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Kälteschlaf

Beitritt
15.10.2015
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Kälteschlaf

„Doctor Jones muss weg“, sagt Nadia. „Heute noch. Mir egal, wie du das anstellst.“
Die Kälte, mit der sie das sagt, lässt mich buchstäblich vor dem Telefonhörer zurückweichen. Dann setzt zuverlässig die innere Stimme ein, die Nadia verteidigt. Selbstschutz, ist doch klar. Letztlich geht es ja um ihr Leben, Jones würde sie glatt umbringen. Sie oder er, was soll man da machen?
Dabei hat sie ihn doch auch einmal geliebt.

*

Alien war der erste Film, den wir damals in der winzigen Zweizimmerwohnung sahen, in die wir nach knapp drei Monaten Beziehung gezogen waren. O-Ton, Director's Cut – klar, als Studenten zählten wir uns zur intellektuellen Elite. Zum Einzug hatten wir uns selbst die Tetralogie auf DVD geschenkt, Blu-ray und HD-Fernsehen waren damals noch nicht erschwinglich, jedenfalls für uns. Während Sigourney Weaver von dem außerirdischen Biest durch die Gänge der Nostromo gehetzt wurde, lehnte Nadia in meinem Arm, die Beine unter den Körper gezogen. Statt an den gruseligen Stellen ihr Gesicht in meiner Brust zu vergraben, wie es andere vor ihr getan hatten, erklärte sie mir die Bildästhetik von Ridley Scott und H. R. Giger, bis ich leicht genervt ihren Mund mit meinem verschloss und ihr das Weinglas aus der Hand nahm. Das Alien fand gerade sein drittes Opfer, als wir, bereits halbnackt, zum Bett wechselten. Dass wir nur selten hollywoodreif zur selben Zeit kamen, störte uns nicht, ich hatte ja noch zehn gesunde Finger. Wir saßen rechtzeitig wieder auf der Couch, nun endlich schweigend, als Lieutenant Ripley das Monster endgültig erlegte und sich gemeinsam mit dem zweiten überlebenden Crewmitglied für den Kälteschlaf bereitmachte: mit dem Kater Jones.
Am nächsten Morgen waren wir uns einig, dass auch wir eine Katze mit diesem Namen haben wollten. Der Doctor schlich sich erst später dazu, weil unser Jones – der in seinen schwarz-weißen Kuhflecken wenig Ähnlichkeit mit seinem rotgetigerten Filmvetter hat – so einen weisen, leicht entrückten Blick aufsetzt, wenn er uns von der Fensterbank aus beobachtet. Beim Kochen; beim Debattieren; beim Lieben. Beim Streiten.

„What's up, Doc?“ Ich grinse ihn freudlos an, nachdem ich das Telefon weggelegt habe. „Wir müssen uns nach einer neuen Bleibe für dich umsehen, mein Junge.“ Er hat mich das ganze Gespräch lang mit seinem unnachahmlichen Blick angesehen, als würde er mich analysieren. Auf jeden Fall versteht er, wenn man seinen Namen nennt.
Wohin mit ihm? Ich bin der Frage zu lange aus dem Weg gegangen, hätte mir längst eine Lösung überlegen müssen. Jetzt bin ich in Zeitdruck, und das macht es nicht leichter.

Bei Nadias ersten Niesanfällen hatten wir noch gewitzelt: Katzenhaarallergie, haar-haar! Doch die Schnelligkeit, in der sie sich über verstopfte Nase und Hustenattacken bis zum ausgewachsenen Asthma steigerte, war nach Ansicht des Allergologen rekordverdächtig, und das Lachen verging uns. Die Batterie von Tests, die Nadia durchlief, brachte wie üblich keine eindeutigen Ergebnisse, Tierhaare waren nur eine von mehreren Möglichkeiten. Als der Arzt das Wort „psychosomatisch“ ins Spiel brachte, ging Nadia an die Decke. Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“ – völlig indiskutabel.
So oder so war uns längst klar, dass es tatsächlich am Kater lag, zum Handeln konnte ich mich trotzdem nicht überwinden. Bis Nadia vorgestern fast gestorben wäre.

Ins Tierheim bringen oder gar aussetzen könnte ich ihn nie. Umbringen ist nicht mal einen Gedanken wert. Ihn in die viel zitierten „liebevollen Hände“ abzugeben, wäre die einzig realistische Option. Natürlich nicht so kurzfristig, da hätte ich mich eher kümmern müssen. Hätte, sollte, müsste. Es gibt noch eine andere Möglichkeit, sagt mir sein Blick. „Vergiss es“, raunze ich ihn an, erschrocken reißt er die Augen auf, als ich seine Futtervorräte in einen Karton feuere. „Wer verlässt denn bitte seine Frau für eine Katze? Das steht doch in keinem Verhältnis.“

Der Eigensinn der Katzen ist sprichwörtlich, und Doctor Jones hat uns niemals verraten, warum er irgendwann nicht mehr zu Nadia auf den Schoß sprang, sondern nur noch zu mir. Von ihr nimmt er gerade noch gnädig das Futter entgegen, aber natürlich lässt er sich damit nicht seine Zuneigung abkaufen, er ist schließlich kein Hund. Irgendwann gab sie es auf, und seitdem ist Jones nicht mehr unsere, sondern meine Katze.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie das mit Absicht macht“, sage ich zu Jones, während ich sein Katzenklo leere, um es einzupacken. Er trägt jetzt wieder seinen Akademikerblick. „Ein Asthma entwickeln, um dich aus dem Haus zu treiben? Jetzt hör aber auf. Nadia ist einfach krank, so was soll vorkommen.“ Jones blinzelt. „Körperlich krank“, setze ich hinzu.

Als wir beide unser Studium fast zeitgleich beendet hatten, fand ich sofort einen gut dotierten Job, Ingenieure mit Programmierkenntnissen waren als Seiteneinsteiger in der IT-Branche heiß begehrt. Nadia entschied sich, noch ein Promotionsstudium anzuhängen, weil sie sich als Kunsthistorikerin von einem Doktortitel bessere Berufschancen versprach. Ich zog das nie in Zweifel, unterstützte sie ohne Zögern, Geld brachte ich ja genug nach Hause, und wir waren uns immer einig, dass materieller Wohlstand sowieso nicht das Wichtigste war. Nur in gedankenlosem Scherz sagte ich einmal, sie könne wohl hinter einer promovierten Katze nicht zurückstecken. Nadia ging wortlos aus dem Zimmer, ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfte. Ich habe nie gewagt, den Vorfall wieder anzusprechen, nicht einmal, um mich zu entschuldigen.

Die Katze. Jean Gabin und Simone Signoret. Soll auch toll sein, aber mit französischem Kino konnte ich noch nie viel anfangen. Für den O-Ton reicht es da bei mir nicht, und in der Synchronfassung klingen die Dialoge meistens irgendwie gestelzt. Jedenfalls kenne ich von diesem Film nur die Inhaltsangabe aus der Fernsehzeitschrift: ein altes, verbittertes Ehepaar; er liebt die Katze abgöttisch, sie ist eifersüchtig – mit irgendwelchen dramatischen Folgen. Warum kommt mir das jetzt in den Sinn? Nadia und ich sind erst Anfang dreißig, als verbittert würde uns wohl niemand beschreiben, und ein Psychodrama findet hier auch nicht statt.

„Natürlich ist bei uns nicht alles Gold, was erwartest du nach ... warte mal ... insgesamt acht Jahren? Ist doch völlig normal, dass sich da ein bisschen Routine breitmacht, ein paar Konflikte anfallen.“ Jones schaut mich nur an, als wolle er mich zum Weiterreden auffordern. Wir haben nie geklärt, welche Art von Doktor er wohl sein könnte, aber Psychiater wäre naheliegend. „Jedes Ehepaar streitet über irgendwas. Ob es nun Katzenhaare sind oder Geld oder Tapeten oder Politik. Deswegen verlässt man doch nicht seine Frau, schon gar nicht, wenn sie gerade eine schwere Krankheit durchmacht.“

Dabei wollten wir so vieles besser machen als unsere Altvorderen. Jedenfalls anders als Nadias Eltern, die unsere Hochzeitsfeier ruiniert hatten, indem sie sich mit den neuen Partnern des jeweils anderen lautstark über die Scheidungsgründe austauschten. Nicht, dass meine eigenen Eltern viel besser gewesen wären, als sie Nadias Familie ob ihrer Herkunft mit Nichtachtung straften. Unsere Hochzeitsnacht bestand in einem erschöpften Schlaf, nachdem wir einander geschworen hatten, unseren eigenen Kindern niemals so etwas anzutun.
Erst gar keine zu bekommen, war nicht die Lösung, die ich dafür im Sinn hatte. Doch Nadia wusste viele Gründe: Wir waren noch mitten im Studium. Sie fühlte sich einfach noch nicht bereit. Die Welt war so unsicher. Katzen könnten ein Ungeborenes mit Toxoplasmose gefährden. Die Aktivitäten, bei denen wir überhaupt ein Kind zeugen könnten, sind ohnehin längst auf nahezu Null reduziert, dafür hat es die Asthmaschübe nicht gebraucht.

Nadias letzter Anfall kam aus dem Nichts, eigentlich war ihre Medikation gut eingestellt, den Inhalator brauchte sie so selten, dass sie manchmal vergaß, wo sie ihn hingelegt hatte. Als ich sie auf dem Wohnzimmerteppich fand, konnte sie mir schon nicht mehr sagen, wo ich suchen musste, und bis ich das Ding gefunden hatte, war sie so dunkelblau angelaufen wie die Figuren in den Cartoons, über die wir früher zusammen gelacht hatten. Die Ärzte bestanden darauf, sie ein paar Nächte zur Beobachtung in der Klinik zu behalten. Und ich versuche nun planlos, ihre Rückkehr nach Hause vorzubereiten.

Jetzt habe ich alles im Auto. Kratzbaum, Schlafkorb, Katzenklo, Futtervorräte, Spielzeuge und jede Menge weiteren Kram. Die Rückbank musste ich umklappen, mir war nicht bewusst, dass so ein kleines Fellknäuel so viel Zeug braucht. Irgendwie ist mein Rollkoffer mit in das Gepäck geraten, den ich sonst immer für Dienstreisen benutze. Da passen genug Sachen für eine Arbeitswoche hinein.
Ich setze Doctor Jones in seiner Transportbox auf den Beifahrersitz und wir fahren los. Wohin, weiß ich immer noch nicht. „Kälteschlaf, Jonesy“, sage ich zu ihm. „Das wär's jetzt. Und dann einfach warten, bis ein Rettungsteam uns findet.“

*

Als ich nach Hause zurückkehre, packe ich als Erstes meinen Koffer wieder aus. Dann habe ich noch drei Stunden Zeit, bevor Nadia aus der Klinik kommt; natürlich mit dem Bus, um nicht in meinem katzenverseuchten Auto mitfahren zu müssen. Bis dahin sollten zumindest aus dem Haus möglichst alle Tierhaare beseitigt sein. Ein Ding der Unmöglichkeit, aber vielleicht reichen ja neunzig Prozent, unterstützt durch Nadias Überzeugung, dass sie nun vor der pelzigen Gefahr sicher ist.
„Hallo Schatz“, werde ich sagen, „ich bin froh, dass du wieder zuhause bist.“ Danach werde ich uns ein gutes Essen zubereiten, wir werden uns mit einem Glas Wein auf die Couch setzen und vielleicht etwas fernsehen. Und dann versuchen wir wieder fest daran zu glauben, dass wir bis an unser Lebensende zusammen glücklich sein können, weil unser größtes Problem gelöst ist.
Und morgen muss ich in Ruhe darüber nachdenken, wie Doctor Jones und ich aus diesem Dilemma herauskommen. Länger als eine Woche wird meine Schwester ihn nicht bei sich haben wollen.

 

Lieber Holg,

Zitat Zitat von Isegrims Beitrag anzeigen
das ist übrigens mein größtes Problem mit der Geschichte: du beschreibst einen selbstverliebten Narzissten,
Ich habe noch mal meine ganze Geschichte abgesucht, aber einen Narzissten habe ich nicht gefunden. Oder ich verstehe den Begriff falsch. Woraus schließt du auf diese Selbstverliebtheit? Ist es die Zeile mit der intellektuellen Elite? Das ist ja nur ein schwaches Echo aus seiner (glücklicheren) Studentenzeit und bezieht sich außerdem gleichermaßen auf Nadia.
ich versuch mal näher zu beschreiben, was ich meine. Meine Reaktion ist wahrscheinlich ein Reflex auf so Typen, die ich einfach nicht ab kann. Der lebt ein glattes Leben, studiert mit seiner Frau zusammen, kommt cool rüber, so einer, der nichts an sich ranlässt, ziemlich feige ist und dann zu einer Entscheidung gezwungen wird, die er am liebsten nicht treffen würde. Sie ist ihm ähnlich. Langweiler, die für ihre Oberfläche leben. Fehlt nur noch der Verweis auf die Guccitaschensammlung oder die Titten, die sie sich machen lässt oder sein Golf Handicap.
Hier ein Beispiel:
Dass wir nur selten hollywoodreif zur selben Zeit kamen, störte uns nicht wirklich, ich hatte ja noch zehn gesunde Finger. Wir saßen rechtzeitig wieder auf der Couch, nun endlich schweigend,
Selbst hier: null Empathie. Verstehst du, was ich meine? Elende, jämmerliche Figuren. Nur wünschte ich mir, dass du das zeigst oder stärker ironisierst, irgendetwas dergleichen.
Vielleicht ist Narzissmus nicht der richtige Ausdruck, Selbstbezogenheit vielleicht, jedenfalls so einer, der alles an der Oberfläche in Ordnung bringt und für den Rest seine zehn Finger benutzt. (dabei müsstest du ihn zeigen, in die Tiefe seiner Existenz eintauchen. Doc Jones beschreibst du im übrigen ähnlich.

Selbstmitleid würde ich hingegen sofort unterschreiben, der Prot ist natürlich schwach, vor allem entscheidungsschwach. Ob er sich dafür liebt, wage ich zu bezweifeln.
das ist mehr als Selbstmitleid...

Ich sehe hier eher einen Mangel an Liebe. Oder höchstens den Verlust einer Liebe, die irgendwann mal da gewesen sein mag. Man könnte spekulieren, dass die Eheleute sich selbst etwas als Liebe verkauft haben, was keine war.
für mich klingt es, als wäre da nie Liebe gewesen, sondern die Illusion von Liebe.

dann passt das in mein Selbstbild als noch ziemlich viel lernen müssender Autor.
geht uns allen so, deswegen schreibe ich dir... immer weiter und weiter Holg :Pfeif::thumbsup:

Verständlicher?
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

ja, ich denke, ich verstehe dich jetzt besser, danke für die Erläuterungen.

Meine Reaktion ist wahrscheinlich ein Reflex auf so Typen, die ich einfach nicht ab kann.
So richtig sympathisch ist er mir auch nicht. Umso spannender der Versuch, ihn zu beschreiben.

Der lebt ein glattes Leben, studiert mit seiner Frau zusammen, kommt cool rüber, so einer, der nichts an sich ranlässt, ziemlich feige ist und dann zu einer Entscheidung gezwungen wird, die er am liebsten nicht treffen würde. Sie ist ihm ähnlich. Langweiler, die für ihre Oberfläche leben. Fehlt nur noch der Verweis auf die Guccitaschensammlung oder die Titten, die sie sich machen lässt oder sein Golf Handicap.
So ganz kann ich dir da nicht zustimmen. Oberflächlich und feige unterschreibe ich sofort. Glattes Leben und cool eher nicht. Ich denke, es gibt da eine Diskrepanz zwischen seiner Vergangenheit und der Gegenwart. Klar, damals als Student kam er sich cool vor, intellektuell allemal. Aber ich denke, das ist heute anders, er ist eher desillusioniert. Z.B. sagt er nicht "gehören wir zur intellektuellen Elite", sondern "zählten wir uns zur intellektuellen Elite". Also erstens erkennt er sein eigenes subjektives Urteil und zweitens verortet er es in der Vergangenheit.

Auf Guccitäschchen, Plastiktitten und Golf sehe ich wiederum gar keinen Hinweis im Text. Für mich sind die beiden keine neureichen Blender, sondern eher verklemmte Spießer, die vielleicht irgendwann mal progressiv sein wollten und daran gescheitert sind. Okay, auch das steht nicht so richtig im Text. Aber ein Studium ist ja heutzutage nichts Exklusives mehr, auch nicht, wenn es Kunstgeschichte ist. Nadia kommt ja nicht aus der Oberschicht, und der Prot kommt vielleicht von dort, fühlt sich da aber nicht heimisch (siehe Hochzeitsszene). Ich denke, die hatten mal andere Pläne als Bling-bling.

Und das von dir zitierte Beispiel

Dass wir nur selten hollywoodreif zur selben Zeit kamen, störte uns nicht wirklich, ich hatte ja noch zehn gesunde Finger.
hatte ich neulich schon mal so kommentiert:
Aber ich wollte damit auch etwas aussagen, nämlich dass schon ganz zu Anfang nicht alles perfekt war.
Wenn man nicht synchron kommt, ist das ja tatsächlich kein Problem, je nachdem, wie man damit umgeht. Aber die Tatsache, dass der Prot das überhaupt erwähnt, zeigt ja, dass es ihm eben nicht egal ist. Also ist vielleicht da ganz zu Beginn schon eine gewisse Unzufriedenheit angelegt. Womöglich sogar ein Gefühl von Unzulänglichkeit, weil Männer sich ja doch allzu oft auch über sexuelle Performance definieren.
Das steht da so alles nicht drin, ich wollte nur eine Möglichkeit andeuten. Vielleicht ist das auch ein bisschen zu sehr um die Ecke gedacht.
Da sagst du: null Empathie. Ich sage: Minderwertigkeitskomplex. Das hat vielleicht einen gemeinsamen Nenner in einer übersteigerten Ich-Bezogenheit.

Elende, jämmerliche Figuren.
Da bin ich wieder voll bei dir.

Nur wünschte ich mir, dass du das zeigst oder stärker ironisierst, irgendetwas dergleichen.
Komisch, dass du das sagst. Ich glaube, ich habe schon stärker ironisiert, als ich eigentlich wollte, nämlich so weit, dass etliche dies als eine lustige Geschichte gelesen haben, die ich beim Schreiben selber gar nicht im Sinn hatte.

Vielleicht ist Narzissmus nicht der richtige Ausdruck, Selbstbezogenheit vielleicht
Ja, er suhlt sich sehr in seinen Problemen - wenn man sie denn so nennen möchte, denn so ganz arg vom Schicksal gebeutelt, wie er sich fühlt, ist er ja nicht.
Zum Narzissmus fehlt ihm m.E. die Selbstüberhöhung. Für mich ist er eher so ein kriechender Wurm.

jedenfalls so einer, der alles an der Oberfläche in Ordnung bringt und für den Rest seine zehn Finger benutzt.
Die zehn Finger sind eher ein Notbehelf, siehe oben. Das ist kein "mir doch egal", sondern eher ein "verflixt, wie krieg ich das jetzt wieder hin".

(dabei müsstest du ihn zeigen, in die Tiefe seiner Existenz eintauchen. Doc Jones beschreibst du im übrigen ähnlich.
Fehlende Tiefe kann ich wiederum akzeptieren.

das ist mehr als Selbstmitleid...
... was immer davon die Steigerung sein mag ...

für mich klingt es, als wäre da nie Liebe gewesen, sondern die Illusion von Liebe.
Passt.

geht uns allen so, deswegen schreibe ich dir... immer weiter und weiter Holg :Pfeif::thumbsup:
Ja, bitte nicht aufhören! :)

Liebe Isegrims, ich danke dir für die intensive Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. Ich habe das Gefühl, dies ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie völlig unterschiedlich man einen Text lesen kann. Ich wünschte, ich hätte so eine Doppelbödigkeit absichtlich einbauen können. Momentan versuche ich nur herauszukriegen, wie sie entstanden ist. So oder so äußerst lehrreich!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,


auf Wikipedia zu finden:
»Ökonomie ist die Gesamtheit aller Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen.«

Ich denke, die zwei Menschen in deiner Geschichte haben eine Art ökonomisches Arrangement getroffen. Sie teilen ihren Alltag, ihre Kosten, ihr Sexualleben ist nicht besonders, aber geregelt. Jeder profitiert für sich von dem Abkommen, das stillschweigend getroffen wurde. Das machen viele so, denke ich. Das kann auch funktionieren, geht aber dann in die Brüche, wenn eine Schieflage entsteht. Er wird Alleinverdiener, die sexuelle Sehnsucht bleibt unerfüllt und Entscheidungen werfen Fragen auf. Es mangelt an gemeinsamen Lösungsversuchen, alles ist individuell und letztendlich egoistisch motiviert. Da persönliche Einschnitte (für den anderen) nicht unbedingt zum Beziehungsmodell passen, wird es indirekt infrage gestellt. Es wird unbequem. Unbequem und ungewiss wäre aber auch, sich neu aufzustellen, neu zu orientieren, deshalb lässt man es vorerst.

Zwei Menschen, die mir nicht sympathisch sind. Ich sehe auch (noch) keine Entwicklung der Figuren, jedoch Anlagen dazu, denn er hinterfragt und Nadin vermutlich auch. So gesehen, wäre ich, wie Nowak vorgeschlagen hat, auch früher aus der Geschichte ausgestiegen, ohne einen weiteren Schlenker einzubauen. Ein offenes Ende, das andeutet, da passiert wohl was. Eine andere Variante wäre natürlich, du erzählst das aus, dann solltest du das allerdings mMn auch tun. So ist das ein wenig halbherzig.

Ja, Holg, wie du lesen kannst, steckt da viel in deiner Geschichte für mich. Du gehst nicht in die Tiefe, erzählst recht oberflächlich, das passt dann aber auch zu dieser Beziehung. Details finden sich zwischen den Zeilen. Ob das so von dir geplant war, weiß ich nicht, spielt aber letztendlich auch keine Rolle. Du hast mich, nicht zuletzt durch deinen locker-humorvolle Erzähler, nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht. Was will man mehr?

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind (Kleinkram):

Alien war der erste Film, den wir damals in der winzigen Zweizimmerwohnung sahen, als wir nach knapp drei Monaten Beziehung zusammengezogen waren.
Ich würde "nachdem" verwenden und die drei Monate rausschmeißen bzw. allgemeiner lassen. Dass die nicht schon seit Jahren zusammen waren, erschließt sich mir aus der Erzählung auch so.

... lehnte Nadia mit untergeschlagenen Beinen in meinem Arm.
Das klingt irgendwie schräg für mich. Die Beine würde ich separat erwähnen oder streichen.

... störte uns nicht wirklich ...
Not really. Kannst du natürlich stehen lassen, hast ja auch Hollywood mit drin zuvor, aber eigentlich gibt es das so gar nicht im Deutschen. Wurde, glaube ich, erst durch Synchronisation erfunden und fand Gebrauch in der Alltagssprache. "Wirklich" ließe sich in jedem Fall verlustfrei streichen.

Am nächsten Morgen waren wir uns einig, dass auch wir eine Katze mit diesem Namen haben würden.
Das ist kein schöner Satz. Dass ... würden ... Kannst du besser, denke ich.

Ihn in die viel[Leerschlag]zitierten „liebevollen Hände“ abzugeben, wäre die einzig realistische Option.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie das mit Absicht macht“, sage ich zu Jones ...
Wirklich? Ist aber nur eine Kleinigkeit, die mich nicht wirklich :) stört; bin trotzdem erneut darüber gestolpert.

... wenn man den Doktortitel vorweisen könne. Ich zog das nie in Zweifel, unterstützte sie ohne Zögern, Geld brachte ich ja genug nach Hause, und wir waren uns immer einig, dass das sowieso nicht das Wichtigste war. Nur in gedankenlosem Scherz sagte ich einmal, dass sie wohl hinter einer promovierten Katze nicht zurückstecken könne. Nadia ging wortlos aus dem Zimmer, ich sah, dass sie mit den Tränen kämpfte.
Zu viele dass-Sätze für meinen Geschmack (insgesamt im Text) - ließe sich umschiffen. Das obige "könne" dürftest du von mir aus in ein "konnte" umändern - auf den Konjunktiv verzichten.

Dabei wollten wir so vieles besser machen als unsere Altvorderen. Jedenfalls nicht so wie Nadias Eltern, die trotz gegenteiliger Versprechungen unsere Hochzeitsfeier ruiniert hatten, indem sie sich mit den neuen Partnern des jeweils anderen lautstark über die Scheidungsgründe austauschten. Nicht, dass meine eigenen Eltern viel besser gewesen wären, als sie Nadias Familie ob ihrer Herkunft mit Nichtachtung straften. Unsere Hochzeitsnacht bestand in einem erschöpften Schlaf, nachdem wir einander geschworen hatten, unseren eigenen Kindern niemals so etwas anzutun.
Gar nicht erst welche zu bekommen, war nicht die Lösung, die ich dafür im Sinn hatte. Doch Nadia wusste viele Gründe: Wir waren noch mitten im Studium. Sie fühlte sich einfach noch nicht bereit. Die Welt war so unsicher. Katzen könnten ein Ungeborenes mit Toxoplasmose gefährden. Die Aktivitäten, bei denen wir überhaupt ein Kind zeugen könnten, sind ohnehin längst auf nahezu Null reduziert, dafür hat es die Asthmaschübe nicht gebraucht.
Da ließe sich ebenso vieles vermeiden, finde ich.

Und ich versuche nun planlos, ihre Rückkehr nach Hause vorzubereiten.
Du verwendest immer wieder Füllwörter (nun, wohl ...). Die meisten haben mich nicht so sehr gestört wie dieses :).

Bis dahin sollten zumindest aus dem Haus möglichst alle Tierhaare beseitigt sein. Ein Ding der Unmöglichkeit, aber vielleicht reichen ja neunzig Prozent und Nadias Glaube, dass sie nun vor der pelzigen Gefahr sicher ist.
Der fette Satz ist murks.

Und morgen muss ich neu nachdenken ...
Auch nicht schön.


Ist natürlich alles Kleinkram. Ich finde aber, du könntest stilistisch ein wenig nachpolieren, um den Text noch mehr glänzen zu lassen.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg,

wie du ja schon herausgefunden hast, gefällt mir deine Geschichte sehr gut. Ich möchte nochmals ausführlicher erklären, warum.

Du beschreibst in deiner Geschichte sehr oberflächlich. Den Protagonisten, die Beziehung zu seiner Frau, die Frau. Aber genau deshalb finde ich deine Geschichte so außergewöhnlich gut. Das sind zwei Normalos, die eine normale Partnerschaft führen und sich irgendwann ein Haustier anlegen. Haben studiert, durchschnittliche Charakter und durchschnittliche Hobbies. Normalos eben. Da sind selbst Du und Ich interessanter. Zumindest Ich, weil Ich dich nicht kenne. Aber das ist gar nicht das Thema von Kälteschlaf. Das Thema ist eine scheinbar perfekte, normale Beziehung zweier glücklicher Menschen, welche aber unter der Oberfläche eben doch nicht so perfekt ist. Und das zeigst du ohne große Action, ohne besondere Vorkomnisse, sondern einfach durch eine Alltagssituation, welche total langweilig und eintönig daherkommt, es aber weitem nicht ist. Und das ist der Grund, warum ich die Geschichte empfohlen habe. Ich fiebere nicht mit dem Protagonisten mit, sondern ich erfreute mich daran, dass er langsam zu begreifen zu beginnt.

„Natürlich ist bei uns nicht alles Gold, was erwartest du nach ... warte mal ... insgesamt acht Jahren? Ist doch völlig normal, dass sich da ein bisschen Routine breitmacht, ein paar Konflikte anfallen.“

Ein totales Klischee, aber total normal. Passt also Wunderbar. Neue, außergewöhnliche Sätze, die würden gar nicht passen.

Nadias letzter Anfall kam aus dem Nichts, eigentlich war ihre Medikation gut eingestellt, den Inhalator brauchte sie so selten, dass sie manchmal vergaß, wo sie ihn hingelegt hatte.

Ist es in der Partnerschaft, vielleicht sogar explizit der Ehe, nicht auch so? Eigentlich war alles normal, aber eines Tages, aus dem Nichts, da liebten wir uns plötzlich nicht mehr. Die Medikation, der Inhalator, der könnte für die Streiterei in einer Beziehung stehen. Das Ansprechen von Konflikten, von verschiedenen Meinung. Was es eben auch braucht, um langfristig zusammen Leben zu können. Keine Ahnung, ob du das beabsichtigt hast, aber ich finde das Bild sehr stark.

Der Eigensinn der Katzen ist sprichwörtlich, und Doctor Jones hat uns niemals verraten, warum er irgendwann nicht mehr zu Nadia auf den Schoß sprang, sondern nur noch zu mir.

Das der Kater von "unser" Kater zu "deinem" Kater wird .. das ist die Hauptaussage. Die würde ich noch stärker ausarbeiten, rund um den Text ein bisschen kürzen. Mich mehr darauf konzentrieren, dann wäre dein Text noch besser.

Das Alien fand gerade sein drittes Opfer, als wir, bereits halbnackt, zum Bett wechselten. Dass wir nur selten hollywoodreif zur selben Zeit kamen, störte uns nicht wirklich, ich hatte ja noch zehn gesunde Finger.

Mir gefällt das super. Ja gemeinsam Kommen ist nicht alles, aber ständig seine zehn Finger benutzen zu müssen ... lästig!

Die Aktivitäten, bei denen wir überhaupt ein Kind zeugen könnten, sind ohnehin längst auf nahezu Null reduziert, dafür hat es die Asthmaschübe nicht gebraucht.

Auch hier eine erste Erkentniss. Braucht es die so klar, oder hättest du den Nachsatz nicht weglassen können? Vielleicht ist es auch wegen dem Nachsatz so stark. Es ist wieder ein Klischee. Nach einigen Jahren, da gibt es kein Sex. Was ist eigentlich das verdammte Geheimnis, sich noch nach Jahren anziehend ausziehend zu finden? Der Protagonist kennt es nicht, aber die Asthmaschübe sind ein netter Einwand, um sich nicht mehr zu bemühen. Interessant wäre hier die Frage, wann er denn das letzte mal seiner Frau richtig eingeheizt hat, wie bei den ersten Dates?

„Hallo Schatz“, werde ich sagen, „ich bin froh, dass du wieder zuhause bist.“ Dann werde ich uns ein gutes Essen zubereiten, wir werden uns mit einem Glas Wein auf die Couch setzen, vielleicht fernsehen und wieder fest daran zu glauben versuchen, dass wir bis an unser Lebensende zusammen glücklich sein können, weil unser größtes Problem gelöst ist.

Ja, da dämmert es ihm langsam. Wie lange er wohl braucht, um zu realisieren?

Beste Grüße und danke fürs Reinstellen,

sonne

 

Hallo Holg,

deinen Text hatte ich auch schon länger auf meiner Liste.
Es ist mittlerweile schon viel gesagt worden, Neues kann ich womöglich nicht beitragen.

Den Anfang (erster Absatz) finde ganz stark. Hoher Spannungsaufbau. So mag ich das. Klasse.

Beim Kochen; beim Debattieren; beim Lieben.
Bin ja auch ein Freund des Semikolons. Hier passen sind die Strichpunkte sehr gut. :)

Schön, dass sich herausstellt, dass Jones die Katze ist. :thumbsup:
Ebenso gut hast du den Grund, warum er weg muss, erst in einem späteren Satz gebracht („Niesanfälle“). Elegant gemacht.
Schön, wie er mit der Katze spricht, das ausspricht, was er Nadia wohl nicht sagen würde.

M.E. springst du ein wenig zu oft hin und her. Studium, Nadias Eltern, Asthma, mitten im Studium, Hochzeit, Anfall etc. (Gut, ist jetzt nicht die gleiche Reihenfolge wie in deiner Geschichte). Finde ich persönlich etwas anstrengend. Nur meine Meinung.

Länger als eine Woche wird meine Schwester ihn nicht bei sich haben wollen.
Aha, da ist er also hingefahren.

Hat mir gefallen. Glückwunsch für die Empfehlung. :thumbsup:

Schönen Tag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo hell,

»Ökonomie ist die Gesamtheit aller Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen.«
Ich denke, die zwei Menschen in deiner Geschichte haben eine Art ökonomisches Arrangement getroffen. Sie teilen ihren Alltag, ihre Kosten, ihr Sexualleben ist nicht besonders, aber geregelt. Jeder profitiert für sich von dem Abkommen, das stillschweigend getroffen wurde. Das machen viele so, denke ich. Das kann auch funktionieren, geht aber dann in die Brüche, wenn eine Schieflage entsteht.
Da ist was dran. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass die beiden so richtig planvoll an die Angelegenheit herangegangen sind. Schon zu Anfang nach gerade mal drei Monaten zusammengezogen, kurz darauf aus einer Laune das erste Haustier angeschafft - die sind da eher so reingerutscht, ohne groß nachzudenken, was sie für Verpflichtungen und Abhängigkeiten eingehen. Wie Kanji schon angemerkt hat: Ein Glück, dass die beiden nicht mal eben gleich ein Kind gezeugt haben! Erst recht ungeplant dann natürlich der weitere Verlauf (bergab). Treffend finde ich aber das mit dem stillschweigenden Arrangement. Vor allem das Adjektiv.

Es mangelt an gemeinsamen Lösungsversuchen, alles ist individuell und letztendlich egoistisch motiviert. Da persönliche Einschnitte (für den anderen) nicht unbedingt zum Beziehungsmodell passen, wird es indirekt infrage gestellt. Es wird unbequem. Unbequem und ungewiss wäre aber auch, sich neu aufzustellen, neu zu orientieren, deshalb lässt man es vorerst.
Ja, dem Unbequemen, womöglich gar Schmerzhaften versucht mindestens der Erzähler, aber vermutlich auch Nadia aus dem Weg zu gehen. Geht auf Dauer nicht gut.

Ich sehe auch (noch) keine Entwicklung der Figuren, jedoch Anlagen dazu, denn er hinterfragt und Nadin vermutlich auch. So gesehen, wäre ich, wie Nowak vorgeschlagen hat, auch früher aus der Geschichte ausgestiegen, ohne einen weiteren Schlenker einzubauen. Ein offenes Ende, das andeutet, da passiert wohl was. Eine andere Variante wäre natürlich, du erzählst das aus, dann solltest du das allerdings mMn auch tun. So ist das ein wenig halbherzig.
An dieser Stelle habt ihr beide mich schon fast überzeugt, das Ende tatsächlich rauszuschmeißen. Und dann kommen die zwei nächsten Kommentare und beziehen sich in positiver Weise auf genau dieses Ende. Seufz ... so vertage ich meine Entscheidung auch noch mal, genau wie mein Prot.

Ja, Holg, wie du lesen kannst, steckt da viel in deiner Geschichte für mich. Du gehst nicht in die Tiefe, erzählst recht oberflächlich, das passt dann aber auch zu dieser Beziehung. Details finden sich zwischen den Zeilen. Ob das so von dir geplant war, weiß ich nicht, spielt aber letztendlich auch keine Rolle.
Das Zwischen-den-Zeilen-schreiben war auf jeden Fall Absicht, die Oberflächlichkeit weniger. Aber ich halte es da mit Bob Ross: We don't make mistakes, we just have happy accidents. :D

Du hast mich, nicht zuletzt durch deinen locker-humorvolle Erzähler, nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht. Was will man mehr?
Mehr kann ich nicht wollen. Wenn ich das erreicht habe, bin ich schon mehr als happy!

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind (Kleinkram):
Komischerweise bist du der Erste, der sich auf diese Ebene begibt. Danke dafür!

Ich würde "nachdem" verwenden und die drei Monate rausschmeißen bzw. allgemeiner lassen. Dass die nicht schon seit Jahren zusammen waren, erschließt sich mir aus der Erzählung auch so.
Hm, ich wollte die mögliche Unüberlegtheit schon gerne etwas betonen. Vielleicht fällt mir dazu aber ein anderer Kniff ein.

... störte uns nicht wirklich ...
Not really. Kannst du natürlich stehen lassen, hast ja auch Hollywood mit drin zuvor, aber eigentlich gibt es das so gar nicht im Deutschen.
Hast recht. Das realisiere ich jetzt erst! :lol:
Im Ernst: Solche Lehnübersetzungen nerven mich eigentlich auch, aber diese spezielle hat ein dermaßenes Eigenleben angenommen, dass sie mir kaum noch auffällt und ich sie offenbar weidlich selbst benutze. Das "wirklich" fliegt raus, die beabsichtigte Wirkung hat es m.E. trotzdem.
Das andere Vorkommen habe ich in "Du glaubst doch nicht ernsthaft" geändert.

Ein paar andere deiner Anregungen habe ich übernommen, "nicht" und "das(s)" etwas reduziert, das "nun" aus Überzeugung beibehalten (Zeitbezug). Über ein paar Formulierungen muss ich am Wochenende noch mal in Ruhe nachdenken, da fällt mir auf die Schnelle nichts Gescheites ein. Und was genau stört dich an dem "Murks"-Satz?

Vielen Dank, hell, für deine detaillierte und konstruktive Kritik!



Hallo schwarze sonne,

wie du ja schon herausgefunden hast, gefällt mir deine Geschichte sehr gut. Ich möchte nochmals ausführlicher erklären, warum.
Ja, ich hab's mitgekriegt :) und mich schon gewundert, dass du keinen Komm in diesem Thread hinterlassen hast. Schön, dass du da bist!

Du beschreibst in deiner Geschichte sehr oberflächlich. Den Protagonisten, die Beziehung zu seiner Frau, die Frau. Aber genau deshalb finde ich deine Geschichte so außergewöhnlich gut. Das sind zwei Normalos, die eine normale Partnerschaft führen und sich irgendwann ein Haustier anlegen. Haben studiert, durchschnittliche Charakter und durchschnittliche Hobbies. Normalos eben.
Ja, das war so mein Gedanke. Und das Deprimierende (finde ich) ist die Tatsache, dass "normal" anscheinend nicht so besonders toll ist.

Das Thema ist eine scheinbar perfekte, normale Beziehung zweier glücklicher Menschen, welche aber unter der Oberfläche eben doch nicht so perfekt ist.
Genau. Der Prot sagt: "als verbittert würde uns wohl niemand beschreiben", d.h. die Umwelt der beiden glaubt bestimmt auch, dass die beiden ein tolles, mindestens aber ein normales Paar sind. Die kriegen nicht mit, was da unter der Oberfläche gärt.

Ich fiebere nicht mit dem Protagonisten mit, sondern ich erfreute mich daran, dass er langsam zu begreifen zu beginnt.
Für mich persönlich ist es mehr ein Hoffen, dass er allmählich begreift. Er tut sich ja sehr schwer, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen.

Ein totales Klischee, aber total normal. Passt also Wunderbar. Neue, außergewöhnliche Sätze, die würden gar nicht passen.
Kann ich eh nicht so gut. So'n Glück ...! :D

Die Medikation, der Inhalator, der könnte für die Streiterei in einer Beziehung stehen. Das Ansprechen von Konflikten, von verschiedenen Meinung. Was es eben auch braucht, um langfristig zusammen Leben zu können. Keine Ahnung, ob du das beabsichtigt hast, aber ich finde das Bild sehr stark.
Mindestens hatte ich die Allergie als Metapher im Sinn. Die Medikation als Heilmittel, das sie "verlegt" haben, war bestenfalls unbewusst. Aber dass der Prot fast zu spät kommt, um die Situation zu retten, war wieder Absicht. Kann man auch übertragen, dachte ich mir.

Das der Kater von "unser" Kater zu "deinem" Kater wird .. das ist die Hauptaussage. Die würde ich noch stärker ausarbeiten, rund um den Text ein bisschen kürzen. Mich mehr darauf konzentrieren, dann wäre dein Text noch besser.
Hm, muss ich mal drüber nachdenken. Eigentlich sehe ich den Kater gar nicht so um seiner selbst willen im Zentrum, sondern mehr als Katalysator. Und ich fand, dass der fragliche Satz (den ich auch wichtig finde) am stärksten wirkt, wenn er eher alleine steht statt mit einem größeren Ausbau drumherum. Aber ich lasse das noch mal auf mich wirken.

Mir gefällt das super. Ja gemeinsam Kommen ist nicht alles, aber ständig seine zehn Finger benutzen zu müssen ... lästig!
Ja, ein frühes Zeichen dafür, dass er nicht 100 % zufrieden ist.

Interessant wäre hier die Frage, wann er denn das letzte mal seiner Frau richtig eingeheizt hat, wie bei den ersten Dates?
Liegt wohl schon eine Weile zurück, aber eine komplette Zeitleiste der Ereignisse ihrer Beziehung wollte ich nicht malen. Überhaupt habe ich hier eine etwas zusammenhanglose Auflistung von Symptomen, so wie sie einem vielleicht auch beim Arzt nach und nach einfallen, wenn man sich nicht gezielt auf das Gespräch vorbereitet hat: Ach ja, hier tut's auch manchmal weh, ich weiß gar nicht, wie lange schon ...

Ja, da dämmert es ihm langsam. Wie lange er wohl braucht, um zu realisieren?
Tja, da kommt wieder das Hoffen zur Anwendung. Ich denke, nächste Woche, wenn seine Schwester ihm seinen Kater wieder in die Hand drückt, wird er endlich die Entscheidung treffen (müssen). Wäre wahrscheinlich für alle das Beste.

Herzlichen Dank, sonne, für die tiefe Beschäftigung mit meiner kleinen Geschichte - und natürlich auch noch mal für die Empfehlung!



Hallo GoMusic,

deinen Text hatte ich auch schon länger auf meiner Liste.
Es ist mittlerweile schon viel gesagt worden, Neues kann ich womöglich nicht beitragen.
Ich lese auch das Alte gerne noch mal. Wenn es denn ein früheres Lob ist, das du wiederholst ... :D

Den Anfang (erster Absatz) finde ganz stark. Hoher Spannungsaufbau. So mag ich das. Klasse.
Da hatte ich ja gezweifelt, ob man mir Irreführung vorwerfen würde. Ist aber nicht passiert.

Bin ja auch ein Freund des Semikolons. Hier passen sind die Strichpunkte sehr gut.
Ich hab's auch mit Kommas, Punkten und Gedankenstrichen probiert. War alles doof.

Ebenso gut hast du den Grund, warum er weg muss, erst in einem späteren Satz gebracht („Niesanfälle“). Elegant gemacht.
Ja, einen Rest Spannung musste ich noch aufrechterhalten, auch nachdem die Katze aus dem Sack war (har-har).

Schön, wie er mit der Katze spricht, das ausspricht, was er Nadia wohl nicht sagen würde.
Nein, niemals! Dieses Paar hat ein klares Kommunikationsproblem.

M.E. springst du ein wenig zu oft hin und her. Studium, Nadias Eltern, Asthma, mitten im Studium, Hochzeit, Anfall etc. (Gut, ist jetzt nicht die gleiche Reihenfolge wie in deiner Geschichte). Finde ich persönlich etwas anstrengend. Nur meine Meinung.
Für mein Empfinden ist es einfach der Prot, dessen Gedanken so hin und her springen. Dass der Prot anstrengend ist, würde ich aber ohne Zögern unterschreiben.

Hat mir gefallen. Glückwunsch für die Empfehlung.
Das freut mich, vielen Dank, GoMusic!



Noch mal gesammelten Dank und einen schönen Abend an euch alle!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo maria.meerhaba,

diesmal sage ich nichts zu deinem Nick.
Dann sagt er auch nichts zu dir. ;)

Das ist so eine Geschichte, bei der man sich schon darüber streiten kann, ob sie die Empfehlung verdient oder nicht. Wenn jemand der Meinung ist, dass sie es tut, dann soll es so sein. Geschmäcker sind ja bekanntermaßen anders.
Es gab ja vor ein paar Monaten eine ausführliche Diskussion darüber, wie mit Empfehlungen umgegangen werden sollte. Die Mehrheitsmeinung war, dass es völlig in Ordnung ist, wenn die subjektiv sind, und dass es nicht erforderlich ist, dass alle oder auch die meisten User eine Geschichte toll finden.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich ziemlich überrascht war (natürlich angenehm!), für meine bescheidene kleine Story eine Empfehlung bekommen zu haben. Offenbar teilst du diese Überraschung. :D

Der Anfang war irritierend. Da dachte ich auch (wahrscheinlich wie jeder anderer hier), dass irgendein Arzt gefeuert werden soll, doch dann stellt es sich heraus, es geht um die Katze und das fand ich total lieb.
Die meisten dachten wohl eher, es ginge um einen geplanten Mord. Aber das ist ja auch egal. Entscheidend ist, dass man das als irreführend bewerten und sich darüber ärgern kann, das war ein wenig meine Sorge. Schön, wenn dich ein flauschiges Kätzchen gleich wieder besänftigen kann - dann baue ich künftig öfter eins ein. :lol:

Also der erste Teil baut ja wirklich Spannung auf, doch danach verliert sich der Prot immer wieder in Erinnerungen, die dies und jenes erzählen, und das hat bei mir eine gewisse Distanz aufgebaut. Gleich am Anfang hast du mich in die Geschichte hineingezogen, da war ich sofort drinnen, doch mit den Erinnerungen an den Film Alien wurde ich doch irgendwie wieder hinausgeworfen. Dann redet er mit der Katze, was ich ja total putzig fand, und doch kamen dann immer wieder die Erinnerungen dazwischen und das hat für mich nicht funktioniert.
Das klingt, als ob du den Strang mit dem Kater als die Haupthandlung siehst und die Rückblenden als abschweifendes Geplänkel. Das mag vom formalen Aufbau her stimmen, aber in Wirklichkeit stehen die Gedanken, die sich der Prot um seine Partnerschaft macht, im Mittelpunkt. Das Katzengespräch ist nur der "Katerlysator" (:rolleyes:), um ihn ins Nachdenken zu bringen.
Natürlich sollte es nicht nötig sein, das zu erklären, d.h. ich bin als Autor in der Pflicht, das sichtbar und vor allem fühlbar zu machen. Das ist mir wohl bei dir nicht gelungen, auch weil:
Und die Frau von ihm blieb mir auch gewissermaßen Fremd, obwohl du doch so viel über sie erzählt hast. Sie bekam kein Gesicht.
(...) doch die Frau, die ja der Grund für alles ist, spielt viel zu sehr im Hintergrund und ist eigentlich eine Randfigur, der du zwar einen Platz gibst, aber nicht genug. Ich habe von ihr nicht ein wirkliches Bild gehabt.
Tja, da liegt wohl die Krux.

Ich habe das Schicksal der Katze interessiert verfolgt und meine Gedanken darüber gemacht, was er mit ihr machen würde, wohin mit ihr? Und irgendwie kam mir das Schicksal, dass er sie einfach bei seiner Schwester ablädt, doch irgendwie zu wenig vor. Es ist ja auch keine richtige Lösung, sondern eine Notlösung und ich weiß nicht, mir hat das nicht gefallen. Als hättest du keine Idee. Andererseits hat der Prot ja auch selbst keine Lösung gehabt und … hmmm … wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist dir das eigentlich gut gelungen.
Zumindest das scheine ich dir vermittelt zu haben: Der Prot findet keine Lösung und vertagt das Problem. Wieder mal. Die dahinter stehende Vorstellung, die ich rüberbringen wollte, ist die, dass er generell entscheidungsschwach ist, dass er Problemen (in der Partnerschaft und anderswo) ausweicht, statt ihnen ins Gesicht zu sehen, und dass das im Grunde die Art ist, wie er (und evtl. auch seine Frau) durchs ganze Leben geht/gehen. Ein "ganz normales Paar", wie es in manchen Komms gesehen wurde.
Hm, jetzt erkläre ich schon wieder. Also: auch das konnte ich dir wohl nur zum Teil vermitteln.

Auch wenn das wieder einmal harsch von der Maria ist, habe ich doch die Geschichte gern gelesen und das Schicksal der Katze interessiert verfolgt. Würde ich die Geschichte ein zweites Mal lesen? Leider nein.
Kurz gesagt: so lala. Schade, aber ich nehme das natürlich hin.

Ich habe allerdings noch keine Idee, was ich mit dieser Kritik anfange; was ich ändern könnte, damit du zu einem anderen Urteil kommst; ob ich bei dir mit dem Grundkonstrukt überhaupt Erfolg haben könnte. Die Frau zu vage, der Prot eigentlich auch ... dafür bestätigst du meinen Schluss, den wollten manche gerne gestrichen sehen. Hm.

Das lasse ich mal noch auf mich wirken. Ich habe auch noch ein paar andere Anmerkungen aus anderen Komms auf meiner "Mal sehen"-Liste, die nehme ich mir in den nächsten Tagen wieder vor.

Vielen Dank für deine Kritik, Maria, das war mal wieder sehr erhellend!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo zusammen,

ich habe noch mal an ein paar Formulierungen gefeilt, insbesondere auf Basis der Hinweise von hell. Des Weiteren habe ich endgültig entschieden, das Ende drin zu lassen. Mir ist es einfach ein zu wichtiger Teil der Story, dass der Prot abermals den Rückzieher macht und seine Entscheidung hinausschiebt. Tut mir leid für alle, die ihn lieber mit dem Kater in den Sonnenuntergang fahren sehen wollten. :D Bestimmt nächste Woche ...

Also keine großen Änderungen, ich wollte nur alle Kommentatoren wissen lassen, dass ihre Anregungen nicht im Sande verlaufen sind. Kein Threadbumping - bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen ... :lol:

Noch mal herzlichen Dank an alle Kritiker!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg,

normalerweise finde ich „Beziehungskisten“ (in der Literatur – nicht im realen Leben) eher langweilig. Angefangen zu lesen habe ich deine Geschichte nur, weil sie unter der Rubrik „Empfehlungen“ stand, du mir als Autor bekannt bist und der Titel „Kälteschlaf“ mir eine SF-Geschichte suggeriert hat.
Aufgehört zu lesen habe ich dann aber erst am Schluss. Schon den Einstieg finde ich super. Der vermeintliche Auftragsmord zieht einem förmlich in die Geschichte hinein.

@maria.meerhaba hat der stete Wechsel zwischen den Erinnerungen und der Gegenwartserzählung irritiert. Mir hingegen hat genau dieser Effekt sehr gefallen. Man erfährt in den Retrospektiven immer genau soviel, dass man Handlung in der Gegenwart versteht. Die Wechsel verlaufen so nahtlos, dass sie mir beim ersten Lesen gar nicht bewusst geworden sind.

@peregrina und @Henrik Sturmbluth wünschen sich, das Nadia statt der Katze auszieht und @Novak empfiehlt, den letzten Abschnitt zu streichen, in dem der Protagonist seinen bereits gepackten Koffer wieder leert.
Ich sehe das anders, da ich mir nicht vorstellen mag, dass ein junger Mann mit Anfang dreißig auf Dauer mit einem Kater glücklicher zusammen leben kann, als mit seiner Frau. So „psychologisch geschult“ Doctor Jones auch sein mag, mit ihm kann der Protagonist niemals Kochen, Debattieren, Streiten, geschweige denn (körperlich) Lieben. @Eisenmann zitiert sogar Schopenhauer: "Seitdem ich Menschen kenne, liebe ich die Tiere!"
Das Zitat finde ich sehr treffend – allerdings nur auf die Menschheit allgemein bezogen und nicht auf die Ehefrau im Besonderen. Nadia hat es in meinen Augen nicht verdient, dass man sie als das Problem betrachtet, die der „glücklichen“ Beziehung zwischen Kater und Protagonisten im Wege steht. Nadia ist ein Opfer der Umstände, nicht deren Ursache. Zu überwinden gilt es die (Beziehungs-)Probleme, nicht die Ehefrau.

Holg, du hast dich gewundert, dass Leser deine Geschichte witzig und humorvoll fanden. Ich glaube, das liegt daran, dass es dir gelungen ist, die eigentlich problematische „Dreiecksbeziehung“ mit spielerischer Leichtigkeit und genau der richtigen Portion Ironie zu erzählen.

@Henrik Sturmbluth wünscht sich eine Fortsetzung der Geschichte – ich nicht! Wenn überhaupt, sollte eine Fortsetzung im Kopf des Lesers und nicht auf dem Papier Gestalt annehmen.
Kälteschlaf trifft die Lebensstation des Protagonisten, seinen Konflikt, auf den Punkt. Die Geschichte ist weder zu kurz, noch zu lang. Eine Fortsetzung, wie auch immer sie aussehen würde (der Protagonist entscheidet sich für Nadia, gegen die Katze oder für die Katze, gegen Nadia oder Nadia wird geheilt und sie leben zu dritt glücklich bis ans Ende ihrer Tage), eine Fortsetzung würde die Pointierung der Geschichte, die Emotionen, die Kälteschlaf während der Lektüre beim Leser erzeugt, verschleißen.
Zu oft werden in Literatur und Film einem großartigem Werk banale Fortsetzungen nachgeschoben.

@Isegrims und @hell beklagen mangelnde Tiefe in der Erzählung. Solche Kritiken kann man allgemein häufiger lesen. Natürlich ist es erstrebenswert, tiefgründige Geschichten zu erzählen, allerdings frage ich mich dabei immer, wie man in einer Kurzgeschichte, die kaum drei Seiten lang ist (und eigentlich auch nicht viel länger sein soll), ein erschöpfendes Psychogramm eines oder gar mehrerer Protagonisten erstellen soll. In einem Roman ist dafür reichlich Platz. Bei einer Kurzgeschichte sehe ich persönlich das nicht so eng.

Vielen Dank für die tolle Geschichte!
Wortschwall

 

Sorry Wortschwall, klar, man bezieht sich schon mal auf das Feedback der anderen, aber dein Bezug auf andere Kommentare erscheint mir doch ziemlich übertrieben. Das wirkt so, als wolltest du über die Kommentare reden und nicht über die Geschichte.

 

Hallo Novak,

das Lesen der Kommentare finde ich meist ebenso spannend wie die Lektüre der eigentlichen Geschichte. Bei Kälteschlaf hat mich beeindruckt, wie z. T. völlig gegensätzlich die Meinungen zu einer Erzählung oder einzelnen Abschnitten ausfallen können.
Beim Lesen der Kommentare habe ich meine eigene Position denen der Anderen gegenübergestellt und verglichen. Das wollte ich in meinem Kommentar auch so zum Ausdruck bringen.
Hauptsächlich andere Kommentare zu kommentieren, war nicht meine Absicht gewesen. Wenn ich es übertrieben habe, tut mir das leid. Ich werde mich bessern.

Vielen Dank für den Hinweis
Wortschwall

 

Hallo Wortschwall,

ich persönlich sehe es nicht als problematisch, dass du so detailliert auf die anderen Komms eingegangen bist. Ein Zeichen mehr dafür, wie intensiv du dich mit meiner Geschichte auseinandersetzt hast. Das alleine ist ja schon ein Riesenkompliment für einen Autor!

normalerweise finde ich „Beziehungskisten“ (in der Literatur – nicht im realen Leben) eher langweilig.
Geht mir interessanterweise ebenso. Ich nehme das mit, wenn es in einer Geschichte eines anderen Genres - SF oder Thriller oder so - enthalten ist, und habe dann auch durchaus Spaß daran. Aber für sich genommen ist das eigentlich gar nicht so mein Bier.

Man erfährt in den Retrospektiven immer genau soviel, dass man Handlung in der Gegenwart versteht. Die Wechsel verlaufen so nahtlos, dass sie mir beim ersten Lesen gar nicht bewusst geworden sind.
Genau so ging es mir beim Schreiben. Super, wenn ich das auch zu dir als Leser transportieren konnte!

Ich sehe das anders, da ich mir nicht vorstellen mag, dass ein junger Mann mit Anfang dreißig auf Dauer mit einem Kater glücklicher zusammen leben kann, als mit seiner Frau. So „psychologisch geschult“ Doctor Jones auch sein mag, mit ihm kann der Protagonist niemals Kochen, Debattieren, Streiten, geschweige denn (körperlich) Lieben.
Nee, das wohl nicht. (Zumindest möchte ich mir das nicht vorstellen ...) Meine persönliche Vorstellung ist zwar schon, dass der Prot irgendwann in der Zukunft die Kurve kriegt und sich das Scheitern seiner Ehe eingesteht. Aber deswegen muss er ja nicht für alle Zukunft zölibatär nur mit dem Kater leben.

Nadia hat es in meinen Augen nicht verdient, dass man sie als das Problem betrachtet, die der „glücklichen“ Beziehung zwischen Kater und Protagonisten im Wege steht. Nadia ist ein Opfer der Umstände, nicht deren Ursache. Zu überwinden gilt es die (Beziehungs-)Probleme, nicht die Ehefrau.
In meiner Vorstellung ist Nadia genauso Opfer und Ursache gleichzeitig, wie es der Prot ist. Die beiden haben es einfach nicht so mit der Beziehungsarbeit. Deswegen glaube ich nicht, dass ihre Ehe eine Zukunft hat, egal ob mit oder ohne Katze. Leider ist es aus demselben Grund auch fraglich, ob es ihnen in neuen Beziehungen besser gehen würde. Da gehört wohl ein Lerneffekt dazu, den diese Geschichte aber nicht thematisiert. Vielleicht eine künftige - es muss ja nicht unbedingt eine Fortsetzung zu dieser hier sein.

Holg, du hast dich gewundert, dass Leser deine Geschichte witzig und humorvoll fanden. Ich glaube, das liegt daran, dass es dir gelungen ist, die eigentlich problematische „Dreiecksbeziehung“ mit spielerischer Leichtigkeit und genau der richtigen Portion Ironie zu erzählen.
Naja, ich sehe diese Ironie inzwischen auch, aber komischerweise war sie mir beim Schreiben gar nicht bewusst. Vielleicht ein Abwehrmechanismus, um den Schmerz besser ertragen zu können ...

Kälteschlaf trifft die Lebensstation des Protagonisten, seinen Konflikt, auf den Punkt. Die Geschichte ist weder zu kurz, noch zu lang. Eine Fortsetzung, wie auch immer sie aussehen würde (der Protagonist entscheidet sich für Nadia, gegen die Katze oder für die Katze, gegen Nadia oder Nadia wird geheilt und sie leben zu dritt glücklich bis ans Ende ihrer Tage), eine Fortsetzung würde die Pointierung der Geschichte, die Emotionen, die Kälteschlaf während der Lektüre beim Leser erzeugt, verschleißen.
Ich werde nicht selbst über die Qualität des Ergebnisses urteilen (aber deinem Urteil auch nicht widersprechen :D), aber meine Intention für diese Geschichte und insbesondere für den Schluss hast du damit genau getroffen. Daher auch meine Entscheidung, den Schluss beizubehalten.

Zu oft werden in Literatur und Film einem großartigem Werk banale Fortsetzungen nachgeschoben.
Nicht, dass ich mich da ernsthaft einreihen wollte ... Die Fortsetzungen zu Alien waren übrigens allesamt nicht schlecht, obwohl oder gerade weil sie sehr unterschiedlich und allesamt anders als das Original waren. Am schwächsten vielleicht das Prequel (Prometheus).

Vielen Dank für die tolle Geschichte!
Und ich danke dir für diesen Kommentar! Es ist wirklich erhebend zu sehen, wenn eine Geschichte, in die man viel eigene Emotion gesteckt hat, bei einem Leser so viele Gedanken anregt.



Hallo Albatros,

ist das wirklich deine endgültig Entscheidung?
Jawoll!

Diesen Part deines Komms habe ich noch verstanden (glaube ich zumindest), aber der Rest ist für mich ähnlich verrätselt wie deine Geschichten.

Nachts im Traum erscheinen mir manchmal diese Katzen. Sie zeigen ihre gebogenen Reißzähne, ihre gewölbten, rauen Zungen, die rosa Membranen ihrer Kehlen und miauen zu mir hoch. In ihrem Hunger streifen und kratzen sie gegen die Tür, versuchen zu beißen und mit ihren Tatzen einen Weg durch den Maschendraht zu schlagen. Sie taumeln aus Schwäche.
Offenbar hast du ein echtes Problem mit Katzen ... vielleicht könntest du mit Nadia eine Selbsthilfegruppe gründen?

Deine Absicht war es, dass ‚der Prot abermals den Rückzieher macht und seine Entscheidung hinausschiebt’, so sagst du.
Das allein ist aber zu didaktisch.
Ich habe keinerlei didaktische Absichten. Ich beschreibe doch nur!

Ist es nicht unser aller Bestreben, die wir hier im Forum unsere Texte darbieten, solche Schriftsteller wie Raymond Carver, E.Annie Proulx, Alice Munro etc. uns als Vorbild zu nehmen und den Leser mit existenzielle Fragen zu konfrontieren?
Auf die Gefahr hin, dich zu enttäuschen: So hoch ist mein Anspruch leider nicht. Aber ich finde es natürlich toll, wenn andere sich so hohe Ziele stecken.

So könntest du zum Beispiel den Protagonisten präsentieren, wie er in selbstzerstörerischer Weise seinen geliebte Kater umbringt, in einer den Betrachter überwältigenden Landschaft, wie man sie nur in Filmen sieht.
Ich weiß, das ist hart – wie der Protagonist sich anschließend auf der Motorhaube abstützt, wie er taumelnd in das Fahrzeug steigt, seinen Kopf auf das Lenkrad legt und weint, ohne es zu wissen.
Äääh, ja ... könnte ich wohl ... will ich aber nicht. Wie schon mein Prot sagt:
(...) ein Psychodrama findet hier auch nicht statt.

Oder lass den Protagonisten mit dem Kater auf dem Beifahrersitz einfach ‚in den Sonnenuntergang’ oder ‚in die Morgenröte’ fahren (...)
Das wäre dann ein offenes Ende, das der Leser für sich selbst auslegen könnte.
Offener als das jetzige? Ich glaube nicht.

Nichtsdestotrotz - auch dir vielen lieben Dank für deinen Kommentar!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,


ich liiiieeeeebe Katzengeschichten! Wobei dies ist im Grunde genommen keine ist, sondern eine Beziehungsgeschichte. Aber, gerade weil eine Katze darin vorkommt, ist es für mich eine Katzengeschichte, denn der Kater ist quasi das Beziehungsbarometer für das Paar.

Gelungener Einstieg. Genau, wie ich es mag. Gleich rein, nicht lange Beschreibungen von Wind, Wetter, Umgebung und den handelnden Personen, sondern rein ins Geschehen. Und dass es eine kleine Irreführung ist, wobei man gar nicht so genau weiß, was passieren würde, wenn der Kater doch wieder zu Hause auftauchte, also dass du den Leser kurz an der Nase herumführst, finde ich absolut in Ordnung.
Mir hat deine Geschichte rundum gut gefallen, hätte ich sie eher gelesen, wäre die Empfehlung von mir gekommen.

Das einzige, was ich ganz vorsichtig an deinem Plot zu kritisieren hätte, ist diese Katzenhaarallergie. Mir wäre es lieber, wenn man als Leser nicht so eindeutig erfährt, dass Nadia wirklich sehr sehr krank deswegen ist. Mir wäre es lieber, es würde ein wenig offen bleiben und der leise diabolische Gedanke, dass sie doch alles nur aus Neid tut, sollte sich einschleichen in mein Lesergehirn. Aber die Schilderung, dass sie blau anläuft und am Ende sogar im Krankenhaus landet, killt diese Möglichkeit sehr.

Ich bin überzeugt, dass psychosomatische Abläufe nicht zum Tode führen, aber vermutlich werde ich gleich von den Fachleuten ans Kreuz genagelt. Also ich will damit sagen, dass du die Krankheitssymptome Nadias so echt schilderst, dass eine psychologische Ursache komplett entfällt und genau die hätte ich noch so arg gern in der Schwebe gelassen. :D

Egal, deine Geschichte ist so oder so verdammt gut, weil sie rund ist. Ein fixes Reinrutschen in die Handlung, kein Satz zuviel, aber auch keiner zuwenig, alles driftet auf den Höhepunkt zu, es gibt also einen Spannungsbogen und das Ende ist auch in Ordnung. Der Titel übrigens auch.

Was mich interessieren würde, wäre eine weitere Geschichte mit allen drei Beteiligten. Plot: dein Prota ist hin und hergerissen zwischen seiner Sehnsucht nach dem Kater und seiner Beziehung mit Nadia.
Du könntest die gesamte emotionale Breite seines Sehnens nach dem Kuscheligen, dem Liebevollen und so weiter schildern, während Nadia immer kälter wird.
Es könnten Aufdoppelungen passieren, weil Nadia sich wüst verhält und dein Prota immer mehr in die Entscheidung gepresst wird, sie oder der Kater. Das wäre eine neue komplett andere Geschichte, mit sehr viel Drama, Gefühl, Herzschmerz. Ich trau sie dir absolut zu.

Fraglos ist die vorliegende Geschichte aber rund genug, dass sie ohne einen weiteren Teil bequem ihr Dasein feiern kann und ich wollte damit nur ein verstecktes Kompliment machen, nämlich, dass ich Plot und Umsetzung desselben so gut finde, dass ich glatt noch einen weitern dicken Happen davon mir zu Gemüte führen würde.

Gut gemacht, lieber Holg! Ich freue mich immer, wenn es hier bei uns Wortkriegern gute Leute gibt. Davon profitieren wir alle sehr.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

ich liiiieeeeebe Katzengeschichten!
Habe schon in meinem Merkbüchlein verzeichnet: mehr Katzen in meine Geschichten! Das scheint einem ja schon eine gewisse Fangemeinde zu sichern ... :D

Wobei dies ist im Grunde genommen keine ist, sondern eine Beziehungsgeschichte. Aber, gerade weil eine Katze darin vorkommt, ist es für mich eine Katzengeschichte, denn der Kater ist quasi das Beziehungsbarometer für das Paar.
Genau so war's gedacht. Schön, dass ich das erfolgreich vermitteln konnte.

Gelungener Einstieg. Genau, wie ich es mag. Gleich rein, nicht lange Beschreibungen von Wind, Wetter, Umgebung und den handelnden Personen, sondern rein ins Geschehen. Und dass es eine kleine Irreführung ist, wobei man gar nicht so genau weiß, was passieren würde, wenn der Kater doch wieder zu Hause auftauchte, also dass du den Leser kurz an der Nase herumführst, finde ich absolut in Ordnung.
Danke dafür! Bisher haben es mir praktisch alle Leser verziehen, da fiel mir ein Stein vom Herzen. Nur bei einem bin ich noch nicht ganz sicher, siehe unten.

Mir hat deine Geschichte rundum gut gefallen, hätte ich sie eher gelesen, wäre die Empfehlung von mir gekommen.
Ich bin geplättet - schon die dritte Wortkriegerin, die eine Empfehlung aussprechen wollte. Danke! :)

Das einzige, was ich ganz vorsichtig an deinem Plot zu kritisieren hätte, ist diese Katzenhaarallergie. Mir wäre es lieber, wenn man als Leser nicht so eindeutig erfährt, dass Nadia wirklich sehr sehr krank deswegen ist. Mir wäre es lieber, es würde ein wenig offen bleiben (...) Also ich will damit sagen, dass du die Krankheitssymptome Nadias so echt schilderst, dass eine psychologische Ursache komplett entfällt und genau die hätte ich noch so arg gern in der Schwebe gelassen.
Ich bin kein Arzt, aber ich weiß, dass Allergien sehr stark durch die Psyche beeinflussbar sind - in beide Richtungen. Ob es allein durch die Psyche tatsächlich bis zum Tod führen kann? Keine Ahnung.
Mich hat es zum Zeitpunkt des Schreibens weniger interessiert, ob Nadias Krankheit tatsächlich rein psychisch ist, sondern eher, dass der Prot (unterbewusst, "vertreten" durch den Kater) diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung zieht. Er traut seiner Frau also in dieser Hinsicht ziemlich viel zu, was natürlich einiges über seine eigene Einstellung zu Nadia und zur gemeinsamen Ehe aussagt.
Ich muss aber zugeben, dass dein Gedanke auch eine Menge für sich hat. Das wäre noch mal eine Stufe abgründiger - diabolischer, wie du sagst. Das hätte noch so ein kleines Thrillerelement reingebracht, das wäre ganz reizvoll. Allerdings wäre es auch rein auf Nadia bezogen gewesen, da würde mir so im ersten Ansatz ein Gegengewicht auf Seiten des Erzählers fehlen. Sonst ist Nadia etwas zu sehr die alleinige Böse und er die Unschuld vom Lande - das fände ich nicht ganz so gut.
Aber trotzdem: Dein Gedanke hat was, wie gesagt. Vielleicht verwende ich den mal in einer anderen Geschichte.

Egal, deine Geschichte ist so oder so verdammt gut, weil sie rund ist. Ein fixes Reinrutschen in die Handlung, kein Satz zuviel, aber auch keiner zuwenig, alles driftet auf den Höhepunkt zu, es gibt also einen Spannungsbogen und das Ende ist auch in Ordnung. Der Titel übrigens auch.
Ein umfassenderes Lob geht wohl kaum. :bounce:

Was mich interessieren würde, wäre eine weitere Geschichte mit allen drei Beteiligten.
... und einen konkreten Vorschlag zum Plot machst du ja auch schon, der klingt auch reizvoll. Offenbar denkst du da schon bedeutend weiter als ich. Wie wär's - schreib doch einfach selbst die Fortsetzung? Ein Copywrite kann man ja auch mal so zwischendurch einschieben. :cool:

ich wollte damit nur ein verstecktes Kompliment machen, nämlich, dass ich Plot und Umsetzung desselben so gut finde, dass ich glatt noch einen weitern dicken Happen davon mir zu Gemüte führen würde.
Das Kompliment nehme ich natürlich auch sehr gerne an. ;)

Liebe lakita, herzlichen Dank für deinen lobenden Kommentar! Wieder mal einer für die Pinnwand neben dem Monitor ...



Lieber Albatros,

wie ich schon in meiner Antwort angemerkt habe, fand ich deinen ersten Komm etwas rätselhaft. Offenbar habe ich dich tatsächlich in einigen Punkten falsch verstanden. Wollen doch mal schauen, ob wir das nicht wenigstens teilweise ausgeräumt kriegen ...

mein Kommentar enthielt den Satz ‚Lass deine mit Spannung geladene und interessante Erzählung nicht so ‚klanglos ausklingen’. Was ich mit meinem Satz herausstellen wollte, war die Tatsache, dass ich deine Erzählung spannend und interessant empfunden habe.
Das habe ich schon mitbekommen, und das freut mich natürlich auch sehr. Aber vielleicht haben wir eine unterschiedliche Vorstellung von der Art der Spannung, die diese Geschichte kennzeichnen soll:
Was ich in meinem Kommentar ausdrücken wollte, war schlicht, dass ich den Anfang deiner Erzählung (...) eindrucksvoller empfand als das Ende
Ich habe ja schon mehrfach angemerkt, dass ich die Befürchtung hatte, meine Leser mit dem Einstieg in die Irre zu führen. Vielleicht ist es mir bei dir wirklich passiert.
Aus meiner Sicht spielt sich diese Geschichte im Wesentlichen zwischen zwei Menschen ab. Sie ist die Zustandsbeschreibung einer Ehe. Der Kater ist das "Hilfsmittel" des Erzählers, das seine Gedanken anregt - so eine Art "Katerlysator". :D Die Story ist mit "Alltag" getaggt (nicht mit "Krimi" oder "Spannung"), und die gezeigte Situation ist aus meiner Sicht - leider - eine wahrlich alltägliche.
Was ich nicht produzieren wollte, ist ein Psychothriller, der mit Mord und Totschlag endet - das war aber so ungefähr die Vorstellung, die ich aus deinem Vorschlag für ein alternatives Ende herausgelesen habe. Tut mir leid, falls der Einstieg zur Geschichte eventuell falsche Erwartungen geweckt haben sollte.

Dass du dich darüber ärgerst, habe ich deutlich gemerkt an dem folgenden Satz in deinem Kommentar: ‚Offenbar hast du ein echtes Problem mit Katzen ... vielleicht könntest du mit Nadia eine Selbsthilfegruppe gründen?’
Der Vergleich mit Nadia ist hier unangebracht. Du hast meinen Satz ‚Katzen haben mein halbes Leben begleitet’ falsch gedeutet. Ich habe kein ‚echtes Problem mit Katzen’, wie du es ausdrückst.
Geärgert habe ich mich überhaupt nicht, und meine Aussage war nicht als Angriff auf dich gemeint. Vielmehr hatte ich die Sätze, die ich aus deinem Komm zitiert hatte, so gedeutet, dass du dich von zähnebleckenden, kratzenden, beißenden Katzen bedroht fühltest. Dann hättest du womöglich tatsächlich etwas mit Nadia gemein - das mit der Selbsthilfegruppe war natürlich nur geflachst.
Wenn ich nach deiner erneuten Antwort diese Passage noch einmal lese, kann ich sie ebenso gut als eine mitfühlende Schilderung leidender Tiere lesen. Wenn das näher an der Wahrheit ist, entschuldige ich mich für die vorangegangene Fehldeutung. Natürlich weiß ich nicht, welche Erlebnisse aus deinem Leben womöglich dahinterstecken und deine Beziehung zu Katzen prägen.

Ich finde es traurig, wenn du von dir selbst sagst: ‚So hoch ist mein Anspruch leider nicht. Aber ich finde es natürlich toll, wenn andere sich so hohe Ziele stecken.’
(...)
,Die Bedeutung des Menschen liegt nicht in dem, was er erlangt, sondern vielmehr in dem, was zu erlangen er sich ersehnt.’
Was ich mir vom Schreiben ersehne, ist vor allem Entspannung und Zerstreuung. Und genau das bekomme ich auch, deshalb gibt es keinen Grund zum Traurigsein.
Das heißt nicht, dass ich nicht ehrgeizig wäre. Ich strebe auch danach, mich zu verbessern. Aber ich möchte mir keinen übermäßigen Druck machen, indem ich mich gleich an den Besten messe. Unrealistische Zielvorgaben, die mich durch ständige Nichterreichung zu frustrieren versuchen, habe ich im Beruf zur Genüge - das brauche ich nicht auch noch in meinem Hobby.

Auch möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken für die Hilfe und Hinweise, die du mir zu meiner Erzählung ‚Der Schlackenberg’ gegeben hast.
Da nich für, wie man in Norddeutschland sagt. ;)

Lieber Albatros, ich hoffe, ich konnte die Missverständnisse zumindest reduzieren. Danke, dass du dich noch mal gemeldet hast!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Holg

Die Kälte, mit der sie das sagt, lässt mich buchstäblich vor dem Telefonhörer zurückweichen.

Kann man denn metaphorisch vom Hörer zurückweichen? Würde ich streichen.

Alien war der erste Film, den wir damals in der winzigen Zweizimmerwohnung sahen, in die wir nach knapp drei Monaten Beziehung gemeinsam gezogen waren.

Hier würde ich das „gemeinsam“ streichen. Ist impliziert. Würde den Satz weniger sperrig machen.

Wir saßen rechtzeitig wieder auf der Couch, nun endlich schweigend,

Das klingt, als hätte er vorhin auch dauernd geredet.

Als Lieutenant Ripley das Monster endgültig erlegte und sich gemeinsam mit dem zweiten überlebenden Crewmitglied für den Kälteschlaf bereitmachte: mit dem Kater Jones.

Ich finde, du hast das Motiv der Kälte und des Kälteschlafs perfekt in die Geschichte integriert. Dass du die Geschichte auch so nennst, ist konsequent und gut.

Hätte, sollte, müsste. Es gibt noch eine andere Möglichkeit, sagt mir sein Blick. „Vergiss es“, raunze ich ihn an, erschrocken reißt er die Augen auf, als ich seine Futtervorräte in einen Karton feuere. „Wer verlässt denn bitte seine Frau für eine Katze? Das steht doch in keinem Verhältnis.“

Du hast dich dem Konfliktherd genähert und legst den hier unaufdringlich auf den Tisch. Finde ich sehr gut gemacht. Das tragisch-komische dieses Satzes, dieses Gedankens, entspricht der Geschichte als Ganzer.

Als der Arzt das Wort „psychosomatisch“ ins Spiel brachte, ging Nadia an die Decke; ich hatte nichts anderes erwartet. Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“, davon wollte sie nichts wissen.

Würde ich streichen. Das zweite, weil es redundant ist. Das erste, weil ich denke, hier sollte der Fokus bei Nadia liegen, ich finde das einen ungünstigen Moment, um zu thematisieren, wie der Prot über sie denkt, da hast du (genügend) andere, bessere Stellen dafür.

Nadia ist einfach krank, so was soll vorkommen.“ Jones blinzelt. „Körperlich krank“, setze ich hinzu.

Sehr lustig, gleichzeitig sehr subtil die Beziehung der drei auf den Punkt gebracht, die verschiedenen Deutungen des Protagonisten bezüglich dessen, was geschieht.

Dabei wollten wir so vieles besser machen als unsere Altvorderen. Jedenfalls anders als Nadias Eltern, die trotz gegenteiliger Versprechungen unsere Hochzeitsfeier ruiniert hatten, indem sie sich mit den neuen Partnern des jeweils anderen lautstark über die Scheidungsgründe austauschten.

Ich kann’s nicht genau festmachen, aber das fand ich sowohl inhaltlich wie auch syntaktisch etwas schleppend, das war für mich ein echter Bremsklotz in der Geschichte. Ich verstehe, dass du noch was zum Thema: „Dabei wollten wir es besser machen, aber es ist halt so gekommen“ schreiben möchtest, aber vielleicht lässt sich das noch etwas straffen, nur so ein Gedanke.

Und morgen muss ich in Ruhe darüber nachdenken, wie Doctor Jones und ich aus diesem Dilemma herauskommen. Länger als eine Woche wird meine Schwester ihn nicht bei sich haben wollen.

Finde ich einen guten Schluss.

So, lieber Holg. Ich lass die Katze aus dem Sack: tolle Geschichte! Wie die Beziehung der beiden durch die Katze gespiegelt wird, das ist wirklich originell und gut gemacht. Für mich hat die Story aber vor allem deshalb eine Empfehlung verdient, weil du es schaffst, auf der tragischen und der komischen Ebene zugleich zu agieren. Es gibt manchmal so Geschichten, da soll der Protagonist relativ unbedarft seinen Problemen gegenüberstehen, so leicht verpeilt, was lustig und tragisch zugleich sein soll. (So im Stil von „Herr Lehmann“, wo das super gemacht ist.) Das geht bei mir als Leser häufig schief, denn ich sehe den Protagonisten einfach als Trottel, den ich nicht ernst nehmen kann.
Bei deiner Geschichte ist das anders, da ist das einfach sehr gut austariert. Und weil es eine echte Kunst ist, diesen Ton zu finden, witzig und ernsthaft zugleich, verdient diese Geschichte und der dafür verantwortliche Autor meinen vollen Respekt!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Peeperkorn,

Kann man denn metaphorisch vom Hörer zurückweichen?
Ich finde schon. Mehr so innerlich statt tatsächlich körperlich. An diesem Satz hatte ich damals überdurchschnittlich lange herumlaboriert, ohne das "buchstäblich" oder etwas Vergleichbares fehlt mir da was. Ich lasse es vorläufig drin.

Hier würde ich das „gemeinsam“ streichen.
Hiermit geschehen. Ich glaube, in der ersten Fassung ging der Satz anders, da stand was von "zusammengezogen"; daraus ist beim Umbau ein unnötiges "gemeinsam" geworden.

Wir saßen rechtzeitig wieder auf der Couch, nun endlich schweigend,
Das klingt, als hätte er vorhin auch dauernd geredet.
Dafür muss man es aber sehr wörtlich nehmen, finde ich. Eine präzisere Formulierung wie "Nadia nun endlich schweigend" oder "Nadia schwieg nun endlich" erscheint mir aber sperriger, vor allem auch für die Fortsetzung des Satzes. Lasse ich auch erst mal so.

Ich finde, du hast das Motiv der Kälte und des Kälteschlafs perfekt in die Geschichte integriert. Dass du die Geschichte auch so nennst, ist konsequent und gut.
Danke! Ich hatte erst spät beim Schreiben den Geistesblitz, das am Ende wieder aufzugreifen. Als ich sah, wie gut das zur ganzen Geschichte passte, war der Titel keine schwierige Wahl mehr.

Du hast dich dem Konfliktherd genähert und legst den hier unaufdringlich auf den Tisch. Finde ich sehr gut gemacht. Das tragisch-komische dieses Satzes, dieses Gedankens, entspricht der Geschichte als Ganzer.
Am meisten freue ich mich da über das "unaufdringlich". Das ist bisher noch nicht meine Stärke, aber ich arbeite daran. :)

Als der Arzt das Wort „psychosomatisch“ ins Spiel brachte, ging Nadia an die Decke; ich hatte nichts anderes erwartet. Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“, davon wollte sie nichts wissen.
Würde ich streichen. Das zweite, weil es redundant ist. Das erste, weil ich denke, hier sollte der Fokus bei Nadia liegen, ich finde das einen ungünstigen Moment, um zu thematisieren, wie der Prot über sie denkt, da hast du (genügend) andere, bessere Stellen dafür.
Du hast Recht, ich habe beides rausgeschmissen. Aber dann gefiel mir das Timing nicht, ich wollte noch ein kurzes Luftholen vor dem nächsten Satz. Deshalb habe ich ein neues, kürzeres Anhängsel geschrieben:
Als der Arzt das Wort „psychosomatisch“ ins Spiel brachte, ging Nadia an die Decke. Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“, völlig indiskutabel.
Rein sachlich betrachtet immer noch redundant, aber ich finde, es bringt auch noch mal durch die Hintertür ein bisschen die Meinung des Erzählers rein, wenn er so betont, wie kompromisslos Nadia diesen Gedanken ablehnt.

Ich kann’s nicht genau festmachen, aber das fand ich sowohl inhaltlich wie auch syntaktisch etwas schleppend, das war für mich ein echter Bremsklotz in der Geschichte. Ich verstehe, dass du noch was zum Thema: „Dabei wollten wir es besser machen, aber es ist halt so gekommen“ schreiben möchtest, aber vielleicht lässt sich das noch etwas straffen, nur so ein Gedanke.
Darüber habe ich jetzt seit zwei Tagen nachgedacht, und mir fällt nichts Besseres ein, als das "trotz gegenteiliger Versprechungen" zu streichen. Das ist ziemlich inhaltsleer und der Satz liest sich jetzt etwas flüssiger.
Mir ist das hier wichtig, dass die Eltern die Hochzeit sabotieren, das deutet an, woher Prot und Nadia kommen, dass schon die Eltern nicht gerade kommunikationsstark waren, ihre kleinen persönlichen Befindlichkeiten über das gemeinsame Interesse (und das anderer Leute) gestellt haben usw. Deshalb mag ich das inhaltlich gar nicht reduzieren, nur syntaktisch. Vielleicht fällt mir ja irgendwann noch eine elegantere Formulierung ein, die mich nicht aus meinem Duktus bringt.

Finde ich einen guten Schluss.
Das hat nicht jeder so gesehen. Schön, dass du mich da stärkst!

So, lieber Holg. Ich lass die Katze aus dem Sack: tolle Geschichte! Wie die Beziehung der beiden durch die Katze gespiegelt wird, das ist wirklich originell und gut gemacht.
Vielen Dank!! :gelb:

Für mich hat die Story aber vor allem deshalb eine Empfehlung verdient, weil du es schaffst, auf der tragischen und der komischen Ebene zugleich zu agieren. Es gibt manchmal so Geschichten, da soll der Protagonist relativ unbedarft seinen Problemen gegenüberstehen, so leicht verpeilt, was lustig und tragisch zugleich sein soll. (So im Stil von „Herr Lehmann“, wo das super gemacht ist.) Das geht bei mir als Leser häufig schief, denn ich sehe den Protagonisten einfach als Trottel, den ich nicht ernst nehmen kann.
Wie ich schon in mehreren Komms zugeben musste, war das Komische überhaupt nicht meine Absicht, ich war beim Schreiben in sehr ernster, fast depressiver Stimmung. Der ironische Tonfall war mir zwar bewusst, aber der war nie als Effekt gedacht. Das war eher eine Art Selbstschutz, sowohl für meinen Prot als auch ein wenig für mich selbst.
Vielleicht ist das der Schlüssel zu meinem etwas unerwarteten Erfolg: dass mein Augenmerk voll auf dem tragischen Part lag. Im Übrigen wollte ich den Prot auch nie als unbedarft oder leicht verpeilt darstellen, sondern eher als jemanden, der Dinge nicht sehen will und sich der Realität verweigert. Also auch hier schon vom Ansatz etwas ernster.

Bei deiner Geschichte ist das anders, da ist das einfach sehr gut austariert. Und weil es eine echte Kunst ist, diesen Ton zu finden, witzig und ernsthaft zugleich, verdient diese Geschichte und der dafür verantwortliche Autor meinen vollen Respekt!
Boah, danke, Peeperkorn! Das bedeutet mir besonders viel, weil es von einem Autor kommt, vor dessen Sprachgewalt ich selbst regelmäßig in Ehrfurcht erstarre.
(Notiz an Webmaster: Der Forensoftware fehlt ein Schleim-Smiley, einzufügen mit dem Code :slime: )

Vielen Dank, Peeperkorn, für deinen erfreulichen Kommentar! Die Pinnwand neben meinem Monitor bekommt Zuwachs ... :D

Grüße vom Holg ...

 

Hallo, Holg.

Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Beziehung zwischen dem Mann und seiner Katze ist sehr liebenswürdig erzählt und steht für mich auch eher im Mittelpunkt als alles mit Nadia. Für mich liest es sich so, als wollte er sich von Nadia trennen, traut sich jedoch nicht, dies einzugestehen beziehungsweise sie zu verlassen, wo es ihr körperlich doch so schlecht geht und sucht sein Ventil darin, die Katze wegzugeben. Aber weil ihm die Katze doch mehr zu bedeuten scheint, bringt er sie instinktiv zu seiner Schwester, weil sie dann immer noch da ist.

Die Zukunft interessiert mich, aber der Schnitt an der Stelle ist optimal. Sehr gut gelungen.

Gruß, AnBu

 

Hallo AnBu,

willkommen hier! Ich freue mich, dass dir meine Geschichte gefällt. :)

Ja, vordergründig steht der Kater stärker im Fokus. Aber ich habe versucht, über Bande zu spielen und indirekt von Nadia beziehungsweise von der Beziehung des Prot mit ihr zu erzählen. Und in dieser Beziehung steht es nicht zum Besten; ich denke auch, da ist eine Trennung in Sicht, zu der sich der Prot aber (noch) nicht aufraffen kann. Nun stellen ihn die Umstände (Nadias Allergie) vor die Wahl. Mit der Schwester hat er etwas Zeit geschunden, aber der Entscheidung wird er nicht entkommen.

Schön auch, dass du das Ende magst, dazu gab es ja ein bisschen Diskussion. Aber du bestätigst mich in meiner Wahl. ;)

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg,

„Doctor Jones muss weg“, sagt Nadia. „Heute noch. Mir egal, wie du das anstellst.“
mir gefällt der Einstieg, weil er wunderbar viele Assoziationen in verschiedene Richtungen möglich macht und dabei aber die Dringlichkeit klar rausstellt, man also als Leser nicht Uferlos ins Becken geworfen wird.

Die nächsten beiden Sätze sind mir aber in der Form aufgestoßen. Alles Gejammer auf hohem Niveau, aber da es mir aufgefallen ist, will ich es dir auch nicht vorenthalten.

Die Kälte, mit der sie das sagt, lässt mich buchstäblich vor dem Telefonhörer zurückweichen.
erstmal: ich bin kein Fan von buchstäblich. Aber die ganze Konstruktion: lässt mich buchstäblich vor dem Telefonhörer zurückweichen. Also ich komm auf diesen Satz nicht klar. Das klingt in meinen Ohren einfach verquer. Und auch das Bild ist schief. Also wie soll ich mir das vorstellen? Er weicht zurück, der Hörer bleibt da? Zieht er die Hand mit dem Telefon vom Ohr? Das geht für mich nur bei Dingen, die nicht mit dem Körper verbunden sind.
Dann setzt zuverlässig die innere Stimme ein, die Nadia verteidigt.
Zuverlässig macht den zweiten Satz etwas sperrig für mich. Mal laut lesen und selbst hören. sofort würde besser passen für mich. Wäre aber auch ohne das eine oder andere genauso rund

Mit Sicherheit versteht er, wenn sein Name fällt.
Finde ich unelegenat ausgedrückt

Jetzt bin ich in Zeitdruck, und das macht es nicht leichter.
ist man in Zeitdruck? Denke, hier würde man das auch eleganter ausdrücken können
Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“, völlig indiskutabel.
Würde ich mit Punkt absetzen, sonst liest man es als Aufzählung mit und das hakt kurz
Bis Nadia vorgestern fast gestorben wäre.
sehr gute Stelle, um den Leser zu packen und aus dem Witzigen in den Ernst zu springen

ährend Sigourney Weaver von dem außerirdischen Biest durch die Gänge der Nostromo gehetzt wurde,
könnte auch raus der fette Teil

Dann werde ich uns ein gutes Essen zubereiten, wir werden uns mit einem Glas Wein auf die Couch setzen, vielleicht fernsehen und wieder fest daran zu glauben versuchen, dass wir bis an unser Lebensende zusammen glücklich sein können, weil unser größtes Problem gelöst ist.
Mir ist der Satz zu lang. Maßgeblich die markierte Stelle macht den Satz stelzig.

Joa, von den wenigen Stellen abgesehen, habe ich den Text sehr gern gelesen. Flüssig unaufgeregter Ton, eine feine Alltagsgeschichte mit der richtigen Prise Humor.

Die Gespräche mit der Katze fand ich toll. Ein schöner kniff, um die ganze Kiste zu beleuchten.

Am Anfang des Textes hast du noch mehr Bezug zum Film gehabt. Das Thema hätte gegen Ende ruhig auch noch präsenter sein dürfen. Auch im Mittelteil. Ich mein, du wählst ja nicht irgendeinen Film, sondern steigst mit Alien ein. Das ist schon abgefahren, um eine Liebesbeziehung zu starten.

Ich muss zugeben, dass ich das Ende jetzt nicht grandios fand. Da hatte ich mir mehr erhofft. Weiß auch nicht was, aber so hatte ich den Eindruck, der Autor zieht sich da ein bisschen zu einfach aus der Affäre.
Ich mein, hier fehlt noch mal der Bezug zu Alien.

gern gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

schön, dass du reingeschaut hast. Schön ebenfalls, dass dir der Text bis auf Kleinigkeiten gefällt. Es ist immer nett, nach einiger Zeit noch mal einen kleinen Nachschlag an Lob zu bekommen, besonders da es meine bisher liebste eigene Geschichte ist. :)

Der Einstieg kommt mir selber immer noch zwiespältig vor, man könnte ihn auch als Irreführung bewerten, aber komischerweise hat mir das noch keiner vorgehalten. Muss wohl meine eigene Unsicherheit sein.

Die kleinen Stellen, die du monierst, sind überraschend knifflig, waren zum Teil auch schon Gegenstand früherer Überarbeitungen. Ich muss mal sehen, wie viel ich daran noch ändern kann (und will):

erstmal: ich bin kein Fan von buchstäblich. Aber die ganze Konstruktion: lässt mich buchstäblich vor dem Telefonhörer zurückweichen. Also ich komm auf diesen Satz nicht klar. Das klingt in meinen Ohren einfach verquer. Und auch das Bild ist schief. Also wie soll ich mir das vorstellen?
Dazu hatte ich schon eine kleine Diskussion mit Peeperkorn:
Kann man denn metaphorisch vom Hörer zurückweichen?
Ich finde schon. Mehr so innerlich statt tatsächlich körperlich. An diesem Satz hatte ich damals überdurchschnittlich lange herumlaboriert, ohne das "buchstäblich" oder etwas Vergleichbares fehlt mir da was. Ich lasse es vorläufig drin.
Mir war wichtig, dass es eben nicht bloß im übertragenen Sinne gemeint ist, auch wenn es vielleicht überzogen wirkt. Wie das von der Bewegung her genau aussieht, kann sich jeder Leser nach seiner eigenen Körpersprache ausmalen; bei mir persönlich wäre das ein Seitwärtsneigen des Kopfs, weg vom Hörer, vielleicht mit einer Drehung um 20 bis 30 Grad. Die Hand kann die Gegenbewegung machen, evtl. leicht abwärts gerichtet, aber maximal halb so weit wie der Kopf. Insgesamt vergrößert sich der Abstand zwischen Hörer und Ohr um 5 - 10 cm. Ich telefoniere zwar immer auf der linken Seite, aber bei meinem Prot stelle ich mir das rechts vor.
(Das soll keine Verarschung sein. Du hast gefragt. :D)

Dann setzt zuverlässig die innere Stimme ein, die Nadia verteidigt.
Zuverlässig macht den zweiten Satz etwas sperrig für mich. Mal laut lesen und selbst hören. sofort würde besser passen für mich. Wäre aber auch ohne das eine oder andere genauso rund
Ich wollte andeuten, dass es bei ihm immer so geht: Er hat eigentlich eine Menge an Nadia (bzw. an der Beziehung) auszusetzen, mag sich das aber nicht eingestehen. Da setzt jedesmal sein eingebauter Zensor ein.
Mit der Formulierung "zuverlässig" bin ich dabei schon ein bisschen in dem ironischen, teils sarkastischen Tonfall drin, mit dem der Prot seine Lebens- und Gefühlslage selbst beschreibt. So ein bisschen, als ob er kopfschüttelnd seine eigenen Gedankengänge beobachtet. Ein einfaches "sofort" oder "wie immer" reicht mir da nicht, ich wollte so ein Gefühl eines leicht resignierenden "war ja klar" transportieren.

Mit Sicherheit versteht er, wenn sein Name fällt.
Finde ich unelegenat ausgedrückt
Habe ich geändert zu: Auf jeden Fall versteht er, wenn man seinen Namen nennt.
Keine Ahnung, ob das eleganter ist. :confused:

Jetzt bin ich in Zeitdruck, und das macht es nicht leichter.
ist man in Zeitdruck? Denke, hier würde man das auch eleganter ausdrücken können
Nach meinem Sprachgefühl würden zwei Varianten gehen: ich bin in Zeitdruck oder ich stehe unter Zeitdruck. Vom Rhythmus des Satzes her fand ich die erste besser.

Für sie war das gleichbedeutend mit „Hypochonder“, „Münchhausen-Syndrom“ und „Klapsmühle“, völlig indiskutabel.
Würde ich mit Punkt absetzen, sonst liest man es als Aufzählung mit und das hakt kurz
Das ist schon mal überarbeitet, da hatte ebenfalls Peeperkorn einen Hinweis gegeben. Früher stand da was Längeres.
Habe jetzt einen Gedankenstrich genommen. Dann hakt das Auge nicht so, und der Rhythmus bleibt erhalten. (Mit Punkt war mir die Pause zu lang.)

ährend Sigourney Weaver von dem außerirdischen Biest durch die Gänge der Nostromo gehetzt wurde,
könnte auch raus der fette Teil
Hm, mag ich mich nicht recht von trennen. Lange Sätze habe ich viele, in diesem Absatz und im ganzen Text. So ein Hauch von SoC, wenn der Prot sich seine Gedanken über dies und jenes macht. Da muss nicht jeder Satzteil eine Funktion haben, für mich fließt es an der Stelle eigentlich gerade ganz schön.

Dann werde ich uns ein gutes Essen zubereiten, wir werden uns mit einem Glas Wein auf die Couch setzen, vielleicht fernsehen und wieder fest daran zu glauben versuchen, dass wir bis an unser Lebensende zusammen glücklich sein können, weil unser größtes Problem gelöst ist.
Mir ist der Satz zu lang. Maßgeblich die markierte Stelle macht den Satz stelzig.
Die Markierung war nicht sichtbar (kursiv in kursiv?), und Länge per se finde ich in diesem Text nicht so problematisch. Eigentlich möchte ich hier sogar einen langen Satz haben; siehe voriger Punkt. Aber du hast Recht, dieser hier klingt sperrig. Deshalb habe ich den Satz einfach mal geteilt:
Danach werde ich uns ein gutes Essen zubereiten, wir werden uns mit einem Glas Wein auf die Couch setzen und vielleicht etwas fernsehen. Und dann versuchen wir wieder fest daran zu glauben, dass wir bis an unser Lebensende zusammen glücklich sein können, weil unser größtes Problem gelöst ist.
Mit dem Tempuswechsel im zweiten Satz, den ich eigentlich suboptimal finde, vermeide ich das "werden zu glauben versuchen", das vermutlich zum Knirschen beigetragen hat.
Besser?

Joa, von den wenigen Stellen abgesehen, habe ich den Text sehr gern gelesen. Flüssig unaufgeregter Ton, eine feine Alltagsgeschichte mit der richtigen Prise Humor.
Die Gespräche mit der Katze fand ich toll. Ein schöner kniff, um die ganze Kiste zu beleuchten.
Das liest man gern, vielen Dank. Irgendein Grund, warum du "Gespräche" durch Kursivschrift betonst? Magst du Katzen sonst nicht so? :D

Am Anfang des Textes hast du noch mehr Bezug zum Film gehabt. Das Thema hätte gegen Ende ruhig auch noch präsenter sein dürfen. Auch im Mittelteil. Ich mein, du wählst ja nicht irgendeinen Film, sondern steigst mit Alien ein. Das ist schon abgefahren, um eine Liebesbeziehung zu starten.
Sooo viel habe ich mir bei der Wahl von Alien eigentlich gar nicht gedacht. Man kann ein paar Eigenschaften der Charaktere daran beschreiben, wie sie zusammen fernsehen, das war der Hauptgrund. Und es kommt eine Katze darin vor, ohne dass ihre Bedeutung so vorgegeben ist wie in dem französischen Film, der später erwähnt wird. Davon abgesehen finde ich die Filme selbst klasse. ;)

Dass das Kälteschlaf-Motiv so eine Klammer um den Text bilden und sogar den Titel liefern kann, ist mir relativ spät eingefallen, nämlich als ich das Ende schrieb. (Da war ich diesmal ziemlich linear unterwegs, das ist nicht immer so.) Als Leitmotiv für den gesamten Text war es nie geplant. Das zu vertiefen, klingt zwar verlockend, aber wenn ich das jetzt nachträglich mache, habe ich die Befürchtung, dass es zu künstlich wird und/oder dass ich die Schraube einfach überdrehe. Das gilt für das Ende genauso wie für den Mittelteil. Ich muss mal sehen, ob mir etwas Geniales einfällt, aber für weniger fasse ich das lieber nicht an, um nichts kaputtzumachen. :shy:

Ich muss zugeben, dass ich das Ende jetzt nicht grandios fand. Da hatte ich mir mehr erhofft. Weiß auch nicht was, aber so hatte ich den Eindruck, der Autor zieht sich da ein bisschen zu einfach aus der Affäre.
Der Autor oder der Prot? :hmm:
Das Ende wurde schon heiß diskutiert, manche wollten ein Happy-End, in dem Prot und Kater im Cabrio dem Sonnenuntergang entgegenfahren (hoffentlich nicht wie Thelma und Louise), andere wollten es offenlassen durch Verzicht auf alles nach dem Sternchen. Ich wollte aber ums Verrecken nicht darauf verzichten, meinen Prot hier noch ein weiteres Mal zaudern und die Entscheidung vor sich herschieben zu lassen. Find ich einfach lebensnah. Das Problem ist ja nicht gelöst, und er wird sich schon noch entscheiden müssen, wenn seine Schwester ihm das Katzenklo wieder vor die Tür stellt, aber eben nicht heute. In dieser Szene wollte ich das Problem lieber vertiefen, als es zu lösen.
Insofern ist das also kein Aus-der-Affäre-ziehen, sondern gewollt.

Vielen Dank, weltenläufer, für deine Gedanken. Den einen nehme ich noch zum Weiterdenken mit.

Grüße vom Holg ...

 

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