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Ilse Bilse

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12.02.2020
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Ilse Bilse

Seit jeher fügte Ilse sich ins Leben wie eine Bleistiftzeichnung in ein Ölgemälde. Wenn ihre Geschwister laut durchs Haus tobten, rempelten sie Ilse an und riefen: „Mensch, Ilse, aus dem Weg!“
Und wenn ihre Mutter fragte: „Wo ist denn die Ilse schon wieder?“, sagte Ilse: „Hier bin ich, Mutter.“
Und die Mutter antwortete: „Ach Ilse, wieso bist du nur immer so leicht zu übersehen?“
Aber Ilse wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie da war, wenn sie in den Spiegel sah. Klar und deutlich zeichneten sich ihre Umrisse in der Welt ab. Man musste nur hinschauen.
Es gab aber auch Momente, in denen Ilse sich wünschte, tatsächlich unsichtbar zu sein. Zum Beispiel wenn die anderen auf dem Pausenhof mit Kienäpfeln nach ihr warfen oder ihr auf dem Heimweg hinterherriefen: „Ilse Bilse, keiner willse, kam der Koch, nahmse doch, weilse so nach Zwiebeln roch.“

Mit neunzehn wünschte sie sich, dass dieser Koch bald käme und sie nähme. Sie begann zu glauben, dass sie nie einem Mann begegnen würde, der sie bemerkte, dass sie für den Rest ihres Lebens allein bleiben würde. Doch da kam Karl-Heinz, der kein Koch war, aber sie ansah, wie niemand sie je angesehen hatte. Am Mittwoch verkaufte sie ihm einen Hut, am Donnerstag einen zweiten, am Freitag einen dritten. Am Samstag holte er sie schließlich nach Ladenschluss vom Hutgeschäft ab und sie gingen an der Karthane spazieren.
Manchmal sagte Karl-Heinz: „Weißt du, Ilse, wenn du so wie jetzt in der Sonne stehst, bist du fast nicht zu sehen.“
Sie lächelte dann, legte ihre Hände in seine und sagte: „Ich bin so froh mit dir.“

Als Karl-Heinz starb, blieb Ilse zurück. Kinder hatten sie keine. Ihre Eltern und drei der vier Geschwister waren bereits verstorben. Ilse fühlte sich so allein wie nie zuvor. Mit jedem Tag wurde sie blasser. Mit jedem Tag fiel es ihr schwerer, ihre Konturen im Spiegel zu erkennen. Bis sie eines Morgens ganz und gar unsichtbar geworden war und im Spiegel nur ihr Nachthemd seltsam schwerelos in der Luft stehen sah. So genau sie auch hinschaute, ihr Körper war nicht mehr zu sehen. Sie konnte aber mit den Fingern über ihre Haut streichen, fühlte das Herz schlagen, wenn sie die Hand auf die Brust legte, und beim Blick in den Spiegel wanderte ein Kribbeln von Kopf bis Fuß. Sie zog das Nachthemd aus, ließ es neben sich auf den Boden fallen und war einfach weg. Sie fühlte sich leichter, als wäre die Schwerkraft schwächer geworden, streckte die Arme aus und wickelte sich in diesen kühlen Morgen. Vielleicht, dachte sie, habe ich mein ganzes Leben für diesen Augenblick geübt.

Der Morgen war noch frisch und sie legte sich wieder ins Bett, um sich aufzuwärmen. Klar und deutlich zeichnete sich ihr Körper unter der Bettdecke ab. Nach ein paar Tagen, die sie hauptsächlich im Bett verbrachte und in denen sie darauf wartete, sich aufzulösen wie Nebel in der Morgensonne, war ihr Körper noch immer unsichtbar, hatte seine feste Form aber nicht verloren. Sie stand auf, wusch sich, putzte die Zähne, kämmte die Haare, zog sich an und vermisste Karl-Heinz.
Vom Fenster aus sah sie hinunter auf die Straße. Die Junisonne schien warm durch die Scheibe. Ilse zog sich wieder aus, die Bluse, die Hose, sie zog alles aus, ging zum Spiegel und sah: nichts. Sie öffnete das Fenster, spürte Sonne und Wind auf ihrer Haut, während unter ihr die Menschen ihrem Tagewerk nachgingen. Keiner sah die Unsichtbare nackt am Fenster stehen. Früher hatte man sie übersehen, jetzt war sie allen Blicken entzogen. Und frei. „Die Sonne hat schon Kraft“, sagte sie.

Vorsichtig öffnete sie die Wohnungstür und spähte in den Hausflur. Es war niemand zu sehen. Sie verließ die Wohnung und legte den Schlüssel unter die Fußmatte. Im Erdgeschoss schlich sie an der alten Meisenberg vorbei, die den Hausflur fegte, froh, einem Gespräch entkommen zu sein. Draußen bildete sich Gänsehaut auf ihren nackten Körper, aber die Luft war warm genug, um sich nicht zu erkälten. Ilse ging zum Grab von Karl-Heinz und flüsterte ihm zu, wie sehr sie ihn liebte.
„Was soll nur werden, Karl-Heinz?“, fragte sie.
Sie wusste, dass er sagen würde: Was werden soll, das wird. Mach dir nicht so viele Sorgen!
„Ich versuch's!“, sagte sie. „Morgen komm ich wieder.“
Danach ging sie zum Supermarkt, stahl einen Apfel und aß ihn bei den Enten am Friedhofsteich. Weil sie Durst hatte, ging sie zurück zum Markt, wartete, bis niemand im Gang mit den Getränken war, trank Orangensaft und stellte die halbleere Flasche zurück ins Regal. Dann ging sie nach Hause, machte sich eine Dosensuppe warm und aß sie zufrieden vor dem Fernseher. Sie würde einkaufen müssen, denn ein Körper braucht Nahrung, auch wenn er unsichtbar ist.

Am nächsten Morgen setzte sie ihren Lieblingshut und die Sonnenbrille auf. Über die Hände streifte sie die dünnen Handschuhe aus Satin. Den blauen Schal zog sie hoch bis zur Brille. Auf dem Weg zum Supermarkt spürte sie die Blicke der Passanten. Nie war sie sichtbarer gewesen. Wieder zu Hause traf sie im Hausflur auf die alte Meisenberg.
„Meine Güte, wie sehen Sie denn aus?“, fragte sie. „Sie haben sich ja vermummt wie ein Filmstar oder haben Sie gerade eine Bank überfallen? So erkennt Sie ja nicht einmal der liebe Gott!“
„Ganz genau, Frau Meisenberg, ich habe mich vor den Paparazzi versteckt, aber Ihrem scharfen Blick kann ich natürlich nicht entkommen.“ Sie zwängte sich mit dem Trolley an der Nachbarin vorbei.

In der Wohnung angekommen atmete sie erleichtert auf und verstaute die Einkäufe. Der Wetterbericht im Radio versprach einen sonnig-warmen Nachmittag und Ilse freute sich darauf, später unentdeckt durch die Stadt zu streifen. Auf dem Weg zu Karl-Heinz kam sie an einer Parkbank vorbei, auf dem ein Pärchen saß und sich küsste. Sanft strich sie mit den Fingern über das Haar der beiden, die keine Notiz davon nahmen. Vor dem Café Heinrich hielten die Gäste ihre Gesichter in die Sonne, die Jacken über die Lehnen gehängt. Ilse setzte sich zu einem Mann, der allein am Tisch saß und ein Buch las. Unbemerkt nahm sie einen Schluck von seinem Milchkaffee und stellte die Tasse auf die andere Seite des Tisches. Als seine Hand ins Leere griff und seine Augen schließlich die Tasse überrascht am anderen Ende des Tisches fanden, kicherte sie lautlos.
Zum ersten Mal im Leben fühlte sich Ilse ganz und gar mit der Welt verbunden und bewegte sich in ihr wie ein Fisch im Wasser. Fast jeden Tag besuchte sie Karl-Heinz und erzählte von ihren Abenteuern. Davon, wie sie sich ins Kino geschlichen hatte, ins Theater, selbst in der Sauna war sie gewesen. Manchmal war sie so voller Leben, dass sie Lebensmittel aus den Regalen im Supermarkt wischte und oder eine Tasse vom Tisch draußen im Café Heinrich. Sie tat das nicht, weil sie die erstaunten Gesichter der Leute genoss, sondern, weil sie es konnte. Einmal schlich sie sich sogar in die Wohnung der alten Meisenberg, als die gerade die Treppe fegte.

Die Wohnung war überraschend unordentlich. Ilse spürte Krümel unter ihren nackten Füßen, während sie durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer ging. „Die alte Hexe tut immer so ordentlich und jetzt schau dir das an“, sagte sie leise. Das Wohnzimmer war hell, die Luft abgestanden. Von einem Berg Schmutzwäsche auf dem Sofa ging ein muffiger Geruch aus. Mit dem Finger fuhr Ilse über das staubige Blatt einer Schwiegermutterzunge auf dem Fensterbrett. Die Efeutute daneben war braun und vertrocknet. Mit einem Kreuzworträtselheft fegte sie Krümel vom Couchtisch auf die Hörzu, die auf einem abgewetzten Sessel lag, und kippte die Krümel in den Topf der nur spärlich belaubten Birkenfeige.
Als die Nachbarin zurück in die Wohnung kam, verhielt Ilse sich still. Frau Meisenberg stellte den Besen neben die Küchentür, kochte sich Kaffee und sagte: „Man kann fegen, bis einem der Arm abfällt, das Treppenhaus sieht doch immer aus wie ein Ackerweg.“
Kurz fragte sich Ilse, ob sie mit ihr sprach.
Nach einer Pause fuhr die Nachbarin fort: „Dass die Gören aus dem dritten auch immer mit ihren Matschbotten durchs Treppenhaus laufen.“
Ilse stand im kleinen Flur, beobachtete die Nachbarin, belauschte ihr Selbstgespräch und blieb unentdeckt. Nachdem Ilse die deprimierende Wohnung der Meisenberg verlassen hatte, war sie froh und hatte nicht vor zurückzukommen. Es stank nicht nur nach alter Wäsche und abgestandener Luft, sondern auch nach Einsamkeit und davon wollte Ilse nichts sehen, hören oder riechen. Sie wollte ein Teil der Welt sein, das Leben in ihrem unsichtbaren Körper spüren und den Sommer genießen.

Nach dem Sommer kam der Herbst und mit ihm die Kälte. Ilse verließ die Wohnung nur noch, um einkaufen zu gehen oder Karl-Heinz zu besuchen. Geschichten hatte sie keine mehr zu erzählen und so war alles, was zu sagen blieb: „Ich bin so einsam ohne dich!“
Sie sehnte sich nach der Wärme des Sommers zurück, danach, unsichtbar zu sein. Immer öfter schlich sie sich in die Wohnung der alten Meisenberg. Manchmal stand Ilse mit ihr vor dem Fenster und beobachtete die Spatzen, die sich im Vogelhaus auf der Balkonbrüstung Futter holten. Sonntags rief der Sohn aus Frankfurt an, meistens hatte er nicht viel Zeit. Wenn Ilse mit der Nachbarin fern sah, setzte sie sich neben den Berg Wäsche, der immer auf dem Sofa lag, manchmal alt und muffig roch, manchmal frisch gewaschen. Und wenn Inge Meisenberg vor dem Fernseher einschlief, machte Ilse ein bisschen Ordnung. Sie spülte etwas Geschirr, befreite den Couchtisch von Krümeln oder goss die Pflanzen. Und manchmal, wenn Frau Meisenberg einkaufen ging und Ilse in der Wohnung war, öffnete sie ein Fenster und ließ frische Luft herein. Sie nahm eines der Fotos von der Wand und versuchte die alte Frau Meisenberg in der lachenden Mutter zu erkennen, die auf dem Foto zu sehen war.

Anfang Dezember saß Ilse auf dem Sofa, neben einem Berg frischer Wäsche. Sie sah mit Inge Meisenberg eine Quizshow und versuchte die Kälte zu ignorieren, die ihre Schultern zittern ließ. Die Nachbarin stand auf, ging ins Schlafzimmer, kam mit einer Wolldecke zurück und warf sie aufs Sofa. „Hier!", sagte sie. "Ich weiß, dass Sie da sind."

 

Zunächst mal verkaufe ich hier ja überhaupt nichts.
Hallo @Katta ,

nein, selbstverständlich nicht - und dann sage ich noch "der Text vesucht" + Anschuldigung, dabei ist es das, was mich vor Jahren mal selbst irrsinnig und langfristig aufgeregt hat, als jemand das unter einem meiner Texte schrieb. Und ich dachte/antwortete: 'Also, wenn, dann klag mich auch direkt an - die Autorin, weil der Text selbst nix wollen kann'. Also, das ist gar nicht cool, wenn ich jetzt genau dasselbe mache. Sorry, wirklich.

Ich bin auch nur ein Mensch (manchmal :-)) und wenn Texte was auslösen - große Begeisterung oder starken Widerwillen - lasse ich mich da auch mal mitreissen, anstatt einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ich suche dir gern die Stellen raus, die ich meine - sowohl bei der geistigen Eingeschränktheit wie auch den 'Andock-Punkten', gib mir bitte ein paar Tage. (Henrys Komm hab ich nicht gelesen btw., falls es ähnliche Punkte gibt, ist das Zufall.)

Nix für ungut, herzliche Grüße,
Katla

 
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Hallo @Katta ,

zwei kürzere Punkte vorab, möglicherweise muss ich den Rest als farbig markiertes, gesplittetes Vollzitat gestalten, weil es sonst nicht klar wird.

Args ... also ich denke schon, dass es eine Entwicklung gibt von der übersehenen Ilse, der Ilse, die Karl-Heinz liebt und von Karl-Heinz gesehen wird, zu der Ilse, die sich unsichtbar durch den Sommer bewegt ohne jemals wirklich in Beziehung zu jemandem zu sein, sich darin aber das erste Mal wirklich wie sie selbst fühlt und dabei auch nicht sonderlich sympathisch ist (bzw sein sollte) hin zu der Ilse, die im Winter so unsichtbar ganz einsam ist und sich bei der Nachbarin reinschleicht, die sie immer Sommer noch total blöd fand, die ihr aber am Ende ein Angebot macht (ich weiß, dass sie da sind), dass Ilse nun annehmen oder ausschlagen kann ... Ist das kein Plot?
Eine Person wird als Kind unerklärtermaßen (wir sehen keinen triftigen Grund in ihrem Verhalten selbst, denn sie steht ja auch mal mitten im Markt, verkriecht sich nicht in Ecken *) ) mit einer einzigen, sehr dezidierten Beschreibung fremddefiniert, im Erwachsenenleben und im Alter in einer rasiermesserscharf-geraden Linie so weiter fremddefiniert, sie nimmt das unhinterfragt und ohne Widerstand an, es gibt keine Veränderung je und dann kommt rein zufällig, unprovoziert, eine winzige Reaktion am Ende ihres Lebens, die anders ist als sonst, und das führt zu ... Nichts.

Nein, das ist kein Plot. Das ist ein Thema, ein Motor, die Idee zu einer Szene. Wenn du nach einem Krimiplot fragst und jemand sagt: "Herr Meier stirbt und dann liegt noch Herr Müller tot im Vorgarten.", fragst du sicher auch: "Äh, und dann?" Dann sind die beiden vom Mafioso gekillt worden, der den ermittelnden Beamten seit Jahren massiv besticht und dann findet dieser Beamte noch heraus, dass einer der Toten sein bislang verschwiegener Bruder war oder was weiß ich. Das ist dann irgendwann ein Plot.

Das Problem ist hier, dass dein Erzähler weiß, was los ist. Er vermittelt dem Leser durch verschiedene Szenen ganz direkt und auch ganz zuverlässig, dass Ilse - entgegen ihren emotional-inneren Vorgängen - tatsächlich physisch anwesend ist. Als reale Person. Hier könnte nun ein Spannungsfeld aufgebaut werden, dass Ilse selbst denkt, sie wäre Luft (das finde ich aber extrem schwer nachzuvollziehen, dafür müsste der Text phantastischer/spekulativer sein), und der Erzähler erzählt dies als Drama. Er erzählt es aber leicht, locker, rosig, unproblematisch, verklärt, in niedlichem Tonfall. Es klingt, als ob er sich hier den Duktus und die Haltung von Ilse ausleiht - warum? Warum sieht er eigentlich alles ganz deutlich - nämlich nicht so wie Ilse -, und zeigt seine Erkenntnisse auch deutlich, aber warum hat er keine eigene Stimme? Wenn er genug eingreift, um dem Leser durch show don't tell zu zeigen - immer und immer wieder in fast jedem Satz - dass man Leser Ilse das faktische Unsichtbarsein nicht abnehmen soll, warum geht er keinen Schritt weiter und zeigt es als Tragik? Warum schlägt er dann einen so plauderhaft-flauschigen Ton an? Wiederholt die Witze, lacht quasi mit denen, die die Prota erniedrigen, reduzieren, ihr die Persönlichkeit - im Grunde ihre Menschlichkeit - rauben? (Und der Titel ist auf Ebene der Autorin, nicht der Geschichte, sie reiht sich hier quasi auch noch in die Haltung ein.)

Es passiert weder eine innere noch eine äußere Entwicklung, nur, dass es Ilse am Ende ein bisschen besser geht, aber das ist kein Turn im Sinne einer Geschichte und das macht keinen Plot aus. Es wäre einer, wenn sie tatsächlich ein Geist wäre, also irgendwann im Erwachsenenalter gestorben (davon müsste der Erzähler dann irgendwie berichten), und sie merkt das nicht (okay, bissl abgegriffen, aber nu), und der Leser geht da mit bis ganz zum Schluß, wo dann deutlich wird, dass die Pflegerin / Betreuerin sie sieht und ihr eine Decke umlegt. Dann bliebe die Frage offen: Kann man Gespenstern helfen, ihnen Gutes tun? Oder: Ist die Betreuerin auch ein Geist? Das wäre ein Twist im Sinne einer spekulativen Entwicklung (nur ne Idee zur Verdeutlichung einer literarischen Konsequenz, nicht, dass dies nun die beste Story ever wäre!).

Das Problem scheint zu sein, dass du den Text eben nicht als Märchen liest, sondern als realistisch (mein Fehler, nicht deiner).
Es ist kein Märchen, weil ihm jede Märchenstruktur fehlt.

Ich lasse mal instruktive, bibelorientierte, bürgerliche Neufassungen von Volksmärchen weg, weil das zu komplex wird, denn dabei wurden Strukturen aus dem mittleren Osten über Mythen Nordwest-/Osteuropas gelegt und das müsste man ethnografisch entfusseln - also nix Grimm und nix Lönnrot.

Märchen können extrem unterschiedliche Strukturen haben: eine Dreiergestaltung (Wünsche, Flüche, Aufgaben, Weggabelungen ...), wobei sich der Plot oft anders entwickelt, als die Protas hofften / dachten. Dabei müssen verschüttete Persönlichkeitsanteile zur Blüte gebracht werden oder positive Eigenschaften entwickelt, zu denen sich die Protas zuvor nicht in der Lage sahen. Beides trifft nicht zu, ganz im Gegenteil.

Dann gibt es modernere Märchen wie H. C. Andersens', z.B. "Das Mädchen mit den Zündhölzern", das keine Entwicklung und keinen Twist erzählt, aber eine ganz klare Countdown-Struktur besitzt - die Zündhölzer eben - und wo durch die Wachträume eine zweite, gegensätzliche Welt etabliert wird, die sich in gegenläufiger Zahnradstruktur immer positiver entwickelt, während die Realität des Mädchens immer furchtbarer wird und - für ein Märchen überraschend - mit ihrem Tod und keinem Happy End endet. Das ist hier auch nicht der Fall, denn dein Text geht in absolut gerader Linie von A nach B, wobei es unklar bleibt, ob die Prota irgendwas unternimmt, um ihre Fremdbestimmung infragezustellen oder gar zu brechen. Auch der Erzähler ist an keinem vom beidem interessiert, sondern verfolgt alles quasi-unbeteiligt, indem er symbolische Bilder über das (innere) Geschehen legt.

Eine weitere Art wäre die Flash Fiction-Variante von Volksmärchen um den "Geprellten Teufel". Auch sie haben eine Dreierstruktur, einen Countdown und einen Twist: die Bauern siegen dank eines intellektuellen Tricks, was den Vertrag um ihre Seele angeht und der Teufel geht leer aus. Das ist hier auch nicht der Fall, denn Ilse geht rein intuitiv (man könnte sagen: künstlich symbolisch) an das Problem ran und die 'Lösung' des Problems geht nicht auf irgendeine Initiative oder Aktion ihrerseits zurück, sondern ist reiner Zufall - Ilse traf bislang auf empathiegestörte Menschen und nun trifft sie einen empathischen. Es ist auch nicht gesagt, dass sich danach irgendwas ändert, oder was genau das Ilse nach all den Jahrzehnten nun wirklich emontional bringen soll. Besser spät als nie, könnte der Erzähler sagen, denn das wird nicht als Tragik erzählt, sondern halt einfach so. Also auch in diesem Sinne kein Märchen.

Dickens' Weihnachtsmärchen u.ä. haben poetic justice, also auch hierbei ein fettes Nein.

Star Wars zeigt den typischen jungen Helden, der eine unwahrscheinlich große Aufgabe zu erledigen hat, und am Ende ("Ende", ich bleibe mal beim Grundplot der Ur-Trilogie) findet er heraus, dass die Angebetete seine Schwester und eh am Antihelden interessiert ist; und findet zum Ausgleich eine paranormale Ausbildung / Lehrer, wodurch es irgendwann zum Happy End kommt. Das ist immer noch ein Märchen (Bissl ähnlich vielleicht in der lose-innovativen Struktur wie "Wassilissa, die Wunderschöne"), moderner, aber auch hier null Übereinstimmung, weil sich Ilse nicht bewegt, nicht verändert, nicht rebelliert oder nur aufbegehrt - eigentlich nicht mal klar nachdenkt! - und damit hast du auch keine typische Heldengeschichte mit deutlichem inneren Konflikt + äußeren Antagonisten.

Ich sehe hier bei dir: Den Ansatz zu einer Parabel, nur im modernen Sinne psychologisch gewichtet. Thema, Symbol, Figuren alles 1:1 und ohne wirklich Entwicklung. Aber du schreibst ja irgendwie nicht nur zur geistigen Erbauung, denke ich. Und was hieran erbauen sollte, bleibt unklar, weil es weder seitens der Prota noch seitens des Erzählers irgendeinen Einwand gegen die Grausamkeit und Reduktion einer Persönlichkeit gibt. Parabeln sind stark präskriktiv-instruktiv und das fehlt diesem Text - zum Glück - ebenfalls.

Will ich nicht den weiteren eigenen Kulturkreis verlassen, fallen mir keine Märchenstrukturen mehr ein, die hierzu passen könnten. Jedenfalls: Märchen erzählen von Tragischem, Gewichtigem und unbedingt von Veränderungen, innerem Wachstum/Entwicklungen - deine Prota und dein Erzähler negieren das gemeinsam, jeder auf seine Art, und du Autorin hast es so konzipiert.

Interessierte Rückfrage: Wo siehst du denn ein Märchen, und warum?

*) Zum Thema "Unsichtbarkeit von Personen" empfehle ich aus Bruno Schulz' Werkausgabe The Street of Crocodiles and Other Stories eine Reihe kurzer Kurzgeschichten, die sich - wohl teils autobiografisch - um den Vater des Autors / Erzählers drehen. Z.B. "August", stehen dort alle hintereinander. Das behandelt vielleicht ganz genau dein Thema, ist aber dezidiert spekulativ und sehr komplex. Durchaus fragmentarisch und nahezu unaufgelöst am Ende, aber extrem tragisch und damit haben sie einen Impact, den du durch jegliche Konzeptionen (Stimme, Aufbau, Figur, Erzähler, Tonfall, Nicht-Struktur, Nicht-Konsequenzen ...) hier offenbar vermeidest. . Vielleicht bringt es dich auf neue Ideen.

Ganz herzliche Grüße erstmal,
Katla

 
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Hi Katta,
danke für Deine Geschichte. Nach Rechtschreibfehlern suche ich gar nicht erst. Das können andere besser. Ich habe Deine Geschichte vollständig gelesen, bevor ich mich dem Feedback widme.

Vorne weg: mir gefiel das abrupte Ende. Irgendwie fühlte es sich stimmig an. Vielleicht, weil ich nicht mehr damit gerechnet habe. Anfangs kam mir kurz der Gedanke, dass es darum ginge, wie sie sichtbar wird, aber mit Ilses Unsichtbarkeit, habe ich meine Lesethese aus den Augen verloren. Da hast Du mich gut in die Irre geführt.

Vom Leseflow her bin ich nur über eine Stelle gestolpert:

Und wenn ihre Mutter fragte: „Wo ist denn die Ilse schon wieder?“, sagte Ilse: „Hier bin ich, Mutter.“
Und die Mutter antwortete: „Ach Ilse, wieso bist du nur immer so leicht zu übersehen?“

Ich erkenne keinen Nutzen in der Wiederholung der 2 "und". Daher würde ich am Lesefluss arbeiten und die Stimmung der Einführung schärfen. Vielleicht so in diese Richtung?

> Ihre Mutter brauchte eine richtige Taktik, um Ilse zu finden. Weil Toberei nichts mehr für sie war, rief sie: „Wo ist denn die Ilse schon wieder?“ „Hier bin ich, Mutter“, sagte Ilse und konnte die Reaktion ihrer Mutter mitsprechen: „Ach Ilse, wieso bist du nur immer so leicht zu übersehen?“

LG El

 

Hallo @Katta

Zum Beispiel wenn die anderen auf dem Pausenhof mit Kienäpfeln nach ihr warfen
Sind das die abgenagten Kerngehäuse? Ach, guugel weiss: sowas wie Fichtenzapfen.

Doch da kam Karl-Heinz, der kein Koch war, aber sie ansah, wie niemand sie je angesehen hatte.
:D Gefällt mir, dieser ironische Zwischenruf nimmt der Tragik etwas die Schärfe.

Am Mittwoch verkaufte sie ihm einen Hut, am Donnerstag einen zweiten, am Freitag einen dritten. Am Samstag holte er sie schließlich nach Ladenschluss vom Hutgeschäft ab und sie gingen an der Karthane spazieren.
Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.
Ich erwähne das, weil mir mein Hirn den Rumpelstilzchen Spruch sofort vorgaukelte, als ich die Ladenszene las.
Mir würde gefallen, wenn er einen Hut, dann ein Foulard und am dritten ein paar Schuhe im Kleidergeschäft kaufen würde. Drei Hüte sind so offensichtlich sein Alibi, nur um sie zu sehen. Aber das ist halt auch Geschmackssache.

Manchmal sagte Karl-Heinz: „Weißt du, Ilse, wenn du so wie jetzt in der Sonne stehst, bist du fast nicht zu sehen.“
Er wiederholt das also laufend? Nicht gerade ein Kompliment. Oder ich verstehe einfach die Aussage nicht.

Sie fühlte sich leichter, als wäre die Schwerkraft schwächer geworden, streckte die Arme aus und wickelte sich in diesen kühlen Morgen.
Du überraschst oft mit feinen Formulierungen, das gefällt mir.

Nach ein paar Tagen, die sie hauptsächlich im Bett verbrachte und in denen sie darauf wartete, sich aufzulösen wie Nebel in der Morgensonne, war ihr Körper noch immer unsichtbar, hatte seine feste Form aber nicht verloren. Sie stand auf, wusch sich, putzte die Zähne, kämmte die Haare, zog sich an und vermisste Karl-Heinz.
Ilse ist unglücklich, verspürt nach dem Verlust Karl-Heinz' keinen Lebenswillen und möchte sich am liebsten auflösen. Allerdings ist sie nur unsichtbar, trotzdem lässt sie sich nicht gehen und erledigt gewissenhaft ihre Morgentoilette. Also scheint doch noch ein Fünkchen Lebenswille vorhanden zu sein, obwohl niemand ihre ungekämmten Haare sehen würde.

Früher hatte man sie übersehen, jetzt war sie allen Blicken entzogen. Und frei. „Die Sonne hat schon Kraft“, sagte sie.
Spannende Schlussfolgerung. Nicht gesehen werden fühlt sich gegenüber übersehen werden freier an. Gefällt mir. Warum es den Satz mit der Sonne braucht, verstehe ich nicht ganz. Nimmt etwas die Kraft des vorgängigen "Und frei."

Sie verließ die Wohnung und legte den Schlüssel unter die Fußmatte.
Nettes Detail, wo verstaut eine Nackte den Hausschlüssel?

Draußen bildete sich Gänsehaut auf ihren nackten Körper, aber die Luft war warm genug, um sich nicht zu erkälten.
Ich bin nicht zu hundert Prozent sicher, meiner Meinung nach aber auf ihrem nackten Körper.

Danach ging sie zum Supermarkt, stahl einen Apfel und aß ihn bei den Enten am Friedhofsteich. Weil sie Durst hatte, ging sie zurück zum Markt, wartete, bis niemand im Gang mit den Getränken war, trank Orangensaft und stellte die halbleere Flasche zurück ins Regal. Dann ging sie nach Hause, machte sich eine Dosensuppe warm und aß sie zufrieden vor dem Fernseher. Sie würde einkaufen müssen, denn ein Körper braucht Nahrung, auch wenn er unsichtbar ist.
Hier kommt irgendwie wieder Lebensmut auf, sie nimmt ihr Handicap an und hat sogar Spass an den Möglichkeiten, die das Unsichtbarsein ermöglichen.

Am nächsten Morgen setzte sie ihren Lieblingshut und die Sonnenbrille auf. Über die Hände streifte sie die dünnen Handschuhe aus Satin.
[...] Wieder zu Hause traf sie im Hausflur auf die alte Meisenberg.
„Meine Güte, wie sehen Sie denn aus?“, fragte sie. „Sie haben sich ja vermummt wie ein Filmstar oder haben Sie gerade eine Bank überfallen? So erkennt Sie ja nicht einmal der liebe Gott!“
H.G. Wells' Invisible Man – Zufall oder Inspiration?
Braucht es den lieben Gott? Der Satz wirkt für mich etwas angeklebt und entspricht so gar nicht dem Bild, dass ich von Frau Meisenberg habe.

Sanft strich sie mit den Fingern über das Haar der beiden, die keine Notiz davon nahmen.
Sehr schön, wie weit kann sie ihre Unsichtbarkeit ausreizen? Sie erforscht die Möglichkeiten.

Als seine Hand ins Leere griff und seine Augen schließlich die Tasse überrascht am anderen Ende des Tisches fanden, kicherte sie lautlos.
Das warf mich kurz raus, weil ich erst das laute Kichern und dann das lautlos bekomme.
-> , musste sie still in sich hinein kichern.
Zum ersten Mal im Leben fühlte sich Ilse ganz und gar mit der Welt verbunden und bewegte sich in ihr wie ein Fisch im Wasser.
Ist Welt der richtige Ausdruck? Weil die Menschen gehören ja auch zur Welt und mit denen ist sie ja eben ganz und gar nicht (mehr) verbunden.
-> mit der Natur verbunden (zwar auch nicht ganz richtig, aber näher dran :))

Manchmal war sie so voller Leben, dass sie Lebensmittel aus den Regalen im Supermarkt wischte und oder eine Tasse vom Tisch draußen im Café Heinrich. Sie tat das nicht, weil sie die erstaunten Gesichter der Leute genoss, sondern, weil sie es konnte.
Oha, jetzt wird's destruktiv, ein gewisser Übermut stellt sich ein.

Die Wohnung war überraschend unordentlich. Ilse spürte Krümel unter ihren nackten Füßen, während sie durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer ging. „Die alte Hexe tut immer so ordentlich und jetzt schau dir das an“, sagte sie leise.
Hexe wirkt mir hier etwas drüber. Die alte Meise würde mir reichen, ist aber Geschmackssache.

Frau Meisenberg stellte den Besen neben die Küchentür, kochte sich Kaffee und sagte: „Man kann fegen, bis einem der Arm abfällt, das Treppenhaus sieht doch immer aus wie ein Ackerweg.“
Spannend. Ausserhalb ihrer Wohnung auf pingelige Sauberkeit bedacht, nimmt sie den Dreck bei sich kaum noch war. Eine Folge der Vereinsamung?

Es stank nicht nur nach alter Wäsche und abgestandener Luft, sondern auch nach Einsamkeit und davon wollte Ilse nichts sehen, hören oder riechen. Sie wollte ein Teil der Welt sein, das Leben in ihrem unsichtbaren Körper spüren und den Sommer genießen.
Sie wird dadurch eben auch an ihre eigene Einsamkeit erinnert.

Sie spülte etwas Geschirr, befreite den Couchtisch von Krümeln oder goss die Pflanzen. Und manchmal, wenn Frau Meisenberg einkaufen ging und Ilse in der Wohnung war, öffnete sie ein Fenster und ließ frische Luft herein.
Also, das müsste Frau Meisenberg doch zumindest verwundert haben, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu ...
Die Nachbarin stand auf, ging ins Schlafzimmer, kam mit einer Wolldecke zurück und warf sie aufs Sofa. „Hier!", sagte sie. "Ich weiß, dass Sie da sind."
... hat sie also doch den richtigen Riecher. :lol:

Eigentlich eine traurige Geschichte. Das gleiche Schicksal des Übersehenwerdens, die eine physisch, die andere rein metaphorisch, hat die beiden Frauen letztendlich zusammenkommen lassen.

Sehr gerne gelesen. Ich mag vor allem Ilses Auflehnen gegen das Verkriechen im Haus, ihr Ausbrechen und Ausloten, was als Unsichtbare alles möglich ist, und zu guter letzt der Nachbarin doch noch zur Hand geht.

Liebe Grüsse, dot

 

@Katla @eltankred @dotslash
Tut mir leid, dass ich euch jetzt erst antworte. Die Lohnarbeit hat alle meine geistigen Kapazitäten gefressen, sobald ich zu Hause war, hat mein Vorweihnachtsgehirn einfach nicht mehr mitgemacht ... Aber jetzt sind Ferien! Yay!

Hallo @Katla,
noch mal danke für deine Rückmeldung. Wir haben ja schon geschrieben, darum an dieser Stelle nur noch mal kurz: Du hast wohl recht damit, dass die narrative PlotStruktur eher schwach ist und dass es sich eher um ein Stimmungsbild handelt. Danke also fürs noch mal erklären. Und obwohl ich das erst mal ganz grundsätzlich nicht weiter dramatisch finde (wenns auch so gemeint wäre), zeigt es mir aber einmal mehr, dass ich da einfach Schwächen habe und das mit dem literarischen Konflikt usw noch nicht so richtig kapiert hab, was wirklich abnervt , weil mir das auch beim Schreiben irgendwie oft auf die Füße fällt und ich mittendrin oft dumm rumsteh und nicht weiß, wie es weitergeht - ich glaube, dass beide Dinge zusammenhängen. Es stimmt auch, dass das ganze Bild eher oberflächlich bleibt und das Thema Unsichtbarkeit nicht konsequent ausgearbeitet wurde (was zum Teil auch nicht das Konzept war, in dem es eher um Atmosphäre und Stimmung ging), was aber vermutlich auch an der Passivität der Figur liegt - ein weiteres Problem mit dem ich ganz grundsätzlich zu kämpfen habe, dass meine Figuren oft zu wenig reagieren. An beiden Dingen arbeite ich gerade beim jetzigen Text, mal gucken, was das wird ... Und dann stimme ich dir auch zu, dass es wohl eine größere Distanz zum Erzähler bräuchte, der Ilses Problem im Moment tendenziell verniedlicht und verharmlost.
Was das Märchen angeht, damit hab ich mich nie so wirklich auseinandergesetzt und sehe jetzt, wenn man da harte Kritierien anlegt, dass die Geschichte diese nicht erfüllt. Ich hatte gedacht, die Geschichte ist "märchenhaft" wegen 1. der Unsichtbarkeit (als fantastisches Element) - aber ja, du hast Recht, dass die Unsichtbarkeit hier eher symbolische als treibende Kraft ist, was in einem Märchen vermutlich anders wäre. Wegen 2. der fehlenden Komplexität der Handlung 3. wegen der eher stereotypischen Figuren und vor allem wohl 4. wegen des Erzählers und seinem Ton. Das schreibe ich jetzt alles nur, weil du gefragt hast. Ich sehe, dass der Text nicht klar macht, was er eigentlich ist, sonst hättest du es ja auch von Anfang an gemerkt, haste aber nicht (wieder: mein Fehler, nicht deiner). Naja, wird nicht das letzte Mal sein, dass das passiert, denn ich denke, dass ist nämlich ein weiteres Problem, mit dem ich mich ganz grundsätzlich rumschlage (also dass der Fokus fehlt und der Text entweder zerfasert oder nicht weiß, was er sein will). Vielleicht schreibe ich ja noch mal irgendwann ein richtiges Märchen, dass dann den Kriterien entspricht, einfach mal um es auszuprobieren, mal gucken.
Deine Rückmeldung hat mich auf jeden Fall weitergebracht, auch wenn ich sicher noch nicht alles daraus so ganz richtig verstanden hab oder umsetzen kann und ich dich an der einen oder anderen Stelle etwas zu streng fand - aber ich will ja was dazu lernen, darum ist streng auch gut.

Hallo @eltankred und herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du dich Kommentaren einbringst und danke dir für deinen unter meinem Text.

Vorne weg: mir gefiel das abrupte Ende. Irgendwie fühlte es sich stimmig an. Vielleicht, weil ich nicht mehr damit gerechnet habe. Anfangs kam mir kurz der Gedanke, dass es darum ginge, wie sie sichtbar wird, aber mit Ilses Unsichtbarkeit, habe ich meine Lesethese aus den Augen verloren. Da hast Du mich gut in die Irre geführt.
Hehe, das klingt doch gut.

Ich erkenne keinen Nutzen in der Wiederholung der 2 "und". Daher würde ich am Lesefluss arbeiten und die Stimmung der Einführung schärfen. Vielleicht so in diese Richtung?
Manchmal unterscheiden sich einfach die Rhythmen wie man selbst und andere Texte lesen ... aber ich schaue mir die Stelle ncoh mal an.

Hey @dotslash,
ach mönsch, sind die Kienäppel echt son regionales Ding? Pff ... komische Sache das. Foulard musste ich dafür erst mal guhugeln.

Spannende Schlussfolgerung. Nicht gesehen werden fühlt sich gegenüber übersehen werden freier an. Gefällt mir. Warum es den Satz mit der Sonne braucht, verstehe ich nicht ganz. Nimmt etwas die Kraft des vorgängigen "Und frei."
Ja, der Satz mit der Sonne war so ein Hinweis, dass man schon nackt rausgehen kann, verwirrt aber die meisten, denk ich

Ich bin nicht zu hundert Prozent sicher, meiner Meinung nach aber auf ihrem nackten Körper.
korrigiere ich
Hier kommt irgendwie wieder Lebensmut auf, sie nimmt ihr Handicap an und hat sogar Spass an den Möglichkeiten, die das Unsichtbarsein ermöglichen.
Ja, genau!
H.G. Wells' Invisible Man – Zufall oder Inspiration?
Braucht es den lieben Gott? Der Satz wirkt für mich etwas angeklebt und entspricht so gar nicht dem Bild, dass ich von Frau Meisenberg habe.
Zufall. Kenn ich nicht, schau ich mal und bei dem Gott-Satz war ich mir auch nicht sicher, der war schon draußen und dann wieder drin ... dann fliegt der wohl raus
Sehr schön, wie weit kann sie ihre Unsichtbarkeit ausreizen? Sie erforscht die Möglichkeiten.
Auch hier: Ja genau!
Das warf mich kurz raus, weil ich erst das laute Kichern und dann das lautlos bekomme.
-> , musste sie still in sich hinein kichern.
werd ich auch noch mal schauen

Ist Welt der richtige Ausdruck? Weil die Menschen gehören ja auch zur Welt und mit denen ist sie ja eben ganz und gar nicht (mehr) verbunden.
-> mit der Natur verbunden (zwar auch nicht ganz richtig, aber näher dran :))
Ja, okay, da muss ich noch mal drüber nachdenken

Hexe wirkt mir hier etwas drüber. Die alte Meise würde mir reichen, ist aber Geschmackssache.
Die alte Meise, hehe, ja, vielleicht sagt sie auch einfach etwas noch weniger boshaftes

Sehr gerne gelesen. Ich mag vor allem Ilses Auflehnen gegen das Verkriechen im Haus, ihr Ausbrechen und Ausloten, was als Unsichtbare alles möglich ist, und zu guter letzt der Nachbarin doch noch zur Hand geht.
Das freut mich sehr. Vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar.

So dann, ihr Lieben, ich wünsche euch ganz wunderbare Feier- und Ferientage mit ganz viel Zeit zum Lesen oder Schreiben, Ausschlafen oder Spazierengehen oder was auch immer ihr sonst so mögt.
Liebe Grüße
von Katta

 

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