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Neben mir aufwachen

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08.11.2001
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Neben mir aufwachen

Neben mir aufwachen

Wenn ich aufwache, und sehe den Mann neben mir im Bett, dann weiß ich manchmal nicht, wo ich bin. Mein Körper liegt dort, unter derselben Decke wie seiner, und trotzdem weiß ich nicht, wo ich bin. Diese Distanz zwischen mir habe ich früher nie bemerkt. Ich weiß nicht, ob sie schon immer da war. Ich habe sie nie gespürt. Weil ich es nicht kannte, oder auch, weil der Spalt jetzt größer ist.
Für eine Zeit war jemand in meinem Leben, der etwas daran geändert hat. Mir das Gefühl gegeben hat, in meinem Körper zu sein. Ich habe gewusst, warum ich aufwachen wollte und neben wem. Ich war in mir, wenn ich aufwachte. Beinahe jeden Tag. Heute kostet es mich Kraft, soviel von mir in meinen Körper hineinzuzwingen, dass ich aufstehen kann. Meist ohne den Mann neben mir anzusehen. Manchmal ohne seinen Namen zu kennen. Wozu auch. Er bleibt nicht lang. Kaum je länger als zwei Nächte. Wenn überhaupt. Aber mir fällt es kaum noch auf. Sie ähneln einander. Nicht völlig, aber so, dass es mir auffällt.
Oft sehen sie gut aus. So gut, dass ich mich frage, warum sie mich wollen. Dass ich nicht verstehe, wen sie in mir sehen. Sie könnten jede haben, aber sie wählen mich. Manchmal. Dann steigt, von Zeit zu Zeit, in mir das Gefühl auf, ich wäre jemand Besonderes. Ich wäre jemand. Und ich denke, dass ich am nächsten Morgen wieder in mir aufwachen werde. Dass er es ändern kann. Es geschieht nie. Dass ich in mir aufwache, an einem der Morgende danach. Letztendlich wissen sie, dass sie zu gut für mich sind. Und sie lassen es mich spüren. Ich fühle nichts. Bin nur dankbar für ein paar Stunden, in denen ich an Nähe glauben kann. Manchmal, wenn er sagt, er kommt wieder, dann wage ich es, zu träumen. Von Zukunft und so. Aber das bleiben Träume.
Es gibt Tage, an denen sitze ich im Morgenmantel am Küchentisch und warte darauf, dass er geht. Mit der Frage, warum ich es tue, wenn ich mich danach so fühle, wie in diesen Stunden. Ich sehe mein Gesicht in der Fensterscheibe, vor der Dunkelheit, und fühle mich durchsichtig. Sehe mich so, wie er mich gesehen hat, letzte Nacht. Dann will ich nicht gesehen werden. Von niemandem. Nicht ihm, nicht mir. Nicht der Dunkelheit. Entferne mich aus mir. Ein stückweit.
Die Frage bleibt, steht zwischen mir und dem Bild im Fenster. Vielleicht tue ich es für die Illusion. Dafür, ein paar Stunden Nähe zu spüren. Vielleicht gebe ich mich zufrieden. Weil das Leben nicht mehr für mich hergibt. Es endet alles an diesem Punkt.
Einen habe ich gefragt: Warum? Warum er mich so behandelt. Mich nicht sieht. Er war wütend. Meinetwegen oder wegen meiner Frage. Oder wegen seiner Antwort. Genau weiß ich es nicht. "Du musst es wohl verdient haben", hat er mir vor die Füße geworfen, und sich nicht mehr umgedreht, als ich mich wieder ein Stück von mir entfernt habe. Männer wie er sind es, die mich dazu treiben. Und dann fühle ich mich so sichtbar, wie ich eben bin. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Hallo.

Das ist unglaublich gut. Das ist so einfach erzählt, wie etwas ist.
Und so klar. Und so unglaublich gut.
Ich bin beeindruckt. Ich kann´s nicht leiden, wenn ich beeindruckt bin, aber ich bin beeindruckt.
Toll: der Spalt wird größer.
Manche verletzen sich, um den Spalt zu schließen, andere hungern, manche berauschen sich, und einige versuchen es so.
Was soll ich noch sagen. Toll.
alex.

 

Den Besonderen finden, der es schafft, dass man nicht mehr umher getrieben wird und sich selber bewusst wird...!?
Am liebsten würde ich deine Protagonistin in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird... doch das kann ich nicht.
Toll geschrieben!

Liebe Grüße

Jan

 

Hallo arc en ciel!

Keine Handlung, aber die Gedanken,die Empfindung die Du schilderst, sind so intensiv, nehmen einen richtig mit. Auch ich finde den Text absolut gelungen, er beschreibt auf sehr ehrliche, harte Art. Und am Schluss, ganz verloren, bleibt die Prot wieder alleine zurück...

Liebe Grüße an Dich, arc en ciel, Anne

 

Hi Ihr Lieben!

@alex:

Ich bin beeindruckt. Ich kann´s nicht leiden, wenn ich beeindruckt bin, aber ich bin beeindruckt.
das ist süß! ;)
und Deine Analyse ( die anderen, vergleichbaren Wege ) trifft haargenau! Danke sehr!
@Peter Pan: lieben Dank auch für Dein Lob! Schön, wenn man jemanden schreibt, der verstanden wird, und um den sich sofort jemand kümmert. Das beruhigt mich sehr... ich kann Euch allo jede Figur überlassen und Ihr sorgt für sie ... :D freut mich, wenn ich Dich erreicht habe..

@Maus: ja, Du hast Recht: (eigentlich) keine Handlung ... schön daß es Dir - trotzdem - gefällt... ich denke eben manchmal, das das Innere des Menschen eher gesehen werden sollte, als sein Äußeres... also liegt es mir näher, Empfindungen zu schreiben und darzustellen, WER da ist, als Handlungen in den Vordergrund zu rücken und damit eine äußere Bescheibung des Menschen zu geben ( die ihn selbstverständlich auch sehr genau charakterisieren kann... ) ...
naja, Hauptsache, Ihr sagt nicht, daß es keine Kurzgeschichte wäre...

Lieben Dank Euch allen,

Frauke

 

Hallo.

ich kann Euch allo jede Figur überlassen und Ihr sorgt für sie

Tja, zu früh gefreut. :D
Der erste Gedanke nachdem ich die Geschichte gelesen hatte, war: Wenn die Protagonistin von mir Mitleid verlangt, dann is sie aber auf dem Holzweg!
Ich meine, ich nehme ihr die Gefühle schon ab - die übrigens sehr gut beschrieben sind. Aber was tut sich da für ein Bild auf?
Da is also eine, die wacht "oft" neben Männern auf, die oft schön sind, von denen sie nicht weiß, warum sie diese Männer wollen. Also für mich das Bild einer Frau, die sich einen nach den anderen aufreißt - nicht aus Geilheit, sondern aus Einsamkeit, wie du ja zart andeutest, aber das is in diesem Fall egal - die sich also die Schönlinge aufreißt, von denen sie weiß, dass sie nicht aus Liebe mit ihr ins Bett gehen, da sie ja selbst die Frage stellt, warum diese Männer eigentlich etwas von ihr wollen. Tja, und dann beklagt sie sich, das sie keine Liebe bekommt. Das wär genauso, wie die Hand auf eine glühende Herdplatte legen und sich dann beklagen, dass man sich verbrannt hat.
Mag schon sein, das da vorher was in ihrem Leben passiert ist, aber Mitleid bekommt sie nicht, denn Mitleid ist des Leides Nahrung (hab ich grad erfunden
:) )
Mein Ratschlag: nicht andre für das eigene Leben verantwortlich machen. Man findet (leider) fast immer nur das, was man sucht.

Und noch etwas Allgemeines: Knieendes Dankeschön, endlich mal ein Text, der sich nicht von Anfang bis zum Ende durchstammelt. :bounce:

 

Hi Frauke...
Treffer versenkt!!!
Mann, woher nimmst Du manchmal die Klarheit der Worte...
bin berührt und getroffen...und begeistert...
Du halt... Dein Stil...Typisch Arc en ciel eben...(das beantwortet wohl auch deine Frage aus der Diskussion)

Lieber Gruss:
Lord:heul:

 

Schön, dass Du zurück bist, Frauke!

Dein Stil wird immer besser. Auch ich lese gerne Deine Texte. Richtig, Handlung fehlt. Momentaufnahmen oder Einblicke ins Seelenleben eines Menschen sind immer interessant. Sicher. Doch Verständnis und näheres Beschäftigen mit Deinen Protagonisten ist erst möglich, wenn Du mehr von ihnen preisgibst. Du befindest Dich auf einem guten Weg. Wenn Du solche Passagen in eine Geschichte mit Handlung einbaust, glaub mir, dann werden Deine Texte noch ein ganzes Stück besser. Mach mal den nächsten Schritt und baue um solche Einblicke eine Erzählung. Hey, wer so viel Einfühlungsvermögen und so einen guten Beobachtungssinn hat und dazu noch mit Sprache umgehen kann, dem sind die besten Voraussetzungen mitgegeben!

Ich freue mich auf mehr,

Zaza.

PS: Sitze schon seit fast vier Stunden an einem Text. Und jetzt stehe ich vor dem großen Finale. Drückt mir mal die Daumen, dass ich das heute noch schaffe!

 

@Martin:
die Protagonistin - [ was genau sagt Dir eigentlich, daß es sich um eine Frau handelt? wo liest Du das? das frage ich mich bei diesen Texten immer wieder: aus was schließt man sowas? .. will hier jetzt grad nicht irgendeine Festlegung treffen oder offenbaren... aber die Frage bleibt... ]- verlangt nicht im Geringsten nach Mitleid. "Sie" ( oder "er" ) lebt eben sein Leben. Ob man diese Lebensweise gut findet, oder ob man sich damit in irgendeiner Weise auseinandersetzt, ist eine Frage, die beim Leser allein liegt.
Ich habe nicht wirklich das Gefühl, daß Du einen Draht zu dieser Person aufgebaut hast, daß Du Dich in ihr Innenleben hineindenken magst ...
ich denke nicht, daß sie sich Männer reihenweise "aufreist" und auch nicht aus "Einsamkeit" im engeren Sinne...
Allerdings hast Du ungewollt mit der Herdplatte einen Nagel getroffen, der seinen Kopf nicht mehr aus der Schußlinie bekam. Nicht ganz sehe ich aber, wo sie sich beschwert... sie stellt sich selbst in Frage... und da ist für mich schon noch ein Unterschied...
ich hab gesucht: an keiner Stelle in diesem Text wird die Verantwortung für das Leben dieser Person auf irgendjemanden verschoben, weder von ihr noch vom Text selbst ;)

Jedenfalls danke ich Dir natürlich für Dein Lob, was meine Beschreibungen angeht ;) und das knieende Dankeschön schreibe ich mir tatsächlich auf die Fahnen :D

@Mylord:
Danke sehr! .. woher ich diese Worte nehme? ich versetze mich in die Person so tief wie möglich hinein und schreibe aus dem Bauch heraus --- ich geb's fast ungern zu, aber ich hab an diesem Text nicht mal eine Stunde geschrieben... die Idee ist allerdings älter...

Ich habe also einen bestimmten Stil? würde mich wirklich interessieren, was genau den ausmacht :D Definier mich :D

@Zaza: ganz lieben Dank auch für Deine Kritik! ja, ich bin wieder da... im Streß, aber wieder mit ein wenig Leerlauf im Hirn. ;)

Manchmal denke ich auch, daß ich zur Zeit sowas wie "Vorübungen" zu Geschichten schreibe ( wenn es solche, wie diese hier sind, ich schreibe ja auch tatsächlich andere... Profikiller handeln meist tatsächlich... obwohl .. bei mir ... )
aber letztendlich habe ich festgestellt, daß meine "Situationsbeschreibungen" eigentlich doch eine Geschichte erzählen... hier ein Stück der Lebensgeschichte dieser Person... und eigentlich sind ja doch auch hier Handlungen enthalten. Nur sind sie eben nicht in der "Jetzt-Ebene", sondern eine Ebene zurückversetzt und aus ihre Erinnerungen zusammengesetzt... mag hier ein wenig versteckt dadurch sein, daß es sich jeweils um eine Zusammenfassung mehrer paralleler Handlungen handelt...

Aber Du hast mit Sicherheit Recht: ich sollte überhaupt wieder mehr schreiben und dann auch wieder mehr in Bewegung versetzen... bin selbst gespannt, was ich so zustandebringen werde... :D

Lieben Gruß,
Frauke

PS: Zaza: ist fertig geworden?

 

Hallo.

was genau sagt Dir eigentlich, daß es sich um eine Frau handelt?

Nichts. Ich habe sogar nach dem ersten Lesen den Text nochmal durchgesehen, ob da nicht irgendwo ein Name steht, an dem man erkennen kann, um welches Geschlecht es sich hier handelt. Namen gabs keinen, da man dich Frauke nennt, nehm ich mal an du bist eine Frau, du hast einen Ich-Text geschrieben - ergo Ich=Frau. Ich meine, für irgendein Geschlecht muss man sich entscheiden, und wenn du einen Text nur in Ich-Form als Frau schreibst, ohne nähere Angabe, liegt die Vermutung nahe.

was genau sagt Dir eigentlich, daß es sich um eine Frau handelt? wo liest Du das? das frage ich mich bei diesen Texten immer wieder: aus was schließt man sowas? .. will hier jetzt grad nicht irgendeine Festlegung treffen oder offenbaren... aber die Frage bleibt...

Du darfst mich ruhig als sexistisch (bzw. sexistisches Schwein, wenn dir danach ist) bezeichnen. Ich mag Unterstellungen. Bitte keine freiwillige Gedankenzensur, is ja wirderlich. ;)

verlangt nicht im Geringsten nach Mitleid

Natürlich wird nicht nach Mitleid verlangt - FORMAL. Klar wird nie die direkte Aussage getroffen: "Gebt mir Mitleid."
Aber was sollen dann die ganzen Aussagen von den Gefühlen der Distanziertheit, von unbeantworteter Liebe, von dem Mann, der ihm/ihr sagt, er/sie müsse es verdient haben usw. Sollen das happy-sachliche Beschreibungen der Lebensweise sein???? Ein bloßes fröhliches oder sachliches "Schaut her, das ist mein Leben!"??? Vielleicht war der Text ja so gemeint, für mich ist er eine einzige Aneinaderreihung von verschlüsselten, unausgesprochenen Beschwerden und Mitleidsgesuchen. Folgender Absatz, nur als Beispiel, soll völlig wertfrei und NICHT mitleidshaschend sein?

Die Frage bleibt, steht zwischen mir und dem Bild im Fenster. Vielleicht tue ich es für die Illusion. Dafür, ein paar Stunden Nähe zu spüren. Vielleicht gebe ich mich zufrieden. Weil das Leben nicht mehr für mich hergibt. Es endet alles an diesem Punkt.
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ich hab gesucht: an keiner Stelle in diesem Text wird die Verantwortung für das Leben dieser Person auf irgendjemanden verschoben, weder von ihr noch vom Text selbst

Ich hab auch gesucht :)


Einen habe ich gefragt: Warum? Warum er mich so behandelt. Mich nicht sieht. Er war wütend. Meinetwegen oder wegen meiner Frage. Oder wegen seiner Antwort. Genau weiß ich es nicht. "Du musst es wohl verdient haben", hat er mir vor die Füße geworfen, und sich nicht mehr umgedreht, als ich mich wieder ein Stück von mir entfernt habe. Männer wie er sind es, die mich dazu treiben

Aha?

mfg
Martin

 
Zuletzt bearbeitet:

da man dich Frauke nennt, nehm ich mal an du bist eine Frau, du hast einen Ich-Text geschrieben - ergo Ich=Frau.

grober Fehler :D
wenn ich auch nur annähernd in jeder meiner Ich-Figuren stecken würde, wäre ich äußerst schizo...
nein, im Ernst: den Rückschluß sollte man beim Lesen nun wirklich ausschließen! meine ich ernst... ob die Vermutung nahe liegt, weil der Ich-Autor weiblich ist? nein, auch das nicht. Entweder es ergibt sich aus dem Text, oder das tut es eben nicht ... zählt es dann? jedenfalls kann man dann keinen Schluß ziehen, sondern allenfalls einen Eindruck gewinnen...

andere Frage noch: kanntest Du meinen Vornamen schon vor dem Lesen der KG? wenn nicht, konnte Dich das doch beim Lesen gar nicht beeinflussen?

ich bin immer noch der Ansicht, die Figur fragt nicht nach Mitleid... sie fängt an, sich selbst und ihr Leben zu hinterfragen. Aber sie bemitleidet sich selbst nicht, und wenn Mitleid das Gefühl ist, das bei Dir beim Lesen entstanden ist - völlig von der Hand weisen will ich nicht, daß auch Mitleid entstehen kann ;) - dann ist das ja ok. Aber der Text legt es nunmal nicht auf Mitleid an. Und er fordert es auch nicht gerade. Ich habe / hätte da dieser Person gegenüber ganz andere Empfindungen... also ist das Deine subjektive Interpertation: Du bemitleidest die Figur und dann bist Du nicht bereit, ihr Mitleid entgegenzubringen oder beschwerst Dich darüber, daß sie Mitleid gefordert habe ;) das dreht sich im Kreis...

eine Anklage sehe ich darin auch nicht. Sie/er hat ihn einmal gefragt, warum er sie/ ihn so behandele... da mag ein Hinterfragen stattfinden, und da ist sicherlich eine Verknüpfung zwischen dem Verhalten der anderen, und ihrem/seinen Verhalten.. aber nicht anklagend, finde ich zumindest. Anklagen kann man hier allerdings als Leser, wenn man die Wertungen vornimmt... hast Du also offenbar :)

so, genug der Wortklauberei: ich will mich ja gar nicht streiten.

Nein, der Text enthält keinen expliziten Hinweis auf das Geschlecht des Protagonisten/der Protagonistin. Ich habe den Text aber aus weiblicher Sicht angelegt, das stimmt. Nur habe ich das mit Sicherheit nicht deshalb getan, weil ich weiblich bin. Diesem Trugschluß sollte man nicht erliegen.
Aus einem viel diskutierten Prinzip heraus schreibe ich niemals über mich oder mein Leben oder meine Freunde. Sei Dir da ruhig sicher... ich weiß warum...

ich woltle den Text ursprünglich aus der Sicht eines Mannes schreiben. Aber dann hätten sich 1000 Leser auf den schwulen Aspekt des Themas gestürzt, fiel mir auf, ... und damit wäre der wahre Hintergrund verschüttet worden. Ich wollte das, was ich sagen will, schon ein wenig klarer herausstellen.
Daß mir das erst so spät aufging, wie ablenkend das Thema "schwul" hier wirken könnte, mag daran liegen, daß einige meiner besten Freunde schwul sind, ich ständig in der Szene rumhänge etc.. also ist das für mich mittlerweile beinahe eher "statistisch normal", als das Gegenteil ;) soll heißen: für mich persönlich macht das keinen Unterschied. Aber ich merke dann doch, daß es für andere einen Unterschied macht.

Für den Text bedeutet das: ich habe eine Verschiebung vorgenommen. Ich habe - um genau das offen zu lassen - keine Namen genannt, keine eindeutige Stelle geschrieben. Aber ich habe verstärkt auf weibliche Denkstrukturen abgehoben, weibliche Gefühlswelten dargestellt... nicht daß Männer das nicht auch so fühlen / denken könnten... eben auch! aber hier soll sich daraus schon ein grundsätzlich weiblich empfindender Mensch ergeben... wohl eine Frau :D
ich wundere mich nur manchmal, mit welche Sicherheit Menschen von soetwas ausgehen... und dann frage ich halt mal nach, warum ... nix für ungut!

was das Mitleid und die Ankage betrifft:
ich - als Autor und "Erfinder" dieses Lebens - habe es nicht auf Mitleid angelegt. Einer realen Person, die so ein Leben führt, bringe ich auch kein Mitleid entgegen. Ich wollte, daß man versteht... oder vorher, daß man denkt. Sich fragt, wie es kommt, woher es kommt, ob es nachvollziehbar ist... Mitleid versperrt den Weg zu diesen Gedanken. Ich hatte es also gerade nicht darauf angelegt.
und anklagen?
nein, auch das würde den Text polarisieren. ich habe Gründe aufgezeigt, Verkettungen. Aber nicht angeklagt. Eine Anklage - eine objektiv enthaltene - müßte ein negatives Ergebnis mit einer Verursachungs- und Schuldzuweisung verknüpfen. sonst ist es keine Anklage.

Hier ist von einer "Verursachung" gesprochen. Ja. aber auch die sollte man hinterfragen... nur weil das "ich" das sagt, muß noch lange nichts dran sein, an der Idee.
Das "Ich" bewertet aber die Situation gar nicht negativ. obwohl das angemessen sein mag. Das Ich ist sogar - seinen Aussagen nach - zufrieden mit dem, was vorgeht... und ohnehin wäre dieser "er" ja niemals "schuld" an allem, er wäre nur ein weiterer Beitrag für das Weitermachen. Niemals aber Verursacher.

Eine Anklage liegt hier also definitiv nicht objektiv im Text. Wenn beim Lesen der Eindruck einer Anklage entsteht, dann ist das meiner Ansicht nach subjektiv und individuell... dann stellt sich die Frage: warum?

siehst Du? ich bestreite gar nicht, daß Du eine Anklage siehst und Mitleid hast. Ich hinterfrage nur, warum, und wozu es führt.
Letztendlich, vermute ich, dazu, daß Du zwar sprachlich und stilistisch zufrieden warst, aber nicht zu dem Innern der Person vorgedrungen bist, so wie ich es darstellen wollte. Betonen wir hier mal "wollte". Ob es gelungen ist, ist ja gerade zu bezweifeln, wenn es nicht verstanden/gesehen wird...

jedenfalls hat mir die Diskussion mit Dir wirklich weitergeholfen. Sieh mich also bitte nicht als Wortklauber und Streithammel... ich habe mal wieder gesehen, daß für mich vielleicht das ein oder andere selbstverständlich ist, was andere ganz anders sehen...

Lieben Dank jedenfalls auch für die Mühe, die Du Dir gegeben hast,

Gruß,
Frauke

 

ich bin auch davon ausgegangen, dass es eine frau ist. die bemerkung von martin ist durchaus interessant, dennoch sind die symbole, die verwand werden, weiblich. morgenmantel, etc. klar - natürlich kann es sich auch um homosexuelle beziehungen handeln. das würde der ganzen geschichte einen völlig neuen sinn geben. interessant!

hi ac,

das ist heute nun die zweite geschichte, die ich von dir lese. obwohl der geschichtentyp so wie "deinetwegen fühlen" ebenfalls keine "echte" geschichte ist, gefiel sie mir wesentlich besser. es liegt wohl daran, dass der kern der geschichte viel klarer ist.
aber leider kann ich wieder nichts damit anfangen - das liegt aber an den persönlichen und individuellen vorlieben für geschichten.
der erzählstil ist hier wieder sehr gut, und ja, er ist typisch für dich.

Am liebsten würde ich deine Protagonistin in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird... doch das kann ich nicht.

peter .. du würdest doch auch wieder gehen und nicht wiederkommen *smile*.

fazit: gute geschichte für liebhaber!

bye
barde

 

Hallo Frauke,

auch ich halte diese Geschichte für sehr gelungen. Was mich beeindruckt ist hier die Einfachheit. Einfache Worte, Ausdrücke, Sätze sanft ineinander eingefügt, es paßt in sich. Wie ein Reißverschluß, der nahtlos schließt, ja genau. Dieses Gefühl, dass du beschreibst, das möchte ich nicht kennenlernen...ja, das Gefühl er Einsamkeit und Sehnsucht, jedenfalls diese Art, die möchte ich nicht fühlen. Der Prot, er erinnert mich an Männer und Frauen, die immer wieder die gleiche Kategorie án Land ziehen, Abhängige, Aggressive, Phlegamtiker, u.s.w und sich fragen, warum passiert mir das immer. Suchen sie? Tja. Gute Frage!

Sehr gut.

Liebe Weihnachtsgrüsse Stefan

 

*arc en ciel fan fähnchen rum wedel*
bin nur wegen deinen geschichten ab und zu mal hier *strahl*

 

@Barde ... mag schon sein, das meiste deutet auf eine Frau hin. ist ja auch so gedacht. Aber ich frage mich eben einfach manchmal, warum alle so sicher davon ausgehen, daß es so sein muß. wie gesagt: für mich ist er umekehrte Fall ebenso wahrscheinlich.... und dann hätte vieles, aber nicht alles einen veränderten Sinn...
genau darauf wollte ich hinarbeiten...

dein Lob ist ein wenig eigenwillig - denn eigentlich gefalle ich Dir ja nicht :D - aber es freut mich um so mehr! ;)

@Arche: ich versuche, solche Geschichten so zu schreiben, wie man sie erzählen würde. Nicht geschraubt und verstiegen - denn dieser Erzähler würde geradeheraus sagen, was er denkt. Er versteckt sich zwar, aber nicht in Worten und "Systemen" ... das ist bei mir das Ergebnis des "Sich-Einfühlens" in die erzählte Person. ... dann "läuft" es eben einfach so... meist, wenn ich Glück hab, ...

@rainy:
wow! das ist ein süßes Lob! ich werd mich bemühen, Dir bald neuen Stoff zu liefern ;) mal sehen, wann ich wieder Zeit dazu finde.

Lieben Gruß an Euch alle!

Frauke

 

dein Lob ist ein wenig eigenwillig - denn eigentlich gefalle ich Dir ja nicht - aber es freut mich um so mehr!

es gibt einfach das problem, dass es dinge im leben gibt, die ich nicht mag, obwohl sie, objektiv betrachtet, sehr gut geworden sind.


persönliche vorlieben sollten keine qualitätstendenz darstellen!

gruss barde

 

hi Tagträumer!

ganz lieben Dank für so viel Lob! Ich hab mir da aber nicht selbst ein Lob hineinschreiben wollen :D

Ich freu mich, daß es Dir gefallen hat.

Lieben Dank,

Frauke

 

Hallo arc en ciel,

auch wenn´s nicht so richtig eine Geschichte ist- sprachlich sehr ansprechend und deshalb gelungen.
Was mich noch interessiert: Hat die Geschichte einen Bezug zu "Instant- Gemälde auf nackter Haut"? In beiden Texten findet sich so eine Abhängigkeit der Bewertung des eigenen `Ichs´ von der Beziehung zu anderen Menschen.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

hi Wolchi!

warum keine eigentliche Geschichte? weil es nur eine Innensicht ist? naja, mag sein. Ich würde es trotzdem KG nennen. Es beschreibt ein Stück des Lebens. Und das findet innen und außen statt....

Schön, jedenfalls, daß es Dir gefällt.

Ob es einen Bezug hat? nicht wirklich, würde ich behaupten. wenn ich mich recht erinnere sind beide Texte mit einigem zeitlichen Abstand entstanden.
( oh ja: ca. 8 Monate )...

ob da aber dieselbe Grundhaltung verwirklicht wurde...
nicht bewußt, aber ich beobachte gern Menschen und vor allem ihren Umgang mit anderen ( und gerade in Bezug auf Sexualität .... )
und da fällt mir sehr, sehr oft auf, daß Menschen sich und ihr Bild von sich selbst von anderen abhängig machen. Ich kann das selbst nur schwer nachvollziehen, denn ich hab mich immer eher dem Main-stream entgegengesetzt. Aber vielleicht fasziniert es mich gerade deshalb, darüber zu schreiben. Außerdem ergibt das interessante Charakterstudien :D

Ich freue mich, daß Dir nicht nur mehr ale eine Geschichte von mir gefällt, sondern Du auch noch Vergleiche etc. suchst. Das ehrt mich ;)

Lieben Dank,

Frauke

 

Hallo arc en ciel,

nach einer Definition, die auch mir zu eng gefaßt ist (Begründung lass´ ich ´mal...), wäre die `Innenansicht´ nur ein Grund, Deinen Text nicht als Kurzgeschichte zu bezeichnen.
Zur Geschichte fehlt mir der Wechsel von einer Erzählebene zu einer anderen. Wie gesagt, der Text hat mich trotzdem angesprochen, weil ich schon länger überlege, ob man eine Kg.te wie ein Haiku schreiben könnte, und Dein Text das bloße `Wie es ist´ beschreibt (wenn auch für Haiku-Anforderungen zu reflektierend - aber darum mußtest Du Dich ja auch nicht kümmern).

Bis dann,

alles Liebe,

tschüß... Woltochinon

 

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