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Thema des Monats Mam!

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24.01.2009
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Mam!

Heute gibt es Schnitzel. Mit Blumenkohl und Kartoffeln, so richtig selbstgekocht alles. Wer will, bekommt auch ein Spiegelei dazu.
Ich esse gern bei meiner besten Freundin Nina. Alle - Ninas Eltern, ihre drei Geschwister und wir beide - sitzen zusammen am Tisch und irgendwie ist es immer lustig.

Nina hasst es, mit ihrer Familie zu essen. Sie isst lieber bei mir und meiner Mam. Wir haben keinen Esstisch, weil meine Mutter unbedingt ein Sofa in der Küche haben wollte. Ein Kariertes. Wir sind damals ewig durch Möbelhäuser gelaufen, haben stundenlang im Internet gesucht, aber keines gefiel ihr. Entweder war das Sofa unbequem oder mit den Karos stimmte etwas nicht. Sie waren zu klein, zu groß, zu hell, zu dunkel. Als die Familie über uns auszog, kam Mam in mein Zimmer gestürzt: „Ich habe es gefunden!“
„Was?“, fragte ich.
„Unser Sofa!“
„Wo?“
„Die Müllers tragen es gerade aus dem Haus.“
„Unser Sofa?“
„Naja, noch ist es ihres.“
„Noch?“ Ich verstand kein Wort.
„Warte, bin gleich zurück.“
Damit verschwand meine Mutter wieder. Aus dem Fenster beobachtete ich, wie sie zu dem LKW lief, in den die Müllers ihre Möbel und Kisten stapelten. Sie redete auf die Müllers ein. Ich sah nur, wie die mit den Köpfen schüttelte oder hilflos mit den Schultern zuckten, aber meine Mutter tat, als würde sie das gar nicht mitbekommen und eine halbe Stunde später schleppten zwei Männer das Sofa wieder die Treppen hinauf und in unsere Küche. Mam schrieb einen Scheck aus und thronte den Rest des Tages auf ihrer Errungenschaft.
Das Sofa hatte Flecken, an den Lehnen war der Stoff dünn, überhaupt sah es aus, als hätten wir es im Sperrmüll gefunden, aber meine Mutter sagte immer nur: „Es ist perfekt.“
„Aber guck doch, all der Dreck und so.“
„Wir legen eine Decke drüber, dann sieht man es nicht mehr.“
„Eine Decke? Eine Decke hätten wir auch über jedes andere Sofa legen können. Wieso dann die perfekten Karos?“
„Es geht nicht darum, dass man sie sieht. Es geht darum, dass man weiß, sie sind da.“
„Verstehe“, stammelte ich, verstand aber gar nichts. Nur, dass jetzt endlich die Zeiten der Möbelhäuser-Endlosschleifen vorbei waren und darüber konnte auch ich mich freuen.
Nina fand sowohl das Sofa in der Küche toll, als auch die Geschichte, wie wir dazu kamen. Meine beste Freundin findet überhaupt alles an meiner Mutter toll. Nur einmal, nachdem meine Mutter mir gebeichtet hatte, ich könne im Sommer nicht mit Nina nach England fahren, weil sie das Geld für das Sofa gebraucht hatte, da war auch Nina auf sie sauer.
Bei uns Zuhause sehen die Mahlzeiten so aus: Wir bestellen per Telefon oder schieben was zum Aufwärmen in den Ofen, dann packen wir es auf Teller, die wir auf unseren Knien abstellen und gucken Fernsehen.

„Und was macht ihr beide heute noch?“, fragt Ninas Mutter, als sie den Nachtisch verteilt, Pudding mit frischen Heidelbeeren und Schokostreuseln.
„Wissen wir noch nicht. Treffen uns erst mal mit den anderen“, antwortet Nina.
„Und dann? Was unternehmt ihr?“
Nina rollt mit den Augen. „Keine Ahnung. Vielleicht sitzen wir nur rum und reden.“
Ihre Mutter schüttelt den Kopf. „Immer nur so rumhängen. Das ist doch langweilig.“
„Ist es nicht“, sagt Nina. „Und wenn deine Freundin hier ist, sitzt ihr beide auch nur im Wohnzimmer rum und redet.“
„Das ist was anderes. Das kannst du nicht vergleichen.“
Ich löffle meinen Pudding und schweige. Überlege, ob man das wirklich nicht vergleichen kann. Und ich denke darüber nach, was Ninas Mutter von uns erwartet. Was sollen wir denn in diesem Kaff machen? Die Eisbären retten? Den Weltfrieden? Die Nachmittagskindervorstellung im Kino besuchen?

Eileen und Finn sind schon auf dem Sportplatz, als wir kommen. Finn wirft ein paar Körbe im Käfig und Eileen hat mit ihrem Handy zu tun. Jeder weiß, dass Eileen auf Finn steht, aber Finn ignoriert sie, wenn es irgendwie geht. Ich steh auch auf Finn, aber das sage ich niemandem, noch nicht mal Nina. Wenn das rauskommt, würde er mich auch ignorieren. Noch mehr ignorieren, als er es eh schon tut. Ich bin mehr so die Außenseiterin hier. Mich stört das nicht. Sie lassen mich in Ruhe. Ich rede nicht viel mit ihnen und sie nicht mit mir. Ich bin hier, weil Nina hier ist und Nina ist meine beste Freundin seit dem Kindergarten.
„Hey Eileen“, sagt Nina und setzt sich neben sie auf die Tribüne. „Hey Finn“, ruft sie zum Käfig rüber.
Ich sage nur „Hey“, und setze mich neben Nina.
„Hab gehört deine Mutter fährt mit uns auf Klassenfahrt“, sagt Eileen, während ihre Finger weiter SMS tippen.
„Wessen Mutter?“, fragt Nina und ich glaube, wir halten beide die Luft an und hoffen, dass es nicht die eigene ist.
„Sophies.“
Ich höre Ninas „puh“, und wünschte, es wäre meins.
„Woher weißt du das?“, stammle ich.
„Wurde auf dem Elternabend so besprochen.“
„Hat meine Mutter uns gar nicht erzählt“, plappert Nina fröhlich, während ich auf den Gedanken einprügle, dass ausgerechnet meine Mutter – wieso tut sie das?
„Sophies Mutter ist toll. Ich finde das gut“, sagt Nina.
„Ach, ist sie das?“, fragt Eileen und schaut zum ersten Mal von ihrem Handy auf, mich direkt an. Ich zucke mit den Schultern und mir wird heiß unter Eileens abschätzendem Blick.
„Ja, wirklich“, übernimmt Nina für mich. „Wirste sehen.“
„Na dann.“ Eileen lässt mich wieder frei und tippt weiter.
„Scheiße“, formen meine Lippen stumm. Ich kann es genau vor mir sehen, wie meine Mutter im Zimmer zwischen uns sitzt und alles über ihr erstes Mal erzählt, weil sie glaubt, es interessiert Mädchen in unserem Alter. Und wenn sie damit durch ist, wird sie in Einzelheiten über Frauenärzte und Kindergeburt berichten. Sie wird sich wie die beste Freundin von jedermann aufführen. Sie wird sich ständig in den Mittelpunkt rücken. Sie wird zu allen Treffpunkten zu spät kommen. Sie wird ... Sie soll bitte, bitte krank werden.
Die anderen trudeln nach und nach ein und auch Finn wirft keine Körbe mehr. Er steht jetzt so nah bei mir, dass ich nur meinen Arm ausstrecken müsste, um ihn zu berühren. Das Thema ist jetzt meine Mutter. Natürlich. Wir sind noch nicht einmal losgefahren und sie steht bereits im Mittelpunkt.
„Echt? Deine Mutter erlaubt dir so ziemlich alles?“
„Wirklich? Ihr habt in einer WG gewohnt, bis du zehn warst?“
„Sie hat was? Herzchen und Blümchen mit Nagellack auf die Karre von 'nem Typen gepinselt, weil der mit ihrer Freundin gepimpert hat?“
Bla, bla. Ich werfe Nina einen genervt-gequälten Blick zu. Sie versteht und hört auf, weitere Anekdoten aus dem Leben meiner Mutter zu erzählen.
„Jemand Lust auf Eis?“, frage ich und stehe auf.
„Ich“, sagt Nina, Finn auch, weshalb Eileen mitkommt, und ihretwegen Celina, dann auch Marek und der Rest. Zwanzig Minuten später haben wir alle ein Eis gegessen und fragen uns, was wir jetzt machen.
„Können ja noch ein paar Körbe werfen“, schlägt Finn vor. „Richtiges Spiel wäre nicht schlecht“, sagt Celina.
„Okay, in einer halben Stunde. Muss mich umziehen. Die Schuhe sind Scheiße“, sagt Marek.
Ich habe keine Lust auf Basketball. Ich will nach Hause, in mein Zimmer, auf mein Bett. Ich will mir vorstellen, wie Finn und ich bei der Klassenfahrt zusammensitzen und uns die Ohrstöpsel seines MP3-Players teilen. Wie er seinen Arm dabei um mich legt. Wie wir Hand in Hand durch Berlin laufen. Wie es ist, ihn zu küssen.

*

Ich wusste es! Natürlich kommen meine Mutter und ich zu spät zum Bahnhof. Nicht für den Zug, aber wir sind die letzten, und meine Klasse steht nicht mehr vor dem Fahrkartenschalter, sondern bereits auf dem Bahnsteig.
„Jetzt reg dich nicht so auf. Ist doch alles gut gegangen“, versucht meine Mutter mich milde zu stimmen. „Ich geh uns noch schnell einen Kaffee holen.“
„Du kannst jetzt nicht weglaufen. Der Zug kommt gleich.“
„Wann?“
„In vier Minuten.“
„Oh.“ Tatsächlich scheint meine Mutter nachzudenken. Dann wuschelt sie mir durchs Haar und sagt: „ Ach Schnecke, manchmal frage ich mich, wer von uns beiden Mutter und wer Tochter ist.“
„Mam?“
„Ja?“
„Könntest du mich auf der Fahrt bitte nicht Schnecke nennen.“
Sie lacht. „Natürlich Schnecke.“
„Mam!“
„Schon gut.“
Im Zug ist meine Mutter ständig unterwegs. Zum Speisewagen, um Kaffee zu kaufen. Von Sechserabteil zu Sechserabteil, um jeden nach seinem Namen zu fragen, den sie doch gleich wieder vergisst, um allen ihren Vornamen zu nennen und das „du“ anzubieten, um alle davon zu überzeugen, dass es toll wird. Dann wieder zum Speisewagen, zur Toilette, durch die Abteile und als wir aussteigen, ist ihre Jacke nicht mehr da; liegen gelassen, geklaut, was auch immer, jedenfalls weg und somit auch ihr Handy. Sie borgt sich meins, um ihres sperren zu lassen und steckt es anschließend in ihre Handtasche.
„Es ist mein Handy!“
„Natürlich ist es dein Handy.“
„Dann gib es mir wieder.“
„Ich muss nachher nur noch kurz ein paar Anrufe machen.“
„Da kannst du es dir ja von mir borgen.“
„Jetzt mach hier keinen Aufstand. Du kriegst es ja wieder.“
„Mam!“

Abends, in der Jugendherberge, erwische ich Finn und Eileen knutschend auf dem Damenklo, während die anderen im Gemeinschaftsraum rumhängen. Ich wollte nur pinkeln gehen, mache die Tür auf, das Licht an und da stehen die beiden am Fenster und kleben mit ihren Zungen zusammen. Ich nuschel ein „Tschuldigung“, lösche das Licht wieder und gehe eine Etage höher aufs Klo. Zum Pinkeln und Heulen. Wieso tut Finn das? Warum ignoriert er Eileen nicht mehr, wie er es immer getan hat? Ich will mit Nina reden, aber das geht nicht. Sie weiß ja nichts von Finn. Deshalb bleib ich auf dem Klo sitzen, bis ich aufhöre zu heulen, bis meine Fingernägel abgekaut sind, bis Nina kommt, die mich gesucht hat, weil meine Mutter die spanische Gruppe im Partykeller überredet hat, dass wir zusammen Party machen.
Nina frisiert mir die Haare und fragt ständig, was mit mir los ist. Ich erzähle von meinem Handy, das bei meiner Mutter ist. Von dem Stress heute Morgen und meiner Angst, wir würden den Zug verpassen. Von Eileen und Finn sage ich nichts. Sie nimmt mich in den Arm, drückt mich, sagt, ich nehme alles immer viel zu ernst und ich könne ihr blaues Oberteil für die Party haben, wenn ich möchte.

Meine Mutter tanzt wirklich zu jedem Scheißsong. Die, die nicht mit ihr tanzen, sitzen am Rand und gucken zu. Ab und an verdrücken sich die Raucher kurz hinter die Büsche im Hinterhof. Erst wird getuschelt, wo wohl Finn und Eileen sind. Einige laufen durch die Zimmer und suchen sie, rufen an, aber keiner von den beiden geht an sein Handy, bis Herr Krüger die Frage laut stellt und alle mit den Schultern zucken. Fünf von uns gehen mit ihm die beiden suchen, ich und Nina sind dabei. Meine Mutter bleibt mit dem Rest auf der Party.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden noch auf dem Damenklo sind. Auf dem Weg dorthin erzähle ich Nina, wie ich sie knutschend überrascht habe.
„Finn und Eileen haben geknutscht?“, fragt Nina.
„Ja.“
„Der will doch gar nichts von ihr.“
Ich zucke mit den Schultern.
„Der nutzt die doch nur aus.“
Finn und Eileen sind nicht mehr auf dem Klo.
Der nutzt die doch nur aus – Nina ist wirklich ein Schatz. Während ich auf der einen Seite erleichtert bin, steigen auf der anderen meine Bedenken. Immerhin sind wir in Berlin. Hier kann so ziemlich alles passieren.
„Was glaubst du, wo die sind?“, frage ich.
„Vielleicht versuchen sie ja nur irgendwo Kippen zu kaufen.“
Unsere Gruppe zieht los und wir suchen sie in Kneipen, auf Spielplätzen, auf der Straße. Herr Krüger überredet einen Türsteher, ihn kostenlos in den Klub zu lassen, um nach den beiden zu suchen, kopfschüttelnd kommt er nach einer ganzen Weile wieder raus.
Wir machen uns Sorgen und erstellen die furchtbarsten Szenarien, was den beiden zugestoßen sein könnte, bis uns Herr Krüger verbietet, einen solchen Unsinn zu reden, und dass sie schon wieder heil auftauchen werden. Ich glaube, er verbietet es uns, weil er sich selbst beruhigen will. Man kann sehen wie erleichtert er ist, als der Anruf kommt, Finn und Eileen seien wieder da. Als wir zurückkommen, sind die beiden zwar nicht auf Droge oder überfallen und zerstückelt worden, dafür sind Marek und Celina sturzblau. Meine Mutter hilft Celina beim Kotzen, hält mit einer Hand die Haare zurück und mit der anderen ihre Stirn. Sie sagt immer, wie gut Celina das alles macht. Herr Krüger schickt erst Marek und dann alle anderen auf die Zimmer.
Ich kann nicht einschlafen, weil Celina jammert und Eileen rosa Wolken in den Himmel quatscht. Sie war mit Finn auf dem Dach und hat in das Lichtermeer geschaut. Irre romantisch sei es gewesen. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und singe alle möglichen Lieder, die mir einfallen, um es nicht hören zu müssen, und irgendwann schlafe ich ein.

Beim Frühstück herrscht trübe Stimmung. Meine Mutter ist noch nicht da und wir sind alle fast fertig. Herr Krüger ist sauer wegen gestern Abend und er macht daraus auch kein Geheimnis. „Falls noch irgendwer der Meinung ist, sich nicht an die Regeln halten zu müssen, ist Ende mit Klassenfahrt. Dann ist Sachen packen.“ Ich kann ihn verstehen irgendwie. Zum Abschluss der Rede listet Herr Krüger das Tagesprogramm auf. Checkpoint Charlie, Führung durchs Holocaust-Mahnmal, Führung durch den Bundestag. Als er sich wieder hinsetzt, herrscht Nordpolklima am Tisch. Meine Mutter kommt. Strahlend, fröhlich. Sie besorgt sich einen Kaffee, schaut sich die Gesichter an, zieht die Stirn kraus und sagt: „Ich schlage vor, wir gehen heute ins Dungeon.“
Ich warte darauf, dass Herr Krüger explodiert. Meine Mutter genauso zusammenscheißt, wie er es eben mit uns getan hat. Aber er sagt nur: „Wir haben bereits einen Plan.“
„Oh“, bemerkt meine Mutter. „Und da steht kein schauriger Dungeon-Spaß drauf?“
„Steht da nicht drauf.“
„Wer von euch will?“, fragt meine Mutter in die Runde. Die ersten Hände gehen zögernd hoch, aber schon bald melden sich fast alle. „Setzen wir es doch mit drauf.“
Herr Krüger rollt mit den Augen. Vielleicht explodiert er ja jetzt. Meine Mutter himmelt ihn mit ihrem bitte-bitte-bitte-Blick an. Herr Krüger platzt gleich und meine Mutter strahlt wie ein Atomkraftwerk. Herr Krüger verliert. „Aber verdient habt ihr das nicht!“ Damit dürfen wir den Tisch verlassen. Meine Mutter nicht.
„Deine Mutter ist so toll!“ - „Wenigstens etwas, auf das man sich heute freuen kann.“ - „Prima Sache das eben von deiner Mutter.“ Ständig haut mir irgendwer auf die Schulter und lobhudelt meine Mam. Wie aufopfernd sie sich um Celina gekümmert hat, wie sie den Krüger um den Finger wickelt, wie sie das mit der Party gestern organisiert hat, meine Mam, die Superfrau.
Die haben doch keine Ahnung. Die wissen ja nicht, wie es ist, nicht schlafen zu können, weil im Wohnzimmer 'ne Party gefeiert wird, bei der man sich nicht über den Flur aufs Klo traut, weil da seltsame Typen rumhängen.
Oder wenn Besuch da ist, zu dem man als Kind Onkel gesagt hat und den man heute nicht mal mehr nach dem Namen fragt. Und wie sehr man einen dieser Onkel vermissen kann. Hendrik hieß er und ich hatte ihn wirklich gern. Ein Jahr lang kam er uns besuchen, bis er eines Tages einfach wegblieb. „Das verstehst du noch nicht“, war die Standartantwort meiner Mutter auf meine Fragen: „Wo ist er? Warum kommt er nicht mehr?“

Unterwegs sind alle irgendwie ganz scharf darauf, an der Seite meiner Mutter zu laufen. Vor allem die Mädchen, weil „das erste Mal“ meiner Mutter spannender ist als Holocaust und Bundestag.
„Mit deiner Mutter kann man sich so gut unterhalten“, schwärmt Celina. „Man kann sie auch echt alles fragen.“
Ich frage mich, wie Celina sich fühlen würde, wenn es ihre Mutter wäre, die ihr diese Geschichte erzählen würde. Ich meine, wer will schon wissen, was die eigenen Eltern so im Bett treiben? In allen Einzelheiten? Da laufen doch Bilder im Kopf mit, die man nicht will, die sich da einbrennen und man nicht mehr wegbekommt. Ich sehe noch immer den Finger meiner Mutter in einer Spermapfütze und wie sie ihn sich in den Mund schiebt, um es mal zu kosten. Ich sehe, wie sie versucht, irgendeinen riesigen Penis in sich reinzustecken und es nicht gelingt, weil sie viel zu verkrampft ist. Mir hätte ihr Fazit wirklich gereicht. Dass es ihr wehtat. Dass das erste Mal für Frauen eigentlich nie besonders toll ist. Dass man Sex üben muss, wie alles im Leben, bis er irgendwann einfach umwerfend ist.
„Deine Mutter sagt“, redet Celina weiter, „wir können mal eine Ladiesnacht bei euch machen.“
„Was für eine Nacht?“
„Na, die ganzen Mädels aus unserer Klasse schlafen bei euch im Wohnzimmer. Mit Schlafsäcken und Isomatten und so.“
„Ach so“, sage ich und bin irritiert. Noch gestern wäre außer Nina nie jemand auf die Idee gekommen, bei mir übernachten zu wollen. Ich mag die Nächte zu dritt, ich brauch die anderen nicht. Ich glaube nicht, dass es lustiger wird, wenn die dabei sind. Meine Mutter hätte mich ja wenigstens fragen können, bevor sie alle einlädt.
„Wir sollen dich fragen“, sagt jetzt Eileen, „ob es für dich auch okay wäre, wenn wir alle kommen.“
Oh. Okay. Danke Mam. Wenn ich jetzt „nein“, sage, bin ich doch total unten durch. Bisher haben sie mich nur nicht beachtet, mit einem „nein“ würden sie mich hassen.
„Und? Ist es okay?“
„Klar. Wird sicher lustig“, sage ich, während ich Zeige- und Mittelfinger kreuze.
„Du bist echt ganz anders, als ich immer dachte“, sagt Celina und legt ihren Arm um meine Taille. Vielleicht ist es auch gar kein Arm, sondern eine Würgeschlange oder so. Etwas, was man nicht um seine Taille gewickelt wissen will.

In der Warteschlange vor dem Dungeon wird mir mulmig. Ich war noch nie der Held, wenn es um Geisterbahnen oder Spukschlösser auf Rummelplätzen ging. Weiter vorn stehen Finn und Eileen mit Celina und Marek und noch anderen. Sie lachen über irgendwas. Ich mag es gern, wenn Finn lacht. Mir wird gerade bewusst, dass Finn sehr selten lacht, oft sieht man das nicht. Ob das was mit Eileen zu tun hat, frage ich mich und hasse mich sogleich für den Gedanken. Verdränge ihn, indem ich mir einrede, dass Marek Witze erzählt. Ich erschrecke mich irre, als meine Mam mich von hinten anspricht. "Mam!"
"Was?"
"Ich wäre fast gestorben."
"Kommt davon, wenn man so nach vorn starrt. Wer ist es? Marek? Finn? Oder der mit dem Zopf? Ich komme gerade nicht auf seinen Namen."
"Es ist niemand davon."
"Glaube ich nicht."
"Es ist niemand, okay!"
"Wie du meinst." Dabei schmunzelt sie und ich weiß, sie glaubt mir nicht. Sie wird mich beschatten und mit ihren Fragen quälen.
"Gehen wir da zusammen rein?"
"Zusammen mit Nina", sage ich.
Drinnen halte ich mich dicht bei Nina und meiner Mam. Wir kreischen bei jedem Scheiß und lästern über Eileen, die sich bei jedem Pups theatralisch an Finns Brust wirft.
"Pass auf, gleich stirbt die", sagt Mam und beginnt von zehn an runter zu zählen. Aber Eileen stirbt nicht. Sie ist laut und ätzend.

Nach dem Abendbrot macht Finn mit Eileen Schluss. Einfach so, ohne Begründung. Sie liegt in ihrem Bett und weint und wir versuchen sie zu trösten. Das heißt, Celina und Nina versuchen sie zu trösten, mich freut es ja eigentlich. Jetzt kann ich wieder von Finn träumen, ohne dass Eileen uns stört.
Die beiden können Eileen die Frage nach dem „Warum?“ auch nicht beantworten, nur gute Ratschläge geben. Dass er es nicht wert ist. Dass er nicht ihr wahres Wesen erkannt hat. Dass er ein Holzklotz ist.
Aber Finn ist es wert. Finn ist alles wert. Er ist der Einzige, der nicht an meiner Mutter klebt, dem sie egal ist. Er ignoriert sie, wie er es mit den meisten Leuten tut. Jedenfalls die aus unserer Klasse und die Lehrer. Ich verdrücke mich aus dem Zimmer, treffe meine Mutter im Flur, weil sie mir mein Handy zurückgeben wollte.
„Komm Schnecke“, flüstert sie, „wir steigen aufs Dach. Nur wir beide.“
„Okay. Aber wir sagen jemandem Bescheid, bevor wieder ein Suchtrupp losgeschickt wird.“
„Natürlich“, sagt sie und lacht und wuschelt mir durch die Haare. Ich ziehe meinen Kopf weg, bin doch keine fünf mehr. Sie klopft an Herrn Krügers Zimmertür, steckt kurz den Kopf rein, sagt: „Bin mal mit Sophie weg“, nimmt meine Hand und wir steigen die Treppen in die fünfte Etage hinauf. An der Leiter, die an der Wand befestigt ist, hängt ein großes Verbotsschild. Meine Mutter nimmt es ab, legt es auf die Treppenstufen und schaut sich nach mir um: „Hilf mal!“

Als wir auf dem Dach stehen, ist der Ausblick atemberaubend schön. Wir stehen da und drehen uns, gucken in alle Richtungen auf hunderte von Lichtern. Man kann die S-Bahn sehen, sogar den Fernsehturm, die Leute unten auf den Straßen, die Bewohner hinter ihren Fenstern im Haus gegenüber, die Leuchtreklame des Clubs, in dem Herr Krüger gestern nach Finn und Eileen gesucht hat. Die Scheinwerfer der Autos und den Schriftzug des Kinos, so viel und so weit.
Hier oben scheinen oft Leute zu sein. Es stehen fünf Plastikstühle auf dem Dach, eine leere Kiste Bier, Kippen und abgebrannte Wunderkerzen liegen herum. Wir nehmen uns zwei der Stühle und stellen sie nah an die Kante.
„Wie geht es Eileen?“, fragt meine Mutter.
„Beschissen, denk ich.“
„Weiß Finn, dass du ihn magst?“
Ich schaue meine Mutter an, als wäre sie eine Erscheinung. Ein Ufo oder so.
„Wie kommst du darauf?“
„Er ist es, den du ein bisschen zu oft anschaust.“
„Tue ich das?“
„Ich würde denken - ja.“
„Tue ich nicht", sage ich wie ein Ertrinkender, der sich an einen Strohhalm klammert. Meine Mutter geht gar nicht darauf ein: „Und, weiß er es?“
„Was?“
„Dass du ihn magst?“
Wie stellt sie sich das vor? Dass ich zu Finn hingehe und sage: Hey. Und übrigens, ich bin total verknallt in dich. Dass ich ihm Briefchen geschrieben habe, wie in der vierten Klasse, Ja-Nein-Vielleicht?
Ich schüttle den Kopf.
„Du ignorierst ihn auch besonders, wenn er in deiner Nähe ist.“
„Tue ich das?“
„Tust du.“
„Nicht absichtlich.“
„Natürlich nicht.“
Wir schweigen.
„Meinst du, er könnte mich mögen?“, frage ich.
„Keine Ahnung. Mir kommt er ein bisschen so vor, als würde er niemanden besonders mögen. Du übrigens auch, mit Ausnahme von Nina.“
„Bin halt anders wie du.“
„Ich weiß.“
„Mam?“
„Ja?“
„Warum ist Hendrik damals einfach verschwunden?“
Sie schaut mich an, als hätte ich zu ihr gesagt, ich bin schwanger oder sowas.
„Wie kommst du jetzt auf Hendrik?“
„Ich dachte, ich wäre jetzt vielleicht alt genug.“
Sie schaut über die Stadt, bleibt an einem der vielen Lichtpunkte hängen und nickt kaum merklich mit dem Kopf. Dann holt sie tief Luft und erzählt, ohne mich dabei anzusehen, ohne ihren Lichtpunkt aus den Augen zu lassen.
„Sicher bist du alt genug. Aber ich kann dir die Frage noch immer nicht beantworten.“
„Warum nicht?“
„Weil ich es nicht weiß.“
„Du weißt es nicht?“
„Nein.“
„So wie Eileen es von Finn nicht weiß?“
„Ja.“ Sie schaut mich an, legt einen Arm um mich. „Ich habe oft nachgedacht über dieses 'warum', aber nie die Antwort gefunden. An dem letzten Abend, wo er bei uns war, da hat er Schluss gemacht. Gesagt, es ist aus, und dann ist er gegangen. Auf meine Anrufe und Briefe hat er nie reagiert. Wenn wir uns zufällig irgendwo getroffen haben, ist er mir aus dem Weg gegangen. Einmal habe ich ihn gefragt. Habe mich vor ihm hingestellt, meinen Mut zusammengenommen und gefragt: Warum? Er hat nur mit den Schultern gezuckt, hat sich an mir vorbeigeschoben und ist weggegangen. Das war alles, was ich je aus ihm herausbekommen habe. Ein lausiges Schulternzucken.“
„Dann warst gar nicht du diejenige ...“
„Nein. Und es tat weh. Ich habe ihn wirklich geliebt, weißt du. Und weil ich nicht wusste warum, war es schwer damit abzuschließen. Da war immer noch ein Funken Hoffnung. Dass es nur eine Laune oder ein blöder Irrtum war. Eine andere Frau, mit der irgendwann Schluss sein würde und er zurückkommt, weil er doch mich liebt. Aber er kam nie. Es war kein Irrtum. Und ich weiß nicht einmal, wie lange er schon vorher daran gedacht hatte, sich zu trennen. Da blieben so viele Fragen offen. Und wenn da die Antworten fehlen, kann man damit nicht abschließen. Dann ist es nie wirklich vorbei. Das ist das wirklich gemeine daran.“
Ich habe damit zu tun in meinem Kopf aufzuräumen. Meine Mutter unschuldig und Hendrik schuldig zu sprechen. Ich höre nur die Worte, die sie sagt, verstehe es aber nicht wirklich. Ich frage mich, ob sie je wieder einen Mann so gerne hatte wie Hendrik. Ich frag sie.
„Ja, sicher war ich wieder verliebt. Aber anders. Man liebt jeden Mann anders, weißt du. Wegen anderer Dinge, die er tut oder eben nicht tut. Herzklopfen gab es schon noch, nur gemeinsam alt werden, als Rentner zusammen die Enten im Park füttern, das konnte ich mir bis heute nur mit Hendrik vorstellen.“
Ich umarme meine Mam, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Und weil die Mam hier oben so anders ist, als die unten. Und ich frage mich, ob sie deswegen die ganzen Partys gibt, weil sie hofft, Hendrik würde kommen.
Die Luke geht auf und Finn steigt aufs Dach. "Oh. Schon besetzt", sagt er und will wieder zurück.
"Bleib hier", ruft meine Mutter. "Ich wollte sowieso gerade gehen."
Er sieht unentschieden aus. Bleibt auf der Leiter stehen und rührt sich nicht. Meine Mam löst sich von mir und geht auf ihn zu. "Jetzt komm hoch und mach Platz, damit ich runter kann."
Er kommt hoch und sie verschwindet.
"Hey", sage ich.
"Hey", sagt er.
Und dann schweigen wir, wie wir uns immer anschweigen.

 
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Oh, ein Happy-End! Das ist aber nett. Das kommt ein bisschen aus dem Nichts, ich mochte die Idee am Anfang, dass man immer das mag, was man nicht hat. Nina hat die biedere Idylle mit Vanille-Pudding und keiner steht auf, bis alle fertig gegessen haben. Und die Erzählerin hat Gilmore Girls.
Das leuchtet mir ein auch diese eine Stelle, wenn sie sagt: Die hat Parties gefeiert und ich konnte nicht aufs Klo, weil ich Angst hatte, wem zu begegnen. Und dann das mit den "Onkeln", die sie voll gut fand. Das fand ich die schönste Stelle in der Geschichte, weil einem die Erzählerin da nahe ist. Das Schwärmen von "finn" und die Szene mit dem Basketball - mir hat das jetzt nicht so viel gegeben. Das einzige, wo ich irgendwas mit Finn anfangen konnte, war dann, als es hieß: "Der ist was besonderes, der ignoriert meine Mutter auch."
Sonst sind viele Stelle in der Geschichte, die ich so "leicht positiv" bewerte, das ist ja nichts "Aufregendes" oder "Gewagtes" hier, sondern so kleine Episoden, wenn die Mutter durch den Zug wirbelt, jeden nach dem Namen fragt, sich keinen einzigen behält, aber jedem das "Du" anbietet und sagt, dass es toll wird. Das war eine Szene, da hab ich geschmunzelt. Oder wenn man ihr fast dabei zusehen kann, wie sie sich zusammenreißen muss, in den 4 Minuten nicht doch noch irgendwas zu machen und sich zu verspäten.

Ich denke - auch auf die Gefahr ein sexistischer Arsch zu sein - aber die Mutter scheint mir jemand zu sein, der sich in einer Beziehung nach einer Grenze sehnt. Dass ihr der Mann oder die Partnerin mal sagt: Nein. Wir machen das jetzt nicht so wie du es willst, sondern wir machen das anders. Das ist eine Frau, die seit Ewigkeiten kein "Nein" mehr gehört hat. Die Episode mit dem Sofa zeigt das. Gut, die Tochter sagt ständig "Nein", es interessiert nur keinen.

Auch noch so milde positiv, wo ich schmunzeln musste, war: Was macht man in Berlin und dann die übelsten Dinge, die man sich als Teenager vorstellen kann: Checkpoint Charlie, Holocaust-Denkmal, Bundestag. BOAH! Da kann man mal in einem Satz sehen, was mit unserem Bildungssystem nicht stimmt. Genau so läuft es.

Ja - das Happy-End am Schluss - es räumt die Geschichte nahezu ab. Die Mutter nutzt das jetzt als Initiation. Sie ändert das Verhältnis, sie aktualisiert sozusagen den Beziehungsstatus der beiden: Von Mutter und Kind, zu Mutter und Teenage-Tochter.
Meins ist das jetzt nicht so, ich hätte ein Ende besser gefunden, das offen ist und - vielleicht zeigt es einfach, dass aus Kindern wie der Erzählerin dann andere Menschen werden. Das es für was gut ist. Es gibt solche Mütter und solche - und die Kinder bekommen dadurch die Eigenschaften oder andere - aber es ist alles okay. Jetzt ist die Geschichte eher eine Wunscherfüllung.

Gruß
Quinn

 

Hi, Fliege!

„Unser Sofa!“
„Wo?“
„Die Müllers tragen es gerade aus dem Haus.“
„Unser Sofa?“
„Naja, noch ist es ihres.“

Eine ordentliche Portion Optimismus ist nie verkehrt. :D

„ Ach Schnecke, manchmal frage ich mich, wer von uns beiden Mutter und wer Tochter ist.“
Das scheint mir das Thema dieser Geschichte zu sein. Und nach dem Muster geht es auch weiter, bis zu der Szene auf dem Dach. Da verschwindet das Gefälle zwischen den beiden, sie nähern sich an, während sie über Hendrik und Finn sprechen. Ich habe das Gefühl, da begegnen sich Mutter und Tochter zum ersten Mal auf Augenhöhe. In Sachen Liebe gibt es zwischen den Altersklassen keinen Unterschied. Sie ist und bleibt rätselhaft. Damit teilen die beiden ein und dieselbe Erkenntnis.

Ich vermute, dieses Mutter-Tochterverhältnis wird sich nicht grundlegend ändern, darauf zielt die Geschichte nicht ab. Aber es gibt ein Stück mehr Verbundenheit in dieser Beziehung. Das ist schon was.
Hat mir gefallen!

Ein paar Fehler:

Ich sah nur, wie die die Köpfen schüttelte und hilflos mit den Schultern zuckten
Ich sah nur, wie die mit den Köpfen schüttelten und hilflos mit den Schultern zuckten

Wenn das rauskommt würde er mich auch ignorieren.
Wenn das rauskommt, würde er mich auch ignorieren.

Ist doch alles gutgegangen
Ist doch alles gut gegangen

Dann wieder zum Speisewagen, zur Toilette, durch die Abteile und als wir aussteigen ist ihre Jacke nicht mehr da; liegengelassen, geklaut,
liegen gelassen,

Von dem Stress heute morgen und meiner Angst,
Von dem Stress heute Morgen und meiner Angst,

„Vielleicht versuchen sie ja nur irgendwo Kippen zu kaufen.“
Nur, um noch was auf den Zettel zu bekommen:
Kann man auch mit Komma schreiben: „Vielleicht versuchen sie ja nur, irgendwo Kippen zu kaufen.“

Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und singe alle möglichen Lieder die mir einfallen,
singe alle möglichen Lieder, die mir einfallen,

Sie klopft an Herrn Krügers Zimmertür, steckt kurz den Kopf rein, sagt: „bin mal mit Sophie weg“, nimmt meine Hand und wir steigen die Treppen in die fünfte Etage hinauf.
„Bin mal mit Sophie weg“,

„Beschissen denk ich.“
„Beschissen, denk ich.“

Das ist das wirklich gemeine daran
Das ist das wirklich Gemeine daran

„Ich wollte sowieso gerade gehen. Und wenn das Dach für euch zwei groß genug ist-“
„Ich wollte sowieso gerade gehen. Und wenn das Dach für euch zwei groß genug ist …“

Lieben Gruß

Asterix

 

Nur kurz, liebe Fliege, ist mein Kommentar. Aber ich wollte furchtbar gern eure Challenge kommentieren und unterstützen.

Ich mochte deine Geschichte gern. Sehr sogar. Bis auf das Ende.
Das ist sicherlich eine Geschmacksfrage, ordne es also entsprechend ein.
Dein Ende ist halt versöhnlich oder so wie Asterix es schrieb, dass die beiden da mal auf Augenhöhe sind. Aber ich nehme der Mama vom Anfang und der Mitte halt die Mama vom Ende nicht so richtig ab. Mir wär es fast lieber gewesen, dass die Icherzählerin denkt, was die Mutter denn da jetzt für eine neue coole Rolle spielt. Ich wär da viel misstrauischer als Tochter nach all den Erlebnissen, die die Großschnecke da immer zelebriert hat.

Ach und überhaupt, ich hätte der Mutter, weil ich sie immer mal wieder nicht ausstehen konnte (aber ein bisschen mocht ich sie trotzdem, weil du sie gleichzeitig so schmunzelig beschreibst) in ihrer naiv-narzisstischen Chaosart, ein bisschen was Böses gegönnt. Vielleicht eine heiße Nacht mit Herrn Krüger im Bundestag?
Mein Hauptargument ist aber, für mich passt zu dieser egozentrischen Dame das Einfühlsame und Beobachtende und vor allem richtig Interpretierende des Endes gar nicht. Die Mam ist so selbstbezogen geschildert vorher (Quinn hat da absolut Recht mit seiner Bemerkung, dass der mal jemand nein sagen müsste. Das hab ich auch sofort gedacht und ich kann ja nicht sexistisch sein :D ) und jetzt soll sie die Nöte ihrer Tochter so glasklar mitgekriegt haben? Nie im Leben.
Hätt mir auch eher was Offenes gewünscht, was nicht ganz so reingeschneit kommt. Eher sowas, dass das eine neue Mam-Rolle ist oder dass die Tochter das glaubt und trotzdem froh ist, dass die Mutter mit ihr geredet hat, weil sie hat ja auch nur die eine Mama und sonst keine. Habe aber auch keine rechte Vorstellung davon, wie das aussehen könnte.
Wie das Jugendlichen gefallen könnte, habe ich mich auch gefragt, und ich denke, dass denen eher das versöhnliche Ende gefällt. Die, die ich kenne, sind manchmal richtig persönlich beleidigt, wenn eine Geschichte nicht gut endet. Würd ich am liebsten mit euren Geschichten mal ausprobieren, um zu gucken, was die 13 bis 14jährigen dazu sagen. Aber das mach ich natürlich nicht, es sei denn, jemand von euch würde sagen, dass ich das mal machen darf/soll.

Gefallen haben mir sehr viele Stellen, die auch schon genannt wurden. Zum Beispiel, dass sie an dem Finn cool findet, dass der die Mutter nie wahrnimmt. Überhaupt die Idee, dass die Icherzählerin mit einer bei allen beliebten Coolnudel als Mutter gestraft ist und so gerne eine ganz normale Mama hätte. Ich finde das echt schön, das so umzudrehen, und die Launen der Mutter, die hast du sehr amüsant beschrieben, z. B. die Sofageschichte am Anfang oder die Szene im Zug. Bei dem Erstes-Mal-Erzählen dann später hab ich mit der Protagonistin echt Mitleid gekriegt. Da schnürt sich dann einem schon eher der Hals zu, dass diese exzentrische Mutter das alles so ausbreitet.
Was mir auch gut gefiel, das ist, dass sie da die ehemaligen Freunde ihrer Mutter vermisst und gar keine Chance hatte, eine eigene tragfähige, Verbindung zu ihnen aufzubauen.
Das Ende ist halt eine Entscheidungsfrage oder Geschmackssache.

Viele liebe Grüße
von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

die Geschichte ist so gar nicht meins, das sind so zwei Mutter-Tochter-Figuren, bei denen ich mich immer so verarscht fühle. Das wird jetzt vielleicht ein unfairer Kommentar, weil mich der Text an anderes erinnert, was ich gelesen habe und nicht leiden konnte, und es ist gut möglich, dass ich das nicht richtig von deiner Geschichte trennen kann. [Ich hab auch nur eine einzige Folge Gilmore Girls ausgehalten.]

Mich stört grundsätzlich diese spezielle Mutter-Tochter-Kombi, die ich in der Art häufiger gelesen habe, und die meiner Theorie nach von Frauen geschrieben wird, die niemals Töchter im Teenager-Alter hatten oder haben. Diese Texte werden zwar aus Sicht der Tochter erzählt, aber die Mutter wird dabei immer ... idealisiert fast. Die ist in der Regel "ein bisschen verrückt" und "chaotisch" oder exzentrisch, vielleicht unreif manchmal, im Grunde genommen aber durchweg liebenswert dabei; und die Probleme und Nöte, die die Tochter angeblich mit dieser Sorte Mutter auszustehen hat, werden vielleicht behauptet, aber nie so gezeigt, dass ich die als Leser nachvollziehen kann. Man hat das Gefühl, die Tochter wird jeden Moment erkennen, was sie für eine tolle Mutter hat, dann ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. In der Richtung endet deine Geschichte auch. Und auch wenn es kein Happy-End gäbe, im Text vorher gibt es nur einen einziges echtes Problem für die Erzählerin (Prota ist sie nicht, die Prota ist die Mutter): Sophie vermisst einen der Ex-Freunde ihrer Mam. Dieses eine ernstzunehmende Problem bekommt aber kaum Raum in dem Text. Insgesamt kann ich weder die Erzählerin noch ihre "Probleme" für voll nehmen. Weil alles an der Mam, was stressig, peinlich, dramatisch für Sophie sein könnte so weichgespült wird, dass die Mutter erstaunlich gut bei wegkommt und Sophie irgendwie albern wirkt.

Alle Textstellen, an denen die Mutter sich potentiell peinlich verhält, sind in Wirklichkeit unpeinlich, weil Sophies Umfeld nichts Peinliches in der Mutter sieht und sie sogar für cool hält.

Meine Mutter tanzt zu wirklich jedem scheiß Song. Die, die nicht mit ihr tanzen, sitzen am Rand und gucken zu.
Das wär die Gelegenheit, die Mädchen in der Klasse über eine unbeholfen tanzende Mutter kichern zu lassen, während die Jungs hämisch grinsen. Dann könnte Sophie sich auch mal zu Recht in Grund und Boden schämen.

Und dann kommt noch der Klassiker: Eltern reden über Sex! Der Alptraum schlechthin! Aber das wird auch total entschärft, weil alle Mitschüler die Mutter plötzlich für eine coole Ausgabe von DrSommer oder so halten.

Also, es stimmt schon, dass man eine Phase lang grundsätzlich alles an seinen Eltern peinlich findet. Aber doch nicht, wenn einem das Umfeld deutlich zeigt, dass alle anderen die Mutter "cool" finden. Worin besteht denn die Peinlichkeit für Sophie, wenn alle Mitschüler die Mutter mögen?

Ich denke, man könnte eine interessante Geschichte stricken, wenn die Mutter der Erzählerin Rampenlicht und Freunde stehlen würde. DAS ist doch bitter, bei den Mitschülern durch die eigene Mutter ausgestochen! Geschieht hier ja überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, der Coolness-Faktor der Mutter springt auf Sophie über. Also wird aus der ehemaligen Außenseiterin jetzt jemand Anerkanntes.

Letzte mögliche "echte Not", die Sophie erleben könnte: Hasst sie es so furchtbar, Aufmerksamkeit zu bekommen? Solche Leute gibt es ja auch, die um keinen Preis auffallen wollen und Höllenqualen leiden, wenn sie "bemerkt" werden. Falls Sophie so jemand sein soll, wird das aber weder deutlich noch konsequent dargestellt. Das sollte dann mehr rausgearbeitet werden, damit man sich dareinfühlen kann.

Hier noch so eine Stelle, wo ich die Probleme der Erzählerin einfach nicht ernstnehmen kann:

Die haben doch keine Ahnung. Die wissen ja nicht, wie es ist, nicht schlafen zu können, weil im Wohnzimmer 'ne Party gefeiert wird, bei der man sich nicht über den Flur aufs Klo traut, weil da seltsame Typen rumhängen.
Warum steht da nicht genau beschrieben, was das für seltsame Typen sind und warum sie Angst hat? Gemäß dem Heile-Welt-Szenario und dem Bild, das ich von der Mutter habe, sind das vermutlich Männer, die womöglich grimmig aussehen und - oh Schreck - tätowiert sind, aber ganz sicher hat jeder einzelne von ihnen ein Herz aus Gold.
Warum steht da zum Beispiel nicht, dass Sophie einmal im Flur auf dem Weg zum Klo von einem Besoffenen begrabscht wurde? Oder dass die Mutter bei diesen Partys so sturzbetrunken ist, dass sie der Achtjährigen Sophie damals furchtbare Angst gemacht hat? Oder dass es im Flur Kotzepfützen gibt oder Glasscherben, irgendwas mal, dass mir zeigt: Ja, mit dieser Mutter ist es tatsächlich nicht leicht.
Im Moment frag ich mich doch: Warum setzt sich Sophie nicht mit ins Wohnzimmer, Mam ist doch echt cool, bestimmt darf sie ein Bier oder ein Glas Wein mittrinken, sie kann Musik hören und geht dann halt erst um zwei ins Bett, Schultag hin oder her, das passt schon mal. Welcher Teenager hätte denn ein Problem damit?

Dann wäre noch die Möglichkeit, dass die Geschichte dahingeht zu zeigen, wie spießig Sophie geworden ist als Reaktion auf diese ihre Mutter, so eine Rebellionsgeschichte eigentlich. Das macht der Text aber auch nicht. Deswegen zuckt man als Leser halt mit den Schultern, wenn sie erzählt, wie sie manchmal bei Partylärm nicht schlafen konnte und wie sie fast den Zug für die Klassenfahrt verpasst haben. So what? Ist das alles? Das sind Sophies Probleme?

Die Nebenhandlung mit ihrem Liebeskummer hab ich als, naja, sehr nebensächlich wahrgenommen. Weiß nicht, ob das so beabsichtigt war.

Also, du siehst: diesmal nicht mein Ding. Den Gag mit der Decke auf dem perfekt karierten Sofa hab ich aber trotzdem genossen ;)

Edit: Ach so, Dangeon? Dungeon?

 

Hallöchen Fliege,

tja, eines vorweg: Ich kann eigentlich nichts mit Mutter-Tochter-Geschichten anfangen. Einerseits, weil (meiner Erfahrung nach) die Mutter in den Augen der Tochter immer entweder das absolut Böse oder die Heilige vom Dienst ist; andererseits, weil diese Geschichten entweder mit Friede-Freude-Eierlikör oder aber richtig deprimierend enden. (Zugegeben, viele solche Geschichten lese ich auch nicht.)
Deine Geschichte war dahingehend durchaus erfrischend und etwas Anderes, der Anfang hat mir wirklich gut gefallen (die Geschichte mit dem Sofa), zwischendurch hatte ich aber manchmal das Gefühl, dass die Geschichte allzu schnell vorbeiraste (die schnelle Zusammenfassung der Zugfahrt, die Suche nach Eileen und Finn). Zugegeben, letzteres waren keine entscheidenden Stellen, geht es doch hauptsächlich um Sophie und ihre Mam.

Und das Ende ... naja. Zwar nicht allgemein Friede-Freude-Eierlikör, aber doch ein Happy End, dass irgendwie aus dem Nichts kam. Dass die Mutter plötzlich so offen und ehrlich über ihren Kummer berichtet, und die Beiden sich ganz schnell auf Augenhöhe wiederfinden; das kam mir irgendwie zu schnell, aus dem Nichts.
Zwar nicht unbedingt ein schlechtes Ende, aber leider auch kein geniales.

Trotzdem, habe deine Geschichte gerne gelesen.

MfG
Rick S

 
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Hallo Fliege

Stimmt schon, die Geschichte hat wenig Ecken und Kanten. Das ist alles sehr glatt, eine Heile-Welt-Geschichte, etwas zum Wohlfühlen. Immer, wenn die Erzählerin an eine Hürde kommt und davor steht, nimmst du als Autorin diese Hürde auch schon wieder weg. So machst du es bspw. mit Finn und Eileen - im einen Moment heult Sophie sich noch die Augen aus, im nächsten Moment sind aber beide schon nicht mehr zusammen. Oder als Eileen und Finn verschwunden sind, und selbst der Lehrer schon Angst bekommt - aber kaum sind sie zurück, sind ihre grösste Sorge zwei angetrunkene Jugendliche.

Auch die Konflikte mit der Mutter bewegen sich auf einer spielerischen Ebene. So zum Beispiel die Szene auf dem Bahnsteig - ich hab da nicht das Gefühl, dass es für Sophie wirklich ein Problem darstellt, dass sie nicht pünktlich sein könnten, oder dass Sophie Schweiss und Tränen schwitzt, weil sie dauernd Angst hat, ihre Mutter könnte sie bis auf die Knochen blamieren - da schwingt auch in den Dialogen immer etwas Spielerisches mit, als würden sie sich absichtlich necken und sich dem auch beide bewusst sein und es gut finden.

Aber, und das wundert dich jetzt vielleicht, ich hab genau aus dem Grund die Geschichte sehr gern gelesen. Ich hatte früher mal ein Buch mit Kurzgeschichten für Jugendliche, und die waren auch genauso gestrickt - klar, da gab es Konflikte, und man hat sich auch mal gezofft, aber richtig böse, richtig ernst ist es nie geworden. Es gab keine unüberwindbaren Hürden, es gab immer den Autor, der auf seine Figuren aufgepasst hat, dass ihnen nichts wirklich Schlimmes widerfährt. Ich hab die Geschichten damals sehr gemocht, und ich mag auch deine Geschichte, weil sie mich daran erinnert, aber auch, weil ich es für eine sehr schöne Geschichte für Jugendliche halte. Da sind Stellen zum Schmunzeln, man kann mit der Erzählerin mitfühlen, bei vielem findet man sich auch wieder - wenn die Eltern einem peinlich sind, wenn man heimlich auf jemanden steht, wenn man sich lieber bei der Familie der Freundin aufhält als bei der eigenen. Aber am Ende, wenn man die Geschichte gelesen hat, hat man doch ein gutes Gefühl. Für mein Empfinden muss die Geschichte genauso enden, ich finde das sehr passend.

Von daher, bin mit dem ersten Satz in die Geschichte eingetaucht und hab mich sofort drin wohlgefühlt.

Ein bisschen Textarbeit gibts trotzdem:

Ich steh auch auf Finn, aber das sage ich niemanden,

niemandem

Sie war mit Finn auf dem Dach und haben in das Lichtermeer geschaut.

... und hat in das Lichtermeer geschaut

Vor allem die Mädchen, weil „das erste Mal“ meiner Mutter spannender ist als Holocaust und Bundestag.

:D

Das man Sex üben muss,

ohne das Eileen uns stört.

Das ich ihm Briefchen geschrieben habe,

Das es nur eine Laune oder ein blöder Irrtum war.

immer dass

„Okay. Aber wir sagen jemanden Bescheid,

jemandem

Sehr gern gelesen,
Grüsse Schwups

 

Hallo Fliege,

ich möchte mit einem Zitat von Schwups beginnen:

Es gab keine unüberwindbaren Hürden, es gab immer den Autor, der auf seine Figuren aufgepasst hat, dass ihnen nichts wirklich Schlimmes widerfährt.
Genau das tust du in deiner Geschichte, und ich finde es gut. Normalerweise mag ich so was nicht, dieses klar herauslesbare Konstruieren und Konfliktvermeiden, aber ein Gefühl sagt mir, dass es ein großes Publikum für solche Geschichten gibt. Deine Geschichte ist im Grunde eine Trostgeschichte.

Sag mal, was ist denn mit dem ursprünglichen Ende passiert? Gab es einen bestimmten Grund, weshalb du das offene Ende mit Finn durch dieses klare Happy End ersetzt hast? Ich finde es schade, da hab ich nämlich darüber nachdenken müssen, ob sie Finn nun mit anderen Augen sieht, vielleicht abgeklärter oder so. Dieser Aspekt fehlt nun vollkommen. Natürlich wird sie ihre Erfahrungen mit Jungs machen, und das Gespräch mit der Mutter wird bestimmt auf sie abgefärbt haben, aber in deinem alten Ende war man eben auch als Leser unmittelbar mit diesen Fragen konfrontiert, und nicht wie jetzt nur dann, wenn man als Leser denn selbst noch weiter denken möchte.
Kannst du verstehen, was ich meine?

Mir hat deine Geschichte gefallen. Da fehlt zwar der richtige Teenie-Mama-Konflikt, der sich quasi durch die junge Seele frisst :) aber ich glaube, darum ging es dir wahrscheinlich gar nicht. Deine Geschichte plätschert angenehm vor sich hin, sie wirkt beruhigend irgendwie, den ganzen Text hindurch. Wie gesagt, ich glaube, da gibt es ein dankbares Publikum für.

Sehr gerne gelesen!

PSS

 
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Hallo Ihr Lieben,

Vielen lieben Dank für Eure Rückmeldungen, gut oder schlecht, egal, mich hats gefreut.
Bevor ich die Geschichte gepostet habe, hab ich mir so gedacht, ich könnte darauf den totalen Verriss schreiben und auf der anderen Seite habe ich die Geschichte voll gern. Von daher Schwups - ich verstehe Dich voll und ganz.
Und vielleicht noch was vorab, ich lass mich gern einfach mal nur unterhalten. Zur Zeit ganz besonders. Literatur liegt auf dem Nachtschrank rum und wartet auf ihre Zeit. Also Tiefsinniges/Tragisches/konfliktbehaftetes Leben was weiß ich, ist bei mir grad nicht drin. Und wenn ich es nicht mal lesen will, wird es mit dem Schreiben nicht besser :). Wobei ich nicht sagen will, dass Literatur nicht auch unterhalten kann! Auf keinen Fall möchte ich das. Aber ich mag es eben zur Zeit etwas weichgespülter.

Hey Quinn,

Oh, ein Happy-End! Das ist aber nett.

Ich sehe du hast an deinen diplomatischen Fähigkeiten gearbeitet :). Ich habe dich sprechen gehört beim Lesen und geschmunzelt.
Ich habe etwas rosa rausgenommen. Also, es gibt kein Finn-Happy-End mehr, mochte ich selbst auch nicht. Mutti-Happy-End ist geblieben.

ich mochte die Idee am Anfang, dass man immer das mag, was man nicht hat.

Ja, das ist wohl Idee dahinter. Und es soll sich dann noch zuspitzen, indem man was hat, was alle wollen, man selbst aber nicht. Und man kann es niemanden erzählen, weil alle 'ne andere Brille aufhaben und einen sowieso niemand verstehen würde. Also versucht man es gar nicht erst. Was natürlich dazu führt, dass meine Sophie hier arg passiv ist - aber, ich würde auch Klappe halten und durch. Ich finde das menschlich.

Und dann das mit den "Onkeln", die sie voll gut fand. Das fand ich die schönste Stelle in der Geschichte, weil einem die Erzählerin da nahe ist.

Schön wenn das funktioniert. Wenn es auch ein bisschen wenig ist, gebe ich zu.

Sonst sind viele Stelle in der Geschichte, die ich so "leicht positiv" bewerte, das ist ja nichts "Aufregendes" oder "Gewagtes" hier, sondern so kleine Episoden, ...

Das reicht mir bei der Geschichte. Ist alles sehr mit Weichspüler behandelt, ich weiß. Und das es nicht jedem reicht, kann ich sehr gut verstehen.

Ich denke - auch auf die Gefahr ein sexistischer Arsch zu sein - aber die Mutter scheint mir jemand zu sein, der sich in einer Beziehung nach einer Grenze sehnt. Dass ihr der Mann oder die Partnerin mal sagt: Nein. Wir machen das jetzt nicht so wie du es willst, sondern wir machen das anders. Das ist eine Frau, die seit Ewigkeiten kein "Nein" mehr gehört hat. Die Episode mit dem Sofa zeigt das. Gut, die Tochter sagt ständig "Nein", es interessiert nur keinen.

Ich sehe die Mutter genauso. Novak auch. Also, diesmal biste das wohl nicht. Jedenfalls nicht für mich.

Was macht man in Berlin und dann die übelsten Dinge, die man sich als Teenager vorstellen kann: Checkpoint Charlie, Holocaust-Denkmal, Bundestag. BOAH! Da kann man mal in einem Satz sehen, was mit unserem Bildungssystem nicht stimmt. Genau so läuft es.

:)

Sie ändert das Verhältnis, sie aktualisiert sozusagen den Beziehungsstatus der beiden: Von Mutter und Kind, zu Mutter und Teenage-Tochter.
Meins ist das jetzt nicht so, ich hätte ein Ende besser gefunden, das offen ist und - vielleicht zeigt es einfach, dass aus Kindern wie der Erzählerin dann andere Menschen werden. Das es für was gut ist. Es gibt solche Mütter und solche - und die Kinder bekommen dadurch die Eigenschaften oder andere - aber es ist alles okay.

Das ist allerdings so ein Punkt, darüber werde ich nachdenken. Habe ich heute schon, mir ist aber nix gescheites eingefallen.

Hallo Asterix,

Eine ordentliche Portion Optimismus ist nie verkehrt.

Hehe.

Da verschwindet das Gefälle zwischen den beiden, sie nähern sich an, während sie über Hendrik und Finn sprechen. Ich habe das Gefühl, da begegnen sich Mutter und Tochter zum ersten Mal auf Augenhöhe. In Sachen Liebe gibt es zwischen den Altersklassen keinen Unterschied. Sie ist und bleibt rätselhaft. Damit teilen die beiden ein und dieselbe Erkenntnis.

Also, auch wenn das Ende hier ein wenig rosa wegkommt und vielleicht auch etwas schnell für so manchen, mir war das wichtig, dass es da eben auch was gibt, was die beiden verbindet, und in diesem Fall eben der Verlust des Onkels bzw. Freundes. Sie haben ihn ja beide verloren und beide fanden es schmerzhaft.

Ich vermute, dieses Mutter-Tochterverhältnis wird sich nicht grundlegend ändern, darauf zielt die Geschichte nicht ab. Aber es gibt ein Stück mehr Verbundenheit in dieser Beziehung. Das ist schon was.

Ich glaub wie Du.

Hat mir gefallen!

Freut mich!

Danke für die Liste, habe meine Hausaufgaben schon gemacht.

Nur kurz liebe Frau Novak,

aber Du warst ja auch nicht kurz ...

Dein Ende ist halt versöhnlich oder so wie Asterix es schrieb, dass die beiden da mal auf Augenhöhe sind. Aber ich nehme der Mama vom Anfang und der Mitte halt die Mama vom Ende nicht so richtig ab. Mir wär es fast lieber gewesen, dass die Icherzählerin denkt, was die Mutter denn da jetzt für eine neue coole Rolle spielt. Ich wär da viel misstrauischer als Tochter nach all den Erlebnissen, die die Großschnecke da immer zelebriert hat.

So habe ich das gar nicht empfunden, aber wo es jetzt da so steht - leuchtet mir das auch ein. Ich weiß nicht, ob mir das Ende jetzt wirklich wie Kasper aus der Box erscheinen will, ich meine, klar Mutter ist Egozentrikerin, aber die reden ja auch so furchtbar gern über sich und letztlich tut die Mutter auf dem Dach ja auch nichts anderes. Sie redet über sich. Okay, sie hat das mit Finn mitbekommen, aber soviel traue ich ihr schon noch zu. Also es ist eine Veränderung der Beziehung, aber vom Typ der Mutter her, mir ist das nicht so unwahrscheinlich, aber ich habe auch mehr Mutter im Kopf, als ihr auf dem Papier. Insofern muss ich das jetzt mal so hinnehmen.

Ach und überhaupt, ich hätte der Mutter, weil ich sie immer mal wieder nicht ausstehen konnte (aber ein bisschen mocht ich sie trotzdem, weil du sie gleichzeitig so schmunzelig beschreibst)

Das habe ich gern gelesen.

in ihrer naiv-narzisstischen Chaosart, ein bisschen was Böses gegönnt.

Darüber habe ich tatsächlich nachgedacht. Aber es geht ja auch irgendwie um die Tochter in der Geschichte und ich habe eh schon ständig die Mutter im Vordergrund.

... und jetzt soll sie die Nöte ihrer Tochter so glasklar mitgekriegt haben?
Nie im Leben.

Naja. Ich habe oben ja schon was dazu geschrieben. Die Tochter so als Außenseiterin mitzubekommen fällt sicher nicht schwer. Und das mit dem Finn auch nicht, sag ich jetzt mal so. Aber Du nicht - mmh.

Wie das Jugendlichen gefallen könnte, habe ich mich auch gefragt, und ich denke, dass denen eher das versöhnliche Ende gefällt. Die, die ich kenne, sind manchmal richtig persönlich beleidigt, wenn eine Geschichte nicht gut endet.

Und das hört nicht auf ... guck dir die ganzen Frauenromane und Vorgaben dazu an.

Würde ich am liebsten mit euren Geschichten mal ausprobieren, um zu gucken, was die 13 bis 14jährigen dazu sagen. Aber das mach ich natürlich nicht, es sei denn, jemand von euch würde sagen, dass ich das mal machen darf/soll.

Ich würde sofort jajajaja schreien, aber ich weiß nicht so recht, ob man das Dir und den Kids zumuten sollte.

Gefallen haben mir sehr viele Stellen, die auch schon genannt wurden.

Trotzdem schön, dass Du sie nochmal erwähnst. Hat mich sehr gefreut.

Lieben Dank für Eure Zeit und die Kritiken. Ich war echt gespannt, ob ich nur Schelte bekomme, oder ob da auch ein Leser ein Stück weit mit mir mitgeht. Ich bin ziemlich erleichtert.

Die anderen dann morgen.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

„Eine Decke? Eine Decke hätten wir auch über jedes andere Sofa legen können. Wieso dann die perfekten Karos?“
„Es geht nicht darum, dass man sie sieht. Es geht darum, dass man weiß, sie sind da.“

„Sie hat was? Herzchen und Blümchen mit Nagellack auf die Karre von 'nem Typen gepinselt, weil der mit ihrer Freundin gepimpert hat?“

Ich will mir vorstellen, wie Finn und ich bei der Klassenfahrt zusammensitzen und uns die Ohrstöpsel seines MP3-Players teilen.

köstliche Sätze. Ich hab die ganze Geschichte mit Genuss gelesen und viel gelacht dabei. Das liest sich alles so locker und leicht, so echt und liebenswert, das schmeckt wie ein frischer, flockiger, noch etwas warmer Hefekuchen mit Streuseln drauf und hellt den ganzen Tag auf!
Die Mam muss mit Pippi Langstrumpf befreundet gewesen sein und hat sicher mit ihr in der WG gelebt, oder? :D
Auch das Gespräch auf dem Dach hat mir gefallen. Da liegt dieses „Warum“ in der Luft und Mam kann sich ein bisschen erklären – obwohl das ja eben nie so richtig, völlig, ganz und klar geklärt werden kann.
Eine prima Geschichte. Auch der Schluss, der hoffentlich ein gutes Ende findet, wenigstens ein klitzekleines …
Und jetzt gehe ich bügeln, sonst sieht es bei mir bald so aus wie bei Mam!

Kleines Gemecker:
Dangeon > wird das nicht Dungeon geschrieben? Meine ich das Gleiche??
Ein lausiges Schulternzucken.“ > Schulterzucken reicht

Danke für das Vergnügen und lieben Gruss,
Gisanne

 
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hi fliege!

ich habe deine geschichte gerne gelesen. einerseits weil die erzählart deiner protagonistin sich sehr schön vom blatt liest, andererseits weil ich diesen konflikt zwischen mutter und tochter interessant fand. im allgemeinen konnte ich mir die mutter sehr sehr gut vorstellen, die hat so eine irre art, die einen sogar wenn man nicht in dem alter und in der haut von sophie steckt, fremdschämen lässt. das kam gut rüber.
ja, da schlendert alles unschuldig vor sich hin, sophie ist eine träumerin und stellt sich gerne vor, wie ihr finn ohrenstöpsel mit ihr teilt und händchenhaltend mit ihr rumläuft ... ich weiß nicht, ob ich das kritisieren will, ich fand das schön zu lesen, aber (wahrscheinlich weil ich ein kerl bin :D) konnte ich mich nicht soo in der gedankenwelt des mädchens wiederfinden. als junge in dem alter hat man eben andere gedanken, als sich ohrenstöpsel mit der angebeteten zu teilen ... das hat ein bisschen distanz zu mir (als männlichen leser) aufgebaut, wo ich mir dachte: okay, entweder ist das mädchen so um die 12, oder ich habe keine ahnung, wie grün 15jährige mädchen hinter den ohren sind, und was sie so denken. irgendwann im text kommt ja heraus, dass sie sich auch betrinken und heimlich rauchen, also tippe ich mal auf zweiteres.
aber insgesamt finde ich deine figuren und ihre handlungen schlüssig und nachvollziehbar. als sophie ihren liebling auf dem klo mit einer anderen sieht, sagt sie niemanden was, weil sie sich schämt, das ist schon nachvollziehbar. falls du das ganze noch ein bisschen dramatischer gestalten wollen würdest, könnstest du diese szene:

Deshalb bleib ich auf dem Klo sitzen, bis ich aufhöre zu heulen, bis meine Fingernägel abgekaut sind, bis Nina kommt, die mich gesucht hat, weil meine Mutter die spanische Gruppe im Partykeller überredet hat, dass wir zusammen Party machen.
noch etwas ausbauen, ich meine, in dem alter bricht ja tatsächlich eine welt zusammen, wenn sowas passiert. nur so eine idee. weil diese liebeleien zwischen den figuren sonst echt authentisch und schön zu lesen waren.

das ende fand ich schön. da schließt sich der kreis: sophie versteht ihre mutter, sie ist doch keine durchgeknallte, die ihr die show stehlen will, sondern sie wurde verletzt und sehnt sich nach jemanden. und siehe da: mutter und tochter sind sich gar nicht so unähnlich. fand ich echt ein gutes ende. wobei ich mir zwischendrin manchmal dachte, die mutti brennt mit dem lehrer durch :D

alles in allem hat es mir spaß gemacht deine story zu lesen, der erzählstil gibt einem zwar das gefühl, ja, hier und da läuft was schief, aber trotzdem ist alles irgendwie harmlos und unschuldig, aber das empfand ich irgendwie nicht negativ beim lesen. die hochs und tiefs des jugendlichen verknalltseins würde ich persönlich bisschen ernster rüberbringen - klar wirkt das im nachhinein lächerlich, aber wenn man mit 14, 15 den angebeteten mit einer anderen auf dem klo findet, kann ich mir vorstellen, dass das das mädchen fertiger macht als ein bisschen fingernagelkauen und heulen. dann würde auch die versöhnung mit ihrer mutter - so nenn ich das jetzt einfach mal - noch besser rüberkommen, denn die mom hat ja im prinzip ein ähnliches problem: ein mann in den sie sich verliebt hat, der sie aber nicht wollte. ich hoffe du verstehst, was ich meine. aber musst du wissen, in die gedanken- und gefühlswelt von einem 15jährigen mädchen kannst du dich - befürchte ich - besser einfühlen als ich. das war's von meiner seite.

grüße!

 
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Hallo Möchtegern,

die Geschichte ist so gar nicht meins, ...

scheint so :) Und ich geh davon aus, es gibt es noch einige mehr, denen das so geht.

das sind so zwei Mutter-Tochter-Figuren, bei denen ich mich immer so verarscht fühle. Das wird jetzt vielleicht ein unfairer Kommentar, weil mich der Text an anderes erinnert, was ich gelesen habe und nicht leiden konnte, und es ist gut möglich, dass ich das nicht richtig von deiner Geschichte trennen kann. [Ich hab auch nur eine einzige Folge Gilmore Girls ausgehalten.]

Ich habe den Kommentar nicht als unfair empfunden, du kannst weder mit dem Thema was anfangen und mit dem Weichspüler darin schon gleich gar nicht. Ich fand Deinen Komm einfach nur ehrlich.

Diese Texte werden zwar aus Sicht der Tochter erzählt, aber die Mutter wird dabei immer ... idealisiert fast. Die ist in der Regel "ein bisschen verrückt" und "chaotisch" oder exzentrisch, vielleicht unreif manchmal, im Grunde genommen aber durchweg liebenswert dabei; und die Probleme und Nöte, die die Tochter angeblich mit dieser Sorte Mutter auszustehen hat, werden vielleicht behauptet, aber nie so gezeigt, dass ich die als Leser nachvollziehen kann.

Wahrscheinlich, weil diese Art von Mutter die Töchter zwar aufregt, aber es ist ja kein Typ Mutter, der an die Substanz geht. Die Tochter wird nicht übel vernachlässigt, erfährt Gewalt oder permanente Demütigungen im großen Stil. Es sind kleine Probleme da zwischen denen (wie in allen Familien) und die künstlich zu überhöhen, da käme ich mir schon sehr "gewollt" vor.

Man hat das Gefühl, die Tochter wird jeden Moment erkennen, was sie für eine tolle Mutter hat, dann ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. In der Richtung endet deine Geschichte auch.

Ja, genauso läuft das, wenn man Unterhaltung abzielt, und das tue ich. Das einem Text jetzt vorzuwerfen, weiß nicht. Ich bin mir durchaus bewusst, dass man damit keinen Blumentopf gewinnt, dass man die Geschichte schnell wieder vergisst.

Und auch wenn es kein Happy-End gäbe, im Text vorher gibt es nur einen einziges echtes Problem für die Erzählerin (Prota ist sie nicht, die Prota ist die Mutter): Sophie vermisst einen der Ex-Freunde ihrer Mam. Dieses eine ernstzunehmende Problem bekommt aber kaum Raum in dem Text.

Ja.

Insgesamt kann ich weder die Erzählerin noch ihre "Probleme" für voll nehmen. Weil alles an der Mam, was stressig, peinlich, dramatisch für Sophie sein könnte so weichgespült wird, dass die Mutter erstaunlich gut bei wegkommt ...

Ja.

und Sophie irgendwie albern wirkt.

Empfinde ich nicht so.

Alle Textstellen, an denen die Mutter sich potentiell peinlich verhält, sind in Wirklichkeit unpeinlich, weil Sophies Umfeld nichts Peinliches in der Mutter sieht und sie sogar für cool hält.

Und genau das empfinde ich wieder für ein echt hartes Los. Da hat sie ein Problem (okay - für dich stellt es sich nicht als Problem da, für mich schon) und sie kann mit niemanden drüber reden, weil niemand sie verstehen würde. Sophie hätte halt lieber die Werbefamilienidylle. Und insofern ist alles, was die Mutter tut, und andere für unpeinlich empfinden, weil anders und hipp, sie nicht, sie hat andere Wertmaßstäbe.

Das wär die Gelegenheit, die Mädchen in der Klasse über eine unbeholfen tanzende Mutter kichern zu lassen, während die Jungs hämisch grinsen. Dann könnte Sophie sich auch mal zu Recht in Grund und Boden schämen.

Dann hätte sie kein Problem mehr. Dann wäre sie mit ihren Idealvorstellungen nicht mehr allein. Okay, der Text kratzt jetzt auch nur dran. Er stellt ihre Wünsche da, er macht Sophie zu einer Außenseiterin, ein paar "Mensch Mam" und fertig.

Und dann kommt noch der Klassiker: Eltern reden über Sex! Der Alptraum schlechthin! Aber das wird auch total entschärft, weil alle Mitschüler die Mutter plötzlich für eine coole Ausgabe von DrSommer oder so halten.

Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht, ob ich das aus zweiter Hand erfahre, oder eben die eigene Mutter dabei im Kopf die Bilder erzeugt.
Ich will den Text nicht verteidigen oder ihm mehr Tiefe zusprechen, als er hat. Aber meine Erfahrung sagt mir, Aufklärung ist gut, solange man nicht seine Eltern dabei angucken muss.

Also wird aus der ehemaligen Außenseiterin jetzt jemand Anerkanntes.

Und, will sie das? Will sie mit Celina und Eileen befreundet sein? Bedeuten ihr die Mädchen irgendwas?

Letzte mögliche "echte Not", die Sophie erleben könnte: Hasst sie es so furchtbar, Aufmerksamkeit zu bekommen? Solche Leute gibt es ja auch, die um keinen Preis auffallen wollen und Höllenqualen leiden, wenn sie "bemerkt" werden. Falls Sophie so jemand sein soll, wird das aber weder deutlich noch konsequent dargestellt. Das sollte dann mehr rausgearbeitet werden, damit man sich dareinfühlen kann.

Das dann wohl ja.

Hier noch so eine Stelle, wo ich die Probleme der Erzählerin einfach nicht ernstnehmen kann:
Warum steht da zum Beispiel nicht, dass Sophie einmal im Flur auf dem Weg zum Klo von einem Besoffenen begrabscht wurde? Oder dass die Mutter bei diesen Partys so sturzbetrunken ist, dass sie der Achtjährigen Sophie damals furchtbare Angst gemacht hat? Oder dass es im Flur Kotzepfützen gibt oder Glasscherben, irgendwas mal, dass mir zeigt: Ja, mit dieser Mutter ist es tatsächlich nicht leicht.

Hatte ich drin, habe ich wieder rausgenommen.

Im Moment frag ich mich doch: Warum setzt sich Sophie nicht mit ins Wohnzimmer, Mam ist doch echt cool, bestimmt darf sie ein Bier oder ein Glas Wein mittrinken, sie kann Musik hören und geht dann halt erst um zwei ins Bett, Schultag hin oder her, das passt schon mal. Welcher Teenager hätte denn ein Problem damit?

Klar dürfte sie das. Ist ziemlich cool mit 12/13 oder jünger zwischen besoffenen Erwachsenen zu sitzen. Da hat man richtig Spaß dran. Ich fand es Scheiße. Und Sophie sicher noch viel mehr, mit ihrer Sicht auf die Dinge.

Dann wäre noch die Möglichkeit, dass die Geschichte dahingeht zu zeigen, wie spießig Sophie geworden ist als Reaktion auf diese ihre Mutter, so eine Rebellionsgeschichte eigentlich. Das macht der Text aber auch nicht.

Doch macht er. Wieder sehr mit Weichzeichner, aber Sophie bevorzugt Pünktlichkeit, essen am Tisch, sie will, dass man sich abmeldet, bevor die anderen einen suchen. Sie ist passiv im Wesen - sie ist kein Revolutionstyp.

Deswegen zuckt man als Leser halt mit den Schultern, wenn sie erzählt, wie sie manchmal bei Partylärm nicht schlafen konnte und wie sie fast den Zug für die Klassenfahrt verpasst haben. So what? Ist das alles? Das sind Sophies Probleme?

Ja. Das dich das mit einem Schulterzucken zurücklässt, kann ich verstehen, zu klein, zu normal, zu Alltag, zu wenig halt.

Die Nebenhandlung mit ihrem Liebeskummer hab ich als, naja, sehr nebensächlich wahrgenommen. Weiß nicht, ob das so beabsichtigt war.

Ist Nebenhandlung, ist nebensächlich.

Also, du siehst: diesmal nicht mein Ding. Den Gag mit der Decke auf dem perfekt karierten Sofa hab ich aber trotzdem genossen.

Wenigstens etwas, wenn das natürlich auch extrem wenig ist.


Hallo Rick S,

Deine Geschichte war dahingehend durchaus erfrischend und etwas Anderes, der Anfang hat mir wirklich gut gefallen (die Geschichte mit dem Sofa), zwischendurch hatte ich aber manchmal das Gefühl, dass die Geschichte allzu schnell vorbeiraste (die schnelle Zusammenfassung der Zugfahrt, die Suche nach Eileen und Finn). Zugegeben, letzteres waren keine entscheidenden Stellen, geht es doch hauptsächlich um Sophie und ihre Mam.

Was die einen als erfrischend empfinden, bringt andere auf die Palme, so scheint es wohl zu sein mit dem Text, was aber auch gut wiedergibt, wie ich das selbst empfinde. Stimmt schon, dass einige Stellen schnell abgespult werden, aber sie tun jetzt wirklich nicht so viel zur Sache.

Und das Ende ... naja. Zwar nicht allgemein Friede-Freude-Eierlikör, aber doch ein Happy End, dass irgendwie aus dem Nichts kam. Dass die Mutter plötzlich so offen und ehrlich über ihren Kummer berichtet, und die Beiden sich ganz schnell auf Augenhöhe wiederfinden; das kam mir irgendwie zu schnell, aus dem Nichts.

Du bist jetzt schon der Zweite, der das so empfindet. Ich muss dann wohl wirklich noch mal schauen, ob man da nicht noch was zwischenschiebt irgendwo, was den Leser darauf vorbereitet.

Zwar nicht unbedingt ein schlechtes Ende, aber leider auch kein geniales.

:)

Trotzdem, habe deine Geschichte gerne gelesen.

Freut mich.


Hallo Schwups,

Stimmt schon, die Geschichte hat wenig Ecken und Kanten. Das ist alles sehr glatt, eine Heile-Welt-Geschichte, etwas zum Wohlfühlen. Immer, wenn die Erzählerin an eine Hürde kommt und davor steht, nimmst du als Autorin diese Hürde auch schon wieder weg. So machst du es bspw. mit Finn und Eileen - im einen Moment heult Sophie sich noch die Augen aus, im nächsten Moment sind aber beide schon nicht mehr zusammen. Oder als Eileen und Finn verschwunden sind, und selbst der Lehrer schon Angst bekommt - aber kaum sind sie zurück, sind ihre grösste Sorge zwei angetrunkene Jugendliche.

Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.

Auch die Konflikte mit der Mutter bewegen sich auf einer spielerischen Ebene. So zum Beispiel die Szene auf dem Bahnsteig - ich hab da nicht das Gefühl, dass es für Sophie wirklich ein Problem darstellt, dass sie nicht pünktlich sein könnten, oder dass Sophie Schweiss und Tränen schwitzt, weil sie dauernd Angst hat, ihre Mutter könnte sie bis auf die Knochen blamieren - da schwingt auch in den Dialogen immer etwas Spielerisches mit, als würden sie sich absichtlich necken und sich dem auch beide bewusst sein und es gut finden.

Und das auch.

Aber, und das wundert dich jetzt vielleicht, ich hab genau aus dem Grund die Geschichte sehr gern gelesen.

Nein, wundert mich nicht. Weil es mir bei solchen Texten geht wie dir. Und wenn der Text bei Leuten funktioniert, die sich davon einlullen lassen können, bin ich sehr erleichtert.

Da sind Stellen zum Schmunzeln, man kann mit der Erzählerin mitfühlen, bei vielem findet man sich auch wieder - wenn die Eltern einem peinlich sind, wenn man heimlich auf jemanden steht, wenn man sich lieber bei der Familie der Freundin aufhält als bei der eigenen. Aber am Ende, wenn man die Geschichte gelesen hat, hat man doch ein gutes Gefühl. Für mein Empfinden muss die Geschichte genauso enden, ich finde das sehr passend.

Für mich passt das auch zu dem, was die Geschichte will, worauf sie abzielt, sonst hätte ich es ja auch anders geschrieben. Allerdings beschäftigt mich schon der Vorwurf, es würde so aus heiterem Himmel kommen. Denn in sich logisch sollte sie bei aller Leichtigkeit schon sein.

Von daher, bin mit dem ersten Satz in die Geschichte eingetaucht und hab mich sofort drin wohlgefühlt.

Das ist schön. Ich danke dir auch dafür. Ich will und werde kein Drama draus machen, weil das nicht der Anspruch für mich hier ist. Und er wird es auch nicht sein. Sollte ich es je zu einem Roman bringen, das wird auch Unterhaltung pur werden, ich kann da nichts Schlechtes dran finden. Aber gut gemacht sollte sie sein. Und das ist mir auch bei der Geschichte wichtig. Sie muss halt funktionieren.

Ein bisschen Textarbeit gibts trotzdem:

Vielen Dank dafür!


Hallo Purersternenstaub,

mal wieder da :) Schön!

Genau das tust du in deiner Geschichte, und ich finde es gut. Normalerweise mag ich so was nicht, dieses klar herauslesbare Konstruieren und Konfliktvermeiden, aber ein Gefühl sagt mir, dass es ein großes Publikum für solche Geschichten gibt. Deine Geschichte ist im Grunde eine Trostgeschichte.

Mein Gefühl sagt mir das auch.

Sag mal, was ist denn mit dem ursprünglichen Ende passiert? Gab es einen bestimmten Grund, weshalb du das offene Ende mit Finn durch dieses klare Happy End ersetzt hast?

Verstehe dich vollkommen und auch wenn ich das Finn-Ende als Zusatzrosa empfinde, habe ich es jetzt wieder mit aufgenommen. Deine Argumentation hat mich überzeugt.

Mir hat deine Geschichte gefallen. Da fehlt zwar der richtige Teenie-Mama-Konflikt, der sich quasi durch die junge Seele frisst :) aber ich glaube, darum ging es dir wahrscheinlich gar nicht. Deine Geschichte plätschert angenehm vor sich hin, sie wirkt beruhigend irgendwie, den ganzen Text hindurch.

So soll er sein und wenn es funktioniert, ist toll. Freut mich wirklich zu hören.

Vielen Dank Euch allen. Wie gesagt, ich freue mich über die Kritiken, die mit dem Text was anfangen können, aber ich verstehe auch, wenn der Text bei anderen total gegen die Wand fährt. Und mein unterirdischer Ehrgeiz hat mich damals schon vor dem Leistungssport gerettet. Mir ist klar, dass der Text für die Challenge nicht hoch genug angesetzt ist. Aber ich will trotzdem, dass er gut ist, halt auf seinem Niveau.

Gisanne und zigga - Euch muss ich leider auf morgen vertrösten, die Arbeit ruft.

Lieben Grüße, Fliege

 

Hey Fliege,

cool, das alte Ende ist wieder da! :)
Der letzte Satz

Und dann schweigen wir, weil wir nach Worten suchen.
ist aber neu, oder?
Erst dachte ich: Huch, was'n das?, weil er das Ende in eine bestimmte Richtung zieht, die vorher gar nicht da war. Und beim ersten Lesen eben hab ich ihn nicht gemocht, diesen Turn. Dann hab ich drüber nachgedacht, das neue alte Ende wirken lassen, und nun denke ich, dass er doch eine sehr gute Wahl war. Dass den beiden Teenies da oben auf dem Dach erstmal die Worte fehlen, gefällt mir, und mein Hintergrundwissen über deine Prota sagt mir gleichzeitig, dass sie ihr aus einem anderen Grund fehlen könnten, als noch vor dem Gespräch mit der Mutter. Also für mich wird da dieses "ein Bisschen mehr erwachsen sein" des Mädchens sehr greifbar.

Ja, gefällt mir. :)

Grüßle,
PSS

 

Servus Fliege,

Fliege schrieb:
Bevor ich die Geschichte gepostet habe, hab ich mir so gedacht, ich könnte darauf den totalen Verriss schreiben und auf der anderen Seite habe ich die Geschichte voll gern.

Nachdem ich die Geschichte gelesen habe, hab ich mir gedacht, ich könnte darauf den (ziemlich) totalen Verriss schreiben und auf der anderen Seite hatte ich die Geschichte voll gern.
Ich mochte sie, weil sie eine unkomplizierte Schmunzelgeschichte ist, eine Wohlfühlgeschichte, um nicht zu sagen ein Hirnstreicheltext. Nett geschrieben, gefühlvoll, witzig, lebensnah und sympathisch, aber irgendwie weitgehend belanglos für mich Vierundfünfzigjährigen, also kaum aufrüttelnd oder nachdenklich machend. Natürlich kann ich jeden Text nur aus der Position meiner eigenen persönlichen Lebenswelt erfahren und beurteilen, und zur eigentlichen Zielgruppe gehöre ich sowieso nicht.
Was also lag näher, als mir das Urteil Berufenerer darüber anzuhören? Ich bat kurzerhand meine beiden Söhne, die Geschichte zu lesen und mir dann zu sagen, was sie davon halten. (Nicht ohne dem Kleinen dafür ein Cornetto und dem Großen ein Guinness zu versprechen.) Mit vierzehn und neunzehn sind sie einfach näher an der Zielgruppe als ich, dachte ich mir.
Nun ja, O-Ton des Großen: „Ja, coole Geschichte irgendwie. Klingt ziemlich echt eigentlich, ja schon, wirklich sehr echt. Vor allem die Mutter, die hat mich voll an unsere erinnert, die kommt ja auch immer zu spät. Immer. Und bei unseren Halloween-Parties muss sie immer die verrückteste Verkleidung haben. Urpeinlich eigentlich …“ usw.
Und dann meinte er noch, dass ihn deine Geschichte an ein Erlebnis erinnerte, das er vor drei Jahren mit seiner ersten Freundin hatte. Und das erzählte er mir dann. Also bei ihm hast du mit der Geschichte offenbar den Nerv getroffen.
Und offshore-Junior, der Kleine, sagte folgendes: „Also zum Schluss, wie die zwei in der Nacht da oben auf dem Dach sitzen und reden, das fand ich schon schön irgendwie. So wie wir zwei heuer im Sommer, weißt du noch? Wie’s so heiß war und wir den Sonnenuntergang angeschaut haben oben auf der Terrasse und die ganze Zeit gequatscht haben und wie dann der alte Böck raufgekommen ist und blablabla …“
Na ja, Fliege, langer Rede kurzer Sinn, meinen Buben gefiel deine Geschichte, auch wenn du dir von Halbwüchsigen natürlich keine tiefgründige, hochseriöse Rezension erwarten darfst.
Und über das Reden mit den beiden kam ich dann doch auch noch etwas ins Nachdenken über deine Geschichte, bzw. über die Rolle von uns Eltern in unserer heutigen Zeit. In dieser Zeit, in der ja kaum mehr wer erwachsen und schon gar nicht altersgemäß bieder werden will. Und sich die Jugendlichen entsprechend schwer tun, sich abzugrenzen von ihren so schrecklich aufgeschlossenen und progressiven Eltern. Wo bleibt denn das Feindbild für die angemessene und so wichtige jugendliche Rebellion und Antihaltung, wenn Vierzigjährige ins Tattoo-Studio rennen und sich Piercings durch was auch immer rammen lassen und so tun, als wären sie es, die die zerfetzten „Designerjeans“ erfunden hätten und zu allem Überdruss furchtbar tolerant sind? Eigentlich jämmerlich, aber gerade ich, der ich ja auch gerademal dreißig oder so bin, bzw. mich so fühle, kann das eigentlich kaum jemandem zum Vorwurf machen. Eine verkehrte Welt halt und insofern ist das ein sehr schönes und wahres Zitat in deiner Geschichte:

„Ach Schnecke, manchmal frage ich mich, wer von uns beiden Mutter und wer Tochter ist.“

Ein paar Sachen sind mir noch aufgefallen:

Ich sah nur, wie die [Müllers] mit den Köpfen schüttelte
schüttelten

Bei uns Zuhause sehen die Mahlzeiten so aus. Wir bestellen …
eventuell Doppelpunkt hinter aus?

Noch mehr ignorieren, wie er es eh schon tut.
als

mir wird heiß unter Eileens abschätzenden Blick.
abschätzendem

Ich will mir vorstellen, [ … ] wie es ist, ihn zu küssen.
wäre?

Zum pinkeln und heulen.
Beide Verben sind substantiviert, also bitte großschreiben. Danke.

Nina frisiert mir die Haare und fragt immer, was mit mir los ist.
schöner: ständig

dass die beiden noch auf dem Damenklo sind. Auf dem Weg dahin erzähle ich …
dorthin (zumindest bei uns Ösis)

„Falls noch irgendwer der Meinung ist, sich nicht an die Regeln zu halten, …
besser: … sich nicht an die Regeln halten zu müssen,

Nordpol-Klima
Der Bindestrich ist absolut entbehrlich.

Meine Mutter genauso zusammenscheißt, wie [er] es eben mit uns getan hat.

Meine Mutter himmelt ihn, mit ihrem bitte-bitte-bitte-Blick, an.
Die beiden Kommas bräuchte es für mein Gefühl nicht.

meine Mam[Komma?] die Superfrau.

Oder wenn Besuch da ist, zu denen man als Kind Onkel gesagt hat und den man heute nicht mal mehr nach dem Namen fragt.
Zwar kann ein Besuch durchaus aus mehreren Leuten bestehen, allerdings solltest du dann im weiteren Satzverlauf entweder Plural oder Singular verwenden, nicht beides.

Dass er Holzklotz ist.
ein Holzklotz? Ohne Artikel klingt es so nach Eigennamen.

Die Ampeln und Scheinwerfer der Autos, den Schriftzug des Kinos, …
Den Satzteil würde ich umstellen. Jetzt klingt es, als hätten die Autos zusätzlich zu den Scheinwerfern auch Ampeln. („Schalte deine verdammten Ampeln ein, du dämlicher Nasenbohrer!“)

Das war jetzt kein Verriss, Fliege, oder?

offshore

 
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Hallo Gisanne,

und schön, Dich mal wieder unter einer Geschichte zu lesen. Erinnert mich irgendwie an meine ersten Schritte hier bei KG.de :).

Ich hab die ganze Geschichte mit Genuss gelesen und viel gelacht dabei.

Lachen ist gut. Genuss auch. Und höre auf von Streuselkuchen zu reden, wenn die Bäcker schon alle zu haben ... das macht doch Appetit! :) Aber es liest sich gut ...

Auch das Gespräch auf dem Dach hat mir gefallen. Da liegt dieses „Warum“ in der Luft und Mam kann sich ein bisschen erklären – obwohl das ja eben nie so richtig, völlig, ganz und klar geklärt werden kann.

Ja. Gut zu wissen, dass es für einige Leser auch aufgeht.

Eine prima Geschichte. Auch der Schluss, der hoffentlich ein gutes Ende findet, wenigstens ein klitzekleines …

Ich drücke den Beiden auch die Daumen.

Dangeon > wird das nicht Dungeon geschrieben? Meine ich das Gleiche??

Wir meinen das Gleiche und du hast Recht. MG hatte das auch schon angemerkt.

Schön Dich hier wiedergetroffen zu haben. Hat mich sehr gefreut, dein köstlicher Kuchenkommentar.

Hey zigga,

ich habe deine geschichte gerne gelesen. einerseits weil die erzählart deiner protagonistin sich sehr schön vom blatt liest, andererseits weil ich diesen konflikt zwischen mutter und tochter interessant fand.

das freut doch sehr

im allgemeinen konnte ich mir die mutter sehr sehr gut vorstellen, die hat so eine irre art, die einen sogar wenn man nicht in dem alter und in der haut von sophie steckt, fremdschämen lässt. das kam gut rüber.

Oha. Soso :). Schön.

als junge in dem alter hat man eben andere gedanken, als sich ohrenstöpsel mit der angebeteten zu teilen ...

Hehe. Ich habe auch 'ne Jugendgeschichte mit einem männlichen Prot., der hat auch andere Gedanken. (nicht hier im Forum)

okay, entweder ist das mädchen so um die 12, oder ich habe keine ahnung, wie grün 15jährige mädchen hinter den ohren sind, und was sie so denken. irgendwann im text kommt ja heraus, dass sie sich auch betrinken und heimlich rauchen, also tippe ich mal auf zweiteres.

Also - Mädchen (solche wie ich) träumen schon in sehr frühen Jahren von einem Jungen zum Händchenhalten und so Schmuszeug, alles was der Umwelt signalisiert - ich habe einen Freund! Das ist irgendwie wichtig, der Rest ist Nebensache. Das gewichtet sich dann natürlich mit zunehmendem Alter etwas anders.
Für mich ist sie so Ende 13, Anfang 14. Anfang achte Klasse. Da muss man heimlich rauchen gehen, weil gegen die Regel, und saufen auch. Und weil man mit Alk noch nicht so die Erfahrung (jedenfalls nicht so viel )hat, geht eben saufen bis zum Kotzen auch sehr schnell. Meine erste Begegnung mit Schnaps endete jedenfalls damit. Danach war ich vorsichtiger.

als sophie ihren liebling auf dem klo mit einer anderen sieht, sagt sie niemanden was, weil sie sich schämt, das ist schon nachvollziehbar. falls du das ganze noch ein bisschen dramatischer gestalten wollen würdest, könnstest du diese szene: ... noch etwas ausbauen, ich meine, in dem alter bricht ja tatsächlich eine welt zusammen, wenn sowas passiert. nur so eine idee. weil diese liebeleien zwischen den figuren sonst echt authentisch und schön zu lesen waren.

Ja, könnte man. Aber in diesem Alter ist vor allem das Drama drum wichtig. Weil es einem gesagt wird, dass es Drama ist. Die beiden verbindet ja nicht wirklich was, was durch Eileen getrennt wird. Aber klar, man kann Drama auch noch mehr dramatisch machen. Weiß aber nicht, ob meine Prot. der Typ dafür ist. Eher ihre Mutter.

das ende fand ich schön. da schließt sich der kreis: sophie versteht ihre mutter, sie ist doch keine durchgeknallte, die ihr die show stehlen will, sondern sie wurde verletzt und sehnt sich nach jemanden. und siehe da: mutter und tochter sind sich gar nicht so unähnlich. fand ich echt ein gutes ende.

Das Ende ... ist spannend, wie es von den einzelnen Lesern empfunden wird. Das scheint echt kontrovers zu sein.

wobei ich mir zwischendrin manchmal dachte, die mutti brennt mit dem lehrer durch

Hätteste gern, wa? Der Text ist P 11 oder so! :D

... aber musst du wissen, in die gedanken- und gefühlswelt von einem 15jährigen mädchen kannst du dich - befürchte ich - besser einfühlen als ich. das war's von meiner seite.

Ja mal gucken. Obwohl 13 bei mir auch echt lange her ist. Aber in dem Alter sind Mädchen einfach auch so herrlich naiv und so verdammt - auf große Liebe getrimmt, die lesen Trotzkopf und Backfischromane und tagträumen so gern. Ich glaub, denen sind die Träume wichtiger und ernster, als die Kerle um die es darin geht :). Meine These, hat überhaupt keinen Anspruch auf Wahrhaftigkeit.

Danke fürs Lesen und Eindrücke aufschreiben. Hat mich gefreut.


Hey PSS nochmal,

cool, das alte Ende ist wieder da!

:)

Der letzte Satz ist aber neu, oder?

Ja. Ich wollt das rosa etwas zurücknehmen. Nur ein ganz klein wenig wenigstens. Und dann kam mir dieser Satz in den Kopf und den mochte ich gleich gern. So kam er dazu.

Dann hab ich drüber nachgedacht, das neue alte Ende wirken lassen, und nun denke ich, dass er doch eine sehr gute Wahl war. Dass den beiden Teenies da oben auf dem Dach erstmal die Worte fehlen, gefällt mir, und mein Hintergrundwissen über deine Prota sagt mir gleichzeitig, dass sie ihr aus einem anderen Grund fehlen könnten, als noch vor dem Gespräch mit der Mutter. Also für mich wird da dieses "ein Bisschen mehr erwachsen sein" des Mädchens sehr greifbar.

Das gefällt mir auch gut, was Du so über den Satz denkst. So sei das Ende jetzt gefunden! So soll es bleiben.

Danke fürs nochmal melden. Und danke, dass Du Finn gerettet hast.


Servus Ernst,

Du bringst ja Geschenke mit! Schick mir die Rechnung für die Bestechungsgelder, die übernehme ich glatt. Setze gleich nochmal eine Runde oben drauf, weil sie so großartig waren, die Jungs.

19? Echt? Und der hat den Text über so 'ne Micky Mouse gelesen? Ich hätte schwer getippt, der legt das nach dem Sofa-Dings weg. Hoffe Du standest nicht mit 'nem Basballschläger hinter ihm. Sag ihm ein ganz großes DANKE von mir. Und dem Junior auch! Dem wäre ein männlicher Prot. sicher auch näher und lieber gewesen. Da sind die Jungs nämlich eigen in diesem Alter, hab ich von Verlagsauflagen so durchklingeln hören, während Mädchen beiden Prot-Geschlechtern zugetan sind. Ja, cool. Freue mich. Ist wirklich schön zu lesen, was die beiden so gesagt haben, wenn du das jetzt nicht für mich verfälscht hast.

Nachdem ich die Geschichte gelesen habe, hab ich mir gedacht, ich könnte darauf den (ziemlich) totalen Verriss schreiben und auf der anderen Seite hatte ich die Geschichte voll gern.

:lol:

... aber irgendwie weitgehend belanglos für mich Vierundfünfzigjährigen, also kaum aufrüttelnd oder nachdenklich machend.

Nicht? Dann bist du doch alt :D. Nein, natürlich nicht. Schon klar.

Nun ja, O-Ton des Großen: „Ja, coole Geschichte irgendwie. Klingt ziemlich echt eigentlich, ja schon, wirklich sehr echt. Vor allem die Mutter, die hat mich voll an unsere erinnert, die kommt ja auch immer zu spät. Immer. Und bei unseren Halloween-Parties muss sie immer die verrückteste Verkleidung haben. Urpeinlich eigentlich …“ usw.

Hehe. Und wie findet Deine Frau die Mutter? Das ist für mich natürlich echt schön zu lesen.

Und dann meinte er noch, dass ihn deine Geschichte an ein Erlebnis erinnerte, das er vor drei Jahren mit seiner ersten Freundin hatte. Und das erzählte er mir dann.

Dann hattest Du indirekt ja doch einen Erkenntnisgewinn von der Geschichte.

Und offshore-Junior, der Kleine, sagte folgendes: „Also zum Schluss, wie die zwei in der Nacht da oben auf dem Dach sitzen und reden, das fand ich schon schön irgendwie.

Noch ein Freund vom Ende.

Na ja, Fliege, langer Rede kurzer Sinn, meinen Buben gefiel deine Geschichte, auch wenn du dir von Halbwüchsigen natürlich keine tiefgründige, hochseriöse Rezension erwarten darfst.

Ich lass auf die nix kommen! Das waren 1 A Rezensionen!

In dieser Zeit, in der ja kaum mehr wer erwachsen und schon gar nicht altersgemäß bieder werden will. Und sich die Jugendlichen entsprechend schwer tun, sich abzugrenzen von ihren so schrecklich aufgeschlossenen und progressiven Eltern. Wo bleibt denn das Feindbild für die angemessene und so wichtige jugendliche Rebellion und Antihaltung, ...

Ja. Generationskonflikt ade. Der gehört in die Geschichtsbücher bald. Habe ich auch schon oft drüber nachgedacht. Da hatte ich das noch viel einfacher.

Ein paar Sachen sind mir noch aufgefallen:

Natürlich. Die mache ich morgen früh gleich. Aber auf jeden Fall - wenn auch langsam beschämend - lieben dank.

Das war jetzt kein Verriss, Fliege, oder?

Nö!

Ja, war schön mit Euch allen.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ein typische Fliege - Geschichte ist das schon - man kommt wunderbar kurzweilig durch. Deine Figuren sind durchweg sympathisch, außer Finn, der wieder so ein selbstverliebter "Tom-Typ" ist, mit noch deutlich weniger Charisma, in dieser "Prinzen-Rolle".

Tja, ich finde, du riskierst nichts in der Geschichte. Selbst die Mutter, die stärkste Figur, bekommt später eine kuschelige Vita, so dass die Tochter mehr Verständnis bekommt und ich als Leser auch. So tough ist die dann gar nicht.

Und am Ende platzt ausgerechnet Finn in diesen Aussöhnungsmoment zwischen Mutter und Tochter auf dem Dach und übernimmt das Staffelholz der Harmonie für einen angedeutet versöhnlichen Schluss, dem zuvor eh kaum unversöhnliche Dinge vorausgingen.

Und so spülst du die beiden spannendsten Figuren in deiner Story viel zu weich, wie ich finde.

Ja, mir ist das zu viel heile Welt, wobei ich deine Idee an sich sehr gut finde. Diese Mutter, die so anders ist, und diese vernunftbetonte Tochter. Da ließe sich doch viel mehr rausholen, auch viel mehr Konfliktpotenzial. Mir gefällt halt nicht die Richtung, die du am Ende einschlägst.

Warum kann die Mutter, die eben so ist, wie sie ist - spontan, verrückt, lebenslustig, unberechenbar - warum kann die nicht am Ende sagen, dass sie Hendrik in den Wind geschossen hat, einfach so, weil er sie genervt hat, mit seiner harmoniesüchtigen Art und seinem Dackelblick? Das hätte ich toll gefunden. Das hätte auch besser zu ihr gepasst. Eine Mutter, mit Ecken und Kanten, das war doch dein Ziel, so fing die Story an, diese Erwartungshaltung hat sie bei mir geweckt.

Und Finn, dieser Hohlkopf, den hätte ich gleich wieder umdrehen lassen. "Wo willst du denn hin?", hätte die Mutter fragen können.
"Ich suche Nina", hätte Finn antworten können und dann ist er auch schon wieder weg.
Und die Mutter, die eigentlich schon wieder nach unten wollte, sagt zu ihrer Tochter: "Ach, weißt du was, ich bleib noch ein bisschen."

Ich weiß nicht, irgendwas in der Art. Etwas eckiger und kantiger eben.

Mir menschelt das am Ende zu viel.

Über den Stil brauche ich - wie immer - nichts zu sagen, der ist toll, aber in manchen Formulierungen etwas zu toll für ein Mädchen, da wirkt das dann vielleicht nicht immer authentisch (wobei ich keine Ahnung habe, wie junge Leute heute reden).

Zum Beispiel:


Zitat: Ein Kariertes. Wir sind damals ewig durch Möbelhäuser gelaufen, haben stundenlang im Internet gesucht, aber keines entsprach ihren Vorstellungen.

Zitat: das Sofa als solches taugte nichts

Das ist mir so formvollendet geschrieben.

- aber keins gefiel ihr ...
- das Sofa selbst taugte nichts ...

Nun, das sind so Sachen, bei denen ich die Schwierigkeiten einer Jugendgeschichte erkenne, dieser Spagat zwischen gut schreiben, aber in der Sprache jung und glaubwürdig bleiben.

Fazit: Ich brauche es härter ;-)

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege!

Jetzt ist so viel zu der Geschichte gesagt worden, und ich hab das Gefühl, du weißt eh, wie ich tendiere ... ich weiß nicht, was ich noch groß sagen soll. Mir ist die Mutter sympathischer als die Erzählerin. Die Erzählerin ist eine spießige Jugendliche ohne Biss und die Mutter bringt als einzige Leben in die Geschichte. Finn könnte das theor. auch, aber leider bleibt er völlig blass. Mir fehlt auch das Finn-Sophie Verhältnis. Das Sofa gefiel mir auch. Also ich hab die Geschichte vor ein paar Tagen schon gelesen, und ja. Es ist keine schlechte Geschichte, wenn man so will, sie ist auf jeden fall nett, aber bestimmt nicht die von dir, an die ich mich erinnern werde.
Ich merk schon, jetzt will ich noch was Nettes zum Schluß sagen, weil ich dich mag, aber vielleicht wirst du ein bisschen wütend und kommst auf böse Gedanken und schreibst was Hässliches, wenn ich ganz fies bin und nichts Nettes sage? :)

MfG,

JuJu

 

Hallo Alexander,

Ich spiele selbst immer noch mit dem Gedanken, bei der Challenge mit zu machen, meine bisherigen Ideen spielen zu 90% auch im Landschulheim. Bin mal gespannt, wer noch dieses Setting wählt.

Na dann höre mal auf zu spielen und schreib das Ding :). Ich kann gut Geschichten lesen, die im Landschulheim spielen.

Bevor ich zur Story komme, kurz noch der Titel. Gefällt mir nüscht.

Ja, ich finde den auch nicht gerade prickelnd. Aber es wiederholt sich halt so hübsch oft im Text, dass es für mich schon wieder Sinn macht. Wenn mir jedoch was besseres einfällt, also ich hänge da nicht dran.

Nicht so leicht ist es, durchs Erzählen zu zeigen, dass die Mama so und so ist. Kompliment also, dass du das so gut rüberbringst.

Vielen Dank.

Auf der anderen Seite ist da dieses Sofa, das im weiteren Verlauf der Geschichte überhaupt keine Rolle mehr spielt und da frage ich mich, ob man das Ganze nicht ein wenig runder gestalten könnte, wenn man ein anderes Szenario nutz, um die Mutter zu charakterisieren. Vielleicht eines, das auch zum Rest passt.

Jaein. Also, ich finde es nicht schlimm, wenn das Sofa nicht mehr weiter vorkommt, ich könnte auch das Gespräch am Ende einfach auf dieses Sofa verlegen, da wäre Finn zwar draußen, dafür das Sofa drin. Aber das ist eigentlich überhaupt nicht wichtig in meinen Augen, da für mich das Sofa mehr ist, als die Charakterisierung der Mutter und ich es deswegen auch gern behalten würde. Das ist schon schräg und zieht mir die Leute auch gut in den Text. Es stellt auch etwas über die Beziehung von Mutter und Tochter da, nämlich die Rabenmutter, die zwar cool beim Essen auf der Couch sitzt, aber dafür kann Tochter nicht auf Sprachreise. Es zeigt gut, wieso sie einen Grund hat, das Coole an der Mutter zu hassen. Und, die Sofaszene macht auch klar, der Text ist jetzt nicht bieder Ernst - es ist kein wirklicher Dramatext, ich finde er gibt gut den Weg vor, auf der sich der Text im weiteren fortbewegt.

Im weiteren Verlauf hastest du für meinen Geschmack zu schnell durch die Story.

Und dabei ist es meine längste hier auf KG! Mann, Mann. Aber ich kann den Einwand nachvollziehen.

Man kriegt als Leser nie eine Szene gezeigt, in der sich dieses Verknall-Sein äußert. Ebenso kriegt man nie eine Szene gezeigt, in der die Mutter erkennen könnte, dass Sophie in Finn verknallt ist. Wenn es so ne Szene gäbe, dann könnte man als Leser sagen: Ahja, hat sie also doch aufgepasst, war sie also doch ne gute Mutter.

Ja, da bin ich dran. Jedenfalls an der Mutter. ob ich hier Finn gern vertiefen will, weiß ich nicht so recht. Der ist eigentlich ganz gut in seiner Nebenrolle aufgehoben, denn so dramatisch sind die Gefühle und so jetzt nicht.

Sie will cool sein, aber übersieht komplett, wie sehr sie ihre Tochter damit belastet.

Ja.

Ab einem bestimmten Punkt war ich mir sicher, dass die Mutter mit Finn schlafen würde. Sozusagen als Gipfel des Nicht-Checkens.

Irgendwie wollen alle hier, dass die Mam mit irgendwem Sex hat. Das wäre doch so vorhersehbar, das darf nicht sein.

Nur dann kommt alles anders und das ist ein schönes, ein versöhnliches Ende. Ich mag das Ende. Ich finde es sogar fantastisch. Die Aussprache hat mich wirklich berührt.

Ich würde gerne mal wissen, auf welche Seite ich mich schlagen würde, könnte ich den Text ganz unvoreingenommen lesen. Als wäre er mir völlig unbekannt. Entweder das ende gefällt oder es macht alles kaputt. Dazwischen scheint es nichts zu geben.
Das Problem, das ich damit habe, ist, dass alles so unerwartet kommt. Der Charakter der Mutter macht einfach eine 180° Drehung, aber ohne erkennbaren Grund und darüber hinaus noch gegen alle wirklich ordentlich geschriebenen Gründe, warum sie das nicht tut.

Ja, dazu habe ich auch schon eine Idee, wie man das vorbereiten könnte. Ist gar nicht viel, was es dazu braucht, denke ich. Fehlt nur gerade Lust und Zeit, soll aber rein.

Ansonsten eine warme und liebevolle Geschichte.

Das freut!

Hallo Rick,

Tja, ich finde, du riskierst nichts in der Geschichte. Selbst die Mutter, die stärkste Figur, bekommt später eine kuschelige Vita, so dass die Tochter mehr Verständnis bekommt und ich als Leser auch. So tough ist die dann gar nicht.

Du hast Recht mir allem was du sagst. Ich will dahingehend den Text auch gar nicht verteidigen.

Und am Ende platzt ausgerechnet Finn in diesen Aussöhnungsmoment zwischen Mutter und Tochter auf dem Dach und übernimmt das Staffelholz der Harmonie für einen angedeutet versöhnlichen Schluss, dem zuvor eh kaum unversöhnliche Dinge vorausgingen.

Ja.

Und so spülst du die beiden spannendsten Figuren in deiner Story viel zu weich, wie ich finde.

Und genau diese Leichtigkeit, in den Figuren, in ihren Problemen kann ich gut leiden. Ich verstehe den Einwand, ich sehe ihn auch selbst, ich verstehe, dass das für viele ein no-go ist, aber - ich weiß nicht, ich will dieses leichtfüßige nicht hergeben, dieses Plätschern ohne einzutauchen. Ja es ist trivial, na und? Muss man nicht mögen, keine Frage, tun aber viele. Ich denke, es scheidet sich an den Ansprüchen. Und ich sehe da einen großen Unterschied zwischen der KG-Welt und der Welt da draußen.

Mir gefällt halt nicht die Richtung, die du am Ende einschlägst.

Und an diesem Ende scheidet sich sogar KG :D.

... warum kann die nicht am Ende sagen, dass sie Hendrik in den Wind geschossen hat, einfach so, weil er sie genervt hat, mit seiner harmoniesüchtigen Art und seinem Dackelblick? Das hätte ich toll gefunden

Genau das ist es ja, was die Tochter all die Jahre denkt. Da wäre nichts mehr drin im Ende, nur die konsequente Fortsetzung des bisherigen. So dreht sich da noch was. Die Tochter hat sich geirrt, wo sie doch denkt, sie hat allen Grund dazu ihre Mutter zu hassen. Nein, ich denke nicht, dass das Ende dann stärker wäre. Da widerspreche ich tatsächlich und nehme mein Ende in Schutz.

Mir menschelt das am Ende zu viel.

So ist das mit den Literaten :).

... aber in manchen Formulierungen etwas zu toll für ein Mädchen, da wirkt das dann vielleicht nicht immer authentisch (wobei ich keine Ahnung habe, wie junge Leute heute reden).

Schau ich auch noch mal genau drauf. Deine Einwände machen Sinn für mich.

Fazit: Ich brauche es härter ;-)

Wird auch wieder kommen. Aber ich wollte es eben diesmal so. Warum auch immer. Vielleicht ein Versuch. Und für mich stellt er sich nicht als Bruchlandung dar.

Hey JuJu,

Jetzt ist so viel zu der Geschichte gesagt worden, und ich hab das Gefühl, du weißt eh, wie ich tendiere ... ich weiß nicht, was ich noch groß sagen soll.

Ich weiß so was von ... und das nehme ich ins Quadrat und dann kann ich den tollsten JuJu-Kommentar schreiben.

Es ist keine schlechte Geschichte, wenn man so will, sie ist auf jeden fall nett, aber bestimmt nicht die von dir, an die ich mich erinnern werde.

Das erwarte ich auch nicht. Ich weiß, dass es so ist.

Ich merk schon, jetzt will ich noch was Nettes zum Schluß sagen, weil ich dich mag, aber vielleicht wirst du ein bisschen wütend und kommst auf böse Gedanken und schreibst was Hässliches, wenn ich ganz fies bin und nichts Nettes sage? :)

:) Was auch immer du mir damit sagen willst. Wir wissen beide, dass die Geschichte nix für dich ist und wir wissen auch beide warum. Aber wir sind auch verschieden, waren es und werden es immer bleiben. Aber wenn wir uns mal treffen, ist auch schön. Ich kann damit gut leben.


Holla Maria,

ich werde nicht schlau aus Dir. Niemals. Bei vielen hier kann ich relativ gut einschätzen, wie was ankommt, bei dir - Null. Immer noch nicht. Du bist verdammt gut darin, mir zu beweisen: ich habe ja keine Ahnung, was Maria gut findet und was nicht.

Allein, dass du mich gezwungen hast, eine Kindergeschichte zu lesen, dafür gehörst du echt verprügelt. Was, du hast mich nicht gezwungen? Ach ja und was ist mit das hier:

Ich bitte um Vergebung! Wird nicht wieder vorkommen. Aber gefällt mir dann doch gut - wie du dich so durch den Text liest. Ich würde lügen, sagte ich jetzt etwas anderes.

Die ficken! Die ficken! Die ficken! Na ja, ich musste diese Frage sofort beantworten.

Schäm dich! Das ist ein ganz unschuldiger Text. :)

... aber bei dieser hier weiß ich nicht so recht, ob Finn der Richtige für sie ist und du lässt das Ende auch offen, ohne dass du mir diese gottverdammte Frage beantwortest und das ist auch toll.

Ist er nicht. Aber das muss man ja nicht sagen, dann ist ja das happy end kaputt.

Also, mich freut es wirklich zu sehen, dass der Text durchaus in der Lage ist, so gute Stimmung zu erzeugen. Das ist sein Ziel und bei dir funktioniert das auch gut. Bei anderen auch und mich freut es, wenn es funktioniert.

... obwohl ich ständig so eine quängelige, nervige, kleine Bitch-Stimme im Kopf hatte.

Oh je, aber um so schöner.

Am Anfang habe ich es halt widerwillig begonnen und nur weitergelesen, weil Fliege ganz oben stand.

Bin ich froh, dass du dann noch die Kurve bekommen hast. Sonst wäre ich jetzt sicher blau und grün und es würde Flüche und Beschimpfungen hageln und nix wäre da zum unterstellen und ach ... Danke Maria! Habe mich sehr über deine Lesart, den Kommentar und auch die Empfehlung gefreut. Ganz wirklich. Die Geschichte spaltet mich. Du hast mich wieder ein bisschen zusammengeklebt, Du und die Anderen, die Freude daran hatten. Ist gut zu wissen.


Liebe Grüße an Euch! Danke für Gut und Schlecht und die Verteilung davon :). Die Tage dann noch ein paar Zuarbeiten, aber nichts was den Ton, den Tiefgang oder das Ende betrifft, nur Abrundungen. Ich habe auch schon überlegt, noch eine zweite Geschichte zu schreiben, aber ... ich bin zu faul.

Schöne Woche Euch, Fliege

 

Hallo!
Ich mag Familiengeschichten sehr, vor allem wenn es um Mutter-Tochter Beziehungen geht. Das Interessante bei dir ist, dass die Rollen scheinbar vertauscht sind- die Mutter ist die Lockere und die Tochter die Konservative. Aber man empfindet die Tochter trotzdem als ein naives Kind, und die Mutter strahlt eine gewisse Weisheit aus.
Es besteht keinen richtigen Konflikt zwischen ihnen, die zwei bilden eine glückliche kleine Familie, deshalb macht es auch Spaß, darüber zu lesen. Schön, dass Familienleben einmal ausnahmsweise nicht im negativen Licht dargestellt wird.
Der Hauptkonflikt entsteht dadurch, dass das Mädchen sich für das Benehmen ihrer Mutter schämt, aber die anderen Jugendlichen reagieren ja positiv auf sie. Man könnte meinen, die Tochter ist einfach eifersüchtig, aber das passt nicht zu der. Also muss ihr etwas daran peinlich sein. Also, ich halte es für etwas unrealistisch, dass die Teenager, die eigentlich über alles und jeden lästern, diese Hippie-Mama tatsächlich alle mögen. Spätestens nachdem sie einen Vortrag über ihr erstes Mal gehalten hat, müsste sich die Tochter bestimmt einiges über die Mum anhören. Oder habe ich ein zu negatives Bild von Kindern?
Habe nach deiner Geschiche darüber nachgedacht, warum manche Erwachsene so gerne mit Jugendlichen rumhängen. Um sich jung zu fühlen, klar, aber durch den Altersunterschied fühlen sie sich auch überlegen und irgendwie distanziert, deshalb kann die Mutter auch so locker über ihre erste sexuelle Erfahrung plaudern.
Hab deine Geschichte gerne gelesen und die Charaktere analysiert, obwohl oder vielleicht weil es keine dramatischen Figuren sind.

 

Liebe Fliege,

ich war auch so eine Mam, die eine Woche mit auf Klassenkanutour mit 8. Klässlern war. Da hat sich doch bei mir einiges an Erinnerung wieder aufgetan :D. Ich denke, ich war nicht so cool drauf wie deine KG-Mam.


Ich habe grade meinem Sohn den Link geschickt (vielleicht schaffe ich es im Gegensatz zu offshore ohne Bestechungsgaben) mit der Bitte um Statement und Kommentar dazu, wie er mich damals empfand. Mal sehen ...

Ja, nun zu deiner Geschichte. Hat nicht jeder als Kind/Jugendliche(r) eine Familie gekannt, auf die er neidisch war - oder zumindest dachte, dass es dort besser abgeht als daheim? Ich kannte auch so eine, in der die Mutter "nur" Hausfrau war und Zeit für ganz viele heimelige Sachen wie Kuchenbacken, aufwändiges Essen kochen, mit den Kindern mal was unternehmen, hatte. Die ging sogar unter der Woche mit ihren Kindern ins Freibad!
Hier bei der Mutter ist es das Unkonventionelle, das die Kinder interessiert beobachten. Da braucht man dann nicht mal mehr das neueste Handy oder ein Pferd im Stall, um für die anderen interessant zu werden.

Ich habe während des genussvollen Lesens immer darauf gewartet, dass sie irgendwann mal voll peinlich wird und für den Leser aus der Komödie eine Tragödie wird.

Die Mutter kommt in ihrem Chaos viel zu gut weg, finde ich. Es ist als Mitmensch so anstrengend, so jemand nah um sich zu haben, da hätte ich der Tochter gerne manchmal noch eine schnippischeren Umgangston in den Mund gelegt.

Mir ist das ganz hintere Ende (als Finn hochkommt) dann auch zu gewollt konstruiert. Die Aussprache hat ja was, aber dass dann der Schwarm noch dazukommt, ist mir einen Ticken zu viel. Da hat ja nur noch der Vollmond und eine laue Nacht gefehlt.

Davon abgesehen, dass ich da einen anderen Verlauf schöner gefunden hätte, mag ich die Geschichte trotzdem ganz arg. Den Erzählton finde ich klasse, da sind einige sehr pfiffige Bilder drin, man liest den Text und freut sich über das Geschriebene. Es wirkt stellenweise sehr authentisch und eigentlich stereotype Ideen und Handlungsstränge werden durch diese Art des Erzählens frisch serviert, so dass man auch olle Kamellen gerne zu sich nimmt.

Liebe Grüße
bernadette

 

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