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Manni und Speimanes
»Speimanes, dun mer en Jefalle, schell ma beim Kasulke, isch han de Häng voll.« Mit einem Grummeln sprang der kleine hellgraue Höllenhund von der Schulter des untersetzten Mannes auf das kleine Mäuerchen vom Windfang und zog mit einer Kralle an der rostigen Kette. Über der Tür ertönte eine Glocke, tiefer im Haus vernahmen sie eine Klingel. Weiter rührte sich nichts. Im Licht der Lampe unter dem Vordach schaute der Mann auf die angeklebten Namensschilder.
»Rod Kokopopo, wer is dat denn? Hm, ne Alf hann se he, Moepi, Laura und Rosa für zum Bütze und ne Jraf von Monte Tüdelü und Kevin is och allein zuhus. Hehe.« Der Zeigefinger wanderte die Klingelschilder hoch. »Speimanes, luurens ma janz oven, do stund Manfred Förster.« Manni schüttelte den Kopf und ließ die schwere Werkzeugtasche fallen. Das erzeugte ungefähr so viel Lärm wie das Läuten der Glocke zuvor. »Manfred Förster, han die en Schoss erus? Et Föschters Manni möht do stonn, hehe.«
Der Gargouille zog noch einmal an der Kette, diesmal kräftiger. Der Klöppel schlug gegen die Glocke, die Kette riss und klirrte zu Boden.
»Speimanes! Is et ze glööve. Nit su habbelig!« Manni schüttelte den Kopf. Er setzte den Koffer vorsichtig neben der Werkzeugtasche ab, bückte sich und hob die Kette auf. Mit geübtem Griff öffnete er die Tasche, kramte pfeifend eine Zange heraus. Gerade als er die Kette in die Luft hielt wie eine erlegte Schlange ohne Kopf, öffnete die Tür. Die Klinke hielt ein älterer Mann mit Hornbrille. Er trug einen Schlafanzug mit knallbunter Aufschrift: ›working monsters are welcome‹.
»Was tun Sie da?«, fragte er und rümpfte die Nase.
»Hörens, wunoch süht dat denn us?«, erwiderte der untersetzte Mann.
Der kleine Höllenhund ging dazwischen: »Ähem, darf ich uns vorstellen, Steinmetz Manni und meine Wenigkeit, der Gargouille Speimanes.«
»Öhm, guten Abend, die Herren Monster. Kasulke, mein Name, einfach Kasulke. So spät hätte ich kaum noch mit jemandem gerechnet.«
Er streckte die Hand aus. Der Steinmetz spuckte in seine rechte Pranke und schlug ein. Hinter der dicken Hornbrille blinzelte Kasulkes linkes Auge. Das andere zuckte und die Lippen wurden schmal.
»Dat met dinger Kett, dat donn mer repariere.« Manni zwinkerte durch die dichten Augenbrauen. Unter dem grauen Schnurrbart bleckte er die Zähne.
»Das … äh, das kann bis morgen warten, kommen Sie erst mal herein.« Kasulke schaute in seine Handfläche und rieb sie an der Schlafanzughose ab. Seine Mundwinkel waren leicht nach unten gezogen.
»Mer sin jedenfalls fruh, he ze sin, nit wohr, Speimanes?«
Wortlos folgte der Gargouille dem Vermieter nach innen. Seine Tatzen hinterließen puderig weiße Tapsen aus Gesteinsmehl auf dem roten Perserteppich, der hinter der Tür begann.
Auf die Pfoten und die Vorderläufe war der Steinmetz besonders stolz gewesen – damals in Frankreich, als er ihn erschuf. Filigrane Meisterarbeit. Wochen hatte er an der Skulptur gearbeitet, mit feinsten Meißelschlägen den zarten Flügeln und dem Gesicht Leben eingehaucht. Die Skulptur war ihm gelungen wie nichts davor, der Gargouille war wirklich sein Meisterstück. Und eines Nachts …
»Verdamp lang her«, murmelte Manni, nahm Koffer und Werkzeugkiste auf und zog mit einem Fuß die Tür hinter sich zu. Klappernd fiel sie ins Schloss.
Kasulke legte einen Finger an die Lippen und zischte ein Pscht! Er zündete eine Kerze an, nahm den Griff des Kerzenhalters und schlurfte Richtung Stufen.
»Heute Nacht lassen wir die Beleuchtung im Treppenhaus aus. Zimmer sieben verdaut gerade. Wenn Sie mir bitte folgen … aber bitte leise, die Herren Monster!«
Kasulke schlappte auf ausgelatschten braunen Kord-Pantoffeln die ersten Stufen hoch. Sie knarzten unter seinem Gewicht.
Speimanes folgte ihm, setzte lautlos die Tatzen auf die Stufen, dabei ließ er den Vermieter keinen Moment aus den Augen.
»Schon jood, schon jood«, sagte Manni und stampfte mit schweren Schritten hinterher. Auf dem Podest im ersten Stock sah er am Treppenpfosten ein schwungvoll eingeritztes ›Z, das ihn merkwürdigerweise so erschreckte, dass er mit der Werkzeugkiste an die eisernen Geländerstäbe stieß. Ein wummernder heller Ton schwang durch das Haus, als hätte jemand eine gigantische Stimmgabel angeschlagen.
»Pscht, Leise!, wenn euch das Monsterleben lieb ist.« Kasulke hatte sich umgedreht und den Finger erneut auf die Lippen gelegt. Das Licht in seiner Hand zitterte leicht.
Vom Ende des Flurs her drang ein mampfendes Stöhnen aus der Dunkelheit. Im Kerzenschein sahen sie, wie sich eine Zimmertür in den Gang wölbte. Mit einem dumpfen Knall folgte eine Verpuffung, die ihnen den Staub des letzten Jahrhunderts gepaart mit üblen Verdauungsdüften um die Nasen blies. Einen Moment lang herrschte gespenstische Ruhe.
Als Kasulke die Kerze wieder angezündet hatte, sahen sie, wie seine Beine schlotterten. Das Gesicht war grün angelaufen. Aus der offenen Tür schob sich eine riesige Tentakel aus Glibber. Speimanes stand wie versteinert, bereit zum Sprung. Nur der Manni setzte unbeeindruckt den Koffer ab, zog am Reißverschluss und griff mit der Hand hinein.
»Tschuldijung, leeve Zemmer sibbe, wollte nit störe, he …, zum Nochspülle …«, rief er in den Flur und warf zwei Dosen Richtung Zimmertür. Sie polterten und sprangen über die Holzdielen. Kurz bevor sie die Zimmertür erreicht hatten, hob sich die Tentakelspitze und lenkte die Dosen ins Innere des Zimmers um.
»Prost Mohlzick«, sagte Manni und schloss den Reißverschluss. »Wor en joode Tropfe, Bettina Achtunnüngksijer«. Vom Ende des Flurs her ertönte ein gurgelnder Rülpser, zwei zerdrückte Dosen kullerten aus dem Zimmer, bevor die Tür zuschlug. Direkt im Anschluss folgte ein schmatzendes Schnarchen, das die Wände wackeln ließ.
»Meine lieben Herren Monster, dürfte ich dringend um mehr … Vorsicht bitten!«
Kasulke hielt dem Steinmetz die Kerze vor die Nase, um seiner Mahnung Nachdruck zu verleihen.
»Es gibt ein paar Besonderheiten in diesem Haus, die sie um Himmels… äh, um Höllenswillen zu beachten haben.«
»Jo dat, is ja schon jood.« Der Steinmetz zeigte eine zerknirschte Miene, die er ungefähr zwei Sekunden aufrechthalten konnte, bevor die Gemütlichkeit in seine Züge zurückkehrte.
Er trötete in ein löcheriges Taschentuch, steckte es zurück in die schwarze Kordweste und strich mit dem Zeigefinger seinen stattlichen Walrossschnäuzer glatt. Mit einem «Künne mer?« hob er sein Gepäck auf und schnaufte einmal tief durch.
Kasulke schüttelte mit dem Kopf und zeigte auf die Stiege ins Dachgeschoss. »Hier entlang, die Herren Monster, bitte nach Ihnen.«
Als sie die Tür öffneten, sahen sie das scharf leuchtende Rechteck, das der helle Mond auf den Boden warf. Vorne im Rechteck lagen zwei dunkle Kreuze, wo die Fenstersprossen das Mondlicht abhielten. Der Steinmetz setzte das Gepäck ab und schlug die Hände vor die Augen. Erst allmählich nahm er sie hinunter und blinzelte vorsichtig.
»Bissje grell, dat Leech.« Er ging zur Balkontür und öffnete die beiden Türflügel, die Kreuze verschwanden. Ein kalter Zug frischer Abendluft kam herein. Der Steinmetz atmete tief durch, ließ einen anerkennenden Blick über Wandpaneele, Zierleisten und das gedrechselte Bett streifen.
»Meine Herrn, dat is ja he wie de Villa vun et Schmitze Billa.«
Der kleine Höllenhund tapste durch das Mondlicht auf die Türöffnung zu, blieb kurz stehen, um zu schnuppern. Mit einem gewählten »Gute Nacht, meine Herren« trat er hinaus, sprang auf die Balustrade des Balkons, breitet die Flügel aus und stieß sich ab. Ein Rascheln von Häuten war zu vernehmen, nicht unähnlich dem Geräusch, das eine Fahne erzeugt, in die eine Windböe fährt.
»Speimanes, denk dran, keene Minsche em Omkreis vun zwo Kilometere«, rief der Steinmetz ihm hinterher. Ein Schatten flog vor dem Mond vorbei.
»Ming leever oller Kleefisch, han ich en Kohldampf«, sagte der Steinmetz und zu Herrn Kasulke gewandt: »De kanns nit immer nur us Dose futtere, Kasulke. Op de Dauer is dat unjesund.« Er rieb sich den stattlichen Bauch. »Joode Hausmannskost, Hausmann, verstehste? Hähä, Kasulke, do jibbet nix besseres.«
In den Augen des Steinmetzes lag ein Funkeln, das vorher nicht dagewesen war. Mit der Zungenspitze fuhr er über die Oberlippe. Kasulke sah zu, dass er sich schnell verabschiedete. »Gute Nacht, äh, Herr Förster, und wenn sie die Kette von der Glocke morgen früh repariert haben, können wir ja die Baumaßnahmen hier im Haus besprechen.«
»Baumaßnahme …, na klor, sicher dat.« Manni griff in seinen Koffer und beförderte eine Dose ins Mondlicht. »Allt enmol en Vorspeis. Drinks de ene met?«
Kasulkes Gesicht zuckte, er hob die Hand und winkte ab. Schnell zog er hinter sich die Tür zu, bis sie stoppte, weil der Steinmetz seinen Schuh in den Spalt gestellt hatte. «Mer möhte noch luure, wo isch ming Konserve kühle künnt, Meister Kasulke. Hück Nach stell ich de Koffer russ, sind Kühlakkus drinne, evver morjen früh möhten se in en Jefriertruh.«
Sobald Manni den Schuh zurückzog, nickte Kasulke hastig und schloss die Tür. Der Steinmetz grinste, den Kasulke war er los für heute Nacht. Mit einem Ohr lauschte er an der Tür, hörte das Schlurfen leiser werden. Einen Moment wartete er noch, bis der andere die Treppe herabgeschlichen und in seinem Zimmer verschwunden war.
Er trat auf den Balkon und legte die Hände auf die Balustrade. Noch keine Spur von Speimanes. Der Steinmetz horchte in die Nacht. Unter den Büschen im Garten raschelte es. Eine Eule schrie im Wald hinter der Mauer, die Autobahn rauschte leise in der Ferne. Zwischen zwei Baumwipfeln hindurch schimmerte der angeleuchtete Dom. Der Dom. Auf ewig würde er hierher zurückkommen, als wäre sein Herz an den Türmen mit einer Kette festgezurrt, die ihn magisch zurückzog. Egal, wie weit er sich entfernte, er kam nicht wirklich weg.
Ein erneuter Schrei, diesmal nicht von einer Eule. Speimanes Schatten senkte sich auf den Balkon, vor dem Steinmetz ließ er etwas fallen. Ein Mensch mit Stirnband in greller Kleidung. Auf seiner Stirn leuchtete eine Lampe, die Manni ihm vom Kopf nahm.
»Speimanes, do häs de dich selvs överdroffe. Dat weed en lecker Jogger 24'.«
Ein stechender Schweißgeruch stieg von dem Mann auf.
»Bitte, tun sie mir nichts, ich habe … Geld.«
Manni lachte heiser, der graue Walrossschnurrbart tanzte im Mondlicht.
»Ding Jeld kann ich net drinke un jetz haltens still, is nur en kleen Pieks.« Manni bleckte die Zähne. Augenblicklich wurden die Eckzähne lang. Seine Augen funkelten. Der Mann hob die Unterarme schützend vors Gesicht und begann zu stammeln.
»Warten Sie! Ich hab … Ich kann Konserven besorgen, also Blutkonserven, ich bin Arzt … am Eduardus.«
»So, am Eduardus, und dann häste Zick, he rum ze loofe?«
»Ich …, ich bin gleich wieder im Dienst und dann … könnte ich was besorgen.«
Der Steinmetz verharrte über ihn gebeugt. Der Schnäuzer zuckte, die Augen bewegten sich nicht.
»Dat möht evver wat janz Besonderes sin, en seltenes Tröpsche«, Manni schnupperte über dem Bündel, »net su en Nullachtfuffzehn wie do.«
»A…B vielleicht?«, stammelte der Jogger.
»Evver AB negativ«, sagte der Steinmetz und nickte. »Dat wör jet. Un nu schleich dich.«
Der Jogger schaute über die Balkonbrüstung, zögerte, drehte sich um und ging Richtung Tür. Seine Knie zitterten.
»Leis de Trepp eraff, Schäng, leis, und nit verjesse …«, Manni zog geräuschvoll Luft durch die Nase, ließ den Jogger nicht aus den Augen, »dich find ich övverall.«
Speimanes schüttelte den Kopf, kratzte ungeduldig mit den Krallen. »Dann hol ich mir eben ne Katze«, sagte er und stieß sich erneut von der Balkonbrüstung ab.
Manni hatte den Türgriff in der Hand und wollte sie gerade ins Schloss drücken, da lärmte die halbe Treppe ein Nießen hoch, gefolgt von animalischem Fauchen und dem Schlagen einer Tür.
»Autsch!« Manni kniff die Augen zusammen und zog den Kopf zwischen die Schultern. »Schäng, dat hättste dir besser verkniffe.«
Gehetztes Getrappel die Treppe hinunter, im Erdgeschoss schlug die Türe mit mächtigem Geschepper ins Schloss. Glas fiel auf die Fliesen und zersprang mit Getöse. Rasend schnelle Schritte knirschten auf dem Kies.
Manni verdrehte die Augen. Jetzt kam zur abgerissenen Kette noch das Glas, das ersetzt werden musste.
»Na, wenigstens fott hadder et jeschaff. Zemmer sibbe is wohl noch ze müd.«
Im ersten Stock wurde leise eine Tür geöffnet, gefolgt vom Schaben der Pantoffeln die Treppe herunter. Das folgende Kratzen von Scherben auf Kehrblech wurde untermalt von verhaltenem Zischen und Fluchen. Anschließend schlurfende Schritte die Treppe hoch, beinahe geräuschlos wurde die Tür ins Schloss gedrückt. Danach war im Treppenhaus Ruhe.
Gerade hatte Manni ebenfalls die Tür geschlossen, da ertönte erneuter Radau auf dem Balkon. Speimanes hatte ein neues Opfer hinter der Brüstung fallen gelassen. Ein Geißbock in einem roten Leibchen mit weißem Dom darauf.
»Dat is net wor, Speimanes.« Der Steinmetz schüttelte den Kopf. Er zeigte auf den Stoff.
»Dat müsse mer verschwinde losse, evver flück!«
Manni sprang mit einem Satz zum Geißbock, riss ihm das Leibchen herunter und schlug seine Fangzähne in den Hals. Der Bock bäumte sich auf und versuchte, die Hörner in den Steinmetz zu schlagen. Als das nicht gelang, rammte er seine Kopf gegen die Balkonbrüstung und versuchte den Jäger abzuschütteln, doch Mannis Griff hielt eisern. Speimanes flog auf den Rücken des Bocks, umklammerte ihn mit steinernen Klauen und wartete, bis das Leben mit einem letzten Röcheln aus dem Bock wich. Nach einer Weile rülpste der Steinmetz lautstark und wischte mit dem Handrücken über den rot gefärbten Walrossbart, das Blut lief in dünnen Rinnsalen über seinen Hals.
»Speimanes, jut jemacht, dat he is erste Sahne!«
Kauen und Schmatzen erfüllte die Nacht. Der Gargouille wühlte mit seinem Maul in der Körpermitte, riss Stück um Stück aus dem weichen Bauch des Bocks. An Kopf und Fängen war der helle Stein tiefrot gefärbt.
»Wahrlich ein seltenes Vergnügen, Meister.«
Ein verhaltenes Rufen drang aus dem Garten. Der Steinmetz stand auf und schaute vom Balkon herunter. »Ich will ja nicht stören …, wenn die Herren Monster bitte die Haustür öffnet könnten, ich habe da mal was vorbereitet.«
»Speimanes, künntste dem mal opmache …«
Der Gargouille kam der Aufforderung zögernd nach. Seiner Miene war deutlich abzulesen, dass er mit seinem Mahl noch nicht fertig war. Wenig später kam er mit dem Arzt zurück. Der trug noch Jogginganzug samt Stirnband. In seiner Hand hing eine Tasche, bedruckt mit dem Schriftzug Eduardus.
»AB positiv ist auch dabei.« Der Arzt öffnete die Tasche und nahm einige Plastiktüten heraus.
»Wenn de Hunger häs …« Manni zeigte mit einer einladenden Geste auf die zerfetzten Überreste des Steinbocks.
Das rechte Auge des Arztes zuckte. In seinem Hals wanderte der Adamsapfel heftig hoch und runter. Sein Blick fand das abgerissene rote Leibchen mit dem weißen Dom.
»Tod und Teufel, meine Herren Monster, das war dann wohl der Hennes. In dieser Stadt reicht das für eine lange Strafe.« Der Arzt streckte sich gerade. »Länger jedenfalls als für die Erpressung eines Oberarztes.«
Auf der Straße vor dem Haus bremsten mehrere Autos scharf. Das grüne Alarmlicht der Monsterdezernats blinkte vor dem Kiesweg. Ein Spezialkommando in grünen Ganzkörper-Anzügen lief in gebückter Haltung Richtung Eingangstür.
»Schäng, dat hättste besser nit jedonn.« Blitzartig schlug Manni seine Fangzähne in den Hals des Arztes. »Für dinge joldene Zukunft ...« Er nahm den Kopf des Arztes und steckte ihn tief in den offenen Bauch des Geißbocks.
Als der den Kopf wieder herauszog, spuckte er Blut und Stücke von Eingeweiden.
»Zeit sich zu verabschieden«, sagte Speimanes.
»Nit su habbelig!« Der Steinmetz packte seine Tasche, legte die neuen Blutkonserven vorsichtig oben auf die Dosen und drehte sich ein letztes Mal zu dem Arzt um, der zitternd auf dem Boden saß.
»Machs jut Schäng, denk dir en joode Jeschichte us für de Jrüne da unge …, und nit verjesse, de bis jetz einer von uns.«
Mit einer Hand hielt er die schwere Werkzeugtasche, mit der anderen ein Bein des Gargouille, der jetzt auf der Balkonbrüstung saß. Ein letztes Zwinkern, ein letztes Zähneblecken unter grauem Walrossschnurrbart, dann flogen sie in die Nacht.