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Morgens um fünf ist die Welt noch in Ordnung

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28.04.2004
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Morgens um fünf ist die Welt noch in Ordnung

Mamas haben immer gute Laune. Immer. Ohne Ausnahme.
Nur morgens nicht. Insbesondere dann, wenn die Kaffeedose leer ist.
An zwei Tagen die Woche pflege ich vor meiner werten, tief schlafenden Familie auf-zustehen. Um fünf Uhr. Da steht doch niemand auf! Doch. Ich! Und ich versuche da-bei keinen Laut von mir zu geben.
Zuerst eine Dusche. Das tut gut. Das weckt die Lebensgeister und der Dampf läßt meine zellulitisentstellten Oberschenkel in einem sanften Dunst verschwinden. Heute Abend – nehme ich mir vor – heute Abend gehe ich zum Sport und sage den acht Kilogramm zuviel den Kampf an. Jawoll. Aber jetzt erst mal Kaffee trinken.
Leise ziehe ich mich an, im dunkeln, Licht könnte meine Tochter aufwecken. Blind greife ich in den Kleiderschrank. Rot liegt links, blau daneben, hellblau unten, beige, rosa und weiß ganz rechts. Wo liegt denn nochmal schwarz, herrjeh!? Egal, wird schon passen. Das Ergebnis kann ich ja dann in der Küche bei einem Kaffee begut-achten.
Die Schuhe in der Hand betrete ich die erste Stufe der Treppe die nach unten führt. Zu meinem Kaffee.
„Mama?“ Och nö! „MAMA!?“ Ich ziehe den Fuß wieder zurück, seufze ein wenig und gehe zu Lea, meinem Hallowachkind. „Wo gehst du hin?!“ fragt sie vorwurfsvoll. Und sie hat Recht. Ich bin eine arbeitende Rabenmutter. Da ist es wieder – mein schlechtes Gewissen.
Schlaf noch, Liebes. Mama geht arbeiten.
„Oh nein, immer gehst du arbeiten!“
Ja, mein Schatz, das muß sein. Ich hole dich nachher vom Kindergarten ab und ma-chen wir was tolles zusammen.
„Ist heute Kindergarten?“ Ja, aber erst viiiiiiel später. Schlaf noch, Süße. Es ist noch gaaaanz früh, die Vögelchen schlafen auch noch und der Papa schläft noch und....
„Ich will nicht in den Kindergarten. Immer Kindergarten. Das ist ja so blöd!“
Adieu Kaffee. Angesichts der drohenden Ich-muß-in-den-Kindergarten-Gefahr ist meine Tochter hellwach und beschließt, jetzt nicht mehr einzuschlafen. Jetzt, wo Mama weggeht und sie was verpassen könnte. Und wer weiß, vielleicht kann sie Mama ja überreden, nicht arbeiten zu gehen.
„Bleibst du noch ein bißchen bei mir, kann ich eine Banane haben?“ Verschlafen reibt sie sich die Augen. Sie ist todmüde. Nur würde sie das nie zugeben. Vor meinen Augen steigt meine gefüllte Kaffeetasse in ein Flugzeug und fliegt nach Thailand. Apropos Thailand. Vor vielen Jahren wollte ich früh morgens eine Straße in Bangkok überqueren. Wir – mein Mann und ich – suchten einen Ort, an dem es Kaffee gab. Mein Tip: Überqueren Sie als Kaffeetrinker morgens um sieben Uhr niemals eine Straße in Bangkok ohne vorher Kaffee getrunken zu haben. Niemals! Das schaffen Sie nicht, die nervliche Anstrengung ist zu groß.
Schließlich wurde auch mein Mann wach. Er knipste das Licht an und ich stellte fest, daß ich zu dem rosafarbenen Pullover eine grüne Hose trug.
„So willst du nicht ins Büro, oder?“ Mein Mann schaute mich etwas seltsam an.
„Ich will eine Banane!“ Diese unmißverständliche Aufforderung meiner Tochter reißt mich aus meiner Überlegung, wie ich es anstelle, jetzt noch einen Kaffee zu bekom-men, gleichzeitig meine Kleidung zu wechseln und Lea zu überzeugen, daß der Kin-dergarten etwas ganz tolles ist. Schließlich muß man Prioritäten setzen. Es gelingt mir nicht. Es ist einfach zu früh, um spontan zu reagieren. Die Maschine ist noch nicht warm gelaufen. Diese Entscheidungsfülle läßt mich in Unbeweglichkeit verhar-ren.
Mein Mann schreitet helfend ein. Er schickt mich runter eine Banane zu holen. Als ich wieder hoch komme sitzen die beiden im Bett und schauen ein Buch an. Hach, selige Harmonie, Vater und Tochter, wie schön. Ich drücke mein Kind lieb und ihr die Banane in die Hand, verteile Küßchen und trolle mich die Treppe runter.
Jetzt einen Kaffee! Doch das Schicksal ist grausam. Die Kaffeedose ist leer. Wie ein Süchtiger durchwühle ich alle Schränke. Nichts. Meine Hände zittern. Ich muß mich setzen. Die größtmögliche Katastrophe ist eingetreten. Wie ein Verdurstender schleppe ich mich zum Auto und fahre ins Büro. Ich renne die drei Stockwerke hoch zu meinem Büro, reiße die Tür auf, greife mir die Kaffeedose und schüttele sie. Ein tiefer Frieden überfällt mich. Ich küsse die Kaffeedose. Danke. Es gibt doch einen Gott. Minuten später schlürfe ich behaglich das schwarze Gebräu mit viel Zucker.
Und es stört mich irgendwie gar nicht, daß der Pullover so gar nicht zu der Farbe meiner Hose paßt.

 

Moin Makira (zum Zweiten),

Besser, viel besser. Ebenso wie dein anderer Text ist dieser auch wieder gut geschrieben und wartet mit ein paar ganz lustigen Stellen auf. Im Gegensatz dazu hast du diesmal auch eine Handlung mit Plot und Charakteren drin, so daß mir diese Geschichte besser gefallen hat als die andere.
Ja, hat mir insgesamt einfach gut gefallen - ein netter Text für Zwischendurch zum Schmunzeln.

?Bleibst du noch ein bißchen bei mir, kann ich eine Banane haben??
hihi... bist du auch Kishon-Schüler? ;)

 

Hallo Marika

Also ich finde die Geschichte etwas langweilig. Eigentlich nicht schlecht, aber ich hätte weggelassen, dass die Tochter aufwacht. Und somit auch dass der Vater aufwacht. Das beeinträchtigt irgendwie die Harmonie des Textes. Man liest, und plötzlich wird dem Leser das Aufwachen der Tochter regelrecht ins Gesicht geschleudert. Auch hätte ich die ganze Thematik mit dem Kaffee einfach weggelassen. Das ist irgendwie etwas klischeehaft und nifelig. Tipp: Wie wäre es z.B., wenn die Mutter etwas später aufstehen würde ( so um 7) und dafür all die Probleme gar nicht wären. Auch dass sie gar nicht Kaffesüchtig wäre. Fände ich besser so. Dann geht sie ganz normal arbeiten, und auf dem Weg dorthin wird sie Zeuge von einem Mord oder so, etwas spektakuläres. Oder ein Flugzeugabsturz. Oder sie sieht ein UFO! Das wäre das richtige! Sie sieht ein UFO und kämpft dann gegen die Ausserirdischen, wobei auch viele Menschen sterben. Natürlich gewinnen die Menschen am Schluss.
Diesen Ansatz würde ich mal weiterverfolgen und in die Geschichte einbrigen, dann wäre sie viel besser.
Ansonsten, tolle Geschichte, nichts auszusetzen.
Viele Grüsse

Norther

 

Norther, würdest du bitte mit deinen dämlichen Kommentaren aufhören?

Ich habe gerade zwei andere Beiträge von dir gelöscht, weil sie nur eines sind: Verarsche!

Und ganz besonders sauer werde ich, wenn du neue Mitglieder mit solchem Mist wie hier behelligst. Entweder schreib eine vernünftige Kritik oder laß es ganz!

 

Hallo Gnoebel,

danke für deinen netten Kommentar. Es war der erste, den ich las.
So, jetzt ist es soweit - Premiere! Das erstemal, daß jemand meine Geschichten liest und ich freue mich außerordentlich, daß sie gefallen hat. That´s life.

lachenden Gruß
Makira

 

Nein Somebody, ich werde deine Bitte nicht erfüllen.
Ich finde die Geschichte hat mehr mit Alltag zu tun, klar hat sie lustige Elemente wo man schmunzeln muss, aber diese dürften noch etwas saurer sein. Pfiffiger meine ich. Gramatikalisch ist der Text eigentlich sehr gut.
gruss
Noterhi.

 

Hallo Makira und auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de! :)

Ich habe in Deinem Profil gesehen, dass Du allein heute drei Geschichten gepostet hast. Fleißig, fleißig, kann ich nur sagen. Das hier ist die erste von Dir, die ich gelesen habe. Und dazu fällt mir auf Anhieb nur ein Lob ein: Wirklich eine nette Geschichte, die mich durchaus zum Schmunzeln gebracht hat - auch wenn ich damit gnoebel wiederhole. Ein sehr gelungener Einstieg.

 

Hallo Katzano,

Dankedankedanke. Das spornt an und macht Mut.
Ich übe also fleißig weiter. :D

 

nur um mich hier mal einzumischen - o.O - ich kritisiere auch manchmal im selben stil wie norther. aber ich male hinterher ;) smileys hin, damit der arme "n00b" weiß, dass das nicht ernst gemeint ist. und der vorschlag war wirklich gar nicht so schlecht, oder?

die geschichte an sich fand ich nicht wirklich zum brüllen, aber ein paar schmunzler waren drin. wenigstens hast du, liebe/liebes/lieber makira, positive resonanz bekommen (nicht so wie ich "die idee ist viel zu abgelutscht, geh wieder fantasy schreiben" ;)). ich denke, dass sich die geschichte noch wesentlich skurriler oder schräger gestalten lässt, dazu rate ich dir auch zu northers vorschlägen, wenn das in deiner absicht liegen sollte ;) ich weiß nur nicht, ob du das willst, oder ob dir ein text mit ein paar schmunzlern lieber ist.

generell kritisiere ich eigentlich nur selten hier in humor, weil mein humor ziemlich düster ist und ich mit präpubertären erkan-und-stefan-pointen nichts anfangen kann (und eigentlich nicht immer nur "NICHT LUSTIG" unter geschichten schreiben will), aber in diesem falle habe ich mich mal dazu durchgerungen :)

glg, das vita dingens

edit: ich hasse rechtscheibefehler in meinen posts - die haben da nichts zu suchen!

 

Hallo liebe Vita,


danke für deine Statements.

Ob mir ein paar Schmunzler lieber sind? Glaube schon. Krieg ICH denn einen Brüller hin? Weiß nicht, kanns ja mal probieren.
Mir war es daran gelegen, Situationen aus dem Alltag mit etwas Humor zu nehmen und rüberzubringen. Wiedererkennungswert? Möglicherweise auch das.
Eigentlich denke ich nie groß über das nach, was ich schreiben will. Manche Dinge die so passieren, nehme ich kopfschüttelnd und mit einem verzweifelten Lacher hin. Dann schreib ich sie einfach auf. Hm.

präpubertären erkan-und-stefan-pointen : Waren da welche in meinem Text?

Gruß
Makira (Weib, 29j)

 

hab was vergessen. Ich liebe Kishon.
Dachte ich mir... die Banane war ein typischer (sehr guter) Gag im Kishonstil. ;)
ich denke, dass sich die geschichte noch wesentlich skurriler oder schräger gestalten lässt, dazu rate ich dir auch zu northers vorschlägen
Nein, auf keinen Fall... Das hier ist eine alltägliche Humorgeschichte (oder eine humorvolle Alltagsgeschichte - von mir aus auch geschichtlicher Humoralltag) und da haben Aliens o.ä. nix zu suchen. Ich finde, der Text ist gelungen, so wie er ist. Es müssen nicht immer die großen Brüller oder absurden Einschübe sein - manchmal kann es auch ein kleiner, feiner Text sein, der einfach gute Laune macht. So wie hier.
Richtig lachen mußte ich zwar auch nicht, aber es war unterhaltsam. Damit hat der Autor (bzw das 29jährige Autorenweibchen) sein Ziel bei mir erreicht und der Text ist stimmig. "Schrägheit" würde hier meiner Meinung nach stören.
präpubertären erkan-und-stefan-pointen : Waren da welche in meinem Text?
nein, zum Glück nicht :D

 

Hallo Makira

ich schliesse mich gnoebel an. Es müssen nicht immer die Riesenkracher sein, die uns zum Lachen bringen. Ich kann mir das Grinsen auf Mamas Gesicht gut vorstellen, wie sie ihren versäumten Kleiderwechsel erst beim ersten Kaffee im Büro bemerkt.

Einzige Stolperstellen:
Die (warscheinlich ungewollten) Trennstriche haben den Lesefluss gestört und Du solltest sie noch entfernen.
(auf-zustehen, ma-chen, usw. )

Lieben Gruss und mach weiter so.
dot :cool:

@Norther/vita
Kritik darf durchaus auch mal zynisch sein, man/frau sollte aber auch etwas Feingefühl walten lassen und nicht nur ein Smiley hintendran pappen (Motto: war nicht so gemeint, ja wie denn dann?) Wenn man die Lust verspürt, zynisch zu sein, sollte vor dem Posting das ganze mit den Augen des Empfängers betrachtet werden: Kommt der Kern der Aussage rüber? Wenn die Antwort jein bis nein ist, unbedingt erklärende Worte hinzufügen.

Sorry für off-topic, bin ja schon still. :sealed:

 

Hi Makira,

bin gerade mal auf deiner Welle.

Auch diese Geschichte von dir finde ich gut. Amüsant geschrieben.
Du beschreibst eine humorvolle junge Mutter, die ihr, mit Sicherheit, stressiges Leben, voller Selbstironie betrachtet.
Für mich wäre die Welt Morgens um fünf, noch nicht in Ordnung. Und zwei farblich nicht zusammenpassende Kleidungsstücke an mir ... ojeoje...

Werde deine restlichen KGs auch noch lesen. Nur heute nicht mehr, bin -gähn-
zu müde.

glg, coleratio

 

Hi coleratio,

um dreiviertel Zwölf wäre ich auch ziemlich müde. Danke, daß Du mir so eine nette Beurteilung geschrieben hast. Hoffe, Dir gefallen die anderen auch.

Liebe Grüße
Makira

 

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