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Ist es schlimm den Leser als Autor direkt anzusprechen?

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31.03.2002
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Ist es schlimm den Leser als Autor direkt anzusprechen?

Ausgehend von einer kleiner Diskussion unter einer von Häferls Stories:

Ist es schlimm den Leser in GEschichten direkt anzusprechen?

Meine Meinung dazu:

In einer Geschichte, die in der dritten Person geschrieben ist JA - weil es einen aus dem Lesenfluss reist...

>Der Mörder wischte das blutbefleckte Messer an einem alten Hemd ab, und warf dieses in den Mülleimer. Suchend sah er sich um, aber niemand schien die Todesschreie seines Opfers gehört zu haben. >Blöde Hure, hat es eh nicht anders verdient< dachte er und ging vondannen.

Tja lieber Leser, ziemlich doof der Kerl, hätte das Ding lieber verbrennen sollen, oder?<

Das wäre der Moment wo ich die Geschichte nicht weiterlesen würde...

***********

Es stört allerdings auch wenn die GEschichte in der >Ich< Form geschreiben wird und der Autor nicht gleich der Ich - Erzähler ist.

Es stört aber nicht wenn die >Ich< Erzählung eine Erzählung aus dem Leben des Autors ist - wie zB. Häferls Geschichte.

Was meint ihr dazu? :)

 

Es stört allerdings auch wenn die GEschichte in der >Ich< Form geschreiben wird und der Autor nicht gleich der Ich - Erzähler ist.

Es stört aber nicht wenn die >Ich< Erzählung eine Erzählung aus dem Leben des Autors ist - wie zB. Häferls Geschichte.

Aber woher weißt Du denn immer, ob die Geschichte real ist oder nicht? Ich denke, daß das für die Geschichte keinen Unterschied macht - oder zumindest nicht machen sollte.
Bei der betreffenden Geschichte von mir ist es zwar offensichtlich, aber immer ist das ja nicht so. Wie beurteilst Du das, wenn Dir das in einer Geschichte unterkommt, bei der Du nicht weißt, wie weit sie real und wie viel davon erfunden ist?

 

Sowie es hierzulande als unhöflich gilt (wenn ich mich nicht irre), auf der Straße so mir nichts dir nichts Leute anzuquatschen - ohne erst mit "Entschuldigung" auf sich aufmerksam zu machen -, sollte auch der ernsthafte Autor (z.B. ich) davon Abstand halten. Eine Geschichte sollte für sich stehen und nicht die Interaktion, wie auch immer geartet, des Lesers einfordern.

Das ist nur meine Meinung. Ich gehe übrigens nicht gern ins Theater, da ich befürchte direkt involviert zu werden. Ich bin also eher der passive Kunstgenießer und daher haben es Geschichten, die mich "belästigen", schon schwerer was die Sympathie betrifft, als Geschichten, die das nicht tun.

These: Direkte Anrede in der Geschichte ist schlechter Stil!
Gegenfrage: Gibt es Bekannte und geschätzte Literatur, die das tut?


FLoH.

 

edit ... nochmal gelöscht..

Menno...

Gut.... Wenn es OFFENSICHTLICH ist das der Autor = Ich Erzähler dann ist es OK - wenn es nicht offensichtlich ist: Dann nicht... oder vielleicht nicht so gut ...

edit - lösch...

Ich schreibe hier immer 5 Zeilen und merke das nicht dasteht was ich meine...

Ich glaube ich bin jetzt verwirrt ....

 

Es gibt keine festen Regeln.

Ich denke da zum Beispiel an eine Pampers-Werbung, die mit den Worten beginnt: "Du bist vier Monate alt... Jeden Tag entdeckst Du etwas Neues."
oder so ähnlich. Sehr wirkungsvoll, nicht wahr? ;)

Wenn Werbeleute der Literatur neue Impulse geben können, warum soll Häferl das nicht auch können?
Und überhaupt: Wer bestimmt, was "schlimm" ist, und was wir "dürfen"? Solange es jemanden gibt, dem es gefällt...

Die Literatur ist zum Glück in dieser Hinsicht nicht demokratisch: Wenn nur ein Prozent der Leute von einem Autor hingerissen ist, reicht das für die Bestsellerlisten.

 

Jap meine allerliebste Hass Werbung ...

Bis Häferl nachgefragt hat ob es stört - war es mir gar nicht aufgefallen - ich denke grade in Deutschland wird sich eh viel zu sehr ein Kopf drum gemacht was ein Autor schreiben darf und was nicht ... was Litertur und was Schund ist (wobei ich viel sog. Literatur für Schund halte ect ..)


Ich denke mal, wenn ein Autor dieses direkte Ansprechen eines Leser gut hinbekommt - fällt es dem Leser gar nicht so sehr auf, bezihet ihn unbewusst noch mehr mit in die Geschichte ein - und damit wäre doch dann das Ziel eines jeden Autors erreicht oder? :)

Dieses Ansprechen kann wahrscheinlich von Fall zu Fall gut oder schlecht sein :)

 

daher haben es Geschichten, die mich "belästigen", schon schwerer was die Sympathie betrifft, als Geschichten, die das nicht tun.
Also, ich glaub, direkt "belästigt" fühlt man sich bei meiner Geschichte nicht, das hoff ich jedenfalls... ;)
Es ist ja schon eine meiner älteren Geschichten und als ich sie heute durchgelesen hab, wollte ich gleich mit dem Markierstift auf den Bildschirm fahren (also nicht wirklich, nur bildlich gesprochen :D), während Jadzia meint, es störe nicht.
Und jetzt bin ich beim Überlegen, ob ich es ändere oder stehen lasse. Wenn, dann müßte ich ja die ganze Geschichte sprachlich "aktualisieren", dann wäre jeder "nostalgische Wert" :lol: dahin.
Andererseits stört es mich, wenn ich die Geschichte lese. - Also werd ich mal einfach die Diskussion weiterverfolgen... ;)

 

Ja wie jetzt?

>Der Mörder wischte das blutbefleckte Messer an einem alten Hemd ab, und warf dieses in den Mülleimer. Suchend sah er sich um, aber niemand schien die Todesschreie seines Opfers gehört zu haben. >Blöde Hure, hat es eh nicht anders verdient< dachte er und ging vondannen.
Gedankengänge sind also verpönt? Ganz im Gegenteil, sie helfen doch, den Prot lebendiger zu machen.

Es stört allerdings auch wenn die GEschichte in der >Ich< Form geschreiben wird und der Autor nicht gleich der Ich - Erzähler ist.
Das ist, entschuldige, Unsinn! Es gibt viele namhafte Autoren (Mir fällt da spontan Michael Chrichton mit "Beute" ein), die aus der Ich-Perspektive schreiben, und dabei nicht ihr eigenes Leben schildern. Das ist sogar interessant, weil viele hier auf kg.de daran scheitern, nicht wahr? Erzähl eine komplette Geschichte mit Hintergründen nur aus der Ich-Form! Schwierig, denke ich. Nicht viele schaffen das, na, ich schon... ;)

Ist es schlimm den Leser in GEschichten direkt anzusprechen?
Da gab es den Challenge in Sachen Surreal. Ich habe da auch eine Geschichte beigesteuert, die gut bis sehr gut ankam, und ja, sogar den Leser direkt habe ich angesprochen. Warum sie nicht den ersten Platz gemacht hat, sei mal so dahingestellt, ich vermute, es lag an der (Achtung! Scherz!) Jury... :dozey: ;)

 

Es ging doch nicht um den GEdankengang - es ging um das: Tja, lieber Leser ....

Das direkte ANSPRECHEN stört in der Ich Form wenn der Autor nicht gleich der fiktive Ich Erzähler ist ...

*genaueres Posting lesen hilft :D *

Surreal - ich kenne die Geschichte nicht - ich denke du hast es so gemacht das es passte ... deswegen wirds nicht gestört haben, die Sache vielleicht sogar besser gemacht haben ....

 
Zuletzt bearbeitet:

Zum oben genannten Beispiel - persönliche Ansprache in Kombination mit 3.Person-Erzähler - kann ich jadzia teilweise zustimmmen. Es klingt einfach sehr gewöhnungsbedürftig, wobei das so manch einer auch gesagt haben mag, als er zum ersten Mal einen auktorialen Erzähler im 19. Jahrhundert gelesen hat.

Sprache entwickelt sich, das ist eine Grundüberzeugung von mir.
Warum soll sie dann nicht auch einmal solche Wege gehen, die anfangs, wie gesagt, gewöhnungsbedürftig sind?

Ich selbst habe eine Geschichte geschrieben - Psychose, eine Erzählung - die den Leser im Wechsel zwischen Ich- und Er-Erzähler immer wieder mit "SIE" anspricht... und sie ist zur Wahl 2003 nominiert worden, weil gerade diese persönliche Anrede den Lesern sichtlich gefallen hat.

Eine durchaus interessannte Diskussion, die ich gerne weiter verfolgen werde.

G
Jan

P.s.: Yipppiieeh: 300 Beiträge - Sektfrühstück euch anbiete ;)

 

Ich schrieb:
These: Direkte Anrede in der Geschichte ist schlechter Stil!
Gegenfrage: Gibt es Bekannte und geschätzte Literatur, die das tut?
Und nach diesem Erfolg, gekonnt eine Frage zu stellen, genehmige ich mir noch den Erfolg, selbst gekonnt darauf zu antworten.

Ja, es gibt sie: "Ensel und Krete", Walter Moers, Eichborn Verlag. Moers hat mich glatt aus den Socken gehoben mit seiner Erzählkunst. Und dabei macht er es dem Leser nicht einfach in diesem Band, die Handlung zu verfolgen (...die ich im Nachhinein auch gar nicht verstanden habe...). Immer wenn es besonders spannend werden wollte, rief er "Schnitt!" und quasselt in der Figur des Urviehs Steinmetz (o.ä.) lustig drauf los, und zwar Sachen, die ungefähr soviel mit der Handlung zu tun haben wie Kuh Wilma mit der Mondfahrt. Das Thema seiner Dazwischenfunkereien war meistens - soweit ich mich erinnern kann - Planungsgedanken zu selbigen Buch, und warum er dieses und jenes nicht gemacht und anderes doch, und vor allem spricht er über sadistische Neigungen im Literatenclub.

Aber, seht ein, auch hier hat nicht der Autor selbst den Leser angesprochen. Er ist als Autor komplett in eine Figur seines Buches geschlüpft, und zwar des nämlichen Urviehs. Er hat dem Erzähler also eine konkrete Form gegeben und damit die Trennung zwischen Autor und Erzähler genial umgesetzt.

So jetzt höre ich auf mit der Lobhudelei, vielleicht ist W. Moers ja hier auf kg.de vertreten, weiß man's, naja ...


FLoH.

 

...ein legitimes Mittel, was auch von anerkannten Autoren, wie z.B. Petra Hammesfahr, zuletzt in das letzte Opfer angewendet wird.

Pe

 

Sorry, Jadzia, aber wenn du nicht weißt wer das ist, ist das nicht petdays' Fehler, sondern deiner. Man kann sich auch selber informieren, anstatt sarkastisch/rotzige Fragen zu stellen.

 

Ich finde es hingegen rotzig mich von Dir hier so anmachen zu lassen - aber so warst du ja schon immer ..... - es sollte keinesfalls sarkastisch sein - nur eine Frage nach dem WEM... Man kann schließlich nicht alle Autoren dieser Welt kennen ... und diese Autorin kenne ich noch nicht mal dem Namen nach ...

 

Jadzia: bisschen höflicher, wenns geht, ok?
a) kann ich mich nicht erinnern, dass I3en jemals rotzig war oder jemanden angemacht hätte und
b) hast du ja wohl angefangen, komisch zu antworten.

Man sollte jedem den Ton zugestehen, den man selbst pflegt.

 

Das Problem bei der direkten Ansprache des Lesers ist natürlich, dass es sich hier um ein offensichtliches Stilmittel handelt.
Wenn es nur ein "kumpelhaftes Schulterklopfen" ist, finde ich es persönlich ziemlich aufdringlich. Bringt es die Geschichte in irgendeiner Form weiter, gibt es mir als Leser vielleicht eine überraschende Wende / Sichtweise des Textes, wäre es akzeptabel.

 

Petra Hammesfahr.

...die deutsche Thrillerexpertin schlechthin. Die Autorin, deren Bücherstapel in den Buchhandlungen immer am höchsten sind...
Psychologisch raffiniert, intelligent, etwas unterkühlt, stilistisch ausgefeilt und - bis auf eine Ausnahme - meist sehr spannend. Ich finde bisher das letzte Opfer am besten.
Vielleicht findest du in der Bücherei ein Leseexemplar, wenn es nicht schon seit Wochen vorbestellt ist...

Pe

 

Geschrieben von petdays
Petra Hammesfahr.
Hab mir heute zum ersten Mal ein Buch von ihr aus der Stadtbücherei ausgeliehen. "Die Mutter". Bin mal gespannt ...

 

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