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Mona oder Der Verlust des Urvertrauens

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12.04.2002
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Mona oder Der Verlust des Urvertrauens

Mona oder Der Verlust des Urvertrauens.
(Eine wahre, so unglaubliche Geschichte mitten heraus aus unserer Gutmenschenwelt)

Mona ist ein zartes, kleines Mädchen. Nein, eigentlich ist sie ja schon groß. Sie ist schon etwas über dreißig Jahre alt. Aber sie ist nur einen Meter neunundfünfzig groß, oder klein, je nach dem halt, wie man das sehen will. Und sie hat noch ein zusätzliches Handicap. Sie hat laut ärztlichem Attest ein Intelligenzdefizit von mittlerer Schwere, also bleiben wir lieber bei Mädchen. Sagen wir, sie ist irgendwie, niemand weiß warum, irgendwo am Ende des Puppenspielalters geistig stecken geblieben. Und deshalb weiß sie auch genau, um was es geht. Und die selben Gefühle, wie wir Alle, die hat sie auch. Ja, vielleicht hat sie sogar ein bisschen mehr davon, mit Sicherheit sogar. Kinder haben ja immer mehr davon.

Mona war eine Zeit lang sehr glücklich. Sie war in den letzten sechs Jahren in einem Projekt vom Arbeitsmarktservice Österreich. Sie hatte sich endlich gefunden. Mona liebte die Tiere. Tiere hatten ihr ja noch nie weh getan. Und vor Allem liebte sie die Pferde. Diese Pferde ließen sie oft Dinge tun, an die die anderen nicht einmal im Traume dachten. Diese Pferde liebten sie schon bald.

Mona hatte endlich Arbeit und ihre Verwirklichung gefunden an einem Pferde- und Ponyhof, und ein paar Kühe, Schafe und eine Ziege gab es auch. Und ganz in der Nähe war ein Gehege mit Rehen und Hirschen. Und der Wald rund herum schwieg oft so wunderbar.

Mona war endlich wer. Sie fühlte sich nicht mehr nutzlos. Sie war nicht mehr sinnlos auf der Welt. So viel verstand sie nämlich auch. Alles war in Butter, und Honig, frischen, selbst gemachten Honig strich sie sich auch jeden Morgen auf das selbst gemachte Brot. Ja, sie durfte sogar beim Schnaps brennen helfen. Getrunken hat sie natürlich nicht davon, aber die Lippen befeuchtet schon. Im Sommer die Kirschen, die Marillen, die Pflaumen, die Zwetschken und die Pfirsiche, dann im Herbst die Äpfel, die Birnen und die Nüsse bedufteten selbst noch das von Allen benützte, oft so stinkende Klo.

Mona lief lachend durchs Leben. Und Abends schlief sie ganz in der Nähe in einem Heim. Es war ein altes Schloss, aber frisch renoviert. Als sie einzog, roch man noch die frische Farbe. In ihrem Bettchen hatte noch nie zuvor ein Mensch geschlafen. Verdammt, das war so geil. Das kann sich ja sonst kein Mensch vorstellen, wie sauber das war und so geil. Sie hat sich vor dem Einschlafen immer kichernd drin rum gewälzt und gekugelt. Es war einfach nur geil und sie war so glücklich.

Mona lebte da unter ihresgleichen. Schon bald hatte sie ein paar Freundinnen gefunden, netter als nett, und ein paar mondgesichtige Freunde auch. Die waren auch verdammt nett. Und das Schönste daran war, wenn die Hilfe brauchten oder mal traurig waren, dann kamen die immer gleich zu ihr. Im Trösten war sie bald einsamste Spitze. Ihr Zimmer war abends fast nie leer. Und fernsehen durften sie auch. Sie hatten da auch einen Videorecorder im großen Aufenthaltsraum. Die immer lustige und zu Allen gleich nette Heimleiterin trieb oft eine neue Tierfilmkassette auf. Sie haben dann jeden Film oft zig Mal hintereinander angesehen.

Es war immer was los. Mal hatte die Geburtstag, mal der. Sie konnte die besten Torten backen, mit Kirschen, Kerzen und Schokobröseln oben drauf. Und was am allerallerherrlichsten war: es war ein offenes Heim. Mona fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben nicht eingesperrt. Mona durfte kommen und gehen, wie und wann sie wollte. Fast. Um zwölf musste sie natürlich zu Hause sein. Aber so lange blieb sie sowieso nie. Überhaupt am Anfang, da zog es sie fast gewaltsam in ihr so ungewohnt, unberührtes Bett.

Mona war glücklich. Sechs Jahre lang, ein Wunder, und Niemand hatte ihr etwas ganz, ganz Böses getan. Es hätte ewig so weiter gehen können. Ihr Leben hatte endlich Sinn. Sie fiel Niemandem zur Last, verdiente ihr eigenes Geld. O Frau, war das schön. Immer war es ja nicht so. Sie war ja ein kleines, zartes Mädchen. Im Kinder-Behindertenheim hatte sie keine Chance. Mona musste schon bald von der "Liebe" mancher Menschen erfahren. "Liebe"? Liebe! Was ist das? Mona hatte zwar "Liebe", aber noch nie Liebe erlebt.

Doch dann liebte sie die Tiere. Der Schäfer "Schäfer" entschäferte sich fast, wenn er ihr Kommen ernüsterte. Der Wallach "Wallach" entwallachte sich fast an seinem Tritt, wenn Mona ihre Lebensangst entangstend auf ihm ritt. Die Katze "Katze" bekatzte sich katzenverbuckelnd im versteiften Hoch-Katzen-Schwanz-Schnurr, schnurri-di-burr, wenn sie verliebt um ihre nackten Sommerbeine strich. Die Ziege "Ziege" bekleckerte sich fast, wenn sie entmeckernd ihr Bart- und Goderlgekratze genoss. Und die Kuh "Kuh" muhte gerührt, wenn sie ihr morgens um fünf und abends um acht vor dem Gemolkenwerden die prallen Euter sanft massierte.

Ja, das war Liebe. Die "Liebe" hatte sie endlich hinter sich. Glaubte sie. Denn dann, nach sechs Jahren, da kam der Pfleger Täter. Täter tat am Anfang so nett. Ne, sie hätte doch nie gedacht .... Sie hat doch diese Zeiten endlich "vergessen". Und Täter war doch so lustig. Er nahm sie Alle manchmal ins Kino mit. Er ging zum Bürgermeister für sie Alle betteln, seine Pferdekappe ging abends, wenn er alleine ausging, im Wirtshaus herum. Die wurde immer voll. Wenn er dann am nächsten Morgen in den Speisesaal kam, sahen sie Alle immer gespannt auf seine aufgesetzte Kappe. Alle fragten sie sich: Ist da heute wieder was drin?

Und wenn er sie dann abnahm, dann purzelten die Scheinchen und Münzen aus seinen Haaren, über die Ohren und Schultern. Es sah jedes Mal so irre witzig aus. Alle lachten. Und Täter sagte dann immer so unheimlich cool und erschrocken: "Verdammt, spinn ich? Bin ich etwa der "Esel-streck-dich"?" Und Alle prusteten sich einen ab, immer und immer wieder. Und dann grinste er, der Schelm, während die um ihn Sitzenden aufsprangen und die Scheinchen und Münzen aufklaubten und auf den Tisch legten, so dass Alle mit zählen konnten, wie viel da wieder einmal zusammen war. Und Täter sagte dann immer total trocken: "Kino!" Und Alle lachten und freuten sich so.

Täter war immer lustig. Täter spielte mit ihnen mit den Blumen. Noch nie zuvor hatte ein Mann für sie, für sie Alle, ... Blumen gepflückt. Die Männer waren sich doch meist zu gut dafür. Noch dazu, wo sie doch Alle miteinander nicht ganz dicht waren im Kopf. So viel war Mona klar. Ja, sie war auch nicht ganz "dicht". Und wenn schon?! Scheiß drauf. Sie war endlich glücklich.

Und ... und sie, ... diese Blumen ..., es waren nur Gänseblümchen, bloß Gänseblümchen, ... die Wiese war an diesem Tag voll davon, ... langstielige, wilde Wiesengänseblümchen, so richtig schön zum Zusammenbinden, unter einem Voralpenhimmel, ... diese Gänseblümchen vergänseblumten an diesem Tag das Leben. Die Sonne verhimmelte sich in einem grellen Blau. Man konnte die Welt nur durch schmale Augenschlitze schauen.

Mona war mit Täter alleine ausgeritten. Sie preschten im Galopp über die Wiesen. Sie fegten kreuz und quer durch den Wald. Die Bäume verwischten. Sie hurraten sich unter den Ästen durch. Und dann sank sie ganz außer Atem in dieses Meer von Gänseblümchen. Die Wiese duftete nach Mutter Erde. Göttin Danae überschüttete sie mit frischer Luft. Mona war unendlich glücklich.

Aber an diesem Tag flocht Täter keine Gänseblümchen. An diesem Tag war nichts mehr mit Liebe. An diesem Tag war es aus mit Liebe. Ende der Liebe hieß von nun an dieser Tag. Täter wollte "Liebe". Sie wollte diese "Liebe" nicht. Sie sagte noch "nein", was Täter glatt überhörte. Sie konnte nicht schreien. Ihr Mund trocknete aus. Ihre Kehle verrostete in einem Sandsturm der Angst. Wellen von "Nein" schwemmten durch ihren kleinen Körper. Täter wollte "Liebe". Und Täter nahm sie sich einfach, ... diese "Liebe". Und danach tat Alles, Alles, so einfach Alles wieder weh.

Mona hörte auf zu lachen. Mona wollte abends nicht mehr auf ihr Zimmer gehen. Mona wollte sich vor dem Einschlafen nicht mehr in ihrem Bettchen zerwutzeln. Denn Täter kam dann auch des Nachts zu ihr. Er machte sogar freiwillig Nachtdienst. Die Heimleiterin lobte ihn noch dafür. Täter kam dann Wochen, Monate, immer wieder des Nachts zu ihr. Und er verlangte dann immer grauslichere Sachen von ihr. So was Grausliches hatten noch nicht einmal die im Kinderheim von ihr verlangt.

Mona konnte wieder einmal nicht mehr lachen. Mona wollte nicht mehr. Doch Mona wusste doch nicht: Wohin? Mona war doch noch ein Kind, ein ewiges Kind, samt ihren dreißig Jahr. Doch Mona war klar: sie konnte nirgends hin! Mona war doch nur Mona, ein behindertes Kind. Ja, so viel war ihr klar: sie konnte nirgendwo anders hin. Und so fiel Mona ganz unsanft aus ihrem schäfer-bewallachten, so ziegebekatzten, so schafebemuhten Himmelswolkenbett. Doch dann konnte Mona nicht mehr.

Mona verließ dann von einem Tag auf den anderen das Heim. Mona sagte "aus", aus, so unwiderruflich AUS dem AMS-BFI-Projekt. Mona kündigte einfach, für alle Gutmenschen dort und anderswo völlig unverständlich, ihr sie so beschützendes Dienstverhältnis im geschützten Bereich.

Mona war wieder arbeitslos. Mona fiel der Gesellschaft wieder zur Last. So viel hat sie immer verstanden. So viel zu verstehen fiel Mona nicht schwer. Und genau das, DAS wollte sie nicht. Mona war wieder angewiesen auf die Hilfe der Gutmenschen, angewiesen auf diese Gutmenschen, von denen doch manche so gefährlich waren. Mona hasste dieses Angewiesensein.

Verdammt! Scheiße! Shit! Arsch ficken! Fotzen pudern! Fut knallen! Ins Gesicht spritzen! Schwanz lutschen! Arschloch lecken! Loch monstern! Verdammt! DAS, DAS doch nicht! Nicht! Nicht! Nicht! Das doch nicht! Doch das Leben geht einfach weiter! Verdammt! Und alle diese Gutmenschen wissen es! Sie hatte eine Sachwalterin! Diese Sachwalterin war ja immer so nett zu ihr! Sie hat ihr den Platz damals im neuen AMS-BFI-Projekt verschafft. Mona hatte dort ihre Liebe, die für ihr ganzes Leben gereicht hätte, gefunden. Schäfer mal Wallach mal Katze mal Ziege mal Kuh mal Schafegemeck und Wiesen und Wald samt manchmal zwickendem Zeck. Von einem Tag auf den anderen war er weg der Schleck, der sich tief verwonnend in ihre Seele, ihr Herz, ihren Bauch, ihren kleinen Kinderarsch, ja sogar in ihr Sein von Frau eingegraben hatte, so blutgezeckt. Liebe. Liebe! So viel Liebe auf einmal wieder weg.

Verdammt! Sie hatte es angedeutet. Diese Sachwalterin hat es sogar in ihren Akt aufgenommen. Zumindest hat sie so getan und Etwas aufgeschrieben. Aber was dann raus kam, war: nicht mal registriert. Von da an mochte Mona diese Sachwalterin nicht mehr. Mona hat dann eine neue gekriegt. Die Alte wusste gar nicht: Wieso? Zumindest tat sie so. So tun als ob ist auch übersehen. Verdammt!

"Liebe!" Arbeitslosengeld. Einige Vermittlungen am freien Arbeitsmarkt gingen schief. Sie hatte auf einmal wieder Asthma. Sie war auf einmal gegen alles Mögliche wieder allergisch. Sie versuchte sich als Reinigungsfrau. Sie vertrug die Lösungsmittel nicht. Dabei hatte sie doch im Heim ständig mit geholfen bei jedem großen Putz. Gleich am ersten Abend hatte sie die Arme voller juckender Wimmerl bis hin zu ihrer Brust.

Dann kam sie in den Bezug von Notstandshilfe. Beim Arbeitsmarktservice machte man ihr dann gleich Beine. Man machte ihr klar, dass es so nicht mehr weiter ging. Man schickte sie zum Amtsarzt. Ihre Arbeitsfähigkeit war abzuklären. Der Amtsarzt stellte cool und sachlich fest:

"Mona ist ein Kind mit einfach strukturierter Persönlichkeit mit mittelmäßigem Intelligenzdefizit. Sie ist besachwaltet und hat in den letzten Jahren ein allergisches Asthma bronchiale auf eine Vielzahl von Stoffen mit leichten cardiopulmonalen Funktionseinschränkungen entwickelt. In Anbetracht des Gesamtleidenszustandes und der Intelligenzeinschränkung besteht aus hiesiger Sicht nur eine eingeschränkte Möglichkeit zur Vermittlung am freien Arbeitsmarkt. In Frage käme aus hiesiger Sicht nur Arbeiten ohne jegliche persönliche Verantwortung, weitgehend staubfreie Arbeiten und frei von Allergenen, wobei manche Kontaktallergien auch durch Verwendung von entsprechenden Schutzhandschuhen zu vermeiden wären. Aus hiesiger Sich wäre ein Arbeitsplatz in einer geschützten Werkstätte das Mittel der Wahl oder auch eine versuchsweise Unterbringung in ..... mit entsprechender Vorbereitung aufs Berufsleben."

Auf den sexuellen Missbrauch und die Folgen geht der Amtsarzt erst gar nicht ein. Danach war Mona mehr oder weniger nur noch vermittelbar im geschützten Bereich. Dass sie am freien Arbeitsmarkt nicht mehr einsetzbar war, hat sie ja inzwischen "bewiesen". Doch in diesen Geschützten Bereich wollte Mona nicht mehr. Dort war immer wieder ein Täter zu Hause.

"Angeblich sexueller Missbrauch" steht in ihrem Leistungsakt der regionalen Geschäftsstelle - schwarz auf weiß - nein, wir haben ja heute Computer. Da steht es, klar und deutlich sichtbar für Jeden, Jede, im PST-Text. Für Alle verständlich: EDV-Text. Personenstammtext. Klar und deutlich: "Angeblich sexueller Missbrauch". Nicht zu übersehen, oder träume ich? Doch auch die beim AMS haben es "übersehen". Übersehen ist übersehen! Verdammt! Glatt übersehen. Ich "hasse" diesen Akt.

Mona war nach Amtsarztgutachten nicht vermittelbar am Freien Arbeitsmarkt. In den Geschützten Bereich, da wollte sie nicht mehr hin. Na klar! Die "Liebe". Versteht DAS bitte WER? Ne?

Na, so Was!? So Was, Das geht doch nicht! So Ego-Spomperanzeln, na, so was. Das geht nicht. Da sei unser soziales Arbeitslosenversicherungsgesetz vor. Nein, das geht nicht in unserer Gutmenschenwelt, zumindest noch nicht in der von Heute.

Da hat man dann Mona die Notstandshilfe eingestellt. Man hat einen Bescheid erlassen:

Die Notstandshilfe wird ab ... gemäß § 8 AlVG mangels Arbeitsfähigkeit eingestellt. Begründung: Sie sind weder am freien Arbeitsmarkt noch im geschützten Bereich vermittelbar.

Monas neue und noch sehr junge Sachwalterin, noch ein völlig unbedarftes und völlig naives Gutmenschenkind, hat dann dagegen berufen. Eine Begründung, so schwach, dass es schon wieder gar keine mehr ist.

Ich hasse diesen Akt. Was tun? Ich schaue mir den ganzen Papier- und den EDV-Akt noch einmal an. Da ist der Beschluss des Bezirksgerichtes zur Sachwalterschaft: Danach hat die Sachwalterin für Mona folgende Angelegenheiten zu besorgen:
1. Vertretung gegenüber Ämtern, Behörden, Gerichten, Institutionen und privaten Vertragspartnern und 2. Einkommens- und Vermögensverwaltung.

Na, wenn das Nichts ist? Sie will nicht mehr im geschützten Bereich arbeiten, das hat sie selber gesagt. Na, wenn schon! Ihre eigenen Willenserklärungen in diesem Sinn sind doch null und nichtig. Ihre eigene Erklärung, im geschützten Bereich nicht mehr arbeiten zu wollen, kann doch gar keine Rechtswirkung erzielen.

Die regionale Geschäftsstelle hat den Bezug der Notstandshilfe mangels Arbeitsfähigkeit eingestellt. Diese Entscheidung ist unwirksam, da sie auf einer ungültigen Willenserklärung von Mona beruht. Sie gilt daher nach wie vor als arbeitsfähig.

Also wird der Berufung stattgegeben. Außerdem werde ich die Sache an die Staatsanwaltschaft weiter leiten. Sollen die sich den Kopf darüber zerbrechen, was da passiert ist. Das gehört abgeklärt, egal was dabei raus kommt. Soll sich eine Psychologin damit befassen. Vielleicht erzählt sie ja der, was vorgefallen ist. Laut ihrer Sachwalterin will sie ja darüber nicht reden, angeblich fängt sie immer gleich zum Weinen an, wenn das Gespräch darauf gelenkt wird.

Aber irgendetwas muss man da unternehmen, schließlich will sie ja die Notstandshilfe, und für deren Bezug ist nun einmal eine unbedingte gesetzliche Voraussetzung, dass jemand unter anderem auch arbeitswillig und arbeitsfähig ist. Und eine andere staatliche Leistung gibt es nun mal nicht, in ihrem Fall. Das ist nicht vorgesehen, so lange sie noch zu irgendetwas fähig ist.

Na ja, mal sehen, vielleicht kommt ja was Vernünftiges dabei heraus. Ich werde ein wenig herum telefonieren. Eine einfühlsame Psychologin wäre ein Hit. Mal sehen. Außerdem, wer weiß, der Täter treibt sich ja womöglich immer noch dort herum?

© Copyright by Lothar Krist (14.2.2003)

Nachsatz: Laut einer neuen wissenschaftlichen Studie aus Deutschland, geben 80 Prozent der Missbrauchsopfer an, dass ihnen das Gerichtsverfahren nichts gebracht hat. 30 Prozent der Opfer sind sogar der Ansicht, dass ihnen das gutmenschliche Verfahren mehr geschadet hat, als die Tat selbst. Das sollte uns doch ein wenig nachdenklich stimmen, oder etwa nicht? Es wird höchste Zeit, dass wir da Etwas unternehmen.

 

Hallo Buji!

Ich muss sagen: Wieder mal eine sehr gute Geschichte von dir. Wobei sie mich etwas unangenehm berührt, da ich eine unmittelbare Nähe zu den Hintergründen fühle. Viel einfacher ist es, wenn eine Geschichte in den USA vor einem fiktiven Rahmen spielt. Aber hier, mit all den Realitäten die du schilderst, kann ich das Geschriebene nicht einfach ad acta legen.

Ich glaube, du bist dann am besten, wenn du aus dem Bauch heraus eine konkrete Situation beschreibst, die dich offenkundig emotional bewegt. Das behagt mir wesentlich mir als die "Gutmenschen"-Tiraden und "Live"-Geschichten, wenn du verstehst... ;)

Hervorragend fand ich etwa das erste Drittel des Textes, zB:

Doch dann liebte sie die Tiere. Der Schäfer "Schäfer" entschäferte sich fast, wenn er ihr Kommen ernüsterte. Der Wallach "Wallach" entwallachte sich fast an seinem Tritt, wenn Mona ihre Lebensangst entangstend auf ihm ritt. Die Katze "Katze" bekatzte sich katzenverbuckelnd im versteiften Hoch-Katzen-Schwanz-Schnurr, schnurri-di-burr, wenn sie verliebt um ihre nackten Sommerbeine strich.

Das ist wunderschön geschrieben; eine perfekte Symbiose aus Poesie, kindlicher Beobachtung und nüchterner Beschreibung. Großartig!

Danach gleitet der Text ein bisserl ab ins nüchterne Betrachten. Korrigiere mich, aber hast du versucht, anfangs tatsächlich aus "ihrer" Sicht zu schreiben und danach aus "deiner"? Mir kam da ein merkwürdiger Stilbruch in den Sinn. Aber vielleicht geht das nur mir so.
Einge derbe Ausdrücke passten dann nicht mehr zu dem naiven Stil der ersten Absätze.

Im Text sind noch ein paar kleinere Fehler enthalten (den Kuchen "bäckt" man, nicht "packen"; "alle" schreibst du auch dann groß, wenn es klein gehört), die aber den Lesefluss nicht stören.

Einige Fragen kamen für mich noch auf:

Sagen wir, sie ist irgendwie, niemand weiß warum, irgendwo am Ende des Puppenspielalters geistig stecken geblieben. Und deshalb weiß sie auch genau, um was es geht.

Warum weiß sie genau, um was es geht? Müsste es nicht eher gegenteilig sein? :confused:

Vielleicht habe ich es überlesen, aber warum wissen plötzlich alle von dem Missbrauch, wenn sie mit niemandem darüber spricht? Erst der Arzt, dann das AMS?

Und kann das Bundessozialamt jemandem die Bezüge streichen, der sogar unter Sachwalterschaft steht? Sorry, kenn mich da wirklich überhaupt nicht aus!


Resumee: Sehr einfühlsame Geschichte, die man gerne liest, obwohl sie einen betroffen zurück lässt.

 

Hi Rainer!

Danke! Das mit dem "backen" werde ich sofort korrigieren, habe ich überlesen, ist ja ne lange Geschichte. "Alle" schreibe ich immer dann groß, wenn darin ein kleiner Vorwurf enthalten ist.

Der Stilbruch war gewollt: zuerst aus ihrer Sicht, dann aus meiner.
Mit den derben Ausdrücken wollte ich indirekt darauf hin weisen, was sie zu tun gezwungen war. Ich habe das einmal in einem Gerichtsakt über eine ähnliche Sache gelesen, habe mir das kopiert und direkt übernommen. Ich kopiere mir solche Sachen immer, wenn ich glaube, dass ich sie einmal für eine Geschichte brauchen könnte.

Ich habe immer schon gerne mit Schockelementen und mit Stilbrüchen a la "From dusk till down" gearbeitet, vielleicht kennst Du ja den Film von Quentin Tarantino.

Mona ist irgendwo im Alter von 10 - 12 stecken geblieben. Diese Leute verstehen meist genau, um was es geht, nur können sie nichts an ihrer Situation ändern, weil sie für das Verstehen länger brauchen. Wenn sie dann kapieren, dann ist es meist zu spät. Und gewisse Leute nutzen das gerne aus. Es ist ja erwiesen, dass der Missbrauch gerade unter Behinderten sehr hoch ist. Die wissen meist nicht, wohin? Also fügen sie sich. Sie sind sehr leichte Opfer.

Sie hat es mehrmals zumindest angedeutet, es steht sogar in den diversen Akten, beim AMS, bei der Sachwalterschaft. Ich denke, auch die Heimleiterin hätte sich Gedanken machen müssen. Sie war doch 6 Jahre lang glücklich dort, und dann hört sie auf einmal auf zu lachen und will weg. Da muss man doch stutzig werden, oder etwa nicht? Aber man wollte wohl nicht schon wieder einen Skandal, es gab nämlich dort vor ein paar Jahren schon einen. Aber das wird sich wohl nicht leicht beweisen lassen. Ich nehme es nur an. Ich bin echt neugierig, was bei der Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft heraus kommt.

Sicher kann das AMS auch einer besachwalteten Person die Bezüge streichen, es kommt auf die Willenserklärungen ihres Sachwalters an. Für den Bezug von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe sind in Österreich u.a. Arbeitsfähigkeit und Arbeitswilligkeit unbedingte gesetzliche Voraussetzungen. Wenn eine dieser Voraussetzungen fehlt, ein Arbeitsloser nicht mehr arbeitsfähig ist, dann hat er auch keinen Anspruch mehr auf diese Leistungen, auf eine evt. Behinderung oder eine sonstige sozial missliche Situation kommt es da nicht an, so etwas wird im Gesetz nicht mal erwähnt.

bG
buji

 

Eine Deiner Besten! Die ist in der Tat so gut geschrieben, dass "Kritik" im eigentlichen Sinne keine sein kann. Der erste Teil war dermaßen einfühlsam und leibevoll vom Stil her. Bezüglich:

Sagen wir, sie ist irgendwie, niemand weiß warum, irgendwo am Ende des Puppenspielalters geistig stecken geblieben. Und deshalb weiß sie auch genau, um was es geht.

Ich hab das so emfpunden: Mona hat noch Gefühle, im Gegensatz zu den "wirklich Erwachsenen" wie wir. Wenn es also um Liebe geht ist Mona noch in den wahren Empfindungen von Liebe, also ohne die Gier nach Sexuellem Ichweißnichtwieichausdrückensoll (als eine Art Besitzergreifung, Herrschafts-Machtspeilchen) Noch natürlich in ihrem Menschsein.

Mona lebte da unter ihresgleichen. Schon bald hatte sie ein paar Freundinnen gefunden, netter als nett, und ein paar mondgesichtige Freunde auch. [/QUOTE9

der letzte Teil des Satzes, das Adjektiv. Großartig!!!!!! Ich seh sie vor mir. Vor allem betrachtest Du sie sehr liebvoll mit dem letzten Teil des Satzes.

Den Absatz, den Rainer hervorgehoben hat, mit den Tieren, möcht ich sprachlich auch hervorstreichen, absolut gelungen!!

Der zweite Teil der Geschichte ist kalt und hart. Die Vulgärausdrücke, die ich persönlich in Geschichten nicht sehr schätze (ist aber auch wie gesagt persönlich) sind hier irgendwie der zusätzliche Messerstich in diesem kalten, granitern-eisernen Stil.

Der Teil führt dann zum Ende. Das mit den Sozialleistungen ist mir nicht ganz klar, aber ich kann mir das vorstellen, bei dem was derzit in diesem Land auf der Ebene (nicht nur auf dieser, ach Götter!) geschieht.

Ich fand die Geschichte sehr berührend und stilistisch einen Leckerbissen.

Den Ausdruck Gurtmensch müssen Deine Leser halt fressen, man gewöhnt sich daran irgendwie;)

 

Hi Buji!

Eine wirklich beeindruckende Story. Besonders gefällt mir der starke Kontrast der sich in der Erzählweise verdeutlicht. Auf der einen Seite die einfühlsame Beschreibung der Figur Mona, ihre kindliche und hassfreie Sicht und auf der anderen Seite die zynische Entlarvung der Gutmenschen. Ich liebe solche Kontraste!

Etwas auf dem Magen geschlagen ist mir der Begriff "Kinderarsch". Einerseits ist es sehr realistisch, diesen und die anderen vulgären Ausdrücke zu benutzen, weil sie die Wut des Opfers wiederspiegeln, andererseits können diese Begriffe auf Opfer, die den Missbrauch anders erlebt haben bzw. auf andere Weise damit umgehen, auch sehr abstoßend und grausam wirken. Allerdings wird auf viele dieser Opfer deine Geschichte auch ohne diese Begriffe unangenehm wirken. Aber auch wenn diese Trigger für manche schmerzlich sind, finde ich es gut und sehr wichtig, das Thema sexueller Missbrauch anzusprechen.

Was ich nicht so besonders fand, aber das ist mein rein subjektiver Geschmack, ist die von Rainer hervorgehobene Stelle. Zu poetische Poesie impoesiert mir nicht sonderlich. :D

Gruß,
Jan

 
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Hallo Buji!

Auch ich stimme in den Chor mit ein, daß dies eine Deiner besten Geschichten ist und stimme auch Rainer zu, wenn er sagt, daß Dir solche Geschichten wesentlich mehr liegen... :thumbsup:
Nur den Titel finde ich nicht so ganz dazupassend, weil Du das Urvertrauen als solches danach eigentlich nicht mehr erwähnst.
Ich finde die Geschichte gut aufgebaut, vom Stil und Inhalt her ansprechend und die notwendigen sachlichen Informationen relativ gut in den Text eingebaut.
Allerdings könntest Du mehr Spannung in den Text bringen, wenn Du den Täter nicht schon so nennst... Aber um Spannung geht es Dir hier wahrscheinlich nicht... ;)

Was mir auffällt: Du schreibst allgemein gern über „Gutmenschen“ – irgendwie stellst Du Dich aber auch selbst als einer dar... Aber ich sehe das nicht so negativ wie Du – denn mir ist ein „Gutmensch“ beim A.... lieber als einer, den alles kalt lässt, im Gesicht.

Bevor ich jetzt ein paar Fehler und Verbesserungsvorschläge aufliste, muß ich nochwas los werden. Ich weiß, daß Du manche „Fehler“ absichtlich machst, wie Du hier schon erwähnt hast, etwa die großgeschriebenen „Alle“, die Du dann als Vorwurf verstehst. Du mußt mir das also nicht nachher nochmal erklären, wenn ich ein paar absichtliche Fehler mit anführe – schließlich weiß ich ja im Voraus nicht, ob es sich um einen absichtlichen oder unabsichtlichen handelt...
Außerdem hast Du bei einer Deiner ersten Geschichten hier mal geschrieben, daß Du seit der RS-Reform unsicher bist – deshalb kam mir so der Gedanke, daß Du möglicherweise aus der Not eine Tugend machst? Ähem... :D


»Und vor Allem liebte sie die Pferde.«
- hier ist es sicher nicht als Vorwurf gedacht: vor allem
- würde das „Und“ am Satzanfang vermeiden und „Vor allem aber“ schreiben

»Mona hatte endlich Arbeit und ihre Verwirklichung gefunden an einem Pferde- und Ponyhof, ...«
- würde „gefunden“ hinter „Ponyhof“ stellen: Mona hatte endlich Arbeit und ihre Verwirklichung an einem Pferde- und Ponyhof gefunden, ...

»Und ganz in der Nähe war ein Gehege mit Rehen und Hirschen. Und der Wald rund herum schwieg oft so wunderbar.«
- würde zumindest das erste „Und“ weglassen: Ganz in der Nähe ...
- rundherum

»Mona war endlich wer.«
- würde statt „wer“ (umgangsprachlich) „jemand“ oder vielmehr „Jemand“ schreiben
»sie durfte sogar beim Schnaps brennen helfen.«
- beim Schnapsbrennen (zusammen)

»Und das Schönste daran war, wenn die Hilfe brauchten oder mal traurig waren, dann kamen die immer gleich zu ihr. Im Trösten war sie bald einsamste Spitze. Ihr Zimmer war abends fast nie leer. Und fernsehen durften sie auch.«
- WWdh. „Und“ – laß zumindest eins der beiden weg...
- WWdh. „die“ – würde das zweite durch ein „sie“ ersetzen: dann kamen sie immer gleich zu ihr
- von „einsame Spitze“ gibt es keine Steigerung, also „-ste“ weg

»Die immer lustige und zu Allen gleich nette Heimleiterin«
- hier meinst Du es doch nicht als Vorwurf, oder? Jedenfalls würde ich Vorwürfe gezielter einsetzen und nicht überall...

»Mona war glücklich. Sechs Jahre lang, ein Wunder, und Niemand hatte ihr etwas ganz, ganz Böses getan. ... Sie fiel Niemandem zur Last «
- niemand, niemandem

»Ne, sie hätte doch nie gedacht.«
- würde am Ende des (unfertigen) Satzes drei Auslassungspunkte machen: gedacht ...

»Er nahm sie Alle manchmal ins Kino mit. Er ging zum Bürgermeister für sie Alle betteln, ... sahen sie Alle immer gespannt auf seine aufgesetzte Kappe.«
- die meinst Du doch alle nicht vorwurfsvoll, oder?

»so dass Alle mit zählen konnten, wie viel da wieder einmal zusammen war. Und Täter sagte dann immer total trocken: "Kino!" Und Alle lachten und freuten sich so.«
- irgendwie kannst Du auch diese „Alle“ nicht vorwurfsvoll meinen...
- das „Und“ würde ich weglassen: Täter sagte dann ...

»Noch nie zuvor hatte ein Mann für sie, für sie Alle, ... Blumen gepflückt. Die Männer waren sich doch meist zu gut dafür. Noch dazu, wo sie doch Alle miteinander nicht ganz dicht waren im Kopf.«
- detto – oder willst Du ihnen vorhalten, daß sie „nicht ganz dicht sind“?

»Göttin Danae überschüttete sie mit frischer Luft.«
- Danae ist hier aber unpassend

»Doch Mona wusste doch nicht: Wohin? Mona war doch noch ein Kind, ein ewiges Kind, samt ihren dreißig Jahr. Doch Mona war klar: sie konnte nirgends hin! Mona war doch nur Mona, ein behindertes Kind. Ja, so viel war ihr klar: sie konnte nirgendwo anders hin. Und so fiel Mona ganz unsanft aus ihrem schäfer-bewallachten, so ziegebekatzten, so schafebemuhten Himmelswolkenbett. Doch dann konnte Mona nicht mehr.«
- Tu doch was gegen die vielen „doch“...
- samt ihren dreißig Jahren.
- Doch Mona war klar: Sie konnte
- so viel war klar: Sie konnte (zusätzliche Wortwiederholung „Sie konnte“...)

»...-manchmal-zwickenden-Zeck.«
- zwickendem-Zeck

»Zumindest hat sie so getan und Etwas aufgeschrieben.«
- etwas

»Dabei hatte sie doch im Heim ständig mit geholfen bei jedem großen Putz.«
- ständig mitgeholfen, bei jedem

» voller juckender Wimmerln bis hin zu ihrer Brust.«
- Wimmerl (ohne n)

»Für Alle verständlich:«
- hier sprichst Du den Leser an, ihm willst Du doch auch keinen Vorwurf machen, oder? (Beim vorhergehenden „für Jeden, Jede“ glaub ich es Dir ;) )

»Na, so Was!? So Was, Das geht doch nicht!«
- Na so was?! So was, das geht doch nicht!

»Na ja, mal sehen, vielleicht kommt ja was Vernünftiges dabei heraus. Ich werde ein wenig herum telefonieren. Eine einfühlsame Psychologin wäre ein Hit. Mal sehen
- Wdh. „mal sehen“
- herumtelefonieren

Liebe Grüße,
Susi

 

Hi Echnaton!

Danke! Ja, die Vulgärausdrücke habe ich mit Absicht so eingefügt. Ich wollte die Stimmung einfach brutal killen. Der Übergang in den sachlichen und bürokratischen Teil wäre sonst irgendwie untergegangen, zumindest hatte ich beim Schreiben so das Gefühl. Und ich wollte auch ein wenig darauf hin deuten, was so mit ihr passiert ist. Das habe ich ja nicht beschrieben.

Du schreibst: "Das mit den Sozialleistungen ist mir nicht ganz klar, aber ich kann mir das vorstellen, bei dem was derzit in diesem Land auf der Ebene (nicht nur auf dieser, ach Götter!) geschieht."

Das AlVG ist ein altes Gesetz, es hat in den letzten Jahren zwar einen Haufen Novellierungen erfahren, aber jene Bestimmungen, die Mona konkret betreffen, sind schon alt. Das war immer so, allerdings hat man das früher nicht so eng gesehen. Aber seit 10 Jahren halten wir uns immer strenger an die gesetzlichen Vorgaben, die Anweisungen sind auch dementsprechend. Ja, leider wird es in unserer Welt immer "enger", kälter, so und so.

Aber wir Roten waren 30 Jahre an der Macht, wir hätten da Richtung Menschlichkeit den "Opfern" unserer Gesellschaft gegenüber schon wesentlich mehr machen können und wie man heute ja sieht, wo wir nicht mehr an der Macht sind, auch machen müssen. Jetzt schimpfen wir auf die anderen, dabei hätten wir sie längst vor vollendete Tatsachen stellen können. Die FPÖVP-Regierung musste nicht einmal kältere Gesetze erlassen, Erlässe und Anweisungen genügten. Deshalb kommen auch immer wieder meine Sticheleien Richtung Gutmensch, weil er sich auf seinen anfänglichen Lorbeeren einfach ausgeruht hat und selbst bei erkannten Fehlern nicht bereit war, etwas zu ändern. Und jetzt sind u.a. auch aus diesem Grund wieder die Anderen am Ruder, jetzt geht es wieder steil bergab.

BG
buji

 

Hi Jan!

Danke! Und wie ich oben ja schon geschrieben habe, ich liebe diese Stilbrüche a la "From dusk till down", nur dass ich nicht wie Tarantino in diesem Film in eine Drakula-Story gleite, mir reicht der Horror, den unser Leben für uns bereit hält. Ich bin Realist durch und durch, und deshalb will ich, dass meine Geschichten auch so sind, wie manchmal das Leben. Im Leben ist es ja auch oft so, dass man sich von einer Sekunde zur anderen mit einer neuen Situation zurecht finden muss. Ich denke, das sollte sich auch im Stil einer Geschichte wieder finden. Ich versuche das jedenfalls.

Ich baue auch immer wieder gerne Schockworte, wie diesen Kinderarsch, ein. Das ist mein Angriff auf das Unterbewusstsein der LeserInnen. Mir ist natürlich klar, dass manche das dann falsch deuten können, aber ich denke auch, dass aus dem ersten Teil der Geschichte, in der ich aus der kindlichen Sicht Monas heraus schreibe, meine Liebe zu ihresgleichen klar ersichtlich ist. Diese Worte haben nichts mit mir und meiner Einstellung zu tun, sie verdeutlichen bloß brutal die Realität, ihre Wehrlosigkeit.

Zu dem gewissen Absatz: ich kann verstehen, wenn jemand nicht so auf Prosa steht, ist ja ne Kitschform der Sprache. Ich aber liebe sie, auch die böse Form. Man kann durch so eine Stileinschaltung eine Geschichte auflockern, ihr eine andere Wendung geben, usw. Und wie hätte ich sonst die kindliche Liebe zu ihren Tieren besser beschreiben können. Kinder sagen ja zu einem Hund oft "Hund", zu einer Kuh auch "hey Kuh", usw. Ist für mich ein geiles Spiel mit der Sprache. Oft sitze ich an so einem Absatz länger, als am ganzen langen Rest der Geschichte. Ich denke dann oft selbst bei mir, ob sich diese Mühe überhaupt auszahlt. Aber ich sage mir dann immer wieder: egal. Wahrscheinlich bin ich so was wie ein Wichser mit den Worten, haha. Ich befriedige mich selbst, alles andere ist egal.

bG
buji

 

Eine großartige Geschichte. Macht einen sprachlos. Irgendwie war sie so gut, dass ich die von Susi angeführten Fehler einfach alle überlesen habe. Den poetischen Stil finde ich :thumbsup: und auch die Art wie du mit Worten spielst. Unsere Sprache hat ja großes Potential, da gebietet es sich einfach.

Zwei Punkte der Kritik:
- Das Bandwurmwort mit ...-...-...-...-usw.-Zeck zerhaut das ganze Layout und ich musste in die 1024er Auflösung hoch. Das mag ich nicht und bestimmt ist Webmaster mit mir einer Meinung. Brauchst nur ein paar Leerzeichen einzufügen.
- Weiterhin finde ich den 3. Teil ein bisschen arg sachlich und amtlich nüchtern. Im Nachhinein schmälert das ein bisschen meine Meinung über diese ansonsten famöse Geschichte :-(.

FLoH.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Susi!

Danke! Das mit der Rechtschreibreform, u.a. auch der Groß- und Kleinschreibung hatten wir ja schon mal, haha. Aber dass ich bei einigen Sachen wieder unsicher bin, weil mir die alte mit der neuen verschwimmt, das war erst vor Kurzem. Vor einem Jahr, als ich sie studiert habe, hatte ich sie noch ganz gut drauf. Inzwischen, na ja ... , aber das betrifft nicht die Groß- und Kleinschreibung, insb nicht in diesen speziellen Fällen:

Ich habe mir von der Rechtschreibreform ein wenig mehr erwartet. Aber was daraus wurde, war bloß ein fauler Kompromiss. Das haben Jene, die an der Reform gearbeitet haben, ja auch selbst zugegeben. Es gab da sogar einige, die unsere Sprache der Einfachheit halber gleich ganz englisieren wollten, also Alles gleich klein schreiben. Das hätte ich am Meisten gefürchtet.

Wenn es nach mir ginge, dann würde ich jedes Wort, das eine Person anspricht groß schreiben, also: Jene/r, Jemand, Jeder, Niemand, Alle usw,
ebenso jedes Wort, das eine Sache betrifft oder auch die andere Seite, also Nichts.
Wenn ein Räuber sagt: "Gib mir Geld!" oder ein Bettler: "Gib mir einen Zehner!", dann ist Alles klar. Aber wenn er sagt: "Gib mir Alles, was du hast!" oder "Gib mir Etwas!"
Dann schreib ich "alles" und "etwas" klein. Das ist doch irre. Ebenso: "Er gibt mir Nichts!"!

Ich habe damals einfach beschlossen, dass ich mir in bestimmten Fällen jetzt meine eigene Reform mache. Es gab in der Geschichte unserer Sprache immer wieder ein paar eigenwillige Schriftsteller, die sich nicht an die jeweiligen Vorschriften gehalten haben. Ich bin halt auch ein sturer Hund. Ich mache mir sogar meine eigenen Worte, wenn mir die alten nicht gefallen. Ich mache aus Eigenschaftswörtern Zeitwörter, wenn es keine entsprechenden Ausdrücke dafür gibt, was ich ausdrücken will, siehe in "Der Wind der Zeit" das "Ich geile Schwanzgewalten" oder in meinem Gedicht "Hunger" aus dem Jahr 1978 das Wort "KurZAStraBo" für "Kurz-Zeit-Atom-Strahlenbombe".
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist6/9l2_kurzastrabo.htm
Dieses Wort habe ich übrigens vor Kurzem in einem Spiegel-Artikel zur neuen Superbombe der USA gelesen. Auch vom Inhalt her hat er einiges übernommen. Der Autor dürfte auf meinen Seiten gewesen sein.

Ich mache jedenfalls in diesen von Dir erwähnten Fällen sicher nicht aus der Not eine Tugend. Diese 10 Wörter würde ich mir sicher merken, so armen Geistes bin ich noch nicht, haha, Gott sei Dank. Ich müsste mir nur sagen: ich schreib ab jetzt Alles, Nichts, usw wieder klein.

Das mit groß schreiben, wenn ich es als Vorwurf meine, war nur als Beispiel und auch nur der Schnelligkeit halber, weil ich keine Zeit hatte und nicht wieder Alles breit und mächtig erklären wollte. Es ist ja sowieso nicht so wichtig, so störend wird es wohl nicht sein. Und Rechtschreibfehler findet man bei mir hoffentlich nicht viele.

Zum Zusammenschreiben, siehe Schnaps brennen: ist mir wurscht. Übrigens, mein Rechtschreibprogramm zeigt mir die meisten "Fehler" natürlich an, ich ignoriere jene, wo ich anderer Ansicht bin.

Über die "und" und die .... nach dem unfertigen Satz werde ich nachdenken. Danke.

"Göttin Danae" ist unsere Mutter Erde. Meine letzten 3 Bücher sind eine Liebeserklärung an Mutter Erde. Viele Gedichte und Geschichten haben aber auch noch eine andere Bedeutung. Sie sind auch eine Liebeserklärung an meine Freundin Jana, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Ich fuhr im Juni 2001 mit ihr und ihren 3 Freundinnen nach Griechenland. Ich wollte zuerst nur so eine Art Tagebuch in Gedicht- und Geschichtenform schreiben. Dann ergab sich aber ein böser Vorfall. Wir wurden Zeugen, wie eine Raper-Bande aus England ausgehoben wurde. Die haben jeden Abend ein Mädchen aus einer Disco entführt, ... den Rest kannst Du Dir denken. Mir kam dann die Idee, ich könnte daraus einen Roman machen. Eine Gruppe junger Leute erlebt einen Traumurlaub, der dann von einer Sekunde auf die andere in Urlaubshorror bricht. Ein Mädchen aus der Gruppe wird auf so eine Vergewaltigungsparty verschleppt und der Hauptdarsteller der Geschichte begeht dann einen Fall von schwerer Selbstjustiz. Dabei wollte ich dann das Problem mit der Gewalt in unserer Gesellschaft und dem üblen Im-Stich-lassen der Opfer aufarbeiten.

Leider wurde der Roman nicht fertig, weil mir dann das WTC und der Afghanistankrieg dazwischen kam, siehe mein Buch "Meine Wogehenwirhingedanken zum Krieg gegen den Terror". Bis jetzt steht von meinem Buch "Der Anti-Humanist" nur das 1. Kapitel im Web. Irgendwann werde ich es wohl noch einmal beenden.

Jedenfalls habe ich damals nach einem Namen für Jana gesucht, und habe Danae ausgewählt. Und irgendwann kam ich dann auf die Idee, dass ich die Gedichte und Geschichten immer in einer Doppelbedeutung schreiben könnte. Jedes einzelne Werk ist eine Liebeserklärung an meine Freundin, gleichzeitig aber in der Zusammensicht des ganzen Buches gesehen, eine Liebeserklärung an unsere Mutter Erde, Göttin Danae. Du findest für Mutter Erde in fast allen alten Kulturkreisen einen ähnlichen Namen für sie: Dan, Dana, Dania, Danja, Tanja, usw. Diese Ähnlichkeit des Wortes ist schon eigenartig.

Ich habe immer schon so zweideutige Sachen geschrieben, die allein für sich bestehen können, aber im Zusammenhang eines Buches eine ganz andere Bedeutung ergeben. Mein Gedicht "Orgon" zB, in dem diese Doppeldeutigkeit sehr deutlich erkennbar ist, erzählt einerseits einen ganz normalen Orgasmus, in Wahrheit beschreibt es aber andererseits die letzte Nacht mit einem Mädchen, das kurz darauf an Krebs verstorben ist, siehe den Schluss:
"um mit ihm letztendlich gemeinsam
für Sekunden in einer heilen Welt
dem unerbittlichen Ende
zuzurinnen."
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist4/tanz/1orgon.htm

So viel zu Danae. Die findest Du in fast jeder meiner Sachen. Die muss einfach sein, haha.

Mann o Mann, ist das anstrengend: "doch" und "sie" bleiben, werde aber darüber nachdenken. Für "Jahr" = "Jahren" - danke.
Die umgangssprachlichen Einschübe bleiben. Mona ist ein Kind vom Land. Ich lasse sie an diesen stellen ja selber denken. "Mona war endlich wer."
"Wimmerln" wird verbessert.

"Na, so Was!" So Was, Das geht doch nicht!"
Ich habe kurz vorher Folgendes geschrieben: "Versteht DAS bitte WER?"
Also Alles groß. Indem ich dann gleich im Anschluss sowohl "Was" als auch "Das" groß geschrieben haben, dachte ich, dass es auch Jeder als Hervorhebung und Absicht verstehen wird. Haha, liebe Susi, sei mir bitte nicht böse, wenn ich das jetzt sage, aber ich dachte dabei an Dich. Sonst hätte ich kurz vorher nicht beide Wörter durch und durch und ganz ganz groß geschrieben.

"herumtelefonieren" sieht zusammen geschrieben einfach beschissen aus, auch wenn es stimmt und zusammen geschrieben laut RS-Reform ebenfalls zusammengeschrieben gehört, haha.

Tut mir leid, liebe Susi, aber das ist echt schwierig für mich. Ich weiß, ich bin furchtbar. Ich weiß nicht, ob Du das verstehen kannst, aber ich mache mir so ziemlich zu Allem, was ich mache, meine Gedanken. Mir ist natürlich klar, dass ich mit manchen Dingen dabei schwer gegen jede Regel verstoße. Ich war nie ein Kuschelautor. Mir sind dabei aber die LeserInnen auch nicht egal. Ich liebe Jeden/Jede, der/die mich liest. Aber manche sind sehr "streng". Dadurch "bewegt" sich dann Nichts in der Sprache.

Du weißt doch, dass man früher an Worte mit einem harten Anfangs-"t" oft auch ein "h" angehängt hat, zB Thod. Es waren Schriftsteller, die mit diesem Unfug aufgehört haben. Es gibt viele derartiger Beispiele. Diese Autoren hatten immer ihre Probleme mit ihrer Zeit. Aber irgendwann zog dann die Sprachwissenschaft nach. Unsere Sprache ist heute schon sehr ausgereift, aber es gibt immer noch gewisse Sachen, die nicht passen. Sonst hätten wir ja keine Reform versucht, oder?

Wir sind ja nicht in der Schule, wo es um Noten geht. Also haben wir eine gewisse Freiheit, die wir auch dazu nutzen sollten, der nächsten Reform ihre Anhaltspunkte zu liefern. Natürlich soll das nicht zu einer Verfremdung der Sprache führen. Ich denke, dass ich auch nicht so weit gehe, wie man aus Floh´s Anmerkung ersehen kann.

Es ist echt schwierig, diesen Grad zu wandern. Ich will ja auch Niemanden abschrecken, mir meine Fehler mitzuteilen. Ich bin echt froh darüber. Ach, es ist so schwierig. Ich will ja nicht ein "Böser" sein, ich möchte nur meinen Freiraum nutzen. Kannst Du DAS verstehen? Und ich möchte dabei nicht, dass Du mir böse bist.

liebe Grüße
buji

 

Hi Floh!

Danke. Der Bandwurm wurde bereits zerstückelt.

Kannst Du mir sagen, wie ich den amtlichen Teil anders schreiben hätte können. Dieser Teil gehört aber auch zur Geschichte, ja er ist eigentlich der Ursprung. Ich hätte ihn natürlich weg lassen können, aber ich will in meinem neuen Buch "Ich Täter. Ich Opfer." ja auch auf die gesellschaftliche Problematik hinweisen.

Mona geschah etwas Böses. Sie wurde dadurch aus ihrer behüteten Umgebung gerissen und geriet in eine Situation, wo sie auf die Hilfe der Gesellschaft angewiesen ist. Dort hat man gewisse Vorschriften einzuhalten, die für Jeden und Jede gleich gelten, auch für eine Frau, die geistig behindert ist, wie Mona. Und genau das dürfte nicht sein. Dafür sollte es eine eigene Behörde geben. Sie ist ja keine typische Kundin des Arbeitsmarktservice, zumindest sollte sie es nicht sein. Aber es gibt im Gesetz für Menschen, wie sie, keine Ausnahmebestimmungen.

Die SachbearbeiterInnen beim AMS können auch nicht anders, die können Nichts dafür. Die müssen sich an die Regeln, an das Gesetz halten, sonst machen sie sich selber strafbar. Ihre Aufgabe ist es, KundInnen dabei zu unterstützen, eine Beschäftigung zu finden. Und wenn Jemand nicht recht will oder auch nicht kann, na, dann hat er oder sie Pech und sie fallen aus der Kundengruppe raus.

Mona ist ja ein Einzelfall, so eine Geschichte habe ich erst einmal erlebt. Deshalb passierte auch der Fehler. Da muss man Jurist sein oder schon ein alter Hase, dass man diese Problematik mit der Willenserklärung checkt. Ich wette, es gibt sogar Juristen, die beim ersten Mal darüber fallen, wenn sie so einen Akt auf den Tisch bekommen. Und die, die diese Gesetze machen, die denken auch nicht, dass da draußen eine Mona lebt, die aus dem sozialen Netz fallen könnte. Manchen ist sie womöglich sogar egal.

Aber das gehört aufgezeigt, und wie kann ich als Autor das besser machen, als eine Geschichte darüber veröffentlichen, auch wenn es nur hier in diesem Forum und die Wahrscheinlichkeit nur minimal ist, dass mal ein Wichtiger darüber stolpert. Ich will ja keine "schönen" Geschichten schreiben, ich will Etwas sagen.

Ich hoffe, ich konnte Deine Meinung mit meiner Antwort wieder ein wenig "verbessern".

Liebe Grüße
buji

 

Hallo Buji!

Ich will ja nicht ein "Böser" sein, ich möchte nur meinen Freiraum nutzen. Kannst Du DAS verstehen? Und ich möchte dabei nicht, dass Du mir böse bist.
Ich bin Dir keineswegs böse, sagte ja bereits, daß ich nur nicht im voraus weiß, ob Du dieses oder jenes absichtlich groß schreibst oder nicht, und ich es deshalb zitiere/korrigiere.
Wenn Du nicht vorher die Erläuterung wegen der vorwurfsvoll großgeschriebenen "Alle" geschrieben hättest, hätte ich sie auch nicht aufgezählt, da sie ja schon erwähnt wurden. Aber so paßte die Erklärung nicht zu denen, die ich dann zitiert habe und das veranlaßte mich dann zu dem Gedanken, Du würdest vielleicht aus der Not eine Tugend machen.
Deine jetzige Erklärung paßt viel besser. :)
Und vielleicht merk ich es mir ja bis zur nächsten Geschichte sogar. Lerne zur neuen RS auch noch die Buji-Rechtschreibung... Aber ich versuchs mal... :D

Ich hab übrigens ausschließlich wegen meinem Sohn begonnen, die neue Rechtschreibung zu lernen. Kannst Du Dir vorstellen, wie blöd ich mir vorkam, als ich von meinem Sohn bei der Hausübung in der ersten Klasse das Deutsch-Buch verlangen mußte, damit ich nachschau, ob er die Wörter richtig geschrieben hat? Oder wenn ich sein Deutsch-Buch zur Hand nehmen und nachschauen mußte, wenn er mich was gefragt hat?! Da war dann Schluß mit der Verweigerung... :lol:

Alles liebe,
Susi

 

Liebe Susi!

Ja, kann ich, mir geht es ja auch so, meiner ist 10. Zum Glück ist er besser als ich und hat lauter 1er, ohne dass er sich allzu sehr anstrengen muss. Der ist auch in Mathe gut. Ich kann nur hoffen, er bleibt so.

lG
buji

 

Verdammt! Scheiße! Shit! Arsch ficken! Fotzen pudern! Fut knallen! Ins Gesicht spritzen! [...] Liebe. Liebe! So viel Liebe auf einmal wieder weg.
Hmm. Also, ich finde, dieser Absatz sollte der letzte sein in der Geschichte. Alles was danachkommt, zerstört für mich viel. Da rast Du erst mit einem Schnellboot durch das Meer meiner Person und dann stellst Du das alles hin als wäre es nur ein dummes Blatt Papier, dass durch die bürokratischen Walzen gezerrt wird. Das finde ich heute noch schader als gestern. Ich frage mich, wenn das ein Wichtiger liest, ein hohes Tier das wirklich was ändern kann, ob er diesen ganzen Bürokratenklimbim am Ende braucht. Vielleicht hast Du dich bei der Recherche auch vergriffen, kann ja sein, und er entdeckt dann Halbwahrheiten.
Vor allem aber gehört die Paragrafenangabe nicht hierrein. Den Abkürzungen wie PST (was heißt das überhaupt, frage ich mich) oder EDV (fragt sich der ein oder andere) stehe ich in der Prosa sehr skeptisch gegenüber.

Und da erübrigt sich für mich auch etwas die Frage, wie Du es anders hättest schreiben können. Meines Erachtens solltest Du scharf in Betracht ziehen, die Geschichte aufzuspalten in "die Geschichte" (hier) und "die Diskussion" (Kaffeekranz). Natürlich verbunden mit reziproken Verweisen.

Ich hätte ihn natürlich weg lassen können, aber ich will in meinem neuen Buch "Ich Täter. Ich Opfer." ja auch auf die gesellschaftliche Problematik hinweisen.

Na du bist ja gewaschen. Das tust Du doch schon im ersten Teil mit deinen fast schon satirisch-zynischen Umschreibungen. Und dann noch im zweiten Teil zu Deinen Lesern über die fallsüchtige Bürokratie unseres freien Rechtsstaates (öhm...) zu predigen wäre etwa so, als hätte Georg Büchner am Ende seines Woyzecks mit einem Vortrag über die Wildnis der damaligen deutschen Hinterweltssociety noch seine 100 Seiten vollkriegen wollen. (Boah ej, was für ein Möchtegernsatz;) )

Dennoch kann ich ihn verstehen, einen Buji, der sagt, er möchte trotzdem diesen Teil bewahren. Für diesen Fall wäre mein Vorschlag,
1. den ganzen Plot analytisch aufzubauen, also das Ding von hinten aufzuräufeln, fängst mit der naiven Amtsbüstenhalterin an, und
2. den Amtssachen den Vorrang zu geben, während Du dem zu Grunde liegenden Handlungsstrang als häppchenweise Binnenerzählung darlegst.

Dann wird die Geschichte aber längst nicht mehr die Wirkung entfalten können, die es jetzt der erste Teil bis zu obigem Absatz tut. Außerdem wärst Du für mich dann nicht mehr der Autor Buji, sondern der Journalist Buji.

Zum Schluss möchte ich aber betonen, dass diese Kritik, obwohl sie durchaus etwas von oben herab erscheinen mag (dafür bitte Entschuldigung), nur eine unter vielen ist und keinen Anspruch auf Umsetzung erhebt. Halt nur meine persönliche Meinung.

FLoH.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Floh!

Ich habe über Nacht über Deine Kritik nachgedacht. Du hast Recht. Ich denke, ich werde die Geschichte tatsächlich aufspalten, ... unter den ersten Teil einen Strich ziehen, einen Untertitel einfügen und dann den bürokratischen Teil neu aufbauen.

Du musst wissen, ich möchte in einem Kapitel meines Buches die Arbeit beim AMS ein wenig transparent machen. Ich denke, dass da Vieles in der Öffentlichkeit falsch verstanden wird, u.a. weil die (gesetzlichen und somit unumstößlichen) Bedingungen unbekannt sind, unter denen wir hier arbeiten. So weit ich weiß, gibt es noch kein Buch in Geschichtsform darüber. Sachbücher sind ja oft sehr trocken.

Außerdem möchte ich ein bisschen "Leben in diese Akten bringen", indem ich die Geschichten aus der Sicht der Kunden, die oft auch Opfer sind, wie Mona, erzähle, gleichzeitig aber in Verbindung mit ihrer Abhängigkeit vom sozialen Verhalten der Gesellschaft ihnen gegenüber. Ich werde dabei versuchen, objektiv, aber auch kritisch zu sein. Ich stehe ja erst am Anfang und suche noch den richtigen Weg, deshalb bin ich für kritische Anmerkungen immer sehr dankbar, insbesondere da ich weiß, dass ich durch die Verknüpfung von eigentlich immer zwei Geschichten eine davon ein wenig "zerstöre". Eine Trennung des Prosateils vom sachlichen wäre daher wahrscheinlich sinnvoll. Ich werde darüber nachdenken.

Danke jedenfalls für Deine Anmerkungen.

lG
buji

 

...unbekannt sind, unter denen wir hier arbeiten.
Umb, Du bist auch Sachwalter? Dann hätte ich mir den Satz mit den Halbwahrheiten natürlich sparen können... :D

FLoH.

 

@FloH, das AMS ist das Arbeitsamt (Arbeitsmarktservice) in Österreich, nicht die Sachwalterstelle. ;)

 

Hi Floh! Hi Susi und danke für die Aushilfe!

Liebe Floh, jetzt kapier ich erst, es war ne Behördenverwechslung. Ich wollte auf Deine scharfen Worte nicht eingehen, habe sie auch ehrlich gesagt nicht verstanden.

Ich möchte in meinen Geschichten ein wenig berichten, wie Menschen, die irgendwie Opfer des Lebens geworden sind, keine Kraft haben, ein "Spielchen" mit den Behörden zu spielen, und so durch das Sozialnetz rutschen. Verstehst Du, wie ich das meine? Es gibt ja einige, die dieses Spielchen spielen ganz gut drauf haben und sich so immer durchschummeln im Leben, ohne sich allzu sehr anstrengen zu müssen. Aber es gibt auch eine Menge Menschen, die so fertig sind vom Leben, dass sie kein Spiel spielen können und oft einfach zu ehrlich sind, so wie zB Myrrhe in "Kalter Atem". Aber gerade für diese Opfer sollte unser Sozialnetz eigentlich da sein, aber genau die fallen durch.

Na, jetzt ist mir wieder leichter, haha. Liebe Grüße
buji

 

Liebe Floh, jetzt kapier ich erst, es war ne Behördenverwechslung. Ich wollte auf Deine scharfen Worte nicht eingehen, habe sie auch ehrlich gesagt nicht verstanden.

Naja, ich hatte nur geirrt, dass Du das alles vom Blick des kleinen Mannes auf der Straße beschreibst (wie ich ja in meinen Geschichten). Und folglich läge doch die Möglichkeit auf der Hand, dass Du bei der Recherche - denn die Geschichte impliziert einfach, dass gehörige Recherche nötig war - auf Falschinformationen aufbautest, welche dann natürlich ein "hohes Tier" als realitätsfremd entlarvt und sich abwendet. Aber da Du dich ja selbst als Sachkundiger entpuppst (denn irgendwann schnall' selbst ich sowas ;) ), erübrigt sich die Vermutung und ist mir schon etwas peinlich :rolleyes:.

Tut mir Leid, dass Dir meine Worte scharf vorkamen. Sie waren nicht so gemeint. Ist halt manchmal - für mich - schwierig, sich beim schriftsprachlichen Auslauf etwas zurückzuhalten. Ich werde an mir arbeiten, versprochen! ;)

FLoH.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi!

Ist schon okay, ich kenne das ja von mir selber. Und die schriftliche Kommunikation ist immer etwas schwieriger, als wenn man von Aug zu Aug Probleme bespricht. Der Fehler ging ja auch von mir aus, ich werde die Abkürzung AMS in der Geschichte hier in kg.de eliminieren. Ich schreibe die Geschichten ja für ein Buch, und da habe ich meinen Beruf ja schon in einer anderen Geschichte zuvor erläutert.

Ach ja, noch etwas, die Geschichten von mir sind meist selbst erlebt oder zumindest hatte ich irgendetwas damit zu tun (privat oder beruflich). Und ich schreibe Nichts, das ich nicht vorher abgeklärt habe. Nur die Gedanken zu der Problematik, die ich so einfließen lasse, die sind buji-mäßig und gefallen halt nicht Allen.

Liebe Grüße
buji

 

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