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Thema des Monats Mam!

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24.01.2009
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Mam!

Heute gibt es Schnitzel. Mit Blumenkohl und Kartoffeln, so richtig selbstgekocht alles. Wer will, bekommt auch ein Spiegelei dazu.
Ich esse gern bei meiner besten Freundin Nina. Alle - Ninas Eltern, ihre drei Geschwister und wir beide - sitzen zusammen am Tisch und irgendwie ist es immer lustig.

Nina hasst es, mit ihrer Familie zu essen. Sie isst lieber bei mir und meiner Mam. Wir haben keinen Esstisch, weil meine Mutter unbedingt ein Sofa in der Küche haben wollte. Ein Kariertes. Wir sind damals ewig durch Möbelhäuser gelaufen, haben stundenlang im Internet gesucht, aber keines gefiel ihr. Entweder war das Sofa unbequem oder mit den Karos stimmte etwas nicht. Sie waren zu klein, zu groß, zu hell, zu dunkel. Als die Familie über uns auszog, kam Mam in mein Zimmer gestürzt: „Ich habe es gefunden!“
„Was?“, fragte ich.
„Unser Sofa!“
„Wo?“
„Die Müllers tragen es gerade aus dem Haus.“
„Unser Sofa?“
„Naja, noch ist es ihres.“
„Noch?“ Ich verstand kein Wort.
„Warte, bin gleich zurück.“
Damit verschwand meine Mutter wieder. Aus dem Fenster beobachtete ich, wie sie zu dem LKW lief, in den die Müllers ihre Möbel und Kisten stapelten. Sie redete auf die Müllers ein. Ich sah nur, wie die mit den Köpfen schüttelte oder hilflos mit den Schultern zuckten, aber meine Mutter tat, als würde sie das gar nicht mitbekommen und eine halbe Stunde später schleppten zwei Männer das Sofa wieder die Treppen hinauf und in unsere Küche. Mam schrieb einen Scheck aus und thronte den Rest des Tages auf ihrer Errungenschaft.
Das Sofa hatte Flecken, an den Lehnen war der Stoff dünn, überhaupt sah es aus, als hätten wir es im Sperrmüll gefunden, aber meine Mutter sagte immer nur: „Es ist perfekt.“
„Aber guck doch, all der Dreck und so.“
„Wir legen eine Decke drüber, dann sieht man es nicht mehr.“
„Eine Decke? Eine Decke hätten wir auch über jedes andere Sofa legen können. Wieso dann die perfekten Karos?“
„Es geht nicht darum, dass man sie sieht. Es geht darum, dass man weiß, sie sind da.“
„Verstehe“, stammelte ich, verstand aber gar nichts. Nur, dass jetzt endlich die Zeiten der Möbelhäuser-Endlosschleifen vorbei waren und darüber konnte auch ich mich freuen.
Nina fand sowohl das Sofa in der Küche toll, als auch die Geschichte, wie wir dazu kamen. Meine beste Freundin findet überhaupt alles an meiner Mutter toll. Nur einmal, nachdem meine Mutter mir gebeichtet hatte, ich könne im Sommer nicht mit Nina nach England fahren, weil sie das Geld für das Sofa gebraucht hatte, da war auch Nina auf sie sauer.
Bei uns Zuhause sehen die Mahlzeiten so aus: Wir bestellen per Telefon oder schieben was zum Aufwärmen in den Ofen, dann packen wir es auf Teller, die wir auf unseren Knien abstellen und gucken Fernsehen.

„Und was macht ihr beide heute noch?“, fragt Ninas Mutter, als sie den Nachtisch verteilt, Pudding mit frischen Heidelbeeren und Schokostreuseln.
„Wissen wir noch nicht. Treffen uns erst mal mit den anderen“, antwortet Nina.
„Und dann? Was unternehmt ihr?“
Nina rollt mit den Augen. „Keine Ahnung. Vielleicht sitzen wir nur rum und reden.“
Ihre Mutter schüttelt den Kopf. „Immer nur so rumhängen. Das ist doch langweilig.“
„Ist es nicht“, sagt Nina. „Und wenn deine Freundin hier ist, sitzt ihr beide auch nur im Wohnzimmer rum und redet.“
„Das ist was anderes. Das kannst du nicht vergleichen.“
Ich löffle meinen Pudding und schweige. Überlege, ob man das wirklich nicht vergleichen kann. Und ich denke darüber nach, was Ninas Mutter von uns erwartet. Was sollen wir denn in diesem Kaff machen? Die Eisbären retten? Den Weltfrieden? Die Nachmittagskindervorstellung im Kino besuchen?

Eileen und Finn sind schon auf dem Sportplatz, als wir kommen. Finn wirft ein paar Körbe im Käfig und Eileen hat mit ihrem Handy zu tun. Jeder weiß, dass Eileen auf Finn steht, aber Finn ignoriert sie, wenn es irgendwie geht. Ich steh auch auf Finn, aber das sage ich niemandem, noch nicht mal Nina. Wenn das rauskommt, würde er mich auch ignorieren. Noch mehr ignorieren, als er es eh schon tut. Ich bin mehr so die Außenseiterin hier. Mich stört das nicht. Sie lassen mich in Ruhe. Ich rede nicht viel mit ihnen und sie nicht mit mir. Ich bin hier, weil Nina hier ist und Nina ist meine beste Freundin seit dem Kindergarten.
„Hey Eileen“, sagt Nina und setzt sich neben sie auf die Tribüne. „Hey Finn“, ruft sie zum Käfig rüber.
Ich sage nur „Hey“, und setze mich neben Nina.
„Hab gehört deine Mutter fährt mit uns auf Klassenfahrt“, sagt Eileen, während ihre Finger weiter SMS tippen.
„Wessen Mutter?“, fragt Nina und ich glaube, wir halten beide die Luft an und hoffen, dass es nicht die eigene ist.
„Sophies.“
Ich höre Ninas „puh“, und wünschte, es wäre meins.
„Woher weißt du das?“, stammle ich.
„Wurde auf dem Elternabend so besprochen.“
„Hat meine Mutter uns gar nicht erzählt“, plappert Nina fröhlich, während ich auf den Gedanken einprügle, dass ausgerechnet meine Mutter – wieso tut sie das?
„Sophies Mutter ist toll. Ich finde das gut“, sagt Nina.
„Ach, ist sie das?“, fragt Eileen und schaut zum ersten Mal von ihrem Handy auf, mich direkt an. Ich zucke mit den Schultern und mir wird heiß unter Eileens abschätzendem Blick.
„Ja, wirklich“, übernimmt Nina für mich. „Wirste sehen.“
„Na dann.“ Eileen lässt mich wieder frei und tippt weiter.
„Scheiße“, formen meine Lippen stumm. Ich kann es genau vor mir sehen, wie meine Mutter im Zimmer zwischen uns sitzt und alles über ihr erstes Mal erzählt, weil sie glaubt, es interessiert Mädchen in unserem Alter. Und wenn sie damit durch ist, wird sie in Einzelheiten über Frauenärzte und Kindergeburt berichten. Sie wird sich wie die beste Freundin von jedermann aufführen. Sie wird sich ständig in den Mittelpunkt rücken. Sie wird zu allen Treffpunkten zu spät kommen. Sie wird ... Sie soll bitte, bitte krank werden.
Die anderen trudeln nach und nach ein und auch Finn wirft keine Körbe mehr. Er steht jetzt so nah bei mir, dass ich nur meinen Arm ausstrecken müsste, um ihn zu berühren. Das Thema ist jetzt meine Mutter. Natürlich. Wir sind noch nicht einmal losgefahren und sie steht bereits im Mittelpunkt.
„Echt? Deine Mutter erlaubt dir so ziemlich alles?“
„Wirklich? Ihr habt in einer WG gewohnt, bis du zehn warst?“
„Sie hat was? Herzchen und Blümchen mit Nagellack auf die Karre von 'nem Typen gepinselt, weil der mit ihrer Freundin gepimpert hat?“
Bla, bla. Ich werfe Nina einen genervt-gequälten Blick zu. Sie versteht und hört auf, weitere Anekdoten aus dem Leben meiner Mutter zu erzählen.
„Jemand Lust auf Eis?“, frage ich und stehe auf.
„Ich“, sagt Nina, Finn auch, weshalb Eileen mitkommt, und ihretwegen Celina, dann auch Marek und der Rest. Zwanzig Minuten später haben wir alle ein Eis gegessen und fragen uns, was wir jetzt machen.
„Können ja noch ein paar Körbe werfen“, schlägt Finn vor. „Richtiges Spiel wäre nicht schlecht“, sagt Celina.
„Okay, in einer halben Stunde. Muss mich umziehen. Die Schuhe sind Scheiße“, sagt Marek.
Ich habe keine Lust auf Basketball. Ich will nach Hause, in mein Zimmer, auf mein Bett. Ich will mir vorstellen, wie Finn und ich bei der Klassenfahrt zusammensitzen und uns die Ohrstöpsel seines MP3-Players teilen. Wie er seinen Arm dabei um mich legt. Wie wir Hand in Hand durch Berlin laufen. Wie es ist, ihn zu küssen.

*

Ich wusste es! Natürlich kommen meine Mutter und ich zu spät zum Bahnhof. Nicht für den Zug, aber wir sind die letzten, und meine Klasse steht nicht mehr vor dem Fahrkartenschalter, sondern bereits auf dem Bahnsteig.
„Jetzt reg dich nicht so auf. Ist doch alles gut gegangen“, versucht meine Mutter mich milde zu stimmen. „Ich geh uns noch schnell einen Kaffee holen.“
„Du kannst jetzt nicht weglaufen. Der Zug kommt gleich.“
„Wann?“
„In vier Minuten.“
„Oh.“ Tatsächlich scheint meine Mutter nachzudenken. Dann wuschelt sie mir durchs Haar und sagt: „ Ach Schnecke, manchmal frage ich mich, wer von uns beiden Mutter und wer Tochter ist.“
„Mam?“
„Ja?“
„Könntest du mich auf der Fahrt bitte nicht Schnecke nennen.“
Sie lacht. „Natürlich Schnecke.“
„Mam!“
„Schon gut.“
Im Zug ist meine Mutter ständig unterwegs. Zum Speisewagen, um Kaffee zu kaufen. Von Sechserabteil zu Sechserabteil, um jeden nach seinem Namen zu fragen, den sie doch gleich wieder vergisst, um allen ihren Vornamen zu nennen und das „du“ anzubieten, um alle davon zu überzeugen, dass es toll wird. Dann wieder zum Speisewagen, zur Toilette, durch die Abteile und als wir aussteigen, ist ihre Jacke nicht mehr da; liegen gelassen, geklaut, was auch immer, jedenfalls weg und somit auch ihr Handy. Sie borgt sich meins, um ihres sperren zu lassen und steckt es anschließend in ihre Handtasche.
„Es ist mein Handy!“
„Natürlich ist es dein Handy.“
„Dann gib es mir wieder.“
„Ich muss nachher nur noch kurz ein paar Anrufe machen.“
„Da kannst du es dir ja von mir borgen.“
„Jetzt mach hier keinen Aufstand. Du kriegst es ja wieder.“
„Mam!“

Abends, in der Jugendherberge, erwische ich Finn und Eileen knutschend auf dem Damenklo, während die anderen im Gemeinschaftsraum rumhängen. Ich wollte nur pinkeln gehen, mache die Tür auf, das Licht an und da stehen die beiden am Fenster und kleben mit ihren Zungen zusammen. Ich nuschel ein „Tschuldigung“, lösche das Licht wieder und gehe eine Etage höher aufs Klo. Zum Pinkeln und Heulen. Wieso tut Finn das? Warum ignoriert er Eileen nicht mehr, wie er es immer getan hat? Ich will mit Nina reden, aber das geht nicht. Sie weiß ja nichts von Finn. Deshalb bleib ich auf dem Klo sitzen, bis ich aufhöre zu heulen, bis meine Fingernägel abgekaut sind, bis Nina kommt, die mich gesucht hat, weil meine Mutter die spanische Gruppe im Partykeller überredet hat, dass wir zusammen Party machen.
Nina frisiert mir die Haare und fragt ständig, was mit mir los ist. Ich erzähle von meinem Handy, das bei meiner Mutter ist. Von dem Stress heute Morgen und meiner Angst, wir würden den Zug verpassen. Von Eileen und Finn sage ich nichts. Sie nimmt mich in den Arm, drückt mich, sagt, ich nehme alles immer viel zu ernst und ich könne ihr blaues Oberteil für die Party haben, wenn ich möchte.

Meine Mutter tanzt wirklich zu jedem Scheißsong. Die, die nicht mit ihr tanzen, sitzen am Rand und gucken zu. Ab und an verdrücken sich die Raucher kurz hinter die Büsche im Hinterhof. Erst wird getuschelt, wo wohl Finn und Eileen sind. Einige laufen durch die Zimmer und suchen sie, rufen an, aber keiner von den beiden geht an sein Handy, bis Herr Krüger die Frage laut stellt und alle mit den Schultern zucken. Fünf von uns gehen mit ihm die beiden suchen, ich und Nina sind dabei. Meine Mutter bleibt mit dem Rest auf der Party.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden noch auf dem Damenklo sind. Auf dem Weg dorthin erzähle ich Nina, wie ich sie knutschend überrascht habe.
„Finn und Eileen haben geknutscht?“, fragt Nina.
„Ja.“
„Der will doch gar nichts von ihr.“
Ich zucke mit den Schultern.
„Der nutzt die doch nur aus.“
Finn und Eileen sind nicht mehr auf dem Klo.
Der nutzt die doch nur aus – Nina ist wirklich ein Schatz. Während ich auf der einen Seite erleichtert bin, steigen auf der anderen meine Bedenken. Immerhin sind wir in Berlin. Hier kann so ziemlich alles passieren.
„Was glaubst du, wo die sind?“, frage ich.
„Vielleicht versuchen sie ja nur irgendwo Kippen zu kaufen.“
Unsere Gruppe zieht los und wir suchen sie in Kneipen, auf Spielplätzen, auf der Straße. Herr Krüger überredet einen Türsteher, ihn kostenlos in den Klub zu lassen, um nach den beiden zu suchen, kopfschüttelnd kommt er nach einer ganzen Weile wieder raus.
Wir machen uns Sorgen und erstellen die furchtbarsten Szenarien, was den beiden zugestoßen sein könnte, bis uns Herr Krüger verbietet, einen solchen Unsinn zu reden, und dass sie schon wieder heil auftauchen werden. Ich glaube, er verbietet es uns, weil er sich selbst beruhigen will. Man kann sehen wie erleichtert er ist, als der Anruf kommt, Finn und Eileen seien wieder da. Als wir zurückkommen, sind die beiden zwar nicht auf Droge oder überfallen und zerstückelt worden, dafür sind Marek und Celina sturzblau. Meine Mutter hilft Celina beim Kotzen, hält mit einer Hand die Haare zurück und mit der anderen ihre Stirn. Sie sagt immer, wie gut Celina das alles macht. Herr Krüger schickt erst Marek und dann alle anderen auf die Zimmer.
Ich kann nicht einschlafen, weil Celina jammert und Eileen rosa Wolken in den Himmel quatscht. Sie war mit Finn auf dem Dach und hat in das Lichtermeer geschaut. Irre romantisch sei es gewesen. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und singe alle möglichen Lieder, die mir einfallen, um es nicht hören zu müssen, und irgendwann schlafe ich ein.

Beim Frühstück herrscht trübe Stimmung. Meine Mutter ist noch nicht da und wir sind alle fast fertig. Herr Krüger ist sauer wegen gestern Abend und er macht daraus auch kein Geheimnis. „Falls noch irgendwer der Meinung ist, sich nicht an die Regeln halten zu müssen, ist Ende mit Klassenfahrt. Dann ist Sachen packen.“ Ich kann ihn verstehen irgendwie. Zum Abschluss der Rede listet Herr Krüger das Tagesprogramm auf. Checkpoint Charlie, Führung durchs Holocaust-Mahnmal, Führung durch den Bundestag. Als er sich wieder hinsetzt, herrscht Nordpolklima am Tisch. Meine Mutter kommt. Strahlend, fröhlich. Sie besorgt sich einen Kaffee, schaut sich die Gesichter an, zieht die Stirn kraus und sagt: „Ich schlage vor, wir gehen heute ins Dungeon.“
Ich warte darauf, dass Herr Krüger explodiert. Meine Mutter genauso zusammenscheißt, wie er es eben mit uns getan hat. Aber er sagt nur: „Wir haben bereits einen Plan.“
„Oh“, bemerkt meine Mutter. „Und da steht kein schauriger Dungeon-Spaß drauf?“
„Steht da nicht drauf.“
„Wer von euch will?“, fragt meine Mutter in die Runde. Die ersten Hände gehen zögernd hoch, aber schon bald melden sich fast alle. „Setzen wir es doch mit drauf.“
Herr Krüger rollt mit den Augen. Vielleicht explodiert er ja jetzt. Meine Mutter himmelt ihn mit ihrem bitte-bitte-bitte-Blick an. Herr Krüger platzt gleich und meine Mutter strahlt wie ein Atomkraftwerk. Herr Krüger verliert. „Aber verdient habt ihr das nicht!“ Damit dürfen wir den Tisch verlassen. Meine Mutter nicht.
„Deine Mutter ist so toll!“ - „Wenigstens etwas, auf das man sich heute freuen kann.“ - „Prima Sache das eben von deiner Mutter.“ Ständig haut mir irgendwer auf die Schulter und lobhudelt meine Mam. Wie aufopfernd sie sich um Celina gekümmert hat, wie sie den Krüger um den Finger wickelt, wie sie das mit der Party gestern organisiert hat, meine Mam, die Superfrau.
Die haben doch keine Ahnung. Die wissen ja nicht, wie es ist, nicht schlafen zu können, weil im Wohnzimmer 'ne Party gefeiert wird, bei der man sich nicht über den Flur aufs Klo traut, weil da seltsame Typen rumhängen.
Oder wenn Besuch da ist, zu dem man als Kind Onkel gesagt hat und den man heute nicht mal mehr nach dem Namen fragt. Und wie sehr man einen dieser Onkel vermissen kann. Hendrik hieß er und ich hatte ihn wirklich gern. Ein Jahr lang kam er uns besuchen, bis er eines Tages einfach wegblieb. „Das verstehst du noch nicht“, war die Standartantwort meiner Mutter auf meine Fragen: „Wo ist er? Warum kommt er nicht mehr?“

Unterwegs sind alle irgendwie ganz scharf darauf, an der Seite meiner Mutter zu laufen. Vor allem die Mädchen, weil „das erste Mal“ meiner Mutter spannender ist als Holocaust und Bundestag.
„Mit deiner Mutter kann man sich so gut unterhalten“, schwärmt Celina. „Man kann sie auch echt alles fragen.“
Ich frage mich, wie Celina sich fühlen würde, wenn es ihre Mutter wäre, die ihr diese Geschichte erzählen würde. Ich meine, wer will schon wissen, was die eigenen Eltern so im Bett treiben? In allen Einzelheiten? Da laufen doch Bilder im Kopf mit, die man nicht will, die sich da einbrennen und man nicht mehr wegbekommt. Ich sehe noch immer den Finger meiner Mutter in einer Spermapfütze und wie sie ihn sich in den Mund schiebt, um es mal zu kosten. Ich sehe, wie sie versucht, irgendeinen riesigen Penis in sich reinzustecken und es nicht gelingt, weil sie viel zu verkrampft ist. Mir hätte ihr Fazit wirklich gereicht. Dass es ihr wehtat. Dass das erste Mal für Frauen eigentlich nie besonders toll ist. Dass man Sex üben muss, wie alles im Leben, bis er irgendwann einfach umwerfend ist.
„Deine Mutter sagt“, redet Celina weiter, „wir können mal eine Ladiesnacht bei euch machen.“
„Was für eine Nacht?“
„Na, die ganzen Mädels aus unserer Klasse schlafen bei euch im Wohnzimmer. Mit Schlafsäcken und Isomatten und so.“
„Ach so“, sage ich und bin irritiert. Noch gestern wäre außer Nina nie jemand auf die Idee gekommen, bei mir übernachten zu wollen. Ich mag die Nächte zu dritt, ich brauch die anderen nicht. Ich glaube nicht, dass es lustiger wird, wenn die dabei sind. Meine Mutter hätte mich ja wenigstens fragen können, bevor sie alle einlädt.
„Wir sollen dich fragen“, sagt jetzt Eileen, „ob es für dich auch okay wäre, wenn wir alle kommen.“
Oh. Okay. Danke Mam. Wenn ich jetzt „nein“, sage, bin ich doch total unten durch. Bisher haben sie mich nur nicht beachtet, mit einem „nein“ würden sie mich hassen.
„Und? Ist es okay?“
„Klar. Wird sicher lustig“, sage ich, während ich Zeige- und Mittelfinger kreuze.
„Du bist echt ganz anders, als ich immer dachte“, sagt Celina und legt ihren Arm um meine Taille. Vielleicht ist es auch gar kein Arm, sondern eine Würgeschlange oder so. Etwas, was man nicht um seine Taille gewickelt wissen will.

In der Warteschlange vor dem Dungeon wird mir mulmig. Ich war noch nie der Held, wenn es um Geisterbahnen oder Spukschlösser auf Rummelplätzen ging. Weiter vorn stehen Finn und Eileen mit Celina und Marek und noch anderen. Sie lachen über irgendwas. Ich mag es gern, wenn Finn lacht. Mir wird gerade bewusst, dass Finn sehr selten lacht, oft sieht man das nicht. Ob das was mit Eileen zu tun hat, frage ich mich und hasse mich sogleich für den Gedanken. Verdränge ihn, indem ich mir einrede, dass Marek Witze erzählt. Ich erschrecke mich irre, als meine Mam mich von hinten anspricht. "Mam!"
"Was?"
"Ich wäre fast gestorben."
"Kommt davon, wenn man so nach vorn starrt. Wer ist es? Marek? Finn? Oder der mit dem Zopf? Ich komme gerade nicht auf seinen Namen."
"Es ist niemand davon."
"Glaube ich nicht."
"Es ist niemand, okay!"
"Wie du meinst." Dabei schmunzelt sie und ich weiß, sie glaubt mir nicht. Sie wird mich beschatten und mit ihren Fragen quälen.
"Gehen wir da zusammen rein?"
"Zusammen mit Nina", sage ich.
Drinnen halte ich mich dicht bei Nina und meiner Mam. Wir kreischen bei jedem Scheiß und lästern über Eileen, die sich bei jedem Pups theatralisch an Finns Brust wirft.
"Pass auf, gleich stirbt die", sagt Mam und beginnt von zehn an runter zu zählen. Aber Eileen stirbt nicht. Sie ist laut und ätzend.

Nach dem Abendbrot macht Finn mit Eileen Schluss. Einfach so, ohne Begründung. Sie liegt in ihrem Bett und weint und wir versuchen sie zu trösten. Das heißt, Celina und Nina versuchen sie zu trösten, mich freut es ja eigentlich. Jetzt kann ich wieder von Finn träumen, ohne dass Eileen uns stört.
Die beiden können Eileen die Frage nach dem „Warum?“ auch nicht beantworten, nur gute Ratschläge geben. Dass er es nicht wert ist. Dass er nicht ihr wahres Wesen erkannt hat. Dass er ein Holzklotz ist.
Aber Finn ist es wert. Finn ist alles wert. Er ist der Einzige, der nicht an meiner Mutter klebt, dem sie egal ist. Er ignoriert sie, wie er es mit den meisten Leuten tut. Jedenfalls die aus unserer Klasse und die Lehrer. Ich verdrücke mich aus dem Zimmer, treffe meine Mutter im Flur, weil sie mir mein Handy zurückgeben wollte.
„Komm Schnecke“, flüstert sie, „wir steigen aufs Dach. Nur wir beide.“
„Okay. Aber wir sagen jemandem Bescheid, bevor wieder ein Suchtrupp losgeschickt wird.“
„Natürlich“, sagt sie und lacht und wuschelt mir durch die Haare. Ich ziehe meinen Kopf weg, bin doch keine fünf mehr. Sie klopft an Herrn Krügers Zimmertür, steckt kurz den Kopf rein, sagt: „Bin mal mit Sophie weg“, nimmt meine Hand und wir steigen die Treppen in die fünfte Etage hinauf. An der Leiter, die an der Wand befestigt ist, hängt ein großes Verbotsschild. Meine Mutter nimmt es ab, legt es auf die Treppenstufen und schaut sich nach mir um: „Hilf mal!“

Als wir auf dem Dach stehen, ist der Ausblick atemberaubend schön. Wir stehen da und drehen uns, gucken in alle Richtungen auf hunderte von Lichtern. Man kann die S-Bahn sehen, sogar den Fernsehturm, die Leute unten auf den Straßen, die Bewohner hinter ihren Fenstern im Haus gegenüber, die Leuchtreklame des Clubs, in dem Herr Krüger gestern nach Finn und Eileen gesucht hat. Die Scheinwerfer der Autos und den Schriftzug des Kinos, so viel und so weit.
Hier oben scheinen oft Leute zu sein. Es stehen fünf Plastikstühle auf dem Dach, eine leere Kiste Bier, Kippen und abgebrannte Wunderkerzen liegen herum. Wir nehmen uns zwei der Stühle und stellen sie nah an die Kante.
„Wie geht es Eileen?“, fragt meine Mutter.
„Beschissen, denk ich.“
„Weiß Finn, dass du ihn magst?“
Ich schaue meine Mutter an, als wäre sie eine Erscheinung. Ein Ufo oder so.
„Wie kommst du darauf?“
„Er ist es, den du ein bisschen zu oft anschaust.“
„Tue ich das?“
„Ich würde denken - ja.“
„Tue ich nicht", sage ich wie ein Ertrinkender, der sich an einen Strohhalm klammert. Meine Mutter geht gar nicht darauf ein: „Und, weiß er es?“
„Was?“
„Dass du ihn magst?“
Wie stellt sie sich das vor? Dass ich zu Finn hingehe und sage: Hey. Und übrigens, ich bin total verknallt in dich. Dass ich ihm Briefchen geschrieben habe, wie in der vierten Klasse, Ja-Nein-Vielleicht?
Ich schüttle den Kopf.
„Du ignorierst ihn auch besonders, wenn er in deiner Nähe ist.“
„Tue ich das?“
„Tust du.“
„Nicht absichtlich.“
„Natürlich nicht.“
Wir schweigen.
„Meinst du, er könnte mich mögen?“, frage ich.
„Keine Ahnung. Mir kommt er ein bisschen so vor, als würde er niemanden besonders mögen. Du übrigens auch, mit Ausnahme von Nina.“
„Bin halt anders wie du.“
„Ich weiß.“
„Mam?“
„Ja?“
„Warum ist Hendrik damals einfach verschwunden?“
Sie schaut mich an, als hätte ich zu ihr gesagt, ich bin schwanger oder sowas.
„Wie kommst du jetzt auf Hendrik?“
„Ich dachte, ich wäre jetzt vielleicht alt genug.“
Sie schaut über die Stadt, bleibt an einem der vielen Lichtpunkte hängen und nickt kaum merklich mit dem Kopf. Dann holt sie tief Luft und erzählt, ohne mich dabei anzusehen, ohne ihren Lichtpunkt aus den Augen zu lassen.
„Sicher bist du alt genug. Aber ich kann dir die Frage noch immer nicht beantworten.“
„Warum nicht?“
„Weil ich es nicht weiß.“
„Du weißt es nicht?“
„Nein.“
„So wie Eileen es von Finn nicht weiß?“
„Ja.“ Sie schaut mich an, legt einen Arm um mich. „Ich habe oft nachgedacht über dieses 'warum', aber nie die Antwort gefunden. An dem letzten Abend, wo er bei uns war, da hat er Schluss gemacht. Gesagt, es ist aus, und dann ist er gegangen. Auf meine Anrufe und Briefe hat er nie reagiert. Wenn wir uns zufällig irgendwo getroffen haben, ist er mir aus dem Weg gegangen. Einmal habe ich ihn gefragt. Habe mich vor ihm hingestellt, meinen Mut zusammengenommen und gefragt: Warum? Er hat nur mit den Schultern gezuckt, hat sich an mir vorbeigeschoben und ist weggegangen. Das war alles, was ich je aus ihm herausbekommen habe. Ein lausiges Schulternzucken.“
„Dann warst gar nicht du diejenige ...“
„Nein. Und es tat weh. Ich habe ihn wirklich geliebt, weißt du. Und weil ich nicht wusste warum, war es schwer damit abzuschließen. Da war immer noch ein Funken Hoffnung. Dass es nur eine Laune oder ein blöder Irrtum war. Eine andere Frau, mit der irgendwann Schluss sein würde und er zurückkommt, weil er doch mich liebt. Aber er kam nie. Es war kein Irrtum. Und ich weiß nicht einmal, wie lange er schon vorher daran gedacht hatte, sich zu trennen. Da blieben so viele Fragen offen. Und wenn da die Antworten fehlen, kann man damit nicht abschließen. Dann ist es nie wirklich vorbei. Das ist das wirklich gemeine daran.“
Ich habe damit zu tun in meinem Kopf aufzuräumen. Meine Mutter unschuldig und Hendrik schuldig zu sprechen. Ich höre nur die Worte, die sie sagt, verstehe es aber nicht wirklich. Ich frage mich, ob sie je wieder einen Mann so gerne hatte wie Hendrik. Ich frag sie.
„Ja, sicher war ich wieder verliebt. Aber anders. Man liebt jeden Mann anders, weißt du. Wegen anderer Dinge, die er tut oder eben nicht tut. Herzklopfen gab es schon noch, nur gemeinsam alt werden, als Rentner zusammen die Enten im Park füttern, das konnte ich mir bis heute nur mit Hendrik vorstellen.“
Ich umarme meine Mam, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Und weil die Mam hier oben so anders ist, als die unten. Und ich frage mich, ob sie deswegen die ganzen Partys gibt, weil sie hofft, Hendrik würde kommen.
Die Luke geht auf und Finn steigt aufs Dach. "Oh. Schon besetzt", sagt er und will wieder zurück.
"Bleib hier", ruft meine Mutter. "Ich wollte sowieso gerade gehen."
Er sieht unentschieden aus. Bleibt auf der Leiter stehen und rührt sich nicht. Meine Mam löst sich von mir und geht auf ihn zu. "Jetzt komm hoch und mach Platz, damit ich runter kann."
Er kommt hoch und sie verschwindet.
"Hey", sage ich.
"Hey", sagt er.
Und dann schweigen wir, wie wir uns immer anschweigen.

 
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Hallo Schenja,

freue mich, dass du hier vorbeigelesen hast.

Aber man empfindet die Tochter trotzdem als ein naives Kind, und die Mutter strahlt eine gewisse Weisheit aus.

Das ist gut. Ansosnten wäre das mit dem Alter der beiden auch ne arg schwierige Kiste.

Es besteht kein richtigen Konflikt zwischen ihnen, die zwei bilden eine glückliche kleine Familie, deshalb macht es auch Spaß, darüber zu lesen.

Das ist der optimale Fall, wenn die Geschichte so beim Leser ankommt. Ich freue mich ja immer, wenn die Geschichte auf der Unterhaltungsebene funktioniert.

Schön, dass Familienleben einmal ausnahmsweise nicht im negativen Licht dargestellt wird.

Das hat mich besonders gefreut.

Also, ich halte es für etwas unrealistisch, dass die Teenager, die eigentlich über alles und jeden lästern, diese Hippie-Mama tatsächlich alle mögen.

Weiß ich nicht. Vielleicht hast Du recht, aber man ist ja auf der Suche nach Vorbildern in diesem Alter ganz arg. Und alles was anders ist, ist erst mal spannend. Ich denke, wenn die nicht nur 3 Tage weg wären, sondern vielleicht einen Monat oder so, da wäre das sicher auch nicht aufrecht zu erhalten.

Oder habe ich ein zu negatives Bild von Kindern?

Keine Ahnung. Wir hatten mal so eine Erzählmutter mit auf Klassenfahrt. Wir haben der zugehört :).

Hab deine Geschichte gerne gelesen und die Charaktere analysiert, obwohl oder vielleicht weil es keine dramatischen Figuren sind.

Cool! Und Danke für die Rückmeldung.


Liebe bernadette,

auch Dir Danke für Deine Zeilen. Hat mich auch sehr gefreut.


Ich habe grade meinem Sohn den Link geschickt (vielleicht schaffe ich es im Gegensatz zu offshore ohne Bestechungsgaben) mit der Bitte um Statement und Kommentar dazu, wie er mich damals empfand. Mal sehen ...

Ich glaube gern, dass dich die Frage jetzt umtreibt :).

Die ging sogar unter der Woche mit ihren Kindern ins Freibad!
Hehe!

Ich habe während des genussvollen Lesens immer darauf gewartet, dass sie irgendwann mal voll peinlich wird und für den Leser aus der Komödie eine Tragödie wird.

Da warten ja viele drauf und haben aus spannungstechnischer Sicht auch sicher Recht. Aber ja - hier ist nix mit Wellengang und Sturm und so. Hier ist Pfütze :).

Es ist als Mitmensch so anstrengend, so jemand nah um sich zu haben, da hätte ich der Tochter gerne manchmal noch eine schnippischeren Umgangston in den Mund gelegt.

Die entwickelt sich noch. Die trägt ja fast noch Kinderschuhe. Aber Mutti kann sich schon mal warm anziehen, wenn Kind erst 15 ist ...

Mir ist das ganz hintere Ende (als Finn hochkommt) dann auch zu gewollt konstruiert.

Das Ende geht so: Die beiden stehen da oben, keiner sagt einen Ton, dann gehen die wieder runter. Ende mit Finn :).

Danke für das schöne Fazit.

Lieben Gruß, Yvonne

Nachtrag: habe jetzt einen Absatz zur nicht so plötzlichen Mutterwendung hinzugefügt.

 
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Hallo Fliege

Schöne Geschichte, wirklich. Da kommen Erinnerungan an die eigene Landschulwoche hoch, die Wirrungen, wer mit wem und wieder nicht. Das ist alles gut nachvollziehbar. Irgendwie erinnerte mich das ganze auch an "Türkisch für Anfänger", dort hiess die Tochter zwar nicht Schnecke, sondern Gürkchen. ;)

Leider vermisse ich auch etwas den Bamm! in der Geschichte, wie hat's Rick ausgedrückt? Mehr Härte. Ganau, das täte dem Text gut.
Obwohl, nach Jimmys Randgeschehen, war dieser Friedefreudeeierkuchentanz schon ein sehr wohltuendes Kontrastprogramm, das deinem angenehmen Erzählstil zu verdanken ist.

Ich wünschte mir halt - genau wie JuJu - einfach noch mehr Sophie - Finn - Geschehen, denn wenn ich (jedenfalls tu ich einfach so) das mit den Augen eines Jugendlichen lese, nimmt mir die Mutter - schon klar, gemäss Titel dreht es sich halt um sie - zuviel Raum ein. So ist es dann auch sie, die am Ende da alles prima richtet und erklärt und überhaupt. Ich könnte mir vorstellen, dass es zwischen ihr und Sophie auf dem Dach scheppert, Sophie genervt zur Leiter rennt, und dem Finn auch noch gleich an den Kopf schmeisst, ob er eigentlich keine Augen im Kopf hat oder so. Ja, das Ende, es wirkt tatsächlich etwas konstruiert.

Anekdote:

Finn wirft ein paar Körbe im Käfig
Wenn du mal nach Bern kommst, im Bärenpark an der Aare gibts auch einen Finn, nur wirft der keine Körbe. :)

Kleinkram:

„Und was macht ihr beide heute noch?“, fragt Ninas Mutter, als sie den Nachtisch am Tisch verteilt, ...
finde ich zwar lustig, weil bei Sophie daheim der Nachtisch aufm Boden serviert wird, aber holpert trotzdem.

Zum Speisewagen[KOMMA] um Kaffee zu kaufen. Von Sechserabteil zu Sechserabteil[KOMMA] um jeden nach seinem Namen zu fragen,
Bin nicht ganz sicher, aber im Duden stehen sie auch vor "um".

„Klar. Wird sicher lustig“, sage ich, während ich Zeige- und Mittelfinger kreuze.
Das steht für mich bereits zwischen den Zeilen und wirkt damit zu erklärend, fast klischeehaft.

„Du bist echt ganz anders[KOMMA] als ich immer dachte“,
Ich mag [es/'s] gern, wenn Finn lacht.

"Es ist niemand, okay[?]"
ist eine genervte Frage, Stimme geht hoch.;)

die sich bei jedem Pubs theatralisch an Finns Brust wirft.
Pups. (In Pubs gibts Bier)

Also ich habs gerne gelesen, weil stilsicher geschrieben und keine Längen den Lesefluss störten. Ob sie bei Jugendlichen durch die wohlformulierten Sätze und die abgerundete Art ebenfalls ankommen wird, könnten uns dann vielleicht bernadettes Abklärungen aufzeigen.


Lieben Gruss
dot

 

Hallo Fliege,

ich finde deine Geschichte sehr gut. Sie ist fein beobachtet, die Dialoge sind ausnehmend gut geschrieben, (auch authentisch), du bist sehr nah am Geschehen, man kann es so herunterlesen. Keine Längen. Das Thema ist auch geschickt gewählt, jeder kennt das, kann das nachvollziehen. Diese Mutter-Tochter Sache, also dieses Verhältnis, kann ich jetzt nicht nachvollziehen, wie das so ist. Ich hatte mit meinem Vater ein durchgehend schlechtes bzw gar kein Verhältnis, und mit meiner Mutter ebenso; ich empfinde die Beziehung der beidem hier als durchgehend positiv. Was ich aber sehr gut finde, ist, wie du so subtil ein größeren Rahmen baust, du fängst da viele andere Dinge noch mit ein, Liebe, auch jugendlicher Wissensdurst, Dinge, die auch mit Lebenserfahrung unerklärbar bleiben, die man nie genau wissen wird. Finde ich gut gelungen, wirklich, sehr lesenswert. Happy-End, das finde ich auch gar nicht mal so - wer weiß, was da oben auf dem Dach passiert? Es ist ein versöhnliches Ende, aber auch realistisch.

Wirklich gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Fliege!

Habe Deinen Text gestern zum ersten Mal gelesen. So, wie die Geschichte jetzt ist, gefällt sie mir sehr gut. Interessant ist, dass ein leiseres Thema bearbeitet wird, und Du nicht durch besonders drastische oder extreme Bilder versucht hast Interesse einzufangen und man trotzdem gerne weiterliest. Ich meine damit, dass niemand stirbt, die Mutter nicht zugedrogt herumliegt und nicht einmal das kleinste Mobbing geschieht, sondern nur das recht normale Leid eines pubertierenden Mädchens an ihrer Mutter und der ersten Liebe gezeigt wird. Aber man langweilt sich nicht. Man will wissen, wie schlimm das wird, dass die verpeilte Mam mit auf Reisen geht und der gute Finn sich nicht für sie interessiert.
Den Einstieg finde ich etwas ungewöhnlich (Schnitzelessen?), er hat mich beim ersten Lesen aber auch nicht gestört. Ich denke Du hast das drin, um den Kontrast zu den Fertiggerichten, die es bei Sophie zu hause gibt, zu zeigen.
Den ganzen Mittelteil fand ich gut und angenehm zu lesen. Ich frage mich allenfalls, ob es nicht geschickt wäre, noch etwas deutlicher auf die Wut gegenüber der Mutter einzugehen, weil sie Hendrik verlassen hat und die Verwirrung darüber, warum sie das getan hat. Sonst ist man ein wenig verwundert, weswegen gerade diesem Punkt später auf dem Dach so viel Raum gegeben wird.
Besonders mag ich das Ende: Die Welt ist nicht so schlecht, wie das Mädchen dachte. Ich mag diese halb offene, halb positive Auflösung sehr.

Liebe Grüße, T.

P.S.
Ich war ungefähr in Sophies Alter auch auf Klassenfahrt in Berlin und natürlich ebenfalls unglücklich verliebt. Gott seis gedankt, dass meine Mutter nicht dabei war. Das Leid konnte so mit Schweigen, Alkohol und einer Prise Vandalismus verarbeitet werden...

 

Hey dot,

Da kommen Erinnerungan an die eigene Landschulwoche hoch, die Wirrungen, wer mit wem und wieder nicht.

:), das scheint tatsächlich überall so zu laufen.

Irgendwie erinnerte mich das ganze auch an "Türkisch für Anfänger", dort hiess die Tochter zwar nicht Schnecke, sondern Gürkchen.

"Türkisch für Anfänger" kenne ich nicht, aber wenn sich da Parallelen auftun, mag ich es sicher. " Gürkchen kenne ich als Kosewort dagegen gut.

Leider vermisse ich auch etwas den Bamm! in der Geschichte, wie hat's Rick ausgedrückt? Mehr Härte. Genau, das täte dem Text gut.

Das will ich gar nicht abstreiten und ich kann die Kritik auch gut nachvollziehen. Jedoch hält sich meine Lust und Motivation, dem Text hier mehr Bamm unterzuschieben sehr in Grenzen. Ich wollte leichte Unterhaltung, ich weiß, minimaler Anspruch, aber es gibt ja doch Phasen, wo man einfach mal nur entspannen will. Als Leser und Autor. Ich befinde mich gerade in dieser.

Obwohl, nach Jimmys Randgeschehen, war dieser Friedefreudeeierkuchentanz schon ein sehr wohltuendes Kontrastprogramm, ...

Ich finde das so irre an dieser Challange, wie verschieden die Geschichten doch sind. Und gerade diese Geschichte im Gegensatz zu Jimmys - die sind so konträr - schon allein deswegen lass ich alles so :).

Ich wünschte mir halt - genau wie JuJu - einfach noch mehr Sophie - Finn - Geschehen, ... nimmt mir die Mutter - schon klar, gemäss Titel dreht es sich halt um sie - zuviel Raum ein.

Okay. Und wenn ich ein wenig mehr Lust hätte, würde ich vielleicht auch, aber ich habe sie gerade nicht. Vielleicht mal irgendwann, wenn die Geschichte auf Seite fünf ist und ich 'nen Rappel kriege und es nie wer mitbekommt. Das ist ungemein effektiv, ich weiß, ...

So ist es dann auch sie, die am Ende da alles prima richtet und erklärt und überhaupt. Ich könnte mir vorstellen, dass es zwischen ihr und Sophie auf dem Dach scheppert, ...

Das kann ich mir nun wieder überhaupt nicht vorstellen. Dann würde die Geschichte den Leser nicht mit einem guten Gefühl entlassen und dann wäre der "Wohlfühlvorsatz" für den Arsch. Dann wäre sie vielleicht ein Stück weit "literarischer", aber darum ging es mir nun überhaupt nicht.

Lieben Dank für den Kleinkram.

Ob sie bei Jugendlichen durch die wohlformulierten Sätze und die abgerundete Art ebenfalls ankommen wird, könnten uns dann vielleicht bernadettes Abklärungen aufzeigen.

Naja, ich sehe die Zielgruppe bei 12/13jährigen Mädchen. Die erfreuen sich sicher nicht an Formulierungen. Aber wenn die die Geschichte gut lesen können, sich nicht langweilen, sich ein Stück weit wiederfinden und Spaß haben, dann ist doch alles gut. Und ich hoffe einfach mal, das gelingt dieser Geschichte ein Stück weit.


Hallo jimmy,

du hast mich echt überrascht. Ich dachte, dich kann die Geschichte eigentlich nur enttäuschen - aber, ich bin platt :). Aber gut, ich habe deine Geschichte ja auch gern gelesen, obwohl ich so ganz andere Vorlieben habe.

ich finde deine Geschichte sehr gut. Sie ist fein beobachtet, die Dialoge sind ausnehmend gut geschrieben, (auch authentisch), du bist sehr nah am Geschehen, man kann es so herunterlesen. Keine Längen. Das Thema ist auch geschickt gewählt, jeder kennt das, kann das nachvollziehen.

Ich habe mich so gefreut!

Diese Mutter-Tochter Sache, ... ich empfinde die Beziehung der beidem hier als durchgehend positiv.

Ja, das ist die Beziehung sicher auch. Die ist im Kern schon gesund. Deswegen empfinde ich es auch als falsch, da eine wirklich "Tragik" drunterzuschieben. Die reiben sich eben ein bisschen, wie es in jeder Beziehung stattfindet, aber so richtig Anlass zum Knall bietet sie nicht.

Was ich aber sehr gut finde, ist, wie du so subtil ein größeren Rahmen baust, du fängst da viele andere Dinge noch mit ein, Liebe, auch jugendlicher Wissensdurst, Dinge, die auch mit Lebenserfahrung unerklärbar bleiben, die man nie genau wissen wird. Finde ich gut gelungen, wirklich, sehr lesenswert.

Und das schneide ich mir aus und rahme es ein.

Happy-End, das finde ich auch gar nicht mal so - wer weiß, was da oben auf dem Dach passiert?

Mein Reden. Ich sehe die beiden da nämlich auch nicht als Paar wieder runterkommen. Und mit der Mutter werden die Reibereien auch nicht aufhören. Nur, hat sie jetzt noch einen zweiten Blick auf die Dinge. Zu ihrer Welt gehören jetzt auch Grautöne, die Schwarz-Weiß-Sicht der Kinderzeit löst sich langsam auf, sie wird halt ein Stück erwachsener.


Hallo T Anin,

und schön Dich wieder zu treffen. Wo hast Du Dich rumgetrieben? ;)

Interessant ist, dass ein leiseres Thema bearbeitet wird, und Du nicht durch besonders drastische oder extreme Bilder versucht hast Interesse einzufangen und man trotzdem gerne weiterliest.

Ja, dass ist ja irgendwie mein Ding. Bei allen meiner Geschichten. Selbst wenn ich mir Mühe gebe, es wird einfach immer so. Aber umso mehr freut es mich natürlich, wenn es trotzdem am Ende aufgeht und der Leser gern seine Zeit mit meinem Text verbracht hat.

... sondern nur das recht normale Leid eines pubertierenden Mädchens an ihrer Mutter und der ersten Liebe gezeigt wird. Aber man langweilt sich nicht. Man will wissen, wie schlimm das wird, dass die verpeilte Mam mit auf Reisen geht und der gute Finn sich nicht für sie interessiert.

Es ist wirklich gut, wenn das funktioniert. Auch wenn ich verstehen kann, dass das manchen zu wenig ist.

Ich denke Du hast das drin, um den Kontrast zu den Fertiggerichten, die es bei Sophie zu hause gibt, zu zeigen.

Ja. Und ich finde den ersten Satz persönlich ziemlich geil, obwohl ich nicht mal begründen kann, warum. Ich hatte den geschrieben und dachte - ey - dich mag ich :).

Ich frage mich allenfalls, ob es nicht geschickt wäre, noch etwas deutlicher auf die Wut gegenüber der Mutter einzugehen, weil sie Hendrik verlassen hat und die Verwirrung darüber, warum sie das getan hat. Sonst ist man ein wenig verwundert, weswegen gerade diesem Punkt später auf dem Dach so viel Raum gegeben wird.

Den Einwand finde ich sehr nachvollziehbar. Es ist ja auch gerade die Sache mit Hendrik, wo die meisten der Erzählerin nahe kommen. Also, das macht schon viel Sinn, was Du hier ansprichst und mein Gefühl sagt mir auch, es würde der Geschichte gut tun. Aber, wie ich schon bei dot schrieb, im Augenblick fehlt mir dazu die Lust und auch die Zeit. Ich bin im Kopf bei ganz anderen Projekten. Das entschuldigt nichts, ich weiß, aber mir sind die im Augenblick einfach wichtiger.

Besonders mag ich das Ende: Die Welt ist nicht so schlecht, wie das Mädchen dachte. Ich mag diese halb offene, halb positive Auflösung sehr.

Ich finde es großartig, wie das Ende hier entweder gut oder schlecht wegkommt. Es hält sich hübsch die Waage. Und solange das so ist, habe ich auch kein Bedürfnis daran etwas zu ändern :).

Das Leid konnte so mit Schweigen, Alkohol und einer Prise Vandalismus verarbeitet werden ...

T ! :)

Ich danke Euch Dreien sehr fürs Lesen, Eure Zeit und Rückmeldungen. War wirklich schön.

Beste Grüße an Euch, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,

das hier ist der „Tom“-Stil, den ich einmal kopiert habe. Und wie alle drei Jugendgeschichten, die ich bisher kommentiert habe, ist auch das eine Liebesgeschichte, fiz‘ Stück ist auch noch ein kleiner Entwicklungsroman, aber das hier ist eine Liebesgeschichte, eine, die sich in einer anderen spiegelt. Sophies in der ihrer Mutter. Das Setting, dass die Mutter auf eine Klassenfahrt fährt, hat mir gut gefallen, da gibt es Schmunzler und Fremdschämen und Peinlichkeiten, und das ist auch gut gemacht, nicht so übertrieben, wie ich erwartet hatte. Für mich ist es immer eine große Herausforderung in einem kleinen Text so viele Figuren tanzen zu lassen, was macht der Schriftsteller mit Statisten, wie kriege ich das Bild in den Kopf des Lesers, dass da ganz viele Schüler rumwimmeln? Du nennst einige Namen, aber so ein richtiges Gewusel kommt da nicht in meinen Kopf. Es ist gut, wie sie „Zeit-Seeing“ machen, da hatte ich einige Schüler im Kopf, oder als sie ausschwärmen und das knutschende Paar suchen, aber ich finde, dass das sehr schwer ist.

Ein paar Anmerkungen:

Die Eisbären retten? Den Weltfrieden?
Ein leiser Fehler vielleicht: Wie kann man den Weltfrieden retten, wenn er gar nicht existiert?

Ich höre Ninas „phuu“, und wünschte, es wäre meins.
phuu? puh?

Und wenn sie damit durch ist, wird sie in Einzelheiten über Frauenärzte und Kindergeburt berichten.
Nur Geburt. Was gebären denn Frauen noch so?

„Könntest du mich auf der Fahrt bitte nicht Schnecke nennen.“
Sie lacht. „Natürlich Schnecke.“
„Natürlich, Schnecke!“

Dann wieder zum Speisewagen, zur Toilette, durch die Abteile und als wir aussteigen ist ihre Jacke nicht mehr da
… aussteigen, ist …

„Tschuldigung“, lösche das Licht wieder und gehe eine Etage höher aufs Klo. Zum Pinkeln und Heulen. Wieso tut Finn das? Warum ignoriert er Eileen nicht mehr, wie er es immer getan hat?
Letzter Satz: In diesem „nicht mehr“ steckt ja schon drin, dass er es getan hat, ich finde, den zweiten Teil bräuchte es nicht. Einfach: Warum ignoriert er Eileen nicht mehr?

Ich erzähle von meinem Handy, dass bei meiner Mutter ist.
das

Herr Krüger überredet einen Türsteher, ihn kostenlos in den Klub zu lassen, um nach den beiden zu suchen, kopfschüttelnd kommt er nach einer ganzen Weile wieder raus.
Ich hätte den zahlen lassen!

Meine Mutter hilft Celina beim Kotzen, hält mit einer Hand die Haare zurück und mit der anderen ihre Stirn. Sie sagt immer, wie gut Celina das alles macht.
Die Vorstellung … =)

Dann ist Sachen packen.
Sachenpacken?

„Klar. Wird sicher lustig“, sage ich, während ich Zeige- und Mittelfinger kreuze.
Vorschlag: „Klar. Wird sicher lustig“, log ich.

„Du bist echt ganz anders, als ich immer dachte“, sagt Celina und legt ihren Arm um meine Taille. Vielleicht ist es auch gar kein Arm, sondern eine Würgeschlange oder so. Etwas, was man nicht um seine Taille gewickelt wissen will.
Das klingt ein bisschen zu bemüht am Ende, gar nicht so leicht und locker, wie du sonst schreibst. „eine Würgeschlange oder so. Etwas, was man nicht um seine Taille haben möchte.“

"Pass auf, gleich stirbt die", sagt Mam und beginnt von zehn an runter zu zählen. Aber Eileen stirbt nicht. Sie ist laut und ätzend.
Herrlich!

Jetzt kann ich wieder von Finn träumen, ohne dass Eileen uns stört.
Es ist doch eher: Jetzt kann ich wieder von Finn träumen, ohne dass Eileen mich dabei stört. Also, ich weiß, was du meinst, aber ich finde, es klingt ein wenig schief, aber das tun Träume ja, schief klingen.

„Tue ich nicht", sage ich wie ein Ertrinkender, der sich an einen Strohhalm klammert.
Hm, ich verstehe den Vergleich nicht. Auch, weil sie eine Ertrinkende wäre.

„Und, weiß er es?“
„Was?“
„Das du ihn magst?“
„Dass du ihn magst?“

Und weil die Mam hier oben so anders ist, als die unten.
Das ist etwas unglücklich: Der Artikel vor „Mam“ ist irgendwie so beleidigend und „die unten“ klingt, als gäbe es zwei Mams, aber es gibt nur eine Mam, bloß ist die anders, je nachdem, wo sie ist. Vorschlag: Und weil Mam hier oben so anders ist.

Da stecken aber noch ein paar sehr interessante Gedanken drin in deiner Erzählungen, die ich noch einmal aufgreifen möchte:

„Es geht nicht darum, dass man sie sieht. Es geht darum, dass man weiß, sie sind da.“
Die Sofageschichte sagt ja eher etwas über die Mutter aus, Quinn hat das treffend bezeichnet, dass die Mam so eine Frau ist, die schon lange kein „Nein“ mehr gehört hat, und wenn sie es hört, dann verändert sie es halt. Das ist auch so ein Punkt in deiner Geschichte. Sophie könnte zu Finn gehen und sagen: „Ich mag dich“, und Finn „Ich dich aber nicht“ und die Mam würde dann sagen: „Oh, doch! Das tust du!“ – aber warum dann so ein tief philosophischer Gedanke unter die Decke des Sofas schlüpft, verschließt sich mir ein bisschen. Ich glaube, es war so: Du hast den Satz geschrieben und fandest ihn zu gut, dass du ihn nicht rausnehmen wolltest. Aber er steht da auch ein bisschen zusammenhangslos. Ich deute das so, dass es auch in der Zwischenmenschlichkeit so aussieht, man muss nach außen nicht zeigen, was zwischen zwei Menschen ist – es reicht, dass die beiden wissen, dass es da eine Verbindung gibt.

Ihre Mutter schüttelt den Kopf. „Immer nur so rumhängen. Das ist doch langweilig.“
„Ist es nicht“, sagt Nina. „Und wenn deine Freundin hier ist, sitzt ihr beide auch nur im Wohnzimmer rum und redet.“
„Das ist was anderes. Das kannst du nicht vergleichen.“
Ich löffle meinen Pudding und schweige. Überlege, ob man das wirklich nicht vergleichen kann.
Der Gedanke ist mir nicht einmal so fremd. Als Kind habe ich immer mit anderen Kindern gespielt, während sich die Erwachsenen am Tisch unterhalten haben, und ich habe mich immer gefragt, was es so viel zu reden gibt, die Plastikphantasiewelt oder Versteckenspielen ist doch viel interessanter als Wörter, und jetzt denke ich genau spiegelverkehrt. Und Sophie überlegt sich, ob man das Abhängen und das Hausfrauengespräch miteinander vergleichen kann. Beim Hausfrauengespräch geht es eher um die Kommunikation, um die Gerüchteküche, um Probelmaustausch und um die Geschichten, die man eigentlich nicht weitererzählen darf. Beim Abhängen geht es eher darum, Leute um sich zu wissen, die einen mögen, dass man irgendwo dazugehört, was gesprochen wird, ist gar nicht so wichtig.

Dass man Sex üben muss, wie alles im Leben, bis er irgendwann einfach umwerfend ist.
Jetzt sage ich dir was, liebe Fliege. Ich mag diesen Satz, er mag auch stimmen, aber ich rede einfach mal dagegen. Ist es nicht so, dass das Leben umwerfend ist, wenn man Dinge tut, in denen man noch ungeübt ist, „Das erste Mal“, muss ja nicht unbedingt Sex sein, hat so etwas Überraschendes, etwas Neues, etwas Umwerfendes, und sobald man sicher ist, sobald man geübt hat, sobald man sich auskennt, verliert die Sache einen großen Teil ihres Zaubers – beim Sex stimmt das nicht immer, vielleicht gar nicht, aber die sieht man die Ambivalenz des Ganzen, ich denke, dass man das nicht so allgemeingültig sagen kann, wie es hier gesagt wird.

Man liebt jeden Mann anders, weißt du.
Den Gedanken mag ich sehr. Hab das einfach mal mit „Man liebt jede Frau anders, weißt du“ übersetzt, weil ich denke, dass ich das darf, für mich. Und das ist einfach eine schön verpackte Wahrheit und der Grund, warum man die Frage „Liebst du ihn mir als mich“ nicht beantworten kann.

Ich mochte das Happy End, weil es ein Maybe Happy End ist, vielleicht sitzen die ja bloß da und schweigen und dann klettern sie wieder runter und alles ist Eileen. Was mich ein bisschen stutzen ließ, ist der arge Zufall, dass Finn gerade in dem Moment hochgekrabbelt kommt. Sonst ist ja alles nah dran am Leben, da sieht man kurz deine Hände im Puppenspiel. Ansonsten mochte ich deine Geschichte!

Beste Grüße
markus.

 
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Liebe Fliege,

dank der Verwendung eines eher exotischen Browsers ist mein Text mal wieder im Nirvana gelandet. KG.de kann wohl echt nix anderes als Firefox und IE, scheint mir. Egal, ist eh zu lang geworden und das meiste ist sowieso schon von meinen Vorkritikern gesagt, deshalb an dieser Stelle nur kurz:

[gelöscht: Unkonstruktives Gejammer über Kinder, die »Mum« zu ihrer Mutter sagen, und über den Film Türkisch für Anfänger im Allgemeinen] So habe ich den Verdacht, dass meine Kritik ungerechtfertigt ist insofern, dass ich gar nicht die Geschichte kritisiere, sondern unwillkürlich vielmehr den Film, an den sie mich erinnert. Nimm sie mir also nicht allzu krumm, will nur spielen.

Aber, um endlich zur Sache zu kommen: Würde es nicht überhaupt dem Typus der Mutter eher entsprechen, wenn sie ihrer Tochter seit Kindesbeinen an beigebracht hätte, sie »doch einfach« mit Vornamen anzusprechen? Könnte mir denken, dass das im hedonistischen Milieu zum guten Ton gehört. Weiß jetzt aber nicht, ob das genau in diese Geschichte passt, probier mal bei Interesse.

Was ehrlich Positives zum Schluss: Auch bei mir wars das unbedingt karierte Sofa, das mich zum Weiterlesen animiert hat.


Viele Grüße,
-- floritiv

 

Hallo Markus,

da ist ja noch mal einiges zusammengekommen :).

Das Setting, dass die Mutter auf eine Klassenfahrt fährt, hat mir gut gefallen, da gibt es Schmunzler und Fremdschämen und Peinlichkeiten, und das ist auch gut gemacht, nicht so übertrieben, wie ich erwartet hatte.

Freut mich.

Für mich ist es immer eine große Herausforderung in einem kleinen Text so viele Figuren tanzen zu lassen, was macht der Schriftsteller mit Statisten, wie kriege ich das Bild in den Kopf des Lesers, dass da ganz viele Schüler rumwimmeln? Du nennst einige Namen, aber so ein richtiges Gewusel kommt da nicht in meinen Kopf.

Als fiz mit dem Thema zur Challenge rauskam, dachte ich auch - da legt sie die Latte aber gleich mal richtig hoch. Weil viele Figuren immer schwer sind und die Texte dann auch entsprechend lang, wenn man ihnen gerecht werden will. Ich war aber auch sehr neugierig darauf, wie die einzelnen Leute sich diesem Problem nähern und es anpacken. Lang sind jedenfalls alle Texte geworden :). Ich glaub, da muss dann jeder halt für sich auch einen Kompromiss finden, wieviel Raum will ich den Nebenfiguren einräumen, bleib ich an meinen Hauptfiguren und öffne ich den Text und versuch, so ein Gewusel im Leserkopf zu erzeugen. Ich hab mich für die Sparvariante entschieden und klar ist das damit immer ein Punkt, wo der Kritiker reingehen kann. Auf der anderen Seite läuft man aber schnell Gefahr, über viele Figuren die Hauptaktionäre aus den Augen zu verlieren, da kann dann dort die Kritik schnell ansetzen. Ich war zu feige, für dieses Risiko.

Ein leiser Fehler vielleicht: Wie kann man den Weltfrieden retten, wenn er gar nicht existiert?

Da nimmt es aber jemand sehr genau :). Ich denke es ist auch so klar, was gemeint ist.

Nur Geburt. Was gebären denn Frauen noch so?

Schuhe, Klamotten, Kosmetik ... :D Nee, schon klar, aber für mich klingt der Satz schöner, wenn da Kindergeburt steht, obwohl das Wort so einzeln betrachtet schon echt gaga ist.

Letzter Satz: In diesem „nicht mehr“ steckt ja schon drin, dass er es getan hat, ich finde, den zweiten Teil bräuchte es nicht. Einfach: Warum ignoriert er Eileen nicht mehr?

Keine Ahnung, wie ich dazu stehe. Ich bin da recht leidenschaftslos. Ich habs echt für die 12jährigen aufgenommen.

Hm, ich verstehe den Vergleich nicht. Auch, weil sie eine Ertrinkende wäre.

Das ist schlecht. Sie will ja ihrer Mutter gegenüber nicht zugeben, dass sie in Finn verknallt ist und weiß selbst aber auch, dass sie kaum 'ne Chance hat. Das ist wie bei einem Ertrinkenden. Wenn man dem einen Strohhalm zuwerfen würde, würde er sich auch dran klammern, obwohl es total aussichtslos ist. So war es gemeint. Wenn es sich jedoch nicht erschließt, ist natürlich doof.

... – aber warum dann so ein tief philosophischer Gedanke unter die Decke des Sofas schlüpft, verschließt sich mir ein bisschen.

Wer sagt, dass das ein tief philosophischer Gedanke ist? Frauen erkennen sich, glaub ich, gut in diesem Satz wieder. Wenn ich die Szene vorlese, ergänzen 80% der Frauen diesen Satz von allein. Ich hätte auch schreiben können: Es geht nicht darum, dass man die Schuhe braucht, es geht darum, dass man sie hat.
Aber der Gedanke:
Ich deute das so, dass es auch in der Zwischenmenschlichkeit so aussieht, man muss nach außen nicht zeigen, was zwischen zwei Menschen ist – es reicht, dass die beiden wissen, dass es da eine Verbindung gibt.

ist schon spannend. Vielleicht ist es aber auch das, was unter/hinter dem Sichtbaren ist, was einem wichtig ist.

Der Gedanke ist mir nicht einmal so fremd. Als Kind habe ich immer mit anderen Kindern gespielt, während sich die Erwachsenen am Tisch unterhalten haben, und ich habe mich immer gefragt, was es so viel zu reden gibt, die Plastikphantasiewelt oder Versteckenspielen ist doch viel interessanter als Wörter, ...

Bei all dem hab ich hier gesessen und genickt. Geht mir genauso.

Jetzt sage ich dir was, liebe Fliege. Ich mag diesen Satz, er mag auch stimmen, aber ich rede einfach mal dagegen.

Ja, sag mir das mal und red dagegen. Das ist gut, wenn da so Sätze sind, wo sich der Leser aufhängt und die überprüft und dagegenredet. Ändert aber nix daran, dass Muttern das so empfunden hat und es als Lebensweissheit weitergibt. Du kannst an deine Kids dann andere Weissheiten weitergeben ;).

... ich denke, dass man das nicht so allgemeingültig sagen kann, wie es hier gesagt wird.

Das kann man, wenn man über das eigene Erleben berichtet, nie. Da hast Du Recht, Recht, Recht.

Den Gedanken mag ich sehr. Hab das einfach mal mit „Man liebt jede Frau anders, weißt du“ übersetzt, weil ich denke, dass ich das darf, für mich. Und das ist einfach eine schön verpackte Wahrheit und der Grund, warum man die Frage „Liebst du ihn mir als mich“ nicht beantworten kann.

Und manchmal stimmen sie auch überein ... In diesem Fall stimme ich auch mit Frau Mutter überein.

Ich mochte das Happy End, weil es ein Maybe Happy End ist, vielleicht sitzen die ja bloß da und schweigen und dann klettern sie wieder runter und alles ist Eileen.

Hätte ich weitergeschrieben, wäre es o gelaufen. Aber die Wünsche und Hoffnungen der Leser gehen da eigene Wege und das ist, glaub ich, in diesem Fall ganz gut. Grad für die Zielgruppe.

Was mich ein bisschen stutzen ließ, ist der arge Zufall, dass Finn gerade in dem Moment hochgekrabbelt kommt.

Jetzt ist aber gut mit Erbsen, ja ;). Natürlich kommt er in diesem Moment die Treppe hoch, wie hätte ich ohne ihn mein Ende stricken sollen!
Natürlich ist das mein Dazutun, aber im wahren Leben, gibt es ja auch schöne Zufälle, nicht nur negative. Wenn ich hier meine Geschichte erzählen würde, wie ich zu Hause ausgezogen bin, mit all ihren Zufällen, ich sag Dir, alle würden schreien, viel zu konstruiert! So viele glückliche Umstände an einem Tag, niemals! Und doch! Da ist Finn auf dem Dach in diesem Moment ein Scheißdreck gegen.

Lieben Dank für Deinen Kommentar. War spannend und mir ein Vergnügen.
Liebe Grüße!


Hey floritiv,


dank der Verwendung eines eher exotischen Browsers ist mein Text mal wieder im Nirvana gelandet. KG.de kann wohl echt nix anderes als Firefox und IE, scheint mir.

Du sollst nicht immer schimpfen ;). Ab davon, ich verliere auch oft Texte, ohne dass ich exotische Browser nutze. Dieses Problem teilst Du mit ganz vielen.

Egal, ist eh zu lang geworden und das meiste ist sowieso schon von meinen Vorkritikern gesagt, deshalb an dieser Stelle nur kurz:

War sicher viel negativ, vielleicht ganz gut, dass ihn das Nirvana geschluckt hat :).

So habe ich den Verdacht, dass meine Kritik ungerechtfertigt ist insofern, dass ich gar nicht die Geschichte kritisiere, sondern unwillkürlich vielmehr den Film, an den sie mich erinnert.

Ja.

Aber, um endlich zur Sache zu kommen: Würde es nicht überhaupt dem Typus der Mutter eher entsprechen, wenn sie ihrer Tochter seit Kindesbeinen an beigebracht hätte, sie »doch einfach« mit Vornamen anzusprechen? Könnte mir denken, dass das im hedonistischen Milieu zum guten Ton gehört. Weiß jetzt aber nicht, ob das genau in diese Geschichte passt, probier mal bei Interesse.

Das stimmt. Habe ich auch schon dran gedacht. Aber ich habe ja kein Problem mit Mam!, und für mich passt das auch hübsch rein. Aber grundsätzlich könnte Sophie tatsächlich den Vornamen verwenden. Aber Mutter und Tochter bleiben sie ja trotzdem und die Vornamengeschichte, die kommt ja meist später, behaupte ich jetzt einfach mal, sofern sie überhaupt kommt.

Was ehrlich Positives zum Schluss: Auch bei mir wars das unbedingt karierte Sofa, das mich zum Weiterlesen animiert hat.

Wie so viele. Tut mir leid, wenn es ab da für dich nur noch bergab ging.

Liebe Grüße und Danke, Fliege

@ Quinn:
Die, die es hören sollten, haben es gehört. Du bist nicht geplatzt, weil Luft gemacht (das ist gut so!) und ich lösche es jetzt wegen OT.

 

Hallo Fliege,

schon vor Wochen habe ich diesen Text gelesen und die Erinnerung an diese Lektüre ist ein ganzes Stück zusammengeschmolzen. Was bleibt ist erstens dieses Bild des tollen Typen, den alle Mädels wollen, eben weil es so ist. Vielleicht handelt es sich da um den Mann als eine Art Markenartikel, als Accessoire, über das sich eine Frau definiert (?) So wie unsereiner sich über das Apple-Logo auf dem Laptop freut. Auch in deiner Tom-Geschichte ist das vorgekommen. Bemerkenswerterweise erfahren wir beim Lesen nichts über Finns Innenleben.

Zweitens die tolle Mutter. Ich stelle es mir ungeheuer anstrengend vor, so eine Frau zur Mutter zu haben, die immer locker ist und der nichts peinlich ist und die mit Selbstverständlichkeit Parties feiert. Das muss für ein heranwachsendes Mädchen ziemlich zum Kotzen sein. Sicher hätte Sophie lieber eine Mutter gehabt, die weiß wo es in dieser Welt lang geht und die ihr sagt, was sie gefälligst zu tun hat. Ohne so ein Korrektiv, gegen das man rebellieren kann, heranzuwachsen muss schauderhaft sein. Und dann sagen Sophies Klassenkameradinnen noch ständig, wie toll die Mutter sei und sie kommt mit auf die Klassenfahrt. So als Schilderung des Super-GAUs an Peinlichkeit im Leben einer Jugendlichen, die wohl grundsätzlich am liebsten ihre Ruhe haben will, ist das schon lesenswert. Die Erinnerung an Hendrik, der aus den beiden vielleicht eine richtige Familie gemacht hätte, gibt all dem Tiefe und so etwas wie einen doppelten Boden.

Für alle, die gern über die fremdartige Welt der Teenager lesen, ein lesenswerter Text mit viel Scharfblick warum Mutter und Tochter sich auf diese Weise verhalten.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Fliege,

also mit dem Anfang konnte ich mich schon mal voll identifizieren, dieses "auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner", wenn man eine Kochmama hat, wünscht man sich eine Schnellimbißmama und so. Ist fast wie mit den Pausenbroten, die ja auch meistens falsch sind, egal wie sie im Einzelnen ausfallen ;) Und dann kommen so ein paar Stellen, die ein bisschen bitter sind oder sein könnten, aber am Ende bleibt nur so ein warmes Gefühl zurück. Das nimmt mich jetzt nicht nachhaltig mit, aber es ist für den Moment schön zu lesen. Ich mochte die Figuren gern und alles war mir lebendig. Es gibt mehrere Momente da hätte und könnte der Text. Auch Finn ist für mich so ein Potential, das nicht ganz ausgeschöpft wird. Der bleibt etwas blass. Aber irgendwie find ich es dann auch wieder stimmig, weil man in dem Alter ja oft in relativ Unbekannte, in deren mystische Aura verliebt ist, ohne dass das wirklich viel mit dem Menschen dahinter zu tun hat. Also finde ich es dann doch wieder gut und ich hab ja eh nur Augen für Chucky ;)
Und das Ende mochte ich. Das ist eindeutig happy, kannste sagen, was Du willst!

„Es geht nicht darum, dass man sie sieht. Es geht darum, dass man weiß, sie sind da.“
Meine Mutter sagt da immer "zu wissen, es ist Platin". Nicht das irgendwer von und Platin trüge, aber gut.

Nur einmal, nachdem meine Mutter mir gebeichtet hatte, ich könne im Sommer nicht mit Nina nach England fahren, weil sie das Geld für das Sofa gebraucht hatte, da war auch Nina auf sie sauer.
Das ist dann aber schon ziemlich bitter. Da wird die Grenze von haha-schrullig zu unangenehm egozentrisch überschritten, finde ich. Hätte ich spannend gefunden, wenn es in die Richtung ein bisschen weiter gegangen wäre.

Ich bin hier, weil Nina hier ist und Nina ist meine beste Freundin seit dem Kindergarten.
Das finde ich auch eine interessante Konstellation, so Anhängsel zu sein, aber nicht auf dramatische Weise. Aber auch das wird ja nicht so richtig weitergeführt. Das wäre dann eher das Cliquenthema gewesen, aber bei Dir geht es ja eindeutig mehr um das Mutter-Tochter-Thema. Find ich aber ehrlich gesagt nicht so dramatisch, denn wir sind ja eben grad nicht in der Schule, wo man eine Aufgabe verfehlen könnte, sondern hier geht es im Grunde nur um die Aufgabe, schöne Jugendtexte zu verfassen und die ist hier ja erfüllt :D
Wobei, wo ich jetzt gerade weiterlese. So leise blitzt es ja doch noch auf, das Thema, wenn sie plötzlich scheinbar interessant wird und es geht dabei doch eigentlich nur um ihre Mutter. Schon bitter.

„Wessen Mutter?“, fragt Nina und ich glaube, wir halten beide die Luft an und hoffen, dass es nicht die eigene ist.
„Sophies.“
Ich höre Ninas „puh“, und wünschte, es wäre meins.
:lol: Sehr fein gemacht, Frau Fliege

Alle – Ninas Eltern, ihre drei Geschwister und wir beide - sitzen zusammen am Tisch und irgendwie ist es immer lustig.
einmal langen Gedankenstrich einsetzen

Bei uns Zuhause sehen die Mahlzeiten so aus. Wir bestellen per Telefon oder schieben was zum Aufwärmen in den Ofen, dann packen wir es auf Teller, die wir auf unseren Knien abstellen und gucken Fernsehen
Da würd ich nach "aus" nen Doppelpunkt setzen

Sie wird zu allen Treffpunkten zu spät kommen.
Wir hatten mal einen Klassenlehrer, der war so ähnlich wie die Mutter da. Voll der lockere Typ. Und der hat uns auch von seinem ersten Mal erzählt, bis wir uns vor Scham gewunden haben. Einmal sind wir auf Klassenfahrt gefahren, Plattbodenschiff im Ijselmeer, da hat er ungelogen 2 Mal den Zug verpasst, weil er sich am Bahnsteig verquatscht hatte. Der war auch immer so zwischen peinlich und gut, aber eigentlich für alle Beteiligten, nicht nur für die eigenen Kinder.

„Hab gehört“, sagt Eileen, „deine Mutter fährt mit uns auf Klassenfahrt“, während ihre Finger weiter SMS tippen.
So durch inquits zerhackte wörtliche Rede lässt mich immer etwas stolpern. Wenn das eingeschoben wird, wo es einen natürlichen Bruch in der Rede gibt, stört es mich nicht, aber wenn es wie hier so mittendrin steht schon etwas.

Ich werfe Nina einen genervt, gequälten Blick zu.
"genervt-gequält" oder "genervten, gequälten"

Sie versteht. Sie hört auf, weitere Anekdoten aus dem Leben meiner Mutter zu erzählen.
Würd ich mit "und" verbinden, um das doppelte "sie" zu vermeiden

Jetzt rege dich nicht so auf.
In wörtlicher Rede "reg'", sonst klingt mir das sehr komisch

Der nutzt die doch nur aus – Nina ist wirklich ein Schatz. Während ich auf der einen Seite erleichtert bin, steigen auf der anderen meine Bedenken. Immerhin sind wir in Berlin. Hier kann so ziemlich alles passieren.
:D Irgendwie süß, diese Denkweise

„Und da steht kein schauriger Dungeon-Spass drauf?“
"Spaß", wobei manche sprechen es ja auch wirklich als "Spass" aus

Und wie sehr man einen dieser Onkel vermissen kann, weil man ihn wirklich gern hatte, der uns ein Jahr und länger besuchte, bis er irgendwann nicht mehr kam.
Da funktioniert für mich die Syntax nicht, mit diesem Kausalsatz vor dem Relativsatz.

Vor allem die Mädchen, weil „das erste Mal“ meiner Mutter spannender ist als Holocaust und Bundestag.
voll gut! Und ein bisschen böse

lg,
fiz

 

Hey Berg,

und bitte verzeih die späte Antwort. Ich hab mich natürlich gefreut.

schon vor Wochen habe ich diesen Text gelesen und die Erinnerung an diese Lektüre ist ein ganzes Stück zusammengeschmolzen.

Ist aber spannend zu erfahren, was vom Text hängenbleibt, auch wenn sich das sicher über die nächsten Wochen noch mehr minimieren wird.

Was bleibt ist erstens dieses Bild des tollen Typen, den alle Mädels wollen, eben weil es so ist. ... Auch in deiner Tom-Geschichte ist das vorgekommen. Bemerkenswerterweise erfahren wir beim Lesen nichts über Finns Innenleben.

Vielleicht ist es die Verbindung zur Tom Geschichte, weshalb Du Dich überhaupt noch Finn erinnerst :).

Vielleicht handelt es sich da um den Mann als eine Art Markenartikel, als Accessoire, über das sich eine Frau definiert (?) So wie unsereiner sich über das Apple-Logo auf dem Laptop freut.

Ich glaub, in dem Alter meiner Prot. hat der Gedanke auf jeden Fall seine Berechtigung.

Zweitens die tolle Mutter. Ich stelle es mir ungeheuer anstrengend vor, so eine Frau zur Mutter zu haben, die immer locker ist und der nichts peinlich ist ...

Ich mir auch!

Das muss für ein heranwachsendes Mädchen ziemlich zum Kotzen sein. Sicher hätte Sophie lieber eine Mutter gehabt, die weiß wo es in dieser Welt lang geht und die ihr sagt, was sie gefälligst zu tun hat. Ohne so ein Korrektiv, gegen das man rebellieren kann, heranzuwachsen muss schauderhaft sein.

Weiß nicht, ob es schauderhaft ist. Gibt ja heute viele - meine Mutter ist meine beste Freundin - Beziehungen in den Familien. Und Sophie, die rebelliert ja (zwar noch ganz schwach, das prägt sich sicher noch aus mit zunehmenden Alter) gegen ihre Mutter. Oder die beiden nähern sich in den nächsten Jahren wieder an, weil sie mehrere "Dachgespräche" jetzt führen, dass weiß ich nicht, mit der Zukunft der beiden, hab ich mich ja nicht unbedingt beschäftigt. Ich weiß nur, ich wollte nie so werden wie meine Eltern. Ein Gedanke, den sicher viele hatten, egal wie ihre Eltern drauf waren.

Und dann sagen Sophies Klassenkameradinnen noch ständig, wie toll die Mutter sei und sie kommt mit auf die Klassenfahrt. So als Schilderung des Super-GAUs an Peinlichkeit im Leben einer Jugendlichen, die wohl grundsätzlich am liebsten ihre Ruhe haben will, ist das schon lesenswert.

Freut mich!

Die Erinnerung an Hendrik, der aus den beiden vielleicht eine richtige Familie gemacht hätte, gibt all dem Tiefe und so etwas wie einen doppelten Boden.

Da hätte man sicher gut ausbauen können auch noch. Ich glaub, das wäre ein lohnender Punkt, da mehr rein zu gehen. Aber es führt halt auch vom Cliquenthema weg, und da bin ich eh schon in der Grauzone.

Lieben Dank für Deine Rückmeldung. Hat mich sehr gefreut.


Hallo fiz,

also mit dem Anfang konnte ich mich schon mal voll identifizieren, dieses "auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner", wenn man eine Kochmama hat, wünscht man sich eine Schnellimbißmama und so. Ist fast wie mit den Pausenbroten, die ja auch meistens falsch sind, egal wie sie im Einzelnen ausfallen ;)

Ja, da gehts den meisten Eltern wie den Leuten. Man kann es nie allen recht machen, vor allem nicht den eigenen Kindern :).

Und dann kommen so ein paar Stellen, die ein bisschen bitter sind oder sein könnten, aber am Ende bleibt nur so ein warmes Gefühl zurück. Das nimmt mich jetzt nicht nachhaltig mit, aber es ist für den Moment schön zu lesen.

Für den Moment schön zu lesen - mehr will die Geschichte nicht. Kein großer Anspruch, ich weiß ...

Auch Finn ist für mich so ein Potential, das nicht ganz ausgeschöpft wird. Der bleibt etwas blass. Aber irgendwie find ich es dann auch wieder stimmig, weil man in dem Alter ja oft in relativ Unbekannte, in deren mystische Aura verliebt ist, ohne dass das wirklich viel mit dem Menschen dahinter zu tun hat.

Ja, gibt mehrere Stellen, wo man tiefer könnte. Mich würde eher die Hendrik Geschichte reizen auszubauen, mal sehen, irgendwann vielleicht. Aber Finn kann mit Sicherheit auch mehr, obwohl ich ihn ja gerade wegen seines nebulösen Wesens mag.

Also finde ich es dann doch wieder gut und ich hab ja eh nur Augen für Chucky ;)

:lol:

Und das Ende mochte ich. Das ist eindeutig happy, kannste sagen, was Du willst!

Weil Du ein postiver Mensch bist. Der Pessimist malt das ganz anders aus, kannste wissen.

Wobei, wo ich jetzt gerade weiterlese. So leise blitzt es ja doch noch auf, das Thema, wenn sie plötzlich scheinbar interessant wird und es geht dabei doch eigentlich nur um ihre Mutter. Schon bitter.

Fand ich auch.

Deine Textanmerkungen habe ich alle übernommen und für die als gut empfundenen gepickten Stellen bedanke ich mich freudig.

Lieben Gruß und großen Dank, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,

um es vorweg zu nehmen, mir gefällt die Geschichte außerordentlich gut und ich habe keinerlei Probleme, mit dem versöhnlichen Ende, was ich jetzt gar nicht mal so sehr als reines Happy-End empfunden habe, sondern mehr als eine kleine Ruhepause im Ringen der beiden Hauptpersonen mit einander, da scheint mir trotz dieses besinnlichen und harmonischen Moments auf dem Dach nach wie vor reichlich Konfliktstoff zwischen den beiden.

Ich fand übrigens diese eher softe Auflösung des Konflikts sehr angenehm, weil ich beim Lesen eine ganze Weile damit gerechnet habe, dass das Ganze in eine ganz andere Richtung abdriftet, nämlich dass sich Finn eventuell in die Mam verguckt, oder andersrum… na ja, Drama eben ;)… bin aber froh, dass es nicht so gekommen ist.

Sprachlich kann ich nur die Geschichte loben, das liest sich sehr stimmig und professionell, ich würde da nicht wagen, irgendwo großartig zu meckern, ganz einfach, weil es aus meiner Sicht nicht wirklich was zu meckern gibt. Also lass ich es halt ;)
Was mich besonders überzeugt hat – und auch die Empfehlung absolut rechtfertigt – ist die Art und Weise, wie du die Prot sprechen und denken lässt. Ich war direkt drin in der Gedanken- und Gefühlswelt des Mädchens, dafür ein großes Kompliment.

Kleinigkeiten zum Text:

Heute gibt es Schnitzel. Mit Blumenkohl und Kartoffeln, so richtig selbstgekocht alles. Wer will, bekommt auch ein Spiegelei auf sein Schnitzel.
Tja, da lobe ich dich die ganze Zeit und schon beim ersten Satz habe ich dann doch was zu Meckern. (Allerdings ist es Jammern auf hohem Niveau ;-))… Mich hat das zweimalige Schnitzel beim ersten lesen kurz rausgebracht, ich habe nichts gegen Wiederholungen, aber hier finde ich sie unschön.
Mein Vorschlag:
Wer will bekommt auch ein Spiegelei auf die Panade.
Damit wäre das Schnitzel weg und die Panade unterstreicht nochmal mehr die Mütterlichkeit der anderen Mama. Ich jedenfalls kenne kaum was mütterliches als richtig dick Panade ;-)
Aber du siehst, wenn ich auf dem Level weiter meckere, dann haste nichts zu befürchten ;-)…

„Ich habe es gefunden!“
„Was?“, fragte ich.
„Unser Sofa!“
„Wo?“
„Die Müllers tragen es gerade aus dem Haus.“
„Unser Sofa?“
„Naja, noch ist es ihres.“
Die Stelle wurde schon oft genug gelobt, aber sie hat es verdient, weil sie a) schön ist und b) es dir hier gelingt mit sieben kurzen Sätzen die Mutter perfekt zu beschreiben. Viel mehr bräuchte ich als Leser eigentlich kaum noch. Hut ab dafür…

Ich löffle meinen Pudding und schweige. Überlege, ob man das wirklich nicht vergleichen kann. Und ich denke darüber nach, was Ninas Mutter von uns erwartet. Was sollen wir denn in diesem Kaff machen? Die Eisbären retten? Den Weltfrieden? Die Nachmittagskindervorstellung im Kino besuchen?
Ich mag diese Stelle, weil sie die andere Mutter auch aus Sicht der Prot nicht unkritisch stehen lässt. Allerdings könnte hier durchaus noch ein Vergleich mit der eigenen Mutter eingebaut werden. Sozusagen ein kleines Gedankenkämpfchen Spießigkeit vs. Unberechenbare Flippigkeit.


Abends, in der Jugendherberge, erwische ich Finn und Eileen knutschend auf dem Damenklo, während die anderen im Gemeinschaftsraum rumhängen. Ich wollte nur pinkeln gehen, mache die Tür auf, das Licht an und da stehen die beiden am Fenster und kleben mit ihren Zungen zusammen. Ich nuschel ein „Tschuldigung“, lösche das Licht wieder und gehe eine Etage höher aufs Klo. Zum Pinkeln und Heulen. Wieso tut Finn das? Warum ignoriert er Eileen nicht mehr, wie er es immer getan hat? Ich will mit Nina reden, aber das geht nicht. Sie weiß ja nichts von Finn. Deshalb bleib ich auf dem Klo sitzen, bis ich aufhöre zu heulen, bis meine Fingernägel abgekaut sind, bis Nina kommt, die mich gesucht hat, weil meine Mutter die spanische Gruppe im Partykeller überredet hat, dass wir zusammen Party machen.
Die Stelle mag ich total, weil man das alles auch mächtig lang hätte auswalzen können, hier aber im Prinzip ganze Kapitel auf ein Minimum zusammengefasst worden sind – und gerade deshalb für mich 1a funktionieren.
Ist schon spät, kann es gerade nicht so ausdrücken nach neun Stunden schuften in der neuen Wohnung, aber ich hoffe einfach mal, du erkennst, was ich hier lobend ausdrucken will…

Von dem Stress heute morgen und meiner Angst…
Ich glaube, dass es hier heute Morgen heißen müsste…
Meine Mutter tanzt zu wirklich jedem scheiß Song.
Der Satz würde (zumindest für mich) besser klingen, wenn du eine minimale Tauschaktion vornimmst „Meine Mutter tanzt wirklich zu jedem scheiß Song“
Außerdem hätte ich wahrscheinlich Scheißsong als ein Wort geschrieben.

„Finn und Eileen haben geknutscht?“, fragt Nina.
„Ja.“
„Der will doch gar nichts von ihr.“
Ich zucke mit den Schultern.
„Der nutzt die doch nur aus.“
Finn und Eileen sind nicht mehr auf dem Klo.
Der nutzt die doch nur aus – Nina ist wirklich ein Schatz. Während ich auf der einen Seite erleichtert bin, steigen auf der anderen meine Bedenken. Immerhin sind wir in Berlin. Hier kann so ziemlich alles passieren.
„Was glaubst du, wo die sind?“, frage ich.
„Vielleicht versuchen sie ja nur irgendwo Kippen zu kaufen.“
Kurz und knapp: Schöner Dialog!!!


Ich kann nicht einschlafen, weil Celina jammert und Eileen rosa Wolken in den Himmel quatscht. Sie war mit Finn auf dem Dach und hat in das Lichtermeer geschaut. Irre romantisch sei es gewesen. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und singe alle möglichen Lieder, die mir einfallen, um es nicht hören zu müssen, und irgendwann schlafe ich ein.
Auch so eine Stelle, die ich einfach mag.

Beim Frühstück herrscht trübe Stimmung. Meine Mutter ist noch nicht da und wir sind alle fast fertig. Herr Krüger ist sauer wegen gestern Abend und er macht daraus auch kein Geheimnis. „Falls noch irgendwer der Meinung ist, sich nicht an die Regeln halten zu müssen, ist Ende mit Klassenfahrt. Dann ist Sachen packen.“
:D… Ja, so reden die! Meine zumindest haben so geredet...

Mir hätte ihr Fazit wirklich gereicht. Dass es ihr weh tat.
Wehtun zusammen, also wehtat…

„Du bist echt ganz anders, als ich immer dachte“, sagt Celina und legt ihren Arm um meine Taille. Vielleicht ist es auch gar kein Arm, sondern eine Würgeschlange oder so. Etwas, was man nicht um seine Taille gewickelt wissen will.
Fein, gefällt!
Schöner Vergleich, der durch den Schlusssatz noch gewinnt.

Nach dem Abendbrot macht Finn mit Eileen Schluss. Einfach so, ohne Begründung. Sie liegt in ihrem Bett und weint und wir versuchen sie zu trösten. Das heißt, Celina und Nina versuchen sie zu trösten, mich freut es ja eigentlich. Jetzt kann ich wieder von Finn träumen, ohne dass Eileen uns stört.
Die beiden können Eileen die Frage nach dem „Warum?“ auch nicht beantworten, nur gute Ratschläge geben. Dass er es nicht wert ist. Dass er nicht ihr wahres Wesen erkannt hat. Dass er ein Holzklotz ist.
Aber Finn ist es wert. Finn ist alles wert. Er ist der Einzige, der nicht an meiner Mutter klebt, dem sie egal ist.
Für mich die stärkste Finn-Szene, weil hier die Gefühle der Prot schön greifbar sind. Finn bleibt sonst eher etwas blass, und ich habe mich gefragt, ob mich das stört, kann aber guten gewissens nach der dritten Lektüre sagen: Nö, tut es nicht!!!

Er kommt hoch und sie verschwindet.
"Hey", sage ich.
"Hey", sagt er.
Und dann schweigen wir, wie wir uns immer anschweigen.
Ich weiß nicht, ob du da noch was geändert hast, aber wie schon im Bezug auf die Mutter-Begegnung davor geschrieben, ich finde das nicht zu happy-end-mäßig, das ist noch alles im Fluss und da kann noch eine ganze Menge passieren. Ich würde hier weiterlesen…

Sehr gern gelesen, gehört zu meinen zwei Lieblingsgeschichten in der Challenge und hat damit eine 50prozentige Chancen auf meine Stimme. ;)
LG svg

 

Lieber svg,

das nenne ich mal einen schönen Schlusskommentar zur Challenge. Das war ja richtig noch mal Zucker aufs Haupt. Ich klebe total, und es fühlt sich gut an :).

um es vorweg zu nehmen, mir gefällt die Geschichte außerordentlich gut und ich habe keinerlei Probleme, mit dem versöhnlichen Ende,

fing ja schon schön an und es hörte gar nicht auf ...

was ich jetzt gar nicht mal so sehr als reines Happy-End empfunden habe, sondern mehr als eine kleine Ruhepause im Ringen der beiden Hauptpersonen mit einander, da scheint mir trotz dieses besinnlichen und harmonischen Moments auf dem Dach nach wie vor reichlich Konfliktstoff zwischen den beiden.

Das ist meine Meinung auch. Aber jeder darf seine eigene haben.

Ich fand übrigens diese eher softe Auflösung des Konflikts sehr angenehm, weil ich beim Lesen eine ganze Weile damit gerechnet habe, dass das Ganze in eine ganz andere Richtung abdriftet, nämlich dass sich Finn eventuell in die Mam verguckt, oder andersrum… na ja, Drama eben ;)

Darauf wartet ja jeder irgendwie. Ich ja auch, wenn ich hier Geschichten lese. Und da dachte ich mir, ach, mach mal ohne, damit rechnet keiner. Muss ich nicht immer haben, Drama ist schon auch toll. Aber so zur Abwechselung, ich freue mich, wenn es als so ein Wohlfühldings beim Leser funktioniert.

Sprachlich kann ich nur die Geschichte loben, ...

Habe ja auch echt lange geübt hier bei KG.de. Das Lob teile ich mit all meinen Kritikern der letzten Jahre. Das muss mal gesagt werden!

Was mich besonders überzeugt hat – und auch die Empfehlung absolut rechtfertigt – ist die Art und Weise, wie du die Prot sprechen und denken lässt. Ich war direkt drin in der Gedanken- und Gefühlswelt des Mädchens, dafür ein großes Kompliment.

Das fand ich so schön zu lesen ... ach.

Kleinigkeiten zum Text:

Ich frag mich ja echt, wann die Fehlerlisten hier mal aufhören. Das nimmt ja gar kein Ende. Also, sprachlich geht wohl doch noch mehr. Duden pauken!
Deine Vorschläge habe ich eingearbeitet, wenn auch nicht 1:1. Aber deine Textarbeit war nicht umsonst.

Die Stelle mag ich total, weil man das alles auch mächtig lang hätte auswalzen können, hier aber im Prinzip ganze Kapitel auf ein Minimum zusammengefasst worden sind – und gerade deshalb für mich 1a funktionieren.

Schön es auch mal so zu hören. Ich denke ja auch, dass man alles erfährt, was es braucht, aber klar, hier könnte ich mehr, sofern ich es wollte und ich hab schon 'ne Ader für Minimalismus, so ganz allgemein und viele Dinge betreffend.
Ist schon spät, kann es gerade nicht so ausdrücken nach neun Stunden schuften in der neuen Wohnung, aber ich hoffe einfach mal, du erkennst, was ich hier lobend ausdrucken will…

ich will gar nicht wissen, wie lobend Du Dich nach 10 Stunden schufften ausdrückst :D. Hoffe es geht voran bei dir und wünsche Dir ruhige Nächte im neuen Heim ;).

Finn bleibt sonst eher etwas blass, und ich habe mich gefragt, ob mich das stört, kann aber guten gewissens nach der dritten Lektüre sagen: Nö, tut es nicht!!!

D a n k e !

Sehr gern gelesen, gehört zu meinen zwei Lieblingsgeschichten in der Challenge und hat damit eine 50prozentige Chancen auf meine Stimme.

Ich finde, deine Stimme ist ganz gut angelegt. Ist so sau schwer. Ich hadere noch. Ich will mich nicht entscheiden müssen ... Meno! Und ich bin noch nicht mal bei 50/50. Ich bin bei 33/33/33. Das macht doch keinen Spaß.

Lieben, großen Dank fürs Stellenpicken und all das Gut und Schön!
Ich wünsche Dir gaaanz viel Papaglück und Familienzeit!

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

Du beschreibst in dieser Geschichte die Schwierigkeiten eines Mädchens, sich vertrauensvoll auf ihre Mutter einzulassen, weil diese selbst ein bisschen die Orientierung verloren hat. Die Verhaltensweisen der Mutter sind ja recht unorthodox, und man kann sich vorstellen, wie Sophie sich angesichts der manchmal chaotischen Situation fühlt.

Was Sophie nicht richtig schätzen kann, ist die Offenheit, mit der die Mutter an die Dinge herangeht. Denn die Kehrseite dieser Offenheit ist ein Mangel an Stabilität.

An Deiner Geschichte sieht man schön, wie schwer es für "beide Seiten" ist, für die Eltern und auch die Kinder. Im Grunde stellt Elternschaft die gleiche Anforderung wie jede andere schwierige Lebensaufgabe, nämlich, dass man mit sich selbst in Reine kommen muss, bevor man die Herausforderungen des Lebens meistern kann.

Plot – Mutter und Tochter finden zueinander, das ist für mich der Plot. Die Klassenfahrt bietet diese Chance und – Zufall oder nicht – die beiden nutzen sie durch ihr Gespräch auf dem Dach. Für mich klingt das plausibel und es wäre vielen Familien zu wünschen, dass sie eine solche Erfahrung machen.

Stilistik – Die von Dir gewählte Sprache passt zum Genre Jugendgeschichte. Da Du die Ich-Form gewählt hast, ist es natürlich, die Erzählerstimme in einer (aufbereiteten) Alltagssprache sprechen zu lassen. Ich habe mir jetzt mehrere Jugendgeschichten angesehen und sehe, dass das häufig so gemacht wird. Wahrscheinlich ist es beim Ich-Format auch unverzichtbar. Ein Fan bin ich davon trotzdem nicht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Ich-Erzähler, der von seiner Vita her kein Autor ist, nicht über die Wortmächtigkeit verfügen kann, wie jemand, der das trainiert (ein Schriftsteller). Aus diesem Grunde hört sich die verwendete Sprache immer ein bisschen nach Alltagsgeplapper an, und mir gefällt das nicht.

Das soll nicht heißen, Du könntest nicht gut schreiben. Aber das von Dir gewählte Format lässt eine wirklich schöne Sprache nicht zu. Beispiele:

"Ich steh auch auf Finn, aber das sage ich niemandem, noch nicht mal Nina."

"Ich kann nicht einschlafen, weil Celina jammert und Eileen rosa Wolken in den Himmel quatscht."

"Als wir auf dem Dach stehen, ist der Ausblick atemberaubend schön."

Klar, das passt zu Deiner Erzählerin. Aber eine schöne, kraftvolle Sprache ist das nicht.

Fazit: Mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Der Konflikt zwischen Sophie und ihrer Mutter wurde deutlich und hat auch eine zumindest vorläufige Lösung gefunden. Das alles finde ich gut gemacht. Die gewählte Sprache passt zur Erzählerin und deshalb ist es eben auch eine begrenzte, kindliche Sprache. Wen das nicht stört, wird Deine Geschichte genießen. Ich bevorzuge - auch im Ich-Format - einen neutraleren Stil, der sich nicht so eindeutig einem bestimmten Charakter zuordnen lässt.

Vielen Dank für Deine Geschichte, Fliege.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

und vielen Dank für Deinen Kommentar. Freut mich, dass Dir die Geschichte zu einigen Teilen gefallen konnte. Und mich freut auch, wie Du die Geschichte gelesen und empfunden hast.

Stilistik – Die von Dir gewählte Sprache passt zum Genre Jugendgeschichte. Da Du die Ich-Form gewählt hast, ist es natürlich, die Erzählerstimme in einer (aufbereiteten) Alltagssprache sprechen zu lassen. Ich habe mir jetzt mehrere Jugendgeschichten angesehen und sehe, dass das häufig so gemacht wird. Wahrscheinlich ist es beim Ich-Format auch unverzichtbar. Ein Fan bin ich davon trotzdem nicht.

Das kann ich zwar nachvollziehen, sehe es aber anders. Ich denke, dass der Ich-Erzähler unbedingt so sprechen sollte, wie es die Natur von ihm verlangt. Jetzt sprechen Jugendliche selten in stilvollendeten Sätzen und es wäre albern und künstlich, sie anders sprechen zu lassen. Sie verleihen dem Text Authentizität, und das halte ich für sehr wichtig. In anderen Texten braucht man anders sprechende Erzähler, je nach Figur halt. Ich denke, die Sprache sollte als erstes der Figur entsprechen, es sprechen halt Menschen verschieden und Glaubhaftigkeit geht für mich vor Schönheit. Wenn ich zum Beispiel einen Maurer habe, wird der auch nicht reden wie ein Linguistikprofessor (also die meisten nicht). Ich denke, dass die Sprache der Figuren sehr viel zur Charakteristik beiträgt und darauf zu verzichten, weil Hauptsache schön, wäre ein großer Verlust.
Aber man kann das sicher auch anders sehen und empfinden, keine Frage, die persönlichen Vorlieben gehen da auseinander und das ist ja auch gut so. Für mich kann ich nur sagen, selbst wenn ich einen personalen Erzähler gewählt hätte, hätte ich ihm wahrscheinlich einen lockeren Ton in den Mund gelegt. Sprich, ob Ich oder Er, das hätte für mich im gewählten Stil keinen Unterschied gemacht.

"Ich kann nicht einschlafen, weil Celina jammert und Eileen rosa Wolken in den Himmel quatscht."

Hehe. Den Satz finde ich zum Beispiel total schön :).

Ich bevorzuge - auch im Ich-Format - einen neutraleren Stil, der sich nicht so eindeutig einem bestimmten Charakter zuordnen lässt.

Ja, okay. Aber die Kehrseite ist halt, dass man damit ganz viel verschenkt, was zur Charakteristik beiträgt. Ich such nach einem Ton für den Stoff den ich habe, für die Leser, die ich erreichen will, für meine Protagonisten. Und klar, Du bist keine 12 :).

Beste Grüße und nochmals vielen Dank, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ich habe deine Geschichte gestern beim Herumstöbern entdeckt und mich daran festgelesen. Ich muss sagen, dass sie mir wirklich gefallen hat.

Ich habe heute in einige Kritiken hineingelesen - klar, es ist jetzt nicht der superneue Konflikt und auch das Ende ist jetzt nicht völlig unerwartet. Aber ich denke auch nicht, dass es das ist, was du hier erreichen wolltest.

Aber ich konnte mich in dieser Geschichte durchaus wiederfinden. Meine Mum ist zwar nicht annähernd so chaotisch wie die Mum in dieser KG, aber ich kenne zumindest das peinliche Gefühl, seiner Mutter auf einer Party zu begegnen (immer im Fasching). ;) Meine Freundinnen fanden das immer total cool, aber ich hab´s total gehasst, wenn sie da war. Ich konnte nie heimlich in die Bar gehen und was trinken und wenn ich mal mit irgendeinem Typen geredet habe, hat sie´s garantiert gesehen und mich am nächsten Tag ausgequetscht.
Und ich fand´s einfach unnormal, weil die Eltern meiner Freundinnen nicht anwesend waren.
Klar, rückblickend ist das eine Kleinigkeit und ich finde es jetzt auch cool, dass meine Mum noch so jung ist und ich überhaupt solche Sachen mit ihr erleben konnte. Sie hat z. B. ihren 40. Geburtstag in ner Disco reingefeiert und da war ich auch mit ein paar Freundinnen dabei. Wir waren schon 18. Jahre alt zu diesem Zeitpunkt.
Aber so mit 16, 17 Jahren - da fand ich das einfach nur ätzend und ich wollte einfach, dass meine Mum so ist wie alle anderen Mütter.
Die Sache mit dem Ex der Mutter gibt der Geschichte eine zusätzliche Tiefe, die so ein bisschen von diesen kleinen Sorgen wegführt. Hier hätte ich mir auch gewünscht, dass ich mir darüber erfahre. Allerdings ohne, dass die Geschichte an Leichtigkeit einbüßt.

Ansonsten fand ich´s auch schön geschildert - diese Verliebtheit, ihre Träume, mit ihm den Stöpsel des MP3-Players zu teilen etc. - da wurden Erinnerungen wach. :) Überhaupt hast du dieses ganze Klassenfahrtflair toll eingefangen. Ach, was waren das noch für Zeiten - ständig war irgendwer in irgendwen verliebt, der wiederum in jemanden ganz anderen verliebt war und dann gab´s andauernd diese Minidramen. Ich fand die damals durchaus schlimm, aber jetzt denke ich mir, dass wir das wohl alle auch irgendwie genossen haben. Da war halt ständig was los.

Ich für meinen Teil kann also nur sagen, dass ich deine Geschichte sehr gerne mochte und das sie wie eine kleine Zeitreise gewirkt hat.

Viele Grüße
Bella

 

Hallo Bella,

und vielen, lieben Dank für Deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

ich habe deine Geschichte gestern beim Herumstöbern entdeckt und mich daran festgelesen. Ich muss sagen, dass sie mir wirklich gefallen hat.

Weil, das hört man doch gern :).

Ich habe heute in einige Kritiken hineingelesen - klar, es ist jetzt nicht der superneue Konflikt und auch das Ende ist jetzt nicht völlig unerwartet. Aber ich denke auch nicht, dass es das ist, was du hier erreichen wolltest.

Bestimmt nicht.

Meine Freundinnen fanden das immer total cool, aber ich hab´s total gehasst, wenn sie da war. Ich konnte nie heimlich in die Bar gehen und was trinken und wenn ich mal mit irgendeinem Typen geredet habe, hat sie´s garantiert gesehen und mich am nächsten Tag ausgequetscht.

Oh je, Du Ärmste. Ja, ich glaub Du gehörst zu den Leuten, die sich darin ein bisschen wiederfinden können :). Eindeutig!

Die Sache mit dem Ex der Mutter gibt der Geschichte eine zusätzliche Tiefe, die so ein bisschen von diesen kleinen Sorgen wegführt. Hier hätte ich mir auch gewünscht, dass ich mir darüber erfahre. Allerdings ohne, dass die Geschichte an Leichtigkeit einbüßt.

Ja, da ginge schon noch einiges. Aber ehrlich gesagt, habe ich mit der Geschichte ziemlich abgeschlossen. Ich seh zwar das Potential, aber meine Lust nicht.

Ansonsten fand ich´s auch schön geschildert - diese Verliebtheit, ihre Träume, mit ihm den Stöpsel des MP3-Players zu teilen etc. - da wurden Erinnerungen wach. :)

Du auch? Ich auch.

Ach, was waren das noch für Zeiten - ständig war irgendwer in irgendwen verliebt, der wiederum in jemanden ganz anderen verliebt war und dann gab´s andauernd diese Minidramen. Ich fand die damals durchaus schlimm, aber jetzt denke ich mir, dass wir das wohl alle auch irgendwie genossen haben. Da war halt ständig was los.

All die Dramen die es so gab. Wahrscheinlich hätten wir uns ohne sie ziemlich gelangweilt. Aber auch gut, dass man da rauswächst. Ich will echt nicht nochmal 16 sein.

Ich für meinen Teil kann also nur sagen, dass ich deine Geschichte sehr gerne mochte und das sie wie eine kleine Zeitreise gewirkt hat.

Das ist schön. Mit einem solchen Kommentar kann die Geschichte jetzt friedlich vor sich hin schlafen und von Finns träumen :).

Liebe Grüße, Fliege

 

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