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Mein Freund Patrick

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20.01.2018
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Mein Freund Patrick

Um auf eine von Patricks Partys eingeladen zu werden, muss man entweder bekannt oder verdammt heiß sein, und ich bin von beidem so weit entfernt wie der Mond von einer eigenen Atmosphäre. Seine Eltern haben eine Villa am Stadtrand, abseits gelegen, aber noch nah genug, um jedes zweite Wochenende ins Theater zu gehen. Ich wohne im Nachbarort, acht Kilometer von hier, und sogar dort sind Patricks Partys Gesprächsstoff.
Das letzte Mal, dass ich Patrick gesehen habe, war an meinem elften Geburtstag, und es wäre vermutlich auch dabei geblieben, hätte ich ihn nicht vor einer Woche zufällig am Kinoschalter getroffen. Er war mit seiner Freundin da, Bianca. Eine Mischung aus blonden Zöpfen und fünf Kilo Schminke. Die Art von Mädchen, für die jeder irgendwann mal heimlich geschwärmt hat, die sich aber, wenn man sie näher kennenlernt, als hübsche Fassade ohne Innenleben entpuppt.
Patrick hat einen Moment gebraucht, um mich zu erkennen, aber der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht, als er es schließlich doch tat, hat jedes Wort überflüssig gemacht. Ich könnte wetten, dass er noch nicht einmal damit gerechnet hat, dass ich die Einladung annehmen würde.
Habe ich aber.
„Nick!“, ruft Patrick zur Begrüßung. Er trägt ein blaues Hemd von einer Marke, die ich nicht kenne, deren Emblem aber teuer aussieht, und bevor ich etwas erwidern kann, hält er mir einen gefüllten Becher hin. Er trägt wieder seine Armbanduhr.
„Komm, ich stelle dich vor. Das ist meine Freundin Bianca. Du kennst sie ja schon.“
Ich nicke ihr zu. Sie grinst zurück, klammert sich an Patrick fest wie eine Ertrinkende.
Patrick führt mich in die Küche. „Hey Leute, das hier ist mein Freund Nick! Wir kennen uns seit der Grundschule!“ Ich lerne ein paar seiner Freunde kennen und schüttle ihre Hände, aber bevor ich mir überhaupt ihre Namen merken kann, läuft Patrick bereits weiter.
„Komm mit“, sagt er und führt mich durch das Haus, als wäre ich zum ersten Mal hier.
Der Garten strotzt vor Menschen. Bemuskelte Oberstufenschüler hängen am Rand eines getäfelten Swimmingpools, treiben auf Matratzen durch das Wasser. Ich suche verzweifelt nach hässlichen Menschen, aber ich finde keine. Keine fettigen Haare, keine schiefen Nasen, nicht einmal Pickel. Wenn ich es nicht besser wüsste, ich würde meinen Führerschein darauf verwetten, dass sich hinter einem der Bäume ein Kamerateam versteckt.
„Ich muss jetzt wieder rein. Bianca braucht Hilfe mit dem Ofen. Suche dir jemanden zum Reden oder tanze ein bisschen, ich komme nachher wieder.“
„Patrick, warte. Ich wollte mich noch …“
Er ist weg. Ein paar Blicke fallen auf mich. Ich besorge mir ein Bier und stelle mich zu einem Kreis dazu, aber nachdem ich auch den dritten Witz nicht verstanden habe, entschuldige ich mich und ziehe weiter, auf der Suche nach Gesichtern, die mir vielleicht bekannt vorkommen.
Die Gesprächsthemen kreisen um die Schule, Hobbys, wer mit wem rumgemacht hat, warum Patrick und Bianca so ein tolles Pärchen seien und ob man sie nicht beim Oberstufenball zu Königin und König wählen sollte.
Ich hätte nicht kommen sollen, spiele sogar mit dem Gedanken, meinen Vater anzurufen und mich abholen zu lassen, als Patrick und Bianca aus dem Haus kommen. Sie hält sich an seinem Arm fest, lässt sich von ihm in den Garten führen, während er ihr etwas ins Ohr flüstert.
„Patrick, nein!“
Aber er hört nicht, wirft sie sich auf die Schulter und stapft grinsend zum Pool. Bianca schlägt ihm auf den Rücken, ihre roten Fingernägel krallen sich in seinen Hals, aber sie kann nicht verhindern, dass Patrick sie in den Pool wirft. Mit einem Klatschen versinkt sie im Wasser.
Nach einem kurzen Augenblick taucht Bianca wieder auf, das Gesicht in den Händen vergraben. Sie stolpert durch das Becken, torkelt und fällt auf die Knie, während Patrick ihr langsam näherkommt.
„Fass mich nicht an!“
„Jetzt mach mal halblang.“
„Patrick, fass mich nicht an!“
Er lacht und zieht ihr die Hände vom Gesicht, um Bianca einen Kuss zu geben.
Ihre linke Gesichtshälfte rutscht herunter, hängt schräg wie eine Wetterfahne, und gibt den Blick frei auf rohes Fleisch. Blut und Make-Up tropfen in den Pool. Das linke Auge verschwindet hinter einem Wulst Haut.

Fünf Minuten später ist die Party vorbei. Patrick gibt noch die Anweisung, alle sollen aufräumen und nach Hause fahren. Dann verschwinden er und Bianca in der Küche.
Ich frage ein paar Gäste, ob sie mich mitnehmen können, aber niemand hat Platz im Auto. Als die Müllsäcke voll und die letzten Leute weg sind, schaue ich auf die Uhr. Mein Vater will mich um zwölf abholen, das sind noch gut zwei Stunden. Nachdem ich ihn auch beim dritten Mal nicht erreiche, stecke ich das Handy wieder weg.
Ich finde Bianca auf einem Küchenstuhl, bei dem verzweifelten Versuch, sich alleine den Kopf zu bandagieren. Durch ein Fenster mit Fliegengitter kann ich die Straße sehen.
„Gib mal her“, sage ich.
„Raus hier!“
„Ich will dir nur helfen!“
Der Stoff gleitet ihr aus der Hand, fällt auf den Boden. Ich hebe ihn auf. Widerwillig lässt Bianca sich helfen, hält mit einer Hand ihre Gesichtshaut gerade, während ich die Bandagen Stück für Stück um ihren Kopf wickle.
Schließlich bin ich fertig. Nichts erinnert mehr an das hübsche Mädchen, das mich empfangen hat. Vor mir sitzt ein blutbefleckter Schneemann.
„Wo ist Patrick?“, frage ich.
„Rauchen.“
Rote Punkte entstehen auf ihrer Maske, werden größer.
„Kommt ein Krankenwagen?“
„Ja, aber aus Glörg. In einer halben Stunde ist er da.“
„Wie …?“
„Wie kommt es, dass ich den Pool versaut habe?“
Ich nicke.
„Ein Unfall. Mein großer Bruder hatte zu Weihnachten eine Armbrust bekommen und sie umgebaut, obwohl Papa es verboten hat.“ Bianca greift ein Glas und dreht es auf dem Tisch, lässt es langsam tanzen. Lichtstreifen wandern über die Wand. „Oh, keine Sorge, Bianca, du musst nicht lange im Krankenhaus bleiben. Die Ärzte haben schon mit einem Hautspezialisten telefoniert.“ Ihre roten Fingernägel drücken auf das Glas. „Es wird alles wie früher, Bianca. Dann bist du wieder das hübscheste Mädchen in der Klasse. Alle werden dich um dein Gesicht beneiden, sie werden wünschen, sie könnten so sein wie du.“ Sie versucht zu trinken, kann das Glas aber nicht ansetzten. Es rutscht ab, das Wasser tränkt den Stoff und läuft den Hals hinunter. Mit einem Schrei wirft Bianca das Glas gegen die Wand. Es regnet Scherben.
„Bianca …“
„Versuche nicht, es schön zu reden. Ich hasse Lügner.“ Ihre Stimme bebt. Sie schnappt nach Luft, aber bekommt nur schwer welche durch den Stoff. Es klingt, als würde sie ersticken. „Ich habe alles verloren! Mein Gesicht, mein Leben. Sogar umgezogen sind wir, her in dieses beschissene Drecksloch, weil jeder wusste, wer mir das angetan hat.“
„Das kommt wieder in Ordnung.“
„Sag nicht, dass es in Ordnung kommt, denn das tut es nicht! Du siehst doch, was passiert ist. Es reicht ein falscher Sprung ins Wasser und schon weiß die ganze Welt, was für ein Freak du bist!“
„Wusste Patrick von deinem Gesicht?“
„Nein.“ Ihre Hände fahren über den Kopf, auf und ab, auf und ab. Ich glaube, sie lacht. „Verdammt, nein. Wir kennen uns seit zwei Wochen. Wir waren nicht einmal offiziell zusammen, bis Patrick mich heute allen als seine Freundin vorgestellt hat. Dabei meinte er noch gestern, wir wollen es langsam angehen lassen.“ Langsam beruhigt sich ihr Atem.
„Woher kennst du Patrick?“, fragt Bianca nach ein paar Minuten.
„Aus der Grundschule.“
„Er hat gesagt, ihr wärt Freunde.“
„Das ist eine längere Geschichte.“
„Bitte, nur zu. Ich gehe nirgendwo hin.“
Von Patrick zu erzählen ist das Letzte, worauf ich Lust habe. Aber schließlich hat mir Bianca von ihr erzählt und alles ist besser, als schweigend auf den Krankenwagen zu warten.
„Ich habe Scheiße gebaut“, sage ich. „Das kann man nicht schönreden. Hast du Patrick jemals ohne seine Uhr gesehen?“
Bianca schüttelt den Kopf.
„Er nimmt sie nie ab. Niemals. Nicht beim Schlafen, nicht beim Sport, nicht einmal beim Duschen. Sie ist ein Teil von ihm.“
„Und du hast sie ihm weggenommen.“
Ich zögere, überlege, die ganze Wahrheit zu erzählen.
„Ungefähr so, ja.“
Sie schnaubt. „Von wegen längere Geschichte.“ Bianca lehnt sich nach vorne, stützt ihren Kopf ab und gibt sich der Verzweiflung hin. Es wird wieder still in Patricks Haus.
Irgendwann stehen zwei Sanitäter vor der Tür. Ich habe nicht einmal gehört, wie der Krankenwagen kam. Sie nehmen Bianca mit.
Es ist Viertel vor elf, Patrick ist noch immer unterwegs. Ich bin alleine.
Patricks Familie hat über die Jahre hinweg dutzende Fotoalben erstellt, in dem sie jeden Schritt, den ihr Einzelkind in seinem Leben gemacht hat, festhalten. Für gewöhnlich stehen sie im Wohnzimmer, aber ich sehe sofort, dass das Album mit den Kindheitsfotos fehlt. Vielleicht hätte ich Bianca die Wahrheit zeigen sollen.
Ich finde es im Büro seines Vaters, neben einem grau-weißen Aktenschredder. Patrick hat kein einziges Foto verschont. Um den Kasten herum liegen Schnipsel und Streifen. Das grüne Licht des Schredders blinkt mich freudig an, bittet um mehr Futter. Ich schalte auf den roten Knopf und fahre ihn herunter.
Im Inneren ruht ein Friedhof aus Dokumenten, Ideen und Erinnerungen. Das Bild, das ich suche, liegt ganz oben. Patrick hat es als Letztes zerstört.
Ich finde nicht alle Stücke, aber das brauche ich auch nicht. Man erkennt das Feuermal an seinem Arm auch so, ein Geschwulst roter Haut. Vorsichtig klebe ich die Streifen wieder zusammen.

Nach zwanzig Minuten höre ich, wie jemand die Haustür öffnet. Patrick erscheint in der Küche.
„Hey. Du bist noch da?“
Ich nicke.
„Wo ist Bianca?“
„Wurde abgeholt. Der Krankenwagen musste aus Glörg kommen, deswegen hat es länger gedauert.“
„Okay.“ Keine weiteren Fragen. Patrick verschwindet, um sich umzuziehen, und kommt kurz darauf mit Sportanzug und Sneaker wieder. Er öffnet einen Küchenschrank, in dem sich ein Fernseher verbirgt, und schaltet ihn ein. Mit teilnahmslosem Gesicht verfolgt er ein Fußballspiel. Blau gegen Rot, die Vereine kenne ich nicht.
„Also, du und Bianca, richtig?“, frage ich.
„Sie ist nicht meine Freundin. Falls du das wissen willst.“
„Das sah am Eingang aber anders aus.“
Patrick starrt weiter auf den Bildschirm. Schließlich, nach fünf Minuten, zuckt er mit den Schultern.
„Sie ist ja ganz nett, aber auch sehr anhänglich.“
„Anhänglich?“
„Ich kenne sie seit zwei Wochen, und obwohl wir uns gestern darauf geeinigt haben, es langsam angehen zu lassen, hat sie sich heute allen als meine Freundin vorgestellt. Dabei will ich eigentlich gar nichts von ihr, verstehst du? Ich wollte ihr nur helfen, Anschluss zu finden. Weil sie neu ist. Fast schon ekelig, wie sehr sie sich an mich ranschmeißt.“
Ein blauer Spieler tritt einem Roten von hinten in die Ferse, hebt erschrocken die Arme, als sein Kontrahent fällt. Es sieht schmerzhaft aus.
Auf dem Boden glänzen die Glasscheiben. Patrick hat sie noch nicht einmal bemerkt. Vielleicht sind sie ihm auch egal.
„Weißt du schon, was du morgen machst?“
„Keine Ahnung. Der Pool muss auf jeden Fall sauber gemacht werden. Am besten lasse ich das ganze Wasser ab, nur um sicherzugehen, dass nichts mehr von diesem ..." Er zeigt mit dem Finger auf sein Gesicht. „Du weißt schon." Patrick seufzt. „Gott, meine Freunde werden nie wieder in den Pool gehen wollen. Eigentlich kann ich das ganze Ding abreißen lassen."
Ich nicke. „Warum hast du mich eingeladen, Patrick?“
„Warum bist du gekommen?“
„Ich wollte mich noch entschuldigen, eigentlich. Das will ich schon länger.“
„Wofür?“ Zum ersten Mal an diesem Abend blickt er mir in die Augen. „Wofür?“
„Ich …“
„Dafür, dass du mir meine Uhr geklaut hast? Alle es gesehen haben?“
„Ich wusste doch nicht …“
Er winkt ab. „Lass es gut sein, Nick.“ Er starrt wieder auf den Fernseher. „Lass es gut sein, bitte. Ich bin darüber hinweg.“
Ich öffne einen Küchenschrank und hole das Fotoalbum hervor, werfe es auf den Tisch.
„Was zum …“
„Mach es auf.“
Ich betrachte ihn von der Seite. Im weißen Licht des Bildschirms sieht er anders aus. Seine Wangen sind seltsam schattiert, verzerrt. Draußen fahren Autos vorbei. Ihre Scheinwerfer wandern durch den Raum, bewegen das dünne Raster des Fliegengitters über Patricks Gesicht, von links nach rechts, links nach rechts, immer wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde, wenn beide Lichter gleichzeitig leuchten, scheint es, als trage er eine weiße Maske aus Linien und Kästchen. Ich könnte schwören, sie sehen aus wie Bandagen.
Dann sind die Autos weg.
„Nick, wo hast du es her?“
„Mach es auf und zeig mir, dass du darüber hinweg bist.“
„Du kannst nicht …“
„Mach es auf!“
„Nein.“ Patrick sieht mich an. Er nimmt das Album und wirft es in den Müll. „Verschwinde aus meinem Haus!“
„Du kannst Bianca was vormachen, deinen Freunden, vielleicht sogar deinen Eltern. Aber nicht mir.“
„Hau ab, oder ich rufe die Polizei!“
„Keine Sorge.“ Ich verlasse die Küche, ziehe mir Schuhe und Jacke an. Im Hintergrund höre ich Patrick wüten. Etwas bricht.
„Ich bringe dich um, Nick, hast du das gehört? Du bist das Schlimmste, was mir je passiert ist! Ich hasse dich!“
Hinter mir ziehe ich die Tür zu und warte.
Nach ein paar Minuten beruhigt sich mein Freund Patrick. Durch das offene Küchenfenster kann ich seinen Atem hören, ein Schluchzen. Irgendwann schaltet er den Fernseher an, aber er ist nicht laut genug, um ihn zu übertönen.

 

Hi @Meuvind,

Mir gefällt deine neue Geschichte.

Als sich Biancas Gesicht auflöst dachte ich, ich bin in ner Horrorgeschichte gelandet und musste kurz die Tags prüfen. ;) Auf jeden Fall spannend gemacht.

Du könntest meiner Meinung nach aber etwas subtiler vorgehen. Du willst vermitteln, dass sich jeder seine eigene kleine Scheinwelt aufbaut. Was ist Wahrheit, was Einbildung, was bewusste Täuschung. Wir leben gemeinsam in einer Welt und doch jeder für sich.
Du nutzt dafür mehrere Bilder. Biancas zerfließendes Gesicht, Patricks Wahrnehmung und die Lichter auf seinem Gesicht und dann sogar noch das Fußballspiel. Auch Nick muss einsehen, dass die Welt nicht so ist wie er sie im ersten Moment sieht – denn auch er hat nur Biancas Maske gesehen.
Das ist mir alles etwas zu viel und zu sehr haudrauf, da würde ich nen Gang zurückschalten und vielleicht auch mehr Zeit nehmen, es passiert alles sehr schnell.

Ich finde auch übertrieben, wie du anfangs Patricks Glitzer und Glamourwelt zeichnest. Das ist schon sehr drüber mit den schönen Menschen und den Markenklamotten. Warum geht Nick eigentlich dahin?

Unterhaltsam war es auf jeden Fall, etwas Feinschliff könnte die Geschichte aber noch vertragen.

Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Schönheit des Leibes ist auf die Haut beschränkt.
Wenn die Männer sehen könnten, was unter der Haut ist,
wie einst bei der Luchsin in Böotien, sie würden erschauern
beim Anblick der Frau. All diese Anmut besteht
nur aus Schleim und Blut und Körpersäften und Gallert.
Wenn du bedenkst, was in den Nasenlöchern, im Hals und im Bauche steckt,
so findest du nichts als ekligen Auswurf. Und wenn es dich ekelt,
mit den Fingerspitzen den Schleim oder Kot zu berühren, wie kannst du
dann jemals begehren, die Hülle um all diesen Kot zu umarmen?

Odo von Cluny (Von Umberto Eco geklaut zitiert in: Der Name der Rose)

Hey Meuvind

Er lacht und zieht ihr die Hände vom Gesicht, um Bianca einen Kuss zu geben.
Ihre linke Gesichtshälfte rutscht herunter, hängt schräg wie eine Wetterfahne, und gibt den Blick frei auf rohes Fleisch. Blut und Makeup tropfen in den Pool. Aus Biancas Kieferknochen ragen lose Nähte.

Au Backe! Den Treffer hast du gut gesetzt in der Geschichte, der kommt so richtig aus dem Nichts. Mir ist da gleich die oben zitierte Stelle eingefallen, die öfter mal als Klassiker der Misogynie zitiert wird. Bei dir ist die Funktion eine leicht andere, aber auf Patrick scheint die Sache genau diese Wirkung zu haben.

Mir ist die Geschichte zu unentschlossen. Einerseits hast du zu Beginn all diese Hinweise auf Patricks Oberflächlichkeit und das zieht sich dann durch. Und auch am Ende der Geschichte bist du wieder bei diesem Punkt. Dazwischen diese groteske Einlage. Da versuchst du anschliessend, dieses Ereignis in die Wirklichkeit einzubetten, lieferst (vermeintliche) Erklärungen, was dann aber auch den Realitätssinn des Lesers aktiviert und die ganze Sache als doch ziemlich unwahrscheinlich erscheinen lässt, vorsichtig ausgedrückt. Also, dass das Mädchen irgendeine Story erzählt (die etwas kürzer sein könnte), um die Sache zu erklären, das macht ja Sinn. Dass der Erzähler die Story glaubt und nicht nachhakt, eher weniger. Vielleicht wäre es konsequenter, das Ganze einfach so stehen zu lassen, die Übertreibung einfach durchzuziehen oder in Richtung Zombie gehen, also diese Schnösel sind alle so und das geschieht bei denen halt ab und zu, dass der eine oder andere sein Gesicht verliert und sein ungeschminktes Inneres zeigen muss. Ich weiss nicht, ob das funktionieren würde, aber ich schlage vor, das mal anzudenken. Bei Patrick deutest du ja sowas an, am Ende, das fand ich viel spannender.

Dazu würde wohl auch gehören, die Dialoge knackiger, trockener zu gestalten. Dass der Typ zum Beispiel folgendes zu ihr sagt ...

„Aber kein Problem, Bianca. Es gibt da so ein Programm mit gezüchteter Haut, die Ärzte haben schon angerufen. Es wird alles wie früher, Bianca. Dann bist du wieder das hübscheste Mädchen in der Klasse. Alle werden dich um dein Gesicht beneiden, sie werden wünschen, sie könnten so sein wie du.“
... ist ja noch viel irrer als der groteske Unfall selbst: "Hallo Notruf? Da hat jemand grad sein halbes Gesicht verloren. Blut überall!" - "Keine Sorge, ein Arzt ruft sie in fünf Minuten an und teilt Ihnen mit, ob man da längerfristig was machen kann."
Wenn du die Dialoge lakonischer, aber noch absurder gestalten würdest, vielleicht er so: "Ach, komm, das wird schon wieder" und sie so: "Das sieht so scheisse aus!" fände ich das spritziger.

Ich finde zudem, dass du mit dem Thema der Oberflächlichkeit zu Beginn dezenter umgehen solltest. Denn wie oben angesprochen hast du in relevanter Hinsicht keine Entwicklung im Text. Am Anfang steht die vermutete und behauptete Oberflächlichkeit und am Ende ist sie dann bestätigt. Ich fände es besser, wenn du den schönen Schein zunächst konsequent aufbaust, den Erzähler vielleicht etwas naiver gestaltest, sodass er sich ohne Vorbehalte auf die Party freut, um dann auf die Entlarvung Patricks hinzuarbeiten.

Weniger wäre meines Erachtens mehr. Insgesamt würde ich mir den Text zurückhaltender wünschen, das Thema subtiler umkreisend, den "Unfall" lakonischer beschreibend. Ich glaube, das würde dann insgesamt stärker wirken.

Aber die Idee finde ich witzig!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Meuvind
die Geschichte ist sehr gut aufgebaut. Nach einem klasischen Setting und EInführung der Figuren folgt die Demaskierung (hi hi) der heilen Scheinwelt. Mir gefällt vor allem, wie Du das auslaufen lässt. Das erfüllt alle Regeln der Schreibkunst.
So. Genug Honig!
Die Beschreibung der Welt und des CHarakters Patrick ist ja wohl dem reichlichen Konsum von amerikanischen Teenie - Filmen geschuldet. Das ist zu viel Klischee.
Der Effekt mit dem künstlichen Gesicht geht schon in Richtung Mystery. Normalerweise wird in so einem Fall Haut verpflanzt und chirurgisch korrigiert, aber doch nicht mit einem Plastik-Gesicht, dass dann auch noch bei Waserkontakt schmilzt. Also neee!
Letzter Kritikpunkt: Weder beim Ich Erzähler noch bei Patrick setzt irgendeine Entwicklung ein. Gerade Patrick zeigt das erwartete Verhalten. Das ist sicher glaubwürdig, aber auch langweilig und vorhersehbar.
Stell Dir vor, Patrick hätte aus Anlass der Situation durchblicken lassen, dass er gar nicht so ein Arsch ist, sondern nur die Erwartungen seiner Umwelt bedient. Aber nun, mit der Vergänglichkeit äußerer Schönheit konfrontiert, erkennt, dass die inneren Werte ... okay, das wird jetzt zu kitschig. :D

Ich sehe hier, gerade auch wegen des hohen handwerklichen Niveaus, großes Potenzial. Aber dafür sollten die Stereotype abgebaut und Patricks Persönlichkeit tiefer ausgelotet werden.

Schönen Gruß
kellerkind

 

Gude NGK,

schön, dass du wieder mit an Bord bist.

Als sich Biancas Gesicht auflöst dachte ich, ich bin in ner Horrorgeschichte gelandet und musste kurz die Tags prüfen.

:lol: ich habe erst überlegt, ob ich den Tag setzte, es dann aber gelassen. Denn einerseits hat es ja vom Gesicht abgesehen nichts damit zu tun, andererseits würde es nur falsche Erwartungen wecken.

Das ist mir alles etwas zu viel und zu sehr haudrauf, da würde ich nen Gang zurückschalten und vielleicht auch mehr Zeit nehmen, es passiert alles sehr schnell.

Meiner persönlichen Meinung nach ist das am Ende einfach zu sehr geknubbelt, was die bildliche Ebene angeht. Vielleicht hilft es, das auf die Geschichte zu strecken. Am Anfang wird die Ebene ja quasi gar nicht benutzt.

Ich finde auch übertrieben, wie du anfangs Patricks Glitzer und Glamourwelt zeichnest. Das ist schon sehr drüber mit den schönen Menschen und den Markenklamotten. Warum geht Nick eigentlich dahin?

Ich habe versucht, einen Pfad zwischen Klischee und Authenzität zu wählen. Dass mit das nicht ganz gelungen ist, kam auch in den anderen Kommentaren vor. Da abzuspecken wäre sicher eine gute Lösung.

Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße
Michel

Hallo Peeperkorn,

Den Treffer hast du gut gesetzt in der Geschichte, der kommt so richtig aus dem Nichts.

Wunderbar, genau das habe ich gehofft :D.

Da versuchst du anschliessend, dieses Ereignis in die Wirklichkeit einzubetten, lieferst (vermeintliche) Erklärungen, was dann aber auch den Realitätssinn des Lesers aktiviert und die ganze Sache als doch ziemlich unwahrscheinlich erscheinen lässt, vorsichtig ausgedrückt.
Vielleicht wäre es konsequenter, das Ganze einfach so stehen zu lassen, die Übertreibung einfach durchzuziehen oder in Richtung Zombie gehen, also diese Schnösel sind alle so und das geschieht bei denen halt ab und zu, dass der eine oder andere sein Gesicht verliert und sein ungeschminktes Inneres zeigen muss.

Hmm, das wäre eine lustige Idee. Ich mag absurde, vollkommen alberne Geschichten, aber ich bin mir nicht sicher, in wie weit das dann am Ende mit dem eigentlichen Thema funktionieren würde. Geschichten mit Humor, die den Flow aber unterbrechen und auf ein Thema aufmerksam machen können, sind extrem gut, aber auch extrem schwer zu gewichten. Ich muss da gerade an The Lego Batman Movie denken, der die ersten zwanzig Minuten komplett hirnrissig ist ( Der Joker und andere Verrückte wollen die Lego Platte, auf der Gotham liegt, sprengen, damit Lego-Gotham vom Tisch fällt. Batman verhindert das natürlich, mit fetten Beats und Moves und bla bla bla) und dann plötzlich eine 180-Grad-Wende macht und sich Batmans einsamen Dasein widmet, ohne Familie und Freunde.
Also mir gefällt die Idee, aber die spare ich für einen anderen Text.

Hallo Notruf? Da hat jemand grad sein halbes Gesicht verloren. Blut überall!" - "Keine Sorge, ein Arzt ruft sie in fünf Minuten an und teilt Ihnen mit, ob man da längerfristig was machen kann."

:D:D so war das aber eigentlich nicht gemeint. Vielmehr war gemeint, dass die Ärzte (im Krankenhaus, da ist also ein Zeitsprung drin) mit Spezialisten Kontakt aufnehmen, die sich mit Hauttransplantation auskennen.

Wenn du die Dialoge lakonischer, aber noch absurder gestalten würdest, vielleicht er so: "Ach, komm, das wird schon wieder" und sie so: "Das sieht so scheisse aus!" fände ich das spritziger.

Überarbeitete Dialoge kommen auf jeden Fall.

Denn wie oben angesprochen hast du in relevanter Hinsicht keine Entwicklung im Text. Am Anfang steht die vermutete und behauptete Oberflächlichkeit und am Ende ist sie dann bestätigt.

Stimmt. Das ist, nüchtern betrachtet, verdammt langweilig :lol:.
Nick hält Patrick ja bereits für einen Angeber, als er ihn am Kino trifft, und ich finde, dass diese Erwartungshaltung ganz gut passt. Wenn man diesen Eindrück relativieren wollte, dann würde sich das ja am besten auf der Party anbieten. Ich glaube, ich werde die Eingangs-Szene erweitern. Einerseist, um Bianca intensiver vorzustellen, andererseits um Patrick mehr (vorgespieltes) Interesse an Nick zu verleihen. Dass er sich vielleicht denkt, dass es sich bei ihn doch eigentlich um einen ganz coolen Typen handeln dürfte. Bis der ihn schließlich in den Garten schiebt, um sich den nächsten "Freunden" zu widmen.
Denn du hast Recht, es gibt keinerlei Entwicklung zwischen Patrick und Nick. Bianca ja, aber auch nur sie.

Vielen Dank für deinen Kommentar! Hat mich gefreut :).

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Kellerkind ,

Die Beschreibung der Welt und des CHarakters Patrick ist ja wohl dem reichlichen Konsum von amerikanischen Teenie - Filmen geschuldet.

Tatsächlich hasse ich amerikanische Teenie-Filme, aber du hast Recht. Das ist zu dick aufgetragen.

Der Effekt mit dem künstlichen Gesicht geht schon in Richtung Mystery. Normalerweise wird in so einem Fall Haut verpflanzt und chirurgisch korrigiert, aber doch nicht mit einem Plastik-Gesicht, dass dann auch noch bei Waserkontakt schmilzt. Also neee!

So war das auch nicht gemeint. Hab mich tatsächlich da schlau gemacht und für die KG recherchiert. Es handelt sich schon um echte Haut, am besten körpereigene, die aufgesetzt und festgenäht wird, damit sie schnell und sauber verheilt. Insbesondere im Gesicht, an Hand und Fuß und sonst allem, was irgendwie motorisch wichtig ist, braucht das Zeit. Das ganze hat auch einen speziellen Namen, irgendetwas mit I, aber den finde ich gerade nicht mehr :).
Gemeint war, dass die Fäden und die noch lose Verpflanzung der Haut beim Aufprall im Wasser reißen. Deswegen steht die Haut auch ab. Schmilzen tut die auf keinen Fall.

Letzter Kritikpunkt: Weder beim Ich Erzähler noch bei Patrick setzt irgendeine Entwicklung ein. Gerade Patrick zeigt das erwartete Verhalten. Das ist sicher glaubwürdig, aber auch langweilig und vorhersehbar.

Ja, da hast du Recht. Ich werde die Geschichte überarbeiten, um Patrick anders vorzustellen.

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Meuvind

Hallo @maria.meerhaba ,

du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mich über deinen Kommentar freue :D.

Patrick hätte mich nicht eingeladen. Ich war zwar bekannt in der Schule aber als Bully -.- Das Lustige daran ist ja, dass ich jetzt ein Feigling bin, der sich hinter einem Bildschirm versteckt.

Naja, man kann beides sein. Feigling und Bully :lol:.

Es ist ein schöner Einstieg, toller erster Satz, erinnert mich an so viele Losergeschichten, die in einem Happyend enden.

Der Einstieg war eine der letzten Sachen, die zur Geschichte kamen. Ich hatte den irgendwann man ähnlich aufgeschrieben und als ich mir das Hirn darüber zerbrochen habe, wie die Geschichte beginnen soll, ist er mir wieder eingefallen.

Die ganze Szene im Haus finde ich voll interessant und spannend, alle Supermodel, er nur Durchschnitt, nur wird mir alles zu passiv erzählt, als würde er sich daran erinnern und nicht erleben.

Du hast Recht. Ein paar mehr Sätze würde etwas Fülle bringen.

Ich check das Bild nicht. Was meinst du damit?

Ich hatte mir das so vorgestellt, dass er ihr um die Beine greift und auf die Schulter wirft. Das schreibe ich lieber genauer.

Boooo @Meuvind Boooo! Ich schwör, Boooooo. In meinen Augen ist das pure Verschwendung, was du hier machst.
Ich hätte mehr wirklich gern gelesen, ich hätte auf eine Zusammenkunft gehofft, muss nicht gleich romantisch und fickficki gewesen sein, aber etwas mehr.

Du meinst eine Szene, die später spielt? Bianca und Nick? Hmm, wieso nicht.
Die Idee war ja, wie NGK schon gesagt hat, dass sich jeder seine eigene kleine Welt aufbaut. Niemand ist wirklich ehrlich und es reicht ein Kratzer in der Scheibe ( oder im Gesicht), dass vermeintlich vertraue Leute sich als vollkommen andere entpuppen. Ich weiß nicht, ob eine letzte Szene da rein passt, denn Bianca ist ja bereits demaskiert (Ba dum tss) und Nick selbst stand ja nie im Fokus. Zumindest fällt mir gerade nicht ein, wie, aber die Idee gefällt mir.

Hach … ich kann nur die Kürze kritisieren, sonst hattest du mich vom ersten bis zum letzten Satz und ich finde, dir ist das echt gut gelungen.

Vielen, vielen Dank! Ich kann mich noch daran erinnern, wie du (zurecht) in einem Kommentar meine Challengegeschichte zerpflückt hast und ich danach sogar einsehen musste, dass du Recht hast. Nichts, dass ich das wollte, aber jede Verteidgung wäre einfach nur eine Lüge gewesen. Und jetzt das? Ich freue mich wie ein Kuchen!

Liebe Grüße!

Michel
Michel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Meuvind,

fies! Richtig, richtig fies. Was mich aber gleich wieder ausgebremst hat, war der Erklärungsversuch. Zum einen habe ich den aus dem Text heraus nicht wirklich verstanden, zum anderen wirkt es auch mit Erklärung sehr, sehr dürftig:

Gemeint war, dass die Fäden und die noch lose Verpflanzung der Haut beim Aufprall im Wasser reißen. Deswegen steht die Haut auch ab. Schmilzen tut die auf keinen Fall.
Wenn die Wunde noch so frisch und voller Fäden ist, sieht man die. Und man macht da einfach keine Tonnen von Schminke drauf, wenn man ne ordentlich Narbe haben will. Das widerspricht sich. Das geht nicht gut. Beim Lesen dachte ich auch, so eine Art Kunsthaut, fand das aber blöd, dass die sich im Wasser auflöst. Okay, Chlorwasser wäre ne Möglichkeit, das könnte man im Alltag umgehen. Aber Du willst es echt, und das fand ich dann so lala, weil ich diesen Turn einfach total mochte. Zumal mich der ganze Beginn mit dem American-Teeny-Sterotypenkram total gelangweilt hat. Dafür musst Du nun wirklich nicht so viele Sätze zusammensammeln, das Bild kann man recht schnell beim Leser abrufen, muss nicht mühsam erzeugt und aufgebaut werden.
Auch die Erklärung, wie es zu der Entstellung kam, ist recht lang und müsig und bringt keinen Mehrwert, ich konnte der nicht mal folgen. Was hat sie denn nun am Ende getroffen? Ein einfacher Unfall und mal eben mit dem Gesicht paar Meter über den Asphalt gerutscht oder eine Stichflamme hätten die selbe Wirkung und am Verlauf würde sich auch nichts ändern.
Aber noch mal zu dem wirklich tollen Einfall, dass da im Pool aus der Schönen eine Häßliche wird und damit Ade Patrick. Auch schön fand ich, wie die beiden erzählen: Er hat mich seine Freundin genannt vs. sie hat mich zu ihrem Freund gemacht. Da geht doch noch mehr. Meno, sie hat ihm die Party ruiniert! Sie hat ihn belogen, ihn vor seinen Freunden vorgeführt, ihn lächerlich gemacht. Der Pool muss gereinigt werden. Und vor allem, er hat dieses Monster geküsst. Ist das ansteckend? Und wo ihr Mund nicht alles schon gewesen sein kann. Ich würde an Patricks Stelle mal eben ins Bad verschwinden. Juckt doch schon seltsam. In deiner Variante geht das alles viel zu glatt an ihm vorbei. Der ist so plakativ irgendwie, so schwarz weiß, bisschen grau täte der Figur gut. Und halt eine Entwicklung. Keine Ahnung wohin, zum super weichgespülten Romeo sicher nicht, zum Frauenhasser auch nicht, oder eben tatsächlich die kaum sichtbaren Narben in seinem Gesicht und die Angst, es könnte je wer erfahren. Vielleicht zu dieser Angst hin, die gäbe auch ein zweites Motiv, warum er sich sofort von ihr abwendet, nicht nur der oberflächliche Arsch, sondern halt auch ein Traumatisier. An den Unfall könnte sich Nick erinnern - war da nicht was damals, hat er nicht ewig gefehlt in der Schule - aber dann kamen die Sommerferien und danach der Schulwechsel ... Könnte man im Ausgang sogar in der Schwebe lassen, also dass der Leser gar nicht unbedingt weiß, ob oder nicht, damit wäre aber eine schöne zweite Ebene aufgemacht. Und er der eigentlich zu ihr dann stehen müsste, tut es nicht - oh, da könnte man ins reden drüber kommen ... Ich mein, steckt ja schon drin, aber bisschen zu dezent, sehr, sehr dünne.

An der Idee hatte ich meinen Spaß und das ich hier so rumspinne und weiterdenke, ist nur deswegen.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Fliege ,

Was mich aber gleich wieder ausgebremst hat, war der Erklärungsversuch. Zum einen habe ich den aus dem Text heraus nicht wirklich verstanden, zum anderen wirkt es auch mit Erklärung sehr, sehr dürftig
Wenn die Wunde noch so frisch und voller Fäden ist, sieht man die

Naja, was heißt frisch. Da kommen Krankenhausaufenthalt und Eingewöhnungszeit an der neuen Schule zusammen, also ein paar Wochen / zwei, drei Monate sind das schon. Ich als Laie denke, bis dahin dürfte so etwas zumindest grob verheilt sein, aber ich habe echt keine Ahnung, sondern nur alles aus dem Internet nachgelesen. Du hast nicht zufälligerweise Erfahrung mit den Thema?

Beim Lesen dachte ich auch, so eine Art Kunsthaut, fand das aber blöd, dass die sich im Wasser auflöst. Okay, Chlorwasser wäre ne Möglichkeit, das könnte man im Alltag umgehen.

Hmm, Kunsthaut. Das wäre auch eine Möglichkeit, aber findest du nicht, das wäre noch offensichtlicher?

Auch die Erklärung, wie es zu der Entstellung kam, ist recht lang und müsig und bringt keinen Mehrwert, ich konnte der nicht mal folgen. Was hat sie denn nun am Ende getroffen?

Das Sägeblatt hat sie getroffen.

In deiner Variante geht das alles viel zu glatt an ihm vorbei. Der ist so plakativ irgendwie, so schwarz weiß, bisschen grau täte der Figur gut. Und halt eine Entwicklung.

Jo, das Gespräch zwischen Nick und Patrick kann man sicher noch erweitern. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich ihn in eine totale Anti-Bianca Richtung steuern möchte. Jetzt gerade behandelt er sie ja wie alle Probleme, denen er begegnet, und ignoriert sie einfach. Als wäre sie nie geschehen. Dass er jetzt Bianca-Bashing betreibt, müsste sich erst im Gespräch entwickeln, dass er ja auch durch den Fernseher zu ignorieren versucht.
Aber du hast Recht, die Figur braucht mehr Farbe. Ich hoffe, die bekomme ich durch eine gerechte Entwicklung hin.

An den Unfall könnte sich Nick erinnern - war da nicht was damals, hat er nicht ewig gefehlt in der Schule - aber dann kamen die Sommerferien und danach der Schulwechsel ... Könnte man im Ausgang sogar in der Schwebe lassen, also dass der Leser gar nicht unbedingt weiß, ob oder nicht, damit wäre aber eine schöne zweite Ebene aufgemacht

Huh. Die Idee mag ich. Wie ich mich kenne, wird die Geschichte aber, sobald ich ein zweites Motiv einbaue, mal wieder jegliche Skala sprengen. Mal schauen.

An der Idee hatte ich meinen Spaß und das ich hier so rumspinne und weiterdenke, ist nur deswegen.

Literatur soll ja nicht nur Spaß machen, sondern auch anregen, nee? Vielen Dank für deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hey, hey,

Naja, was heißt frisch. Da kommen Krankenhausaufenthalt und Eingewöhnungszeit an der neuen Schule zusammen, also ein paar Wochen / zwei, drei Monate sind das schon ... Du hast nicht zufälligerweise Erfahrung mit den Thema?
Nur insofern, als das die Fäden recht schnell wieder rauskommen und insofern nicht reißen können. Außerdem sollte die Haut in dieser Zeit auch schon besser verheilt sein, sie kann also nicht so einfach mehr abklappen.

Hmm, Kunsthaut. Das wäre auch eine Möglichkeit, aber findest du nicht, das wäre noch offensichtlicher?

Na ja, das war ja eher so ein spucky Gedanke. 2092 oder so. Gezüchtete Haut aufgeklebt, nur kann der Kleber halt kein Chlor an, oder so. Völlig gesponnen also. Und Du willst es ja eher real, was aber eben viel schwieriger hinzubekommen ist als so Phantasiamedizin.

Jo, das Gespräch zwischen Nick und Patrick kann man sicher noch erweitern. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich ihn in eine totale Anti-Bianca Richtung steuern möchte. Jetzt gerade behandelt er sie ja wie alle Probleme, denen er begegnet, und ignoriert sie einfach.

Ja, mach wie es aus deiner Sicht geschehen sollte. Allerdings habe ich bis dahin gar nicht mitbekommen, dass Patrick all seine Probleme ignoriert. Er hatte ja keine in der Geschichte, woraus ich das hätte ableiten könnte. Wäre natürlich auch eine Motivation, warum er so handelt, wie er handelt.

Das nur kurz als Nachschlag.
Lieben Gruß, Fliege

 

Hallo Fliege,

Nur insofern, als das die Fäden recht schnell wieder rauskommen und insofern nicht reißen können. Außerdem sollte die Haut in dieser Zeit auch schon besser verheilt sein, sie kann also nicht so einfach mehr abklappen.

Stimmt, die Fäden müssten längst raus sein. Was die Haut angeht... sie würde ja dennoch bei einem harten Aufschlag in den Pool reißen, oder? Zwar nicht einfach abklappen wie Tapete, aber dennoch kaputt gehen.

Na ja, das war ja eher so ein spucky Gedanke. 2092 oder so. Gezüchtete Haut aufgeklebt, nur kann der Kleber halt kein Chlor an, oder so. Völlig gesponnen also. Und Du willst es ja eher real, was aber eben viel schwieriger hinzubekommen ist als so Phantasiamedizin.

Das wäre machbar, aber wenn ich da aufsteige, müsste ich 2092 auch überall anders einbringen. So ein kompletter Epochenwechsel wird schwierig. Ich recherchiere mal weiter nach Quellen.

Allerdings habe ich bis dahin gar nicht mitbekommen, dass Patrick all seine Probleme ignoriert. Er hatte ja keine in der Geschichte, woraus ich das hätte ableiten könnte.

Ich habe gehofft, dass man das an seinen Umgang mit Bianca und Nick erkennen kann. Bianca verliert ihr Gesicht, Patrick geht erst mal eine Rauchen und kommt erst wieder, nachdem sie abgeholt wurde. Er fragt nicht einmal, wie es ihr geht.
Und auf der Party behandelt er Nick als seinen Freund. Sobald aber niemand mehr zuguckt und die beiden alleine sind, schaltet er den Fernseher an und ignoriert jeden Gesprächsversuch. Er bemüht sich halt nicht einmal mehr, sein Desinteresse zu verbergen, solange es niemand sieht.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hi, @Meuvind

Wow, eine echt kurze Kurzgeschichte! Allein dafür hast Du Dir doch schon ein Lob verdient. Und ich finde sie wirklich gut aufgebaut. Da hat jemand viel gelernt, würde ich sagen. Toll!

Ich kippe trotzdem nochmal einen großen Haufen Kleinigkeiten hier aus:

Um auf eine von Patricks Partys eingeladen zu werden, muss man entweder bekannt oder verdammt heiß sein, und ich bin von beidem so weit entfernt wie der Mond von einer eigenen Atmosphäre.

Das ist eher Geschmackssache, aber ich finde den Vergleich hier unangemessen, wie ich auch schon in anderen Geschichten von Dir viele Vergleiche unangemessen fand. Ich finde, es bläht den ersten Satz unnötig auf. Das Einzige, was der Vergleich dem Inhalt "ich bin von beidem weit entfernt" hinzufügt, ist Ironie. Und Ironie, denke ich, bedeutet Distanz. Der erste Satz sagt: Der Prot wird nicht zu Patricks Partys eingeladen, er hält sich weder für bekannt oder heiß - aber das macht ihm nichts aus, er distanziert sich davon.

Das heißt, im ersten Satz erfahre ich viel über Deinen Prot. Das ist gut. Was ich daran aber problematisch finde, ist, dass das Setting, das Du im ersten Drittel des Satzes etabliert, Deinem Prot egal zu sein scheint. Warum sollte es mich also kümmern?

Und in einem größeren Zusammenhang Deiner Geschichte: Kümmert es Deinen Prot überhaupt? Ich muss sagen, der Prot ist mir ein Rätsel. Ich habe keine Ahnung, was er will. Wahrscheinlich Dazugehören, sonst hätte er der Party auch fernbleiben können. Aber innerlich ironisiert er die ganze Zeit, zeigt innerlich keine Motivation, sich anzuschließen, nur sich zu distanzieren. Und ich frage mich: Warum ist der überhaupt da? Was kümmert es ihn? Denn er "tut so", als kümmerte es ihn nicht. Dass er aber so handelt, zur Party kommt, viel über Patrick nachdenkt, versucht, in Gesprächen mitzukommen, zeigt mir, dass er sich kümmert.

Ich bekomme deshalb den Eindruck: Die Ironie ist Fake. Dein Prot fakt Coolness. Das machen viele Leute, gerade Teenager, nach außen. Aber wieso sollte er nach innen faken? Warum klaffen seine äußeren Handlungen und seine inneren Haltungen soweit auseinander? Warum geht er auf eine Party zu lauter Menschen, von denen er sich innerlich distanziert? Ich verstehe Deinen Prot nicht. Was macht er da? Was will er? Keine Ahnung.

Die Art von Mädchen, für die jeder irgendwann mal heimlich geschwärmt hat, die sich aber, wenn man sie näher kennenlernt, als hübsche Fassade ohne Innenleben entpuppt. Keine Ahnung, warum er ausgerechnet mit ihr zusammen ist.

Ich verstehe den fettmarkierten Satz nicht. Patrick und Bianca werden von Deinem Prot als oberflächlich dargestellt. Passt doch super.

Seine Augen haben mich lange angesehen, aber der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht, als er mich schließlich erkannte, hat jedes Wort überflüssig gemacht.

"Seine Augen haben mich angesehen" ... Urks. Würde ich nicht machen. Nie. Das klingt richtig schön blöd.

Sie grinst zurück, klammert sich an Patricks Arm fest wie ein Ertrinkender.

Warum man bei einer einzelnen weiblichen Person ein generisches Maskulinum verwendet, erschließt sich mir nicht. Ich dränge anderen ja das Gendern nicht auf, aber wenn es eindeutig um eine Frau oder eine Gruppe von ausschließlich Frauen geht, finde ich es echt bescheuert, maskuline Nomen zu verwenden. Was spricht gegen "eine Ertrinkende"?

Die Gesprächsthemen kreisen um die Schule, Hobbys, wer mit wem rumgemacht hat, warum Patrick und Bianca so ein tolles Pärchen seien und ob man sie nicht beim nächsten Oberstufenball zu Königin und König wählen sollte.

Das mit dem "nächsten Oberstufenball" irritiert mich. Die Oberstufe geht doch nur über zwei Jahre, es kann also maximal zwei Oberstufenbälle geben (außer, die machen ständig Bälle). Außerdem frage ich mich, warum Patrick beim letzten Mal nicht König war, wo er doch so beliebt ist. Ich würde das Wörtchen entweder streichen, dann wäre das ein sehr besonderes Ereignis, oder beim "letzten" schreiben, weil es dann auch noch besonders wäre.

Haltlos stolpert sie durch das Becken, torkelt und fällt auf die Knie, während Patrick lachend näher kommt.

"Haltlos" bedeutet laut Duden:
  1. ohne inneren, seelischen, moralischen Halt, labil, keine innere Festigkeit aufweisend
  2. unbegründet, einer kritischen Prüfung, einer sachlichen Beurteilung nicht standhaltend; aus der Luft gegriffen
Das Wörtchen ist hier also entweder total meta oder einfach falsch gesetzt. ;) Beim Lesen sagt das erste Alarmlämpchen: Hier ist ein Fehler! Und das sollen Deine Leser/innen ja nicht denken, ne?

Ihre linke Gesichtshälfte rutscht herunter, hängt schräg wie eine Wetterfahne, und gibt den Blick frei auf rohes Fleisch.

Komma weg vor "und".

Dann verschwinden er und Bianca in der Küche.

Es geht Dir ja im Folgenden darum, dass Patrick sich von Bianca distanziert, mit ihr nichts zu tun haben will. Er will sogar den Pool leeren, um keine Gesichtsreste mehr darin zu haben, kann das aber nicht laut aussprechen. All das sind Strategien, die wir Psycholog/inn/en zur "Neutralisation" zählen, also Verhaltensweisen, die verhindern, dass wir mit einer anderen Person mitfühlen. Patrick distanziert sich extrem von Bianca, wahrscheinlich um nicht den Schmerz des Mitgefühls erleben zu müssen (was ich in diesem grausigen Fall sogar verstehen kann, ich versuche auch, mir die ganze Sache nicht allzu bildlich vorzustellen, weil ich sonst Kreislauf bekomme). Warum bandagiert er sie aber ein? Das ist total fürsorglich, er muss ihr dafür total nahe kommen. Das ergibt doch keinen Sinn.

Weißt, ich fände es wuchtiger und konsistenter, wenn er die Party abbricht und Bianca aus dem Weg geht, sie wegschickt, sich keine Sekunde länger mit ihr befasst. Wenn sie sich selbst oder jemand anderes sie einbandagieren muss. Wenn sie erst da am Pool hockt und Patrick schnell weggeht. Instant Neutralisation! Verstehst Du, was ich meine?

Nach dem dritten Anrufbeantworter gebe ich auf und gehe ins Haus.

Das ist megaumgangssprachlich. Also mega! "Nachdem das dritte Mal der Anrufbeantworter rangeht", oder so, das wäre okay. Aber so, wie es da steht, ist es einfach ... weird.

„Wie kommt es, dass mir die Fresse vom Gesicht rutscht?“

Das könntest Du cooler machen. Schließlich ist ihr ja eigentlich das Gesicht runtergerutscht und nicht irgendwas vom Gesicht gerutscht. Ich frage mich, ob es nicht eher andersherum ist (Gesicht rutscht von Fresse), aber richtig wäre doch: Gesicht rutscht vom Kopf. Stell Dir vor, sie würde das sagen. Hilarious!

Und sogar Sägeblätter, obwohl Papa es ihm mehrfach verboten hat.“

Mich stört das. Wenn ich ein Sägeblatt abschieße, also extrem beschleunige, und damit jemandem im Gesicht treffe und zwar so, dass das gesamte Gesicht rekonstruiert werden muss: Warum ist die Betroffene überhaupt noch am Leben? Ich versuche, mir das vorzustellen. Das Sägeblatt muss ja irgendwie seitlich an Bianca vorbeigeflogen sein, also nicht direkt auf sie zu, oder? Weil, sonst hätte es wahrscheinlich einfach ein tiefes Loch in ihren Kopf gebohrt. Wir wollen aber eine großfläche, nicht allzu tiefe Wunde.

Ich bin da keine Expertin, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Warum lässt Du den Bruder keinen Flammenwerfer benutzen? Das wäre auch megakrass, aber es wäre "typisch" für großflächige Hauttransplantationen.

Apropos megakrass: Ich würde mir an Deiner Stelle keine Gedanken machen, auch fancige Gesichtsrekonstruktionsmethoden zu benutzen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Ich vermute, in Wahrheit gibt es auch nicht viele Brüder, die Sägeblätter abschießen (wie gut liegen die überhaupt in der Luft?) oder mit Flammenwerfern spielen. Das heißt, Du schlägst ja jetzt schon über die Stränge. Die ganze Situation ist megakrass, und erscheint mir wirklichkeitsfern. Das finde ich nicht schlimm. Das passt. Deshalb wäre es mir auch völlig egal, wenn da auch noch eine Art von Gesicht reinkommt, die ebenfalls wirklichkeitsfern ist.

Ich nicke, fülle das Glas mit Leitungswasser aus dem Kran und reiche es ihr.

Was denn für ein Kran? :confused:

Sie versucht, zu trinken, aber die Bandagen lassen es nicht zu.

Komma weg vor "zu". Das ist ein Infinitivsatz, der ohne jedes unterstützende Wort und deshalb auch ohne jegliches Komma auskommt/auskommen muss.

Sie schnappt nach Luft, aber bekommt keine durch den Stoff. Es klingt, als würde sie ersticken.

Warte, also geht der Verband über ihren Mund? Es hat mich ja ohnehin gewundert, dass sie versucht zu trinken (das muss doch wehtun), aber so ergibt es endgültig keinen Sinn mehr.

Jeder wusste, wer Schuld war.“

Wenn jemand "schuld" ist, wird "schuld" klein geschrieben. Anders verhält es sich, wenn jemand die personifizierte "Schuld" ist.

Mit teilnahmslosen Gesicht verfolgt er ein Fußballspiel.

"teilnahmslosem" statt "teilnahmslosen"

Das war's auch schon, wobei keine Gewähr auf Vollständigkeit. ;)

Abschließend kann ich sagen, dass ich gerade die letzte Szene mit Patrick und dem Prot vor dem Fernseher extrem gelungen fand, aber auch allgemein die Dialoge. Du arbeitest viel mit Auslassungen, Pausen, widersprüchlichen Informationen, inneren Widersprüchen ... DAS ist, wie man gute Dialoge schreibt. I like!

Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Mich würde es freuen, Du könntest Dir Deinen Prot nochmal ansehen. Es ist okay für mich, dass er da so durchgeworfen wird. Was für mich als Leserin nicht okay ist, dass ich gar nicht weiß, warum er überhaupt auf diese Party gegangen ist.

Als Patrick ihn ansieht und dann einlädt, dachte ich, das wird so eine Hässliche-Entlein-Geschichte, dass Dein Prot also früher voll uncool war, jetzt aber (von ihm selbst unbemerkt) total sexy geworden ist und Patrick deshalb mit ihm befreundet sein will. Aber auch darüber, warum Patrick ihn einlädt, erfahre ich nichts.

Also: Keine Ahnung, warum Dein Prot überhaupt da ist. Er passt da nicht hin, er scheint nicht dorthin passen zu wollen (Stichwort: ironische Distanz), Patrick ist anscheinend stets auf seinen eigenen Vorteil aus, also welchen Vorteil bietet Dein Prot?

Wie auch immer: Make it work!

Distanzierte Grüße,
Maria

 

Hallo Maria,

wow, wie immer ein sehr ausführlicher Kommentar :).

Nur vorneweg: Einige der Kritikpunkte, die du angesprochen hast ( wie warum geht Nick auf die Party? Warum lädt Patrick ihn überhaupt ein? ) sind mir schon länger bewusst. Meine Idee ist es, zwischen Patrick und Nick noch eine Verbundenheit auf Kindheitsebene zu schaffen, am besten durch irgendeine Geschichte, die sich mal zugetragten hat. Dadurch würde die Beziehung zu den beiden klarer werden, Nick hätte einen Grund zum Zusagen, Patrick überhaupt zum Einladen, und das ganze würde Nick ein bisschen mehr Charakter geben.

Wow, eine echt kurze Kurzgeschichte! Allein dafür hast Du Dir doch schon ein Lob verdient.

:D:D Danke!

Da hat jemand viel gelernt, würde ich sagen.

Mhh, die Wortkrieger sind schon was tolles.

Das ist eher Geschmackssache, aber ich finde den Vergleich hier unangemessen, wie ich auch schon in anderen Geschichten von Dir viele Vergleiche unangemessen fand.

Ja, ich arbeite dran :D den hier mag ich aber tatsächlich. Eigentlich wollte ich Nick eher in eine Nerdy-Rolle drängen und hab deswegen so einen "schrägen" Vergleich eingebaut. Mal sehen, was damit passiert.

Was macht er da? Was will er? Keine Ahnung.

Das hoffe ich, durch die Kindheitsgeschichte zu beantworten.

"Seine Augen haben mich angesehen" ... Urks. Würde ich nicht machen. Nie. Das klingt richtig schön blöd.

Stimmt, geht besser.

Warum man bei einer einzelnen weiblichen Person ein generisches Maskulinum verwendet, erschließt sich mir nicht.

Ist so im Flow passiert. Wird geändert.

Beim Lesen sagt das erste Alarmlämpchen: Hier ist ein Fehler!

Tatsächlich hat mein Alarmlämpchen geschlafen. Ich finde auch nicht einmal, dass es falsch klingt, aber Duden hat recht, also was solls ;).

Warum bandagiert er sie aber ein? Das ist total fürsorglich, er muss ihr dafür total nahe kommen. Das ergibt doch keinen Sinn.

Ich habe mir das damit erklärt, dass er ihr dann nicht mehr ins Gesicht schauen muss. Schnell und hastig einwickeln, dann muss man die Verletzungen nicht mehr sehen.
Während ich so darüber nachdenke, gefällt mir aber auch die Version, in der Nick ihr beim Einwickeln hilft. Das würde zusätzlichen Anreiz für Gespräche geben.

Ich bin da keine Expertin, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Warum lässt Du den Bruder keinen Flammenwerfer benutzen? Das wäre auch megakrass, aber es wäre "typisch" für großflächige Hauttransplantationen.

Stimmt. Ich habe auch keine Ahnung von Flammenwerfern, aber ich habe immer gedacht, dass die doch großflächig verbrennen. Das kitzelt dann ja nicht nur an der Gesichtshaut, da brennt dann Hals, Nase, Haare und Ohr mit ab. Alles Verletzungen, die man doch offensichtlich sehen würde. Angenähte Haut kann man doch irgendwie verstecken / überschminken, aber ein krustiges Ohr? Eine halbe Nase?


wie gut liegen die überhaupt in der Luft?

Also, ich habe davon natürlich keine Ahnung, aber ich habe gehört, ganz gut, wenn sie schnell fliegen.

Deshalb wäre es mir auch völlig egal, wenn da auch noch eine Art von Gesicht reinkommt, die ebenfalls wirklichkeitsfern ist.

Peeperkorn meinte, dass durch den Erklärversuch beim Leser wieder der Realitätssinn aktiviert werden würde. Ist die Frage, wie weit man gehen und sich alles ausdenken kann, bevor der Leser anfängt, Sachen in Frage zu stellen. Ein wirklichkeitsfernes Gesicht passt sicher, aber ich habe Angst, dass das dann über die Stränge schlagen könnte.
Ich probiere es einfach mal aus, so what.

Was denn für ein Kran? :confused:

Kennst du das nicht, wenn man zu Wasserhähnen Kran sagt? Ne? :( Gut, dann schreibe ich einfach lieber direkt Wasserhahn.

Warte, also geht der Verband über ihren Mund? Es hat mich ja ohnehin gewundert, dass sie versucht zu trinken (das muss doch wehtun), aber so ergibt es endgültig keinen Sinn mehr.

Der Mund ist frei, aber ihr hängt ja die Haut vor dem Gesicht. Ich habe mir da etwas bildlich vorgestellt, was vermutlich ganz anders ankam.

Aber auch darüber, warum Patrick ihn einlädt, erfahre ich nichts.

Führt auch zurück zur Kindheitsebene.

Vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar!

Reisende Grüße nach England
Michel

 

Seine Eltern haben eine Villa am Stadtrand, abseits gelegen, aber noch nah genug, um jedes zweite Wochenende ins Theater zu gehen.
[...]
Er war mit seiner Freundin da, Bianca. Eine Mischung aus blonden Zöpfen und fünf Kilo Schminke.
[…]
Ein blauer Spieler tritt einem Roten von hinten in die Ferse, hebt erschrocken die Arme, als sein Kontrahent fällt.
[…]
Für den Bruchteil einer Sekunde, wenn beide Lichter gleichzeitig leuchten, scheint es, als trage er eine weiße Maske aus Linien und Kästchen. Ich könnte schwören, sie sehen aus wie Bandagen.

Warum dampft der diese Geschichte so zusammen, wirstu dich vielleicht fragen,

lieber Michel,

und die Antwort ist eigentlich pups einfach:

In der Soziologie wird das Rollenspiel oft auf die Bretter, die die Welt bedeuten zusammengedampft, wobei jeder ein ganzes Bündel von Rollen (ich z. B. Vollbart, gelegentl. Langhaarträger – auch eine Art Maske -, Gatte, Vater, Großvater, Schwager, Freund, Gegner, Gelegenheitspoet, -kirchgänger, -demonstrant, -darsteller, Rentner, Mieter usw. trägt und sich der jeweiligen Rolle entsprechend hinter einer Maske versteckt, was bei Bianca am offensichtlichsten ist, besonders als ihr ungewollt die Maske vom Gesicht gerissen wird und aus dem Schwan ein hässliches Entlein wird und ihre kleine, bis dahin heile Rolle in der Welt zerstört, ein blauer Spieler einem roten in die Ferse tritt, was er ohne Trikot sich nie trauen würde usw. usf., dass ich getrost behaupte.
Es gibt mehr Masken auf der Wert als die fast acht Mrd. Bewohner. Und dies stellstu hervorragend dar, wenn der Prot sich um das demaskierte Mädchen kümmert, das offensichtlich für die anderen Gäste, die ihm zuvor Aufmerksamkeit zollten, bedeutungslos geworden ist, weil es dem von wem oder was weiß ich – mutmaßlich den Massenmedien und dem -geschmack - vorgegaukelte Schönheitsideal nicht mehr entspricht.
Er ist nun nicht mehr allein der Erzähler, Gast und Freund des Patrick, sondern auch ein bisschen der barmherzige Samariter (grob gesagt) und Unfallseelsorger.
Das Geschehen ist zugleich ein Abgesang auf vermeintliche Freundschaft, wenn eine Trophäe – und heiße sie Bianca – verloren geht.

Aber es lauern noch trivialere Dinge, über die die Vorredner (mit Ausnahme von @TeddyMaria wohl großzügig weggesehen haben, und der erste Schnitzer ist eigentlich ein SuperGAU der schreibenden Zunft, wenn da steht

Patrick führt mich in die Küche. „Hey Leute, dass hier ist mein Freund Nick!
Das mag Patrick so schreiben (gesprochen fiele es ja nicht mal auf), aber es ist nicht die Konjunktion „dass“, die dort stehen sollte, ersetz mal durch „dies“ oder „das“, denn der/das ist sein Freund ...
Bianca schlägt ihm auf den Rücken, ihre[…] roten Fingernägel krallen sich in seinen Hals, …
„Jetzt mach mal halblang[…]…“
Auslassungspunkte direkt am Wort behaupten, dass da wenigstens ein Buchstabe fehle. Da wäre die Ästhetik des Apostrophes weitaus rationeller!
Also immer zwischen Wort und Auslassungspunkten eine Leerstelle!

Blut und Make[-]up tropfen in den Pool
„Wo ist Patrick?“, frage ich.
„Rauchen.[“]

Sie versucht[…] zu trinken, aber die Bandagen lassen es nicht zu.
Ich weiß, @maria.meerhaba, bis vor wenigen Monaten hab ich noch behauptet, um den ganzen Fußfallen mit der Kommasetzung hinsichtlich des Infinitivs aus dem Weg zu gehen, grundsätzlich ein Komma zu setzen, wäre ja nicht verboten. Inzwischen gibt es ein solches, ausdrückliches Verbot – und es ist auch logisch und somit berechtigt: Wenn ein Infinitiv mit einem übergeordneten Verb ein komplexes Prädikat bildet – wie hier, „zu trinken versuchen“ - und in der Tat würde , hier sehr gut zu sehen, das Prädikat durch Kommasetzung auseinandergerissen.
Die Rechtschreibreform ist noch lange nicht beendet. Es ist wahrscheinlich die Verwirlichung der permanenten Revolution - ohne Mao ...

Wie dem auch sei,

gerne gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedel,

schön, dass du mit von der Partie bist.

Es gibt mehr Masken auf der Wert als die fast acht Mrd. Bewohner.

Du alleine hast ja schon rund ein Dutzend aufgezählt, da kommt eine Menge zusammen.

Das mag Patrick so schreiben (gesprochen fiele es ja nicht mal auf), aber es ist nicht die Konjunktion „dass“, die dort stehen sollte, ersetz mal durch „dies“ oder „das“, denn der/das ist sein Freund ...

Ups. Peinlich.

Danke für den Kleinkram, den ich übernehme ich dann einfach schweigend.

Liebe Grüße
Michel

 

@Nichtgeburtstagskind @Peeperkorn @Kellerkind @maria.meerhaba @Fliege @TeddyMaria @Friedrichard

Ich habe die Geschichte überarbeitet. Sie ist jetzt ein bisschen länger, ich glaube um die 1,5 k Zeichen, also noch moderat.

Änderungen sind:

- Patrick hat jetzt ein Motiv ( danke Fliege für die Idee :))
- weniger Klischee / kitschig
- Patrick und Nick waren in der Grundschule eng befreundet und es gibt jetzt einen Grund, warum es zum Streit kam. Damit habe ich hoffentlich ein passendes Motiv für beide, warum sie so handeln, wie sie handeln.
-Daraus ergeben sich ein paar neue Szenen
-Viele kleinere Dinge, die vorher angemerkt wurden (insbesondere von Teddymaria), habe ich jetzt direkt mit in die neue Fassung übernommen.

Würde mich freuen, wenn die / der ein oder andere nochmal einen Kommentar darlässt.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Meuvind,

ich hatte die erste Version gelesen und ähm ... mochte sie nicht. Das war mir etwas zu gewollt schockierend ins Gesicht des Lesers geschmissen, ohne eine richtige Geschichte zu erzählen.
Dein Kommentar, du hättest fleißig überarbeitet und Anregungen aufgenommen, machte mich neugierig.

Hehe, ich muss sagen, das Ergebnis gefällt mir richtig gut. Die Beziehungen zwischen den Personen sind besser ausgearbeitet und der Plot spannender und vielschichtiger. Nur eins: Ein Feuermal am Arm, in der Größe, es unter einer Uhr zu verstecken, ist für mich nicht gleichzusetzen mit Biankas Unfallfolgen. Da könntest du mMn Patrick etwas mehr aufladen. Nicht zwingend etwas Äußerliches. Es könnte z.B. auch eine Paranoia oder Psychose sein, die Patrick nicht offenbaren will.
Edit: Der arme Tropf hat bestimmt Angst vorm allein sein. Deshalb schmeißt er immer Partys, wenn seine Eltern unterwegs sind. :hmm:


Viele Grüße
wegen

Textkram:

Das letzte Mal, dass ich Patrick gesehen habe, war an meinem elften Geburtstag, und es wäre vermutlich auch dabei geblieben,
2x „war“/“wäre“ , könntest du vermeiden.

Die Art von Mädchen, für die jeder irgendwann mal heimlich geschwärmt hat, die sich aber, wenn man sie näher kennenlernt, als hübsche Fassade ohne Innenleben entpuppt.

Den Satz bräuchte für mich nach der stereotypischen Beschreibung im vorherigen Satz nicht.


Er trägt wieder seine Armbanduhr, natürlich.

Da wollte ich erst protestieren. Wieso früher? Wieso natürlich? Gut, jetzt weiß ich wieso. Ist aber etwas plumpes Foreshadowing.

Sie stolpert durch das Becken, torkelt und fällt auf die Knie, während Patrick ihr langsam näher kommt.

Ist sie noch im sagen wir mal 1,30m tiefen Becken, während sie auf die Knie fällt?

Blut und Make- up[ohne Leerzeichen] tropfen in den Pool.

„Ein Unfall. Mein großer Bruder hatte zu Weihnachten eine Armbrust bekommen und sie umgebaut, obwohl Papa es verboten hat.“ Bianca schmunzelt,

„Schmunzeln“, geht für mich nicht gestellt oder sarkastisch. Vorschlag: … obwohl Papa es verboten hat.“ Bianca verzieht den Mund zu einem freudlosen Lächeln,

„Das kann man nicht schön reden[zusammen], das ist so.

Patricks Familie hat über die Jahre hinweg dutzende Fotoalben erstellt, in dem sie jeden Schritt, das[den] ihr Einzelkind in seinem Leben gemacht hat, festhalten.

Man erkennt das Feuermal an seinem Arm auch so, ein Geschwülst[Singular: Geschwulst] roter Haut.

Für gewöhnlich stehen sie im Wohnzimmer, aber ich sehe sofort, dass das Album mit den Kindheitsfotos fehlt.

Und das weiß er woher? Er war doch noch nie in dem Haus, oder? Habe ich etwas überlesen?

Patrick verschwindet, um sich umzuziehen, und kommt kurz darauf mit Sportanzug und Sneaker[n] wieder.

Mit teilnahmslosen[m] Gesicht verfolgt er ein Fußballspiel.

Irgendwann schaltet er den Fernseher an, aber er ist nicht laut genug, um ihn zu übertönen[]
Satzpunkt fehlt.

 

Hallo @Meuvind

ich gebe erst Mal paar Tipps zu RS / Grammmatik. Inhaltlich versuche ich heute später noch drauf einzugehen.

Bis dann
Kellerkind

„Patrick, warte. Ich wollte mich noch …“ Patrick, warte!

Ich besorge mir ein Bier und stelle mich zu einem Kreis dazu, aber nachdem ich auch den dritten Witz nicht verstanden habe, entschuldige ich mich und ziehe weiter, auf der Suche nach Gesichtern, die mir vielleicht bekannt vorkommen.
Die Gesprächsthemen kreisen um die Schule, Hobbys, wer mit wem rumgemacht hat, warum Patrick und Bianca so ein tolles Pärchen seien und ob man sie nicht beim Oberstufenball zu Königin und König wählen sollte.
Zwei lange Sätze in Folge sind etwas anstrengend

Ihre linke Gesichtshälfte rutscht herunter, hängt schräg wie eine Wetterfahne, und gibt den Blick frei auf rohes Fleisch. Blut und Make- up Make-Up

Sie versucht zu trinken, aber kann das Glas nicht ansetzten. Die Ellipse eiert etwas. ... kann das Glas aber nicht ansetzen

Es regnet Scherben.
„Bianca…“ Leerzeichen

Von Patrick zu erzählen ist das letzte Letzte, worauf ich Lust habe.

Sie schnaubt. „Von wegen [:] längere Geschichte.“

Ich finde es im Büro seines Vaters, neben einem grau-weißen Aktenschredderer. Aktenschredder

Patrick hat es als letztes Letztes zerstört.
Ich finde nicht alle Stücke, aber das brauche ich auch nicht. Man erkennt das Feuermal an seinem Arm auch so, ein Geschwülst das Geschwür / die Geschwulst roter Haut. Vorsichtig klebe ich die Streifen wieder zusammen.

Mit teilnahmslosen teilnahmeslosem Gesicht verfolgt er ein Fußballspiel.

Blau gegen rot, Rot die Vereine kenne ich nicht.

„Ich kenne sie seit zwei Wochen Komma und obwohl wir uns gestern darauf geeinigt haben, es langsam angehen zu lassen, hat sie sich heute allen als meine Freundin vorgestellt.

Am besten lasse ich das ganze Wasser ab, nur um sicher zu gehen, sicherzugehen dass nichts mehr von diesem..." Leerzeichen Er zeigt mit dem Finger auf sein Gesicht.

Irgendwann schaltet er den Fernseher an, aber er ist nicht laut genug, um ihn zu übertönen Punkt :)

 

Hallo @wegen ,

freut mich, dass du vorbei schaust.

ich hatte die erste Version gelesen und ähm ... mochte sie nicht. Das war mir etwas zu gewollt schockierend ins Gesicht des Lesers geschmissen, ohne eine richtige Geschichte zu erzählen.
Hehe, ich muss sagen, das Ergebnis gefällt mir richtig gut.

Geil, danke!

Nur eins: Ein Feuermal am Arm, in der Größe, es unter einer Uhr zu verstecken, ist für mich nicht gleichzusetzen mit Biankas Unfallfolgen.

Das stimmt, da habe ich mir auch schon Gedanken zu gemacht. Schlimmer wäre natürlich ein Feuermal im Gesicht, aber das kann man dann nicht verstecken. Und man muss es ja verstecken können, schließlich ist das die Art, wie Patrick damit umgeht.

Nicht zwingend etwas Äußerliches. Es könnte z.B. auch eine Paranoia oder Psychose sein, die Patrick nicht offenbaren will.

Das wäre auch interessant, aber davon habe ich ganz ehrlich null Ahnung. Bevor ist also irgendetwas einbaue, was mir die Wortkrieger- Psychologen wieder zerpflücke, muss ich mich damit erst intensiv auseinandersetzen :lol:.

Edit: Der arme Tropf hat bestimmt Angst vorm allein sein. Deshalb schmeißt er immer Partys, wenn seine Eltern unterwegs sind. :hmm:

Noch eine mögliche Erklärung. Inhaltlich lasse ich den Text aber erstmal abgeschlossen, sonst habe ich nachher wieder lose Story-Stränge, die nicht passen wollen.

Ist sie noch im sagen wir mal 1,30m tiefen Becken, während sie auf die Knie fällt?

Klassischer Fall von Autor denkt anders, als er schreibt. Ich hatte mir den halt so vorgestellt, dass man da locker durchgehen kann, der also nicht besonders tief ist.

„Schmunzeln“, geht für mich nicht gestellt oder sarkastisch. Vorschlag: … obwohl Papa es verboten hat.“ Bianca verzieht den Mund zu einem freudlosen Lächeln,

Aber Nick kann ihr Lächeln nicht sehen, weil sie ja die Bandagen trägt. Außerdem würde die Haut da gar nicht mitmachen. Schmunzeln ist auch nicht ideal, mal sehen.

Und das weiß er woher? Er war doch noch nie in dem Haus, oder? Habe ich etwas überlesen?

Doch doch, klar. Früher, als er noch gut mit Patrick befreundet war.

Den restlichen Kleinkram übernehme ich dann einfach mal, vielen Dank dafür.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Meuvind,

Ich kannte Patrick noch aus der Grundschule und hatte seine Existenz längst verdrängt, bis ich ihn vor einer Woche am Kinoschalter getroffen habe. Er war mit seiner Freundin da, Bianca
lautete vormals Dein erster Satz und nunmehr
Das letzte Mal, dass ich Patrick gesehen habe, war an meinem elften Geburtstag, und es wäre vermutlich auch dabei geblieben, hätte ich ihn nicht vor einer Woche zufällig am Kinoschalter getroffen. Er war mit seiner Freundin da, Bianca.
erheblich ausgebaut und um eine Vermutung erweitert und die Grundschule steckt nun verborgen im elften Geburtstag (selbst, wenn sie nachher tatsächlich noch mal erwähnt wird) – und es ist gut so, dass Du die geringe Wahrscheinlichkeit, Patrick wiederzusehen als gering einschätzt und der Zufall (eben im Kino) zuschlägt. Und wenn der nächste Abschnitt („Trotzdem kann …“) zusammengedampft wird, nimmt der Text im folgenden keinen Schaden – sowenig wie hernach an der Armbanduhr der Glanz des „sterbenden Sternes“. Aber in der Erweiterung der Vorstellungsrunde von (alt)
„Komm, ich stelle dich vor. Das ist meine Freundin, Bianca. Du kennst sie ja schon.“
Ich nicke ihr zu. Sie grinst zurück, klammert sich an Patrick fest.
zu (jetzt)
„Komm, ich stelle dich vor. Das ist meine Freundin Bianca. Du kennst sie ja schon.“
Ich nicke ihr zu. Sie grinst zurück, klammert sich an Patrick fest wie eine Ertrinkende.
nimmstu m. E. schon einiges vorweg und wie - die Frage sei erlaubt - erkennt man auf festem Boden, dass, sofern sich jemand an einen andern klammert, er sich klammert, als ob er ertränke ... Nachher weiß man es ... und vorher kann es alles und nichts bedeuten.

Die Einschätzung

Ich halte ihn schon für einen Angeber, weil …
wegzulassen tut dagegen gut. Das finden die Leser schon selber raus.

Aber auch das passiert, wenn es zunächst heißt

Mit einem Bier in den Händen kommt Patrick näher.
und nun
Sie stolpert durch das Becken, torkelt und fällt auf die Knie, während Patrick ihr langsam näher kommt.
„näherkommen,“ zusammen!

Realistischer und ehrlicher wird's nun, wenn der Erzähler darstellt, dass er auch versucht, von dem Katastrophenort wegzukommen - wie die anderen

Ich frage ein paar Gäste, ob sie mich mitnehmen können, … Mein Vater will mich um zwölf abholen, das sind noch gut zwei Stunden. Nachdem ich ihn auch beim dritten Mal nicht erreiche, stecke ich das Handy wieder weg.
Und so sich der vormalige barmherzige zum realistischeren halbherzigen Samariter mutiert in der Küche, wobei das erste Sträuben Biancas gegen die Hilfe aus der Not heraus auch realistisch wirkt.

Die (neu eingefügte) Schredderszene wirkt wie ein Feldzug gegen die Vergangenheit, ist auch eine Form der Vergangeneheitsbewältigung, führt aber direkt zu einer fehlerhaften Satzkonstrukltion

Im Inneren ruht einen Friedhof aus Dokumenten, Ideen und Erinnerungen.
(eine der wenigen Stellen, die ich mit Flüchtigkeit bewerten würde wie auch hier der Ausrutscher
Am besten lasse ich das ganze Wasser ab, nur um sicher zu gehen, dass nichts mehr von diesem[...]..."
mit den Auslassungspunkten. Kommt kurz darauf noch mal vor.

Und abschließend noch die Frage, warum so umtändlich

Nach ein paar Minuten beginnt mein Freund Patrick, sich zu beruhigen.
wenn doch „nach ein paar Minuten beruhigt sich mein Freund Patrick langsam ...“?

Für jede Veränderung - wie im richtigen Leben - gilt die Gefahr der Verschlimmbesserung.

Aber jetzt nicht erschrecken: In diese alltäglich lauernde Falle trittstu keineswegs. Und das ist gut so.

Ich fand sie vorher schon gut und nun erst recht!

Friedel

 

Hallo @Kellerkind ,

aus deinen Vorschlägen picke ich mir mal schweigend was raus, da sind viele gute Sachen bei. Danke!

Liebe Grüße
Meuvind

Hallo @Friedrichard ,

schön, dass du nochmal zurückgekommen bist.

Und wenn der nächste Abschnitt („Trotzdem kann …“) zusammengedampft wird, nimmt der Text im folgenden keinen Schaden – sowenig wie hernach an der Armbanduhr der Glanz des „sterbenden Sternes“.

Ja, jetzt gibt es zumindest eine kleine Entwicklung.

nimmstu m. E. schon einiges vorweg und wie - die Frage sei erlaubt - erkennt man auf festem Boden, dass, sofern sich jemand an einen andern klammert, er sich klammert, als ob er ertränke ... Nachher weiß man es ... und vorher kann es alles und nichts bedeuten.

Ich hatte mir das so vorgestellt, dass sie sich wirklich mit aller Kraft an ihn klammert, an ihm hängt und sich ziehen lässt. Ob da ein anderes Wort besser passt, ist gut möglich.

Die (neu eingefügte) Schredderszene wirkt wie ein Feldzug gegen die Vergangenheit, ist auch eine Form der Vergangeneheitsbewältigung, führt aber direkt zu einer fehlerhaften Satzkonstrukltion

Fehlerhafte Satzkonstruktionen kann ich!

wenn doch „nach ein paar Minuten beruhigt sich mein Freund Patrick langsam ...“?

Hmm. Zu einfach, als dass es mir selbst in den Sinn kommen würde :lol:.

Für jede Veränderung - wie im richtigen Leben - gilt die Gefahr der Verschlimmbesserung.

Aber jetzt nicht erschrecken: In diese alltäglich lauernde Falle trittstu keineswegs. Und das ist gut so.


Wunderbar, danke! Die Geschichte fühlt sich jetzt auch deutlich besser an.

Liebe Grüße
Meuvind

 

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