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Mit Zorn und Eifer

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25.05.2018
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Mit Zorn und Eifer

Ich hatte eine Idee, die die Welt verändern sollte, aber keiner wollte sie hören. Mein nach vorne gebeugter Körper, der Klumpfuß, dessentwegen ich am Stock gehen musste, das fehlende Auge, das mich dazu zwang, eine Augenklappe zu tragen – all das sorgte dafür, dass man meine Worte nicht als Offenbarungen, sondern als das Gestammel eines Narren aufnahm.

Was war es da für eine Wohltat, endlich auf offene Ohren zu stoßen, noch dazu bei einem Mann von Stand und Adel! Gaston Dupert hieß dieser Wohltäter, und nachdem ich ihm meine Idee, meine Anleitungen für ein menschlicheres Zusammenleben, wie ich sie vorläufig nannte, in groben Zügen umrissen hatte, bat er mich, sie doch bitte im Kreise einiger enger Vertrauter auszuführen.

Ach, was war ich aufgeregt, als man mich am frühen Abend gleich einem wichtigen Staatsmanne zum Gutshaus des Herren Dupert kutschierte! Seine Ländereien erstreckten sich über unermessliche Weiten – Kornfelder, auf denen der Weizen spross, grüne Wälder, aus denen fröhlicher Vogelgesang drang, und ringsum kleine, schilfbewachsene Teiche, die zum Träumen einluden. Ein freundlicher Bursche nahm mich in Empfang und geleitete mich durch die majestätischen Hallen des Anwesens zum Hausherrn.

Das Zimmer, in das der Diener mich führte, glich einem Thronsaal. Wie der Sonnenkönig persönlich saß Gaston Dupert inmitten seiner Gesellschaft auf einer Empore am Ende des Raumes. Als er die Hand hob, erstarb das Stimmengemurmel.
»Ein Gast, mein Herr«, sagte der Diener und verschwand.
Gaston Dupert sah auf mich hinab.
»Nun?«
»Herr Dupert, vielen herzlichen Dank für Ihre Einladung und vielen Dank auch dafür, dass ich, ein einfacher, alter Mann, mit Ihrer so beeindruckend stilvollen Equipage reisen durfte! Hier bin ich also, hier bin ich!«
»Nun, das sehe ich, dass Sie hier sind. Nur wer Sie sind – das ist mir noch unklar.«
»Aber … Sie selbst waren es doch, der mich eingeladen hat, und … und …«
»Und? Ja und was denn nun? Worum handelt es sich denn? So reden Sie doch!«
»Aber …«
»Aber, aber, hahaha! Mein Freund, ich führe Sie doch nur an der Nase herum, hahaha! Ihr Gesicht hätten Sie mal sehen sollen, köstlich, wirklich köstlich! Willkommen, willkommen! Und wie ich sehe, haben Sie sich ja selbst auch etwas einfallen lassen, um mich und meine Freunde hier zu unterhalten, hehe, sehr gut, sehr gut! Man könnte ja wahrlich annehmen, man hätte es mit einem waschechten Räuber zu tun, hehe, wirklich, ich bewundere ihren Sinn für Humor, mein Bester, ausgezeichnet, wirklich ganz ausgezeichnet!«
»Wie … Wie meinen?«
»Nun, Ihre Garderobe, Sie verstehen? Offenbar war es doch Ihr Plan, damit einen gewissen räuberischen Eindruck entstehen zu lassen, einen Effekt zu erzielen - oder etwa nicht?«
Es war mir sehr unangenehm, so direkt auf meine Kleidung angesprochen zu werden. Beschämt sah ich an mir hinab, musterte den fleckigen, für meine mickrige Gestalt deutlich zu großen Mantel, besah die ausgebeulte Hose, die rissigen Schuhe und … schämte mich. Ich hatte mein gesamtes Leben der Idee verschrieben und außer ihr nichts von Wert vorzuweisen.
»Entschuldigen Sie vielmals, aber … Sie sprachen ja von einem ungezwungenen Stelldichein, und da dachte ich …«
»Nun, ja, da dachten Sie sich dann wohl nicht allzu viel, wie es aussieht. Aber bekümmern Sie sich nicht, nein, nun schauen Sie doch nicht so verlegen drein, haha! Nicht jedermann ist mit Stilbewusstsein ausgestattet, nicht wahr, das wäre ja auch zu und zu ermüdend, wenn ein jeder so stilvoll wie ich und meine Freunde hier aufträte, finden Sie nicht auch? Und Sie selbst können ja am allerwenigsten dafür, Gott bewahre! Ach, nun schauen Sie doch nicht so, es ist ja alles gut, alles gut, nun weinen Sie doch nicht gleich! Bitte, beginnen Sie Ihren Vortrag, wir haben Sie ja schon erwartet und sitzen hier wie auf glühenden Kohlen!«

Nach diesem missglückten Einstand fiel es mir schwer, meine Gedanken zu sortieren. Doch gleich darauf rief ich mir ins Bewusstsein, welch weitreichende Folgen meine Idee für die Bürger der Stadt, des Landes, womöglich sogar für die gesamte Menschheit haben könnte – wenn es mir nur gelänge, sie endlich an den Mann zu bringen. Und hier war sie jetzt, die Möglichkeit, auf die ich so lange hatte warten müssen! So besann ich mich und holte gerade aus, meinen Vortrag fortzuführen – oder vielmehr, überhaupt erst anzufangen – als ich auch schon von einem unmissverständlichen Hüsteln des Hausherrn unterbrochen wurde.
»Entschuldigen Sie«, begann Gaston Dupert, »nur eine Kleinigkeit noch, verzeihen Sie, aber ob Sie wohl so freundlich sein könnten, Ihren Augenschmuck abzulegen? Wissen Sie, ich ziehe es nämlich vor, meinem Gegenüber in die Augen zu blicken, das verstehen Sie doch sicher …«
»Aber …«
»Nun, ich bitte Sie darum, seien Sie so gut!«

Widerwillig nahm ich meine Augenklappe ab. Sofort trat der zu erwartende, mir so schmerzlich vertraute Effekt ein – die gesamte Gesellschaft geriet in helle Aufregung. Ganz unverhohlen wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt, während man das klaffende Loch begutachtete, das seit jeher mein Antlitz zeichnete und entstellte. Es dauerte eine Weile, bis das Geflüster verebbt war und Gaston Dupert sich wieder an mich wandte.
»Wenn Sie vielleicht doch lieber so freundlich wären … Sie wissen schon … würden Sie … wenn Sie vielleicht das da …« – hierbei kreiste er mit der Hand auf Augenhöhe vor seinem Gesicht, nicht, ohne dabei die Lippen zu verziehen und den Kopf auf dem Halse ein wenig nach hinten zu recken, als wollte er Abstand von dem schaurigen Anblick gewinnen – »wenn Sie das wohl wieder verdecken würden, das wäre wirklich … ah, ja, schon viel besser, vielen Dank, danke vielmals. Nun … Wo waren wir … Ach ja, bitte, sprechen Sie weiter!«

Ich denke, es wird niemanden überraschen, wenn ich gestehe, dass mein Vortrag vollauf missglückte. Zu aufgebracht war ich von den Kränkungen, die mir im Laufe des Abends widerfahren waren, als dass ich meine Idee auf die ihr angemessene Weise hätte präsentieren können. Gaston Dupert ließ keine Gelegenheit aus, mich auf meine Unzulänglichkeiten hinzuweisen und sie im Beisein seiner Gesellschaft, seiner Schatten, wie ich sie insgeheim nannte, breitzutreten.
Wutschnaubend, mit Tränen der Entrüstung im Auge, machte ich mich letztendlich auf den Heimweg, verzichtete dabei auf das "freundliche" Angebot Gaston Duperts, doch bitte seine Kutsche zu nehmen, denn das gehe ja nicht, mit Ihrem schmucken Stock kann ich Sie doch unmöglich losgehen lassen, wobei, Sie haben ja nun quasi drei Beine, oder vielmehr zwei und ein halbes, wenn man das verkrüppelte bedenkt, aber das spielt ja nun keine Rolle, so steigen Sie doch bitte in die Kutsche, ich bitte Sie ja darum!

Der Zorn kochte in mir hoch, es glich einem Wunder, dass der einsetzende Regen mir nicht augenblicklich auf dem Kopf verdampfte, so erhitzt war mein Gemüt. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf, und alle zielten sie auf dasselbe ab: Rache. Ich fasste den Entschluss, die Beleidigung nicht auf mir sitzen zu lassen, machte auf halbem Wege kehrt und humpelte zurück zu Gaston Duperts Anwesen, um ihn zum Duell zu fordern.

Meine Aufforderung entfachte helle Begeisterung.
»Wunderbar, wirklich wunderbar, was Sie sich alles einfallen lassen, um meine Freunde zu unterhalten, wer hätte damit rechnen können, dass Sie ein solcher Spaßvogel sind! Haha, bravo, wie man im Italienischen sagt, bravo, mein Guter!«

In der Folge wurden die Formalitäten des Duells geregelt: Dupert stellte die Pistolen, stattfinden sollte die Angelegenheit auf einem Feld unweit des Anwesens. Dupert wählte einen seiner Schatten zum Sekundanten, mir bot man den Dienstburschen an, worauf ich jedoch verzichtete. Im Morgengrauen sollte es beginnen.

So blieb mir keine andere Wahl, als die Nacht im Gutshaus zu verbringen. Wieder begleitete der freundliche Diener mich durch die verwinkelten Gänge des Palastes und trotz der Wut, die in meinem Inneren brodelte, kam ich nicht umhin, die eindrucksvollen Kunstwerke zu bewundern, die Decken und Wände zierten.
Ein ums andere Mal bat ich den Burschen darum, innehalten zu dürfen, und jedes Mal streckte er beschwichtigend die Hände in die Höhe, als wolle er deutlich machen, dass er mir meine Begeisterung nicht verdenken könne und wir alle Zeit der Welt hätten.
Ich muss zugeben, dass ich mich ungemein hingezogen fühlte zu diesem Menschen, und schon bald wendete ich meinen Blick von den Gemälden und Stickereien ab, die zwar schön waren, mich aber weit weniger faszinierten als jener Mann, dessen furchiges Gesichts die pure Gutmütigkeit ausstrahlte.
»Nun, haben Sie sich satt gesehen? Möchten Sie, dass ich Sie auf Ihr Zimmer führe?«
»Vielen Dank, aber ich denke nicht, dass ich heute Nacht noch ein Auge zubekommen werde.«
»Verstehe.«
Mehr sagte er nicht, und ach, dieses eine Wort streckte mich nieder, wie es keine Patrone der Welt vermocht hätte! Denn er verstand tatsächlich, im Gegensatz zu mir war ihm das volle Ausmaß der Sache bewusst, kein roter Schleier trübte seine Sicht auf die Dinge, und deshalb veränderten sich auch seine Gesichtszüge, als er es aussprach. Deutlich konnte ich den Schmerz sehen, als der Bursche verstand, dass der neue Tag kein gewöhnlicher sein würde, dass er nicht mit Vogelgezwitscher beginnen würde, sondern mit dem Tod eines Menschen.
Ich schämte mich, und es war kein Vergleich zu der Scham, die ich verspürte, als Dupert mich auf meine Kleidung hingewiesen hatte, es war eine Scham, die mir die Sinne nahm, ich japste nach Luft, und in meiner Not wandte ich mich an den alten Dienstburschen, der mit gesenktem Blick neben mir stand.
»Was soll ich tun?«, fragte ich ihn, »Helfen Sie mir! Retten Sie mich, ich flehe Sie an!«
»Il faut pardonner. Pardonner et pardonner«, seufzte er, und obwohl ich die Worte nicht verstand, konnte ich in seinem Blick deutlich erkennen, was sie bedeuteten.

Dann kam der Morgen. Das Wetter spielte verrückt, als wir uns auf dem Feld einfanden, der Regen stand beinahe waagrecht in der Luft. Die Zuschauer positionierten sich in einiger Entfernung, ein letztes Mal reichte ich Gaston Dupert die Hand, bevor man uns die Waffen aushändigte und wir auseinandergingen.
Nun war es so weit. Donner grollte, weiße Blitze zuckten am wolkenverhangenen Himmel auf.
»Bereit?«
Der Sekundant hatte kurzerhand die Rolle des Unparteiischen übernommen. Gaston Dupert nickte und blickte mich entschlossen an.
Auch ich wollte nicken – wollte, doch es ging nicht. Mein Nacken weigerte sich, die Bewegung auszuführen.
»Los, alter Mann, gib uns ein Zeichen! Die Leute langweilen sich ja schon!«
Ich konnte nicht. Ich blickte in die Menge und glaubte, durch den Regenschleier das Gesicht des Dieners zu erkennen.
»Ich ziehe meine Aufforderung zurück.«

Dupert lachte auf.
»Nun, er hat wohl eingesehen, dass es sich mit einem einzelnen Auge nicht gut zielen lässt, hahaha! Ein wirklich lustiger Geselle, dieser Mann, das muss ich wohl zugeben! Doch auch wenn Sie ein Spaßvogel sind – in diesem Moment sind Sie immer noch tödlich, wenn Sie verstehen – dürfte ich Sie also bitten, Ihr Schießeisen abzulegen?«
Ich ließ die Pistole sinken und legte sie ins hohe Gras. Eine Hand am Stock, die andere in die Luft gestreckt, trat ich auf Gaston Dupert zu.
»Wirklich, es tut mir leid, ich weiß gar nicht, was da in mich gefahren ist, lassen Sie uns …«
»Nun, das war wohl die Dummheit eines Narren, die da in Sie gefahren ist, mein Freund. Und jetzt lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, Ihnen auf Ihre alten Tage noch etwas beizubringen – hören Sie zu? Gut. Wissen Sie, was die letzten Worte meines Vaters waren? Nein, das wissen Sie natürlich nicht, Sie waren nicht dabei, als er auf dem Sterbebett lag und seinen so großartigen Geist aushauchte. Ich aber war es, und ich will es Ihnen sogleich verraten. Gas, hat er gesagt – so nannte er mich immer –, Gas, hör gut zu, was ich dir jetzt sage. Was du anfängst, das musst du auch zu Ende bringen. Merk dir das. Und im nächsten Moment war er tot. Ein brillanter Mann, nicht wahr?« Zustimmendes Gemurmel ringsum. »… Nun, worauf ich hinausmöchte, ist das Folgende: Hätten Sie einen ähnlich brillanten Mann zum Vater gehabt und dieses Credo auf die gleiche Weise verinnerlicht, wie ich es tat, nun, vielleicht wäre aus Ihnen dann nicht der Lappen geworden, der jetzt hier vor mir steht. Nun. Und wie Sie sich vielleicht denken können, verbietet meine Erziehung es mir, diese Angelegenheit, die von Ihnen ins Leben gerufen wurde, die also begonnen wurde, nicht zu dem Abschluss zu bringen, der ihr gebührt. Und deshalb, mein Freund: Sprechen Sie Ihr Gebet. Ich hoffe, drei Sekunden reichen aus.«

Nachdem er das gesagt hatte, richtete Dupert seine Waffe gegen meine Brust, eben dorthin, wo das Herz saß. Kein halber Meter war zwischen mir und der Pistole, ich hätte sie problemlos greifen können, hätte Gaston Dupert überwältigen können, ihn töten …
Und was tat ich stattdessen? Nun, nicht viel. Ich sprach mein Gebet und ergab mich dem Schicksal.

»Eins!«
Ich schloss mein noch vorhandenes Auge. Ganz gewiss war das letzte Bild, das ich von dieser Welt mitnehmen wollte, nicht das Gesicht von Gaston Dupert.
»Zwei!«
Ein letztes Mal rief ich mir meine Idee ins Gedächtnis, sah sie deutlich vor mir. Und ich wusste, dass mein Tod ihr nichts anhaben konnte, dass sie weiterleben würde, um irgendwann in Erfüllung zu gehen. Mit diesem Bild im Kopf verabschiedete ich mich von der Erde – und war glücklich.
»Drei!«

Der Tod ist hell, dachte ich, nachdem der Pistolenknall ertönt war. Zugegeben, ein komischer Gedanke, ähnlich eigenartig wie die Tatsache, dass ich überhaupt noch in der Lage war, zu denken – vielleicht hatten die Pfaffen also doch recht gehabt, womöglich gab es den Himmel wirklich. Am eigenartigsten war allerdings der Geruch, der hier oben herrschte. Es roch nach verbranntem Fleisch, ja, fast genau wie das Wildschwein, das ich letzten Sommer zu dicht über dem Feuer gebraten hatte.
Ich schaute mich um, wollte herausfinden, wer in drei Teufels Namen hier, im heiligen Himmel, zwischen flauschigen Wolken und geflügelten, flachsblonden Engelskindern, nichts Besseres zu tun hatte, als ein Wildschwein zu braten. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass der Himmel genauso aussah wie das Feld, auf dem ich mich mit Dupert zum Duell eingefunden hatte. Auch seine Gefolgschaft stand noch dort, allesamt mit offenen Mündern, nass wie die Pudel und bleich wie Gespenster. Sie alle starrten auf meine Füße.
Ach, was tobte ich da! Eine Frechheit, eine Farce, dass man selbst im Himmel noch darauf aufmerksam gemacht werden musste, dass die eigenen Schuhe nichts hergaben, dass man sie anderswo nicht mal mehr den Kötern zum Spielen hingeworfen hätte! Wütend hielt ich ihnen meinen Klumpfuß entgegen, da, glotzt ruhig, was jucken mich eure Schuhe, euer irdischer Firlefanz! Seht gut hin, gleich schmeiße ich sie euch an den Kopf, und dann fliege ich mit meinen Engelsflügeln davon!
Und als ich mich dranmachte, die lumpigen Dinger aufzuschnüren, um sie nach den Schatten zu werfen, da bemerkte ich plötzlich die verkohlten, noch dampfenden Überreste Gaston Duperts vor mir im Gras liegen – wie es aussah, hatte den armen Teufel der Blitz getroffen.
Auch, wenn ich sicher ausreichend Gründe gehabt hätte, gebührt es sich nicht, über die Toten zu spotten. Und so beließ ich es bei einer Verbeugung und machte mich auf den Weg nach Hause.

In der Folge machte die Nachricht meines glorreichen Sieges über Dupert schnell die Runde. Wie sich herausstellte, weinten die Stadtbewohner ihm keine Träne nach – im Gegenteil, man trug mich für das Geschehene auf Händen, als hätte ich selbst den Blitz vom Himmel geholt, der letztendlich sein Leben auslöschte. Und es dauerte nicht lange, bis auch meine Idee Gehör fand.
Jetzt, am Ende meines Lebens angekommen, kann ich mich endlich zurücklehnen und voller Vorfreude in die Zukunft blicken, kann die Früchte der Idee betrachten und Tag für Tag dabei zusehen, wie die Menschen sich wieder näherkommen.

 

Hi linktofink,

du hast tatsächlich noch was reingeschnipselt. Hätte ich nicht gedacht, weil du mit dem Prozess der Entstehung so zufrieden schienst.

Hätte ich auch nicht gedacht - und ich war ja nicht unbedingt zufrieden, nur der Ansicht, dass es gar nicht anders machbar ist, ich nicht dazu in der Lage bin ... Nun, da wurde ich jetzt eines Besseren belehrt :)

Keine Sorge, das wirkt nicht angepappt oder gezwungen, im Gegenteil: Der Einschub mit dem menschlichen Pagen, der um Verzeihung dafür bittet, dass er ihm nicht helfen kann, ist für mich gelungen, ebenso die durchforstete Sprache, die jetzt ohne Umgangssprache und neusprachliche Flüchtigkeiten daherkommt.

Dafür danke ich dir vielmals! Das war genau die Rückmeldung, die ich mir erhofft hatte, toll, dass es (zumindest bei dir) offenbar funktioniert hat :shy: Besonders, dass es nicht angepappt wirkt, ist eine wirklich sehr wertvolle Rückmeldung, weil ich das selbst kaum beurteilen kann.

eine Sache finde ich noch verwirrend

Das klingt so, als würde er auf dem Schloss übernachten? Vorher schreibst du Gutshaus. Da würde ich Klarheit schaffen.

Das wiederum verwirrt mich jetzt - welches Schloss? Vor allem, warum die von dir zitierte Stelle dich an ein Schloss denken lässt, verstehe ich nicht ... Möglicherweise, weil ich das Gutshaus kurz davor (aufgrund seiner Üppigkeit) als "Palast" bezeichne? Oder übersehe ich irgendwas?

Wenn dann noch der Dupert ein wenig teuflischer wäre …

Mal schauen, ob dahingehend noch was passiert :Pfeif:

Wie gesagt - vielen Dank, das hilft mir echt weiter :thumbsup:

Liebe Grüße,

Lani

 

Lani,

sorry, da habe ich gepennt. Ich bin davon ausgegangen, dass er außerhäusig übernachtet, ich Dummbratze. Natürlich Gutshaus/Gasthof, jetzt hat´s klick gemacht. :silly:
Hm, er nächtigt also im Gutshaus seines Duellanten, ganz schön perfide …, da könnte noch ein kleines Präsent hinzukommen, wie eine Bibel auf der Bettdecke, aufgeschlagen im neuen Testament: "wenn dir einer auf die linke Wange schlägt …"
… oder ein Pfaffe, der geschickt wird, ihm die Beichte abzunehmen und die letzte Ölung zu verpassen, echt megafiiiiies. :xxlmad:
Das klingt nach einigen teuflischen Elfmetern für dich.

Peace, linktofink

 

linktofink, na da bin ich ja beruhigt, dass es nur an deiner Verpenntheit gelegen hat :shy:

So begeistert wie du von der Idee des diabolischen Dupert bist, bin ich gerne bereit, dir die Rechte an dem Name abzutreten, für, sagen wir ... dein Moor-Setting, das ich gerne nutzen würde :Pfeif:

Jedenfalls noch mal vielen Dank für die erneute Rückmeldung und liebe Grüße und Peace,

Lani

 

:D na klar, der wird von mir sofort mit schwingender Sense mittig halbiert.
Nimm von meiner Story was du brauchst, aber komm mir nachher nich mit irgend som ©-scheiß!

Peace, linky

 
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Hi Lani,

ich komm mal wieder zum Besuch bei dir vorbei.

Ich finde die Geschichte vom Klang her gut gelungen, auch der Inhalt fügt sich gut, finde ich, wenngleich diese Art von Konfrontation und glücklicher Lösung nicht unbedingt neu ist. Neu ist allenfalls der Blitz, und das wär ja auch schon was. Allerdings erscheint mir die Geschichte dort am Schluss bisher auch am schwächsten, eben wegen der bereits von anderen bemängelten Unglaubwürdigkeit. Mir würde es deutlich besser gefallen, wenn Dupert seine dreißig Schritt entfernt stehen würde. Dann wären wenigstens ein paar Auffälligkeiten beseitigt: Dass der Ich die Reste erst so spät sieht, kaum riecht, vor allem aber dass er selbst nicht von der Wucht des Blitzes mitgerissen wird - und von der Ladung weggeblasen, wo doch ausgerechnet die metallene Pistole ihm am nächsten ist. Es bliebe, dass der Donner immer noch heftiger tönt als ein Schuss je peitscht, aber das ist weniger schlimm, weil der Ich in dem Moment darauf gefasst ist, dass es ihn zerreißt, da wird er den Krach womöglich entsprechend einordnen.

Eine Kleinigkeit an deinem ersten Satz

Ich hatte eine Idee, die die Welt verändern sollte,
finde ich beim dritten Hinschauen nicht ganz perfekt: "Die die Welt verändern sollte" - das könnte entweder eine Vorausschau in die Zukunft sein, ganz ohne das eine Absicht mitschwingt oder eben gerade Ausdruck des Willens: Der Ich möchte, dass sie die Welt verändere. Abgesehen von der Zweideutigkeit finde ich beides nicht ganz glücklich. Es gibt Konstruktionen, die das Problem umgehen, z.B.: "die das Zeug dazu hatte, die Welt zu verändern" - nicht dass du so formulieren sollst, nur als Beispiel.

Dann finde ich diesen Schlenker:

das mich dazu zwang,
zu viel, besser gefiele mir schlichter: "Das fehlende Auge und die Augenklappe"

Und:

– all das sorgte dafür,
Ist wirklich all das daran schuld? Ich frage mich, welche Stellung der Mann sonst in der Gesellschaft hat - kommt es darauf nicht eher an? Vielleicht sind dann die Gebrechen das entscheidende Quentchen. Aber hätte sich auf der andern Seite ein Dupert durch Klumpfuß und Augenklappe einschränken lassen? Ich denke nicht, und sicher nicht zwingend.

Erst dachte ich ja, die Idee sei eine technische Erfindung. Aber nein, es sind wohl nur kluge Gedanken:

meine Idee, meine Anleitungen für ein menschlicheres Zusammenleben
Da erscheint es mir reichlich naiv, zu glauben, man würde leicht großen Einfluss gewinnen können, denn wenn die Welt verändert werden soll, müssten nach dem Zuhören die Leute selber was tun, und da hört es dann ja meistens recht schnell wieder auf. Das ist das eine. Das andere ist, dass ich doch gerne etwas konkreter hätte - einen Hinweis darauf, dass ein besonderer Kniff ins politische System eingeführt werden sollte o.ä - denn wenn es, wie der Titel nahelegt, um allgemeine ethische Vorschläge geht, kann ich nicht glauben, dass der Mann so viel anderes an die tauben Ohren heranzutragen hätte, als schon seit Tausenden von Jahren kursiert.
Statt einer Konkretisierung (und daher Einschränkung) des Anwendungsbereichs wäre ich vielleicht sogar auch schon mit einer Einschränkung der Reichweite zufrieden: „eine Idee, von der ich hoffte, dass sie das Land zum Guten verändern könnte“ o.ä.

Jetzt komm ich nochmal kurz zur Sprache, denn die gefällt mir ja, wie gesagt, gut. Nur allzu sklavische Anklänge an vergangene Zeiten würde ich nicht einbauen, z.B. hier:

gleich einem wichtigen Staatsmanne
fänd ich das ohne Dativ-E besser. Da musst du natürlich nicht drauf hören, ich habe mir zuletzt viel heftiger für altertümliche Sprache auf den Kopf hauen lassen als du hier, demnach dürfte ich ein schlechter Ratgeber sein. Trotzdem führen solche Einzelheiten bei mir doch eher dazu, dass ich aus der Tonlage herausfalle als von ihr ganz eingezogen zu werden.

Der nun anhebende Dialog gefällt mir gut. Diesen Einwurf:

»Entschuldigen Sie vielmals, aber … Sie sprachen ja von einem ungezwungenen Stelldichein, und da dachte ich …«
finde ich etwas störend, denn der gute Mann wird nicht ernsthaft sein altes Zeugs anziehen, wenn er die Wahl hätte. Er hat nicht den alten Mantel an, weil er dachte, er könne ganz leger zum Grafen schlendern - das wird der niemals denken! -, sondern er hat nichts anderes und hofft auf die Gnade, dass der Edelmann über die Erscheinung hinwegsehe.

Für sich genommen wäre dieser Teil des Dialogs ja meine Lieblingsstelle:

»Wenn Sie vielleicht doch lieber so freundlich wären … Sie wissen schon … würden Sie … wenn Sie vielleicht das da …« – hierbei kreiste er mit der Hand auf Augenhöhe vor seinem Gesicht, nicht, ohne dabei die Lippen zu verziehen und den Kopf auf dem Halse ein wenig nach hinten zu recken, als wollte er Abstand von dem schaurigen Anblick gewinnen – »wenn Sie das wohl wieder verdecken würden, das wäre wirklich … ah, ja, schon viel besser, vielen Dank, danke vielmals. Nun … Wo waren wir … Ach ja, bitte, sprechen Sie weiter!«
Im Kontext finde ich das dann nur insofern zwiespältig, als es keine echte Motivation gibt, warum Dupert den Mann bitten sollte, die Augenklappe abzunehmen. Es sei denn, er möchte ihn bloßstellen, das passt zu ihm, aber dann wird er sich nicht wundern, wenn das Gesicht auch tatsächlich entstellt aussieht. Anders gesagt: Es bleibt so ein bisschen das Gefühl zurück, du habest Dupert den Mann bitten lassen, die Klappe abzunehmen, um dann diese schöne Passage unterbringen zu können. Das würde vielleicht aufgefangen, wenn einer von den Schatten ruft: „Er soll die Augenklappe abnehmen“, und Dupert geht darauf ein.

Hier kann ich mir gut eine Kürzung vorstellen:

Ich denke, es wird niemanden überraschen, wenn ich gestehe, dass mein Vortrag vollauf missglückte. Zu aufgebracht war ich von den Kränkungen, die mir im Laufe des Abends widerfahren waren, als dass ich meine Idee auf die ihr angemessene Weise hätte präsentieren können. Gaston Dupert ließ keine Gelegenheit aus, mich auf meine Unzulänglichkeiten hinzuweisen und sie im Beisein seiner Gesellschaft, seiner Schatten, wie ich sie insgeheim nannte, breitzutreten.
Wutschnaubend, mit Tränen der Entrüstung im Auge, machte ich mich letztendlich auf den Heimweg,
Die Kränkungen hat man an sich schon zur Genüge gesehen, da musst du nicht mehr drauf hinweisen. Kürzer fänd ich gut, also z.B. so:
„Mein Vortrag vor Gaston Dupert und seiner Gesellschaft, seinen Schatten, wie ich sie insgeheim nannte, missglückte vollauf. Wutschnaubend, mit Tränen der Entrüstung im Auge, machte ich mich auf den Heimweg, ohne etwas erreicht zu haben.“

Bei den Formalitäten:

In der Folge wurden die Formalitäten des Duells geregelt
könnte es insofern ein Problem geben, als der Edle die Forderung von einem solchen Wurm ja eigentlich niemals annehmen darf. Es ist dem Edelmann ja gar nicht möglich, den Tölpel zu beleidigen. Das setzte voraus, dass der niedere Mann überhaupt eine Ehre zu verlieren hätte. Allenfalls als Witz kann Dupert dieses Duell annehmen, aber dann wäre es schön, wenn er das auch zeigst - indem er irgendwelche lächerlichen Maskeraden oder Clownerien einbaut oder so.
Zum Beispiel: „Dupert wählte seinen Hofnarr zum Sekundanten, mir bot man die Köchin an. Ich wollte darauf verzichten, musste unter lautem Gejohle der Schatten aber schließlich zustimmen.“ Und dann hat die Köchin noch dazu irgendwelche Küchenutesilien zum Ersatz für bestimmte Dinge, die der Sekundant normalerweise bei sich trägt …

Die Ursache und Funktion der Pracht im Gutshaus:

die verwinkelten Gänge des Palastes und (…) die eindrucksvollen Kunstwerke (…), die Decken und Wände zierten.
erschließt sich mir nicht. Warum ist das wichtig?

Warum versteht der Ich diese Worte

»Il faut pardonner. Pardonner et pardonner«, seufzte er, und obwohl ich die Worte nicht verstand
nicht?? Man denkt, die Geschichte spiele in Frankreich (Dupert und so, auch, dass er nur Ländereien besitzt, aber kein Landesherr ist). Muss sie nicht, aber wenn der Ich diese Worte nicht versteht, dann kann er ja eigentlich keine Bildung haben. Was ist dann wohl von seiner Idee zu halten? (Und woher weiß er, dass sie neu ist, wenn er nicht die französischen Denker konsultiert hat? Zumindest das sollte er doch prüfen, bevor er sein ganzes Leben daran setzt.)

Der Erfolg dieser Worte:

»Ich ziehe meine Aufforderung zurück.«
zeigt natürlich die Stärke des Charakters. Möglich wäre auch, dass Dupert „einfällt“, dass er das Duell gar nicht durchführen darf, leider, leider, aber er bietet dem Mann großzügig an, ihn einfach so zu erschießen. Das hätte den Vorteil, die Formalität sozusagen eingeholt zu haben und vielleicht auch, den Charakter des Ich nicht zu sehr ins Heilige hinübergleiten zu lassen. Ans Verzeihen kann der trotzdem heftig denken.
Das ist so eine Idee. Du wirst es eh nicht ändern, weil das ein zu großer Eingriff wäre. Es ginge ja auch etwas verloren. Ich wollte es nur mal loswerden.

Dieser Vergleich:

Es roch nach verbranntem Fleisch, ja, fast genau wie das Wildschwein, das ich letzten Sommer zu dicht über dem Feuer gebraten hatte.
ist mir zu konkret. Da frage ich mich gleich: Hat er denn nur ein einziges Mal Fleisch zu dicht am Feuer gebraten? Mir gefiele es in dem Fall besser allgemeiner: „wie ein Wildschwein (oder auch das allgemeiner: Fleisch?), das man zu dicht über dem Feuer gebraten hatte“

So, das wär’s von mir. Sieht nach viel Kritik aus, sind aber, wie so oft, nur Kleinigkeiten.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Lani,

die Geschichte über den alten Mann, mit geheimnisvollen Fähigkeiten und der mysteriösen Idee habe ich wirklich verschlungen. Weil du überaus geschickt den Spannungsfaden aufrechterhältst – mit dem Zaubersatz am Anfang und bis zum Schluss. Die Konstruktion des Textes finde ich sehr stark.
Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch. Einerseits mag ich das Ende ohne Auflösung nicht. Ich meine, was soll das ganze Eiapopeia, wenn die Idee verschwiegen wird? Entweder fiel dem Autor keine zündende Idee für die Idee ein, tja, dann hat er nicht lange genug auf die Eingebung gewartet oder war zu feige seine Lösung zu präsentieren. Oder der Leser soll selbst drauf kommen. Dann bin ich zu blöd dafür.
Der zweite Punkt betrifft die Sprache. Klar, passt zu dem Text, lese ich aber mehr als Nachahmung von Schriftstellern aus vergangenen Jahrhunderten, und wird gleichzeitig nicht konsequent durchgehalten. (siehe Textbespiele).
Aber wie gesagt; die Sogwirkung steht für sich, diesen Effekt mochte ich sehr.

Textstellen:

Ich hatte eine Idee, die die Welt verändern sollte, aber keiner wollte sie hören.
wie gesagt: sehr neugierweckend, obwohl Konstrunktionen wie “die die“ und „hatte“ nicht gerade hübsch sind.

mit Ihrer so beeindruckend stilvollen Equipage reisen durfte! Hier bin ich also, hier bin ich!«
stilvoll, kommt später noch mal, passt nicht ganz zu dem Ton.

Eine Hand am Stock, die andere in die Luft gestreckt und mit gesenktem Haupt trat ich auf Gaston Dupert zu.
komische Position: Stock, Hand erhoben, gesenktes Haupt.

vielleicht wäre aus Ihnen dann nicht der Lappen geworden, der jetzt hier vor mir steht. Nun. Und wie Sie sich vielleicht denken können, verbietet meine Erziehung es mir, diese Angelegenheit, die von Ihnen ins Leben gerufen wurde, die also begonnen wurde, nicht zu dem Abschluss zu bringen, der ihr gebührt.
an sich eine eleganter Passage, wäre da nicht der „Lappen“

Jetzt, am Ende meines Lebens angekommen, kann ich mich endlich zurücklehnen und voller Vorfreude in die Zukunft blicken, kann die Früchte der Idee betrachten und Tag für Tag dabei zusehen, wie die Menschen sich wieder näherkommen.
klingt nett, aber furchtbar vage.

Liebe Sommergewitterblitzgrüße
Isegrims

 

Hallo erdbeerschorsch,

über deinen Besuch habe ich mich sehr gefreut, und die Fülle der Anmerkungen zeigt, dass du dich nicht nur im Vorbeigehen mit der Geschichte auseinandergesetzt hast - vielen Dank dafür :)

Wie schon gesagt, über deinen Besuch habe ich mich gefreut, über viele deiner Anmerkungen aber eher weniger - zumindest im Kontext dieses Forums, wo es (richtiger- und glücklicherweise) üblich ist, auf den Kommentar einzugehen.
Deinen Eindrücken zu folgen ist für mich nämlich sehr interessant, das Daraufeingehen beinahe unmöglich. Das Bekloppteste an der Sache ist, dass es mir nicht mal möglich, dir zu erklären, warum das so ist. Ich versuche es, tippe, lösche, tippe, lösche ... Es klappt nicht.

Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für ein bisschen (sehr) verschroben :shy: Es ist mir jedenfalls wichtig zu erwähnen, dass ich deinen Kommentar trotz meiner Unfähigkeit zu antworten sehr hilfreich finde, nur ... Es fühlt sich in vielerlei Hinsicht so an, als würdest du mit mir über Zahlen reden, ich verstehe die Zahlen auch, kann etwas mit ihnen anfangen, habe aber beim Einmalseins nicht aufgepasst und kann es dir deshalb nicht ... zurückzuzahlen.
Vermutlich liegt das auch einfach an meiner aktuellen Stimmung, die Wörter stecken fest, es dauert wohl wieder eine Weile, bis der Staudamm die Pforten öffnet. Und ganz sicher werden dann auch all deine Ratschläge, die in der Zwischenzeit verarbeitet wurden - in welcher Form auch immer - herausgeschossen kommen.

Na, vielen Dank jedenfalls, erdbeerschorsch, ich hoffe, du nimmst mir den kleinen Vogel im Schädel nicht übel :)

Hallo Isegrims,

Einerseits mag ich das Ende ohne Auflösung nicht. Ich meine, was soll das ganze Eiapopeia, wenn die Idee verschwiegen wird? Entweder fiel dem Autor keine zündende Idee für die Idee ein, tja, dann hat er nicht lange genug auf die Eingebung gewartet oder war zu feige seine Lösung zu präsentieren. Oder der Leser soll selbst drauf kommen. Dann bin ich zu blöd dafür.

Ja, das war auch einer der Punkte, die ich bei erdbeerschorsch nicht in Worte fassen konnte, da muss ich mir wohl einfach eingestehen, dass die "Gewichtung" für den Leser nicht so eindeutig ist wie für mich selbst. Denn für mich ist die Sache glasklar, ich könnte sie kaum deutlicher beschreiben.
Aber ja, ich kann durchaus nachvollziehen, wenn dir das zu vage erscheint.

Der zweite Punkt betrifft die Sprache. Klar, passt zu dem Text, lese ich aber mehr als Nachahmung von Schriftstellern aus vergangenen Jahrhunderten, und wird gleichzeitig nicht konsequent durchgehalten.

Auch das kann ich nachvollziehen, aber da ich diese Art der Sprache selbst unheimlich gerne lese, wollte ich mir diesen ... Komfort, mich in meiner eigenen Geschichte genauso wohlzufühlen, einfach mal gönnen.

Das Beste hab ich mir für den Schluss aufgehoben:

... die Geschichte über den alten Mann, mit geheimnisvollen Fähigkeiten und der mysteriösen Idee habe ich wirklich verschlungen. Weil du überaus geschickt den Spannungsfaden aufrechterhältst – mit dem Zaubersatz am Anfang und bis zum Schluss. Die Konstruktion des Textes finde ich sehr stark.

Das hat mich riesig gefreut und ist insofern eine wichtige Rückmeldung, weil ich mich beim Schreiben genauso gefühlt habe, ich habe die Geschichte quasi selbst verschlungen, während sie aufs Blatt geflossen ist. Toll zu erfahren, dass diese Sogwirkung auch bei dir als Leser ankommt und ich da wohl auf mein Gefühl vertrauen kann :shy:

Vielen Dank für deine Rückmeldung, Isegrims, und bis bald.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

deine letzten Antworten im Thread nehme ich als Freibrief, mich diesmal nicht auf die Satzebene hinunterzubegeben. Das kann ich momentan nicht leisten und dann ist das vielleicht für uns beide in Ordnung, wenn du dich auch mit einem Leseeindruck zufriedengibst.

Schilfbewachsene Teiche, die zum Träumen einluden

Hm, wer da wohl so alles träumt!? :Pfeif:

Also, deine Geschichte hat mich gut unterhalten. Die epische Gerechtigkeit in Form eines Blitzschlages, recht so.

Wie sehr man Sprecher durch fortlaufendes Unterbrechen des Redeflusses verunsichern kann. Jedes Mal wird auch der Denkfluss gestört. Ich habe neulich einen Podcast zu einem verwandten Thema gehört, es ging darum, inwieweit man Sprachlernende mitten im Satz korrigieren soll. Soll man natürlich nicht. Auch Muttersprachler denken während des Sprechens weiter, stricken Satzkonstruktionen während des Sprechens um, wodurch wider besseren Wissens grammatikalische Fehler entstehen. (Wer spricht schon druckreif?) Den Sprecher dabei zu unterbrechen, ist der perfekte Weg, seine Konzentration und sein Selbstbewusstsein zu unterminieren.

Na ja, und so finde ich den Gaston ziemlich garstig. Namensbedeutung: Der Fremde, hm. Ich glaube, ich bin noch nie einer sympathischen Romanfigur namens Gaston begegnet, die waren mir irgendwie immer alle unsympathisch. Auch mit seinem ständigen affektierten Gelache, hahaha. Das ist für mich übrigens am oberen Anschlag, mehr dürfte es nicht sein. Noch mehr davon und ich fänds nervig.

Ach komm, eine klitzekleine Stelle hab ich doch:

und obwohl ich die Worte nicht verstand, konnte ich in seinem Blick deutlich erkennen, was es bedeutete.

Hier läge mir auf der Zunge: „… was sie bedeuteten“ - sie, nämlich die Worte.

Und so beließ ich es bei einer Verbeugung und machte mich auf den Weg nach Hause.

Die Stelle mag ich sehr. Staubtrocken.
Einfach immer die Contenance wahren. Très bien.
Dasselbe mache ich jetzt auch, also: verbeugen und gehen. ;)

Liebe Grüße
Anne

 

Hallo Anne49,

deine letzten Antworten im Thread nehme ich als Freibrief, mich diesmal nicht auf die Satzebene hinunterzubegeben. Das kann ich momentan nicht leisten und dann ist das vielleicht für uns beide in Ordnung, wenn du dich auch mit einem Leseeindruck zufriedengibst.

Wunderbar, dass du die Schwingungen wahrgenommen hast und so rücksichtsvoll bist :shy: Aber bitte nicht falsch verstehen, natürlich bin ich auch interessiert an detaillierter Kritik, nur darauf zu antworten, das mag mir nicht immer gelingen.

Wie sehr man Sprecher durch fortlaufendes Unterbrechen des Redeflusses verunsichern kann. Jedes Mal wird auch der Denkfluss gestört. Ich habe neulich einen Podcast zu einem verwandten Thema gehört, es ging darum, inwieweit man Sprachlernende mitten im Satz korrigieren soll. Soll man natürlich nicht. Auch Muttersprachler denken während des Sprechens weiter, stricken Satzkonstruktionen während des Sprechens um, wodurch wider besseren Wissens grammatikalische Fehler entstehen. (Wer spricht schon druckreif?) Den Sprecher dabei zu unterbrechen, ist der perfekte Weg, seine Konzentration und sein Selbstbewusstsein zu unterminieren.

Ich habe mal gehört, dass so eine Unterbrechung automatisch den Herzschlag erhöht.
Und zu dem Fettmarkierten: Manchmal habe ich den Eindruck, dass meine Fähigkeit, flüssig zu sprechen, unter dem Schreiben leidet. Weil ich meine Sprache dadurch ganz anders wahrnehme, ich überlege mir schon bevor ich anfange zu sprechen den "perfekten Satz", und wenn einer mal nicht perfekt war, dann hänge ich beim nächsten noch mit Rotstift beim vorherigen, worunter dann wiederum nächste leidet :schiel:

Na ja, und so finde ich den Gaston ziemlich garstig. Namensbedeutung: Der Fremde, hm. Ich glaube, ich bin noch nie einer sympathischen Romanfigur namens Gaston begegnet, die waren mir irgendwie immer alle unsympathisch. Auch mit seinem ständigen affektierten Gelache, hahaha. Das ist für mich übrigens am oberen Anschlag, mehr dürfte es nicht sein. Noch mehr davon und ich fänds nervig.

Wusste ich gar nicht, dass Gaston "der Fremde ist, aber interessant - den Nachname habe ich nämlich bewusst gewählt, Gaston kam mir nur so in den Sinn, weil ... Wer heißt denn schon Gaston? Da kann ja nur ein Schmierlappen aus einem werden, wenn man so heißt. Freut mich jedenfalls, dass er seine Wirkung bei dir nicht verfehlt hat und dass das Lachen gerade noch im Rahmen blieb.

Hier läge mir auf der Zunge: „… was sie bedeuteten“ - sie, nämlich die Worte.

:thumbsup: Habe ich übernommen, merci

Dasselbe mache ich jetzt auch, also: verbeugen und gehen.

Dann tu ich dasselbe, aber nicht, ohne dir vorher noch mal fürs Vorbeischauen zu danken - danke!

Liebe Grüße,

Lani

 

Hi Lani,

lass dir nur durch eine vermeintliche Pflicht, detailliert auf meine Kommentare zu antworten, nicht die Freude verderben - die du ja daran hattest! Natürlich lese ich gerne lange Antworten, weil sie mich mehr unterhalten als kurze. Aber kurz ist deine ja nicht gewesen. Also: doppelt gut.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi erdbeerschorsch,

ich wage mich kaum, den Thread dafür noch mal hochzuholen, aber: Es freut und beruhigt mich, dass du die Sache so aufgenommen hast. Und danke, dass du es mich wissen lässt :shy:

Liebe Grüße,

Lani

 

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