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Lendenstolz

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08.01.2002
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Lendenstolz

Lendenstolz

"One Night Stands sind nicht meine Sache", sagte ich vollmundig und ahnte nicht, wie nah ich an der Lüge war. Wenn ich eine Geliebte habe, dann möchte ich sie nicht nur für ein einziges Mal: das soll schon länger halten. Außerdem geht es mir nicht ausschließlich um Sex. Sie ist mir wichtig, ihre Art muss mir gefallen, ich muss mich geistig an ihr reiben können.
Ich würde es nicht mit jeder Frau tun. Da gibt es eine Menge Killerfaktoren, die mich davon abhalten. Zum Beispiel jegliche Form von Verklemmtheit, Unsicherheit, Unaufrichtigkeit. Das törnt mich rasch ab. Sie soll so freizügig sein wie ich und schamlos.
Schamlosigkeit törnt mich an.

Zwei Monate war ich ohne.
Dann traf ich sie im Internet, und schon bald spürte ich freudige Erregung, wenn eine Mail von ihr ankam. Nicht, dass wir uns nur Erotisches schrieben, auch sachliche Themen - halt das Übliche, was man sich schreibt, um den anderen kennen zu lernen. Doch da war Etwas, was mich deutlich anmachte.
Und schon nach unserem ersten Telefonat war für mich beschlossene Sache, dass ich sie unbedingt treffen wollte.

Der Zufall verhalf uns schnell zu einer Begegnung, wir verabredeten uns in einer Hotelbar. Mit Vergnügen stellte ich fest, dass sie mir auf Anhieb gefiel. Ich begehrte sie. Nicht, dass mich ihre Figur umgehauen hätte - doch es war etwas an ihr, was mich anmachte. Ich wollte sie, und sie wollte mich.
Also nahmen wir uns ein Hotelzimmer.
Nachdem wir eine Weile über Gott und die Welt, meinen Job - ich bekleide einen nicht ganz unbedeutenden - und schließlich über uns geredet hatten, rückte sie ganz nah an mich heran. Kein Zweifel, sie wollte geküsst werden.
Ich zog sie stürmisch an mich und erwiderte ihre vielen kleinen Küsse. Meine Zunge vergrub sich begehrend tief in ihren Mund und sie erwiderte mein Eindringen, indem sie an meiner Zunge sog, was mich erregte.
Was für ein Prachtweib, das mir ohne Scham zeigte, dass es will! Sie reagierte auf all meine Handlungen.
Ließ sich streicheln, erwiderte dies heftig, ließ sich ausziehen, zog mich aus, drückte sich an mich, während ich mich an ihr rieb und schließlich landeten wir im Bett. Atemlos küssend, miteinander verwoben, ein Knäuel aus unseren Händen, Lippen, Zungen, heißer Atem.

Sie tastete an meiner Hose, legte ihre Hand auf die Wölbung, löste sich von meinem Mund und sagte mir anerkennend und in die Augen blickend: "Wow, mir scheint, ich finde da ein Prachtexemplar vor."
Und dann fing sie an, mir die Hose auszuziehen. Diese Direktheit! Ich war hingerissen von ihr.
Ich wusste; meine Stattlichkeit würde ihr gefallen.
"Hm", raunte sie anerkennend, als ihre Hand meine volle Entfaltung umschloss.


Ich küsste sie heftig, und sie erwiderte mit einer Aufdringlichkeit, die mir ausnehmend gut gefiel.
Sie gab mir das Gefühl, dass sie eigentlich nur auf mich gewartet hatte, ausgehungert war, bereit, nur für mich.
Welch ein Genuss, so eine Frau zu beglücken. Welch lockende, glänzende Feuchte, Wärme strömte mir entgegen. Ich brachte sie mit meiner Zunge zum Stöhnen.
Sie bäumte sich auf, drückte sich gegen mich, und ich wusste: ich war auf dem richtigen Weg. Welch Geschmack!
Ich war wie von Sinnen, jede Faser meines Körpers begehrte sie.

"Ich möchte dich in mir spüren", flüsterte sie, und ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Die Kondome hatte ich in der Hosentasche, eilig zog ich eines heraus, und während wir beide uns küssten, zog ich das Gummi über, drückte sie auf den Rücken und kniete mich hin, um in sie einzudringen.
In ihr empfing mich eine Glut, hitzige Feuchte, bereit, meine Stöße zu empfangen. Voll praller Lust, fast bis zum Bersten, stieß ich in sie hinein. Ihr Körper drängte sich mir entgegen. Ich zog ihre Beine zu mir hoch, um noch tiefer eindringen zu können. Sie stöhnte lustvoll und ich gab ihr ebenfalls zu verstehen wie erregend, nein, wie wahnsinnig es mich machte.

Wenn ich so weitermachte, dann käme ich gleich.
Dann geschah das, wovor ich mich schon lange fürchtete: meine Erektion ließ nach.
Erst war es kaum zu merken, meine Erregung, in ihr zu sein, ihre Hitze, ihr Verlangen zu spüren, überdeckte alles. Aber es wurde zur Gewißheit, und ich kniff meine Augen fest zusammen, hob meinen Kopf an und versuchte mich zu konzentrieren, auf die Erregung, den nächsten Stoß, der mich wieder auf den festen Boden zurückbringen würde.

Hinter meinen fest geschlossenen Augen raste aus der Ferne ein Zug auf mich zu. Unaufhaltsam. Und als sei ich bewegungslos an die Schienen gekettet, polterte er durch meinen Kopf. Waggon für Waggon krachte durch mein Gehirn. Und während sie noch unter mir mit weit geöffneten Beinen lag und meine sanfter werdenden Bewegungen mit leichtem Stöhnen begleitete, überfielen mich diese Bilder: meine Untreue, jeder Waggon ein anderer Name, ein Waggon voll dröhnendem schlechten Gewissen folgte, meine Frau verhüllt im Nebel der Ahnungslosigkeit, unsicher schwankend, beinahe aus dem Waggon stürzend, der Waggon der rasenden Enttäuschung, versagt, versagt, ratterte es durch meinen Kopf und am Ende sah ich den Waggon meiner Lächerlichkeit, mit grell bunten Fratzen bemalt.

Meine Bewegungen wurden langsamer, ich stemmte mich hoch, um sie besser anblicken zu können und lächelte verlegen auf sie herab. Sie glühte noch immer vor Erregung, und ihr ahnungloses Strahlen machte mir klar, dass ich es ihr sagen musste.
Das sei doch kein Problem, meinte sie, und lächelte sanft.

Nein, für sie war es kein Problem, aber für mich. Ich löste mich von ihr, und gleichzeitig setzte sie sich auf und blickte auf meinen geschrumpften mit einer lächerlich faltigen Gummihaut versehenen Stummel. Und als sei die Schmach nicht schon deutlich genug, zog sie mir das Gummi ab und warf es neben das Bett. Dann umarmte sie mich. Ich entwand mich.

"Das nagt an mir", sagte ich, "ich stecke das nicht so ohne weiteres weg. Es passiert nicht häufig, aber wenn es mir passiert, kenne ich mich, dann möchte ich allein sein, um darüber wegzukommen."
Sie blickte verständnislos und machte mich damit ungehalten, hatte sie denn kein Gefühl dafür, wie es mir ging?
"Ich versteh das ehrlich nicht", klang sie vorwurfsvoll, "es ist doch kein Drama, wenn...schau mal, wenn ich mal nicht zum Höhepunkt komme, dann ist das für mich kein Thema." "Ich werde jetzt gehen," warf ich schnell ein und griff nach meiner Unterhose.
Ich wollte ihr nicht mehr zuhören, jeder weitere Satz hätte sich nur tiefer in meine Haut geritzt. Sie wollte nicht verstehen, suhlte sich in meiner Pein, und noch bevor sie Salz in meine Wunden streuen konnte, sagte ich mit fester Stimme: "Ich muss jetzt allein sein, es tut mir Leid, wirklich, es tut mir Leid," und zog mich rasch weiter an. "Was sollte dir Leid tun?", mit krauser Stirn spielte sie weiterhin die Rolle der Verständnislosen. Ich musste der Hölle dieser Gefühllosigkeit so schnell wie möglich entkommen. Mir war, als erstickte ich an ihrer Anwesenheit.
Luft! Ich musste hier raus. Ich zog mich an, beeilte mich. Nachdem sie regungslos auf der Bettkante gesessen hatte und ich mich dabei fühlte, als brenne es unter meinen Füßen, stand sie abrupt auf und ergriff hastig ein Kleidungsstück, um sich ebenfalls anzuziehen. Ich schaute sie nicht an, sie war gewiss wütend oder entsetzlich irritiert oder traurig oder auch nur ignorant. Irgendwas von dem. Ich musste da einfach raus, wollte das nicht durchstehen. Ihre Nähe konnte ich auf einmal nicht mehr ertragen.

Als ich das Hotel verließ, beschloss ich, alles so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.

"One Night Stands sind nicht meine Sache.", hatte ich ihr gesagt. Aber wer von uns konnte schon in die Zukunft sehen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lakita,

deine Geschichte hinterlässt einen etwas bitteren Nachgeschmack. Die in ihr versteckte Wahrheit trifft einen doch auf eine Art, denn niemand weiß, ob man seine Versprechen wirklich hält/ halten kann.
Oft wird man durch Zufälle oder Begebenheiten von einstigen Wertvorstellungen weggedrängt.

In der Mitte des Textes, war ich der Meinung, er würde besser in die Rubrik Romantik passen. Doch am Ende der Geschichte, hast du mich vom Gegenteil überzeugt.
Deine Prots sind schön gezeichnet, die Stimmung der Geschichte ist eindringlich, irgendwie rassant und voller Gefühle, die auch im Leser durcheinanderwirbeln.

Fazit:
Eine schöne, "gefühlvolle" Geschichte, die, auch wenn man bis zur Mitte des Textes nicht wirklich damit rechnet, zum nachdenken anregt.

LG
Steffi

 

Hej lakita!

Bis zur Mitte hab ich mich gefragt, warum Du mir eine so prall gefüllte erotische Geschichte in meiner Rubrik vorenthältst, aber die Geschichte wäre nicht von Dir, gäbe es keine überraschende Wendung! ;)

Hat mir größtenteils sehr gut gefallen, der einzige Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist: Du beschreibst die Frau sehr vage. Er sieht zwar, dass sie Lust empfindet, aber diese Lust erreicht den Leser nicht, da Du sie nicht wirklich schilderst. Da könntest Du noch ein wenig dran feilen (auch, wenn es keine erotische Geschichte im eigentlichen Sinne ist).

Lieben Gruß

Susanne

PS: Wäre ich Horni, würde ich Dir jetzt einen Keks schenken.
Ach, was solls: *Keks schenk* :D

 

Hallo Steffi,

ich danke dir herzlich für dein positives Feedback.

Es war meine Intention, den ersten Teil der Geschichte so erotisch fokussierend auf den Punkt des Geschlechtsverkehrs hin zu beschreiben, damit der zweite Teil um so ernüchternder wirken kann.
Meine Protagonisten sollen einfach von ihrem hohen Sockel der Erregung gnadenlos abstürzen, denn ich glaube, dass es genau so ist.


Hallo Susanne,

danke dir herzlich für deine Kritik und Anregung, zu der ich sofort eine Nachfrage habe: wie stellst du dir vor, sollte die Protagonistin beschrieben , also dem Leser näher gebracht werden? Durch eine Darstellung ihres Körpers, oder ihres Lebenslaufs, oder ...? Mir fehlt im Moment die Vorstellung, an was genau du gedacht hast.

Oh, und danke für den Keks.*mampf* :)

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

Wenn ich solche Geschichten lese, schau ich meist immer erst das Profil an. Ich hoffe du verzeihst es mir aber ich hatte mit einem Mann gerechnet, der halt einen weiblichen "Nicknamen" gewählt hat.=)
Find die Geschichte sehr gelungen. Was mir vorallem gefällt sind die Gedankengänge, vor,während und nach dem..ich sag mal Ungeschick=)
Finde es erstaunlich wie gut du dich in den Mann rein versetzen konntest....
Hat mir wirklich gefallen
Gruß Simon

 

Wow, danke dir Simon,

ehrlich, das ist für mich ein sehr großes Kompliment, das du mir da gemacht hast. Wenn es mir gelungen ist, die Gedanken des Mannes wieder zu geben, obwohl ich eine Frau bin. Aber exakt das war für mich der Reiz an dieser ja eher banalen, zumindest aus meiner Sicht, unbedeutenden Alltagsgeschichte: die Sichtweise und Gefühlswelt des Mannes aufzuzeigen.

*lächel* Dein Lob tut gut! :) Danke!

Lieben Gruß
lakita

 

*um mal kurz anstelle von queeny zu antworten*

Vielleicht könntest du eingehender beschreiben wie er sie sieht, obwohl das ja in Ansätzen schon getan hast. Also was ihm an ihrem äusserem Erscheinungsbild auffällt, wie ihre Kleidung ist, flott oder eher elegant.
Ein paar eingeworfene Kleinigkeiten werden hier schon helfen das Bild vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. :)

LG
Steffi

 

Danke dir Steffi,


also eine äußere Beschreibung. Ja, das ließe sich machen.
Ich habe dazu auch schon eine kleine Idee.

Danke.

Lieben Gruß
lakita

 

Nochmals Hallo=)

Das mit dem Lob war einfach: Ich musste ja nicht lügen=).
Es ist, da ich selbst seid geraumer Zeit versuche diesen Zustand in Worte zu fassen, einfach für mich gewesen über das was du da beschrieben hast, zu werten. Mir als Mann ist das nichtmal ansatzweise so gut gelungen. Ich verstecke mich, des Misserfolges wegen, einfach mal hinter meinen 18 Jahren.=)
Es hat, für meinen Geschmack, den Nagel auf den Kopf getroffen...
Man liest sich,
Simon

 

Liebe Elvira!

Auch mir hat Deine Geschichte wirklich ausgezeichnet gefallen. Ich finde, die ist Dir rundum gelungen und habe gar nichts auszusetzen. :)

Natürlich hab auch ich mit einer Wende gerechnet, vor allem dadurch, daß Du nicht unter Romantik/Erotik gepostet hast. Weshalb ich meine, daß es vielleicht besser wäre, sie dorthin zu verschieben, da dann der Überraschungseffekt größere Chancen hätte, tatsächlich einer zu sein. Aber das ist natürlich Deine Entscheidung :) - vermutlich wolltest Du ja niemanden enttäuschen...:lol:

Außerdem hab ich gestaunt, wie fehlerfrei die Geschichte ist - aber an einer Stelle gab es doch noch was - wohl extra für mich zum Finden gedacht: :D ;)

"sagte ich mit fester Stimme: "ich muss jetzt allein sein, es tut mir leid, wirklich, es tut mir leid," und"
- Ich
- es tut mir Leid

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi,

wow, danke für dein Lob. *hüpf*
Ich werde mal abwarten, ob noch mehr Stimmen zu der Frage, ob ich die Protagonistin genauer beschreiben soll, kommen, und dann mehr oder weniger zwischen der Mehrheit und meinem Gefühl entscheiden. Du weißt ja, ich bin meistens nicht so gut im Verbessern bzw. Verändern meiner Geschichten. ;)
Danke für dein Lob wegen der Rechtschreibung. Es tut mir Leid, dass ich es tut mit Leid falsch geschrieben habe.
Da hab ich echt was dazu gelernt, das wusste ich noch nicht, dass es nun die neue Schreibweise ist.
Ansonsten kannst du mir glauben, dass ich fast alle "ß" und "ss" genauestens überprüft habe, weil ich mich damit immer wieder schwerstens verheddere. :)

Lieben Gruß
elvira

 

Hi lakita,

in gewisser Weise erinnert mich dieser Text an deine Geschichte "Schlaf mit mir". In beiden Fällen glaubt der Leser zunächst, dass es primär um eine Affäre geht, bis es einen unerwarteten Verlauf gibt und letztendlich das Zwischenmenschliche im Vordergrund steht. Das gefällt mir.

Ein paar Details:

Der Zufall verhalf uns schnell zu einer Begegnung
Möglicherweise Ansichtssache: Mich hat diese Information einen Moment lang aufgehalten, weil ich mir nicht recht vorstellen konnte, was für ein Zufall das gewesen sein mag, der die beiden zusammenztrefen ließ. Natürlich darf hier keine ausführliche Erklärung hin, aber eine genauere Andeutung, z.B. dass er beruflich in ihrer Gegend etwas eledigen musste oder so etwas, hätte ich mir doch gewünscht. So störte es kurzzeitig meinen Lesefluss, weil ich automatisch innehielt.
Nachdem wir eine Weile über Gott und die Welt, meinen Job, ich bekleide einen nicht ganz unbedeutenden,
1) Besser lesbar fände ich es, wenn das "ich bekleide ..." mit Gedankenstrichen abgegrenzt würde, sonst erscheint der Satz recht unübersichtlich.
2) Die Formulierung "einen Job bekleiden" klingt für mich ziemlich ungewöhnlich ... kann aber auch an mir liegen.
Ich wollte sie.
Liest sich mM nach zu banal an der Stelle. Die beiden fallen küssend und fummelnd übereinander her und dann kommt dieser Satz ... obwohl ja schon aus den Aktionen ersichtlich ist, dass er sie will. Wenn schon fände ich besser, wenn er noch etwas mehr aussagen würde als das was durch ihr Verhalten offensichtlich wird, so etwas wie "Ich wollte sie mehr als alles andere" ... naja, klingt jetzt wie aus einem Groschenroman, ich denke es wird aber klar, was ich meine. :D
Es gefiel ihr
Hier ist es ähnlich. Besser fände ich es, wenn durch ihr Verhalten gezeigt würde das es ihr gefällt, damit man das nicht so lapidar sagen muss ... obwohl es keine Erotikgeschichte ist wäre ich dafür an der Stelle ihre körperlichen Reaktionen hervorzuheben.

Ginny

 

Hallo Lakita,

also- ich bin mir da nicht sicher, ob nach so vielen „Waggons“ nicht ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Außerdem: Wenn seine One-Night-Stands so frustrierend sind, woher kommt die Motivation zu `üben´, bis es ihn eines Tages nicht belastet?

Zitat:
Sie ist mir wichtig, ihre Art muss mir gefallen, ich muss mich geistig an ihr reiben können.

Ist das ein beabsichtigter gedanklicher Fauxpas des Prot.? Er will sich doch möglichst körperlich reiben…

Zitat:
nahm ich einen tiefen Atemzug und füllte damit meine Lungen.

Ist der genommene Atemzug nicht schon das, was die Lungen füllt?

Ein wenig gedanklich gestolpert bin ich bei dem Treffen- normalerweise ist es doch erst einmal an einem öffentlichen Ort, vielleicht sollte erwähnt werden, wo sie sich befinden, weil sie ja gleich zur Sache gehen.

Ansonsten hat mir der Erzählstil und die zur Handlung passende Dynamik gefallen. Auch der alles überrollende Zug ist ein passendes Bild. Personenbeschreibungen vermisse ich nicht, da es- trotz aller angeblich gewünschter geistigen Reibungen- bei One-Night-Stands doch um körperliches geht, diese Aktionen beschreibst Du auch deutlich.
Zum Gesamteindruck des Mannes passt es auch, dass er der Frau doch ziemlich selbstgefällig Ignoranz unterstellt, nur weil sie kein Verständnis für seine plötzlichen Mucken hat…

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo lakita.

Auch ich finde deine Geschichte hervorragend. Eine dynamische Erzählweise und doch gespickt mit Gefühlen. Wunderbar.
Sie hat mich getroffen und ich kann das Erzählte voll und ganz nachvollziehen und mich hineinfühlen.

Ich persönliche vermisse keine nähere Charakterisierung der weiblichen Person, da es letztlich doch hauptsächlich um den Mann geht. Für das, was die Dame an der Geschichte ausmacht, ist sie für mein Empfinden ausreichend beschrieben.

Danke für die Geschichte. :)
Maxinho.

 

Liebe Ginny,

herzlichen Dank für deine konstruktive Kritik. Werde die einzelnen Punkte noch genauer durchgehen und gucken, ob es mir gelingt da noch Verbesserungen vorzunehmen. Die Gedankenstriche sind das Einfachste, die mach ich gleich. :)
Der Rest muss erstmal in meinem Kopf ein wenig bewegt werden.

Und mit deiner Einschätzung bezüglich der Parallele zur anderen Geschichte "Schlaf mit mir" geb ich dir Recht. Es ging mir in beiden Fällen eben nicht um das vordergründig Erotische, sondern um die Menschen, die miteinander ein Stückchen zusammen leben. Aber in beiden Fällen sind es jeweils "Fremdgänger".


Lieber Woltochinon,

vielleicht ist mir das, was ich zum Ausdruck bringen wollte, nicht so gut gelungen.
Der Protagonist will nicht den One Night Stand. Er ist an der Frau im Ganzen interessiert und die Sexualität ist ein Teil davon. Genau dieser Teil geht aber schief und zwar aus seiner tunnelblickartigen Sicht so gründlich, dass er ihr nie mehr begegnen will. Ich wollte das Scheitern einer ansich breiter angelegten Beziehung darstellen und zwar isoliert aus der Sicht des Mannes.
Aus der Sicht des Mannes ist es auch völlig unerheblich wieso und weshalb es so schnell zu einer Begegnung zwischen beiden kommt. Das sind Marginalien, die in Anbetracht seiner "Katastophe", die ihm widerfährt, nicht weiter dargestellt werden müssen.

Aber ich verstehe deinen Wunsch, mehr wissen zu wollen.
Ich denke ebenfalls nochmals darüber nach, ob ich da was hinzufüge. Ich möchte nur die Geschichte nicht verwässern und sie mit Nebensächlichkeiten ausschmücken, die letztendlich nichts zum Thema direkt beitragen, sondern allenfalls zur Untermalung der Stimmung.

Der Satz mit dem Atemzug und den Lungen ist wohl so einer, wie Rabenschwarz immer so schön sagt: kill you Darlings. Ich werd mich wohl oder übel von einem Teil des Satzes trennen müssen. *seufz* Nur von welchem? :)
Danke für deine konstruktive Kritik.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Maxinho,

herzlichen Dank für dein uneingeschränktes Lob. Tut gut! :)

Lieben Gruß
lakita

P.S. Maxinho? Ist die Endung inho portugiesisch?

 

ob noch mehr Stimmen zu der Frage, ob ich die Protagonistin genauer beschreiben soll, kommen, und dann mehr oder weniger zwischen der Mehrheit und meinem Gefühl entscheiden.
Eigentlich wollte ich dazu ja auch etwas sagen, hab dann aber vergessen.
Ich finde nicht, daß es einer näheren Beschreibung der Frau bedarf, da das in meinen Augen ja auch die eigentlich oberflächliche Sicht des Protagonisten verdeutlicht. :)

Liebe Grüße,
Susi :xmas:

 

Hallo lakita,

Du schreibst in Deiner Antwort:

Aus der Sicht des Mannes ist es auch völlig unerheblich wieso und weshalb es so schnell zu einer Begegnung zwischen beiden kommt. Das sind Marginalien, die in Anbetracht seiner "Katastrophe", die ihm widerfährt, nicht weiter dargestellt werden müssen.

Diese Aussage kann ich unterstützen. Ich habe mich wohl unklar ausgedrückt: Beim Lesen hatte ich angenommen (weil sie sich ja zum ersten Mal sehen), dass sie z.B. in einer Kneipe sind, dort über sich, den Job etc. sprechen. Erst als sie dann ziemlich zur Sache gehen, dachte ich- halt, die müssen wohl in einer privaten Umgebung sein. Deshalb hätte ich mir eine Ortsangabe gewünscht (aber vielleicht bin ich der einzige Leser, der da auf gedankliche Abwege gekommen ist).

Liebe Grüße,

tschüß… Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Elvira,

hier kommt er, der gewünschte Kommentar. Ehrlich, schonungslos - aber dennoch fair. Hoffe ich. :)

Wie Du selbst in einer Antwort auf einen anderen Kommentar geschrieben hast, ist der Inhalt Deiner Geschichte ja eher banal. Ein Mann lernt eine Frau per Internet kennen, sie treffen sich und haben Sex miteinander. Mitten im wildesten Liebesspiel erschlafft er und lamentiert, dass er nun allein sein müsse. Abgang des Mannes, Ende der Geschichte. Soweit die Story. Inhaltlich habe ich ein klitzekleines Problem: Es erscheint mir etwas weit hergeholt, dass eine Frau einen Mann, den sie im Internet kennen gelernt hat, zum ersten Date direkt zu sich nach Hause einlädt. Ich meine, bei all den Spinnern, die im Netz so rumsurfen. Aber egal. Vielleicht gibt es sie ja doch noch, diese gutgläubigen Frauen. In dem Zusammenhang hat mich der Satz

Der Zufall verhalf uns schnell zu einer Begegnung..
ebenfalls irritiert. Ginny und Woltochonin sind ja ebenfalls darüber gestolpert. Was für ein Zufall? Wo findet das Treffen statt? Direkt in ihrer Wohnung? Ich hatte beim ersten Lesen auch erst eine Kneipe vor Augen. Liegt wahrscheinlich an meiner Vorliebe für :bier:

Zum Formalen. Das Vorspiel dauert mir zu lang. Da ist ein Erzähler, der sich erst einmal darüber auslässt, dass er kein Typ für eine Nacht ist, der mir erzählt, dass er es nicht mit jeder Frau treibt, denn er will ja nicht nur Sex. Dann die Zusammenfassung, wie die beiden sich im Internet kennen gelernt haben und dass sie sich nun per Zufall real getroffen haben. All das könntest Du meiner Meinung nach streichen, da es für das weitere Verständnis der Geschichte nicht relevant ist. Steig doch mitten rein in die Geschichte. Von mir aus noch ein kurzer Gedankengang des Mannes, wie z.B. „Kaum zu glauben, bis gestern kannten wir uns nur aus dem Internet, und jetzt sitze ich ihr gegenüber...“

Also, die beiden haben sich getroffen, sind bei ihr zu Hause und reden. Über Gott und die Welt. In dieser Situation würde ich die beiden auch reden lassen :blah:, indem ich diese Szene in Dialog auflösen würde. Langsam tasten sie sich von unverfänglichen Themen an das eigentliche Thema heran. Du hast diesen Teil der Geschichte narrativ zusammen gefasst

Nachdem wir eine Weile über Gott und die Welt, meinen Job - ich bekleide einen nicht ganz unbedeutenden - und schließlich über uns geredet hatten ...
Mir persönlich gefallen solche Zusammenfassungen nicht. Alles, was man in Handlung umsetzen kann, sollte man in Handlung umsetzen. Weil Handlung die Geschichte voran treibt.
Und alle Informationen, die für die Geschichte nicht von Belang sind, solltest Du streichen. Ich meine, wen interessiert es schon, dass der Typ einen nicht ganz unbedeutenden Job bekleidet? Wenn ich wenigstens wüsste, welchen Job. Aber so. Ich würde es streichen. Ist nicht wichtig. Kill your darlings :D

Jau – und dann geht es los. Nicht nur bei den beiden, auch Dein Stil ändert sich. Jetzt löst Du alles in Handlung auf, da wird geknutscht und gefummelt und geredet. Diese Passage ist Dir stilistisch sehr gut gelungen. Hier bleibe ich dran. Hier wird nichts zusammengefasst, hier ist action angesagt. Doch, das hat mir wirklich gut gefallen.

Dann kommt die Passage mit den herannahenden Waggons. Die Idee, dass dem Erzähler sein Untreue bildhaft bewusst wird und er deshalb erschlafft, finde ich gut. Nicht so gut finde ich die permanente Wiederholung des Begriffs „Waggon“. Insgesamt sieben Waggons stürzen auf den armen Kerl ein. Ein bisschen viel.

Anschließend die Passage, in welcher der Erzähler erklärt, was dieser Coitus Interruptus bei ihm bewirkt. Eingeleitet wird sie mit den Worten
Sie hatte nichts verstanden. Also musste ich es ihr erklären.
Würde ich komplett streichen, diese beiden Sätze. Weil sie wieder etwas zusammenfassen. Etwas, das sich der Leser selbst erschließen sollte. Ist mir übrigens bei vielen Deiner Texten aufgefallen. Sehr oft nimmst Du durch die Stimme des Erzählers den Leser an die Hand, um ihm etwas zu erklären. Interessanter und spannender finde ich es, wenn Situationen so in Handlung aufgelöst werden, dass ich als Leser alleine durch die dargestellte Handlung auf die innere Motivation des Handelnden schließen kann. Das heißt, ein Autor muss sehr wohl wissen, welche Motivation seinen Protagonisten treibt, er sollte es nur nicht so deutlich sagen. Wenn dem Leser alles auf dem Silbertablett serviert wird, wird er sich irgendwann übersättigt abwenden. Wenn der Leser jedoch alleine durch das Handeln des Protagonisten auf dessen Motivation schließen kann ("war ja klar, dass der so reagiert"), dann hast Du den Leser gewonnen.

Fazit: Die Idee gefällt mir, die Umsetzung noch nicht so ganz. Faszinierend finde ich, dass Du Dich an ein Thema heranwagst, dessen Umsetzung für Schriftsteller mit zu den Schwierigsten überhaupt gehört . Die Darstellung von Sex in all seinen Variationen birgt viele Fallen: die Szene kann ins Kitschige abgleiten oder ins Pornographische abrutschen; die Gefahr auf medizinischen Fachjargon zurück zu greifen, ist auch noch da. Gerne wird bei solchen Szenen „abgeblendet“. Du wagst Dich nicht nur an dieses Thema, Du setzt es auch noch gekonnt um. Interessant fände ich, wenn Du genau dieses Thema mit etwas mehr Humor oder auch Selbstironie umsetzen würdest. Ich traue Dir ohne weiteres zu, genau diese Situation (ein Mann will, kann aber nicht) mit einem gehörigen Schuss Selbstironie darstellen zu können.

Mir sind noch einige Tipp- und Zeichensetzungsfehler aufgefallen, aber die will ich jetzt hier nicht alle anführen. Sind auch nicht so relevant.

Nur auf den Satz

Unten auf der Straße nahm ich einen tiefen Atemzug und füllte damit meine Lungen
will ich kurz eingehen, weil er ein schönes Beispiel ist, an welchen Stellen man kürzen, an welchen Stellen man feilen kann. Dieser Satz ist viel zu umständlich formuliert für das, was Du sagen willst. Er hört sich gestelzt an, enthält eine unnötige Information und hat auch noch einen falschen Bezug, denn so wie er da steht, füllt sich der Erzähler seine Lungen mit dem Atemzug. Was ja nicht möglich ist, denn die Lungen füllt er sich mit Luft. Unter der unnötigen Information verstehe ich den Hinweis, dass die Straße unten ist. Wo sollte sie sonst sein, wenn er aus dem Haus kommt? Ich würde den Satz umformulieren.

Einige Ideen, die mir spontan eingefallen sind:
„Als ich das Haus verließ, atmete ich hörbar ein“ Mmh, nicht gut, weil danach das ausatmen kommt. Das ich eigentlich auch streichen würde. Wer einatmet, wird auch irgendwann wieder ausatmen. ;)
Also: „Als ich das Haus verließ, zog ich hörbar die Luft ein“ Auch zu umständlich.
Vielleicht: „Als ich das Haus verließ, atmete ich erleichtert aus und beschloss, dies alles so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.“ Eigentlich tendiere ich sogar dazu, das „erleichtert“ durch „hörbar“ zu ersetzen. Denn wenn es heißt: „Als ich das Haus verließ, atmete ich hörbar aus. Ich beschloss, das alles so schnell wie möglich hinter mir zu lassen“ müsste der Leser erkennen, dass der Erzähler erleichtert ist.

Ob Du den Satz lässt, wie er ist oder ob Du ihn änderst, ist natürlich Deine Entscheidung. :)

Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie weit ich gehen kann mit meinen Kommentaren. War dieser Kommentar schon zu hart, zu kompromisslos? :confused:
Ich weiß es nicht und harre somit gespannt Deiner Antwort.

Liebe Grüße
George

 

Lieber George,

habs mir mal eben schnell durchgelesen, weil ich natürlich vor lauter Neugierde nicht in Ruhe abwarten kann, bis ich richtig Zeit zum Lesen habe.
Vorweg daher mein Feedback:

herzlichen Dank für die große Mühe, die du dir gegeben hast und ich bin weder angep...noch sonstwie pikiert, wegen all der Bemängelungen, im Gegenteil, sie helfen mächtig weiter und machen mir mal wieder klar, dass ich noch Lichtjahre davon entfernt bin, eine wirklich rundum gute Geschichte zu schreiben.

Werde mir sämtlich mir erteilte Verbesserungsvorschläge bedenken und wahrscheinlich einen großen Teil davon umsetzen.

Lieben Gruß
elvira

 

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