Was ist neu

Lena lebt wie sie lebt

Mitglied
Beitritt
03.03.2019
Beiträge
6

Lena lebt wie sie lebt

Es ist 7 Uhr. Sie geht wie jeden morgen aus dem Haus, als der frisch eingezogene Nachbar ihr einen "guten Morgen" wünscht. Lena jedoch zeigt nicht den Ansatz einer Regung und geht zielstrebig Richtung Haustür. Der Nachbar ist verwundert, denkt sich: "vielleicht ist sie in Eile".
Doch sie geht seelenruhig die Straße entlang, möchte sich noch einen Apfel und eine Flasche Wasser kaufen.

An der Kasse im Supermarkt bittet sie ein älterer Herr mit Rollator darum ihm den Vortritt zu lassen, da er unbedingt den Bus kriegen müsse, welcher in wenigen Minuten abfährt. Doch Lena bleibt einfach stehen. Die Verkäuferin denkt sich: „was eine unverschämte Göre – noch nicht mal bereit einen Herrn mit Gehbehinderung an der Kasse vorzulassen“.

Lena hingegen ist entspannt und spaziert langsam durch die Fußgängerzone. 2 Männer, welche anscheinend etwas verkaufen wollen, lässt sie links stehen. Ihr Ziel ist der Bahnhof. Sie hat nämlich eine Vorlesung im Rahmen ihres Pädagogik Studiums.

Am Bahnhof angekommen sieht sie einen jungen Mann mit Reisekoffer, dem es offensichtlich schwerfällt, seinen vollgefüllten Koffer die lange Treppe hochzutragen. Lena ergreift die Initiative, fasst den Koffer am unteren Ende an und beide tragen ihn gemeinsam nach oben. Der Mann bedankt sich und schaut dabei in Lena´s Gesicht, welches zu lächeln beginnt.

Sie fährt mit dem Zug zur Uni. Durch eine Zugverspätung kommt sie zu spät und erwischt im Hörsaal einen Platz in den hinteren Reihen, wo sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße nur schwer etwas sieht. Aber sie macht das beste raus und hat ja KommilitonInnen welche ihr zur Not -Dank sozialer Netzwerke- Notizen zukommen lassen können.

Nach der Uni geht sie in eine Boutique. Sie braucht dringend eine neue Regenjacke. Eine Verkäuferin möchte Lena beraten, doch sie geht unbeirrt durch den Laden und schaut sich ein Kleidungsstück nach dem anderen an, bis sie in der Kabine verschwindet. Der Ladendetektiv ist bereits auf sie aufmerksam geworden, da sie auf keinerlei Kommunikation mit dem Verkaufspersonal eingeht. Entgegen der Erwartung des Detektives geht Lena zur Kasse und bezahlt ihre ausgewählte Regenjacke.

Wieder in der Fußgängerzone spaziert sie zum Bahnhof, um sich auf den Rückweg zu machen. Doch nachdem sie 2 von 3 Stationen gefahren ist, bleibt der Zug plötzlich stehen. Es gebe Oberleitungsstörungen und nach 10 Minuten warten wird entschieden, den Zug auf die Anfangsstation zurückzusetzen. Es wird angesagt, dass man entweder jetzt aussteigen oder zurückfahren kann. Doch die Information ist mal wieder nur akustisch wahrnehmbar. Der Zug fährt mit Lena zur Anfangsstation zurück. Sie ist genervt und muss die Strecke nun mit dem Bus fahren, was ein erheblicher Umweg ist.

Doch am späten Nachmittag kommt sie in ihrem Heimatort an. Sie bringt ihre Sachen nachhause und geht in den Wald. Der Wald bietet ihr ein Ventil um vom Alltag Abstand zu nehmen und zur Ruhe zu kommen. Sie liebt es die Farbenpracht der Natur zu genießen. Zu sehen wie die Pflanzen im Frühjahr erblühen und den intensiven Waldgeruch zu riechen.

Auf dem Heimweg geht sie einen Feldweg entlang. Nachdem ein Auto sie überholt hat, sieht sie auf der anderen Seite des Feldes zwei Menschen, welche in jener Sprache kommunizieren, in welcher sie am liebsten kommuniziert. Sie gibt eine Grußgebärde zurück, welche eine der beiden Personen erwidert. „Als ob jemand so weit schreien könnte“ denkt sich Lena.

Zuhause angekommen, lässt sie den Tag Revue passieren. Sie ist sich durchaus darüber bewusst, dass sie manchmal missverstanden wird. Aber hinten hat nun mal auch sie keine Augen. Doch sie ist glücklich mit sich, weil sie sich so akzeptiert wie sie ist. Sie kennt ihre Stärken, welche sie in die Gemeinschaft einbringt und gibt ihr bestes ihre Lebensziele zu verwirklichen. Lena kann alles, außer hören!

 

In Ich-Perspektive kann ich es mir gerade noch schwer vorstellen.
@Smilja du kannst mir gerne exemplarisch an einer Szene zeigen, wie du es dir aus der Ich-Perspektive vorstellst. Und ja, schicke es mir wenn erst per PN.
Der folgende Blog bietet eine verständliche Übersicht der vier Hauptperspektiven (Hauptperspektiven deshalb, weil sich ganz Mutige auf Experimente einlassen).

So weit ich das beurteilen kann, ist die Urfassung Deiner Geschichte in einer Mischung aus auktorialem und neutralem Erzähler verfasst (die neue Fassung muss ich mir erst durchlesen). Vielleicht kannst Du Dich mit dem personalen Erzähler anfreunden, der würde meines Erachtens gut passen.

https://www.erzaehlperspektiven.de/

 

Hui, das geht ja hier zu wie im betreuten Wohnen ... Aber ich hab mal was Übergeordnetes, Allgemeingültiges dank einer Beilage zur ZEIT vom letzten Donnerstag zum Besten zu geben, wenn es da heißt:

"Wie wichtig Hören ist, zeigt sich, wenn das Vermögen nachlässt. Dann steigt das Risiko, zu stürzen, dement oder depressiv zu werden, man wird eher misstrauisch und gerät leichter in soziale Isolation. Es heißt: Nicht sehen trennt von den Dingen - nicht hören trennt von den Menschen."
(aus: "Wie geht' uns denn?" von Sven Stillich, in: Doctor. Alles, was der Gesundheit hilft, Nr. 1 Februar 2019, S. 4, Beilage zur Zeit Nr. 10 2019-

 

"Wie wichtig Hören ist, zeigt sich, wenn das Vermögen nachlässt. Dann steigt das Risiko, zu stürzen, dement oder depressiv zu werden, man wird eher misstrauisch und gerät leichter in soziale Isolation. Es heißt: Nicht sehen trennt von den Dingen - nicht hören trennt von den Menschen."
(aus: "Wie geht' uns denn?" von Sven Stillich, in: Doctor. Alles, was der Gesundheit hilft, Nr. 1 Februar 2019, S. 4, Beilage zur Zeit Nr. 10 2019-

Hier hat ja auch niemand behauptet, dass das Hören unwichtig sei.

Wenn man aber hör- oder sehgeschädigt ist, oder welche Beeinträchtigung auch immer hat, bringt es nichts "rumzujammern" oder Abwägungen anzustellen, ob andere Formen von Beeinträchtigungen "besser" oder "schlimmer" sind.

Es sind weniger die Funktionseinbußen die unglücklich machen können, sondern die Art wie man mit diesen lebt und umgeht. Und natürlich spielt auch das gesellschaftliche Umfeld eine Rolle.

Man kann gut reden: "Hören ist wichtig". Aber wenn man betroffen ist, dann ist es so. Man kann es nicht ändern.

Jeder Mensch hat Stärken und kann etwas verkörpern. Man muss lernen sich auf die positiven Dinge zu fokussieren!

 

Hallo @ReB1997,

der überarbeitete Text liest sich schon viel flüssiger, weshalb ich darauf verzichte, die Supermarktszene beispielhaft umzuschreiben. Ich möchte Dir allerdings noch ein Hilfsmittel in die Hand geben, es nennt sich Figurenprofil/Charakterblatt und ist ein unerlässliches Werkzeug, um mit seinen Protagonisten vertraut zu werden und dreidimensionale Figuren zu erschaffen.


Anscheinend gibt es keine Möglichkeit, ein Dokument hochzuladen, wenn Du den Link nicht abrufen kannst, muss ich den Inhalt in einem separaten Beitrag einstellen.

 

Hier hat ja auch niemand behauptet, dass das Hören unwichtig sei.
Hab ich auch gar nicht unterstellt,

liebe ReB1997 -

und Du kannst sicher sein, dass einer mit der Gnade des tauben Ohres und zudem durch Kurz- und Altersweitsicht mit eingeschränktem Gesichtsfeld Beglückten, der sich zudem in einem Großbetrieb auch um Schwerbehinderte nebst ihrer Vertretung kümmerte, weiß, wie's um die Problematik be- und geschädigter Leben (ob angeboren oder erworben, Jacke wie Hose) steht, wobei ich das linke Ohr (Mittelohrentzündung) selbst verbockt hab - ich geh halt erst zum Arzt, wenn nix mehr geht. Da hab ich auch noch nicht in einem Krankenhaus gearbeitet und miterleben dürfen, wie aus Patienten Kunden wurden (im Wechsel der Kostenrechnung vom Pflegetag auf den Diagnoseschlüssel). Und wenn Du einen allgemeinen Hinweis an "unbeschädigte" Leben, wie mit dem Zitat von mir angedacht, für Gejammer hältst, dann hastu was missverstanden. Dass nicht jeder Be-/Geschädigte es einem Stephen Hawkin gleichtun kann hängt auch von der eigenen Willenskraft und den Fähigkeiten ab. Es gibt keine Hitparade der Schädigungen, aber es gibt eine, mit ihnen fertig zu werden

Man kann gut reden: "Hören ist wichtig". Aber wenn man betroffen ist, dann ist es so. Man kann es nicht ändern.
Aber sein eigenes Verhalten kann man ändern.

Ein Stein nicht!

Gleichwohl ein schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom