- Beitritt
- 08.01.2002
- Beiträge
- 5.172
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 66
Lendenstolz
Lendenstolz
"One Night Stands sind nicht meine Sache", sagte ich vollmundig und ahnte nicht, wie nah ich an der Lüge war. Wenn ich eine Geliebte habe, dann möchte ich sie nicht nur für ein einziges Mal: das soll schon länger halten. Außerdem geht es mir nicht ausschließlich um Sex. Sie ist mir wichtig, ihre Art muss mir gefallen, ich muss mich geistig an ihr reiben können.
Ich würde es nicht mit jeder Frau tun. Da gibt es eine Menge Killerfaktoren, die mich davon abhalten. Zum Beispiel jegliche Form von Verklemmtheit, Unsicherheit, Unaufrichtigkeit. Das törnt mich rasch ab. Sie soll so freizügig sein wie ich und schamlos.
Schamlosigkeit törnt mich an.
Zwei Monate war ich ohne.
Dann traf ich sie im Internet, und schon bald spürte ich freudige Erregung, wenn eine Mail von ihr ankam. Nicht, dass wir uns nur Erotisches schrieben, auch sachliche Themen - halt das Übliche, was man sich schreibt, um den anderen kennen zu lernen. Doch da war Etwas, was mich deutlich anmachte.
Und schon nach unserem ersten Telefonat war für mich beschlossene Sache, dass ich sie unbedingt treffen wollte.
Der Zufall verhalf uns schnell zu einer Begegnung, wir verabredeten uns in einer Hotelbar. Mit Vergnügen stellte ich fest, dass sie mir auf Anhieb gefiel. Ich begehrte sie. Nicht, dass mich ihre Figur umgehauen hätte - doch es war etwas an ihr, was mich anmachte. Ich wollte sie, und sie wollte mich.
Also nahmen wir uns ein Hotelzimmer.
Nachdem wir eine Weile über Gott und die Welt, meinen Job - ich bekleide einen nicht ganz unbedeutenden - und schließlich über uns geredet hatten, rückte sie ganz nah an mich heran. Kein Zweifel, sie wollte geküsst werden.
Ich zog sie stürmisch an mich und erwiderte ihre vielen kleinen Küsse. Meine Zunge vergrub sich begehrend tief in ihren Mund und sie erwiderte mein Eindringen, indem sie an meiner Zunge sog, was mich erregte.
Was für ein Prachtweib, das mir ohne Scham zeigte, dass es will! Sie reagierte auf all meine Handlungen.
Ließ sich streicheln, erwiderte dies heftig, ließ sich ausziehen, zog mich aus, drückte sich an mich, während ich mich an ihr rieb und schließlich landeten wir im Bett. Atemlos küssend, miteinander verwoben, ein Knäuel aus unseren Händen, Lippen, Zungen, heißer Atem.
Sie tastete an meiner Hose, legte ihre Hand auf die Wölbung, löste sich von meinem Mund und sagte mir anerkennend und in die Augen blickend: "Wow, mir scheint, ich finde da ein Prachtexemplar vor."
Und dann fing sie an, mir die Hose auszuziehen. Diese Direktheit! Ich war hingerissen von ihr.
Ich wusste; meine Stattlichkeit würde ihr gefallen.
"Hm", raunte sie anerkennend, als ihre Hand meine volle Entfaltung umschloss.
Ich küsste sie heftig, und sie erwiderte mit einer Aufdringlichkeit, die mir ausnehmend gut gefiel.
Sie gab mir das Gefühl, dass sie eigentlich nur auf mich gewartet hatte, ausgehungert war, bereit, nur für mich.
Welch ein Genuss, so eine Frau zu beglücken. Welch lockende, glänzende Feuchte, Wärme strömte mir entgegen. Ich brachte sie mit meiner Zunge zum Stöhnen.
Sie bäumte sich auf, drückte sich gegen mich, und ich wusste: ich war auf dem richtigen Weg. Welch Geschmack!
Ich war wie von Sinnen, jede Faser meines Körpers begehrte sie.
"Ich möchte dich in mir spüren", flüsterte sie, und ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Die Kondome hatte ich in der Hosentasche, eilig zog ich eines heraus, und während wir beide uns küssten, zog ich das Gummi über, drückte sie auf den Rücken und kniete mich hin, um in sie einzudringen.
In ihr empfing mich eine Glut, hitzige Feuchte, bereit, meine Stöße zu empfangen. Voll praller Lust, fast bis zum Bersten, stieß ich in sie hinein. Ihr Körper drängte sich mir entgegen. Ich zog ihre Beine zu mir hoch, um noch tiefer eindringen zu können. Sie stöhnte lustvoll und ich gab ihr ebenfalls zu verstehen wie erregend, nein, wie wahnsinnig es mich machte.
Wenn ich so weitermachte, dann käme ich gleich.
Dann geschah das, wovor ich mich schon lange fürchtete: meine Erektion ließ nach.
Erst war es kaum zu merken, meine Erregung, in ihr zu sein, ihre Hitze, ihr Verlangen zu spüren, überdeckte alles. Aber es wurde zur Gewißheit, und ich kniff meine Augen fest zusammen, hob meinen Kopf an und versuchte mich zu konzentrieren, auf die Erregung, den nächsten Stoß, der mich wieder auf den festen Boden zurückbringen würde.
Hinter meinen fest geschlossenen Augen raste aus der Ferne ein Zug auf mich zu. Unaufhaltsam. Und als sei ich bewegungslos an die Schienen gekettet, polterte er durch meinen Kopf. Waggon für Waggon krachte durch mein Gehirn. Und während sie noch unter mir mit weit geöffneten Beinen lag und meine sanfter werdenden Bewegungen mit leichtem Stöhnen begleitete, überfielen mich diese Bilder: meine Untreue, jeder Waggon ein anderer Name, ein Waggon voll dröhnendem schlechten Gewissen folgte, meine Frau verhüllt im Nebel der Ahnungslosigkeit, unsicher schwankend, beinahe aus dem Waggon stürzend, der Waggon der rasenden Enttäuschung, versagt, versagt, ratterte es durch meinen Kopf und am Ende sah ich den Waggon meiner Lächerlichkeit, mit grell bunten Fratzen bemalt.
Meine Bewegungen wurden langsamer, ich stemmte mich hoch, um sie besser anblicken zu können und lächelte verlegen auf sie herab. Sie glühte noch immer vor Erregung, und ihr ahnungloses Strahlen machte mir klar, dass ich es ihr sagen musste.
Das sei doch kein Problem, meinte sie, und lächelte sanft.
Nein, für sie war es kein Problem, aber für mich. Ich löste mich von ihr, und gleichzeitig setzte sie sich auf und blickte auf meinen geschrumpften mit einer lächerlich faltigen Gummihaut versehenen Stummel. Und als sei die Schmach nicht schon deutlich genug, zog sie mir das Gummi ab und warf es neben das Bett. Dann umarmte sie mich. Ich entwand mich.
"Das nagt an mir", sagte ich, "ich stecke das nicht so ohne weiteres weg. Es passiert nicht häufig, aber wenn es mir passiert, kenne ich mich, dann möchte ich allein sein, um darüber wegzukommen."
Sie blickte verständnislos und machte mich damit ungehalten, hatte sie denn kein Gefühl dafür, wie es mir ging?
"Ich versteh das ehrlich nicht", klang sie vorwurfsvoll, "es ist doch kein Drama, wenn...schau mal, wenn ich mal nicht zum Höhepunkt komme, dann ist das für mich kein Thema." "Ich werde jetzt gehen," warf ich schnell ein und griff nach meiner Unterhose.
Ich wollte ihr nicht mehr zuhören, jeder weitere Satz hätte sich nur tiefer in meine Haut geritzt. Sie wollte nicht verstehen, suhlte sich in meiner Pein, und noch bevor sie Salz in meine Wunden streuen konnte, sagte ich mit fester Stimme: "Ich muss jetzt allein sein, es tut mir Leid, wirklich, es tut mir Leid," und zog mich rasch weiter an. "Was sollte dir Leid tun?", mit krauser Stirn spielte sie weiterhin die Rolle der Verständnislosen. Ich musste der Hölle dieser Gefühllosigkeit so schnell wie möglich entkommen. Mir war, als erstickte ich an ihrer Anwesenheit.
Luft! Ich musste hier raus. Ich zog mich an, beeilte mich. Nachdem sie regungslos auf der Bettkante gesessen hatte und ich mich dabei fühlte, als brenne es unter meinen Füßen, stand sie abrupt auf und ergriff hastig ein Kleidungsstück, um sich ebenfalls anzuziehen. Ich schaute sie nicht an, sie war gewiss wütend oder entsetzlich irritiert oder traurig oder auch nur ignorant. Irgendwas von dem. Ich musste da einfach raus, wollte das nicht durchstehen. Ihre Nähe konnte ich auf einmal nicht mehr ertragen.
Als ich das Hotel verließ, beschloss ich, alles so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.
"One Night Stands sind nicht meine Sache.", hatte ich ihr gesagt. Aber wer von uns konnte schon in die Zukunft sehen?