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Mit der Einzigartigkeit eines Rosamunde Pilcher-Romans

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03.05.2017
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Mit der Einzigartigkeit eines Rosamunde Pilcher-Romans

„Ich möchte eine Geschichte über Liebe schreiben“, sage ich. „Eine, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.“
Jay beginnt zu lachen. „Nun, dann darf sie nicht von Liebe handeln.“
„Das wird aber ein bisschen schwierig, meinst du nicht?“
„Jana, hör mir zu: Liebe ist das meistgewählte Thema in Kurzgeschichten, Romanen, Gedichten, Songtexten … eigentlich der gesamten Kunst – es gibt ja auch noch Bilder und …“
„Okay, okay! Ich versteh schon, aber irgendetwas muss es doch geben.“ Ich habe mein konzentriertes Gesicht aufgesetzt, tippe nachdenklich meinen Bleistift auf den Schreibblock vor mir.
„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet? Du bist jung und naiv und hast keine Ahnung von Liebe.“ Jay sieht mich belustigt an, hält kurz in ihrem ständigen Umherschleichen vor meinem Fenster inne und verschränkt die Arme, um ihr Argument zu verstärken. Wofür habe ich sie eigentlich gerufen?
„Vielleicht ist das ja gerade mein Vorteil?“ Ich lehne mich zurück, um meinen trotzigen Blick besser zur Geltung kommen zu lassen.
„Bitte, dann schieß mal los: Welche Ideen hast du denn bisher?“
Ich schaue auf meinen Block. Bis auf die Punkte, die meine Nachdenklichkeit dort fabriziert haben, ist die Seite leer. Genau wie alle anderen Seiten danach. Jay folgt meinem Blick.
„Faszinierend! Wusste gar nicht, dass du die Brailleschrift beherrschst.“
„Ich will jedenfalls kein Mann-trifft-Frau-Mann-verliert-Frau-Gedöns mit klischeehaftem Ende.“ Ich sehe, wie sie zum Reden ansetzt, haue die Spitze meines Bleistifts mit Nachdruck auf das Papier. „Kein Person-trifft-Person-Person-verliert-Person-Gedöns mit klischeehaftem Ende! Geschlecht egal!“
Jay grinst. „Dann sind wir ja ein gutes Stück weiter.“
„Keine Kennenlerngeschichte also. Aber was, wenn das Paar sich schon länger kennt? Echte Liebe ist es doch erst, wenn sie sich schon bewiesen hat. Nicht so 'ne Flirterei und teenagerhaftes Übereinanderherfallen.“
„Gefällt mir. Du hast schon drei solcher Geschichten geschrieben.“
Der Stift fliegt weg und kullert quer über den Tisch. Musste ja irgendwann passieren.
„Wie wäre es mit einem besonderen Setting, in dem die Geschichte stattfindet?“ Ich nehme mir einen neuen Bleistift und drehe ihn langsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Jay sieht mich erwartungsvoll an.
„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte. Ein Künstler nutzt sie als Ruheort für Inspiration. Es gewittert und …“
„… eine regendurchnässte Frau klingelt an der Tür, weil ihr Auto den Geist aufgegeben hat und sie niemanden übers Handy erreichen kann. Er gibt ihr Tee und einen alten Pullover, beim Umziehen sieht er ihre halbnackte Gestalt und ist inspiriert, sie erzählen sich sentimentale Geschichten, während er sie zeichnet und am nächsten Morgen will sie am liebsten nicht mehr von ihm weg.“
Ich schweige und puhle am Radiergummiende des Stifts herum.
„Genauso begeistert werden die Leser auch reagieren.“
„Wochenendhütte ist aber gut“, sage ich.
„Und liegengebliebene Autos und hilfsbereite, unglaublich gutaussehende Männer. Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.“
„Okay, neues Setting: Es geht um einen Mann, der -“
„Wenn das jetzt wieder sowas Morbides wird …“
„Ich hab doch noch nicht mal was gesagt!“
„Ich wollt’s nur schon mal anmerken; früher oder später stirbt bei dir immer jemand.“
„Okay, erstens: Das stimmt nicht. Zweitens: Der Tod ist was ganz Natürliches und eignet sich super als Motiv.“
„Du wolltest über Liebe schreiben“, erinnert Jay mich.
„Danke, hätte ich beinahe vergessen.“ Wir schweigen. Mein Kopf war noch nie so leer. Selbst mein perforierter Block gibt ein inspirierenderes Bild ab als meine Gedanken. „Jetzt mach du doch auch mal einen Vorschlag!“
„Damit du ihn ablehnen kannst? Bestimmt nicht.“
„Ach ja, aber du bist ja so konstruktiv!“
„Zu deiner Erinnerung: Du warst der Ansicht, eine Marktlücke finden zu können. Ich hab dagegen gewettet. Ich bin also fein raus. Außerdem bist du die Autorin unter uns – oder ähnliches.“
„Aber du bist meine Kreativität, meine persönliche Kritikerin, ohne dich läuft hier gar nichts!“ Ich gestikuliere in großen Bewegungen über meinem leeren Block, um ihr den Ernst der Lage klarzumachen. Es sieht jedoch eher aus, als wollte ich die Buchstaben nun durch Magie heraufbeschwören.
Jay lässt den Versuch, ihr meine Wertschätzung ihrer Anwesenheit deutlich zu machen, unkommentiert.
„Zwei Kindheitsfreunde treffen sich nach langer Zeit wieder und merken langsam aber sicher, dass sie noch immer diese besondere Connection haben.“
„Was, sorry? Ich war kurz weggedöst.“
„Witzig“, sage ich trocken.
„Was ist mit Arbeitskollegen, die sich zunächst nicht leiden können, aber dann …“
Was Frauen wollen.
„Wie bitte?“
„Dieser Film mit Mel Gibson und Helen Hunt. Schon ewig alt. Wie die Story.“
„Und wenn sich zwei Fremde in so 'ner Art virtuellen Realität treffen? Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander, kennen sich in- und auswendig, ohne sich jemals tatsächlich getroffen zu haben.“
San Junipero-Folge aus Black Mirror.“
„Liebe als Resultat einer überstandenen Gefahrensituation?“
„Ach herrje, jetzt wird’s spezifisch. Zu sehen in so ziemlich jedem Action-Thriller.“
„Frustrierend“, seufze ich.
„Sag das mal Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher, die schreiben jeden Tag das Gleiche. Das ist Fließbandarbeit mit Buchstaben.“
„Wird trotzdem gelesen.“ Der Radiergummi ist abgepuhlt. Ich beginne, kleine Schnipsel von meinem leeren Block abzureißen und sie zwischen meinen Fingern zu klitzekleinen Röllchen zu formen. „Superhelden gehen immer“, stelle ich fast beiläufig fest.
„Als Comics. Und was ist aus deinem Vorsatz geworden, innovativ zu sein?“
„Geht doch anscheinend auch ohne.“
Jay setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber, sie hat ihre strenge Miene aufgesetzt und ist bereit zum Real-Talk. Ich weiß jetzt schon, dass sie gleich wieder aufstehen und weitertigern wird, möchte sie aber ungern darauf ansprechen. „Natürlich geht langweilige Kommerzscheiße. Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast ... Wenn du was zu sagen hast ...“
Ich lache. In meiner Magengegend spüre ich Hysterie aufkeimen. Die Lage ist schlimmer, als ich zunächst vermutet habe.
„Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht über Superhelden schreiben, sondern über Liebe.“
„Dann lass dich halt nicht ablenken!“
Während wir schweigen, erhebt Jay sich von ihrer kurzfristigen Sitzgelegenheit und geht zum Fenster, um rauszuschauen. Dort bietet sich ihr der vielleicht uninspirierendste Blick, den man sich vorstellen kann, aber sie scheint sich nicht daran zu stören.
„Schnee“, sage ich plötzlich.
Jay nickt beeindruckt. „Ein umfassendes Thema. Kann auch schnell zu einem fetten Wälzer ausarten. Und hat extrem viel mit Liebe zu tun.“
Ich schnipse die Röllchen über den Tisch. Sie landen in ganz unterschiedlichen Richtungen. Faszinierend.
„Meinst du, das wird hier heute noch mal was, oder ...“ Der Satz bleibt in der Luft schweben. Anders als das Papierröllchen, das ich gerade in Richtung des Fensters katapultiert habe. Es dotzt gegen Jays Schlüsselbein und kullert in ihren Ausschnitt. Das amüsiert mich.
„Jana!“, versucht Jay es erneut.
„Hm?“, mache ich.
„Ist unsere Unterhaltung zielführend oder musst du vielleicht mal was anderes machen?“
„Was denn zum Beispiel?“
„Putzen.“ Jay schnipst eines der Röllchen zu mir zurück. Es landet auf meiner Stirn, benutzt sie als Rutsche und bleibt in meiner Augenbraue hängen. „Ich muss jedenfalls noch was erledigen.“
„Danke für deine Hilfe!“, rufe ich Jay nach, als sie meine Wohnung verlässt; vielleicht ein bisschen zu ironisch, merke ich im Nachhinein.

Während ich die Schnipsel zusammenkehre, überlege ich, welche Themen sich wohl für eine neue Kurzgeschichte eignen würden. Vielleicht irgendwas mit Freundschaft oder so. Etwas, das die Welt noch nie gesehen hat.

 

Hallo erdbeerschorsch,

du hast da ja ne ganze Menge angesprochen und ich versuche mal, so strukturiert wie möglich darauf zu antworten.

Das klingt mir noch zu sehr wie so ein Stichwortgeber Dialog, eine sagt was, damit die andere passend darauf antworten kann. Eben wie ein Dialog, der unter der Oberfläche nur einen Teilnehmer hat: Die Autorin.
Du bist hier auf eine Fährte gekommen, die ich bisher in den Kommentaren ein wenig vermisst habe und zwar hat niemand hinterfragt, welche Bedeutung Jay genau hat. Im Grunde ist Jay nämlich die personifizierte innere Kritikerin, die beim Aufkeimen jeder kleinen Idee gleich reinquäkt, was für eine unoriginelle Scheiße das schon wieder ist. Deswegen ist sie so belehrend, deswegen tigert sie so rastlos rum und deswegen feuert sie alles, was Jana einfällt, direkt zu ihr zurück. Und damit kommt auch das von ernst offshore (auf deinen Kommentar gehe ich weiter unten nochmal genauer ein) wieder aufgegriffene Thema der Blockade mit rein. Diese wird nämlich so ausgedrückt, dass Janas Selbstzweifeln und das Hinterfragen des Sinns der kreativen Ideen zur Unfähigkeit führen, sich kreativ auszudrücken.
Sobald Jay weg ist und mit ihr auch die innere Kritikerin schweigt, fasst Jana eben eine Idee, mit der sie zufrieden ist und die sie nicht mehr hinterfragt, auch wenn sie genauso wenig originell ist wie die erste.

Mein eigentliches Dilemma ist jetzt, dass der Text diesen Gedanken offenbar nicht verständlich genug zur Schau getragen hat und ich habe seit gestern Abend sehr ausgiebig darüber nachgedacht, wie ich das verbessern könnte, aber es will mir nichts so richtig einfallen ...

So viel also dazu. Ich hoffe, das klärt alle Stellen, die du, erdbeerschorsch, diesbezüglich angesprochen hast.

„Nun, dann darf sie nicht von Liebe handeln.“
würde ich ihrer Großmutter abkaufen, aber nicht einem Mädel, das Jay heißt.
Nun, das Wort "nun" hat aufgrund der Medien, die ich konsumiere, eine große "Bedeutung" in meinem Sprachgebrauch und ist für mich mit dem Gebrauch von Ironie so ein bisschen verschmolzen. Da ich den Text von meinem eigenen "Leidensprozess" abgeleitet habe, sind die Dialoge sehr nah an meinem Sprachgebrauch. Für den kann ich leider nur bedingt etwas. :lol:

Thema nachdenklichkeitsfabrizierte Punkte und leere Seiten: Du hast recht. Ich überarbeite die Stellen nochmal.

„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte. Ein Künstler nutzt sie als Ruheort für Inspiration. Es gewittert und …“
Das schlägt Jay vor?!
Nein, das sagt Jana. Jay kritisiert ja nur, was später nochmal angesprochen wird: "Jetzt mach du doch auch mal einen Vorschlag!" Von Jay kommt die automatische Vervollständigung nach den drei Pünktchen. Und ja, diese Vervollständigung ist nicht ernst gemeint, sondern soll Jana deutlich machen, wie vorhersehbar das ist.

„Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht über Superhelden schreiben, sondern über Liebe.“
Ich dachte: Liebe unter Superhelden?
Tja, das ist halt so ne Sache: Sobald man ein riesen Thema wie Superhelden mit reinbringt, stellt das doch alles in den Hintergrund. Außerdem ist Jana durch die Diskussion inzwischen so unkonzentriert, dass sie kein Thema mehr richtig fassen kann. Jays Verweigerungshaltung hält schließlich Einzug in ihren Denkprozess.

Und damit möchte ich noch zum letzten Punkt kommen, der auch wieder von ernst offshore angesprochen wurde.

Ich denke eben, dass der Unterhaltungswert dieser Szene viel mit persönlichem Geschmack zu tun hat. Merke ja immer wieder selbst, dass viele Leute meinen Humor eigen finden, was jetzt aber keine Ausrede sein soll. Es war mal etwas, das ich ausprobieren wollte - Fun Fact: Der erste Kommentar von meiner Mutter, als ich ihr das geschickt habe, war, dass es nicht lustig ist. Deswegen habe ich es überhaupt hochgeladen, um zu sehen, wie Hobby-Autoren darauf reagieren.
Ich merke: recht unterschiedlich. :lol:
Es ist schon richtig, dass diese Szene inhaltlich nicht der ganz große Wurf ist, sondern eher den inneren Kampf einer kreativen Seele mit den Selbstzweifeln und der Problematik, dass man nichts findet, wie man sich kreativ ausleben könnte.

Ich danke euch jedenfalls ganz herzlich für eure wichtige Kritik und freue mich, dass ich durch meinen Schreibstil bzw. die Grundidee wenigstens partiell überzeugen konnte! :D

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo jane Retlow,

was mir ausgesprochen gut gefällt, was dir wirklich gelingt, ist der Plauderton, die sprachliche Luftigkeit, das Leichte, Heitere, das den Text durchpilchert. Inhaltlich, na ja, gibt’s nix, nix zu sagen, weil nix drin ist. Vielleicht willst du auf einer tieferen (möglicherweise von dior beabsichtigten Ebene) die Oberflächlichkeit der beiden Frauen zeigen, dann allerdings würde ich mir mehr Übertreibung wünschen.

Wie entsteht ein kreativer Prozess? Ich glaube, du bringst ein gutes Beispiel, wie man es sich schwer machen kann. Die Suche nach Neuem, nie Beschriebenem, eine Hammer-Liebesgeschichte, Rahmen ohne Inhalt, oh je, bei dieser Vorgehensweise verhindert man Ideen, Tiefe. Insgesamt freue ich mich auf deine weiteren Texte.


Textstellen:

Jay sieht mich belustigt an, hält kurz in ihrem ständigen Umherschleichen vor meinem Fenster inne und verschränkt die Arme, um ihr Argument zu verstärken.
super beobachtet, klasssiches show dont tell :Pfeif:

Ich lehne mich zurück, um meinen trotzigen Blick besser zur Geltung kommen zu lassen.
hier genauso

Ich nehme mir einen neuen Bleistift und drehe ihn langsam zwischen Daumen und Zeigefinger.
wär vielleicht besser direkt einzutippen. Bleistiftschreiben, haha :D

„Und liegengebliebene Autos und hilfsbereite, unglaublich gutaussehende Männer. Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.“
plastisch, plakativ, lustig. Warum nach keine ein Punkt?

„San Junipero-Folge aus Black Mirror.“
an sich gut, auf einen Film anzuspielen, aber wer kennt den hier?

„Natürlich geht langweilige Kommerzscheiße. Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast ... Wenn du was zu sagen hast ...“
mit solchen Gedankenspielen kriegst du natürlich automatisch ne Schreibblockade

„Ist unsere Unterhaltung zielführend oder musst du vielleicht mal was anderes machen?“
„Was denn zum Beispiel?“
„Putzen.“
:D

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

Vielen Dank für deinen Kommentar. "Durchpilchert" gefällt mir ausgesprochen gut, ich werde das in meinen Wortschatz mit aufnehmen, wenn du erlaubst. :D

Inhaltlich, na ja, gibt’s nix, nix zu sagen, weil nix drin ist.
So ganz kann ich dir da nicht zustimmen. Reduziert würde mir als Beschreibung einfallen, denn ein Thema hat die Unterhaltung ja schon. Nur eben nichts Tiefgehendes, weil Jana keinen Gedanken zu Ende führen kann, ohne ihn gleich darauf scheiße zu finden.

Warum nach keine ein Punkt?
Bereits unten erklärt: um den Lese-Rhythmus ein bisschen zu leiten und die Betonung vorzugeben. Beide Worte sollen mit Nachdruck betont werden.

an sich gut, auf einen Film anzuspielen, aber wer kennt den hier?
Ja, das mit den Referenzen ist immer riskant. In meinem Freundeskreis ist diese Serie aus Kurzfilmen bekannt und geschätzt. Wer mit Netflix noch keine Bekanntschaft gemacht hat, dem ist Black Mirror natürlich fremd, aber momentan ist es das bekannteste Beispiel, das mir eingefallen ist.

Insgesamt freue ich mich auf deine weiteren Texte.
Danke, das freut mich sehr! :) Und scheinbar konnte ich dich ja auch im Großen und Ganzen mit dieser kleinen Szene unterhalten, damit habe ich mein Ziel auch schon erreicht. Die tiefgründigen Themen hebe ich mir fürs nächste Mal auf, zwischendurch wollte ich auch mal was leicht genießbares schreiben. :Pfeif:

Liebe Grüße,

Jana

 

“All work and no play makes Jack a dull boy.”
Shining, St. King​

„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet? ...

Doch, doch, man kann schon auch in seichten Gewässern in Tiefen einsinken. Denn "Liebe" ist in all seinen schriftlichen Erscheinungen das am meisten missbrauchte Wort unserer Zeit, seitdem es selbst in Briefen an Sackgesichter das schon verlogene "sehr geehrte/r ..." zur Anrede ersetzt, da braucht es, wozu ich an sich neige, keines etymologischen Beitrages über den Bedeutungswandel, um schon die Lüge am Anfang oder in der Schlussnote eines schlichten Briefes zu finden,

"liebe" Jana,

in Deinem kleinen Werk über eine an sich sehr einsame Tätigkeit, dem literarischen Schreiben mitsamt gelegentlicher Blockade.
Schon das einleitende Zitat - gedankt sei's Jay - stößt zart darauf, dass es weniger um Literatur denn Geschäft geht (wie auch bei einem Jeff Koons in der bildenden Kunst etwa), einem Trend, dem ja auch alle Teilnehmer von Castingshows unterliegen - populär sein und wär's für fünf Minuten.

Schreiben ist eine einsame Tätigkeit (selbst wenn Freund, Schreibwerkstatt und Lektorat oder gar - wie hierorts - das teilnehmende Publikum "mit"arbeiten). Da kann man dann in Sachen Geschmack tatsächlich auf die Kochkunst zurückkommen, dass viele Köche den Brei verderben (können, keineswegs müssen).

Um auch so was anzusprechen - der einzige, der einer buchstäblichen Schreibwerkstatt vorstand und ca. 600 Romane auf diese Weise schreiben ließ und auch 150 Jahre später noch gelesen wird, ist der ältere Alexandre Dumas, von dem Le comte de Monte-Cristo/Der Graf von Monte Christo und vor allem die zwo Bände um die drei Musketiere und Zwanzig Jahre später nicht nur gelesen wird, sondern auch die Filmindustrie - [da taucht sogar auch noch die Eiserne Maske auf] beschäftigt und immer neue Auflagen erzwingt.) So kann denn ein einfacher, unterhaltsamer Text auch zu ausufernden Gedanken führen.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Friedrichard
Hallo Friedel,

vielen Dank, dass du deine Gedanken zu der Szene mit mir geteilt hast. Tatsächlich ist es ja so, dass hier der Wunsch, dem Publikum zu gefallen, zur kompletten Blockade führt. Vielleicht sollte so mancher sich das mal durch den Kopf gehen lassen. Nicht selten passiert es ja, dass ein Autor dem Niveau seines Debütromans nicht wieder entsprechen kann.

Es freut mich, dass dir der Text gefallen hat und ich wünsche einen entspannten Sonntag! :)

Liebe (ja, da ist es wieder, dieses Wort) Grüße,
Jana

 

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