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Mit der Einzigartigkeit eines Rosamunde Pilcher-Romans

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03.05.2017
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Mit der Einzigartigkeit eines Rosamunde Pilcher-Romans

„Ich möchte eine Geschichte über Liebe schreiben“, sage ich. „Eine, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.“
Jay beginnt zu lachen. „Nun, dann darf sie nicht von Liebe handeln.“
„Das wird aber ein bisschen schwierig, meinst du nicht?“
„Jana, hör mir zu: Liebe ist das meistgewählte Thema in Kurzgeschichten, Romanen, Gedichten, Songtexten … eigentlich der gesamten Kunst – es gibt ja auch noch Bilder und …“
„Okay, okay! Ich versteh schon, aber irgendetwas muss es doch geben.“ Ich habe mein konzentriertes Gesicht aufgesetzt, tippe nachdenklich meinen Bleistift auf den Schreibblock vor mir.
„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet? Du bist jung und naiv und hast keine Ahnung von Liebe.“ Jay sieht mich belustigt an, hält kurz in ihrem ständigen Umherschleichen vor meinem Fenster inne und verschränkt die Arme, um ihr Argument zu verstärken. Wofür habe ich sie eigentlich gerufen?
„Vielleicht ist das ja gerade mein Vorteil?“ Ich lehne mich zurück, um meinen trotzigen Blick besser zur Geltung kommen zu lassen.
„Bitte, dann schieß mal los: Welche Ideen hast du denn bisher?“
Ich schaue auf meinen Block. Bis auf die Punkte, die meine Nachdenklichkeit dort fabriziert haben, ist die Seite leer. Genau wie alle anderen Seiten danach. Jay folgt meinem Blick.
„Faszinierend! Wusste gar nicht, dass du die Brailleschrift beherrschst.“
„Ich will jedenfalls kein Mann-trifft-Frau-Mann-verliert-Frau-Gedöns mit klischeehaftem Ende.“ Ich sehe, wie sie zum Reden ansetzt, haue die Spitze meines Bleistifts mit Nachdruck auf das Papier. „Kein Person-trifft-Person-Person-verliert-Person-Gedöns mit klischeehaftem Ende! Geschlecht egal!“
Jay grinst. „Dann sind wir ja ein gutes Stück weiter.“
„Keine Kennenlerngeschichte also. Aber was, wenn das Paar sich schon länger kennt? Echte Liebe ist es doch erst, wenn sie sich schon bewiesen hat. Nicht so 'ne Flirterei und teenagerhaftes Übereinanderherfallen.“
„Gefällt mir. Du hast schon drei solcher Geschichten geschrieben.“
Der Stift fliegt weg und kullert quer über den Tisch. Musste ja irgendwann passieren.
„Wie wäre es mit einem besonderen Setting, in dem die Geschichte stattfindet?“ Ich nehme mir einen neuen Bleistift und drehe ihn langsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Jay sieht mich erwartungsvoll an.
„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte. Ein Künstler nutzt sie als Ruheort für Inspiration. Es gewittert und …“
„… eine regendurchnässte Frau klingelt an der Tür, weil ihr Auto den Geist aufgegeben hat und sie niemanden übers Handy erreichen kann. Er gibt ihr Tee und einen alten Pullover, beim Umziehen sieht er ihre halbnackte Gestalt und ist inspiriert, sie erzählen sich sentimentale Geschichten, während er sie zeichnet und am nächsten Morgen will sie am liebsten nicht mehr von ihm weg.“
Ich schweige und puhle am Radiergummiende des Stifts herum.
„Genauso begeistert werden die Leser auch reagieren.“
„Wochenendhütte ist aber gut“, sage ich.
„Und liegengebliebene Autos und hilfsbereite, unglaublich gutaussehende Männer. Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.“
„Okay, neues Setting: Es geht um einen Mann, der -“
„Wenn das jetzt wieder sowas Morbides wird …“
„Ich hab doch noch nicht mal was gesagt!“
„Ich wollt’s nur schon mal anmerken; früher oder später stirbt bei dir immer jemand.“
„Okay, erstens: Das stimmt nicht. Zweitens: Der Tod ist was ganz Natürliches und eignet sich super als Motiv.“
„Du wolltest über Liebe schreiben“, erinnert Jay mich.
„Danke, hätte ich beinahe vergessen.“ Wir schweigen. Mein Kopf war noch nie so leer. Selbst mein perforierter Block gibt ein inspirierenderes Bild ab als meine Gedanken. „Jetzt mach du doch auch mal einen Vorschlag!“
„Damit du ihn ablehnen kannst? Bestimmt nicht.“
„Ach ja, aber du bist ja so konstruktiv!“
„Zu deiner Erinnerung: Du warst der Ansicht, eine Marktlücke finden zu können. Ich hab dagegen gewettet. Ich bin also fein raus. Außerdem bist du die Autorin unter uns – oder ähnliches.“
„Aber du bist meine Kreativität, meine persönliche Kritikerin, ohne dich läuft hier gar nichts!“ Ich gestikuliere in großen Bewegungen über meinem leeren Block, um ihr den Ernst der Lage klarzumachen. Es sieht jedoch eher aus, als wollte ich die Buchstaben nun durch Magie heraufbeschwören.
Jay lässt den Versuch, ihr meine Wertschätzung ihrer Anwesenheit deutlich zu machen, unkommentiert.
„Zwei Kindheitsfreunde treffen sich nach langer Zeit wieder und merken langsam aber sicher, dass sie noch immer diese besondere Connection haben.“
„Was, sorry? Ich war kurz weggedöst.“
„Witzig“, sage ich trocken.
„Was ist mit Arbeitskollegen, die sich zunächst nicht leiden können, aber dann …“
Was Frauen wollen.
„Wie bitte?“
„Dieser Film mit Mel Gibson und Helen Hunt. Schon ewig alt. Wie die Story.“
„Und wenn sich zwei Fremde in so 'ner Art virtuellen Realität treffen? Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander, kennen sich in- und auswendig, ohne sich jemals tatsächlich getroffen zu haben.“
San Junipero-Folge aus Black Mirror.“
„Liebe als Resultat einer überstandenen Gefahrensituation?“
„Ach herrje, jetzt wird’s spezifisch. Zu sehen in so ziemlich jedem Action-Thriller.“
„Frustrierend“, seufze ich.
„Sag das mal Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher, die schreiben jeden Tag das Gleiche. Das ist Fließbandarbeit mit Buchstaben.“
„Wird trotzdem gelesen.“ Der Radiergummi ist abgepuhlt. Ich beginne, kleine Schnipsel von meinem leeren Block abzureißen und sie zwischen meinen Fingern zu klitzekleinen Röllchen zu formen. „Superhelden gehen immer“, stelle ich fast beiläufig fest.
„Als Comics. Und was ist aus deinem Vorsatz geworden, innovativ zu sein?“
„Geht doch anscheinend auch ohne.“
Jay setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber, sie hat ihre strenge Miene aufgesetzt und ist bereit zum Real-Talk. Ich weiß jetzt schon, dass sie gleich wieder aufstehen und weitertigern wird, möchte sie aber ungern darauf ansprechen. „Natürlich geht langweilige Kommerzscheiße. Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast ... Wenn du was zu sagen hast ...“
Ich lache. In meiner Magengegend spüre ich Hysterie aufkeimen. Die Lage ist schlimmer, als ich zunächst vermutet habe.
„Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht über Superhelden schreiben, sondern über Liebe.“
„Dann lass dich halt nicht ablenken!“
Während wir schweigen, erhebt Jay sich von ihrer kurzfristigen Sitzgelegenheit und geht zum Fenster, um rauszuschauen. Dort bietet sich ihr der vielleicht uninspirierendste Blick, den man sich vorstellen kann, aber sie scheint sich nicht daran zu stören.
„Schnee“, sage ich plötzlich.
Jay nickt beeindruckt. „Ein umfassendes Thema. Kann auch schnell zu einem fetten Wälzer ausarten. Und hat extrem viel mit Liebe zu tun.“
Ich schnipse die Röllchen über den Tisch. Sie landen in ganz unterschiedlichen Richtungen. Faszinierend.
„Meinst du, das wird hier heute noch mal was, oder ...“ Der Satz bleibt in der Luft schweben. Anders als das Papierröllchen, das ich gerade in Richtung des Fensters katapultiert habe. Es dotzt gegen Jays Schlüsselbein und kullert in ihren Ausschnitt. Das amüsiert mich.
„Jana!“, versucht Jay es erneut.
„Hm?“, mache ich.
„Ist unsere Unterhaltung zielführend oder musst du vielleicht mal was anderes machen?“
„Was denn zum Beispiel?“
„Putzen.“ Jay schnipst eines der Röllchen zu mir zurück. Es landet auf meiner Stirn, benutzt sie als Rutsche und bleibt in meiner Augenbraue hängen. „Ich muss jedenfalls noch was erledigen.“
„Danke für deine Hilfe!“, rufe ich Jay nach, als sie meine Wohnung verlässt; vielleicht ein bisschen zu ironisch, merke ich im Nachhinein.

Während ich die Schnipsel zusammenkehre, überlege ich, welche Themen sich wohl für eine neue Kurzgeschichte eignen würden. Vielleicht irgendwas mit Freundschaft oder so. Etwas, das die Welt noch nie gesehen hat.

 

Hi Jana!

Mir gefällt, wie flüssig und lebendig du schreiben kannst. Da ist es beinahe schon nebensächlich, "was" du eigentlich schreibst!;)

Das Gekabbel zwischen Jana und Jay (JJ) liest sich authentisch und angenehm. Ich hatte klare Bilder vor Augen und so kleine Details wie z.B. den Bleistift auf dem Block konnte ich deutlich sehen und hören. Sehr schön beschrieben.

Du bist jung und naiv und hast keine Ahnung von Liebe.“
Bitch!

„Faszinierend! Wusste gar nicht, dass du die Brailleschrift beherrschst.“
BITCH!!!

Ich sehe, wie sie zum Reden ansetzt, [...]
Oh Gott - eine Emanzen-Gleichberechtigungs-Bitch!!! Es wird immer besser!!!:D

Mein Kopf war noch nie so leer.
Vielleicht ein bisschen übertrieben - wie wärs statt dessen mit: "mein Kopf war so leer wie das Blatt Papier vor mir", sowas in der Art.

„Aber du bist meine Kreativität, meine persönliche Kritikerin, ohne dich läuft hier gar nichts!“
Wenn dem so sein sollte, dann Gnade dir Gott bei so einer Bitch(!), Herzchen!!:baddevil:
Aber trotzdem finde ich auch diese Stelle ein kleines bisschen too much!

Während ich die Schnipsel zusammenkehre,[...]
Sach ma, wie viele Blätter hat Jana denn während des kurzen Gesprächs da zerrupft? Hat sie den ganzen Block zersplattert oder was?!

So, Jana (ich stelle jetzt übrigens eine gewisse Namensähnlichkeit fest - "Ähnlichkeiten mit leben Personen sind rein zufällig und haben nichts ....") ich freue mich jedenfalls, dass dir eine derartige Schreibblockade bislang jedenfalls erspart geblieben ist, denn ich fand deine Story durchaus unterhaltsam - trotz Jay, der alten Bitch!!!:D

Grüße vom EISENMANN

P.S. Ach so - ich hätte für Jana eine Idee für einen Plot:

„Was Frauen wollen“
„San Junipero-Folge aus Black Mirror.“

Wie wärs damit: zwei Menschen lernen sich kennen und verabreden sich zu einem romantischen Date - und dann platzt einem während des Essens ein Monster aus dem Brustkorb.
"Alien"!!:rotfl:

 

Hallo Bas,

solange man mir keine Plagiatsvorwürfe macht, sind diese Zufälle noch völlig im Rahmen :D Bin gestern Abend auch über diese Geschichte gestolpert, aber da hatte ich meine eigene ja schon längst geschrieben.
Ist trotzdem ganz witzig ;)

eine kurzweilige Geschichte, die wahrscheinlich nicht noch tagelang nachhallen wird, aber mir für den Moment sehr viel Spaß bereitet hat.
Damit habe ich schon alles erreicht, was ich mit dieser Geschichte erreichen wollte und freue mich, dass sie diesen Effekt bei dir hatte.
Ich halte die Augen nach mehr von dir offen.
Das höre ich doch gern - du bist jederzeit herzlich willkommen! :)

Vielen Dank für das Lob und deinen Besuch.

Liebe Grüße,

Jana


Hallo Eisenmann,

Die Übertreibungen, die du angesprochen hast, waren durchaus beabsichtigt. Ich denke, wenn es um Ideenlosigkeit geht, haben viele Autoren sowas wie die "Männergrippe" und machen dann aus jeder Mücke einen Elefanten, während sie sich in ihre Situation hineinsteigern und es damit noch viel schlimmer machen. Ich werde es also erstmal so lassen, danke dir aber trotzdem für die Anmerkung.

Dein Plot-Vorschlag hört sich vielversprechend an - könnte was ganz Großes werden ;) :D

Vielen Dank für deinen Kommentar; hab mich riesig gefreut und er war auch SEHR unterhaltsam zu lesen :lol:

Liebe Grüße,

Jana

 

Hey Jana,

„Ich möchte eine Geschichte über Liebe schreiben“, sage ich. „Eine, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.“

Schon nach dem ersten Satz hab ich geschmunzelt.

Jay beginnt zu lachen. „Nun, dann darf sie nicht von Liebe handeln.“

Jay hat Recht, höre auf Jay!

„Kein Person-trifft-Person-Person-verliert-Person-Gedöns mit klischeehaftem Ende! Geschlecht egal!“

:)

„Wie wäre es mit einem besonderen Setting, in dem die Geschichte stattfindet?“
...
„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte.

Super! Das ist mal ganz was anderes. Mich nerven auch immer diese Schlösser in Schottland und diese Hütten in Kana... - :sealed:

„Sag das mal Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher, die schreiben jeden Tag das Gleiche. Das ist Fließbandarbeit mit Buchstaben.“

Fließbandarbeit mit Buchstaben gefällt mir ausgesprochen gut. Schönes Bild.

„... Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast... Wenn du was zu sagen hast...“

Leerzeichen zwischen Wort und ... = hast ...

Und genau hier musste ich lachen. Keine Ahnung wie viele Geschichten ich in den letzten Jahren hier über das Schreiben und Schreibblockaden gelesen habe. Etliche. Mir kommt so langsam der Verdacht - darüber schreibt man also, wenn man gerade nichts zu sagen hat :). Nee, Spaß. Oder so halb Spaß. Denn das findet sich ja nicht nur bei uns Laien hier, irgendwann schreiben die "Großen" auch alle übers Schreiben. Autoren als Protagonisten, gern genommen, weil, wenn man zu lang einsam und allein in seiner Waldhütte ... ;)

„Schnee“, sage ich plötzlich.
Jay nickt beeindruckt. „Ein umfassendes Thema. Kann auch schnell zu einem fetten Wälzer ausarten. Und hat extrem viel mit Liebe zu tun.“

Das mochte ich auch. Aber irgendwie geht mir langsam die Puste aus. Also entweder:
a) nimmt das hier bald mal ne Wendung
b) wird der Ton schärfer, die Satire härter
c) ist der Text bald zu Ende

Ah - Ende! Gut. Von mir aus auch schon gern einen Ticken früher. Das fasert für mein Empfinden ganz schön aus zum Ende hin, trotz schöner Sprache und feinen Ideen, weil sich da nichts mehr entwickelt. Es dreht sich so um sich selbst.

Trotzdem und "doch, ja!" mir hat der Text viel Freude bereitet. Ein netter, kleiner Snack für Zwischendurch, so 'ne Currywurst, bevor man in den nächsten Schuhladen geht - oder so. Muss auch mal sein. Und sich im Humor üben, kann auf gar keinen Fall schaden. Der ist nämlich viel schwerer als Drama. Gilt für Autoren und Schauspieler und Menschen im Allgemeinen.

Schönen Sonntag und lieben Gruß,
Fliege

 

Hallo Fliege, wie schön, dich hier zu sehen! :)

Fließbandarbeit mit Buchstaben gefällt mir ausgesprochen gut. Schönes Bild.
Danke dafür! :)

Leerzeichen zwischen Wort und ... = hast ...
Wird sofort korrigiert, danke für den Hinweis.

Und jaa, das Thema Pacing in dieser Geschichte ist ... ein Thema. Ich wollte die Geduld sowohl von Jay als auch vom Leser etwas dehnen, damit sich die Stimmung, die der Brainstorming-Prozess annimmt, überträgt. Strapazieren also, aber eben nicht überstrapazieren.
Ich denke, da muss ich nochmal schauen und abwägen - je nachdem, wie andere Kritiker sich dazu äußern. Die Stelle mit dem Schnee fand ich halt cool, weil sie den kompletten Zerfall jeglicher Konzentration bei (der natürlich rein fiktiven) Jana darstellt. Diese Stelle ist dann ja auch der Punkt, an dem Jays Geduldsfaden endgültig reißt.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich dich mit der kleinen Geschichte zum Lachen bringen konnte und bedanke mich ganz herzlich für deinen Kommentar. Hatte meinerseits viel Spaß, ihn zu lesen. :D

Ebenfalls einen schönen restlichen Sonntag und liebe Grüße,

Jana

 

Ich denke, da muss ich nochmal schauen und abwägen - je nachdem, wie andere Kritiker sich dazu äußern. Die Stelle mit dem Schnee fand ich halt cool, weil sie den kompletten Zerfall jeglicher Konzentration bei (der natürlich rein fiktiven) Jana darstellt.

Unbedingt abwarten. Und auf gar keinen Fall die Schneestelle killen! Never!

Musst ich präventiv hier noch unbedingt anfügen.

:bib: Fliege

 

Hallo Jana,

Das Wochenende scheint ja so mancher Schreibblockade Form zu geben. :D
Es ist sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich so ein Stau an Gedanken (oder aber auch Leere) aussehen kann. Wie bereits schon häufiger gesagt wurde liest sich der Dialog sehr lebendig, auch die länge finde ich völlig in Ordnung. Was mir allerdings besonders gefallen hat, ist, dass sie mich auf einige Ideen zur Ideenfindung gebracht (falls einigermaßen verständlich ist, was ich meine :D). Die heitere Leichtigkeit des Gespräch erlaubt es, nebenbei nachzudenken, was gerne mal auch den Leser auf eigene Ideen bringt.

Eine angenehme Kurzgeschichte, die sogar mich anregt, mal wieder einen Dialog zu schreiben, obwohl ich das für Gewöhnlich meide. :lol:

Mit freundlichsten Grüßen,
Vorcelin

 

Hallo Jana Retlow,

alleine der Titel bringt mich zum Schmunzeln. :)
Da muss ich doch mal näher hinsehen …

Ich versteh‘ schon
Wenn es auf e endet, ist ein Apostroph überflüssig, hab(e) ich hier gelernt.

Es geht um einen Mann, der -
Es geht um einen Mann, der …

„Wenn das jetzt wieder sowas Morbides wird(LEERZEICHEN)…“
Hast du öfter.

„Was Frauen wollen(PUNKT)“

Eine schöne, kleine Geschichte. Obwohl vielleicht ein oder zwei „Beispiele“ weniger auch nicht schlecht gewesen wäre.
Liest sich flüssig und ist unterhaltsam. :thumbsup:

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo Jana,

hat mir gefallen Deine Geschichte. Locker geschrieben. Lässt sich gut lesen.
Einen Plot zu finden, den es noch nicht gibt und dann noch zum Thema Liebe, ist wahrscheinlich eine Lebensaufgabe. Kein Wunder, dass man da mit dem Stift auf dem Papier rumklopft.
War jedenfalls sehr unterhaltsam.

Liebe Grüße,

Chai

 

Hallo Vorcelin,

freut mich, dass ich dich mit der Geschichte unterhalten konnte. Bin ja mal gespannt, was sich aus deinen Ideen, die da aufgekeimt sind, ergibt und wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung! :)

Eine angenehme Kurzgeschichte, die sogar mich anregt, mal wieder einen Dialog zu schreiben, obwohl ich das für Gewöhnlich meide.
Immer ran da! Nur Übung macht den Meister und Dialoge sind unglaublich wichtige Elemente eines Textes. Mit ihrer Qualität steht und fällt alles; glaub mir - ich weiß, wovon ich spreche :D

Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße,

Jana

Hallo GoMusic,

schön, dass du wieder vorbeigeschaut hast!

alleine der Titel bringt mich zum Schmunzeln.
Vielen Dank, das war der Plan ;)

Es geht um einen Mann, der -
Es geht um einen Mann, der …
Hatte ich zuerst auch so stehen, aber da sah es für mich so aus, als hätte (die völlig fiktive) Jana plötzlich die Motivation zum Weitersprechen bzw. ihren Gedankengang verloren. Ich wollte aber, dass man sofort erkennt, dass Jay sie mitten im Satz abwürgt.

„Wenn das jetzt wieder sowas Morbides wird(LEERZEICHEN)…“
Hast du öfter.
Eigentlich hab ich nach Flieges Kommentar alle entsprechenden Stellen korrigiert, bis auf die von dir genannte, die ich übersehen hatte. Da hast du vielleicht parallel noch die alte Fassung gelesen. Jetzt sollte ich aber alle erwischt haben - danke für den Hinweis!

Ich finde es unglaublich spannend, wie die Leute sich hier bezüglich der Länge und der Beispiele äußern - da geht es anscheinend jedem irgendwie anders. :lol:
Mein Argument, dass ich die Geduld von Jay und Leser strapazieren wollte, bleibt bestehen und damit auch erstmal alle im Text vorkommenden Beispiele. Bei der Gesamtlänge des Textes ist das zu verkraften, denke ich, da es ja kein Brocken ist, an dem man etliche Minuten lang sitzt und liest.

Besten Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße,

Jana

Hi Chai (sorry, konnte nicht widerstehen :lol:)

Herzlichen Dank für das Lob und deinen Besuch!

Liebe Grüße,

Jana

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jana-Retlow,

Der Titel hat mich gleich angesprochen :-)

Jay sieht mich belustigt an, hält kurz in ihrem ständigen Umherschleichen vor meinem Fenster inne und verschränkt die Arme, um ihr Argument zu verstärken. Wofür habe ich sie eigentlich gerufen?

Bis hierher fand ich das schon mal sehr schön ge- und beschrieben. Man bekommt eine Ahnung, worum es geht und die Dialoge nebst Gedanken der Prota lassen Bilder im Kopf entstehen. Auch die Charaktere beider Figuren beginnen sich zu entwickeln.

„Faszinierend! Wusste gar nicht, dass du die Brailleschrift beherrschst.“

wie schlagfertig :-)

Nicht so `ne Flirterei und teenagerhaftes Übereinanderherfallen.

Bin nicht sicher, ob das Apostroph hier stimmt. Ich hätte das ´ne genommen. Kommt unten noch mal vor.

Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.

Das ist Absicht, oder? Der Punkt zwischen Keine und Pornos?

„Okay, neues Setting: Es geht um einen Mann, der -“

Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen – wie im nächsten Satz auch.

„Ich wollt’s nur schonmal anmerken; früher oder später stirbt bei dir immer jemand.“

Duden empfiehlt, es auseinander zu schreiben. Fände ich hier auch besser, 'wegen noch nicht mal was gesagt' im Satz davor.

„Was, sorry? Ich war kurz weggedöst.“
„Witzig“, sage ich trocken.

Davon hat´s mehr Stellen im Text. Gefällt mir gut, dieser trockene Humor. Apropros: 'trocken' könnte daher weg.

„Was ist mit Arbeitskollegen, die sich zunächst nicht leiden können, aber dann…“

Da gehört ein Leerzeichen vor das erste Pünktchen.

„Natürlich geht langweilige Kommerzscheiße. Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast ... Wenn du was zu sagen hast ...“

Irgendwie habe ich es mit deinen Pünktchen :-) Hier finde ich sie unpassend. Ein Gedankenstrich wäre mMn besser geeignet:
Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast – wenn du was zu sagen hast.“

„Meinst du, das wird hier heute nochmal was, oder ...“

Keine Sorge, nicht schon wieder wegen der Pünktchen: noch mal

Es dotzt gegen Jays Schlüsselbein und kullert in ihren Ausschnitt.

fantastisch, dotzt – das habe ich seit hundert Jahren nicht mehr gehört.

Vielleicht irgendwas mit Freundschaft oder so. Etwas, das die Welt noch nie gesehen hat.

Schön, wie du das am Anfang Gesagte hier wieder aufnimmst.

Hat mir gut gefallen, Jana. Ich persönlich mag es zwar nicht, wenn Geschichten gleich mit einem Dialog beginnen. Zumindest ein kurzer, knapper Satz würde ich dem immer voranstellen. Hat mich hier aber nicht gestört. Ich sehe den Text nicht als eine Geschichte, auch wenn es einen Konflikt gibt, den man versucht aus der Welt zu räumen. Ich könnte mir diese Szene aber in etwas Größerem vorstellen. Ich hab´s gerne gelesen und wenn ich das jetzt mal revue passieren lasse, vergleiche ich ihn mit einem Theaterstück – in denen spielt sich das Geschehen auch oft an einem Tisch ab.

Lieber Gruß
Tintenfass

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Damit hattest du mich schon mal eingefangen und dann gings auch gleich los, ohne Geplänkel
(sorry Tintenfass) direkt in medias res, passt.

Hilf mir mal auf die Sprünge @dotslash

 

Mir gefällt der diametral gesetzte Titel sau gut!
Damit hattest du mich schon mal eingefangen und dann gings auch gleich los, ohne Geplänkel
(sorry Tintenfass) direkt in medias res, passt.
Der Dialog ist stimmig, die wenigen Begleitsätze runden das Ganze gut ab. Verträumte Autorin bittet BFF-Muse um Rat, träumt vom gaaanz Grossen und wird durch Jay durch stimmige Beispiele jeweils zurück auf den Boden geholt. Mir gefällt, wie du den Humor setzt, ohne den Zweihänder zu bemühen. Keine Schenkelklopfer, sondern verschmitzte Lacher.

Und aprospos Schreibblockade bei den Grossen

„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte. Ein Künstler nutzt sie als Ruheort für Inspiration. Es gewittert und …“
S.K. - Vier nach Mitternacht: Das geheime Fenster, der geheime Garten. :lol:

Die Stelle mit der "Jetzt-ist-aber-gut-für-heute"-Wendung fand ich ein gelungenes Beispiel, wie du dem Gedankengang des Lesers vertraust:

Während wir schweigen, erhebt Jay sich von ihrer kurzfristigen Sitzgelegenheit und geht zum Fenster, um rauszuschauen. Dort bietet sich ihr der vielleicht uninspirierendste Blick, den man sich vorstellen kann, aber sie scheint sich nicht daran zu stören.
Ich stellte mir gerade vor, was Jay da so an grauer Einöde betrachtet, ja wenn da wenigstens was rumfliegen würde oder so, und da kommt Jana mit
„Schnee“, sage ich plötzlich.
Genau. Finde ich sehr schön gemacht.

Und eben, am Ende der wiederverwendetet Gedankengang vom Anfang - nun aber eben zu dieser eben gelesenen Geschichte, das ist hübsch geworden.

Hab mich gut unterhalten, und ja, es ist nicht das, was die Welt noch nie gesehen hat, aber doch eine der besseren Schreibblockadendingers, denen ich bisher begegnet bin.

Liebe Grüsse,
dot

 

Guten Morgen Tintenfass,

wie schön, dass es dich hierher verschlagen hat und noch schöner, dass du offenbar Spaß an dem kleinen Dialog hattest.

Die Sache mit den Apostrophen und das (hoffentlich letzte) Leerzeichen vor meinen geliebten drei Pünktchen habe ich korrigiert, genau wie "schon mal" und "noch mal". Vielen Dank an der Stelle für den Hinweis!

Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.
Das ist Absicht, oder? Der Punkt zwischen Keine und Pornos?
Volle. Absicht. ;)

„Okay, neues Setting: Es geht um einen Mann, der -“
Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen – wie im nächsten Satz auch.
Wurde schon mal kritisiert, aber jetzt hab ich mir die Zeit mal genommen und recherchiert und siehe da: anscheinend gibt es noch andere Autoren, die die Situation genauso gelöst haben. Ich wollte, dass das Abgewürgt werden deutlich wird. Mit Pünktchen hätte es so ausgefranst angemutet, eben als hätte Jana von selbst aufgehört zu reden.

Gefällt mir gut, dieser trockene Humor. Apropros: 'trocken' könnte daher weg.
Erstens natürlich: Dankeschön! :)
Zweitens: Hier auf dieser Plattform, umgeben von Autoren, ist das 'trocken' wahrscheinlich nicht nötig, da hast du recht. Aber ich habe den Text auch Nicht-Autoren gezeigt, die mit der Art von Humor etwas überfordert waren. Diese Stelle sollte ihnen ein bisschen helfen. Außerdem fand ich es mal eine Abwechslung zum ständigen einsilbigen "sagte"/ "fragte".

Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast – wenn du was zu sagen hast.
An dieser Stelle möchte ich doch meine Pünktchen verteidigen. Jay ist irgendwie fast schon in einer inspirierenden Rede gelandet, sagt: "Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast", dann fällt ihr jedoch auf, dass Jana gerade überhaupt nicht viel zu sagen hat und setzt mitten im Satz neu an, um ihn in diesem stichelnden Ton anders weiterzuführen: "Wenn du was zu sagen hast“ und lässt ihn dann so ausklingen, um die Aussage für Jana deutlich zu machen. Die Pünktchen am Ende sind quasi ein stummes: "Was gerade nicht der Fall ist, wie du vielleicht - hoffentlich - bemerkst!"

fantastisch, dotzt – das habe ich seit hundert Jahren nicht mehr gehört.
Ein wundervolles Wort, nicht wahr? Und nur so selten wirklich sinnvoll einzusetzen ... Eine Schande! :lol:

Als Theaterstück würde es sich bestimmt gut machen, da stimme ich dir definitiv zu! Schön bissig und mit VIEEEL Sarkasmus. :D

Danke dir vielmals für diesen konstruktiven, netten Kommentar!

Liebe Grüße,

Jana


Guten Morgen dotslash,

ich glaube, wir hatten hier noch nicht die Ehre. Ich freue mich über deinen Besuch und den tollen Kommentar! :)

Mir gefällt der diametral gesetzte Titel sau gut!
Dankeschön!

Mir gefällt, wie du den Humor setzt, ohne den Zweihänder zu bemühen. Keine Schenkelklopfer, sondern verschmitzte Lacher.
Genau so soll es sein. Wenn die beiden sich mit irgendwelchen effektheischenden Flachwitzen bewerfen würden, ginge ja die Natürlichkeit der Szene flöten. Es würde einfach wie ein extrem auf Lacher abgestellter Sketch wirken.

Besonders schön finde ich, was du über die Gedankenparallelen zwischen Leser und den beiden Mädels geschrieben hast, denn das bestätigt meine Intention. Ist immer eins der größten Komplimente für mich, wenn ich merke, dass meine Worte selbsterklärend bestimmte Effekte bei den Lesern erzielen.

Hab mich gut unterhalten, und ja, es ist nicht das, was die Welt noch nie gesehen hat, aber doch eine der besseren Schreibblockadendingers, denen ich bisher begegnet bin.
Wow, damit bin ich mehr als zufrieden und fühle mich geehrt! :)

Vielen Dank für deinen Kommentar! Er hat mir noch mal eine reflektiertere Sicht auf diesen Text bereitet.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo Jana Retlow,


ich schließe mich gerne an - deine Miniatur hat mir auch gut gefallen. Klar, du triffst hier im Forum natürlich auch die perfekte Leserschaft dafür an, aber ja, ich glaube, auch bei Nicht-Schreibern kann dein Text kurzweilig unterhalten.

Ich habe mein konzentriertes Gesicht aufgesetzt, tippe nachdenklich meinen Bleistift auf den Schreibblock vor mir.
So was finde ich immer problematisch - habe mein konzentriertes Gesicht aufgesetzt. Das erzeugt einfach kein Bild, im Gegensatz zum Bleistift auf Papier (das ist gut!). Wie sieht denn ihr konzentriertes Gesicht aus?
In einem Drehbuch geht das - die Arbeit übernimmt dann eben der Schauspieler -, in einem literarischen Text mMn nicht. Da ist der Autor gefragt.

„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet?
Die Marktlücke gefällt mir hier nicht. Ich finde es beinahe schade, dass ein Bezug zur Wirtschaft hergestellt wird. Die durchdringt ohnehin schon viel zu viel :).

„Vielleicht ist das ja gerade mein Vorteil?“ Ich lehne mich zurück, um meinen trotzigen Blick besser zur Geltung kommen zu lassen.
Du kannst dir schon denken, was mich stört. Wie sieht der trotzige Blick nun aus?
Geht kaum, beim Ich-Erzähler. Außenansicht ist da schier nicht drin.
Kannst du versuchen oder gleich bleiben lassen, so wirst du wohl kaum ein Bild erzeugen können. Ich glaube auch nicht, dass Leser projizieren/ extrapolieren, die überlesen so was einfach.
Streich das am besten, dann hast du auch den Doppler draußen (Jay folgt meinem Blick.) ;).

Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.
Ich glaube, du hast oben schon geschrieben, dass du den Punkt dazwischen haben möchtest.
Ich blieb jedenfalls kurz hängen.

Jay setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber, sie hat ihre strenge Miene aufgesetzt und ist bereit zum Real-Talk.
Ich wiederhole mich, ich weiß. Aber wieso schreibst du das nicht aus? Ist halt eher eine Regieanweisung: "Strenge Miene jetzt!"


Genug gemeckert, mehr finde ich auch nicht.
Hat jedenfalls Spaß gemacht, dem Dialog zu folgen, da sind viele witzige Dinge und Details mit drin. Ich hab' mich wirklich gut unterhalten gefühlt.


Danke fürs Hochladen!


hell

 

Hallo hell,

vielen Dank für deine Kritik! Wichtige Punkte, die du da genannt hast.

Mein generalistischer Ansatz, die Gesichtsausdrücke zu benennen (nicht beschreiben, wie du erkannt hast), hat vor allem Gründe.
1. Hätte es im Tempo des Textes jedes Mal unglaublich unsanft auf die Bremse getreten und vielleicht sogar den einen oder anderen Leser gelangweilt, denn
2. haben wir Menschen die wunderbare Fähigkeit, Emotionen selbst minimalistisch dargestellt zu erkennen. Wir alle haben schon trotzige oder konzentrierte oder Real-Talk Gesichter gesehen. Ich traue meinen Lesern durchaus zu, den kurzen Vermerk in die Szene mit aufzunehmen - ich hatte nicht das Gefühl, jemandem etwas vorkauen zu müssen.

Natürlich hätte man da bestimmt noch irgendwelche witzigen Beschreibungen einbauen können, aber das hätte die Sache wahrscheinlich leicht albern gemacht. Sachliche Beschreibungen hätten die Flippigkeit geraubt. Kurzum: Die Gesichtsmuskulatur der beiden war einfach nicht mein Hauptaugenmerk.

„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet?
Die Marktlücke gefällt mir hier nicht. Ich finde es beinahe schade, dass ein Bezug zur Wirtschaft hergestellt wird. Die durchdringt ohnehin schon viel zu viel
Tjaa, der Titel deutet es an und im Gespräch wird es immer wieder aufgegriffen: was gibt es bereits in der literarischen Welt, was ist noch originell und was verkauft sich?
Kurz habe ich überlegt, dem Text das Tag "Satire" hinzuzufügen, da er an einigen Stellen Kritik an der Produktion so mancher Werke übt - auf eine ironische oder sarkastische, bissige Art und Weise.
Der Ausdruck "Marktlücke" ist hier auch wieder so ein Beispiel.
Letzten Endes ist es jedoch auch, wie ich jedenfalls finde, der wahrste und passendste Begriff. Er greift zum ersten Mal eins der späteren Hauptthemen auf.

Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.
Ich glaube, du hast oben schon geschrieben, dass du den Punkt dazwischen haben möchtest.
Ich blieb jedenfalls kurz hängen.
Meine umstrittene oder zumindest hinterfragte Art, einen bestimmten Leseduktus, eine bestimmte Weise der Betonung zu erzwingen - ich mag diese Schreibweise so und finde es in Ordnung und sogar gut, dass sie heraussticht.

Freut mich, dass du dich gut unterhalten hast! Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich mich aus jedem deiner Kritikpunkte herausargumentiert habe. :lol: Es war trotzdem gut und hilfreich von dir, diese Sachen anzusprechen - hat mich noch mal zum Nachdenken über die eine oder andere textliche Entscheidung gezwungen. :D

Einen schönen Abend wünsche ich dir!

Jana

 

Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich mich aus jedem deiner Kritikpunkte herausargumentiert habe.
I wo! Weshalb sollte ich? Ist ja dein Text, und ich kann/ will nicht mehr, als eine subjektive Lesermeinung mitzuteilen.

Gruß

hell

 

Hallo @Jana-Retlow,

ich habe mich neulich so über die Bemerkung von dotslash geärgert, dass ich dein Antwortschreiben nicht richtig würdigen konnte.

Gefällt mir gut, dieser trockene Humor. Apropros: 'trocken' könnte daher weg.
Erstens natürlich: Dankeschön!
Zweitens: Hier auf dieser Plattform, umgeben von Autoren, ist das 'trocken' wahrscheinlich nicht nötig, da hast du recht. Aber ich habe den Text auch Nicht-Autoren gezeigt, die mit der Art von Humor etwas überfordert waren. Diese Stelle sollte ihnen ein bisschen helfen. Außerdem fand ich es mal eine Abwechslung zum ständigen einsilbigen "sagte"/ "fragte".

Man kann das also trennen und für das Forum anders schreiben als für Nicht-Autoren? Mal ungeachtet dessen, ob die Leser mit einer Art von Humor umgehen können oder nicht.
Ich finde ja schon, dass es hier extrem streng zugeht, was aber nur zu unser aller Vorteil ist. Mir ist nur nicht klar, wann schreibt man so, und wann so? Vor einigen Tagen habe ich einen Mini-Kriminalroman gelesen von dem ich dachte, der Autor wäre mal lieber zu den Wortkrieger gekommen. Und das ist oft so. Wenn man dann bedenkt, dass die Leute damit Geld machen … Hm.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

eigentlich möchte ich mich da raushalten, aber weil es hier in diesem Thread steht, äußere ich mich doch mal dazu: Ich habe die Bemerkung von dotslash als augenzwinkernd gelesen und bin überrascht, dass es dich tatsächlich so getroffen hat. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier einfach grundlose Bösartigkeiten von sich gibt (zumal du ja auch überhaupt kein "Geplänkel" vorneweg geschoben hast).
Aber genug dazu.

Man kann das also trennen und für das Forum anders schreiben als für Nicht-Autoren?
Ich glaube schon, dass Schreibbegeisterte diesen Text und seinen Humor besser verstehen können als Leute, die früher - und selbst das nur murrend - höchstens mal was als Hausaufgabe für den Deutschunterricht geschrieben haben.
Unsere Aufgabe ist es doch, die Texte möglichst so zu gestalten, dass ein breites Spektrum an Lesern Spaß daran haben kann bzw. emotional erreicht wird. Und da füge ich halt lieber ein paar unterstützende Beschreibungen mehr ein, die zum besseren Verständnis des Tonfalls und der Gesprächsatmosphäre dienen.
Das soll keine intellektuelle oder soziokulturelle Anbiederung sein, sondern zum stimmigen Gesamtbild verhelfen. Mit der Art der Rede habe ich es hier deswegen auch genauer genommen als mit den generell gehaltenen Gesichtsausdrücken, was ja hell unten angesprochen hat, weil ich die Kommunikationsweise der beiden als Schlüssel zum Verständnis der Szene sehe.

Vor einigen Tagen habe ich einen Mini-Kriminalroman gelesen von dem ich dachte, der Autor wäre mal lieber zu den Wortkrieger gekommen.
Für solche Fälle gibt es ja zum Glück die Literaturkritiker. Ich amüsiere mich in den letzten Tagen köstlich über Aufzeichnungen des Literarischen Quartetts. Es ist immer wieder ein Genuss! :lol:

Vielen Dank jedenfalls für deine Nachfrage. Ich finde, du hast da ein wichtiges Element des Geschichtenerzählens angesprochen; sicher ist, dass es zu solchen Fragen, was notwendig ist und was gedacht werden kann, viele verschiedene Meinungen existieren. Ein Austausch ist da immer hilfreich und notwendig.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hi Jana Retlow,

ich finde diese Geschichte viel weniger stimmungsvoll als die schöne andere, die ich von dir kommentiert habe. Liegt natürlich auch am Inhalt und am Setting. Ich finde aber diesen Dialog hier vor allem stilistisch insgesamt recht trocken, auch wenn er an sich immer wieder ganz witzig ist. Das klingt mir noch zu sehr wie so ein Stichwortgeber Dialog, eine sagt was, damit die andere passend darauf antworten kann. Eben wie ein Dialog, der unter der Oberfläche nur einen Teilnehmer hat: Die Autorin.

„Ich möchte eine Geschichte über Liebe schreiben“, sage ich. „Eine, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.“
Find ich als Einstieg ok. Aber die Antwort:
„Nun, dann darf sie nicht von Liebe handeln.“
würde ich ihrer Großmutter abkaufen, aber nicht einem Mädel, das Jay heißt.
„Das wird aber ein bisschen schwierig, meinst du nicht?“
Ja eben, sagt sie doch das das schwierig wird. Es ist aber ohnehin schon schwierig, überhaupt eine Geschichte zu schreiben, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Ich verstehe schon was du meinst: Schwierig ist es, eine Geschichte über Liebe zu schreiben, die nicht von Liebe handelt. Da das aber schon die dritte Schwierigkeit ist (1. die die Welt noch nie gesehen hat 2. auch noch über Liebe 3. Über Liebe und noch über Liebe), finde ich es nicht so schön, dass ich die Zuordnung - was davon meint sie mit "ein bisschen schwierig" - selbst rekonstruieren muss.

„Jana, hör mir zu: Liebe ist das meistgewählte Thema in Kurzgeschichten, Romanen, Gedichten, Songtexten … eigentlich der gesamten Kunst – es gibt ja auch noch Bilder und …“
Klingt mir einfach zu belehrend, wie Jay redet.

„Und wenn schon – wie willst gerade du diejenige sein, die diese Marktlücke findet?
Die Marktlücke hätte ich unbedingt auch kritisieren wollen. Jetzt hat hell das schon getan, trotzdem unterstütze ich ihn dabei nochmal. Sie will doch etwas Einzigartiges schreiben, etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat. Eine Marktlücke ist in meinen Auge etwas ganz anderes. Die kann gut und gerne durch eine Neuauflage von Gewohntem gefüllt werden. Und das Füllmaterial sollte in den meisten Fällen sogar ganz bestimmt nicht allzu ungewöhnlich sein, sonst ist das Risiko unkalkulierbar, ob das Produkt jemand kauft. Die Marktlücke hängt mit dem aktuellen Bedarf zusammen und dabei hat der Markt nicht unbedingt ein langes Gedächtnis. (Jetzt rede ich hier, als würde ich mich mit Märkten auskennen, dabei habe ich nie etwas lim engeren Sinn verkauft ... )

Du bist jung und naiv und hast keine Ahnung von Liebe.“
Würde sie wenigstens "wir" sagen, tönte das sicher weniger großmütterlich.

Bis auf die Punkte, die meine Nachdenklichkeit dort fabriziert haben,
Ich erinnere mich nicht, dass ich das beim ersten Lesen uneindeutig fand, jetzt bin ich aber kurz gestolpert: Die Punkte - das könnten auch Ideen sein, also im Sinne von: Sie hat sich einige Punkte notiert.

Genau wie alle anderen Seiten danach.
Braucht's eigentlich nicht. Wenn die erste Seite leer ist, wird man sicher automatisch davon ausgehen, dass der Rest auch leer ist.

„Keine Kennenlerngeschichte also.
Hab ich mich übrigens schon öfter gefragt: Warum sind Liebesgeschichten eigentlich mit dem Zusammenkommen zu Ende? Wahrscheinlich liegt es darin, dass Geschichten von Veränderung leben. Aber es gibt natürlich Geschichten über Veränderungen und er Liebe, und, wie wir wissen, sogar drei von der Protagonistin :)

„Wie wäre es mit einem besonderen Setting, in dem die Geschichte stattfindet?“
Tja, tolle Sache, aber "besonders" ist natürlich nicht viel weniger allgemein als "einzigartig" ... Wie soll man so weiterkommen?

„Eine Hütte im Wald – eine Wochenendhütte. Ein Künstler nutzt sie als Ruheort für Inspiration. Es gewittert und …“
Das schlägt Jay vor?!

„Und liegengebliebene Autos und hilfsbereite, unglaublich gutaussehende Männer. Und Orte, an denen Stroh rumliegt. Jana, du willst über Liebe schreiben. Keine. Pornos.“
Also war der Vorschlag ein Witz. Oder kam das gar nicht von Jay?


„Okay, erstens: Das stimmt nicht. Zweitens: Der Tod ist was ganz Natürliches und eignet sich super als Motiv.“
„Du wolltest über Liebe schreiben“, erinnert Jay mich.
Das find ich jetzt mal witzig, da klingt die Schlagfertigkeit authentisch.

„Danke, hätte ich beinahe vergessen."
Da wieder eher nicht so ...

„Was ist mit Arbeitskollegen, die sich zunächst nicht leiden können, aber dann …“
Ich weiß nicht, aber ich kann dieser Methode, wie die beiden das Problem angehen, nicht so viel abgewinnen. So ein grundsätzliches Thema ist a schön und gut, aber kommt es nicht darauf an, was man draus macht? So kann man natürlich alles als schon hundertmal dagewesen in die Tonne werfen.

„Liebe als Resultat einer überstandenen Gefahrensituation?“
„Ach herrje, jetzt wird’s spezifisch.
Wär mal an der Zeit, aber:
Zu sehen in so ziemlich jedem Action-Thriller.“[/QUOTE]Spätestes hier hätte ich die Muse zum Teufel gejagt. Mit ihren blöden Kommentaren garantiert sie ja, dass die arme Autorin niemals spezifisch werden kann.

„Frustrierend“, seufze ich.
Eben. Schick Jay endlich weg!

„Natürlich geht langweilige Kommerzscheiße.
... und gegen die ist auch nichts zu sagen, wenn man auf eine Marktlücke aus ist :Pfeif:

Aber du schreibst, weil du was zu sagen hast ... Wenn du was zu sagen hast ...“
Ja eben. Das kann zufällig mit dem Markt mal was zu tun haben, aber ein enges Verhältnis besteht da sicher nicht.

„Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht über Superhelden schreiben, sondern über Liebe.“
Ich dachte: Liebe unter Superhelden?

„Schnee“, sage ich plötzlich.
Jay nickt beeindruckt. „Ein umfassendes Thema. Kann auch schnell zu einem fetten Wälzer ausarten. Und hat extrem viel mit Liebe zu tun.“
Versteh ich nicht, wurm die Jana die nicht rausschmeißt.

Etwas, das die Welt noch nie gesehen hat.
Netter Schlusssatz.

Na gut, also du siehst, begeistert hat mich das Gespräch nicht. Aber unterhaltsam war es irgendwo schon, wie mein Hass auf diese blöde Jay, die so wissend tut und dabei jeden Gang in die Tiefe von vornherein blockiert, gewachsen ist. Ich weiß nicht, ob das deine Absicht war, könnte ich mir aber vorstellen (Hab die Kommentare grad nicht im Blick, vielleicht sagst du da was dazu). Auch dann würde ich mir letztlich mehr Pepp wünschen, irgendwie bissiger das Ganze. Aber die Grundidee würde mir gefallen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe mir nie vorgenommen, zu schreiben.
Ich habe damit angefangen, als ich mir nicht anders zu helfen wusste.

Herta Müller​

Hm … tja.
Also daran, wie du schreibst, Jana, finde ich im Grunde nichts auszusetzen, sprachlich ist das schon sehr versiert. Sehr souverän und wortgewandt, keine Frage.
Aber … na ja, aber …
Also was du hier schreibst/erzählst, ja, das ist mir einfach zu wenig. Zu wenig Handlung, zu wenig originell, zu wenig Erzählenswertes(!), zu wenig pointiert, zu – also vor allem angesichts des Humor-Tags – auch zu unlustig. (Was passiert denn schon groß? Zwei Freundinnen unterhalten sich über die Mühsal des Schreibens, über die absurden Mechanismen des Buchmarktes, über die Verirrungen des Lesergeschmacks, usw. … im Grunde lauter Binsen. So what?)

Witziger als deinen Text fand ich eigentlich die Reaktionen darauf, also dass in beinahe jedem zweiten Kommentar sich der ominöse Begriff „Schreibblockade“ findet. („Deine Umsetzung der Schreibblockadenthematik“, „eine derartige Schreibblockade“, „über das Schreiben und Schreibblockaden“, „Das Wochenende scheint ja so mancher Schreibblockade Form zu geben“, "apropos Schreibblockade" ... usw., usw.) – (Ich sehe die jeweiligen Kommentatoren förmlich vor mir, wie sie verständnisheischend „Oh Gott oh Gott, ja, diese verdammte Schreibblockade!“ seufzen und dabei dramatisch die Hände ringen und bedeutungsschwer die Augen verdrehen oder irgendeinen Punkt jenseits des Horizonts fixieren usw.) – und das finde ich insofern witzig, weil es in deiner Geschichte, so wie ich sie lese, genau darum eigentlich nicht geht. Die Protagonistin lamentiert ja nicht darüber, dass sie – aufgrund welcher psychischen Indisponiertheit auch immer – nichts zu Papier bringen kann, sondern sie gesteht unumwunden ein, dass ihr schlicht nichts einfällt, was sich aufzuschreiben/anderen Menschen zu erzählen lohnt. Was ja nun wirklich nichts mit der (hippen) „Schreibblockade“ zu tun hat, sondern ein verbreitetes Phänomen ist, das sie vermutlich mit 99% aller Menschen teilt.
(Sollltest du die Publikumsreaktionen allerdings vorhergesehen, sie sozusagen wissentlich provoziert haben, dein Text also als ein ironischer Seitenhieb auf die Hybris vieler Hobbyautoren gemeint sein, dann geht er, also der Text, beinahe schon wieder als quasi metafiktionale Realsatire durch. :D)


Für Fliege war das eine Currywurst. Für mich gerademal eine Erdnuss.
(Aber schreiben kannst du wirklich gut, Jana.)

offshore

 

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