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Krisen

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13.09.2011
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Krisen

Schon immer war ihm die Karriere wichtig, wenngleich er sich insgeheim mehr erhofft hatte. Doch mit Frau und Kind geht es eben nicht unendlich hoch hinaus. Das musste einem klar sein. Nichtsdestotrotz hatte er in einem mittelgroßen Unternehmen eine hohe Position inne. Zudem Verantwortung und Untergebene und er wurde gut bezahlt, was auch sein großes Auto zeigte. Der Arbeitstag war sehr lang und nicht minder hart, doch abends gemütlich bei einem guten Buch und einem wohl noch besseren Glas Wein den Feierabend zu genießen, hatte dadurch nur noch größeren Wert.
Im Büro konnte niemand schlecht über ihn reden – zugegeben: Er war hart und forderte viel, aber er war auch fair und brachte Lob an, wo es angemessen war. Alles in Allem also ein angenehmer Zeitgenosse, den Freunde darüber hinaus als erfrischend intellektuell bezeichneten. Er tat dies zwar immer ab, freute sich aber innerlich doch über diese Einschätzung. Bildung nämlich stellte für ihn ein hohes Gut dar und er tat alles daran, seinen Geist zu fordern und zu fördern. Belletristik, Populärwissenschaftliches, aber auch Fachliteratur – ja sogar Dokumentationen auf dem TV-Gerät. Doch nicht nur berufliche und geistige Leistung waren für ihn von Interesse, sondern auch der Sport. Am Wochenende verbrachte er viel Zeit im Fitnessstudio und ein Abend in der Woche war für Handballtraining reserviert. Das alles nannte er sein Rundum-Sorglos-Paket, weil er dadurch auch bis ins hohe Alter fit und gesund zu bleiben hoffte.
Und sorglos konnte er ja auch sein, denn das Unternehmen, in dem er tätig war, stand prächtig da. Mit guten Gewinnen in einer noch besseren wirtschaftlichen Situation. Ein Börsengang sollte in Kürze vollzogen werden. –
„Bevor Sie jetzt noch länger nachdenken, trage ich jetzt einfach folgendes ein: früherer Beruf – leitender Angestellter eines mittelgroßen Unternehmens.“

 

Hej Rasso,

ich würde Dir empfehlen, diesem Menschen mehr Individualität anzudichten und die Geschichte anders aufzuziehen, z.B. zu beginnen, als er seinen Job los geworden ist und die Krise beginnt.
Oder vorher, wenn sich hier und da andeutet, dass das passieren könnte.

Manchmal wirkt der Text ironisch, ich bin mir aber nicht sicher, ob das Absicht ist und finde darüber hinaus keinen triftigen Grund dafür
.

Doch mit Frau und Kind geht es eben nicht unendlich hoch hinaus.
Frau kümmert sich um Kind und hält ihm den Rücken frei, damit er die Karriereleiter endlos erklimmen kann.
Ich seh da erstmal kein Problem.

Im Büro konnte niemand schlecht über ihn reden
Ist das ironisch gemeint? Wo, wenn viele Menschen zusammenkommen wird nicht (auch schlecht) übereinander geredet?

Belletristik, Populärwissenschaftliches, aber auch Fachliteratur – ja sogar Dokumentationen auf dem TV-Gerät[/B].
Hier auch, Absicht oder nicht? Wenn ja, warum?

LG
Ane

 

Erstmal: schön, dass du dich damit auseinandergesetzt hast!

Zum Punkt mehr Individualität: ich habe versucht es recht allgemein da stehen zu lassen um zu zeigen, dass es eben jeden treffen kann. Aber vielleicht kann man es ja auch mit mehr Individualität noch allgemein halten:hmm:

Das mit Frau und Kind stimmt, da muss ich wohl noch was ändern, danke!

Ironisch gemeint ist nichts, wundert mich, dass es so wirkt.
Dass die Leute im Büro nicht schlecht über ihn reden können und Ähnliches, habe ich eigentlich deshalb so geschrieben, um darauf aufmerksam zu machen, dass selbst die besten, agilsten, ambitioniertesten Menschen nicht verschont bleiben, wenn es kriselt.

Ach und das mit dem TV-Gerät. Da ich der Person ja recht hohen Intellekt zugeschrieben habe, ist eigentlich nicht damit zu rechnen, dass er sich mittels Fernseher bildet, aber selbst das tut er um mehr zu erfahren und neues zu testen. So meinte ich das.

Hoffe das beantwortet deine Fragen :)

lg

 

Ja, ich finde alle Fragen gut beantwortet, danke. :)

Zur Individualität: Natürlich kannst Du eine Geschichte schreiben, nur um dem Leser zu zeigen, dass es jeden treffen kann. Aber alle Menschen können ihren Job verlieren, betrogen werden, zu Unrecht ins Gefängnis kommen usw.

Wenn der Leser das aber schon weiß (ab wann wird das ungefähr der Fall sein, vllt ansatzweise mit sechs, spätestens mit zehn Jahren?), ist das Interesse an Deiner Geschichte dementsprechend gering.
Wenn Du das Es-kann-jeden-treffen durch ein Individuum anschaulich machst, wird, was jeder weiss, auch fühlbar. Ich meine, das macht den Zauber einer Geschichte aus.

 

Moin, Rasso.
OK. Das also war die Kurzbeschreibung. Wann kommt die Geschichte?
Da gäbe es so viel zu beschreiben, zu zeigen und zu erzählen... Was denkt & fühlt der Prot.? Selbst wenn ich Geschichten in lakonischem Stil mag, ist das hier einfach noch zu "dünn" für mich, wie eben ein Klappentext der kurz den Inhalt eines Buches anreißt, um Lust auf den Kauf und das Lesen zu machen.
Vielleicht bin ich ja da etwas "altmodisch", aber ich möchte die Möglichkeit zur Identifikation haben, und die fehlt mir hier komplett...
Meine Empfehlung;
Setz dich noch mal dran, versetz Dich in die Innenwelt des Protagonisten, und lass uns alle daran teilhaben.
Gruß Lord

 

Hallo Rasso!

Ich bin neu hier und deine Geschichte ist die erste, die ich auf dieser Website gelesen habe.

Ich finde sie sehr spannend!
Aber nun das Wichtigste: Ich habe über die Geschichte nachgedacht und dachte mir eher, dass du folgende Kernaussage damit machen wolltest:
Das Leben eines berufstätigen und eines arbeitslosen Menschen unterscheiden sich so stark voneinander, dass es lange dauert, bis man sein Leben in eine der Richtungen umgestellt hat. Es sind einfach verschiedene Welten.

Zu dem Schluss kam ich, weil die ganze Geschichte keine Rückblende ist, sondern der Protagonist anscheinend "aus seinem jetzigen Leben erzählt". Nirgends schreibst du, dass die Person sich an etwas ERINNERT, nirgends steht irgendwas in der Vergangenheitsform. Erst durch den allerletzten Satz versteht man, was eigentlich Sache ist. Dadurch, und durch die Zeiten und die Art und Weise, kam ich eindeutig zu dem Schluss, dass die Person noch nich begriffen hat, was da passiert ist und was auf ihn zukommen wird. Deswegen also: Thema der Geschichte ist der Kontrast zwischen dem einen und dem anderen.

Das ist hier nur meine persönliche Interpretation und ich möchte dir nichts vorschreiben, aber nimm es bitte einfach als mögliche Reaktion auf deine Geschichte und schau, was du daraus machst!
Ich persönlich würde dir (wenn du auf den Sinn "Es kann jeden treffen!" hinaus willst) empfehlen, die Erzählung des Protagonisten "verteidigender" zu machen. Er muss ja geschockt sein, dass es gerade IHM passiert. Also würde ich Wörter wie "Eigentlich", oder "zwangsläufig" einstreuen, in denen er ganz fein Argumente bringt, warum er eigentlich nicht hätte gekündigt werden dürfen. Beispiel, Zeile 9: "Eigentlich hatte er im Büro doch niemandem Grund gegeben, schlecht über ihn zu reden!". Im Ansatz hast du das schon gemacht, zum Beispiel das "nichtdestotrotz" in Zeile 3.

Verstehst du, was ich damit meine? Es muss deutlicher (!) heraus kommen, dass er es nie erwartet hätte, gekündigt zu werden und plötzlich Sozialhilfe zu bekommen.

Liebe Grüße ;)

 

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