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Koffein

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06.09.2012
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Koffein

"Wir legen die Hand niemals auf der Waffe ab", sagt mein Supervisor bei jedem seiner nächtlichen Besuche. Ich halte mich da penibel dran. Nachtschichten können endlos sein, und ab drei Uhr morgens, wenn man mit dem Falschen arbeitet und es richtig still ist, kommt die Müdigkeit. Das geht an die Haltung, da kommt man schon mal in Versuchung. Ich habe sogar Kollegen, die setzen sich, legen den Waffengurt auf den Boden, ihren Kopf auf die Arme und schlafen. Einfach so. "Weckst mich dann, ja", sagen sie immer und sind schon halb weg. Dann steh ich allein draußen, show of force heißt das im Armyslang, und warte. Darauf, dass einer kommt und das sieht. Aber es kommt nie einer, und wenn, dann sind diese Kollegen immer irgendwie schnell genug wach. "War knapp", sag ich dann und lächle. Am Anfang habe ich sie darauf hingewiesen, dass Schlafen nicht erlaubt ist. Und unkollegial dazu. Bis sich mal einer vor mir aufgebaut und mir Schläge angedroht hat. Männer. Seitdem warte ich einfach ab.

Ich stehe eigentlich immer draußen, sitzen ist nicht so mein Ding. Früher, als wir noch zu dritt am Posten waren, hat uns nachts mal ein Soldat fotografiert. Von hinten, obwohl das verboten ist. Gemerkt haben wir es, weil er laut lachte. "It doesn't get much more German than that", hat er gesagt und uns das Foto gezeigt: Rolf, Bernd und ich, in einer Reihe nebeneinander, die Arme auf dem Rücken verschränkt, Blick auf die Straße. "Yes", hab' ich gelacht. Und das Foto löschen lassen. "Vorschrift ist Vorschrift, und den Anweisungen des Sicherheitspersonals ist Folge zu leisten", sagte Rolf auf Englisch.
Ich brauche nachts nur selten Kaffee.

Jetzt sind wir nur noch zu zweit. Bernd hatte einen Schlaganfall, ist einfach so am Posten umgefallen, mitten am Tag. Er ist nicht mehr der Jüngste, fast sechzig. "Ich kann meinen Arm nicht mehr bewegen." Das war das Letzte, was er sagte, und im nächsten Moment ist er steif wie ein Brett geworden und nach hinten gekippt. Ich werde nie vergessen, wie er geschrien hat, durch seine Zähne hindurch. Und dann lag er da. Seitdem darf er keine Nachtschichten mehr arbeiten, das war zu viel, hat sein Arzt gesagt. Vor einem Jahr ist ein Kollege gestorben, Herzinfarkt. Hat seine Erkältungen nie auskuriert, war nie krankgeschrieben. Er brauche das Geld, hat er immer gesagt, Scheiß' auf die Gesundheit - die Schulden! War auch so ein Schläfer. Aber wie soll das auch anders gehen bei dreihundert Stunden im Monat. Bernd hat nie geschlafen, er hat stattdessen von Karl dem Großen erzählt, wann immer wir ihn gelassen haben. Bis zum Sonnenaufgang. Jeder hat so seine Mittel.
"Ihr schafft das auch sehr gut zu zweit", hat das Army Headquarter verlauten lassen, und nun arbeite ich mit Rolf, ohne Bernd. Sie haben Recht: An uns kommt keiner so einfach vorbei. Das wissen inzwischen auch die Soldaten unseres US-Stützpunkts, und sie hassen uns dafür. Gestern kam ein Oberfuzzi-General in seinem Mini angefahren und wollte rein, ohne Militärausweis. Ob ich denn nicht wisse, wer er sei, hat er mich gefragt. Das stehe ja groß und breit auf seiner Uniform, hab ich geantwortet und ihn gefragt, ob er denn seine eigenen Sicherheitsvorschriften nicht kenne. "Das wird ein Nachspiel haben!", rief er mir hinterher, als ich ihn stehen ließ. Ja, dachte ich, das hat der letzte General auch behauptet. Beim Wegfahren haben seine Reifen laut gequietscht. Aber nicht so laut, dass ich sein Fucking Germans! nicht mehr hätte hören können.

Rolf leider auch - und die Deutschen, die sind sein Thema.

***

"Christo-itso-... sag mal, ist das Griechisch?", fragte Rolf, nachdem ich mich vorgestellt hatte.
"Ja, kretisch", antwortete ich, "Chritsotakis. Ganz einfach", lächelte ich ihn an, und seine Augen bekamen diesen Glanz.
"Kretisch", wiederholte er und begann, geheimnisvoll zu lächeln. "Siehst aber nicht sehr südländisch aus", musterte er mich.
"Meine Mutter ist Deutsche. Müsste eigentlich auch Chritsotaki heißen, mein Vater hat's damals versemmelt, konnte noch nicht so gut Deutsch." Ich begab mich in die Höhle des Löwen und merkte es nicht.
"So, so ... ein Halbblut also", sagte er und blickte mir in die Augen. "Die Augenfarbe hast du dann wohl von deiner Mutter", stellte er fest, und die Art, wie er es sagte, machte mich vorsichtig. Ich zögerte, denn da lauerte etwas in ihm, bereit, sich auf meine Antwort zu stürzen. Wo ich sonst einfach Ja geantwortet hätte, entschied ich mich für die lange Antwort. Außerdem war Genetik schon immer mein Ding gewesen.
"Mein Vater hat tatsächlich braune Augen, aber du weißt schon", tastete ich mich heran, "dass blaue Augen rezessiv vererbt werden, oder?"
"Erzähl mir mehr", sagte er und legte den Kopf schief.
"Um blaue Augen zu haben, braucht man die Erbinformation von beiden, Mutter und Vater", fuhr ich fort, "das heißt nichts anderes, als dass es in meiner kretischen Familie blaue Augen geben muss. Und die gibt es tatsächlich. Also nix deutsche Gene und so." Ich habe ihn, dachte ich - da änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig.
"Das glaub' ich gern, dass es da blaue Augen gibt", grinste Rolf. "Schließlich waren wir auf Kreta. Wehrmacht. Damals, '41. Mein Vater war dabei. Und der war kein Engel. Stimmt's Bernd?"
"Was weiß ich", antwortete dieser, lächelte schief, schob sich vor Rolf und streckte mir die Hand entgegen. "Herzlich Willkommen am Posten."

***

Bevor ich Rolf traf, kannte ich Nazis nur aus dem Fernsehen, glatzköpfige Bomberjackenträger, die unter dröhnenden Sieg heil!-Rufen durch ostdeutsche Städte demonstrieren. Rolf ist anders. Rolf ist mein Koffein.

Die Nachtschichten haben wir beide am liebsten, da sind wir ungestört. Nach Mitternacht, wenn man uns nur noch vereinzelt kontrolliert, holt er seinen Laptop raus und loggt sich in ein ungesichertes WLAN-Netz ein, das er einfach umbenannt hat. DuDeppwiewärsmitverschlüsseln. So heißt es nun schon seit über vier Jahren.
Meistens schauen wir uns Dokus über das Dritte Reich an und diskutieren dann bis zum Sonnenaufgang, manchmal bastelt Rolf aber auch an seinem Rechner. Früher war das sein Beruf, Netzwerkadministrator. Dazu hat er eine Umschulung gemacht, nachdem er mit der Ausbildung zum Kunststoffformgeber keine Stelle gefunden hatte. Und weil heute jeder denkt, man bräuchte keine IT-Fachleute mehr, sitzt er jetzt hier, Sicherheitsfachkraft für die US Armee. So ist das, Nikki, sagt er immer, die Welt scheißt auf kleine Leute wie uns. Das ist 'ne Spirale, und die führt nur nach unten.

Nur sonntags ist seine Welt für kurze Zeit in Ordnung. Sonntags, wenn seine Tochter, die er oft wochenlang nicht gesehen hat, anruft. Immer abends, nach zehn. Als seine Ehe vor ein paar Jahren in die Brüche ging, hat er fast zwei Wochen kaum geredet. Er stand nur da und starrte auf die Straße. Dann kam der Tag, als er mich fragte.
"Nikki, meinst du, du könntest mich mal drücken?" Das hat er gefragt, ganz leise.
"Klar", hab ich gesagt. Und dann habe ich ihn in den Arm genommen. Mitten am Tag, während die Leute an uns vorbei gelaufen sind. Am nächsten Tag war er krank und kam erst fünf Wochen später und zehn Kilo leichter wieder.
Wenn nun sein Handy sonntags klingelt, dann schaut er mich an, ich nicke, und er geht in unser Pausenhäuschen. Manchmal schließt er dann auch die Tür. Das tut er sonst nie, wenn er mal rein geht, um sich zu setzen oder zu essen. Wir müssen uns immer im Blick haben können, sagt er seit jenem Tag. Ich pass' auf dich auf und du auf mich.

Den Amerikanern traut er nicht. Wir arbeiten für die Sieger, sagt er, wir prostituieren uns. Sie sind ihm zu durchmischt, und Rumjuderei ist eines seiner Lieblingsworte, das hat er aus dem Film Stalingrad. Wenn er es benutzt, gluckst er vor Freude.
Juden sind ihm suspekt. Einmal im Jahr, wenn Angestellte des israelischen Verteidigungsministeriums für ein paar Tage an unserem Posten ein und aus gehen, zehrt Rolf einen ganzen Tag davon, ihnen im Vorbeifahren das, was er einen halben Hitlergruß nennt, entlockt zu haben. Es ist jedoch keine laute Freude, er sagt dann kein Wort. Stattdessen schließt er die Schranke, schaut ihnen lange nach und nickt dabei fast unmerklich. Den Rest des Tages ist er dann verändert, eigenartig still. Er lächelt dann die ganze Zeit. Wie die Mona Lisa.

Die Zivilisten, die wir beschützen sollen, ahnen davon nichts. Sobald es ein Problem gibt, sagen sie, You gotta talk to Rolf about that. Das weiß ich, weil ich höre, wie sie reden, wenn ich mal zur Toilette gehe. Morgens, wenn die Menschen zur Arbeit kommen, sagen sie, Oh, good morning, Rolf, so nice to see you. Und er lächelt, kontrolliert Ausweise, reicht Hände, lacht und grüßt zurück. A wonderful morning to you, Ms. Washington. Thanks for the coffee, Mr. Cohen! Just another day at the zoo, ey, Mrs. Goldstein? Ms. Washington küsst ihn sogar auf die Wange. Manchmal drückt er sie auch. Er blüht dann richtig auf.

***

Weder Rolf noch ich hatten Essen mitgebracht, denn an jenem Abend hatte Kelly, Militärpolizistin, zwei Meter groß, halb Schottin, halb Cherokee, für uns beide gekocht. "Meine Dad is eine gude Koch", erzählte sie und lachte, während sie die schweren Plastikbehälter auf die kleine Tischplatte des Pausenhäuschens stellte.
"Mmh, yummy, Tex-Mex!", rief Rolf, als er den Inhalt seines Behälters betrachtete.
"No, dumbass", lachte Kelly, "It's frickin'
Cherokee! The best food y'all ever have! Now, eat", befahl sie und zwinkerte ihn an, nur um dann doch noch schnell seine Hand zu greifen. "Hold on, we need some good music to go with it", sagte sie und holte eine CD aus ihrem Militärrucksack, die sie an ihrem Uniformhemd abwischte und dann einlegte:
I've never been to heaven, but I've been to Oklahoma.
"Now!"
Wir tauchten unsere Gabeln in die einzelnen Schichten aus Eisbergsalat, roten Bohnen, Paprika, Hackfleisch und Käse. Der erste Bissen.
Tex Mex, dachte ich. "Weltklasse!", sagte Rolf und schloss die Augen.

Zum Abschied steckte Kelly Rolf noch einen Pay Day zu, seinen Lieblingsschokoriegel, und umarmte ihn. Rolf schaute ihr kurz hinterher und sah mich an. „Sie hat mir einen Pay Day geschenkt“, sagte er und lächelte auf die bunte Verpackung in seiner Hand. „Was du nicht sagst“, sagte ich. Wie die Teenager, dachte ich und lachte.

***

Manchmal glaube ich, Rolf lebt zwei Welten. Wie Tag und Nacht. Die eine hell, die andere dunkel. In manchen Nächten rede ich kaum mit ihm. Dann fragt er, ob alles OK sei. Ob mich was bedrücke. Nein, antworte ich dann und denke an das Damals, '41. Denke daran, wie viele deutsche Streitkräfte der kretische Widerstand gebunden hatte und an den Vortrag dieses Professors, der sagte, dass Kreta maßgeblich zum Scheitern des Russlandfeldzuges beigetragen hat. Dass der kretische Widerstand der einzig erfolgreiche war. Denke an das Bild, das in der Hütte im Olivenhain meines Großvaters hängt und beobachte Rolf. Ich frage mich dann, ob der deutsche Soldat, der darauf von einem kretischen Partisan mit einer Sense getötet wird, ein Freund seines Vaters war. Ich frage mich, ob dieser kretische Partisan mein Großvater war. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wünsche ich es mir, denn Rolf hat auch mir eine dunkle Welt geschenkt. Doch der Hass hält nie lange genug an. Komme ich am nächsten Abend an den Posten, ist er vergessen. Jedes Mal. Auch heute.

"Nikita, kalispera!", lacht er mich schon von weitem an und begrüßt mich, indem er sich wie immer schlapp an die Schranke hängt und einen erschöpften griechischen Soldaten imitiert, den wir in einer der Dokus gesehen haben.
Nikita, so nennt er mich, wenn er gut drauf ist. Das klingt so schön russisch, sagt er immer, und vor den Russen hat er Respekt. Gekämpft wie die Wildsäue haben die, die standen noch für was gerade, das waren ebenbürtige Gegner, nicht wie die da, sagt er dann und zeigt dabei mit dem Kopf Richtung Gebäude.
"Hab' 'ne geile Doku gefunden", raunt er, als ich meine Tasche abstelle. "Neuschwabenland", fügt er hinzu und lächelt wieder sein Mona Lisa-Lächeln.
"Nicht schon wieder", ist das Einzige, was mir dazu einfällt. Ich kann nicht glauben, dass er tatsächlich wieder eine gefunden hat. "Du gibst echt nicht auf, oder, Kamerad", sage ich, balle meine Rechte zur Faust und rubbel ihm mit den Knöcheln kurz über seinen Schädel. Er grinst. Ich schüttle den Kopf.

***

"... Nikki, glaub' mir, die hocken da seit Jahrzehnten! Die planen was!", sagte er nun doch etwas zu laut und schaute sich sicherheitshalber um. Seine Wangen ganz rot, obwohl es zehn Grad unter Null waren.
Ich musste mich setzen, kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. "Rolf, hab ich das richtig verstanden? Die Nazis sind mehr oder weniger geschlossen über Argentinien in die Antarktis geflohen, in U-Booten und ...
UFOs ... wo sie jetzt mit ein paar Japanern sitzen und Weltherrschaftspläne aushecken, angeführt von niemand Geringerem als dem GröFaZ selbst?" Ich sah ihn an und legte den Kopf schief. "Hörst du eigentlich, was du da sagst?"
Rolf hatte seine Hände in seiner Winterjacke vergraben und lief vor dem Häuschen schnell auf und ab.
"Wo hast du diese Doku überhaupt gefunden?", setzte ich nach.
"Auf YouTube, wo denn sonst?", sagte er aufgeregt, "Mensch, Nikki, die Infos waren die ganze Zeit da, und ich hab nix davon gewusst!"
"YouTube?!“ Meine Stimme überschlug sich fast. „Und wovon bitte hast du nichts gewusst? Von den durchgeknallten Wunschträumen irgendwelcher Ewiggestrigen, die eindeutig zu viel Zeit haben? Rolf, überleg' doch mal! Allein der Name.
Neuschwabenland. Schwaben, ausgerechnet Schwaben!", rief ich und hob die Augenbrauen.
Er musste lachen, biss sich jedoch schnell auf die Lippen. "Der Name ist doch scheißegal. Mensch, wenn die kämen, dann hätt' ich wieder 'ne Aufgabe! Dann wär' man endlich mal auf der richtigen Seite!" Er stoppte seinen Lauf, blickte in den klaren Nachthimmel und breitete seine Arme aus. "Kommt, und holt mich! Ich bin euer Mann!", rief er, halb scherzend, halb ernst. Dass er zu laut war, kümmerte ihn nicht mehr.

"Auf der richtigen Seite? Du gehst also wirklich davon aus, dass du es sein wirst, der entscheiden wird, ob er auf der richtigen Seite steht?" Meine Stimme wurde schärfer. "Hast du eigentlich auch nur irgendetwas aus der Geschichte dieses Landes gelernt, Rolf? Diese ganzen Dokus, siehst du die durch einen verdammten Filter?" Ich musste raus, laufen, und stand auf. "Rolf, dein Adolf hatte beschlossen, dass es - und ich zitiere - 'das deutsche Volk nicht Wert ist'. Er hat den Befehl gegeben, sein eigenes Volk zu bombardieren, so viel Infrastruktur zu vernichten, wie möglich, ohne die geringste Rücksicht. Er hat die Menschen eiskalt geopfert, nur, um einen letzten Triumph verzeichnen zu können. ‚Scheiß' auf die Menschen‘, hat er gesagt, ‚diese Feiglinge verdienen die Fabriken nicht mehr, ganz von vorne anfangen sollen sie!‘ Das hat dein Adolf gesagt. Das hat dein Adolf gemacht. Das, Rolf. Geschissen hat er auf dich. Und jetzt stehst du da und bettelst um seine Rückkehr?"

Wir atmeten schwer. Lange herrschte Stille, als wir uns reglos gegenüber standen und uns in die Augen sahen. Irgendwann blickte er zu Boden und sprach, einen Satz, ganz leise.
"Sonst bleibt mir doch nichts."
Schweigen.
Ich zündete mir eine Zigarette an.
"Du bist ein armes Schwein", sagte ich.

***

Das Schönste an Sommernächten sind die Vögel. Irgendwie ahnen sie, dass die Sonne nicht mehr lange auf sich warten lässt, und beginnen zu singen. Die australischen Ureinwohner würden sagen, sie sängen die Sonne in die Existenz. Aber so ist das mit Weltauffassungen. Die Einen sehen den Mythos, etwas, das niemals wirklich war und doch immer ist. Die Anderen sagen: Bullshit, Erdrotation.

Unseren zuckersüßen Cappuccino, den Kelly vor einer Stunde gebracht hat, haben wir gerade ausgetrunken, als der Lichtkegel eines Wagens vor unserem Posten auftaucht. Der Wagen hält, und Lerron, der heutige Supervisor, steigt aus. Ich blicke auf die Uhr. Kurz nach vier. Unpünktlich wie immer, denke ich und seufze.
"Ey, what's up, Miss Nikki", ruft er, als er die Tür zuschlägt. "Quiet night, huh."
"Yep", antworte ich und setze mich, um seinen Kontrollbesuch ins Schichtprotokoll einzutragen. Ich bin fast fertig, als er sich an den Türrahmen lehnt.
"Tonight's briefing is", setzt er an und wir sprechen im Chor, "under no circumstances do we let our hand rest on the weapon." Wir lachen über unser kleines Ritual, und sein Blick wandert über den Vorplatz.
"Everything alright with Mr. Gérard?", fragt er und zeigt mit dem Kopf in Rolfs Richtung. Der steht still ein paar Meter abseits und starrt in den Nachthimmel. "What's he doing? Counting UFOs or something?"
"Yeah, kind of", sage ich, stehe auf und stelle mich zu Lerron in die Tür. Rolfs schwarze Uniform verschmilzt mit dem Hintergrund, nur seine Gürtelschnalle und seine Brille blitzen hin und wieder im Licht der Laterne auf. Morse Code.

"The sun", sage ich.
"Rolf is waiting for the sun."

 

Hi JuJu,

ich freue mich sehr, dass dir die Geschichte gut gefällt.
Und du hast Recht, sie hätte mit anderen Figuren genau so gut funktioniert, wenn nicht sogar besser, denn das Nazi-Thema ist halt so eine Sache. Das hat immer schon diesen Beigeschmack, nicht?
Na ja, ich wollte was mit nem Nazi schreiben. :)

Was mich besonders freut, ist, dass du das einzige gewollt komische Element ansprichst, das ausgerechnet Schwaben! Da hatte ich nämlich mit gehadert, ob das zu sehr rausfällt aus dem Grundtenor der Geschichte. Anscheinend nicht - juhu!

Und du bist schon der Zweite, der Iron Sky anspricht. Ich kenne den Film nicht, vielleicht sollte ich mir den mal zu Gemüte führen, aber ... ich weiß nicht so recht. Ich hab die Tendenz, solche filmischen Kleinode nicht bis zum Ende durchzuhalten. Da kauf ich mir lieber Er ist wieder da. Heh.

Ich danke dir fürs Lesen und deine Gedanken dazu!

Lieben Gruß,
PSS

 

"Er ist wieder da" habe ich gerade gelesen und kann nur abraten. Drei, vier gute Ideen hat der Roman schon ("Hitlerjunge Ronaldo!"), alles in allem aber ist mir das viel zu flach.

Wer das Thema mal wirklich von einer anderen Seite belichtet sehen will, dem empfehle ich den großartigen Roman "Geschichte machen" des großartigen Stephen Fry. Außerdem sehenswert die Filme "Mein Kampf" mit Tom Schilling und "Mein Führer" mit Helge Schneider.

Ich habe für das Thema seinerzeit aufwendig recherchiert, Guido Knopp und so. Es lohnt sich, über diese Brut mahr zu erfahren, ob man es nun zum Schreiben braucht oder nicht ...

 

Dear nastro,

you had me at Stephen Fry. :D

Danke für den Anti-Tip, habe gestern die Leseprobe auf Amazon gelesen und dachte, joo, klingt originell. Vielleicht leih ichs mir irgend wann mal aus. Nachdem ich Fry gelesen hab.
:)

Merci!
PSS

 

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