier noch mal extra in die Wunde, aber ich denke, dein Text könnte hieran noch wachsen. Wieso entscheidet sie sich für jemanden, der aggressiv wird und bleibt dennoch bei ihm und zieht ihn ihren Eltern vor?
Meckern auf hohem Niveau hatte ich schon in einem andern Komm, das ist ja fast so schön wie ein Lob! :lol: Nein, alles gut, ich finde es richtig, dass du meckerst und deinen Finger immer wieder auf die Stellen hältst, wo es nicht richtig passt, weil es ja nur so besser werden kann.
Viel stärker würde der Angriff bzw. die Beleidigung wirken, finde ich, wenn sie etwas leiser daherkommen würde, nicht mal im Affekt, sondern in der Nachhitze danach. Das würde ihr noch mehr in die Magengrube gehen. … aber ich kann diesen Kritikpunkt nicht anders erklären, als ihn als "Textvorschlag" eben hier mal niedergeschrieben zu haben. Ich hoffe, das macht dir nichts aus und vielleicht inspiriert es dich. Ich zumindest habe ein wenig das Gefühl, dass Vince' Angriff so etwas authentischer und vielleicht auch nicht so vorhersehbar wirkt (aber ich kann mich natürlich irren): Vince tritt gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal er mit seinem Auto umgeht. Er knallt die Motorhaube zu und startet den röchelnden Wagen nach mehreren Versuchen. Er zündet sich eine Zigarette an, legt den ersten Gang ein und spricht kein Wort. Gerade, als sie ansetzt, etwas zu sagen, zieht er an der Zigarette, blickt aus dem Seitenfenster und sagt: "Halt einfach das Maul jetzt."
Ja, es inspiriert mich in der Tat, ich verstehe genau, was du meinst. Bei mir ist die Stelle einfach zu klischeehaft vorhersehbar, und die Richtung, die du ansprichst, ist viel subtiler und überraschender. Ich werde das ändern.
Ok, dann fahren die beiden weiter, er bekommt ein Jobangebot und sie bleiben in Frankreich.
Bis Frankreich kommen sie ja nicht mal, nur 60 Km von zuhause entfernt. Das ist nur die Route, die nach Frankreich führt. Und vielleicht hat tatsächlich deine Annahme, sie wären schon in Frankreich oder sonstwo, auch diese Gedanken noch verstärkt:
Ich frage mich: Suchen ihre Eltern denn gar nicht nach ihr? Eigentlich müssten sie doch nach ihr suchen, oder? Und denkt sie denn nie an ihre Eltern? Bekommt sie nicht irgendwann Gewissensbisse oder Sehnsucht oder sieht die Beziehung zu ihren Eltern plötzlich anders, möchte Kontakt aufnehmen - gerade nach der Geburt? Hier fehlt mir etwas, das wiederum dieses authentische Gefühl, das ich über weite Strecken in deinem Text habe, nimmt; was schade ist!
Damit, dass sie ja relativ nah an zuhause ist, habe ich im Hintergrund die Möglichkeit offen gelassen, dass sie zu Freunden und Familie schon Kontakt haben könnte. Also, die Eltern wissen, wo sie ist. Aber sie will mit ihnen nichts mehr zu tun haben (oder nur ganz wenig). Sie hat jetzt dort auf dem Autohof erstmal eine Wohnung und einen Job und will (wollte) ja eigentlich das Abi nachholen und auch studieren.
Wieder komme ich auf die Beziehung zwischen den Eltern und der Tochter zurück, dass mir hier etwas fehlt, damit ich das Handeln der Prot verstehen und nachvollziehen kann. Sie müssen doch furchtbar und grausam gewesen sein, dass sie so hart den Kontakt abbricht und abhaut!
Ja, also ich sehe, da muss wirklich noch was rein. Ich muss die Eltern schrecklicher machen … :xxlmad:

ab hier fand ich es wieder sehr gut.
:bounce:
Raindog, ich hoffe du kannst etwas mit meinem Feedback anfangen.
Ja, und ob! Das hilft mir sehr. Es sind ja auch wirklich die Stellen, die ich sehr vernachlässigt und von denen ich gehofft habe, ich käme damit durch. Na, hat eben nicht ganz geklappt … Wirklich gut, dass du das so deutlich gemacht hast!
Mein Hauptkritikpunkt orientiert sich daran, dass ich über die Beziehung zwischen der Tochter und ihren Eltern nicht ganz im Klaren bin..... Oder habe ich da etwas überlesen?
Das Nicht-Suchen habe ich ja erklärt, so ist es nicht wirklich. Überlesen hast du auch nichts – meine Andeutungen, die das Verhältnis zum Vater betreffen und in welche Richtung das dann geht, sind eventuell nicht stark bzw. glaubwürdig genug.
Mein Ratschlag wäre, in die Richtung noch ein, zwei oder drei Szenen einzubauen, in dem Teil des Textes, bevor und/oder in dem Vince das erste Mal auftaucht. Ich möchte die Eltern sehen, wie sie absolut scheiße sind, ich möchte spüren, wie die Prot sie oder ihren Vater richtig hasst, sich immer mehr zu Vince flüchtet und sich schließlich nachvollziehbar dazu entschließt, an ihrem 18. Geburtstag abzuhauen.
Und wie gesagt, ich lass‘ mir was einfallen.
Nichtsdestotrotz habe ich das sehr gerne gelesen
Und das ist wunderbar :).
Ich habe auch das Gefühl, dass du dich weiterentwickelt hast, ich kann nicht genau beschreiben, wieso, aber es ist so ein Gefühl. Sprachlich, plottechnisch, auch auf die Figuren bezogen. Gefällt mir alles sehr gut, in welche Richtung du gehst, welche Themen du anschlagen willst. Bleib dran!
Na, und wenn das nicht gut tut, dann weiß ich auch nicht! Danke!
Ich bin jetzt ein Jahr im Forum dabei und habe für mich schon echt viel gelernt hier - und wenn sich davon auch nur ein Bruchteil spürbar in einer Geschichte niederschlägt und dann noch jemand kommt und das sagt, dann bleibe ich natürlich dran! :thumbsup:

Lieber zigga, ich danke dir sehr für deinen Riesenkommentar, das hilft wirklich total.
Einen schönen Abend und viele Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Raindog,

eine schöne, melancholische Geschichte, die mich sehr berührt hat. Sprachlich gelungen und inhaltlich gut überlegt und ausgearbeitet. Das einzige Problem, das ich mit ihr hatte, war die Glaubwürdigkeit deiner Protagonistin:

Vince grinst ein bisschen, fast verlegen sieht er aus, und zeigt mit dem Daumen nach hinten. An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht.
Geht die von dir vorher als intelligente, lebensbejahende, fantasiebegabte, neugierige und sich frei entscheidende junge Frau wirklich diesen Weg? Bleibt sie nach dem Weggehen dieses eher oberflächlichen und eindimensionalen Vince einfach an dieser Raststätte stecken, bringt auch später nicht mehr die Kraft auf, ihr Leben zu verändern? Hält dieser kleine Zwischenfall sie nun ihr ganzes Leben fest an diesem tristen Ort? Du erklärst mir als Leser das mehr oder weniger mit ihrer Schwangerschaft und der Existenz des kleinen David. Aber haben die ihr alle Kraft geraubt, ihre Fantasie, ihre Neugierde?
Zumindest fehlt mir da etwas, irgendetwas, was mir erklärt, warum das so ist, wie es ist. Die Schwangerschaft allein reicht mir da nicht – und auch nicht die Sorge um David. Diese Frau, die ihr durch einen kleinen Zwischenfall (die Autopanne) gewendetes Leben akzeptiert, die sich nicht mehr aus ihm zu lösen vermag, ist nicht die, die du vorher beschreibst. Da ist für mich wenig, was mir diese Passivität und Schicksalsergebenheit erklärt. Warum geht sie nicht zurück zu ihren Eltern? So schrecklich finde ich die eigentlich nicht. Oder sucht eine Arbeit, die ihr die Möglichkeit gibt, nebenbei die Abendschule zu besuchen? Warum akzeptiert sie dieses triste Dasein? Da muss etwas her, was mir dieses Verhalten plausibel macht. Auch ihre Fantasie und ihr Sich-weg-Träumen erklären mir das nicht wirklich.
Sie wusste auch nicht, ob es wirklich schlimm oder vielleicht sogar gut wäre, wenn er wegbliebe, aber sie spürte auf einmal eine bisher nicht gekannte Kälte an ihrem Rücken hinaufkriechen. Egal, wie das hier ausging – sie würde für immer frieren.
Warum wird sie für immer frieren? Weil Vince weggegangen ist? Ist ihre Liebe zu ihm oder ihre Dankbarkeit dafür, dass er ihre flachen Brüste akzeptiert hat, so stark, dass sein Weggehen ihr ganzes weiteres Leben bestimmt? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, nicht bei diesem Normalo. Hat dieses Verlassen-Werden all ihre Kraft aufgebraucht?

Schicksalsergebenheit kann für mein Empfinden die Folge einer bestimmten psychischen Bedingtheit sein. Vielleicht ist der Auslöser dafür aber auch ein einschneidendes Ereignis (der Tod eines geliebten Menschen) oder das Ergebnis einer Überlegung: dass man z.B. etwas als wertvoller als das eigene Schicksal erachtet (die Mutter, die auf die eigene Karriere verzichtet, weil sie dem Mann den Rücken freihalten möchte, der Vater, der einen stumpfsinnigen Job akzeptiert, weil er die Familie ernähren muss usw.) Aber deine Protagonistin ist ja eigentlich frei, auch wenn sie David aufziehen muss. Und ich sehe nicht ein, warum sie später nicht mehr die Kraft aufbringt, sich zu lösen. Nicht diese Frau, die schon als Fünfzehnjährige Französisch spricht, die ihre Eltern und ihre Umwelt neugierig, kritisch und fantasievoll beobachtet, die klug Wörter bewertet, um sie für ein späteres Germanistikstudium parat zu haben, die mit achtzehn einfach von zu Hause abhaut:

Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie und nimmt ihre Reisetasche, die sie gestern Nacht heimlich gepackt hat. Die können sie jetzt endgültig mal! Unten vorm Haus wartet Vince. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag und sie werden zusammen wegfahren, bis nach Frankreich oder sogar noch weiter, mal sehen.

Woher nimmt sie hier die Kraft und warum findet sie diese Kraft später nicht mehr?

Meistens hat sie hier hinten ihre Ruhe. Solange ihre Mutter da ist und die Anschlussseite im Straßenatlas nicht sofort findet oder die Ortsnamen falsch ausspricht – solange hat sie ihre Ruhe.
Versteckst du hier einen Erklärungsansatz?

Dann müsste dieser Aspekt mMn vertieft werden.

Überhaupt sprichst du ein bisschen oft von ‚Ruhe‘:

Serge legt seinen Arm um ihre Schultern und irgendwann ist Ruhe ... Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.

Irgendwann ist Ruhe und die Franzosen murmeln nur noch leise Sätze.


Noch ein paar Kleinigkeiten:

„Dass du mir ja nicht anfängst, zu rauchen!“,
Ich glaube, vor einem einfachen Infinitiv setzt man kein Komma.
obwohl sie schon Fünfzehn ist
fünfzehn
Vielleicht denken das ja diese französischen Jugendlichen von ihr, die ihre Zelte neben dem ihrer Eltern stehen haben und jetzt im Kreis davor sitzen:
davorsitzen
Der Junge mit den braunen Locken singt am lautesten: er (Er) hat eine gute Stimme, irgendwie rau und trotzdem verständnisvoll, aber das liegt bestimmt an dieser Sprache, die immer so klingt.
aber auch, weil dieser Junge jetzt kurz rüber geguckt hat.
rübergeguckt

diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
‚als würden sie nicht gucken‘ gefällt mir gut, da braucht es mMn keine zusätzliche Erklärung.


Liebe raindog, das ist eine Geschichte, die ich wirklich mit Genuss gelesen habe, in der so viel mitschwingt und die wie alle deine Geschichten von deinem souveränen Erzählstil getragen werden. Das macht Spaß, solche Texte zu lesen.
(Mein Problem mit der Glaubwürdigkeit deiner Protagonistin ist möglicherweise ein eher persönliches.)

Liebe Grüße
barnhelm

Ps: Ich bin spät dran und habe die anderen Kommentare nicht gelesen. Wenn du zu dem, was ich anmerke, schon etwas gesagt hast, verweise einfach auf den entsprechenden Kommentar.

 

Hallo @Bea Milana,

ich habe mich sehr über deinen hilfreichen, positiven Kommentar gefreut. Und bisher sind wir uns im Forum noch nicht persönlich begegnet.

ich wollte schon längst mal eine Geschichte von dir kommentieren
Nur zu! :):thumbsup:
und heute will dir endlich sagen, wie gut mir diese gefällt.
Danke dir, das gefällt mir natürlich auch! :)
auf jeden Fall eine Geschichte, die auch nach mehrmaligem Lesen nicht nachlässt, weil sie so gut geschrieben und nachempfunden ist.
Und das auch! :)
Später, wenn sie ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreibt, hat sie bereits einen reichen Fundus.
... müsste m.E. auf jeden Fall Futur hin, denn so wie es jetzt steht, scheint es eine feste Tatsache zu sein, die sich rückwärts gewandt nicht eingelöst hat. Zumindest hat mich die gewählte Zeit an dieser Stelle stark irritiert. Von welchen Erzählerstandpunkt aus erzählt sie diesen Satz? Doch wohl aus dem kindlich-jugendlichen oder nicht?
Ja, aus dem kindlich-jugendlichen. Das wurde auch schon einmal angesprochen, dass es nicht passt. Mir fiel aber bei Futur bisher nur ein: Später, wenn sie ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben wird, wird sie bereits einen reichen Fundus haben. :( Das werde ich jetzt aber anders lösen, das müsste dann passen: Vielleicht wird sie später ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben, dann hätte sie bereits einen reichen Fundus.
Am Schluss der ersten Phase zeigt sich ein erstes vorpubertäres „sich Behaupten“, das weitergedacht durchaus die Rebellion andeutet, die sich später entwickelt, die du aber nicht zeigst, ich mir aber denken kann.
Dann, liebe Bea Milana, bist du meine perfekte Leserin :thumbsup:, denn genau so war es von mir ursprünglich gedacht. Und das hier, genau zu diesem Punkt, habe ich an @zigga geschrieben:
Ich hatte gehofft, die Andeutungen zu Beginn, das Verhalten des Vaters betreffend (immer nur am Nörgeln, obwohl sie ein super Zeugnis hat, das Runtermachen wegen der körperlichen Spätentwicklung, dass vorauseilende Gemecker für den Fall, dass sie raucht, das subtil angedeutete Runtermachen der Mutter, wenn sie etwas nicht richtig macht) würden genügen, die Wandlung der Prota zu ihrer Anti-Haltung nachvollziehbar zu machen. Dass sie zugibt, geraucht zu haben, obwohl sie es gar nicht hätte sagen müssen – das soll so der Urknall sein. Dass später, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Geschichte weitergeht, noch einiges Krasses passiert sein muss zwischen ihr und den Eltern, habe ich gehofft, denkt man sich.
Es ist schön, zu wissen, dass es so wie von mir beabsichtigt, funktionieren kann, aber es scheint eben auch vielen nicht zu genügen und ich muss mir noch etwas ganz kleines, Feines überlegen.
Nach einem Doppelpunkt wird ein selbstständiger Satz in der Regel großgeschrieben.
Danke. Ich bin da leider manchmal etwas verunsichert … Und auch danke für die anderen Stellen, die ich jetzt nicht noch einmal extra zitiere.

Sie lobt David für alles, egal, was er sagt und tut.
*​
Wäre David ein Mädchen, würde sie ihm täglich versichern, dass er die schönsten Brüste auf der ganzen Welt hätte
Aha! Gut, dass du das nochmal aufgreifst. Mir war schon klar, dass die Nichtachtung und Herabsetzung des Vaters sich nicht nur auf die fehlenden Brüste bezieht. Mir ist ebenso klar, dass noch mehr dahinter steckt. Doch: Für mich füllt sich die Lücke in Bezug auf die schwachen Eltern auch ohne weiteren Absatz und, nach längerem Nachdenken, empfinde ich das sogar als eine große Qualität.
Das ist wirklich schön, zu wissen, dass es durchaus so ausreichen kann, wie es dasteht. Allerdings bin ich nun schon ins Zweifeln gekommen, weil es für viele eben nicht ganz funktioniert …
Ich möchte nämlich nicht lesen, dass die Eltern Schuld sind (übrigens sehe auch keinen Hass wie Zigga, so unterschiedlich kann man das lesen.
Durch ihre Erziehung haben sie sicher (unbewusst) ein bestimmtes Verhalten der Prota geprägt, aber es hätte genauso gut in die andere Richtung gehen können, denn wie du sagst:
Manche Entwicklung im Leben ist eine Frage des Charakters, eine Frage von Machen oder Nichtmachen, von Stärken und Schwächen; und nicht immer ist ein "verkorkster" oder gleichförmiger Lebensweg den Eltern zuzuschreiben. Von daher finde ich es gut, dass du nicht in diese Schiene abdriftest, sondern lediglich andeutest, was das für Leute sind.)
Noch ein paar Gedanken zur Figur, bitte nicht als Kritik auffassen.
Gegen freundliche Kritik ist ja nichts einzuwenden, dafür sind wir ja hier.
Ich frage mich, warum ein kluges Mädchen mit einem derartigen Zeugnis und hochfliegenden Plänen bez. Studium, es nicht geschafft hat, Abitur zu machen oder es später nachzumachen oder eine Ausbildung zu beginnen. Für mich stimmt da was nicht bzw. ist da die Lücke. Wie und warum macht sie fünfzehn Jahre nichts aus sich? Das wäre zumindest der Punkt, der mich interessiert, da es ein typisches weibliches Verhalten ist, sich klein zu machen und nicht für sich zu kämpfen.
Das ist auch der Punkt, den @barnhelm (Lieben Dank für deinen tollen Kommentar, komme leider erst später zum Beantworten) nicht versteht, und einige andere auch. Vielleicht habe ich es mir da zu einfach gemacht. Mit der Szene, wo sie sich über die Abendschule informiert und noch diese Pläne hat, aber bei ihren Überlegungen andauernd abgelenkt wird von ihrem kleinen Sohn, wollte ich das schon zeigen: Dass immer etwas dazwischen gekommen sein muss im weiteren Verlauf. Aber genauer habe ich das (noch) nicht gezeigt.
Du zeigst deine Prot. in fast allen Facetten als Träumerin, die ihr Seelenheil dem Mann überantwortet, anpassungsfähig, passiv, führungslos, ohne jeglichen Ehrgeiz, sich dem „Schicksal“ ergebend. Dass sie das als junges Mädchen tut, ist dem Alter und dem Verliebtsein geschuldet, aber später?
Da muss ich wohl nochmal ran, habe momentan nur noch keine konkrete Idee ... Nach der Challenge (für die ich jetzt schon eine Idee habe :idee:) werde ich erst mal keine neue KG schreiben und versuchen, diese hier noch stimmiger zu machen. Weil ich sie auch sehr mag.
Du hattest sogar bis vor Kurzem ein Ende, in der sie sozusagen wieder in die gleiche Falle tappt.
Ich habe eigentlich noch das gleiche Ende wie immer, habe aber mit @hell zusammen überlegt, wie das Ende mit weiteren Andeutungen auch aussehen könnte. Da bin ich aber auch noch nicht weitergekommen …
Welches Ende auch immer du wählst (Hoffnungsschimmer oder Falle durch LKW-Franzosen, gleichbleibender Status Quo oder Veränderung), es ist und bleibt ein wirklich gut erzähltes abschreckendes Beispiel von einer jungen Frau, die beruflich und privat (und früher oder später gesundheitlich) in der Sackgasse gelandet ist und ihrem Traum nachhängt. So was kommt vor.
Nicht wahr, das gibt es eben tatsächlich auch. Ich denke aber trotzdem weiter darüber nach, denn:
Dabei ist Frankreich doch gar nicht weit weg.
Hinter dem letzten Hochspannungsmast! ;)

Liebe Bea Milana, es war mir eine Freude und ich danke dir für deinen Kommentar.
Viele Grüße von Raindog

 

Liebe @barnhelm,

schön, dass du auf meinem verqualmten Rasthof einen Stopp einlegst! :sicko:

eine schöne, melancholische Geschichte, die mich sehr berührt hat. Sprachlich gelungen und inhaltlich gut überlegt und ausgearbeitet.
Danke! :shy:
Das einzige Problem, das ich mit ihr hatte, war die Glaubwürdigkeit deiner Protagonistin:
Du bist nicht die einzige, die damit ein Problem hat. Also ist es offensichtlich ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, der für viele nicht passt – für andere aber wiederum schon. Was nun der Grund dafür ist, dass ich bei der Überarbeitung nicht recht weiterkomme und etwas Abstand brauche, um zu sehen, in welche Richtung mein Bauchgefühl am Ende ausschlägt.
Ps: Ich bin spät dran und habe die anderen Kommentare nicht gelesen. Wenn du zu dem, was ich anmerke, schon etwas gesagt hast, verweise einfach auf den entsprechenden Kommentar.
Stimmt, ich habe schon einiges zu ähnlichen Fragen geschrieben (werde deine aber trotzdem, zumindest kurz, beantworten). Meine Antwort auf die Kommentare von @zigga (#25) und @wieselmaus (#8) gehen in die Richtung, vielleicht auch deine Fragen zum Teil beantworten zu können.
Geht die von dir vorher als intelligente, lebensbejahende, fantasiebegabte, neugierige und sich frei entscheidende junge Frau wirklich diesen Weg? Bleibt sie nach dem Weggehen dieses eher oberflächlichen und eindimensionalen Vince einfach an dieser Raststätte stecken, bringt auch später nicht mehr die Kraft auf, ihr Leben zu verändern?
Ja, ich bin mir sicher, dass es viele begabte, neugierige, intelligente Menschen gibt, die aus diversen Gründen in irgendeiner Sackgasse steckengeblieben sind, und nicht immer aus von außen leicht nachvollziehbaren Gründen.
Hält dieser kleine Zwischenfall sie nun ihr ganzes Leben fest an diesem tristen Ort?
Es ist ja nicht allein dieser kleine Zwischenfall, sondern alles, was sie bisher geprägt und ihr einen widersprüchlichen Charakter verpasst hat, der zwischen Anpassung und Auflehnung/Tatkraft hin und herpendelt. Und natürlich hat der triste Ort für diese Geschichte eine hohe Symbolkraft – aber es wäre ja nicht anders, wenn sie in einer ollen Bude in einer heruntergekommenen Hochhaussiedlung wohnen würde.
Du erklärst mir als Leser das mehr oder weniger mit ihrer Schwangerschaft und der Existenz des kleinen David. Aber haben die ihr alle Kraft geraubt, ihre Fantasie, ihre Neugierde?
Ein Teil der Kraft und Neugierde sind schon noch da. Sie will, jedenfalls sind das ihre ursprünglichen Pläne, ja nur zunächst dort auf dem Rasthof bleiben: Dort hat sie eben erst mal einen Job und eine Wohnung (und will es ohne ihre Eltern schaffen), und dann mit Bea auch eine Freundin, mit der sie ungefähr auf einer Wellenlänge ist und die sich gegenseitig ab und zu die Kinder abnehmen können.
Da ist für mich wenig, was mir diese Passivität und Schicksalsergebenheit erklärt. Warum geht sie nicht zurück zu ihren Eltern? So schrecklich finde ich die eigentlich nicht.
Es kommt leider nicht so raus, wie ich mir das gedacht habe, aber mit den Eltern hat sie abgeschlossen (muss nicht heißen, dass sie den Kontakt gänzlich abgebrochen hat, aber sie will in jeder Hinsicht unabhängig von ihnen sein).
Oder sucht eine Arbeit, die ihr die Möglichkeit gibt, nebenbei die Abendschule zu besuchen?
Ich schließe das in der Geschichte gar nicht aus, dass sie es zumindest probiert hat mit der Abendschule. Sie hat dann in der Frühschicht gearbeitet. Es sind ja große Zeitsprünge in der Geschichte. In dem einen Teil plant sie noch, das Abi zu machen, im nächsten Teil merkt man, dass wohl nichts daraus geworden ist. Vielleicht hat sie die Prüfung vermasselt, die Wiederholung zunächst verschoben, weil David gerade in die Schule gekommen ist, krank war – und dann war wieder etwas anderes ... Also, in meinen Augen ist sie nicht ganz so passiv, wie sie bei dir rüberkommt, sie lässt sich nur durch die Umstände relativ leicht von ihren Vorhaben abbringen (siehe auch ihren Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören)
Egal, wie das hier ausging – sie würde für immer frieren.
Warum wird sie für immer frieren? Weil Vince weggegangen ist? Ist ihre Liebe zu ihm oder ihre Dankbarkeit dafür, dass er ihre flachen Brüste akzeptiert hat, so stark, dass sein Weggehen ihr ganzes weiteres Leben bestimmt? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, nicht bei diesem Normalo. Hat dieses Verlassen-Werden all ihre Kraft aufgebraucht?
Das ist nur das, was sie in diesem Moment fühlt und denkt. Ihr ist inzwischen auch klar geworden, dass das mit Vince nicht die Erfüllung ist, und insgesamt scheint sie sogar erleichtert zu sein, dass es ein Ende hat. In diesem Moment fühlt sie sich aber absolut einsam und ist es auch, weil die Eltern für sie keine Option sind.
Und ich sehe nicht ein, warum sie später nicht mehr die Kraft aufbringt, sich zu lösen. Nicht diese Frau, die schon als Fünfzehnjährige Französisch spricht, die ihre Eltern und ihre Umwelt neugierig, kritisch und fantasievoll beobachtet, die klug Wörter bewertet, um sie für ein späteres Germanistikstudium parat zu haben, die mit achtzehn einfach von zu Hause abhaut
Ich bekomme langsam ein schlechtes Gewissen, weil ich meiner Prota so ein blödes Leben auf den Leib geschrieben habe… :(
Woher nimmt sie hier die Kraft und warum findet sie diese Kraft später nicht mehr?
In dem Moment, als sie abhaut, ist alles nur Trotz. Schule und Abschluss sind ihr zu diesem Zeitpunkt egal, sie kann sich in dem Moment vorstellen, irgendwie mit Vince zu leben, Hauptsache weg. Und später, wie oben schon gesagt, versucht sie ja, sich aus ihrer Situation zu lösen, nur nicht erfolgreich eben.
Meistens hat sie hier hinten ihre Ruhe. Solange ihre Mutter da ist und die Anschlussseite im Straßenatlas nicht sofort findet oder die Ortsnamen falsch ausspricht – solange hat sie ihre Ruhe.
Versteckst du hier einen Erklärungsansatz? Dann müsste dieser Aspekt mMn vertieft werden.
Die Stelle ist mir in der Tat sehr wichtig. Dass sie hinten im Auto meistens ihre Ruhe hat, bedeutet, dass sie sie sonst generell nicht hat, das soll die ständige Unzufriedenheit ihres Vaters mit allem, was sie betrifft, verdeutlichen. Und seinen Umgang mit der Mutter, die ihm wahrscheinlich auch nicht viel recht machen kann. Etwas Entscheidendes, von dem die Prota geprägt wird.
Überhaupt sprichst du ein bisschen oft von ‚Ruhe‘:
Serge legt seinen Arm um ihre Schultern und irgendwann ist Ruhe ... Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.
Irgendwann ist Ruhe und die Franzosen murmeln nur noch leise Sätze.
An dieser Stelle hat die Ruhe keine zusätzliche, tragende Bedeutung für die Geschichte – die Wiederholung ist allerdings gewollt. Sie stellt sich ja zuerst vor, wie es nach dem Singen langsam still wird und wie das große Gekuschel beginnt (mit ihr und Serge), und dann wird es tatsächlich ruhig, aber sie ist ja gar nicht dabei.
Liebe raindog, das ist eine Geschichte, die ich wirklich mit Genuss gelesen habe, in der so viel mitschwingt und die wie alle deine Geschichten von deinem souveränen Erzählstil getragen werden. Das macht Spaß, solche Texte zu lesen.
Liebe barnhelm, das ist ein großes Lob, für das ich dir sehr danke, und ich bin froh, dass es dir trotz der Probleme, die du mit der Glaubwürdigkeit der Prota hast, Spaß gemacht hat, das zu lesen.
(Mein Problem mit der Glaubwürdigkeit deiner Protagonistin ist möglicherweise ein eher persönliches.)
Es gibt ja noch mehrere Personen mit dem gleichen Problem. Mit etwas Abstand, den ich jetzt allerdings brauche, wird es mir hoffentlich gelingen, an Glaubwürdigkeit noch etwas nachzulegen, ohne mich von meiner ursprünglichen Geschichte ganz zu lösen.

Ich danke dir für deinen hilfreichen, engagierten Kommentar und sage mal: Schönes Wochenende! :)

Liebe Güße von Raindog

 

Also...

nachdem ich jetzt drei deiner Geschichten gelesen habe, kann ich auf jeden Fall sagen: Du kannst echt schreiben!

Auch diese Geschichte ist rührend und voller großartiger sprachlicher Bilder!

Nichçe de s’deaux troittez oder so ähnlich.

Wie wundervoll ist das? Ich habe wirklich gelacht an dieser Stelle, toll, wie du auch die Gedanken der Protagonistin zur Sprache lebhaft machst.

Ein Schwarm Krähen zieht vorüber und sie stellt sich vor, es wären Möwen.

Ich liebe es, wie du ihre Frankreich-Obsession immer wieder einfließen lässt. Man fiebert richtig mit ihr mit und stellt sich automatisch selbst einen Mittag in der Provence vor.

ein zweibeiniger Lawinenhund.

Das ist so kurz, so knapp und so rührend.

Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.

Das hier haben bereits viele gelobt. Großartig! Kann es einen größeren Kontrast geben als den zwischen Hochspannungsmasten und dem Wahrzeichen der geliebten fernen Stadt? Ein tolles Ende!

Kleine Punkte, die mich etwas beim Lesen gestört haben:

Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe,

Ich finde das Wort "behindert" etwas hart an der Stelle, zudem ist die Frage, ob es die Sicht der Prota auf sich selbst ist? Eigentlich ist es ja die Perspektive des Ich-Erzählers, daher würde ich eventuell diese Bewertung streichen.

Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.

Hier war mir der Kontext nicht ganz klar. Warum wird die kahle Stelle hier erwähnt? Ist es die kleine, indirekte Rache des Mädchens, sich in diesem Moment über ihn lustig zu machen? Kann aber sein, das ich hier den Zusammenhang einfach selbst nicht blicke. ;)

Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie

Ich merke, das ich eigentlich nur noch schöne Dinge in deinem Text finde, daher höre ich jetzt auf. ;) Auch dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht, ich liebe ihn und seine melancholische Poesie.

Großartig! Ich les mir noch alle anderen Texte von dir durch. :)

Viele liebe Grüße!

 

Hallo @PlaceboParadise,

da bin ich wieder, und ich fühle mich immer noch ganz gebauchpinselt von deinen zwei begeisterten Kommentaren. :) So starte ich gerne ins neue Jahr!

nachdem ich jetzt drei deiner Geschichten gelesen habe, kann ich auf jeden Fall sagen: Du kannst echt schreiben!
Danke.:) Prima, dass du das so empfindest!
Auch diese Geschichte ist rührend und voller großartiger sprachlicher Bilder!
Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich gucken soll … :shy:
Nichçe de s’deaux troittez oder so ähnlich.
Wie wundervoll ist das? Ich habe wirklich gelacht an dieser Stelle, toll, wie du auch die Gedanken der Protagonistin zur Sprache lebhaft machst.
Ich freue mich! Ich bin sehr unbefangen an diese französischen Wortspielereien gegangen, da ich der Sprache selbst nicht wirklich mächtig bin und mir deswegen keine allzu komplizierten Gedanken machen musste … :lol:
Ein Schwarm Krähen zieht vorüber und sie stellt sich vor, es wären Möwen.
Ich liebe es, wie du ihre Frankreich-Obsession immer wieder einfließen lässt. Man fiebert richtig mit ihr mit und stellt sich automatisch selbst einen Mittag in der Provence vor.
Ich sehe, du bist wirklich jemand, der mit meinen Bildern etwas anfangen kann. Das ist wunderbar!
ein zweibeiniger Lawinenhund.
Das ist so kurz, so knapp und so rührend.
:shy:
Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.
Das hier haben bereits viele gelobt. Großartig! Kann es einen größeren Kontrast geben als den zwischen Hochspannungsmasten und dem Wahrzeichen der geliebten fernen Stadt? Ein tolles Ende!
Auch hier danke ich dir sehr für dein Lob. Irgendwann war mir das mal aufgefallen, dass da eine gewisse Ähnlichkeit besteht, und da dachte ich mir, das gehört irgendwann in eine Geschichte. Und da isses nun.
Kleine Punkte, die mich etwas beim Lesen gestört haben:
Immer gerne!
Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe,
Ich finde das Wort "behindert" etwas hart an der Stelle, zudem ist die Frage, ob es die Sicht der Prota auf sich selbst ist? Eigentlich ist es ja die Perspektive des Ich-Erzählers, daher würde ich eventuell diese Bewertung streichen.
Muss ich mal überlegen. Das „behindert“ ist an dieser Stelle generell nicht abwertend gemeint von mir, eigentlich auch nicht als die Sichtweise der Prota auf sich selbst. Obwohl, das könnte man sich auch vorstellen, ja. Aber ich hatte es einfach im Sinne von bewegungseingeschränkt gemeint, da man sich im Schlafsack ja ein wenig wie eine Raupe bewegt, nur dass die echten Raupen das eben geschickter machen ...
Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.
Hier war mir der Kontext nicht ganz klar. Warum wird die kahle Stelle hier erwähnt? Ist es die kleine, indirekte Rache des Mädchens, sich in diesem Moment über ihn lustig zu machen? Kann aber sein, das ich hier den Zusammenhang einfach selbst nicht blicke.
Du blickst es komplett richtig :thumbsup:, so ist‘s gemeint. Es ist sozusagen ein Zeichen für den Beginn ihrer Rebellion gegen den Vater (die ich im weiteren Verlauf der Geschichte vielleicht etwas zu wenig gezeigt habe, da war für mich die Hoffnung, dass dieser Teil zwischen den Zeilen gelesen werden kann.
Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie
Ich merke, das ich eigentlich nur noch schöne Dinge in deinem Text finde, daher höre ich jetzt auf. Auch dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht, ich liebe ihn und seine melancholische Poesie.
Und ich merke, du kannst wirklich etwas anfangen mit meinem Geschreibs. :herz: Ich hoffe, du bleibst ganz lange bei uns im Forum! :lol:
Großartig! Ich les mir noch alle anderen Texte von dir durch.
Und ich bin wirklich schon neugierig darauf, etwas von dir zu lesen. Bei den Wortkriegern bist du auf jeden Fall gut aufgehoben, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

So, jetzt geht‘s bald los. Ich danke dir nochmal für den feinen Kommentar.
Komm gut ins neue Jahr, viel Spaß beim Feiern!

Liebe Grüße von Raindog

 

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