Ich schreibe eine Kurzgeschichte
War eben das erste Mal auf www.kurzgeschichten.de.
Wie kann man nur so viele unterschiedliche Fantasien entwickeln? Sie derart formulieren, den Mut haben, sie allen Anderen zu präsentieren?
Haben diese Menschen mehr Fantasie als ich? Sind Sie selbstbewusster, ernsthafter, philosophischer, tiefgründiger? Bin ich zu oberflächlich, gedankenlos, dumm?
Jetzt will ich es auch einmal versuchen. Was soll ich schreiben? Etwas mit Humor!
Humor kommt immer gut an, ist leicht verdaulich, in der Regel ist dann auch niemand persönlich beleidigt - wenn man neutral schreibt, keine Namen nennt, den armen Hund nicht outet. Was ist eigentlich Humor? ...wenn andere Lachen. Habe es selbst ja oft genug erlebt. Etwas geschieht, eine Kleinigkeit, nicht unbedingt etwas Umwerfendes, nur ein kleines Missgeschick. Nicht einmal das, es genügt ja schon eine alltägliche Situation und eine kleine satirische, zynische Bemerkung, mit 2, 3 Worten von irgendjemandem (den man anschließend hasst) hingeworfen, beiläufig, en passant, aber den Sinn des Geschehenen auf den Kopf stellend. Schon ertönt rundherum schallendes Gelächter und man ist der Gelackmeierte. Bräuchte jetzt nur die letzte Situation, die mir in dieser Art geschehen ist, niederzuschreiben. Wäre das dann Humor? Humor für eine Kurzgeschichte? Vielleicht, aber es wäre halt ein Plagiat, denn die Bemerkung, die Hingeworfene, stammte ja nicht von mir; ich, ich war nur der Gelackmeierte dabei, nicht der Erfinder. Nein, es muss etwas sein, was mir noch nicht passiert ist, was ich noch nicht erlebt, gehört, gesehen habe; etwas völlig Neues. Ich muss einen Witz erfinden, eine Geschichte darum herum stricken. Wie erfindet man eigentlich Witze? ...... Also bei besten Willen, alles was mir in den Sinn kommt: ...schon mal gehört, ...irgendwie zu verwandt mit einer anderen bekannten Geschichte, ...zu Trivial, zu platt – wenn schon, soll’s was sein, weswegen andere eine gute Kritik schreiben, wo man sich dann gebauchpinselt fühlt, weil man eine Idee gehabt hat, die sonst niemand hatte. Man ist aus der Masse hervorgetreten, hat sich von ihr distanziert, sich positiv abgehoben, man war zum Schreien komisch, bewundernswert, extrem kreativ, man schuf Komik par excellence, man war ein Gott!!
Ich bin nicht „man“! Kann keinen Witz erfinden, nicht Humor erzeugen.
Muss was anderes schreiben. Was lese ich selbst denn gern? Science Fiktion, Fanatasy, Erotisches, Krimis, Thriller, Satire, gute Romane, teilweise philosophisches (wenn’s nicht zu lang ist), eigentlich lese ich erbarmungslos Alles. Aber so richtig hilft mir diese Aufstellung auch nicht weiter.
Also das Erste: Science Fiktion! Bei Science Fiktion kann man alles schreiben, braucht man keine Rücksicht auf Realitätsbezug zu nehmen. Kann ja alles mal eintreten – wer weiß schon wohin wir uns entwickeln? Beim Menschen sind einem keine Grenzen gesetzt, wie auch immer man sie darstellt – Genveränderungen, -manipulationen haben es ermöglicht. Freunde, Feinde können dargestellt werden wie man will: eine Kugel mit Tentakeln, ein hochintelligenter Ast, ein Koloss, ein halbintelligentes Gas, ein Nichts, ein Alles, ein, ein, ein..... Naja, dann muss man nur noch diese Lebewesen zusammenbringen, eine Konfliktsituation schaffen und diese durch einen Menschen, zusammen mit einem Irgendwas, lösen lassen. Das „Irgendwas“ demonstriert dann unsere Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Rassen, diskret erhobener Zeigefinger: wir sind nicht allein, sei gut zu Gasen, etc., die haben auch eine Daseinsberechtigung, der Mensch ist trotzdem, wenn auch nur um Haaresbreite, das ultimative Geschöpf, blablabla, usw. Man stellt ja den Anspruch an den Autor, dass der Leser danach die, wie auch immer geartete, Erleuchtung hat: er hat was gelernt, fürs Leben, ist ins Grübeln gebracht worden, wurde beeinflusst. Oder? Weshalb schreibt man eigentlich?
Also, zurück zu Science Fiktion: Konflikt, Anfreunden mit Irgendwas, Konflikt lösen. Und das auf maximal 2 Seiten, damit es auch wirklich eine Kurzgeschichte bleibt. In welchem Jahr fange ich an? Sollte schon weit, weit entfernt sein in der Zukunft, dann kann ich über jede Technik verfügen, die ich erfinde. Glaubt ja jeder, dass das in zum Beispiel 800 Jahren durchaus entwickelt worden sein kann, und die wenigsten die sowas lesen, haben genug Ahnung, um zu Erkennen, dass das gegen irgendwelche Naturgesetze verstößt; außerdem, vielleicht gelten in 800 Jahren andere Gesetze und dann ist das doch nicht absolut blöd. Man muss diese neue Technik natürlich dem Leser auch erklären, nahe bringen, weil sie so neuartig ist, dass so ein Kleingeist, der diese Geschichte liest, gar nicht mit ein paar Worten versteht, wie das funktionieren soll. Wenn ich’s recht überlege, bis ich nur die Grundlagen dieser neuartigen Technik idiotensicher erklärt habe, sind 2 Seiten voll – ergo: nicht für Kurzgeschichte geeignet. Also muss ich Science Fiktion schreiben, in der nur Dinge vorkommen, die schon heute existieren, brauche ich dann nichts erklären, habe noch 2 Seiten für die Geschichte. Dann ist es aber auch kein Science Fiktion mehr, wenn’s alles schon heute gibt. Nein, so geht’s auch nicht. Also lieber Erotisches, oder doch Krimi, Thriller? - Erotisch ist mir bei diesem Schreibfrust gar nicht, für Krimi, Thriller fehlt mir die innere Spannung.
Ich glaub, ich hab so etwas wie eine Schreibblockade. Haben – so hört man - viele Autoren, wahrscheinlich alle die, die nichts veröffentlichen. Weshalb will ich eigentlich was veröffentlichen? Sollen doch die tun, die mehr Fantasie haben als ich, die selbstbewusster, ernsthafter, philosophischer, tiefgründiger sind.