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Kommst du zu mir in der Nacht

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Kommst du zu mir in der Nacht

Ein warmer Wind streift mein Gesicht und weht die Haare in die Luft. Das Vibrieren des Smartphones verkündet eine Nachricht. Ich achte nicht darauf. Das Seeufer ist verlassen und das Alpenpanorama in einer grauen Himmelssuppe verschwunden. Möwen fliegen hoch und kreischen dabei, als fühlten sie sich gestört. An manchen Bäumen erkenne ich die ersten Knospen an den dürren Zweigen. Das Gras sättigt sich nach und nach in diesen Tagen, zeigt frischeres Grün. Die von den Bergen herabwehende Luft verbindet sich mit diesem eigentümlich modrigen und würzigen Seegeruch. Ich sauge sie auf und fülle mich damit. Bald wird es dunkel werden. Das Licht bildet in dieser Stunde weichere Konturen am Himmel. Einen Schimmer rotorange finde ich darin. Ich beschleunige meine Schritte und streife die Kapuze über den Kopf.

Meine Kopfschmerzen zerfasern, verkriechen sich. Ich stelle sie mir wie eine dunkle Masse vor, die sich zusammenzieht und ausdehnt, wie sie will, genau wie mein Leben. Ein schwarzes Loch im Schatten. Die letzten Schritte weiche ich den Pfützen und der schlammigen Erde aus. Am Auto angekommen, streife ich die Kapuze zurück und schüttle mein gekräuseltes Haar. Die Nachricht fällt mir wieder ein. Ich berühre den Bildschirm und sehe das grüne Symbol mit dem Namenskürzel ‚Nat‘, daneben ein stilisiertes Emoji-Blümchen. Mein Bauch füllt sich von alleine. Kälte und Wärme zugleich. Ich bin froh, dass es eine Blume und kein grinsendes Smiley ist. Nathaniel, von dem ich - laut meiner Strichliste - dreißig Wochen nichts gehört habe. Zweiundfünfzig Wochen, ein Jahr, mehr gab ich mir für das Vergessen nicht. Nathaniel, der aus meinem Leben verschwunden war, den ich mit Schweigen umhüllte. Ein abgebrochener Halbsatz auf dem Home-Bildschirm: „Kommst du in der…“, die ganze Nachricht kann ich erst lesen, wenn ich die App öffne. Ich warte, atme tief. Ich kenne den Satz. Es ist unser Satz. Eis im Kopf und Hitze im Bauch. Dieser Satz gehört mir. Warum stiehlt er mir meinen Satz? Hunderte Male habe ich ihn benutzt, den Code unserer Liebe. Mein erster Impuls ist, den Kontakt zu löschen und abzuwarten, bis die letzten Wochen vorüber sind. Der Betrüger, der Lügner. Der Wagen glänzt nachtblau. Ich öffne die Tür, werfe die Tasche mitsamt dem Smartphone hinter den Fahrersitz, starte den Motor und fahre los. Surrend öffnen sich die Fenster. Ich brauche Luft. Rosafarbene Flächen am Horizont. Endgültig Dämmerung.

*****

„Kommst du heute in der Nacht.“ Und er kommt. Damals, bevor wir zusammen wohnten, damals in unserer Sturmzeit Eine Stunde später, zwei Stunden. Das war nicht wichtig. Er kommt. Wie er es schafft, dass die Glocke eindringlicher und sanfter klingt, fand ich nie heraus. Sein federnder Gang. Ich stehe an der Tür und warte auf ihn. In meinem Bauch spüre ich, wie er sich nähert. Ein warmes Gefühl steigt empor, ohne dass ich es will, breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus, lange bevor er auf mich zugeht. Ich stehe da, den Arm auf den Türrahmen gestützt, zurecht gemacht, parfümiert. Er nimmt die letzte Treppenstufe. Dasselbe Grinsen wie ich, die Augen auf mich gerichtet. Er beschleunigt seine Schritte nicht, als genösse er die Verzögerung, als wolle er meine Sehnsucht steigern. Seine Arme umschließen mich. Er umfasst mich und ich drücke mich fest an ihn, so fest ich kann, verberge mich in ihm, presse meinen Kopf an seine Brust. Ich biege mich zurück, bis er mich küsst, öffne mich, schmecke ihn vanillin und pfefferminzen mit offenen Augen. Die feuchte Festlegung des Glücks, das mich wie ein Sommerwind durchströmt. Das kalte Leder der Couch nimmt unsere Hitze auf. Nie fallen wir übereinander her. Das kommt später. Als müssten wir uns einander versichern. Wir erzählen uns Kleinigkeiten, bis wir nicht mehr können. Von Menschen, über die wir gelacht haben, von Gesichtern, die wir gesehen haben. Was wir gegessen haben und worüber wir uns gelangweilt haben. All das. Wir lachen dabei, das vor allem.
Sobald die Stille aufkommt, der Wein, das Bier ausgetrunken sind, lieben wir uns. Er zieht mich aus, langsam und sorgsam, küsst meine Armbeuge, die kleinen Zehen, den Rücken. Alles. Er kennt meinen Körper besser als ich, als wolle er ihn sich in sein Herz einbrennen. Das hat er gesagt, Nathaniel, mein Nathaniel.

Wie beiläufig sprechen wir über unsere Geheimnisse. Schonungslos. Wie ich mich betrunken von Pauline überreden ließ, es mit ihrem Freund Max zu treiben, während sie zusieht. Wie ich meinem Kanarienvogel das Genick gebrochen habe, als meine Eltern mir sagten, dass ich ihn in die neue Wohnung nicht mitnehmen dürfe. Nathaniel schaut mich mit seinen hellen Augen an und schweigt, wenn ich von solchen Dingen spreche. Wenn er von sich spricht, braucht er Einleitungen und benutzt Umwege. Was zuvor passiert, warum und wann, bis er zum Kern kommt. Die geplatzten Träume als Profitennisspieler, den nie erreichten Job als Manager eines Bundesligavereins. Nach den Sternen greifen will er. Er ist ein Träumer, dabei hat er einen gutbezahlten Job in der Sponsoring-Abteilung eines Automobilherstellers.

*****

Die schwarzen Buchstaben seiner Nachricht verschwimmen, machen mich schwindlig. Ich will ihm antworten, ich will ihn sehen, ich will zu ihm kommen in der Nacht. Ich will ihn auf keinen Fall treffen. Mir fällt sein Grinsen ein, als er mir sagte, dass er eine andere hat. Er konnte es nicht kontrollieren, ein Lächeln schoss aus ihm heraus, anzüglich, fröhlich, glücklich, grollend, geil, empörend, weil es ihr galt. Darin steckte der Schweiß ihrer Haut und das Stöhnen, das er ihr entlockte. Sie war laut, wenn er sie fickte, sie musste laut sein. Mein leises Seufzen war ihm zu wenig. Ich hasste ihn, meinen Nathaniel.

Ich beschließe, die Botschaft nicht zu ignorieren. Ich werde versuchen, ihn anzurufen. Ja, ich werde mit ihm sprechen. Nach dem Duschen, ich muss zuvor den Staub und den Schweiß abwaschen. Das Wasser perlt an mir ab. Ich drehe den Duschkopf, es prasselt härter, reibt auf meinem Fleisch. Ich reguliere die Temperatur, einige Sekunden eiskalt, solange ich es aushalte. Die Kopfschmerzen sind verschwunden.

Mein Körper ist fest. Muskeln, die ich mir antrainiert habe. Am Bauch kann ich sie sichtbar anspannen. Meine Brüste sind klein und rund und werden nie hängen. Immerhin. Weiße, durchsichtige Haut, die keine Sonne aufnimmt, das hat Nathaniel ganz besonders gemocht. Nur die Beine haben nicht diesen eleganten Schwung, diese ästhetische Perfektion, die ich mir wünschte. Ich muss sie bestrumpfen, schlank sind sie ja. Länger als sonst rubble ich mich trocken, selbst Fußsohlen und Achselhöhlen lasse ich nicht aus. Für das Anziehen lasse ich mir Zeit. Eine Entscheidung muss her.

Ich greife mir das Handy. Die Botschaft von Nat ist längst im Nachrichtenordner abgelegt. Ich drücke auf das Symbol, das die Anwahl startet. Es klingelt und ich denke an seine Augen. Sie wechseln die Farbe. Bei Sonne oder wenn das Licht fahl und grell ist, sind sie blau und wässrig, bei künstlicher Beleuchtung strahlend grün. Ich warte darauf, dass er abnimmt und ich seine leise, ruhige Stimme höre. Schnell ein Schluck Wasser, kühl will ich klingen, wenn er mich hört. Ein Klacken. Er nimmt ab. Feines Rauschen zeigt die Verbindung an.

„Hallo.“
Seine Stimme. Er ist es.
„Ich bin’s. Du hast mir geschrieben“, flüstere ich.
„Ja. Kommst Du zu mir heute Nacht?“
„Nein, Warum sollte ich?“ Gut gemacht, sage ich mir, meine Stimme fröstelt richtig.
„Kommt bitte zu mir, Rebeca, bitte.“
„Wir können uns draußen treffen, wenn überhaupt.“
„Das geht nicht. Leider geht das nicht. Komm zu mir, ich bitte Dich.“
„Warum soll das nicht gehen?“ Ich werde lebhafter, weicher.
„Es geht nicht. Glaub mir einfach, Rebeca.“ Ich versteh ihn nicht. Er hat nie gelogen.
„Dann komm Du zu mir, ist mir lieber.“
„Rebeca, ich würde gern zu Dir kommen, es geht wirklich nicht. Bitte komm zu mir.“
Ich verstehe nicht, was er meint. Vielleicht ist er betrunken, ich weiß es nicht. Ich müsste nachhaken, härter sein, auflegen.
„Okay, Nat. Ich komme zu Dir. In einer Stunde bin ich da.“

Keine Ahnung, was ich da mache und ich will es gar nicht wissen. Das Vibrato seiner Stimme gibt mir eine warme Erinnerung, ein Strom von Leben durchfließt mich. Wahrscheinlich hat ihn seine Freundin verlassen oder er hat den Job verloren oder beides.

Ich lege auf, lasse ihm keine Möglichkeit, etwas zu sagen. Das Rauschen in der Leitung hört auf. Seine Stimme war belegt, kontrolliert, angespannt und dennoch hörte ich eine stille Freude. Ich muss erfahren, was er will, mehr nicht.

*****

Wir waren glücklich miteinander, ich war glücklich mit ihm. Wir beschlossen, zusammen zu wohnen. Nicht richtig, er blieb eine Woche bei mir und ich eine Woche bei ihm. Wir kicherten weiter, wir waren unbeschwert, liebten uns. Ich wollte ihn ganz und gar.

Hundstage folgten, Alltag. Ich vermisste das Besondere, dass er sich mit mir und niemand anderem beschäftigte, wenn wir zusammen waren. Stattdessen las er, surfte im Internet, spielte Games und schrieb Mails. Eifersucht nannte er es, wenn ich wissen wollte, wo er war und wen er traf. Nathaniel versprach mir, die Whattsapp-Nachrichten, die ich ihm schickte, sofort zu beantworten. Manchmal antwortete er stundenlang nicht. Warum?.

Und die Emails, die er schrieb, jeden Tag schrieb er welche, stundenlang, anstatt mit mir zu reden oder aneinander gekuschelt auf der Couch zu sitzen, bei Wein, bei Tee. Ich wollte ihm meine Liebe beweisen und gab ihm einen Zettel mit allen meinen Email-Accounts und Passwörtern. Konnte er alles lesen, ich hatte keine Geheimnisse vor ihm.

„Hier, damit Du weißt, wie sehr ich Dir vertraue.“
Es sollte eine Liebeserklärung sein.
„Was soll ich damit?“
„Du kannst meine Mails lesen.“
„Will ich aber nicht.“
„Liebst Du mich?“
„Ja.“
„Du sagst es mir nicht.“
„Ich liebe Dich.“
„Du brauchst das nicht sagen und nicht mit dem Ton.“
„Mm.“
„Gibst Du mir Deine Passwörter?“
„Nein, mache ich nicht.“

Ich war wütend, lief ins Schlafzimmer, knallte die Tür, heulte und versuchte ihn zu ignorieren, nicht mit ihm zu reden. Nach einer Ewigkeit kam er zu mir, klopfte an die Tür, brachte eine Flasche Sekt mit und küsste mich.
„Bitte versteh mich, ich mag das nicht. Du kannst mir vertrauen. Ich liebe Dich, Rebeca.“ Mehr sagte er nicht.

Ich liebte ihn, meinen Nathaniel, ich liebte ihn richtig. Ich wollte bei ihm sein, ihn in jedem Moment spüren. Was bedeutet für ihn Liebe?

*****

Jeans, die ausgefransten mit den reingeschnittenen Öffnungen unterhalb der Knie. Das enge, weiße Top, unter dem der schwarze Push-Up zu sehen ist. Flache Schuhe, unbedingt flache Schuhe. Ballerinas, darin spüre ich die Fußsohlen mit jedem Schritt. Aus der Schublade greife ich mir den roten String, den er so mochte und streife ihn über. Die seitlichen Bänder ziehe ich nach oben. Er muss sie bemerken, wenn ich mich so setze, dass er mich von hinten oder von der Seite sieht. Das mittlere Band schiebt sich zwischen meine Beine, dort, wo die Haut so zart ist, dort, wo ich Nat jetzt spüre. Ein Spritzer von dem Duft, der nach Drachenfrucht riecht, den er besonders mag. Issey Miyake. Ich will nicht daran denken, warum ich das mache. Ich will schön sein. Das vor allem.

Leichter Dunst, Nebelwolken, die sich über den See gelegt haben. Der Wagen gleitet über die Uferstraße ans andere Ende der Stadt. Ich fahre den Weg zu ihm, ohne nachzudenken. Auf dem Wasser spiegeln sich Lichter. Schmale Gassen, die ich langsam durchquere. Ich nähere mich dem Haus, in dem er wohnt. Zweimal fahre ich daran vorbei, um eine Lücke für das Auto zu finden. Im Radio läuft Coldplay. Hinter einer Kurve, im Halteverbot, stelle ich den Wagen ab. Die Ruhe verfliegt, die ich während der Fahrt verspürt habe. Ich stelle mir Nathaniel vor, wie er ungeduldig am Fenster steht und die Straße nach meinem BMW absucht.

Bevor ich aussteige, werfe ich einen Blick in den Spiegel. Meine Haut ist glatt und die Sommersprossen sind deutlich sichtbar. Für einen Moment bemerke ich die Farbe meiner Augen. Sie sind dunkelblau, Nat liebt sie. Ich richte mich auf, werfe den Kopf zurück und gehe los. Die flachen Schuhe dämpfen meine Schritte. Vor dem dreistöckigen Haus aus dem letzten Jahrhundert angekommen, überlege ich mir, ob ich ihm eine Nachricht senden soll. Wie er es gemacht hat, wenn er zu mir kam. Meine Hand spielt in der Tasche mit dem Handy, umfasst es, als wolle ich mich an etwas festhalten.

Ich entschließe mich, zu klingeln. Der Ton hallt in meinen Ohren, ein leises Summen. Es vergeht eine Millisekunde, bis sich die Tür öffnet. Im Flur riecht es nach Wachs, nach gebohnerten Stufen. Die verblassten Nachdrucke einer sommerlichen Landschaft in der Provence, hängen genauso schief wie damals, als ich zuletzt hier war. Selbst an den mannshohen Oleander, der vor einem Fenster im Treppenhaus steht, erinnere ich mich. Keine Geräusche, ganz still, kein Luftzug einer geöffneten Tür, kein Nat, der mir entgegenkommt. Die Eingangstür zu seiner Wohnung ist geschlossen. Dahinter sehe ich Licht. Milchglas. Jugendstil, bemalte Glaseinlagen, rot und blau. Ich suche den Klingelknopf. Nat müsste hinter der Tür sein, als Schatten sichtbar sein, aber da ist nichts. Die Stille hält an. Dennoch dauert es auch jetzt bloß einen winzigen Augenaufschlag und die Tür springt auf. Der Flur ist erleuchtet. Auf der Kommode mit den Intarsien aus Sternen und Blättern steht die Tiffany-Lampe mit dem grünen Glasschirm. Er ruft nach mir, die Stimme hallt durch die Luft. Höre ich darin Furcht? Sie ist nicht ganz klar, sie ist nicht ganz ruhig, die Stimme, die ich kenne und die sich in meinen Bauch gräbt.

„Ich bin hier im Wohnzimmer. Kommst Du zu mir?“
Ich sage nichts, wundere mich merkwürdigerweise nicht, warum er mich zu sich ruft, gehe den Flur entlang und bin erleichtert, dass ich es geschafft habe, dass ich hier bin.
Als ich ihn sehe, weiß ich es. Er sitzt im Halbdunkel. Sein Körper ist auf eine bizarre Weise in Unordnung, verdreht, geschrumpft, zerfallen. Sein Blick schlägt mir entgegen, die Augen durchbohren mich, enthalten Erwartung, Hoffnung, halten mich so fest. Lange Zeit sehe ich nichts außer diesen hellblauen Augen. Nach Stunden, nach Minuten, löse ich den Kontakt, schiele zur Seite, an ihm entlang, herab. Die Beine in eine Decke gewickelt, sitzt er auf einem metallischen Gestell, das mir fremd vorkommt an ihm, das ich aus dem fahlen Licht heraus wahrnehme und erst nach und nach als das begreife, was es ist. Ich hebe die Augen, erkenne auf dem Regal hinter ihm die aufgestellten Familienbilder und das Foto, das uns beide feixend neben Pluto in Disneyland zeigt. Nie habe ich länger am Stück gelacht, als mit ihm. Er durchbricht das Schweigen, zuckt die Achseln, der Schimmer seiner grünen Augen wird schwächer.

„Ein Unfall. Du weißt doch, dass ich nicht besonders gut Auto fahre.“
Ich lache auf, vielleicht eine Spur hysterisch.
„Ja. Autofahren war nie dein Ding.“

Keuchend prustet Gekicher aus ihm heraus, Tränen laufen über sein Gesicht, er kann gar nicht aufhören damit, und ich, ich lache mit ihm und denke mir, dass morgen früh, wenn der Tag anbricht, ein scharfer, warmer Wind den Nebel wegfegt. Der Säntis und der Piz Buin werden aus der Ferne auftauchen. Dorthin will ich mit ihm, nach ganz oben.

 
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Hola Isegrims,

eine schöne, einfühlsame Geschichte hast Du geschrieben. Die hat mir richtig gut gefallen. Sehr sympathisch die feinen Beobachtungen, logisch der Handlungsverlauf. Klasse!

Für meinen Geschmack die bislang beste Geschichte aus Deiner Feder (Du schreibst doch mit der Feder? Ich frag nur, weil man solch schöne Beschreibungen von Befinden und Atmosphäre nicht in die Tastatur klopfen kann:)).Auch das Tempo fand ich sehr angenehm.

Bevor ich zu mäkeln beginne, ein ganz klares ‚Sehr gern gelesen!’

Aber Mäkelei ist es eigentlich nicht, außerdem sind es nur Winzigkeiten, und auch die haben keine Bedeutung:

Möwen fliegen hoch und schnattern dabei, ...
Enten schnattern, Möven schreien oder kreischen.

... knospet es, ...
Klingt antiquiert, will sicherlich Frühling andeuten.
ragen aus den dürren Zweigen, die nach Winter aussehen.
knospen vs. Winter?

modrig aromatischen Seegeruch.
Ich finde, entweder modrig (Schlick und Motsche) oder aromatisch (frisch, animierend); für diesen typischen Seegeruch müsste man diese beiden unterschiedlichen Wahrnehmungen als Mischung darstellen.
Ein Schimmer rotorange finde ich darin.
Einen Schimmer ...

Ein schwarzes Loch im Schatten.
Für mich unvorstellbar dunkel.

Mein Bauch füllt sich von alleine.
Wie, womit, wieso?

Fünfzig Wochen, ...
Zwei Wochen mehr und es wär’ ein Jahr gewesen.
Ich will nicht daran denken, warum ich mich das mache.
Den Weg über die Uferstraße, ...
Ein Weg über die Straße?

Ich nähere mich dem Haus, wo er wohnt.
Wäre ‚in dem er wohnt’ nicht besser?

Issey Miyake. / meinem BMW
Etwas Anspruch darf vermeldet werden.

Für einen Moment schaue ich mir selbst in die Augen, das mache ich nie.
Das kann ich nicht glauben. Eine Frau muss sich beim Schminken ins Gesicht sehen, die Augen kann sie dabei nicht ausblenden.

Die verbleichten Nachdrucke einer sommerlichen Landschaft in der Provence, hängen genauso schief ...
Geläufiger scheinen mir ‚verblichenen’ oder ‚verblassten’ ..., dennoch ist ‚verbleichten’ auch richtig / Komma weg

Ende des wortkriegerischen Teils meines Kommentars.
Es bleibt dabei: Eine feine Geschichte, meinen Glückwunsch!

José

 

Hallo Isegrims,

Ein warmer Wind streift mein Gesicht, weht die Haare in die Luft und dröhnt mir in den Ohren.
Bei dröhnt denke ich an Triebwerke (ich habe mal neben einem Flughafen gewohnt). Aus dem nächsten Satz wird mir deutlich, dass der warme Wind schon recht laut sein soll. Mir fällt auf die Schnelle nur schrillt als Alternative ein. Scheint mir eher zu Wind zu passen.
den gurgelnden Laut, der eine Nachricht anzeigt, nehme ich erst spät wahr
Also meine Handys und Smartphones haben Nachrichten immer nur mit einer kurzen Melodie angezeigt, die ich eigentlich immer überhört habe. Bei dir klingt es so, also ob das Handy ständig gurgelt (wieso denke ich da an Toiletten?)
An manchen Bäumen knospet es,
Der Winter nähert sich dem Frühling, aber es ist eben noch Winter. In Norddeutschland sagen wir: die ersten Knospen schwellen.
Die letzten Schritte weiche ich den Pfützen und der schlammigen Erde aus.
Meine erste Reaktion war: Und vorher ist sie nicht ausgewichen? Und warum jetzt? Sauberer wird der BMW dann sicher nicht.

Es gab noch einige Stellen, an denen ich stockte, aber wahrscheinlich ist die Sprache eben in der Mitte Deutschlands doch anders.

Mich hat deine Geschichte ein wenig geärgert. Erst lässt er die Prot für eine andere fallen (im wahrsten Sinn des Wortes) und dann, als er selber abgestürzt - und wohl nun allein - ist, denkt er wieder an sie.
Und sie - der Schluss legt mir nahe, dass sie alles vergibt und vergisst und weiter für ihn da sein wird - Helfersyndrom?
Ich bin unschlüssig, wie ich die Geschichte einschätzen soll.

 

Hallo josefelipe

ich bin sehr erleichtert und erfreut über deinen Kommentar:

Für meinen Geschmack die bislang beste Geschichte aus Deiner Feder (Du schreibst doch mit der Feder? Ich frag nur, weil man solch schöne Beschreibungen von Befinden und Atmosphäre nicht in die Tastatur klopfen kann).Auch das Tempo fand ich sehr angenehm.
Bevor ich zu mäkeln beginne, ein ganz klares ‚Sehr gern gelesen!’

An der Geschichte habe ich lange gefeilt und sie mit "heißem Herzen" geschrieben und war mir gar nicht sicher, was aus diesem Liebespflänzchen wird. Umso erleichterter bin ich.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Die Anmerkungen empfinde ich gar nicht als Mäkelei, sie helfen mir den Text zu verbessern. Das Meiste habe ich verändert, wie du es empfohlen hast.

Das mit dem Seegeruch ist übrigens eine vertrackte Sache, weil ein größerer See eben genau so riecht: modrig und gleichzeitig würzig/aromatisch
Ich habe es jetzt so gemacht:

Die Luft, die von den Bergen herab weht, verbindet sich mit diesem eigentümlich modrigen und gleichzeitig aromatischen Seegeruch.

Hier schreibst du:
Für einen Moment schaue ich mir selbst in die Augen, das mache ich nie.
Das kann ich nicht glauben. Eine Frau muss sich beim Schminken ins Gesicht sehen, die Augen kann sie dabei nicht ausblenden.
stimmt, auch das habe ich verändert, weil ich den Fokus auf die Augenfarbe richten wollte...
Für einen Moment bemerke ich die Farbe meiner Augen. Sie sind dunkelblau,
Über ein paar Stellen will ich noch nachdenken...

liebe Grüße
Isegrims

Hallo jobär

vielen Dank für das, was du zu meiner Geschichte schreibst.

Mich hat deine Geschichte ein wenig geärgert. Erst lässt er die Prot für eine andere fallen (im wahrsten Sinn des Wortes) und dann, als er selber abgestürzt - und wohl nun allein - ist, denkt er wieder an sie.
Und sie - der Schluss legt mir nahe, dass sie alles vergibt und vergisst und weiter für ihn da sein wird - Helfersyndrom?

Ich meine: sie liebt ihn einfach, deswegen fährt sie zu ihm und was daraus wird, ob sie ihm hilft, was aus den beiden überhaupt wird, das wissen wir nicht...
Liebe wollte ich zeigen, so wie sie uns geschieht...

viele Grüße
Isegrims

 
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offshore schrieb:
offshore,
(der sich auf deinen nächsten echten literarischen Wurf freut.)

… hab ich unter dein Copy-Dings geschrieben, Isegrims. Und, voilà, da ist er ja schon. Also der literarische Wurf.

Also gleich mal vorweg: Inhaltlich, bzw. das Verhalten der ich-Erzählerin betreffend hab ich als bekennender hoffnungsloser Romantiker rein gar nichts hinterfragt. Ob ihr Ex nun ein Arsch ist oder sie eine naive Tussi, die sich von dem Typen verarschen lässt … was soll’s, scheiß drauf, sie liebt ihn einfach noch immer und … also, im Ernst, haben wir das nicht alle schon in dieser oder ähnlicher Form erlebt? Dass uns der Verstand hundertmal sagen kann, das ist Mist, was du da tust, lass es bleiben, du rennst in dein Unglück, aber das Herz … ach, das Herz, diese dumme Sau.
Du merkst es eh schon, Isegrims, ja, ich mochte die Geschichte, ich mochte sie sogar sehr. Oder vielmehr die Gefühle, die sie beim Lesen in mir auslöste.

Stilistisch allerdings ist sie stellenweise nicht ganz mein Ding. Irgendwie hab ich nämlich das Gefühl, dass du dich einmal mehr hier von deiner sprachkreativen Seite („schnarrende Reifen“, du erinnerst dich? :D) zeigen willst, was ja erstmal nichts Schlechtes ist. Extravagante Wörter und Formulierungen zu verwenden, wenn einem die gebräuchlichen nicht passend erscheinen, ist allemal lobenswert. Nur muss man da halt verdammt aufpassen, weil so was sehr schnell bescheuertäh, zu artifiziell … äh, eigenartig klingen kann.

Ein warmer Wind […] dröhnt
… und das Smartphone gurgelt und die Möwen schnattern. Ein sehr lautmalerischer Beginn, wobei ich die Wahl der Verben einigermaßen, … nun ja, ich will‘s mal kreativ nennen, empfinde.

An manchen Bäumen knospet es, bräunliche Auswölbungen, die sich nach oben richten, ragen aus den dürren Zweigen, die nach Winter aussehen.
Also für mich ist dieser Satz stilistisch, phonetisch, syntaktisch und inhaltlich eine einzige Katastrophe.
Um den simplen Sachverhalt, dass an manchen Bäumen schon Knospen hervorlugen, zu beschreiben, benötigst du zwei fragwürdige Satzsubjekte („es“ und „braune Auswölbungen“), zwei fragwürdige Relativsätze und ein total bescheuert klingendes Prädikat, das es in diese Flexionsform obendrein gar nicht gibt. (Es müsste heißen: es knospt. Was zugegebenermaßen auch nicht viel weniger bescheuert klingt.)

Die Luft, die von den Bergen herab weht,

… meine zerzausten Haare, die sich an den Spitzen kräuseln,

Nichts gegen Relativsätze, aber in dieser Häufung gefallen sie mir nicht.

So, das war jetzt mal der erste Absatz. Und jetzt bin ich müde. Aber die Geschichte gefällt mir dermaßen gut, dass ich sie mir sicherlich noch einmal vornehme, um ein bisschen Stilkritik zu üben. :Pfeif:

Gute Nacht, Isegrims.


rotorange
gehört in diesem Fall übrigens großgeschrieben.

 

Hej Isegrims,

mein Problem mit der Geschichte ist vor allem diese blasse Hauptfigur.
An der kann ich kaum Spannendes finden.
Ich denke, es ist schon auch ein Problem des Show, don't tell.

Wenn ich lese, dass sie die Kapuze zurückstreift und das Haar schüttelt, oder wie sich Hitze in ihrem Bauch ausbreitet und sie sich erinnert, wie sie sich einst zurechtmachte, dann habe ich immer noch kein Bild dieser Frau vor Augen, nur ein paar Oberflächlichkeiten.

Wie beiläufig sprechen wir über unsere Geheimnisse.
Mit diesem Absatz versuchst Du, ihnen ein wenig Profil zu verleihen und in meinen Augen geht das schief.
Du handelst diese "Geheimnisse" problemlos in ein zwei Sätzen ab und da findet kein Austausch statt, Du schreibst es sogar selbst
Nathaniel schaut mich mit seinen hellen Augen an und schweigt, wenn ich von solchen Dingen spreche.
ebenso wenig wie sie irgendwas sagt.

Auch später finde ich nur spärliche Wesenszüge.

Mein Körper ist fest.
Hier musste ich beinahe lachen.
Ich denke schon, dass es Menschen gibt, die so ticken.
Spannend hätte ich da gefunden, wenn Du gezeigt hättest, aus welchen Gründen sie sich über ihren Körper rückversichern muss und was das mit ihrer Gefühlswelt macht.
Aber nein, ihr Körper ist fest und sie kann eine Entscheidung treffen.

Beide haben was von Werbefiguren, obwohl sie in diesem Fall das Produkt in meinen Augen nur schlecht, weil wenig eindrücklich, vermarkten. Ihre Liebe bleibt flach und auch das Ende reisst das nicht raus.

Gleich zu Beginn sind mir zwei Formulierungen aufgefallen, die Du überdenken könntest:

dröhnt mir in den Ohren
Wenn Wind in den Ohren "dröhnt" denke ich an Flugzeugturbinen.

An manchen Bäumen erkenne ich die ersten Knospen. Bräunliche Auswölbungen, die sich nach oben richten
Das klingt, als hättest Du versucht, eine möglichst klobige oder die sperrigste Formulierung überhaupt zu finden, noch dazu eine, die den beschriebenen Gegenstand entfremdet darstellt.

Ich sehe gerade, dass beides schon von den anderen angemerkt wurde, ich lass es jetzt trotzdem stehen.

Gruß
Ane

 
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Ich fahre den Weg zu ihm, ohne nachzudenken.

Jeans, die ausgefransten mit den reingeschnittenen Öffnungen unterhalb der Knie. …
Alles kommt wieder, wie zerschlissener Stoff des Beinkleides, und sei's als Kunsthandwerk, und „Issey Miyake“ (klingt wie ['izzɘ 'mi: 'ja:kɘ] dem proletarischen Ohr) –

ich fürchte mich vor Martin Sutter, dessen Kolumnen mir gefallen (gibt’s seit einiger Zeit gebunden und bei Diogenes), nicht aber seine Romane ...

Eine Geschichte, die in stufenartigen Abschnitten eingeteilt ist: Von der Naturbeschreibung „Ein warmer Wind …“ bis zum hinauf zum Himmel über den Kopf der Icherzählerin, wenn die Kapuze übergezogen wird und der Kopfschmerz sich darinnen findet. Der wiederum korrespondiert als „dunkle Masse“ und „schwarzes Loch“ den Pfützen und dem Schlamm der Erde, Schmutz, der erst durch den technischen Fortschritt von Automobil (selbst als Immobilie) und Smartphone und seiner Nachricht, mit dem die eigentliche Geschichte erst beginnt und die zeigt nach einiger Zeit, worum's mir bei dieser Einleitung geht, wenn es über „Nat“ (= hebrr. Nathan/ael = Gott hat's gegeben) heißt:

Wenn er von sich spricht, braucht er Einleitungen.

Wie sehr trifft denn das auf die Icherzählerin zu, nennen wir sie doch einfach Rebecca (manchmal mit zwo, gelegentlich mit einem c), der Mutter Jakob und Esau, aber diesmal ohne Linsengericht!

Einen Schimmer rotorange finde ich darin.
Selbstverständlich hat ernst da recht, wenn ein bissken Rotorange am Himmel schimmert, aber nicht, wenn der Himmel rotorange schimmert oder ein rotorangener Schimmer am Himmel gefunden wird.

Hier weiß ich nicht, ob die drei Punkte

„Kommst du in der…“,
nun Zitat sind (also genau so aufscheinen) oder ob sie von der Autorin nur angedacht sind, und behaupte mal ganz einfach, sie, die Auslassungszeichen behaupten, das dem „der“ (schöne Wortfolge) ein Buchstabe oder mehr fehle, was ja so nicht stimmt ...

küsst meine Armbeuge, den kleinen Zehen, den Rücken.
Sicher gibt's auch "die" Zehe,, aber mit der Endung „den Zehen“ wär's allemal Plural. Wie auch die Aufforderung
Kommt bitte zu mir, Rebecca, bitte.“

Leider muss ich nun in den Keller, um nachher meine heiße Stirn kühlen zu können ... Aber, das ist ja keine Drohung, ich komm wieder ... Wenn auch nicht heute - anschließend wartet Kabarett vom Feinsten

Bis dann

Friedel,

der noch ein schönes Wochenende wünscht

 

Hallo ernst offshore (dieser Name bringt mich immer zum Schmunzeln)

Ich nenn's literarische Versuche, nicht gleich Würfe, aber klar: mit dem Anspruch und dem Wunsch besser und besser zu werden... :)

Dass uns der Verstand hundertmal sagen kann, das ist Mist, was du da tust, lass es bleiben, du rennst in dein Unglück, aber das Herz … ach, das Herz, diese dumme Sau.
Du merkst es eh schon, Isegrims, ja, ich mochte die Geschichte, ich mochte sie sogar sehr. Oder vielmehr die Gefühle, die sie beim Lesen in mir auslöste.
darum geht's; vielleicht nennen es manche blöd, aber am Ende ist es eben so, selbst im Schmerz fühlt es sich besser an zu lieben , als nicht zu lieben...

Stilistisch allerdings ist sie stellenweise nicht ganz mein Ding. Irgendwie hab ich nämlich das Gefühl, dass du dich einmal mehr hier von deiner sprachkreativen Seite („schnarrende Reifen“, du erinnerst dich? )
ja klar: die schnarrenden Reifen, oh je; komischerweise will ich gerade bei Tönen möglichst genau sein, wiedergeben, was das für ein Geräusch ist... scheint ne Angewohnheit zu sein:D

Die Stellen habe ich verändert:

Das Vibrieren des Smartphones verkündet eine Nachricht.
An manchen Bäumen erkenne ich die ersten Knospen an den dürren Zweigen.
klingt das nicht ein wenig langweilig?

mm: und danke für den Hinweis mit den Relativsätzen, auch die habe ich ergurgelt :)

liebe Grüße
Isegrims

Hallo Ane: ich danke dir für deine Zeit und den Kommentar: ganz wichtig, was du da schreibst; besonders über die Sezne, in der sich Rebeca und Nat Geheimnisse erzählen, vielleicht brauche ich da einen Dialog, um näher ranzukommen, muss ich drüber nachdenken...
Ich schreib morgen ausführlicher, muss drüber nachdenken und den Text evtl, ändern...

Lieber Friedrichard: auch dir schreibe ich morgen, hoffe das Kabarett war feiner als dein Keller :)

 

Hallo Ane

ich möchte noch was zu folgender Anmerkung von dir sagen:

Wie beiläufig sprechen wir über unsere Geheimnisse.
Mit diesem Absatz versuchst Du, ihnen ein wenig Profil zu verleihen und in meinen Augen geht das schief.
Du handelst diese "Geheimnisse" problemlos in ein zwei Sätzen ab und da findet kein Austausch statt, Du schreibst es sogar selbst
Nathaniel schaut mich mit seinen hellen Augen an und schweigt, wenn ich von solchen Dingen spreche.
ebenso wenig wie sie irgendwas sagt.

Darüber musste ich echt nachdenken. Ich glaube, dass das realistisch ist. Wenn dir jemand erzählt, dass sie es mit dem Freund ihrer Freundin gemacht hat und die dabei zugesehen hat, lässt du dir das dann genau schildern, hörst du da nicht einfach zu und wartest ab? Genauso wenn einer über seine zerplatzten Träume spricht? Also: ich kann mir da keinen passenden Dialog vorstellen.
Auch glaube ich, dass ich sie an einigen Stellen fassbar gemacht habe (es jedenfalls versucht habe: die beiden in Disneyland zum Beispiel.
Aber ist okay: für dich funktioniert die Charakterdarstellung nicht.... für mich war es am wichtigsten ihre Liebe darzustellen, das war mir wichtig...

viele Grüße
und lieben Dank
Isegrims

Die Textstellen habe ich geändert
und Friedrichard: was für n Muskelkater, wo kriechst du denn am Sonntag rum?
(Dir antworte ich auch noch, dazu muss ich mir den Text aber vornehmen, also später... :)

 

Hej Isegrims,

was mich vom ersten Moment an gefesselt und neugierig gehalten hat, ist das Tempo. Ich spürte von Anfang an Ungeduld und Unruhe trotz der Beobachtung von Natur und Tätigkeit deiner Protagonistin darin. Ich wollte wissen, was es mit der Person auf sich hat, die du mir nahebringst. Irgendetwas beunruhigt sie.

Deine kurze und knappe Schreibweise zeigt mir ihre Atemlosigkeit, ihre Leidenschaft (und du wirst nicht platt und voyeuristisch), ihre Unsicherheit. Es passt. Ich spüre, die beiden sind sich nahe gewesen, aber nicht nah genug. Sie schienen nicht genügend Zeit gehabt zu haben.

Dass ich eine verklärtere Sicht auf die beiden bekomme und dann doch mit einer deutlicheren Sprache zutun bekomme, liegt sicher an mir. Ich komme aus dem Takt bei dem "grinsen", klingt es in meinen Ohren doch hämisch und steht in keinem Zusammenhang ihrer Leidenschaft zueinander. Auch hätte ich das nicht gebraucht:

Darin steckte der Schweiß ihrer Haut und das Stöhnen, das er ihr entlockte. Sie war laut, wenn er sie fickte, sie musste laut sein. Mein leises Seufzen war ihm zu wenig.

Vermutlich brauchst du das, um sie wütend sein zu lassen, die Zeit zu rechtfertigen, die vergangen ist.
Auch beschreibst du sie sehr viel und detailliert - ich hätte lieber mehr Platz bekommen, weniger Genauigkeiten.

Schnell ein Schluck Wasser, kühl will ich klingen, wenn er mich hört.

Ein schönes Bild für ihre Unsicherheit.

Indem du sie durch das Haus gehen lässt, aufzählst, was sie sieht, woran sie sich erinnert, steigt die Spannung und Erwartung. Schon klar, dass sie Unerwartetes erwartet. Ein körperliches Defizit ist naheliegend, aber okay. Auch dass der oberflächliche "Held" geläutert auf die Sanfte zurückgreift.
Aber ich mag das! :D

Ich hätte aber nicht wissen müssen, dass sie dankbar das Angebot annimmt und mit ihm gehen möchte, hilflos wie er jetzt ist. Ich hätte mir gewünscht, sie würde abwarten, ihre sicher durcheinander geratenen Gefühle auslotend, mehr auf sich achtgebend.

Aber danach geht's ja (wieder mal) nicht. ;)

Es war mir eine Freude, deine Geschichte zu lesen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Isegrim,

hier nur ein kurzes Feedback, vor allem die Info, dass mir deine Geschichte sehr gefallen hat. Schon der Titel hat mich neugierig gemacht. Ich finde deine Sprache wunderschön, besonders wie du die Details beschreibst. Das mit den Details muss ich noch lernen, dadurch wird man richtig in eine KG hineingezogen. Als sie gegen Ende zu Nathaniel gefahren ist, kam richtig Spannung bei mir auf, ich wollte wissen was nun passiert.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sind mir weder deine Protagonistin noch der Nathaniel (wegen Nathaniel Hawthorne?, aber schöner Name) sympathisch. Ich verstehe nicht so recht was die beiden da haben, es scheint etwas Besonderes zu sein, aber sie beschützen es nicht, sondern gehen damit wie mit einer Affäre um, nebenbei haben sie andere Partner.

Ach, und an einer Stelle steht Rebecca nur mit einem c.

Gerne gelesen.

Lg, chico

 

Lieber Friedrichard, also niederrheinischer Kellerbewacher :)

vielen Dank für deine Anmerkungen und überhaupt :Pfeif:

Alles kommt wieder, wie zerschlissener Stoff des Beinkleides, und sei's als Kunsthandwerk, und „Issey Miyake“ (klingt wie ['izzɘ 'mi: 'ja:kɘ] dem proletarischen Ohr) –
man: das Zeug riecht gut und heißt nicht Chanel oder Gucci :) welches Parfüm sollte der moderne Proletarier denn benutzen?

„Nat“ (= hebrr. Nathan/ael = Gott hat's gegeben) heißt:
ja, deswegen habe ich den Namen verwendet: ein Geschenk Gottes, ein Glückskind, das sollte eine zweite Bedeutungsschicht erschließen.

Wenn er von sich spricht, braucht er Einleitungen.
Wie sehr trifft denn das auf die Icherzählerin zu, nennen wir sie doch einfach Rebecca (manchmal mit zwo, gelegentlich mit einem c), der Mutter Jakob und Esau, aber diesmal ohne Linsengericht!
klar braucht sie die Einleitungen, obwohl sie sich am Ende selbst nicht recht versteht...

Hier weiß ich nicht, ob die drei Punkte
„Kommst du in der…“,
nun Zitat sind (also genau so aufscheinen) oder ob sie von der Autorin nur angedacht sind, und behaupte mal ganz einfach, sie, die Auslassungszeichen behaupten, das dem „der“ (schöne Wortfolge) ein Buchstabe oder mehr fehle, was ja so nicht stimmt ...
Mm: da bräuchte man einen Rechtschreibexperten :); gemeint ist folgendes Phänomen: eine Whatssapp-Message erscheint auf dem ruhenden Bildschirm des Smartphones. Der ganze Text ist nicht sichtbar. Wie kennzeichne ich, dass da was fehlt? Ich hab's mal mit ... probiert, was korrekt ist, weiß ich nicht. :D

Leider muss ich nun in den Keller, um nachher meine heiße Stirn kühlen zu können ...
kühl geworden, deine Stirn?

viele Grüße
Isegrims
Kanji und Chico1989 lieben Dank. ich antworte euch später

 

... also niederrheinischer Kellerbewacher
nö, im Keller stehn immer zwo Kisten unterschiedlichen Bieres (Eintönigkeit langweilt einfach nur) und der Keller stand vorige Woche (also lang her) zwomal unter Wasser, wenn auch bei Nachbarn tiefgründiger als bei Dante Friedchen, das sich mit Bier sicherlich nicht die heiße Birne kühlt.

Nix zu danken,

weiße doch,

liebe Isegrims (aber den Grund fürs Genitiv-s wüsst ich doch ...)

... welches Parfüm sollte der moderne Proletarier denn benutzen?
s. o.,

flüssig Brot macht Wangen rot.

„Nat“ (= hebrr. Nathan/ael = Gott hat's gegeben)
... ja, deswegen habe ich den Namen verwendet: ein Geschenk Gottes, ein Glückskind, das sollte eine zweite Bedeutungsschicht erschließen.
Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's ...

klar braucht sie die Einleitungen, obwohl sie sich am Ende selbst nicht recht versteht[...]...
(vorsorglich für hier)
Hier weiß ich nicht, ob die drei Punkte
„Kommst du in der…“,
nun Zitat sind (also genau so aufscheinen) oder ob sie von der Autorin nur angedacht sind, und behaupte mal ganz einfach, sie, die Auslassungszeichen behaupten, das dem „der“ (schöne Wortfolge) ein Buchstabe oder mehr fehle, was ja so nicht stimmt ...
Mm: da bräuchte man einen Rechtschreibexperten ; gemeint ist folgendes Phänomen: eine Whatssapp-Message erscheint auf dem ruhenden Bildschirm des Smartphones. Der ganze Text ist nicht sichtbar. Wie kennzeichne ich, dass da was fehlt? Ich hab's mal mit ... probiert, was korrekt ist, weiß ich nicht.

s. o.,

meint der

Friedel

 

Hallo Kanji

lieben Dank für deinen Kommentar :)

Deine kurze und knappe Schreibweise zeigt mir ihre Atemlosigkeit, ihre Leidenschaft (und du wirst nicht platt und voyeuristisch), ihre Unsicherheit.
super, dass das so rüberkommt, wie ich das wollte...

Ich komme aus dem Takt bei dem "grinsen", klingt es in meinen Ohren doch hämisch und steht in keinem Zusammenhang ihrer Leidenschaft zueinander.
kennst du das nicht: dieses geile Grinsen, in dem nur Sex steckt? Dieses Grinsen wollte ich beschreiben...

Ich hätte aber nicht wissen müssen, dass sie dankbar das Angebot annimmt und mit ihm gehen möchte, hilflos wie er jetzt ist. Ich hätte mir gewünscht, sie würde abwarten, ihre sicher durcheinander geratenen Gefühle auslotend, mehr auf sich achtgebend.
ich weiß gar nicht, ob sie das macht, ob sie wirklich mit ihm zusammen irgendwohin geht, es ist eine Möglichkeit, an die sie denkt...

liebe Grüße
Isegrims

Hallo Chico1989

ich danke dir für deine Anmerkungen...:)

hier nur ein kurzes Feedback, vor allem die Info, dass mir deine Geschichte sehr gefallen hat.
nehm ich :D

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sind mir weder deine Protagonistin noch der Nathaniel (wegen Nathaniel Hawthorne?, aber schöner Name) sympathisch.
ja muss denn eine fiktive Figur sympathisch sein, wird sie dann nicht erst recht oberflächlich, weil platt?`
Nathaniel: das Gottesgeschenk, das Glückskind, deswegen und übrigens war Nathaniel Hawthorne, glaube ich, eine Frau...

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

gleich mal zu Anfang mag ich einen Satz sehr:

Das Seeufer ist verlassen und das Alpenpanorama in einer grauen Himmelssuppe verschwunden.
Das gefällt mir, konnte ich mir gleich vorstellen und die entsprechende Stimmung dazu fühlen.

Überhaupt finde ich den ersten Absatz sehr gelungen, sehr atmosphärisch. Nur den letzten Satz finde ich irgendwie zu viel. Da habe ich gestockt.

Eis im Kopf und Hitze im Bauch, so schreit es in mir.
Auch hier würde ich für mein Empfinden das Fettmarkierte weglassen. Eis im Kopf und Hitze im Bauch drückt treffend aus, was vor sich geht, den Rest braucht es nicht, finde ich.

Das hier finde ich wieder sehr gelungen:

Wie er es schafft, dass die Glocke eindringlicher und sanfter klingt, fand ich nie heraus.
Ein toller Satz. Auch die Schilderung der Szene, wie er zu ihr hinaufkommt in die Wohnung, ist echt gut gemacht. Dieses Drängen zueinander und gleichzeitig das Hinauszögern.

Er zieht mich aus, langsam und sorgsam, küsst meine Armbeuge, die kleinen Zehen, den Rücken. Alles. Er kennt meinen Körper besser als ich, als wolle er ihn sich in sein Herz einbrennen. Das hat er gesagt, Nathaniel, mein Nathaniel.
Das ist zärtlich und tut fast ein bisschen weh. Mich kriegste mit sowas!

Er konnte es nicht kontrollieren, ein Lächeln schoss aus ihm heraus, anzüglich, fröhlich, glücklich, grollend, geil, empörend, weil es ihr galt. Darin steckte der Schweiß ihrer Haut und das Stöhnen, das er ihr entlockte. Sie war laut, wenn er sie fickte, sie musste laut sein. Mein leises Seufzen war ihm zu wenig.
Jeder kennt das wohl, wie man unvermeidlich lächeln muss, wenn man jemand besonderen kennengelernt hat. Umso schmerzhafter für das Gegenüber, dieses Lächeln zu sehen, das nicht einem selbst gilt. Dann die Vermutungen. Sie muss anders sein als ich. Sie ist bestimmt wilder. Ich habe ihm nicht gereicht. Selbstzweifel und Wut. Das alles hast du hier eingefangen.

Keine Ahnung, was ich da mache und ich will es gar nicht wissen. Das Vibrato seiner Stimme gibt mir eine warme Erinnerung, ein Strom von Leben durchfließt mich.
Ja ja, auch das kenne ich aus Erfahrungen. Man will hart sein, nicht wieder nachgeben, sich selbst schützen. Und fährt trotzdem los. Weil es sich, wie du so schön schreibst, so lebendig anfühlt.

Der Restdialog, der auf diesen Satz folgt, war mir zu viel. Das hat in meinen Ohren geholpert und ich finde, das könnte getrost nach "ein Strom von Leben durchfließt mich" und mit ihrer Überlegung, dass er ja wohl hoffentlich alleine ist, enden. Das muss gar nicht ausgesprochen werden.

Ich empfinde die Geschichte insgesamt - ähnlich wie José - als eine deiner besten. Zumindest die beste, die ich bisher gelesen habe, denn ich kenne ja nicht alle deine Werke. Das Ende muss ich noch sacken lassen. Was halte ich von Nat? Erst schießt er sie ab wegen einer anderen und nun, da er im Rollstuhl sitzt, will er sie wieder bei sich haben? Das muss ich für mich noch irgendwie arbeiten lassen, denn momentan macht ihn das - trotz seines Schicksalsschlags - nicht sonderlich sympathisch. Aber vielleicht fehlen mir da gerade noch ein paar Gedankenwindungen, um das auch anders zu betrachten, wer weiß.

Sprachlich gefällt mir das, bis auf die genannten Kleinigkeiten, richtig gut. Das Tempo ist super, die Stimmung gut beschrieben und vor allem ihre Erinnerungen haben mich sehr gepackt.

Sehr gerne gelesen!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims

Die von den Bergen herabwehende Luft verbindet sich mit diesem eigentümlich modrigen und gleichzeitig aromatischen Seegeruch.

Die Wetterbeschreibung zu Beginn war mir einen Satz zu lang. Da frage ich mich, was das Ziel ist? Ist das Wetter dramaturgisch relevant? Nein. Bildet es eine Analogie zum Innenleben der Prota? Nicht wirklich. Aber es wird klar, dass sie an einem Punkt steht, wo sie die Natur bewusst wahrnimmt, in sich aufnimmt. Und die Sätze schaffen Atmosphäre. Aber weniger wäre hier mehr, finde ich, und der oben zitierte Satz fände ich aufgrund seiner Sperrigkeit „eigentümlich“ / „gleichzeitig“ einen guten Streich-Kandidaten.

Meine Kopfschmerzen zerfasern, verkriechen sich. […] Endgültig Dämmerung.

Der Abschnitt hat mir gut gefallen, sehr gute Mischung von Innen- und Aussensicht, ich habe Bilder der Szenerie und gleichzeitig den Konflikt angedeutet bekommen.

Wie beiläufig sprechen wir über unsere Geheimnisse. Schonungslos. Wie ich mich betrunken von Pauline überreden ließ, es mit ihrem Freund Max zu treiben, während sie zusieht.

Bis hierher erfahre ich sehr wenig über die Prota. Ich ahne einiges über ihre Art zu lieben, über ihre Liebesfähigkeit, aber ich kann sie noch nicht so ganz fassen. Und dann kommt dieser Satz. Das ist also das Geheimnis, das ihr einfällt, wenn sie sich ihrem Liebsten anvertraut? Wenn ich läse, dass sie als Kind einer Spinne die Beine ausgerissen hat, um zu schauen, wie viele davon sie braucht, um laufen zu können, und sich noch heute dafür schämt, dann würde ich ein ganz anderes Bild der Prota bekommen. Ich sage nicht, dass du den Satz ändern musst, aber für mich hat es dieser Satz schwieriger gemacht, sie als Liebende, als Charakter mit Tiefgang wahrzunehmen. Und bevor ich der Prüderie bezichtigt werde: Nein, das hat nicht mit dem Dreier oder sonst was zu tun, sondern gerade im Gegenteil mit der Tatsache, dass ein solcher Dreier als tiefes Geheimnis dargestellt wird. Das macht die Prota für mich eher oberflächlich.

Mir fällt sein Grinsen ein, als er mir sagte, dass er eine andere hat. Er konnte es nicht kontrollieren, ein Lächeln schoss aus ihm heraus, anzüglich, fröhlich, glücklich, grollend, geil, empörend, weil es ihr galt. Darin steckte der Schweiß ihrer Haut und das Stöhnen, das er ihr entlockte. Sie war laut, wenn er sie fickte, sie musste laut sein. Mein leises Seufzen war ihm zu wenig. Ich hasste ihn, meinen Nathaniel.

Intensiv. Emotional. Stark! Da hattest du mich wieder.

Leichter Dunst, Nebelwolken, die sich über den See gelegt haben. Der Wagen gleitet über die Uferstraße ans andere Ende der Stadt. Ich fahre den Weg zu ihm, ohne nachzudenken. Auf dem Wasser spiegeln sich Lichter. Schmale Gassen, die ich langsam durchquere. Ich nähere mich dem Haus, in dem er wohnt. Zweimal fahre ich daran vorbei, um eine Lücke für das Auto zu finden. Im Radio läuft Coldplay. Hinter einer Kurve, im Halteverbot, stelle ich den Wagen ab. Die Ruhe verfliegt, die ich während der Fahrt verspürt habe. Ich stelle mir Nathaniel vor, wie er ungeduldig am Fenster steht und die Straße nach meinem BMW absucht.

… und auch der Leser ist gespannt und wartet ungeduldig darauf, wie es weitergeht. Gut gemachte Passage!

Keuchend prustet Gekicher aus ihm heraus, Tränen laufen über sein Gesicht, er kann gar nicht aufhören damit, und ich, ich lache mit ihm und denke mir, dass morgen früh, wenn der Tag anbricht, ein scharfer, warmer Wind den Nebel wegfegt. Der Säntis und der Piz Buin werden aus der Ferne auftauchen. Dorthin will ich mit ihm, nach ganz oben.

Das fand ich enttäuschend. Lachen, Friede, Freude, Eierkuchen. Das geht für mich in Richtung naive Liebe, den eigenen Gefühlen ausgeliefert sein. Was ich mir hier gewünscht hätte – vor allem, weil ich das bis hierhin einen guten Text fand, einen intensiven Text – ist die Weiterführung dieser Intensität, die Überführung der inneren Auseinandersetzung mit sich in die Auseinandersetzung mit Nathaniel, so dass wir jetzt erst in der Hälfte der Geschichte wären. Wie sie sich sträubt, wie sie ihn beleidigt, wie er fragt, weshalb bist du dann gekommen, wie sie schreit, was ihm einfalle, sie einfach so anzurufen, der Stärkere habe die Pflicht den Schwächeren zu schützen, wenn es um Sehnsucht und Rückfall gehe usw. Ist vermutlich nicht deine Intention, wollte ich aber dennoch deponieren. So wirkt der Text auf mich etwas unvollständig, wie der Teil einer grösseren Geschichte.

Aber, auf alle Fälle, gern gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Isegrims,

es hat eine Weile gedauert, bis ich mich entschließen konnte, diese Geschichte zu kommentieren.
Gut, es ist ein amour fou, sehr gut nachzuempfinden, mit allen Höhen und Tiefen, die so eine Liebe mit sich bringt. Aber das Ende hat mich einfach geärgert. Der großartige Liebhaber ruft seine schmählich verratene Geliebte wieder zurück,und zwar mit den alten bewährten Ritualen,weckt neue Hoffnung, um sie dann als Pflegekraft auszunutzen. Und die Prota wird sich ausnutzen lassen, aller Wahrscheinlichkeit nach.

Tja, wenn man die Rollen mal umkehren würde! So eine Geschichte fände ich spannend.

Stilistisch hast du neue Wege beschritten. Mir fällt deine ausführlichen Natur- und Landschaftsschilderung ins Auge. Sie kommt mir etwas ambitioniert vor. Für sich genommen ist sie durchaus gelungen. Um die Verfassung deiner Prota zu verstehen, hätte ich sie nicht unbedingt gebraucht. Aber man muss auch mal was Neues ausprobieren und es gab ja Lob dafür.

Ich bin immer gespannt auf deine neuen Texte. Es ist interessant, dass du häufig Frauenfiguren ins Zentrum deiner Geschichten stellst. Du scheinst sie gut zu kennen;)

Herzliche Grüße und ärgere dich nicht darüber, dass ich mich geärgert habe.
wieselmaus

 

Guten Morgen Friedrichard

nö, im Keller stehn immer zwo Kisten unterschiedlichen Bieres (Eintönigkeit langweilt einfach nur) und der Keller stand vorige Woche (also lang her) zwomal unter Wasser, wenn auch bei Nachbarn tiefgründiger als bei Dante Friedchen, das sich mit Bier sicherlich nicht die heiße Birne kühlt.
zwei Sorten Bier? Ale und Pils (hoffentlich böhmisches: Original Budweiser ist lecker) und was ist mit dem niederrheinischen Weinkeller? Bordeaux, Rheingauer Riesling? Robert Weil, Schloss Reinhartshausen, sehr zu empfehlen, lagert sich auch gut...

Isegrims (aber den Grund fürs Genitiv-s wüsst ich doch ...)
mm: weiß ich auch nicht mehr :Pfeif:

Einen angenehmen Tag ohne größere Kellerarbeiten wünscht Dir
Isegrims
(schon mal an ne Champignonzucht gedacht?)

Liebe RinaWu

vielen Dank für das Lob, die Geschichte habe ich mit heißem Herzen und mit dem Willen geschrieben, meinen Stil weiterzuentwickeln, näher ran zu gehen, draufzuhalten.

Sprachlich gefällt mir das, bis auf die genannten Kleinigkeiten, richtig gut. Das Tempo ist super, die Stimmung gut beschrieben und vor allem ihre Erinnerungen haben mich sehr gepackt.
Sehr gerne gelesen!
mm wie Öl auf der Haut :)
Ich empfinde die Geschichte insgesamt - ähnlich wie José - als eine deiner besten. Zumindest die beste, die ich bisher gelesen habe, denn ich kenne ja nicht alle deine Werke.
besser werden, weiter und weiter, deswegen bin ich hier und lerne dazu...

Deine Hinweise habe ich übernommen, den Dialog am Schluss gekürzt, du hast völlig recht, das ist zu viel.

Das Ende muss ich noch sacken lassen. Was halte ich von Nat? Erst schießt er sie ab wegen einer anderen und nun, da er im Rollstuhl sitzt, will er sie wieder bei sich haben? Das muss ich für mich noch irgendwie arbeiten lassen, denn momentan macht ihn das - trotz seines Schicksalsschlags - nicht sonderlich sympathisch.
ja, Nat bleibt ziemlich blass. Das hat sich beim Schreiben so ergeben. Mir ging es nicht um Nat, ich wollte diese völlig bescheuerte und andererseits schöne, weil reine Liebe Rebecas beschreiben, etwas, gegen das sie nicht ankommt...
Mit Nat und mit dem Ende könnte man mehr machen und ich muss nachdenken, ob ich das mache, die Geschichte wird dann allerdings um einiges länger, das hat Peeperkorn ja auch gesagt (dem ich später antworte)
wieselmaus: auch auf deinen Kommentar muss ich später antworten, jetzt wartet die Pflicht...

Bis dahin schwelge ich in eurem Lob
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Peeperkorn

du stellst mich mit deinem Kommentar vor einige Aufgaben :hmm:
Das kann ich nicht sofort verarbeiten, muss ich bisschen sacken lassen...

Die Wetterbeschreibung zu Beginn war mir einen Satz zu lang. Da frage ich mich, was das Ziel ist? Ist das Wetter dramaturgisch relevant? Nein.
ich wollte nicht allein in der Naturbeschreibung schwelgen und sprachlich-stilistisch was machen, ich wollte sozusagen von der Außen- zur Innensicht, sie, die im Nebel ihrer Gefühle feststeckt, zeigen, vielleicht zu unklar, zu viel show ohne tell, weiß nicht...
Mit dem Satz über den Geruch des Sees wollte ich diesen besonderen Seegeruch erfahrbar machen, den schreibe ich um, und bisschen was habe ich schon gekürzt, der Geruch ist halt so ein darling :)

Wenn ich läse, dass sie als Kind einer Spinne die Beine ausgerissen hat, um zu schauen, wie viele davon sie braucht, um laufen zu können, und sich noch heute dafür schämt, dann würde ich ein ganz anderes Bild der Prota bekommen. Ich sage nicht, dass du den Satz ändern musst, aber für mich hat es dieser Satz schwieriger gemacht, sie als Liebende, als Charakter mit Tiefgang wahrzunehmen.
mm: in der ersten Fassung wollte ich da was anders machen, keinen Dreier, in die Richtung, die du vorschlägst: sie sollte als Kind wegen eines Umzugs auf Verlangen ihrer Eltern ihren Kanarienvogel mitten im Winter entweder aussetzen oder töten sie tötete ihn... nur: ist das besser?

Das fand ich enttäuschend. Lachen, Friede, Freude, Eierkuchen. Das geht für mich in Richtung naive Liebe, den eigenen Gefühlen ausgeliefert sein.
und der Schluss? Ja, das hat mich überrascht und geflasht. Ich wollte sowieso bloß über diese Liebe schreiben, diese reine Liebe, die dem anderen gilt, ankommen möchte und dann sitzen die da, er im Rollstuhl und die Geschichte, die ich erzählen wollte, ist aus. Offenes Ende. Müsste aber weiter gehen, mag sein, das muss ich mir gut überlegen, ändert dann einen Teil der ursprünglichen Intention, brauch ich ein paar Tage für...
Ist vermutlich nicht deine Intention, wollte ich aber dennoch deponieren. So wirkt der Text auf mich etwas unvollständig, wie der Teil einer grösseren Geschichte.

ganz lieben Dank für die Anmerkungen und für das hier :
Aber, auf alle Fälle, gern gelesen!
viele Grüße
Isegrims

liebe wieselmaus: ich schreib dir noch

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Isegrims

Ich wollte sowieso bloß über diese Liebe schreiben, diese reine Liebe, die dem anderen gilt, ankommen möchte und dann sitzen die da, er im Rollstuhl und die Geschichte, die ich erzählen wollte, ist aus.

ich wollte diese völlig bescheuerte und andererseits schöne, weil reine Liebe

Das ist wohl die Krux, ich denke, da ist ein schmaler Grat zwischen rein und naiv, zwischen bescheuert und einfach nur dämlich. Vielleicht habe ich mir eine Fortsetzung gewünscht, damit ich sehe, woran ich bei der Prota bin, in der Auseinandersetzung mit Nathanael würde sich das auf alle Fälle deutlicher zeigen. Aber womöglich ist das nicht nötig und du kannst dein Ziel erreichen, wenn du vorher noch etwas daran arbeitest, erweiterst, so dass man sieht, diese Prota ist nicht doof, da ist was Tieferes, diese Kraft, die den Verstand aushebelt, die reine Liebe eben. In diesen Kontext gehört eben auch die Sache mit dem Dreier. Hängt alles zusammen. Und: vielleicht hast du das Ziel ja bereits erreicht, einige lesen das ja gemäss deiner Intention und die fänden es dann schade, wenn du hier noch hinzufügst. Das Übliche halt. :D

Ist nicht nur eine gute Geschichte, sie eignet sich auch sehr gut, um über das Erzählen von Geschichten nachzudenken. :)

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

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