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Kinderspiel

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31.01.2016
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Kinderspiel

Unter der Akazie genoss er Schatten, den süßlichen Duft der roten Blüten und vor allem Ruhe.
Verschwitzt, das Hemd unter den Achseln durchnässt, breitete Ben die Arme auf der Rückenlehne der Bank aus, auch um es zu trocknen. Kleine Vögel gruppierten sich vor seinen Füßen, pickten hier und da Krumen auf, einige von ihnen rührten sich kaum und spreizten nur die Flügel leicht vom Körper ab. Wie kleine Angeber, dachte Ben.
„Hey, wir tragen die gleichen Hemden“, sagte er, sah dabei an seinem sandfarbenen hinunter, das locker über den Bund der Hose fiel. Sein Blick wanderte weiter zu den Füßen, die in Sandalen steckten, fiel auf die Zehen und er wackelte mit ihnen wie zum Gruß, beschloss für später eine Nagelpflege.

Zuvor hatte Ben vertrocknetes Laub von der Grabstelle genommen. Im Stein aus Marmor war der Name seiner Frau eingraviert. Als hätte sie ihn selbst unterschrieben. Ben wusste gar nicht mehr, wer auf diese absurde Idee gekommen war. Er würde sich nie daran gewöhnen, wenigstens ließ sich seinerzeit ein Foto von ihr auf dem Stein verhindern. Während er mit langsamen Bewegungen Blatt für Blatt vom weißen Kies einsammelte, sprach er mit Rahel.

„Frau Roth aus der ersten Etage, du erinnerst dich sicher, die senkt noch immer den Kopf, bevor sie mich im Treppenhaus mit ihrer traurigsten Miene grüßt. Stell dir das mal vor. Nach all den Jahren. Sie murmelt jedes Mal etwas, das sich wie , ein Jammer, so ein Jammer aber auch ‘“ anhört.
Er stieß Luft durch die Nase aus.
„Sonst war nichts weiter los. Ja, ja, ich weiß, da ich niemanden besuche, kommt eben auch niemand zu mir.“ Ben zog die Schultern zu den Ohren.
„Du brauchst gar nicht die Augenbraue in die Höhe zu ziehen – das war deine Aufgabe, Rahel. Menschen zusammenzubringen. Apropos, da fällt mir ein, Sumaya hat gekündigt. Sie meint, sie wäre zu alt für den mühsamen Grenzgang und überhaupt zu alt für so Manches. Ich hab sie nicht zu überreden versucht. Sie hat ja recht. Das bisschen Haushalt für mich alleine krieg ich schon hin. Aber ja, ich hab ihr einen Kranz überreicht für viele Jahre treuer Dienste und Stillschweigen wegen der Zigarettenfilter überall. Natürlich in bar, wofür hältst du mich?“
Ben richtete sich auf und stützte eine Hand auf die Hüfte.
„Nur der Ischias. Mach dir keine Sorgen. Ich sitze zu viel und bewege mich zu wenig. Weiß ich selbst. Izzy ist jetzt an der Grenze stationiert, aber das weißt du schon. Sie hat zum Glück nur selten Einsätze drüben. Und auch bloß der Schmuggler wegen.“
Er winkte ab und beim Absenken des Armes, wischte er mit der Hand über den kahlen Kopf.
„Dass ihr nächster Urlaub bevorsteht habe ich aber noch nicht erwähnt. Dafür hab ich das Kinderzimmer hergerichtet. Naja, es lagen eben Zeitungen und einige Bücher – ja, auch Zigarettenfilter – herum.“
Mit einer Hand machte er eine ausladende Bewegung, um den gesamten Raum anzudeuten, verdrehte die Augen zum farblosen Himmel.
„In manchen Nächten halte ich es im Schlafzimmer eben einfach nicht aus. – Lach nicht! Die Luft bleibt mir dann weg und die Hände beginnen zu zittern. Kannst du dir das nicht vorstellen?“
Er starrte auf den Namen in goldener Schrift und seine Augen funkelten kurz erregt auf, bevor er leise hinzufügte: „Wie auch. - In Izzys Zimmer beruhige ich mich jedenfalls schneller. Irgendwann, meist wenn die Sonne hinter dem Hügel schon aufgeht, schlaf ich ein.“
Die Sonne stand jetzt hoch und der Friedhof lag ungeschützt in der weißen Hitze.
Ob er schon erwähnt hätte, dass auf ihrem Nachttisch noch immer das Buch läge, in dem sie zuletzt las. Das über eine Kindheit in Frankreich. Sie hätte es nicht beendet.
„Ich bringe es einfach nicht fertig, das Buch ins Regal zu sortieren, Rahel. Ich hab es versucht und immer wieder zurück an dein Bett gelegt. Außerdem hat es einen so hübschen Einband. Die Frau mit dem Hut, die am Flussufer sitzt. Ich bilde mir oft ein, wenn ich spät abends auf meiner Bettseite sitze, im Licht der Leselampe, die du mir zum Geburtstag geschenkt hast, erinnerst du dich, sie blendet überhaupt nicht, dann stell ich mir vor, du kämst gleich aus dem Bad, würdest dich in deinem luftigen Nachthemd unter deine Decke strecken, das Buch nehmen, mir einen Kuss geben und lesen. Für einen Moment meine ich sogar, den Duft deiner Nachtcreme zu riechen.“

Er schluckte trocken und scharrte mit dem Schuh im Kies, dass es staubte. Er habe nun also all sein Zeug aus Izzys Zimmer geräumt, Staub gewischt und wünschte, sie würde ihm raten können, was er noch bedenken müsse.
„Blumen, richtig", sagte er erleichtert, als er den Kunstblumenstrauß mit den verblichenen Nelken auf dem Nachbargrab entdeckte. Er würde Wiesenblumen auf ihren Schreibtisch stellen. Es gäbe ja so wenig, was er noch tun könne. Rahel liebte die wilden Korn- und Mohnblumen, die im Garten wuchsen. Sie war dagegen Zierpflanzen zu setzen, die Pflege benötigten und ihr Zeit rauben würden. Als hätte sie eine Ahnung gehabt von der Zeit.

Und während Ben auf der Bank unter der Akazie saß und abkühlte, erinnerte er sich an Izzy als kleines Mädchen. Sie spielte am liebsten Verstecken. Cache-cache, rief Rahel, während die Kleine eilig durch den Garten lief und einen sicheren Platz suchte. Dann hockte sie meist unter dem Zitronenbaum und wiederholte die wenigen Zahlen, die sie kannte. Die runden Hände hielt sie dabei vor die Augen. Ein Lächeln huschte über Bens Gesicht, als würde er sie gerade dabei beobachten. Rahel schlenderte, einen großen Strohhut auf dem dunklen Haar, mit ausladenden Gesten und langen Beinen barfuß über das vertrocknete Gras, wie zu einer Melodie, die nur sie hörte. Sie zupfte hier und da ein Blättchen von den Pflanzen, betrachtete es, roch daran und sagte Sätze wie ‚Wo ist nur ma petit puce geblieben? Wo mag sich der kleine Floh nur versteckt haben? Ich werde nicht aufhören zu suchen, bevor ich meine Kleine gefunden habe. Dann kann sie was erleben. Und das wird etwas ganz besonders Schönes sein.‘
Rahel ließ sich Zeit und genoss die Suche nach ihrer Tochter, den Garten, posierte für Ben, der sie mit der Kamera im Auge behielt.
Izzy ließ sich nicht locken. Stur hockte sie und harrte so lange mäuschenstill in ihrem Versteck aus, bis sich Rahel erbarmte und sie ‚fand'. Dann nahm sie das Kind in die Arme und sah aus, als hielte sie reines Glück. Ben hatte viele Aufnahmen von diesen Momenten gemacht. Sie standen gerahmt überall in der Wohnung.
Izzys fünften Geburtstag verbrachten sie schon ohne Rahel.
Sie war eins von den vierzehn Opfern, die an der Haltestelle, keine hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt, auf den Bus gewartet hatte; an einem ganz gewöhnlichen Dienstagmorgen.

Bens Telefon spielte eine leise Melodie und holte ihn aus den Erinnerungen. Die Sonne stand nun am höchsten und einige Strahlen drängten sich durch das Laub des Akazienbaumes, tanzten auf seinem Kopf. Unwillkürlich erhob er sich von seinem Sitzplatz. Die Vögel flatterten auf, landeten einige Schritte entfernt wieder im Schatten des Baumes. Ben hielt das Telefon mit ausgestrecktem Arm von sich, um die Nummer besser lesen zu können. Izzy.
Mit einem Lächeln, das sämtliche Augenfalten bündelte, nahm er das Gespräch an.
„Kleines. Eben habe ich an dich … Hallo? – Wie … ? Was gibt … ? Warum sprichst du so leise? Ich kann dich ganz schlecht verstehen“, rief er.
Ben verzog die Lippen zu einem schmalen Strich, setzte sich erneut auf die Bank, diesmal aufrecht und runzelte die Stirn, in der wirren Hoffnung, er würde sie so besser verstehen können. Unruhig beugte er sich vornüber und starrte auf seine Füße.
„Wieso wenig Zeit ... Liebes? Warum rufst du … ? Was – ?“ Ben stand wieder auf, ging einige Schritte und trieb die Vögel weiter vor sich her.
„Ich soll dir eine Geschichte erzählen? Welche Geschichte? Aber … Na gut. Ist ja gut, bitte beruhige dich. Ich erzähle sie dir.“
Und Ben begann zu erzählen, einen Arm legte er auf der Rückenlehne der Bank ab, nur um sich gleich wieder mit der Hand über die Augen zu wischen.
„In einem fernen Land traf ein junger, einfältiger Mann auf eine junge, leichtlebige Frau …“ , Ben atmete tief, räusperte sich und sprach leise weiter, rieb mit der freien Hand über den heißen Kopf, „… inmitten einer herrlichen Landschaft, mit Weinbergen so weit das Auge reichte, durchzogen von einem Fluss, auf dem majestätisch die Schaluppen vorbeizogen.“
An Bens Ohr dröhnte aus dem Telefon ein lauter Knall. Er hörte einen Schuss, aufgeregtes Stimmengewirr.
Dann nichts mehr.
Ben senkte die Hand. Das Telefon fiel zu seinen Füßen in den Staub, verscheuchte die Vogelschar.
„Dort am Ufer küsste der glückliche Mann … die beinahe durchsichtige Frau … unvermittelt und herzhaft, dass sie von da an gar nicht genug von seinen Küssen bekommen konnte …“

 

Hallo liebe Kanji,

meine Güte, was manche Leute so für Schicksale haben, war mein erster Gedanke zu deiner Geschichte. Mir hat sie insgesamt gut gefallen, vor allem, weil ich deine Art zu schreiben sehr mag. Diese Terrorsache, über die hier viel debattiert wurde, konnte ich beim ersten Lesedurchgang allerdings nicht einordnen. Ich bin relativ unbefangen an den Text gegangen und hab das deshalb erstmal gar nicht kapiert. Mein Fokus lag von Anfang an auf Ben und dem liebevollen Verhältnis zu Frau und Tochter. Ich fand es insgesamt gar nicht so traurig, eher berührend, wie Ben mit dem Tod seiner Frau umgeht. Das Setting - vor allem die ersten Sätze - haben für mich fast eine gewisse Leichtigkeit, die Vögel, die Bank, die roten Blüten. Da dachte ich zunächst an einen beschaulichen Frühlingsnachmittag im Park.

Ich habe darüber nachgedacht, was Maria geschrieben hat, nämlich, dass sie das Gerede am Grab nicht nachvollziehen kann und wie Ben auf den Tod der Tochter reagiert. Dann habe ich daran gedacht, was Friedel gesagt hat, nämlich, dass ihn die Geschichte an ein Kammerspiel erinnert. Mich auch, und in diesem Rahmen finde ich das Ende gar nicht so unrealistisch. Gut, vielleicht würde im wahren Leben niemand so reagieren, aber wenn ich das auf der Bühne sehen würde, würde mich das, denke ich, mehr berühren, als wenn am Schluss die große Panik ausbricht.

Ben scheint mir ein sehr starker Charakter zu sein, der den Tod seiner Frau grundsätzlich akzeptiert hat, auch, wenn er sie nach wie vor schrecklich vermisst. Das Gerede am Grab fand ich deshalb eher erleichternd (für Ben), dessen Leben trotz allem weitergegangen ist. Ob es daran liegt, dass Ben seine Trauer nicht wirklich zulässt und grundsätzlich versucht, die Dinge positiv zu sehen? Vielleicht bricht er deshalb am Schluss nicht in Panik aus, sondern erzählt die Geschichte zu Ende.

Paar Sachen sind mir aufgefallen:

Ich finde, der erste Satz klingt etwas holprig. Das liegt, denke ich, daran, dass das "und vor allem" mitten im Satz kommt. Mir gefiele:" Unter der Akazie genoss er Schatten, den süßlichen Duft der roten Blüten und vor allem Ruhe" besser.

" ... Eine Gruppe winziger Vögel bewegte sich vor seinen Füßen ..." bewegte finde ich hier zu schwammig. Vielleicht kannst du das noch konkretisieren? Zumal es dann: " ... einige standen still ..." heißt.

" ...Im Stein aus Marmor war der Vorname seiner Frau eingraviert - als hätte sie ihn selbst unterschrieben ..." Toller Vergleich!

". .. Sorge dich nicht ..." klingt etwas aufgesetzt in meinen Ohren. Vielleicht eher:"Mach dir keine Sorgen ..."?

" ... erwähnte ich aber noch nicht ..." klingt für mich in der wörtlichen Rede nicht authentisch. Ich würde eher:"Habe ich nicht erwähnt schreiben.

" ... farbloser Himmel ... die Sonne stand jetzt hoch ..." Mit dem Bild habe ich Schwierigkeiten. Ein farbloser Himmel ist für mich grau. Aber wie kann dann da die Sonne scheinen?

Jo, das war alles, was mir auffiel. Ansonsten wie immer gerne gelesen.

Alles Liebe von Chai

 

Hej wegen,

danke, dass du reinschaust und dich mit dem Text beschäftigst.

Apropos, da fällt mir ein, Sumaya hat gekündigt. Sie meint, sie wäre zu alt für den mühsamen Grenzgang
Plus der Name Rahel, da fielen die Groschen und der Schauplatz flog mit mir an einen für uns fernen, doch bekannten Ort.

Hervorragend. Hat das schon mal bei dir funktioniert. Freu ich mich.

Der Satz funktioniert mMn in dieser Form nicht. Du willst einen Knallereinstiegssatz bringen, machst es dir und dem Leser aber zu schwer damit.
Unter der Akazie genoss er Schatten, die Ruhe und den süßlichen Duft der roten Blüten.
War dir wohl zu lahm.

:shy: nee du, ein Knallereinstieg lag mir fern. Ich wollte es eher bedächtig angehen lassen und als der Satz so 'kam', dachte ich so, dass er hübsch klingen würde, aber weil jeder darüber stolpert.
Deine Version ist schon irgendwie ... lame, aber was solls: Ich nehme sie und dann ist gut. :lol:

Nur der Vorname? Ist das ortsüblich? Rahel steht dort sicher öfters.

Hast recht, 'war der Name seiner Frau graviert' geht genauso gut.

Sie murmelt jedes Mal etwas, das sich wie ,ein Jammer, so ein Jammer aber auch‘ anhört.“
Leerzeichen hinter das Komma. Anhört nicht kursiv

Haste wieder recht.

Naja, es lagen eben Zeitungen und einige Bücher – ja, auch Zigarettenfilter – herum.
Irgendwie rührend, wie er ihr seine Sünden und Verfehlungen gesteht.

Mehr wollte ich eigentlich zeigen, dass er zu viel raucht als Zeichen von ... Rast- und Ruhelosigkeit. So in etwa.

Und während Ben auf der Bank unter der Akazie saß und abkühlte,

Stand er nicht schon wieder, wegen dem schmerzenden Ischias? Habe ich das Setzen überlesen?


Hm. Ben sitzt auf der Bank und ruht sich aus, erinnert sich. Vorher pflegte er das Grab und führte Selbstgespräche. Die Stelle mit dem Ischias fand am Grab statt in der prallen Hitze.

An einem gewöhnlichen Tag, Rahel stand an der Bushaltestelle, wie jeden Morgen, um zur Arbeit zu kommen, detonierte die Bombe.

Das hatte ich kommen sehen, weshalb es für mich ruhig subtiler eingebaut werden könnte. Ähnlich dem Schluss der Geschichte.


Verstehe. Für Ben sind diese Anschläge Alltag. Es spielt keine große Rolle, warum Rahel aus seinem Leben verschwunden ist. Ben findet sich ab, ja auch mit dem Wehrdienst seiner Tochter. So ist das Leben in seinem Land. Ich kann aber mal ausprobieren, wie es wirkt, wenn ich es subtiler schreibe. Es darf für meinen Geschmack nicht so viel Gewicht bekommen oder effekthascherisch klingen. Ich versuch es mal (heimlich)

Mit einem Lächeln, das sämtliche Augenfalten bündelte,

Das ist echt schön.


Daran habe ich erst nach einem Kommentar gepfriemelt, umso erleichterter bin ich, dass es positiv auffällt.

Der Schluss ist schrecklich anschaulich, obwohl du ja eigentlich gar nicht viel sagst. Da läuft es mir kalt den Rücken herab.
Für mich könntest du noch ein zwei Besonderheiten aus Bens Alltag im Grenzgebiet einbauen, um das Bild abzurunden, z.B. Häufige Kontrollen auf der Straße, Güterknappheit, ähnliche Verluste bei Nachbarn und Freunden. Eine Geschichte, die mich traurig und irgendwie auch ein bisschen schwerfällig zurücklässt. Toll geschrieben.

Du ahnst gar nicht, wie mich das freut, anschaulich ohne viel zu sagen. Das mag ich selbst gerne lesen in Geschichten.
Der Hinweis, mehr Begebenheiten des Alltags einzubauen, fiel schon mehrmals.
Bei der Bearbeitung werde ich das berücksichtigen. Dankeschön für deine konkreten Beispiele, deine Zeit und dir einen schönen Abend, Kanji


Hej, liebe Chai,

und danke, dass du dich in diese Geschichte gestürzt und sie unbefangen gelesen hast.
Es war für mich ein Versuch, eine Situation zu schaffen, eine Handlung mit dem Blick auf nur eine Figur.

Ein trauernder Mann. Der Rest drumherum. So grob wars gedacht. Und dass das in erster Linie für dich durchging, macht mich froh.
Besonders, weil du sie leicht empfunden hast. Denn mein Gedanke war, ich nehme eine Figur und einen Ort und lasse sich den durch die Handlung verändern. So richtig krass ist es jetzt nicht geworden, aber seinen Frieden, den er da auf der Bank empfand, das Scherzen mit den Vögeln, die angenehme Atmosphäre und seine Entspanntheit, nach dem wöchentlichen Gespräch mit seiner Frau war schon 'erarbeitet' :shy:
Und am Ende dann sie dieselbe Bank, dieselben Vögel aber eine katastrophale Wende.
So die Theorie. ;)

Mich auch, und in diesem Rahmen finde ich das Ende gar nicht so unrealistisch. Gut, vielleicht würde im wahren Leben niemand so reagieren, aber wenn ich das auf der Bühne sehen würde, würde mich das, denke ich, mehr berühren, als wenn am Schluss die große Panik ausbricht.

Ähnlich dachte ich auch. In seiner Blase, in der Ben seit Rahels Tod als alleinerziehender Vater seit Jahren lebt, in einem Land, in der der Terror Alltag ist, da könnte es dem einen oder anderen Charakter eher lähmen, wenn eine weitere Katastrophe eintrifft. Ben ist ein Träumer, siehe Szene mit Rahels Buch und als seine Tochter, darauf besteht, eine geschichte zu hören, die Geschichte zu hören, da schlägt er ihr es nicht ab. Was kann er sonst tun? Schreiend im Kreis laufen hätte ich nicht gerne gelesen, bloß weil es wahrscheinlicher wäre. Und er weiß ja auch bis zum Schuss nicht, was da bei ihr so abgeht.

naja, solche Gedanken waren es eben.

Ben scheint mir ein sehr starker Charakter zu sein, der den Tod seiner Frau grundsätzlich akzeptiert hat, auch, wenn er sie nach wie vor schrecklich vermisst. Das Gerede am Grab fand ich deshalb eher erleichternd (für Ben), dessen Leben trotz allem weitergegangen ist. Ob es daran liegt, dass Ben seine Trauer nicht wirklich zulässt und grundsätzlich versucht, die Dinge positiv zu sehen? Vielleicht bricht er deshalb am Schluss nicht in Panik aus, sondern erzählt die Geschichte zu Ende.

Es macht mich aber sehr zufrieden, dass du die geschichte so annehmen konntest, wie sie da steht und versucht hast, dich einzufühlen. Mehr kann ich nicht verlangen. :kuss:

Ich finde, der erste Satz klingt etwas holprig. Das liegt, denke ich, daran, dass das "und vor allem" mitten im Satz kommt. Mir gefiele:" Unter der Akazie genoss er Schatten, den süßlichen Duft der roten Blüten und vor allem Ruhe" besser.

Gekauft. Ich ändere den umgehend.

" ... Eine Gruppe winziger Vögel bewegte sich vor seinen Füßen ..." bewegte finde ich hier zu schwammig. Vielleicht kannst du das noch konkretisieren? Zumal es dann: " ... einige standen still ..." heißt.

Hm, das geht sicher eleganter. Ich kümmere mich.

" ...Im Stein aus Marmor war der Vorname seiner Frau eingraviert - als hätte sie ihn selbst unterschrieben ..." Toller Vergleich!

Hui, das ist schön.

". .. Sorge dich nicht ..." klingt etwas aufgesetzt in meinen Ohren. Vielleicht eher:"Mach dir keine Sorgen ..."?

Lustig, wenn es genau die Formulierungen sind, die komisch klingen, bei denen man selbst nicht so überzeugt war.

" ... erwähnte ich aber noch nicht ..." klingt für mich in der wörtlichen Rede nicht authentisch. Ich würde eher:"Habe ich nicht erwähnt schreiben.

Überzeugt mich auch.

" ... farbloser Himmel ... die Sonne stand jetzt hoch ..." Mit dem Bild habe ich Schwierigkeiten. Ein farbloser Himmel ist für mich grau. Aber wie kann dann da die Sonne scheinen?

Es gibt diese Tage, an denen ist es so heiß und die Ozonschicht sichtbar und dann wirkt das Blau des Himmels so hellblau, dass es beinahe weiß, als fast farblos ist.
Ich kann das nicht ändern. ;)

Das war mir eine Freude, weil große Hilfe und überhaupt ist es immer ein schönes Gefühl, von dir zu lesen.

Lieber Gruß, Kanji

 
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Hey Kanji, schön, wieder was von Dir zu lesen. Mein erster Eindruck ist, dass es sich bei der Erzählung um eine Geschichte aus Israel handelt. Der Name Sumaya kommt aus dem Arabischen, Rahel kommt aus dem Hebräischen, und Izzy ist ein in Israel verbreiteter Kosename. Die Erwähnung der Grenze und der häufigen Anschläge passt zu meiner Theorie.

Wenn ich diesen Faden weiterspinne, dann könnte man es so sehen, dass das jüdische Ehepaar Ben und Rahel eine palästinensische Haushälterin hatten, und die Art, wie Ben über Sumaya spricht, legt nahe, dass das Ehepaar keinerlei religiöse oder politische Vorbehalte gegen sie hatte. Im Gegenteil. Da schwingt Vertrautheit und Wertschätzung mit. Das wiederum legt nahe, dass diese Familie (ideologisch) außerhalb des Konfliktes steht, der zwischen Israel und Palästina tobt, soweit das eben überhaupt möglich ist.

Die Tochter Izzy wird nun am Ende der Story in einer kritischen, lebensbedrohlichen Situation gezeigt. Bei mir kam da sofort der Verdacht, dass Izzy Wehrdienst schiebt, denn das machen in Israel auch die Frauen. (Ich werde mir gleich mal die Kommentare anschauen, habe das bislang nur überflogen.)

Zunächst einmal zur Einschätzung des Realismusaspekts. In Israel sind leider Dinge realistisch, die wir uns hier nicht vorstellen können. Insofern finde ich es plausibel, dass die Familie zwei Mal hintereinander sozusagen vom Krieg bzw. Terror getroffen wird. Ich verfolge seit Jahren die Nachrichten aus Israel, weil das ein ebenso tragischer wie komplexer Konflikt ist, bei dem es mir unheimlich schwierig erscheint, einen Standpunkt zu entwickeln, der über das Selbstverständliche hinausgeht.

Vor einigen Jahren gab es da diese Handy-Aufnahme, die mich zutiefst erschüttert hat: Ein israelischer Soldat richtet einen verletzten palästinensischen Attentäter, der wehrlos am Boden liegt, mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe hin. Ich weiß nicht, warum mich das so geschockt hat. Schließlich ist Krieg nun einmal das Barbarischste, was sich Menschen seit Jahrtausenden systematisch antun. Für mich spiegelte sich darin der Hass und die gegenseitige Verachtung der beiden Konfliktparteien.

Mir gefällt gut, dass Du zeigst, wie stark die Sehnsucht der Menschen in Israel nach einem normalen Leben ist. Die Menschen wünschen sich einen Alltag, wie wir ihn hier haben. Aber das scheint in sehr weiter Ferne zu liegen. Die Härte, mit der dieser Kampf auf beiden Seiten geführt wird, vergiftet die Atmosphäre und wird vermutlich noch die nächsten Generationen beeinflussen.

Als Erzähler kann man beim Schreiben einer solchen Geschichte unmöglich einen Standpunkt beziehen, denke ich. Man kann nur zeigen, wie tragisch das Ganze für alle Beteiligten ist. Dass Du eine jüdische Familie gewählt hast, sehe ich nicht als Meinungsbekundung für die eine oder andere Seite. Es hätte auch eine palästinensische sein können.

Eine Kurzgeschichte kann kaum leisten, die inneren Zusammenhänge eines solchen Konflikts zu erhellen. Aber sie kann Aufmerksamkeit und Mitgefühl wecken. Und das leistet Deine Geschichte sehr gut finde ich.

In dem Zusammenhang: Vor einigen Tagen lief auf 3Sat ein TV-Film Dreiteiler (Täter, Opfer, Ermittler) über die NSU-Ereignisse, von denen mir besonders der Teil über die Opfer gefallen hat. Mich hat das sehr berührt, weil hier eben aus bloßen Fakten, die die Medien vermitteln eine Geschichte mit realen Menschen wurde und man das Leiden dieser Familien ansatzweise nachempfinden konnte. In solchen Momenten ist Film und Literatur sehr stark, finde ich. Das bringt uns fremde Schicksale näher und trägt vielleicht einen kleinen Anteil daran, dass wir im Zweifelsfall ein wenig besonnener handeln, das Menschliche sehen und würdigen.

Natürlich kann man rein vom Handwerklichen her fragen, ob dieses Zwiegespräch zwischen dem Mann und seiner toten Frau nicht schon zu oft in Film und Literatur vorgekommen ist. Zumindest hat es mich nicht gestört. Ich denke, das kann man machen.

Geschrieben finde ich das insgesamt sehr schön. Es gab eine Stelle, wo ich hängengeblieben bin. Da „gruppierten“ sich Vögel, was sich ziemlich schräg anhört. Doch der Ton insgesamt, das gefällt mir sehr gut. Alles zusammen sehr gern gelesen, Kanji.

Gruß aus der Stadtmitte
Achillus

 

Hej Achillus,

und danke, dass du dich mit meinem Text befasst.

Mein erster Eindruck ist, dass es sich bei der Erzählung um eine Geschichte aus Israel handelt. Der Name Sumaya kommt aus dem Arabischen, Rahel kommt aus dem Hebräischen, und Izzy ist ein in Israel verbreiteter Kosename. Die Erwähnung der Grenze und der häufigen Anschläge passt zu meiner Theorie.

So waren die Krumen (und andere) gedacht. Das mag ein einfältiger Weg sein, eine Geschichte zu verorten, aber deutlicher mochte ich nicht werden.

Wenn ich diesen Faden weiterspinne, dann könnte man es so sehen, dass das jüdische Ehepaar Ben und Rahel eine palästinensische Haushälterin hatten, und die Art, wie Ben über Sumaya spricht, legt nahe, dass das Ehepaar keinerlei religiöse oder politische Vorbehalte gegen sie hatte. Im Gegenteil. Da schwingt Vertrautheit und Wertschätzung mit. Das wiederum legt nahe, dass diese Familie (ideologisch) außerhalb des Konfliktes steht, der zwischen Israel und Palästina tobt, soweit das eben überhaupt möglich ist.

So war es gedacht. Zeigen und so wenig es mir möglich war, zu werten.

Die Tochter Izzy wird nun am Ende der Story in einer kritischen, lebensbedrohlichen Situation gezeigt. Bei mir kam da sofort der Verdacht, dass Izzy Wehrdienst schiebt, denn das machen in Israel auch die Frauen. (Ich werde mir gleich mal die Kommentare anschauen, habe das bislang nur überflogen.)

Dass Izzy Wehrdienst leistet wird im Text angedeutet. Du müsstest die Kommentare nicht lesen.

Vor einigen Jahren gab es da diese Handy-Aufnahme, die mich zutiefst erschüttert hat: Ein israelischer Soldat richtet einen verletzten palästinensischen Attentäter, der wehrlos am Boden liegt, mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe hin.

Diese Tat kam vor Gericht und wurde als Totschlag gewertet. Der junge Soldat musste achtzehn Monate ins Gefängnis.

Mir gefällt gut, dass Du zeigst, wie stark die Sehnsucht der Menschen in Israel nach einem normalen Leben ist. Die Menschen wünschen sich einen Alltag, wie wir ihn hier haben. Aber das scheint in sehr weiter Ferne zu liegen. Die Härte, mit der dieser Kampf auf beiden Seiten geführt wird, vergiftet die Atmosphäre und wird vermutlich noch die nächsten Generationen beeinflussen.

Gerade aktuell steht eine siebzehnjährige Palästinenserin zur Anklage vor dem Militärgericht, die wiederholt israelische Soldaten attackierte und als neue Figur des Widerstand gilt.

Als Erzähler kann man beim Schreiben einer solchen Geschichte unmöglich einen Standpunkt beziehen, denke ich. Man kann nur zeigen, wie tragisch das Ganze für alle Beteiligten ist. Dass Du eine jüdische Familie gewählt hast, sehe ich nicht als Meinungsbekundung für die eine oder andere Seite. Es hätte auch eine palästinensische sein können.

Das sehe ich genauso und ich freue mich, dass es für dich so aussieht.

Eine Kurzgeschichte kann kaum leisten, die inneren Zusammenhänge eines solchen Konflikts zu erhellen. Aber sie kann Aufmerksamkeit und Mitgefühl wecken. Und das leistet Deine Geschichte sehr gut finde ich.

Das ist sehr mitfühlend und freue mich, dass mein Versuch bei dir aufgegangen ist.

In solchen Momenten ist Film und Literatur sehr stark, finde ich. Das bringt uns fremde Schicksale näher und trägt vielleicht einen kleinen Anteil daran, dass wir im Zweifelsfall ein wenig besonnener handeln, das Menschliche sehen und würdigen.

Und dein Beispiel zeigt eine Gesellschaft, in der wir direkt beteiligt sind. Nicht im Nahen Osten. Gewalt und Diskreminierung ist allgegenwärtig.

Natürlich kann man rein vom Handwerklichen her fragen, ob dieses Zwiegespräch zwischen dem Mann und seiner toten Frau nicht schon zu oft in Film und Literatur vorgekommen ist. Zumindest hat es mich nicht gestört. Ich denke, das kann man machen.

Es gab für mich nicht allzu viele Möglichkeiten, wollte ich eine direkte Interaktion mit anderen Figuren vermeiden. Selbstgespräche ohne das Grab hätte meinen Protagonisten vielleicht zu unglaubwürdig erscheinen lassen.

Da „gruppierten“ sich Vögel, was sich ziemlich schräg anhört.

Danke für den Hinweis. Ich werde diesen Satz noch einmal ins Visier nehmen.

Danke für deine Zeit und freundlicher Gruß, Kenji

 

Hi Kanji,

deine Geschichte gefällt mir und ich habe mich von ihr mitnehmen und berühren lassen - und danach, das kann auch mit der Lektüre der Kommentare zusammenhängen, hatte ich doch so ein paar Fragen.

Zum Beispiel: Für mich ist es nicht gleich, ob es Krebs oder Terror ist, die Unsicherheit empfindet man meistens bei dem zweiten ja doch stärker, und das kommt schon für mich angemessen heraus, also dass da etwas unvermittelt und plötzlich hereinschlagen kann. Aber muss es wirklich in Israel sein? Klar, das kann da passieren, aber überall sonst ja auch. Die weitaus meisten Israelis kommen wie die weitaus meisten Deutschen, Amerikaner, Chinesen ... nicht bei Terroranschlägen um. Statistisch wäre deine Geschichte kaum weniger glaubwürdig, wenn sie beispielsweise in Deutschland spielen würde. Da könnte man sie dann allerdings als eine Warnung vor Gefahren auffassen und sie erschiene womöglich absichtsvoller (belehrender), als sie ist. Das vermeidest du, wenn du sie in Israel spielen lässt, dafür kaufst du dir aber halt ein anderes Klischee ein, nämlich das, dass Israel das Land der Terrorgefahr sei ... Du könntest Somalia oder den Irak wählen, aber das ist auch unsicheres, kliescheevermintes Terrain. Tja, verzwickt, verzwickt.

Oder das Ende: Hab ich erst mal so hingenommen, aber ein bisschen dick aufgetragen ist es vielleicht doch. Zufall muss der Zusammenfall von schlimmem Ende und Anruf nicht sein. Sie ruft den Papa an, um ihn ihm gefahrvollen Moment bei sich zu haben, er soll die Geschichte erzählen, um sie zu trösten. Etwas ungewöhnlich, aber warum nicht. Ich frage mich, welche bessere Wahl es gäbe, als so jemanden anzurufen, und komme auf nichts. Also, zu unwahrscheinlich finde ich das nicht. Nur eben ein bisschen dick aufgetragen ... (Und fällt ihm das Telefon wirklich aus der Hand? Erzählt er wirklich weiter? Versucht er nicht, hinzuhören und herauszubekommen, was passiert sein könnte? Ja gut, er hört nichts mehr, aber warum eigentlich? War hat aufgelegt?)

Dann keine Frage sondern eine Standardkritik, mit der ich immer wieder gerne nerve:

„Hey, wir tragen die gleichen Hemden“
Der meint die Vögel? Schon witzig, ich hab's aber beim ersten Lesen nicht gleich kapiert ...

Und noch ein paar Kleinigkeiten:

Nach all den Jahren.
Und nach all den Jahren liegt immer noch das Buch auf dem Nachttisch? Ich kann mir das schon vorstellen, je länger es liegt, desto weniger gern möchte er es wegräumen. Aber: Staubt das nicht ein?

Apropos, da fällt mir ein
-- find ich für dieses Gespräch so mittelmäßig passend, weil ich mir eher vorstelle, er überlegt sich schon vorab, was er so in etwa erzählen wird. Und von Sumaya wird er bestimmt erzählen, schon allein weil Rahel sie sicher auch noch kennt.

„In manchen Nächten halte ich es im Schlafzimmer eben einfach nicht aus. – Lach nicht!
HAt er das nicht auch schon läget erzählt? Es gibt einen konkreten Anlass, um das wieder zu erzählen, so viel ist klar. aber ganz neu ist das Rahen doch bestimmt nicht.

Ob er schon erwähnt hätte, dass auf ihrem Nachttisch noch immer das Buch läge, in dem sie zuletzt las.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er es nicht immer wieder erzählt haben sollte ...

Die Taschenkontrollen vor den Einkaufszentren, die Frage, ob man eine Waffe bei sich tragen würde, die Nachrichten über Angriffe auf Straßencafes, das alles passierte, aber direkter kam es bislang nicht an Ben heran.
Das ist mir im Sinn der obigen Überlegungen zu viel Herumerklären. Es ist plötzlich gekommen, ob wohl man wissen kann, dass solche Dinge geschehen. Das ändert sich nicht grundsätzlich, wenn man am Supermarkteingang die Tasche zeigen muss.

So, jetzt ist aber wieder Schluss mit Mosern! Ach nee, doch nicht :) : Irgendwie kapier ich den Titel nicht ganz ...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hej erdbeerschorsch

und weil ich hier gerade so herumstromere, antworte ich dir auch gleich mal.

deine Geschichte gefällt mir und ich habe mich von ihr mitnehmen und berühren lassen

Und Schluss. ;) Meinetwegen hätte dein Kommentar hier enden können, denn ich habe in der Zeit, in der ich hier bin und Geschichten schreibe, herausgefunden, dass es meine einzige Motivation ist, wenn ich Leser berühren kann. Ich habe keine neuen Informationen oder Erkenntnisse oder Überraschungen. Ich will den einen oder anderen Leser mitnehmen und berühren.

Aber muss es wirklich in Israel sein?

Muss und muss. Der Geschichte ging ein Bild voraus. Das war in Israel. Ich habe aber doch versucht, offenzulassen, Namen gibt es mittlerweile weltweit, dennoch war ich nicht in der Lage, es nicht zu verorten. Wenn ich aber etwas Abstand gewonnen habe, werde ich diesbezüglich nochmals herangehen und etwas in diese Richtung ausprobieren. Schwierig ist es jedoch, weil es mir weniger um den Tod Rahels ging, als um den Alltag mit der Grenze, dem Grenzgang, dem Widerstand, dem Schmuggel, dem Wehdienst, auch für Frauen. Und natürlich sollte es leicht bleiben. Ich müsste mir also ein Phantasieland ausdenken und und das Genre wechseln.

Oder das Ende: Hab ich erst mal so hingenommen, aber ein bisschen dick aufgetragen ist es vielleicht doch.

Ich fürchte, es manifestiert sich mit der Zeit, mein Hang zum Drama und Dickauftragen. Es geht während des Schreibens mit mir durch. Erst wenn ich beim Schreiben selbst Gänsehaut bekomme oder mitleide, bin ich zufrieden. Gott, was hat mir Ben leid getan. :(

Etwas ungewöhnlich, aber warum nicht.

Das liegt vermutlich an meinen eigenen Vorlieben. Ich gebe jetzt mal preis, weil wir so nett plaudern ;), dass ich keine Geschichten lesen will, die gewöhnlich sind und leicht vorhersehbar. Da schieße ich eben auch mal übers Ziel hinaus, um mich selbst zu überraschen. Verrückt hört sich das jetzt aber doch an. :hmm:

(Und fällt ihm das Telefon wirklich aus der Hand? Erzählt er wirklich weiter? Versucht er nicht, hinzuhören und herauszubekommen, was passiert sein könnte? Ja gut, er hört nichts mehr, aber warum eigentlich? War hat aufgelegt?)

Das ist eine lustige Unterhaltung mit dir. Ja, Ben fällt das Telefon aus der Hand. Ich habe mir vorgestellt, dass jemand wie er, der alles im haus so lässt, als würde seine tote Frau jederzeit wieder zurückkommen und das angefangene Buch weiterlesen, der mit ihr am Grab redet, als könne sie antworten, der es hinnehmen muss, das seine einzige Tochter, das einzige Verbindungsstück zu seiner geliebten Frau, gefährlichen (selbst diese Gefahr spielt er wohlweislich herunter) Wehrdienst an der Grenze leisten muss, der fügt sich, der resigniert und ergibt sich, den verlassen schlagartig Lebenskraft und Energie. (das war schon wieder recht dicke, nicht wahr?)

Und aufgelegt hat wohl niemand. Ich stellte mir Schmuggler vor, die Izzys Telefon zertraten. So ...

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
„Hey, wir tragen die gleichen Hemden“

Der meint die Vögel? Schon witzig, ich hab's aber beim ersten Lesen nicht gleich kapiert ...


Genau. Ben sitzt nach getaner Grabpflege und Gespräch in praller Sonne auf der Bank im Schatten und fühlt sich gut. Aufgefüllt, seiner Frau nah und für diesen Moment ist er so was wie zufrieden, zu Scherzen aufgelegt. Und da hopsen die winzigen Vögel vor seinen Füßen herum und er trägt ein Hemd in der selben Farbe ihres Gefieders. Schon witzig von Ben.

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Nach all den Jahren.

Und nach all den Jahren liegt immer noch das Buch auf dem Nachttisch? Ich kann mir das schon vorstellen, je länger es liegt, desto weniger gern möchte er es wegräumen. Aber: Staubt das nicht ein?


Klar staubt das ein. Und jetzt wo Sumaya nicht mehr putzt, bin ich nicht mal sicher, ob er es regelmäßig abstaubt. Soll nicht unsere Sorge sein. ;)

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Apropos, da fällt mir ein
-- find ich für dieses Gespräch so mittelmäßig passend, weil ich mir eher vorstelle, er überlegt sich schon vorab, was er so in etwa erzählen wird. Und von Sumaya wird er bestimmt erzählen, schon allein weil Rahel sie sicher auch noch kennt.

Ben ist einsam, bekommt keinen Besuch, besucht niemanden. Er hat nicht viel zu erzählen, wiederholt sich. Der Vorteil, seine Frau kann nicht genervt ins Wort fallen und die Augen verdrehen.

HAt er das nicht auch schon läget erzählt? Es gibt einen konkreten Anlass, um das wieder zu erzählen, so viel ist klar. aber ganz neu ist das Rahen doch bestimmt nicht.

Das ist aber süß von dir ('tschuldige, bitte). Nee, Rahel wird sich langweilen, das glaube ich auch.

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Die Taschenkontrollen vor den Einkaufszentren, die Frage, ob man eine Waffe bei sich tragen würde, die Nachrichten über Angriffe auf Straßencafes, das alles passierte, aber direkter kam es bislang nicht an Ben heran.
Das ist mir im Sinn der obigen Überlegungen zu viel Herumerklären. Es ist plötzlich gekommen, ob wohl man wissen kann, dass solche Dinge geschehen. Das ändert sich nicht grundsätzlich, wenn man am Supermarkteingang die Tasche zeigen muss.

Diesen Zusatz habe ich tatsächlich erst etwa unbeholfen und halbherzig zugefügt. Ich denke noch einmal darüber nach.

So, jetzt ist aber wieder Schluss mit Mosern! Ach nee, doch nicht : Irgendwie kapier ich den Titel nicht ganz ...

Wie schade. felixreiner hat es so formuliert
Denn bei genauer Betrachtung ist es kein Spiel. Wie im Spiel geht es nur einmal zu, beim Versteckspiel auf dem Rasen. Als die Tochter später wieder auftaucht, ist der Vater an der Stelle der Mutter aus dem Spiel, und die Tochter reproduziert die Mutter, indem sie offenbar den gleichen Tod stirbt. Im Spiel wird also Ernst aus dem Spiel...

Das kommt dem, was ich mir dabei gedacht ziemlich nah. Wenn man mal lapidar davon ausgeht, dass das Leben an und für sich kein Kinderspiel ist, komme ich im Text darauf zurück. Das Spiel im Garten, hide and seek, das sich so ähnlich scheinbar gegen die Schmuggler wiederholt, jedenfalls wollte ich diesen Gedanken forcieren, das steckt im Titel.

Es ist mir immer eine Freude, dich unter meinen Geschichten zu finden und mich mit deinen Gedanken anzuregen.

Freundlicher grüß, Kanji

 

Liebe Kanji,

jetzt schau ich bei dir vorbei und stelle fest, dass ich bisher noch keine deiner Geschichten kommentiert habe. Obwohl ich immer fleißig mitlese. Warum sag ich dann nichts dazu? Ich glaube, es liegt daran, dass deine Geschichte genau in die Richtung gehen, die ich lieber vermeide. Ich mag keine Geschichten, die mich traurig machen. Das nimmt mich immer viel zu sehr mit. Das trage ich tagelang mit mir rum, bin dann doof melancholisch und das mag doch keiner haben.
Deswegen überflieg ich deine Geschichten meistens, lese Kommentare und nehme ein bisschen zum Lernen mit.

Aber jetzt ist die Zeit wohl gekommen. Wie gesagt, die Kommentare habe ich überflogen, die Geschichte aber jetzt richtig und komplett gelesen.

Verschwitzt, das Hemd unter den Achseln durchnässt, breitete Ben die Arme auf der Rückenlehne der Bank aus, auch um es zu trocknen.
Der letzte Nebensatz gefällt mir nicht so ganz. Hört sich irgendwie gestelzt an. Er breitet seine Arme aus um es sich zu bequem zu machen und gleichzeitig sein Hemd zu trocknen. Brauche ich diese Info? Ich glaube ich würde es einfach weglassen

Wie kleine Angeber, dachte Ben.
Das finde ich süß. Genauso sind die kleinen Vögel.

sah dabei an seinem sandfarbenen hinunter, das locker über den Bund der Hose fiel.
Irgendwie fehlt mir hier was, auch wenn man es so versteht. Aber man liest und sieht eine Lücke. Die Vermeidung der Wiederholung. Wie wäre es mit sandfarbenem Oberteil?

aber auch ‘“ anhört.
Wilde Anführungszeichen.

Ich hab sie nicht zu überreden versucht.
Ich habe nicht versucht sie zu überreden – klingt meiner Meinung nach natürlicher.

Aber ja, ich hab ihr einen Kranz überreicht für viele Jahre treuer Dienste und Stillschweigen wegen der Zigarettenfilter überall. Natürlich in bar, wofür hältst du mich?
Bei Kranz denke ich an einen Blumenkranz. Aber es scheint um Geld zu gehen?

Izzy ist jetzt an der Grenze stationiert, aber das weißt du schon.
Warum sagt er das dann? Würde er nicht einfach sagen.
Izzy hat zum Glück nur selten Einsätze drüben.

Er winkte ab und beim Absenken des Armes
Um die Wiederholung von ab zu vermeiden könnte man einfach Senken schreiben, oder?

Dass ihr nächster Urlaub bevorsteht habe ich aber noch nicht erwähnt.
Ich kämpfe mit den Kommas, aber ich würde ganz kühn behaupten, es kommt eins hinter bevorsteht?

„In manchen Nächten halte ich es im Schlafzimmer eben einfach nicht aus. – Lach nicht! Die Luft bleibt mir dann weg und die Hände beginnen zu zittern. Kannst du dir das nicht vorstellen?“
Es ist so schön, wie du die Liebe zwischen Ben und Rahel beschreibst. Es tut weh zu sehen, wie sehr Ben Rahel vermisst, aber Ben ist alt und man könnte denken, das Rahel gestorben ist, weil sie eben auch alt war. Das ist traurig, aber der Lauf der Dinge und diese große Liebe, die sogar den Tod überdauert, rückt das Geschehen eher ins Positive.

Für einen Moment meine ich sogar, den Duft deiner Nachtcreme zu riechen.
Das zerreißt einem das Herz. :herz:

Sie war eins von den vierzehn Opfern, die an der Haltestelle, keine hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt, auf den Bus gewartet hatte; an einem ganz gewöhnlichen Dienstagmorgen. Und obwohl es täglich Anschläge gab, traf es Ben aus heiterem Himmel.
Den zweiten Satz finde ich unnötig. Jeden Tag sterben überall Menschen. In Deutschland sterben täglich Menschen im Straßenverkehr, aber würde man annehmen, dass jemand nicht schockiert ist, wenn ein geliebter Mensch stirbt?

„Wieso wenig Zeit ... Liebes? Warum rufst du … ? Was – ?“ Ben stand wieder auf, ging einige Schritte und trieb die Vögel weiter vor sich her.
Die Unruhe von Ben beschreibst du sehr gut. Ich kann mir richtig vorstellen, wie er aufsteht, sich hinsetzt, durchs Gesicht fährt.

An Bens Ohr dröhnte aus dem Telefon ein lauter Knall.
Das finde ich grauenhaft. Warum tust du so was? Der arme Ben!

Ich hatte ja schon beim Überfliegen gemerkt, dass es traurig wird. Die Liebe zwischen Ben und Rahel, seine Sehnsucht nach ihr, das löst eine angenehme Melancholie aus. Das ist traurig, aber schön traurig.
Aber dieses Ende. Das macht mich nicht traurig. Da werde ich eher bockig und denke mir, nein, das kann nicht sein. Das ist viel zu schlimm. Das kannst du Ben nicht antun! Und dann ist es für mich einfach nicht wahr.

„Dort am Ufer küsste der glückliche Mann … die beinahe durchsichtige Frau … unvermittelt und herzhaft, dass sie von da an gar nicht genug von seinen Küssen bekommen konnte …“
Diese Sätze am Ende verstehe ich nicht. Warum sollte Ben noch weiterreden? Was möchtest du damit zeigen? Dass er immer weitermacht auch wenn jetzt Frau und Tochter tot sind? Dass er so schockiert ist und sein Hirn einfach weiter erzählt?

Insgesamt hat mir dein Text gut gefallen, aber das Ende ist nicht mein Ding. Irgendwie hätte ich es passender gefunden, wenn Ben gestorben wäre. Dann wäre es ein Happy End irgendwie und er wäre endlich wieder bei Rahel. Aber das ist wohl etwas kitschig. :Pfeif:

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hej Nichtgeburtstagskind,

wie schön, dass du dich doch mal durchgerungen hast, mir behilflich zu sein.

Ich mag keine Geschichten, die mich traurig machen. Das nimmt mich immer viel zu sehr mit. Das trage ich tagelang mit mir rum, bin dann doof melancholisch und das mag doch keiner haben.

Schon lustig, wo du selbst Horror schreibst und man sich damit ja auch nicht unbedingt muggelig fühlt. ;)

Aber jetzt ist die Zeit wohl gekommen. Wie gesagt, die Kommentare habe ich überflogen, die Geschichte aber jetzt richtig und komplett gelesen.

The time is now!

Verschwitzt, das Hemd unter den Achseln durchnässt, breitete Ben die Arme auf der Rückenlehne der Bank aus, auch um es zu trocknen.

Der letzte Nebensatz gefällt mir nicht so ganz. Hört sich irgendwie gestelzt an. Er breitet seine Arme aus um es sich zu bequem zu machen und gleichzeitig sein Hemd zu trocknen. Brauche ich diese Info? Ich glaube ich würde es einfach weglassen


Ben ist ein romantischer Träumer, s. Geschichte am Ende der Geschichte. An dieser Stelle habe ich mir vorgestellt, wie praktisch er sich selbst erlebt, wenn er während des Entspannend sein Hemd trocknen lässt. naja, muss man wohl nicht nachvollziehen können. :shy:

Wie kleine Angeber, dachte Ben.

Das finde ich süß. Genauso sind die kleinen Vögel.


Damit wollte ich seine Entspannung, seinen Humor und seine seine Phantasie zeigen. So der Plan.

sah dabei an seinem sandfarbenen hinunter, das locker über den Bund der Hose fiel.

Irgendwie fehlt mir hier was, auch wenn man es so versteht. Aber man liest und sieht eine Lücke. Die Vermeidung der Wiederholung. Wie wäre es mit sandfarbenem Oberteil?


Wäre wirklich zu überdenken.

aber auch ‘“ anhört.

Wilde Anführungszeichen.


So wild. Ich kümmere mich um sie.

Ich hab sie nicht zu überreden versucht.

Ich habe nicht versucht sie zu überreden – klingt meiner Meinung nach natürlicher.


Hm. Ich denke darüber nach, ob ich es natürlich möchte.

Aber ja, ich hab ihr einen Kranz überreicht für viele Jahre treuer Dienste und Stillschweigen wegen der Zigarettenfilter überall. Natürlich in bar, wofür hältst du mich?

Bei Kranz denke ich an einen Blumenkranz. Aber es scheint um Geld zu gehen?


Ben lebt in Büchern. Er neigt zur Übertreibung und hat wohl ein Bild im Kopf, in dem er Sumaya mit einem Blumenkranz verabschiedet, fügt dann realistischer Weise für Rahel hinzu, die ihn scheinbar immer wieder in die Wirklichkeit zurückholte, dass er sie mit Geld entlohnte.

Izzy ist jetzt an der Grenze stationiert, aber das weißt du schon.

Warum sagt er das dann? Würde er nicht einfach sagen.
Izzy hat zum Glück nur selten Einsätze drüben.


Ich wollte zeigen, dass er nicht jede Woche etwas Neues berichten kann, weil er einsam ist, sich also wiederholt. :shy: Rahel kann sich nicht beschweren.

Er winkte ab und beim Absenken des Armes

Um die Wiederholung von ab zu vermeiden könnte man einfach Senken schreiben, oder?


Gute Idee.

Dass ihr nächster Urlaub bevorsteht habe ich aber noch nicht erwähnt.
Ich kämpfe mit den Kommas, aber ich würde ganz kühn behaupten, es kommt eins hinter bevorsteht?

Gut möglich. :shy:

Es ist so schön, wie du die Liebe zwischen Ben und Rahel beschreibst. Es tut weh zu sehen, wie sehr Ben Rahel vermisst, aber Ben ist alt und man könnte denken, das Rahel gestorben ist, weil sie eben auch alt war. Das ist traurig, aber der Lauf der Dinge und diese große Liebe, die sogar den Tod überdauert, rückt das Geschehen eher ins Positive.

Echt? Ist Ben alt? :hmm:

Für einen Moment meine ich sogar, den Duft deiner Nachtcreme zu riechen.
Das zerreißt einem das Herz.

Nicht wahr? :(

Sie war eins von den vierzehn Opfern, die an der Haltestelle, keine hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt, auf den Bus gewartet hatte; an einem ganz gewöhnlichen Dienstagmorgen. Und obwohl es täglich Anschläge gab, traf es Ben aus heiterem Himmel.

Den zweiten Satz finde ich unnötig. Jeden Tag sterben überall Menschen. In Deutschland sterben täglich Menschen im Straßenverkehr, aber würde man annehmen, dass jemand nicht schockiert ist, wenn ein geliebter Mensch stirbt?


Ich kann auch auf ihn verzichten.

Die Unruhe von Ben beschreibst du sehr gut. Ich kann mir richtig vorstellen, wie er aufsteht, sich hinsetzt, durchs Gesicht fährt.

Schön, zu lesen. Danke.

An Bens Ohr dröhnte aus dem Telefon ein lauter Knall.
Das finde ich grauenhaft. Warum tust du so was? Der arme Ben!

Ich hatte ja schon beim Überfliegen gemerkt, dass es traurig wird. Die Liebe zwischen Ben und Rahel, seine Sehnsucht nach ihr, das löst eine angenehme Melancholie aus. Das ist traurig, aber schön traurig.
Aber dieses Ende. Das macht mich nicht traurig. Da werde ich eher bockig und denke mir, nein, das kann nicht sein. Das ist viel zu schlimm. Das kannst du Ben nicht antun! Und dann ist es für mich einfach nicht wahr.


Das tut mir leid, aber ist es nicht abwechslungsreicher, während des Lesens unterschiedlich zu empfinden? Ben wägt sich in Sicherheit. Rahel ist bereits nicht mehr bei ihm, Izzy kommt demnächst zu ihm zurück. Aber nichts ist wie es scheint und schon gar nicht vorhersehbar. That`s life.

„Dort am Ufer küsste der glückliche Mann … die beinahe durchsichtige Frau … unvermittelt und herzhaft, dass sie von da an gar nicht genug von seinen Küssen bekommen konnte …“

Diese Sätze am Ende verstehe ich nicht. Warum sollte Ben noch weiterreden? Was möchtest du damit zeigen? Dass er immer weitermacht auch wenn jetzt Frau und Tochter tot sind? Dass er so schockiert ist und sein Hirn einfach weiter erzählt?


Ben verharrt in seiner Geschichte, um die grausame Wirklichkeit auszublenden. Wie ein Kind, das in einer furchtbaren Situation sich Augen und Ohren zuhält, eine Melodie summt.

Insgesamt hat mir dein Text gut gefallen, aber das Ende ist nicht mein Ding. Irgendwie hätte ich es passender gefunden, wenn Ben gestorben wäre. Dann wäre es ein Happy End irgendwie und er wäre endlich wieder bei Rahel. Aber das ist wohl etwas kitschig.

Na immerhin. Mir kam es nicht in den Sinn, vom Alltag und dem Terror abzusehen und Ben an einem Hitzschlag o.ä. sterben zu lassen. Ben musste unter diesen Umständen leiden. So sorry.

Vielen Dank und ein fröhliches Wochenende, Kanji

 

Hi Kanji,

Schon lustig, wo du selbst Horror schreibst und man sich damit ja auch nicht unbedingt muggelig fühlt.
Die echte Welt macht mich fertig. Walking Dead schau ich mir an, aber die Nachrichten sind mir zu hart...

Er neigt zur Übertreibung und hat wohl ein Bild im Kopf, in dem er Sumaya mit einem Blumenkranz verabschiedet, fügt dann realistischer Weise für Rahel hinzu, die ihn scheinbar immer wieder in die Wirklichkeit zurückholte, dass er sie mit Geld entlohnte.
Würde dies nicht deutlicher, wenn es so was sagen würde wie: Quatsch, natürlich habe ich Bargeld gegeben.

Echt? Ist Ben alt?
Jetzt wo du es sagst... Stimmt, davon steht nichts im Text. Für mich ist er älter. So zwischen 60 und 70?
Seine Tochter ist schon erwachsen, und ... keine Ahnung, irgendwie war er so in meinem Kopf. ;)

Das tut mir leid, aber ist es nicht abwechslungsreicher, während des Lesens unterschiedlich zu empfinden? Ben wägt sich in Sicherheit. Rahel ist bereits nicht mehr bei ihm, Izzy kommt demnächst zu ihm zurück. Aber nichts ist wie es scheint und schon gar nicht vorhersehbar. That`s life.
Natürlich! Das ist ja das tolle an Büchern und Geschichten, dass sie sich in jedem Kopf etwas anders darstellen. Und das was du da schreibst, kann natürlich genau so passieren. Trotzdem mag ich es nicht lesen. Aber das ist ja dann mein Problem und nicht der des Textes. ;)

Dir auch noch ein schönes Wochenende.

NGK

 

Na guck Nichtgeburtstagskind,

da holen wir jetzt aber allerhand nach an Kommunikation, hab ich so den Eindruck.

Die echte Welt macht mich fertig. Walking Dead schau ich mir an, aber die Nachrichten sind mir zu hart...

Das steckt wohl dahinter. Ich lese auch am liebsten Geschichten, die nichts mit mir zu tun haben, mit meinem Leben und meinen Problemen - so unmittelbar meine ich.

Würde dies nicht deutlicher, wenn es so was sagen würde wie: Quatsch, natürlich habe ich Bargeld gegeben.

Wahrscheinlich schon, aber Ben spricht selten mit jemandem. Er liest Sätze aus Büchern und ich nehme an keine, mit realistischen Dialogen. ;)

Jetzt wo du es sagst... Stimmt, davon steht nichts im Text. Für mich ist er älter. So zwischen 60 und 70?
Seine Tochter ist schon erwachsen, und ... keine Ahnung, irgendwie war er so in meinem Kopf.

Ben ist nicht als. Seine Frau war jung als sie starb, Izzy fünf. Am Ende in der Geschichte waren beide gleich jung.

Und das was du da schreibst, kann natürlich genau so passieren. Trotzdem mag ich es nicht lesen. Aber das ist ja dann mein Problem und nicht der des Textes.

Und ich habs nicht so mit Horrorgeschichten. Schön aber, dass wir uns dennoch hin und wieder begegnen.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

mir hat deine kleine Geschichte gut gefallen :) – na ja - bis auf den Schluss. ;)
Da sind so viele schöne Formulierungen und nette Kleinigkeiten drin, dass es mir trotz des tragischen Inhaltes richtig Spaß gemacht hat, zu lesen. Und der tragische Inhalt macht es natürlich auch aus.

Die Angeber-Vögel finde ich auch ganz süß, aber dann fehlt mir irgendwie trotzdem die Verbindung zu Bens Hemd, vllt. kannst du die Farbe der Vögel, des Gefieders, vorher irgendwie unterbringen?

„Hey, wir tragen die gleichen Hemden“, sagte er, sah dabei an seinem sandfarbenen hinunter, das locker über den Bund der Hose fiel.

Sein Blick wanderte weiter zu den Füßen, die in Sandalen steckten, fiel auf die Zehen und er wackelte mit ihnen wie zum Gruß, beschloss für später eine Nagelpflege.
Sehr sympathisch!

Im Stein aus Marmor war der Name seiner Frau eingraviert. Als hätte sie ihn selbst unterschrieben.
Finde ich auch klasse, mit der Unterschrift

Er würde sich nie daran gewöhnen, zumindest ließ sich seinerzeit ein Foto von ihr auf dem Stein verhindern
Das „zumindest“ finde ich an der Stelle nicht richtig passend, vielleicht besser „wenigstens“?

Das bisschen Haushalt für mich alleine, krieg ich schon hin.
Komma weg

Stillschweigen wegen der Zigarettenfilter überall.
Was ist denn mit dem Zigarettenfiltern? Hat Ben die einfach so in die Wohnung geworfen (das Schwein!), oder vor wem muss Sumaya überhaupt verschweigen, dass er raucht?

Also, mir gefällt es sehr gut, wie Ben mit Rahel redet und seine Erinnerungen lebendig hält.

Bei der Szene im Garten, dem Versteckspiel, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Geschichte schon mal auftaucht, die Ben Izzy am Ende erzählen soll, dann wäre das irgendwie ein durchgehender Faden. Also nur so als Idee. Dass sie sich hinsetzen nach dem Spielen und er ihr diese Geschichte anfängt zu erzählen und dann später am Telefon das Ende davon.


Und obwohl es täglich Anschläge gab, traf es Ben aus heiterem Himmel. Die Taschenkontrollen vor den Einkaufszentren, die Frage, ob man eine Waffe bei sich tragen würde, die Nachrichten über Angriffe auf Straßencafes, das alles passierte, aber direkter kam es bislang nicht an Ben heran.
Für meinen Geschmack könnten diese Sätze weg, da sie dem vorangegangenen total die Show stehlen. Der Leser weiß das alles schon ungefähr, wie es dort abgeht, und das es Ben aus heiterem Himmel traf, ist ja auch leicht vorzustellen.
Einfach Schluss nach „Dienstagmorgen“ in diesem Absatz fände ich stärker.

Na ja, und der Schluss, den möchtest du ja wohl so und es ist ja auch deine Geschichte, aber ich sage dir trotzdem mal, wie er mir besser gefallen würde, denn ich finde, die Geschichte braucht den Tod von Izzy nicht. Wohl aber könnte ich mir eine Ungewissheit gut vorstellen, mit der die Geschichte endet, ohne das hier alles:

An Bens Ohr dröhnte aus dem Telefon ein lauter Knall. Er hörte einen Schuss, aufgeregtes Stimmengewirr.
Dann nichts mehr.
Ben senkte die Hand. Das Telefon fiel zu seinen Füßen in den Staub, verscheuchte die Vogelschar.

Dann könnte sich der Leser vorstellen, was immer er will, was jetzt mit Izzy los ist, aber es würde sich auch nichts an Bens momentanen Schrecken ändern – egal, wie es sich hinterher auflösen könnte.

Und worauf bezieht sich jetzt eigentlich der Titel genau, auf das Versteckspiel?

Vielleicht kannst du mit meinem Leseeindruck etwas anfangen, und trotz Schlussgemeckers habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen.


Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Raindog,

da freu ich aber, das du reinguckst und mir behilflich bist. :)

Da sind so viele schöne Formulierungen und nette Kleinigkeiten drin, dass es mir trotz des tragischen Inhaltes richtig Spaß gemacht hat, zu lesen.

Naja, immerhin. ;)

Die Angeber-Vögel finde ich auch ganz süß, aber dann fehlt mir irgendwie trotzdem die Verbindung zu Bens Hemd, vllt. kannst du die Farbe der Vögel, des Gefieders, vorher irgendwie unterbringen?

„Hey, wir tragen die gleichen Hemden“, sagte er, sah dabei an seinem sandfarbenen hinunter, das locker über den Bund der Hose fiel.


Naja, ich dachte sandfarben? :shy:

Er würde sich nie daran gewöhnen, zumindest ließ sich seinerzeit ein Foto von ihr auf dem Stein verhindern

Das „zumindest“ finde ich an der Stelle nicht richtig passend, vielleicht besser „wenigstens“?


Oh klar: wenigstens!

Das bisschen Haushalt für mich alleine, krieg ich schon hin.

Komma weg


Komma ist weg, mon général. :lol:

Was ist denn mit dem Zigarettenfiltern? Hat Ben die einfach so in die Wohnung geworfen (das Schwein!), oder vor wem muss Sumaya überhaupt verschweigen, dass er raucht?

Ben scheint Seher viel zu rauchen und überall in der Wohnung sind sie in Aschenbechern verteilt, die er nie leermacht, ich dachte an überquellende. Und SUmaya leerte die, ohne sich einmal darüber zu beschweren oder es auch nur anzusprechen und ihm somit ein schlechtes Gewissen zu ersparen.

Also, mir gefällt es sehr gut, wie Ben mit Rahel redet und seine Erinnerungen lebendig hält.

Das freut mich sehr.

Bei der Szene im Garten, dem Versteckspiel, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Geschichte schon mal auftaucht, die Ben Izzy am Ende erzählen soll, dann wäre das irgendwie ein durchgehender Faden. Also nur so als Idee. Dass sie sich hinsetzen nach dem Spielen und er ihr diese Geschichte anfängt zu erzählen und dann später am Telefon das Ende davon.

Das wäre tatsächlich eine gute Gelegenheit. Ich habe bloß einen Spaß daran, Lücken zu lassen. So wie sie sich in meinem Kopf als Rundumgeschehen ranken, so möchte ich den geneigten Leser auffordern, dasselbe zu tun. Naja, eben wohl dann nicht genau so. Also seine eigene - so wie du daran denkst, dass er die Geschichte von ihm und Rahel Izzy im Garten erzählt haben könnte. Ich mag die Vorstellung, dass dieser Freiraum bleibt und stelle mir vor, welche anderen Möglichkeiten sich wohl ergeben würden.

Für meinen Geschmack könnten diese Sätze weg, da sie dem vorangegangenen total die Show stehlen. Der Leser weiß das alles schon ungefähr, wie es dort abgeht, und das es Ben aus heiterem Himmel traf, ist ja auch leicht vorzustellen.
Einfach Schluss nach „Dienstagmorgen“ in diesem Absatz fände ich stärker.

Weißt du was? Das habe ich. Auch, weil sie bei der Einstellung gar nicht existierten. Lustig, oder?

Wohl aber könnte ich mir eine Ungewissheit gut vorstellen, mit der die Geschichte endet, ohne das hier alles:
An Bens Ohr dröhnte aus dem Telefon ein lauter Knall. Er hörte einen Schuss, aufgeregtes Stimmengewirr.
Dann nichts mehr.
Ben senkte die Hand. Das Telefon fiel zu seinen Füßen in den Staub, verscheuchte die Vogelschar.
Dann könnte sich der Leser vorstellen, was immer er will, was jetzt mit Izzy los ist, aber es würde sich auch nichts an Bens momentanen Schrecken ändern – egal, wie es sich hinterher auflösen könnte.

Oha. Das wäre eine einschneidende Maßnahme. Ich guck mir das mal an und lass es wirken. Ob Izzy stirbt bleibt eh unklar. Da kann alles mögliche passiert sein. Aber ein interessanter Einwand.

Und worauf bezieht sich jetzt eigentlich der Titel genau, auf das Versteckspiel?

Ich stelle mit Izzys Situation am Ende ähnlich vor, wie im Garten. Dieses Mal wird sie von Schmugglern gesucht, die sie aufgespürt haben und nun an ihrer Stelle jagen. Mein Hinweis :shy: Ich mag halt so gerne Fährten legen. Annehmen muss man sie ja nicht.

Vielleicht kannst du mit meinem Leseeindruck etwas anfangen, und trotz Schlussgemeckers habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen.

Vielen Dank, liebe Raindog für deine freundliche Unterstützung und eine schönen Abend, Kanji

 

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