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Malintzin

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09.06.2017
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Malintzin

Dereinst werde ich in eure Mitte zurückkehren,
vom östlichen Meer,
zusammen mit weißen, bärtigen Männern

Sie sitzt mit schmerzenden Schultern über Mahlstein und Schüsseln voll Mais gebeugt unter dem Sapotebaum und wischt sich Schweiß von der Stirn. Ihre rissigen Hände bluten. Fremde Männer, die in schwimmenden Häusern von Osten kamen, müssen versorgt werden, während immer mehr Frauen mit Fieber darniederliegen. Als der Aufseher ihr einen Tritt in den Rücken versetzt, knurrt er, sie solle endlich fertig werden.

Der Fremde steht mit finsterer Miene auf dem Hügel, fuchtelt mit den Armen und schreit Befehle. Er ist die Gefiederte Schlange, von der weiten Reise über das Wasser zurück, er ist es wirklich — die helle Haut und der Bart lassen keinen Zweifel! Sie läuft näher und setzt sich schräg hinter einen Säulenkaktus. Seine Stimme tönt rau, weit öffnet er den Mund und verzerrt das Gesicht, um reibende Laute zu produzieren, wie nie zuvor ein Mensch sie gehört hat. Die Muskeln lassen sie erschaudern, gleichzeitig scheint er ihr eigenartig vertraut, als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum.

Dass die Gefiederte Schlange davon spricht, Menschenopfer zu verbieten! Den Gestirnen sei das Blutvergießen gleich, die Sonne ginge jeden Morgen auf, auch ohne dass Priester Tausenden auf der Tempelpyramide das Herz herausschnitten.
Von dreien, die eins seien, erzählt er, und vom Lamm, das sich geopfert habe. Er lässt überall Kreuze errichten und sie will eindringen in das Geheimnis, wie das Blut eines Gottes im Wein schwimmen kann und er nach drei Tagen wieder lebendig wurde.

Die Worte der Gefiederten Schlange werden von einem ehemaligen Schiffbrüchigen mit monotoner Stimme für das Volk übersetzt, aber er kommt von weit her, aus dem Süden und kann sich kaum verständlich machen. Ihre Stirn pocht, das Herz schlägt bis zum Hals, während sie eintaucht in die elegant rollenden Laute des Fremden und sich darauf konzentriert, beide Zungen in sich aufzunehmen und miteinander zu verknüpfen.
Seit ihrer dunkelsten Stunde, als die Mutter sie verkauft hat, wandert sie von Hand zu Hand und verrichtet Arbeiten, die keines wachen Geistes bedürfen, da sie sich ewig wiederholen. Doch in jeder neuen Umgebung hört sie fremde Sprachen und eignet sie sich an. Sie besitzt diese Gabe.

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt und für sie eine Zauberformel gesprochen: Drei sind eins. Wann immer sie dort allein ist, beugt sie sich über die spiegelnde Oberfläche und betrachtet ihr Gesicht, während sie mit der Zungenspitze den Wulst hinter ihren oberen Schneidezähnen berührt und die Luft ausstößt zum rollenden R. Den Laut, den sie von der Gefiederten Schlange und seinem Gefolge gelernt hat, gibt es weder hier, noch in dem Land ihrer Kindheit. Als nächstes macht sie den Gaumen eng zum J, dann zum Nj. Wie in Trance übt sie die raffinierten Techniken, den Luftstrom zu unterbrechen.
Ra ra ra!
Je je je!
Njo njo njo!

Es gibt hier nur eine einzige Frau, mit der sie sich in der Sprache ihrer Kindheit verständigen kann. Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen, über die eimerweise Wasser saufenden Riesentiere der Fremden klagen und ihren eigenen Durst an der Quelle stillen, steht die Gefiederte Schlange plötzlich hinter ihr, so nah, dass sie die Wärme seines Körpers wie ein Erdbeben auf sich spürt und den Geruch nach Leder, dass ihr schwindelig wird. Die Schultern sind breit, die Hände, mit denen er ihr über die Wangen streicht, jedoch ungewöhnlich schmal und weich. In seinem braunen Bart schimmern Silberfäden. Er beugt sich über sie und sieht ihr aus tiefliegenden Augen ins Gesicht. Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutet er ihr, sie müsse ihre Sachen holen und mitkommen.

Die Gefiederte Schlange will alles wissen, fragt unermüdlich nach: Wo sind die Goldbergwerke und wer ist der Herrscher in der fernen Stadt im See, dem alle Stämme Tribut zahlen müssen? Wenn sie nicht versteht, hebt er die Brauen, schürzt die Lippen zu einem schmalen Lächeln und formuliert neu, was er verlangt. Während andere sich schwertun, seiner seltsamen Sprache zu folgen, entschlüsselt sie ihn Tag für Tag besser, bewegt Zunge und Lippen immer sicherer und holt Erkundigungen ein für ihn.

Er kleidet sie in kostbare Tücher und schenkt ihr Ketten aus farbig glänzenden Perlen. Nie mehr muss sie gewöhnliche Dienste verrichten, sie darf den Mahlstein zur Seite legen und vergräbt ihn bald tief unter ihren Habseligkeiten. Er gibt ihr auch einen Handspiegel, in dem sie sich betrachten kann, wann immer sie will, und so geht sie nur noch selten runter zum Fluss.

Sie betet, wobei sie die Worte langsam formt und jedes einzeln betont:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Du bist gesegnet unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

Je öfter sie dieses Gebet spricht, desto mehr erinnert es sie an die geliebte Maismutter. Auf einmal erscheint ihr der neue Gebieter weniger seltsam. Auch er betet zu Maria.
Mehr an sich selbst gerichtet fügt sie leise hinzu:
Befreie dich und sei das Werkzeug, um die Prophezeiung zu erfüllen!

Sie flüstert ihm zu, was alte Frauen in den Hütten über Rebellion munkeln, und begleitet ihn zu Gesprächen mit Stammesfürsten. Männer, die sie früher keines Blickes würdigten, hängen nun an ihren Lippen wie kleine Kinder. Sie vermittelt ihnen und dem ganzen Volk die Weisungen der Gefiederten Schlange: Er komme im Auftrag des mächtigsten Königs der Erde und ist selbst ein gewaltiger Gott mit seinen Waffen, die Feuer speien und unbesiegbar machen!

Nachts liegt sie allein auf der Matte und lauscht den Zikaden. Jedes Mal wenn sie sich umdreht, klebt das Hemd am Rücken und Schweißperlen kitzeln am Hals. Als sie Sinn und Bedeutung der heute gelernten Lautfolgen in ihrem Kopf sortiert hat, öffnet sie den Mund und beginnt, zu intonieren — geliebte allabendliche Beschäftigung, die ihr Stärke verleiht, und so übertönt sie die Schreie von Verrätern, die draußen ihre gerechte Strafe erfahren. Die Gefiederte Schlange ist ein zorniger Gott.

Sie verteilt den Rest des Duftöls auf ihren verheilten Händen, atmet tief in sich hinein und spürt sich lächeln. Er ist nicht so groß, wie sie ihn all die Jahre erträumte, sondern überragt sie nur um wenige Handbreit. Die Augen, der Bart, seine Art, sich mit Autorität zu bewegen und zu sprechen — Zeichen seiner Göttlichkeit!

Gleichzeitig verhält er sich rätselhaft. Warum nimmt er nur das Gold aus den Tempeln und lässt die Prachtfedern des blauen Quetzal-Vogels zurück? Aber wer ist sie, das zu fragen? Sie steht unter seinem besonderen Schutz, ist ihm Ohr und Zunge. Wenn sie die Augen schließt, sieht sie das liebe Gesicht vor sich und hört seine melodische Stimme. Oh, wenn er doch jetzt hier bei ihr wäre, wie gerne würde sie ihr Lager teilen!

In der Ferne heult ein Kojote, draußen knirschen Schritte. Sie setzt sich auf und ihr Herz pocht. Käme die Freundin aus dem Land ihrer Kindheit noch so spät? Die Tür öffnet sich langsam und im Halbdunkel erscheint eine breitschultrige Gestalt. Die Gefiederte Schlange kommt näher, kniet neben ihr und presst die Lippen auf sie. Sanft umfasst er ihre Brust.
„Alles gut“, flüstert er. „Alles gut.“
Seine Hände sind überall auf ihr, der Stoff ihres Nachthemdes reißt und sie schmeckt brennendes Agavenwasser, Bohnen und Blut.

 

Hallo Anne49

Den Titel mag ich nicht so sehr, weil ich damit gar nicht anfangen kann. Das finde ich immer etwas schade. Ich möchte gerne vorher wissen, was mich ungefähr erwartet.

Finde ich toll, dass du eine historische Kurzgeschichte schreibst. Da steckt bestimmt viel Arbeit drin.

Dereinst werde ich in eure Mitte zurückkehren,
vom östlichen Meer,
zusammen mit weißen, bärtigen Männern
Woher kommt denn das? Konnte dazu nichts ergooglen. Ist das von dir?
Ich bin ja eher der Typ, der sowas eher überliest. Hier gefällt es mir ganz gut, vielleicht weil es als Ersatz für die Überschrift etwas preisgibt.

Sie sitzt mit schmerzenden Schultern über Mahlstein und Schüsseln voll Mais gebeugt unter dem Sapotebaum und wischt sich Schweiß von der Stirn.
Der erste Satz gefällt mir nicht so. Sie sitzt über dem Mahlstein und Schüsseln und unter dem Baum. Und dann wischt sie sich auch noch Schweiß von der Stirn. Das ist mir zu viel hin und her im Kopf. Ich würde den Satz etwas umstellen und den Baum weglassen.
Kenn ich eh nicht, den Sapote. Vielleicht so:
Mit schmerzenden Schultern beugt sie sich über den Mahlstein und die Schüsseln voller Mais und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Fremde Männer, die in schwimmenden Häusern von Osten kamen, müssen versorgt werden, während immer mehr Frauen mit Fieber daniederliegen.
Gefällt mir. Gibt eine gute Einordnung in Zeit und Ort.

Er ist die Gefiederte Schlange
Hier wird es noch deutlicher, solche Namen gibt es nur bei den Indianern.
Irgendwie scheinen es dir die ja angetan zu haben? Ich erinner mich an den Lorenz ausm Labor. ;)

von der weiten Reise über das Wasser zurück
Das zurück hat mich etwas verwirrt, ich dachte erst es wäre ein Ureinwohner, der zurückgekommen wäre, aber es ist ja ein Weißer, der schon mal da war.

Seine Muskeln und stattlichen Schultern lassen sie erschaudern,
Stattlich? Da fällt dir doch bestimmt etwas besseres ein.

als seien sie einander schon begegnet
Naja sie sind sich ja anscheinend schon mal begegnet, denn sie erkennt ihn ja wieder, oder?

Ihre Stirn pocht, das Herz schlägt bis zum Hals, während sie eintaucht in die elegant rollenden Laute des Fremden und sich darauf konzentriert, beide Zungen in sich aufzunehmen und im Geiste miteinander zu verknüpfen.
Schön beschrieben, diese Leidenschaft für Sprachen, die Begierde neues sofort zu verstehen und zu lernen.

Sie besitzt diese Gabe.
Der Satz kann meiner Meinung nach weg.

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt
Unklarer Bezug. Wer wurde da getauft, die Fremden oder Malintzin?

ass sie die Wärme seines Körpers wie ein Erdbeben auf sich spürt und den Geruch nach Leder, dass ihr schwindelig wird.
Sie spürt den Geruch nach Leder auf sich?

Je öfter sie dieses Gebet spricht, desto mehr erinnert es sie an die geliebte Maismutter. Auf einmal erscheint ihr der neue Gebieter weniger seltsam. Auch er betet zu Maria.
Schön, wenn jemand die Gemeinsamkeiten der Religionen wahrnimmt, anstatt dessen Unterschiede.

Sie flüstert ihm zu, was alte Frauen in den Hütten über Rebellion munkeln, und begleitet ihn zu Gesprächen mit Stammesfürsten.
Man hat das Gefühl, sie verrät hier ihr Volk. Aber das ist es gar nicht oder? Sie wurde ja eigentlich wie eine Sklavin behandelt und endlich hat sie die Möglichkeit daraus zu kommen. Trotzdem finde ich es erstmal irritierend. Vielleicht kannst du das noch mal deutlicher machen, warum sie so bereitwillig alles erfüllt was die Schlange von ihr fordert.

sondern überragt sie nur um wenige Handbreit.
Hmm, hier könnte man meinen er wird menschlicher für sie , greifbarer, weil sie emrkt dass auch er nur ein Mensch ist. Aber dann schreibst du:
Zeichen seiner Göttlichkeit
Da bekomme ich kein sauberes Bild hin. Wie sieht sie ihren Gebieter denn nun? Oder sieht sie sich selbst mittlerweile auch erhoben?

wie gerne würde sie ihr Lager teilen!
Sie will doch nicht sein Lager teilen, sie will ihm dienen voll und ganz, auch ihren Körper zur Verfügung stellen und nicht nur ihren Geist. Ich denke, den Satz könntest du etwas mehr aufbauschen.

Käme die Freundin aus dem Land ihrer Kindheit noch so spät?
Kann weg.

Wirklich sehr interessant und gut zu lesen, deine Geschichte. Ich muss sagen, das es mir bedeutend besser gefällt, wenn du nicht allzu romantisch wirst. ;)

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Ich vermute, dass dein Background nicht nur auf Recherche basiert, sondern dass du vielmehr beruflich im Thema involviert bist?
Auf jeden Fall ist dir eine fundierte, faktenbasierte Story gelungen, die aus der Masse heraussticht.

Das ist sehr freundlich, lieber linktofink, tatsächlich bin ich in Geschichte aber nicht sehr bewandert und habe mich aus rein privatem Interesse punktuell in Malintzin und Cortés reingesteigert, äh -gelesen.

Saludos,
Anne

Und wie ich immer sage, vielleicht wäre das alles gaaanz anders gewesen, wenn ich damals den Friedel als Geschichtslehrer gehabt hätte …

Hallo Friedrichard,

"Reziproker Altruismus hält auch die Mafia zusammen."

Guter Punkt und ob mir die Frau, wäre ich ihr vor 499 Jahren begegnet, sympathisch gewesen wäre, weiß ich auch nicht, glaube eher nicht.

Man kann also auch reinfallen in seine Quellen ... Dass das nicht geschieht ist Deinem reduzierten Stil zu verdanken, der verhindert, dass es Fantasy oder gar herzzerreißender Horror wird.

Fantasy und Horror sind nicht geplant, eher friert die Hölle zu, aber wer weiß.

Und hier unterbrechen wir kurz für eine wichtige Mitteilung:

Ich muss sagen, das es mir bedeutend besser gefällt, wenn du nicht allzu romantisch wirst. ;)

Schon mal vielen Dank, liebes NGK, für deinen ausführlichen Kommentar und ich muss sagen, dass es mir bedeutend besser gefällt, wenn du nicht allzu … du weißt schon. :D

da[r]niederliegen
(Vorsilbe in grauer Vorzeit germanistischer Zungen ein [räumliches] Adverb, dass zB auch noch in darlegen, dartun u. a. erhalten ist und im engl. there immer noch fortlebt)

Ja, guck, das R wegzulassen, das gehört doch zu meinem reduzierten Stil (siehe oben).

Von Kevin Kostner wird berichtet, dass er für das Projekt "der mit dem Wolf tanzt" […] Einwohner zu Pine Ridge befragte, wie das Leben denn in der zwoten Hälfte des 19. Jh. in ihrem Stammesverband zugegangen sei, und er glaubte zunächst alles - bis klar wurde, dass die Nachkommen das Bild ihrer Vorfahren aus Western bezogen hatten, Hollywood, zweifelhafter Bewahrer ihrer Vergangenheit ...

Sehr interessant, wusste ich gar nicht … Da werden Erinnerungen wach, an die Neunziger, als Anne noch regelmäßig ins Kino gegangen ist und die sprechenden Indianernamen bestaunt hat - zum Beispiel die bezaubernde Mary McDonnell als „Stands with a Fist“.

Man sollte Cortez wie Pizarro - die daheim wahrscheinlich als Kriminelle geendet wären

Das kann ich mir auch gut vorstellen …

nicht kleinreden, aber mit ihrer Hunderstschaft allein, donnernden Kanonen und mühseligen Vorderladern hätten sie scheitern müssen […] Die Mexica hatten sich - wie jede Besatzungsmacht/jeder Eroberer - reichlich Feinde geschaffen, die sich nun mit den Eindringlingen wider das Herrscherhaus verbündeten.

Genau und da kam die Frau ins Spiel.

Besten Dank fürs deinen weisen Kommentar unds Korrektorat,
bis demnäx!
Anne

 

Da werden Erinnerungen wach, an die Neunziger, als Anne noch regelmäßig ins Kino gegangen ist und die sprechenden Indianernamen bestaunt hat - zum Beispiel die bezaubernde Mary McDonnell als „Stands with a Fist“.

Moin, Anne, "die-den-Ball-flach-hält",

ja, das mit den Namen ist so ein Ding ... Ist ja kein Geheimnis, dass ich derzeit außer AO, dem EStG und ihrer Nebenwerkchen die Biografie des verrückten Ponys les - aber da bekommt man eine Vorstellung davon, welche Leistung aus der mündlichen Überlieferung (die dort auf über 500 Seiten, analog den 500 Nations gepflegt - ehrlich, keine Satire - und buchstäblich überliefert wird), geschaffen wurde durch Homer oder satte 300 Jahre später durch die Schriftgelehrten zu Babylon, wenn sie die Sagen, Mythen und Gebote der Vorfahren zu Weltliteratur umformten. Wobei die mosaische Elite bedingt durch den radikalen Umsturz im Zwostromland durch die Eroberungen der Perser den Messianismus erfuhren und begründen konnten: Der große Kyros ließ sie, sofern sie in die ferne Provinz zurückwollten, nach Jerusalem ... wo dann ein halbes Jahrtausend später ein Handwerkersohn die Idee hatte, die Gebote, nennen wir sie ruhig Ethik, dem Kitt der zwölf Stämme allem Volk zu öffnen. Was Literatur so alles anrichten kann ...

Aber diese mündliche Überlieferung über vier bis sechs Generationen hinweg (es tauchen alle weiteren Träger namens "verrücktes Pony" bis Ende des 18. Jh. auf) in naiver, einfacher Sprache - kindgerecht wäre nicht das richtige Wort - gibt schon eine Vorstellung, was die Leistung des Ioniers und der Schriftgelehrten bedeutet.

Da ist unser Treiben auch schon ganz schön schön, gelle?

Bis bald ...

Friedel

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

vielen lieben Dank für deine Anmerkungen zu meiner Geschichte! :)

Den Titel mag ich nicht so sehr, weil ich damit gar nicht anfangen kann. Das finde ich immer etwas schade. Ich möchte gerne vorher wissen, was mich ungefähr erwartet.

Meine Titel sind eigentlich kein Zufall und bei dem hier gefällt mir das Kryptische ganz gut, auch weil ich im gesamten Text absichtlich keine Namen nenne, nicht mal den Namen Cortés, es heißt immer nur „sie“ und „er“.

Ganz lustig, bei mir ist es umgekehrt wie bei dir, ich mag keine Titel, die zu viel preisgeben, à la „Die lustige Geschichte vom Schneider und wie er seine weggelaufene Ziege im Wald wiederfand“, okay, ist jetzt ein bisschen übertrieben, aber du weißt schon.

Finde ich toll, dass du eine historische Kurzgeschichte schreibst. Da steckt bestimmt viel Arbeit drin.

Das Thema Malintzin und Cortés hat mich ohnehin gepackt, die Geschichte ist nur ein Nebenergebnis.

Aber stimmt, da wird einem erst einmal bewusst, dass es „einfacher“ ist, wenn man im Hier und Jetzt schreibt und sich ganz auf die eigentliche Schreiberei, das Sätzebasteln konzentrieren darf. Kein Nachdenken darüber, ob es diesen oder jenen Gegenstand damals dort gab, ob eine Figur so gedacht hätte oder so hätte handeln können.

Woher kommt denn das? Konnte dazu nichts ergooglen. Ist das von dir?
Ich bin ja eher der Typ, der sowas eher überliest. Hier gefällt es mir ganz gut, vielleicht weil es als Ersatz für die Überschrift etwas preisgibt.

Ich finde das jetzt blöderweise nicht mehr wieder, aber ich hatte diesen Spruch so sinngemäß auf Englisch im Netz gefunden.
Über diese Prophezeihung und wie sie den spanischen Eroberern geholfen hat, wurde viel geschrieben.
Freut mich, dass dieser Satz den für dich unbefriedigenden Titel kompensieren konnte.

Der erste Satz gefällt mir nicht so. Sie sitzt über dem Mahlstein und Schüsseln und unter dem Baum. Und dann wischt sie sich auch noch Schweiß von der Stirn. Das ist mir zu viel hin und her im Kopf. Ich würde den Satz etwas umstellen und den Baum weglassen.
Kenn ich eh nicht, den Sapote.

Weiß nicht, ob du das kennst, aber über den ersten Satz mache ich mir schon echt viele Gedanken. Das mit den vielen Präpositionen und dem unbekannten Baum war mir bewusst und so gewollt. Also ich hab irgendwann entschieden, dass das für mich geht.
Ich habe deine Rückmeldung jedoch registriert, dass es dir nicht gefällt. Sie ist hilfreich, auch wenn sie sich hier nicht in einer Textänderung äußern wird.

solche Namen gibt es nur bei den Indianern. Irgendwie scheinen es dir die ja angetan zu haben? Ich erinner mich an den Lorenz ausm Labor. ;)

Haha, stimmt! Ich dachte, alle Frauen träumen von Indianern. Du etwa nicht?! ;)

Stattlich? Da fällt dir doch bestimmt etwas besseres ein.

Was Besseres? Eigentlich nicht … :shy:

Sie besitzt diese Gabe.
Der Satz kann meiner Meinung nach weg.

Nja, an dem hänge ich schon, der ist für mich zentral. Aus dem Satz davor wird noch nicht klar, dass sie für Sprache ein Talent hat und das will ich hier gerne postulieren und betonen.
(Wobei sie als Kind in der Sklaverei Sprachen gelernt hat, die einer anderen Sprachfamilie als ihre Muttersprache entstammten und dabei wird sie Fertigkeiten zum Lernen weiterer Sprachen erworben haben. Das Gehirn ist plastisch.)

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt
Unklarer Bezug. Wer wurde da getauft, die Fremden oder Malintzin?

Weil man sich normalerweise nicht selbst tauft - oder hast du davon schon mal gehört? - wird Malintzin von den Fremden (= Spaniern) christlich getauft.

Schön, wenn jemand die Gemeinsamkeiten der Religionen wahrnimmt, anstatt dessen Unterschiede.

Ob die Frau nun wirklich so religiös war, keine Ahnung. Das ist genau so ein Punkt, den ich bei historischen Geschichten schwierig finde, die religiösen Gefühle vergangener Zeiten.

Viele Völker haben solche weiblichen Götter, die wie eine Mutter wahrgenommen werden. Die Indios hatten so eine Maismutter, weil Mais ein wichtiges Nahrungsmittel war, und da lag es nahe, die mit der christlichen Mariengestalt in Verbindung zu setzen. Bei Ankunft einer neuen Religion vermischt die sich oft mit Elementen der alten.
Das wurde auch gezielt ausgenutzt, um die Akzeptanz der neuen Religion bei der Bevölkerung zu erhöhen oder zu ermöglichen. Wir feiern Weihnachten zu derselben Zeit, zu der unsere germanichen Vorfahren die Wintersonnenwende gefeiert haben, zum Beispiel.

Man hat das Gefühl, sie verrät hier ihr Volk. Aber das ist es gar nicht oder? Sie wurde ja eigentlich wie eine Sklavin behandelt und endlich hat sie die Möglichkeit daraus zu kommen.

Ganz genau!

Sie will doch nicht sein Lager teilen, sie will ihm dienen voll und ganz, auch ihren Körper zur Verfügung stellen und nicht nur ihren Geist. Ich denke, den Satz könntest du etwas mehr aufbauschen.

Aufbauschen? Ich bin da etwas ratlos. Aufbauschen ist für mich eigentlich ein negatives Wort, aus der Mücke einen Elefanten machen oder so.
Mal abgesehen davon, dass die beiden Material bieten für einen ganzen Roman … aber hier weiß ich echt nicht, ob ich das mit ein, zwei Sätzen mehr drehen kann.

Käme die Freundin aus dem Land ihrer Kindheit noch so spät?
Kann weg.

Könnte sein. Ist ein Wackelkandidat. Ich denke mal drüber nach.

Danke, liebes NGK, und auch wenn die „Ausbeute“ auf den ersten Blick mager aussieht, hat mir dein Kommentar sehr geholfen, mich nochmal mit einigen Textstellen auseinanderzusetzen. :thumbsup:

Liebe Grüße
- und ich drücke weiter die Daumen für du weißt schon … -
Anne

 

Hallo Anne - Anne49

Haha, stimmt! Ich dachte, alle Frauen träumen von Indianern. Du etwa nicht?!
Nee, eher von Vampiren! :Pfeif:

Sie besitzt diese Gabe.
Nja, an dem hänge ich schon, der ist für mich zentral. Aus dem Satz davor wird noch nicht klar, dass sie für Sprache ein Talent hat und das will ich hier gerne postulieren und betonen.
Ich verstehe was du sagen willst, aber in dieser Form funktioniert der Satz für mich einfach nicht. Das ist so tellig. Vielleicht kannst du versuchen, diese Gabe anders zu verdeutlichen. Zum Beispiel, dass andere darüber erstaunt waren wie schnell sie lernte oder wie leicht es ihr viel. Vielleicht wird jetzt deutlicher was mich stört.
Aber ist ja dein Satz und deine Geschichte. ;)

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt
Unklarer Bezug. Wer wurde da getauft, die Fremden oder Malintzin?
Weil man sich normalerweise nicht selbst tauft - oder hast du davon schon mal gehört? - wird Malintzin von den Fremden (= Spaniern) christlich getauft.
Ja, das wird schon klar und meine Frage war etwas provokant gestellt. Ich finde es einfach etwas unsauber formuliert.

Sie will doch nicht sein Lager teilen, sie will ihm dienen voll und ganz, auch ihren Körper zur Verfügung stellen und nicht nur ihren Geist. Ich denke, den Satz könntest du etwas mehr aufbauschen.
Aufbauschen? Ich bin da etwas ratlos. Aufbauschen ist für mich eigentlich ein negatives Wort, aus der Mücke einen Elefanten machen oder so.
Ach, komm so ein aufgebauschter Wattebausch ist doch ganz süß. Naja, ich wollte sagen, dass mir das ganze zu nüchtern abgehandelt wird. Du möchtest hier nicht die Liebesgeschichte der beiden ausbreiten, aber etwas Leidenschaft wär doch schön oder? Und wenn ich das schon sage.

- und ich drücke weiter die Daumen für du weißt schon … -
Dankeee. :shy:

Liebe Grüße,
NGK

 

Hey Anne,

ich werde kaum was zum Inhalt anmerken, beschränke mich mehr auf Textarbeit.

Sie sitzt mit schmerzenden Schultern über Mahlstein und Schüsseln voll Mais gebeugt unter dem Sapotebaum und wischt sich Schweiß von der Stirn. Ihre rissigen Hände bluten. Fremde Männer, die in schwimmenden Häusern von Osten kamen, müssen versorgt werden, während immer mehr Frauen mit Fieber darniederliegen. Als der Aufseher ihr einen Tritt in den Rücken versetzt, knurrt er, sie solle endlich fertig werden.
Ich finde den Einstieg zum Reingleiten nicht geschmeidig genug. Du packst zuviel auf zu engen Raum irgendwie. Würde ich entschlacken. Schmerzende Schultern, rissige Hände, blutige Hände, sie schwitzt und dann noch der Tritt - über und unter, hm, verwirrt mich ein wenig.
Ich mach's kurz, zum Verdeutlichen, worauf ich hinaus will mal, mal folgender Vorschlag:
Sie sitzt im Schatten des Sapotebaums und wischt sich Schweiß von der Stirn. Ihre blutigen Hände hinterlassen rote Flecken auf dem Mahlstein. Viele Schüsseln voll Mais stehen um sie herum. Fremde Männer, die in schwimmenden Häusern von Osten kamen, müssen versorgt werden, während immer mehr Frauen mit Fieber darniederliegen. Als der Aufseher ihr einen Tritt in den Rücken versetzt, knurrt er, sie solle endlich fertig machen.

Sie läuft näher und setzt sich schräg hinter einen Säulenkaktus.
Ich bekomme da kein klares Bild von. Sie "rennt" näher? Wohin denn? Zu ihm? Dann setzt sie sich schräg?
Lasse sie sich doch einfach anschleichen und verstecken oder so.

Seine Stimme tönt rau, weit öffnet er den Mund und verzerrt das Gesicht, um reibende Laute zu produzieren, wie nie zuvor ein Mensch sie gehört hat. Seine Muskeln und stattlichen Schultern lassen sie erschaudern, gleichzeitig scheint er ihr eigenartig vertraut, als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum.
Mal exemplarisch: Pp können einfach mal durch Artikel ersetzt werden, die Zuordnung wird oftmals auch so klar.
Raue Stimme und reibende Laute sind für mich sehr ähnliche Aussagen im selben Satz. Würde mich entscheiden.
Vorschlag: Weit öffnet er den Mund und verzerrt das Gesicht, um reibende Laute von sich zu geben, wie nie zuvor ein Mensch sie gehört hat. Die Muskeln und stattlichen Schultern lassen sie erschaudern, gleichzeitig scheint er ihr eigenartig vertraut, als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum.
Besser vielleicht: Weit öffnet er den Mund und verzerrt das Gesicht. Seine Stimme tönt rau, die Muskeln und stattlichen Schultern lassen sie erschaudern. Gleichzeitig scheint er ihr eigenartig vertraut, als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum.
Wirkt weniger überzeichnet auf mich. Klar, sie sieht ja diesen Übermenschen vor sich, diesen Gott (in ihren Augen); dennoch.

Den Gestirnen sei das Blutvergießen gleich, die Sonne ginge jeden Morgen auf, auch ohne dass Priester Tausenden auf der Tempelpyramide das Herz mit der Obsidianklinge herausschnitten.
Auf engem Raum viel Lehrbuchwissen. Ne, würde ich eindampfen.
Vorschlag: Den Gestirnen sei das Blutvergießen gleich, die Sonne ginge auch auf, wenn keinem Menschen das Herz herausschnitten wird.

Die Worte der Gefiederten Schlange werden von einem ehemaligen Schiffbrüchigen mit monotoner Stimme für das Volk übersetzt, aber er kommt von weit her, aus dem Süden und kann sich kaum verständlich machen.
Ich finde das ein wenig ungelenk.
Letzter Vorschlag (versprochen :)): Die Worte der Gefiederten Schlange werden von einem Schiffbrüchigen übersetzt, aber er kommt von weit her, (aus dem Süden), man (wir, ich) versteht in kaum.

Ihre Stirn pocht, das Herz schlägt bis zum Hals, während sie eintaucht in die elegant rollenden Laute des Fremden und sich darauf konzentriert, beide Zungen in sich aufzunehmen und im Geiste miteinander zu verknüpfen.
Würde mich entscheiden, ist doppeltgemoppelt, nicht?
Dass sie in die rollenden Laute eintaucht, hm, ich weiß nicht, ich würde sie sich nur darauf konzentrieren lassen oder so.
Das mit den zwei Zungen kapier ich nicht. Also ich weiß schon, was du meinst, aber ..., hm ..., würde den ganzen Satz noch mal überdenken.

... und im Geiste miteinander zu verknüpfen. Seit ihrer dunkelsten Stunde, als die Mutter sie verkauft hat, wandert sie von Hand zu Hand und verrichtet Arbeiten, die keines wachen Geistes bedürfen ...
Du weißt schon.

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt und für sie eine Zauberformel gesprochen: Drei sind eins.
Würde ich streichen.

... während sie mit der Zungenspitze den Wulst hinter ihren oberen Schneidezähnen berührt und die Luft ausstößt zum rollenden R.
Also, ich hab' das jetzt mal so gemacht, Zunge an die Wulst und Luft ausgestoßen. Es funktioniert nicht :D. Lass das mit der Zunge, der Wulst und der Luft und beschränke dich doch einfach aufs rollende R.

Wie in Trance übt sie die raffinierten Techniken, den Luftstrom zu unterbrechen.
In Trance üben? Luftstrom unterbrechen? Ich weiß nicht, Anne. Lass sie doch schlicht und einfach üben.

Nicht zum ersten Mal lernt sie eine neue Sprache, aber diesmal wird sie schneller sein als alle anderen! Ra ra ra! Je je je! Njo njo njo!
Es gibt hier nur eine einzige Frau, mit der sie sich in der Sprache ihrer Kindheit verständigen kann. Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen ...
Vermeidbar.
Das mit der Sprache gefällt mir auch nicht. Ich weiß schon, worauf du hinauswillst, aber "schnellere Sprache"? Ne. Übrigens kann man sie ja auch ganz langsam sprechen.

Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen, über die eimerweise Wasser saufenden Riesentiere der Fremden klagen und ihren eigenen Durst an der Quelle stillen ...
Verwirrt mich, wer ist "sie"?, ah, du meinst die Frau aus der Heimat, braucht's die später noch - hab' noch nicht zu Ende gelesen? Wenn nicht, würde ich sie rausschmeißen und den Singular benutzen: steht, klagt, stillt.

... steht er plötzlich hinter ihr, so nah, dass sie die Wärme seines Körpers wie ein Erdbeben auf sich spürt und den Geruch nach Leder, dass ihr schwindelig wird.
Funktioniert nicht bei mir. Das geht so nicht, finde ich. Wärme wie ein Erdbeben auf ihr? Dann steht da: Sie spürt den Geruch nach Leder. Und wenn du mir einen persönlichen Gefallen machen möchtest: Streiche "plötzlich" - oder ersetze es. Ich hasse dieses Wort :).

Die Schultern der Gefiederten Schlange sind breit, die Hände, mit denen er ihr über die Wangen streicht, jedoch ungewöhnlich schmal und weich.
Die Schultern hattest du schon, oder?

Sie betet, wobei sie die Worte langsam formt und jedes einzeln betont: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gesegnet unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Könnte von mir aus auch weg.

Sie flüstert ihm zu, was alte Frauen in den Hütten über Rebellion munkeln
"Was" würde ich durch "dass" ersetzen.

Männer, die sie früher keines Blickes würdigten, hängen nun an ihren Lippen wie kleine Kinder. Sie vermittelt ihnen und dem ganzen Volk die Weisungen der Gefiederten Schlange und dabei duldet sie keinen Widerspruch. Er komme im Auftrag des mächtigsten Königs der Erde, und ist er nicht selbst ein gewaltiger Gott mit seinen Waffen, die Feuer speien und unbesiegbar machen?
Das ist behauptet, wie zeigt sie das denn? Würde hier jetzt kein "Show" reinpacken, sondern umschiffen.
Eine Frage gegen Ende finde ich zu passiv. Ich würde die Vehemenz und ihre Überzeugung einfacher darstellen.
Jetzt breche ich doch mein Versprechen :). Vorschlag (,um klarzumachen, was ich meine): Männer, die sie früher keines Blickes würdigten, hängen nun an ihren Lippen wie kleine Kinder. Sie vermittelt ihnen schließlich auch die Weisungen der Gefiederten Schlange! Er komme im Auftrag des mächtigsten Königs der Erde, und ist selbst ein gewaltiger Gott mit Waffen, die Feuer speien und ihn unbesiegbar machen!

Jedes Mal wenn sie sich umdreht, klebt das Hemd am Rücken und Schweißperlen kitzeln am Hals.
Das Hemd klebt nur dann, die Schweißperlen kitzeln nur dann, wenn sie sich umdreht? Zumindest ich lese das hier so.

Als sie Sinn und Bedeutung der heute gelernten Lautfolgen in ihrem Kopf sortiert hat, öffnet sie den Mund und beginnt, zu intonieren — geliebte allabendliche Beschäftigung, die ihr Stärke verleiht, und so übertönt sie die Schreie von Verrätern, die draußen ihre gerechte Strafe erfahren.
Mja, auch den Satz würde ich mir unbedingt noch mal ansehen, Anne. Diese Intonation, das Verschachtelte ... Würde ich alles einfacher ausdrücken, zwei Sätze daraus machen.

... atmet tief in sich hinein und spürt sich lächeln.
Wohin sollte sie auch sonst atmen? Lasse sie doch einfach einatmen und lächeln.

... sieht sie das liebe Gesicht vor sich und hört seine melodische Stimme.
Du willst wohl damit andeuten, dass sie ihn anders wahrnimmt. Ich stutze hier, weil du das nicht so recht vorbereitet hast. Ich habe immer noch den strengen Gottkrieger vor Augen, raue Stimme, kantiges Gesicht - Autorität durch und durch. Nur die Hände sind ganz zart.

Sie setzt sich auf der Matte auf und ihr Herz pocht.
Vermeidbar.

Käme die Freundin aus dem Land ihrer Kindheit noch so spät?
Ah, die Frau aus der Heimat. Ach, da sie eigentlich keine Rolle spielt, würde ich sie ganz rauswerfen.

... und im Halbdunkel erscheint eine breitschultrige Gestalt.
Ist mir mittlerweile einfach zu schulterlastig :).


Ich denke mal, du hast dich ausprobieren wollen, stilistisch und so. Das finde ich prima! Trotzdem werde ich nicht recht warm mit dem Text. Die Anne - mit ihrer klaren Sprache - gefällt mir eindeutig besser. Vom Inhalt her, ja, hm, so richtig gepackt hat mich das auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Das kann aber auch an der nicht schnörkellosen Sprache gelegen haben. Ich weiß nicht.


Danke fürs Hochladen!


hell

 

Hallo hell,

du Textschönmacher … danke für deine Anmerkungen! Du guckst immer mit chirurgischer Präzision hin und das ist ein Riesengeschenk für mich!

Dein Kommentar hat ein paar Änderungen im Text bewirkt. Die „Schulterlastigkeit“ habe ich beispielsweise etwas reduziert.

Teilweise meinte ich es doch etwas anders, als du es benannt hast, zum Beispiel dachte ich bei ihren Händen an trockene Risse, bei denen nur vereinzelt Bluttröpfchen erscheinen, aber nicht so blutige Hände, dass der Mahlstein rot wird.

Zur Erzählweise sagst du verschnörkelt, Kanji hat was von poetisch geschrieben, wenn ich mich recht entsinne. Letzteres klingt natürlich viel cooler in meinen Ohren, dabei ist es längst nicht so poetisch geraten, wie ich es gerne gehabt hätte, und dann kommt bestimmt wieder jemand und sagt, das sei Kitsch ... Stimmt, ich habe experimentiert und wahrscheinlich liegt es an der Riesenentfernung in Zeit und Raum (499 Jahre und rund 9000 Kilometer), dass ich diesmal etwas anders klinge. Von dir vorgeschlagene Formulierungen wie „endlich fertig machen“ oder andere Textänderungen, die direkter und neuzeitiger sind, passen mir da mitunter nicht hinein.

Eine Sache, mit der ich bei dieser Geschichte gespielt habe, und das ist mir wichtig, war, ihr diesen kryptischen Namen als Titel zu verpassen und dann im Text nur „sie“ zu schreiben, aber den Namen nicht mehr zu verwenden. Allerdings zeigt sich, wenn man genauer hinschaut, dass dieses Spielchen seinen Preis hat. Es macht das Formulieren schwieriger. Normalerweise kann ich Namen und Personalpronomen abwechseln und puzzle da immer eine Weile rum. (Machen das andere Autoren auch oder bin ich die einzige? Na egal.) Jedenfalls habe ich mir diese Möglichkeit diesmal konsequent genommen.

Ich bekomme da kein klares Bild von. Sie "rennt" näher? Wohin denn? Zu ihm? Dann setzt sie sich schräg?
Lasse sie sich doch einfach anschleichen und verstecken oder so.

Aaaach, weiß nicht, damit wäre sie dann wieder dieses typische, scheue Indianermädchen. Klar, wo ist der Aufseher auf einmal hin, dass sie da hinrennen kann zu Cortés, könntest du einwenden. Schätze mal, der ist jetzt woanders, hüstel.
Die historische Malintzin muss eine ungeheure Energie und einen starken Willen besessen haben. Da passt mir das mit dem Anschleichen und Verstecken nicht so ganz ins Bild. Ich will eine starke Frau zeichnen, keine verhuschte.

Pp können einfach mal durch Artikel ersetzt werden, die Zuordnung wird oftmals auch so klar.

Weiß ich ja. Aber danke, dass du mich nochmal darauf hinweist. Ich mag auch die Artikel sehr oft lieber.

Raue Stimme und reibende Laute sind für mich sehr ähnliche Aussagen im selben Satz. Würde mich entscheiden.

Hm, für mich sind das verschiedene Dinge. Die raue Stimme kommt weiter unten vom Stimmapparat, vom Kehlkopf, den Stimmbändern und ist unabhängig von der Sprache, die gesprochen wird (Spanisch, Nahuatl, was auch immer). Die Reibelaute hingegen, damit meine ich phonetisch die Frikative (zum Beispiel f-, s-, ich-, ach-Laute), die im Spanischen teilweise anders klingen als in den Sprachen, die Malintzin bisher kennengelernt hat.

gleichzeitig scheint er ihr eigenartig vertraut, als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum.
Wirkt weniger überzeichnet auf mich. Klar, sie sieht ja diesen Übermenschen vor sich, diesen Gott (in ihren Augen); dennoch.

Wirkt überzeichnet auf dich, wolltest du sagen, oder? Kann ich nachvollziehen. Ich hab da sogar nachgelegt, in der ersten geposteten Fassung war es nur das frühere Leben, dann später kam der Traum hinzu. Also, ich gestehe, ich versuche mich da so an einer etwas mystisch-geisterhaften Erzählstimme. Cortés und Malintzin waren einander - trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft - sehr nahe. Sie wurde sein Schatten und er bekam den Beinamen „Malintzins Gebieter“. Vielleicht verband die beiden etwas Magisches miteinander, wer weiß?

Den Gestirnen sei das Blutvergießen gleich, die Sonne ginge jeden Morgen auf, auch ohne dass Priester Tausenden auf der Tempelpyramide das Herz mit der Obsidianklinge herausschnitten.
Auf engem Raum viel Lehrbuchwissen. Ne, würde ich eindampfen.
Vorschlag: Den Gestirnen sei das Blutvergießen gleich, die Sonne ginge auch auf, wenn keinem Menschen das Herz herausschnitten wird.

Der Obsidian musste über die Klinge springen, der Rest wird bleiben. Es müssen schon echt sehr sehr viele gewesen sein, die ihr Herz, und damit ihr Leben auf diese Weise ließen. Das muss man sich mal vorstellen, dieses Gemetzel! „Keinem Menschen“ ist wie Singular, was mir hier zu verharmlosend erscheint.

(1) „Er kann sich kaum verständlich machen.“ Versus: (2) „Sie versteht ihn kaum.“
Aber hallo, für mich ein fundamentaler Unterschied!
Im ersten Fall nimmt die Erzählerin eine höhere Warte ein. Sie (obwohl Frau und auf der untersten sozialen Stufe) beherrscht die Sprache der Umgebung und gibt den Maßstab vor, aber er (Mann, eine Stufe über ihr) ist nicht sprachkompetent, eine Minderheit, ein Fremder aus fernen Landen. Er hat das Problem. Nicht sie.
Im zweiten Fall würde ich als Leser anfangen, den Fehler bei ihr zu suchen: Warum versteht sie ihn kaum? Ist sie nicht sprachkompetent? Kann sie schlecht hören? Ist sie zu weit entfernt?

Ihre Stirn pocht, das Herz schlägt bis zum Hals, während sie eintaucht in die elegant rollenden Laute des Fremden und sich darauf konzentriert, beide Zungen in sich aufzunehmen und im Geiste miteinander zu verknüpfen.
Würde mich entscheiden, ist doppeltgemoppelt, nicht?
Dass sie in die rollenden Laute eintaucht, hm, ich weiß nicht, ich würde sie sich nur darauf konzentrieren lassen oder so.
Das mit den zwei Zungen kapier ich nicht. Also ich weiß schon, was du meinst, aber ..., hm ..., würde den ganzen Satz noch mal überdenken.

Nja, beide körperlichen Reaktionen nebeneinander sind schon denkbar, finde ich.
Zunge als Wort für Sprache (la lengua) - ja, da überlege ich auch ständig, ob ich das schreiben kann. Wie du sagst, jeder weiß, was gemeint ist. In vielen europäischen Sprachen ist das das gleiche Wort. Irgendwie passt es doch in den ganzen linguistischen Duktus dieses Textes hinein, oder?

... und im Geiste miteinander zu verknüpfen. Seit ihrer dunkelsten Stunde, als die Mutter sie verkauft hat, wandert sie von Hand zu Hand und verrichtet Arbeiten, die keines wachen Geistes bedürfen ...
Du weißt schon.

Gracias, der erste Geist ist weggehuscht.

Unten am Fluss haben die Fremden ihr Haar mit Wasser benetzt und für sie eine Zauberformel gesprochen: Drei sind eins.
Würde ich streichen.

Das behalte ich lieber. Die Taufe der Sklavinnen hatte eine immense Bedeutung und ich denke, Malintzin hat soweit verstanden, dass dieses Ritual ihr galt und sie in den Augen der Spanier enorm aufwertete: Sie war kein Heide mehr, sondern Christ.

Also, ich hab' das jetzt mal so gemacht, Zunge an die Wulst und Luft ausgestoßen. Es funktioniert nicht :D. Lass das mit der Zunge, der Wulst und der Luft und beschränke dich doch einfach aufs rollende R.

Aaach komm, auf YouTube gibts Videos darüber, wie man das R rollt … ;) Das Rumreiten auf dem alveolaren R, ja Linguistik/Phonetik ist aktuell so ein Steckenpferd von mir, ich gebe es ja zu. Ich gönne mir das hier mal, aber ich registriere, dass einige Leser damit nix anfangen können.

In Trance üben? Luftstrom unterbrechen? Ich weiß nicht, Anne. Lass sie doch schlicht und einfach üben.

Die Trance ist wieder der mystischen Erzählstimme geschuldet und meint eigentlich nur die Konzentration, den Flow.
Den Luftstrom unterbrechen ist die Definition von Konsonant. Bei Vokalen strömt die Luft ungehindert. Im Spanischen gibt es tatsächlich nur fünf Vokallaute, alle halblang, weniger geht fast nicht. (Zum Vergleich: Deutsch hat 17 verschiedene Vokallaute.) Die Vokale dürfen für Malintzin kein (Aussprache-)Problem gewesen sein. Das Problem waren die unbekannten Konsonanten.

Nicht zum ersten Mal lernt sie eine neue Sprache, aber diesmal wird sie schneller sein als alle anderen!
Ra ra ra!
Je je je!
Njo njo njo!
Es gibt hier nur eine einzige Frau, mit der sie sich in der Sprache ihrer Kindheit verständigen kann. Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen ...
Vermeidbar.
Das mit der Sprache gefällt mir auch nicht. Ich weiß schon, worauf du hinauswillst, aber "schnellere Sprache"? Ne. Übrigens kann man sie ja auch ganz langsam sprechen.

Yep, überzeugt. Der gesamte erste Satz ist geflogen.

Das geht so nicht, finde ich. Wärme wie ein Erdbeben auf ihr? Dann steht da: Sie spürt den Geruch nach Leder. Und wenn du mir einen persönlichen Gefallen machen möchtest: Streiche "plötzlich" - oder ersetze es. Ich hasse dieses Wort :).

Plötzlich, plötzlich, plötzlich! :bounce: So ein schönes Wort! :D Exklusiv für dich, lieber hell, seine Etymologie:
plotz Interjektion ‘plumps, bauz’, schallnachahmend für einen schnellen Schlag und Aufprall (16. Jh., doch sicher älter). Substantiviert Plotz, omd. Plutz m. ‘schneller, breit auffallender, klatschender Schlag’, mhd. blaz, plaz, frühnhd. plotz. Redensartlich auf den, auf einen Plotz, Plutz ‘auf einen Schlag’ (17. Jh.). plötzlich Adj. älter auch plotzlich, plutzlich, plützlich, (in Anlehnung an Blitz) blitzlich ‘unerwartet, mit einem Male, sehr schnell, jäh eintretend’, mhd. gæhelingen Adv. ‘ungestüm, heftig, mit einem Male’ (s. ↗jäh) ablösend. Zuerst (um 1320) mhd. (md.) unplozlich Adv. (mit steigerndem ↗un-, s. d.), dann frühnhd. plötzlich, seit Luther auch in adjektivischer Verwendung. Daneben auch plotzig (16. Jh.), mnd. plutzig, plutzich. plotzen Vb. ‘plumpsen, hart fallen, schallend aufprallen, heftig stoßen’ (16. Jh.)

Bei den anderen Formulierungen bin ich noch unsicher. Ich verstehe, dass das nicht präzise formuliert ist, dass die Vergleiche mindestens grenzwertig sind, und ich hätte das auch nicht in jeden meiner Texte reingeschrieben. Aber hier wabert Malintzin, deren Perspektive ich einnehme, nun zwischen mehreren Sprachen hin und her, das soll jetzt keine Ausrede sein, aber da verschwimmen die Bilder, da wird sprachlich einiges möglich, was bei einem nüchterneren Duktus undenkbar wäre.

Du bist gesegnet unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Könnte von mir aus auch weg.

Arghnja … die Hälfte vom Ave Maria wechlassen?! Als Nichtkatholikin habe ich das übrigens via Copy+Paste reingesetzt. Und jetzt hätteste gerne, dass ich da Pünktchen mache? Oder soll sie etwa nicht zuendebeten?

Sie flüstert ihm zu, was alte Frauen in den Hütten über Rebellion munkeln
"Was" würde ich durch "dass" ersetzen.

Hm, mir geht es hier nicht nur um das „Dass“, sondern auch um die Details (wer, wo, wann), die sie Cortés verrät. Das führte auch mal dazu, dass die Spanier die Indios, die einen Hinterhalt geplant hatten, vorher bestraften. Hände abhacken und wieder heimschicken, zum Beispiel.

Sie vermittelt ihnen und dem ganzen Volk die Weisungen der Gefiederten Schlange und dabei duldet sie keinen Widerspruch. Er komme im Auftrag des mächtigsten Königs der Erde, und ist er nicht selbst ein gewaltiger Gott mit seinen Waffen, die Feuer speien und unbesiegbar machen?
Das ist behauptet, wie zeigt sie das denn? Würde hier jetzt kein "Show" reinpacken, sondern umschiffen.
Eine Frage gegen Ende finde ich zu passiv. Ich würde die Vehemenz und ihre Überzeugung einfacher darstellen.

Danke, deine Überlegungen gefallen mir. Ich habe die Stelle geändert. Da steht jetzt keine Frage mehr.
Wobei, das mit dem Behaupten … Eigentlich möchte ich mich jetzt langsam mal freimachen von dem Gedanken, dass Behaupten immer schlecht sei.
Nichtgeburtstagskind sagt dazu „tellig“ und langsam verkommt mir Show, don’t tell zu einer Religion. Gerne würde ich den geheimen, halb zugewucherten Pfad ausfindig machen, auf dem Behaupten wunderbar funktioniert und eine gelungene Geschichte ergibt.

Das Hemd klebt nur dann, die Schweißperlen kitzeln nur dann, wenn sie sich umdreht? Zumindest ich lese das hier so.

War auch genau so gemeint. Nur dann wird das spürbar.

... atmet tief in sich hinein und spürt sich lächeln.
Wohin sollte sie auch sonst atmen? Lasse sie doch einfach einatmen und lächeln.

Hach, hell, nu sei doch nich immer so … so … nüchtern!! :lol: Hast du mal Yogaleutchens erlebt, die dich auffordern, ganz tief in den Bauch hineinzuatmen? Die können sogar in den linken kleinen Fußzeh reinatmen, wenns drauf ankommt, das ist alles eine Frage der inneren Haltung, der Wahrnehmung.

sieht sie das liebe Gesicht vor sich und hört seine melodische Stimme.
Du willst wohl damit andeuten, dass sie ihn anders wahrnimmt. Ich stutze hier, weil du das nicht so recht vorbereitet hast. Ich habe immer noch den strengen Gottkrieger vor Augen, raue Stimme, kantiges Gesicht - Autorität durch und durch. Nur die Hände sind ganz zart.

Ist nicht vorbereitet, da gebe ich dir völlig. Verschämt rede ich mich damit heraus, dass es das gibt, die aufkeimende Verliebtheit und ihre dadurch … Aaachtung: plötzlich veränderte Sicht auf Cortés.

Sie setzt sich auf der Matte auf und ihr Herz pocht.
Vermeidbar.

Danke, ist verbessert!

Ah, die Frau aus der Heimat. Ach, da sie eigentlich keine Rolle spielt, würde ich sie ganz rauswerfen.

Der Vorschlag kam schon und ich habe auch schon intensiv drüber nachgedacht, mich letztlich dagegenentschieden, weil halt herauskommen soll, dass Malintzin eine andere Muttersprache (Nahuatl) hat als die Sprache des Volkes (Maya), bei dem sie jetzt Sklavin ist. Ich weiß, dass ich zu überflüssigem Personal neige und versuche, drauf zu achten, aber die Figur hier will ich behalten.

Ich denke mal, du hast dich ausprobieren wollen, stilistisch und so. Das finde ich prima! Trotzdem werde ich nicht recht warm mit dem Text. Die Anne - mit ihrer klaren Sprache - gefällt mir eindeutig besser. Vom Inhalt her, ja, hm, so richtig gepackt hat mich das auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Das kann aber auch an der nicht schnörkellosen Sprache gelegen haben. Ich weiß nicht.

Das ist okay, hell. Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder andere Leser nicht so viel mit dieser historischen Miniatur anfangen kann. Wo sonst kann ich mich so ausprobieren beim Schreiben, wenn nicht hier bei Wortkrieger?
Da bin ich durch Raum und Zeit gereist und habe versucht, mich in diese Frau hineinzuversetzen, ein bisschen zu spielen mit den Themen Aufeinanderprallen der Kulturen, Kommunikation, Sprache.
Dass sie diese ganze Phonetikzeuchs nicht so expressis verbis hätten denken können, kann man sicher zum Vorwurf machen, das macht den Text vielleicht zu einem schrägen Vogel.

War super hilfreich dein Kommentar und ich danke dir sehr dafür!!

Schöööne Grüße!
Anne

 

Hallo Anne49 ,

zusammen mit weißen, bärtigen Männern
Eine Geschichte über afrikanischen Kolonialismus? Nein, doch nicht. Ich habe gerade Malintzin gegoogelt. Sehr interessante Idee. Ich wundere mich, wie du aztekische Kultur in deinem Text verarbeiten wirst.

darniederliegen
Durch einen solchen Wortschatz wirkt deine Figur intelligent. Das hat mich überrascht, weil ich damit gerechnet hätte, dass sie nicht über eine hohe Allgemeinbildung verfügen würde. Ich finde das aber schön gemacht von dir.

als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben
So einen Ausdruck würde eher von einer Hipsterfrau erwarten als von einer amerikanischen Ureinwohnerin. Glaubten diese Leute überhaupt an Reinkarnation?

Den Laut, den sie von der Gefiederten Schlange und seinem Gefolge gelernt hat, gibt es weder hier, noch in dem Land ihrer Kindheit. Als nächstes macht sie den Gaumen eng zum J, dann zum Nj. Wie in Trance übt sie die raffinierten Techniken, den Luftstrom zu unterbrechen.
Das ist wirklich schön beschrieben!

Er kleidet sie in kostbare Tücher und schenkt ihr Ketten aus farbig glänzenden Perlen.
Aww :D

An manchen Tagen ist das Wasser dort rot und riecht seltsam.
Diese Formulierung wirkt kindlich. Sie scheint viel erlebt zu haben, da kann sie sich bestimmt vorstellen, was ein roter Fluss bedeutet. Da würde man nicht "seltsam" denken, vielleicht eher "schrecklich".

Sooo, die Geschichte hat mir gefallen. Die kulturelle Prägung hast du gut hingekriegt. Mit dem Schlangengott hast du ja sogar magischen Realismus hinzugefügt. Supi! Mehr davon hätte mir gefallen.
Aber ich frage mich, warum du dich bis zum Schluss von Dialogen ferngehalten hast. So wie die Prota die Unterhaltungen mit den Herrschern beschreibt, wirkt sie routiniert und fast schon gelangweilt. War wohl Absicht von dir.

Liebe Grüße,
alexei

 

Hallo alexei,

wie schön, dass du vorbeigeschaut hast!

darniederliegen
Durch einen solchen Wortschatz wirkt deine Figur intelligent.

Und ich hatte gedacht, dadurch wirkt die Autorin intelligent … :silly:

Das hat mich überrascht, weil ich damit gerechnet hätte, dass sie nicht über eine hohe Allgemeinbildung verfügen würde. Ich finde das aber schön gemacht von dir.

Hm, ja aber Intelligenz und Allgemeinbildung sind doch zwei grundverschiedene Dinge, oder? Allgemeinbildung ist kulturell geprägt.

Freut mich jedenfalls, wenn es mit dem „darniederliegen“ für dich passt. An der Stelle habe ich ein bisschen rumgewerkelt, erst wälzten sich die Frauen im Fieber auf ihren Matten, aber das war mir dann auch zu … na ja, plakativ, irgendwie doof halt.

als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben
So einen Ausdruck würde eher von einer Hipsterfrau erwarten als von einer amerikanischen Ureinwohnerin. Glaubten diese Leute überhaupt an Reinkarnation?

Ja, so wie es aussieht, glaubten die Indios tatsächlich daran. Muss gestehen, dass ich das aber erst nachgeguckt habe, nachdem ich deinen Kommentar gelesen hatte. Der Hinweis war gut.

Den Laut, den sie von der Gefiederten Schlange und seinem Gefolge gelernt hat, gibt es weder hier, noch in dem Land ihrer Kindheit. Als nächstes macht sie den Gaumen eng zum J, dann zum Nj. Wie in Trance übt sie die raffinierten Techniken, den Luftstrom zu unterbrechen.
Das ist wirklich schön beschrieben!

Freut mich! Manchen Lesern war das hier nämlich zu detailliert.

Er kleidet sie in kostbare Tücher und schenkt ihr Ketten aus farbig glänzenden Perlen.
Aww

Es gibt keinen Kommentar von dir, in dem nicht mindestens einmal „aww“ drinsteht, oder? :D

Die Spanier haben übrigens das Gold aus den Tempeln geholt und den Indios dafür Ketten aus bunten Glasperlen geschenkt. Nett, oder?

An manchen Tagen ist das Wasser dort rot und riecht seltsam.
Diese Formulierung wirkt kindlich. Sie scheint viel erlebt zu haben, da kann sie sich bestimmt vorstellen, was ein roter Fluss bedeutet. Da würde man nicht "seltsam" denken, vielleicht eher "schrecklich".

Über den Satz wurde schon diskutiert, ich bin noch nicht so ganz glücklich. linktofink fand die Prota an der Stelle zu naiv und damit hat er ja Recht.
Du hast schrecklich kreative Ideen.Dein Vorschlag hat was. Aber jetzt hab ich den ganzen Satz gekillt. If in doubt, leave it out!

Sooo, die Geschichte hat mir gefallen. Die kulturelle Prägung hast du gut hingekriegt.

Aww … Danke! :shy:

Aber ich frage mich, warum du dich bis zum Schluss von Dialogen ferngehalten hast.

Gut beobachtet! Ja, ich glaube, das war so ein „Übersetzungsproblem“. Ich meine, die haben da ja, vor allem anfangs, irgendwie miteinander „geradebrecht“, vielleicht auch mal gestikuliert. Malintzin musste erst Spanisch lernen. Normalerweise schreibe ich sehr gerne Dialoge, aber hier fand ich es schwierig, das angemessen umzusetzen. Da habe ich mich lieber in indirekte Rede und so’n Kram geflüchtet.

So wie die Prota die Unterhaltungen mit den Herrschern beschreibt, wirkt sie routiniert und fast schon gelangweilt. War wohl Absicht von dir.

Gelangweilt glaube ich nicht, aber professionell: Die Frau erkannte schnell ihre historisch einmalige Chance, dass sie sich aus der Sklaverei befreien konnte, indem sie sich auf die Seite der Fremden schlug.

Alexei, vielen Dank für deinen tollen Kommentar, hat mich sehr gefreut! :)

Beste Grüße!
Anne (die sich wegduckt, hier ist gerade ein mächtiges Gewitter im Anmarsch …)

 

Hi Anne49,

jetzt komm ich auch mal schnell mit einem Kommentar um die Ecke.

Mir geht es wie einigen anderen: Ich finde den Text gut zu lesen, das Thema interessant, aber eben doch auch ein bisschen viel sachliches Erzählen darin. Das finde ich nicht generell schlecht, und das kann sogar ein Stilmittel sein, das mit gut gefällt. Aber hier liegt eben doch der Verdacht nahe, dass das keine ganz freie Entscheidung gewesen ist, sondern damit zu tun hat, dass du nichts falsches sagen willst, also nichts - oder nicht zu viel - was nicht verbürgt ist. Da hätte mir letztlich mehr Unverschämtheit besser gefallen, also einfach Losfabulieren, auch wenn man genau weiß, dass es so nicht gewesen sein kann.

(Dabei würde ich das selbst - falls dich das interessiert - nicht einmal anders machen als du, ich würde mich nämlich auch nicht trauen, so unverschämt zu sein. Und das könnte ich dir sogar an einem Geschichten aus der selben Zeit und Gegend zeigen, das ich mal vor jetzt schon einiger Zeit angefangen habe und sogar kürzlich mir noch mal vorgenommen, und das trotzdem ziemlich sicher nie fertig werden wird.)

während immer mehr Frauen mit Fieber darniederliegen.
Ich könnte mir zum Beispiel - ganz abstrakt, ohne konkretes Bild - vorstellen, das du diese Fieber an anderer Stelle schön ausfabulierst.

Der Fremde steht mit finsterer Miene auf dem Hügel, fuchtelt mit den Armen und schreit Befehle. Er ist die Gefiederte Schlange, von der weiten Reise über das Wasser zurück, er ist es wirklich — die helle Haut und der Bart lassen keinen Zweifel!
Diese Stelle finde ich übrigens etwas unklar, einerseits wirkt es so, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen (halb versteckt hinterm Kaktus), andrerseits müssen aber die Fremden bereits versorgt werden.


Ihre Stirn pocht, das Herz schlägt bis zum Hals, während sie eintaucht in die elegant rollenden Laute des Fremden und sich darauf konzentriert, beide Zungen in sich aufzunehmen und miteinander zu verknüpfen.
Nur mal so, weil es immer leicht ist, Vorschläge zu machen, die man nicht selbst umsetzen muss: Warum nicht mit dieser Szene anfangen?


Seit ihrer dunkelsten Stunde, als die Mutter sie verkauft hat
Spitzfindige Frage: War das wirklich schon die dunkelste Stunde - so dass es gleich danach wieder bergauf gegangen ist?

Sie besitzt diese Gabe.
Das brauchst du uns eigentlich nicht zu erzählen, das sieht man schon.

während sie mit der Zungenspitze den Wulst hinter ihren oberen Schneidezähnen berührt und die Luft ausstößt zum rollenden R.
Willst du nicht den Leser den Laut selbst erkennen lassen? (Du schreibst ja weitgehend aus ihrer Perspektive, und sie zumindest hat sicher erst mal keinen Namen für den Laut.)

Als nächstes macht sie den Gaumen eng zum J, dann zum Nj.
Auch das vielleicht eher beschreiben, als nennen? Wenn du das schön genau machst, brauchst du sogar auch das Wörtchen
raffinierten
nicht mehr ...

Hier dagegen:

Ra ra ra!
Je je je!
Njo njo njo!
find ich das ok, könnte ja auch eine Auflösung sicherheitshalber sein, falls die Beschreibungen doch nicht zur Identifikation der Laute taugen. Die käme dann sicher immer noch rechtzeitig.

Es gibt hier nur eine einzige Frau, mit der sie sich in der Sprache ihrer Kindheit verständigen kann. Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen, über die eimerweise Wasser saufenden Riesentiere der Fremden klagen und ihren eigenen Durst an der Quelle stillen, steht er plötzlich hinter ihr
Das find ich nicht so ganz gut abgestimmt: Erst eine Figur einführen und dann mit dem Personalpronomen unvermittelt auf eine andere zurück verweisen ...

Sie flüstert ihm zu, was alte Frauen in den Hütten über Rebellion munkeln
Und noch so ein loser Gedanke: Das Gemunkel könnte ich mir auch ganz gut schön ausgemalt vorstellen (vielleicht mit einer Fieber-Episode verbunden :p)

und begleitet ihn zu Gesprächen mit Stammesfürsten.
Stammesgedöns klingt für mich übrigens immer irgendwie merkwürdig. In dem hier schon viel zitierten Wikipedia-Artikel :Pfeif: bin ich dem Wort "Kazike" begegnet - wär vielleicht ne Überlegung wert, das einzusetzen.

Gleichzeitig verhält er sich rätselhaft. Warum nimmt er nur das Gold aus den Tempeln und lässt die Prachtfedern des blauen Quetzal-Vogels zurück? Aber wer ist sie, das zu fragen? Sie steht unter seinem besonderen Schutz, ist ihm Ohr und Zunge. Wenn sie die Augen schließt, sieht sie das liebe Gesicht vor sich und hört seine melodische Stimme.
Das tönt mir auch ein bisschen merkwürdig, Distanz und Nähe sind da so seltsam gemischt. Das kann ja schon so sein, aber ich sehe noch nicht so richtig, wie ...

Oh, wenn er doch jetzt hier bei ihr wäre, wie gerne würde sie ihr Lager teilen!
Schlimmer Satz, du hast recht :D

Käme die Freundin aus dem Land ihrer Kindheit noch so spät?
Kommt er wirklich das erste Mal zu ihr, so dass sie ihn gar nicht erwartet? Klingt ja so. Aber muss das dann ausgerechnet sein, nachdem sie ihn sich herbeiwünscht hat?

Also dieser Schluss - ähm, tja, da muss ich doch sagen: Das ist mir alles zusammen zu sehr Holterdipolter.

So, jetzt fällt mir kein gutes Ende ein. Also flugs Deckel drauf und weg, bevor ich noch anfange, lange herumzugrübeln.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

witzig, auf deinen Kommentar möchte ich ähnlich antworten, wie du auf meinen unter „Maureen“ geantwortet hast:

Tja, die Kritik kann ich leider gar nicht leicht kontern. […] Man kann ja immer nur mit seinen eigenen Ressourcen arbeiten

Malinche hätte es sicher verdient, veropert zu werden. Mir schwebte da so etwas wie Turandot vor. Wenn Anne darüber einen Text schreibt, kommt halt so was bei raus.

Ich finde den Text gut zu lesen, das Thema interessant, aber eben doch auch ein bisschen viel sachliches Erzählen darin. Das finde ich nicht generell schlecht, und das kann sogar ein Stilmittel sein, das mit gut gefällt. Aber hier liegt eben doch der Verdacht nahe, dass das keine ganz freie Entscheidung gewesen ist, sondern damit zu tun hat, dass du nichts falsches sagen willst, also nichts - oder nicht zu viel - was nicht verbürgt ist. Da hätte mir letztlich mehr Unverschämtheit besser gefallen, also einfach Losfabulieren, auch wenn man genau weiß, dass es so nicht gewesen sein kann.

Ja, die Phantasie ... Mir sind nun einmal Texte zuwider, in denen die Fakten nicht stimmen. Seien es historische oder medizinische Details oder was auch immer. Einzige Ausnahme vielleicht: Der Text ist eindeutig als Fantasy etikettiert, aber dann interessiert er mich halt auch vielleicht nicht mehr. Geschichten erzeugen Bilder im Kopf und ich finde es unschön, wenn die danebengehen. Kleine Anekdote am Rande: Damals im Geschichtsunterricht wurde Anne ein Lehrfilm in Schwarzweiß gezeigt, in dem Luther vor dem Kaiser eine flammende Rede hielt, tobte und schrie, völlig außer sich war. Und im Abspann wurde am unteren Rand in kleiner Schrift eingeblendet, dass Historiker davon ausgehen, dass Luther sich wesentlich zurückhaltender gegeben hätte. Da stellt sich dann doch die Frage, was beim Schüler letztlich hängenblieb.

Tatsächlich sehe ich in der Kürze meines Textes einen größeren Mangel als in der Sachlichkeit.
Ein längerer Text hätte eben auch mehr Recherche erfordert. Eigentlich wollte ich nie (wieder) etwas Historisches schreiben, gerade aus dem Grund, weil es so viel Recherche erfordert und der Teufel oft im Detail steckt (bei dieser Gelegenheit viele Grüße an Carlo Zwei). Allein diese Innenwelten, wie könnten die Figuren gedacht haben, zu Zeiten, als das Weltbild ein anderes war, die Religion einen anderen Stellenwert besaß? Dann bin ich doch der Versuchung erlegen, etwas über diese Frau zu schreiben, weil mich fasziniert, wie sie als Sklavin auf der untersten sozialen Stufe scheinbar keine Handlungsmöglickeiten hatte und dann letzlich doch etwas bewegt hat.

(Dabei würde ich das selbst - falls dich das interessiert - nicht einmal anders machen als du, ich würde mich nämlich auch nicht trauen, so unverschämt zu sein. Und das könnte ich dir sogar an einem Geschichten aus der selben Zeit und Gegend zeigen, das ich mal vor jetzt schon einiger Zeit angefangen habe und sogar kürzlich mir noch mal vorgenommen, und das trotzdem ziemlich sicher nie fertig werden wird.)

Klar interessiert mich das, außerdem ist das sehr liebenswürdig, dass du das erwähnst. Aber da du doch unter die Märchenschreiber gegangen bist, traue ich dir das Fabulieren zu.

Ich könnte mir zum Beispiel - ganz abstrakt, ohne konkretes Bild - vorstellen, das du diese Fieber an anderer Stelle schön ausfabulierst. […]
Das Gemunkel könnte ich mir auch ganz gut schön ausgemalt vorstellen (vielleicht mit einer Fieber-Episode verbunden

Das ist natürlich eine sehr hübsche Idee, im Fiebertraum ist alles möglich, huh, da könnten sogar Drachen auftauchen!

Spitzfindige Frage: War das wirklich schon die dunkelste Stunde - so dass es gleich danach wieder bergauf gegangen ist?

Na ja, bergauf ist relativ. In der Mathematik, bei der Kurvendiskussion, gibt es ja das absolute Minimum und dann die vielen relativen Minima. Sicher waren die Jahre in der Sklaverei, die folgten, nicht lustig. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass dieser Verrat, dieser kapitale Vertrauensbruch, den die eigene Mutter begangen hat, indem sie sie verkauft hat, der absolute Tiefpunkt gewesen ist. Behaupte ich jetzt einfach mal.
Gut, die dunkelste Stunde klingt mittlerweile auch ein bisschen abgegriffen, das stört mich sogar eher an dieser Stelle.

Sie besitzt diese Gabe.
Das brauchst du uns eigentlich nicht zu erzählen, das sieht man schon.

Du bist nicht der Erste, der diese Stelle bemängelt, und als unbeteiligte Leserin würde ich hundertpro an derselben Stelle buzzern. Das ist so ein manieriertes, trotzig nachgeschobenes Tell, dessen ich mir bewusst bin. Wahrscheinlich macht es das nicht besser, dass ich mir dessen bewusst bin, oder? :Pfeif:

Willst du nicht den Leser den Laut selbst erkennen lassen? (Du schreibst ja weitgehend aus ihrer Perspektive, und sie zumindest hat sicher erst mal keinen Namen für den Laut.)

Ja, da bringst du mich so ein bisschen ins Grübeln, denn was heißt denn „ein Name für den Laut“? Wenn ich R sage, ist das wirklich schon ein Name oder ist das nicht einfach der Laut selbst? Wäre es nicht auch seltsam, das Naheliegendste, das R, künstlich zurückzuhalten? Unter dem Namen des Lautes hätte ich mir eher „stimmhafter alveolarer Vibrant“ vorgestellt, dieses Wording schiebe ich meiner Erzählerin natürlich nicht unter, sie ist keine Expertin für Phonetik.

Das find ich nicht so ganz gut abgestimmt: Erst eine Figur einführen und dann mit dem Personalpronomen unvermittelt auf eine andere zurück verweisen ...

Daaanke, ich werde mich drum kümmern. Ich schreibe statt „er“ lieber „die Gefiederte Schlange“ und im nächsten Satz dann umgekehrt.

Stammesgedöns klingt für mich übrigens immer irgendwie merkwürdig. In dem hier schon viel zitierten Wikipedia-Artikel :Pfeif: bin ich dem Wort "Kazike" begegnet - wär vielleicht ne Überlegung wert, das einzusetzen.

Oh ja, ganz richtig, das wäre wohl konsequent. Ich habe tatsächlich eine Weile mit dem Gedanken gespielt, Kazike zu schreiben. Der Mahlstein hieße übrigens korrekt Metate, statt Gefiederte Schlange hätte ich Quetzalcoatl schreiben können usw. Was mich letztlich davon abgehalten hat, war die Furcht, mich immer mehr in die Nähe eines Lehrbuchtextes zu begeben. Kazike wäre dann eine farbig hinterlegte Vokabel, entweder im Glossarkasten erläutert oder die Schüler sollen selbst herausfinden, was das bedeutet. :hmm:

Kommt er wirklich das erste Mal zu ihr, so dass sie ihn gar nicht erwartet? Klingt ja so. Aber muss das dann ausgerechnet sein, nachdem sie ihn sich herbeiwünscht hat?
Also dieser Schluss - ähm, tja, da muss ich doch sagen: Das ist mir alles zusammen zu sehr Holterdipolter.
So, jetzt fällt mir kein gutes Ende ein. Also flugs Deckel drauf und weg, bevor ich noch anfange, lange herumzugrübeln.

Am Anfang hatte ich auch noch den Romantik-Tag gesetzt und den dann später wieder weggenommen. Ich denke mal, wenn sie sich wirklich in ihn verliebt hat, dann hat sie ihn viele Abende hintereinander herbeigesehnt, irgendwann kam er halt und nur den Abend zeige ich, all die anderen zeige ich nicht.

Zwar hätte ich es spannend gefunden, ihre Beziehung zu diesem goldgierigen, grausamen Abenteurer zu entwickeln. Aber dann hätte ich mich entscheiden müssen zwischen „realistisch“ und „angenehm zu lesen“. Als Sklavin kann es für sie nicht neu gewesen sein, dass andere über ihren Körper verfügten. Tiefschürfende Dialoge hätte ich den zweien ebenfalls nicht in den Mund legen können, was wäre ein authentischer Dialog gewesen, Radebrechen, oder?

Ja, guck, ich hab es beim Geschichteschreiben so gemacht wie du beim Kommentieren: Flugs Deckel drauf und weg! :shy:

Besten Dank für deine Überlegungen und viele Grüße!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,

hab ich wirklich sehr gerne gelesen, den Text -- ein Stimmungsbild aus dem 16. Jht aus der Sicht einer aztekischen Frau, die es wirklich gab und eine spannende Rolle gespielt hat in der Geschichte -- das ist schon cool. Ich mag die Faszination für die weißen Eroberer und ihre komischen Sitten .. diese unschuldige Faszniation für das Neue und das Exotische scheint da durch - aber auch die Anziehungskraft der Macht und des Überlegen-Seins, die der Gefiederte Weiße ausstrahlt. Der Text hat schon etwas Erotisches. Malintzin hat mit Sicherheit seine Sprache gelernt, weil sie ein Talent dafür besaß und weil viele Vorteile damit verbunden waren -- aber vielleicht auch, weil sie ihm gefallen wollte.
Ich hatte noch nie von Malitzin gehört vor diesem Text, aber wie ich lese, ist sie auch heute noch in Mexico eine berühmte und umstrittene Figur, weil sie den Kolonialisten geholfen hat.

Ich find den Text sehr gut, weil er sich auf solche politisch (korrekte) Gedanken nicht einlässt, sondern bei der subjektiven Wahrnehmung und Gefühlen einer indianischen Sklavin bleibt und sich traut, diesen einfach treu zu bleiben (wie Literatur das auch tun sollte) -- und das auf schöne poetische Weise. Find ich schon stark. Dass sie sich zum Cortez hingezogen fühlt -- das wird hier nachvollziehbar.

Das ist ein schöner Text. Und ein mutiger, politisch unkorrekter.

Als historische Figur ist diese Malintzin auch wirklich spannend -- eine starke indianische Frau, die dem Kolonialherrn Cortez mit Sprache geholfen hat und Geliebte war. Das ist toller Stoff.

Mit freundlichen Grüßen,

JuJu

 

Hallo JuJu,

Ich mag die Faszination für die weißen Eroberer und ihre komischen Sitten .. diese unschuldige Faszniation für das Neue und das Exotische scheint da durch - aber auch die Anziehungskraft der Macht und des Überlegen-Seins, die der Gefiederte Weiße ausstrahlt. Der Text hat schon etwas Erotisches.

Freut mich total! So war es gedacht.
Ich fands zum einen reizvoll, Elemente des christlichen Glaubens mal ganz naiv aus einer anderen Perspektive zu beschreiben, gemeinsam mit meiner Protagonistin darüber zu rätseln, wie denn wohl das Blut Gottes im Wein schwimmen könne.
Auch die unterschiedliche Einschätzung, was wertvoll sei: Für die Cortéz war das Gold wertvoll, für Malintzin die Vogelfedern. (Ist so ein bisschen wie bei Alf, auf Melmac war Schaum kostbarer als Edelmetalle …:D)
Ja, und Macht macht sexy, das stimmt (leider) und so wird Cortéz seine Wirkung nicht verfehlt haben. Anfangs hatte ich sogar - hüstel - den Romantik-Tag gesetzt. Na gut, den habe ich dann wieder weggenommen.

Ich find den Text sehr gut, weil er sich auf solche politisch (korrekte) Gedanken nicht einlässt, sondern bei der subjektiven Wahrnehmung und Gefühlen einer indianischen Sklavin bleibt und sich traut, diesen einfach treu zu bleiben (wie Literatur das auch tun sollte) -- und das auf schöne poetische Weise. Find ich schon stark. Dass sie sich zum Cortez hingezogen fühlt -- das wird hier nachvollziehbar.

Das ist ein schöner Text. Und ein mutiger, politisch unkorrekter.


Das ist ganz witzig, wenn ich den Text mit etwas Abstand noch einmal lese: Manchmal finde ich ihn poetisch und manchmal eher nüchtern, ist irgendwie tagesformabhängig.

Du bist die Erste, die schreibt, dieser Text sei politisch unkorrekt. Klingt nach Tabubruch und Provokation; es beschäftigt mich, ob das nun gut ist oder schlecht. Denn es gibt durchaus „politisch unkorrekte“ Sachen, die ich einfach nur rassistisch finde, oder frauenfeindlich oder was auch immer, und da scheint mir die Kunst dann ein Deckmäntelchen dafür zu sein, seine unfeine Gesinnung auszuposaunen. Na ja, Ende off topic.
Hier dürfte einigermaßen klar sein, dass ich als Autorin jetzt nicht Hurra schreie und sage, dass ich die Eroberungszüge der Spanier positiv fand. Ich sage eher, und das sagen mittlerweile auch Historiker: Malintzin war keine Verräterin. Warum hätte sie sich loyal gegenüber denjenigen verhalten sollen, die sie versklavten?

Juju, vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut! :)
Beste Grüße
Anne

 

Hallo felixreiner,

das sind immer spannende Kommentare, die du mir dalässt! :)
Die Perspektive. Ich würde sagen, ich Schreibanfängerin kann gar nichts anderes, als mich in eine Figur hineinzuversetzen und zu versuchen, das dann zu notieren. Das scheint mir auch das Naheliegendste zu sein. Bei der dritten Person muss ich aufpassen, dass ich nicht zu viel Distanz zu der Figur bekomme, aus deren Perspektive ich erzähle. Die erste Person macht es mir da leichter, mich hineinzufühlen, ganz nah dran zu sein. Zudem lässt sich bei der ersten Person mehr über die Figur verbergen, beispielsweise das Geschlecht (so wie beim Ich-Erzähler in „Lucy“).

Gerade gestern habe ich (auf Wikipedia, hüstel) über den „Butt“ gelesen: „Günter Grass lässt in seinem Roman einen zeitlich entgrenzten männlichen Ich-Erzähler wirken. Die temporale Omnipräsenz […] schlüpft der Erzähler je nach Epoche in das Gewand eines mehr oder weniger bedeutenden Mannes und …“ Ja, bei so etwas kann Anne nur ein Bauklötzchen nach dem anderen staunen! Auch die auktoriale Perspektive oder wenn der Fokus wechselt, wie ein Scheinwerfer mal hierhin und mal dorthin leuchtet, all das ist mir unheimlich, ich könnte das gar nicht. Es scheint mir auch ein wenig artifiziell, so zu erzählen wie der liebe Gott oder das Universum, das rede ich mir weiterhin erfolgreich ein, und deshalb versuche ich mich erst gar nicht daran, diese Erzählperspektiven zu üben.

Du hast da schön hineingespürt: Wie eine Sklavin gibt die sich nicht, die Malintzin! Die war nicht kleinzukriegen, so stelle ich sie mir vor. Das freiere Dolmetschen, vermischt mit Mediation/Diplomatie, nennt man „Sprachmitteln“, habe ich inzwischen gelernt und dazu hatte sie wohl Talent und dann die historische Chance, ihr Talent einzusetzen, ihr Schicksal zu wenden.
Nur ganz ganz wenigen Ausnahmetalenten aus prekären Verhältnissen gelingt das jemals. Siehe die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer, Hoffnungsträger, die von ihren Familien losgeschickt wurden …

Herzlichen Dank für deine Überlegungen und liebe Grüße!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Du hast da schön hineingespürt: Wie eine Sklavin gibt die sich nicht, die Malintzin! Die war nicht kleinzukriegen, so stelle ich sie mir vor.
schreibstu,

liebe Anne49 an felixreiner -

aber wie gibt sich eine Sklavin, ein Skalve?

Gladiaroren, z. B. müsen selbstbewusst gewesen sein, sich ihres Wertes (oft in denWetteinsätzen auf einen Kampf sich offenbarend wie auch auf dem Markt) gegenüber seinesgleichen, Publikum, Bürgern und Eigentümern. Wenn man so will, waren sie die Stars des antiken Showbizz - nur so als Beispiel.

Jeder sollte sich seines Talentes, seiner Fähigkeiten und der Arbeitskraft bewusst sein, denn die meisten geben ihre bürgerlichen und demokratischen Freiheiten hinter der Werks- oder Verwaltungsmauern ab gegen einen geringen Obulus. Dass M. Sklavin war (die indianischen Kulturen kannten alle "Sklaverei", selbst die wieder mit dem Pferd auf die Stufe des Jägers und Sammlers zurückgefallenen Nordamerikaner). Im Grunde ist das Wort, das im angloamerikanischen sich buchstäblich nach seiner Herkunft als "Slave" offenbart, Diskriminierung unserer östlichen Nachbarn (da weiß ich aber gar nicht, wie sie ihre Sklaven nannten - muss ich malnachschau'n).

Unzweifelhaft war sie "Sklavin", wenn sie aus der Mutter Hand von Hand zu Hand wandert, die aber mehr kann und will, als Drecksarbeit verrichten.

Seit ihrer dunkelsten Stunde, als die Mutter sie verkauft hat, wandert sie von Hand zu Hand und verrichtet Arbeiten, die keines wachen Geistes bedürfen, da sie sich ewig wiederholen.
[...]
Es gibt hier nur eine einzige Frau, mit der sie sich in der Sprache ihrer Kindheit verständigen kann. Später, als sie zusammen mit anderen Sklavinnen am Brunnen stehen, über die eimerweise Wasser saufenden Riesentiere der Fremden klagen und ihren eigenen Durst an der Quelle stillen, ...

Du verwendest gekonnt die "Perspektive der anderen Seite", die wohl - kann's bei mir noch überraschen? - Marx als erster angewandt hatte im Perspektivwechsel des historischen Subjekts (
wieselmaus hat kürzlich Brechts "Fragen eines lesenden Arbeiters" angesprochen, die Geschäfte des Herrn Juiuas Cäsar ließen sich auch anführen), der in Pikettys Kapitalismus des 21. Jh. eher wieder verloren geht (mag er noch so viele Zitate aus dem bürgerlichen Realismus heranziehen), immerhin sieht P. Volkswirtschaftslehre nicht als Natur-, sondern Geschichtswissenschaft.

Die Geschichte der Großen setzt sich zusammen aus den Geschichten der Kleinen Leute. Und wie fasst doch Wallenstein das neoliberale Credo zusammen:

Denn werden die Lebensbedingungen der Untertanen verbessert, werden sich auch
meine Einnahmen steigern.

Tschüss & schönes Wochenende

Friedel

 

Hallo felixreiner,

bin hin- und hergerissen: Das große Wohlwollen, mit dem du meinen Texten hier begegnest, beschämt mich. Na ja, ich lese es natürlich trotzdem nicht ungern und freue mich auch darüber. Also danke! :shy:

Um schreiben zu können, braucht man eine Leerstelle, die weh tut, und wenn es nur das Wahrnehmen der Differenz zwischen der wirklichen und vorgestellten Welt ist. Dieser ortlose Raum ist der Platz der Literatur

Das hast du sehr schön gesagt. Es sieht halt jede/r andere Leerstellen, je nachdem, wer wo so hinleuchtet.

Liebe Grüße
Anne

---

Hallo Friedrichard,

Jeder sollte sich seines Talentes, seiner Fähigkeiten und der Arbeitskraft bewusst sein

Aber ach! - Schon dieses Bewusstsein ist ein Talent, das nicht allen gleichermaßen gegeben ist …

die "Perspektive der anderen Seite"

erwähnst du freundlicherweise, ein passendes Stichwort. Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben und die Sklaverei ist im 21. Jahrhundert noch nicht überwunden. Die Schätzungen gehen auseinander, aber die Vereinten Nationen haben einmal 12 Millionen Menschen geschätzt, die heute unter sklavenartigen Bedingungen leben, einige davon auch mitten unter uns, mitten in Europa.

Auch dir danke für deinen erneuten Besuch! Und gottlose Sozialanarchisten sind mir lieber als heuchlerische Frömmler … ;)

Liebe Grüße
Anne

 

Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben und die Sklaverei ist im 21. Jahrhundert noch nicht überwunden.

In dem Wahn, die Außengrenzen zu schützen, nehmen die Verteidiger europäischer Leitkultur in Kauf, dass im Libyen der Warlords Sklavenhandel betrieben und mehr als Schiffe versenken gespielt wird ... Naja, wenn erst der 12-Stunden-Arbeitstag eingeführt ist (da bekommt die Halbtagsbeschäftigung endlich ihren Sinn), über Kurz (oder Lang) wird er auch zu uns kommen - bekommt das Leben wieder einen Sinn, wenn man weiß, dass man wenigstens halbtags nicht weisungsgebunden ist.

Tschüss

Friedel

 

Hallo Anne49,

auch, wenn die Geschichte von Malintzin so ganz anders ist als die von Lucy, meine ich, eine Parallele zu erkennen, bzw. dich, die Autorin.

Vielleicht erinnerst du dich noch an das besondere Gefühl, dass Lucy bei mir ausgelöst hat, dieses ... irgendwas-geht-hier-im-Geheimen-vonstatten-Gefühl. Diese ... Distanz spüre ich auch hier, es fühlt sich so an, als würdest du von etwas erzählen, was ganz weit weg ist, etwas, was du selbst nicht greifen kannst, als würde es deinem Unterbewusstsein entspringen,

als seien sie einander schon begegnet, in einem früheren Leben oder einem Traum

, und jetzt stehst du da, mit verklärtem, ins Leere gerichteten Blick, wieder wie eine Blinde oder ... das Orakel von Delphi, oder, was mir am Wahrscheinlichsten erscheint, wie die Reinkarnation der Protagonistin herself, und berichtest davon. Und wenn es vorbei ist, weißt du selbst gar nicht so recht, was das eigentlich war.

Na. Ich spinne wohl ein bisschen rum, aber das war mein Eindruck, so hat es sich angefühlt beim Lesen, und mir gefiel die Vorstellung gut. :)

Ich glaube, das Gefühl kommt auch durch die vielen fremden Eindrücke, die durchwebt sind vom persönlichen Erleben der Protagonistin, zustande. Alles ist so alt, so anders, aber die Empfindungen unterscheiden sich nicht von denen eines Menschen aus der Jetztzeit.

Ich lese immer mal wieder eine Geschichte im Dekameron, ein Buch voller Erzählungen von Dreizehnhundertschießmichtot, eine Zahl, die sich für mich so anfühlt wie Kurznachurknall, und jedes Mal bin ich wieder fasziniert - weil es sich so anfühlt wie deine Geschichte hier, die Menschen waren damals nicht anders als du und ich, sie empfanden genau dasselbe, nur die Welt war ein wenig anders.

Für mich liegt die Stärke hier in den kleinen Dingen und Beobachtungen, dem Gefühl, in eine vergessene Welt einzutauchen, einer Zeitzeugin zu lauschen. Die Handlung selbst wird dabei ... fast nebensächlich. Es ist auf alle Fälle eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden, und ich fühle mich fast schlecht, dass ich sie nur so am Rande wahrnehme. Wahrscheinlich hättest du ein bisschen steriler schreiben müssen, um mein Augenmerk stärker darauf zu lenken, aber Gott sei Dank hast du das nicht getan.

... aber er kommt von weit her, aus dem Süden und kann sich kaum verständlich machen.

Hier hätte ich ein Komma nach "Süden" gesetzt, ob es richtig ist, weiß ich allerdings nicht ...

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

willkommen im Mexiko des Jahres 1519!

auch, wenn die Geschichte von Malintzin so ganz anders ist als die von Lucy, meine ich, eine Parallele zu erkennen, bzw. dich, die Autorin.

Ph, kann ja jede/r sagen! Schließlich tanze ich nicht den Maskenball … :lol:

Vielleicht erinnerst du dich noch an das besondere Gefühl, dass Lucy bei mir ausgelöst hat, dieses ... irgendwas-geht-hier-im-Geheimen-vonstatten-Gefühl. Diese ... Distanz spüre ich auch hier, es fühlt sich so an, als würdest du von etwas erzählen, was ganz weit weg ist, etwas, was du selbst nicht greifen kannst, als würde es deinem Unterbewusstsein entspringen

Hm ja, Kanji empfindet bei meinen Texten ebenfalls Distanziertheit. Anscheinend ist da was dran. Seufz. Es klingt nicht gerade schmeichelhaft, aber ich weiß auch nicht, wie ich das ändern soll. Ich bin euch dankbar für diesen ehrlichen Leseeindruck. Das merke ich meinen eigenen Texten nicht an, weil sich bei mir im Kopf halt noch ganz andere Sachen abspielen. Ich habe weitere Assoziationen zu meinen Texten, private Gefühle sozusagen. Die kann ich aber nicht noch in den Text reinschreiben, das … funktioniert lustigerweise nicht.

Also, bei Malintzin stört mich diese Kritik der Distanziertheit vielleicht nicht ganz so arg, weil … na ja, es sind 9000 Kilometer und 499 Jahre Distanz zwischen mir und den Geschehnissen und es war nicht so einfach, sich da reinzuversetzen. Ich war eine Weile von dieser Story fasziniert und hab aus purer Neugier ganz viel darüber gelesen und so kam das mit dieser Kurzgeschichte.

die Menschen waren damals nicht anders als du und ich, sie empfanden genau dasselbe, nur die Welt war ein wenig anders.

Same same but different
[sub]war mal ein Filmtitel ...[/sub]​

Die Handlung selbst wird dabei ... fast nebensächlich. Es ist auf alle Fälle eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden, und ich fühle mich fast schlecht, dass ich sie nur so am Rande wahrnehme.

Bitte fühl dich nicht schlecht deswegen! Ich habe die Geschichte wirklich sehr gerafft, über Malintzin wurden ganze Romane geschrieben.

Wahrscheinlich hättest du ein bisschen steriler schreiben müssen, um mein Augenmerk stärker darauf zu lenken, aber Gott sei Dank hast du das nicht getan.

Puh, ich bin erleichtert, dass du es nicht als steril empfindest! :shy:

Hier hätte ich ein Komma nach "Süden" gesetzt, ob es richtig ist, weiß ich allerdings nicht ...

Das ist sehr freundlich, dass du mich an deinen Kommazweifeln teilhaben lässt! :D Hatten wir diese Diskussion nicht schon einmal? Du möchtest es als Einschub verstehen (eingerahmt von Kommas) und ich als Aneinanderreihung (durch ein Komma voneinander getrennt). Inzwischen denke ich, es ginge wohl auch ganz ohne Kommas. Schließlich will ich nicht den ganzen Text damit zerhacken. TeddyMaria und Friedrichard haben an der Stelle nicht mit mir geschimpft, also lass ich es erstmal so, wenn du erlaubst.

Lani, vielen Dank für deinen Kommentar! Hat mich sehr gefreut. :)

Liebe Grüße
Anne

 

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