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Jagdfieber

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21.01.2017
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Jagdfieber

Im tiefen, dunklen Wald. Zwei Augen, die mich beobachten. Stille. Schnee dämpft alle Geräusche, auch meine Schritte. Langsam bewege ich mich zwischen mächtigen Fichtenstämmen hindurch, die sich über mir in Düsternis verlieren. Die Augen folgen meinen Bewegungen. Als ich mit der Taschenlampe die Felsen beleuchte, die vor mir aufragen, glühen die Augen kurz auf. Dann sind sie weg. Der Wolf hat sich in die Schatten geduckt, um dem Lichtkegel zu entgehen, doch er ist immer noch da. Ich bin in sein Reich eingedrungen und obwohl ich kein Recht habe, hier zu sein, macht er keinen Versuch, mich zu vertreiben. Noch nicht. Er beobachtet mich in aller Ruhe. Wartet ab, um zu sehen, was ich will. Was ich vorhabe. Er kennt Zweibeiner. Sie riechen komisch, bewegen sich auf eine Weise, wie sonst kein anderes Tier. Ein wenig unbeholfen und plump, diese Zweibeiner. Und doch sind sie gefährliche Raubtiere. Er hat gesehen, wie sie seinesgleichen gejagt haben, in Rudeln, vor langer Zeit. Dieser da ist allein. Er könnte ihn vielleicht überwältigen. Der Zweibeiner ist stehengeblieben und sieht in seine Richtung, hebt witternd die Nase. Er bleibt regungslos im Schatten, geduckt, sprungbereit, abwartend.
Die Sekunden verstreichen. Keiner der beiden rührt sich. Schneeflocken fallen vom Himmel, erst vereinzelt, dann werden es immer mehr. Eine Schneeflocke landet auf den Wimpern meines rechten Auges. Ich blinzle und löse mich aus meiner Starre. Die Präsenz des Wolfs hat mich in Bann geschlagen. Sie war fast stofflich, eine mächtige Präsenz, die Raum verlangte und meinen Geist tastend erkundete. Dies ist sein Reich. Ich gehöre nicht hierher. Langsam drehe ich mich um und trete den Rückzug an. Er bleibt im Schatten, doch seine Augen verfolgen jede meiner Bewegungen. Auf dem Rückweg ist alles still, wie zuvor, doch aus dem Augenwinkel sehe ich hin und wieder einen Schatten durch die Bäume huschen. Er scheint mir zu folgen, lautlos und in sicherer Entfernung. Der Wald aus Fichten und einzelnen Tannen ist nun nicht mehr so dicht und durch die Lücken fällt fahles Licht auf die Fußstapfen, die ich auf dem Weg hinein hinterlassen habe. Ich passiere eine Felsformation und stelle nach etwa fünfzig Metern fest, dass der Schatten mir nicht mehr folgt. Ich bleibe stehen und blicke zurück. Und dort, auf einem der Felsen, steht er. Zum ersten Mal kann ich ihn deutlich sehen. Er ist groß und kräftig. Sein silbriges Fell ist vom Schnee bedeckt. Er sieht mich direkt an. Dann dreht er sich um und verschwindet im Wald jenseits der Felsen. Ich bleibe noch einen Moment stehen und horche, doch kein Laut durchdringt die Stille. Ich drehe mich nun ebenfalls um und setze meinen Rückweg fort. Der Schneefall hat aufgehört. Der Mond kommt hinter den Wolken hervor und beleuchtet das Lächeln auf meinem Gesicht.

Mein Rückweg zum Lager führt mich durch immer lichter werdenden Wald auf brachliegende Felder. Die Natur hat die vor langer Zeit aufgegebenen Ländereien längst zurückerobert. In Gedanken versunken bewege ich mich durch das Dickicht aus Birken, jungen Fichten und dornigen Sträuchern, als ich mit einem Fuß hängenbleibe und mit dem Gesicht voran im Schnee lande. Fluchend rapple ich mich auf und klopfe den Schnee von meiner Kleidung. Ich spüre, wie der Schnee in meinem Gesicht zu schmelzen beginnt, und das ist bei unter minus zehn Grad gar nicht gut. Hastig zerre ich das Ende meines Schals unter dem Anorak hervor und wische mein Gesicht trocken. Als ich mich schon wieder in Bewegung setzen will, lässt mich ein flüchtiger Blick zurück auf das, was mich zu Fall gebracht hat, innehalten. Ein bleicher Knochen ragt aus dem glitzernden Schnee, gut sichtbar, sofern man nicht blind vor sich hin träumend durch die Landschaft stolpert. Ich schaufle den Schnee mit den Händen um den aufragenden Knochen zur Seite und stoße schnell auf einen Schädel von beachtlicher Größe. Ich wurde von einer Kuh zu Fall gebracht, die vermutlich von ihren Besitzern zurückgelassen wurde, als sie ihren Hof aufgaben. Kleinere Herden verwilderter Hausrinder und ihrer Nachkommen sind hier nicht ungewöhnlich, doch dieses Exemplar scheint in Freiheit nicht lange überlebt zu haben, denn die Knochen sind stark verwittert. Ich schiebe den Schnee wieder zurück und bedecke damit die sterblichen Überreste einer verschwundenen Zivilisation.
Plötzlich habe ich es sehr eilig, ins Camp zurückzukommen. Ich fühle mich verlassen und klein auf diesem ehemaligen Feld, weit weg von jeder menschlichen Behausung, und die tote Kuh, die ihren Besitzern nicht wichtig genug war, um sie mitzunehmen, tanzt einen knochenbleichen Stepptanz in meinem Kopf, genau hinter meinem rechten Ohr, wo ich jetzt einen pochenden Schmerz verspüre. Ich presse zwei Finger auf die Stelle und der Schmerz lässt etwas nach. Langsam bewege ich mich, setze behutsam einen Fuß vor den anderen. Ich atme ein paar Mal tief durch, dann ist der Schmerz fast verschwunden und ich komme zügiger voran.

Mein nächtlicher Ausflug hat schon viel zu lange gedauert. Der Streit mit meinem Vorgesetzten, der mich überhaupt erst dazu getrieben hat, diesen kleinen „Abkühlungsspaziergang“ zu unternehmen, war im Grunde harmlos. Doch meine Begegnung im Wald macht die Sache unerwartet kompliziert und das ist allein meine Schuld. Kurt wollte die Gebiete südlich des Lagers zuerst untersuchen, da sie mit Hochwald bestockt und durch den spärlichen Unterwuchs besser zu begehen sind. Ich dagegen wollte im Norden beginnen, dem Waldgebiet, aus dem ich gerade komme. In alten Landkarten und Berichten hatte ich Hinweise auf bergbauliche Aktivitäten entdeckt, Stollen und Abraumhalden, die vor etwa zweihundert Jahren aufgegeben wurden. Damals baute man dort ab, was wir nun suchen: Erze, die mit den heutigen technischen Möglichkeiten schneller und vor allem kostengünstiger abgebaut werden können als damals. Doch Kurt hatte keine Lust, sich durch die zugewucherten Brachflächen zwischen dem Waldgebiet und unserem Lager zu schlagen und das machte mich fuchsteufelswild. Jetzt möchte ich mich beim Gedanken an diesen Streit am liebsten ohrfeigen. Hätte ich nicht damit angefangen, gäbe Kurt morgen planmäßig Anweisung, die südlichen Wälder zu untersuchen und bei Vorliegen von Messungen, die Erzvorkommen anzeigten, würde er die Untersuchung beenden, mit der Begründung, dass die aufgegeben Stollen nördlich des Camps dafür sprachen, dass die Erzvorkommen dort bereits erschöpft seien. Die Bergbaugesellschaft würde uns abziehen und die schweren Geräte zur Ausbeutung der Erzvorkommen in den südlichen Wald schicken. Der nördliche Wald, den ich im Stillen und reichlich kindisch schon „Wolfswald“ getauft habe, bliebe verschont. Doch wie ich Kurt kenne, wird er um des lieben Friedens willen morgen mit dem gesamten Team zu Untersuchungen in den Wolfswald ausrücken. Bei dem Gedanken, dass zehn Mann in diesem Wald jeden Quadratzentimeter mit Schallwellen für die seismischen Messungen traktieren werden, wird mir schlecht. Nicht auszudenken, was diese Schallwellen dem empfindlichen Gehör „meines“ Wolfs antun können, vor allem wenn er zu diesem Zeitpunkt in seiner Höhle ist. Davon abgesehen wird ein positives Ergebnis der Messungen das Ende bedeuten. Für den Wolf, sein Reich ... und im Grunde auch für meine Tätigkeit in dieser Branche, das wird mir gerade klar. Denn die totale Vernichtung dieses Lebens wird einzig und allein auf mein Konto gehen. Wäre ich nicht gewesen, hätte sich niemand für dieses Waldgebiet interessiert.

Als ich die Lichter des Lagers durch die Bäume schimmern sehe, bleibe ich zögernd stehen. Ich muss Kurt irgendwie davon überzeugen, dass der Wolfswald eine Erkundung nicht lohnt. Wenn ich ihm einfach sage, dass er Recht hatte, verliert er vielleicht das Interesse an diesem Waldgebiet und sonnt sich stattdessen in seinem Sieg. Wie ich es auch drehe und wende, mir will einfach nichts Besseres einfallen. Entschlossen stapfe ich los und gehe direkt auf sein Zelt zu. Noch bevor ich ganz da bin, wird die Plane am Eingang zurückgeschlagen und Kurt kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Er muss mich kommen gehört haben.

„Um Himmels willen, Anja, wo bist du gewesen?!“
Man kann ihm ansehen, dass er sich tatsächlich Sorgen gemacht hat, doch die steile Falte über der Nasenwurzel und die gerunzelte Stirn bedeuten Zorn, der sich gerade anschickt, die Oberhand über die Sorge zu gewinnen.
„Wir haben das ganze verfluchte Lager und die Umgebung nach dir abgesucht!“
„Ich war im Waldgebiet im Norden, um ein paar Probemessungen durchzuführen.“
Ich versuche, möglichst viel Trotz in meine Stimme zu legen, denn was jetzt kommt, muss überzeugend wirken.
„Ich habe keine nennenswerten Erzvorkommen feststellen können. Du hattest Recht. Die Lagerstätten sind wohl bereits ausgebeutet worden.“

Kurt sieht mich zunächst verdutzt, dann prüfend an. Ich starre zurück. Die Sekunden ziehen sich in die Länge. Ich spüre, wie mir der kalte Schweiß ausbricht, wie immer, wenn ich versuche zu lügen. Mein Körper wehrt sich gegen jede Form von Unehrlichkeit. Kurt muss den feuchten, glänzenden Film auf meiner Stirn bemerkt haben, denn er wird plötzlich misstrauisch. Er tritt einen Schritt zurück und verschränkt die Arme.
„Nein“, sagt er gedehnt. „Das war viel zu einfach. Du würdest mir nie nach ein paar Probemessungen so ohne Weiteres Recht geben. Außerdem warst du zwar gute vier Stunden weg, aber das reicht bei Weitem nicht, um genügend Messwerte zu bekommen, wenn man allein arbeitet. Nein, da ist noch etwas anderes.“
Verdammt. Ich presse die Lippen zusammen. Meine Gedanken rasen und suchen hektisch nach einer plausiblen Erklärung. Kurt sieht mich durchdringend an. Er wartet geduldig. Er weiß, dass ich gelogen habe. Allein schon diese Tatsache hat ausgereicht, um seine Neugier zu wecken. Schnell gehe ich die Optionen durch und komme zu dem Schluss, dass ich bereits schachmatt gesetzt bin. Egal was ich ihm auftische, er wird mir nicht mehr glauben, sondern in jedem Fall losziehen, um herauszufinden, was dort Außergewöhnliches in diesem Wald ist, dass ich bereit bin, dafür zu lügen. Ich sehe nur noch eine einzige Chance: Ich muss ihn auf meine Seite ziehen. Um Verständnis bitten. Um Rücksichtnahme betteln. Und hoffen, dass er versteht. Ich muss ihm die Wahrheit sagen. Mein Magen krampft sich zusammen. Die Stille dröhnt in meinen Ohren. Es ist, als hätte sich der Kosmos zusammengezogen, verengt auf die knapp zwei Quadratmeter, auf denen Kurt und ich stehen. Alles um uns herum nehme ich nur noch verschwommen am Rande meines Gesichtsfeldes wahr. Ich schließe die Augen und unterdrücke den Impuls, die Hände auf meine Ohren zu pressen. Kurt seufzt und zieht dann eine kleine Schachtel mit Tabletten aus einer seiner unzähligen Westentaschen. Wortlos hält er mir zwei Aspirin hin. Ich würge sie trocken hinunter, atme einmal tief durch. Besser. Ich spiele auf Zeit, doch es hat keinen Sinn, es länger hinauszuzögern. Kurt fixiert mich immer noch, sein Blick hat jetzt etwas Lauerndes. Fast wie eine böse Vorahnung leuchtet etwas im Strudel meiner Gedanken kurz auf: Das hier wird nicht gut ausgehen. Ich atme nochmal tief durch. Tu es einfach.

„Kurt, ich ... ich war wirklich dort, um Probemessungen zu machen und um mich ein wenig umzusehen. Ich dachte, vielleicht finde ich einen Eingang zu den alten Stollen. Aber so weit bin ich gar nicht gekommen. Ich habe einen Wolf gesehen. Das war ... beeindruckend. Und ich hielt es für besser, wieder zu verschwinden.“
Als ich den Wolf erwähne, weiten sich Kurts Augen überrascht. Nun kräuselt ein leichtes Lächeln seine Lippen. Seine Augen beginnen zu leuchten. Ich weiß, was das ist. Jagdfieber.
„Kurt, er gehört zu diesem Wald, wie die Bäume und die Felsen. Ich bitte dich, lass uns das einfach vergessen und unsere Arbeit auf den südlichen Flächen erledigen, wie du es wolltest. Dann verschwinden wir von hier und niemand wird diesen Wald je wieder betreten.“

Ich habe längst verloren. Ich kann es in seinem Gesicht sehen, in den Augen, die jetzt regelrecht glühen, den vor Vorfreude gebleckten Zähnen, und an seiner Körperspannung, die sich stetig erhöht. „Ich fürchte, das geht nicht, Anja“, sagt er leise. „Wölfe sind Raubtiere und ich kann nicht riskieren, dass einer möglicherweise meine Leute anfällt.“
„Der Wolf steht in Deutschland immer noch unter Schutz!“
Sein raubtierhaftes Grinsen verzieht sich höhnisch.
„Dann zeig mir mal die Regierung, die das durchsetzen will! Deutschland ist seit zwanzig Jahren eine menschenleere Eiswüste und die haben das sinkende Schiff als Erste verlassen! Wahrscheinlich gibt´s hier mittlerweile mehr Wölfe als Menschen!“
„Kurt, das kannst du nicht tun!“

Kurt nimmt gar nicht mehr wahr, dass ich mit ihm rede. Er hat sich abgewandt und brüllt: „Leute, schnappt euch eure Gewehre! Wir gehen auf Wolfsjagd!“
Von begeistertem Stimmengewirr begleitet, sind plötzlich alle in Bewegung. Hilflos sehe ich zu, wie einer nach dem anderen mit einem Gewehr aus seinem Zelt kommt. Einige schnallen sich auch noch ein Messer an den Gürtel. Dann ziehen sie los, eine Horde von zehn Mann, bewaffnet bis an die Zähne. Dabei machen sie Lärm für fünfzig, und ich gestatte mir die Hoffnung, dass der Wolf schon weit weg sein wird, wenn meine mordlustigen Kollegen den ersten Fuß in den Wolfswald setzen.

Die folgenden Stunden kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich tigere zwischen den Zelten auf und ab, bis mir die Füße wehtun. Also gehe ich in mein Zelt und strecke mich auf dem primitiven Feldbett aus. Ich versuche zu schlafen, aber meine Sinne sind bis zum Anschlag auf Empfang, registrieren jedes Geräusch, jede noch so unscheinbare Bewegung jenseits der Zeltplanen, jeden Lufthauch. Mein Gehirn scannt jedes Rascheln der Blätter auf Anomalien, auf Bestandteile des Geräusch-Spektrums, die nicht natürlichen Ursprungs sind. Minute um Minute verrinnt, Stunde um Stunde. Die Enge des Zeltes wird unerträglich, sie drückt von allen Seiten gegen meinen Schädel, raus, ich muss raus an die frische Luft.
Am Rande des Lagers liegt ein Felsbrocken, der bequem aussieht. Den Kopf auf die Knie gestützt, die Arme um die Beine geschlungen, sitze ich mit weit aufgerissenen Augen in der Dunkelheit und warte. Es ist kalt. Ich weiß, dass es kalt ist, doch ich fühle nichts. Ich horche in die Nacht, warte. Und dann, fast ist es eine Erlösung, fällt ein Schuss. Dann ein zweiter. Ich schließe die Augen. Mir ist, als hätte mir jemand ins Gesicht geschlagen. Ich bleibe noch ein paar Minuten auf meinem Stein sitzen. Vor meinem geistigen Auge kann ich sehen, was sich im Wolfswald abspielt. Zehn Mann stehen um einen Kadaver herum, lachen, scherzen, ein Flachmann mit einem hochprozentigen Klaren macht die Runde. Sie sind in Hochstimmung. Ein grotesker Anblick.
Ich habe genug gesehen. Ohne Eile packe ich die wenigen persönlichen Dinge zusammen, die ich auf diese Reise ohne Rückkehr mitgenommen habe. Dazu Proviant für drei Tage. Nun habe ich nur noch eine Sache zu erledigen. Das Zelt mit der technischen Ausrüstung beherbergt auch die Wasservorräte in einem isolierten Tank. Wie überaus praktisch. Ich fülle ein Glas mit Wasser und lasse dann ein dünnes Rinnsal über die Messgeräte auf dem Tisch laufen. Keine weiteren Untersuchungen für dich, Kurt. Das Glas lasse ich neben den Geräten stehen. Ich schultere meinen Rucksack und werfe einen letzten Blick auf das Lager. Ruhig und friedlich liegt es da. Dann wende ich mich ab und mache mich auf den Weg. Ich verlasse das Lager in östlicher Richtung. Der tiefe, dunkle Wald schließt sich hinter mir, verschluckt mich und endlich spüre ich Frieden.

Epilog

Kurt nahm noch einen großen Schluck von Michaels Birnenschnaps. Er genoss das Brennen, als der Schnaps seine Kehle hinunter rann. Ihm war angenehm warm. Das Hochgefühl der Jagd und der Blutrausch beim Abschuss waren einer wohligen Zufriedenheit gewichen, die sich wie ein warmer Nebel in seinem Kopf breit machte. Die Bestie lag ihnen zu Füßen. Mittlerweile müsste das Vieh sicher ausgeblutet sein. Das Fell würde einen stattlichen Mantel abgeben. Und den Kopf könnte er sich ausstopfen lassen. Kurt lächelte in sich hinein. Zeit, ins Lager zurückzukehren. „Auf geht´s, Leute, hängt das Vieh zum Tragen an einem Ast auf und dann machen wir uns auf den Rückweg!“ Gehorsam setzten sie sich in Bewegung, mancher ein wenig schwankend. Oder war er es, der schwankte? Sicherheitshalber lehnte er sich an eine der dicken Fichten, bis seine Leute abmarschbereit waren. Dann zogen sie im Gänsemarsch los, gut gelaunt durcheinander schnatternd, und so fiel es niemandem auf, als Michael etwas zurückfiel. Er kramte in seinen Taschen, auf der Suche nach dem Flachmann mit dem kostbaren Birnenschnaps, und blieb schließlich stehen. Der Flachmann musste ihm kurz nach dem Abmarsch aus der Tasche gefallen sein. Unschlüssig blickte Michael seinen Kollegen hinterher. Dann wandte er sich um und lief zurück in die Finsternis. Er bemerkte den Schatten nicht, der ihm folgte, und auch den zweiten und dritten nicht, die sich dem ersten hinzu gesellten. Bald waren es fünf dunkle Verfolger, die ihm auf den Fersen waren. Sie holten schnell auf und brachten ihn dann nahezu lautlos zur Strecke. Sein alkohol-benebeltes Gehirn nahm noch wahr, dass ihm etwas gegen den Rücken prallte und ihn zu Fall brachte, dann waren finstere Schatten über ihm. Er wollte schreien, doch ein plötzlicher Schmerz in seiner Kehle war das Letzte, was er bewusst wahrnahm. Seine Augen starrten blind gen Himmel, während sich die grauen Jäger um ihre Beute balgten.
............................
In Gedanken versunken bewegt sie sich zügig durch den Wald. Sie bemerkt den Schatten nicht, der ihr in einiger Entfernung folgt. Er ist kleiner als der erste, doch nicht weniger wölfisch. Der ganze Wald riecht nach Blut und nach Menschen, deren Ausdünstungen sich schwer über den metallischen Blutgeruch legen. Der Alte ist tot. Nun werden sich die Jüngeren um seine Nachfolge streiten. An einem Felsvorsprung bleibt der kleine Schatten zurück. Hier endet das Reich des Alten. Der Mond versinkt hinter fernen Bergspitzen und schützende Dunkelheit senkt sich über die Fliehende. Der Schnee dämpft alle Geräusche. Stille im tiefen, dunklen Wald.

 

Hallo erstmal, und danke für die Aufnahme! Ich hoffe, es ist nicht allzu unhöflich, nach der Registrierung gleich einen Text hochzuladen, aber an eine Kritik einer hier geposteten Geschichte traue ich mich noch nicht heran. Ich würde gerne erstmal schauen, worauf Ihr so achtet ;-) Viel Spaß (hoffentlich) beim Lesen!

 

Hallo Kassiopeia!

Willkommen bei den Wortkriegern!

Worauf wir hier so achten? Das kannst du sehen, wenn du dir Kommentare zu Texten anderer durchliest. Im Allgemeinen achtet jeder Wortkrieger auf was anderes und das ist auch gut so. Du solltest dich nicht scheuen, dich zu Texten anderer zu äußern. "Deine Geschichte gefällt mir, weil .." oder "Deine Geschichte gefällt mir nicht, weil ..." wäre am Anfang vollkommen ausreichend.

Zu deiner Geschichte:

Zuallererst empfehle ich dir Zeilenumbrüche. Bei solchen Textblöcken, die du hier gepostet hat, kann der Leser (besonders der am Monitor) sehr schlecht den Überblick behalten. Also besser: Zusätzliche Zeilenumbrüche einbauen, nicht nur, aber besonders in Dialogen, immer, wenn der Sprecher wechselt. (Sieh in Romanen nach, wie die Autoren das so halten.)

Zu deinem gewählten Stil: Der gefällt mir nicht. Weil: Du schreibst: Das ist so, das ist so, das ist so, das ist so. Kurze Sätze, die einfach nur Dinge behaupten, Dinge aufzählen ... Das liest sich sehr, sehr unschön.

Konkreter:
"Im tiefen, dunklen Wald." => Dein erster Satz ist nicht mal ein vollständiger Satz. Das Verb fehlt. Der Leser muss sich fragen: Was? Und: Wer?
Mir persönlich wäre es lieber, wenn du mir den Wald zeigst (show, don't tell). So muss ich mir ein Bild malen von was Dunklem mit Bäumen. Ich hätte es lieber konkreter, dass du mir ein Bild malst (mit Worten natürlich), das ich mir genussvoll ansehen kann.
Übrigens, im vierten Satz ist der angeblich dunkle Wald voller Schnee. Schnee reflektiert aber das kleinste Fitzelchen Licht. Wie kann es denn dann so dunkel sein?

Ja, beschäftige dich unbedingt mit: Show, don't tell.
"Die Präsenz des Wolfs hat mich in Bann geschlagen." => Du behauptest, du zeigst es nicht. Was fühlt dein Protagonist, deine Protagonistin? Wer ist er/sie überhaupt? Der gesamte erste Abschnitt besteht daraus, dass der Protagonist im Wald steht und 'nen Wolf sieht (eher spürt, weil er den Wolf ja in der Dunkelheit und den Schatten meist nicht sehen kann).
=> Entschuldige, aber das ist langweilig. Beschäftige dich auch mit Spannungsaufbau und Konflikten.

So, das sollte fürs Erste reichen, nicht? Ich hoffe, ich habe dich nicht gleich verschreckt und vor allem: dich nicht unglücklich gemacht. Auch das kreative Schreiben hat so seine Ansprüche. Aller Anfang ist schwer, ich weiß, aber Übung macht den Meister.

Grüße,
Chris

 
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Hallo Chris, vielen Dank für Dein Feedback!

Zu deinem gewählten Stil: Der gefällt mir nicht. Weil: Du schreibst: Das ist so, das ist so, das ist so, das ist so. Kurze Sätze, die einfach nur Dinge behaupten, Dinge aufzählen ... Das liest sich sehr, sehr unschön.

Okay, Geschmäcker sind verschieden. Deinen habe ich nicht getroffen, aber daraus kann ich lernen. Kannst Du mir ein Beispiel geben, wo Du genervt warst von "Das ist so, das ist so, das ist so"?

Ich bin grundsätzlich eher ein Fan längerer, durchaus auch verschachtelter Sätze, aber ich muß gestehen, dass meine Gedanken nicht so stark verschachtelt sind, sondern sich in kürzeren Sätzen, ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll, ausdrücken. Da die Geschichte aus Sicht der Hauptdarstellerin erzählt wird, also über weite Strecken den Monolog in ihrem Kopf wiedergibt (oder vielmehr wiedergeben soll), schien mir das authentischer. Es ist der Versuch, den Leser die Hauptperson sein zu lassen, statt ihr nur zuzuschauen (was augenscheinlich nicht funktioniert, aber ich finde ja gerade heraus, wieso). Der schleichende Perspektivenwechsel, den ich zwischendrin hineingemogelt habe, scheint nicht aufgefallen zu sein, das finde ich interessant.

Aus demselben Grund habe ich auf eine Beschreibung des Waldes verzichtet: Wenn ich durch den Wald laufe, denke ich nicht: "Rechts von mir befinden sich Felsen, die 10 Meter in die Höhe ragen. Der Wald ist dominiert von mächtigen Fichten, die kaum Licht auf den Boden kommen lassen." Ich habe darauf vertraut, dass das Bild während der Beschreibung der Begegnung mit dem Wolf von allein entsteht, dass die Atmosphäre die Kulisse quasi selbständig erschafft. Okay, funktioniert nicht. Ich habe wohl zuviel Information in meinem Kopf behalten, statt sie der Geschichte hinzu zu fügen. Mit dem Schnee hast Du natürlich Recht. Ich hatte den dichten Fichtenwald im Kopf, da kommt nicht viel Licht durch, das vom Schnee reflektiert werden könnte, aber ich sehe ein, dass ich diese Information dem Leser hätte mitteilen müssen. Die gewählte Ich-Perspektive werde ich im Zusammenhang "Show -don`t tell" nochmal überdenken. Vielleicht macht ein außenstehender Erzähler mehr Sinn.

Schade, dass Dich die Geschichte gelangweilt hat. Ich stelle mir so eine nächtliche Begegnung mit einem Wolf ganz und gar nicht langweilig vor. Dessen ungeachtet gelobe ich Besserung und hoffe, mit der nächsten Geschichte mehr Spannung erzeugen zu können. Nochmal danke, Chris, das war mal ne ehrliche Meinung! Danke für die Bemerkung zu den Zeilenumbrüchen, ich werde darauf achten.

LG Kassiopeia

 

Hallo Kassiopaia,

herzlich Willkommen hier im Forum :)

ich mochte deinen Stil, fand auch den telegrammartigen und zugleich märchenhaften Einstieg gut. Du hast sehr unterschiedliche Satzlängen, deren Rhythmus mich gut in die Geschichte hineingezogen haben. Mein Lieblingssatz war übrigens dieser:

Ich fühle mich verlassen und klein auf diesem ehemaligen Feld, weit weg von jeder menschlichen Behausung, und die tote Kuh, die ihren Besitzern nicht wichtig genug war, um sie mitzunehmen, tanzt einen knochenbleichen Stepptanz in meinem Kopf, genau hinter meinem rechten Ohr, wo ich jetzt einen pochenden Schmerz verspüre.

Irritierend finde ich den Perspektivwechsel zu Beginn auf die Perspektive des Wolfs.

Der Wolf hat sich in die Schatten geduckt, um dem Lichtkegel zu entgehen, doch er ist immer noch da. Ich bin in sein Reich eingedrungen und obwohl ich kein Recht habe, hier zu sein, macht er keinen Versuch, mich zu vertreiben. Noch nicht. Er beobachtet mich in aller Ruhe. Wartet ab, um zu sehen, was ich will. Was ich vorhabe. Er kennt Zweibeiner. Sie riechen komisch, bewegen sich auf eine Weise, wie sonst kein anderes Tier. Ein wenig unbeholfen und plump, diese Zweibeiner. Und doch hat er gelernt, sie niemals zu unterschätzen. Er hat gesehen, was sie anrichten können. Dieser da ist allein. Er könnte ihn vielleicht überwältigen.

Sind das ihre Gedanken, die sie dem Wolf quasi unterjubelt oder hast du da mittendrin die Perspektive gewechselt? Ich finde das ein bisschen schräg, zumal seine "Gedanken" so menschlich rüberkommen.

Der Zweibeiner ist stehengeblieben und sieht in seine Richtung, hebt witternd die Nase.

Der Wolf nimmt wahr, dass die Frau witternd die Nase hebt? :hmm:


Inhaltlich polarisiert deine Geschichte zwischen den skrupellosen, wolfjagenden Männern und der naturverbundenen, fast schon schamanisch fühlenden Frau, deren Persönlichkeit für mich nicht so ganz plausibel ist. Einerseits irgendwie tough, in diesem Unternehmen offenbar schon länger tätig, legt sie sich aus Ehrgeiz mit dem Chef an, andererseits kann sie ihn offenbar überhaupt nicht einschätzen, verhält sich völlig dämlich in diesem Konflikt.

Kurt, dieser Wolf hat etwas an sich, das besonders ist. Eine Aura, eine einzigartige Präsenz. Nenn es, wie Du willst. Wir müssen ihn schützen! Er gehört zu diesem Wald, wie die Bäume und die Felsen.

Das wirkt so naiv, schwärmerisch. Ist ihr grad erst aufgefallen, bei was für einem Unternehmen sie arbeitet? Oder ist sie als Praktikantin zum ersten Mal dabei?


Tatsächlich würde ich dir auch sehr empfehlen den Tip von Chris Stone mit den Zeilenumbrüchen zu beherzigen und in dieser Geschichte zu korrigieren.

Beispiel:

„Wir haben das ganze verfluchte Lager und die Umgebung nach Dir abgesucht!“ „Ich war im Waldgebiet im Norden, um ein paar Probemessungen durchzuführen.“ Ich versuche, möglichst viel Trotz in meine Stimme zu legen, denn was jetzt kommt, muss überzeugend wirken. „Ich habe keine nennenswerten Erzvorkommen feststellen können. Du hattest Recht. Die Lagerstätten sind wohl bereits ausgebeutet worden.“ Kurt sieht mich zunächst verdutzt, dann prüfend an..

Wir haben das ganze verfluchte Lager und die Umgebung nach Dir abgesucht!“
„Ich war im Waldgebiet im Norden, um ein paar Probemessungen durchzuführen.“
Ich versuche, möglichst viel Trotz in meine Stimme zu legen, denn was jetzt kommt, muss überzeugend wirken.
„Ich habe keine nennenswerten Erzvorkommen feststellen können. Du hattest Recht. Die Lagerstätten sind wohl bereits ausgebeutet worden.“
Kurt sieht mich zunächst verdutzt, dann prüfend an.

So ist es leichter zu lesen. Was mir dabei noch auffällt:

Ich versuche, möglichst viel Trotz in meine Stimme zu legen, denn was jetzt kommt, muss überzeugend wirken.

denn was jetzt kam, musste überzeugend wirken.

In deiner Geschichte treffen sich zwei Welten und meinem Gefühl nach auch zwei Genres, das Indianermärchen, in dem Tiere denken können und eine Kurzgeschichte, von der ich mehr Plausibilität erwarten würde. Besser kann ich im Moment nicht beschreiben, was mich irritiert.

Trotzdem habe ich die Geschichte gerne gelesen und mich über den hoffnungsvollen Schluss gefreut.


Bin gespannt, was noch so von dir kommt!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Chutney, danke für Deinen Kommentar, freut mich, dass Dir die Geschichte im Großen und Ganzen gefällt, zumindest habe ich das aus Deinem Text so herausgelesen ;-)

Das mit den Zeilenumbrüchen hatte ich nach Chris`Kommentar schon korrigiert. Bei mir werden die Umbrüche auch so angezeigt, vielleicht hattest Du das Fenster länger offen und die alte Version war im Cache?

Dass Du die tote Kuh magst, freut mich am meisten, denn ich hatte eher damit gerechnet, dass sie als unnötig für den Fortgang der Geschichte kritisiert wird. Dabei ist sie mir so ans Herz gewachsen :-)

Der Perspektivenwechsel im ersten Absatz ist gewollt. Ich hatte nach einer Möglichkeit gesucht, etwas außerhalb dieser strengen Ich-Perspektive zu beschreiben und gehofft, es wäre subtil genug, dass es nicht stört. Dass der Zweibeiner witternd die Nase hebt, ist eigentlich keine relevante Information, sollte aber einer zu starken Vermenschlichung des Wolfs entgegen wirken. Menschen wittern so gut wie nie, ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die meisten Menschen Gerüche kaum mehr bewusst wahrnehmen. Dass Kopf heben gleich wittern ist, sollte die vom Menschlichen abweichende Interpretation von Körpersprache darstellen. Mission gescheitert, ich habe da wohl von einem einzelnen Satz zu viel verlangt.

Dass die Frau sich naiv und "dämlich" verhält, da gebe ich Dir irgendwie recht. Ich bin selbst mit ihr nicht zufrieden. Das Problem war im Grunde folgendes: Ich hatte beim Freien Schreiben den ersten Absatz produziert und er gefiel mir vor allem von der Atmosphäre her so gut, dass ich eine Geschichte daraus machen wollte. Nun stellt sich die Frage, was macht man mit einer Person im Wald und einem Wolf, dem sie gerade begegnet ist? Die beiden werden Freunde und erleben ganz viele tolle Abenteuer zusammen? Auf gar keinen Fall! Also mußte ich den Wolf sterben lassen und dafür mußte sich die Frau unsagbar dämlich verhalten. Sie hätte ja auch einfach lügen oder gar nichts sagen können. Aber dann hätte es keine Geschichte gegeben. Nichtsdestotrotz werde ich mal in mich gehen und nach einer Möglichkeit suchen, den Wolf auf elegantere Weise meucheln zu lassen. Vielleicht fällt mir etwas ein, wobei sie glaubhafter wirkt.

"Indianermärchen" gefällt mir irgendwie :-)

Danke Chutney!
LG Kassiopeia

 

Hallo Kassiopeia!

"Der schleichende Perspektivenwechsel, den ich zwischendrin hineingemogelt habe, scheint nicht aufgefallen zu sein, das finde ich interessant."
=> Da muss ich dich enttäuschen. Es ist mir durchaus aufgefallen, aber ich kommentiere nicht alles, was mir auffällt. So eine erste Kritik sollte ja überschaubar bleiben.
=> PS: Wenn du in der Ersten Person schreibst, dann musst du in der Ersten Person schreiben. Rausmogeln geht einfach nicht.

Natürlich stelle ich mir eine Begegnung mit einem Wolf auch nicht langweilig vor, aber als Geschichtenschreiber ist man ja gefordert, diese Spannung in den Text zu bringen. Schreiben heißt ja nicht: Stell dir das und das vor und mach dir deine Geschichte selbst.

Was kann ich dir raten? Viel lesen. Wenn du einen spannenden Text verfassen willst, lies Spannungsliteratur und mach dir Gedanken darüber, wie die Profiautoren Spannung aufbauen.

"Es ist der Versuch, den Leser die Hauptperson sein zu lassen, statt ihr nur zuzuschauen"
=> Nichts gegen die Idee, aber die Ausführung ist sehr, sehr anspruchsvoll. (Die meisten Amateur-Schreiber mit dieser Idee versuchen es so: Ich Autor gebe nur stichwortartige, allgemeine Informationen, der Leser soll sich den Rest denken. Das funktioniert nicht, denn der Leser will eine Geschichte lesen und sie sich nicht selbst denken. Die meisten Leser sind auch gar nicht so kreativ, dass sie sich die Geschichte selbst denken könnten. Könnten sie das, würden sie vermutlich selbst schreiben.)

"Vielleicht macht ein außenstehender Erzähler mehr Sinn."
=> So ein Erzähler macht das Schreiben für Anfänger erstmal einfacher. Also ja, das solltest du versuchen.

"Kannst Du mir ein Beispiel geben, wo Du genervt warst von "Das ist so, das ist so, das ist so"?"
=> Tja, tut mir leid, aber mich nervte das vom ersten Satz an. Du hast ja überhaupt keine Dynamik drin.
Würde ich deine ersten zwei Sätze ein wenig umschreiben, ergäbe sich: "Ich wanderte durch den dunklen Wald, als ich bemerkte, wie beobachtet wurde." Darauf folgend solltest du schreiben, wie sich dein Erzähler fühlt. Macht es ihm Angst, dass er beobachtet wird? Ist es ihm egal? Oder ist er narzistisch veranlangt und freut sich, dass ihn jemand, wer auch immer, ansieht?
=> Das wäre das Thema: Außensicht und Innensicht. Die Mischung machts. Du hast bisher fast ausschließlich Außensicht.
=> Außerdem ist in meiner Variante bereits Handlung und ein Spannungsaufbau enthalten. Man hat die Stituation (das ist so: ich wanderte) aber gleich auch Entwicklung, Dynamik (als etwas passsierte).
In deiner Version hast du:
Erster Satz: Es ist: dunkler Wald.
Zweiter Satz: Augen beobachten mich. Ebenfalls ein: so ist es.
Dritter Satz: Es ist: Stille.
Vierter Satz: Schnee dämpft Geräusche. (So ist es.)
Fünfter Satz: Die Augen folgen. (So ist es).
Sechster Satz: Ich leuchte mit der Lampe, die Augen leuchten auf. Hier hast du eine kleine Variation. Es ist so, und das löst ein anderes So-ist-es aus.
So könnte ich weitermachen, und das meinte ich mit fehlender Dynamik.

=> Interessanterweise sehe ich durch deine Antwort auf die Kommentare, dass diese fehlende Dynamik ganz und gar nicht auf Unvermögen deinerseits beruht. Deine Antworten lesen sich (satzbaumäßig) um Klassen besser als deine Geschichte.

"Dessen ungeachtet gelobe ich Besserung und hoffe, mit der nächsten Geschichte mehr Spannung erzeugen zu können."
=> Wenn du wirklich Geschichten schreiben willst, dich im Geschichtenschreiben verbessern willst, dann verweise nicht auf "das nächste Mal". Arbeite an diesem Text. Mach ihn spannend!

Grüße,
Chris

PS: Weitere Zeilenumbrüche wären hilfreich. Und Zahlen sollte man in literarischen Texten ausschreiben.

 

Hi Chris,

Erster Satz: Es ist: dunkler Wald.
Zweiter Satz: Augen beobachten mich. Ebenfalls ein: so ist es.
Dritter Satz: Es ist: Stille.
Vierter Satz: Schnee dämpft Geräusche. (So ist es.)
Fünfter Satz: Die Augen folgen. (So ist es).

Ich verstehe ...

=> PS: Wenn du in der Ersten Person schreibst, dann musst du in der Ersten Person schreiben. Rausmogeln geht einfach nicht.

Das sehe ich durchaus anders. Wäre der Text ein Bericht über tatsächliche Ereignisse, ein Artikel aus dem Bereich des Journalismus oder Ähnliches, würde ich Dir sofort Recht geben. Die Geschichte ist jedoch reine Fiktion und da sehe ich Spielraum für künstlerische Freiheit (ja, ich habe die Spock-mäßig hochgezogene Augenbraue/die gerunzelte Stirn bei dem Wort "künstlerisch" bis hierher gesehen. Trotzdem bleibe ich dabei.). Ich finde, es ist so ziemlich alles an Stilmitteln erlaubt, solange es den Leser nicht stört und für Atmosphäre sorgt oder einem anderen Zweck dienlich ist. Wenn es allerdings stört oder unangenehm irritierend ist, hat es seinen Sinn und Zweck verfehlt. So gesehen, okay. Schade, aber okay.

=> Interessanterweise sehe ich durch deine Antwort auf die Kommentare, dass diese fehlende Dynamik ganz und gar nicht auf Unvermögen deinerseits beruht. Deine Antworten lesen sich (satzbaumäßig) um Klassen besser als deine Geschichte.

Ich lese da ein Kompliment heraus, also sacke ich es jetzt mal ganz dreist ein. Danke dafür :D

Arbeite an diesem Text. Mach ihn spannend!

Danke, dass Du trotz allem an diese Geschichte glaubst! Ich werde ihn überarbeiten, wird aber ein paar Tage dauern. Umbrüche für bessere Lesbarkeit im vorhandenen Text setze ich gleich.

VG Kassiopeia

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Kassiopeia,

als undisziplinierter Mensch habe ich gestern mitten in Deinen Text reingelesen; und heute vor der eigentlichen Geschichte die Komms von Chris und Chutney einschl. Deiner Antworten studiert.
Da hat mich alles beeindruckt: die theoretischen Überlegungen und der praktische Text. Passt.
Deutlich zu merken, dass Du eine erfahrene Schreiberin bist. Dein Text fließt elegant und gekonnt – da spürt der Leser, was ein Flow ist!

Die Schwierigkeit, aus dem gegebenen Anfang eine plausible Geschichte zu machen, hast Du mit Bravour gemeistert. Diese Situation kenne ich, da steckt man ziemlich in der Zwickmühle. Mein Kompliment für die Lösung des Problems:).

Eine Winzigkeit ist mir aufgefallen, aber (fast) nicht der Rede wert:

Ich schaufle den Schnee um den ...
Ich schaufle den Schnee wieder zurück ...
Woher kommt die Schaufel? Okay, sie behauptet K. gegenüber, Probeuntersuchungen gemacht zu haben – aber doch nicht mit einer Schaufel! Wenn überhaupt, würde sie moderne Messgeräte mit sich führen. Doch das kann wiederum nicht sein, denn sie wollte ja nur an die frische Luft, um sich abzuregen. Aber vielleicht habe ich etwas übersehen.

Ja, ich bleibe dabei: Toll geschrieben, mir hat das Lesen wirklich Spaß gemacht. Besonders ab hier:

Als ich den Wolf erwähne, weiten sich Kurts Augen überrascht. Nun kräuselt ein leichtes Lächeln seine Lippen. Seine Augen beginnen zu leuchten. Ich weiß, was das ist. Jagdfieber.
Großartig, wie Du aus einem Chef-Geologen und seinen Mannen Steinzeitmenschen machst.

Glückwunsch und schöne Grüße!

José
PS: Den Epilog hätte ich nicht vermisst.

 

Hallo Kassiopeia,

Die Story hat mir größtenteils gefallen. Ich mag es, wenn relativ trocken erzählt wird. Da lenkt der Stil nicht vom Inhalt ab. Andererseits kommt keine große Spannung auf. Im Prinzip ahnt man schnell, dass es kein gutes Ende nimmt, wenn Kurt ins Spiel kommt. Ja, die Schilderung könnte etwas mehr auf Zeigen statt Erklären gebürstet werden. Kann nicht schaden, wenn des Lesers Empathie gekitzelt würde.
Mal abgesehen von Detailarbeit, ist eine Sache, nach meinem Empfinden sehr missglückt. Im ersten Absatz gleitest Du in die Perspektive des Wolfes. Nun rät man im Allgemeinen bei kurzen Geschichten vom Perspektiv-Wechsel ab. Ich denke: Wenn das gewollt ist und ordentlich umgesetzt, spricht nichts dagegen. Es gibt kein Strickmuster für perfekte Geschichten. Aber hier ist es leider sehr verwirrend umgesetzt worden. Ich rate dazu, den Teil noch einmal genau zu analysieren und ein wenig umzubauen. Eventuell könnte man auch mit dem Schriftbild arbeiten - also durch Leerzeilen oder kursive Schreibweise.
Am Ende, als wieder die Perspektive wechselt, fällt es nicht so unangenehm auf.

Allerdings bekommt die Story durch das Ende ein Glaubwürdigkeitsproblem. Dass ein Wildtier spontan einem Menschen hinterher rennt, wo dessen Artgenossen gerade Angst und Schrecken verbreitet haben, darf man unter Märchen verbuchen. Das erinnert mich zu stark an die beliebte (Disney-)Strategie, tragische Situationen durch ein ran gebasteltes Happyend zu entschärfen.
Kann man machen, verdirbt aber für mich die Geschichte.

Schönen Gruß
Das Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo José,

danke für Deine lieben Zeilen! Die haben mir gerade den Tag gerettet :-*

Ich schaufle den Schnee um den ...
Ich schaufle den Schnee wieder zurück ...
Woher kommt die Schaufel?

Sie schaufelt mit den Händen. In meiner ersten Version stand das auch drin, aber ich habe es als unnötige Information gestrichen, weil: Sie hat ja keine Schaufel, also muß sie die Hände nehmen. Schien mir völlig logisch und ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Das Wort "Schaufeln" ist natürlich äußerst irreführend, wie mir jetzt klar ist. "Graben" trifft es aber auch nicht, das klingt für mich zu sehr nach Erde. Bestimmt fällt mir etwas Passenderes ein. Falls nicht, schreibe ich "mit den Händen" einfach wieder rein, dann treten solche Irritationen nicht mehr auf. Danke für den Hinweis.

Großartig, wie Du aus einem Chef-Geologen und seinen Mannen Steinzeitmenschen machst.

Gnihihi :D In meinem Kopf sitzt grad ne kleine Hex, die sich diebisch freut! Vielleicht habe ich mehr Talent, die "Bösen" zum Leben zu erwecken als die "Guten". Oder ich strenge mich bei den "Guten" nicht genug an ... Jedenfalls finde ich es klasse, dass Kurts Metamorphose für Dich so gut funktioniert hat!

Was den Epilog angeht, da gehen hier ja die Meinungen auseinander. Ich habe ihn nachträglich angefügt, um, wie es Kellerkind absolut treffend formuliert hat, das tragische Ende der Geschichte zu "entschärfen". Ich glaube, die meisten Menschen sehnen sich insgeheim nach einem Happy End, wenn sie eine Geschichte lesen oder einen Film sehen. Vielleicht deshalb, weil das echte Leben nur selten Happy Ends bietet. Und Geschichten lesen bedeutet auch immer ein Stück weit das Verlassen der eigenen Realität. Warum also sollte diese "andere Realität", die man beim Lesen in seinem Kopf erschafft, nicht besser sein, zufriedenstellender könnte man vielleicht auch sagen, als die echte Realität? Ich glaube ich verzettele mich hier gerade etwas ... Lange Rede, gar kein Sinn: Den Epilog habe ich angefügt, weil ich glaubte, ich müsste dem Leser nach dem gemeuchelten Wolf ein bißchen was für den Wohlfühlfaktor zurückgeben. Das mag der Geschichte nicht gut getan haben, aber meine Absichten waren nur die besten!

Liebe Grüße! Kassiopeia

 

Hallo Kellerkind,

auch Dir danke für Dein Feedback! Schön, dass Dir der Plot prinzipiell gefallen hat. Ich werde beim Überarbeiten versuchen, mehr für das Erzeugen der Spannung zu tun.

Nun rät man im Allgemeinen bei kurzen Geschichten vom Perspektiv-Wechsel ab.

Das wusste ich nicht. Inwiefern hängt der Wechsel der Perspektive mit der Länge der Geschichte zusammen?
Schriftbild, den Begriff kannte ich noch nicht. Verstanden und abgespeichert. Dein Vorschlag, mit kursiver Schrift zu arbeiten, gefällt mir sehr! Ich werde auf alle Fälle einen Versuch damit wagen. Danke dafür!

Das erinnert mich zu stark an die beliebte (Disney-)Strategie, tragische Situationen durch ein ran gebasteltes Happyend zu entschärfen.

Der Epilog: Du hast Recht, völlig. Deine Formulierung trifft es ziemlich genau. Ich hatte die fertige Geschichte und dachte, ich müsste sie für mehr Wohlfühlfaktor entschärfen. Der Epilog ist tatsächlich nachträglich angehängt (das waren jetzt verdammt viele Ä`s ...). Ich glaube, mein Fehler war, das zu schreiben, von dem ich glaubte, dass der Leser es lesen will. Dabei sind Leser sehr verschieden und augenscheinlich gibt es doch mehr "Happy-End-Hasser" als ich dachte. Mentale Notiz für die Zukunft: Wenn man es der einen Hälfte Recht machen will, vergrault man sich die andere Hälfte. Werde das bei der Überarbeitung berücksichtigen und ganz einfach so schreiben, wie ich es gerne lesen würde. Bin schon gespannt, was dabei wohl herauskommt.

Ich werde für die Überarbeitung ein paar Tage brauchen und lasse derweil den Text so stehen.

Kellerkind, danke für deinen Kommentar!

Gruß, Kassiopeia

 

Hallo

Nee, ich hasse nicht Happyends. Mich stört nur, wenn sie zu aufgesetzt wirken - eben wie Du sagst: "Ich hatte die fertige Geschichte und dachte, ich müsste sie für mehr Wohlfühlfaktor entschärfen."

Ich glaube, den besten Ratschlag hast Du Dir selbst gegeben:
" [...] und ganz einfach so schreiben, wie ich es gerne lesen würde."

In kurzen Geschichten bleibt den Lesern nicht viel Zeit, sich auf verschiedene Perspektiven einzustellen. Deshalb rät "man" meist davon ab. Wie gesagt: Nichts ist in Stein gemeißelt und ich finde, als Autor kann man die Leser auch etwas fordern. Aber nicht gänzlich aus dem Text heraus schmeißen. :) Ich finde die Idee ganz gut, kurz in die Haut der Wölfe zu schlüpfen.

Gruß
Kellerkind

 

Hallo Kassiopeia!

Ich bin nun echt kein Perspektiven-Fetischist, aber wenn du verschiedene Perspektiven im Text haben willst, warum schreibst du dann in der ersten Person? Es gäbe genug andere Möglichkeiten.

Na ja, okay. Wenn für dich alles unter "künstlerischer Freiheit" läuft, denke ich nicht, dass es für mich Sinn macht, weiter mir dir zu diskutieren.

Viel Spaß noch hier bei den Wortkriegern.

Grüße,
Chris

 

Hallo Chris,

ich habe Dich anscheinend verärgert, das wollte ich nicht. Ich diskutiere gerne, da gehört das Verfechten der Meinung einfach dazu.

Gestern habe ich von Privat ein Handy gekauft. Als es um den Preis ging und ich dem netten Herrn das Geld, so wie es in der Anzeige stand, hin hielt, sah er mich mit großen Augen an und sagte dann: "Nein, also so geht das nicht! Ich bin Türke, Sie müssen mit mir handeln!" Darauf ich: "Sie haben wohl zu viel Monty Python gesehen, was?"
In diesem Sinne: So geht das nicht. Wenn ich mit der künstlerische Freiheit komme, musst Du sowas sagen wie "Künstlerische Freiheit muss man sich verdienen. Nicht jedes Geschreibsel ist gleich Kunst!" Darauf schreibe ich zum Beispiel: "Wenn ein Text nicht ein wissenschaftliches oder berichterstatterisches Thema hat, dann fällt das für mich per Definition unter Kunst." Darauf Du: "Deine Definition von Kunst ist ja äußerst dehnbar." Und darauf folgt ein Limerick mit wild aneinander gefügten Kunstwörtern. Zum Beispiel. Dafür muss man prinzipiell gerne diskutieren. Tut mir leid, wenn ich Dich mit meiner Art genervt habe.

Servus! Kassiopeia

 

Hallo Kassiopeia,

an deiner Geschichte hat mir einiges gefallen: Die Situation, die Wolfsbegegnung, die tote Kuh ;). Stilistisch finde ich es größtenteils gut, so zum Beispiel hier:

Schneeflocken fallen vom Himmel, erst vereinzelt, dann werden es immer mehr. Eine Schneeflocke landet auf den Wimpern meines rechten Auges. Ich blinzle und löse mich aus meiner Starre.
Das sind so detaillierte Beschreibungen, die ich mir gut vorstellen kann. Doch es gibt auch ein paar Ausnahmen, z.B.:
Ein bleicher Knochen ragt aus dem glitzernden Schnee, gut sichtbar, sofern man die optische Wahrnehmung nicht zugunsten wichtiger Überlegungen ausgeblendet hat.
Diese Formulierung '... zugunsten wichtiger Überlegungen ...' klingt für mich geschraubt und passt da nicht hinein.
Zum Inhalt: Zuerst dachte ich, es geht um die Gegend um Tschernobyl, denn auf unserem überbevölkerten Planeten, wo gibt es schon noch ehemaliges Kulturland, dass sich die Natur in den letzten Jahrzehnten zurückholen konnte? Vielleicht im südamerikanischen Regenwald, aber da geht es um viele Jahrhunderte ... Ich kann das Ganze nicht plausibel verorten. Dann die Reaktion des Vorgesetzten - zu Zeiten moderner Messmethoden, also in der Gegenwart? - würde man doch Wölfe nicht ohne weiteres abschießen (zumindest nicht in einer größeren Gruppe, mit Zeugen)? Das erscheint mir nicht stimmig, ebenso sollte ein kluger Wolf nach dem Wolfsmord am Rudelchef nicht gerade einem Menschen hinterher rennen ... Netter fände ich es (je nachdem wie du das zeitlich, räumlich etc. ansiedelst), wenn die ganze Jagdgesellschaft mysteriös abhanden käme in der Wildnis :D. Trotz dieser Kritikpunkte: Deine Geschichte hat mich gut unterhalten!

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo Eva,

danke für Deine Anmerkungen! Ich werde den Text nochmal nach übermäßig "geschraubten" Formulierungen durchsehen und beim Überarbeiten glätten ;)

Deine Assoziation mit Tschernobyl ist interessant und gar nicht so weit weg von meiner ursprünglichen Idee. Ich hatte ein klimatisches Endzeitszenario im Sinn, konnte das aber mit der Ich-Perspektive irgendwie nicht richtig einarbeiten. Ich wollte das Gewicht hauptsächlich auf den inneren Monolog, noch dazu in Echtzeit, legen und musste deshalb weitestgehend auf Beschreibungen und Erklärungen verzichten. Aber ich werde versuchen, bei der Überarbeitung diesen Hintergrund mit einzufügen. Eventuell muss das Präsens dann, zumindest abschnittsweise, weichen.

Das Verhalten des Wolfs im Epilog ist nicht plausibel, da hast Du absolut recht. Es war der (mißlungene) Versuch, den Leser etwas zu versöhnen, nachdem ich ihm erst den Alpha-Wolf in seiner Pracht schmackhaft gemacht habe, um ihn dann meucheln zu lassen. Dementsprechend wird der "Epilogswolf" wohl die Überarbeitung nicht überleben ;)

Netter fände ich es (je nachdem wie du das zeitlich, räumlich etc. ansiedelst), wenn die ganze Jagdgesellschaft mysteriös abhanden käme in der Wildnis

Mit der Jagdgesellschaft habe ich noch was vor, aber vielleicht lasse ich einzelne Mitglieder mysteriös verschwinden, einfach so aus Spaß. Und um mich ein bißchen für den Wolfsmord zu rächen :D

LG Kassiopeia

 

Hallo Kassiopeia,

mir gefällt deine Geschichte sehr gut - auch dein Erzählstil ist toll, denn er unterstreicht für mich die Situation, in der sich die Protagonistin befindet. Soll heißen, die kurzen, nüchternen Sätze und Halbsätze lassen mich gut eintauchen in die Story-World, in diese kalte, futuristische Gegend mit dem Lager und den Wäldern ringsum.
Auch die Story selbst, das Aufeinandertreffen von Mensch und Wolf, finde ich spannend und es fiel mir leicht deine Geschichte in einem Anlauf durchzulesen.
Was mich aber sehr zu stören begann, war zum einen die Protagonistin, die sich von einer taffen Abenteurerin zu einer jämmerlichen Migränepatientin entwickelte. Da hast du für meinen Geschmack viel zu dick aufgetragen; ich hab gehofft Kurt streckt ihr ein Aspirin zu, damit die aufhört so rumzuwinseln.

Das hier z. B.

Mein Magen krampft sich zusammen. Die Stille dröhnt in meinen Ohren. Ich unterdrücke den Impuls, die Hände auf meine Ohren zu pressen. Es ist, als hätte sich der Kosmos zusammengezogen, verengt auf die knapp zwei Quadratmeter, auf denen Kurt und ich stehen, und als gäbe es nur noch die Wahrheit und die unausweichliche Konsequenz aus dieser Wahrheit. Alles um uns herum nehme ich nur noch verschwommen am Rande meines Gesichtsfeldes wahr. Zeit spielt keine Rolle mehr. Ich kann mich so lange winden und sträuben, wie ich will. Das Endergebnis jedoch ist unabänderlich. Es hat keinen Sinn, es länger hinauszuzögern.

fand ich nicht schön. Das ist mir zu viel. Ihr geht's nicht gut, weil sie den Wolf verraten muss - ok, da geh ich mit. Aber diese innere Reaktion passt nicht zu ihr. Außer sie hat grade ihre Tage.

Das zweite, was mich störte, das ist die Personifkation des Wolfes am Ende. Diese Heile-Welt-und-der-Wolf-ist-auch-nur-ein-Haushund-Attitüde gefallen mir nicht. Wenn die Gegend, in die sich die Protagonistin flüchtet, so widrig ist, wie du sie vor meinem Auge hast entstehen lassen, dann sollte sie eher aufpassen, dass der "kleine Wolf" und sein Rudel sie nicht zum Abendessen machen. DAS wäre ein schlüssiges Ende für mich und hätte ein ambivalentes Gschmäckle: Zuerst versuchte sie den Wolf zu schützen, jetzt muss sie sich vor ihm schützen.

Soviel von mir. Abschließend aber nochmals: Hat mir sehr sehr gut gefallen und hat Spaß gemacht zu lesen! ;)

LG
Klaus

 

:lol: @ KlausHopper, mir scheint, wir haben eine ähnliche Art von Humor ...

Werde Deine Anregungen berücksichtigen. Danke dafür!

LG Kassiopeia

 

Sooo, habe die erste Version durch die überarbeitete ersetzt und bin schon gespannt, was Ihr davon haltet.
KlausHopper : ich konnte einfach nicht widerstehen ... :D Falls unerwünscht (von wegen geistiges Eigentum und so), bitte einfach melden.

LG Kassiopeia

 

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