Hallo yours truly,
ich könnte in die Tischkante beißen, da möchte ich gerne eine zeitnah erschienene Geschichte von dir mit meinem Feedback versehen und muss ausgerechnet an diese hier geraten. Du schreibst sonst klarer!
Nun gut, ich habe diese Geschichte in gutem Willen nun schon so oft gelesen, dass ich denke, nun halte ich auch zu ihr und schreibe dir meine Kritik dazu:
Ich mag grundsätzlich keine Rätselratengeschichten und ich mag keine Geschichten, die einem alles vorkauen. Whrend ich das Gefühl habe, bei den einen verhungere ich, fühle ich mich bei den anderen bis zur Übelkeit vollgestopft.
Ich mag Geschichten, dir mir etwas berichten, was ich noch nicht kenne, die mich mitnehmen in gewohnte Gebiete und mir einen anderen Blickwinkel geben, andere Augen sozusagen. Ich mag etwas erzählt bekommen. Ich möchte mir das nicht mühsam zusammen sammeln müssen.
Das ist mein persönlicher Anspruch an gute Geschichten. Meiner! Nicht der allgemeingültige Anspruch aller an alle Geschichten.
Aber du schreibst auch für mich, sonst wärst du nicht hier auf kg., nicht wahr? 
Deine Geschichte ist zwar noch keine Rätselrategeschichte, aber schon knapp davor und das liegt an bestimmten Äusserungen auf die ich nachher noch komme.
Bei mir angekommen ist, dass hier ein Mann, er mag jung sein oder mittleren Alters sich zu einem kleinen Mädchen in tiefer Sehnsucht hingezogen fühlt, sich aber aus eigener Scheu nicht heraus getraut, diesem Verlangen nachzugeben.
In dem Verhalten lese ich den Wunsch heraus, zärtlich sein zu dürfen, beschützen und hüten zu dürfen. Für mich also eine Geschichte über die Liebe.
Und da Geschichten über die Liebe in der Lage sind, Herzen zu öffnen und uns an Situationen zu erinnern, die wir selbst in Liebe erlebt haben, hat deine Geschichte bei mir Positives hinterlassen.
Das, obgleich die Stimmung, die du in deiner Geschichte erzeugst traurig stimmt, nicht hoffnungslos, denn am Ende schafft es dein Protagonist dem Mädchen zuzuwinken, er wirkt mutiger als anfänglich, aber dennoch traurig, weil so viel Unerfülltes hervorquillt.
Mir scheint, er ist zum bersten voll mit Wünschen und Sehnsüchten und genau diese Mischung ist in der Lage explosionsartig zu reagieren.
Der Grundgedanke "Liebe" wird von derartig vielen Äusserungen schwerbeladen, die eine andere Stimmung verursachen, die sich drüber legt.
Es drängt sich nämlich immer wieder der Gedanke auf, dass dieser Protagonist in seiner tiefen Sehnsucht nach liebevollem Kontakt zu der Kleinen, schon einen deutlichen Grad weiter geraten ist, als er sollte.
Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken
das haut mich zweimal im Text fast um. Das ist keine kleine Niedliche. "Winden sich" wie Schlangen denke ich jedesmal. Zum Fürchten. Unnahbarkeit und dann gepaart mit etwas Erotischem, weil ich finde, dass sich windende Schlangen etwas Verlockendes haben. Dieser Satz hat mit zweimal aus dem Konzept gehauen.
Beide Male hatte ich kein gutes Gefühl in Bezug auf den Protagonisten.
Schweiß sticht in seinen Rücken.
Einmal abgesehen davon, dass ich denke, es passt so nicht. Schweiß kann nicht stechen, er kann widerlich langsam den Rücken runterrinnen, er kann von den Schultern tropfen, dampfen.
Aber ich gehe davon aus, dass dir hier nicht einfach eine unglückliche Formulierung unter gekommen ist, sondern du dir etwas dabei gedacht hast.
"Sticht" was sticht da? Der unerfüllte Wunsch nach Nähe? Der drängelnde Wunsch nach Haut und Einverleibung des Mädchens? Es ist als sei dieser Satz das schlechte Gewissen des Protagonisten.
Aber, nichts ist hier sicher, nichts führt wirklich entscheidend weiter, führt aus diesem Satz heraus. Das irritiert und verärgert mich etwas.
Frauen verziehen den Mund, wenn sie schmollen, denke ich sofort. Kinder verziehen auch ihre Münder, aber meist folgt darauf eine Aussage. Den Mund zu verziehen, unterstreicht bei Kindern meist eine weitere Aussage. Da ist nicht dieselbe Art der Berechnung anzutreffen, die eine Frau, die schmollt, einsetzt.
Was also ist hier passiert? Sieht der Protagonist eine kleine Lolita vor sich?
Das irritiert und weist den Weg ganz weit weg von Sehnsucht nach Liebe. Das weist den Weg von Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit hin zu genau dem gefährlichen Grad des sexuellen missbräuchlichen Verlangens.
Sollte das so ankommen bei mir?
Oder hattest du etwas anderes aussagen wollen?
Und wessen Sache ist es, dass du eventuell etwas anderes sagen wolltest?
Bin ich jetzt die Verräterin an diesem Kind? Weil ich pädophile Gedanken zu diesem Text habe?
Verstehst du jetzt, wieso ich Rätselratengeschichten nicht ausstehen kann?
Ihre Lippen sind noch rot.
Da verweise ich einfach auf exakt das, was ich soeben den Absatz davor geschrieben habe als ich das andere Zitat kommentierte.
Hier spielt die Erotik sehr viel deutlicher eine Rolle.
Und dann komme ich zum Thema Schweiß, Schwitzen, klebende feuchte , aufsteigende dumpfe Gerüche, Regenwald, feuchter Dampf, Schweißtropfen.
Zunächst dachte ich, ok, die beiden begegnen sich offensichtlich täglich morgens , er kommt von der Nachtschicht und fährt in die eine Richtung und sie ... nee, das geht ja nicht, weil ja nichts von einem Bus steht, der in die andere Richtung fährt.
Er fährt, sie bleibt.
Er ist verschwitzt, aber dann von was? Von der Nacht? Oh bitte nicht das. Das wiese ja erst recht auf eine widerliche Beziehung hin.
Ok, also fange ich wieder von vorne an und denke, ich habe bestimmt etwas überlesen.
Wenn sie nicht in den Bus einsteigt, dann wohnt sie dort irgendwo. Wenn er in den Bus einsteigt, fährt er entweder fort zu sich oder zur Arbeit.
Fort zu sich kann es nicht sein, weil er ja morgens sie wiedersehen wird. Das gibt die Geschichte am Ende wieder her.
Also fährt er jeden Morgen zur Arbeit und sie hat ihn zum Bus begleitet.
Weshalb ist er aber bloß so deutlich verschwitzt, schon morgens? Doch nicht wegen der Kleinen? Wenn das so wäre, dann würde mir mit dem Klischeehammer kräftig auf die Birne gehauen lauthals gemalt, dass seine Absichten so heftig sind, dass ihm sogar der Schweiß aus allen Poren tropft?
Ich mag nicht von dir denken, dass du so plump vorgehen wolltest.
Am Ende bin ich also in Bezug auf das Verständnis deiner Geschichte völlig im Dunklen. Tolles Gefühl, wenn man am Ende den Eindruck hat, man sei schlicht zu bekloppt für solch einen Text. Aber ok, das ist dann mal mein Problem, ich mache dir meine Beschränktheit nicht zum Vorwurf, versuche dir nur meine Verunsicherung darzulegen.
Der Titel macht mir Kopfschmerzen. Wieso "Immer wenn es regnet"? Wenn die Sonne scheint, begegnet er ihr nicht? Und wenn, wieso nicht?
Lieben Gruß
lakita