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Nichtsdestotrotz

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06.10.2017
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Nichtsdestotrotz

Die französischen Trucker sind ihr die liebsten. Wenn sie sich unterhalten, mit sanften Stimmen über den Tisch murmeln, dann klingt das nach Abendwind und Rotwein und Meer, obwohl es wahrscheinlich um LKW-Maut oder Reifenabnutzung geht. Sie kennt die meisten von ihnen. Die Fahrer übernachten gerne auf dem Autohof und freuen sich, wenn sie Dienst hat. Salut! Ça va, ma belle? Ihr Französisch reicht aus, um die Späße zu verstehen, die sie machen. Sie ist aufmerksam und schnell und weiß meistens schon vorher, wer was bestellen wird: Käsespätzle und Cola für Yves, zwei Bratwürste, Sauerkraut und ein großes Pils für Etienne. Wenn sie Pause hat oder spätabends, wenn nichts mehr los ist, raucht sie mit den Fernfahrern manchmal eine Zigarette vor der Tür. Gemeinsam schauen sie den Urlaubern zu, wie sie mit Waschtaschen und Handtüchern über den Parkplatz schlappen, sich die Zähne putzen gehen, um dann in ihren Caravans oder im PKW zu übernachten.

Auch sie hat schon im Auto geschlafen, als sie noch mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren ist. Es kommt ihr vor, als wäre das gar nicht so lange her: ihr Vater am Lenkrad, der sich eine Zigarette anzündet und mit Mutter hinter einer Rauchwand verschwindet. Kamel-Atem nennt sie das für sich, diesen Qualm. Meistens hat sie hier hinten ihre Ruhe. Solange ihre Mutter da ist und die Anschlussseite im Straßenatlas nicht sofort findet oder die Ortsnamen falsch ausspricht – solange hat sie ihre Ruhe. Nur ab und zu erinnert sich ihr Vater an sie, zum Beispiel, wenn er sich eine neue Zigarette anzündet, dann sagt er manchmal: „Dass du mir ja nicht anfängst zu rauchen!“, und er sagt das so, als hätte sie es bereits getan. Im gleichen Ton, wie er auch Flach wie ein Brett! sagt, als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brüste noch so klein sind, obwohl sie schon fünfzehn ist. So findest du nie einen Mann: Flach wie ein Brett! Als ob sie ihren Vater persönlich verletzen wollte, als wäre es das Gleiche wie die Drei in Mathe, mit der sie ein ganzes Zeugnis voller Einsen und Zweien vergiftet hat. Mathe braucht sie zum Glück später nicht mehr, weil sie sowieso Germanistik studieren wird. Sie besitzt ein Kästchen mit Karteikarten, auf die sie Wörter schreibt, die ihr bemerkenswert erscheinen. Wenn sie märchenhaft klingen zum Beispiel, wie Vermaledeit oder Alldieweil, oder lustig wie Techtelmechtel, oder so vollkommen deutsch wie Ernsthaftigkeit. Und Wörter, die nur geschrieben existieren, die sie noch nie jemanden sprechen gehört hat, wie jäh oder rittlings. Vielleicht wird sie später ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben, dann hätte sie bereits einen reichen Fundus.

Sie übernachten auf einem Campingplatz, weil sie nicht die ganze Strecke an einem Tag schaffen. Ihr Vater baut das kleine Zelt auf, mit dem er und Mutter früher durch die Gegend gezogen sind, als sie noch nicht ihre Eltern waren. Sie kann sich nicht vorstellen, dass die beiden jemals anders waren, als sie jetzt sind. Nach dem Abendessen verschwinden sie im Zelt, müde nach der langen Fahrt, und am Morgen wollen sie ganz früh los. Sie selbst wird im Auto schlafen. Die Sitze sind nach hinten geklappt und sie kuschelt sich in ihren Schlafsack. Eigentlich ist das richtig schön und fühlt sich erwachsen an, als wäre sie ganz alleine hierher gefahren. Vielleicht denken das ja diese französischen Jugendlichen von ihr, die ihre Zelte neben dem ihrer Eltern stehen haben und jetzt im Kreis davorsitzen: Dass sie alleine bis hierher gefahren ist und nun ganz lässig in ihrem Wagen schläft. Heute hier, morgen dort. Aber die können sie wahrscheinlich gar nicht sehen, weil es dunkel ist im Auto. Außerdem liegt sie ja auch und hebt nur manchmal den Kopf, um rauszuschauen.

Die Franzosen haben eine Gitarre dabei. Es sind zwei Mädchen und drei Jungs, nicht viel älter als sie selbst, vielleicht ein oder zwei Jahre. Der Junge mit den braunen Locken singt am lautesten: Er hat eine gute Stimme, irgendwie rau und trotzdem verständnisvoll, aber das liegt bestimmt an dieser Sprache, die immer so klingt. So schön, als könnte man damit gar nicht richtig meckern. Wie er wohl heißt, denkt sie, Benoît vielleicht. Oder sogar Serge, wie der Sänger von diesem gehauchten Liebeslied. Sie würde sich gerne zu ihnen setzen, leise mitsingen oder wenigstens summen. Später könnte sie ihnen ein paar von ihren besonderen Wörtern beibringen. Nichtsdestotrotz zum Beispiel. Wie das wohl klingen würde, wenn die das versuchen, das wäre sicher lustig. Sie könnte es ihnen auf einen Zettel schreiben, wie sie es aussprechen müssen: Nichçe de s’deaux troittez oder so ähnlich. Und dann lachen sie zusammen darüber, hauchen noch ein paar Lieder, Serge legt seinen Arm um ihre Schultern und irgendwann ist Ruhe ... Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.

Irgendwann ist Ruhe und die Franzosen murmeln nur noch leise Sätze. Sie trinken Wein aus der Flasche und die Jungs und eines der Mädchen rauchen. Sie selbst hat schon fast geschlafen, aber jetzt denkt sie auf einmal, warum nicht, eigentlich. Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe, bis sie eine Camel und das Feuerzeug von vorne geangelt hat, kurbelt ihr Fenster ein wenig herunter und zündet sich die Zigarette an. Hoffentlich kommen die Eltern nicht raus, hoffentlich müssen die jetzt nicht aufs Klo, denkt sie, und ihr Herz trommelt Alarm, aber auch, weil dieser Junge kurz rübergeguckt hat.

Die Autoscheiben sind beschlagen, als sie geweckt wird. Es ist noch kühl; die Sonne geht gerade auf und ihre Eltern haben schon alles eingepackt.
Vor den Zelten der Franzosen liegen zwei leere Weinflaschen und etwas verstreut auch die Korken. Sie bückt sich schnell und hebt einen davon auf. Idiotisch ist das eigentlich, aber sie stellt sich trotzdem vor, wie der Junge irgendwann den braunen Lockenkopf aus dem Zelt streckt und gähnt und wie sein Blick dann auf die zwei Flaschen und den einen Weinkorken fällt. Und er wird genau wissen, wer den anderen Korken genommen hat: dieses geheimnisvolle Mädchen, das alleine in einem Opel quer durch Frankreich fährt und Rauch aus dem Fenster bläst wie eine Femme fatale. Und dann wird er an sie denken: Er wird Zeit seines Lebens an sie denken, wann immer er eine Flasche Wein öffnet.
„Du hast doch nicht etwa geraucht?“, fragt ihr Vater, als sie losgefahren sind. Aber das kann gar nicht sein, denkt sie, dass jemand, der vorne im Auto sitzt und eine nach der anderen qualmt, riechen kann, dass am Abend zuvor jemand von der Rückbank durch den Fensterschlitz gepafft hat. Das kann der gar nicht riechen. „Sie raucht doch nicht, wie kommst du denn darauf“, sagt ihre Mutter und schüttelt missbilligend den Kopf. „Ich frag ja auch nur“, sagt ihr Vater.
Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.
„Doch“, hört sie sich sagen und presst die linke Hand ganz fest um den Weinkorken von Serge, „doch, habe ich.“

*
Vince ist drei Jahre älter als sie und hat nichts auszusetzen an ihren Brüsten. Er arbeitet in einer Autowerkstatt und fährt einen alten BMW, an dem er ständig herumbastelt. Seine Haut riecht nach Motoröl, sogar dann, wenn er gerade aus der Dusche kommt. Das hatte sie damals gleich gerochen, als sie mit ihren Freundinnen im Fluss schwimmen war und genau vor ihr jemand aus dem Wasser geschossen kam: „Hi, ich bin Vince, der Schrecken der Meere!“, sagte er, eine männliche Nixe, die prustend und schnaufend ihre nassen Haare nach hinten schleuderte. Sie musste lachen, weil eine Alge auf seiner Stirn klebte.

Seitdem er den Job nicht mehr hat, wartet er oft vor ihrer Schule, um sie abzuholen. Die wummernden Bässe aus den Lautsprecherboxen kann sie schon hören, während sie noch im Unterricht sitzt und die Fragen für die Deutschhausaufgaben von der Tafel abschreibt. Trotzdem hupt er noch einmal extra, als er sie kommen sieht. Er zieht ihren Kopf herüber, küsst sie kurz und reicht ihr eine Zigarette. Sie bläst den Rauch aus dem Fenster, nebelt ein paar Schulkameraden ein – diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Dann fahren sie einfach durch die Gegend, rauchen und hören Musik dabei. Manchmal schaut sie zu, wenn er an den Autos seiner Kumpels schraubt. Wenn es warm ist, fahren sie zum Fluss und bleiben dort, bis die Nacht beginnt. Bis es viel zu spät ist, um noch Hausaufgaben zu machen, und ihr Vater über seinem eigenen Gemotze längst eingeschlafen ist.
Langsam hat sie sich daran gewöhnt: an den Qualm in ihrem Hals, den Nikotingeschmack, an die harte Musik, die Vince hört, an die Liebe, von der sie früher glaubte, sie würde sich anders anfühlen, weicher irgendwie.
Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie und nimmt ihre Reisetasche, die sie gestern Nacht heimlich gepackt hat. Die können sie jetzt endgültig mal! Unten vorm Haus wartet Vince. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag und sie werden zusammen wegfahren, bis nach Frankreich oder sogar noch weiter, mal sehen.

Nach sechzig Kilometern fängt der Motor an zu stottern. Es stinkt und qualmt wie aus einer Nebelmaschine, wie bei diesem Konzert von Slayer, auf dem sie vor kurzem waren, und es klingt auch so. Sie halten auf dem Standstreifen und Vince öffnet die Motorhaube. „Oh Mann! Das ist sowas von zum Kotzen, verdammte Scheiße, verf…“
„Et voilà la merde!“, sagt sie und lacht ein bisschen. Sogar das klingt schön auf Französisch. Sie zerteilt die Rauchwolken mit ihren Händen und versucht gleichzeitig, Vince‘ Flüche wegzuwedeln: Verdammter Dreck, zum Kotzen alles, der verfickte Scheißjob weg und jetzt das Scheißauto kaputt, elende Mistkarre, Drecksmotor …
„Ach, komm schon! C'est la vie! Das geht bestimmt zu reparieren …“, sagt sie und legt ihre Hand auf seinen Unterarm. So blöd das jetzt ist, sie freut sich trotzdem irgendwie, dass nun alles noch abenteuerlicher wird. Vielleicht müssen sie heute hier übernachten, weil der Abschleppdienst schon Feierabend hat, denkt sie, das wäre doch was! Sie wird in den nächsten Ort laufen und schnell noch etwas zu essen kaufen, bevor die Läden schließen. „Ich kann uns ja Brot holen und Käse oder so“, sagt sie, „und ein paar Bier oder eine Flasche Wein und dann machen wir …“
Vince tritt auf einmal gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal er mit seinem Auto umgeht. Wortlos knallt er die Motorhaube zu und setzt sich zurück ins Auto. Nach mehreren Versuchen startet er den röchelnden Wagen, zündet sich eine Zigarette an, legt den Gang ein, und sie fahren weiter. Obwohl es unfassbar dröhnt und knattert, ist es viel zu still.
"Wenn wir nachher irgendwo ...", versucht sie, das Schweigen zu brechen, aber Vince blickt aus dem Seitenfenster, zieht an seiner Zigarette und sagt: "Halt einfach das Maul jetzt."
Sie schaffen es gerade noch bis zu einem Autohof.

Sie sitzt auf der Bank vor diesem Restaurant, in dem sie gestern und heute gefrühstückt haben, und wartet auf Vince. Der Shell-Atlas liegt auf ihren Knien und sie blättert sich durch Europa, doch irgendwann schließt sie einfach die Augen, weil die Sonne direkt auf ihr Gesicht scheint: Herrlich ist das. Sie werden surfen lernen am Atlantik, im warmen Sand liegen, bis es dunkel wird, Wein trinken und exotische Gerichte probieren: komplizierte Köstlichkeiten à la Irgendwaise. Vielleicht finden sie einen Job in einer kleinen Bar am Strand.
Ein Schwarm Krähen zieht vorüber und sie stellt sich vor, es wären Möwen.
Salut! Salut! verabschieden sich zwei französische Trucker, steigen in die Kabinen und hupen noch einmal kurz, lassen diese lauten LKW-Hörner ertönen, so dass der Asphalt vibriert und ihr Magen kribbelt. Es klingt wie der Auftakt zu einem Chanson, wie ein Riesenakkordeon, das in die Kontrabass-Melodie der Autobahn einstimmt. Man könnte tatsächlich ein Lied komponieren, denkt sie, aus Fahrzeuggeräuschen und Stimmengewirr.
Sie öffnet die Augen erst wieder, als sich ein Schatten vor die Sonne schiebt und Vince sich schwer neben sie auf die Bank fallen lässt. Er riecht nach Benzin und Tabak und Axe-Shampoo. Er riecht wie derjenige, mit dem sie bis ans Ende der Welt fahren wird.
„Die haben es hingekriegt“, sagt er und streckt die Beine von sich. „Der Wagen ist fertig.“
„Das ist ja prima – ich hab’s doch gleich gesagt. Dann können wir ja jetzt“, sagt sie und schlägt die Seiten im Atlas auf, zwischen denen noch immer ihr Finger liegt. „Guck mal, wir könnten ja hier …“
„Schweineteuer ist das“, sagt Vince. „So viel habe ich gar nicht, die spinnen. Aber.“
Er klopft sich eine Zigarette aus der Schachtel und betrachtet seine Stiefel.
„Aber was?“, fragt sie.
Ein Polizeiwagen fährt vorüber, das Martinshorn ein Trompetensolo.
„Die können jemanden gebrauchen. Die haben mir einen Job angeboten“, sagt er und lässt das Feuerzeug aufflammen.
„Ja, und?“
„Nix und“, sagt er, „ich mach das natürlich. Was denn sonst.“
Der Shell-Atlas rutscht von ihren Knien. „Und ich …“, sagt sie.
Vince grinst ein bisschen, fast verlegen sieht er aus, und zeigt mit dem Daumen nach hinten. An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht.

*​

Sie liegt neben David, schaut auf sein schlafendes Gesicht, würde am liebsten die Konturen seines Mundes und seiner Nase mit ihrem Finger nachziehen, aber sie will ihn nicht wecken.
Es ist seltsam, dass man für jemanden, den es eigentlich gar nicht geben sollte, so viel Liebe empfinden kann, denkt sie, und ob, wenn er anders aussehen würde, es dann genauso wäre. Oder ob es dieses einmalige Gefühl so nur für ihn geben kann, für exakt seine Version aus einem Pool von Milliarden anderer Möglichkeiten, und dass es einfach sein verdammtes Glück war, genau er geworden zu sein.
„Mamamam“, sagt David und lächelt sie an.
Als David auf die Welt kam, war sie überrascht von der Intensität der Liebe, die über sie hereinbrach wie eine nachträgliche Wehe. Obwohl sie unfassbar müde war, weil er nächtelang durchweinte und den ganzen Tag schrie; obwohl ihre Brust entzündet war, obwohl Vince anfing, gegen die Schränke zu treten und zu brüllen, dass es zum Kotzen wäre und er keinen Bock mehr hätte auf den ganzen Scheißdreck: den Scheißjob und das Scheißbaby und den elenden Mist hier! Eines Tages fuhr er einfach los und sie wusste nicht, ob er wiederkommen würde. Sie wusste auch nicht, ob es wirklich schlimm oder vielleicht sogar gut wäre, wenn er wegbliebe, aber sie spürte auf einmal eine bisher nicht gekannte Kälte an ihrem Rücken hinaufkriechen. Egal, wie das hier ausging – sie würde für immer frieren.
Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen. Irgendwann in der Morgendämmerung brummten die Trucks sie in den Schlaf.
Am Abend klingelte es an der Tür. Sie schluckte die restlichen Tränen hinunter und schaute vorsichtig nach. Es war Bea aus dem Tankstellenshop, die sich Sorgen gemacht hatte, mit einer Flasche Rotwein in der einen und einem belegten Baguette in der anderen Hand: ein zweibeiniger Lawinenhund.

*​

Die beiden Jungs spielen Raststätte mit ihren Matchboxautos, machen Brumm- und Hupgeräusche und fahren die Fugen der Bodenfliesen entlang. David geht in den gleichen Kindergarten wie Julian, Beas Sohn. Sie sind beste Freunde und spielen oft zusammen, mal bei ihr, mal bei Bea.
„Guck mal, Mama! Der Papa! Rengdeggedeng!“, ruft David und schiebt einen kleinen BMW über den Boden. Dabei kennt er seinen Vater kaum. Vince war noch ein paarmal aufgetaucht, aber irgendwann mit dröhnenden Bässen, wehenden Haaren und frisiertem Motor für immer abgezischt.
„Nein, Julian! Das ist mein Auto! Mama, Julian hat meinen Ferrari genommen!“
Sie blättert in einer Broschüre der Abendschule. Es wird ungefähr drei Jahre dauern, das Abitur nachzuholen. Vielleicht geht es bei ihr schneller, sie stand ja schon kurz vor dem Abschluss.
„Mama! Guck, die tanken hier!“, ruft David. „Mama, die tanken!“ Ihr kleiner Sohn hat alle Autos ordentlich vor der Playmobil-Tankstelle aufgereiht.
Anschließend wird sie ein Lehramtsstudium aufnehmen: Deutsch und Französisch – das liegt ihr.
„Prima, mein Tigerbär“, sagt sie, „ganz toll hast du das gemacht, richtig toll, wie die tanken!“ Zum Glück ist Bea nicht da, die würde sicher wieder mit den Augen rollen.
Sie lobt David für alles, egal, was er sagt und tut.

*​

Wäre David ein Mädchen, würde sie ihm täglich versichern, dass er die schönsten Brüste auf der ganzen Welt hätte.
Bea sagt, sie verwöhne ihn zu sehr, sie müsse härter durchgreifen. Vielleicht hat sie Recht: Er macht schon viel Mist in letzter Zeit. Sie wird ab jetzt etwas strenger sein.
„Fang bitte nie an, zu rauchen“, sagt sie, „Versprichst du mir das?“
„Ich bin doch nicht bescheuert!“, sagt David und lacht heiser.
Seit er im Stimmbruch ist, klingt er wie Vince, und sie hofft, er wird später anders sein. Am liebsten würde sie ihn an sich drücken wie früher, als könnte ihre Umarmung ihn davor bewahren, nach seinem Vater zu kommen.
„Ich höre auch auf mit dem Rauchen“, sagt sie, „ich höre auch bald auf.“

Während der Zigarettenpause bringt sie den französischen Truckern ein paar ihrer deutschesten Wörter bei. J’nourge traqueçe sagen sie, machen ernste Gesichter dabei und glauben, sie klingen wie Hitler.
Wenn Serge unter ihnen wäre, dick und glatzköpfig wie das Michelin-Männchen, dann würde sie ihn nicht erkennen.
Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummern echte Adressen.

Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Der Abendwind trägt den Sound der Autobahn herüber: ein gleichmäßiges Summen, ein Lied ohne Text. Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.

 
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Gude @Raindog,

eine Geschichte, die mich traurig stimmt. Auf eine stille Weise, ohne große Paukenschläge einzusetzen. Ich finde deine Erzählweise sehr gelungen; sie wirkt für mich wirklich wie von der Figur geformt, die spricht. Besonders wenn sie in Gedanken verloren geht und das Schöne bewundert oder das Schöne im Einfachen findet - was sie sich ganz bis zum Schluss bewahrt:

Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eifeltürme, die ihre Arme ausbreiten.
Und so ist es doch schön, wie sich die Erzählerin ihren eigenen Blick bewahrt, der sie schützt - aber auch abkapselt (oder schützt, indem er abkapselt).
Besonders gefällt mir auch, wie du es geschafft hast, ihre jugendlichen Vorstellungen einzufangen. Gerade das hier:
aber sie stellt sich trotzdem vor, wie der Junge irgendwann den braunen Lockenkopf aus dem Zelt streckt und gähnt und wie sein Blick dann auf die zwei Flaschen und den einen Weinkorken fällt. Und er wird genau wissen, wer den anderen Korken genommen hat: dieses geheimnisvolle Mädchen, das alleine in einem Opel quer durch Frankreich fährt und Rauch aus dem Fenster bläst wie eine Femme fatale.
So wunderbar abgeschweift, in ihrer eigenen Welt, in der sie gleich mehrere Abzweigungen nimmt und ihre Phantasie wie eine Regisseurin wunderbar formt. Wer kennt's nicht :shy:

Traurig wird das allerdings dadurch, dass sie dazu überzugehen scheint, sich stärker und stärker über ihre Vorstellungen über die Vorstellungen der anderen über sie zu definieren (schöner Satz, oder? ;))

diese Kinder, die an ihren billigen Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.

Das führt dann, meinem Textverständnis nach, auch leider mit dazu, dass ihr Leben von Männern bestimmt wird - ihr Vater prägt sie, ihr Freund schleift sie (gerade mal 60+ km weit) mit und ihr Sohn bindet sie. Sie bleibt eine Träumerin, häufig mit dem Kopf in den Wolken, und versucht das Beste aus den Begebenheiten zu machen.
Mit ihrem Sohn scheint sie zwar (noch) glücklich, aber macht ihr Glück darum auch wieder von anderen / einem Mann abhängig. Mit den Truckern versteht sie sich wohl auch ganz gut, aber das ist schon recht weit weg und mit viel Phantasie ihrerseits angereichert (bei "Ab und zu bekommt sie einen Zettel zugesteckt. Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen" habe ich zuerst an Prostitution gedacht und einen Absatz darüber geschrieben, dass das doch nicht bei jeder Frau in jeder Geschichte so enden muss - aber ich glaube, so war es auch gar nicht gemeint. :sealed:)

Ich habe nur einmal einen kurzen Verständnishänger gehabt:

Mathe braucht sie zum Glück später nicht mehr, weil sie sowieso Germanistik studieren wird.
Du beginnst mit dem "Jetzt" und dann kommt ein Rückblick. Daher habe ich überlegt, ob dieser Satz bedeutet, dass sie Germanistik studieren wird / bzw. im "Jetzt" gerade studiert - oder ob, und so stellt es sich ja dann heraus, dass es nur ihre damalige Vorstellung ist, was sie tun wird.
Sollte das noch bei anderen LeserInnen zu Irritationen verleiten, würde ich vorschlagen, dass du den Konjunktiv einbaust oder es als Absicht heraushebst: "Mathe braucht sie zum Glück später nicht mehr, denn sie würde / wollte sowieso Germanistik studieren."

Und hier springt mir der Lawinenhund als Metapher etwas weit:

ein zweibeiniger Lawinenhund, mit einer Flasche Rotwein in der einen und einem belegten Baguette in der anderen Hand.
Vielleicht tut es ein Rettungshund auch. Oder gar kein Hund sondern etwas, was schon zwei Beine hat :)

Zum Abschluss ein paar Fragen aus reiner Neugier zu den französischen Aspekten des Texts. Mein Schulfranzösisch war nie gut gewesen und ist jetzt auch noch länger verstaut, deswegen kannst du mich vielleicht erleuchten :shy:

irgendwie rau und trotzdem verständnisvoll, aber das liegt bestimmt an dieser Sprache, die immer so klingt.
-> Also "rau" ist jetzt nichts, was ich mit Französisch assoziieren würde. Manche Wörter klingen zwar jetzt nicht unbedingt wie ein dahinplätschernder Bach (parce-que oder so vielleicht), aber "rau" generell auf die Sprache zu beziehen ... hm, macht man doch eher beim Deutschen oder beim Arabischen oder so. :confused:

J’nourge traqueçe
Wäre das, lautsprachlich in Standardschrift dargestellt, so etwas wie: Jenurj trakess(e)? Dann wüsste ich wirklich nicht, was die Erzählerin den Truckern an deutscher Sprache nahebringen wollte :lol:

Et voila de la merde
-> Kann man das so sagen? Für den Text ist die Frage absolut irrelevant, weil die Erzählerin wahrscheinlich kein fehlerfreies Französisch kann bzw. es wäre vielleicht sogar angemessen, wenn sie gerade Fehler macht. Aber ich bin neugierig :D


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Liebe @Raindog ,

ich habe deine Geschichte gern gelesen, schon allein deshalb, weil sie sprachlich geschliffen daherkommt und ich mich ganz auf den Inhalt konzentrieren konnte. Ich weiß nicht, ob ich deine Prota bedauern soll oder über sie den Kopf schütteln muss, weil sie ihre Begabung und ihre Zukunft einfach in den Wind bläst.


Seitdem er den Job nicht mehr hat, wartet er oft vor ihrer Schule, um sie abzuholen. Die wummernden Bässe aus den Lautsprecherboxen kann sie schon hören, während sie noch im Unterricht sitzt und die Fragen für die Deutschhausaufgaben von der Tafel abschreibt. Trotzdem hupt er noch einmal extra, als er sie kommen sieht. Er zieht ihren Kopf herüber, küsst sie kurz und reicht ihr eine Zigarette.

Das ist ja noch nachvollziehbar. Ein Mädchen, das sich einen Mann angelt, der eben kein Bubi ist, gewinnt unter den Mitschülerinnen allerhand Ansehen. Solche kurzfristigen Schwärmereien waren zu meiner Schulzeit sehr en vogue, und rauchen für Mädchen ein Symbol des Erwachsenseins oder des Wunsches, als femme fatale (mit fabelhaften Brüsten) wahrgenommen zu werden. So was Ähnliches habe ich mit fünfzehn in mein Tagebuch geschrieben.
Aber dann!

Langsam hat sie sich daran gewöhnt: an den Qualm in ihrem Hals, den Nikotingeschmack, an die harte Musik, die Vince hört, an die Liebe, von der sie früher glaubte, sie würde sich anders anfühlen, weicher irgendwie.
Wahrscheinlich ist es so, dass alles Schöne am Anfang ein wenig kratzt, denkt sie und nimmt ihre Reisetasche, die sie gestern Nacht heimlich gepackt hat. Die können sie jetzt endgültig mal! Unten vorm Haus wartet Vince. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag und sie werden zusammen wegfahren, bis nach Frankreich oder sogar noch weiter, mal sehen.

Hier ist eine Lücke, es wird für mich nicht deutlich, was sie an diesem primitiven Vince findet. Mir geht das Schicksal der Dreizehnjährigen aus meiner Heimatstadt nicht aus dem Kopf, die mit einem über Fünfzigjährigen, den sie im Internet kennengelernt hat, spurlos verschwand, bis sie schließlich als Achtzehnjährige vor wenigen Tagen wieder aufgetaucht ist. Nun rätselt die Polizei, warum sie so lange mit ihm zusammengeblieben ist (sie hat allerdings etwas anderes behauptet). Du kennst den Fall vielleicht aus den Medien.

Ich rätsle darüber, warum deine Prota nicht irgendwie den Weg nach Hause gefunden hat, oder soll ich glauben, dass sie ihre Pläne von Abitur, Studium und Lehrberuf als alleinerziehende Bedienung an einer Autobahnstelle tatsächlich durchziehen kann? Hat sie so wenig Realitätssinn? Oder denkst du an eine Amour-fou-Geschichte? Aber dafür ist mir Vince zu wenig attraktiv.

Es gibt dezente Hinweise auf den nicht gerade liebenswerten Vater und eine schwache Mutter. Vielleicht steckt hier mehr dahinter und du willst diese Schiene aber nicht auswalzen.

Wie auch immer. Gut geschrieben, die Raucherszenen sind vielleicht etwas zu üppig geraten. In Filmen vor 2000 gibt's kaum einen Schauspieler oder Schauspielerin ohne Glimmstengel. Ich möchte bloß wissen, warum mir gerade Romy Schneider einfällt.:confused:

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebe @Raindog !
Vielen Dank für deine Geschichte. Du schreibst wirklich toll und trotz der riesigen Zeitspanne wirkt die Erzählung nie zu schnell oder gehetzt. Das mag ich.
Ich sitze mit der Erzählerin auf der Rücksitzbank hinter der Camel-Wand. Vielleicht ist die Bezeichnung merkwürdig, aber ich fühl mich wie in einem Road-Movie. Obwohl die Erzählerin ja gar nicht vom Fleck kommt. Leider. Ich würd`s ihr so gönnen.
Mit dem trügerischen Rauchen =Freiheit spielst du sehr geschickt. Allerdings war für mich die Geschichte hier zu Ende erzählt:

Vince grinst ein bisschen, fast verlegen sieht er aus, und zeigt mit dem Daumen nach hinten. An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht.

Alles was danach kommt (ich nenn es mal den zweiten Teil) bräuchte es für mich eigentlich schon nicht mehr. Klar: Kind kommt, Mann geht - verschärft die Situation und beide Ereignisse sind ja auch nicht ganz unbedeutend im Leben einer Frau. Und trotzdem. Den zweiten Teil braucht es für mich nicht. Bea und deren Tochter find ich zuviel. Der Abschied von Vince ist sehr klassisch und daher für mich auch verzichtbar. David könntest du früher schon einführen, vielleicht sogar schon von Anfang an. Damit von Anfang an klar ist, dass sie schon ein paar Jahre älter sein muss.

Es gibt viele Lieblingsstellen und Formulierungen, aber Platz eins geht an:

Und er wird genau wissen, wer den anderen Korken genommen hat: dieses geheimnisvolle Mädchen, das alleine in einem Opel quer durch Frankreich fährt und Rauch aus dem Fenster bläst wie eine Femme fatale. Und dann wird er an sie denken: Er wird Zeit seines Lebens an sie denken, wann immer er eine Flasche Wein öffnet.

Yessss! Bzw. Oui! Bzw. Erwischt:herz:

Sehr sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße vom Lotterlieschen

 

Hallo @Vulkangestein,

he, das freut mich, dass du hier vorbeikommst - auch wenn das dabei passiert:

eine Geschichte, die mich traurig stimmt.
Ja, ist schon sehr melancholisch angelegt, der Text. Soll so. :(

Ich finde deine Erzählweise sehr gelungen; sie wirkt für mich wirklich wie von der Figur geformt, die spricht.
Das macht mich sehr froh, weil mir das natürlich wichtig ist, dass es so rüberkommt.

Und so ist es doch schön, wie sich die Erzählerin ihren eigenen Blick bewahrt, der sie schützt - aber auch abkapselt
Du liest das so, wie ich mir es wünsche - mehr geht nicht, danke! :)

diese Kinder, die an ihren billigen Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Traurig wird das allerdings dadurch, dass sie dazu überzugehen scheint, sich stärker und stärker über ihre Vorstellungen über die Vorstellungen der anderen über sie zu definieren (schöner Satz, oder?)
Absolut! :thumbsup: Und ja, so ist es, da kommt viel zusammen: vor allem geringes Selbstwertgefühl kombiniert mit Trotz und hormonellen Turbulenzen
ihr Vater prägt sie, ihr Freund schleift sie (gerade mal 60+ km weit) mit und ihr Sohn bindet sie. Sie bleibt eine Träumerin, häufig mit dem Kopf in den Wolken, und versucht das Beste aus den Begebenheiten zu machen.
Genau - du sagst in Kürze das, wofür ich ein paar Seiten gebraucht habe … ;)
habe ich zuerst an Prostitution gedacht und einen Absatz darüber geschrieben, dass das doch nicht bei jeder Frau in jeder Geschichte so enden muss - aber ich glaube, so war es auch gar nicht gemeint.
Nein, so ist es nicht gemeint, es beruht auf Gegenseitigkeit, aber: naja … So dolle findet sie es trotzdem nicht.
Später, wenn sie ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben wird, hat sie bereits einen reichen Fundus..
Du beginnst mit dem "Jetzt" und dann kommt ein Rückblick. Daher habe ich überlegt, ob dieser Satz bedeutet, dass sie Germanistik studieren wird / bzw. im "Jetzt" gerade studiert - oder ob, und so stellt es sich ja dann heraus, dass es nur ihre damalige Vorstellung ist, was sie tun wird.
Das Letzte stimmt: sie sagt, bzw. denkt in dem Moment, wie es später sein wird. Was sie denkt, wie es ein wird. Ich behalte das mal im Auge.
Vielleicht tut es ein Rettungshund auch. Oder gar kein Hund sondern etwas, was schon zwei Beine hat :)
Och, gar kein Hund? Ist Lawinenhund für dich zu fett? Sie ist doch verschüttet, unter den Trümmern ihrer Träume, irgendwie … Aber ich beobachte den Hund mal noch ein wenig, danke!
Zum Abschluss ein paar Fragen aus reiner Neugier zu den französischen Aspekten des Texts.
Oh nein, jetzt kommt's … :susp:
Mein Schulfranzösisch war nie gut gewesen und ist jetzt auch noch länger verstaut, deswegen kannst du mich vielleicht erleuchten :shy:
Mein Schulfranzösisch gibt es gar nicht. Und deshalb kann ich dich leider nicht erleuchten :shy:. Ich habe mir trotzdem erlaubt, mit meinen wenigen Brocken, die ich im Laufe der Zeit aufgeschnappt habe, diese Geschichte zu schreiben … :sicko:
Also "rau" ist jetzt nichts, was ich mit Französisch assoziieren würde.
Nee, da hast du Recht. Das "rau" bezieht sich ja auch auf die Stimme des Jungen, nicht auf die Sprache. Das soll ja genau den Gegensatz zeigen, zwischen so einer rauen Jungmännerstimme und dem "verständnisvollen" Klang der Sprache.
Wäre das, lautsprachlich in Standardschrift dargestellt, so etwas wie: Jenurj trakess(e)?
Oh … Es scheint wohl nicht richtig zu funktionieren, wie ich mir das ausgedacht habe. Es soll ja tatsächlich nicht perfekt sein, aber das deutsche Wort soll letztendlich schon erkennbar werden, mit französischem Akzent halt … Ich beobachte es!
Et voila de la merde!
Kann man das so sagen? Für den Text ist die Frage absolut irrelevant, weil die Erzählerin wahrscheinlich kein fehlerfreies Französisch kann bzw. es wäre vielleicht sogar angemessen, wenn sie gerade Fehler macht. Aber ich bin neugierig :D
Ich glaube, das "de" ist zu viel. Habe gerade nochmal nachgegoogelt.
Da haben wir den Scheiß!
Ne, fehlerfreies Französisch kann sie natürlich nicht. Sonst hätte ich die Geschichte ja gar nicht schreiben können.;)

Liebes Vulkangestein, ich danke dir für deinen tollen Kommentar und wünsche dir noch ein schönes Wochenende

 

Hej @Raindog ,

deine Geschichte lässt nur wenige Wünsche offen. Eloquent führst du mich durch das Leben einer jungen Frau und ich verstehe alles, kann alles nachvollziehen und wäre ihr gerne eine bessere Mutter, ein besserer Vater, eine bessere Bea und vor allem ein besserer Vince gewesen.
Und die wenigen Wünsche, die sich beim Lesen ganz spontan aufgetan haben, die will ich dir eben mitteilen. Fais ce que tu veux ;) - du hast es nicht nötig, aber ich weiß, es interessiert dich (:hmm:du weißt, wie ich es meine, denk ich)

Hoffentlich kommen die Eltern nicht raus, hoffentlich müssen die jetzt nicht aufs Klo, denkt sie, und ihr Herz trommelt Alarm, aber auch, weil dieser Junge jetzt kurz rüber geguckt hat.

Ich wünschte, sie hätte ihm, verträumt, wie sie ist, einen Namen gegeben, auch weil er später noch einmal auftaucht. Dann dachte ich: Auf dieser kurzen Strecke gibt es schon genügend Namen, aber meinetwegen könnten die anderen weg. Zwing mich nicht, es zu begründen.

Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.

Genial. Auch, dass du es sie nicht sagen lässt. :kuss:

Sie musste lachen, weil eine Alge auf seiner Stirn klebte wie eine grüne Strähne.

Auch hier weiß ich nicht wieso, aber den Zusatz mit der grünen Strähne brauch ich nicht. Gefühl.:shy:

diese Kinder, die an ihren billigen Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.

Wieso billig? Wenn du auf das soziale Milieu ansprechen möchtest, wieso muss mein Augenmerk denn auf etwas wie Fahrradschlösser gelenkt werden? Das irritiert mich, weil ich die in teuer auch gar nicht anders sehe. :hmm:

Es stinkt und qualmt wie aus einer Nebelmaschine, wie bei diesem Konzert von Slayer, auf dem sie vor kurzem waren, und es klingt auch so.

wie bei diesem Konzert von Slayer, wenn du das umformulieren würdest, könntest du dir das doppelte wie ersparen, oder? Zum Beispiel: Er stinkt und qualmt wie aus einer Nebelmaschine beim Konzert der Slayer letzte Woche/Anfang des Sommers/de toute façon ...

„Boah, halt’s Maul jetzt!“, schreit Vince und tritt gegen den Reifen, dann gegen den Kotflügel, noch einmal und noch einmal, und sie kann gar nicht glauben, wie brutal mit seinem Auto umgeht.

Ich weiß es, alle Leser wissen es: Schnell weg von dem! :( Aber so funktioniert das Leben eben nicht, nicht wahr?

komplizierte Köstlichkeiten à la Irgendwaise.

Das ist originell und aus nötig, schließlich sammelt sie bereits Worte, aber I moags net. :sealed:


Man könnte tatsächlich ein Lied komponieren, denkt sie, aus Fahrzeuggeräuschen und Stimmengewirr.

Ich habe ein Bild von deiner Protagonistin, das in Träumen und Worten vernebelt ist. Musik, so nur aus Töne, wirkt auf mich wie ein kurz drangehängter Verstärker.

Es ist seltsam, dass man für jemanden, den es eigentlich gar nicht geben sollte, so viel Liebe empfinden kann, denkt sie, und ob, wenn er anders aussehen würde, es dann genauso wäre.

Och raindog, wat schön :herz:

Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen.

Geht das vielleicht ein bisschen zarter? Das Wolfsköpfchen passt so gar nicht zur Wolfsmutter.

Es war Bea aus dem Tankstellenshop, die sich Sorgen gemacht hatte: ein zweibeiniger Lawinenhund, mit einer Flasche Rotwein in der einen und einem belegten Baguette in der anderen Hand.

DU kannst nicht ohne Hund, nicht wahr? ;)

Sie hat genügend Liebe in sich, ihn alleine großzuziehen.

Das weiß ich längst. Bitte sag das nicht zu mir. :D

Wäre David ein Mädchen, würde sie ihm täglich versichern, dass er die schönsten Brüste auf der ganzen Welt hat.

Und das ist wirklich gut, liebe Raindog, dass David eben kein Mädchen geworden ist. Raffinierte Kleinigkeit. Und ich bin sicher, der wird, obwohl er autoaffin ist, nie und nimmer/jamais jamais einer wie Vince.

Hab vielen Dank für diesen Einblick und deine sanfte Sprache. Eine Geschichte zum Genießen und Zurücklegen. Ich denke nicht viel dabei. Auch mal schön.

Lieber Gruß, Kanji

 

@Raindog,

mich hat vor allem die Doppel-Looping-Konstruktion deiner KG fasziniert. Du beginnst in der Gegenwart, nimmst Fahrt auf für die erste große Schleife, die mit der Auto-Übernachtung beginnt und weit in die Vergangenheit zurückkurvt, zu Camel-lastigen Familienurlauben im Auto, um dann mit der ersten eigenen Zigarette und dem lauten Vince wieder Tempo aufzunehmen Richtung Gegenwart, zum Autohof ("Bedienung gesucht").
Die zweite, kleinere Schleife, ich nenne sie mal David, führt wieder zurück in die nähere, unerfreuliche Vergangenheit, begründet ihr Stranden am Autohof mit dem Scheitern der Vince-Episode und fährt dennoch mit der Illusion auf eine andere, bessere Zukunft wieder in die Geraden, die Frage bleibt: wie weit? Schöner, passender Schlusssatz: Eifeltürme im Willkommens-Modus durch Rauch-Monokel gesehen, herrlich.

Schön, wie du die Hintergrundstory als Tapete nutzt, um ihre reichlich versponnene Insight darauf zu malen. So erzählst du ganz nebenbei eine Art "Road-Movie auf der Stelle" (auch die Kinder spielen mit den Autos nur auf Fliesenfugen), bei dem ich auf der Rückbank sitze - so Richtung Auto-Kino.

Lediglich das hier:

Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe
finde ich nicht ganz gelungen, würde "Sie fühlt sich in ihrem Schlafsack eingesponnen wie eine Raupe in ihrem Kokon" o.ä. gegenüber dem "behinderte" bevorzugen.

Peace, linktofink

 

Liebe @wieselmaus,

ich freue mich, dich hier zu sehen! :)

ich habe deine Geschichte gern gelesen, schon allein deshalb, weil sie sprachlich geschliffen daherkommt
Allein schon deshalb freue ich mich: Weil du das so schön sagst!
Ich weiß nicht, ob ich deine Prota bedauern soll oder über sie den Kopf schütteln muss
Ehrlichgesagt, ich weiß es ja auch nicht ...
Hier ist eine Lücke, es wird für mich nicht deutlich, was sie an diesem primitiven Vince findet.
Das verstehe ich, und ich habe es vielleicht zu wenig gezeigt. Ist ja wirklich klar, dass die beiden nicht zusammen passen.
Mir geht das Schicksal der Dreizehnjährigen aus meiner Heimatstadt nicht aus dem Kopf, die mit einem über Fünfzigjährigen, den sie im Internet kennengelernt hat, spurlos verschwand, bis sie schließlich als Achtzehnjährige vor wenigen Tagen wieder aufgetaucht ist.
Ich weiß, darüber habe ich auch gelesen. Das ist allerdings noch eine Spur härter. Vince ist zwar doof, aber wenigstens jung .. :(
Ich rätsle darüber, warum deine Prota nicht irgendwie den Weg nach Hause gefunden hat, oder soll ich glauben, dass sie ihre Pläne von Abitur, Studium und Lehrberuf als alleinerziehende Bedienung an einer Autobahnstelle tatsächlich durchziehen kann?
Den Weg nach Hause will sie nicht mehr finden, den hat sie sich selbst abgeschnitten, mit ihren Eltern gebrochen und sie will ihr Leben allein durchziehen. Sie glaubt für einige Zeit tatsächlich daran, dass sie das mit dem Studium schafft.
Oder denkst du an eine Amour-fou-Geschichte? Aber dafür ist mir Vince zu wenig attraktiv.
Mir auch! Und nein, so ist das tatsächlich nicht gedacht, aber für eine gewisse Zeit redet sie sich ein, dass alles so passt mit ihm, bzw. immer besser werden kann. Und dann kommt es anders, und es spielen Trotz und Stolz eine große Rolle.
Es gibt dezente Hinweise auf den nicht gerade liebenswerten Vater und eine schwache Mutter. Vielleicht steckt hier mehr dahinter und du willst diese Schiene aber nicht auswalzen.
Genau so. Ich glaube, dass ist der Schlüssel zu dem Ganzen Schlamassel. Irgendwann hat sie die Nase komplett voll von der ewigen Unzufriedenheit ihres Vaters und der geringen Unterstützung durch ihre Mutter. Nimmt den ersten Besten, lässt die Schule schleifen und haut erstmal ab. Dann kommt das Kind, aber sie denkt immer noch daran, anders weiterzumachen, sich da rauszuziehen. Naja, aber das Leben: bis jetzt hat es noch nicht geklappt.
die Raucherszenen sind vielleicht etwas zu üppig geraten
Ja, die ziehen sich wie ein roter Faden aus blaugrauen Nikotinschwaden durch die Geschichte, stimmt. Aber das gehört für mich schon zentral dazu … Nervt das arg?
Ich möchte bloß wissen, warum mir gerade Romy Schneider einfällt.:confused:
An die habe ich gar nicht gedacht beim Schreiben der Geschichte, aber jetzt, wo du's sagst, sind da vielleicht ein paar Ähnlichkeiten vorhanden.

Liebe Wieselmaus, ich danke dir für deinen hilfreichen, tollen Kommentar, und ich behalte die angesprochenen Stellen kritisch im Auge.

Liebe Grüße von Raindog

Liebes @Lotterlieschen,

du auch hier, wie schön! (Hast du den Mann dabei, oder können wir alleine reden?:lol:)

Du schreibst wirklich toll und trotz der riesigen Zeitspanne wirkt die Erzählung nie zu schnell oder gehetzt. Das mag ich.
Danke, das ist ein tolles Kompliment! :shy:
ich fühl mich wie in einem Road-Movie. Obwohl die Erzählerin ja gar nicht vom Fleck kommt.
Das gefällt mir, der Vergleich. Ich mag Road-Movies nämlich sehr, und wenn ich mit der Geschichte ein Stillstand-Road-Movie fabriziert habe, dann finde ich's fein.
Allerdings war für mich die Geschichte hier zu Ende erzählt: "An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht". Alles was danach kommt (ich nenn es mal den zweiten Teil) bräuchte es für mich eigentlich schon nicht mehr.
Stimmt, da hätte die Geschichte auch enden können. Aber das wäre ein anderer Ansatz. Meine Intention war, mit dem Danach zu zeigen, wie sie sich durch ihr Leben werkelt bis zu dem Punkt, an dem man sie anfangs kennengelernt hat. Und nicht aufhört, zu träumen. Ja, vielleicht ist das alles wenig überraschend, das mag sein. Ich glaube, bei meinen Geschichten ist das oft so. :rolleyes:
Der Abschied von Vince ist sehr klassisch und daher für mich auch verzichtbar.
Meinst du meine Beschreibung des Abschieds, oder generell, dass er weggeht?
David könntest du früher schon einführen, vielleicht sogar schon von Anfang an. Damit von Anfang an klar ist, dass sie schon ein paar Jahre älter sein muss.
Das wollte ich bewusst so als klitzekleine Überraschung erst gegen Ende bringen.
Es gibt viele Lieblingsstellen und Formulierungen, aber Platz eins geht an:
Und er wird genau wissen, wer den anderen Korken genommen hat: dieses geheimnisvolle Mädchen, das alleine in einem Opel quer durch Frankreich fährt und Rauch aus dem Fenster bläst wie eine Femme fatale. Und dann wird er an sie denken: Er wird Zeit seines Lebens an sie denken, wann immer er eine Flasche Wein öffnet.
Das freut mich aber. :) Es ist nämlich auch eine meiner Lieblingsstellen, weiß nicht genau ob Platz eins oder zwei.

Sehr sehr gerne gelesen!
Da schließe ich mich an: Ich auch, deinen Kommentar, liebes Lotterlieschen.

Liebe Grüße von Raindog

 

Liebe @Raindog,

du schreibst einfach schön. Das kann man nicht anders sagen. Versuchst du eigentlich deine Texte außerhalb von den Wortkriegern unterzukriegen? Ich würde jetzt mal ganz unbedarft sagen, dass es da draußen bestimmt einige gibt, die so etwas lesen wollen.

Sie besitzt ein Kästchen mit Karteikarten, auf die sie Wörter schreibt, die ihr bemerkenswert erscheinen. Wenn sie märchenhaft klingen zum Beispiel, wie Vermaledeit oder Alldieweil, oder lustig wie Techtelmechtel, oder so vollkommen deutsch wie Ernsthaftigkeit. Und Wörter, die nur geschrieben existieren, die sie noch nie jemanden sprechen gehört hat, wie jäh oder rittlings.
Das finde ich total süß. Und ich stelle mir vor wie die kleine Raindog zuhause sitzt und diese Worte sammelt.

Nichçe de s’deaux troittez oder so ähnlich.
Diese deutschen Worte auf französisch finde ich irgendwie doof. Mir würde es reichen, dass du schreibst
Sie könnte es ihnen auf einen Zettel schreiben, wie sie es aussprechen müssen:
Bei dem französischen Wort bleibe ich hängen versuche es so auszusprechen, wie du es meinst. Also ich könnte drauf verzichten.

Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen.
Den Satz mag ich.

Also insgesamt, sehr gut geschrieben würde ich sagen. Allerdings gefällt mir der Inhalt der Geschichte nicht wirklich. Ich Trampel frage mich da nur: Worum geht’s hier eigentlich? Was ist das Ziel? Warum erzählst du mir grade diese Stellen? Und woran erkennst du, wann die Geschichte zu Ende ist?
Ich glaube, ich hätte eine Fokussierung auf einen Lebensabschnitt besser gefunden als diesen Schnelldurchlauf. Aber lass dich davon nicht beirren. Es kommt bestimmt bald wieder eine Geschichte von dir, die mir mehr liegt. ;)

Liebe Grüße,
NGK

 

Liebe @Kanji,

juhuuu, du bist auch wieder da!

deine Geschichte lässt nur wenige Wünsche offen.
Freu! Sehr! :):):)

Fais ce que tu veux
Hä?
Ach soooooo. Ja, mache ich!
du hast es nicht nötig, aber ich weiß, es interessiert dich
Doch, habe ich, und natürlich, tut es!

Hoffentlich kommen die Eltern nicht raus, hoffentlich müssen die jetzt nicht aufs Klo, denkt sie, und ihr Herz trommelt Alarm, aber auch, weil dieser Junge jetzt kurz rüber geguckt hat.
Ich wünschte, sie hätte ihm, verträumt, wie sie ist, einen Namen gegeben, auch weil er später noch einmal auftaucht.
Aber hat sie doch? Serge. Manchmal sagt sie nur „der Junge“, aber oft auch Serge. So nennt sie ihn so bei ihrer Vorstellung, dass er den Arm um sie legt, und als sie den Weinkorken in ihrer Hand drückt und ganz viel später auf der Raststätte denkt sie auch nochmal namentlich an ihn. Wahrscheinlich zu unauffällig … :shy:

Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.
Genial. Auch, dass du es sie nicht sagen lässt.
Nicht wahr! :thumbsup: Das ist so ein kleiner Sieg …

Sie musste lachen, weil eine Alge auf seiner Stirn klebte wie eine grüne Strähne.
Auch hier weiß ich nicht wieso, aber den Zusatz mit der grünen Strähne brauch ich nicht. Gefühl.
Ja, brauchen tut‘s die Strähne nicht, die spielt keine weitere Rolle in der Geschichte. Ich wollte dem Vince irgendwie etwas Kleines, Liebenswertes mitgeben, wenn er schon so eine blöde Rolle bekommt in der Geschichte. Wenigstens eine Alge auf der Stirn … Oder meinst du - ach sooooo: Du meinst wahrscheinlich, die Alge dort lassen, aber die Strähne weg? Ja, stimmt, wird gemacht!

diese Kinder, die an ihren billigen Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Wieso billig? Wenn du auf das soziale Milieu ansprechen möchtest, wieso muss mein Augenmerk denn auf etwas wie Fahrradschlösser gelenkt werden? Das irritiert mich, weil ich die in teuer auch gar nicht anders sehe.
Ich habe das „billig“ entfernt, weil es hier wirklich nicht um ein soziales Milieu gehen soll. Der Ausdruck entspringt eher einem (gespielten) Anflug von Überheblichkeit bei der Prota. Sie macht gerade alles nieder, was vorher okay und normal war (Fahrräder an sich, Kinder, Schule, Hausaufgaben, Eltern …), um ihr Abdriften vor sich selbst zu rechtfertigen. Verständlich? Aber, wie gesagt, billig habe ich entfernt, um Irritationen zu vermeiden.

wie bei diesem Konzert von Slayer, wenn du das umformulieren würdest, könntest du dir das doppelte wie ersparen, oder?
Ich sehe es so als zusätzliche – ach Menno, mir fällt jetzt der Begriff nicht ein … Also, es ist momentan bewusst so, auch mit dem 2 x wie, aber ich schaue mal, ob ich etwas damit mache.
Ich weiß es, alle Leser wissen es: Schnell weg von dem! Aber so funktioniert das Leben eben nicht, nicht wahr?
Ich sage nur: C'est la vie!
komplizierte Köstlichkeiten à la Irgendwaise.
Das ist originell und aus nötig, schließlich sammelt sie bereits Worte, aber I moags net.
Hm. Ich hatte erst „Irgendwasaise“ … Fändest du das auch doof? Wahrscheinlich schon … Aber ja, sie spielt gerne mit Wörtern und denkt eben auch mal so einen Schrott vor sich hin.
Ich habe ein Bild von deiner Protagonistin, das in Träumen und Worten vernebelt ist. Musik, so nur aus Töne, wirkt auf mich wie ein kurz drangehängter Verstärker.
Verstehe ich das jetzt so, dass du den Musik-Teil nicht passend findest? Sie baut ja auch das doppelte Salut!, das sie gerade gehört hat, mit in den Fahrzeuggeräusche-Song ein, also schon Wörter. Und Musik spielt für sie insgesamt doch auch eine Rolle.
schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen
Geht das vielleicht ein bisschen zarter? Das Wolfsköpfchen passt so gar nicht zur Wolfsmutter.
Ja, aber Wölfe heulen doch so schön durch die Nacht …
ein zweibeiniger Lawinenhund, mit einer Flasche Rotwein
DU kannst nicht ohne Hund, nicht wahr?
Hund, wieso? :lol:
Ja, das macht jetzt wohl so den Anschein. Aber ich fand das Bild vom Lawinenhund eigentlich ganz passend, auch wenn es das vielleicht doch nicht ganz so bringt wie gewünscht. Ich beobachte es. Aber es ging mir ganz wirklich nicht darum, die Hunde-Quote zu erfüllen!
Sie hat genügend Liebe in sich, ihn alleine großzuziehen.
Das weiß ich längst. Bitte sag das nicht zu mir.
Hab ich was gesagt? Ne, ist weg, du hast Recht. Ich hatte es zwar als einen sich selbst bestärkenden Gedanken meiner Prota gemeint, aber ist eh unnötig.
Und das ist wirklich gut, liebe Raindog, dass David eben kein Mädchen geworden ist. Raffinierte Kleinigkeit. Und ich bin sicher, der wird, obwohl er autoaffin ist, nie und nimmer/jamais jamais einer wie Vince.
Da bin ich beruhigt! :)
Hab vielen Dank für diesen Einblick und deine sanfte Sprache. Eine Geschichte zum Genießen und Zurücklegen. Ich denke nicht viel dabei. Auch mal schön.
So soll es sein. Ist schließlich Wochenende! Also, nicht mehr so viel, aber nichtsdestotrotz wünsche ich dir einen schönen Rest! Liebe Kanji, danke für deinen mal wieder so einfühlsamen, hilfreichen und umfangreichen Kommentar!

Liebe Grüße von Raindog

Hallo @linktofink,

ich freue mich über deinen Besuch!

mich hat vor allem die Doppel-Looping-Konstruktion deiner KG fasziniert.
Wow, mir wird gleich ganz schwindlig! Aber die passt ja ganz gut, deine Bezeichnung. Danke!
Schöner, passender Schlusssatz: Eifeltürme im Willkommens-Modus durch Rauch-Monokel gesehen, herrlich.
Auch dafür danke! Den „Willkommens-Modus“ habe ich auch so gemeint - aber je nachdem, wie man es liest, oder wie offen die Geschichte sein soll, könnten die ausgebreiteten Arme jemandem auch den Weg versperren ...
So erzählst du ganz nebenbei eine Art "Road-Movie auf der Stelle" (auch die Kinder spielen mit den Autos nur auf Fliesenfugen), bei dem ich auf der Rückbank sitze - so Richtung Auto-Kino.
Danke, Danke! Habe heute schon einmal geschrieben: Ich liebe Road-Movies, deshalb freut mich das sehr.
Sie bewegt sich in ihrem Schlafsack wie eine behinderte Raupe
finde ich nicht ganz gelungen, würde "Sie fühlt sich in ihrem Schlafsack eingesponnen wie eine Raupe in ihrem Kokon" o.ä. gegenüber dem "behinderte" bevorzugen.
Es sind ja ihre Gedanken, und ich finde es eigentlich ganz passend. Sie selbst im Schlafsack „ist“ ja die Raupe, aber weil sie sich nicht so geschickt bewegen kann wie eine echte, denkt sie eben „behindert“. Mal sehen, was ich mache, ich behalte die Raupe im Auge.

Und ich danke dir sehr für deinen Kommentar, lieber linktofink, und wünsche noch einen schönen kleinen Restsonntag.

Viele Grüße von Raindog

Hallo @AWM,

auch über deinen Besuch und dein Lob freue ich mich sehr!

Vor allem, weil der Umriss eines ganzen Lebens in einer Kurzgeschichte auch gründlich daneben gehen kann.
Ja, hatte da auch so meine Befürchtungen, aber dann habe ich mir gedacht, mach jetzt, probier das aus!
Deine Sprache passt super und die Geschichte ist von einer Melancholie getragen, die nie ins Kitschige oder in Klischees abgleitet.
Balsam! :)
Deshalb habe ich auch nur sehr wenig anzumerken.
Positives Feedback ist ja nie verkehrt!
Ich finde Slayer hier irgendwie zu extrem. Passte für mich nicht ins Bild, das ich von deiner Prota hatte. Auch wenn sie da mit Vince hingeht. Und wenn, dann muss es mehr Eindruck hinterlassen haben als: Ah ja wie bei diesem Konzert von Slayer letztens ...
Also: Ja, zum Bild meiner Prota, bzw. zu ihren Vorlieben, passt die Musik der Band natürlich nicht, sie geht da nur mit bzw. wegen Vince hin. Aber ich dachte, dadurch, dass sie ein röchelndes, qualmendes, fast auseinanderfliegendes Auto mit der Musik vergleicht, macht deutlich, dass das überhaupt nicht so ihre Sache ist. Und sie sagt außerdem „dieses Konzert“. Dieses beinhaltet mMn schon eine gewisse Distanziertheit - wenn sie es richtig cool gefunden hätte, würde sie doch eher sagen: DAS Konzert ...
Weiß nicht, ob die Alliteration sein muss
Die vorbeikrächzenden Krähen müssen gar nicht sein! Das war auch nicht bewusst gewollt, nur Zufall. Ich habe es geändert.
Die beiden Stellen passen für mich nicht. Ich hatte das Gefühl, sie liebt ihren Sohn so arg, dass sie auf keinen Fall für immer frieren würde.
Ich muss da mal noch etwas darüber nachdenken. Sie wird nicht für immer frieren, das stimmt, aber in dem Moment denkt sie das, geliebter Sohn hin oder her, weil sie sich elend einsam fühlt. Aber, wie gesagt, ich mache mir mal Gedanken, ob ich es ändere.
Lieber AWM (ich überlege immer, was sich hinter diesem Kürzel wohl verbirgt), ich danke dir sehr für deine Anmerkungen und deine Hilfe und dein Lob und wünsche dir auch noch eine schöne Sonntagnacht.

Viele Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Raindog,

Deiner neuen Geschichte nähere ich mich auf Zehenspitzen – da darf man nichts zertreten durch unüberlegte Einwände, denn dieser Text ist gehaltvoll und wunderschön. Raindog in Bestform sozusagen:thumbsup:.

Heute hier, morgen dort.
Waders Klampfe im Ohr, noch so viel Zeit bis zum Reihenhaus.
Welchen Leser überkäme nicht Wehmut in der Erinnerung.
Du machst das verdammt gut.

Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.
Raindog-Sound: Nicht Dur, nicht Moll, aber genau dazwischen, als ob es lustige Melancholie gäbe.

Dann die erste Zigarette. Der Vater weiß, dass er ein schlechtes Beispiel ist und bemüht sich in seiner Hilflosigkeit als gestrenger Erzieher. Wer kennt diesen traurigen Akt nicht?

Langsam hat sie sich daran gewöhnt ... ... an die Liebe, von der sie früher glaubte, sie würde sich anders anfühlen, weicher irgendwie.
Ich liebe alle, die für ihre Texte keinen Aufwand scheuen, die feilen und polieren! Dich auch.
Was für eine Idee – das Riesenakkordeon und die Melodie der Autobahn! Einfach großartig.
Und die herrliche Spekulation mit dem Weinkorken!
Und den noch:
Er riecht wie derjenige, mit dem sie bis ans Ende der Welt fahren wird.
Aber ich habe nicht vor, den halben Text zu zitieren, nur weil er mir so gut gefällt.

Prima Geschichte, besten Dank!
Das „sehr gerne gelesen“ kann ich mir fast sparen, aber nein – ich mach’s extra fett.

José
PS:
Ein paar Winzigkeiten hätte ich allerdings noch:
Passt das zeitlich: Shell-Atlas statt Navi, aber Axe-Shampoo?

„Fang bitte nie an, zu rauchen“, sagt sie, „Versprichst du mir das?“
„Ich bin doch nicht bescheuert!“, sagt David und lacht heiser.
Ich lese: Ich bin doch nicht bescheuert, das zu versprechen.
Sollte er nicht sagen: Aber ja! Ich bin doch nicht bescheuert.

Ab und zu bekommt sie einen Zettel zugesteckt.
Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummer auf dem Papier eine echte Adresse.
Ich kapiere das nicht. Wer steckt ihr Zettel zu? Da stehen Parkiermarkierung und Autonummer drauf, okay. Und weiter? Muss sie da Care-Pakete verteilen? Ich bin wirklich so blöd, tut mir leid.

 

Moin, moin @Raindog,
was für ein Lesegenuss .... Ich liebe Deine Sprache. Diesmal ein völlig anderes Thema als in meiner Erinnerung, spannend die Entwicklung der Story zu verfolgen.

Es kommt ihr vor, als wäre das noch gar nicht so lange her: ihr Vater am Lenkrad, der sich eine Zigarette anzündet und mit Mutter hinter einer Rauchwand verschwindet. Kamel-Atem nennt sie das für sich, diesen Qualm.
Unglaublich, wenn man sich heute daran zurück erinnert, kann man es nicht verstehen.

Sie besitzt ein Kästchen mit Karteikarten, auf die sie Wörter schreibt, die ihr bemerkenswert erscheinen. Wenn sie märchenhaft klingen zum Beispiel, wie Vermaledeit oder Alldieweil, oder lustig wie Techtelmechtel, oder so vollkommen deutsch wie Ernsthaftigkeit. Und Wörter, die nur geschrieben existieren, die sie noch nie jemanden sprechen gehört hat, wie jäh oder rittlings. Später, wenn sie ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben wird, hat sie bereits einen reichen Fundus.
Eine wunderschöne Idee! Man sieht sie regelrecht vor sich und spricht die Wörter nach. Mir fiel sofort ein Buch ein, dass in den letzten Monaten erschienen ist (Luftikus & Tausendsassa: Verliebt in 100 vergessene Wörter) - Hat sie es geschrieben? An der Stelle fällt mir jetzt beim schreiben aus, das mir persönlich ein Name gefehlt hat, einfach um Deiner Prot noch ein wenig näher zu kommen.
So schön, als könnte man damit gar nicht richtig meckern.
sorry, bei meckern denke ich an herbe, alte Damen oder zickige Mütter

Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.
Das ist eine herrliche Zusammenfassung einer Lebensphase, eines Gefühls, dieses: Nicht-Fisch, Nicht-Fleisch sein

Sie selbst hat schon fast geschlafen, aber jetzt denkt sie auf einmal, warum nicht, eigentlich.
Hier merke ich ganz deutlich Deinen unglaublich tollen Umgang mit unserer schönen Sprache. Für mein Gefühl fehlt da am Ende etwas, aber ich denke in zu einfachen Strukturen.

weil dieser Junge jetzt kurz rüber geguckt hat.
Dankeschön für gucken, ich liebe diese Schreibweise. Es wäre bei mir ein Wort für die Karteikarten

„Doch“, hört sie sich sagen und presst die linke Hand ganz fest um den Weinkorken von Serge, „doch, habe ich.“
Klasse, Ich liebe deine Art, die Erwartungshaltung des Lesers zu torpedieren - Deine Prot mach einfach ganz oft das gegenteil von dem, was man erwartet. Ein großer Reiz des Textes, obwohl ich auch ab und an den Kopf schüttle, aber da grätscht dann wohl das eigene Eigenleben dazwischen ...

Sie bläst den Rauch aus dem Fenster, nebelt ein paar Schulkameraden ein – diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Hier zum Beispiel auch, die sind ja nicht nur neidisch, da wird auch gemobbt und ausgeschlossen, Masse gegen Einzelfall, aber Du erzählst ja aus ihrer Sicht, und das zwingt mich zum dichter dran denken/zuhören und auch glauben dieser Meinung.

Vince grinst ein bisschen, fast verlegen sieht er aus, und zeigt mit dem Daumen nach hinten. An der Fensterscheibe des Restaurants klebt ein Zettel: Bedienung gesucht.
Grins, das Leben ist kein Ponyhof. Man sieht die Seifenblasen zerplatzen, gefällt mir sehr
Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen. Irgendwann in der Morgendämmerung brummten die Trucks sie in den Schlaf.
Am Abend klingelte es an der Tür.
Ganz subjektiv betrachtet fehlt mir hier eine nähere Verortung. Schläft sie mit dem Kind im Auto? Billiges Motel, eigene Wohnung - sorry, falls ich es vorher überlesen habe
*​
Ab und zu bekommt sie einen Zettel zugesteckt. Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummer auf dem Papier eine echte Adresse.
hier verstehe ich zwar, dass es um Sex geht, aber die Motivation ist mir nicht klar. Geht es um Nähe und immer noch hoffen auf den einen Mann oder geht es um Geld und Überleben. Dafür wäre mir die Umschreibung zu "nett"

Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Kenne ich Bernhard schon? Ich bin hängen geblieben, aber wichtig ist es hier nicht.

Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eifeltürme, die die Arme ausbreiten.
Ja, der Schlusssatz passt zu Deiner Prot - einfach schön, ein bisschen besonders und doch ganz einfach.

Liebe Raindog, ich mag Deine Sprache total. Darf ich mal im Stillen eine "Nachschreibe-Kopier-Übung" machen? Ich weiß nicht, ob es möglich ist, so etwas wirklich zu lernen, ob da nicht eher generelle Sprachveranlagung und Gefühl die Grundlagen sind, aber ich bin gerade ein bisschen neidisch

Beste Wünsch
witch

 

Liebes @Nichtgeburstagskind,

du bist ja treu und so wahnsinnig fleißig mit Kommentieren und Schreiben – wie machst du das? Ich freue mich sehr, dass du mir auch dieses Mal wieder die Treue hältst.

du schreibst einfach schön. Das kann man nicht anders sagen.
Und ich werde ganz verlegen und rot und freue mich natürlich heimlich, dass du das nicht anders sagst! :shy:

Versuchst du eigentlich deine Texte außerhalb von den Wortkriegern unterzukriegen? Ich würde jetzt mal ganz unbedarft sagen, dass es da draußen bestimmt einige gibt, die so etwas lesen wollen.
Ich habe das bis jetzt noch nicht versucht, nein. Ich bin ja eine absolute Spätstarterin und schon stolz darauf, mich zu den Wortkriegern getraut zu haben. Aber schön, dass du das denkst - und vielleicht ist ja mal eine passende Ausschreibung dabei.

Das finde ich total süß. Und ich stelle mir vor wie die kleine Raindog zuhause sitzt und diese Worte sammelt.
Das hat die kleine Raindog zwar nicht getan, aber theoretisch wäre es schon möglich gewesen.
Hätte ich nur mal, dann wäre vielleicht was Gescheites aus mir geworden! :lol:

Diese deutschen Worte auf französisch finde ich irgendwie doof. Bei dem französischen Wort bleibe ich hängen versuche es so auszusprechen, wie du es meinst. Also ich könnte drauf verzichten.
Schade … Ich finde das ja schon lustig, aber möglicherweise habe ich mich da auch versponnen. Vielleicht ist es wirklich doof ... Ich warte mal noch ein wenig ab und entscheide dann, ob es rausfliegt.
Sie legte David zu sich ins Bett, umklammerte ihn, hüllte sich mit ihm unter die Decke und sie schluchzten und heulten zusammen durch die Nacht, als wären sie ein Wolf mit zwei Köpfen.
Den Satz mag ich.
Das ist schön! @Kanji fand den Doppelkopfwolf ja nicht so passend. Aber die Geschmäcker eben …
Allerdings gefällt mir der Inhalt der Geschichte nicht wirklich. Ich Trampel frage mich da nur: Worum geht’s hier eigentlich? Was ist das Ziel? Warum erzählst du mir grade diese Stellen? Und woran erkennst du, wann die Geschichte zu Ende ist?
Das sind jetzt natürlich so Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind, weil es vermutlich mit unterschiedlichen Genrevorlieben zu tun hat. Deshalb solltest du dich auch nicht Trampel :lol: nennen, nur, weil du mit meiner ziemlich actionfreien Geschichte nicht so viel anzufangen weißt. Das Ziel: Gefühle einer Person bebildern, nachvollziehbar machen, dabei möglichst die Sprache fließen lassen … So in der Art. Warum diese Stellen: Ich finde, diese Episoden sind Ausschnitte aus dem Leben der Prota, die sie prägen bzw. zeigen, wie sich alles entwickelt hat in ihrem Leben und warum es am Ende so ist, wie man es am Anfang sieht. Wann ich weiß, dass die Geschichte zu Ende ist: Wenn ich einen coolen letzten Satz gefunden habe!:D Joke! Also, in diesem Fall schließt sich dort der Kreis, wo die Geschichte beginnt. @linktofink hat das so schön als „Doppel-Looping“ bezeichnet.
Ich glaube, ich hätte eine Fokussierung auf einen Lebensabschnitt besser gefunden als diesen Schnelldurchlauf.
Das hatte ich zunächst auch überlegt, aber dann hat mich die Lust am Konstruieren einer Art Episodengeschichte zu sehr gepackt.
Es kommt bestimmt bald wieder eine Geschichte von dir, die mir mehr liegt.
Das würde mich freuen. Aber ich freue mich auch sowieso über deinen Kommentar, und die Zeit, die du dir immer nimmst für alles. (Off topic: Und wenn du wieder mal eine KG schreibst, bin ich sicher auch wieder dabei. Nur beim Kommentieren von Romankapiteln halte ich mich zurück/raus: Da fehlt mir schlichtweg die Zeit. Aber ich finde es, davon abgesehen, absolut genial, dass du dich daran wagst und wünsche dir viel Erfolg und drücke dir die Daumen und die Wolfsklauen extra noch dazu!)

Liebe Grüße von Raindog

Lieber @josefelipe,

Deiner neuen Geschichte nähere ich mich auf Zehenspitzen – da darf man nichts zertreten durch unüberlegte Einwände
Zum Glück kenne ich dich inzwischen und weiß, dass das nicht bedeutet, du fasst die Geschichte mit Samthandschuhen an. Das wöllte ich nämlich nicht! Aber wie ich sehe, hast du ja nur ganz viel wunderbares Lob im Gepäck:
denn dieser Text ist gehaltvoll und wunderschön.
Ach, danke! :kuss:

Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.
Raindog-Sound: Nicht Dur, nicht Moll, aber genau dazwischen, als ob es lustige Melancholie gäbe.
Das gefällt mir sehr. Ich habe es noch nicht versucht, in Worte zu fassen, aber das ist so ziemlich genau das Gefühl, dass ich oft versuche, rüberzubringen.
Ich liebe alle, die für ihre Texte keinen Aufwand scheuen, die feilen und polieren! Dich auch.
:herz:
Das mit dem Feilen und Polieren habe ich dieses Mal wirklich bewusst gemacht. Immer noch länger liegen gelassen das Ding und nochmal gelesen und dann wieder hier ein Wort ausgetauscht und da noch einen Doppelpunkt …

Passt das zeitlich: Shell-Atlas statt Navi, aber Axe-Shampoo?
Ja, das passt. Allerdings habe ich nirgendwo gesagt, wann es handelt, stimmt ... Als sie mit Vince zusammen abhaut ist gerade die Jahrtausenwende gewesen. Dann fing das erst nach und nach an, dass jeder ein Navi hatte. Axe-Gedöns gab es aber schon.

Fang bitte nie an, zu rauchen“, sagt sie, „Versprichst du mir das?“
„Ich bin doch nicht bescheuert!“, sagt David und lacht heiser.
Ich lese: Ich bin doch nicht bescheuert, das zu versprechen.
Sollte er nicht sagen: Aber ja! Ich bin doch nicht bescheuert.
Du hast Recht, man kann es so lesen, wie du, oder eben so, als ob er es konsequent für sich ausschließt. Das habe ich auch bemerkt und wollte es schon klarer kennzeichnen - dann fand ich aber genau das Offene daran irgendwie spannend. So dass der Leser und die arme Mutter im Unklaren bleiben, wie er es meint …

Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummer auf dem Papier eine echte Adresse.
Ich kapiere das nicht. Wer steckt ihr Zettel zu? Da stehen Parkiermarkierung und Autonummer drauf, okay. Und weiter? Muss sie da Care-Pakete verteilen? Ich bin wirklich so blöd, tut mir leid.
Naja, sie braucht ab und zu etwas körperliche Nähe und Wärme, und manchmal (nicht oft) ergibt sich da was mit einem Trucker. Was auf Gegenseitigkeit beruht, aber nicht wirklich Zukunft hat. So wie bei Grübchen, you know? ;)
Das „sehr gerne gelesen“ kann ich mir fast sparen, aber nein – ich mach’s extra fett.

Fettes Dankeschön und liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

„...
Frag den Abendwind, wo das Glück beginnt
Aber frage nicht, woran es manchmal zerbricht
Frag den Silbermond, wo die Liebe wohnt
Doch wann sie zerbricht, das frage nicht
...“ (Gordini/Relin), Françoise Hardy, 1965​

„Sie raucht doch nicht, wie kommst du denn darauf“, sagt ihre Mutter und schüttelt missbilligend den Kopf. „Ich frag ja auch nur“, sagt ihr Vater.
Wahrscheinlich weiß er es noch nicht, aber hinten bekommt er eine kahle Stelle.
„Doch“, hört sie sich sagen und presst die linke Hand ganz fest um den Weinkorken von Serge, „doch, habe ich.“

Hi, nasser Streuner –

Zeit, mal wieder bei Dear hineinzuschauen, was so in vermeintlich „bildungsfernen“ Schichten mit Hang zur germanistischen Zunge abgehen kann, die noch dem alten, nomadischen Triebe folgt, den ja der Massentourismus bis zur Umweltgefährdung und Raubbau an der Natur hemmungslos und gewinnmaximierend ausnutzt und ausbeutet. So kreuzt sich denn die tiudisce mit der welschen Zunge zu einem amüsanten Lesevergnügen mit ernstem Hintergrund und Steuerklasse 2, das durch die qualmenden Eltern noch verstärkt wird (wobei am Anfang - kurz nach der Genesis des Friedels - der Lloyd 400, ein „Komplastbomber“ - eigentlich „Leukoplastbomber“, wegen der reparierten Außenstellen - bei uns stand, dem selbst der untergewichtige Friedel und Erstkässler Düllen verursachte, wenn er sich gegen das Autochen lehnte, in das jeder nur dank des Schuhanziehers hineinkam und geräuchert und geteert wieder raus. Dass dieses vermeintliche Gefährt aus gesteifter Pappe nicht Feuer fing, grenzte ans Wunderbare ...)

Alles schon gesagt,

liebe Raindog,

außer ein paar Flusen von Hundehaar, die der nasse Streuner so beim Ausschütteln in der guten Stube umverteilt und ablegt und – vorweg – nix Falsches. Aber vier Substantive (Fahrer, Autohof, Übernachten, Dienst) gegen drei Verben (kommen, freuen, haben), von denen auch noch eines „nur“ zur Hilfestellung des Dienstes dient, hingegen ein Verb ungenutzt bleibt, weil es als unschöne Substantivierung nahe am amtlichen Regelwerk der Straßenverkehrsordnung und dem „Wechsellichtzeichen“ (Volksmund: „Ampel“) gebaut hat

Die Fahrer kommen gerne auf den Autohof zum Übernachten und freuen sich, wenn sie Dienst hat.
Nun gut, „um zu übernachten“ braucht‘s einen Buchstaben mehr … Kein Wunder, dass die Theodisca lingua gegenüber dem welschen Wohlklang unterliegt.

Wenn sie Pause hat, oder spätabends, wenn nichts mehr los ist, raucht sie …
Weg mit dem Komma vorm „oder“, dass das Komma genauso gut vertritt, wie ein „und“

Jetzt wird‘s kompliziert, wenn es zunächst heißt

Im gleichen Ton, wie er auch Flach wie ein Brett! Sagt, als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig begonnen hat, zu wachsen.
Warum dann hier
So findest du nie einen Mann: flach wie ein Brett!
Ausgerechnet hinter einem Satzzeichen („:“) das kleinbuchstabige flach? Warum nicht auch das erstgenannte und auch das "sagt", trotz Ausrufezeichen zuvor? Faustregel für nach dem Doppelpunkt, nur vollständige Sätze mit Großbuchstaben beginnen lassen! Ob das absolut gilt - wie ist es bei Ellipsen, z. B., muss Dich erstmal nicht jucken, das größere, weil öfters vorkommende Problem folgt ja noch, denn

auch die Infinitivgruppe „zu wachsen“ muss aufs Komma verzichten - „beginnen“ und „wachsen“ bilden eine Einheit und beim komplexen Prädikat fällt das Komma vor der Infinitivgruppe weg (vgl. https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/komma;) - wobei es wesentlich schwieriger zu durchschauende „komplexe“ Prädikate gibt als hier, was Du durch einfaches Möbelrücken selber feststellen kannst, etwa als „als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig zu wachsen begonnen hat.“

Bis es viel zu spät ist, um noch Hausaufgaben zu machen[,] und bis ihr Vater über seinem eigenen Gemotze längst eingeschlafen ist.
Komma, weil der Infinitivsatz zu Ende ist und das „und“ gleichrangige Satzteile miteinander verbindet. Dabei kannstu das zwote „bis“ weglassen

„Ach, komm schon! C'est la vie! Das geht bestimmt zu reparieren …“[,] sagt sie, …

Sie werden Surfen lernen am Atlantik, im …
„surfen“ besser klein, weil Infinitief, ohne zu (und darum – s. o. - deutlich als komplexes Prädikat „(zu) surfen lernen“ - oder auch umgekehrt surfen zu lernen - zu erkennen.

kleiner Einschub

Man könnte tatsächlich ein Lied komponieren, denkt sie, aus Fahrzeuggeräuschen und Stimmengewirr.
Kennstu “Revolution 9“ von (Ono)/Lennon/(Harrison), eine neun-Minuten-Collage, die das Weiße Album der Beatles beschließt, aus Babygebrabbel und Bettgeräuschen, mit Rede- und Gesprächsfetzen, Motorenlärm, Schnipseln aus A Day in the Life - übrigens m. E. die eigentliche “ Revolution“ - auf Sgt. Pepper und Revolution (White Album) etc.

Weiß gar nicht, ob Lennon Stockhausen und/oder Kagel schon kannte, Yoko Ono wahrscheinlich schon

Ausgeeinschubt

Ja, das wäre doch gelacht, wenn nicht dergleichen wie jetzt auftauchte (oder auftauchen würde, was ja das gleiche meint):

Wäre David ein Mädchen, würde sie ihm täglich versichern, dass er die schönsten Brüste auf der ganzen Welt hat.
Konj. irrealis bitte durchgängig: „hätte!“

Mais maintenant l'inattentin unique sur l'effeff

Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eifeltürme, die die Arme ausbreiten.
„Eiffeltürme“, obwohl die Eifel auch ganz schön ist - nicht nur wegen des steilsten Weinberges der Welt ...

Gern gelesen vom

Friedel

Nachtrag, weil's beim Korrekturlesen des Komms erst aufgefallen ist, dieser grinsende Rundkopf. Ich hasse diese sich automatisch bildenden Glatzeköpfchen fast genauso, wie das - gottsei's gedankt und gepfiffen, noch nicht automatisierte, einem Name voranzustellende einem "Krebsgeschwür" ähnelnde @, als hätte man keine Zeit, Beiträge - die man selber verursacht hat - auf Komms/Anmerkungen anderer selbst zu finden, indem man eine permanente Inventur seiner eigenen Sachen vornimmt. Aber - der Gedanke kommt mir unterm Schreiben - da ginge ja so viel Zeit verloren, die man mit Rauchen verbringen könnte. Nun gut, mein Zeichen vonBefreiung war mit dreizehn in einem Restaurant in Flandern, als ein Kellner die Uraluberfamilie nach den Getränken fragte und der frühpubertäre Friedel "'n großes Pils" im Angesichte seiner rauchenden Eltern bestellte - und bekam. Schon als Wölfling konnte er darauf trainieren ...

Ja, die Werbung einer Zigarettenmarke verrät es eigentlich allzu deutlich, wenn sie von der Freiheit des Cowboys erzählt - ein Mythos, denn Cowboys waren "ungelernte" Hilfskräfte - Hilfsarbeiter, die selten einen festen Job fanden . Kurz: Wie im richtigen Leben, Manchester Kapitalismus unter freiem Himmel ...

 

Hey Raindog,

ich stürze mich mal gleich in deinen Text. Freut mich übrigens, einen neuen von dir lesen zu können.

Wenn sie sich unterhalten, mit sanften Stimmen über den Tisch murmeln, dann klingt das nach Abendwind und Rotwein und Meer, obwohl es wahrscheinlich um LKW-Maut oder Reifenabnutzung geht.
Ich finde den Satz etwas schief, also inhaltlich. Entweder es klingt so, als wenn sie sich über den Abendwind, Rotwein und das Meer unterhalten - das wirst du aber nicht gemeint haben, denke ich - oder du meinst das so stimmungsmäßig und ... ja, phonetisch. Das dumme ist nur, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie Rotwein klingt. Wind und Meer, ja, klar, Rotwein passt da aber nicht. Würde ich also anders anpappen oder streichen.

Auch sie hat schon im Auto geschlafen, als sie noch mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren ist. Es kommt ihr vor, als wäre das noch gar nicht so lange her:
Vermeidbar.
Hast du übrigens schön gelöst im Anschluss. Gefällt mir, dass du im Präsens bleibst.

... als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig begonnen hat zu wachsen.
Klingt nicht schön, finde ich. Wäre auch 'ne Möglichkeit, das Alter deutlicher zu machen. Scheint mir, als wolltest du das kryptisch halten. Aber wozu?
Irgendwas in folgender Richtung vielleicht: dass sie Brüste einer Elfjährigen hat, auch wenn sie schon in der Neunten ist.

So findest du nie einen Mann: Flach wie ein Brett! Als ob sie ihn persönlich verletzen wollte ...
Sauberer wäre es, wenn du sie nochmals von ihrem Vater erzählen lässt: Als ob sie ihren Vater persönlich verletzen wollte ...

Später, wenn sie ihre Doktorarbeit über solche Wörter schreiben wird, hat sie bereits einen reichen Fundus.
Von den Zeiten her unsauber.


Ich will jetzt gar nicht weiter ins Detail gehen, die Zeit, du weißt schon.

Falls du noch mal überarbeiten möchtest, ein bisschen Statistik, weil mir manche Konstruktionen, die du häufig verwendet hast, ins Auge gestochen sind (deshalb hab' ich deinen Text mal durch ein Programm gejagt)::
35 x wie, 24 x als: Klar, du suchst immer wieder nach Vergleichen, ist ja nicht falsch, hier und da ist mir das aber too much. Z.B. hier:

Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.
Monokel passt für mich schon deswegen nicht, weil ich ihn mir sehr nahe am Auge vorstelle, würde ich bsp. streichen. Und zwei Vergleiche in Folge finde ich eben too much.
Auch folgende Konstruktionen fallen mir auf:
und er sagt das so, als hätte sie es bereits getan. Im gleichen Ton, wie er auch Flach wie ein Brett! sagt, als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig begonnen hat zu wachsen. So findest du nie einen Mann: Flach wie ein Brett! Als ob sie ihn persönlich verletzen wollte, als wäre es das Gleiche wie die Drei in Mathe, mit der sie ein ganzes Zeugnis voller Einsen und Zweien vergiftet hat.

22 x noch, 10 x auch:
Auch sie hat schon im Auto geschlafen, als sie noch mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren ist. Es kommt ihr vor, als wäre das noch gar nicht so lange her:
...
wie er auch Flach wie ein Brett! sagt, als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig begonnen hat
...
als sie noch nicht ihre Eltern waren. Noch nie hat sie es geschafft,

15 x wenn:
Wenn sie sich unterhalten
...
wenn sie Dienst hat
...
Wenn sie Pause hat oder spätabends, wenn nichts mehr los ist,

Es gäbe noch mehr, wenn du Lust hast, kannst du ja mal selbst schauen. Dich mit Textstatistik auseinandersetzen. Stellenweise hast du schon 'ne Menge Füllsel drin. Ich finde auch nicht, dass sie immer zur Authentizität beitragen, falls das deine Intention gewesen sein sollte. Einige könntest du schon streichen und oder Passagen umschreiben.
"Weil" ist auch so was, was mir aufgefallen ist. Ich kann als Leser meist ganz auf so was verzichten, weil mir das so vorgekaut vorkommt.

Das mal zum Stil, vielleicht kannst du ja was damit anfangen.
Ich will aber unbedingt klarstellen, Raindog, dass das Jammern auf höchstem Niveau ist. Dass du ausgezeichnet schreiben kannst, ist klar. Deswegen ja nur der übergenaue und überkritische Blick darauf, der nur Denkanstoß sein soll.

Ich habe den Text sehr gerne gelesen, er liest sich flüssig, ich konnte ihm beim Erstlesen geschmeidig bis zum Ende folgen.
Ein ruhiger Text ist das, eine Studie, man könnte auch eine Prämisse ableiten, wenn man denn will. Trotzdem hatte ich am Ende das Gefühl, als fehlte mir etwas, ohne das genau benennen zu können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da noch was kommt. Also kein Knall oder so, auch nicht viel mehr, aber etwas, was mich länger beschäftigen würde. Das mich über das Schicksal deiner Prota ein wenig gedanklich brüten lässt. Was Subtiles oder vielleicht eine klarere Wiederholungstat deiner Prota, vielleicht etwas Schlimmes auch oder ein in Aussicht gestelltes Happy End, und das schreibe ich, obwohl ich eigentlich kein Fan von Happy Endings bin :). Ich meine etwas, das man ihr wünschen würde, das für sie erreichbar wäre. So habe ich das Gefühl, als stagniere und verharre alles. Als gäbe es diese vorgezeichnete unabänderbare Zukunft für sie. Das lässt mich ein wenig mit der Schulter zucken. Zumindest mit einer, nicht mit beiden, nein, das nicht.

Trotzdem: Habe ich sehr gerne gelesen, Raindog!


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch,

Was für ein wunderbarer Kommentar!

was für ein Lesegenuss .... Ich liebe Deine Sprache.
Danke! :)
Man sieht sie regelrecht vor sich und spricht die Wörter nach. Mir fiel sofort ein Buch ein, dass in den letzten Monaten erschienen ist (Luftikus & Tausendsassa: Verliebt in 100 vergessene Wörter) - Hat sie es geschrieben?
Wer weiß? Ich wünschte, sie hätte es geschrieben! Klingt auf jeden Fall sehr interessant, das muss ich mir besorgen.
An der Stelle fällt mir jetzt beim Schreiben aus, dass mir persönlich ein Name gefehlt hat, einfach um Deiner Prot noch ein wenig näher zu kommen.
Stimmt, sie hat gar keinen Namen. Das war so aus dem Bauch heraus: Obwohl ich ja in der dritten Person geschrieben habe, ist man doch so dicht an ihr dran, als wäre es in der ersten Person, und dann hieße sie auch nur „ich“ … Ich lass das wahrscheinlich so, aber wir können sie unter uns ja trotzdem Anna nennen.
sorry, bei meckern denke ich an herbe, alte Damen oder zickige Mütter
Wahrscheinlich ist da wieder da sprachliches Nord-Süd-Gefälle am Werk (wie auch mit g(k)ucken). Ich kenne meckern nämlich ganz normal als schimpfen/motzen - durchaus auch von Männern praktiziert, den danach benannten Meckerfritzen. Motzen könnte ich stattdessen noch nehmen, aber ich glaube, das wird auch regional unterschiedlich gebraucht. Schimpfen jedenfalls wäre mir zu bieder, meckern ist abwertender.
Aber sie kann ja gar nicht raus hier, das geht ja gar nicht: im Winnie-Puuh-Nachthemd und flach wie ein Brett.
Das ist eine herrliche Zusammenfassung einer Lebensphase, eines Gefühls, dieses: Nicht-Fisch, Nicht-Fleisch sein
Das freut mich wirklich, das dieses Gefühl damit rübergekommen ist
Sie selbst hat schon fast geschlafen, aber jetzt denkt sie auf einmal, warum nicht, eigentlich.
Hier merke ich ganz deutlich Deinen unglaublich tollen Umgang mit unserer schönen Sprache. Für mein Gefühl fehlt da am Ende etwas, aber ich denke in zu einfachen Strukturen.
Mein Sprachumgang (danke für das Kompliment :shy:) wird zu hundert Prozent vom Bauch aus gesteuert, da denke ich eigentlich weder in einfachen noch in komplizierten Strukturen, sondern gar nicht. Das „eigentlich“ am Ende, wonach dir noch etwas fehlt, gehört ja eigentlich zur Wortgruppe davor (warum eigentlich nicht), aber so drangehängt wirkt es irgendwie trotziger. Ach, nun habe ich ja doch drüber nachgedacht …;)
Dankeschön für gucken, ich liebe diese Schreibweise. Es wäre bei mir ein Wort für die Karteikarten
Das finde ich lustig, weil für mich „gucken“ ganz normal ist, weil ich mit der Schreibweise groß geworden bin, ich finde „kucken“ selbst aber eigentlich sinnvoller, weil man es ja so auch spricht. Da gab es doch vor kurzem schon mal eine Diskussion bei der KG Gummizelle von @erdbeerschorsch. Also, ich finde kucken super, muss aber leider gucken schreiben, weil ich sonst früher einen Fehler angestrichen bekommen hätte …
Klasse, Ich liebe deine Art, die Erwartungshaltung des Lesers zu torpedieren - Deine Prot mach einfach ganz oft das Gegenteil von dem, was man erwartet. Ein großer Reiz des Textes, obwohl ich auch ab und an den Kopf schüttle, aber da grätscht dann wohl das eigene Eigenleben dazwischen ...
Mein eigenes Eigenleben lässt mich da zum Teil schon auch den Kopf schütteln. Das sind ja oft nur Kleinigkeiten, Stimmungen, Gefühle, die man selbst mitbringt und aus denen man etwas bastelt, von dem man denkt: So könnte es auch sein. Bei jemand anderem.

diese Kinder, die an ihren Fahrradschlössern nesteln und so tun, als würden sie nicht gucken, als wären sie nicht neidisch.
Hier zum Beispiel auch, die sind ja nicht nur neidisch, da wird auch gemobbt und ausgeschlossen, Masse gegen Einzelfall, aber Du erzählst ja aus ihrer Sicht, und das zwingt mich zum dichter dran denken/zuhören und auch glauben dieser Meinung.
Ja, es ist wirklich eine sehr subjektive Sicht, sie sieht es vielleicht so, aber eher redet sie es sich selbst ein, es so zu sehen.
Ganz subjektiv betrachtet fehlt mir hier eine nähere Verortung. Schläft sie mit dem Kind im Auto? Billiges Motel, eigene Wohnung - sorry, falls ich es vorher überlesen habe
Stimmt, das habe ich weggelassen und du hast nichts überlesen. In meiner Vorstellung hat sie damals mit Vince eine kleine Wohnung auf dem Autohof bezogen und ist dann dort geblieben. Ich habe auch darüber nachgedacht, das mit reinzubringen, aber hatte dann das Gefühl, das ist zu nebensächlich. Ich überlege nochmal, danke.
Manchmal läuft sie nach Dienstschluss rüber zu den LKW-Stellplätzen, schaut sich um wie in einer fremden Stadt, als wären die Parkmarkierungen richtige Straßen und die Autonummer auf dem Papier eine echte Adresse.
hier verstehe ich zwar, dass es um Sex geht, aber die Motivation ist mir nicht klar. Geht es um Nähe und immer noch hoffen auf den einen Mann oder geht es um Geld und Überleben. Dafür wäre mir die Umschreibung zu "nett"
Es geht einfach nur um Wärme und Nähe: ab und zu ein kleines Techtelmechtel.;)Es geht nicht um Geld, aber es fühlt sich eben auch nicht richtig an.
aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Kenne ich Bernard schon? Ich bin hängen geblieben, aber wichtig ist es hier nicht.
Nein, den kanntest du noch nicht. Soll nach meiner Vorstellung zeigen, dass es immer mal „jemanden“ gibt.
Ja, der Schlusssatz passt zu Deiner Prot - einfach schön, ein bisschen besonders und doch ganz einfach.
Danke, ich mag den auch.
Liebe Raindog, ich mag Deine Sprache total. Darf ich mal im Stillen eine "Nachschreibe-Kopier-Übung" machen? Ich weiß nicht, ob es möglich ist, so etwas wirklich zu lernen, ob da nicht eher generelle Sprachveranlagung und Gefühl die Grundlagen sind, aber ich bin gerade ein bisschen neidisch
Liebe grüne Hexe, ich freue mich und fühle mich total geschmeichelt, dass du „mich“ so gerne liest, und du darfst jederzeit Nachschreibkopierüben. Bei meinem Geschreibe ist auf jedem Fall der Bauch die Grundlage, mehr nicht - und ich bin mir sicher, du hast auch einen: kein Grund für Neid!:)
Danke dir für den tollen Kommentar, Greenwitch!

Liebe Grüße von Raindog

Hi @Friedel,

Hi, nasser Streuner – Zeit, mal wieder bei Dear hineinzuschauen...)
Das freut mear! Und wieder mal bewundere ich, wie du immer mit einem passenden Songtext-Zitat aufwarten kannst.
(wobei am Anfang - kurz nach der Genesis des Friedels - der Lloyd 400, ein „Komplastbomber“ - eigentlich „Leukoplastbomber“, wegen der reparierten Außenstellen - bei uns stand, dem selbst der untergewichtige Friedel und Erstkässler Düllen verursachte, wenn er sich gegen das Autochen lehnte, in das jeder nur dank des Schuhanziehers hineinkam und geräuchert und geteert wieder raus. Dass dieses vermeintliche Gefährt aus gesteifter Pappe nicht Feuer fing, grenzte ans Wunderbare ...)
Und unser großes Glück, sage ich mal, denn wer sonst würde hier so perfekt die grammatikalischen Flusen und Hundehaare aufspüren:
außer ein paar Flusen von Hundehaar, die der nasse Streuner so beim Ausschütteln in der guten Stube umverteilt
und einem die entsprechenden Hilfe-Links auf dem Silbertablett servieren:
und beim komplexen Prädikat fällt das Komma vor der Infinitivgruppe weg (vgl. https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/komma - wobei es wesentlich schwieriger zu durchschauende „komplexe“ Prädikate gibt als hier
Danke! Da bin ich mir sicher …
Kennstu “Revolution 9“ von (Ono)/Lennon/(Harrison), eine neun-Minuten-Collage, die das Weiße Album der Beatles beschließt, aus Babygebrabbel und Bettgeräuschen, mit Rede- und Gesprächsfetzen, Motorenlärm, Schnipseln aus A Day in the Life - übrigens m. E. die eigentliche “ Revolution“ - auf Sgt. Pepper und Revolution (White Album) etc.
Ja, das kenne ich, das ist nichts für nebenbei … Meine Prota ist natürlich nicht die Erste, die auf so eine Idee kommt, dass man mit Geräuschen komponieren kann - aber es ist ihr selbst eingefallen.

„Eiffeltürme“, obwohl die Eifel auch ganz schön ist - nicht nur wegen des steilsten Weinberges der Welt
Das ist ja sowas von peinlich … Kann sich bitte, bitte die Erde vor mir auftun???

Ich hasse diese sich automatisch bildenden Glatzeköpfchen
Deswegen verwende ich jetzt auch in meiner ganzen Antwort kein einziges Emoji, um dich nicht zu vergrämen, obwohl ich meine natürlich immer per Hand in den Text setzte und selbst ausmale. ;):sealed:
Nun gut, mein Zeichen von Befreiung war mit dreizehn in einem Restaurant in Flandern, als ein Kellner die Uraluberfamilie nach den Getränken fragte und der frühpubertäre Friedel "'n großes Pils im Angesichte seiner rauchenden Eltern bestellte - und bekam. Schon als Wölfling konnte er darauf trainieren ..."
Irgendwann muss es ja auch losgehen! Von nix wird nix! Grinssmiley
Ja, die Werbung einer Zigarettenmarke verrät es eigentlich allzu deutlich, wenn sie von der Freiheit des Cowboys erzählt - ein Mythos, denn Cowboys waren "ungelernte" Hilfskräfte - Hilfsarbeiter, die selten einen festen Job fanden . Kurz: Wie im richtigen Leben, Manchester Kapitalismus unter freiem Himmel ...
Da hast du absolut Recht, lieber @Friedrichard, wie auch mit den Anmerkungen zu meinem Text und den Korrekturen, die ich hoffentlich vollständig und richtig umgesetzt habe und für die ich dir sehr danke, und für's gern gelesen!

Liebe Grüße von Raindog

 

Freut mich übrigens, einen neuen [Text] von dir lesen zu können
Und ich freue mich, ihn von dir kommentiert zu bekommen, lieber @hell!

Wenn sie sich unterhalten, mit sanften Stimmen über den Tisch murmeln, dann klingt das nach Abendwind und Rotwein und Meer
Das dumme ist nur, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie Rotwein klingt. Wind und Meer, ja, klar, Rotwein passt da aber nicht.
Das ist natürlich nur so ein Gefühl meiner Prota: Die Sprache klingt für sie nach schönen Dingen, die sie mit Frankreich assoziiert.

... als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brust noch nicht richtig begonnen hat zu wachsen.
Klingt nicht schön, finde ich. Wäre auch 'ne Möglichkeit, das Alter deutlicher zu machen. Scheint mir, als wolltest du das kryptisch halten. Aber wozu?
Einverstanden. Sieht jetzt so aus: … als wäre es ihre Schuld, dass ihre Brüste noch so klein sind, obwohl sie schon Fünfzehn ist.

Falls du noch mal überarbeiten möchtest, ein bisschen Statistik, weil mir manche Konstruktionen, die du häufig verwendet hast, ins Auge gestochen sind (deshalb hab' ich deinen Text mal durch ein Programm gejagt):: 35 x wie, 24 x als:
Das ist aber viel …. Da werde ich allerdings mal Ruhe brauchen, um durchzuforsten, welche wie und als ausgetauscht werden können. Einige davon habe ich allerdings absichtlich hintereinander stehen, weil es (denke ich) das Gefühl erzeugt, als suche die Erzählerin nach noch bessern Worten.

Klar, du suchst immer wieder nach Vergleichen, ist ja nicht falsch
Ich liebe Vergleiche!
hier und da ist mir das aber too much. Z.B. hier:
Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.
Lieber hell, überall sonst lasse ich gerne mit mir reden und höre auf deinen äußerst geschätzten Rat - aber hier kann ich nicht anders: Das muss bleiben! :dagegen:Das hätte nämlich für mich nichts mehr zu tun mit dem Killen von schnöden Darlings, das wäre, als würde ich Mutter und Vater gleichzeitig umbringen …
Und zwei Vergleiche in Folge finde ich eben too much.
Hm. :sad:

22 x noch, 10 x auch …Stellenweise hast du schon 'ne Menge Füllsel drin … Das mal zum Stil, vielleicht kannst du ja was damit anfangen.
Da werde ich was anfangen müssen damit, wie es scheint.
Auf jeden Fall gehe ich das nochmal durch. Wobei ich es jetzt grundsätzlich nicht so schlimm finde, so ein paar auch. Die sind doch so klein … Sollten nur nicht so dicht beieinander stehen.

Ich will aber unbedingt klarstellen, Raindog, dass das Jammern auf höchstem Niveau ist. Dass du ausgezeichnet schreiben kannst, ist klar. Deswegen ja nur der übergenaue und überkritische Blick darauf, der nur Denkanstoß sein soll.
Mit Jammern auf hohem Niveau kann ich gut leben, und für die Denkanstöße bin ich dir total dankbar, weil es mir so nicht aufgefallen wäre. Man denkt so, ach, ist doch alles prima abwechslungsreich, aber dann strotzt der ganze Text plötzlich voll gleicher Wörter, wenn man genau hinschaut. :hmm:

Trotzdem hatte ich am Ende das Gefühl, als fehlte mir etwas, ohne das genau benennen zu können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da noch was kommt …vielleicht etwas Schlimmes auch oder ein in Aussicht gestelltes Happy End, und das schreibe ich, obwohl ich eigentlich kein Fan von Happy Endings bin …Ich meine etwas, das man ihr wünschen würde, das für sie erreichbar wäre.
Hm. Könntest du es dir so besser vorstellen, das Fette neu dazu: Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen. Bernard. Nächstes Jahr will er aufhören mit der Fahrerei, hat er gesagt. Will eine kleine Bar aufmachen am Meer.
Der Abendwind trägt den Sound der Autobahn herüber
usw. usf.

Trotzdem: Habe ich sehr gerne gelesen, Raindog!
Das freut mich total. Ich danke dir für deine Zeit und Arbeit und Hilfe, lieber hell. Einiges habe ich stillschweigend bereits erledigt, ohne hier nochmal zu erwähnen, einiges, die ganzen Als und Wie und Noch und Auch, nehme ich nochmal kritisch unter die Lupe.

Einen schönen Abend wünscht dir Raindog

 

Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, aber Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen. [...]
Der Abendwind trägt den Sound der Autobahn herüber: ein gleichmäßiges Summen, ein Lied ohne Text. Sie sitzt draußen auf der Bank, bläst einen perfekten Kringel in die Luft und schaut hindurch, als wäre er ein Monokel. Wenn sie den Kopf schräg hält, sehen die Hochspannungsmasten auf ihrem Weg zum Horizont aus wie kleine Eiffeltürme, die die Arme ausbreiten.
Würde doch wunderbar die Lücke schließen :). Könnte ich mir gut vorstellen, Raindog, ja. Vielleicht noch ohne "am Meer", vielleicht will er den Truck auch verkaufen oder so. Vielleicht: Bernard. Nächstes Jahr will er den Truck verkaufen. Eine kleine Bar aufmachen. Oder du lässt es wie du geschrieben hast. Mir würde es jedenfalls gefallen. Lass mal reifen und denke darüber nach.

Liebe Grüße

hell

 

Hola @Raindog,

Dir nochmals zu schreiben, hat zwei Gründe:
Erster Grund meine Eitelkeit, weil ich mich mit meiner Annahme, Deine Prota verteile Care-Pakete (oder den „Wachtturm“), als lebensferne Landpomeranze geoutet habe. War ein Scherz, ein Mann würde an so einen Quatsch gar nicht denken, aber dass sie als Bordsteinschwalbe aus der Geschichte geht, wollte mir auch nicht schmecken. Dieses ...

Ab und zu bekommt sie einen Zettel zugesteckt.
... klang für meine Ohren wie organisierter Lustbetrieb (Da ist einer, der die Termine aushandelt, da ist eine, die kommt auf Bestellung). Das gefiel mir überhaupt nicht, hatte in der Kürze der Geschichte doch schon väterliche Gefühle für sie entwickelt, wollte aber nicht am Ende herummeckern. Doch eine bessere Perspektive hätte ich ihr schon gewünscht – aber die kommt ja mit Deinem Vorschlag (dann aber besser in Gänsefüßchen):
Zweiter Grund:
Bernard. Nächstes Jahr will er aufhören mit der Fahrerei, hat er gesagt. Will eine kleine Bar aufmachen am Meer.
Ach, wie hübsch! Das kannst Du Deinen Lesern nicht antun. Dann soll sie in der Geschichte zu den Losern gehören, das ist lebensnah und glaubhaft, auch wenn mich das nicht froh macht.

Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft, ...
Klingt wie eine Ankündigung, dass sie mit dem Rauchen aufhören will – aber dann:
Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Aus Liebe, nicht als Bezahlung!

Ich geb ja schon Ruhe.
Schöne Grüße!
José

 

Lieber @hell,

ich danke dir für deine erneute Rückmeldung.

Würde doch wunderbar die Lücke schließen . Könnte ich mir gut vorstellen, Raindog, ja. Vielleicht noch ohne "am Meer", vielleicht will er den Truck auch verkaufen oder so. Vielleicht: Bernard. Nächstes Jahr will er den Truck verkaufen. Eine kleine Bar aufmachen. Oder du lässt es wie du geschrieben hast. Mir würde es jedenfalls gefallen.
Deinen Vorschlag finde ich gar nicht schlecht, gerade auch ohne „am Meer“. Sonst wäre es vielleicht doch zu kitschig – wobei ich den Bezug generell schön fand zu ihren früheren Überlegungen mit einem Job in einer Bar am Meer.
Ich sehe es ja so, dass man den Einschub ganz verschieden, offen interpretieren könnte: Zum einen, dass sie tatsächlich überlegt, irgendwann mit Bernard dorthin zu gehen, weil sie vielleicht etwas Ernstes miteinander haben. Vielleicht ist der aber auch glücklich verheiratet, was wissen wir denn … Es könnte aber auch sein, dass sie einfach registriert, dass andere Leute in späteren Jahren auch nochmal eine krasse Veränderung wagen.
Lass mal reifen und denke darüber nach.
Das mache ich auf jeden Fall, danke dir, hell. Allerdings versetzt mich der Kommentar von @josefelipe gerade wieder in ein Stadium extremer Wankelmütigkeit …

Ach, wie hübsch! Das kannst Du Deinen Lesern nicht antun. Dann soll sie in der Geschichte zu den Losern gehören, das ist lebensnah und glaubhaft, auch wenn mich das nicht froh macht.

Wasn nu … :rolleyes:

Lieber José,

auch dir danke ich sehr für deinen neuen Kommentar.

weil ich mich mit meiner Annahme, Deine Prota verteile Care-Pakete (oder den „Wachtturm“), als lebensferne Landpomeranze geoutet habe. War ein Scherz, ein Mann würde an so einen Quatsch gar nicht denken
Und ich hatte mich schon gewundert! ;)

aber dass sie als Bordsteinschwalbe aus der Geschichte geht, wollte mir auch nicht schmecken. Dieses ...
Ab und zu bekommt sie einen Zettel zugesteckt.
... klang für meine Ohren wie organisierter Lustbetrieb (Da ist einer, der die Termine aushandelt, da ist eine, die kommt auf Bestellung). Das gefiel mir überhaupt nicht, hatte in der Kürze der Geschichte doch schon väterliche Gefühle für sie entwickelt, wollte aber nicht am Ende herummeckern.
Ich glaube, das mit den zugesteckten Zetteln klingt wohl doch zu nuttig, so soll es nicht sein … Mache ich wahrscheinlich weg. Schon gar nicht möchte ich dich deiner väterlichen Gefühle für die Prota berauben!
Zu den Stellplätzen wird sie trotzdem manchmal gehen. Aber aus freien Stücken eben.
Seit zwei Wochen hat sie keine Zigaretten mehr gekauft,
Klingt wie eine Ankündigung, dass sie mit dem Rauchen aufhören will
So ist es ja auch gemeint.
– aber dann:
Bernard hat ihr eine Stange Gitanes dagelassen.
Aus Liebe, nicht als Bezahlung!
Ja, stimmt doch alles. Ihren Bemühungen, mit dem Rauchen aufzuhören, kommt irgendwas dazwischen, wie bisher auch ihren anderen Bemühungen, etwas in ihrem Leben zu ändern. Und vielleicht bekommt sie die Kippen nicht direkt aus Liebe geschenkt (das wissen wir nicht genau) - auf jeden Fall aber aus Zuneigung und nicht als Bezahlung. Es fühlt sich nur ein klitzekleines Bisschen so an …

Ich geb ja schon Ruhe.
Du bist immer wieder gerne gesehen, mein Lieber! :)

Ich gehe jetzt erst mal ganz tief in mich.

Viele Grüße von Raindog

 

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