Was ist neu

Mensch ärgere dich nicht

Wortkrieger-Team
Beitritt
09.12.2016
Beiträge
944
Zuletzt bearbeitet:

Mensch ärgere dich nicht

„Ihr habt Glück, dass die Sicht heute so klar ist“, sagte Lilli, als sie aus dem Wellblechcontainer trat und mich den Himalaya bewundern sah. Die Luft war frisch und roch nach Pinien, von der Straße tönte Kinderlachen zu uns herüber. Lilli stellte ein Glas dampfenden Masalachai vor mir auf den wackeligen Tisch. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab, setzte sich neben mich auf den Betonvorsprung und lehnte den Rücken an die Außenwand des Containers. „Die Schneespitzen sind nur ganz selten zu sehen.“
„Wahnsinns-Begrüßungsgeschenk! Als wir das letzte Mal hier waren, war es so dunstig, dass ich dachte, hinter dem Dorf ist die Welt zu Ende.“
Ich nahm das Teeglas in beide Hände, pustete und trank in kleinen Schlucken. „Aber sonst scheint sich hier nichts verändert zu haben. Na ja … Euer Café ist neu.“ Ich wies mit dem Kopf auf den Container. „Und du siehst jetzt aus wie ein Hippie.“ Lachend zog ich an einem der mit Mehl besprenkelten Dreadlocks, die wie Drähte von Lillis Kopf abstanden.
Sie lächelte schief und blickte über das Blumenbeet zur Straße, wo Rani mit ein paar anderen Kindern Ringelreihen spielte. „Erst haben wir gedacht, es gibt Stress, weil wir nicht von hier sind. Aber ist auch für die locals gut, wenn mehr Touristen kommen. Gibt mehr Geld.“ Sie zog eine Zigarette aus der Schürzentasche und seufzte. „Der Kleinen kann ich nichts Schöneres bieten, als hier aufzuwachsen. In Deutschland … Nee.“
In der Abenddämmerung kam ein leichter Wind auf, die Räder der kleinen Windmühlen im Blumenbeet begannen sich zu drehen. Ich musste die Flamme mit der Hand abschirmen, um Lilli Feuer geben zu können.
„Bin schon total gespannt auf sie“, sagte ich.
Lilli blies den Rauch aus und sah ihm hinterher. „Lass uns mal wieder reingehen“, sagte sie. „Wird allmählich zu kalt hier draußen.“
Von der Straße ertönte zänkisches Geschrei.
„Rani, hopp! Komm rein!“, rief Lilli. „Ist Zeit, ‘ne lange Hose anzuziehen.“
Im Container krächzte Janis Joplins Cry baby aus den Boxen, der Wind glitt durch die offene Tür und blähte die bunten Tücher an den Wänden auf. Ganga Ji, Lillis Mann, stand am Herd hinter dem Tresen, schüttelte eine Pfanne zischender Zwiebeln und lächelte mir höflich zu. Seine hüftlangen Dreadlocks waren kurzem Haar gewichen. Ordentlich geschnitten und gekämmt unterschied es ihn kaum von Millionen anderen indischen Männern.
Als Lilli mich zu sich hinter den Tresen winkte, versuchte ich mir den Ganga Ji von damals vorzustellen. Den, der als heiliger Mann auf der Straße gelebt hatte, nur mit einem langen Wickeltuch um die Hüften und einem weiteren um den Kopf geschlungen. Wegen seines verschmitzten Lachens war Lilli während eines Yogaurlaubs auf ihn aufmerksam geworden. Sie engagierte ihn als Reiseführer, um ein anderes Indien zu sehen als die meisten Touristen. Danach kündigte sie ihren Bürojob in Deutschland, heiratete Ganga Ji und lebte seit zehn Jahren in diesem Bergdorf.
Wie ein deplatziertes Möbelstück stand ich hinter dem Tresen herum. Eine Gruppe junger Israelis verteilte sich auf Matratzen vor niedrigen Tischchen und bestellte gebratene Nudeln. Als Ganga Ji sie servierte, sah ich, dass er teure Wanderschuhe mit offenen Schnürsenkeln trug. Sie wirkten viel zu groß. Ohne ein Wort stellte er die Teller ab.
„Obwohl ich auch froh bin, wenn ich sie mal los bin“, hörte ich Lilli neben mir. Sie rollte Kuchenteig auf einer Anrichte, lachte und zog in ihrer typischen Art die Nase kraus. „Die ganze Arbeit hier im Café, und dann will sie auch noch ständig Aufmerksamkeit.“
„Wo ist Arjun?“, rief Ganga Ji mir zu.
„Schläft“, sagte ich. Er nickte.
Rani stürmte mit glühenden Wangen herein, rannte zu Lilli und erzählte von ihrem Tag, während sie ab und zu verstohlen zu mir herübersah. Sie sprach perfekt Deutsch, nicht nur für eine Vierjährige, die in Indien aufwuchs. Lilli gab Ratschläge, sah an ihr herab und schnitt Grimassen, bevor sie laut singend eine frische Unterhose aus dem Stapel Kinderwäsche neben sich auf dem Hocker kramte. Rani hüpfte lachend auf und ab.

Gegen neun kam Arjun, um mich abzuholen. Sein dichtes, schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, die Turnschuhe trug er ohne Socken. Es würde nicht lange dauern, bis er sich darüber beschwerte, den Gestank nicht mehr aus den Schuhen zu bekommen. Ganga Ji holte eine Flasche unter dem Tresen hervor, goss sich und Arjun einen doppelten Whisky ein und füllte das Glas bis zum Rand mit Wasser. Die Gläser klackten aneinander, dann tranken die Männer sie in einem Zug aus.

Der Wind ließ nach, als wir zwei Stunden später auf den Pfad zu unserem Gästehaus einbogen. Arjun zappelte neben mir herum und schubste mich immer wieder sanft im Spaß. Ich wehrte ihn lachend ab, kramte mein Handy aus der Bauchtasche, schaltete die Taschenlampe ein und blickte mich nochmal um. Die kleine Familie tuckerte auf dem Scooter die spärlich beleuchtete Dorfstraße hinab. Rani saß schlafend in der Mitte, auf dem Trittbrett thronte Goofy, die beigefarbene Promenadenmischung mit den Schlappohren.
„Ich freue mich so, dass die beiden es tatsächlich geschafft haben, sich hier was aufzubauen“, begann ich und wich einer weiteren Schubsattacke aus. „Hast du eigentlich schon gefragt, ob du im Café mithelfen kannst?“
Arjun spuckte einen Strahl Pan in den Knick und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Ganga Ji hat es mir schon angeboten“, sagte er. „Wollte ich dir sowieso erzählen.“
„Echt?“ Ich blieb stehen. „Das ist ja super! Dann kann ich mich um meine Übersetzungen kümmern und ab und zu auf Rani aufpassen. Klingt doch nach 'ner super Saison.“
Arjun zog mich zu sich heran und drückte mir einen Kuss auf den Mund.

Rani brachte zwei ihrer vielen Puppen mit ins Café. Beiden hatte sie die Haare abgeschnitten.
„Komm, wir spielen“, sagte sie in einem Ton, als wäre ich schon immer da gewesen, legte ihre kleine Hand in meine und zog mich in den Garten hinaus. Weil Sonntag war, trug sie ein rosa Tüllkleid. Am Unterrock hatte sich der Saum gelöst und schliff wie das ausgefranste Überbleibsel einer Schleppe hinter ihr her. Sie raffte den Rock, setzte sich auf den Betonvorsprung unter den Rhododendronstrauch und gab mir eine der Puppen in die Hand. Lilli drückte ihre Zigarette in einer verrosteten Blechdose aus und zwinkerte mir zu.
„Das macht sie normalerweise nicht“, sagte sie. „Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen.“
Sie hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da zerrte Rani schon an meinem Ärmel.
„Du bist die Mutter, ich bin das Kind. Du musst sagen, dass ich jetzt ins Bett soll.“
„Hmmm“, sagte ich. „Eigentlich wollte ich aber was ganz anderes sagen. Ich wollte sagen, dass …“
„Doch! Du musst!“
„Und du musst die Dana auch mitspielen lassen“, sagte Lilli, erhob sich und verschwand im Container.
In den folgenden Minuten muckte ich noch ein paarmal auf, dann plapperte ich alles nach, was Rani mir diktierte. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Vierjährige sich nicht länger als eine Viertelstunde konzentrieren könnten. Das würde ich gerade noch durchhalten, ohne unser erstes Treffen mit einer Puppenschlacht zu beenden.
Etwa eine Stunde später kam Lilli, um ihre Tochter zum Essen zu bewegen, aber Rani blickte sie nur verständnislos an. Erst, als sie am späten Nachmittag aufs Klo musste, konnte ich durchatmen. Ich fischte eine Zigarette aus meiner Tasche, raufte mir die Haare und kam mir vor wie nach einer Doppelschicht im Callcenter. Den Rücken am Container, plierte ich einem knallblauen Schmetterling hinterher und genoss den ersten Zug. Drinnen gröhlte Joe Cocker: With a little help from my friends, lautes Lachen drang zu mir heraus. Lilli unterhielt die Gäste mit Anekdoten aus ihrem Leben in den Bergen.
Rani zog an meinem Ärmel. „Weitermachen!“
Ich biss die Zähne zusammen. Gleichzeitig hämmerte ich mir ein, dass sie erst vier war, es wäre albern, sie als Terroristin zu beschimpfen. Trotzdem konnte ich mir ein genervtes Stöhnen nicht verkneifen und klatschte mir etwas zu heftig auf den Oberarm. Die Mücken fingen bereits zu stechen an.

Endlich kam Lilli mit einem „Tadaaaa“ in den Garten gesprungen und verharrte in Kampfstellung, einen unsichtbaren Säbel in der Hand. Rani kicherte.
„Mäuschen, komm. Ist Zeit, nach Hause zu gehen.“ Lilli setzte sich neben ihre Tochter. Ich atmete auf.
„Nein!“ Rani verschränkte die Arme vor der Brust und kickte mit den Hacken ihrer schwarzen Lackschühchen gegen den Betonvorsprung.
„Bald sind Ferien. Da kannst du den ganzen Tag mit der Dana spielen.“
„Ja, wenn ich Zeit hab, spiel ich gerne mit dir“, beeilte ich mich zu sagen.
„Du hast immer Zeit!“, rief Rani. Lilli lachte.

Arjun kam spät, und so schaffte ich doch noch eine halbe Übersetzung, bevor er gegen Mitternacht ins Zimmer stolperte.
„Boah, hast du 'ne Fahne“, sagte ich, als er mir um den Hals fiel.
„Ja, Ganga hat wieder 'ne Flasche Whisky aufgemacht “, sagte Arjun leicht lallend. „Und die Typen, die Lilli so zum Lachen gebracht hat, waren auch noch lange da.“ Er zog sich umständlich das T-Shirt über den Kopf, steckte einen Moment lang fest und eierte im Zimmer herum. Ich kam ihm lachend zu Hilfe.
„Findest du nicht, dass Lilli sich ein bisschen zu lange mit denen unterhalten hat? Ganga hat schon ganz finster geguckt.“
Ich verdrehte die Augen. „Ihr Inder habt immer gleich Hintergedanken. Wieso? Hat er was gesagt?“
„Nein. Der sagt ja nie viel.“
Ich wandte mich wieder dem Laptop zu und gähnte.
„Kommst du nicht ins Bett?“, fragte Arjun.
„Nein, ich muss noch ein bisschen weitermachen hier. Hab heute nicht viel geschafft.“
Arjun kroch unter die Decke. Wenige Minuten später schnarchte er so laut, dass ich erst einschlief, als es dämmerte.

„Daaaanaaaa!“
Ich schreckte aus dem Tiefschlaf. Meine Augen waren verklebt, ich konnte sie nur einen Spalt breit öffnen. Das Display meines Smartphones zeigte Viertel vor acht. Arjun schmatzte vor sich hin.
„Daaaanaaaa! Iiiich biiiin's, Raaaaniiii!“
Ich wollte aufspringen und ihr erklären, dass es noch zu früh wäre, besann mich aber, dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war und blieb bewegungslos unter der Decke liegen. Rani tippelte ums Haus. Dann erschien ihre verschwommene Gestalt an dem großen Milchglasfenster, hinter dem die Terrasse lag. Es reichte fast bis zum Boden. Sie legte ihre Puppen auf die Fensterbank und drückte die Nase an der Scheibe platt, die Hände als Sichtschutz an die Schläfen gelegt. Ich hörte auf zu atmen und starrte sie an. Obwohl ich wusste, dass sie mich nicht sah, zog ich die Decke im Zeitlupentempo bis zur Nasenwurzel.
Rani setzte sich auf die Fensterbank und guckte in die Gegend, die Glatzenpuppen im Arm. Einen Moment lang fühlte ich mich so schlecht, als hätte ich sie ausgesetzt. Aber dann sagte ich mir, dass sie sich gar nicht erst angewöhnen solle, mich nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.

Die Wochen vergingen. Arjun hatte sich gut im Café eingearbeitet. Erst war er nur zu den Stoßzeiten da, aber es kamen immer mehr Yogatouristen, und er musste bald jeden Morgen vor acht aus dem Haus. Rani nutzte die Gelegenheit, zur Tür hereinzuschlüpfen.
Anfangs fragte ich sie manchmal, ob sie ihren Eltern entwischte, denn der Bus zur Vorschule fuhr genau zu der Zeit ab, in der sie bei uns auftauchte. Aber Rani wich meiner Frage ständig aus, und als ich sie so weit hatte, mich erst Kaffee trinken zu lassen und beim Spielen für mich selber zu sprechen, gewöhnte ich mich an ihre Besuche. Ich ertappte mich sogar dabei, mich zu fragen, wo sie blieb, wenn sie mal nicht kam.

„Sie will einfach nicht in die Vorschule“, sagte Lilli eines mittags, als sie im Schneidersitz neben mir im Café saß. Ich war ausnahmsweise mal allein, Rani war auf dem Weg stehengeblieben, um ein Vogelnest zu begutachten. „Sie tut dann immer so, als ob sie kotzen muss, aber ich weiß genau, dass sie nur simuliert. Das nützt aber nichts, wenn ihr Vater ...“ Bei dem Wort Vater hob sie die Stimme und sah zu Ganga Ji hinüber, der mit dem Nachbarbauern Mensch ärgere dich nicht spielte, „ ... ihr jedes Mal sagt, sie müsse nicht gehen, wenn sie nicht will.“
Der Würfel klackte in einem kleinen Filmdöschen, das Ganga Ji langsam zwischen Daumen und Zeigefinger schüttelte. Sein Gegner und er saßen sich auf Plastikstühlen an dem einzigen großen Tisch gegenüber. Lilli bat Arjun, ihr einen Kaffee zu machen, seufzte und griff nach der Zigarettenschachtel neben sich.
„Willst du auch Kaffee?“, fragte Arjun über den Tresen. Als ich nickte, warf er mir einen Luftkuss zu.
„Ach ja, bevor ich's vergesse“, begann Lilli und lachte ein wenig hölzern. „Du hast letztes Mal vergessen, deinen Tee zu bezahlen.“
„Oh.“ Ich holte meinen Geldbeutel aus der Tasche.
„Muss nicht jetzt sein.“ Sie legte die Hand auf meinen Unterarm. „Du kannst ihn auch zusammen mit dem Kaffee ...“
„Nee nee, lass mal. Sonst vergess ich's wieder.“
Arjun kam mit dem Kaffee. Ich bekam ein Glas, Lilli einen gelben Plastikbecher mit einem Angry Bird-Bild. Sie lachte.
„Das passt ja genau zu meiner Stimmung“, sagte sie, straffte den Rücken und drehte ihren Körper einmal nach links und rechts, bis es knackte. „Dein Mann weiß wenigstens, wie er andere aufmuntert.“
„War keine Absicht.“ Arjun grinste und zeigte seine Grübchen. „Alle Gläser sind dreckig, da musste ich dir Ranis Becher geben.“
„Du bist echt 'ne große Hilfe.“ Lilli ließ die Scheine in ihrem BH verschwinden. „Bisher hatten wir hier nur begriffsstutzige Aushilfen. Aber so kann ich wenigstens in Ruhe Kuchen backen und mich um Rani kümmern. Ihr Vater tut das ja nicht.“ Wieder hob sie die Stimme und sah zum Tisch hinüber. „Ich hab das Spiel extra versteckt, damit er hier nicht morgens schon rumhängt und spielt und ich wieder alles alleine vorbereiten muss“, wandte sie sich in gleichbleibender Lautstärke an mich. „Aber das bringt natürlich nichts, denn der Herr kauft einfach ein neues.“
Ich nickte, nippte hastig an meinem Kaffee und verbrannte mir den Mund. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Ganga Ji mich fixierte. Als ich ihm zulächeln wollte, traf mich sein starrer Blick direkt in die Magengrube. Ich sah in mein Glas und pustete immer schneller.
Rani kam durch die Tür gefegt. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Sie sah den Becher in Lillis Hand und fing an zu kreischen, bis sie kaum noch Luft bekam.
„Mein Beeeeecheeeeeer!“
„Nee, da gehe ich jetzt nicht drauf ein“, begann Lilli und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Ich finde, ihr Vater könnte sich jetzt auch mal kümmern.“ Sie zog das versteckte Mensch ärgere dich nicht-Spiel unter der Matratze hervor, klappte das Brett vor sich auf dem Tisch auf, fingerte die Figuren aus einem kleinen Plastikbeutel und baute sie langsam auf.
„Komm, wir spielen“, sagte sie und schob das Brett in meine Richtung.
Mein Kiefer spannte sich an, ich sah abermals zu Ganga Ji hinüber. Auf seiner Stirn zeichnete sich eine steile Falte ab. Dann sprang er so heftig auf, dass ich zusammenzuckte. Der Stuhl fiel um und segelte knapp am Kopf eines meditierenden Hippies vorbei, der hinter ihm auf einer Matratze hockte. Im nächsten Moment stand Ganga Ji vor unserem Tisch.
„Kümmer dich gefälligst um deine Tochter!“, fuhr er Lilli an und zog das Spielbrett an sich. Die Figuren kippten nach allen Seiten, prasselten auf die große, gemalte Sonne auf der Tischplatte, einige rollten auf den Boden. Ganga Ji riss das Brett in der Mitte durch, schleuderte eine Hälfte zwischen unseren Köpfen hin und her und traf mich leicht am Ohr. Dann klatschte er die beiden Hälften zurück auf den Tisch.
Lilli stieß die Luft durch die Nase aus und zog ein Gesicht, als hätte es sowieso keinen Zweck mit ihm, Rani brüllte. Ganga Ji zerrte sie an sich und auf seinen Arm.
„Schluss jetzt! Alle gehen nach Hause!“, rief er in die Runde und stapfte in seinen klobigen Schuhen nach draußen. Rani streckte zappelnd die Arme nach ihrer Mutter aus.
„Mama!“ Ihr Gesicht war tränenüberströmt.
„Hör auf, nach deiner Mutter zu brüllen, deine Mutter ist tot!“, schrie Ganga Ji.
Ich starrte erst ihn an und dann Lilli. Sie sammelte die Figuren ein und steckte sie zurück in den Plastikbeutel.

Das Café blieb am nächsten Tag geschlossen, Rani tauchte auch nicht auf. Eine weiße Wolkenwand quoll die Berge herab, hielt auf das Dorf zu und verschluckte es so schnell, als würde sie aus einer Nebelmaschine gepumpt. Mir wurde kalt. Durch das kleine Fenster über dem Bett zogen Wolkenfetzen ins Zimmer wie Rauch, der aus einem Schornstein wich. Ich schloss das Fenster und kuschelte mich tief in die klamme Wolldecke. Zum fünften Mal tippte ich Lillis Nummer ins Telefon. Immer noch aus.
„Lass sie“, sagte Arjun in ungewöhnlich scharfem Ton. Mein Kopf schnellte hoch.
„Ja, ist so“, sagte Arjun. „Das ist bestimmt nicht das erste Mal, dass sowas passiert, und es interessiert sie doch auch nie, wie es uns eigentlich geht.“
Ich ließ das Telefon sinken. „Wie meinst du das?“
Er schwieg eine Weile.
„Wir haben immer noch nicht übers Gehalt gesprochen“, sagte er dann. „Ich kann umsonst essen, ja. Aber sonst denken die wohl, ich mach das gerne, weil ich dein Freund bin.“
„Was? Du hockst da doch jeden Abend bis Mitternacht.“
„Immer, wenn ich gehen will, zieht Ganga 'ne Flasche Whisky unterm Tresen vor.“
„Ach, komm. Du könntest ja auch ablehnen.“
„Wahrscheinlich denkt er, damit gleicht sich das aus, weil Alkohol hier oben teuer ist. Die Miete können wir davon aber nicht zahlen. Du kommst ja grad auch nicht viel zum Arbeiten.“
Ich blieb ihm die Antwort schuldig und blickte durchs Fenster nach draußen. Der Baum vor dem Haus war nur noch schemenhaft zu erkennen. Arjun sah mich von der Seite an.
„Sprich das doch einfach mal an“, sagte ich schließlich.
„Ich weiß nicht, ich komm mir irgendwie komisch dabei vor. In den letzten Wochen bin ich sowas wie Gangas bester Freund geworden, da fällt es mir schwer, über Geld zu sprechen.“
„Soll ich es ansprechen?“
„Auf gar keinen Fall!“

„Alles in Ordnung?“, fragte ich am Tag darauf, als ich auf dem Betonvorsprung saß und Lilli zu mir in den Garten hinausschlurfen sah. Es war ungewöhnlich ruhig, Rani war in der Vorschule. Lilli blieb vor meinem Tisch stehen, sackte übertrieben in sich zusammen, ließ die Zunge heraushängen und sich auf einen Stuhl fallen.
„Ja. Wieso? Ach, wegen vorgestern.“ Sie winkte ab. „Das meint er nicht so.“
„Aber was er da zu Rani gesagt hat, ist ja schon ...“
„Wir streiten uns normalerweise nicht. Das war erst das zweite Mal in zehn Jahren. Man, bin ich geschafft. Kann ich mir 'ne Zigarette von dir schnorren? Bin jetzt zu faul, nochmal aufzustehen. Hehe.“ Sie zog die Nase kraus.
„Klar.“ Ich hielt ihr die Schachtel hin und forschte in ihren Augen. Aber da war nichts. Sie wandte sich von mir ab und blickte durch die offene Tür nach drinnen. Arjun und Ganga Ji scherzten hinter dem Tresen.
„Ich wüsste echt nicht mehr, was wir ohne Arjun machen würden“, sagte Lilli und zündete die Zigarette an. „Sogar 'ne neue Speisekarte hat er uns erstellt. Ganz von selbst. Das lieb ich, wenn jemand so mitdenkt, ohne dass man immer alles sagen muss.“
Ich wippte schneller mit dem übergeschlagenen Bein und merkte, wie mein Kopf anfing zu glühen.
„Wenn er hier so viel macht, dann sollte er auch dafür bezahlt werden.“ Fast hätte ich mir die Hand vor den Mund geschlagen.
„Ja, das hab ich auch schon gesagt“, begann Lilli wie aufs Stichwort. „Aber Ganga meint, das brauchen wir nicht.“
„ ...“
Sie stand auf, tanzte in den Raum zurück und sang laut zur Musik mit. Die Gäste schauten auf und grinsten.

Am Abend kam Arjun mit leuchtenden Augen heim. „Ganga hat mich endlich auf das Geld angesprochen“, rief er, während er sich die Turnschuhe vor der Tür abstreifte. „Viel kann er nicht zahlen, aber besser als nichts. Hoffentlich bleibt sonst alles beim Alten. Er war so ernst plötzlich.“ Er drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Mundwinkel, trotzdem roch ich seine Fahne. Dann schälte er sich aus den Klamotten und warf sich aufs Bett.
„Wieso sollte sich da was ändern, nur weil er dich für deine Arbeit bezahlen muss?“, fragte ich, während ich wieder auf meinen Laptop schaute. „Ich meine, du hilfst da ja nicht bloß aus, sondern bist jeden Tag bis Mitternacht da. Lilli meint, die letzten Gäste gehen meistens gegen zehn.“
„Trotzdem. Man weiß nie.“
Ich nickte vor mich hin. War klar, dass er den letzten Satz überhört hatte. Es war eine Weile still. Ich tat, als ob ich weiterarbeitete, wurde aber das Gefühl nicht los, dass sich sein Blick in mein Profil bohrte.
„Du hast doch nichts gesagt, oder? Das kam so plötzlich. Und ich hab dich heut morgen mit Lilli im Garten reden sehen.“
„Na ja, ich ...“
Er fuhr hoch. „Ich hab doch gesagt, du sollst nichts sagen! Wie steh ich denn jetzt da?“
„Arjun, tut mir leid, der Moment war grad günstig und ... “
„So eine Scheiße! Wie steh ich denn jetzt da?“
Ich sprang vom Stuhl auf. „Wenn du es nicht auf die Reihe kriegst! Wer weiß, wann du endlich was gesagt hättest. Und wir brauchen das Geld!“
„Ich bin heute extra gleich nach Hause gekommen, um das mit dir zu feiern, aber jetzt hab ich keinen Bock mehr. Ich schlaf im Café.“ Er riss ein T-Shirt vom Regal, strampelte in seine Jeans, rannte ins Bad, schnappte sich seine Zahnbürste und marschierte aus dem Zimmer.
„Ja, geh nur!“, schrie ich ihm hinterher. „Du hast ja nur auf den Moment gewartet, den Abend mit deinem geliebten Ganga verbringen zu können. Am besten, du ziehst gleich bei den beiden ein!“

Um Viertel vor acht ertönte der Weckruf. Rani trug zu ihrem Tüllkleid eine große, gepunktete Schleife im Haar. Ich brachte es nicht übers Herz, sie abzuwimmeln, außerdem lenkten die Rollenspiele mich von meinem eigenen Leben ab. Heute war ich die Mutter und Rani war Rani.
„Warum spielst du nicht mal wieder mit den Kindern aus dem Dorf?“, fragte ich.
„Weil die nicht mit mir spielen wollen.“
„Und warum wollen sie das nicht?“
„Weil ich nicht mit ihnen spielen will.“
Ich verdrehte die Augen, legte die Puppe aufs Bett und fühlte mich um Wochen zurückversetzt. Eigentlich waren wir inzwischen so gut eingespielt, dass wir problemlos in der Sesamstraße hätten auftreten können. Aber an diesem Morgen schien Rani genauso bockig zu sein wie ich. Weil ich nichts zu essen im Haus hatte, zogen wir ins Café um.
Arjun schaute sofort weg, als er mich sah. Während wir am Tresen vorbei in den Garten hinausgingen, strich ich mir eine Strähne hinters Ohr und blickte auf den Boden. Lilli war nirgends zu sehen.
„Hier. Ich bin Mama, du bist Papa.“ Rani drückte mir eine der Glatzenpuppen in die Hand. „Ich fahre mit Rani für ein paar Wochen zu Oma und Opa nach Deutschland“, begann sie mit verstellter Stimme. „Und Arjun kann bei uns wohnen.“
Ich schluckte.
„Los, du musst sagen: Ja, das ist wohl das Beste.“
Meine Lippen pressten fest aufeinander. Wenn sie jetzt weiter herumquengelte, würde ich sie als Terroristen beschimpfen, ohne Rücksicht auf Verluste.
„Bist du traurig?“, fragte Rani.
Ich hob den Blick. Sie sah mich an wie Minnie Maus, die Schleife schief auf dem Kopf. Lachend wischte ich mir eine Träne von der Wange. Rani legte die Puppe auf den Tisch, stellte sich aufrecht hin und schlang ihre Arme um meinen Hals.
„Ich verrat dir was“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Ich will viel lieber, dass du bei uns wohnst, dann können wir noch mehr spielen. Aber jetzt muss ich aufs Klo.“ Sie sprang vom Betonvorsprung und lief zum Gebüsch des angrenzenden Brachlands. Mit zitternden Händen zündete ich mir eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dann zwang ich mich, das ganze Gerede nicht allzu ernst zu nehmen. Ein paar Tage zuvor hatte Rani von einem Leoparden erzählt, der durchs offene Fenster gesprungen war und ihr eine Gute Nacht-Geschichte erzählt hatte.
Als ich die Zigarette in der Blechdose ausdrückte, hörte ich drinnen Lillis Stimme. Ich setzte mich aufrecht hin. Wo blieb denn bloß Rani?
„Hellööö. Wie geht’s dir? Scheiße, oder?“ Lilli kam in den Garten und drückte mich kurz mit einem Arm an sich. „Arjun bleibt erstmal bei uns.“ Sie stellte mir einen Teller selbstgebackener Mini-Eclairs vor die Nase, forderte mich auf zu essen und sah mich dabei an, als wäre ich seit Wochen im Hungerstreik. „Er hat mich auch gebeten, seine Sachen bei dir abzuholen.“ Sie zog einen Stuhl heran. „Wollte es dir nur sagen. So als Freundin.“
Ich drückte ihr wortlos den Schlüssel in die Hand, biss in ein Eclair und ließ die Sahne im Mund zergehen. Es schmeckte hervorragend.
„Na ja, gut geht’s mir nicht“, begann ich zögernd. „Ich werde nochmal versuchen, mit Arjun zu reden, aber ich glaube, das verzeiht er mir so schnell nicht. Vielleicht sollte ich einfach woanders hinfahren. Der Ort ist zu klein, um sich nicht über den Weg zu laufen.“
Lilli legte eine Hand auf mein Knie. „Na ja, ist vielleicht besser so“, begann sie wie ein Arzt, der seinem Patienten ein heftiges Medikament verschrieb. „Also für dich, meine ich. Ich will natürlich schon gerne, dass du bleibst, aber manchmal ist Abstand einfach das Beste.“
Ich sah sie eine Weile an. Sie betrachtete die Windmühlen.
„Was meinst du“, begann sie. „Soll ich noch mehr Tagetes pflanzen?“
Plötzlich fühlte ich mich so stumpf, als hätte Lilli mir tatsächlich ein Betäubungsmittel gespritzt.
„Schon merkwürdig, dass du mich einfach so gehen lässt“, sagte ich gedehnt.
Sie zog die Hand von meinem Knie. „Wieso gehen lässt, ich bin doch nicht deine Mutter.“ Sie sprang auf, zog eine Zigarette aus der Schürzentasche und setzte sich wieder hin. „Also das finde ich jetzt echt kindisch. Das ist doch deine Entscheidung.“
Ich antwortete nicht.
„Wie soll ich mich denn deiner Meinung nach verhalten?“, hörte ich sie weiterreden. „Ich hab ein Kind und bin praktisch alleinerziehend.“ Ihre Stimme nahm Fahrt auf. „Für dich ist das vielleicht romantisch, wenn hier der Wind durch die Pinien pfeift, aber ich bin hier völlig abgeschnitten von der Welt und heul manchmal stun …“
„Das ist aber nicht meine Schuld.“ Ich knallte das Teeglas auf den Tisch. „Ich finde es einfach komisch, wie gleichgültig du mich ziehen lässt, obwohl ich deine langjährige Freundin bin.“
„Na ja. Wir kennen uns zwar schon lange, aber wir haben in den letzten Jahren ja nur noch E-Mail-Kontakt gehabt, also ich ...“
„Ach, so siehst du das.“
Rani kam in den Garten zurückgestürmt und drückte mir die Puppe in die Hand.
Lilli lachte. „Lass mal die Dana jetzt, der geht’s nicht so gut.“
„Komm, wir spielen weiter.“
„Rani!“
Rani beachtete ihre Mutter nicht.
„Ach, na ja ...“ Lilli winkte ab. „Ich werd mal reingehen.“ Sie erhob sich schwerfällig vom Stuhl und warf ihrer Tochter noch einen letzten Blick zu.
„Die Dana fährt“, rief sie in den Raum, während sie zielstrebig auf den Tresen zu hielt.

Als der Sammeljeep die Serpentinen in die nächst größere Stadt hinabbretterte, begann ich an meinem überstürzten Aufbruch zu zweifeln. Rani tat mir leid, und ich hoffte, dass sie ihr nicht erzählten, ich wäre auch tot. Außerdem bereute ich es, nicht nochmal mit Arjun geredet zu haben. Stattdessen hatte ich Renate in Goa angerufen, die war den ganzen Monsun über da. Renate bot mir sofort an, erstmal bei ihr zu wohnen.
Vor einem Süßigkeitenladen mit offener Frontseite taumelte ich aus dem Jeep und hoffte, dass der Bus nach Delhi auch wirklich dort hielt. Ich setzte mich auf die Stufe zum Laden und klemmte den Rucksack zwischen die Beine. Der Geruch von Sirup und Rosenwasser dampfte mir in den Rücken, Hunde, Autos und Menschen zogen vorbei. Nach einer halben Stunde versperrte mir ein Bus mit jaulenden Bremsen die Sicht und hustete eine schwarze Wolke auf die Straße. Ich sprang auf, um auf das Schild in der Windschutzscheibe zu sehen. Es gab keins. Ein junges, indisches Paar überquerte mit seinen Trolleys die Straße.
„Entschuldigung, ist das der Bus nach Delhi?“, schrie ich den beiden durch den Motorenlärm zu.
„Ja, hier bist du richtig“, antwortete eine Stimme hinter mir.
Ich fuhr herum. „Arjun! Was machst du denn hier?“
Arjun stellte seinen Tagesrucksack auf dem Boden ab und fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. „Wo fährst du denn hin? Doch nicht bloß nach Delhi, oder?“
„Nein, ich fahre zu Renate.“
Arjun rollte mit den Augen.
„Ich weiß, du magst sie nicht, aber ich wollte hier so schnell wie möglich weg. Wo fährst du denn hin? Solltest du nicht im Café sein?“
Er schob die Hände in die Hosentaschen und scharrte mit der Spitze seines Turnschuhs auf dem sandigen Asphalt.
„Als ich gehört hab, dass du fährst, ist mir erst klar geworden, was ich hier eigentlich tue“, sagte er. „Die beiden haben meine ganze Zukunft verplant, ohne dich auch nur ein einziges Mal zu erwähnen.“
Ich schulterte meinen Rucksack.
„Kann ich mit dir kommen?“, fragte Arjun.
„Du tust es doch sowieso, oder?“, sagte ich und grinste.
„Ich hab aber jetzt kein Geld.“ Er stülpte das Innere seiner Jeanstaschen nach außen, kehrte die Handflächen nach oben und zuckte die Achseln. „Ich werd mir da gleich 'nen Job suchen, ehrlich.“
„Aber du hast doch den ganzen Monat gearbeitet.“
Er zuckte abermals die Achseln. Der Bus hupte.
„Renate ist echt nett, du kennst sie nur nicht richtig“, sagte ich, während ich meinen Rucksack im Kofferraum verstaute. „Und sie hat ein großes Haus, also hat sie bestimmt nichts dagegen, wenn wir ein paar Tage bei ihr bleiben. Renate ist ...“
„Eine gute Freundin, ich weiß. Das hast du über Lilli auch gesagt.“

 

Hallo Chai, ich lese den Text als eine Reflexion über die Schwierigkeiten menschlicher Kommunikation insbesondere hinsichtlich der Frage, von welchem Beziehungsstatus die Beteiligten eigentlich ausgehen. Ich finde das sehr spannend. Mir ist aufgefallen, dass Menschen, die mich eine längere Zeit kennen, beginnen, mich bei der Begrüßung umarmen zu wollen. Das kann eine Berliner Macke sein, dass sich hier alle Leute küssen und umarmen, ein Impuls, den ich natürlich zurückweise, haha.

Schaut man genauer auf diesen Aspekt menschlicher Beziehung ist es immer heikel, wenn die Beteiligten nicht wissen, wie viel man dem anderen zumuten kann. Was ist eine kleine Gefälligkeit, die man ohne nachzudenken gewährt, wo beginnt eine Zumutung? Sich einerseits einen Tee bezahlen zu lassen, andererseits aber den Lohn schuldig zu bleiben, das ist schon heftig. Wovon gehen die Leute da aus?

Ich denke, der Text ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Regeln des Zusammenlebens stets verhandelt werden müssen. Die bestehen nicht aus sich selbst heraus. Es erfordert einiges an Feingefühl, um herauszufinden, auf welchem Level sich die Beziehung zu einem anderen Menschen jetzt eigentlich befindet. Die Protagonisten Deiner Geschichte haben damit große Schwierigkeiten. Das gefällt mir sehr gut.

Natürlich kann man so viel mehr sagen, zu der Geschichte. Aber ich belass es erst mal mit diesem vorläufigen Leseeindruck. Gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Hallo @Chai (ich liebe dieses Getränk)

meine anfängliche Abneigung gegen Rani, ist in tiefen Hass auf Lilli umgeschwenkt :-)
Dana und Arjun werden schamlos ausgenutzt und mMn auch manipuliert.
Das spitzt sich am Ende zu, als Lilli die Freunschaft zu Dana abwertet.

Es war wiklich toll zu lesen und ich finde es bewundersnwert, dass du dich in keine Landschaftsbeschreibungen (die die Geschichte sicherlich hergegeben hätte) verlaufen hast und einen schönen, flüssigen Stil bis zum Ende beibehalten hast.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

 

Wow! Toll geschrieben!
Ich habe das Setting sehr plastisch vor mir gesehen und auch die Figuren waren sehr lebendig. Selten liest man auch Dialoge, die die Charaktere so konsequent weitererzählen und sich in den Dienst der Geschichte stellen.
Das Ende hatte ich gar nicht so erwartet. Alle Figuren in der Geschichte wirkten so intensiv unverwurzelt und nicht am richtigen Ort, ich dachte, das würde das Thema werden.
Weder Lilli noch Ganga Ji, weder Dana noch Arjun - selbst die Kleine spielt nicht mit den anderen Kindern -, alles wirkt provisorisch und improvisiert.
Ich hoffe, das wird zumindest eine Novelle. Denn ich ahne, dass es bei Renate auch nicht leichter wird...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chai
ich mache es kurz: Das ist eine rundum gelungene Story. Genau die richtige Mischung zwischen Tiefgang und Action. Spannung wird vorbildlich aufgebaut und führt in angemessener Lesezeit zum Knall. Vor allem möchte ich das Happy-End hervorheben. In vielen Geschichten wirkt so etwas aufgedrückt und unglaubwürdig. Hier kommt es meinem Bedürfnis als Leser entgegen und es ist auch folgerichtig, das so enden zu lassen. Es ergibt sich aus den Charakteren der Figuren.
Wirklich: eine sehr gute Geschichte.

Grüße
Kellerkind

 

Liebe @Chai,

danke fürs Posten der Geschichte! :) Du bist eine versierte Psychologin. Ich habe das entspannt gelesen und nur ganz wenige Anmerkungen mitgebracht:

Ich nahm das Teeglas in beide Hände, pustete und trank in kleinen Schlucken.
Ich würde mir dabei vermutlich die Finger verbrennen.

Es würde NICHT lange dauern, bis er sich darüber beschwerte, den Gestank NICHT mehr aus den Schuhen zu bekommen.
Finde die Dopplung etwas unschön.

goss sich und Arjun einen doppelten Whisky EIN
Ich wollte aufspringen und ihr erklären, dass es noch zu früh wäre, besann mich aber, dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war KOMMA und blieb bewegungslos unter der Decke liegen.

Rani setzte sich auf die Fensterbank und guckte in die Gegend, die Glatzenpuppen im Arm.
Das Bild mit den Glatzenpuppen ist einfach top! Ich finde es wunderbar, wie du das nervige Kind porträtierst.

"Ich hab aber jetzt kein Geld.“ Er stülpte das Innere seiner Jeanstaschen nach außen, kehrte die Handflächen nach oben und zuckte die Achseln. „Ich werd mir da gleich 'nen Job suchen, ehrlich.“
„Aber du hast doch den ganzen Monat gearbeitet.“
Er zuckte abermals die Achseln. Der Bus hupte.
„Renate ist echt nett, du kennst sie nur nicht richtig“, sagte ich, während ich meinen Rucksack im Kofferraum verstaute. „Und sie hat ein großes Haus, also hat sie bestimmt nichts dagegen, wenn wir ein paar Tage bei ihr bleiben. Renate ist ...“
„Eine gute Freundin, ich weiß. Das hast du über Lilli auch gesagt.“
Mein Lieblingsvorschlag: Am Ende streichen. Ich finde, das würde gut kommen, hier schon früher rauszugehen.
Diese Energieräuber, die einen so aussaugen, sind nicht immer leicht zu identifizieren. Für sich selbst sorgen und auch mal Nein sagen - manch einer muss das erst auf schmerzhafte Weise lernen.
Ich liebe die Idee, dass die Renate womöglich auch so eine ist ... :D

Beste Grüße!
Anne

 

Liebe @Chai, ich habe die Geschichte jetzt 1 1/2 mal gelesen. Beim ersten Mal habe ich etwa bei der Hälfte beschlossen, ein andermal nochmal von vorn anzufangen und zu versuchen, mich von irgendeinem Sog fangen zu lassen. Vielleicht war ich ja in einer falschen Stimmung und zu ungeduldig. Die Geschichte ist fließend, leicht, gekonnt, wird nie holprig, bockt mich nirgends ab. Aber den Sog finde ich auch beim zweiten Mal nicht. Du entführst mich in eine fremde Welt, lässt mich von Beziehungen erfahren, von Freundschaften, die sich als enttäuschend flüchtig herausstellen, als unverbindlich, lässt Figuren lebendig und plastisch werden, die mich aber nicht fesseln. Das Gefühl, dass ich weiter lesen will und muss, weil ich unbedingt wissen will, wie es endet, stellt sich nicht ein.
Die Geschichte ist so gut geschrieben, dass ich fast ein schlechtes Gewissen habe, das jetzt so zu sagen. Aber ich habe zu viel Zeit mit ihr verbracht, um jetzt stumm wieder zu gehen.
Ich sehe und lese ja auch, dass es anderen mit deinem Text ganz anders geht und schieße daraus, dass es vielleicht einfach mit mir und meiner Leseerwartung zu tun hat.
Lass es dich nicht verdrießen. Was allen gefällt, gefällt niemandem richtig.

Lieben Gruß von
wander

 

Liebe @Chai ,

„Ihr habt Glück, dass die Sicht heute so klar ist“, sagte Lilli, als sie aus dem Wellblechcontainer trat und mich den Himalaya bewundern sah. Die Luft war frisch und roch nach Pinien, von der Straße tönte Kinderlachen zu uns herüber.

Willkommen bei mir. Ich freue mich über die Fortsetzung der Indiensaga. Die hast du ja auch mal versprochen.

ch nahm das Teeglas in beide Hände, pustete und trank in kleinen Schlucken. „Aber sonst scheint sich hier nichts verändert zu haben. Na ja … Euer Café ist neu.“ Ich wies mit dem Kopf auf den Container. „Und du siehst jetzt aus wie ein Hippie.“ Lachend zog ich an einem der mit Mehl besprenkelten Dreadlocks, die wie Drähte von Lillis Kopf abstanden.

Ja, genau das ist die Frage. Lilli und ihr Mann haben das Outfit ausgetauscht. Und später stellt sich heraus, dass es auch innere Veränderungen gibt. Das Aussteigerglück von Lilli scheint nicht ungetrübt zu sein. Hätte man da nicht erwarten dürfen, dass Liili ihrer alten Freundin das Herz ausschüttet? Aber nein, sie verschanzt sich und übernimmt die Strategie ihres Mannes : Unannehmlichkeiten und Verpflichtungen werden auf andere abgewälzt. Das sind hier die Ich-Erzählerin (Dana?) und ihr Freund Arjun, beides gutwillige Opfer. Die zwei brauchen lange, bis sie sich aus einer Ausbeutungssituation herauslösen, allerdings aus unterschiedlichen Motiven, glaube ich. Manchmal nur durch Flucht.

„Als ich gehört hab, dass du fährst, ist mir erst klar geworden, was ich hier eigentlich tue“, sagte er. „Die beiden haben meine ganze Zukunft verplant, ohne dich auch nur ein einziges Mal zu erwähnen.“
Ich schulterte meinen Rucksack.
„Kann ich mit dir kommen?“, fragte Arjun.
„Du tust es doch sowieso, oder?“, sagte ich und grinste.

Ja, die Gutmütigkeit und das Neinsagen. Rani ist eine grässliche Nervensäge, aber auch zu bedauern, weil das Kind offensichtlich keinen Anschluss bei anderen Kindern findet. Da liegt ein Konflikt dahinter, der, wie ich glaube, daraus kommt, dass Lilli und Ganga als Paar im Dorf nicht sonderlich angesehen sind.
Ob die Freundschaft halten wird? Nun, die nächste Geschichte wird es wohl zeigen ...

Liebe Chai, du gewährst tiefe Einblicke in das Alltagsleben einer schwierigen Familienkonstellation. Vieles ist wie überall, zum Beispiel die quengelige Rani. Aber dann gibt es Unterschiede auf der sozio-kulturellen Ebene. Dana und Arjun sind auch ein gemischtes Paar. Ob die beiden die Kurve bekommen? Dana jedenfalls wird weiter auf dem Kontinent herumreisen und ihre Erkenntnisse aufschreiben. Ich werde ihr folgen.

Liebe Chai, da ich die Vorgeschichte schon kenne, habe ich überhaupt keine Mühe, dir zu folgen. sprachlich sehr angenehm zu lesen. Für mich hatte die Geschichte auch keine Längen, was natürlich bedeutet:

sehr schön erzählt.

Herzlichst wieselmaus

 

„Es wandert eine schöne Sage
Wie Veilchenduft auf Erden um,
Wie sehnend eine Liebesklage
Geht sie bei Tag und Nacht herum.“
Gottfried Keller, Frühlingsglaube
Mensch ärgere dich nicht

ein schöner Titel zu einer Zeit, da fast jeder an seinem elektronischen Gerät herumdoodlet und meint, etwas (keineswegs göttlich oder schicksalsmäßig) Vorprogrammiertes wäre ein „Spiel“ und somit einen neuen Typ von Arbeitsalltag pflegt, an dem man sich nicht dem Diktat des „freien“ Unternehmers und Herrn und dessen ministerealen Adels ("Management"s auf Neudeutsch) unterwirft, sondern einem Programm. Auch das ist Fremd- und nicht Selbstbestimmung.

Ja,

liebe Chai,

wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen – und mir kommt es immer mehr so vor, als erzähltestu über ein neues Seldwyla und Gottfried Kellers Novellensammlung beginnt mit den Worten „Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz“ („Die Leute aus Seldwyla“), wobei Keller bei der Namensgebung der Ortschaft den im alemannischen Gebiete der Schweiz häufig vorkommenden Typ „wyl“ = villa, ville/Weiler für die Endsilbe, es bezeichnet aber die erste Silbe die alte „saelde“ („Glück/Wonne/Segen“) und das Mittelhochdeutsche „wil(e)“ („Weile“ i. S. einer/s Zeitdauer/-raums), was den Ort ergibt, an dem das Glück eine Zeitlang wohnt. Und wie zur Bestätigung triffts den Eingangssatz

„Ihr habt Glück, dass die Sicht heute so klar ist“, sagte Lilli, als sie aus dem Wellblechcontainer trat und mich den Himalaya bewundern sah.
Der das Glück im Kleinsten (und sei‘s ein Container oder eine Vierjährige) wie im Größten findet.

Ich bin nun nicht der Typ, der Erzählungen nacherzählt, denn das Gedächtnistraining – das hier ja nicht mal nötig ist am Bildschirm - gehört auf die Schulbank und ein Text soll vollständig gelesen und nicht verkürzt nacherzählt werden. Und Deine Geschichten sind es allemal wert, gelesen und bewahrt zu werden. Und ja, das kommt dem Alt-68er Großvater eines vierjährigen Bengels bekannt vor

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Vierjährige sich nicht länger als eine Viertelstunde konzentrieren könnten. Das würde ich gerade noch durchhalten, ohne unser erstes Treffen mit einer Puppenschlacht zu beenden.

Und vor allem wird mein Sprachschatz von 300 auf 301 erhöht, wenn es heißt
Den Rücken am Container, plierte ich einem knallblauen Schmetterling hinterher und genoss den ersten Zug.
„plieren“, lt. Duden.de „blinzelnd schauen“, aber auch „weinen“ -

wieder was gelernt!

Triviales


(gelegentlich schon von Vorrednerinnen angesprochen, wird aber keinen Schaden anrichten, hoff ich doch)

Wie ein deplatziertes Möbelstück stand ich hinter dem Tresen herum.
Warum „herumstehen“ wennein bloßes „stehen“ ausreicht? Weg mit dem „herum“!, ähnlich hier mit der Vorsilbe „ab“
Ohne ein Wort stellte er die Teller auf den Tischen ab.
Wiewohl ein Fallwechsel (auf die Tische) damit notwendig wird.

Hier fehlt was

Ganga Ji holte eine Flasche unter dem Tresen hervor, goss sich und Arjun einen doppelten Whisky und füllte das Glas bis zum Rand mit Wasser auf.
Die Vorsilbe "auf" kann's nicht sein, nicht meinen/schaffen, denn mutmaßlich wird der Whisky „ein“gegossen ...

Am Unterrock hatte sich der Saumen gelöst …
der, dem, den Saum, des Saumes
„Hmmm“, sagte ich.
Ich weiß – soll die Länge des „hm“ symbolisieren – aber "sagt" man „hm“, das ja in aller Regel durch die geschlossenen Lippen gepresst wird. Wenn ich den Laut von mir gebe, ist es eher ein Brummen, manchmal Knurrren ...

Das Display meines Smartphones zeigte viertel vor acht.
& ziemlich am Ende
Um viertel vor acht ertönte der Weckruf.
Immer „Viertel vor acht“

Erst war er nur zu den Stoßzeiten da gewesen, aber …
Nix falsch, aber "gewesen" unterscheidet sich nur durch die Vorsilbe vom Verwesen ... Kann eigentlich weg, denn einer zusammengesetzten Zeit braucht es nicht, denn das Adverb verweist ja auf eine vormalige Zeit, dass A. da war.

Aber Rani wich meiner Frage ständig aus, und als ich sie soweit hatte, mich erst Kaffee trinken zu lassen …
„so weit“ als unbestimmte Angabe immer auseinander, nur als Konjunktion des Typs „soweit ich weiß“ zusammen. Im Zweifel einfach immer auseinanderschreiben und das Restrisiko sinkt von 0,9 auf eine Wahrscheinlichkeit von 0,1

„Ich hab das Spiel extra versteckt, damit … „Aber das bringt natürlich nichts, denn der Herr kauft einfach ein Neues.“
Besser „neues“ weil Attribut des Spiels

„Mein Beeeeecheeeeeer!“
ich weiß, es soll den Becher besonders hervorheben, aber wer spricht „[maɪ̯n ‘bɛ:‘çɛ:r]“ ¿

Mann, bin ich geschafft.
Muss da gleich ein ganzer Mann herhalten, wenn das Pronomen „man“ es doch auch täte?

Wie dem auch sei, gern gelesen vom

Friedel

 

@Chai , nun erfahre ich, dass es eine Vorgeschichte und eine Indiensaga gibt und ich vielleicht nur einen Auszug gelesen habe im Glauben, es sei das Ganze.
Also....relativiere meine Kritik einfach im Hiinblick darauf!
wander

 

Hallo @Chai

eine tolle Geschichte, ich habe sie gern gelesen. :)
Du verstehst es sehr gut, die Stimmung des Landes in wenigen Sätzen einzufangen – was ja eines der wichtigsten Elemente ist, wenn man über ein anderes Land schreibt. Alles liest sich sehr flüssig und angenehm, wirklich gut. Es gibt so gut wie keine Stolpersteine, an denen man hängenbleibt.

Ich lese deine Geschichte wie ein Mahnmal: Lasst euch nicht von geheuchelten Beziehungen ausbeuten. Alle versuchen, die anderen zu manipulieren, selbst das Kind weiß, welche Hebel es in Bewegung setzen muss, um zu bekommen, was es will, täuscht Übelkeit vor, etc. Unglaublich, wie gleichgültig Lilli über alles hinwegsieht und ihr Leben so plätschern lässt, alles unter dem Deckmantel des positiven, einfachen Lebensstils.

Hier trotzdem noch ein paar Anmerkungen. ;)

Mensch ärgere dich nicht

Titel finde ich super! Sagt viel aus über den Kern der Geschichte.

„Aber sonst scheint sich hier nichts verändert zu haben. Na ja … Euer Café ist neu.“

Wörtliche Rede könnte man hier und da vielleicht noch ein wenig straffen, dieses "Naja" zum Beispiel kam mir etwas eingeschoben vor.

Als Ganga Ji sie servierte, sah ich, dass er teure Wanderschuhe mit offenen Schnürsenkeln trug.

Ist das ein Hinweis darauf, das das Paar eigentlich genug Kohle hat und diese aus Geiz einfach nicht rausrücken will?

Arjun zog mich zu sich heran und drückte mir einen Kuss auf den Mund.

Hier ist mein erster kleiner Knackpunkt: Ich dachte die Ich-Erzählerin wäre männlich! :) Vielleicht hab ich das auch einfach nur so vorausgesetzt weil zu Beginn der Geschichte der Gesprächspartner ja eine Frau ist, aber ich würde es gut finden, wenn du direkt zu Beginn irgendwie klarmachst, das sie eine Frau und Inderin ist. Damit wäre viel geholfen, um sich zu orientieren, denn ich habe zwischendurch etwas den Faden verloren mit all den Namen und so. :)

Arjun spuckte einen Strahl Pan (ein Bethelnussgemisch, das als Munderfrischer verkauft wird) in den Knick und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen.

Finde ich an sich super, aber ich würde die Klammer streichen, denn das ist nur ne Erklärung für den Leser. Wenn ich wissen will, was es damit auf sich hat, muss ich einfach selbst googeln. :) So hat es etwas mysteriöses und wirkt authentischer, als wenn es erklärt wird.

Letzter Punkt: Ich finde die Geschichte sehr lang, ich denke, man könnte noch etwas kürzen, vor allem die vielen Stellen, an denen die Prota mit der Kleinen spielt. Ich glaube nicht, das die so ausführlich sein müssten, aber das ist deine Entscheidung. Hat mich jetzt nicht direkt gestört, kann man aber meiner Meinung nach schon noch straffen, dann wird es noch intensiver.

*​
Das war's auch schon stilistisch. Insgesamt muss sich sagen, hat mir die Geschichte sehr gefallen. Neben dem Punkt, dass Lilli einfach ein ausbeuterisches Schwein ist, hat mich noch ein anderer Punkt der Geschichte gereizt, dieses angestrengte Laissez-faire, das die beiden an den Tag legen und das vor allem heute für viele junge Menschen so verführerisch zu sein scheint. Auf nach Thailand oder sonst wohin, Ballonhosen tragen und Zöpfe flechten, Hauptsache raus aus Deutschland und sich um nichts mehr kümmern. Dabei wird dann die Liebe zur Kultur als Ausrede vorgeschoben. Letztenendes geht es dabei nur um eine stumpfe Art des Hedonismus. Das gilt natürlich nicht für alle Auswanderer, aber ich kenne schon sehr viele, die denken, ihre Probleme lösen sich in Luft auf, wenn sie nach Thailand reisen und im Meer baden gehen. :)

Auch bezeichnend, wie sie die Einheimischen schlicht als Locals betitelt. Was für eine unangenehme Person. Also: Gut gemacht! :)

Viele liebe Grüße, PP

 

Hallo @Achillus,
hab vielen Dank für den tollen Kommentar.

ich lese den Text als eine Reflexion über die Schwierigkeiten menschlicher Kommunikation insbesondere hinsichtlich der Frage, von welchem Beziehungsstatus die Beteiligten eigentlich ausgehen.
Genau so hatte ich mir das gedacht und bin sehr erleichtert, dass es gelungen zu sein scheint.

Mir ist aufgefallen, dass Menschen, die mich eine längere Zeit kennen, beginnen, mich bei der Begrüßung umarmen zu wollen. Das kann eine Berliner Macke sein, dass sich hier alle Leute küssen und umarmen, ein Impuls, den ich natürlich zurückweise, haha.
Nee, das ist nicht nur in Berlin so. Anderswo ist es noch schlimmer. Da wollen einen schon Leute umarmen, die man gar nicht kennt.

Sich einerseits einen Tee bezahlen zu lassen, andererseits aber den Lohn schuldig zu bleiben, das ist schon heftig. Wovon gehen die Leute da aus?
Tja, jeder denkt halt erstmal an sich, wie überall. Also nicht, dass alle so sind, aber ich denke, man kann einem bestimmten Charaktertyp überall auf der Welt begegnen.

Ich denke, der Text ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Regeln des Zusammenlebens stets verhandelt werden müssen.
Darüber freue ich mich sehr! Und ja, eigentlich müsste man entweder ständig verhandeln oder einfach sagen: Es passt nicht. Stattdessen hat jeder ein Wunschbild vom anderen, und dem soll er sich gefälligst fügen. Abgesehen von den verschiedenen Mentalitäten, die hier aufeinanderprallen, und sich vielleicht im Vorfeld darüber klar werden sollten, wie so ein Zusammenleben denn funktionieren kann, geht das ja schon bei Kleinigkeiten los. Dem Geld für den Tee. Da gibt's dann eigentlich nichts mehr zu verhandeln, denn man sagt ja nicht: Wenn ich mich um deine Tochter kümmer, kannst du mir ja mal 'nen Tee ausgeben. Eigentlich sollte das ja alles von Herzen kommen und so, aber das kommt es bei niemandem in der Geschichte, auch bei Dana nicht. Und wenn man über solche Selbstverständlichkeiten erst reden muss, ist es eben auch keine Freundschaft mehr sondern ein Aufrechnen. Und dann geht's mMn erst recht den Bach runter.

Gern gelesen.
Das geht runter wie Öl! Und keine Angst, ich werde dich dafür nicht virtuell umarmen, also belass ich's bei einem simplen: Vielen lieben Dank und wünsche dir ein schönes Restwochenende.

Grüße von Chai


Hey @JoanaMaria,
auch dein Kommentar ging runter wie Öl. Ich freue mich riesig darüber.

meine anfängliche Abneigung gegen Rani, ist in tiefen Hass auf Lilli umgeschwenkt :-)
Yay! Toll, dass das bei dir geklappt hat. Bei den meisten hier scheint Rani ja grundsätzlich nicht gut wegzukommen, obwohl ich versucht habe, die Charaktere irgendwann zu drehen. Also, dass Rani einem doch irgendwie sympathisch wird und Lilli eben nicht mehr. Bin sehr erleichtert, dass du es so gelesen hast. Dank dir. Und für das restliche Lob natürlich auch.

Auch dir ein schönes Wochenende und viele Grüße von Chai


Liebe @casa.ndra,
wow, so viele neue Leute hier - da ist es natürlich ganz besonders spannend zu sehen, wie die Geschichte aufgenommen wird. Danke dir sehr für deine Kritik. Was schreibste denn, mal gucken:

Ich habe in Lilly eine Hippie-Aussteigerin gesehen, die einem Inder und Ex-Guru in seine Heimat gefolgt ist, aber dann leider doch nicht das gefunden hat, was sie wohl gesucht hatte.
Ganz genau.

Während auch bei Lilly die ein oder andere „deutsche Tugend“ hochkommt, weil sie sich schließlich über seine Unzuverlässigkeit und seine Larifari-Mentalität (die Tochter braucht nicht unbedingt zur Vorschule, Spielen geht vor Arbeiten etc.) ärgert, sie aber trotzdem noch genug „Hippie“ ist, um hemmungslos zu schnorren und zu meinen, das wär schon okay so.
Genau das war der springende Punkt für mich. Dieses wir haben uns alle lieb und den Kapitalismus hinter uns gelassen blabla, das sich dann, wenn es um's Geld geht, ganz schnell in Schall und Rauch auflöst. Was äußerlich idylisch daherkommt, endet in ewigen Diskussionen übers Geld. Bei allen Beteiligten.

Nun, alles in allem hast du mich in eine mir völlig fremde Welt entführt, die dennoch zumindest manches Vorurteil, was ich ehrlicherweise habe, irgendwie bestätigt zu haben scheint.
Solange es nur manches Vorurteil ist, ist das ja in Ordnung. Einige Dinge sind eben auch in den unterschiedlichen Kulturen und ihrer Sozialisation begründet, und ich hoffe, ich bin da nicht zu einseitig geblieben. So oder ähnlich habe ich es oft erlebt, egal ob es jetzt allgemein um Hippies, binationale Ehen/Beziehungen oder Freundschaften im allgemeinen geht. Bis auf ein paar Schlüsselszenen hätte diese Figurenkonstellation für mich beinahe überall auf der Welt stattfinden können. Wie @Achillus schon schrieb: "Die Regeln des Zusammenlebens müssten stets verhandelt werden ..." Selbst bei Menschen, die aus demselben Kulturkreis stammen. Das fängt ja oft schon bei Kleinigkeiten an. Jeder denkt, seine Meinung sei die richtige, und der andere verhielte sich falsch. Wenn dann noch eine unterschiedliche Sozialisation dazukommt, wird es ganz heikel. Lillis "Emanzipationsausbruch" mag - abgesehen davon, dass sie Ganga Ji provoziert hat, statt in aller Ruhe mit ihm zu reden - aus unserer Sicht halbwegs richtig erscheinen. Für einen traditionellen indischen Mann ist es ein Ding der Unmöglichkeit. (Und die Art und Weise wie sie ihn vor allen bloßstellt, ist wohl für niemanden zumutbar, egal aus welchem Teil der Welt.)
Ich will mich nicht darauf versteifen, wer recht hat, nur, dass beide eben aus ganz verschiedenen Welten kommen und im Vorfeld darüber hinweggegangen sind, weil beide offensichtlich ein Wunschbild von der Welt des anderen hatten. Äußerlich ist alles bunt und Peace&Love. Aber wenn es drauf ankommt, ist da kaum Verständnis. Das war es in erster Linie, was ich zum Ausruck bringen wollte.

Hab ein schönes Restwochenende.
Viele Grüße von Chai


Lieber @Herr Wunderlich,
auch wir kennen uns noch nicht. Also erstmal meinen allerherzlichsten Dank, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast. Und das hier:

Wow! Toll geschrieben!
zu lesen, hat mich natürlich überglücklich gemacht.

Das Ende hatte ich gar nicht so erwartet. Alle Figuren in der Geschichte wirkten so intensiv unverwurzelt und nicht am richtigen Ort, ich dachte, das würde das Thema werden.
Ist es auch. Und wie du schon schreibst:
Denn ich ahne, dass es bei Renate auch nicht leichter wird...
so ist es wohl auch. Alle suchen irgendwo das Paradies, aber das gibt's eben nich. Immer nur vorübergehend. (Jetzt klinge ich schon wie ein Glückskeks. Aber na ja, was soll's. Is ja so :))

Ich hoffe, das wird zumindest eine Novelle.
Danke für das tolle Kompliment. :herz: Da kann ich ja das Restwochenende ganz entspannt angehen und wünsche dir ein ebensolches.

Grüße von Chai


 

Hi @Chai,

deine Indientexte fließen einfach so wunderschön, man merkt einfach, dass du dich da auskennst. Man hat fast das Gefühl dort zu sein und alles mit zu erleben.

Allerdings frage ich mich, ob sich diese Texte so gut als Kurzgeschichten eignen. Ein Roman wäre irgendwie passender, was meinst du? Noch mehr Umgebung, Kultur, Menschen. Und den Platz dafür.

Was mich etwas stört – und ich muss zugeben ich habe den Texte nicht beim ersten Mal zu Ende gelesen – ist, dass es eigentlich keinen Aufhänger gibt. Keinen wirklichen Haken mit dem du mich fängst. Man liest weiter weil du gut schreibst, und einen nichts rauswirft aus dem Text, aber inhaltlich ...?

Im Laufe des Textes bildet sich ein Spannungsverhältnis, Beziehungsprobleme, da wird es interessant. Aber am Anfang – warum sollte ich nach den ersten Zeilen weiterlesen? Zwei alte Freundinnen sitzen in Indien vor nem Café. Und nu?

Ich glaube, wenn du deine Texte dahingehend anders aufbauen würdest, könnten die noch mal einen ganz anderen Sog entwickeln.

Noch ein Blick in den Text:

Sie zog eine Zigarette aus der Schürzentasche
Ich verstehe nicht, warum Leute in einer Geschichte rauchen müssen. Nur damit sie irgendetwas tun? Und deine Prota raucht später auch noch. :cry:Fehlt der Geschichte etwas, wenn sie es nicht tun?

Als Ganga Ji sie servierte, sah ich, dass er teure Wanderschuhe mit offenen Schnürsenkeln trug. Sie wirkten viel zu groß.
Ich habe nicht ganz verstanden, was du damit sagen willst. Erst dachte ich die beiden klauen den Touristen die Sachen.

Ich wehrte ihn lachend ab, kramte mein Telefon aus der Bauchtasche,
Handy würde ich sagen. Telefon ist für mich nur Festnetz.

Arjun spuckte einen Strahl Pan (ein Bethelnussgemisch, das als Munderfrischer verkauft wird) in den Knick
Den Erkläreinschub finde ich sehr irritierend. Nicht nur, weil er in Klammern steht. Das ist doch kein Munderfrischer, oder? Oder glaubt die Prota das? Und kriegt man davon nicht diese ekligen roten Zähne? Wenn du das Zeug schon erwähnst, würde ich das vielleicht dazusagen.
Und Betel anstatt Bethel.

Am Unterrock hatte sich der Saum gelöst und schliff wie das ausgefranste Überbleibsel einer Schleppe hinter ihr her.
So viele schöne Details, die echt gute Bilder erzeugen. :herz:

„Bald sind Ferien. Da kannst du den ganzen Tag mit der Dana spielen.“
Ja, klar die Dana hat auch nichts anderes zu tun. Oh mann. :bonk:

Obwohl ich wusste, dass sie mich nicht sah, zog ich die Decke im Zeitlupentempo bis zur Nasenwurzel.
Hihi.

und guckte in die Gegend, die Glatzenpuppen im Arm.
Das erkennt man durch die milchige Scheibe?

„Ach ja, bevor ich's vergesse“, begann Lilli und lachte ein wenig hölzern. „Du hast letztes Mal vergessen, deinen Tee zu bezahlen.“
Tja, bei Geld hört die Freundschaft eben auf.

und mich um Rani kümmern. Ihr Vater tut das ja nicht.
Öhm, sie tut ja gar nichts. Dana passt doch de ganzen Tag auf. :hmm:
Mich wundert es, dass Dana so lange zu gelassen bleibt. Da würde mich vielleicht etwas mehr Innensicht interessieren. Wir sind doch hier in der Ich-Perspektive. Was denkt sie in der Situation? Müsste sich nicht wenigstens innerlich schon ein Widerstand aufbauen?

„Hör auf, nach deiner Mutter zu brüllen, deine Mutter ist tot!“, schrie Ganga Ji.
Das verstehe ich nicht. Sagt man das so in Indien? Oder ist Lili nicht die leibliche Mutter?

Mir wurde kalt.
Vielleicht eher: Mir war kalt.

Er hat mich auch gebeten, seine Sachen bei dir abzuholen.
Das kommt mir total überzogen vor. Wie alt sind die denn? Und wie lange sind die zusammen? Da kann man ja wohl noch miteinander reden, auch wenn man sich gerade streitet.

„Kann ich mit dir kommen?“, fragte Arjun.
„Du tust es doch sowieso, oder?“, sagte ich und grinste.
Komische Krisenbewältigung ...

Er stülpte das Innere seiner Jeanstaschen nach außen, kehrte die Handflächen nach oben
Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mensch das tut. Wirkt wie aus einem Comic.

Und sie hat ein großes Haus, also hat sie bestimmt nichts dagegen, wenn wir ein paar Tage bei ihr bleiben. Renate ist ...
Vielleicht sollte sie sich lieber was eigenes suchen ... :Pfeif:

Das wärs von mir. Liebe Grüße,
NGK

 

Liebes @Kellerkind,
hab mich sehr über deinen Besuch gefreut. Und natürlich über das positive Feedback.

Genau die richtige Mischung zwischen Tiefgang und Action.
Ein schöneres Lob hättest du mir nicht machen können :kuss:

Vor allem möchte ich das Happy-End hervorheben. In vielen Geschichten wirkt so etwas aufgedrückt und unglaubwürdig. Hier kommt es meinem Bedürfnis als Leser entgegen und es ist auch folgerichtig, das so enden zu lassen. Es ergibt sich aus den Charakteren der Figuren.
Das hat mich ganz besonders gefreut, denn ich hab lange überlegt, ob das Ende nicht doch zu kitschig sein könnte. Super, dass das bei dir funktioniert hat. Und ganz so happy ist es dann ja doch nicht, wenn er ohne Geld da antanzt.

Ich könnte jetzt auch noch den Rest deines Kommentars kopieren, aber weil es keine Fragen zu beantworten gibt oder sonstiger Erklärungsbedarf besteht, genieße ich einfach mal stumm vor mich hin.

Vielen Dank, eine schöne Woche und viele Grüße von Chai


Liebe aus der Versenkung aufgetauchte @Anne49,
ich dachte schon, dich gibt es nicht mehr. Man weiß ja nie. Habe irgendwann mal in früheren Wortkrieger-Geschichten "geblättert", und da waren manche Leute jahrelang hyperaktiv und plötzlich verschwunden. Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Schön, dass du wieder hier bist! Und danke für deinen Kommentar.

Du bist eine versierte Psychologin.
Wow! Das hat mich jetzt echt umgehauen. Da habe ich offenbar meinen Beruf verfehlt.

Ich nahm das Teeglas in beide Hände, pustete und trank in kleinen Schlucken.

Ich würde mir dabei vermutlich die Finger verbrennen.
… oder gleich die ganze Hand. Da muss ich mir wohl was überlegen.

Es würde NICHT lange dauern, bis er sich darüber beschwerte, den Gestank NICHT mehr aus den Schuhen zu bekommen

Finde die Dopplung etwas unschön.
Ja, diese Doppelungen … ich denk drüber nach.

goss sich und Arjun einen doppelten Whisky EIN
Huch, wie konnte ich das vergessen. Hab direkt nochmal hochgescrollt und werd's gleich einfügen. Dank dir.

Ich wollte aufspringen und ihr erklären, dass es noch zu früh wäre, besann mich aber, dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war KOMMA und blieb bewegungslos unter der Decke liegen.
Bist du dir da ganz sicher? Ich meine, da kommt kein Komma. Aber wir können uns ja auch noch eine dritte Meinung einholen und @Friedrichard befragen.

Das Bild mit den Glatzenpuppen ist einfach top! Ich finde es wunderbar, wie du das nervige Kind porträtierst.
Ja, ich mag die Glatzenpuppen auch. Und weil du ja selbst Kinder hast - wenn ich das richtig verstanden habe - freue ich mich natürlich besonders über eine fachfrauliche Meinung.

Mein Lieblingsvorschlag: Am Ende streichen. Ich finde, das würde gut kommen, hier schon früher rauszugehen.
Diese Energieräuber, die einen so aussaugen, sind nicht immer leicht zu identifizieren.
Nee, sind sie nicht, da hast du vollkommen recht. Ich muss mal mit bisschen Abstand gucken, ob ich deinen Vorschlag umsetze oder es so lasse. Bin mir da noch nicht ganz sicher grad.

Ich liebe die Idee, dass die Renate womöglich auch so eine ist ... :D
… oder Arjun nie den "richtigen" Job findet … :D

Danke für's Vorbeischauen und liebe Grüße von Chai


Hey @wander,

Die Geschichte ist fließend, leicht, gekonnt, wird nie holprig, bockt mich nirgends ab. Aber den Sog finde ich auch beim zweiten Mal nicht.

Also erstmal ein großes Dankeschön, dass du die Geschichte mehrmals gelesen hast, obwohl sie dich nicht wirklich angesprochen und sich kein Sog bei dir eingestellt hat. Ich finde das jetzt nicht weiter schlimm. Is wohl einfach nicht dein Ding, und ich hefte das jetzt mal unter Geschmack ab. Manchmal wird man einfach mit den Charakteren oder der gesamten Handlung nicht warm, und wenn ich es richtig verstanden habe, war das für dich der Hauptgrund, denn du schreibst:

Ich sehe und lese ja auch, dass es anderen mit deinem Text ganz anders geht und schieße daraus, dass es vielleicht einfach mit mir und meiner Leseerwartung zu tun hat.

Ich find's jedenfalls toll, dass du dich um die Geschichte bemüht und sogar noch ein zweites Mal geschrieben hast:

nun erfahre ich, dass es eine Vorgeschichte und eine Indiensaga gibt und ich vielleicht nur einen Auszug gelesen habe im Glauben, es sei das Ganze.
Also....relativiere meine Kritik einfach im Hiinblick darauf!
Schwierig, lieber wander. Ich habe den Verdacht, dass die anderen Geschichten den Blick auf diese hier nicht groß ändern werden. Man muss die anderen Geschichten nicht kennen, um sich von der aktuellen abholen zu lassen. Die sind alle in sich geschlossen.
Aber, dass dich das so beschäftigt, rührt mich. Und deshalb vielen lieben Dank für den ehrlichen Kommentar und allerbeste Grüße von Chai

 

Ich habe mehrmals gelesen und mehrmals kommentiert, weil da jemand schreibt, der das wirklich richtig gut kann. Und trotzdem hat es mich nicht gepackt. Daraus lerne ich auch über mich.
Alles Gute @Chai

 

Liebe @Chai,

wie schön, wieder eine neue Indien-Geschichte von dir zu lesen! :) Auch dieses Mal habe ich wieder das Gefühl, ich bin direkt dabei. Dein Setting und die Figuren sind komplett glaubwürdig. Besonders echt ist auch Rani, dieser kleine Nervzwerg :rolleyes: – ich musste so lachen:

„Warum spielst du nicht mal wieder mit den Kindern aus dem Dorf?“, fragte ich.
„Weil die nicht mit mir spielen wollen.“
„Und warum wollen sie das nicht?“
„Weil ich nicht mit ihnen spielen will.“

Natürlich war ich ziemlich entsetzt, in was für ein Miststück sich Lilli mittlerweile verwandelt hat – aber das hier ist eben eine andere Geschichte.
„Die Schneespitzen sind nur ganz selten zu sehen.“
„Wahnsinns-Begrüßungsgeschenk!
Ha, das Wort Geschenk bekommt im Laufe der Geschichte ja auch noch eine ganz besondere Bedeutung.

Ich musste die Flamme mit der Hand abschirmen, um Lilli Feuer geben zu können.
„Bin schon total gespannt auf sie“, sagte ich.
Lilli blies den Rauch aus und sah ihm hinterher. „Lass uns mal wieder reingehen“, sagte sie.
Ist jetzt nur Kleinkram (wie eigentlich mein ganzer Kommentar, weil ich gar nichts wirklich mäkelnswertes finde), aber: Mir ist das zu kurz geraucht. Dana gibt Lilli angestrengt Feuer, dann bläst Lilli einmal Rauch aus und dann gehen sie schon rein ... Vielleicht kannst du noch irgendeine Verzögerungsaktivität oder eine Beobachtung unterbringen.
Als Ganga Ji sie servierte, sah ich, dass er teure Wanderschuhe mit offenen Schnürsenkeln trug. Sie wirkten viel zu groß.
Was bedeutet das denn mit den Wanderschuhen?
Sie rollte auf einer Anrichte Kuchenteig, lachte und zog in ihrer typischen Art die Nase kraus.
Anrichte und Kuchenteig fände ich besser, wenn du es vertauschst. Und was genau ist ihre typische Art, die Nase kraus zu ziehen? Sieht die Nase z.B. vielleicht aus wie ein kleiner Elefantenrüssel? ;)
Die kleine Familie tuckerte auf dem Scooter die spärlich beleuchtete Dorfstraße hinab.
Das habe ich erst nicht so richtig verstanden, weil ich dachte, die wohnen in der Wellblechcafébude, aber wohl doch nicht: Die fahren abends in ihr richtiges Haus, stimmt’s?
„Hast du nicht Lust, im Café mitzuhelfen? Du suchst doch grad 'nen Job.“
Das finde ich ein kleines bisschen unglaubwürdig, das ist ihr doch jetzt nicht erst eingefallen, oder? Die haben doch sicher auf dem Weg zu Lilli schon überlegt, wie sie sich das vorstellen … Vielleicht irgendwie so: „Hast du eigentlich schon gefragt, ob du ein bisschen im Café mithelfen kannst?“
Arjun spuckte einen Strahl Pan (ein Bethelnussgemisch, das als Munderfrischer verkauft wird) in den Knick und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen.
Den Erklärteil in Klammern finde ich auch nicht nötig, so ein paar exotische Einsprengsel kann die Geschichte doch vertragen, zumal man das ja auch nachgoogeln könnte oder es eben einfach dabei belässt, sich so etwas wie Kautabak vorzustellen. Aber, erklär du mir lieber mal, in was für einen komischen Knick der das spuckt ...
„Komm, wir spielen“, sagte sie in einem Ton, als wäre ich schon immer da gewesen, legte ihre kleine Hand in meine und zog mich in den Garten hinaus.
„Du bist die Mutter, ich bin das Kind. Du musst sagen, dass ich jetzt ins Bett soll.“
Genau, so funktioniert das! :D
Ich fischte eine Zigarette aus meiner Tasche, raufte mir die Haare und kam mir vor wie nach einer Doppelschicht im Callcenter.
Hihi! Selbst das kann manchmal vielleicht entspannter sein! ;)
Den Rücken am Container, plierte ich einem knallblauen Schmetterling hinterher
Ich kenne das Wort zwar, aber schön finde ich es nicht – aus irgendwelchen Gründen sehe ich da eitrige, entzündete Augen vor mir, jemand pliert mit verschwiemelten Augen … Ist aber sicher nur ein persönliches Ding.
Gleichzeitig hämmerte ich mir ein, dass sie erst vier war, es wäre albern, sie als Terroristin zu beschimpfen.
Das mit der Terroristin finde ich nicht so ganz doll, weil, selbst wenn Dana Rani so nennen würde, würde die das Wort vielleicht (hoffentlich) noch gar nicht kennen und demzufolge sich auch nicht besonders beschimpft fühlen. Vielleicht irgendwas kindgerechteres? (Mein Lieblingswort in solchen Fällen ist Nervzwerg)
„Daaaanaaaa! Iiiich biiiin's, Raaaaniiii!“
… und blieb bewegungslos unter der Decke liegen.
Obwohl ich wusste, dass sie mich nicht sah, zog ich die Decke im Zeitlupentempo bis zur Nasenwurzel.
Oh ja, schlimm! (Ich weiß noch, als es im Bekanntenkreis die ersten Kinder gab – da war es eine Unsitte, dass deren Eltern diese dann nach gemeinsam durchfeierten Nächten frühmorgens auf die ahnungslosen, verkaterten Kinderlosen losgelassen haben – ohne jegliches Unrechtsbewusstsein! :lol:)
„Sie will einfach nicht in die Vorschule“, sagte Lilli … „Sie tut dann immer so, als ob sie kotzen muss, aber ich weiß genau, dass sie nur simuliert. Das nützt aber nichts, wenn ihr Vater ...“
Ganz schön gewieft, das mit dem Kotzen. Aber mit den „normalen“, westlichen Erziehungsstrategien wird Lilli es wohl wirklich schwer haben. Nur scheint sie es auch nicht ernsthaft zu versuchen und gibt pauschal dem Papa die Schuld.
„Ach ja, bevor ich's vergesse“, begann Lilli und lachte ein wenig hölzern. „Du hast letztes Mal vergessen, deinen Tee zu bezahlen.“
Oh. Das hat mich wirklich überrascht. Das passt ja so gar nicht zu ihrer Hippie-Attitüde.
„Lass sie“, fuhr Arjun mich an.
Das Anfahren finde ich fast ein bisschen übertrieben, aber wenn du es verwendest, dann kannst du vllt noch ein ! ans Ende setzen.
„Wir streiten uns normalerweise nicht. Das war erst das zweite Mal in zehn Jahren. Man, bin ich geschafft. Kann ich mir 'ne Zigarette von dir schnorren? Bin jetzt zu faul, nochmal aufzustehen. Hehe.“
Na, jetzt ist sie mir endgültig unsympathisch. :rolleyes:
„Wenn er hier so viel macht, dann sollte er auch dafür bezahlt werden.“ Fast hätte ich mir die Hand vor den Mund geschlagen.
„Ja, das hab ich auch schon gesagt“, begann Lilli wie aufs Stichwort. „Aber Ganga meint, das brauchen wir nicht.“
Das ist schon dreist. Aber auch hier versteckt Lilli sich einfach hinter der Mentalität ihres Mannes, auf die sie an anderer Stelle wiederum schimpft.
Eigentlich waren wir inzwischen so gut eingespielt, dass wir problemlos in der Sesamstraße hätten auftreten können.
Glaube ich sofort! :lol:
Hier. Ich bin Mama, du bist Papa.“ Rani drückte mir eine der Glatzenpuppen in die Hand. „Ich fahre mit Rani für ein paar Wochen zu Oma und Opa nach Deutschland“, begann sie mit verstellter Stimme. „Und Arjun kann bei uns wohnen.“
Ich schluckte.
„Los, du musst sagen: Ja, das ist wohl das Beste.
Das bezweifle ich fast, dass eine Vierjährige das so sagen würde.
„Wollte es dir nur sagen. So als Freundin.
Das Fette finde ich fast schon zu ironisch.
„Die Dana fährt“, rief sie in den Raum, während sie zielstrebig auf den Tresen zu hielt.
Die Formulierung finde ich etwas überdimensioniert. Das klingt, als wäre es ein besonders schwieriges Manöver, mal eben hinter den Tresen zu schlappen … Du willst natürlich Lillis energisches Auftreten zeigen, klar, aber vielleicht fällt dir ja noch etwas anders ein.
„Die beiden haben meine ganze Zukunft verplant, ohne dich auch nur ein einziges Mal zu erwähnen.“
Hier habe ich mich gefragt, was Dana und Arjun eigentlich überhaupt vorhatten und wie lange sie bleiben wollten. Das klang ja zunächst nur nach einer Saison. Aber wahrscheinlich soll es genau so rüberkommen, dass die beiden in den Tag hineinleben und sich treiben lassen, vielleicht eben auch auf die Gefälligkeiten von anderen bauen.
„Und sie hat ein großes Haus, also hat sie bestimmt nichts dagegen, wenn wir ein paar Tage bei ihr bleiben. Renate ist ...“
„Eine gute Freundin, ich weiß. Das hast du über Lilli auch gesagt.“
Den Schluss mag ich sehr. Er ist versöhnlich, aber es bleibt ja dennoch offen, wie sich die beiden weiter durch ihr Leben hangeln und ob es ihnen gelingt, sich dabei möglichst wenig zu ärgern.
Vielleicht erfährt man das ja irgendwann! Würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich wollte aufspringen und ihr erklären, dass es noch zu früh wäre, besann mich aber, dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war
KOMMA und blieb bewegungslos unter der Decke liegen.

Bist du dir da ganz sicher? Ich meine, da kommt kein Komma. Aber wir können uns ja auch noch eine dritte Meinung einholen und @Friedrichard befragen.

Ist ja seltsam, gerade hab ich die Geschichte des "dass" studiert - da find ich hier die Konjunktion
..., dass es noch zu früh wäre, besann mich aber, dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war ...
im Doppelpack und,

hi Chai,

@Anne49,

moin Anne,

ist superdiagoneknaxspezial (Pfadfinderjargon) gut und zuverlässig in jeder Beziehung, denn die Konjunktion "und" setzt nicht den Nebensatz ("dass mir am Vortag nicht mal eine Pause gegönnt worden war") fort, sondern den Hauptsatz "Ich wollte aufspringen und ihr erklären, dass ... , besann mich aber und blieb bewegungslos unter der Decke liegen."

Bis bald

Friedel

 

Liebe @wieselmaus,
über deine Kommentare freue ich mich immer ganz besonders, weil du viel zwischen den Zeilen liest und dann den Nagel auf den Kopf triffst.

Hätte man da nicht erwarten dürfen, dass Liili ihrer alten Freundin das Herz ausschüttet? Aber nein, sie verschanzt sich und übernimmt die Strategie ihres Mannes : Unannehmlichkeiten und Verpflichtungen werden auf andere abgewälzt.
:thumbsup: Genau so ist es. Andererseits ist das wahrscheinlich auch eine Überlebensstrategie, wenn einem Mann, Kind und Arbeit über den Kopf wachsen und man dann am besten gar nichts mehr an sich heranlässt, weil man sonst nicht mehr funktionieren würde. Ich will Lillis Verhalten damit nicht entschuldigen, aber es wäre zumindest eine Erklärung. Und sicher auch eine Charaktersache. Wäre sie generell ein reflektierter Mensch, hätte sie sich vermutlich von Anfang an gar nicht erst in diese Lage gebracht.

Die zwei brauchen lange, bis sie sich aus einer Ausbeutungssituation herauslösen, allerdings aus unterschiedlichen Motiven, glaube ich. Manchmal nur durch Flucht.
Ich bewundere immer wieder Menschen, die eine Situation schnell erfassen und dann handeln, bevor es zum Allerschlimmsten kommt. Oft steckt man ja in einer Situation und weiß gar nicht so recht wie einem geschieht oder denkt, es wird sich noch ändern. Was ja manchmal sogar auch der Fall ist.
Meistens aber nicht :D

Rani ist eine grässliche Nervensäge, aber auch zu bedauern, weil das Kind offensichtlich keinen Anschluss bei anderen Kindern findet. Da liegt ein Konflikt dahinter, der, wie ich glaube, daraus kommt, dass Lilli und Ganga als Paar im Dorf nicht sonderlich angesehen sind.
Ja, das denke ich auch, dass die beiden im Dorf nicht sonderlich angesehen sind. Nicht nur, weil sie nicht von dort stammen und Lilli Deutsche ist, sondern auch auf Grund ihres - wie würde man es in konservativen Kreisen nennen? - unsoliden Lebensstils. Was Rani angeht, hatte ich gehofft, sie würde einem im Laufe der Geschichte sympathischer werden. Dana und sie verstehen sich ja nach einiger Zeit richtig gut, und Dana scheint es Spaß zu machen, mit ihr zu spielen, was die Sesamstraße andeuten sollte. Unzertrennlich wie Ernie&Bert :gelb:. Und am Schluss ist Rani ja auch die einzige, die Dana richtig in den Arm nimmt. Vielleicht hätte ich das noch klarer herausarbeiten müssen. Ich weiß nur nicht, wie. Erst dachte ich, ich müsste noch mehr Spielszenen einbauen, aber z.B. @PlaceboParadise meinte, gerade die Szenen könnte ich kürzen. Ich guck mal, was und ob ich da noch was mache.
Hach, nun ist die Internetverbindung wieder so schlecht - ich fummel hier schon seit zwei Stunden an dem Kommentar rum und werde deine Zitate jetzt mal selbst zitieren:

wieselmaus schrieb:
du gewährst tiefe Einblicke in das Alltagsleben einer schwierigen Familienkonstellation
Das freut mich riesig, dass mir das gelungen zu sein scheint.

wieselmaus schrieb:
Dana jedenfalls wird weiter auf dem Subkontinent herumreisen und ihre Erkenntnisse aufschreiben. Ich werde ihr folgen.
Da freue ich mich jetzt schon drauf, liebe wieselmaus. Bist 'ne gute Reisebegleitung.

Vielen Dank für deinen wertvollen Leseeindruck und liebe Grüße,
Chai


Hey @Friedrichard,
dir werde ich morgen eine ausführlichere Antwort schreiben, wenn ich hoffentlich eine bessere Internetverbindung habe. Wollte mich nur schon mal dafür bedanken, dass du mich aus der Kommamisere befreit hast.

Liebe Grüße in den Pott

 

Möge die Internetverbindung diesmal auf meiner Seite sein, lieber @Friedrichard, damit ich mich nicht bloß bedanken sondern deinen ausführlichen Kommentar auch beantworten kann. Aber ich fang mal beim Bedanken an. Wie immer hast du dir viel Mühe gemacht und dafür erstmal meinen allerherzlichsten Dank.
Ich steig dann mal gleich ein, wie man hier so schön sagt.

„Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz“
an dem das Glück eine Zeitlang wohnt.
Was für ein schöner Vergleich! Für mich war das - neben dem Kommunikationsproblem - das Wichtigste an der Geschichte. Mag für manche vielleicht banal klingen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Suche nach dauerhaftem Glück für uns Menschen offenbar existentiell zu sein scheint, bewusst oder unbewusst. Ob das nun die Indien-Reisenden sind, die nach ewiger Erleuchtung suchen oder das allgemeine Streben nach Sicherheit, ewiger Liebe, irgendetwas, das bleibt und nicht von heute auf morgen- oder schleichend - wieder verschwindet.

Warum „herumstehen“ wennein bloßes „stehen“ ausreicht? Weg mit dem „herum“!, ähnlich hier mit der Vorsilbe „ab“
Wiewohl ein Fallwechsel (auf die Tische) damit notwendig wird.
Das mit den Tischen hab ich schon geändert. Wollte den Satz grad nochmal im Original zitieren, aber kann mich nicht mehr daran erinnern :Pfeif:
Das herum … Ja, ich weiß, dass das unnötig ist, aber ich verwende das hier jetzt mal als … äh … Stilmittel (?) Irgendwie gefält mir das :)

Ganga Ji holte eine Flasche unter dem Tresen hervor, goss sich und Arjun ein Glas Whisky (ein) und füllte das Glas bis zum Rand mit Wasser auf.

Die Vorsilbe "auf" kann's nicht sein, nicht meinen/schaffen, denn mutmaßlich wird der Whisky „ein“gegossen ...
Ja, dumm von mir :bonk: Is natürlich geändert bzw. hinzugefügt.

der, dem, den Saum, des Saumes
Is auch geändert

Hmmm, sagte ich.

Wenn ich den Laut von mir gebe, ist es eher ein Brummen, manchmal Knurrren ...
Hab das grad probiert, und ich knurre dabei nicht. Man sagt ja auch Hmmm, wenn einem etwas schmeckt ohne dabei zu brummen und zu knurren. Also ich zumindest :). Ich lass das einfach mal so.

Immer „Viertel vor acht“
Echt? Sieht irgendwie komisch aus. Ist das bei halb auch so? Ich hab das mein Leben lang klein geschrieben. Aber ich vertraue dir da mal.

Erst war er nur zu den Stoßzeiten da gewesen

Nix falsch, aber "gewesen" unterscheidet sich nur durch die Vorsilbe vom Verwesen ... Kann eigentlich weg, denn einer zusammengesetzten Zeit braucht es nicht, denn das Adverb verweist ja auf eine vormalige Zeit, dass A. da war.
Damit kann ich mich anfreunden.

„so weit“ als unbestimmte Angabe immer auseinander,
Sind jetzt auseinander die beiden.

Besser „neues“ weil Attribut des Spiels
Ah ok. Dieses groß und klein ist ja manchmal echt heikel
"Mein Beeeeecheeeeeer"
ich weiß, es soll den Becher besonders hervorheben, aber wer spricht „[maɪ̯n ‘bɛ:‘çɛ:r]“ ¿
Hä? Das hab ich nich kapiert

"Mann, bin ich geschafft"

Muss da gleich ein ganzer Mann herhalten, wenn das Pronomen „man“ es doch auch täte?
Nee, so wichtig seid ihr dann doch nich ;). Habe den Mann um ein n entmannt.

Tja, was soll ich sagen … Das war mal wieder ein sehr schöner und aufschlussreicher Kommentar. Bis auf„[maɪ̯n ‘bɛ:‘çɛ:r]“
Aber darüber wirst du mich hoffentlich noch aufklären. Vielleicht komme ich ja auch noch selber drauf.

Bis dahin erstmal liebe Grüße, und ist ja schon wieder Wochenende. Genieß es. Vielleicht ja mit Enkel …?

Liebe Grüße,
Chai

Lieber @PlaceboParadise,
ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut. Vielen lieben Dank dafür. (Ich überlege gerade, wie ich das mit dem Bedanken origineller formulieren könnte. Ich schreibe fast immer dasselbe, fällt mir auf. Aber was Besseres fällt mir irgendwie nicht ein, und es trifft ja auch das, was ich sagen will.)

Alles liest sich sehr flüssig und angenehm, wirklich gut. Es gibt so gut wie keine Stolpersteine, an denen man hängenbleibt.
Darüber freue ich mich auch.

Ich lese deine Geschichte wie ein Mahnmal: Lasst euch nicht von geheuchelten Beziehungen ausbeuten.
Ich hoffe doch nicht. Also, dass es sich wie ein Mahnmal liest. Oder wie der erhobene Zeigefinger. So war es nämlich nicht gemeint. Es geht allgemein um die Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen. Kommunikationsprobleme, Ansprüche, die Suche nach dem Glück. Man könnte fast Alltag sagen.

Titel finde ich super! Sagt viel aus über den Kern der Geschichte.
Dank dir. Finde ich auch.

"Aber sonst scheint sich hier nichts verändert zu haben. Na ja … Euer Cafe ist neu."

Wörtliche Rede könnte man hier und da vielleicht noch ein wenig straffen, dieses "Naja" zum Beispiel kam mir etwas eingeschoben vor.
Hm. Ich finde eigentlich, dass es dadurch natürlicher klingt. Ohne klänge es ein wenig holterdipolter. Oder ich müsste schreiben: "Außer, dass euer Cafe neu ist." Oder: "Außer euer Cafe … Das ist neu …"
Das mag mir alles nicht so recht gefallen und klingt noch komplizierter in meinen Ohren.

Als Ganga Ji sie servierte, sah ich, dass er teure Wanderschuhe mit offenen Schnürsenkeln trug.

Ist das ein Hinweis darauf, das das Paar eigentlich genug Kohle hat und diese aus Geiz einfach nicht rausrücken will?
Jein. Es sollte in erster Linie darauf hinweisen, dass er - der ehemalige Bettelmönch - sich ganz dem Materialismus verschrieben hat. Aber so wie du kann man es natürlich auch sehen. :)

ich würde es gut finden, wenn du direkt zu Beginn irgendwie klarmachst, das sie eine Frau und Inderin ist.
Oh. Ja, das könnte verwirrend sein, vielleicht kann ich das noch irgendwo einbauen, dass sie eine Frau ist. Und um die Verwirrung komplett zu machen: Sie ist keine Inderin. Sondern auch eine von den ewigen Träumern mit Kitschphantasien über die bessere Welt :D. Wenn auch vielleicht nicht ganz so hardcore wie Lilli. Aber du sprichst da einen wichtigen Punkt an. Kurz bevor ich die Geschichte gepostet hab, hab ich nämlich auch daran gedacht, dass man ja gar nicht weiß, wo sie eigentlich herkommt/was sie da macht/wieso und weshalb sich ihre und Lillis Wege immer wieder kreuzen. Die letzten zwei Punkte sind vielleicht nicht so wichtig, aber ich sollte auf alle Fälle klar machen, dass sie eine weibliche Nicht-Inderin ist.

(Ein Bethelnussgemisch, das als Munderfrischer verkauft wird)

Wenn ich wissen will, was es damit auf sich hat, muss ich einfach selbst googeln.
Aber nein, das will ich dir doch nicht zumuten, lieber PlaceboParadise, du sollst ja nicht aus dem Lesefluss geraten weil du irgendwas googeln musst. Aber nee, ernsthaft, ich überlege da noch. Bisher wurde die Klammer von vier Leuten erwähnt. Drei meinten, ich solle sie weglassen, eine, sie solle drin bleiben. Ich bin da grad so unentschlossen. Mich persönlich nervt das immer bei Texten, wenn da irgendwelche Worte vorkommen, die ich nicht kenne und mir irgendwie zusammenreimen muss.

Ich finde die Geschichte sehr lang, ich denke, man könnte noch etwas kürzen, vor allem die vielen Stellen, an denen die Prota mit der Kleinen spielt.
Da sagste was. Hab schon an wieselmaus geschrieben, dass ich dachte, die Spielszenen kämen zu kurz. Wobei sie ja reichen, um den Kern zu erfassen. Und zuviel Spielerei ist auch nicht gut. Grundsätzlich denke ich, dass jede Spielszene schon wichtig ist, weil sie Hinweise gibt. Ich lass das erstmal so.

dieses angestrengte Laissez-faire, das die beiden an den Tag legen und das vor allem heute für viele junge Menschen so verführerisch zu sein scheint.
Letztenendes geht es dabei nur um eine stumpfe Art des Hedonismus. Das gilt natürlich nicht für alle Auswanderer, aber ich kenne schon sehr viele, die denken, ihre Probleme lösen sich in Luft auf, wenn sie nach Thailand reisen und im Meer baden gehen. :)
:thumbsup::thumbsup::thumbsup: Damit hast du den Nagel sowas von auf den Kopf getroffen, dass ich da gleich dreimal den Daumen hebe. (Wobei ich zugeben muss, dass ich das - fernab jeglicher Logik - bei meinen ersten Reisen auch gedacht oder zumindest gehofft habe. :shy:) Und angestrengtes Laissez-faire muss ich mir merken, denn das beschreibt es wirklich ziemlich genau!

Also: Gut gemacht! :)
Dank dir sehr!

Meerbadende Grüße und ein schönes Wochenende,
Chai





 

Muttertext:
"Mein Beeeeecheeeeeer"

ich
ich weiß, es soll den Becher besonders hervorheben, aber wer spricht „[maɪ̯n ‘bɛ:‘çɛ:r]“ ¿
Du
Hä? Das hab ich nich kapiert

Die zwo Silben des Wortes "Becher",

liebe Chai,

sind zwo sehr kurze Silben, wobei die letzte (eigentlich die standardmäßig unbetonte Endung ...er) sogar dem Stamm den Reibelaut "ch" entführt und die von Dear versammelten "e"s eigentlich eine Betonung vortäuschen, die es gar nicht gibt.
Mit dem ahd. "pe(c)hâre"/"behhari" ("h" ist kein Dehnungs-h, sondern der Reibelaut, der heute "ch" geschrieben wird) ginge es auch nur mit den beiden Endsiben, "(c)ha/ri", wobei das endende "ri" auch eher unbetont ist und nur kurz aufhorchen lässt, das "(c)ha".

Das Problem resultiert aus der Entlehnung des Wortes aus dem lat. bacar, baccar, das mit westgermanistischer Zunge die Betonung auf die erste Silbe legt.

Lautschrift lass ich mal weg ...

Ich hoffe, dass es ein wenig (wenigstens) verständlicher geworden ist, was ich meine.

Tschüss

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom