Was ist neu

Meine Welt. Deine Welt. Unsere Welt.

Beitritt
19.06.2001
Beiträge
2.198

Meine Welt. Deine Welt. Unsere Welt.

Meine Welt. Deine Welt. Unsere Welt.

Es war an einem dieser typischen Tage im Herbst. Kalt, regnerisch, und über allem lag der Mantel der Niedergeschlagenheit. Sehnsüchtig blickte sie auf die teuren Kleider, die im Schaufenster die Reichen, vor allem deren Frauen locken sollten. Auf der Glasscheibe konnte sie ihr Spiegelbild sehen. Wie sie wohl auf die anderen wirken würde? Beschämt sah sie zu Boden. Sie konnte die verachtenden Blicke der Passanten spüren. Schnell ging sie weiter. Vor wenigen Stunden hatte sie ihre Sozialhilfe empfangen. Für sie war es jedes Mal aufs Neue ein Akt der Demütigung. Die Gewissheit, ganz unten zu sein, und diese Ebene nie wieder verlassen zu können. Es war ihre Welt. Eine Welt, in der sie nur eine kleine, unbedeutende Rolle spielte. So unbedeutend, daß sie irgendwann vergessen hatte, warum sie so tief gesunken war. Sie hatte den Park erreicht. Dort setzte sie sich auf eine Bank und begann nachzudenken. Darüber, ob sie noch ein weiteres Mal zum Sozialamt gehen sollte, was aus ihrem Kind geworden war. Sie holte ein Messer aus einer ihrer vielen Tragetaschen. Und wenn ich jetzt den Schlußstrich ziehe, fragte sie sich. Sie drückte das Messer gegen die Pulsader. Wenn jetzt alles enden würde? Sie schloß ihre Augen. Sie war bereit. Und dann sagte eine Stimme zu ihr: „Tun Sie es nicht!“ Die Stimme klang freundlich. Langsam öffnete sie die Augen und sah vor sich einen Mann stehen. „Was soll ich nicht tun?“ Er lächelte sie an und setzte sich zu ihr. Sie sah in an. „Was soll ich nicht tun?“ fragte sie noch einmal. „Wollen Sie sich wirklich umbringen?“ fragte er sie. Er schaute ihr tief in die Augen. „Wollen Sie das wirklich?“ Sie ließ das Messer fallen und schüttelte den Kopf. „Nein. Will ich nicht.“ „Gut! Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie sah in an. Er sah verdammt gut aus. Sie hatte sich auf der Stelle in ihn verliebt. „Wer sind Sie?“ „Komm!“ sagte er, „Ich möchte, daß du dir das ansiehst!“ Sie nahm seine Hand. „Was jetzt?“ „Ich zeige dir jetzt meine Welt.“ sagte er. „Deine Welt?“ „Es ist unsere Welt.“ Sie verließen den Park. Er nahm sie mit nach Hause, fickte sie einmal richtig durch, zertrümmerte ihren Kopf mit einem Hammer, holte einen kleinen Notizblock aus der Schublade, nahm einen Stift und schrieb etwas auf. „Nummer Achtzehn.“ sagte er leise. Er lächelte. Es war ein perfekter Tag für ihn gewesen.

----------

Es war an einem dieser typischen Tage im Herbst. Kalt, regnerisch, und über allem lag der Mantel der Niedergeschlagenheit. Sehnsüchtig blickte er auf die teuren Kleider, die im Schaufenster die Reichen, vor allem deren Frauen locken sollten. Auf der Glasscheibe konnte er sein Spiegelbild sehen. Wie er wohl auf die anderen wirken würde? Beschämt sah er zu Boden. Er konnte die verachtenden Blicke der Passanten spüren. Schnell ging er weiter. Vor wenigen Stunden hatte er seine Sozialhilfe empfangen. Für ihn war es jedes Mal aufs Neue ein Akt der Demütigung. Die Gewissheit, ganz unten zu sein, und diese Ebene nie wieder verlassen zu können. Es war seine Welt. Eine Welt, in der er nur eine kleine, unbedeutende Rolle spielte. So unbedeutend, daß er irgendwann vergessen hatte, warum er so tief gesunken war. Er hatte den Park erreicht. Dort setzte er sich auf eine Bank und begann nachzudenken. Darüber, ob er noch ein weiteres Mal zum Sozialamt gehen sollte, was aus seinem Kind geworden war. Er holte ein Messer aus einer seiner vielen Tragetaschen. Und wenn ich jetzt den Schlußstrich ziehe, fragte er sich. Er drückte das Messer gegen die Pulsader. Wenn jetzt alles enden würde? Er schloß seine Augen. Er war bereit. Und dann sagte eine Stimme zu ihm: „Tun Sie es nicht!“ Die Stimme klang freundlich. Langsam öffnete er die Augen und sah vor sich eine Frau stehen. „Was soll ich nicht tun?“ Sie lächelte ihn an und setzte sich zu ihm. Er sah sie an. „Was soll ich nicht tun?“ fragte er noch einmal. „Wollen Sie sich wirklich umbringen?“ fragte sie ihn. Sie schaute ihm tief in die Augen. „Wollen Sie das wirklich?“ Er ließ das Messer fallen und schüttelte den Kopf. „Nein. Will ich nicht.“ „Gut! Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen.“ Sie stand auf und reichte ihm die Hand. Er sah sie an. Sie sah verdammt gut aus. Er hatte sich auf der Stelle in sie verliebt. „Wer sind Sie?“ „Komm!“ sagte sie, „Ich möchte, daß du dir das ansiehst!“ Er nahm ihre Hand. „Was jetzt?“ „Ich zeige dir jetzt meine Welt.“ sagte sie. „Deine Welt?“ „Es ist unsere Welt.“ Sie verließen den Park. Sie nahm ihn mit nach Hause, ließ sich richtig durchficken, zertrümmerte seinen Kopf mit einem Hammer, holte einen kleinen Notizblock aus der Schublade, nahm einen Stift und schrieb etwas auf. „Nummer Achtzehn.“ sagte sie leise. Sie lächelte. Es war ein perfekter Tag für sie gewesen.

Ende

copyright by Poncher (Sebastian Venohr) Januar 2001

 

So ab der hälfte des ersten Absatzes dachte ich mir: "Oh Gott das ist ja totaler Kitsch!", aber dann die große Überraschung.
Beim zweiten Absatz gefiel mir die Geschichte dann richtig gut.
Das Ende enttäuschte mich dann aber doch. Mann erwartet dann doch ein anderes Ende als beim ersten Abschnitt. Ausserdem geht die Wirkung der Überraschungszene beim 2ten mal verloren.

Die Idee ist auf jeden Fall super :) , aber ich finde es ließe sich noch mehr daraus machen.

 

Jo danke! Sicherlich, der Überraschungseffekt geht beim zweiten Mal verloren. Da hast du völlig recht! Wollte halt nur mal ein und die selbe Sache aus der Perspektive Mann und Frau darstellen. Und, mein Gott... Januar! So lange her, nun ja!

Baddax, was machen die Aktien?

Have a nice sunday!

Poncher - Ich geh jetzt mal mein Gehirn suchen...

 

Hey Poncher,

coole Geschichte. Hat mir gut gefallen, nur fand ich den zweiten Teil der Geschichte etwas spannungslos, weil man eben doch eine Veraenderung erwartete.

Aber sonst nicht uebel, vor allem das krasse Ende eines jeden Teiles.

Warum hast du denn gerade "18" gewaehlt? :)

 

Eine fiese kleine Geschichte, die aufgrund des Anfangs etwas ganz anderes erwarten lassen würde. Ich habe nur zwei große Probleme damit:
Die Wiederholung des ersten Teils nimmt dem zweiten Teil, der ja nur eine Kopie davon ist, jegliche Existenzberechtigung.
Und was mich auch beim ersten Teil störte:

Er nahm sie mit nach Hause, fickte sie einmal richtig durch, zertrümmerte ihren Kopf mit einem Hammer, holte einen kleinen Notizblock aus der Schublade, nahm einen Stift und schrieb etwas auf.

Das passte einfach nicht zum vorhergegangenen, fast lyrischen Stil!

Ansonsten: Eine nette Story für Zwischendurch.

 

Also ich hab die Story wirklich gut gefunden, obwohl der 2. Teil vielleicht wirklich keinen Sinn mehr hatte, aber eigentlich war der 2. Teil ja auch eine interessante Idee, vielleicht hättest du es nur etwas anders ausführen sollen.

Achja, und das Zitat daß Rainer herausgenommen hatte um es zu kritisieren: Ich fand genau DAS auch so gut an der Geschichte, daß hier der Schreibstil sich so plötzlich ändert und auch irgendwie dynamischer wird, am Ende des Satzes hab ich zumindest ziemlich auflachen müssen :)

 

Hallo Poncher,

was man zu dieser Geschichte sagen soll, weiß ich wirklich nicht. Viele finden sie toll, cool, super, modern. Es scheint, dass du mit diesem Stil viele Leser gut erreichen kannst.- Mich aber nicht.

„Ich zeige dir jetzt meine Welt.“ sagte er. „Deine Welt?“ „Es ist unsere Welt.“ Sie verließen den Park. Er nahm sie mit nach Hause, fickte sie einmal richtig durch, zertrümmerte ihren Kopf mit einem Hammer, holte einen kleinen Notizblock aus der Schublade, nahm einen Stift und schrieb etwas auf. „Nummer Achtzehn.“ sagte er leise. Er lächelte. Es war ein perfekter Tag für ihn gewesen.

"Durchficken", den Kopf "mit einem Hammer zertrümmern", dann hinterher den neuen Treffer im Notizbuch notieren, das sind eigentlich doch billige Effekte aus dem Gruselkabinett. Realismus? Ich weiß nicht. Die soziale Not jener Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind und sich dessen schämen, ist doch wohl ein sehr ernsthaftes Thema. Das sollte oder könnte man vielleicht noch ein wenig anders behandeln.

Es geht ja nicht nur darum, ob man nun einen modernen oder konservativen Stil schreibt. Das alles mag Geschmackssache sein. Aber mit Worten drückt man auch Gedanken und eine menschliche Einstellung aus. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass jeder Mensch ein Anrecht auf Respektierung seiner Menschenwürde hat. Und ich befürchte nun eben, dass mit flapsigen Gruselwitzen solcher Art, wie sie in der Geschichte gemacht werden, den sozialen Randgruppen ihre Menschenwürde aberkannt wird. Durch die Umkehrung der Rollen wird nämlich die grauenvolle Tat zu einer witzigen Pointe heruntergespielt, die beim Leser beifälliges Klatschen bewirken soll.

"Meine Welt. Deine Welt. Unsere Welt." Gerade diese Überschrift suggeriert zunächst dem Leser das Gefühl, dass er mit dieser Geschichte in eine Welt hineingenommen werden soll, die eben auch die seine ist. Dieser Meinung bin ich nun eben nicht. Meine Welt ist es nicht. Mit diesem Text hast du mich nicht erreichen können.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Werner

 

Hallo Hans Werner,

Viele finden sie toll, cool, super, modern. Es scheint, dass du mit diesem Stil viele Leser gut erreichen kannst.- Mich aber nicht.

Also ich glaube nicht, daß den Lesern der Text nur wegen dem Stil gefallen hat, oder ihn für cool und modern halten, weil das Wort "ficken" erwähnt wird.

"Durchficken", den Kopf "mit einem Hammer zertrümmern", dann hinterher den neuen Treffer im Notizbuch notieren, das sind eigentlich doch billige Effekte aus dem Gruselkabinett. Realismus? Ich weiß nicht. Die soziale Not jener Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind und sich dessen schämen, ist doch wohl ein sehr ernsthaftes Thema. Das sollte oder könnte man vielleicht noch ein wenig anders behandeln.

Da hast du vollkommen recht, natürlich ist es ein ernstes Thema und ich wünsche keinem, je in so eine Situation zu geraten. Nur habe ich eben dieses Mal zwei Menschen aus dieser sozialen Schicht gewählt... das nächste Mal sind es gut betuchte Mittelständler und das übernächste Mal zwei Aufichtratsvorsitzende.

Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass jeder Mensch ein Anrecht auf Respektierung seiner Menschenwürde hat. Und ich befürchte nun eben, dass mit flapsigen Gruselwitzen solcher Art, wie sie in der Geschichte gemacht werden, den sozialen Randgruppen ihre Menschenwürde aberkannt wird. Durch die Umkehrung der Rollen wird nämlich die grauenvolle Tat zu einer witzigen Pointe heruntergespielt, die beim Leser beifälliges Klatschen bewirken soll.

Oh, hier unterstellst du mir, daß ich "mit flapsigen Gruselwitzen" die Würde des Menschen verletzen will. Auf keinen Fall! Denn meine Geschichten stellen nicht meine politische Meinung oder ethische Ansicht dar. Und auf gar keinen Fall war ich darauf bedacht, dem Leser ein beifälliges Klatschen abzuverlangen.

Es ist nun einmal das, was es ist, eine Geschichte, die unterschiedlich aufgefaßt werden kann. Nichts mehr. Nichts weniger.
Und zumindest im ersten Absatz mit einem "Schock" endet, der sich im zweiten Absatz zwar wiederholt, aber natürlich an Wirkung verloren hat.

Die Umkehrung der Rollen sollte auch nicht eine "witzige Pointe" sein, sondern nur das Geschehen aus zwei verschiedenen Perspektiven (Mann/Frau) darstellen.

Naja, und wenigstens habe ich es erreicht, dir eine Kritik abzuverlangen ;)

Auf jeden Fall Danke + Bis bald!

Poncher

 

Darf ich jetzt mal grundsätzliche eine Feststellung machen?

Bitte Autoren und Geschichten voneinander trennen!!!

Ich habe schon sehr viele Geschichten in meinem Leben geschrieben, aber aus keiner einzigen davon ließe sich auch nur im geringsten meine Lebenseinstellung, meine Ansichten, ja, vielleicht sogar meine Vitae ableiten!

Und ich glaube, das kann man von den meisten hier behaupten, sogar von Ponch! :D Ich glaube nicht, dass Ponch ein Durchficker ist, der anderen den Schädel einschlägt. Oder, Ponch??? :eek:

Im Ernst: Bitte, lieber Werner (?), sieh in Geschichten grundsätzlich das was sie sind: Geschichten! Wenn jemand dazuschreibt: "Das ist tatsächlich passiert", dann kannst du den Autor direkt damit in Verbindung bringen, aber doch bitte nicht bei einem Text, der ganz augenschneinlich reine Unterhaltung bieten möchte.

Ende der Durchsage - bitte beachten Sie den Beipackzettel

 

Lieber Poncher,

du vollführst mit dieser Kurzgeschichte eine einzigartige literarische Bruchlandung. Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist (ich glaube ja eher nicht) aber diese Gliederung in zwei Teile ist alles andere als gelungen und kann mich als Leser einfach nicht überzeugen. Hätte ich vor dem Lesen gewusst, dass die Geschichte aus dem ersten Teil im zweiten Teil fast identisch wieder auftaucht, so muss ich sagen, dass ich sie wohl nicht gelesen hätte. Denn bedenke: Durch diese Wiederholung wird die Kurzgeschichte sicherlich keineswegs besser... Ich hatte ja etwas vollkommen Neues, etwas Innovatives erwartet, als ich erkannte, dass der Faden der ersten Geschichte im zweiten Teil wieder aufgenommen, die gesamte Geschichte des ersten Teiles wiederholt wird. Um so enttäuschender war es dann für mich, dass alles beim Alten blieb und nur die Geschlechter in der Opfer/Täterkonstellation vertauscht worden sind. Für mich persönlich macht es kaum einen Unterschied, ob der Täter nun ein Mann oder eine Frau ist. Denn hinterher liegt ja immer das gleiche Ergebnis vor: ein Mensch, der umgebracht und seines Rechts auf Unversehrtheit und auf Leben beraubt wurde. Ich hätte begrüßt, wenn der zweite Teil denselben Anfang gehabt hätte wie der erste, dann aber eine unerwartete Wende eingeleitet wird, die zum Nachdenken anregt. Hier finden wir allerdings lediglich den "Schockeffekt" nicht nur des Tötens an sich, sondern auch der Art und Weise, wie hier ein Mord begangen wird. Der Täter zertrümmert seinem Opfer (in beiden Fällen) den Kopf mit einem Hammer, wohl eine der grausamsten Varianten das Opfer zu töten. Besonders niederträchtig finde ich, dass du - ausgerechnet - einen Menschen als Opfer wählst, der ohnehin schon genug Last in seinem Leben zu tragen hat. Und gerade in dem Moment, in dem der Leser den/die Sozialhilfeemfpänger/in gerettet und in Sicherheit sieht, wird seinem/ihrem Leben ein grausames Ende, vielleicht ein noch grausameres als durch Freitod, gemacht. Denn hier ist das Opfer nicht mehr in der Lage über Gedeih und Verderb, über Leben und Tod für sich selbst zu entscheiden; die Entscheidung wird ihm, was ich im übrigen nicht wirklich komisch finde, aus der Hand genommen. Der, wie es scheint, rettende Engel wird hier für die Frau/für den Mann zum Todesengel. Der Autor erhofft sich hier ganz offensichtlich einen die Zustimmung des Lesers heraufbeschwörenden Effekt. Da hilft es, lieber Poncher, auch nicht, dass dir die Ehre der Zustimmung durch deinen Kumpel Rainer zuteil wird... Ich persönlich kann mich überhaupt nicht mit dieser Geschichte anfreunden, die weder stilistisch noch inhaltlich überzeugt, sondern einen Leser zurücklässt, der sich die Frage stellt, was dieses Mittel der Zergliederung der Geschichte nun eigentlich bewirkt hat, oder besser, hätte bewirken sollen. Doch nun kommen wir einmal zu dem kontroversen Satz:"Er nahm sie mit nach Hause, fickte sie einmal richtig durch, zertrümmerte ihren Kopf mit einem Hammer, holte einen kleinen Notizblock aus der Schublade, nahm einen Stift und schrieb etwas auf. „Nummer Achtzehn.“ sagte er leise."
Meiner Meinung nach repräsentiert dieser Abschnitt das insgesamt niedrige Niveau der Geschichte. Ich glaube, man muss nicht unbedingt konservativ eingestellt sein, um diese Stelle als beschämend und dem Leser unwürdig zu empfinden. Hier versuchst du, lieber Poncher, (verzweifelt) Zustimmung durch den Leser zu erzielen, indem du auf einen Sprachgebrauch zurückgreifst, den wohl vor allem ungebildete Leute gutheißen würden. Es ist einfach nur schockierend, dass du den Akt des, wie du es bezeichnen würdest, "Durchfickens" im gleichen Atemzug erwähnst wie den Mord. Denn spätestens hier wird deutlich, dass die Frau/der Mann für den Täter /die Täterin keinerlei Bedeutung besitzt und die Wertigkeit dieser Individuen wird dadurch degradiert, dass Geschlechtsverkehr und Mord direkt ineinander übergehen. Dies wird darüber hinaus bestätigt durch die Auflistung der Opfer; der/die Ermordete erhält hier die Nummer 18, das heißt der Charakter des Menschen wird reduziert auf eine Zahl - der Betreffende ist vollkommen wertlos. In Verbindung mit der Tatsache, dass es sich hier um einen Sozialhilfeempfänger in der Opferrolle handelt wird deutlich, dass es wohl auch dem Staat gänzlich gleichgültig wäre, wenn der Mensch ums Leben käme - ob nun durch Mord oder durch Freitod. Es ist eben NICHT egal, ob es sich hier um Repäsentanten der unteren Schicht, des Mittelstandes oder der oberen gesellschaftlichen Klassen handelt, weil du in dieser Geschichte eine klare Wertung vornimmst. Menschen aus den unteren Schichten sind wertlos! Das ist die notwendige Folge deiner Ausführungen und ich glaube darüber solltest du dir wirklich einmal ernsthaft Gedanken machen. Denn, sollten Menschen nicht ungeachtet ihres Status in der Gesellschaft gleichberechtigt sein? Ich fasse den Geschlechtertausch im zweiten Teil so auf, dass eine Verallgemeinerung vorgenommen wird. Es kommt nämlich nicht mehr so sehr darauf an, ob es sich nun um eine Frau oder um einen Mann handelt, der der Täter ist. Vielmehr wird die gesellschaftliche Stellung in den Vordergrund der Betrachtung gerückt und das ist, wie ich finde, mehr als verunglückt. Die Geschichte ist nämlich dann keine Gegenüberstellung der Stereotypen, wie sie Männern und Frauen zugesprochen werden (Männer=Täter, Frauen=Opfer) mehr, sondern eine Bewertung der Bedeutung bestimmter sozialer Gruppen!


Mit freundlichem Gruß

Toby

 

Da hilft es, lieber Poncher, auch nicht, dass dir die Ehre der Zustimmung durch deinen Kumpel Rainer zuteil wird

Sonst noch was?!? Wenn du mir, werter Genosse, die Ehre zuteil werden lässt, in deiner Kritik einzufließen, dann wäre es wirklich nett, wenn du dir meine Kritik auch durchlesen würdest!
Mit Sicherheit hättest du dann gelesen, dass ich die Geschichte als netten kleinen Snack sehe, der aber zwei große Probleme meines Erachtens aufweist - ich werde diese hier nicht zitieren, weil du sie nachlesen kannst. Und dabei wirst du feststellen, dass sich diese mit deinen Problemen nicht unwesentlich decken.

Ich darf an dieser Stelle die wiederholt auftauchende Unterstellung der "Freunderlwirtschaft" aufs schärfste zurückweisen!!! Wenn du so gut bist dir die Mühe zu machen und meine sowie Ponchers Geschichten nach den Kritiken des jeweils anderen durchzusuchen, wirst du erkennen, dass da oft geradezu vernichtende Kritiken geäußert werden, die dieser Ansicht des "Wir haben uns alle lieb und verteilen Kuschelkritiken" in keinster Weise gerecht werden!

Und dann würde ich es auch noch begrüßen, wenn du meine zweite Kritik zu dieser Geschichte lesen würdest, wo ich darauf hinweise, dass man zw. Geschichte und Autor trennen sollte.
Du scheinst mir da ohnedies einige Probleme damit zu haben, wenn ich mich an die Gewalt-Diskussion zurückerinnere: Bitte, Toby, ein´Text MUSS sich nicht mit den Ansichten seines Autors decken. Okay?
Und gerade moderne Literatur hat die Attitüde der "literarischen Erbauung" abgelegt - so was nennt man Freiheit der Kunst. Ponch erzählt hier keine Gutenachtgeschichte mit Happy End, sondern eine Art Kurzkrimi, den man halt scheiße finden kann, wenn er einem nicht gefällt. Aber du interpretierst da mal wieder unglaublich viel hinein!
Ich würde dir recht geben, wenn Ponch den Text als politische Forderung geschrieben hätte, als philosophische Abhandlung, als autobiographisches Teil seiner selbst; aber das IST NUR EINE GESCHICHTE!!!

Ich hoffe, ich habe dir ein bisserl was zum Nachdenken gegeben und du unterlässt in Zukunft diesen lächerlichen Vorwurf der Kumpanei - weil er durch nichts zu erhärten ist!!! :(

 

Lieber Toby,

du wirfst mir also vor, menschenverachtend, niederträchtig und ungebildet zu sein!

Übrigens unterstellst du diese Sachen auch I3en, Joy, Rainer und Nico. Ist dir das bewußt? (ich glaube ja eher nicht) Denn die haben die Geschichte als "einigermaßen okay" empfunden.

Und das habe ich auch schon versucht Hans Werner zu vermitteln:

Meine Geschichten repräsentieren NICHT meine persönlichen politischen, ethischen und moralischen Ansichten! Mich anhand einer einzigen Geschichte charakterisieren zu wollen, muß ich mir nicht bieten lassen!

Es sind einfach nur Geschichten, ob gut oder schlecht, es sind einfach nur Geschichten! Mehr nicht! Und mir daraus einen Strick drehen zu wollen, daß ich böse bin und ausgerechnet Sozialhileempfänger sterben lasse, weil ich solche Menschen offenbar nicht leiden kann, ist nicht nur aus der Luft gegriffen, sondern leider auch völlig haltlos!

Ansonsten müßte ja beispielsweise ein Stephen King zu jedem seiner Horrorromane gleichzeitig noch eine kiloschwere Erklärung/Entschuldigung abliefern, aus der hervorgeht, warum gerade auf Seite 372 ein Farbiger, ein kränkelndes kleines Kind oder eine sozial am Tiefpunkt angelangte Person einen grauenhaften Tod erleiden muß (durch wen auch immer)!

Tut mir leid, dir und auch Hans Werner das sagen zu müssen, aber ihr interpretiert viel zu viel rein in diese Geschichte!

Es ist, wie mein Kumpel Rainer bereits sagte, nur Unterhaltung!

Zitat von dir:

Es ist eben NICHT egal, ob es sich hier um Repäsentanten der unteren Schicht, des Mittelstandes oder der oberen gesellschaftlichen Klassen handelt, weil du in dieser Geschichte eine klare Wertung vornimmst. Menschen aus den unteren Schichten sind wertlos! Das ist die notwendige Folge deiner Ausführungen und ich glaube darüber solltest du dir wirklich einmal ernsthaft Gedanken machen. Denn, sollten Menschen nicht ungeachtet ihres Status in der Gesellschaft gleichberechtigt sein?

Ich möchte dich hiermit warnen, keine einzige Geschichte aus dem Horror-Forum zu lesen! Nicht, daß du noch an den Verstand der Leute zweifelst, die dort was posten bzw. sich dort Geschichten durchlesen.

Mit freundlichem Gruß

Poncher

Menschenverachtend. Niederträchtig. Ungebildet. :confused: Ich glaub´s nicht!

 

Hi Poncher!

Als erstes muss ich glaube ich mal etwas klarstellen: Ich möchte hier niemanden persönlich angreifen! Und wenn du es auf diese Weise aufgefasst haben solltest, so tut es mir aufrichtig leid. Ich habe einfach versucht, meine subjektive Meinung darzulegen und wollte keine Psychoanalyse von deiner Person inszenieren! In dieser Hinsicht stimme ich Rainers Aufruf, Autoren und Geschichten zu trennen, durchaus zu. Ich habe auch schon Kurzgeschichten von Stephen King gelesen (ich kann die Kurzgeschichtensammlung "Nachtschicht" wirklich nur jedem empfehlen; sie ist sehr lesenswert) und ich fühlte mich ein wenig an King erinnert, was die Szene mit dem Hammer anbelangt. Denn in einer der Geschichten in "Nachtschicht" gibt es eine ähnliche Situation.
Ich habe diese Kurzgeschichte nur auf die Art und Weise interpretiert, wie sie sich mir nach dem ersten Lesen dargestellt hat; nicht mehr und nicht weniger...

Mit freundlichem Gruß

Toby

 

Mooooooooment! Da fällt mir grade noch was ein...

diesmal @Rainer: was diese "Freunderlwirtschaft" (lustiges Wort *g*) anbelangt: mir ist eben nur aufgefallen, dass du bei mehreren Geschichten den Standpunkt von Ponch (ich darf doch Ponch sagen????) unterstützt und bekräftigt hast, meist postwendend nachdem er seine Kritik gepostet hatte. Da ist diese Schlussfolgerung doch naheliegend, oder???????

Tallyho!

Toby ;)

 

Hallo Poncher,

vielleicht ist es mir gestattet, noch einen kleinen weiteren Denkanstoß zu geben. Zunächst das Zitat, das auch mich persönlich berühren soll:

"Tut mir leid, dir und auch Hans Werner das sagen zu müssen, aber ihr interpretiert viel zu viel rein in diese Geschichte!
Es ist, wie mein Kumpel Rainer bereits sagte, nur Unterhaltung!"

Grundsätzlich nehme ich jeden Autor ernst und bemühe mich, das, was er schreibt, nach Kräften und bestem Wissen und Gewissen zu verstehen. Diese Haltung Literatur gegenüber werde ich mir auch künftig nicht abgewöhnen können.
Also nur Unterhaltung soll die Geschichte sein! Nur Unterhaltung! Nun bitte ich zu überlegen, ob die literarische Absicht, unterhalten zu wollen, alles rechtfertigt, zum Beispiel Tabuverletzungen. Das ist jetzt keine Interpretation Deines Textes, sondern eine grundsätzliche Frage, die ich hier generell stelle.

Als unterhaltenden Text habe ich, man möge es mir verzeihen, Deine Geschichte nicht auffassen können. Dafür ist sie in den ersten Teilen der beiden Abschnitte zu ernst und, wie ich meine, sozial zu engagiert, angelegt.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein Autor das zu verantworten hat, was er niederschreibt. Natürlich kann er in andere Rollen schlüpfen, aus anderen Perspektiven heraus schreiben. Natürlich wird niemand das Ich einer Geschichte mit dem Ich des Autors von vornherein gleichsetzen (übrigens ein recht plumpes Missverständnis meines ersten Beitrags!). Aber jeder Text hat eine bestimmte Wirkung und Aussageabsicht, die derjenige, der ihn hervorbringt, sein Urheber und "Autor", beabsichtigt, plant und auch zu verantworten hat.

Hans Werner

 

Hallo Hans Werner,

Als unterhaltenden Text habe ich, man möge es mir verzeihen, Deine Geschichte nicht auffassen können. Dafür ist sie in den ersten Teilen der beiden Abschnitte zu ernst und, wie ich meine, sozial zu engagiert, angelegt.

Warum sollte ich dir verzeihen? Es ist dein gutes Recht, eine Geschichte als gut oder nicht, unterhaltend oder nicht unterhaltend zu empfinden. Es ist deine subjektive Meinung. Nur hat mir nicht gefallen, was für Schlußfolgerungen über meine Person daraus gezogen worden sind. Aber ich verzeihe dir trotzdem großzügig! ;)

Aber jeder Text hat eine bestimmte Wirkung und Aussageabsicht, die derjenige, der ihn hervorbringt, sein Urheber und "Autor", beabsichtigt, plant und auch zu verantworten hat.

Natürlich ist mir bewußt, was ich da geschrieben habe. Auch ist mir im klaren, was für einen (gelungen oder nicht) Stil ich verwendet habe.
Habe es also zu verantworten.
Trotzdem noch einmal: Selbst wenn ich manche Sachen "drastisch" schildere, spiegeln sie nicht meinen Charakter wieder!

Hm, und was Tabuverletzungen betrifft. Solange hier keine prorechtsextremistischen Äußerungen oder wirklich verletzende Kommentare/Geschichten veröffentlicht werden, kann man, glaube ich, über alles schreiben.

Es ist nun einmal so, daß manche bereits Abscheu spüren, wenn das Worten "ficken" erwähnt wird, andere läßt so etwas gänzlich kalt. Hm.

Grundsätzlich nehme ich jeden Autor ernst und bemühe mich, das, was er schreibt, nach Kräften und bestem Wissen und Gewissen zu verstehen. Diese Haltung Literatur gegenüber werde ich mir auch künftig nicht abgewöhnen können.

Das ist löblich!

So denn.

Poncher

 

Hallöchen!

Also, jetzt habe ich die Geschichte auch gelesen... hat ja für mächtigen Wirbel gesorgt... ;)

Ich finde die Idee gut, die Poncher da hatte; die Sache mit dem Wiederholen der ersten Geschichte hat mir sehr gefallen. ;) Natürlich nimmt das den Spannungsbogen und man erwartet als Leser vielleicht noch einen Knalleffekt zum Schluß - aber ich weiß nicht warum, das alles halte ich für relativ unwichtig, ich finde die Geschichte einfach gelungen... :D
Was jetzt nicht am Sprachstil liegt - die Sache mit dem "Durchficken" etc. meine ich jetzt.
Das Zitat, das unser lieber @Rainer bereits gebracht hat, hat mir auch nicht so zugesagt, weil ich diese ganzen Aufzählungen gerne ausführlicher gelesen hätte (ich weiß, ich bin ein kleiner Banause... :D ), aber is ja wurschd... :rolleyes: Auf jeden Fall ging es mir etwas zu schnell... Aber ansonsten halte ich die Geschichte für gelungen - und die Idee, die hat was... ;)

Gruß
stephy

 

Aaaaaaaaaaaaaaalsoooo...

Ich fand die Geschichte gut, muß aber allen zustimmen, die sagen,. der zweite Teil ist enttäuschend. Nicht so sehr wegen der Wiederholung, die finde ich gut und auch ihre Bedeutung leuchtete mir schon während des Lesens ein, aber Du hättest das Ende wenigstens ein bißchen abwandeln können. Wie wäre es mit einer Kreissäge? Oder Garkochen auf kleiner Flamme?
Ich meine das durchaus ernst!

Nun zum interpretatorischen Teil: Ich verstehe die Geschichte als Gesellschaftskritik, und zwar vorrangig an den Reichen (!), die durch Überdruß oder was auch immer für den schnellen Kick zwischendurch mal eben einen umlegen. Das ist natürlich eine überspitzte und verfremdete Darstellung, aber sie trifft das Ziel.
Ich habe mich sehr an Bret Easton Ellis' "American Psycho" erinnert gefühlt - meines Erachtens ein wirklich lesenswertes Buch! - und auch an Sybille Bergs "Sex II".

Ich denke, wer in diesem Text nur die Erniedrigung der unteren Schicht sieht, hat ihn nicht verstanden!

Grüße,

chaosqueen

 

Original erstellt von Toby:
@Rainer: was diese "Freunderlwirtschaft" (lustiges Wort *g*) anbelangt: mir ist eben nur aufgefallen, dass du bei mehreren Geschichten den Standpunkt von Ponch (ich darf doch Ponch sagen????) unterstützt und bekräftigt hast, meist postwendend nachdem er seine Kritik gepostet hatte. Da ist diese Schlussfolgerung doch naheliegend, oder???????

Ja, lieber Toby, du hast vollkommen recht! Ich warte immer, bis Ponch etwas gepostet hat, und stimme sodann völlig zu.
Es ist ja auch hinreichend bekannt, dass ich keine eigene Meinung besitze und harmoniesüchtig bin. :rolleyes:

 

Hallo!

Schön, daß sich hier so eine lebhafte Diskussion ergibt. Ich würde auch gerne meinen "Senf" dazugeben, nur so ein paar Gedanken, die vielleicht nicht eins zu eins auf diese Geschichte anwendbar sind:

Wie der Autor Axel Kruse muß ich mich täglich mit Steuerrecht beschäftigen. Auch in diesem Rechtsgebiet gibt es die Diskussion, wie Kunst zu definieren ist. Irgendwo habe ich da den schlauen Satz gelesen, eine als künstlerisch bezeichnete Aktion, die allein der Provokation oder dem Tabubruch dient, ist als Kunst in Frage zu stellen. Nun muß Poncher natürlich nicht ausschließlich vorgehabt haben, mit dem brutalen Wechsel auf Fick und Mord zu provozieren. Er selbst sagt ja, er wollte damit nur unterhalten.
Hier begann die Diskussion über die Geisteshaltung des Autors, der damit unterhalten will. Muß man nicht eher nach der Geisteshaltung desjenigen fragen, der sich von sowas unterhalten läßt?

Der brutale Wechsel der Sprache erinnert mich an den Vortrag "Die Rose" von Helge Schneider. Da war der Sprachwechsel reiner Slapstick.
Die Sprache erinnert mich auch an etwas von Charles Bukowski, was ich mal gelesen habe. Der hatte habe, meine ich, vor, die Dekadenz einer Gesellschaft mit dem Sprachstil darzustellen, was ihm sicherlich gelungen ist. Ich denke, die wenigstens werden Bukowski absprechen, Kunst zu produzieren, ob man seine Werke mag oder nicht.

Zur Geschichte: Die Darstellung eines gleichen Ablaufs aus verschiedener Sicht ist interessant, wenn auch nicht neu. Muß sie ja auch nicht sein. Um den zweiten Teil interessanter zu gestalten, hätte der gleiche Ablauf mit anderen Worten, mit weiblichen Mitteln der Täterin o.ä geschildert werden können. So wäre auch das Ende wieder offen gewesen.

Schreiben, schreiben, schreiben!

Dietmar

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom