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Im Elfenbeinturm

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21.12.2015
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Im Elfenbeinturm

Iris freut sich auf ihr Zuhause im Türmchen. Dabei hat sie doch gerade den ersten Urlaub mit ihrer neuen Liebe hinter sich und der ist keineswegs ein Misserfolg gewesen. Obwohl ...
Sie haben eine lange Rückfahrt aus der Camargue vor sich. Es wird Abend werden, bis sie ankommen. Zum Glück hat es bisher keinen Stau gegeben. Am Neujahrstag befahren nur wenige Lastwagen die Autobahn, viele Leute müssen ja erst mal ausschlafen. Udo ist ein kontrollierter Fahrer, rasante Überholmanöver sind nicht sein Ding. Wenn er unvermittelt bremsen muss, streckt er den rechten Arm vor ihren Oberkörper, obgleich das Auto mit Sicherheitsgurt und Airbag natürlich maximalen Schutz bietet.
„Ist einfach ein Reflex“, erklärt er, als sie beim ersten Mal zusammenzuckt. Er schaut nur eine halbe Sekunde in ihre Richtung. „Hanna hat immer ein wenig gequiekt, die wollte am liebsten hinten sitzen.“
Hanna ist Udos jüngere Tochter. Wahrscheinlich hat ihr Vertrauen in den Papa einen Knacks bekommen, seitdem die Scheidung der Eltern beschlossene Sache ist. Udo hat viele Fotos von den Seinen auf dem Handy. Bei keinem Thema tut er sich so schwer wie bei den Kindern.
Seit zwei Stunden haben sie so gut wie nichts miteinander geredet. Iris gehört nicht zu den Beifahrerinnen, die unentwegt mit dem Zeigefinger herumfuchteln, um auf Sehenswürdigkeiten hinzuweisen. Ratschläge erteilt sie schon gleich gar nicht. Männer sind da empfindlich. Udo legt sich gerne mit dem Navi an. Das bringt sie zum Lachen, aber da versteht er keinen Spaß. Sie merkt es daran, wie er die Lippen zusammenpresst. Für mindestens eine Viertelstunde bleibt er dann sehr einsilbig.

Iris nutzt die eintönige Autobahnstrecke das Rhonetal hinauf, um weiter an ihrer Urlaubsbilanz zu basteln. Wie soll es mit ihnen weitergehen? Noch haben sie beide daran zu knabbern, dass die Wunden und Schrammen aus ihren Ehen ordentlich schmerzen. Udo ist gerade erst ausgezogen und haust jetzt in einem Ein-Zimmer-Apartment . Es sieht bei ihm ganz nach einem Rosenkrieg aus, Vermögensfragen verknotet mit dem Sorgerecht. Iris hat selbst schlimme Erinnerungen an ihre Trennung, aber Geld spielte dabei keine Rolle.
Kuschelsex ist angesagt, vorsichtiges Ausloten der Eigenheiten, Bedürfnisse und Wünsche. Wie kommen sie mit dem Zusammenwohnen, dem hundsgewöhnlichen Alltag zurecht, mit den berüchtigten offenen Zahnpastatuben? Zur Probe haben sie daher auch ein abgelegenes Ferienhäuschen und nicht ein Hotel gebucht. Ihnen war nach einem Silvester ohne 'Dinner for one' und Kanonenschläge zumute. Stattdessen holten sie sich einige Leckereien aus der Spezialitätenecke des Supermarché und einen trockenen Roten aus Bourdic. Mit einem Glas Prosecco traten sie eine Viertelstunde vor Mitternacht unter den klaren Sternenhimmel. Es war ganz still, nur ein Hund bellte in der Ferne. Udo legte zuerst das Jackett und dann den Arm um Iris' Schultern.
„Lass uns nichts überstürzen. Erst muss die Scheidung durch sein. Dann seh ich klarer.“
„Wann ist das Trennungsjahr vorbei, Juni, Juli?“
„Im Herbst hoffentlich. Wenn sie keine Schwierigkeiten macht.“
„Schwierigkeiten?“
„Na ja, du weißt schon, ein Jahr Trennung von Tisch und Bett. In der gemeinsamen Wohnung ist es verdammt schwierig. Hat nicht geklappt."
„Bist du optimistisch?“
„Nein.“
Ein kleiner Sternschnuppenschwarm zog vorbei. Gelegenheit für geheime Wünsche. Ob Udo sich das gleiche wünschte wie sie? Noch vor halb eins gingen sie zu Bett. Gepackt hatten sie schon am Nachmittag.

„Du bist so still“, sagt Udo und legt seine Rechte auf ihr Knie, „sollen wir eine Pause machen? Ich könnte einen Espresso vertragen.“ Er hat schöne Hände, schmale Finger und sehr gepflegte Nägel. Trotzdem kann er gut zupacken, manchmal ... Iris mag sie sehr.
„Warum nicht, wir schaffen es sowieso nicht, bevor es dunkel wird. Wann musst du tanken?“
„Wieso fragst du?“
„Na ja, ich dachte nur ...“ Iris verstummt. Udo fährt immer bis zum letzten Tropfen Benzin, genau wie ihr Ex. Auf der Hinfahrt, als sie die Autobahn verlassen hatten und durch abgelegene Dörfer der Auvergne fuhren, fanden sie erst auf den letzten Drücker eine offene Tankstelle. Iris wusste nicht, ob Udo eine sportliche Wette im Sinn hatte. Vielleicht wollte er bloß an den Tankstellen nicht mit Karte zahlen. Hier hätte sie früher mit ihrem Ex einen handfesten Krach angefangen. Der liebte solche Spielchen, lebte immer im Risikomodus. Wahrscheinlich war sie für ihn entweder zu zickig oder zu vernünftig gewesen. Kein Wunder, dass er Abenteuer anderswo suchte. Zwölf Jahre hat sie die ertragen.

Draußen dämmert es. Einzelne Schneeflocken bleiben an der Frontscheibe kleben und rutschen langsam nach unten. Die Landschaft wechselt allmählich von grau und braun zu weiß. Udo stellt die Autoheizung auf zweiundzwanzig Grad.
„Bei der nächsten Raststätte fahren wir raus, ich muss sowieso den Reifendruck nachprüfen. Kommt mir zu niedrig vor.“
Natürlich, Udo ist ja Ingenieur, da darf sie sich hundertprozentig auf seine Umsicht verlassen.
„Sollen wir nicht auch gleich noch eine Kleinigkeit essen? Und dann in einem Rutsch durchfahren?“
„Ganz wie Sie wünschen, Madame. Ich hoffe nur, dass wir kein Glatteis kriegen. Such mal SWR 3, da kommt bestimmt gleich der Wetterbericht."
„Soll ich dich ablösen?“
Iris ist froh, dass Udo den Kopf schüttelt. Sie war nie eine gute Fahrerin. Seit ihrer Scheidung hat sie kein eigenes Auto mehr.
„Hier brauche ich keins“, hat sie den Skeptikern unter die Nase gerieben, „wozu gibt es die Straßenbahn? Ich hab die Haltestelle direkt vor meiner Haustüre. Und für das Geld kann ich oft Taxi fahren. Außerdem sind es ja nur ein paar Schritte in die Innenstadt.“
Das stimmt. Es ist einer der Vorteile ihrer Wohnung mit dem grandiosen Rundblick von der Dachterrasse aus über die Stadt bis hin zu dunklen Höhen des Schwarzwaldes. Klar, die fünf steilen Treppen sind nicht jedermanns Sache. Als sie sich vor einem Jahr einen Bänderriss zugezogen hat, musste sie vier Wochen in ihrem Elfenbeinturm ausharren. Einen Aufzug gibt es in dem denkmalgeschützten Haus nicht, dafür aber ein Türmchenzimmer mit bis zum Boden reichenden Jugendstilfenstern, von denen aus sie das Leben unten auf der Straße beobachtete. Gut, dass sie sich in dieser Zeit auf ihr Netzwerk von Freunden und Kollegen verlassen konnte.
„Es ist alles nur eine Frage der Organisation. Okay, manchmal wird mir die Zeitung unten aus dem Briefkasten geklaut. Ich werd wohl auf ein Digitalabo umstellen. Und Flaschen schleppen ist zugegeben nicht so prickelnd. Aber oben ist es super, so luftig nach allen Himmelsrichtungen und vor allem so sicher. Die Glaskuppel kann von innen verriegelt werden. Und wenn's brennt, bin ich schnell im Freien.“
Dieses Credo verkündete sie trotzig bei jeder Gelegenheit.

Jetzt wohnt sie schon eineinhalb Jahre in ihrem Elfenbeinturm. Ungeladene neugierige Gäste kommen nicht mehr so oft, seit sie mit Udo zusammen ist.
Udo. Eine Freundin aus Kindertagen hat ihn einmal mitgeschleppt. Ein schlanker Mann mit eisblauen Augen und einer hohen Stirn, Anfang vierzig und gut einen Kopf größer als sie. Sein praktisches Talent als Bauingenieur bei der Stadt ließ ihn sofort kleinere Mängel erkennen. Lösungen hatte er auch gleich parat. Während ihrer unfreiwilligen Auszeit wegen des Bänderrisses fragte er mindestens jeden zweiten Tag an, ob er ihr was helfen könne. Er brachte zwei Rauchmelder an und schüttelte den Kopf, als er die einfache Wohnungstür mit den dünnen Glasscheiben inspizierte.
„Die hält nicht viel aus. Meinst du nicht, da wäre wenigstens ein Sichtschutz sinnvoll?“
So viel Fürsorge rührte sie und taute die äußere Eisschicht um ihre Gefühle an. Einmal, so um den ersten Mai herum, stand er nach einem ausführlichen Sonntagsfrühstück vom Tisch auf, spähte aus dem Türmchen auf die gegenüberliegende St. Georgs-Kirche, wo es gerade zwölf Uhr schlug, und murmelte, er habe hier jetzt wohl ein paar Würzelchen geschlagen. Iris hätte gerne gefragt, was er damit meine. Aber so viel Mut hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Die letzten fünfzig Kilometer, bereits auf deutschem Boden, kommen sie fast nur im Schritttempo voran. Ein Schneesturm fegt von der Seite her über die Fahrbahn. Iris ist froh, nicht selbst am Steuer zu sitzen. Bei ihrer Nachtblindheit kann sie kaum die Rücklichter erkennen. Sie sehnt sich nach einer heißen Dusche, um die Verspannungen in den Schultern loszuwerden.
„Hör mal, Iris, macht es dir was aus, wenn ich nur das Gepäck hochtrage und dann verschwinde? Ich muss unbedingt noch ein paar Telefonate führen, in Ruhe, du weißt ja … Ich hab's den Mädchen versprochen, und es ist schon nach acht.“
„Ja, klar, kein Thema.“ Iris will sich jetzt nicht mit Udos Familie beschäftigen. „Ich bin sowieso ziemlich müde. Ist ja kein Vergnügen mit dem Schnee. Du bist bestimmt k.o. Fahr du nur gleich weiter, den Koffer kriege ich auch allein nach oben.“
„Nicht so schlimm, nur die Augen tun mir weh. Aber Hanna ...“
„Ich hab schon verstanden, Udo. Children first. Wir haben ja noch ein paar Tage. Außerdem muss ich endlich die Abiaufsätze korrigieren. Übernächste Woche ist Termin.“
„Mir graut auch schon vor meinem Schreibtisch. Da liegt ein Stapel Baupläne für den Rathausumbau.“
„Du Armer! Klingt nach Stress.“
„Kann schon sein, aber mit dir möcht ich auch nicht tauschen.“
Iris lacht. Sie kennt seine Vorbehalte gegenüber dem Lehrerberuf. Er hat keine guten Erfahrungen mit Pädagogen. Zu viel Gedöns um Unwichtiges, findet er. Zu den Elternabenden hat er immer seine Ex geschickt. Die redet gerne und viel. Iris wundert sich manchmal, dass ihr Beruf den großen Schweiger nicht abgeschreckt hat.
Schließlich parken sie auf dem Parkplatz gegenüber ihrer Wohnung. Udo stellt den Motor ab und fängt an, Gepäck auszuladen. Iris blickt zu ihrem Ecktürmchen hoch. Ein wohliges Gefühl erfasst sie. Meine Burg, mein Refugium, was für ein Glücksfall in den Turbulenzen der beiden letzten Jahre. Sie hat sehr viel Energie und einiges an Geld in die Einrichtung gesteckt. Tu was für dich, du darfst dich nicht noch selbst bestrafen. Nur eine Nacht nach der Besichtigung brauchte sie und der Kauf war für sie beschlossene Sache. Der Makler kam aus dem Staunen gar nicht heraus.

Sie packt entschlossen Koffer und Reisetasche, pflanzt einen flüchtigen Kuss irgendwo in Udos Gesicht und ist schon auf der anderen Straßenseite. Vor dem altertümlichen Hauseingang mit den ausgetretenen Steinstufen dreht sie sich um und winkt. Udo steht wie angewurzelt da, den Autoschlüssel in der Hand.
„Wir telefonieren. Morgen. Und danke für alles“, ruft sie fröhlich hinüber. Dann holt sie den zwanzig Zentimeter langen Bartschlüssel aus ihrer Umhängetasche. Endlich zuhause.

Als erstes fallen ihr oben die schwarzen Flecken auf der weiß lackierten Eingangstür auf. Dann sieht sie die Holzsplitter auf dem Boden. Das Schloss ist herausgebrochen, die Tür nur angelehnt. Im großen Wohnraum, der das halbe Dachgeschoss umfasst, erwartet sie ein Chaos. Aufgerissene Schubladen, Bücher auf dem Boden, Papiere, überall Glasscherben. An den Wänden, um die Lichtschalter herum, auf dem hellen Berberteppich sind ebenfalls schwarze Flecken. Unter der Tischlampe auf dem großen Esstisch, den sie an einem Ende als Schreibtisch benutzt, findet sie eine Nachricht, dass sie sich beim zuständigen Revier melden solle. Es liegt nur ein paar Straßen weiter.
Iris handelt wie in Trance. Sie geht ein Stockwerk tiefer und klingelt bei der WG. Ein verschlafenes Erstsemester klärt sie auf. Ja, bei ihr ist eingebrochen worden. Wegen des anstehenden Partylärms habe er sie vorwarnen wollen, da war es schon passiert. Er habe sofort die Polizei verständigt und die sei mit der Spurensicherung angerückt. Sie hätten etwas von einer Kinderbande gesagt, es gäbe gerade eine Serie davon im Viertel. Nein, mehr wisse er nicht. Mit einem schrägen Blick von unten fügt er hinzu:
„Es ist wohl nicht sehr passend, wenn ich Ihnen ein gutes Neues Jahr wünsche?“
Das ist das Signal für ihr Herz, wie verrückt zu rasen. Iris kennt das schon: Wenn sie unter Stress zu flach geatmet hat, fängt der zweite Reizleiter an, ihr Herz auf Hochtouren zu bringen. Sie muss dann umhergehen oder sich hinlegen und abwarten. Oft dauert der Anfall eine halbe Stunde. Iris stolpert zurück in ihre Wohnung, wischt die Bücher und Papiere vom Sofa und streckt sich aus. Sie fühlt nur das Pochen. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Vorsichtig probiert sie aus, ob sie sich schon bücken kann, um die verstreuten Abiaufsätze aufzuheben. Zum Sortieren hat sie keine Kraft. Auf der polizeilichen Nachricht steht, sie solle alles überprüfen und auflisten, welche Gegenstände fehlen. Der Verlust wird, so glaubt sie, nicht allzu groß sein. Iris hat hübsche Möbel, aber keine kostbaren Antiquitäten oder Bilder. Der Schmuck, hauptsächlich Ketten und Ringe, deren Wert in der Erinnerung liegt, ist natürlich weg, auch die geerbte Münzsammlung und die paar Schweizer Franken vom letzten Ausflug nach Basel. Der Laptop steckt noch im Koffer, den hatte sie in Frankreich dabei. In der Vitrine sind die Scheiben zu Bruch gegangen. Mehr kann sie auf die Schnelle nicht herausfinden. Sie füllt sich einen Becher mit kaltem Leitungswasser, um ihren Magen zu beruhigen.
Soll sie Udo anrufen? Zögernd wählt sie seine Handynummer. Mailbox. Sie bittet lediglich um einen Rückruf, ohne einen Grund anzugeben. Momentan kann er ohnehin nicht helfen. Dann traut sie sich ins Schlafzimmer. Schrank und Bett sind Gott sei Dank unberührt. In ihren Schock mischt sich ein Hauch Erleichterung. Sie verzichtet auf Zähneputzen und Nachtcreme, dreht den Schlüssel im Schlafzimmer zweimal um. Erschöpft fällt sie in den Tiefschlaf, so dass sie nicht hört, wie das Telefon klingelt.

Am Morgen liest sie Udos SMS.
„Sorry, Iris, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Martina ist im Krankenhaus, sie hat eine Alkoholvergiftung. Da werde ich wohl in der nächsten Zeit gebraucht. Ich melde mich wieder, sobald es geht. Udo“
Sobald es geht ... Sicherheit ist nur ein relativer Begriff.

 

Hallo wieselmaus,

du schreibst sortiert und ruhig, ich kann der Geschichte gut folgen ohne die Stirn zu runzeln. Liebes- und Alltagsgeschichten sind normalerweise nicht so mein Ding und auch hier haut mich der Inhalt nicht vom Hocker. Vielleicht helfen dir meine Gedanken dazu trotzdem weiter.

Deine Geschichte ist so deprimierend. Ist es tatsächlich so nach einer gescheiterten Ehe? Die Expartner sind praktisch mit in der neuen Beziehung, ständig wird verglichen oder krampfhaft versucht dies nicht zu tun. Man will locker sein, nichts zu schnell angehen, aber dann doch die Chance nicht verstreichen lassen.

Die große Liebe ist es nicht zwischen Iris und Udo. Warum macht Iris das alles mit? Irgendetwas muss ihr doch Hoffnung geben, oder? Sie verdeutlicht sich seine positiven Eigenschaften.

Udo ist ein kontrollierter Fahrer
Natürlich, Udo ist ja Ingenieur, da darf sie sich hunderprozentig auf seine Umsicht verlassen.

Aber da ist gar kein Kribbeln, kein Herzklopfen.

Wieso muss dann auch noch der Einbruch sein, ihr Rückzugsort zerstört werden? Wäre es nicht ein schöneres Ende, wenn Iris in ihr Heim fliehen kann und sich bewusst wird, dass es darauf ankommt mit sich selber glücklich zu sein? Das sie sich nicht an eine mittelmäßige Beziehung klammern muss?

Aber vielleicht willst du auch einfach nur die Welt zeigen wie sie ist und die ist meistens ein Arschloch.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wieselmaus,

da hast du mich ja schön reingelegt! Bei dem Titel hab ich mit Studienerinnerungen gerechnet, und dann ist es Iris' Zuhause.

Das Hohelied der eigenen Wohnung einer Singlefrau. So sind es nur die eigenen Socken, die rumliegen. Wenn überhaupt.

Wenn er plötzlich bremsen muss, streckt er seinen rechten Arm vor ihren Oberkörper, obgleich das Auto mit Sicherheitsgurt und Airbag natürlich maximalen Schutz bietet.
„Ist einfach ein Reflex“, erklärt er, als sie beim ersten Mal zusammenzuckt.

Damit hat Udo sich bei mir schon als Vollpfosten qualifiziert. Meine Fresse.

Iris nutzt die eintönige Autobahnstrecke das Rhonetal hinauf,

Der Fluss möchte über"dacht" werden, also Rhônetal.

Ich find es übrigens super, wie schön du "tellst"! Nur an ein paar wenigen Stellen, da ist es mir zu viel.

Noch vor halb eins gingen sie zu Bett. Gepackt hatten sie schon am Nachmittag.

Der zweite Satz könnte weg. So genau will ich das nu auch wieder nicht wissen. Sicher putzen sie noch Zähne und ... bla bla.

„Du bist so still“, sagt Udo und legt seine rechte Hand mit den schlanken Fingern auf ihr linkes Knie,

Ich würd mich entscheiden, entweder die schlanke Rechte oder die schlanken Finger. Dass er Finger an der Hand hat, das darf ich (hoffentlich) voraussetzen. :shy:

„Bei der nächsten Raststätte fahren wir raus, ich muss sowieso den Reifendruck nachprüfen. Kommt mir zu niedrig vor.“
Natürlich, Udo ist ja Ingenieur, da darf sie sich hunderprozentig auf seine Umsicht verlassen.

Also, wenn das jetzt der Maskenball wäre, hätte ich an der Stelle wieselmaus gerufen!
Was ist das für ein Paar? Das ist wohl deine Wieselmaus-Ironie. Aber das ist so eine Gratwanderung. Ich persönlich hab Sorge, Iris kann überhaupt keinen Mann ernst nehmen. Das fänd ich dann irgendwie schon wieder bitter.

So viel Fürsorge rührte sie und taute die äußere Eisschicht um ihre Gefühle an.

Die Eisschicht finde ich ein schönes Bild.

Meine Burg, mein Refugium, was für ein Glücksfall in den Turbulenzen der beiden letzten Jahre. Sie hat sehr viel Energie und einiges an Geld in die Einrichtung gesteckt. Tu was für dich, du darfst dich nicht noch selbst bestrafen. Nur eine Nacht nach der Besichtigung brauchte sie

Diese Burg wird sie nienienie aufgeben. Da bin ich mir sicher. Und schon gar nicht für diesen Udo.

Iris kennt das schon: Wenn sie unter Stress zu flach geatmet hat, fängt der zweite Reizleiter an, ihr Herz auf Hochtouren zu bringen. Sie muss dann umhergehen oder sich hinlegen und abwarten. Das kann bis zu einer halben Stunde dauern, ist enorm anstrengend und beängstigend, und endet in der Regel ebenso plötzlich wie es angefangen hat.

Der gesamte letzte Satz ist mir zu viel. Das das beängstigend und anstrengend ist, ja klar! Das muss sie mir jetzt nicht erzählen, das kapier ich doch.

Sobald es geht ... Iris hat jetzt begriffen, das Sicherheit nur ein relativer Begriff ist. Da muss sie nun durch.

Ein Einbruch ist definitiv der Moment, wo es schön ist, wenn jemand da ist, der einen in die Arme nimmt.
Na ja, der Udo hat noch andere Baustellen. Wenn's drauf ankommt, kann sie sich eh nicht auf ihn verlassen.
Aber ich höre auch noch heraus, dass Iris die eigene Freiheit über alles geht. Die kommt allein klar. Max oder Peter brauch die auch nicht. Oder? ;)

Sehr schön! :thumbsup:

LG, Anne

EDIT: Jetzt hab ich an Textstellen bei dir rumgekrittelt; das ist etwas, was ich an Kommentaren unter meinen eigenen Geschichten durchaus schätze. Deine bisherigen Kommentare unter meinen Geschichten waren aber eher allgemein gehalten, also vielleicht ist es dir gar nicht so recht? Dann ignorier es. :shy: Und im Deutschen ist die Rhone unbedacht, das hab ich inzwischen auch herausgefunden.

 

"...
wo he wedder hadde entfân
sekerheit unde sware eide,
up dat he nenen schaden dede."
Reineke fuchs 4689;​

Ist ja kein Vergnügen mit dem Schnee. [D]u bist bestimmt k.o.

Direkt zu Anfang eine Rarität hier- und andernorts,

liebe wieselmaus,

Es wird Abend werden, ...

Futur, das ich andernorts schon als bedroht ud auf der Roten Liste wähnte, als gäbe es keine Zukunft mehr, aber was ist hier
..., obgleich das Auto mit Sicherheitsgurt und Airbag natürlich maximalen Schutz bietet.
"natürlich"? Ja doch, ich weiß, sowas wie die Umgehungsstraße dem Verkehr, ist die Umgangssprache ...

"Natürlich" eine gelungene Geschichte über die unsichere Sicherheit in all ihren Bedeutungen:

Sicher gibt es "Sicherheit", securitas/immunitas, aber - nicht erst seit M. de Maizière - keine absolute. Als rechtlicher Ausdruck - Rechtsschutz durch Vertrag wie dem der Ehe (ahd. ewa/mhd. e/ewe, da schwingt Ewigkeit drin), Bürgschaft, Gelübde, mehr oder weniger feierliche Zusage, die der Verpflichtete dem Fordernden bietet, und allgemeiner der Schutz vor Gefahr, Geborgenheit von der kleinsten Gruppe, dem Paar und der "privaten", bis zur Hülle der Gesellschaft im Staat und seiner "öffentlichen".

Aber am bedeutendsten will mir die individuelle Form als Selbstsicherheit erscheinen, die sich aber allein auf des/der andern Zuverlässigkeit gründet.

Die sichere Hand des Handwerkers/Technikers/bildenden Künstlers und der sichere Umgang mit dem Wort soll dann auch nicht verschwiegen werden.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Wikipedia: Der Elfenbeinturm ist die Metapher eines geistigen Ortes der Abgeschiedenheit und Unberührtheit von der Welt.


Liebe wieselmaus,

das ist eine eher unterkühlte Geschichte, die ich hier lese. Während ich mich hin und wieder von Texten beinahe emotional manipuliert fühle, spricht deiner im Wesentlichen meinen Verstand an. Und das liegt wohl an deiner Protagonistin, die kühl registriert, analysiert und bewertet. Sie hat Udo gefunden, er ist ihr neuer Partner. Mit ihm verbringt sie Silvester, mit ihm ist sie auf der Heimreise. Und hier macht sie so etwas wie eine Zwischenbilanz. Ohne augenzwinkerndes Lächeln über seine Eigenarten vergegenwärtigt sie sich seine guten und weniger guten Seiten. Er ist hilfsbereit, was sie für ihn eingenommen hat, aber auch übertrieben fürsorglich, was sie nervt. Er ist gedanklich noch nicht frei, er ist mit seinen Töchtern beschäftigt – und auch mit seiner Noch-Ehefrau.

Was mir von Anfang in dieser Beziehung fehlt, sind Zeichen von Wärme und Zuneigung und Andeutungen dafür, dass die beiden einander wirklich mögen. Körperlichkeit gibt es zwar:

Kuschelsex ist angesagt

Nur kann ich mir genau so etwas in dieser Beziehung überhaupt nicht vorstellen. Die wenigen Dialoge sind eher kalt und sachlich:

„Lass uns nichts überstürzen. Erst muss die Scheidung durch sein. Dann seh ich klarer.“
„Wann ist das Trennungsjahr vorbei, Juni, Juli?“
„Im Herbst hoffentlich. Wenn sie keine Schwierigkeiten macht.“
„Schwierigkeiten?“
Na ja, du weißt schon, ein Jahr Trennung von Tisch und Bett. Da darf man nicht mal die Klamotten gemeinsam waschen.“
„Bist du optimistisch?“
„Nein.“

(Die Leser-Info würde ich allerdings rausnehmen.)

Und selbst die wenigen erwähnten Berührungen

„Du bist so still“, sagt Udo und legt seine rechte Hand mit den schlanken Fingern auf ihr linkes Knie, „sollen wir eine Pause machen? Ich könnte einen Espresso vertragen.“

verstärken den Eindruck, dass da Zwei sind, die sich anschweigen, sich nicht wirklich viel zu sagen haben. Eine Notgemeinschaft eben. Konsequenterweise wird es zum Schluss nichts mit ihnen.

Wieselmaus, mit deiner eher nüchternen Beschreibung lässt du mir viel Raum für eigene Gedanken, drängst mich nicht in eine Pro- oder Contra-Haltung dem einen oder der anderen gegenüber. Du überlässt mir als Leser die Bewertung und verzichtest (beinahe völlig) auf Darstellungen, die mich emotionalisieren. Das mag für manchen Leser ein Problem sein, mich spricht es an, weil es mich frei macht, mir eigene Gedanken über das Thema deiner Geschichte zu machen.
Daneben natürlich auch über die beiden Personen der Handlung. Beschäftigt hat mich am meisten Iris. Sie ist deine Hauptfigur, aus ihrer Perspektive nehme ich die Beziehung wahr. Sie ist mir weitgehend weder sympathisch noch unsympathisch. Sie ist verletzt worden, möglicherweise trägt sie aber selber eine gewisse Schuld daran. Du deutest so etwas an:

Hier hätte sie früher mit ihrem Ex einen handfesten Krach angefangen. Der liebte solche Spielchen, lebte immer im Risikomodus. Wahrscheinlich war sie für ihn zu zickig und zu ängstlich gewesen.
Dabei empfinde ich diese Aussage als widersprüchlich: Fängt jemand, der ängstlich ist, einen handfesten Krach an? Der registriert das Verhalten, hält sich aber wohl eher zurück.

Iris hat sich in ihren ‚Elfenbeinturm’ zurückgezogen, genießt diesen Platz ‚über allem’ und hat hier ihre Sicherheit wiedergefunden. In der Betonung der Bedeutung dieser Wohnung für sie, erschließt sich mir als Leser ihre vorherige Verunsicherung. Und plötzlich wird sie mir sympathisch, kommt sie mir als verletzte Person näher.

Iris blickt zu ihrem Ecktürmchen hoch. Ein wohliges Gefühl erfasst sie. Meine Burg, mein Refugium, was für ein Glücksfall in den Turbulenzen der beiden letzten Jahre.

Dieses ‚wohlige’ Gefühl fehlt mir im gesamten übrigen Text, wenn du die Beziehung der beiden zueinander skizzierst.

Doch auch das Refugium ist nun beschädigt. Iris Reaktion: kein Zusammenbruch, keine Verzweiflung oder anhaltende Verunsicherung. Ebenso wie sie vorher die neue Beziehung ohne Weichzeichner betrachtet und analysiert hat, bewertet sie nun den entstandenen Schaden. Sie wird auch ihn überleben. Genauso wie die SMS am nächsten Morgen.

Liebe wieselmaus, du zeichnest hier das Bild einer starken Frau. Nur wird ihr Verstand ihren Gefühlen vermutlich immer im Wege stehen und sie deshalb auch weiterhin in ihrem ‚Elfenbeinturm’ bleiben.

Mir gefällt dein Text, weil du ohne Sentimentalitäten zeigst, wie schwer es ist, sich nach einer in die Brüche gegangenen langjährigen Beziehung einem neuen Partner unvoreingenommen und emotional offen zuzuwenden. Alte Bilder, Erinnerungen, Erfahrungen, Vergleiche und die Suche nach Schwächen stehen einer fairen Betrachtung im Wege, machen einen selbst für den anderen unzugänglich. Die ‚Eisschicht’ lässt sich nur schwer auflösen, ‚taut’ ein bisschen an, verschwindet aber nicht wirklich.
Das scheinbar Rationale schiebt sich immer wieder nach vorne, verhindert Nähe. Letztendlich könnte deine Iris so zur tragischen Person werden, einsam in ihrem schönen Elfenbeinturm.

Liebe Grüße
barnhelm

Noch eine Kleinigkeit:

da darf sie sich hunderprozentig auf seine Umsicht verlassen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Keine lange Antwort, du liebste aller Mäuse, weil ich ja im Urlaub bin und so.

Ich mochte deine Geschichte. Weil ich gut mit der Frau mitempfinden kann. Sie wird greifbar mit ihrem Gefühlen, ihrem Wunsch nach Sicherheit, ihrer gesamten Situation, dem Zweifel an dem neuen Vielleicht-Partner. Und ich mag eh deinen speziellen Wieselmaus-Sound.

Mein Problem ist nur, ulkigerweise ganz im Gegenteil zu Bas, dass die Geschichte mir zu deutlich ist, zu wenig subtil. Dass der Udo nix für sie ist, das weiß man ja eigentlich gleich von Anfang an. Es ist ihr selbst schon klar, es kommt an all ihren Überlegungen zum Ausdruck - für den Leser gibt es da eigentlich keinen Freiraum mehr. Guck mal, diese Überlegung hier:

Wer weiß, vielleicht besteht die derzeitige Anziehungskraft vor allem aus dem gemeinsamen Gefühl, wie Verlierer dazustehen. Als Paar fällt es leichter.
diese Überlegung kommt gleich ganz am Anfang. Damit ist alles klar, du sprichst es aus und ich muss nichts mehr entschlüsseln.
Ich war dann richtig froh, als ihr einer ins Oberstübchen eingebrochen ist. Da kam was Neues rein.

Ich persönlich würde, wenn ich die Geschichte zu meiner machen dürfte, solche überdeutlichen Überlegungen alle rausschmeißen und stärker mit Andeutungen arbeiten. Und stärker in den Konflikt reingehen. Sie muss doch auch irgendwas an ihm finden, das eben nicht gleich nur der Sicherheitsaspekt einer Beziehung ist.
Wobei man natürlich anmerken muss, dass du die Frau als sehr sicherheitsgetrieben zeichnest. Nicht so sehr auf der Suche nach einem neuen leidenschaftlichen Partner, sondern das Sichere zieht sie an. Und stößt sie auch gleichzeitig ab. Das gefällt mir auch so gut, an deinem Text, dass dieser Aspekt überall zu spüren ist. Aber ich würde dieses Resultat, dass sie ihn eigentlich eh schon scheiße findet, trotz oder wegen ihres eigenen Wunsches nach Sicherheit, versuchen, als das Resultat einer Entwicklung (eines stärkeren Hin und Her) zu zeigen - dieser Autofahrt eben mit dem Einbruchsende. Und eben angedeuteter, nicht gar so deutlich.


Stilistisch sind mir paar Stellen aufgefallen, wo du amS zu genau bist, eine Stelle (die mit der Hand auf ihrem Knie) wurde schon zitiert, da würde ich rechts links, Finger und so, alles rausschmeißen

„Du bist so still“, sagt Udo und legt seine rechte Hand mit den schlanken Fingern auf ihr linkes Knie,
Vielleicht seine Hand auf ihrem Knie danach beschreiben und in diese Beschreibung eine gefühlsmäßige Andeutung hineinlegen, hab leider grad keine Idee.


Ich hoffe, dir bringen meine Überlegungen was. Und klar, man kann es nicht immer und allen und jedem Recht machen, von daher nimm meine Einwände einfach als Geschmacksurteil.

Bis die Tage
Novak

 

Liebe wieselmaus,

irgendwie hat mich deine Geschichte berührt. Auch wenn sie sehr nüchtern und distanziert daherkommt, schwingt da etwas mit, dass mich erreicht hat. Von Anfang an habe ich gespürt, dass Iris Udo nicht wirklich an sich ranlässt. Sie betrachtet seine Eigenschaften schon fast wie eine Wissenschaftlerin, listet die Vorzüge auf, in denen aber gleichzeitig auch die Nachteile mitschwingen.

Zum Beispiel hier:

Udo ist ein kontrollierter Fahrer, rasante Überholmanöver sind nicht sein Ding. Wenn er plötzlich bremsen muss, streckt er seinen rechten Arm vor ihren Oberkörper, obgleich das Auto mit Sicherheitsgurt und Airbag natürlich maximalen Schutz bietet.
„Ist einfach ein Reflex“, erklärt er, als sie beim ersten Mal zusammenzuckt.
Man könnte meinen, ein kontrollierter Fahrer ist durchaus positiv und auch dieser instinktive Beschützerinstinkt, aber irgendwie hat das einen Beigeschmack. Ich dachte, auch wenn das gemein ist, Udo ist ein Spießer, der übertreibt, dessen Gesten ein bisschen zu viel des Guten sind. Keine Ahnung, wie du das gemacht hast, aber so ging es mir. Solche kleinen Szenen gibt es öfter in deinem Text und das fand ich interessant.

Je näher sie ihrem Zuhause kommen, desto weniger scheint Iris es erwarten zu können, endlich für sich zu sein. Hier wird es fast zur Ablehnung:

Iris will sich jetzt nicht mit Udos Familie beschäftigen.
Das sagt sehr viel. Ich kann sie aber gleichzeitig sehr gut verstehen. Dieses "Antauen" der Eisschicht ist eben nichts Halbes und nichts Ganzes. Lässt man sich auf jemanden ein, dann muss das Eis brechen, man muss sich fallen lassen, sonst funktioniert Verliebtsein und Liebe nicht, das ist meine Meinung. Dazu braucht es aber eben Mut und auch irgendwie den Willen, das Risiko einer erneuten Verletzung einzugehen. Und da sind beide noch lange nicht. Ich empfinde es als einen Versuch. Mehr nicht. Und Iris' Bedürfnis, wieder in ihrem Reich zu sein, ist ebenfalls gut verständlich. Ich gehöre auch zu den Menschen, die ihren eigenen Raum brauchen, um sich wohl zu fühlen. Aber den schmalen Grat zur Einsamkeit, den das mit sich bringt, hast du mit dem Einbruch ganz gut angedeutet. Denn im ersten Moment glimmt da wohl die Sehnsucht in ihr auf, gehalten zu werden. Doch sie überlegt es sich anders, das finde ich sehr interessant. Sie schließt sich im Schlafzimmer ein und schläft. Das ist schon irgendwie seltsam ...

Eine kleine Kritik zum Ende hätte ich.

Sobald es geht ... Iris hat jetzt begriffen, dass Sicherheit nur ein relativer Begriff ist. Da muss sie nun durch.
Das ist mir viel zu erklärend, muss ich gestehen. Ich glaube, ich würde den Text nach Udos SMS-Text enden lassen.

Hat mir gut gefallen!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe wieselmaus,

da steckst "du" also. ;) Hab dich schon vermisst.

Du erzählst mir, souverän und unterhaltsam wie gewohnt, die Geschichte von Iris. Ach, wie gerne würde ich sie in ihrem Turm aufsuchen, ungeladen, mit ihr hinaussehen und ihr zeigen, was es sonst noch alles zu sehen gibt.

Es ist schon ein weit verbreitetes Phänomen, dass sich viele Menschen von eine in die nächste Beziehung stürzen, dabei wäre es doch eine gute Gelegenheit, Innenschau zu halten. Das gilt ja auch für Udo, der den Kopp ja noch so was voll hat mir seinem Zeugs. Aber ich hab gut reden.
Iris sucht Schutz, Fürsorge.

Bist du optimistisch?“
„Nein.“
Ein kleiner Sternschnuppenschwarm zog vorbei. Gelegenheit für geheime Wünsche. Ob Udo sich das gleiche wünschte wie sie?

Wohl nicht. Was verdrängt sie nicht alles für ein bisschen Zweisamkeit. Es ist zum Weinen.

Sie packt entschlossen Koffer und Reisetasche, pflanzt einen flüchtigen Kuss irgendwo in Udos Gesicht und ist schon auf der anderen Straßenseite.

Das gefällt mir, auch dass es ihm auffällt.

Sie bittet ihn lediglich um einen Rückruf, ohne einen Grund anzugeben

Es ist deutlich spürbar: eine große Distanz und Vorsicht, Bedürftigkeit und, entschuldige, aber ich interpretiere es so, der Wunsch beliebig Beistand zu erfahren. Sie weiß doch ganz genau, an welcher Stelle sie in Udos Leben spielt.

Aber, liebe wieselmaus, du zeigst es deutlich, das Leben schickt uns auf Wege und jeder muss eben herausfinden, was das alles so im einzelnen soll. :shy:

Ob der Einbruch ihr jetzt mit aller Vehememz darauf zeigen soll, dass sie auf sich selbst gestellt ist, weiß ich nicht genau. Eine Möglichekeit wäre es.

Da muss sie nun durch.

Ich tu es wirklich äußerst ungern, wohlwissend, wie sorgsam du mit Sätzen umgehst, aber diesen Satz lese ich abschließend sehr ungerne. Obwohl er auch eine gewisse Gleichgültigkeit zeigt, die ich mir für Iris wünsche, aber es fühlst sich trotzig an.

Habe vielen Dank für deine Erzählung. Es ist immer wohltuend zu lesen, dass es andere Frauen - und Männer - auch nicht leicht haben. Frei nach: geteiltes Leid, ist halbes Leid.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hola wieselmaus,

so langsam komme ich auf den Geschmack Deiner Texte. Dieser hat mich ziemlich emotionalisiert. Der geht so schön easy unter die Haut. Ich kenne ähnliche Situationen.

Die beiden sitzen stumm zwei Stunden im Auto nebeneinander – und sind trotzdem beisammen. Oder ist es beschissener, alleine zu fahren?
Da ist Kerosin zwischen den Zeilen, das trifft so mitten hinein ins Leben. In welch verrückte Richtungen sich das wenden kann, beeinflusst vom richtigen oder falschen Partner!

Genug brisante Gedanken, lass mich bisschen mäkeln:

Am Neujahrstag blockieren nur wenige Lastwagen die Autobahn.
Also blockieren Lastwagen die Autobahn – wenn auch nur wenige. ‚Befahren’?

Wenn er plötzlich bremsen muss, streckt er seinen rechten Arm vor ihren Oberkörper, ...
Sehr aufmerksam. Ein echter Caballero! Und dass das Navi immer recht haben will, ist auch nervig, aber er reagiert angemessen:
... wie er die Lippen zusammenpresst. Für mindestens eine Viertelstunde bleibt er dann sehr einsilbig.
So einen muss man einfach lieb haben:D.
Das macht er schon länger so. Iris hält das (noch) aus

Vielleicht wollte er bloß an denTankstellen nicht mit Karte zahlen.
Bitte um Aufklärung: wieso / wieso nicht?

Einen Aufzug gibt es in dem denkmalgeschützten Haus nicht, ...
In so ein fünfstöckiges Riesenhaus wäre ohne Probleme ein Aufzug einzubauen; den Denkmalschutz würde ich eher als Vorwand nehmen, damit der Besitzer nicht investieren muss.

... und taute die äußere Eisschicht um ihre Gefühle an.
Dieses ‚antauen’ ist klasse. (Die Dame zum Schmelzen zu bringen würde ich gar nicht erst versuchen. Ich nehme nicht an, dass Du sie mir sympathisch darstellen wolltest.)

„Hör mal, Iris, macht es dir was aus, wenn ich nur das Gepäck hochtrage und dann verschwinde? Ich muss unbedingt noch ein paar Telefonate führen, in Ruhe, du weißt ja … Ich hab's den Mädchen versprochen, und jetzt ist es schon nach acht.“
„Ja, klar, kein Thema.“ Iris will sich jetzt nicht mit Udos Familie beschäftigen. „Ich bin sowieso ziemlich müde. Ist ja kein Vergnügen mit dem Schnee. du bist bestimmt k.o. Fahr du nur gleich weiter, den Koffer kriege ich auch allein nach oben.“
„Nicht so schlimm, nur die Augen tun mir weh. Aber Hanna ...“
„Ich hab schon verstanden, Udo. Children first. Wir haben ja noch ein paar Tage. Außerdem muss ich endlich die Abiaufsätze korrigieren. Übernächste Woche ist Termin.“
„Mir graut auch schon vor meinem Schreibtisch. Da liegt ein Stapel Baupläne für den Rathausumbau.“
„Klingt nach Stress.“
„Kann schon sein, aber mit dir möcht ich auch nicht tauschen.“
Brrr, da friert’s misch rischtisch. Die beiden sind wirklich füreinander geschaffen:D.
Hättest Du hier den Schlusspunkt gesetzt, wäre ich mit der Geschichte auch zufrieden gewesen. Überhaupt – mit dem Einbruch kann ich nicht allzu viel anfangen. Gewiss, er leitet über zur Schlusserkenntnis:
Iris hat jetzt begriffen, dass Sicherheit nur ein relativer Begriff ist. Da muss sie nun durch.
Jawohl, ich hab’s jetzt auch begriffen, meine liebe Lehrerin wieselmaus:).

Tja, das ist die Crux der Verlassenen, ohne Partner fühlen sich einige wieder frei, aber viele nur ‚halb’, suchen auf Biegen und Brechen eine neue Beziehung und sind oft bereit, Zugeständnisse zu machen und manchmal auch ‚zweite Wahl’ zu akzeptieren. Bloß nicht alleine sein.
Schlimmes Thema, gut getroffen.

Beste Wünsche und Grüße, liebe wieselmaus!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,

Meine Güte, kaum eingestellt, da kommt schon der erste Kommentar. Herzlichen Dank dafür. Deine Anmerkungen und winzigen Korrekturen habe ich umgehend berücksichtigt.

Die Sache mit dem Navi habe ich hin-und herüberlegt. Aber da versteht er keinen Spaß soll sich tatsächlich auf das Lachen beziehen, mein Prot verträgt Spott nicht so gut.

Dinner fore one ist keine versteckte Anspielung. einfach nur Schlamperei. Aber man könnte tatsächlich daraus was machen. Hab ich aber nicht vor.:D

Tja, den Text habe ich absichtlich so angelegt, dass der Leser ziemlich viel Spielraum bekommt, wie er die Charaktere einschätzen darf. Aus den Kommentaren geht hervor, dass die Sichtweisen stark auseinander driften. Es ist für mich auch interessant, wie sich die Sympathien verteilen. Und wo du den Text subtil findest, ist für Novak alles zu sehr offensichtlich. Ich denke, gerade weil die Geschichte so alltäglich ist, fließen bei vielen Lesern eigene Erfahrungen in die Kommentare ein.

Ein paar Stellen habe ich nochmals nachgearbeitet.

Es gibt kein schöneres Kompliment, als wenn bestätigt wird, dass die Story nachwirkt. Dafür danke ich dir.

Herzliche Grüße
wieselmaus


Hallo Nichtgeburtstagskind,

schön, dass auch ein relativ neuer User den Weg zu meinem Text gefunden hat. Und dabei ist die Thematik gar nicht so sehr in deinem Fokus.

Ja, das ist schon ein sehr schaumgebremstes Paar, auf jedenfall eines, das besser daran täte, erst einmal mit der alten Beziehung ins Reine zu kommen. Kanji hat das auch kritisch angemerkt. Vor allem Udo steckt ja noch voll im Trennungsschlamassel.

Du findest, den Einbruch könnte man auch weglassen. Da hast du nicht unrecht. Ich hatte auch länger darüber nachgedacht. Aber dann fand ich, nein, Iris braucht noch einen kräftigen Schubs, damit ihr klar wird, wo sie wirklich steht. Wer weiß, ob dieser Udo nicht doch eine Bereicherung in ihrem Leben werden kann, wenn schon nicht als Liebhaber, dann doch als treuherziger Freund einer Miss Marple :D

Liebe Grüße
wieselmaus


Liebe Anne49, lieber Friedrichard, liebe barnhelm, liebe Novak, ebenso liebe RinaWu und liebe Kanji, aber auch lieber joséfelipe,

ich bin ganz überwältigt von so viel Resonanz. Morgen geht es weiter. Bitte habt Geduld.
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

ein interessanter Text, hat mir gefallen.

Für mich ist deine Prota eine verletzliche Frau, die verletzt worden ist, und sich "trotzig" in ihren Elfenbeinturm begibt, um der Welt etwas zu beweisen, oder sich selbst. Natürlich ist das auch eine Flucht. Ihr Umfeld scheint zu ahnen, dass sie es schwer hat und haben wird. Hat man Udo deshalb mit ihr verkuppeln wollen? Vielleicht trifft sie die ersten eigenen Entscheidungen, nach Jahren der (ungleichen) Zweisamkeit.
Zwölf Jahre Abhängigkeit, lese ich heraus, da sie die Fremdgeherei so lange erduldet hat. Warum wohl? Weil ihr risikobereiter Ex Stärke ausgestrahlt hat? Weil sie sich dahinter verstecken wollte? War wohl nichts. Sie steht (wieder) alleine da, ungeschützt, und benötigt bald wieder die Hilfe anderer.
Nun ist da halt mal jemand, der wenigstens Sicherheit suggeriert - obwohl es sie nicht gibt. Ich vermute allerdings, dass auch dieser Weg zum Scheitern verurteilt ist.
Irgendwie ist sie eine Frau auf der Suche nach sich selbst - ob sie sich das traut? Ich denke, sie muss sich erst mal (oder wieder) kennenlernen. Vielleicht hilft ihr sogar der Udo dabei. Vielleicht helfen sie sich gegenseitig. Unabhängig davon, was aus der Liaison noch werden wird.

Du merkst es, wieselmaus, dein Text stößt eine Menge Gedanken in mir an. Was kann man sich als Verfasser mehr wünschen? Und ja, das gebe ich dir auch gerne weiter: Die Geschichte wirkt nach.


Peanuts:


Wenn er plötzlich bremsen muss, streckt er seinen rechten Arm vor ihren Oberkörper, obgleich das Auto mit Sicherheitsgurt und Airbag natürlich maximalen Schutz bietet.
Ich bin kein Freund von dem Wort. Vielleicht lieber ein treffendes Adjektiv, von mir aus auch unerwartet oder so.
Das Pp könntest du ersetzen. Wessen Arm denn sonst?

Hanna ist Udos jüngere Tochter. Wahrscheinlich hat ihr Vertrauen in den Papa einen Knacks bekommen, seitdem die Scheidung der Eltern beschlossene Sache ist. Udo hat viele Fotos von ihnen auf dem Handy. Bei keinem Thema tut er sich so schwer wie bei den Kindern.
Der Bezug ist unscharf. Du meinst ja Bilder von den Kindern, oder?
Vielleicht: Udo hat viele Fotos von den Mädchen auf dem Handy. Bei keinem Thema tut er sich so schwer wie bei den Kindern.

Es sieht bei ihm ganz nach einem Rosenkrieg aus.
Mir ist das etwas zu wenig. Kommt auch später nicht viel mehr. Das Trennungsjahr reicht mir da nicht. Also, du musst das jetzt nicht austreten, ein, zwei Belege für diese Aussage würden mir schon reichen. Sorgerecht, Hassmails, irgendwas.

Statt dessen holten sie sich einige Leckereien aus der Spezialitätenecke ...
Stattdessen

Udo legte zuerst das Jackett und dann einen Arm um Iris' Schultern.
Vorschlag: Udo legte ihr erst das Jackett und dann den Arm um die Schultern.

„Du bist so still“, sagt Udo und legt seine rechte Rechte auf ihr linkes Knie, „sollen wir eine Pause machen? Ich könnte einen Espresso vertragen.“ Er hat schöne Hände, schmale Finger und sehr gepflegte Nägel. Trotzdem kann er gut zupacken.
Du hast da schon was geändert. Vorher hat es mir beinahe besser gefallen, allerdings auch ohne rechts-links und den Fingern.
Dann diese Zupacken? Ich weiß schon, was du meinst, hier klingt es allerdings so, als packe er ihr Knie kräftig an, was allerdings dem Ablegen der Hand widerspräche.
Vorschlag: „Du bist so still“, sagt Udo und legt die Hand auf ihr Knie.

Iris wusste nicht, ob Udo eine sportliche Wette im Sinn hatte. Vielleicht wollte er bloß an den Tankstellen nicht mit Karte zahlen.
Erster Satz: Ich glaube nicht, dass sie sich das fragt. Passt so gar nicht zu Udo, finde ich.
Zweiter Satz: Verstehe ich nicht. Wieso denn nicht mit Karte bezahlen wollen?

... da darf sie sich hunder[t]prozentig auf seine Umsicht verlassen.

„Sollen wir nicht auch gleich noch eine Kleinigkeit essen? Und dann in einem Rutsch durchfahren?“
Klänge natürlicher, finde ich.

Such mal Südwest drei, da gibt’s bestimmt auch Informationen zum Wetter.
Hier würde ich Südwest 3 schreiben oder gleich SWR 3 - Eigenname.
"Informationen zum Wetter"? Mag ja sein, dass er so komisch redet; trotzdem.
Vorschlag: Such mal SWR 3, da kommt bestimmt gleich der Wetterbericht.

„Hier brauche ich keins“, hat sie den Skeptikern unter die Nase gerieben, „wozu gibt es die Straßenbahn? Ich hab die Haltestelle direkt vor meiner Haustüre. Und für das Geld kann ich oft Taxi fahren. Außerdem sind es ja nur ein paar Schritte in die Innenstadt.“
Natürlicher fände ich es irgendwie derart: „Hier brauche ich keins“, hat sie den Skeptikern unter die Nase gerieben, „wozu gibts Straßenbahnen? Ich hab die Haltestelle direkt vorm Haus. Und für das Geld kann ich auch Taxi fahren. Sind eh nur ein paar Schritte in die Innenstadt.“

„Es ist alles nur eine Frage der Organisation. Okay, manchmal wird mir die Zeitung unten aus dem Briefkasten geklaut. Ich werd wohl auf ein Digitalabo umstellen. Und Flaschen schleppen ist zugegeben nicht so prickelnd. Aber oben ist es super, so luftig nach allen Himmelsrichtungen und vor allem so sicher. Die Glaskuppel kann von innen verriegelt werden. Und wenn’s brennt, bin ich schnell im Freien.“
Finde ich auch etwas unnatürlich. Das Sichere würde ich durch einen gesonderten Satz hervorheben.
Vielleicht: „Ist alles eine Frage der Organisation. Okay, manchmal wird mir die Zeitung (aus dem Briefkasten) geklaut. Ich wollte aber sowieso auf ein Digitalabo umstellen. Und Flaschen schleppen ist nicht so prickelnd. Aber oben ist es super, so luftig nach allen Himmelsrichtungen. Und außerdem ist es sicher. Die Glaskuppel kann verriegelt werden. Und wenn’s brennt, bin ich schnell draußen.“

„Die hält nicht viel aus. Meinst du nicht, da wäre wenigstens ein Sichtschutz sinnvoll?“
So viel Fürsorge rührte sie und taute die äußere Eisschicht um ihre Gefühle an. Einmal, so um den ersten Mai herum
Vielleicht: Die hält nichts aus. Das zweite "so" würde ich streichen.

... und murmelte, er habe hier jetzt wohl ein paar Würzelchen geschlagen.
Murmelt er das wirklich, während er aus dem Türmchen schaut? Würzelchen? Ich glaube, ich würde ihn von der Dachterrasse werfen :).
Vielleicht eher: er könne es hier schon aushalten oder hier lasse sich schon leben oder so.

Die letzten fünfzig Kilometer, schon auf deutscher Seite, kommen sie tatsächlich fast nur im Schritttempo voran. Ein Schneesturm fegt von der Seite her über die Fahrbahn.
Vielleicht: bereits auf deutschem Boden ...
tatsächlich-fast-nur finde ich umständlich. Nur noch?

... nicht selbst am Steuer zu sitzen. Bei ihrer Nachtblindheit kann sie kaum die Rücklichter erkennen. Sie sehnt sich nach einer heißen Dusche, um die Verspannungen durch das lange Sitzen loszuwerden.
Ich meine, die Rücklichter dürften kein Problem sein, oder? Die würden wohl eher blenden. Das Hauptproblem bei der Nachtblindheit ist doch das fehlende Licht und die nur schemenhaften Konturen. Vielleicht irre ich mich aber auch.

„Hör mal, Iris, macht es dir was aus, wenn ich nur das Gepäck hochtrage und dann verschwinde? Ich muss unbedingt noch ein paar Telefonate führen, in Ruhe, du weißt ja … Ich hab’s den Mädchen versprochen, und jetzt ist es schon nach acht.“
Iris will sich jetzt nicht mit Udos Familie beschäftigen.
Würde ich streichen und das Telefonieren verinfachen.
Vielleicht: „Hör mal, Iris, macht es dir was aus, wenn ich nur das Gepäck hochtrage und dann verschwinde? Ich muss unbedingt noch telefonieren. Ich hab’s den Mädchen versprochen, und es ist schon nach acht.“

Iris lacht. Sie kennt seine Vorbehalte gegenüber dem Lehrerberuf. Er hat keine guten Erfahrungen mit Pädagogen [gemacht]. Zu viel Gedöns um Unwichtiges, findet er. Zu den Elternabenden hat er immer seine Ex geschickt. Die rede(t) gerne und viel. Iris wundert sich manchmal, dass ihr Beruf den großen Schweiger nicht abgeschreckt hat.
Schließlich parken sie auf dem Parkplatz der Kirche gegenüber ihrer Wohnung. Udo stellt den Motor ab, steigt aus und fängt an, Gepäck auszuladen..
Der Parkplatz-Satz ist zu kompliziert, finde ich.
Vorschlag: Iris lacht. Sie kennt seine Vorbehalte gegenüber dem Lehrerberuf. Er hat keine guten Erfahrungen mit Pädagogen gemacht. Zu viel Gedöns um Unwichtiges, findet er. Zu den Elternabenden hat er immer die Ex geschickt. Die rede gerne. Iris wundert sich manchmal, dass ihr Beruf den großen Schweiger nicht abgeschreckt hat.
Udo stellt den Motor ab, steigt aus und fängt an, Gepäck auszuladen.

Sie hat sehr viel Energie und einiges an Geld in die Einrichtung gesteckt. Tu was für dich, du darfst dich nicht noch selbst bestrafen.
Bestraft man sich, wenn man weniger Geld und Energie in die Einrichtung steckt?

Udo steht wie angewurzelt, den Autoschlüssel in der Hand.
Bin mir nicht sicher, ob das grammatikalisch durchgeht - aber du bist die Lehrerin, nicht? Zudem füge ich ganz automatisch ein "da" mit ein.
Eindeutiger vielleicht: Udo steht wie angewurzelt da, den Autoschlüssel hält er noch in der Hand.

Dann holt sie den zwanzig Zentimeter langen Bartschlüssel aus ihrer Umhängetasche. Endlich zuhause.
Altbau, okay, das scheint mir jedoch überzogen. Sie wohnt ja nicht im Hildaturm auf dem Lorettoberg :).

Als erstes fallen ihr oben die schwarzen Flecken auf der weißlackierten Eingangstür auf.
weiß lackierten

An den Wänden, um die Lichtschalter herum, auf dem weißen Berberteppich sind ebenfalls schwarze Flecken.
Würde ich streichen. Damit wären auch die Doppler weg.

Iris handelt wie in Trance. Sie geht ein Stockwerk tiefer und klingelt bei der WG. Ein verschlafenes Erstsemester klärt sie auf. Ja, bei ihr ist eingebrochen worden. Wegen des Partylärms habe er sie vorwarnen wollen ...
Ich hab das erst nicht kapiert. Warum nicht einfach: verschlafener Student?

Wegen des Partylärms habe er sie vorwarnen wollen ...
Finde ich etwas unsauber. So klingt das, als wäre der Lärm schon vorhanden; dann kann er sie ja nicht vorwarnen. Vielleicht: Wegen des anstehenden Partylärms ...

Das ist das Signal für ihr Herz, wie verrückt zu rasen. Iris kennt das schon: Wenn sie unter Stress zu flach geatmet hat, fängt der zweite Reizleiter an, ihr Herz auf Hochtouren zu bringen.
Ich sehe keinen Sinn in der Wiederholung der selben Aussage.
Vorschlag: Das ist das Signal für ihr Herz, wie verrückt zu rasen. Iris kennt das schon: Wenn sie unter Stress steht, atmet sie zu flach.

Sie muss dann umhergehen oder sich hinlegen und abwarten. Das kann bis zu einer halben Stunde dauern, ist enorm anstrengend und beängstigend. Iris stolpert zurück in ihre Wohnung, wischt die Bücher und Papiere vom Sofa und streckt sich aus. Sie fühlt nur das Pochen, einen klaren Gedanken fassen kann sie nicht. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Vorsichtig probiert sie aus, ob sie sich schon bücken kann ...
Vorschlag: Sie muss sich dann hinlegen. Das kann bis zu einer halben Stunde dauern, strengt enorm an und ist beängstigend. Iris stolpert zurück in ihre Wohnung, wischt die Papiere vom Sofa und streckt sich aus. Sie spürt nur das Pochen. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Vorsichtig probiert sie aus, ob sie sich schon bücken kann ...

Sie bittet ihn lediglich um einen Rückruf, ohne einen Grund anzugeben.
Könnte weg.

Schrank und Bett sind Gott sei Dank unberührt.
Alles durchwühlt und durchforstet, im Schrank hat man jedoch nicht nachgesehen? Hm. Ich würde den Schrank streichen.

so dass sie nicht hört, wie das Telefon klingelt.
Ich würde der Dudenempfehlung nachkommen oder ganz darauf verzichten. Ist kein schönes Wort, finde ich, das bräuchte es auch gar nicht.

Am nächsten Morgen liest sie Udos SMS. „Sorry, Iris, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Martina ist im Krankenhaus, sie hat eine Alkoholvergiftung. Da werde ich wohl in der nächsten Zeit gebraucht. Ich melde mich wieder, sobald es geht. Udo“
Sobald es geht ... Iris hat jetzt begriffen, dass Sicherheit nur ein relativer Begriff ist.
Ich wäre nach der SMS ausgestiegen. Alles Darauffolgende ist mir zu offensichtlich an den Leser gewandt.
Wenn du den letzten Satz unbedingt behalten möchtest (hat was von: und die Moral von der Geschicht , finde ich), würde ich "verstanden", an Stelle von "begriffen" verwenden.

So, ich bin durch. Bisschen was zum Grübeln habe ich dir hinterlassen. Vorausgesetzt, du willst das überhaupt. Nimm dir einfach, was dir sinnvoll erscheint, den Rest kannst du in die Tonne treten.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Anne49,

ich danke dir für deinen erhobenen Daumen am Ende und die lebhafte Anteilnahme an meinen Protas. Iris kommt eindeutig besser weg bei der Vergabe von Sympathiepunkten.

Vollpfosten gegen Single-Frau, der die eigene Freiheit über alles geht.

Ja, so kann man die Geschichte lesen. In anderen Komms gibt es auch die Sicht, dass Iris eine tief verletzte Frau ist, ein armes Hascherl, das nach Schutz und Sicherheit sucht. Diese beiden Begriffe sind mMn nicht identisch, aber benachbart. ( Friedrichard hat dazu sehr Erhellendes gesagt.) Dies ist einer der Gründe, warum ich die Einbruchsszene nicht streichen werde. Da muss (und will) Iris offensichtlich alleine durch. Ob Udo sie wirklich im Stich gelassen hat, bleibt offen. Immerhin hat er ja auch gerade eine mittlere Katastrophe zu bewältigen mit Martina als Alkoholopfer.

Interessant finde ich, dass bisher niemand nachgefragt hat, ob Martina die ältere Tochter oder die Noch-Ehefrau Udos ist. Das geht aus dem Text auch nicht hervor. Absichtlich! Das darf der Leser für sich entscheiden. Letztendlich spielt es gar keine Rolle. Udo steckt so oder so noch in der Verantwortung für seine Familie. Und trozdem hat er ja noch angerufen. Es scheint aber so, dass einige Leser seine SMS für eine Ausrede halten. Vielleicht verpasse ich ihm noch ein paar Züge, die ihn sympathischer erscheinen lassen.

Herumkritteln an Textstellen

Nein, liebe Anne, das macht mir gar nichts aus. Allerdings übernehme ich nur die Vorschläge, die mir
einleuchten. Ich bin keine Spontan-Schreiberin, sondern drehe und wende die Sätze ziemlich lange um, bis ich sie auf die Forums-Meute loslasse.
Ich selbst habe einen großen Respekt vor den Autoren hier, von denen so viele wirklich versiert sind. Ich nehme grundsätzlich an, dass die Fortgeschritteren sich bei ihren Formulierungen etwas gedacht haben. Ein "Stolperer" über eine Textstelle stört mich nicht, im Gegenteil: Oft führt er zu einem Aha-Erlebnis, und nachfragen kann ich ja immer. Wenn Thema und Plot plausibel sind, freue ich mich über originelle Formulierungen (sofern grammatikalisch und orthografisch korrekt).
Mein Hintergrund: Nach vierzig Jahren Aufsatzkorrekturen ist mein Bedürfnis nach intensiver Textarbeit ("Textwerkstatt") nicht mehr groß. Und es gibt hier einige, die das großartig und mit Lust machen.

Für heute verabschiede ich mich von dir. Du hast ja auch noch einen Text in der Röhre;)
Herzlichst wieselmaus

Lieber Friedrichard,

gern gelesen

Das schreibst du nicht bei jedem Text, da darf ich mich also freuen und dir dafür danken.

Das Thema Sicherheit ist in allen Variationen und Bezügen gerade ziemlich aktuell. Wahlkampfzeit.
Wenn ich bedenke, dass die von mir geschilderte Einbruchsszene auf einer wahren Begebenheit vor ca. zwanzig Jahre beruht, dann habe ich wohl was Grundlegendes erwischt. Ich glaube, das gilt für den privaten wie öffentlichen Bereich. Es scheint mir, als ob meine Protagonisten Udo und Iris als Projektionsflächen dienen, die von den Lesern mit ihren eigenen Erfahrungen gefüllt werden. Ist ja auch mit "All-tag" gekennzeichnet.

Aber am bedeutendsten will mir die individuelle Form als Selbstsicherheit erscheinen, die sich aber allein auf des/der anderen Zuverlässigkeit gründet.

Daran bin ich am Werkeln, textlich ebenso wie persönlich.:shy:

Danke, dass du mich darin unterstützst, lieber Friedel

Milde Herbsttage wünscht dir
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Iris freut sich auf ihr Zuhause im Türmchen.
Als sie sich vor einem Jahr einen Bänderriss zugezogen hat, musste sie vier Wochen in ihrem Elfenbeinturm ausharren.
...
Jetzt wohnt sie schon eineinhalb Jahre in ihrem Elfenbeinturm.

Da isser widda, wenner darf,

liebe wieselmaus.

Ging's mir im ersten Beitrag um "Sicherheit" von der individuellen Selbstsicherheit über die Paarbeziehungen (Plural, da in die Beziehung Iris/Udo die vergangenen hineinspielen, also zwo Ehepartner, Martina (- wer?), Kind/er) in ihrer jeweiligen Ausprägung (auf die wir bestenfalls aus gelegentlichen Einwürfen rückschließen können) - bis hin zur öffentlichen Sicherheit, die buchstäblich "einbricht" im Einbruch, komm ich jetzt zum Elfenbeinturm, dessen Bedeutung das bereits zitierte Wikipedia unvollkommen wiedergibt.

Selbst Duden.de, Stichwort "Elfenbeinturm" irrt, wenn er behauptet, das Wort wäre eine Lehnsübersetzung des französischen "tour d'ivoire" (taucht Mitte des 19. Jh. beim hierorts weitestgehende vergessenen Sainte-Beuve im heute weitgehend akzeptierten Sinne einer "selbst gewählte Isolation des Künstlers, Wissenschaftlers o. Ä., der in seiner eigenen Welt lebt, ohne sich um Gesellschaft und Tagesprobleme zu kümmern", wie auch der "ivory tower" bei den unvergessenen Oscar Wilde und Henry James.)

Tatsächlich taucht der Elfenbeinturm bereits vier Jahrhunderte früher im Deutschen auf, wenn es heißt

"... 7, 4 Deine zwo Brüste sind / wie zwey junge Rehe zwillinge.
7, 5 Dein Hals ist wie ein Elffenbeinen thurm. Deine Augen sind /
wie die Teiche zu Hesbon / am thor Bathrabbim. Deine Nase ist
wie der Thurm auff Libanon / der gegen Damascon sihet."​

Es findet sich im alttestamentarischen "Lied der Lieder", dass Luther zum "Hohelied Salomons" umwidmete und heißt heute in der Einheitsübersetzung: "7, 4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / Wie die Zwillinge einer Gazelle. 7, 5 Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. / Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon / beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, der gegen Damaskus schaut. ..."

Mitte des 19. Jahrhundert wandelt er seine Bedeutung und meint den weltfremden und auf sich selbst bezogenen Künstler (auch Literaten) und Wissenschaftler.

Elfenbein "müsste eigentlich 'Elefantenbein' (Elefantenknochen) heißen. Der Elefant hieß im Altägyptischen 'jebu' und im Koptischen 'ebon'. Daraus wurde lat. 'ebur' mit der Variante 'elephantus', das die Germanen um das Jahr 600 übernahmen. Die Angelsachsen machten aus 'ebur' über romanisch 'ivoir' das englische "'ivory'. Das alte 'Olifant' scheint eine keltische Variante gewesen zu sein". (vhttps://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~im%20Elfenbeinturm%20sitzen&suchspalte%5B%5D=rart_ougl.)

Aber ist nicht erst seit Plinius der Turm - auch ohne Elfenbein - Symbol des Rückzugs? (Das Schneckenhaus ist ja arg eng.) Und seit Hölderlin gar Ort des Asyls? (Da muss man eigentlich durch Luthers Libanonturm mit Aussicht auf Damaskus kommen ...).

Destillieren wir Wissenschaft und Kunst aus der heutigen allgemeinen Bedeutung und dampfen sie quasi ein, bleibt der Elfenbeinturm für jeden als Symbol für eine Person, die mit sich selbst beschäftigt ist.

Was für Iris und Udo sicherlich zutrifft.

Bis denne

Friedel

 

Hallo wieselmaus,
ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe, wie der Text angelegt ist. Er bringt ja die zwei Figuren mit wenigen Impulsen ins Licht und ich habe da am Anfang nicht genau aufgepasst, immer auf Handlung gewartet und dann war die Fahrt zu Ende und der Einbruch da. Ich begann von vorne und dann ist es mir schon klar geworden. Es geht um sie im Elfenbeinturm und um kleine Erschütterungen, die man als Leser schon seismographisch registrieren muss, um mehr zu haben, als eine Autofahrt aus der Camargue. Beim zweiten Durchlauf habe ich mich dann eben ein wenig runtergedimmt und konnte den Tonfall hören, die Sprache, die diese Schwingungen elegant zur Entfaltung bringt. Mein Stolperstein am Anfang war vielleicht die Legende, die zur Seelenlandkarte der beiden geliefert wird: Scheidung, mit den Kindern ist es schwer, beide leiden, Angst vor Zahnpasta, Streit ums Geld. Das muss erst mal abgesteckt werden, damit das Terrain eingeordnet werden kann und da habe ich einfach ein wenig die Orientierung verloren, wohin das geht. Ich weiß nicht wie, wie man das anders reinbringen könnte. Im Grunde aber kritisiere ich mich selbst, weil ich die Armbewegung am Anfang schon nicht richtig deuten konnte. Der Text braucht Aufmerksamkeit und ich bin froh, dass ich sie beim zweiten Mal aufbrachte. Hat sich gelohnt.
Herzlich
rieger

 

Hallo wieselmaus,

Dies ist einer der Gründe, warum ich die Einbruchsszene nicht streichen werde.

Ja um Himmels willen, damit hätte ich auch nie gerechnet, dass du die streichst! Das ist nämlich ein sehr wirkungsvolles Element in deiner Geschichte. Die Situation ist ja de facto nicht gefährlich.
Es ist nicht so, dass sie körperlich bedroht wird und ein männlicher Beschützer ihr helfen könnte. Das ist einfach nur ein unangenehmes Gefühl, dieses Wissen, dass da jemand so in deine Privatsphäre eingedrungen ist. Du sehnst dich in diesem Moment nach Trost und Nähe. Rein rational betrachtet kann man das aber abtun mit: Mein Gott, es ist ja nichts Schlimmes passiert.

Es scheint aber so, dass einige Leser seine SMS für eine Ausrede halten.

Für eine Ausrede hab ich das in keinem Moment gehalten. Er kommt sehr aufrichtig rüber. Das ja. Und im Grunde ist das ein großer Pluspunkt für ihn.

Vielleicht verpasse ich ihm noch ein paar Züge, die ihn sympathischer erscheinen lassen.

Ich glaub, der hat einfach nur bei mir alle roten Knöppe gedrückt. :Pfeif: Auf andere Leser/Frauen wirkt er möglicherweise anders.
Das ist ein ziemlicher Balanceakt. Die Dosis macht das Gift. Damit Iris nicht zu sehr verliert!! Da bin ich sehr gespannt. Ach was, bin sicher, du findest das, wonach du suchst und was du ausdrücken willst.

Bin gespannt, wie deine Geschichte und dein Thread weitergehen!
Liebe Grüße, Anne

[sub] P.S."Du hast ja auch noch einen Text in der Röhre"
Gerade ein wenig überarbeitet. Und das, obwohl ich die Sätze vorher lange gewendet habe. [/sub]

 

Liebe barnhelm,

herzlichen Dank, dass du dich so ausführlich meiner Geschichte gewidmet hast. Du bist meiner Prota ziemlich nahegekommen. Desillusioniert, ja, aber nicht verbittert. Eine Frau, die sich um Haltung bemüht und dabei die Kraft benutzt, die sie ganz gut beherrscht: ihren analytischen Verstand.

Was mir von Anfang an in dieser Beziehung fehlt, sind Zeichen von Wärme und Zuneigung.
Du zeichnest hier das Bild einer starken Frau ...
Das scheinbar Rationale schiebt sich immer wieder nach, verhindert Nähe.


Ja, das stimmt und deshalb kann sie kaum die Sympathie aller Leser gewinnen.
Ich habe daher ein paar schmale Hinweise gesetzt, die zumindest doch Zeichen einer Verbundenheit sein sollen, die mehr ist als eine Notgemeinschaft.

Unter Kuschelsex verstehe ich hier: kein Hochleistungssex, keine SM-Spielchen. Vorsichtige Annäherung, ja keine Überforderung. Das gilt übrigens für beide;)

Die Leser-Info würde ich allerdings raus nehmen.

Ich hab sie nicht rausgenommen, sondern in eine weitere (subtile) Konnotation umgewandelt. Sie erklärt vielleicht genauer, wie tief Udo noch in seiner Ehe verstrickt ist.

Dabei finde ich diese Aussage als widersprüchlich: Fängt jemand, der ängstlich ist, einen handfesten Krach an?

Statt zu zickig und zu ängstlich heißt es jetzt: Wahrscheinlich war sie für ihn entweder zu zickig oder zu vernünftig gewesen.

In einem Punkt hast du hundertprozentig recht: Die Eisschicht lässt sich nur schwer auflösen ... Letztendlich könnte deine Iris zur tragischen Person werden, einsam in ihrem schönen Elfenbeinturm.

Da sei Amor vor! Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Allerherzlichst
wieselmaus

 

Liebe Novak,

ich bin ganz gerührt, so herzlich angesprochen zu werden. Wenn ich mich recht erinnere, hat dir mein Nickname von Anfang an ganz gut gefallen.

Und jetzt gefällt dir auch noch mein spezieller Wieselmaus-Sound, worin immer der bestehen mag.

Du kannst dich gut in Iris hineinfühlen, die ist quasi ein offenes Buch für dich, während einige andere Leser Schwierigkeiten haben, diese unterkühlte Wesen Iris und Udo zu verstehen und und ganz arg zwischen den Zeilen lesen müssen. Für manche ist das Subtile das Offensichtliche! Liegt das nun am Alter (Lebenserfahrungen) oder am Geschlecht? Die Sympathien sind geteilt, aber das sowohl bei Iris wie bei Udo. Das ist sehr spannend für mich.

Ich habe nachgebessert, Leser-Info umgewandelt in hoffentlich subtile Hinweise. Da habe ich von euch allen wertvolle Hilfe bekommen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir gelegendliche Anwandlungen von Altersstarrsinn.
Es heißt zwar, man solle seine "Darlings" rausschmeißen. Ist auch ein sehr guter Rat, der aber nicht zu hundert Prozent befolgt werden muss, finde ich. In früheren Kommentaren habe ich stellenweise detailliert begründet, warum in ich geändert habe oder auch nicht. Vielleicht darf ich darauf verweisen.

Dir wünsche ich einen schönen Herbsturlaub und mir eine neue Geschichte von dir, falls du mit dem Kommentieren des "Käferkönigs" jemals zuende kommen solltest.

Herzliche Grüße
wieselmaus


Liebe RinaWu,

schön, von dir zu lesen. Trennungs- und Scheidungsgeschichten liegen ja durchaus in deinem Themenumfeld.

Der schmale Grat zur Einsamkeit


Das ist eine treffende Einschätzung der Situation, in der Iris sich befindet. Ich glaube, je älter ein Mensch ist, desto schwerer wird es für ihn, erworbene Eispanzer wieder aufzutauen. Manchmal geht es nur mit professioneller Hilfe.

Ich hatte übrigens noch ein weiteres Bild für das nur angetaute Eis. Der Ausstieg zur Dachterrasse führt über eine schmale Stiege zu einer länglichen Glaskuppel, die man wie einen Sarg aufklappen muss, und zwar von innen. Iris hat ihn "Schneewittchensarg" getauft.
In einer Sitzung mit einer therapeutisch versierten Freundin entwickelt sie das Bild eines Schneewittchensarges, nur dass nicht sie, sondern ein "Eismann" drinliegt. Es bleibt offen, um welchen realen Mann es sich handelt.

Ich fand das aber 'too much' für diese Geschichte. In einem Roman hätte ich es vielleicht verwendet.

Danke für dein Lob. Den von dir zu streichenden Schlusssatz habe ich modifiziert. Ist ein 'Darling' von mir.

Hast du schon ein neues Projekt? Ich drück dir die Daumen!

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebe Kanji,

ja, da stecke ich und komme gar nicht schnell genug nach, um die unerwartet vielen Kommentare zu kommentieren.:lol:

Dieses Türmchen hat was, aber was ist es? Zufluchtsort? Gefängnis? Exil? Purgatorium? Oder nur eine Zwischenstation im Leben zweier Menschen, die sich aus Trümmern ihrer bisherigen Partnerschaften eine neue Zweisamkeit schaffen wollen. Kann das gelingen?

Du, Kanji, siehst es so:

Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass sich viele Menschen von eine(r) in die nächste Beziehung stürzen, dabei wäre es doch eine gute Gelegenheit, Innenschau zu halten.]

Da bin ich ganz deiner Meinung, liebe Kanji. Zumindest Iris scheint das erkannt zu haben. Deswegen forciert sie die Beziehung nicht durch einen panischen Hilferuf, weil sie natürlich sieht, wie sehr Udo noch in seinen alten Zwängen steckt. Der schwankt zwischen Übergriffigkeit und Angst vor einer neuen Bindung, die ihm womöglich neue Verantwortung aufbürdet.

Iris spürt, dass das Experiment Silvester keine Klarheit gebracht, eher die Zweifel vertieft hat.

Und deshalb brauche ich für den Plot ein brachiales Ereignis von außen, den Einbruch in den Elfenbeinturm. Der zeigt ihr, wo sie steht. Udos SMS bestätigt es ihr überdeutlich. Dennoch habe ich den letzten Satz nicht gestrichen, nur modifiziert. Es sollte keine(erzieherische) Botschaft für den Leser sein, ehe eine Art Maxime (oder Mantra?) für Iris.

Und Udo? Der muss sich erst mal freistrampeln. Wer weiß, was er dann noch für Qualitäten entfalten wird;)

Es freut mich, dass dir die Geschichte insgesamt gefallen hat, wie den meisten hier. Obwohl viel Unterschiedliches herausgelesen wurde.

Ganz liebe Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber josefelipe,

tut mir leid, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest. Ich mach's wie du: schön der Reihe nach, um ja niemanden zu übersehen.

so langsam komm ich auf den Geschmack Deiner Texte. Dieser hat mich ziemlich emotionalisiert. Der geht so schön easy unter die Haut.

Andere reagieren darauf mit eigener Coolness. Der Text scheint eine Art Lackmus-Papier zu sein, der die individuelle Befindlichkeit der Leser/innen anzeigt. Das finde ich keine schlechte Sache für mich als Autorin.

Da ist Kerosin zwischen den Zeilen, das trifft so mitten hinein ins Leben.

Dieses Kerosin muss aber erst einmal erspürt werden. Manchen gelingt es beim zweiten Lesen. Toll, dass du so schnell erfasst hast, worum es geht.

Nun zu dem Mäkeln.

Den Vorschlag befahren habe ich übernommen.

Dass du den echten Caballero nicht einfach liebhaben kannst, dachte ich mir schon. Da haben auch andere ein Problem. Menschen, die von oben bis unten voller Sorgen stecken, sind selten Charmeure, die andere mitreißen können.

Tankstelle und Kartenzahlung Bitte um Aufklärung

Udo traut den Automaten nicht, seit seine Kredikarte mal in einem steckengeblieben ist. Safety first:D und typisch deutsch: lieber Barzahlung

Die Intention des Hausbesitzers hast du richtig erkannt. Hier wohnen hauptsächlich Studenten-WGs. Iris ist als Eigentümerin des neu ausgebauten Speichergeschosses eine Ausnahme. Wenn sie länger darin wohnen sollte, muss sie sich fürs hohe Alter was überlegen. Anne49 glaubt ja, das Iris dieses Türmchen nienienie aufgeben wird, für keinen Udo der Welt.

(Die Dame zum Schmelzen zu bringen würde ich gar nicht erst versuchen. Ich nehme nicht an, dass Du sie mir als sympathisch darstellen wolltest.)

Brrr, da friert's misch rischtisch. Die beiden sind wirklich füreinander geschaffen.

Ouweh, das ist harter Tobak!:cry: Glaubst du nicht, einer, der die Leckereien nicht an der Theke kauft, sondern selber mit Lust zubereitet und dabei vielleicht ein Gedicht rezitiert, hätte da als Eisbrecher eine Chance? Man kann den von dir als fürchterlich apostrophierten Kältedialog auch so verstehen: Beide haben eine Riesenangst davor, den anderen emotional zu überfordern. Ins Sachliche ausweichen als (vorläufige) Strategie?

Mit dem Einbruch kann ich nicht allzu viel anfangen.

Interessant. Für maria.meerhaba geht die Geschichte hier erst los. Die hat sich vorher tierisch gelangweilt. Ich werde zu ihrem Kommentar dazu noch genauer werden.

Fürs erste einmal Schluss. Wenn du noch weitere Fragen hast, frag nur.

Herzliche Grüße und einen schönen, bunten Herbst wünscht
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

ich finde den Titel deiner Geschichte total passend, denn deine Protagonistin kommt mir wirklich sehr verträumt vor, so als würde sie wie Dornröschen in einem Elfenbeintürmchen liegen und das Leben an sich vorbeiziehen lassen. Wie eine gute Wissenschaftlerin listet sie Daten und Fakten auf, analysiert diese und - bleibt untätig. Nicht leicht zu ertragen für so eine Zappelline wie mich. :D

Das liegt vielleicht auch daran, dass ihr Udo so gar nicht mein Typ wäre - viel zu humorlos und kontrollierend, ohne sich selbst auf irgendetwas festlegen zu lassen. Aber jedem Töpfchen sein Deckelchen, das habe ich in vielen, vielen Gesprächen mit Freundinnen lernen müssen.

Und so liest sich es sich dann auch für mich: Als würde eine gute Freundin ihr Herz bei mir ausschütten. Das spricht für die Dichte und Intensität deines Textes, der mir emotional sehr nahe kommt. Wieder so ein kleines, feines Stückchen Kurzgeschichte von dir!

Viele Grüße

Willi

 

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