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Narbe

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23.06.2001
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Narbe

Narbe
(by Maxinho)

„Warte, ich helfe dir.“

Uneigennützig verschränkt Francois seine Hände, um mir per Räuberleiter auf die Mauer zu helfen. Rasch stelle ich meinen rechten Fuß in die von ihm geformte Stufe und stemme mich so bis an die Kante des Schutzwalls. Vorsichtig ziehe ich mich empor, bis ich einen Blick in das auf der anderen Seite gelegene Areal werfen kann. Der Regen erschwert mir die Sicht, doch die Luft scheint rein zu sein. Hastig ziehe ich mich nun noch ganz bis auf die Mauer, wobei ich dabei den Stacheldraht zur Seite drücken muss. Meine Arme sind zwar sowieso schon blutig, doch das ist jetzt egal. Jetzt geht es um Leben oder Tod. Das Konzentrationslager überlebt niemand – diese Regel sind wir in Begriff zu brechen.

Mit hektischen Bewegungen reiche ich Francois meine Hand und helfe ihm ebenfalls nach oben. Sofort springen wir gemeinsam auf die andere Seite und kauern im Schatten der Mauer. Wir versuchen unsere Atmung zu kontrollieren, flach zu atmen. Doch noch sind wir so aufgedreht, dass jedes Luftschnappen wie ein startendes Flugzeug zu röhren scheint.
Langsam beruhigen wir uns und ich blicke zu Francois herüber. Auch er schaut mich mit schockierten Augen an. Unsere Gesichtszüge entspannen sich mit jedem Moment und plötzlich bricht es aus Francois heraus.

„Mon Dieu, die ´errenrasse kann keine vernünftigen Gefangenenlager bauen. Sogar so ein amerikanischer Tollpatsch wie du kann hier ausbrechen.“

Lauthals lachen wir beide auf. Tränen drängen sich in unsere Augen. Francois klopft mir auf die Schulter. Das Licht eines Scheinwerfers sucht das Gebiet ab und bewegt unaufhaltsam auf uns zu.

Wir rennen um unser Leben. Ein weiterer Sicherheitsstreifen außerhalb dieser Mauer? Damit haben wir nicht gerechnet.
Wir rennen um unser Leben. Francois und ich, nur wir beide sind noch übrig. Alle anderen wurden bereits erwischt. Doch wir noch nicht, wir nicht. Das sind jetzt meine Gedanken und just in diesem Moment durchlöchert eine Salve aus einem deutschen Sturmgewehr Francois. Ich hechte hinter einen Stapel Kisten und entkomme so der nächsten Gewehrsalve. Mein Herz rast, meine Lungen leisten Akkordarbeit beim Atmen. Mit äußerster Vorsicht blicke ich zurück und sehe, dass Francois noch lebt. Blutüberströmt liegt er rund zwölf Meter von mir entfernt im Schlamm. Der Regen prasselt auf ihn herab. Von weitem hört man die Kampfhunde der Nazisoldaten und selbige selbst auf uns zu stapfen. „Francois!“ rufe ich meinem Freund entgegen. „Francois, komm her.“ Doch er kann nicht. Es hat ihn heftig erwischt. Ich will zu ihm, ihn holen. Doch als ich vorspringe, schlagen rings um mich Kugeln ein und ich hechte wieder hinter die Kisten.
Mit zuckenden Bewegungen versucht Francois sich fort zu bewegen, doch er kommt nicht vom Fleck. Der schlammige Untergrund mischt sich mit seinem Blut und färbt sich in unwirkliche Rostfarben.

„Emil! Emil, hilf mir. Bitte, Emil, hilf mir!“

Wieder schnelle ich aus meinem Versteckt hervor, doch wieder zwingen mich Gewehrkugeln zum Rückzug.

„Emil, was ist los? Hilf mir. Hilf mir, Emil.“

Vorsichtig robbe ich auf ihn zu, doch erneut mache ich mich zur Zielscheibe und muss zurück. Ich kann Francois nicht helfen. Ich kann ihm einfach nicht helfen.

Plötzlich sehe ich mich. Ich sehe mich im Schlamm, im Regen, hinter diesen Kisten kauernd. Ich begutachte mich selbst von oben und betrachte, wie mich eine Kugel nach der anderen trifft und so mein Körper durchlöchert wird. Dann wird alles um mich herum dunkel. Dunkler als Nacht je sein könnte. Meine Sinneskräfte scheinen mich zu verlassen. Alles wirkt so taub. Vollkommene Dunkelheit umgibt mich, nur ein winziger Lichtstreifen ist vor mir zu erkennen. Die Lichtquelle wird stärker. Sie blendet mich und ich entschwinde fast vollkommen.

Die Tür wird geöffnet und eine der Schwestern betritt den Raum.

„Guten Morgen. Wie haben Sie geschlafen? Heute ist Mittwoch, Herr Kreuzer. Badetag. Also lassen Sie uns in den Waschraum gehen.“

Ein Wärter kommt hinzu. Er greift unter meinen kraftlosen Körper und hebt mich auf.

 

Hmm, Storyteller, ich kann den Zusammenhang zwischen dem Titel Deiner Geschichte und dem Rest leider nicht sehen. Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, nur solltest Du, wenn Du den Akzent eines Franzosen imitierst, konsequent sein.

Gruss,

Jabberwock

PS: Der Imperativ von "helfen" heisst "hilf".

 

Hey Storyteller,

Erstmal vorneweg, du hast einen flüssigen Schreibstil und die Story ließ sich gut lesen, aber den Inhalt - genauer gesagt, wie das Ende mit dem Rest der Handlung zusammenhägt - habe ich ehrlich gesagt noch nicht ganz verstanden.

Lauthals lachen wir beide auf.

Würde man lachen, wenn man gerade dabei ist aus einem Konzentrationslager zu fliehen? Ich glaube kaum.

Francois!“ rufe ich meinem Freund entgegen. „Francois, komm her.“
Rufen und somit stärker auf sich aufmerksam machen, wenn jemand mit einem Maschinengewehr schießt?

Ich begutachte mich selbst von oben und betrachte, wie mich eine Kugel nach der anderen trifft und so mein Körper durchlöchert wird.

Da sein Körper durchlöchert wird, nehme ich an er ist tot. Ganz zum Schluss der Geschichte wirkt es aber auf mich , als würde er wieder leben.
Korrigier mich, falls ich es falsch verstanden habe, aber ich denke mit "Badetag" ist es so gemeint, dass sie ihn in die Waschräume bringen, damit er vergast wird. Wenn er jedoch bereits tot ist, ist diese Handlung von der "Schwester" ( Ich nehme an, es ist keine richtige Krankenschwester?)sinnlos.

Was mich ganz zum Schluss noch ein wenig verwundert hat, warum ist Francois, ein Franzose, in dem Konzentrationslager? Vielleicht könntest du ja ein wenig mehr Hintergrundinformationen zu den Prots geben. :)

liebe Grüße,
Thorn :)

 

Hallo Storyteller,

Also ich kann mich eigentlich Thorn anschließen:
Ja, du hast einen flüssigen und schönen Erzählstil, aber ich blick bei deiner Geschichte, besonders am Ende, noch nicht wirklich durch...
Dazu kommen die kleinen aufgelisteten Kritikpunkte, wobei mir auch noch ein paar andere aufgefallen sind:

Wir rennen um unser Leben. Ein weiterer Sicherheitsstreifen außerhalb dieser Mauer? Damit haben wir nicht gerechnet.
Wir rennen um unser Leben. Francois und ich, nur wir beide sind noch übrig. Alle anderen wurden bereits erwischt.

Mh, da waren noch mehr außer Emil und Francois? Und alle wurden schon erschossen? Aber am Anfang klettern doch nur die beiden Protagonisten über die Mauer oder?
Eine Massenflucht aus einem KZ halte ich für sehr, sehr, unrealistisch.
Außerdem, diese Wiederholung (wir rennen um unser leben) würde ich weglassen oder umändern.


Francois: „Emil, was ist los? Helf` mir. Helf` mir, Emil.“

Ich würde nicht immer Francois vor die wörtliche Rede stellen, dass macht man nur bei reinen Dialogen. In der Sätzen davor wird doch auch klar, wer redet.

„Guten Morgen. Wie haben Sie geschlafen? Heute ist Mittwoch, Herr Kreuzer. Badetag. Also lassen Sie uns in den Waschraum gehen.“

Herr Kreuzer? Falls Thorns Theorie stimmt und sie holt ihn um ihn in die Gaskammer zu bringen, würde sie ihn dann mit Herr Kreuzer anreden???

Ich verstehe das Ende der Geschichte jetzt so:
Er wird schwer verletzt, der Wachmann hebt ihn auf, sie legen ihn irgendwo hin, und später wird er dann vergast. Oder?
Ich glaube nicht dass das stimmt, denn das wäre ja auch mehr als unlogisch und würde auch nicht der historischen Wahrheit entsprechen...

Alles in allem finde ich das Thema zwar gut, auch dein Schreibstil gefällt mir -wie schon gesagt-, ausgesprochen gut, aber die Umsetzung ist meiner Meinung nach nicht wirklich gelungen.
Vielleicht hast du dich auch einfach überschätzt?


Ganz liebe Grüße

Irish Coffee

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo.
Herzlichen Dank, dass ihr meine Geschichte gelesen und Kritiken abgegeben habt.

@Jabberwock:

ich kann den Zusammenhang zwischen dem Titel Deiner Geschichte und dem Rest leider nicht sehen.

Die Erinnerung ist wie eine Narbe eine bleibende Wunde für Emil.

Die Geschichte an sich ist nicht schlecht

Danke. :)

nur solltest Du, wenn Du den Akzent eines Franzosen imitierst, konsequent sein

Was genau meinst du? Anstatt „ich helfe dir“ „isch helfe dir“?


@Thorn:

du hast einen flüssigen Schreibstil und die Story ließ sich gut lesen

Danke. :)

Würde man lachen, wenn man gerade dabei ist aus einem Konzentrationslager zu fliehen? Ich glaube kaum.

Weil Francois und Emil im Glauben sind, sich bereits außerhalb des KZs zu befinden, stellt sich eine gewisse Sicherheit ein. Da empfand ich es als möglich, dass sich die nun wohl schon länger andauernde, immense Anspannung der beiden Flüchtlinge plötzlich löst.

Rufen und somit stärker auf sich aufmerksam machen, wenn jemand mit einem Maschinengewehr schießt?

Die nahenden Soldaten wissen sowieso, wo sich Emil befindet. Mal ganz abgesehen davon ist es doch nicht verwunderlich, dass Emil nicht an unauffälliges Verhalten denkt, wenn sein Freund durchlöchert wird, oder? :confused:

Da sein Körper durchlöchert wird, nehme ich an er ist tot. Ganz zum Schluss der Geschichte wirkt es aber auf mich , als würde er wieder leben.
Korrigiere mich, falls ich es falsch verstanden habe, aber ich denke mit "Badetag" ist es so gemeint, dass sie ihn in die Waschräume bringen, damit er vergast wird. Wenn er jedoch bereits tot ist, ist diese Handlung von der "Schwester" ( Ich nehme an, es ist keine richtige Krankenschwester?)sinnlos.

Sehr, sehr interessante und erneut inspirierende Interpretation der Geschichte. :)
Ich muss mir wohl selbst eingestehen, dass die Vision des eigenen Todes von Emil eine falsche Wirkung erzielt.
Gedacht war es nur als vorgreifender Hinweis, dass es sich um einen Traum handelt; zugleich als Verstärkung der traumatischen Natur der Vision.

In der Tat ist der letzte Teil als reale Szene der Gegenwart gedacht. Emil ist ein alter, gezeichneter Mann, verstört von den Ereignissen, die im Krieg erleben musste. Insbesondere hat ihn nie das Schicksal seines Freundes Francois losgelassen, dem er nicht helfen konnte. Nun vegetiert er ihn einem Heim, einer Anstalt o.ä. dahin.


@Irish Coffee:

Mh, da waren noch mehr außer Emil und Francois? Und alle wurden schon erschossen? Aber am Anfang klettern doch nur die beiden Protagonisten über die Mauer oder?
Eine Massenflucht aus einem KZ halte ich für sehr, sehr, unrealistisch.

Es kann sich um eine kleine Gruppe von – sagen wir – fünf Mann gehandelt haben, die den Fluchtversuch wagten. Drei von ihnen wurden bereits gefasst und nur Francois und Emil schafften es bis zur Mauer.

Außerdem, diese Wiederholung (wir rennen um unser leben) würde ich weglassen oder umändern.

Eine Wiederholung als Betonung der bedränglichen Lage? Geht das nicht? :confused:

Ich würde nicht immer Francois vor die wörtliche Rede stellen, dass macht man nur bei reinen Dialogen. In der Sätzen davor wird doch auch klar, wer redet.

Werde ich ändern. Danke für den Hinweis.

Ich verstehe das Ende der Geschichte jetzt so:
Er wird schwer verletzt, der Wachmann hebt ihn auf, sie legen ihn irgendwo hin, und später wird er dann vergast. Oder?

Weiter oben habe ich es bereits angeführt:
Die Geschehnisse im KZ sind Emil passiert, hier träumt er davon. Wir befinden uns in der Gegenwart und Emil „lebt“ in einer Anstalt/einem Heim und wird noch heute von den Erlebnissen verfolgt.

Btw.: Die Lichtquelle, die er im Traum sieht, ist der Schein, der durch die sich öffnende Tür in sein dunkles Zimmer fällt.

Vielleicht hast du dich auch einfach überschätzt?

Eigentlich nicht. Eher noch im Gegenteil. Aber ich probiere es halt doch immer wieder. ;)


Vielen Dank an euch.
Maxinho.

 

Lieber Maxinho,

ganz genau das meinte ich mit "Konsequenz" bezueglich des Akzents ("Isch 'elfe Dir" etc.). Vielleicht steckt ja Absicht dahinter, dass Deine Figur nur einmal sprachlich durchblicken ist, dass er Franzose ist. (Wenn dem so ist, erschliesst sie sich mir allerdings nicht.) Wenn Du den Franzosen richtig "franzoesisch" darstellen willst, dann auch mit allen phonetischen Konsequenzen, wie ich finde.


Liebe Gruesse

Jabberwock

 

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