Liebe Antonia,
gut, dass ich diesen Text ausgegraben habe, denn mir scheint, ich habe in dir auch so eine Mitstreiterin in Sachen superkurz Geschriebenes gefunden. Ich mag solche winzigen Texte, die manchmal mehr aussagen als ein ganzer Roman ungemein gern. Sie passen in unsere Zeit, weil sie ob ihrer Kürze in unser Gedächtnis passen und man sie bequem mitnehmen kann in die Warteschlangen, die unsere Zeit ja auch allerorts mit sich gebracht hat.
Sehr eindringlich geschildert, sehr extrahiert, gut so.
Mir fallen so stichwortartig viele Vorwürfe ein, die ich gegen einen solchen Protagonisten hätte, wie z.B., dass er lieber das Leiden als Funktion behält, als sich auf das wohl für ihn gefährliche Neuland des Geheiltwerdens und Geheiltseins zu begeben, es fiele
dadurch das Leiden weg, welches ja für manchen Menschen eine feste Größe im Leben darstellt und ihn auf eine höchstberechenbare Weise in der Ordnung der Krankheit gefangen hält.
Manche Menschen benötigen diese Ordnung.
Und dann fallen mir noch all diejenigen Menschen ein, die, wenn man ihnen rät, doch unbedingt sich von einem Arzt raten und helfen zu lassen, einen mit einem Wortschwall an Erkenntnissen zurückdrängen. Diejenigen, die bezüglich ihrer eigenen Erkrankung die hellseherischen Fähigkeiten entwickeln, genau zu wissen, dass ihnen kein Arzt helfen kann.
Wobei...wenn ich es mir so recht überlege, diese Menschen wohl sogar in ihrem Innersten recht haben mit dieser Erkenntnis, denn viele Erkrankungen haben ihren Ursprung im Kopf.
Mir ist nur wichtig, als Aussenstehende nicht diejenige zu sein , die solch einem Erkrankten auch noch ähnlich aktiv wie ein Ko-Alkoholiker zur Seite steht und damit indirekt eine Veränderung verhindern hilft.
Sorry, aber ich bin grad im Moment wohl sehr zynisch.
Ist aber nicht gegen dich gerichtet.
Lieben Gruß
elvira