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Letzter Abschied
Ich war in der U-Bahn. Die Menschen zerdrückten mich, es stank nach Schweiß und es war laut. Sehr laut. Wir fuhren durch den dunklen Tunnel. Man bremste sehr stark, so stark, dass sich alle anstießen. Ein Kind weinte vor Hunger und der Mann neben ihm fluchte ihn an, er solle still sein. Hier war es schrecklich, alles voller undankbare Menschen die nichts wertschätzen konnten. Doch es war mir egal, denn ich dachte nur an dich. Ich freute mich, dich nach so langer Zeit wiedersehen zu können.
Endlich konnte ich aussteigen. Nur noch ein paar Minuten und ich war bei dir. Ich ging durch die klitschnassen und dunklen Straßen entlang die zu unserem Lieblingskaffee führten. Dort, wo wir unser erstes Date hatten. Ich ging rein und setzte mich an unseren Tisch und konnte es kaum erwarten zu sehen, wie du durch die Eingangstür kommst. Ich konnte es kaum erwarten, dich in meinen Armen zu halten.
Die Glocke an der Eingangstür klingelte. Ich sah dich hereinkommen. Ich hatte das Gefühl, dass sich alles besser und heller anfühlte, alles Schlechte verschwand und nur noch das Gute war zu sehen. Alle Geräusche verstummten. Einen Moment lang vergaß ich, wo ich war. Ich bewunderte deine Schönheit. Ich stand auf, ging auf dich zu und umarmte dich sehr fest. Ich ließ dich los und schaute in deine wunderschönen Augen. Ich weinte vor Freude und sah, dass auch du ein paar Tränen verlorst. Ich umarmte dich nochmal fest und brachte dich zu unserem Tisch. Du hattest mir all die Dinge erzählt, die passiert waren, als ich weg war. Wir lachten viel. Sehr viel sogar. Ich erinnerte mich noch genau an dieses wunderschöne Lächeln das du in deinem Gesicht hattest. Doch in deinem Lächeln sah man auch Angst, dass es bald wieder Zeit für mich war zu gehen.
Die Sonnenstrahlen leuchteten auf, und deine wunderschönen blonden Haare leuchteten heller als die Sonne. Wir beide wussten, dass es so weit war und ich jetzt wieder gehen musste. Du bestandest darauf, mit mir zu gehen bis zu der Stelle, wo sich unsere Wege wieder trennen würden. Wir gingen Hand in Hand durch die hellen Straßen und genossen die warme Sonne. Wir nahmen den Bus. Es waren sehr viele gestresste Menschen da, die befürchteten zu spät zur Arbeit zu kommen. Sie drängelten sich Richtung Ausgang und rannten auf die großen Gebäude zu.
Wir stiegen an der letzten Haltestelle gemütlich raus und dort sah ich auch schon meine Kollegen. Sie verabschiedeten sich auch von deren Familie. Ich drehte mich um, sah dir in die Augen. Tränen flossen dir über die Wangen. Ich wischte sie weg. Du lehntest dich zu einem Abschiedskuss vor. Wir küssten uns zärtlich. Ich wollte diesen Kuss nicht beenden, doch es ging nicht anders, es wurde Zeit zu gehen. Wir umarmten uns ein letztes Mal und dann ging ich zum Flieger, der mich zu meinem Stützpunkt bringen würde. Ich drehte mich nochmal zu dir um und sah wie deine Augen sich mit Tränen füllten. Ich lächelte dir zu in Hoffnung dich wiedersehen zu können. Ich drehte mich wieder um und stieg in den Flieger ein.
Meine Kollegen und ich waren bereit, im Krieg zu kämpfen, unserem Land zu dienen und zu überleben, um unsere Geliebten wiedersehen zu können.