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Magie der Skulptur

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29.01.2010
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Magie der Skulptur

Das Museum lockte an diesem heissen Sommertag nur wenige Besucher an. Anaïs behagte die Klimatisierung und die Ruhe an diesem Ort. Ausgeprägt war ihr Interesse an bildender Kunst nicht, dennoch waren ihr die Maler der gegenwärtigen Ausstellung weitgehend ein Begriff. Sie war dem Schaffen der Schweizer Maler um die Jahrhundertwende gewidmet, darunter Werke von Augusto Giacometti, Segantini, Rouge, Morach, Klee und Valloton. Ohne rechte Neugierde verweilte sie minutenlang vor manchen der Objekte, die mit unterschiedlichen Stilrichtungen eine Epoche vertraten. Bei Bildern, die ihrer ästhetischen Erwartung entsprachen, erinnerte sie sich meist an weitere Werke der Maler.
Es sind vor allem Farben, die mich ansprechen, wenn sie im Einklang mit Formen eine mir harmonische Komposition bilden. Vielleicht habe ich doch ein wenig von Mamas musischem Geschmack geerbt? Die kleine Sammlung an Impressionisten im Elternhaus mochte sie. Dekorativ und harmonisch fügte sie sich zur Chippendale-Möblierung ein.

Sie wähnte den Rundgang bereits abgeschlossen, als ihr im hinteren Teil des Gebäudes, in einem Zwischengang, eine alte Wendeltreppe auffiel. Zögernd stand sie davor. Ist es der Aufgang zu einem Büro oder zu einer Abstellkammer? Da keine Absperrung angebracht war, stieg sie hoch, der Neugierde folgend. Im turmartigen Obergeschoss befand sich ein Raum, durch schwarze Vorhänge verdunkelt. Eine Skulpturengruppe durch Scheinwerfer beleuchtet in der Mitte. Ihr Atem stockte, Faszination ergriff sie. Unglaublich, wie raffiniert dies inszeniert ist. Wenn sie sich bewegte, erzeugten die Lichtbündel auf den Skulpturen ein Schattenspiel. Die Darstellung gemächlich umkreisend, liess sie das Kunstwerk auf sich einwirken.
In menschlicher Grösse präsentierte es ein Paar. Die Hüften einander zugeneigt ohne sich zu berühren, die Oberkörper nach hinten lehnend, wie in einer Tanzsequenz verharrt. Je länger sie das Paar betrachtete, desto mehr nahm sie Details wahr. Der athletische Körper des Mannes erinnerte sie an Darstellungen aus der griechischen Antike. Die Muskelstränge und Sehnen zeigen vollendet die Spannung, welche sich durch die Körperstellung bedingt. Als würde er sich im nächsten drehen. Die Frau, mit hochgesteckten Haaren, feinen Gliedern und kleinen, festen Brüsten, welche sich aufgrund der Haltung halb nach oben richteten, erschien ihr vertraut. Sie erinnert mich an ein Bildnis der Aphrodite.

Langsam bewegte sie sich vor den Skulpturen, sich auch niederkauernd um neue Perspektiven zu erschliessen, was das Licht- und Schattenspiel auf den Körpern variierend ausreizte. Versuchung kam ihr auf, die Figuren nicht nur zu betrachten, sondern auch zu berühren. Der Gedanke steigerte sich zu unbändigem Verlangen, die einsetzbaren Sinne auszukosten. Die Hand erhebend tippte sie vorsichtig mit den Fingerkuppen an den Körper der Aphrodite. Ein behagliches Gefühl beschlich sie. Kein Alarm, der losröhrte und die Museumsaufsicht in Panik versetzte. Sie liess nun ihre ganze Handfläche über den Stein gleiten, um dann langsam über wohlgeformte Stellen zu streichen. Direkt lustvoll diese Glätte des Marmors. Je länger sie den Stein berührte und den ganzen Körper wie eine Blinde ertastete, verlor er seine Kühle. Vollendet diese Form, fest und zugleich wie leicht nachgebend unter der Berührung. Diese Wahrnehmung überflutete ihre Sinne, sie fühlte sich eins, ja identisch mit Aphrodite.

Das Gesicht ihres Gegenübers wurde plastischer, in seine Augen trat ein dunkler Schimmer, seine Lippen deuteten ein Lächeln an. Sie spürte, wie sich ihre Brust hob und senkte, so tief und stark ging ihr Atem. Die Spannung steigerte sich enorm, nicht mehr nur durch das Gestalterische der Körperhaltungen, das erotisch Anziehende zwischen den beiden Figuren lebte wie eine Aura auf. Ungläubig schaute sie, da die männliche Skulptur aus der Erstarrung zu erwachen schien. An der Muskulatur zeigen sich kaum wahrnehmbare Veränderungen, verursacht durch eine behutsame Bewegung, die ihn erfasste. Der Glanz seiner Pupillen hat sich verstärkt, da er kurz die Augenlider schloss.

Ihm in die Augen schauend, streckte sie ihre Hand der seinen entgegen. Wie Energieübertragung wirkte die Berührung seiner Finger ihr, es zog sie näher zu ihm. Ihr Herzklopfen verstärkte sich, während sie mit der Hand an seinem linken Arm hochfuhr, den kräftigen Körper spürend. Als sie ihre Hand auf seinen Brustkorb legte, fühlte sie einen tiefen Atemzug von ihm, der sich wie ein sanftes Beben auswirkte. Da, wie aus höheren Sphären eindringend, erfüllt sanft ansteigend eine fremde, lyrische Musik den Raum. Mir ist, als ob die Begrenzung von Raum und Zeit sich dehnt, ja aufhebt. Nur er und ich sind noch. Sie begannen sich, in einem Tanz zu wiegen.

Wie lange sie schon traumhaft tanzten, wusste sie nicht, es schien eine Ewigkeit zu sein. Ihre Körper streiften sich, wurden bei einigen Schritten aneinander geschmiegt, strebten auseinander und zogen sich wie magisch wieder an. Seine Bewegungen, seine Hände, jeder seiner Muskeln, die ich spüre, ja sein ganzer Körper, scheinen mir seit jeher vertraut, als ob es nie eine Distanz zwischen uns gegeben hätte. Sie empfand sich unvergleichlich, entrückt dem gewöhnlichen Dasein.

Ein besonders feinfühliges Musikstück hatte eingesetzt, die das sehnsüchtige Spiel ihrer Körper noch mehr herausforderte, sie neue Bewegungen erproben liess, und die Flut an Eindrücken intensivierte. Die gesteigerten Reize liessen ihr Wohlgefühl jubilieren. Berührungen zwischen ihnen traten nicht mehr zufällig auf. Ihre Schenkel strichen aneinander, wenn er sie nach hinten sinken liess, sich über sie beugend. Die Fingerspitzen spielten gezielt auf den Körpern, wie die Körperbewegungen unterstützend. Eine unbezähmbare Erregung stieg in ihr auf, auch bei ihm, mit dem aufstrebenden Phallus an ihrem Körper lockend. Die Musik wurde synchron zu den Bewegungen langsamer, der Sinnesrausch betäubend. In stillem Einklang glitten ihre Körper behutsam zu Boden, die zarten Berührungen und Bewegungen fortsetzend. Die Musik klang nun abgerückt, die Töne dennoch fühlbarer animierend, zu einem Höhepunkt lockend. Über ihnen eröffnete sich ein nächtlicher Himmel, an dem Sternschnuppen ihrer Empfindungen sich kreuzten, um alsdann in ein Feuerwerk überzugehen, das das ganze Firmament zu erleuchten schien. Erschöpft hielten sie sich in den Armen, die Augen geschlossen, um den Genuss und den Nachhall in einem Traum für die Erinnerung einzufangen.

Ein leichter Luftzug, der sie streifte, liess ihr die Wirklichkeit wieder bewusst werden. Oder war es der Ton des Gongs, der in den Räumen des Museums sanft widerhallte?
Eigenartig, die Skulpturengruppe präsentiert sich unverändert. War es einzig meine Sinnesempfindung, die sich in magischer Weise bereicherte, unwirklich und zugleich erfüllend? Sie fasste sich mit der Hand an ihren Halsausschnitt, ihre Haut fühlten sich feucht an, als ob die Sommerhitze hier eingedrungen wäre. Doch das Raumklima war konstant.
Eine Frau der Museumsaufsicht kam die Treppe hoch. «Wir schliessen in drei Minuten. Bitte begeben Sie sich zum Ausgang.»
Noch einmal blickte sie fasziniert auf die Skulpturengruppe, deren Betrachtung ihr eine ungeahnte Dimension des Wahrnehmens eröffnet hatte. Die Scheinwerfer erloschen und eine gewöhnliche Raumbeleuchtung warf nüchtern blasses Licht. Ich muss fantasiert haben, doch die Eindrücke waren mir berauschend schön.
Auf den Ausgang zustrebend, streifte ihr Blick die Wände. Die Dame in Rot auf Vallotons Gemälde schien sie mit einem spöttischen Blick zu verabschieden. An ihr vorbeizukommen, ohne es zu bemerken, war unmöglich. Ist dies eine kleine Bosheit der Kuratorin, die um die Wirkung der Skulpturen auf Betrachter weiss?

 

Hallo Anakreon!

Der heisse Sommertag lockte nur vereinzelt Besucher in das Museum. Sie war auch nur eingetreten, um Abkühlung zu finden.

Den ersten Satz finde ich schön, er schafft für mich eine Museumsatmosphäre, dort riecht es muffig, vielleicht, und es ist kühler als draußen. Der Satz danach dagegen hängt in der Luft, und das liegt an dem "Sie". Denn was ist eingetreten? Eine Person? Eine Situation? Das ist eine Stolperstelle gleich zu Beginn, die da nicht sein müsste.
Vorschlag: Mach einen Absatz und beginne nicht gleich mit einem Pronomen, sondern bezeichne direkt die Frau. Dann weiß man, wo man ist.

Ein allzu grosses Interesse an Malerei besass sie nicht, wenngleich ihr einige bekannte Maler durchaus ein Begriff waren. Mehr durch die angenehme Klimatisierung in den Räumen animiert, als aus natürlicher Neugierde, verweilte sie minutenlang vor einigen Objekten.

Das wirkt unmodern, diese Person von so weit weg zu beobachten. Man kann das machen, ich weiß, dass man nur beschreibt, was die Person tut, was sie denkt, aber auf mich wirkt das "altbacken". Ich habe das Gefühl, dass die Dame schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Bei manchem Maler erinnerte sie sich an andere Werke, einige Bilder weckten in ihr angenehme Gefühle, an etlichen fand sie jedoch nur mässig gefallen. Es wurde ihr bewusst, dass sie sich vor allem durch Farben angesprochen fühlte. Insbesondere wenn diese, im Einklang mit Formen, für sie stimmige Kompositionen bildeten. Sie erinnerte sich der kleinen Sammlung an Impressionisten, welche die Räumlichkeiten im Elternhaus schmückten. Vielleicht besass sie doch die musische Neigung ihrer Mutter, die sie bis anhin nicht zuliess, sinnierte sie.

Das ist wieder etwas, wobei ich mir denke: Der Autor wollte etwas vermitteln, aber es kommt nicht an. Was sind denn angenehme Gefühle? Woran genau denkt sie? Was fühlt sie, wenn sie die Farben sieht? Was sind für sie stimmige Kompositionen?
So, wie es dasteht, wirkt es auf mich wie der Werbetext einer Kaffeefahrt. Genießen Sie wohltuende Kompositionen im Einklang von Form und Farbe auf einer Busfahrt ins Pustertal. Was sagt der Satz, außer dass er bunt klingt?
Ich würde hier wirklich konkreter werden, das würde dem Leser die Figur näher bringen.

Sie wähnte den Rundgang bereits als abgeschlossen, als ihr im hinteren Teil des Gebäudes, in einem Zwischengang, eine Wendeltreppe auffiel. Erst zögerte sie, es könnte der Aufgang in ein Büro oder zu einer Abstellkammer sein, entschied sich dann aber doch nachzusehen. Im turmartigen Obergeschoss befand sich ein Raum, in dem schwarze Vorhänge die Fenster verdunkelten. Scheinwerfer beleuchteten raffiniert eine Skulpturengruppe in der Mitte. Ihr Atem stockte. Die Lichtbündel auf den beiden Skulpturen ergaben ein Schattenspiel, wenn man sich bewegte. Einmal die Darstellung gemächlich umkreisend, liess sie das Ganze fasziniert auf sich einwirken.

Und immernoch ist mir die Figur fremd, als würde ich irgend eine Person beobachten. Das ist aber nicht, was ich lesen will ... ich möchte mit den Augen der Figur sehen, aber ich möchte auch ihre Gedanken sehen. Konkret: Warum geht sie die Treppe hoch? Treibt sie kindliche Neugier? Muss sie aufs Klo? Was denkt sie sich dabei?
Ich würde das szenischer schreiben. Sie könnte sich umdrehen, darauf achten, ob sie beobachtet wird und dann mit einem Lächeln im Aufgang verschwinden. Schon wäre sie präsent.
Dann: Wie wird etwas raffiniert beleuchtet? Inwiefern ist es raffiniert? Und sie lässt es auf sich wirken - und der Absatz ist aus. Was fühlt sie denn dabei?

Sie bewegte sich langsam hin und her, tat manchmal auch zwei, drei Schritte um ihre Perspektive stärker zu ändern, das Licht- und Schattenspiel auf den Körpern sinnlich ausnutzend.

Solche Dinge da sollte man vermeiden, wenn man sie auch direkt ausdrücken kann. "um ... das Lichtspiel aus anderer Perspektive zu beobachten."
Außerdem, ja ... sie nutzt das aus. Was ist hier ausnutzen? Offensichtlich gefällt es ihr ja. Der Trick ist jetzt, oder die Frage für den Autor sollte sein: Wie bringt man dem Leser nicht nur nahe, dass es der Figur gefällt, sondern wie erzeugt man das Gefühl der Freude auch im Leser?

Denn schafft man das nicht, wirken Sätze wie:

Die Versuchung wurde unerträglich.

... einfach überhaupt nicht. Hier schafft es die Geschichte nicht, mir diese Unerträglichkeit nahezubringen. Es sind doch nur ein paar Steine. Was soll daran sinnlich sein?

Vorsichtig hob sie die Hand und berührte mit den Fingerkuppen den kalten Marmor der Aphrodite, ein behagliches Gefühl beschlich sie. Sie liess nun ihre ganze Handfläche über den Stein gleiten, tief einatmend, um dann langsam über hervorgehobene Stellen zu streichen.

Das ist besser. Wenn du in dem Ton die Geschichte erzählst, dann würde sie funktionieren, zumindest bei mir.

Ja - der Rest geht dann so weiter und begeistert mich nicht.

Ich würde näher an die Figur rangehen. Was tut sie? Warum? Woher kommt sie gerade, was hat sie als nächstes vor? Das ist etwas, was man sich bei jedem Satz denken kann, also als Autor. Damit ist die Person nicht nur eine Puppe, sondern sie beginnt Leben zu entwickeln, und damit kann man dann als Autor die Geschichte erzählen.

Alan Ayckbourn hat mal eine nette Anekdote darüber erzählt: Er war in einem Kindertheater mit Kasperle und Hexe, und als Kasperle fragte: Na Kinder, wo ist denn die böse Hexe? - da antworteten sie: In der Umkleide!

Da hats das Stück nicht geschafft, die Kleinen reinzuziehen.

Bis bald,

yours

 

Hallo yours truly

Danke für Dein Feedback, das ich mit Interesse gelesen habe, auch wenn ich über das Belehrende darin höchstens die Augenbrauen heben konnte. Ich versuchte mich Deiner Sichtweise anzunähern, herauszuhören, was Deine Reflexion ist, welche Formen von Erzählungen Dir entsprechen. Es sind wohl jene, die ein plastisches Bild vermitteln, deren Fluss die Handlungen direkt erfahrbar machen, ein Spiegel, der das Antlitz des Spiegelnden vermeintlich exakt wiedergibt.

Ich respektiere Deine Sichtweise, es ist eine Möglichkeit, aber mir ist dies nicht die Einzige. Die Lücken, welche ich in Kurzgeschichten stehen lasse, sind bewusst gewählt, den Leser fordernd sein Bild zu füllen.

Der Sinnspruch „Nomen est omen“ bedeutet, dass der Namen Zeichen setzt, folglich Assoziationen vorgibt oder auslöst. In manchen Formen von Kurzgeschichten gebe ich deshalb gewollt der aktiven Person keinen Namen oder keine Bezeichnung, wenn die Handlung zur Differenzierung dies nicht zwingend einfordert.

Ein Stein hat für Dich nichts Sinnliches. Es ist Dein gutes Recht so zu denken, nur, stellt dies keinen allgemeingültigen Wert dar, hat keinen Absolutheitsanspruch. Sinnlichkeit ist eine subjektive Empfindung, die vor einem kulturellen Hintergrund steht und sich in vielfältigsten Variationen offenbaren kann. Sie ist jedoch nicht in allem Allen erschlossen.

Herzhaft lachen musste ich über den Ausdruck „altbacken“. Worauf willst Du die Moderne verpflichten? Es erinnerte mich, als ich einst in systematischer Auswahl Werke der „Modernen DDR-Literatur“ und nachfolgend solche der „Modernen japanischen Literatur“ gelesen hatte. Der Kontrast war nicht nur in der unterschiedlichen Sprachkultur, sondern in der Wahrnehmung, Lebenssituation und Ausdrucksweise der Menschen gegeben. Dies auch innerhalb der Autoren der jeweiligen Länder. Das Moderne lässt sich nicht so behaften, es sei denn, man meint das modische, das einzig in einer Modeströmung seine Daseinsberechtigung haben will.

Auch wenn meine Geschichte Dir nichts geben konnte, freut es mich doch, dass der Inhalt Dich forderte. Ich hoffe nur, nicht einfach der Kritik um des Kritisierens willen.

Eine Annäherung an Deine Lesermeinung stellte sich mir in keiner Weise ein. Doch vielleicht kann ich Mal an einer Geschichte von Dir mehr abgewinnen.

Gruss
Anakreon

 
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Hallo Anakreon!

Danke für Dein Feedback, das ich mit Interesse gelesen habe, auch wenn ich über das Belehrende darin höchstens die Augenbrauen heben konnte.

Ja - ich bin schrecklich in solchen Dingen und sollte wohl mehr auf meine Formulierungen achten.

Es sind wohl jene, die ein plastisches Bild vermitteln, deren Fluss die Handlungen direkt erfahrbar machen, ein Spiegel, der das Antlitz des Spiegelnden vermeintlich exakt wiedergibt.

Nun, wenn ich von einem Baum spreche, dann sage ich, dass es ein Baum ist. Ich könnte natürlich auch von dem Waldgewächs sprechen oder von dem Bodengeschwür, das aus der Wiese bricht wie eine Hand, die in Wasser taucht. Plastisch und exakt.

Die Lücken, welche ich in Kurzgeschichten stehen lasse, sind bewusst gewählt, den Leser fordernd sein Bild zu füllen.

Ich liebe Geschichten, die zum Füllen einladen, aber nicht solche, die nur so tun. Ich könnte jetzt das Museum als ihre Erinnerung ansehen, in der sie spazierengeht. Die Skulpturen sind die in Stein gemeißelten Bilder der Menschen aus ihrer Vergangenheit. Das Licht mag die Erkenntnis sein, die der Frau einen neuen Blickwinkel erschließt. Der Stein ist ja immer gleich, eigentlich bewegt er sich nicht. Das Licht und der Schatten sorgen dafür. Aber das geschieht nur in ihrem Kopf. Träumt sie?

So kann man es allegorisch sehen. So gesehen kann man aber alles allegorisch sehen, und wenn ich meine Schuhe binde, dann erzähle ich eigentlich davon, dass ich die zwei Enden in mir jeden Tag aufs Neue binde, so dass sie halten aber doch nie Eins sind. Aber sie sorgen dafür, dass ich im Leben weiterkomme! Und Schritte machen kann, und nicht über mich selber stolpere.

Das ist zu beliebig. Ich habe nicht das Gefühl, auf irgend einer Ebene eine Erkenntnis aus dem Text ziehen zu können. Das alleine wäre nicht entscheidend, wenn er denn unterhaltsam wäre. Das ist er aber auch nicht.

Was ist denn, deiner Meinung nach, der Zweck deiner Geschichte?

Ein Stein hat für Dich nichts Sinnliches. Es ist Dein gutes Recht so zu denken, nur, stellt dies keinen allgemeingültigen Wert dar, hat keinen Absolutheitsanspruch.

Es ging nicht um Sinnlichkeit (kalt, rauh), sondern um Erotik. Um die Begründung, wie die Figur von diesem Gedanken:

Sie bewegte sich langsam hin und her, tat manchmal auch zwei, drei Schritte um ihre Perspektive stärker zu ändern, das Licht- und Schattenspiel auf den Körpern sinnlich ausnutzend.

Zu dem dem hier kommt:

Die Versuchung wurde unerträglich.

Wenn ich schreibe: "Ich berühre einen Stein." ... ist das für dich erotisch? Es mag sein, dass es nicht dein Ziel war, Empathie zu erzeugen, sondern einfach nur zu sagen: Die Person mag das halt und in dem Augenblick war es ihr eben unerträglich. Das kann ja sein. Ich sage ja nur, dass das auf mich wirkt wie die Anleitung zum Bau eines Atomreaktors, da ist nichts Sinnliches.

Konkrete Frage: Was verursacht die Versuchung?

Herzhaft lachen musste ich über den Ausdruck „altbacken“. Worauf willst Du die Moderne verpflichten?

Ich bin kein Literat, ich habe das nicht studiert, ich trage auch keine Brille. Ich schreibe lediglich Geschichten und ich lese welche.
Und aus dieser meiner beschränkten Sicht wirkte deine Geschichte auf mich altbacken und ich könnte mir gut vorstellen, sie von einem Mann Mitte/Ende Fünfzig vorgelesen zu bekommen, er hat eine Brille, die er schon seit zwanzig Jahren trägt, er hängt daran, obwohl ihn manchmal schon Leute deswegen belächeln.
In seinem Arbeitszimmer hat er unzählige Bücher stehen, darunter auch wertvolle Originalausgaben. Er mag Pullover, auch wenn sie kratzen, und seine kleine Aktentasche aus Leder. Vielleicht raucht er Pfeife, zum Genuss, keine Zigarren oder gar Zigaretten - das wäre nicht sein Stil. Und so weiter. Ohne Anspruch, dass es etwas mit dem tatächlichen Autor zu tun hat, natürlich. Es ist nur mein Eindruck. Und daran mache ich das Altbacken fest.

Natürlich hat der Eindruck, also die Festmachung des Eindrucks, konkrete Gründe. Das ist die Sprache, sie wirkt nicht jugendlich, auch nicht frisch. Eher bedacht und gemächlich. Gesetzt, vielleicht. Auch die Sichtweise von außen, das ist etwas, das hat man früher so gemacht, aber die Texte, die heute verfasst werden - zumindest von jüngeren Autoren -, die gehen näher an die Figuren ran.

Dazu kann aber ein echter Literat sicher mehr sagen.

Mal sehen, was andere Menschen zu der Geschichte sagen.

Bis bald,

yours

 
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Den ersten Satz,

lieber Anakreon,

find ich weniger schön als interessant, hab ich doch bei weitem keine so gute Nase wie yours, um behaupten zu können, in dieser >Museumsatmosphäre< röche >es muffig<. Das widerfährt schon mal Hunden, dass sie muffig wirken (besonders bei feuchtem Wetter), aber die haben doch bessere Nasen - zumindest als ich.
Dass es im schattigen Gebäude kühler als in sommerlicher Hitze – erinnert sei an 2003 – sei, folgt einfachstem Naturgesetz, dass selbst ein Hund sich in den Schatten flüchtete – und fänd’ er ihn im Museum. Uneingeschränkt recht zu geben ist yours hinsichtlich des zwoten Satzes, wobei der dritte bereits das kurzzeitig entstandene Problem auflöst, womit schon klar sein sollte, dass („Verbesserungs“)Vorschläge bestenfalls Hinweise sein können, denen man nicht „unbedingt“ folgen muss, es sei denn, es wäre zwingend (Grammatik, Logik o. a.).

Mir holpern die einleitenden Sätze zu sehr und verdrehn die Welt: ’s ist alles
>nur<: > ... lockte nur vereinzelt ...<, > ... war auch nur eingetreten, um ...< - wie zur Entschuldigung.
Und dass nur wenige Besucher kommen, kann ebenso an äußeren Umständen als auch dem Desinteresse am Ausstellungsgegenstand bis hin zur Abneigung gegenüber dem bloßen Gebäude liegen. Der einleitende Satz gibt aber eine eindeutige Meinung kund: das Wetter wäre die Ursache – bei kühleren Temperaturen, oder allgemeiner gesagt: bei anderem Wetter (Blizzard gefällig?!) kämen also mehr Besucher?
Nicht der Sommertag, sondern die Ausstellung, das Museum „lockt“ Besucher - oder eben nicht.
Der Sommertag treibt Bekloppte eher ins Freibad, um sich grillen zu lassen, oder Vernünftigere in den Schatten (der – natürlich – auch im Freibad zu finden sein wird).

Dann Das Ad-Verb „nur“ ist aus dem ahd./mhd. niwari/newære entstanden und bestand zu Beginn aus einem negierenden Partikel (ni…/ne…), dem unser heutiges „un…“ entspricht, dem der Konj. Präteritum des heutigen Hilfs-Verbs „sein“ (sin/sin) folgte, bedeutet also buchstäblich „un-wäre“ und sinngemäß „nicht wäre, es wäre denn“, was zumindest dem zwoten „nur“ in den einleitenden Sätzen so etwas wie Berechtigung zuspricht: wäre es nämlich nicht so heiß, wäre sie nicht in das schattenspendende Museum eingetreten.

Und was will uns die Kombination >allzu grosses Interesse an … besass sie nicht, …<, interessierte sie sich bis dato überhaupt für … oder doch, wenn auch nur um ein geringes, dem dann aber das >durchaus< widerspräche, bedeutet es doch ursprünglich hindurch und hinaus und wandelte sich seit dem 18. Jhdt. in ganz und gar/unbedingt.

Das ist - bei Godot! - kein Verriss, es soll nur bewusst gemacht werden, auf was wir uns einlassen, wenn man denn schreibt, in welche Fußfallen man treten kann, die man selbst gar nicht erkennt.

Tatsächlich ist es eine interessante Variante und Umkehrung des Pygmalions, der sich bekanntermaßen in eine Statue Aphrodites verliebte. In unserem Falle aber verliebt sich die Prot in den Apoll und identifiziert sich mit der Aphrodite, die übrigens von ihrem ägyptischen Ursprung her identisch mit „Mut“(tergott) und eher androgyn denn „nur“ weiblich war und erst mit dem griechischen Götterhimmel auf ein weibl. Gegenstück zum Eros reduziert wurde. Was wäre jedoch, identifizierte die Prot im Abbild nicht Aphrodite, sondern die wehrhafte und mutterlose Athene, um sich dann damit zu identifizieren? Das wäre ein wenig museales Abenteuer … doch kein >traumhafter< Tabubruch.

Genug geplaudert: Ich find die Sprache keineswegs >altbacken<, gar verstaubt und selbst wenn sie antiquiert wirkte, so wird Deine „Schreibe“ eine längere Halbwertzeit zugesprochen werden müssen als modisch-chicken Geklapper!

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel

Dem Aprilwetter entsprechend, das uns verspätet im Mai heimsucht, sind in den letzten Tagen die Rezensionen wolkenbruchartig über mich gekommen. Soweit ich Zeit finde, versuche ich diese Stimmungen, Deutungen und Schalmeiklänge differenziert zu deuten und zu ordnen.

Ich werde auch dieses Werk salopp gesprochen mir in einer stillen Stunde nochmals zur Brust nehmen, um es auf seine Leseverträglichkeit zu überprüfen, umsomehr da ich yours truly damals doch etwas garstig antwortete.

Danke für Deine ausführliche Auseinandersetzung. Bei Zeus, ich musste über die weise, kämpferische aber doch empfindliche Athene als Identifikationsfigur schmunzeln, wie sie Apoll einverleibt.

Gruss

Anakreon

 

Hi Anakreon,

ich finde Deine KG wirklich sehr schön. Wie sie träumt und dann aber wieder in die Wirklichkeit geholt wird.
Mir gefällt auch Dein Schreibstil! Er ist leicht zu lesen!
Wirklich schön!
LG saiana

 

Hallo Saiana

Ich freue mich, dass Dir die Geschichte gefällt und mein Stil Dir zusagt. Das Vermögen einzutauchen in eine Fantasie bei der Betrachtung von etwas Schönem erachte ich, als etwas das man sich bewahren sollte - und doch, die Realität nicht aus den Augen verlieren. Danke für Deine Zeilen, schön zu wissen, dass einige der Geschichten gute Resonanz finden.

Gruss

Anakreon

 

Hallo nochmals, Anakreon!

Als Künstlerin hat mich diese Geschichte angezogen und ich habe dein museales Erleben sehr gern gemocht.

Das "Fast"-Berühren von Skulpturen, Steinen, Formen kann ein sehr sinnliches Verlangen sein. Man muss nicht im wahrsten Sinne des Wortes daran herumtappen, auch die Vorstellung von Handlungen hat doch sehr Reizvolles an sich.

Mir hat aber auch gefallen wie du deinen Zugang bzw. dein Nichtherankommen an Gemälde beschreibst. Man kann sich in die Protagonistin einfühlen. Und sich den Faben hinzugeben ist oft viel wertvoller, als ein Bild in seine technischen und zeitgenössischen Einzelteile zu zerlegen und zu be- oder verurteilen.

Jedenfalls, ein schöner Spaziergang, weiter viel Freude mit der Kunst, schnee.eule

 

Hallo schnee.eule

Das finde ich jetzt schön, dass du gerade dieses Stück zur bildenden Kunst, bevor es verstaubt, aus dem Archiv geholt hast. Als bescheidener Sammler von Skulpturen ist es mir selbst ein kleines Bijou.
Ich muss es auch wieder einmal lesen. Vielleicht würde ich es heute an der einen oder andern Stelle anders formulieren - oder auch nicht. Mal sehen, ob es Restaurationsbedarf hat.


Man kann sich in die Protagonistin einfühlen. Und sich den Faben hinzugeben ist oft viel wertvoller, als ein Bild in seine technischen und zeitgenössischen Einzelteile zu zerlegen und zu be- oder verurteilen.

Da bin ich froh, wenn es bei dir als Künstlerin so angekommen ist. Es zeigt mir, dass der Sinn der Geschichte, seine Doppeldeutigkeit, in sich transparent ist.

Jedenfalls, ein schöner Spaziergang, weiter viel Freude mit der Kunst

Über deine Lesefreude an diesem kleinen Spaziergang freute ich mich sehr.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo maria

Ich habe die Geschichte selbst nach Langem auch wieder gelesen, ihre Sprachmelodie und ihre doppelsinnige Aussage auf mich einwirken lassen.

Der Anfang ist ja noch viel versprechend. Da ist mal wieder deine ruhige Art,

Ich verstehe durchaus, wenn dieser Text dich nicht so recht anzusprechen vermag. Du bevorzugst Handfestes, Menschen, die im Alltag identifizierbar sind. Dieses Bild vermittelt die Prota. nicht, sie ist abgehoben in eine museale, sinnliche Welt. Es ist eine Begegnung mit der Kunst, die ihr an einem Objekt vereinnahmend wirkt, entrückt der Wirklichkeit.

Hier habe ich sicherlich keine Detailvielfalt erwartet, doch trotzdem müsste etwas da sein, der mich dem Prot näher bringt. Sie bleibt mir unsympathisch und ich habe es nicht geschafft, mitzufühlen.

Hier sind die Objekte im Vordergrund, das Erleben der Prota. erfolgt auf einer sinnlichen Ebene, die mir als Stilmittel nur angedeutet aussagekräftiger waren.

Es ist fast nichts hängengeblieben.

Schade. Ich dachte die erotische Szene könnte gerade durch das Imaginäre die Betrachter subtil animieren. Dabei war mir aber schon klar, dass die Präferenzen der Leser unterschiedlich sind und es bei Weitem nicht jedermann zu entsprechen vermag.

Es freut mich aber, dass du das kleine Stück gelesen und kommentiert hast. Ich danke dir dafür.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

Dann will ich mich auch noch mal äußern zu deinem Museumsstück ...

Also: Der Einstieg - so ziemlich die ersten drei Absätze - haben mir gut gefallen. Das hat so eine ruhige, fast meditative, auch traumhaft-imaginäre Atmosphäre. Gerade dadurch, dass über die Motivation der Protagonistin wenig gesagt wird: Sie entdeckt dieser Wendeltreppe und geht sie hinauf, warum auch immer, und findet diese Kammer. Wie im Traum, wo die Bilder ja auch unvermittelt vor den Träumer treten. Dazu passt, dass andere Besucher fast gar nicht - nur als Andeutung - wahrgenommen werden.

Gleichzeitig sehe ich schon im ersten Absatz so eine bedenkliche Tendenz, die mir die Geschichte nach und nach entgleiten ließ. Hier kann ich eigentlich nur die Kritik stark machen, die yours seiner Zeit angebracht hat:

verweilte sie minutenlang vor einigen Objekten. Bei manchem Maler sich an andere Werke erinnernd. Einzelne Bilder weckten in ihr angenehme Gefühle, an etlichen fand sie jedoch nur mässig gefallen. Es wurde ihr bewusst, dass sie sich vor allem durch Farben angesprochen fühlte, insbesondere wenn diese im Einklang mit Formen für sie stimmige Kompositionen bildeten.
Das von mir hervorgehobene sind - und da entschuldige den bestimmenden Ton - vage Abstraktionen und Gemeinplätze. Da wird behauptet und nicht gezeigt, berichtet aber nicht gefühlt, skizziert aber nicht ausgemalt. Was sind denn das für Maler, was für Bilder? (Es müssen ja keine Namen sein ...) Was für "angenehme Gefühle"? Und so weiter. Das ist zwar breiter aber leider auch nicht erfahrbarer als: "Sie war eine schöne Frau." Da fehlt das Individuelle, das Besondere, das ein Bild entstehen lässt.

Das ist auch der Grund, warum yours den Stil als "altbacken" bezeichnet hat, denn das ist schon so ein Kennzeichen der (westlichen) modernen Literatur: Es geht um subjektives Erleben. Dazu kommen noch "altbackene" Ausdrücke wie "verweilte sie", Partizip-Wendungen wie "Bei manchem Maler sich an andere Werke erinnernd" oder "an etlichen fand sie jedoch nur mässig gefallen". Das letzte wirkt sogar ein wenig affektiert, "sie fand nur noch wenig gefallen", das ist auch nicht so recht Fleisch noch Fisch.

Man muss ja nicht "modern" schreiben. Aber hier ist schon viel Museales.

Verzeih, dass ich etwas darauf herumgeritten bin; die Geschichte hat ja auch ihre Stärken, wie oben geschrieben. Aber dass du yours' berechtigten Kommentar damals so beiseite gewischt hast, halte ich für einen Fehler. Hier könnte noch viel entstaubt werden.

Grüße,
Meridian

 

Hallo Meridian

Dann will ich mich auch noch mal äußern zu deinem Museumsstück ...

Das freut mich sehr und überraschte mich zugleich, als ich es bemerkte. Zuvor hatte ich eben das erste Stück unter deiner neuen virtuellen Identität kommentiert. Infolge Zeitdruck nun ein paar Stunden später – in denen sich mir plötzlich eine Assoziation zu deiner früheren ID zu erschliessen schien. Aber vielleicht irre ich mich auch.
Doch ich will nicht ablenken, von meinem verstaubten Museumsstück.

Kürzlich hatte ich die neuen Geschichten von Hartmut Lange, „Im Museum“, gelesen. Eine antiquierte Welt, die sich da öffnet. Als mein Text hier plötzlich wieder Aufwind bekam, er mir gegenwärtig wurde, zog ich Vergleiche. Natürlich sind die Objekte der beiden Museen grundverschieden, im einen eher mehr Requisiten, im andern bildende Kunst. Dennoch gönnte ich mir eine Spur Zufriedenheit, da die von mir gezeigte Welt trotz des antiken Objekts doch moderner erschien.
Ein Trugschluss, in dem ich mich einen Moment sonnte. Der Gegensatz liegt in der Sprache, in der ich mich natürlich nicht mit Lange messen konnte.

Also: Der Einstieg - so ziemlich die ersten drei Absätze - haben mir gut gefallen. Das hat so eine ruhige, fast meditative, auch traumhaft-imaginäre Atmosphäre.

Ich erinnere mich, als ich es abfasste, lud ich mich selbst zu einem virtuellen Spaziergang ein, dabei die Rolle der Prota. einnehmend. Dass ich auch aus deiner Perspektive das atmosphärische dieser Szene einfangen konnte, gibt mir Befriedigung. Anderseits höre ich da auch schon die Kritik mitschwingen, denn das elementare Geschehen tritt erst anschliessend ein.

Gleichzeitig sehe ich schon im ersten Absatz so eine bedenkliche Tendenz, die mir die Geschichte nach und nach entgleiten ließ.

Das von mir hervorgehobene sind - und da entschuldige den bestimmenden Ton - vage Abstraktionen und Gemeinplätze.


Ich bedaure es, wenn die von dir aufgezeigten Indizien den Ausschlag gaben, dass sich dir die Handlung entzog. Mir ging es in diesen Passagen vorwiegend darum, den Weg zu bahnen in jenen obskuren Raum, in der die Prota. sinnlich überschwemmt wurde.

Da wird behauptet und nicht gezeigt, berichtet aber nicht gefühlt, skizziert aber nicht ausgemalt. Was sind denn das für Maler, was für Bilder? … Was für "angenehme Gefühle"? … Da fehlt das Individuelle, das Besondere, das ein Bild entstehen lässt.

Ich kann deine Empfindungen nachvollziehen. Es wird zwar ein Vergleich zu den Impressionisten gezogen, doch die Vergleichsobjekte bleiben ebenso schemenhaft wie die Gefühle der Prota. An sich eine Beleidigung an den ästhetischen Leser, ihm solche Lücken zu setzen. Darüber werde ich nachdenken, Möglichkeiten der Retusche überlegen, wobei es aber keine Dominanz erhalten sollte.
Doch ich denke, deine Kritik zieht hier den Bogen aber über das Entree hinaus, zur Verschmelzung der Figuren, auch wenn du es nur indirekt angesprochen hast. Obwohl dort, erschliessen sich dem Leser ja dann die Gefühle der Prota., die Imagination wird ihm transparent.

Man muss ja nicht "modern" schreiben. Aber hier ist schon viel Museales.

Harte Worte, die aber bei Differenzierung auch eine wohlwollende Deutung zulassen.

Verzeih, dass ich etwas darauf herumgeritten bin; die Geschichte hat ja auch ihre Stärken, wie oben geschrieben. Aber dass du yours' berechtigten Kommentar damals so beiseite gewischt hast, halte ich für einen Fehler. Hier könnte noch viel entstaubt werden.

Es gibt da nichts zu verzeihen, da ich deiner Sichtweise ja mit Perspektivenwechseln folgen konnte. An yours hatte ich in #6 Reverenz erwiesen, seine Bedenken teilweise auch berücksichtigt. (Wie ich feststellen muss, fehlt aber eine weitere Antwort von mir in den Kommentaren, die ich einbrachte. Na egal.)

Wie bereits in #10 erwähnt, würde ich heute an der einen oder andern Stelle anders formulieren - oder auch nicht. Ich werde auf jeden Fall die Geschichte in einem inneren Prozess nochmals verarbeiten, Szenen und Sprachmelodie aufleben lassen, und sehen, wie ich es heute anders umsetzen kann. Dies wird voraussichtlich aber einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich die Restaurationen dann etwas ruhen lasse, um sie mit grösserer Distanz dann erst nochmals zu begutachten.

Für deinen kritischen Kommentar und die auch anerkennenden Worte danke ich dir herzlich. Wie du siehst, haben sie den Stein des Anstosses doch definitiv in Rollen gebracht.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon,

die Magie der Skulptur also, die Magie, den Betrachter in den Bann zu ziehen. Deine Aufgabe ist es, den Leser in den Bann dieser Entskulpturisierung zu ziehen. Das gelingt dir meiner Meinung nach nur bedingt. Sprachlich nicht wirklich modern, aber das stört mich weniger. Du beherrschst diesen Stil, leider kommen dann hin und wieder Worte angeflogen, die irgendwie nicht da reinpassen wollen. Aber dazu mehr in den Anmerkungen.

Zum Inhalt: Wir sind in einem Museum und weil die Protagonisten das nur teilgeil findet, lässt sie sich in diesen eigenartigen Raum locken. Schon kommen mir erste Fragen, warum geht sie dann überhaupt in dieses Museum? Weil es kühl ist? Naja, okay. Eine Nicht-Kunstbegeisterte, aber Kunst vorbelastete Frau betrachten wir hier. Und obwohl sie eine leichte Ablehnung hat, lässt sie Bilder und Werke auf sich wirken. Als sie am "Ende" der Museumstour ist, mutiert sie zum neugierigen Mädchen und erkundet verbotene Pfade. Du siehst, so richtig überzeugen, konnte mich deine Rahmenhandlung nicht. Ich stelle mir gerade vor, wie die Geschichte aussehen würde, wenn es um ein kleines Mädchen ginge, das mit ihren Eltern ins Museum gehen musste, dann ausbüchste, weil die Bilder, die ihre Eltern angucken, stinklangweilig sind und da bietet sich die zauberhafte Wendeltreppe an, sie klettert da hoch und sieht dann - WOW!

Aber so ist das hier nicht. Die Magie der Skulptur gelingt dir dann wesentlich besser, das liest sich stimmig und man fühlt tatsächlich mit.

Ein paar Anmerkungen:

Einzelne Bilder weckten in ihr angenehme Gefühle, an etlichen fand sie jedoch nur mässig gefallen.
Gefallen finden.

Sie fühlte sich eins, ja identisch mit Aphrodite
Das gleiche wie "Tanzsequenz" ... Ich finde Wörter, die aus der sonstigen Wortwahl fallen, zerstören hier unnötig Stimmung. Ich fühle mich identisch, da wird der Marmor schnell wieder kalt und dabei hast du ihn vorher so schön aufgewärmt.

Es geht um Wahrnehmung. Du schreibst:

desto mehr nahm sie Details wahr.
von dieser Wahrnehmung überflutet.
kaum wahrnehmbare Veränderungen
dessen Begrenzung sie nicht mehr wahrnahm.
umso sinnlicher wahrnehmbar.
Das ist mir zu viel Wahrnehmung, du verbalisierst das doch. Warum schreibst du dann in jedem Absatz, dass sie etwas wahrnimmt? Mal mehr, mal weniger. Verstehe ich nicht.

Ihre Haut und auch ihre Kleidung fühlten sich feucht an, als ob die Sommerhitze ihr zusetzte, obwohl das Raumklima konstant angenehm war.
Schade, kein schöner, letzter Satz. Das "konstant" will mir hier überhaupt nicht gefallen.

Ja, ein nettes Intermezzo. Die Wirkung eines Kunstwerkes hast du eingefangen, fraglich nur, warum du keine Ich-Perspektive gewählt hast. Hier könnte man die vielen Empfindungen fast einem Brainstorming gleich einbringen, ohne ständig "wahrnehmen" schreiben zu müssen. Die Geschichte gefällt mir also nur teilweise.

Ich hoffe, ich war nicht allzu böse.

Beste Grüße
markus.

 

Lieber Markus

Über deine einleitende Zusammenfassung im zweiten Absatz musste ich beim Lesen herzhaft, gutartig lachen. Hm, es ist das Empfinden, das es bei dir auslöste. Ich stehe nun vor dem Trümmerhaufen dieses Entrees. Erste Restaurierungen habe ich im Entwurf bereits vorgenommen, doch reichen sie anscheinend noch nicht aus. Selbst das Motiv ist dem Leser da noch zu karg, überhaupt ein Museum zu betreten. Ich werde daran arbeiten und die Neufassung dann in den nächsten Wochen veröffentlichen.
Eine kleine freche Göre die ausbuchst, und in einer Skulpturengruppe ihre ersten erotischen Fantasien erlebt, wäre mir aber zu unwahrscheinlich und einzig auf die Erwartungshaltung männlicher Leser zugeschnitten. Nein es sollte schon reifer, weiblich-erotischer Fantasie entsprechen, die Grenzen der Eindrücklichkeit des künstlerischen Objekts fliessen und auflösen lassen. Ich hoffe dies führt nun nicht zu einem Schwall an Kritiken durch Leserinnen, welche mir vorwerfen, weibliche Sinnlichkeit falsch zu deuten.

Die Magie der Skulptur gelingt dir dann wesentlich besser, das liest sich stimmig und man fühlt tatsächlich mit.

Da bin ich froh, deine Aussage zum Kernteil der Geschichte zu hören. Dass dies in deiner Sichtweise gelingt, ist mir ein erfreuliches Feedback. Doch auch daran habe ich bereits mit Restaurieren begonnen, Formulierungen gewählt, die mir heute treffender wirken, als im Zeitpunkt der ersten Abfassung.

Schade, kein schöner, letzter Satz.

Hm, an dem beisse ich noch immer rum. Er entsprach meiner damaligen Intention und deshalb will ich ihn auch nicht ganz fallen lassen. Aber ich suche noch eine behutsamere Andeutung, die Realität der erfahrenen Sinne ausdrückend, und zugleich einen treffenderen Abschluss einleitend.

Es geht um Wahrnehmung.

Meine Güte, da bin ich selbst erschrocken, dass diese Wortwahl derart inflationär auftritt. Da werde ich Remedur schaffen, die Szenen mit variablen Eindrücken füllen.

Die Wirkung eines Kunstwerkes hast du eingefangen, fraglich nur, warum du keine Ich-Perspektive gewählt hast. Hier könnte man die vielen Empfindungen fast einem Brainstorming gleich einbringen, ohne ständig "wahrnehmen" schreiben zu müssen.

Das mit der Ich-Perspektive habe ich mir aktuell auch überlegt, kann mich jedoch nicht dafür entscheiden, da mir die Positionierung eines Erzählers hier angezeigt wirkt. Alternativ überlege ich jedoch, Gefühle der Prota. direkt als solche einzublenden, es dadurch lebendiger aufscheinen zu lassen, als nur mit der Sicht eines Beobachters.

Die Geschichte gefällt mir also nur teilweise.

Da erfreue ich mich doch schon an dem teilweise. An einer annähernden Vollendung arbeite ich noch. Ob sie mir gelingt, wird sich dann weisen müssen. Perfektion ist nicht mein Ziel, doch sollte es angenehm lesbar und Sinnenfreude anregend wirken.

Ich hoffe, ich war nicht allzu böse.

Nein, überhaupt nicht. Es eröffnete einige Überlegungen, die mir im jetzigen Restaurierungszeitpunkt willkommen sind. Da ich das kleine Werk ja aus meiner egozentrischen Sicht sehe, gelingt mir das einen Schritt zurückzutreten und hinterfragend zu schauen nicht immer gleich gut.

Ich danke dir für deinen kritischen Kommentar und die gezielten Hinweise. Aber auch für das teilweise Gefallen, das mich die Geschichte nicht dem Scheinwerferlicht entzogen aufscheinen lässt, aber das Licht- und Schattenspiel gewählter Szenen und Worte neu beleuchtet.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hi anakreon,

wunderbar geschrieben, Deine Geschichte.
Das Museum an einem heißen Sommertag, das erinnert mich an meine Münchener Tage und die Glyptothek oder das „Neue Museum“ der Berliner Museumsinsel und schafft sofort ein Bild und ein Gefühl.
Anais Liebe zu Farben teilt man, wenn man an die Impressionisten denkt; weniger bei den Skulpturen, die wir heutzutage ja doch ganz gern roh sehen (seltsamerweise waren sie im alten Pergamon alle noch bemalt, was ja wohl von der Kunstfertigkeit der alten Bildhauer eher ablenkt).
Oben wird’s dann endlich schwarzweiß, nur das Mädchen und Michelangelos David. Ist er nun ein vorwitziger, nackter Kunststudent? Oder alles nur Einbildung?
Wir werden es wohl nie erfahren ….
Gute Nacht,
nastroazzurro.

 

Hallo nastroazzuro

wunderbar geschrieben, Deine Geschichte.

Das muss ich mir einrahmen, dass die kleine Imagination zur Kunst, bei dir diesen Anklang findet.

Das Museum an einem heißen Sommertag, das erinnert mich an … und schafft sofort ein Bild und ein Gefühl.

Die Geschichte erzeugt wohl am stärksten Assoziationen, wenn Leser sie mit eigenen Erfahrungen verbinden können, die dann neu aufleben. Schön, dass es dir Spaziergänge in solche Tempel der Kunst wieder nahe brachte.
Ich denke, ein Museum darf da schon mal als Mittler herhalten, man könnte in Objekte dort die vielfältigsten Geschichten hineininterpretieren, sogar ohne den musealen Ursprung der Inspiration aufzudecken.

Anais Liebe zu Farben teilt man, wenn man an die Impressionisten denkt; weniger bei den Skulpturen, die wir heutzutage ja doch ganz gern roh sehen

Dieser Gegensatz schien mir gefällig. Die Impressionisten mochte ich immer, dachte aber auch einen Moment an Piet Mondrian, dessen Farbenspiele mir seit jeher Faszination sind, doch die Ersteren schienen mir die Harmonie des Übergangs zu sichern. Das rohe Material der Skulpturen macht sie schlicht, sie müssen den Betrachter rein durch die Formen überzeugen und bestenfalls in den Bann schlagen.

Ist er nun ein vorwitziger, nackter Kunststudent? Oder alles nur Einbildung?

Köstlich dieser Gedanke, er gibt dem Ganzen noch eine zusätzlich heitere Note. Daran dachte ich gar nicht, dieses Zusammenfliessen von Anaïs mit dem Kunstobjekt hat da eine verborgene Komponente. Doch sie hatte es mir, als Erzähler, nicht verraten und es wird wohl immer ungewiss bleiben.

Herzlichen Dank für deine Sichtweise, die mir den Glanz an dem kleinen Text aufscheinen lässt. Nach der Restaurierung sollte er dann endgültig dem Scheinwerferlicht gerecht werden.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Änderungen/Erweiterungen

So, die Modifizierung ist vollzogen. Das Entree und den Schluss habe ich ein wenig erweitert und über den gesamten Text eine stilistische Überarbeitung vorgenommen.

 

Stelltestu,

lieber Anakreon,

am ersten Februar 2010 mit der Formulierung

[d]er heisse Sommertag lockte nur vereinzelt Besucher in das Museum. […]
die Verlockung durch Singularitäten ins Auge des Lesers und der Protagonistin, die buchstäblich noch „lockten“, so ist es zwo Jahre und wenige Tage später die Pluralisierung, bis hin zur Auflistung Schweizer Maler der Wende des 19. zum 20. Jh. Aber Ausstellung (vielleicht auch das Museum) ist ein schlechter Magnet, denn
[d]as Museum zog in diesen heissen Sommertagen wenig Besucher an.

Wen stieße ein Museum / ein Ausstellung je ab, was sich nicht eher als Schwellenangst und / oder Desinteresse beschreiben ließe? Sicherlich brutzelt nicht jeder, der nicht kommen will oder nicht kann, lieber in der Sonne zum Brathähnchen. Zudem sollte man keines von beiden mit einem „Anzug“ verwechseln, den man an- und auszieht nach Bedarf, selbst wenn manches Kunstobjekt manchem Betrachter recht anzüglich erscheinen mag. Kurz:

Anziehen ist m. E. das falsche Verb, locken im Sinne von „anreizen“ oder auch „zur Annäherung bewegen“ trifft da genauer, zumal es mit „leugnen“ und „lügen“ i. S. von täuschen verwandt ist, trägt doch alle Kunst ihr besonderes Geheimnis, dass sie oft genug selbst vor ihrem Schöpfer zu verbergen weiß - bis hin zur Phallus-Szene hierorts.

Dieses kleine Passage (mancher wird’s Folterwerkzeug schimpfen) mag aufzeigen, welche Gefahren bei Änderungen eines Textes lauern, denn zugegebenermaßen: wie sinnvoll kann es sein, wie z. B. im Ulysses durch James Joyce geschehen, Namen aneinanderzureihen?

Was nicht heißt, dass ich es schlecht fände, wenn gehobene Kunst nicht gleiche Effekte zeitigen könnte, wie der triviale Schlager – nämlich Erinnerungen zu wecken

Eine Berglandschaft in milden Farben abgestimmt, liess ihr eine Erinnerung aus der Jugendzeit vor Augen treten. Es war eine Fotografie von einem Ölbild gewesen, ein Frauenakt an einem Bergsee.
Das mag zunächst genügen, um nicht den falschen Eindruck eines Verrisses aufkommen zu lassen, denn was hier so ausführlich begann wird nun nicht Satz für Satz fortgeführt, es dauerte sicherlich länger als die verflossenen 739 Tage, von der Erstveröffentlichung bis zur vorliegenden Fassung.

Einmal erfolgt (eher versehentlich) ein Zeitsprung:

An der Muskulatur zeigen sich kaum wahrnehmbare Veränderungen, ...
Ein kleines Pronomenfestival wird der Abschnitt beginnend mit dem Satz
Ihm tief in die Augen schauend, streckte sie ihre Hand der seinen entgegen.

Ich sag's mal so: die Verlängerung der Einleitung führt den Leser / Betrachter auf Umwegen zum Kern der Geschichte ...

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Gleich drei Gedankensprünge setzten bei mir ein, beim Lesen der ersten Abschnitte deiner Textinterpretation,

lieber Friedel,

das zog zugrunde legend. Doch der Reihe nach.

1) Die Wortwahl ist der gemeinen Alltagssprache entlehnt. Ich folgte damit dem Ruf nach einfacher Sprache, der aus gewieften Büchern der Geschichtenschreibung immer wieder rezitiert wird.
2) Zog lässt sich gemäss Bedeutungswörterbuch 12 Oberbegriffen zuordnen, von denen gerade einer deinen liebgewordenen Hang zu Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ aufleben lässt. Ich selbst hatte in diesem Moment ein gedankliches Ausweichmanöver zu Berchtold Brecht, der „Mutter Courage und ihre Kinder“ durch die Lande ziehen liess.
3) Im Nachhinein missfiel es mir auch, das zog, obwohl ich es auch mit Anziehungskraft assoziiere. Das lockte hat bei diesem Text aber doch den symbolträchtigeren Gehalt, das Kommende beinah vorwegnehmend, also wird dem nachgegeben und die Ordnung wieder hergestellt.

Mich mit James Joyce und der im Ulysses angewandten Erzähltechnik „Bewusstseinsstrom“ zu messen – er möge weiterhin im Verlangen nach Unsterblichkeit auf dem Zürichberg ruhen -, wäre mir vermessen und nicht mein Ding. Weder bei der Abfassung noch bei der Modifikation ging es mir um eine bestimmte Technik, ausser der der kurzfassenden fiktionalen Prosa, es würde mich sonst einengen. Dass ich manche Themen in bestimmter Form aufarbeite, begründet sich mehr mit meinen Interessen und Kenntnissen.

Dass Änderungen auch Risiken bergen, merkte ich bereits früher selbst, oder stellte es auch in Texten anderer fest, die dadurch in ihrem Gehalt verloren hatten. Doch hier ist ja ein Rahmen gegeben, es setzen zu lassen und dann allenfalls erneut zu bearbeiten. Wenn ich bedenke, dass etwa ein Autor wie Martin Suter seine Manuskripte vor Drucklegung mit seinem Lektor bespricht und dann noch wesentliche Änderungen vornimmt, bestätigt mich dies.

Das mag zunächst genügen, um nicht den falschen Eindruck eines Verrisses aufkommen zu lassen,

Ich denke mal, ausschlaggebend ist nicht ob Verriss oder nicht, sondern die Transparenz, weshalb ein Kritiker seine Schlussfolgerungen zieht. Ist dies ausreichend gewährleistet, wird es auch dialogfähig.

Also das lockte ist wieder etabliert, die weiteren textkritischen Anmerkungen werde ich dann noch abwägen. Für deine erneute Auseinandersetzung mit dem Text und die kritischen Hinweise danke ich dir.

Schöne Grüsse und ein beschauliches Wochenende wünscht dir

Anakreon

 

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