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Momente

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28.11.2014
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Momente

Das kurze Hupen reißt Tom aus seinen Gedanken. Er hat die offen stehende Fahrertür vergessen, während er die beiden Tragetüten hinter den Vordersitzen des Transporters verstaut hat.
Seine Gedanken sind bei Anne. Er sucht nach Worten und Erklärungen, die es ihr erleichtern sollen. Sie ist so zart, so empfindsam, so ahnungslos. Sie wird zusammenbrechen.

Anne wartet auf der langen roten Lederbank an der Wand. Hin und wieder bläht sich der braune Vorhang, der an einer halbrunden Stange hängt, und jemand tritt ein. Sie hat den Platz gegenüber der Tür gewählt, damit er sie gleich sehen kann.
Das Café ist nicht sehr voll. Am übernächsten Tisch sitzen zwei Mädchen. Sie sprechen leise miteinander, so als teilten sie sich etwas mit, was niemand hören soll. Die Kellnerin ist mit dem Rechner beschäftigt. Die Musik klingt verhalten, undeutlich, wie aus einem anderen Raum.
Anne schiebt die leere Tasse zur Seite. Sie schaut auf die Uhr. Zwanzig Minuten. Sie überlegt einen Moment, nimmt dann ihr Handy, wählt seine Nummer, horcht und steckt es wieder zurück. Sie will keine Mitteilung auf die Mailbox sprechen. Das Warten verstärkt ihre innere Unruhe. Was ist so wichtig, dass sie es jetzt besprechen müssen? Warum treffen sie sich nicht am Abend? Was ist überhaupt in letzter Zeit los? Sie haben sich seit drei Tagen nicht mehr gesehen.

Noch bevor der Vorhang sich teilt, spürt Anne den leichten Windzug. Tom bleibt kurz stehen, sieht sie, lächelt grüßend und kommt zum Tisch. Auch die beiden Mädchen werden aufmerksam, schauen ihn an.
Er sieht wirklich gut aus, denkt Anne. Und er versteht es, sich zu kleiden. Ihm stehen die schmalen Hosen, das eng geschnittene Jackett, das schwarze T-Shirt. Am Anfang ihrer Beziehung hat es sie erstaunt, wie sicher er seine Kleidung aussucht. Er hat ein Gespür für Qualität, Stil und Farben.

Tom setzt sich nicht, steht neben dem Tisch.
„Tut mir leid. War einfach nicht früher zu schaffen.“
Sie denkt, dass seine Haltung etwas Klassisches hat, wie bei antiken Statuen: Während das rechte Bein leicht angewinkelt ist, ruht sein Gewicht auf dem anderen. So steht er oft, auch, wenn er nackt ist. Seine unverstellte, fast naive Selbstverliebtheit amüsiert und verwirrt sie gleichzeitig.
Ihr fällt auf, dass er nicht in den Spiegel über der Bank schaut, ihn gar nicht zu sehen scheint.

Er blickt auf die leere Tasse. „Möchtest du noch etwas trinken?“
„Ja, gerne. Ich nehme eine Limo.“
Tom geht zur Kellnerin, die ihn nicht bemerkt hat, bestellt, kommt zurück und setzt sich ihr gegenüber.
Sein Blick wandert durch das Café.
„Ist alles in Ordnung?", fragt Anne.
Tom nickt, schaut zum Tresen, wo die Kellnerin mit ihren Getränken beschäftigt ist.

Was ist los mit ihm?
Ihre Augen versuchen, seinen Blick zu treffen. Er schaut immer noch zur Theke, von der jetzt die Kellnerin mit dem Tablett kommt.
Tom trinkt einen Schluck, sein Handy signalisiert eine SMS. Er reagiert nicht.
„Sag schon, was ist? Warum treffen wir uns jetzt und nicht heute Abend?“, fragt sie.
Er blickt auf das große Glas mit der Limo, dem Eis und der Zitronenmelisse.
„Brauchst du einen Strohhalm?“ Den hat die Kellnerin vergessen.
„Nein, danke. Das geht schon. Sag doch, was ist los?“
Er spielt mit seinem schmalen, geflochtenen Armband. Er liebt es, sie findet es überflüssig, irgendwie störend.
Anne ist, als forme er den Satz, bevor er ihn ausspricht.
„Es ist wegen Mark.“
Sie entspannt sich. Mark. Tom spielt hin und wieder mit ihm Squash. Das weiß sie. Meist, wenn er lange an einer Übersetzung gesessen hat und Abwechslung sucht.
„Was ist mit Mark?“
„Mark geht nach Hamburg.“
„Nach Hamburg. Wann? Warum?“
Er blickt auf die Cola, dreht das Armband einmal ums Gelenk. „Er hat einen Job gefunden.“ Tom sieht zu den Mädchen, erinnert sich an Annes Frage, schaut ihr ins Gesicht: „Schon morgen.“
„Ja? Hat es endlich geklappt?“
„Ja. … Ja. Jetzt hat es geklappt.“
Anne sieht Tom fragend an. „Ja und?“
Tom hebt seinen Kopf, sieht ihr in die Augen: „Anne, glaub mir, es fällt mir nicht leicht.“
Ihre Nervosität kommt zurück. Sie spürt seine Anspannung.
„Was ist nicht leicht für dich?“, wiederholt sie.
Er räuspert sich, nimmt einen Schluck Cola, stellt das Glas ab, betrachtet die Reste der Eiswürfel an der Oberfläche. Es muss sein.
Er holt Atem: „Ich werde mit ihm gehen.“
„Mit ihm gehen? Wie meinst du das?“ Sie sucht in seinem Gesicht nach einer Erklärung. „Du willst auch nach Hamburg? Wieso? Er ist Graphiker, du Übersetzer? Was wollt ihr dort machen?“
Er löst seinen Blick von der Cola, hebt seinen Kopf, schaut sie fest an.
„Glaub mir, es ist für mich nicht leicht. … Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Es tut mir leid. Immer wieder hab ich versucht, etwas zu sagen.“ Er macht eine Pause. „Es geht nicht anders“, bricht es aus ihm hervor. „Ich kann nicht anders. … Es tut mir leid.“
Sie sieht ihn bestürzt an. „Du kannst nicht anders?“
„Es tut mir so leid.“ Zum dritten Mal, denkt sie.
„Ich habe mich verliebt.“
„Verliebt? Du hast dich verliebt? In wen?“
„In Mark.“

Anne ist, als dehne sich die Zeit wie in einem Film, den man zu langsam laufen lässt. Sie fühlt sich als Zuschauer, kann nichts mehr denken, kann ihren Blick nicht von seinem Gesicht nehmen, sucht in seiner Miene nach dem Missverständnis.

Ihre Stimme ist jetzt leise, sehr rau, fragend und zweifelnd gleichzeitig: „Du hast dich in Mark verliebt?“
Er schaut sie an, neigt langsam den Kopf.

Es scheint still zu werden im Lokal. Anne sieht Tom, sieht den winzigen Fleck an seinem Kragen, sieht die Kellnerin am Tisch neben ihnen, sieht den Haken mit den Tageszeitungen, sieht den Vorhang, der sich nicht bauscht, sieht seine Hand, die immer noch mit dem Armband spielt, denkt an die letzten Wochen, denkt daran, dass es immer spät wurde, dass er immer müde war.

Sie schaut auf das Glas, in dem die grünen Blättchen schwimmen. Situationen der letzten Monate drängen sich in ihre Gedanken, lösen Entrüstung, Zorn und Schmerz aus, schnüren ihr die Kehle zu, machen sie unfähig zu sprechen.

Die Tränen kommen. Mit dem Handrücken versucht sie, die ersten abzuwischen, es kommen mehr, sie rinnen in kleinen, dünnen Rinnsalen über ihre Wangen, über ihre Nase, tropfen runter. Sie greift nach der grünen Serviette, die unter dem Limoglas liegt, trocknet ihr Gesicht, so gut es geht.

Toms Miene wird weich von Mitgefühl. Er will ihr etwas Tröstendes sagen, dass es nicht an ihr liege, dass er sie auch liebe, nur eben anders. Er setzt an, verwirft das, was er sagen will, schweigt, sieht sie nur an.
Immer wieder hat er dieses Gespräch aufgeschoben. So, wie er immer wieder versucht hat, seine Gefühle wegzuschieben. Sie ist die schönste Frau, mit der er jemals zusammen gewesen ist. Nichts stört ihn an ihr, alles ist perfekt: ihr überschlanker, samtiger Körper, ihre langen Beine, der kleine Busen, ihr anmutiger Hals, das fein geschnittene Gesicht, die dunklen Augen, das kurze braune Haar. Sie ist reine Ästhetik. Er liebt ihre Schönheit. Aber er begehrt sie nicht. Endgültig ist es ihm klar geworden, als er Mark getroffen hat.

Die Serviette ist nass und fasert aus. Sie hat wieder kein Taschentuch, denkt Tom und schiebt ihr eins hin. Sie ratscht es weg. Es fällt neben den Tisch.
„Bitte geh. Lass mich allein. Geh!“
Er weiß nicht, was er machen soll, wartet, sieht auf ihren gesenkten Kopf.
„Anne. Bitte!“
Er streckt seine Hand aus, um sie zu berühren, ihren Arm zu streicheln. Sie zieht ihn mit einer heftigen Bewegung zurück.
„Geh endlich! Geh!“
Die beiden Mädchen weiter rechts sehen irritiert zu ihnen herüber.
Unschlüssig steht er auf, zögert, legt unbeholfen Geld auf den Tisch und geht.
Eines der Mädchen tritt an Annes Tisch, setzt sich neben sie auf die rote Bank, legt den Arm um sie und gibt ihr ein Taschentuch. Anne lässt ihren Tränen freien Lauf, schluchzt laut und hemmungslos. Das Mädchen streichelt ihren Rücken.

Mark wartet an der U-Bahn-Station. Er hat den Umzugswagen vor seiner Wohnung zurückgelassen. Sie sehen sich an, gehen schweigend die Treppe hinab.

Die Bahn kommt, sie finden im stark besetzten Abteil zwei gegenüberliegende Plätze. Marks Miene ist ernst und abwartend.
Tom blickt auf den matt glänzenden grauen Boden, sieht die Papierschnitzel unter der Bank gegenüber, hört das ab- und anschwellende Surren der Bahn. Seine Gedanken wiederholen das Gespräch mit Anne, wiederholen das Gesagte, kommen nicht los von der Situation, in der er Anne zurückgelassen hat. Formulierungen, nach denen er gesucht hat, fallen ihm ein. Morgen wird er eine E-Mail schreiben und ihr noch einmal alles erklären. Sie ist klug und empfindsam. Mit der Zeit wird sie verstehen, warum er sie und sich nicht länger belügen will.
Er hebt den Kopf, Mark lächelt aufmunternd.

Es braucht Zeit, bis die Anspannung von Tom abfällt und er das Lächeln erwidert.

 

Liebe Barnhelm

deine Geschichte gefällt mir außerordentlich gut.

Wie fein du die Beobachtung der Situation mit dem, was geschieht, verknüpfst, wie genau sich die Gefühlszustände von Anne beim Lesen erleben lassen.
Gelungen finde ich auch die Namensgebung: ich weiß nicht, warum ich das so wichtig finde, aber deine "Tom" könnte nicht "Horst" heißen und wenn ich "Anne" lese, stelle ich mir die feingliedrige Frau vor, die du beschreibst....
Selbst das Coming-Out ist absolut glaubwürdig, gerade weil Tom solch ein selbstverliebter ästhetische Mann ist.

Wenn ich etwas anmerken kann, dann noch am ehesten, dass Tom auf mich etwas blass und beinahe blassiert wirkt und ich nicht weiß, ob eines der Mädchen in der "Wirklichkeit" Anne tatsächlich getröstet hätte.....
und vielleicht, dass der Titel knackiger sein könnte.

vielen Dank für den Lesegenuss
Isegrims

 

Lieber Isegrims,
nur mal ganz kurz, bevor ich mich für heute von den Wortkriegern verabschiede:

Meinen Lieblingstitel zu dieser Geschichte hat mir leider 1924 ein anderer weggeschnappt. Diesen Titel im Kopf habe ich mich sehr schwer getan, einen „knackigeren“ zu finden.
Später mehr.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm,

sehr, sehr fein erzählt! Eine wunderbare Geschichte mit einer feinfühligen Figurenzeichnung. Gefällt mir ganz besonders gut. Du schreibst sehr sicher und hast einen angenehmen Stil, auch der Spannungsbogen sitzt. Ich würde vielleicht nochmal über den Titel nachdenken.

Wenn ich einen Text so gekonnt und rund finde, gehe ich sehr detailliert rein und erzähle dir jede Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist, auch wenn es sich um ganz subtile Sachen handelt, ok?

Zunächst würde ich mich von einigen Adjektiven und Adverbien verabschieden. Der Stil lässt nach meinem Empfinden wohl etwas mehr Adjektive zu, als einem Text normalerweise guttun, aber sie häufen sich an manchen Stellen doch ganz schön. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr.
Zum Beispiel würde ich aus dem „kurzen Hupton“ ein schlichtes „Hupen“ machen, statt „innerer Unruhe“ genügt „Unruhe“, statt „lächelt grüßend“ „lächelt“. Der erste Absatz enthält z. B. sehr viele Adjektive, auch spätere Sätze. Ich würde den Text gezielt danach – besonders nach Ballungen - absuchen und überlegen, welche überflüssig sind und wo z.B. stattdessen klarere Verben benutzt werden könnten.
Ein paar wenige Füllwörter wären auch noch entbehrlich.

Die Absätze und Zeilenwechsel könntest du noch ein klein wenig geschickter einsetzen. Im Großen und Ganze machst du das sehr gut, du beginnst bei Szenen- und Perspektivwechseln einen neuen Absatz und hast alles soweit sehr gut gegliedert. Aber an manchen Stellen machst du auch Absätze, deren Grund für mich nicht verständlich ist, und bei der wörtlichen Rede lassen es die Zeilenwechsel teilweise erscheinen, als ob der jeweils andere spricht. Ich zeig weiter unten genauer, was ich meine.

Er hat die offen stehende Fahrertür übersehen, während er die beiden Tragetüten hinter den Vordersitzen des Transporters verstaut hat.
Habe ich das richtig verstanden, dass er erst die Fahrertür geöffnet hat und dann vergessen hat, sie zu schließen, bevor er die Seitentür geöffnet hat? „Übersehen“ macht das nicht ganz klar.

Was ist überhaupt in letzter Zeit?
... los?

Er blickt auf die leere Tasse.
„Möchtest du noch etwas trinken?“
„Ja, gerne. Ich nehme eine Limo.“ Tom geht zur Kellnerin, die ihn nicht bemerkt hat, bestellt, kommt zurück und setzt sich ihr gegenüber.
Sein Blick wandert durch das Café.
„Ist alles in Ordnung?[“], fragt Anne.
Hier nun das oben Versprochene. Es wirkt durch die Zeilenwechsel so, als ob Anne ihn fragt, ob er noch etwas trinken möchte und er die Limo nimmt.

Klarer wäre es so:

Er blickt auf die leere Tasse. „Möchtest du noch etwas trinken?“
„Ja, gerne. Ich nehme eine Limo.“
Tom geht zur Kellnerin, die ihn nicht bemerkt hat, bestellt, kommt zurück und setzt sich ihr gegenüber.

sein Handy signalisiert eine SMS.
Das klingt etwas sperrig.

Nun kommt der Abschnitt mit den Absätzen:

[...] sucht in seiner Miene nach dem Missverständnis.

Ihre Stimme ist jetzt leise [...] neigt langsam den Kopf.

Es scheint still zu werden

Die Perspektive ist hier nicht ganz klar, so dass diese ersten beiden Absätze einen Wechsel anzeigen könnten, aber ich habe sie als etwas störend empfunden.
Im Folgenden bleibt es jedoch klar bei Annes Perspektive:

Anne sieht Tom, [...] denkt an die letzten Wochen, denkt daran, dass es immer spät wurde, dass er immer müde war.

Sie schaut auf das Glas [...] zu sprechen.

Die Tränen kommen.[...] so gut es geht.


Zeilenwechsel genügen hier mMn.
Ansonsten finde ich den Teil sehr gut beschrieben. Dieses dissoziierte Gefühl, das wohl jeder kennt, der schon einmal psychisch unter Schock stand, wie man plötzlich Kleinigkeiten wahrnimmt, die Zeit sich zu dehnen scheint - das alles kommt hier sehr realistisch rüber.

So [kein Komma] wie er immer wieder versucht hat, seine Gefühle wegzuschieben.

tropfen runter.
„Runter“ mag mir nicht recht zum restlichen Stil passen.

Er liebt ihre Schönheit. Aber er begehrt sie nicht.
Sehr, sehr schön!

Sie ratscht es weg.
Ratscht?

Er streckt seine Hand aus, um sie zu berühren, ihren Arm zu streicheln. Sie zieht ihn mit einer heftigen Bewegung zurück.
Das verstehe ich nicht. Sie kann doch nicht seinen Arm wegziehen, wenn er ihr gegenübersitzt? Vielleicht besser wegschieben oder wegstoßen?

„Geh endlich! Geh!“ Die beiden Mädchen weiter rechts sehen irritiert zu ihnen herüber.
Hier hätte ich einen Zeilenwechsel gemacht.

Eines der Mädchen tritt an Annes Tisch, setzt sich neben sie auf die rote Bank, legt den Arm um sie und gibt ihr ein Taschentuch. Anne lässt ihren Tränen freien Lauf, schluchzt laut und hemmungslos. Das Mädchen streichelt ihren Rücken.
Realistisch oder nicht, ich fand diese Stelle sehr rührend.

Mark wartet an der U-Bahnstation.
U-Bahn-Station

Sie sehen sich an, steigen, ohne zu sprechen, die Treppe hinab.
„Schweigend“ fände ich eleganter.

Marks Miene ist ernst und abwartend.
Unter einer abwartenden Miene kann ich mir nichts vorstellen. Dass er abwartet, wird ja im Folgenden klar, indem er Tom nachdenken lässt, ohne ihn zu unterbrechen.

Morgen wird er eine Email schreiben
E-Mail

Sie ist klug und empfindsam. Mit der Zeit wird sie verstehen, warum er sie und sich nicht länger belügen will.
Das wird sie ganz bestimmt. :)

Es braucht Zeit, bis die Anspannung von Tom abfällt [kein Komma] und er das Lächeln erwidert.

Moment mal, mir war so, als ob irgendwo ein Zeitfehler gewesen wäre. Muss ich suchen gehen.
Gefunden:
„Nach Hamburg. Wann? Warum?“
Er blickte auf die Cola

Danke für diese schöne, melancholische Unterhaltung!

Liebe Grüße
raven

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe(r) Isegrims, liebe raven,

danke für eure Kommentare. Ganz ganz großen Dank, dir liebe raven, für die Mühe, die du dir gemacht hast. Einiges habe ich schon gleich korrigiert, über ein paar andere Sachen muss ich noch nachdenken. Ich werde dir, raven, dann noch mal schreiben.

Ebenso wie gestern Isegrims sprichst du, raven, mich heute auf den Titel an. Mit dem habe ich mich sehr schwer getan. Am liebsten hätte ich den alten Hemingway-Titel "Das Ende von etwas" in abgewandelter Form genommen, aber das erschien mir unpassend. Doch diese Idee vernagelte mir leider mein Gehirn und mir fiel nichts Besseres als "Momente" ein. Vielleicht habt ihr eine bessere Idee. Würde mich sehr freuen.

Danke nochmals für eure Kommentare.
Weiterhin einen schönen Tag
wünscht euch
barnhelm

 

Liebe Barnhelm,

du erwähnst die rote Lederbank gleich zweimal und sie ist eine wunderbar gewählte Metapher.....
Als Titel wäre auch "Momente in Rot", "Das Ende der roten Bank" oder "Ihr rotes Erwachen" denkbar :)

einen schönen Tag für dich
Isegrims

 

„Tut mir leid. War einfach nicht früher zu schaffen.“
[…]
„Anne, glaub mir, es fällt mir nicht leicht.“

Ja, wo die Liebe hinfällt …

liebe barnhelm,

und nicht erst mit dem Kinsey-Report ist bekannt und wurde einfach nur verdrängt, dass jeder im Grunde bisexuell ausgerichtet ist und das dualistische Prinzip von Männchen und Weibchen eher dem Zufall und Wahrscheinlichkeiten als der Schullogik von wahr und falsch oder gar der boolschen Algebra unterliegt. Eine Abweichung hätt ich freilich von Isegrims Vorrede: Tom muss blass wirken, weil ihn das (sicherlich kräftezehrende) Ringen um das Geständnis schwer gefallen sein muss. Der Hinweis auf die Namen hat mich bestärkt, mal wieder nachzuschau’n, was sie bedeuten (denn die meisten Namen sind eben nicht Schall und Rauch) und mal einfach zum Spiel hier aufführe

Anne, hebr., = Gnade, Huld – geduldig, lässt mich hoffen, dass sie weiß, wie Liebe zu definieren ist und nix mit Besitzständen zu tun hat

Thomas, hebr. = Zwilling; ach, zwo Seelen wohnen halt auch in seiner Brust

Marcus, lat., vom Mars abgeleitet, der bekanntlich als Kriegsgott angesehen wird, aber auch – was eigentlich niemand überraschen sollte, weil ja auch der Monat März seinen Namen trägt – der Frühling. Sein Symbol ist die Lanze (wobei nie vergessen werden sollte, dass die meisten alten Waffen ursprünglich Handwerkszeug waren und heute ja auch noch in der Küche, auf dem Feld und in der Jagd - dem Trainingsplatz des Krieges - verwendet werden (können). Aber auch der Kreis mit dem nach rechts oben gerichteten Pfeil ist Symbol des Mars … was vllt. schon für die neue Rollenverteilung spricht

Wenige Flusen wären aufzuheben (nachdem raven ja schon aufgepickt hat)

„Es geht nicht anders[…]“[,] bricht es aus ihm hervor.

„Anne. Bitte.“
(Das Bitte klingt mir wie’ne Bitte!)

Es braucht Zeit, bis die Anspannung von Tom abfällt[…] und er das Lächeln erwidert
(Komma entbehrlich, da gleichrangige Aufzählung „bis die Anspannung … // bis … er das Lächeln erwidert“)

Gern gelesen vom

Friedel,
der vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Offshore hat mich gerade freundlich darauf hingewiesen, dass ich bei der Sache mit dem Arm einen groben Fehler gemacht hab. Er streckt ja die Hand nach ihrem Arm aus, den sie dann zurückzieht.

Entschuldige, ich hatte wohl einen Knoten im Hirn. :D

 

Hallo Barnhelm,

ich erinnere mich, dass ich vor gar nicht langer Zeit eine deiner Geschichten laß und sehr viel Freude an ihr hatte: Die Lösung.

Du hattest mich mit atmosphärischen Schilderungen und einer gut erzählten, spannenden Geschichte gegriffen.

Ich hoffe, du wirst nicht zu enttäuscht sein, wenn ich dieses Mal meine Begeisterung weit gedämpfter äußere.

Zuerst einmal: Die KG ist schön erzählt, die Story logisch. Aber irgendetwas hat mir dieses Mal gefehlt. Vielleicht war es die Szenerie. In "Die Lösung" die alte Villa, die Vegetation rund um das Schwimmbad, hier ein Café, das nicht beschrieben wurde.

Aufgefallen ist mir:

(...) Er hat die offen stehende Fahrertür übersehen, während er die beiden Tragetüten hinter den Vordersitzen des Transporters verstaut hat.

Es ist doch seine Fahrertür, oder? Ich fände "vergessen" besser als "übersehen".

Hin und wieder bläht sich der braune Vorhang,

Blähen ist wohl richtig, assoziiert bei mir jedoch irgendetwas anderes.

Das Café ist nicht sehr voll.

Auch nicht falsch, aber mir würde besser gefallen, du würdest neben den beiden Mädchen etwas zu den anderen Tischen schreiben, so das man eine Ahnung hat, was "nicht sehr voll" heißt.

nimmt dann ihr Handy, wählt seine Nummer, horcht und steckt es wieder zurück.

"Steckt es wieder zurück". Klar, ich sehe es vor mir, wie sie es in ihre Tasche zurücksteckt, aber eigentlich musste ich das interpretieren. Für mich ungenau.

Es scheint still zu werden im Lokal.

Schreib besser, was sich verändert. Sind Leute gegangen?


Eines der Mädchen tritt an Annes Tisch, setzt sich neben sie auf die rote Bank, legt den Arm um sie und gibt ihr ein Taschentuch. Anne lässt ihren Tränen freien Lauf, schluchzt laut und hemmungslos. Das Mädchen streichelt ihren Rücken.

Mark wartet an der U-Bahn-Station. Er hat den Umzugswagen vor seiner Wohnung zurückgelassen. Sie sehen sich an, steigen schweigend die Treppe hinab.

Hier ist mir der Übergang zwischen den beiden Absätzen zu hart. Einen Moment war ich irritiert und wusste nicht, welche beiden die Treppe hinabsteigen.
Das "steigen" klingt zumindest komisch. Die Treppe hoch steigen, aber runter gehen, oder?


Tja Barnhelm, jetzt habe ich einiges kritisiert was mir auffiel. Vieles ist nicht falsch, klingt -für mich- aber oft etwas merkwürdig. Im Vergleich zu "Die Lösung" erschienst du mir nicht in Bestform. Ich habe den Eindruck, du kannst viel mehr. Ist aber meine ganz persönliche Meinung. Nichts für ungut!

Trotzdem: Ich freue mich auf weitere Werke von dir!

Gruß, Freegrazer

 

Hallo barnhelm,

ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen. An einer Stelle habe ich gestockt:

Die Kellnerin ist mit dem Rechner beschäftigt.
Was ist in einem Café ein Rechner? Wahrscheinlich kapier ich's nicht, weil es sehr lange her ist, dass ich mal in einem Café war.

Am schönsten fand ich den Absatz, der mit

Das Mädchen streichelt ihren Rücken.
endet. In der Melancholie dieser Trennung taucht eine neue noch vage Hoffnung auf. Wie es oben ja schon hieß: Jeder Mensch ist bisexuell. Also träume ich mit Anne weiter.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo,

barnhelm, dein altes Thema: Reduktion. Übervoll, der Text.

Noch bevor der Vorhang sich teilt, spürt Anne den leichten Windzug. Das wäre mein Einstieg.

Auch die beiden Mädchen werden aufmerksam, schauen ihn an. Er sieht wirklich gut aus, denkt Anne.
Klassiker: Schreib nicht - er sieht gut aus. ZEIGE es dem Leser. Warum gucken die Mädchen? Weil er gut aussieht? Was heißt das aber? Das zieht sich bei dir durch den ganzen Text.

Sie denkt, dass seine Haltung etwas Klassisches hat, wie bei antiken Statuen: Während das rechte Bein leicht angewinkelt ist, ruht sein Gewicht auf dem anderen.

Doppelt: Du erklärst vorher, was du nachher zeigst. Der zweite Teil, das müsstest du auf den ganzen Text anwenden.

Idee ist gut. Wenn du den ausdünnst, dann passt es.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe raven,
bedankt habe ich mich schon bei dir. Aber noch einmal: Was du dir eine Mühe mit uns machst, ist wirklich bewundernswert. Auch deshalb, weil du dich nicht selber in den Vordergrund rückst, sondern wirklich auf unsere Texte eingehst und sie so genau liest, wie wir es manchmal selber nicht tun. Deine Tipps und Korrekturen sind dabei immer von einer großen Kenntnis der Sache getragen. Super.

Zu deinen Anmerkungen: Wie schon gesagt, habe ich einiges korrigiert. Bei ein paar Stellen, werde ich mir noch bessere Formulierungen überlegen. Mit den Zeilenwechseln hast du recht. Auch da werde ich rangehen.

Und natürlich die Adjektive und ihrer Häufung. Ich werde mir den Text in den nächsten Tagen noch mal vornehmen. Eventuell kommen noch andere Anregungen dazu.

Ja, jimmysalaryman, du mahnst auch wieder die Reduktion an. Dabei habe ich in diesem Text schon so viel zurückgenommen. Aber ich arbeite daran. Danke fürs Lesen. Ich bleibe am Ball. Für mich sind meine Texte bisher Übungen, bei denen ich selber immer wieder erstaunt bin, was da entsteht. Aber ich lerne auch sehr viel aus dem Lesen u.a. deiner Texte.

Zurück zu dir, raven:
„ratscht“ ist hier eine Erfindung von mir. Das Wort gibt es so zwar im Duden, meint aber etwas anderes. Ich dachte mir, dass es diese Bewegung ganz gut beschreibt, fast ein bisschen lautmalerisch. Vielleicht fällt mir auch hier ein besseres Wort ein.

Die Sache mit dem Bezug (Wehziehen des Arms) hat sich ja schon geklärt. Danke auch an ernst offshore.

Aber, wie gesagt, ich geh in den nächsten Tagen noch mal an den Text. Dann werde ich auch noch auf eure Texte, Friedrichard, Freegrazer und jobär eingehen und mich dazu melden.

Jetzt aber warten meine Rosen, die Hortensien, die Jungfer im Grünen, der Lavendel und alle die anderen auf mich. Es gibt viel zu bestaunen und zu pflegen.

Ich wünsche dir, liebe raven
und
dir Jimmy (und natürlich allen anderen auch)

ein schönes Wochenende
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Barnhelm

Mir hat dein Text gut gefallen, vor allem auch die Perspektivenwechsel. Das hast du sehr geschickt gemacht. An einigen Stellen liesse sich meines Erachtens kürzen, ohne dass etwas verloren geht. Zum Beispiel:

„Warum treffen wir uns jetzt und nicht heute Abend?“, fragt sie.

„Warum treffen wir uns jetzt?“, fragt sie.

„Du willst auch nach Hamburg? Wieso? Er ist Graphiker, du Übersetzer? Was wollt ihr dort machen?“

„Du willst auch nach Hamburg? Was wollt ihr dort machen?“

Und natürlich die Adjektive und ihrer Häufung. Ich werde mir den Text in den nächsten Tagen noch mal vornehmen. Eventuell kommen noch andere Anregungen dazu.

Mir ist aufgefallen, dass du Dreiklänge magst.

Sie ist so zart, so empfindsam, so ahnungslos.
Die Musik klingt verhalten, undeutlich, wie aus einem anderen Raum.
Er hat ein Gespür für Qualität, Stil und Farben.
Tom geht zur Kellnerin, die ihn nicht bemerkt hat, bestellt, kommt zurück und setzt sich ihr gegenüber.

Da sehe ich Kürzungspotential, vor allem bei Qualität, Stil und Farben.
Ich bin aber ebenfalls der Meinung, dass der Sinn für Details zur Situation von Anne passt. Dazu gehören halt auch ein paar Adjektive.

Ich hoffe, du kannst mit diesen Anmerkungen etwas anfangen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Barnhelm,

stilistisch hat mir der Text sehr gut gefallen. Du erzeugst mit wenigen Details wie dem bauschenden Vorhang oder der Körpersprache wirklich eine sehr starke Atmosphäre, die mich auch emotional gepackt hat. Die Perspektivwechsel funktionieren für mich auch gut und ich find das erfrischend, wenn ein Text da mal nicht so streng ist. Meine Kritik bezieht sich eher auf den Plot. Ich mein, irgendwie ist es für die Geschichte auch egal, ob er sie nun für einen Mann oder eine Frau verlässt, denn die ist ja so kurz, dass dieses Coming-Out, das im Leben eines Menschen schätzungsweise doch ein größerer Umbruch als eine einfache Trennung ist, sein literarisches Potential nicht so richtig entfalten kann. Und dann rückt es so etwas in die Richtung eines reinen Effekts, was ich angesichts der sonstigen Qualität des Textes etwas schade finde. Also ich mag den Text, aber er tut mit noch zu wenig, für das große Thema, dessen er sich da annimmt.

lg,
fiz

 

Lieber Friedrichard,

wie immer danke fürs Lesen und Kommentieren. Intuitiv (oder so) habe ich ja passende Namen gewählt. Das freut mich und ein bisschen klüger bin ich außerdem geworden. Danke auch für das Aufzeigen der – hoffentlich – letzten Flusen.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße
barnhelm

Ps: Anfang Juli bin ich für kurze Zeit wieder in niederrheinischen Gefilden und möchte schöne Radtouren machen.
Einen Tipp für dich als Kenner der Gegend hätte ich: Millinger Theetuin. Lohnt sich.

http://www.millingertheetuin.nl/nl_home.htm


Lieber Freegrazer,
ach schade, dass dir der Text nicht so richtig gefallen hat, aber danke fürs Kommentieren.
Zu deinen Anmerkungen:
Fahrertür vergessen. Werde ich korrigieren.
blähen lasse ich, gefällt mir.

Das Café ist nicht sehr voll.
Das möchte ich auch stehen lassen, weil ich hier schnell zum Thema kommen möchte und mich nicht in weiteren Einzelheiten verlieren will.

"Steckt es wieder zurück". Klar, ich sehe es vor mir, wie sie es in ihre Tasche zurücksteckt, aber eigentlich musste ich das interpretieren. Für mich ungenau.
Da verstehe ich leider nicht, was du meinst.

Es scheint still zu werden im Lokal.
Hier meine ich Annes Empfindung, nicht, dass es wirklich still wird.

Mit dem Übergang von den beiden letzten Absätzen hast du recht. Das liegt daran, dass ich den Text umgeschrieben habe. In der ersten Version war die Situation mit dem Mädchen, was an den Tisch kommt, der Schluss. So sollte ein Rahmen entstehen. Dann habe ich mich aber anders entschieden. So entsteht wahrscheinlich dein Eindruck.

Steigen – gehen. Ja, könnte ich ändern.

Lieber Freegrazer, danke für deinen Kommentar. Fürs nächste Mal plane ich etwas mit viel südlichem Lokalkolorit. Vielleicht ist das eher wieder deins. Würde mich freuen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
wünscht dir
barnhelm

 

Ich werd ja ganz rot. :shy:
Vielen Dank für das Lob!

Ich bin da nicht ganz uneigennützig, ich sehe die Kritiken vor allem auch als Lernmöglichkeit für mich selbst. Bei fremden Texten ist es einfacher, auf die Details zu achten und zu überlegen: Was gefällt mir, und warum gefällt es mir? Was genau stört mich und warum? Auch auf die stilistischen Eigenschaften der verschiedenen Autoren zu achten, auf die Charakterentwicklung usw. Ich lese auch sonst gerade sehr viel, weil ich an einem Roman schreibe und massive Schwierigkeiten habe, gewisse Dinge umzusetzen und mich immer wieder in Sackgassen manövriere. Eine Kurzgeschichte lese ich halt nach dem ersten Entwurf hundert Mal und ändere immer wieder das, was mich gefühlsmäßig stört. Da muss ich nicht zwingend überlegen, weshalb es mich stört, ich geh da einfach nach Gefühl. So zu arbeiten kann ich bei Romanlänge schlichtweg vergessen, sonst werd ich nie, niemals fertig.
Deshalb versuche ich für mich mit Hilfe fremder Texte herauszuschälen, was ich - für mich - das Schreiben betreffend eigentlich möchte, so dass ich das von Anfang an halbwegs umsetzen kann, damit das Überarbeiten nachher nicht zur jahrzehntelangen Mammutaufgabe wird.

Ich finde es manchmal etwas schwierig, weil so vieles schlicht und einfach Geschmackssache ist, und ich auch niemanden vor den Kopf stoßen möchte. Mir unterlaufen auch immer wieder Schnitzer, weil ich manchmal scheinbar etwas begriffsstutzig bin. :D Z.B. hab ich oben geschrieben, der erste Absatz sei so adjektivreich, dabei meinte ich den zweiten. Egal. Jetzt lese ich erstmal, was du geändert hast.

Liebe Grüße
raven

 

Lieber jobär,

danke fürs Lesen und für deinen Kommentar.
Ja, der Rechner. Computer schien mir nicht passend. Die Kasse hätte es auch sein können. Aber das wäre mir dann doch zu altmodisch gewesen. Irgendwie musste die Kellnerin mit etwas beschäftigt sein, was sie ablenkte. Und da jetzt jedes Lokal so ein Ding hat, ist mir nichts Besseres eingefallen. Vielleicht hast du eine andere Idee.

Interessant, was du über Bisexualität schreibst. Lies doch mal meine Rückmeldung an feirefix (kommt später, ist leider noch in Arbeit). Das wäre auch eine Erklärung.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
barnhelm

Lieber Peeperkorn
toller Name, erinnert mich an eine Person aus dem "Zauberberg". Ach ja, du bist ja Schweizer.
Doch erst einmal begrüße ich dich bei den Wortkriegern.
Ich danke dir für deine Anregungen und werde auch sie berücksichtigen. Ich habe mir vorgenommen, wenn ich alle Meinungen nebeneinander legen kann, noch einmal an den Text als Ganzes zu gehen.

Zu deinen Kürzungsvorschlägen: Mir ist es wichtig zu sagen, dass sich die beiden normalerweise am Abend treffen, um schon gleich die Beziehung ein wenig klarer darzustellen. Ebenso denke ich, dass die Information, dass Tom Übersetzer ist, erklärt, warum er so ohne Weiteres mitgehen kann. Das ist eine Tätigkeit, die nicht unbedingt an einen Ort gebunden ist.

Zu den Dreiklängen: Ja, das ist so eine Macke. Damit sollte ich sparsamer umgehen.

Ich danke dir fürs Kommentieren und wünsche dir viel Spaß bei den Wortkriegern.
barnhelm

 

Hallo barnhelm

Ja, der Peeperkorn aus dem Zauberberg. Eine unmögliche Figur. So möchte ich niemals sein. Aber ein klein wenig schon.
Danke für die nette Begrüssung.

Mir ist es wichtig zu sagen, dass sich die beiden normalerweise am Abend treffen, um schon gleich die Beziehung ein wenig klarer darzustellen.

Einverstanden.

Ebenso denke ich, dass die Information, dass Tom Übersetzer ist, erklärt, warum er so ohne Weiteres mitgehen kann. Das ist eine Tätigkeit, die nicht unbedingt an einen Ort gebunden ist.

Das finde ich einen spannenden Punkt. Ich als Leser halte an dieser Stelle nicht nach organisatorischen Hindernissen Ausschau. Tom kann mit. Punkt. Das würde ich dir einfach glauben und mich weiterhin auf die emotionalen, d.h. wichtigen Aspekte der Geschichte konzentieren. Ich hatte an dieser Stelle den Eindruck, dass du mir etwas erklären willst, wofür ich keine Erklärung brauche.
Spannend, weil: Wenn du die Stelle streichst, schreibt sicher jemand, sie sei darüber gestolpert und habe sich gefragt, wie Tom so einfach wegziehen kann...
Ich selbst kämpfe immer und immer mit der Frage, welche Infos nötig sind und welche nicht, daher habe ich noch einmal geantwortet. Nicht, um dich zu überzeugen, sondern um meine Überlegungen hinter dem Kürzungsvorschlag deutlich zu machen.
Ich hoffe, das ist mir gelungen.

Mit liebem Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe feirefiz,

ich danke dir für deinen Kommentar und für die Gedanken zu meinem Text.

Ja, das Thema ist hier natürlich nur angerissen und ich kann verstehen, wenn du bei meiner eher oberflächlichen Behandlung von „Effekt“ sprichst. Auf die Idee kann man kommen.
Leider kann ich das Thema nicht vertiefen, weil ich nicht genug über die Gefühle und inneren Kämpfe vor einem Coming-out weiß. Ich sehe nur, wie ein Mensch in meiner Umgebung seit Jahren verzweifelt versucht, eine heterosexuelle Beziehung aufzubauen, ihm aber nach kurzer Zeit die „Schmetterlinge im Bauch“ verloren gehen. Selbst eine so wunderbare Frau wie die Anne in meiner Geschichte kann ihn nicht halten. Mir fällt gleichzeitig seine Affinität zu allem, was irgendwie mit dem Thema Homosexualität zu tun hat, auf. Er sucht m.M.n. die Berührung, traut sich aber nicht – oder vielleicht noch nicht. Leider bin ich ihm nicht nah genug, dass ich mit ihm darüber reden könnte. Aber ich sehe seine Zerrissenheit. Und diese war der Anlass für die inhaltliche Seite meines Textes.
Interessant wäre eine Geschichte von jemanden, der diese Thematik aus eigener Kenntnis behandeln kann. Der könnte das literarische Potential des Themas sicherlich besser erschließen. Ich kann es leider nur als Zaungast.

Allgemein möchte ich noch etwas zur Problematik der Themenwahl sagen: Ich denke, dass es in einer Kurzgeschichte nur sehr schwer möglich ist, die Komplexität bestimmter Themen zu erfassen, gehe es jetzt – wie in meiner Geschichte – um das Coming-out, die Sexualität im Alter, die Folgen von Kindesmissbrauch oder andere gesellschaftliche Themen. Meist werden wir nur einen Aspekt beleuchten können. Sicherlich auch, weil wir nur Teilaspekte kennen, meist nicht persönlich involviert sind.
Kaum einer von uns hat die Genialität eines Wolfgang Borchert, der es in seiner „Küchenuhr“ schaffte, die gesamte Tragik des Krieges darzustellen. Aber es war auch seine Geschichte. Er war mittendrin in seiner Geschichte.

Für mich war bei meinem Text wichtig, wie schaffe ich es, einen Dialog zu entwickeln und gleichzeitig nahe an die Personen heranzukommen. Das war meine Übung. Um an eine Person nahe heranzukommen, brauche ich immer einen konkreten Menschen, den ich mir als Vorlage wähle. So war es auch in diesem Fall. Ich hoffe aber, dass ich mit der Thematik so behutsam umgegangen bin, dass ich sie nicht verzerrt habe.

Danke noch einmal fürs Lesen und Kommentieren.
Ich wünsche dir weiterhin ein schönes Wochenende.

barnhelm

 

Hallo barnhelm,

Du sprichst da ein für mich großes Problem an. Ich habe auch versucht, Erfahrungen Dritter in Geschichten einzuarbeiten (in der Serie Die Therapeutin), aber mir ist da sehr schnell deutlich geworden, dass das kaum geht. Abgesehen davon, dass mehrere Personen "Vorlagen" für die Geschichten geliefert haben, mir ist zunehmend deutlich geworden, dass jeder Mensch und auch die Erfahrung jedes Menschen anders ist. Coming out ist nicht coming out. Ich bin mit manchen homosexuellen und homoerotischen Menschen gut bekannt, aber einen allgemeinen Leitfaden, wie mans macht und wie man mit den Reaktionen umgeht, habe ich bisher nicht herausarbeiten können. Entweder absrahiere ich so sark, dass nichts persönliches mehr übrigbleibt oder och werde so konkret, dass es anderen schwerfällt, sich igrendwo wiederzufinden.

Soweit meine Erfahrungen, aber vielleicht sehe ich ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr

Jobär

 

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