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- 19.05.2015
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Inna, Ikarus und ich
Vor einiger Zeit tauchte in Bad Homburg vor der Höhe eine Frau auf, die jeden Nachmittag - immer zur selben Stunde - mit einem Hündchen durch den Park spazierte. Peter erzählte eines Abends während unserer wöchentlichen Männerrunde im ‚Chez George‘ von ihr. Er sagte, sie sei außergewöhnlich. Die anderen nickten lebhaft und ein Lächeln huschte über die Mienen der Freunde. Peter beschrieb sie mit ausladendenden Gesten. Sie habe eine strahlende, ganz eigentümliche Anmut und einen schwarz-weiß gefleckten Terrier, der wie ein König durch den Park stolziere und tobe. Alle witterten ein Geheimnis, weil sie länger blieb als die anderen Kurgäste.
Ich interessierte mich für sie und vergaß sie dennoch bald, beansprucht von meiner Arbeit. Es dauerte lange, bis ich sie selbst zu Gesicht bekam. An einem hellen Tag im Mai, ging ich zum Park, ließ Sonne auf meine Haut brennen und Wind durch die Gedanken blasen. Ich war schon eine Weile unterwegs, da kam ein Hund auf mich zugeschossen und rannte an mir vorbei auf die Parkwiese mit dem kurzgeschorenen Rasen. „Ikarus!“, hörte ich aus der Ferne eine Stimme rufen. Schritte knirschten über den Kies. Ich wandte den Blick vom Rasen mit dem vergnügt rennenden Hund ab und sah Augen, die sich in mich bohrten. Bis heute ist es dieser Blick, der sich in meiner Erinnerung festgesetzt hat, den ich jederzeit aufrufen kann, wenn ich die Augen schließe und an sie denke, fühlte sich wie ein züngelndes Feuer an, das mit den Atem raubte und jegliche Aufmerksamkeit erforderte. Der Terrier bellte ausgelassen, als er zu ihr gerannt kam, beobachtete mich und sprang an mir hoch. Es war ein hübscher Hund, mit spitz zulaufendem Maul, kurzem Fell, langen Beinen, zierlicher Gestalt und einem nervösen Blick, von dem man sich nicht vorstellen konnte, dass er still und apathisch neben seinem Frauchen her trottete. Später erfuhr ich von ihr, dass er aus einer reinrassigen Zucht stammte und einen adeligen Nachnamen führte.
Sie sprach mit einer hohen und hellen Stimme, die sich manchmal überschlug. Sie machte Pausen beim Sprechen, um nach den richtigen Wörtern zu suchen. Für mich klang sie wie die Netrebko, die in Baden-Baden eine Arie gesungen hatte und mein Ohr erzittern ließ, obwohl ich am Abend vor der Aufführung meinen besten Kunden verloren hatte, nachdem er mit dem von mir entwickelten Roulette-System eine hohe fünfstellige Summe verloren hatte.
„Entschuldigung, mein Hund stört Sie vielleicht“, sagte sie mit russischen Akzent.
„Nein, keineswegs. Ich mag Ihren Hund.“
„Danke. Ikarus ist manchmal anstrengend.“
„Der braucht eine Menge Auslauf, oder?“
„Ja, stimmt.“
„Sind Sie schon lange in der Stadt? Ich habe Sie bisher nie gesehen.“
„Nicht so lange.“
Sie war schlank, ohne mager zu wirken. Ihre Haare glänzten und hatten ein Schwarz, das im Licht der Sommersonne bläulich wirkte. Ihr Tatarenblick traf mich und sie strahlte eine Energie aus, als wolle sie sich ohne Sattel auf ein Pferd schwingen und über die Steppe reiten.
„Ich muss weiter“, sagte ich völlig grundlos.
„Ich bin jeden Tag hier“, sagte sie und es hörte sich wie eine Einladung an.
Sie nahm den Hund an die Leine und entschwand. Ich blieb noch eine Weile stehen und schaute ihr nach, unentschlossen, wohin ich gehen sollte.
Wenige Tage später war ich erneut im Park. Die russische Kirche war verschlossen, aber den buddhistischen Tempel schaute ich mir an diesem Tag genauer an. Mit all den Buddha-Figuren passte er nicht zu Europa. Die Unbekannte mit dem Hund sah ich zunächst nicht und ging weiter. Ich befand mich an den Blumenbeeten mit der überlebensgroßen Statue des deutschen Kaisers und setzte mich auf eins der Bänkchen. Tulpen und Rosen verströmten einen aufdringlichen Duft.
Ich holte das schmale Bändchen mit Tschechows Novellen aus der Jackentasche. Ohne dass ich es bemerkte, war das Hündchen wieder da und schnupperte zwischen meinen Beinen. Sie tauchte kurz danach auf. In einem enganliegenden blauroten Sommerkleid. Ich stand auf, um sie zu begrüßen:
„Aha, die Unbekannte mit dem Hündchen ist da“, sagte ich grinsend.
„Ich bin jeden Tag hier. Wegen Ikarus. Und Sie, was machen Sie?“
„Ich genieße die frische Luft. Gefällt es Ihnen in unserer Stadt?“, frage ich sie.
„Oh ja, sehr schön.“
„Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“
„Ich heiße Inna Iwanovna.“
„Freut mich! Mein Name ist Viktor Sänger.“
Wir lächelten beide, ich streckte ihr die Hand entgegen und spürte ihre kühle, weiche Haut.
„Was lesen Sie da, Viktor Sänger?“
„Novellen von Tschechow. Bin gerade bei einer Geschichte über eine Irrenanstalt. Ist ein wenig traurig.“
„Ich liebe Tschechow.“
Sie rief den Hund, der uns alleine gelassen hatte, mit ihrer Sing-Sang-Stimme. Ikarus lugte unter einem Busch hervor, blieb aber, wo er war. Ein zweiter Ruf in schärferer Tonlage, mehr wie ein schriller Pfiff, und er kam angerannt.
„Darf ich Sie ein Stückchen begleiten?“
Sie nickte und schaute mich dabei nicht an.
„Warum sind Sie ausgerechnet nach Bad Homburg gekommen?“
„Ich war vor vielen Jahren mit meinem Großvater da. Erinnert mich an Opa, die Stadt.“
Dann zeigte sie zum Feldberg und den Wäldern davor.
„Diesen Blick mag ich, sieht aus wie eine Wand aus Wald.“
Ich schaute hin und sie hatte Recht. Warum hatte ich das nie bemerkt? Als könne man hinlaufen und darin verschwinden.
„Machen Sie eine Kur?“
„Nein, nicht richtig. Einfach ausruhen und nachdenken.“
„Aha, und worüber denken Sie nach?“
„Alles Mögliche.“
Die letzten Worte sagte sie leiser. Eine Sackgasse, ich wusste lange nichts zu sagen.
„Haben Sie Lust, mit mir ins Café zu gehen?“
„Ich trinke keinen Kaffee, aber wir können abends essen gehen.“
„Gute Idee. Wann?“
So kam ich zu meiner ersten Verabredung mit Inna. Sie wartete vor dem Restaurant auf mich, kam mir mit diesem Schmollmund wie Angelina Jolie in Tomb Raider entgegen. Ich musste mich konzentrieren, nicht allzu lange ihren Körper zu scannen und spürte den Sommerwind, der über Haut und Herz strich.
Das Restaurant bot gehobene italienische Küche. Die pomadigen Haare des Kellners sahen aus wie ein nasser Reifen, als er uns mit durchgedrücktem Rücken süßlich begrüßte. Wir bestellten Prosecco, lächelten uns an.
„Wir können uns mit den Vornamen nennen, oder? Du hast einen russischen Vornamen. Wir sagen Vitja sagen, nicht Viktor.“
„Vitja, okay, klingt gut.“
„Kannst du dir vorstellen, Vitja? Seit ich in der Stadt bin, esse ich alleine. Hast du die Geschichten von Tschechow weitergelesen?“
„Ja.“
„Da lernst du was über die Russen.“
„Ich stelle mir dann Tataren vor, die mit wildem Blick über die Steppe reiten“, sagte ich grinsend.
„Haha. Ein wilder Blick und du denkst an Tataren. Und warum Tataren? Es gibt nicht viele Tataren mehr. Warst du schon in der Steppe? Da siehst du bis zum Horizont.“
„So einen Blick gibt es bei uns nicht.“
„Dafür gibt es Wald. Schade, dass nicht Herbst ist. Wir könnten Pilze oder Beeren sammeln.“
„Oder Baumhäuser bauen und uns als Waldmenschen verkleiden“, sagte ich lachend.
Inna roch nach Lavendelfeldern und allen möglichen Blumen, nach den Frauen und Mädchen, die an mir vorbeigezogen waren, und die ich nie angesprochen habe. Wir aßen Nudeln mit Trüffeln. Ich fragte sie nicht nach ihrem Leben vermied die Routinefragen, das Abklappern der Fakten.
Anschließend brachte ich sie zum Hotel. Sie hakte sich bei mir ein und ich nahm kurzentschlossen ihre Hand und ließ sie nicht mehr los. Vor dem Hotel umarmten wir uns. Ich spürte die Hitze ihres Körpers, als sie sich an mich drückte, schrieb ihr meine Telefonnummer auf und verschwand in der Nacht.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Feldberg. Sie wartete vor dem Hotel. Ich packte den Hund mitsamt Box in den Kofferraum und wir fuhren los. Es fühlte sich wie ein Familienausflug an. Oben auf dem Bergplateau atmeten wir würzige Luft. Die faulige Sommerschwüle lag hinter uns. Ikarus rannte über die Wiese. Wir liefen eine Weile hinter ihm und setzten uns dann auf einen Findling, von dem aus wir über die Wipfel der Wälder hinweg bis weit in die Ebene schauen konnten.
„Inna, erzählst du mir heute, warum du nach Bad Homburg gekommen bist?“
„Ach, ich musste eine Zeit lang weg aus Sankt Petersburg. Die Luft dort macht mich traurig.“
„Die Luft?“
„Nicht nur das. Ich habe jung geheiratet, zwei Kinder bekommen. Mein Mann betrügt mich mit einer jüngeren Frau. Er hat sogar ein Baby mit ihr, stell dir das vor. Ist eine lange Geschichte, sehr lang.“
Ich wollte nachfragen, die Details wissen, erstickte die Fragen jedoch, als ich ihre Augen sah, das erloschene Strahlen, den Blick, der starr in die Ferne gerichtet war, zum Himmel hin. Sie wirkte, als wäre Luft aus ihr entwichen, über die Wipfel hinweg zum Himmel. Nach einer Weile sackte sie in sich zusammen und schaute zum Boden.
„Scheiß Geschichte. Entschuldige den Ausdruck“, sagte ich.
„Ja. Ich weiß nicht, wie ausgeht es. Aber jetzt bin ich erstmal hier und atme die gute Luft.“
„Ich war auch verheiratet. Lange her. Wir hatten keine Kinder. Mittlerweile lebe ich wie ein Nomade.“
„Du siehst nicht aus wie ein Nomade. Die sind schmutziger.“
Sie lachte über ihren eigenen Witz.
„Was machst du im Leben?“
„Na ja. Ich war mal im Internetgeschäft, hab ein Unternehmen gegründet. Eine App, mit der man in Restaurants Plätze buchen und bezahlen kann. Nach zwei Jahren bin ich ausgestiegen. Mein Pech, denn danach ist es gut gelaufen. Mein Partner hat eine Menge Geld damit verdient.“
„Und jetzt?“
„Ich sammle Geld sammeln, um was Neues anzufangen, hab paar Ideen.“
„Interessant. Du siehst kreativ aus und musst bestimmt viel arbeiten.“
„Manchmal.“
Wir standen auf. Unsere Schritte passten sich aneinander an. Ich zeigte ihr Waldmeister und wir machten Fotos von Steinen, die mit Moos bedeckt waren. Ich versuchte über den Job zu reden, wollte mich ihrem Zauber entziehen, vielleicht hatte sie Geld übrig. Sie schwieg, schaute sich die Bäume an und sagte gelegentlich ‚Mm‘ oder ‚Aha‘.
Nach dem Spaziergang fuhren wir die Serpentinenstrecke nach Kronberg. Auf den Altstadtgassen stapfte Ikarus missmutig über das Kopfsteinpflaster, als liefe er auf High-Heels.
„Das ist eine Puppenstadt. Alles sauber. Ein unsichtbarer Besen kehrt bestimmt hinter jedem Fußtritt.“
„Hast du in die Gärten der Häuser geschaut?“
„Wie gemalt, ich weiß. Sagt man Idylle dazu, oder? Wie gemalt. Vielleicht wohnen gar keine echten Menschen hier, nur Roboter und Puppen, in die Gärten und Häuser gesetzt und dann vergessen.“
Wir kicherten und unsere Stimmen hallten über das Pflaster. Ikarus schaute verlegen zu uns empor.
„Komm, essen wir ein Eis!“
Wir kauften uns eine Eistüte und liefen weiter. Sie nahm Erdbeereis und schleckte das Eis mit weit herausgestreckter, rosa Zunge. Die Sonne brannte auf uns herab und ein Schweißtropfen floss ihr in den Mund.
„Jeder sagt, dass Sankt Petersburg eine besondere Stadt ist.“
„Wegen der Museen, der Paläste, der Brücken, der schönen Frauen und der weißen Nächte. Ich liebe die Stadt, obwohl es viel regnet, schneit, die Luft ungesund ist.“
Ich dachte an das Dorf, in dem ich aufgewachsen war, den Wald, der wenige Schritte von unserem Haus entfernt begann, den Vorhang in eine andere Welt, wenn unter dem Dach der Bäume, dem Moosboden spielte.
Als das Tageslicht sanft und unmerklich wie ein Dimmer, den man langsam dreht, versank, fuhren wir zurück. Der Nordstern leuchtete über der Stadt.
„Hast Du Wein und Tee zu Hause?“, fragte sie mich.
„Ja.“
„Ich bringe Ikarus auf das Zimmer und gebe ihm Futter, dann nehme ich ein Taxi und komme zu Dir.“
Inna roch nach Waldmeister und einem Hauch Zimt, als ich sie begrüßte. Ich zeigte ihr die Wohnung, hoffte, dass sie die benutzten Gläser und Teller übersähe, die ich wegzuräumen vergessen hatte. Ihr Blick glitt über die Schwarzweißfotos an der Wand, die Familienbilder, Hochzeitsfotos, lachende, glückliche Gesichter der Frauen, mit denen ich glücklich war. Paula mit dem Nofretete-Profil beim Lesen eines Buches, Dominique braungebrannt neben mir am Strand.
„Möchtest Du lieber Wein oder Tee?“
Sie schaute mich verwirrt an, als dächte sie an etwas anderes.
„Beides.“
Ich zündete Kerzen an. Sie war es, die mich zuerst küsste. Sie reckte sich mir entgegen, schmeckte nach Wein, nach Quitten und Gras. Wärme, Hitze zwischen uns. Sie ließ mich ihr Verlangen spüren, presste sich an mich. Ich sog ihren Duft ein und leckte ihn mit meiner Zunge auf. Flüstern und Seufzen. Während ich hastig mit den Händen über ihr Gesicht strich, kniete sie vor mir, entknotete langsam die Schnürsenkel, streifte meine Schuhe ab, schälte mich aus der Kleidung, sorgfältig, konzentriert, Stück für Stück, bis ich nackt vor ihr stand. Innas Hände glitten über meine Haut. Nirgendwo allzu lange. Bauch, Rücken, Beine, den empor ragenden Beweis meiner Lust. Während all dem blieben ihre Augen in meinen gefangen. Ich erwachte aus einer Art Verzückung, knöpfte ihre Bluse auf, ließ mir Zeit mit ihrer Haut, spürte wie heiß sie sich anfühlte, als wir uns aneinander pressten. Sie flüsterte mir Worte auf Russisch ins Ohr, die ich nicht verstand, und öffnete ihre zur Decke gestreckten Beine auf dem Bett. Spitze Schreie, Keuchen. Ich liebte ihr versunkenes Bei-sich-selbst-bei-mir-sein.
Am frühen Morgen erinnerte sie sich an Ikarus, stand auf und schloss leise die Tür. Unser Geruch lag in der Luft, unsere Wärme durchströmte das Zimmer. Ich träumte von einem Bootsauflug, bis sie zurückkam. Das Hündchen raste durch meine Wohnung, schnüffelte in den Ecken, legte sich schließlich auf das Bett und rollte sich ein.
„Weißt du, Viktor, ich fliege heute nach Pieter zurück.“
Sie hielt eine Flasche Champagner in der Hand. Ich wunderte mich nicht, der Moment hielt mich gefangen, gaukelte mir unerschütterliches Glück vor. Wir tranken gierig, als wäre es Wasser, während draußen die Stimmen des Tages erwachten.
„In fünf Stunden geht der Flug.“
Ich küsste sie und fragte: „Bist du glücklich?“
Ihre Augen zuckten und sie sagte: „Ja.“, mit einer Stimme. die aus ihrem Inneren kam. Die Kirchenglocke schlug, verkündete die verronnene Zeit. Inna schmiegte sich an mich, lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Wie blass ihre Haut war, die Adern schimmerten durch.
Irgendwann traf mich ihr Blick mit einem Ausdruck, den ich nicht entschlüsseln konnte, prüfend, nachdenklich, als wolle sie herausfinden, ob sie mir vertrauen könne.
„Ich muss Einiges erledigen und dann komme ich zurück und bleibe hier. Verstehst Du das, Vitja?“
„Ja.“
Mehr fiel mir nicht ein. Es fühlte sich an, als meinte sie es genauso, wie sie es gesagt hatte. Als unsere Zeit angelaufen war, brachte ich sie ins Hotel und wartete, bis sie gepackt hatte. Während der Fahrt zum Flughafen streichelte sie die Innenseite meines Schenkels. Ich dachte nach, kam mir vor wie in einem Film, dessen Ausgang ich nicht kannte. Wer seine Sehnsucht erfüllt, verliert sie.
In der Halle des Terminals herrschte Betriebsamkeit und Hektik. Wir gaben die Box mit Ikarus zusammen mit dem Gepäck ab. Ein seltsamer Anblick, ihn mitsamt dem Koffer auf dem Laufband zurückzulassen. Wir setzten uns in ein Café. Sie erzählte von ihrer Heimatstadt, von den Tagen und Nächten, in denen die Sonne nicht richtig unterging. Warum sie mir von dem Frosch erzählte, den sie getötet hatte, verstand ich nicht. Ihre Eltern hatten ihr verboten, ihn in die neue Wohnung mitzunehmen. Sie brach ihm das Genick und begrub ihn im Garten begraben. Kurz nachdem ihre Worte verklungen waren, lachte sie wieder, gutgelaunt und mitreißend.
Auf dem Weg zum Gate drehte sie sich um und warf mir einen langen Blick zu.
Sie schrieb mir. Ich hörte ihre Stimme am Telefon. Anfangs täglich, dann nahmen die Abstände zu. Tage, Wochen vergingen und nie kam ich auf die Idee, sie zu fragen, wann sie zu mir käme. Ich wartete geduldig. Vielleicht war das ein Fehler. Ab und zu ging ich im Park spazieren und einmal glaubte ich in der Ferne Inna und Ikarus zu sehen. Der Fluss wurde zum Rinnsal und die Nachrichten versiegten.
Ich kehrte zu meinem alten Leben zurück, versuchte etwas auf die Beine zu stellen, pflegte mein Netzwerk und erstellte den Businessplan für eine innovative App, mit der Geschäftsleute ihre Reisen planen konnten. Eines Tages meldete sich ein Hedge-Fonds-Manager und bot mir eine respektable Summe für die Details der Idee an. Ich musste darüber nachdenken, ob ich mich für das schnelle Geld oder die Perspektiven entscheiden sollte. Ich beschloss, ein paar Tage Urlaub zu machen, und buchte einen Flug nach Sankt Petersburg. Ich kannte die Stadt nicht und vielleicht gelänge es mir, Inna zu finden. Ihre Adresse fand ich ohne Mühe im Internet. Einen genauen Plan hatte ich nicht. Irgendetwas werde ich in Sankt Petersburg finden, sagte ich mir.
Als der Flieger auf dem Airport Pulkovo landete, war es so grau und regnerisch, wie es Inna beschrieben hatte. Die Stadt lag unter Dunst. Ich sah den Nebel sogar auf den Gesichtern der Männer, die den Sicherheitscheck durchführten, der Polizisten, die überall postiert waren, und selbst in den Mienen der jungen Frauen, die in der Abfertigungshalle arbeiteten und ausnahmslos entrückte Puppen-Model-Erscheinungen waren. Sie waren mürrisch und abweisend und dennoch hatte ich das Gefühl, dass sie in unbeobachteten Momenten in hemmungsloses Lachen ausbrechen konnten. Im Taxi zum Hotel lief russische Popmusik. Die Straßen waren verstopft und ich hatte den Fahrer im Verdacht, mich absichtlich durch den größten Stau zu fahren. Er erklärte mir in gebrochenem Deutsch, dass der am Flughafen vereinbarte Preis nicht ausreiche.
„Zu viele Staus. Preis geht nicht. Musst mehr zahlen oder mit Fuß gehen.“ Ich bezahlte den doppelten Preis.
Mein Hotel hieß „Europa“ und unterschied sich von außen kaum von all den Mittelklassehotels irgendwo auf der Welt. Ein paar Fahnen draußen aufgehängt, eingefügt in eine Häuserreihe von Gebäuden aus dem späten 19. Jahrhundert. Es roch muffig und nach 80er-Jahre. Ein Standardzimmer, funktionell, Doppelbett, winziger Schreibtisch, Bar und eine Badewanne.
Ich beschloss, nach dem Weg zu der Adresse zu fragen, die ich von Inna hatte. Mein Hotel lag nicht weit von der Newa, an einer Biegung des Flusses, in der Nähe der weitläufigen Gebäude der Universität. Die Lage hatte mir gefallen und auch die Schwimmhalle mit den Kronleuchtern über dem Pool. Mein Plan bestand darin, die Stadt zu besichtigen, zu schwimmen und nach Inna zu suchen. Der Portier war glatzköpfig und sprach Londoner Englisch, jedes Wort glasklar dahingeschmettert, wie er es vermutlich von einem anglophilen Lehrer mit dicker Brille und kariertem Oxford-Tweed gelernt hat. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Als ich ihn nach dem Schwimmbad fragte, rief er einen jungen Mann in schlecht sitzender Hoteluniform mit Schulbubengesicht. Ich folgte ihm durch die Lobby und einen langen Flur. Da war es, das Schmuckstück des Hotels. Die Halle mit dem Becken und den Kronleuchtern, die ich auf den Bildern gesehen hatte, An den Wänden hingen mannshohe Spiegel. Im Wasser zogen ein paar Leute ihre Bahnen, Kinder planschten schreiend und lachend. Bevor mein Begleiter wieder verschwinden konnte, zeigte ich ihm den Zettel mit der Adresse.
„Das ist auf der anderen Seite der Newa. Am Kanal. Ich zeige es Ihnen auf der Karte. Eine halbe Stunde zu Fuß“, antwortete er mir. Ich bedankte mich und markierte mir den Weg auf der Karte.
Im Freien wehte mir Seewind entgegen. Ich schlug den Kragen meines Mantels hoch. Der Wind ging mir durch und durch. Ein vermummter Menschenstrom kam mir entgegen. Ich lief an den verzierten Hausfassaden glänzender Jahrhunderte vorbei. Der fahle Himmel tauchte die Stadt in ein eigenartiges Licht, das Häuser, Fluss und Betrachter veränderte. Morgen werde ich die Spur aufnehmen, sagte ich mir.
Zurück im Hotel beschloss ich, schwimmen zu gehen. Nur wenige Leute waren da. Zwei ältere Damen, die sich im Wasser treiben ließen und Badeanzüge mit Blümchen trugen. In der Halle war es still, ich hörte die Schwimmzüge, die Wellen, die meinen Kopf durcheinander wirbelten. Die Kronleuchter sahen wie Tropfen aus, die eine Wasserkaskade bildeten. An den Wänden illuminierten kerzenförmige Lampen den Saal. Am Beckenrand standen Plastikstühle und die Fliesen hatten ein unbestimmtes Beige, brüchige Stellen und Risse. Ich vergaß die Zeit, war allein und fühlte mich entspannt. Beim Abendessen schaute ich durch das Fenster zum düsteren Himmel und zu den Lichtpunkten auf den Straßen und den Häusern und spürte darin den Puls der Stadt. Ich schlief traumlos, obwohl ich dachte, ich müsse mir den ersten Traum in der fremden Stadt unbedingt merken.
Im Frühstückssaal herrschte Betriebsamkeit. Männer in dunklen Anzügen, Frauen in Kostümen, eilten zum Buffet. Touristen, Ehepaare, wenige, die allein am Tisch saßen. Stimmengewirr, russisch, englisch und deutsch. Ich mag den Klang der russischen Sprache, ist für mich wie eine Melodie, eine energische Aufforderung, ein Befehl, wenn es von tiefen Männerstimmen gesprochen wird. Bei Frauen klingt russisch wie ein Säuseln, ein Vogelzwitschern.
Nach dem Frühstück packte ich mich in meine wärmsten Kleider, um mir die Stadt anzusehen. Diese besondere Kälte, kannte ich nicht, fühlte sich in Sankt Petersburg anders an, als ich es gewohnt war. Sie drang mir durch die Kleidung, als könne sie nichts aufhalten. Es dauerte nicht lange, bis ich zu der stählernen Fußgängerbrücke kam, die ich suchte. Beim Überqueren schlug mir der faulige Abfallgeruch des Wassers entgegen, das wie eine unbewegliche graue Brühe aussah. Ich erreichte die Straße, in der Inna wohnte. Nach einigen hundert Metern war ich vor dem richtigen Haus. Eine klassizistische Fassade. Ich vermutete hohe Räume und stellte mir den nach Wachs riechenden Parkettboden vor, die Leuchter, den Kamin, den Stuck und die schmalen Fenster, die bis zum Boden reichten. Ich schaute hoch. Im Dachgeschoss glaubte ich Licht zu sehen. Was hatte ich erwartet? Der Mut, an der Tür zu klingeln, fehlte mir. Ich durchmaß die Straße bis zum Ende und kam wieder zurück zu dem Haus. Nichts bewegte sich. Ich dachte an die Tage mit ihr in Bad Homburg. Als ich auf dem Weg zurück zur Brücke war, hörte ich einen Hund bellen, wandte mich um und sah Ikarus. Ein älterer Mann, der gebeugt lief, als suche er nach etwas auf dem Pflaster, hielt ihn an der Leine. Seine Schritte waren unsicher und schlurfend, und er ließ sich von dem Hund ziehen. Mein Blick folgte den beiden eine Weile, dann setzte ich den Weg zur Brücke fort.
Ich beschloss, mir die Stadt anzuschauen. Vielleicht begegnete ich Inna zwischen den Passanten. Eine zahnlose Frau schlich am Rand des Gehwegs an mir vorbei. Als ich sie anschaute, hob sie den Kopf und öffnete ihren Mund zu einem scheuen Lächeln, dann drehte sie sich wieder weg und schaute starr nach vorne. Ich verbrachte den Tag in der Eremitage, versuchte, mir das Strahlen der Nachtbilder Rembrandts, zu erklären, die pastellfarbenen Flächen der Tizians und die winzigen Kleinigkeiten, die ich auf den Bildern der Renaissance-Meister entdeckte. Ich setzte mich auf die Kanapees vor den Bildern, um sie aufzusaugen.
Nach zwei Tagen, die ich mit Besichtigungen, Museen und Spaziergängen in der Stadt verbrachte, hatten sich Gewohnheiten eingeschlichen. Der tägliche Schwimmbadbesuch gehörte dazu. Die Rentner, die dort schwammen, grüßten mich mit einem gemurmelten ‚Priwet‘ und grinsten mich dabei an. Morgens und abends machte ich einen Spaziergang zum Haus Innas. Oft sah ich den alten Mann mit dem Hund. Einmal kam er mir entgegen, der Hund hob seinen Kopf, schaute an mir hoch, als würde er mich wiedererkennen, und lief an mir vorbei, Nach Inna suchte ich in den Gesichtern der Frauen, denen ich auf der Straße, in den Kirchen, den Backsteingebäuden, den Cafés und Restaurants, den Museen, in meinen Tagträumen und den Schatten der Nacht. Sie war überall und nirgends. Einmal entdeckte ich die Schwingung ihrer Augenbrauen auf dem Gesicht einer der Frauen, die an mir vorbeischwebte, ein anderes Mal glaubte ich, den Glanz ihrer Augen bei einer Frau zu erkennen, die in einem cremefarbenen Designerkostüm neben mir ein Gemälde betrachtete und aussah wie Penelope Cruz, oder ich fand die Art wie sie ging, dieses energische Ausschreiten, als wolle sie der Straße Ohrfeigen verpassen, bei einer Frau mit Pelzmütze, die auf einer Brücke vor mir davoneilte.
Die Zeit in Sankt Petersburg verging, ohne sie gesehen zu haben. Meine Augen waren müde und ich beschloss, einen Tag ohne Sightseeing zu verbringen. Schwimmen, Sauna, flanieren, irgendwo etwas essen. Im Schwimmbad tobten Kinder laut lachend und Wasser spritzend. Am Rand des Beckens saßen einige Frauen. Die dazugehörigen Mütter und Großmütter wahrscheinlich. Ich suchte mir einen Platz auf einem Liegestuhl, legte das Handtuch ab und blickte mich um. Da sah ich sie. Mein Herz pochte wie ein Motor, der plötzlich höher gedreht wurde. Sie war damit beschäftigt, einem Jungen etwas zu erklären. Unter ihrem Badeanzug erahnte ich die Hüftknochen, die ich geküsst hatte, ihre Seufzer. Anstatt zu schwimmen, setzte ich mich auf den Liegestuhl, beobachtete sie aus dem Augenwinkel und wartete. Es dauerte lange, bis sie für einen Augenblick in meine Richtung schaute. Mit einem Ausdruck, der ins Nichts gerichtet war, sich nirgendwo festmachte. Ich wusste nicht, ob sie mich bemerkt hatte, und war nicht in der Lage, mich zu bewegen. Als ich darüber nachdachte, aufzustehen und zu ihr zu gehen, ergriff sie die Hand des blonden Jungen und zog ihn hinter sich her zu den Umkleidekabinen. Ich sank auf die Liege zurück und starrte zu der Tür, hinter der sie verschwunden war. Sie war es. Inna. Ich hatte sie gefunden. Ich schwebte durch das Wasser und beruhigte mich. Morgen wäre ich wieder zur selben Zeit hier. Wie damals im Park.
Zwei weitere Tage vergingen. Ich wartete vergeblich auf sie, reduzierte meine Spaziergänge, schaute mir Antiquitätenläden an und überlegte, eine der gefälschten Ikonen zu kaufen, die dort überteuert angeboten werden. Über die Brücke zu ihrem Haus wagte ich mich nicht. Als ich gar nicht mehr damit rechnete, sah ich sie beim Schwimmen zusammen mit dem Jungen aus den Umkleidekabinen kommen. Ich stieg aus dem Becken und spürte ihren Blick. Ich drehte mich nicht gleich um, konnte es aber nicht lange aushalten. Sie schaute mich in einer Mischung aus Verwunderung und Freude an, als bräche die Erinnerung erst nach einigem Zögern aus ihr hervor. Dennoch blieb sie stehen, flüsterte dem Jungen etwas zu und zeigte zu mir. Ich fing seinen neugierigen Blick auf. Er sprang ins Wasser, tauchte prustend wieder auf und winkte seiner Mutter zu. Sie blieb stehen und ich ging auf sie zu. Wir schauten uns an, sprachen im ersten Augenblick nichts.
„Du bist in Pieter?“
„Ja, ich habe Urlaub, weißt du.“
„Hast du meinen Sohn gesehen? Er heißt Boris.“
„Hübscher Junge.“
„Komm mit, Vitja, lass uns schwimmen.“
Wir glitten ins Wasser, der Junge kraulte uns entgegen und erzählte ihr etwas, das ich nicht verstand. Sie lachte und schaute zu mir.
„Ich habe ihm gesagt, dass du ein Freund aus Deutschland bist.“
Boris übergoss seine Mutter, ich bespritzte ihn und bald darauf rollte und schob ich den schmächtigen Körper durch das Wasser, bis er genug hatte, sich aus dem Becken stemmte und begann, vom Rand ins Wasser zu springen. Er johlte jedes Mal laut auf, wenn er auf die Oberfläche klatschte.
„Ich habe nicht viel Zeit jetzt. Bist Du später noch hier?“
„Ja, natürlich.“
„Ich bin in drei Stunden wieder da. Dann treffen wir uns, okay?“
„Ich warte an der Lobby.“
Ich beschloss, nach unserer Begegnung abzureisen. Das wusste ich, als ich sah, wie sie ihren Sohn anschaute, wie glühend und zärtlich ihr Blick war, wie sehr sie bei sich selbst war. Widersinniges Glück durchströmte mich.
Der Wind hatte aufgefrischt, als ich ziellos durch die Stadt schlenderte. Es nieselte und am Himmel zeigten sich zwischen dem hellen Grau schwarze Einsprengsel wie ein Muster, eine Ablagerung, die sich auf Elfenbein bildete. Ohne auf den Weg zu achten, fand ich mich vor einer kleinen Kapelle mit einer Kuppel aus stumpfen, verblichenen Gold, eingeklemmt von Häuserfassaden. Von innen schimmerte es hell. Die Tür ächzte beim Öffnen. Kerzen, die auf einer verwirrend großen Zahl von Ständern aufgestellt waren, erleuchteten sie und die Wände, an denen hölzerne Ikonen mit goldenen Rahmen hingen. Frauen knieten oder standen mit geschlossenen Augen, murmelten ihre Gebete und ein Priester in weißem Ornat, der etwas vor sich hin murmelte, schwenkte ein Weihrauchfass, das einen süßlichen Harzgeruch verströmte. Rauch füllte mir Nase und Mund. Einige der Frauen standen mit geschlossenen Augen und murmelten ihre Gebete. Das vom Rauch durchsetzte Licht tauchte den Raum in einen Traum. Die Gesichter wirkten wie braune, goldene Schatten. Lange stand ich still in einer Ecke, fragte mich, ob ich beten solle und überlegte mir, wie die Worte des Vaterunsers lauteten. Die Verzückung der betenden Frauen tröstete mich, als hätten sie Zugriff auf meine Gedanken. Eine alte Frau löste sich aus der Gruppe der Betenden und kam zu mir. Sie war klein und schmal, mit lederner Haut und weißen, fliegenden Haaren. Ich wusste nicht, ob sie mich aus Hexen- oder Engelsaugen anschaute, während sie mir eine Kerze entgegenstreckte und etwas sagte. Sie drängte mich, die Kerze zu nehmen, zeigte auf eine Ikone, die ich verschwommen als die Umrisse der Mutter Gottes wahrnahm. Ich zündete die Kerze an, stellte sie auf einen Ständer, beobachtete, wie sie flackerte, und gab mich der Illusion hin, die Augen Marias wären lebendig und durchbohrten mich, als gäbe es keine einzige der Masken, die ich mir aufgesetzt habe. Die alte Frau war verschwunden und ich verließ die Kirche, ohne mich umzuschauen.
Auf meinem Zimmer packte ich den Koffer. Inna versank in einem Sessel, als ich zur Lobby kam. Ikarus neben ihr, ausgestreckt auf einem dicken Teppich. Ich setzte mich neben sie. Der Hund schnüffelte an mir. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen.
„Ich war heute in einer Kirche, Inna. Da brannten hunderte Kerzen.“
„Hast du eine Kerze aufgestellt?“
„Ja, eine alte Frau hat mir eine gegeben.“
„Du musst die Augen schließen und dir etwas wünschen, das geht dann in Erfüllung.“
„Ja?“
„Hast du?“
„Ja!“
Sie lachte laut auf, beugte sich zu mir und berührte vorsichtig meine Hand, strich darüber. Es fühlte sich wie eine Feder an.
„Für Ikarus ist es besser in Bad Homburg. Hier ist es zu kalt. In der Wohnung liegt er vor dem Kamin und schläft.“
„Und dir? Ist es dir warm genug?“
„Ich bin es gewohnt, ziehe mich warm an. Sag mir, Vitja: Gefällt dir unsere Stadt?“
„Ja, Licht und die Atmosphäre sind etwas Besonderes. Gefällt mir sehr. Ich fliege morgen zurück.“
„Schade. Ich hätte dir mehr gezeigt.“
„Nächstes Mal.“
„Ja.“
„Du bist wegen mir gekommen, oder?“
„Wollte deine Stadt sehen.“
„Mein Vater hat dich gesehen, Vitja. Ein fremder Mann spaziert jeden Tag in unserer Straße auf und ab, hat er erzählt.“
„Ich habe deine Adresse gefunden.“
„Ist gut für Papa mit Ikarus spazieren zu gehen. Schön, dass du mich gesucht hast, Vitja.“
„Du wolltest zurückkommen nach Bad Homburg.“
„Ist kompliziert. Wenn der Frühling kommt, kann ich besser denken. Ich kann jetzt nichts planen.“
Sie legte mir den Finger auf die Lippen und küsste mich. Zart, wie ein Vögelchen. Später stand sie auf und ging los. Ich folgte Innas Silhouette, neben ihr das Hündchen, bis sie außer Sicht war.
(nach einer Novelle von Anton Tschechow)