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Kurzgeschichten.de - Die hohe Schule des Kritisierens
Literaturpapst (08:02 PM) Sie hier im ICQ ... aber was ist das überhaupt für ein seltsamer Nick? „IchhasseLiteratur".
IchhasseLiteratur (08:03 PM) Hatten Sie nicht was von polarisieren und provozieren gesagt?
Literaturpapst (08:04 PM) Nein, eigentlich nicht. Aber erzählen Sie, wie ist es Ihnen ergangen?
IchhasseLiteratur (08:04 PM) Ich habe mich genau an Ihre Anweisungen gehalten, mir die erstbeste Geschichte vorgeknöpft, sie geklaut, ein paar Wörter abgeändert und sie unter einem neuen Titel gepostet.
Literaturpapst (08:05 PM) Super, oder? Schreiben kann so einfach sein.
IchhasseLiteratur (08:05 PM) Ja, ging wirklich leicht von der Hand, aber wissen Sie was dann passiert ist?
Literaturpapst (08:06 PM) Nein, sagen Sie es mir.
IchhasseLiteratur (08:07 PM) Es kam ein Moderator und hat sie gelöscht ...
Literaturpapst (08:07 PM) Warum?
IchhasseLiteratur (08:08 PM) Die Geschichte wurde mit der Begründung gelöscht, sie sei keine Geschichte. Das muss man sich mal vorstellen, wie kann eine Geschichte keine Geschichte sein. Das ist, als halte ich einen Apfel hoch und sage das ist kein Apfel.
Literaturpapst (08:10 PM) Kennen Sie Willhelm Tell?
IchhasseLiteratur (08:11 PM) Ja, aber was hat ...
Literaturpapst (08:12 PM) Nichts. Ist mir nur bei Apfel eingefallen. Nur weil ihr Geschriebenes ein Text ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch eine Geschichte ist.
IchhasseLiteratur (08:14 PM) Aber die Vorlage stand doch schon seit drei Jahren in diesem Forum.
Literaturpapst (08:15 PM) Das ist natürlich ein gutes Argument. Aber es zählt nicht.
IchhasseLiteratur (08:15 PM) Warum?
Literaturpapst (08:19 PM) Darum! Die Maßstäbe sind eben mit der Zeit angehoben worden. So wie beim Hochsprung, verstehen Sie, die Latte wird langsam immer höher gelegt. Wir können hier ja schließlich nicht jeden brauchen. Am Ende verfällt das Niveau der Seite. Dann lieber keine Geschichten auf dieser Seite, als ein paar, die den Regeln nicht ganz entsprechen. Geschichten, und das sollte ich vielleicht noch ergänzen, die den Formvorschriften nicht entsprechen, gibt es wie Sand am Meer. Na gut, es gibt vielleicht mehr Sand als unechte Geschichten. Mehr - Meer, Wortspiel verstehen Sie? Aber egal. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass wenn Sie eine Geschichte posten, die eigentlich keine ist, dass sie dann gelöscht wird. Rücksichtslos. Da könnte ja jeder kommen.
IchhasseLiteratur (08:20 PM) Das hätten Sie wirklich erwähnen sollen. Was kann ich denn jetzt machen?
Literaturpapst (08:26 PM) Prinzipiell rate ich Ihnen eine Grundsatzdiskussion mit dem entsprechenden Moderator anzufangen. Sie beweisen dadurch, dass Ihnen etwas an Ihrer Geschichte liegt. Flehen, betteln und wimmern Sie, setzen Sie, und das ist sehr wichtig, den Heul-Smillie ein. Wenn Ihre Geschichte dennoch gelöscht bleiben sollte, fangen Sie an die Kompetenz des Moderators anzuzweifeln, wenn gar nichts mehr hilft beschimpfen Sie den Moderator. Als Nächstes greifen Sie zu Ihrem Doppelaccount schreiben unter jede Geschichte des Moderators eine vernichtende Kritik, selbstverständlich ohne die Geschichte vorher gelesen zu haben. Danach loggen Sie sich wieder unter Ihrem normalen Pseudonym ein und schimpfen weiter, beleidigen Sie alle und jeden. Auch vor dem Webmaster brauchen Sie nicht halt zu machen. Dann werden Sie eben gelöscht. Hey, was soll’s? Sie haben ja noch Ihren zweiten Account. Alles klar?
IchhasseLiteratur (08:28 PM) Meckern, beleidigen, vernichtende Kritiken, schreiben, rausgeschmissen werden und dann von vorne beginnen. Hab’s kapiert. Sonst noch was bevor ich loslege?
Literaturpapst (08:30 PM) Nur noch ein paar Kniffe, die ich Ihnen erläutern möchte, die hohe Schule des Kritisierens sozusagen. Das sollten Sie allerdings nicht zu oft anwenden und ganz wichtig: Halten Sie die Infos geheim, ähnlich wie der Iran seine Atomwaffen.
IchhasseLiteratur (08:31 PM) Was haben die Atomwaffen des Irans mit ...?
Literaturpapst (08:35 PM) Verstehen Sie nicht. Naja, gut. Um ehrlich zu sein ist die Geheimhaltung noch wichtiger. Passen Sie jetzt gut auf. Wenn Sie schon ein paar Kritiken, seien Sie jetzt positiv oder negativ, geschrieben haben, müssen Sie Ihren Ruf nicht nur wahren, Sie sollten viel mehr versuchen, Ihre Stellung noch auszubauen.
IchhasseLiteratur (08:36 PM) Wie soll denn das gehen?
Literaturpapst (08:39 PM) Das will ich Ihnen sagen. Kritisieren Sie Kleinigkeiten. Je nichtiger, desto besser, je kleiner die Kleinigkeit, umso größer werden Sie. Ein Reich-Ranicki kann jeder sein, aber der Übervater der Kritiken, der Maestro der Tastatur, das Überauge, das ...
IchhasseLiteratur (08:40 PM) Schon gut, ich hab’s kapiert.
Literaturpapst (08:41 PM) Das müssen Ihre Ziele sein. Also, was ich eigentlich sagen wollte ... Ich habe es vergessen.
IchhasseLiteratur (08:42 PM) Sie wollten mir die kleine Kniffe zeigen.
Literaturpapst (08:48 PM) Ach ja, das war es. Ich wollten Ihnen sagen, dass Sie auch auf die formalen Aspekte achten sollten, der Titel, Kommasetzung, auch wenn Sie selbst keine Ahnung haben, immer feste kritisieren. Sind wir mal ehrlich, wer weiß schon hundertprozentig an welcher Stelle ein Komma gesetzt werden muss und wo nicht. Dann Anglizismen, der Feind jedes Liebhabers der deutschen Sprache. Sie merken, dass ich hier den Genitiv gebrauche, ein Phänomen, eine Sinfonie, welch weicher Klang. Aber ich schweife schon wieder ab. Setzen Sie sich auf jeden Fall zum Ziel die Anglizismen einzudämmen und ergreifen Sie Partei für den Genitiv. Faseln Sie etwas von Sprachästhetik und beschimpfen Sie den Verfasser, wie ruchlos er sei, die deutsche Sprache in dieser Art verfallen zu lassen. Verwende Sie Worte wie „Freveler“ oder „Blasphemie.“ Schlagen Sie ein paar Fachbegriffe nach, je unbekannter und lateinischer es sich anhört, desto besser. Doch das soll vorerst genügen, ich besuche jetzt meiner Frau ihrn Bruder.
IchhasseLiteratur (08:50 PM) Genitiv! Sie besuchen ihrer Fraus Bruder, oder?
Literaturpapst (08:51 PM) Ja, freilich. Tschüß dann.