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Ich bin's, der Luis

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19.05.2015
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Ich bin's, der Luis

„Genug für heute.“
Luis Sattler packte den Fisch, zog den Haken aus dem Maul, tötete ihn mit einem Schlag gegen die Reling und warf ihn zu den anderen in den Eimer.
„Was sind das für Fische?“, fragte Pia.
„Seeforellen größtenteils. Schmecken saftig.“
Er betrachtete seine Geliebte mit leuchtenden Augen.
„Papa, fahren wir morgen nach Salzburg?“, schallte es ihm entgegen. Luis warf einen kurzen Blick auf seine Töchter Valerie und Isabelle, die sich im Heck sonnten.
„Da gibt es coole Läden.“
„Morgen ist Freitag. Da ist viel Verkehr“, brummte Luis.
„Komm schon, Papa.“
„Ich habe das Mozarthaus noch nicht gesehen“, sagte Pia.
„Okay, okay, einverstanden, wenn alle in die Stadt wollen - warum nicht.“

Die Mädchen klatschten sich ab und wandten sich wieder schläfrig der Sonne entgegen, während Pia leise mit Luis flüsterte und ihre Hände die Haare seiner Oberschenkel streichelten. Die Hitze lastete wie eine Glocke über dem See und verstärkte den modrigen Geruch des Wassers, dessen Oberfläche in einem Nebel aus silbrigem Licht glänzte. Manchmal katapultierte sich ein Fisch im Bogen heraus und fiel zurück in seine Welt. Die Yacht war nie über den See hinaus gekommen und zierte den größten Teil des Jahres die Anlegestelle, obwohl sie für Reisen über das Meer tauglich war. Er liebte solche Tage. Die Wellen plätscherten, die Angelschnur spannte sich, sobald ein Fisch anbiss. Pia lächelte zum Himmel. Viele Edelsteine hatte er gesehen, unter der Lupe analysiert, gewartet, bis das Licht auf sie prallte und ihre Schönheit offenbarte. Deshalb hatte er Pia sofort bemerkt, als sie an einem verregneten Apriltag den Laden in der Königstraße betreten hatte.

Pia wandte ihre Augen vom Horizont ab und richtete sie auf ihn, auf die Haare, die er nach hinten getürmt wie eine Perücke trug, und den weißen Bart, der an ihm herabhing. Nur flüchtig huschte ihr Blick über die Flecken auf seiner Haut und das erlöschende Feuer der Augen. Nachdem er die Angelsachen weggeräumt hatte, streifte er sich das T-Shirt über den Kopf. Er war auch auf Brust, Bauch und Rücken behaart. Breite Schultern und trainierte Muskeln kamen zum Vorschein, ledrige Haut, beinahe als wäre er ein Mann, der im Freien arbeitete.

Luis schnaufte tief durch und nahm den Geruch des gemähten Heus der Felder am Ufer wahr. Er legte sich neben Pia, nahm ihre Hand, schloss die Augen und glitt in einen traumlosen Schlaf, aus dem er durch einen Kuss auf die Stirn erwachte.

„Wir müssen langsam zum Haus zurück.“
„Wie spät ist es?“
„18 Uhr.“

Gerade jetzt wünschte sie sich, dass er sie umhüllte und sie nähme. Luis begab sich ins Heck, wo seine Töchter auf Sonnenliegen ausgestreckt mit nackten Brüsten und Stöpseln im Ohr lagen. Sie bemerkten ihn nicht und sahen glücklich aus. Wie sehr er sie liebte. Ein Knopfdruck. Surrend bewegte sich die Ankerkette. Der Motor heulte ächzend auf. Vom Lärm wachten die Mädchen auf und streckten sich. Langsam nahm das Boot Fahrt auf.

„Wir fahren zum Haus. Tolles Wetter heute.“
„Ja, super. Hör mal, das ist der neue Song von Justin Timberlake.“ Isabelle hielt ihrem Vater das Smartphone hin.
„Gefällt’s dir?“
„Ja, geht.“
„Ich mag Beyoncé“, meinte Pia, die den Mädchen die Kühlbox mit den Getränken hinhielt.
„Echt?“
Isabelle tippte ein paar Sekunden auf ihrem Smartphone, bis ‚Flawless‘ erklang.
„Hat ne Soul-Stimme, ne Negerin, oder?“, tönte es von Luis.
„Hip-Hop. Ja.“

Das zweistöckige, langgestreckte Anwesen kam in Sicht. Luis verringerte das Tempo, steuerte auf die Anlegestelle zu, ließ das Schiff an die Kaimauer treiben und vertäute es am Poller .

Erinnerungen streiften ihn. Die laut lärmenden Kinder, die durch das Haus gejagt waren, Katharina, seine Frau, hell und blond, die mit den Kindern getobt hatte. Er vermisste sie. In diesem Haus hatten sie ihre glücklichen Stunden verbracht. Eines Tages endete das Glück. Sie fuhren ohne die Kinder auf der Landstraße. Ein Wagen raste sie auf sie zu, schlug wie ein Geschoss ein. Ein Aufprall, ein Schrei, ein entsetzter Blick. Nichts hatte Luis vergessen.

Seine Augen richteten sich auf Pia und er war froh, dass sie ihr nicht glich. Eine großgewachsene, elfenhafte Frau. Er nahm den Eimer mit den Fischen und folgte den anderen.

„Kümmert ihr euch um die Glut“, sagte er zu seinen Töchtern und stapfte ins Haus.
„Ich helfe dir mit den Fischen“, sagte Pia.

Luis zog zwei Messer aus dem Holzblock, ein etwas längeres, spitzes, und ein kleineres, das an der Schneide glänzte. Er hielt die Messer Pia hin, eins in jeder Hand. Die Spitzen zeigten auf ihre Brust.
„Du brauchst zwei Messer. Eins fürs Entschuppen und ein zweites, mit dem du den Schnitt setzt.“

Pias Augen waren weit geöffnet. Mit welcher Sorgfalt er ihr zeigte, wie man etwas zerschnitt, das vor kurzem lebendig war. Das Abschaben der Schuppen nahm sie mit Gelassenheit hin, eine Rasur gegen den Strich. Was folgte, erinnerte sie an eine Operation. Mit dem spitzen Messer machte er einen geraden Schnitt, öffnete die Bauchhöhle des Fisches und setzte das Messer sorgfältig an, um die Innereien zu entfernen. Flüssigkeit floss aus der Bauchhöhle, Blut und etwas Gelbliches, das sie nicht kannte. Das schlimmste war der Gestank. Dieser widerliche Geruch haftete unweigerlich an ihm. Sie fragte sich, ob sie ihn heute küssen wollte, ob in seinen Haaren, dem wildwuchernden Bewuchs im Gesicht, auf dem Kopf, auf dem Körper, Reste der Fische hängen blieben.

Seine imposante Erscheinung hatte sie angezogen, ihre Sehnsucht nach Sicherheit gestillt. Die Eleganz der Bewegungen, trotz mächtiger, massiger Gestalt und klobiger Hände. Seine außergewöhnliche Zugewandtheit. Er konzentrierte sich ganz auf denjenigen, mit dem er sich gerade beschäftigte, da gab es keine Nachlässigkeit. Er schaute den Kunden, die den Laden auf der Kö in Düsseldorf betraten, mitten in die Augen, als könne und wolle er in ihre Herzen schauen. Anfangs verwirrte sie das und sie fragte sich, ob sie es sei, die gemeint war, oder irgendjemand. Er verstand es, sich anzuschleichen, er wollte in ihr hausen, sie durchdringen, vielleicht weil sie so viel jünger war. Dreißig Jahre Unterschied war eine Menge. Er war lebensklüger, er war charismatischer als die Männer in ihrem eigenen Alter. Er wollte sie nicht zur Puppe für die eigenen Begierden machen oder zur Gebärmaschine. Und er schlug sie nicht, er erniedrigte sie nicht, wie es Max gemacht hatte, den sie geheiratet hatte, obwohl sie wusste, wie er war. Aus Liebe würde sie nie mehr handeln. Sie brauchte lange, bis sie erkannte, was bei Luis fehlte. Er kroch in andere, aber verbarg sich selbst. Er wollte alles wissen und nichts von sich preisgeben. Natürlich, er erzählte eine ganze Menge aus seinem Leben, aber es waren Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse. Von den Rändern, den Ängsten, all dem, sprach er nicht. Und was er erzählte, war Vergangenheit. Die Wahrheit über ihn zeigte sich in den Gesten. Deshalb beobachtete sie genau, wie er den Fisch ausnahm. Sie würde ihn verlassen, über kurz oder lang.

*****

„Du musst es ihm sagen!“, sagte Isabelle.
„Ja, ich weiß. Kann sein. Aber nicht heute Abend. Vielleicht morgen, wenn er angelt“, antwortete Valerie.
„Wann kommen sie?“
„Keine Ahnung. In den nächsten Tagen.“
„Ruf halt an oder schreib ihnen!“
„Hab ich, die sind nicht online.“
„Auch noch Marokkaner. Du weißt doch wie er mit Ausländern ist. Hat Papa sie schon mal gesehen?“
„Ja, kann sein. Sie waren ein paar Mal bei mir. Sind Freunde, ganz normale Freunde.“
„Na ja. Wie heißen sie?“
„Ali und Halil.“
„Moslems?“
„Ja, klar. Aber nicht mit Ramadan und so.“
„Wie sind die so?“
„Lustig. Cool.“

Die Kohlenstücke zuckten auf, wenn der Windstoß des Blasebalgs sie traf, begannen rötlichgelb zu glühen und strahlten nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ab.

*****​

Ein einziger lichter Raum mit freigelegten Holzbalken befand sich im Erdgeschoss. Luis Sattler nahm den Platz an der Stirnseite eines antiken Holztisches ein, der ein Überbleibsel des Gerümpels war, das er im Haus und den Anbauten vorfand. Er hatte das Anwesen einem alten Mann abgekauft, dem einzigen, der übrig war von der Familie, die dreihundert Jahre dort gewohnt hatte. Nach und nach ließ er alles renovieren; Wände herausreißen, Fenster, Heizungen. Leitungen ersetzen. Ein Refugium für Luis. Als der Vorbesitzer im Pflegeheim gestorben war, erfüllte er seinen letzten Willen und verstreute dessen Asche auf dem Rasen hinter dem Haus, als bliebe dadurch ein Teil der Seele, der Gedanken und Hoffnungen in den Ritzen, Fugen und der Erde.

Der Rosé leuchtete pfirsichfarben in den Gläsern, das Essen stand bereit. Rechts von Luis saßen seine beiden Töchter und links Pia. Er verteilte das Essen.
„Ich mach das. Ordnung muss sein“, sagte Luis und legte sich die erste Forelle auf den Teller.
„Welchen möchtest du“, fragte er erst Valerie, dann Isabelle. Die Schüsseln mit Kartoffeln und Salat wanderten reihum und der Hausherr schenkte den Rosé in die Gläser. Stoffservietten lagen auf den nackten Oberschenkeln. Eine friedliche, fröhliche Stimmung verbreitete sich. Sie prosteten sich zu und lachten..
„Erinnert Ihr euch an den riesigen Hecht? War ein Kampf, den rauszuziehen. Zwanzig Kilo und mehr als ein Meter lang.“
„Echt?“, fragte Pia.
„Du warst komplett nervig. Bist aufgeregt rumgerannt und hast ihn tausendmal fotografiert. Außerdem hat er furchtbar geschmeckt, zäh und nicht richtig durch. Die Mama wollte nichts von essen.“
„Ging ja auch nicht ums Essen. Einen größeren hab ich nie gefangen.“

Die Geschwister lachten, während Luis weiter Anekdoten erzählte. Einmal küsste er mit ausholender Geste die schmalen Hände seiner Geliebten. Pia spürte den feuchten Abdruck auf ihrer Haut. Die Dunkelheit war angebrochen, eine sternenreiche, warme Nacht. Kerzenlicht erhellte die Teller mit den Fischresten und den übriggebliebenen Kartoffeln. Der Geruch des Gebratenen mischte sich mit dem des Weines und der Menschen und einer weitere Flasche Wein stand angebrochen auf dem Tisch.

Luis wollte gerade die nächste Flasche aufmachen, als es am Tor klingelte. Er wunderte sich, weil sie niemanden erwarteten.

*****​

Valerie ahnte, wer es war: Ali und Halil. Im schlimmsten Fall gemeinsam mit Tante, Onkel und den vier Kindern, die alle nach Marokko zurück sollten. Abschiebebescheid. Sie war in Meerbusch groß geworden. Im Grunde interessierte sie sich nicht für das, was außerhalb ihrer Welt, ihrer Schule, ihres Villenviertels, geschah. Ali kannte sie seit der Grundschule. Halil war sein bester Freund. Sie waren höflich und zurückhaltender als andere Jungs, sehr gute Schüler und wohnten in Oberkassel. Ihr Vater hatte ihr verboten, sich dort rumzutreiben. Deshalb trafen sie sich meistens in der Stadt. Sie erinnerte sich gut an das letzte Gespräch mit ihren Freunden.

„Das ist ja traurig. Die sind fünf Jahre in Deutschland? Ich hab ne Idee. Mein Papa hat ein großes Ferienhaus am Tegernsee, ist höchstens sechs oder acht Wochen im Jahr dort und braucht sowieso jemand, der drauf aufpasst und alles in Schuss hält. Wär ideal.“
„Frag ihn doch.“
„Wenn ich ihn frage, sagt er sofort ‚nein‘ . Am besten sie kommen vorbei und stellen sich vor.“
„Meinst du?“
„Ich kenne ihn. Wenn ihr erst mal da seid, könnte es klappen.“
„Und wenn er fragt, was wir dort machen?“
„Mm. Ihr seid auf der Durchreise könnt ihr ja sagen.“
„Okay, ich rede mit Tante und Onkel. Sie müssen sowieso weg hier. Außerdem wohnen Verwandte in Salzburg.“

*****​

Das schwere, eiserne Tor knarrte laut. Vor Luis stand eine Gruppe von Menschen. Armselige Gestalten, dunkel, Ausländer. Kinder klammerten sich an ihre Mütter. Neun Personen.
„Guten Abend, Herr Sattler. Ist Valerie da?“, sagte einer von ihnen, ein junger, schmaler Mann mit Bubengesicht.

„Wer sind Sie?“
„Ich bin Ali und das ist Halil, Freunde von Valerie.“
Luis erinnerte sich undeutlich an die beiden mit dem südländischen Aussehen.
„Ihr habt Valerie ein paar Mal besucht.“
„Und die anderen, wer sind die?“
„Meine Tante und mein Onkel mit Familie. Ist Valerie da?“
Valerie eilte zusammen mit ihrer Schwester zum Eingang. Sie begrüßten die zwei jungen Männer mit einer angedeuteten Umarmung.
„Papa, ich weiß, ich hab dir nichts gesagt. Können meine Freunde heute bei uns übernachten?“
Luis überlegte, zögerte. Unter dem Licht der Lampe sah sein Bart gelblich aus.
„Wir haben Platz genug, Papa. Ich wollte es dir schon früher sagen. Sie sind auf der Durchreise und ich habe gesagt, okay, ihr könnt ja vorbeikommen.“
„Kommt erst mal rein“, sagte er.
„Wir können schnell was kochen und im Anbau ist genug Platz zum Schlafen“, sagte Isabelle zu ihrem Vater.

Die Leute kamen näher, lächelten, betraten mit leisen Schritten das Haus. Sie rochen irgendwie muffig. Luis schaute sie sich an. Wo hatten die ihren Wagen geparkt? Vier Kinder. Ihre Mutter trug Kopftuch. Sie stellten die Rucksäcke im Eingangsbereich ab. Die Mädchen begannen, nach Lebensmitteln zu suchen, während sich die Fremden setzten, wo sie Platz fanden. Luis hörte die zischenden Laute ihrer Sprache durch den Raum schweben. Pia begrüßte die Ankömmlinge, schnappte sich die Kinder, begann mit ihnen zu albern und zeigte ihnen das Haus. Der Hausherr grinste die Eindringlinge mit demselben Gesichtsausdruck an, den er den Kunden seines Geschäftes zeigte. Valerie und Isabelle füllten Töpfe und unterhielten sich mit den jungen Männern, die sich an den Tisch gesetzt hatten. Die Eltern der Kinder nahmen auf der Couch Platz und schauten unsicher und müde in die Runde.

„Ich schau mal nach, wie es in der Scheune aussieht“, sagte Luis zu seinen Töchtern.

*****​

Der Geruch des aufgeheizten Strohs schlug ihm entgegen, als er die Tür öffnete. Die Neonröhre verbreitete ein kaltes, klares Licht. Er nahm eine der Mistgabeln, stocherte im Stroh und verteilte einige zusammengebundene Strohballen bis eine rechteckige Fläche entstand. Er erinnerte sich an die Soldatenzeit und die Manövernächte im Heu, an warme und behagliche Dorfscheunen, die ihnen die Bauern als Schlafstätten hergerichtet hatten, die am Wegesrand gestanden waren, den rechten Arm gehoben hatten, um sich mit einem Gruß zu verabschieden, der aus einer anderen Zeit stammte. Was für eine schöne Zeit. Kameradschaft, Gesang und Bier am Abend. Er hatte eine Ausbildung als Panzerführer absolviert, das Gefährt mit der Kanone gesteuert, die mit einem Schuss ein ganzes Areal vernichten konnte. Ein Gefühl ungeheurer Macht.

Luis kramte sein Smartphone aus der Hosentasche.
„Ich bin’s, der Luis“, meldete er sich.

Er sprach einige Minuten mit dem Mann am anderen Ende der Leitung. Sie lachten dabei und Luis beruhigte sich. Erinnerungen schufen sich Raum. Der Kleinbus, den er hinter dem Tor entdeckte, als er zum Schuppen ging. Die Fremden, die seine Töchter mit öligen Augen anschauten. Solch ein Bus war damals auf Katharina zugerast.

„Marokkaner, ja. Mit Abschiebescheid.“
„Bei mir zu Hause, ja.“
„Von meiner Tochter eingeladen, wusste ich nix davon, sind mitten in der Nacht aufgetaucht.“
„Die Kanaken schlafen in der Scheune.“
„Okay, ihr kommt vorbei, macht bisschen was mit dem Wagen und holt sie aus den Betten, dann komm ich raus und ihr haut ab.“

Luis legte auf und arbeitete mit frischer Energie weiter. Er war zufrieden mit der Arbeit, nachdem er die Schlaffläche festgestampft hatte und sein Werk unter dem Licht der nackten Glühbirne betrachtete. Das war’s. Erleichtert, ja beschwingt, ging er zum Haus zurück und nahm sich vor, den restlichen Abend fröhlich zu sein, zu lachen und Geschichten zu erzählen.

*****​

Als er das Haus betrat, spürte er die Lebendigkeit, die eingezogen war. Kinder lachten und die Leuten sprachen durcheinander. Sie saßen aneinander gereiht wie Hühner auf dem Sofa und am Tisch. Eines der Kinder drückte den Kopf an seine Mutter. Die jungen Männer kicherten mit Valerie und Isabelle, machten ausholende Gesten und tranken Wein. Der Duft von Gemüse, Nudeln und Tomatensauce lag in der Luft und Dampf stieg aus den Töpfen auf. Pia verteilte Getränke. Luis ließ sich anstecken, öffnete den Mund zu einem Grinsen und zeigte seine makellosen Zähne. Ein kleiner Junge, der auf dem Holzboden bei seinen Eltern hockte, starrte ihn an, als wolle er ihn zum Spielen auffordern oder ihn dazu bringen, sich herabzubeugen, damit er ihn am Bart ziehen könne. Er griff sich den Jungen und warf ihn durch die Luft, bis er jauchzte. Stimmen erfüllten das Haus. Als das Essen fertig war, setzten sich alle an den Tisch und stillten ihren Hunger.

„Ziemlich großes Haus. Steckt bestimmt viel Arbeit drin, Herr Sattler“, sagte Halil.
„Kann man wohl sagen“, antwortete Luis.
„Du hast doch gesagt, dass Du jemand brauchst, der sich um das Haus kümmert, Papa“, warf Isabelle ein.
„Ja, irgendwann werde ich jemand engagieren.“
„Mein Onkel und meine Tante suchen was. Onkel war früher Hausmeister und die Tante könnte sich im Haus nützlich machen.“
„Mm, vielleicht wär das eine Lösung. Können wir morgen drüber sprechen.“

Mehr sagte Luis nicht, öffnete die nächste Flasche Wein, schenkte sich ein und trank so hastig, dass sich die Wangen röteten. Mit verquollenen Augen bemerkte er wie sich die Unterarme von Halil und Valerie berührten. Die Gäste wurden müde, eines der Kinder schlief zusammengerollt auf dem Teppich.

„Ich zeig Ihnen, wo Sie schlafen können. Der Schlafplatz ist vorbereitet, brauchen Sie Decken?“
„Wir haben alles dabei.“

Die Fremden standen mühsam auf und trotteten mitsamt ihren Rucksäcken hinter dem schwankenden Luis her. Die Scheunentür ging ohne zu quietschen auf. Der Hausherr zeigte auf das Strohlager.

„Bitte nicht erschrecken, wenn Sie Geräusche hören. Gibt wohl ein paar Mäuse hier, aber Ratten gibt’s keine. Da hinten ist der Lichtschalter und zum Waschen kommen Sie morgen früh ins Haus. Gute Nacht.“

Luis winkte den Menschen zu und schloss vorsichtig die Tür. Dann wandte er sich ab und schlurfte zum Haus. Es war kühler geworden. Die Frauen räumten auf. Essensgeruch und fremder Schweiß lagen in der Luft. Erst öffnete er das Fenster, dann umarmte er Pia und presste sie an sich. Ihre Haare kitzelten sein Gesicht, während er sie auf Stirn und die Augen küsste.

„Ich glaube, die schlafen bald. Das Stroh ist weich, fast bequemer als im Bett.“
„Sie waren richtig hungrig“, sagte Isabelle.
„Ja, waren sie“, antwortete Luis. „Ich bin müde.“
„Sind die Leute gut versorgt?“, fragte Valerie.
„Denke schon.“

*****​

Luis Sattler drückte das Gesicht auf das Daunenkissen. Pia schmiegte sich an ihn. Eine unbändige Lust überfiel ihn. Er begann, ihre Brüste zu kneten, ihre Ohren zu küssen und war spürbar erregt. Mit fest geschlossenen Augen rieb sich Pia an ihm, drückte seinen aufgerichteten Schwanz zwischen ihre Pobacken und ließ ihn in sich gleiten. Sie bewegten sich langsam, drehten und wendeten sich nicht. Ganz leise seufzten und keuchten sie. Ihren Höhepunkt, ein spitzer, hoher Schrei, erreichte sie, als Luis ihr ins Ohrläppchen biss. Danach strich er sich über den Bart, legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Die Gedanken an den Tag erloschen.

In der Nacht wehte ein warmer, leichter Wind. Der Himmel war mit Sternen gesprenkelt. Wären die Lichter der Häuser am Ufer des Sees erloschen, hätte man das ganze Panorama gesehen. In der Scheune war es dunkel geworden. Die meisten Gäste schnarchten und einige der Kinder wachten von Zeit zu Zeit auf, und schliefen wieder ein, weil sie die Wärme ihrer Eltern in der Nähe spürten.

*****​

Valerie und Isabelle lagen in ihren Betten und warteten darauf wieder aufzustehen. Sie wollten sich mit Ali und Halil treffen, wenn alle anderen schliefen. Das Wasser plätscherte und die Grillen zirpten in den Gräsern, als sie zum Bootssteg kamen. Die jungen Männer waren schon da. Sie setzten sich zu ihnen, ließen die Beine baumeln, rauchten, hörten Musik und lachten miteinander.
„Super Boot!“, sagte Ali.

„He, das ist ne Yacht, kein Boot.“
„Ja, klar, ne Yacht. So sagt ihr dazu.“
„Nicht direkt stolz, aber gefällt mir, klar.“
„Wart ihr mal in Marokko?“
„Nein, in Ägypten. Pyramiden und das ganze Zeug.“
„Marokko ist schöner. Das Licht, das Meer, die Berge und die Leute.“
„Und Gras wird dort angebaut oder?“
„Haha. Stimmt. Gute Idee, ein Joint wär jetzt cool.“
„Ich hab ein paar Krümel übrig“, sagte Valerie.
„Hast du’s hier?“

Sie kramte ein Döschen aus ihrer Tasche, gab’s ihrer Schwester, die etwas Tabak vermischte, das Zigarettenpapier nahm und daraus eine Tüte bastelte.

„Ich kapier nicht, warum die meisten Dealer Nordafrikaner und Moslems sind.“
„Stimmt doch gar nicht, gibt genug Deutsche, die dealen“, warf Halil ein.
„Ja, vielleicht.“
„Übrigens, hast du was gegen Moslems?“
„Ne, bestimmt nicht, gegen Terroristen eher.“
„Was meinst du damit?“
„Die meisten Terroristen sind ja wohl Moslems.“
„Die das machen sind völlig am Arsch.“
„Kann sein.“

*****​

Luis wachte mitten in der Nacht mit trockenem Mund auf und schlich die Treppe herunter in die Küche, um etwas Wasser zu trinken. Er warf einen Blick nach draußen und sah flackernde Lichter auf der Yacht. Taschenlampen. Ist da jemand, der sich auf seinem Schiff zu schaffen macht? Müdigkeit und Trunkenheit verließen ihn. Für einen Moment dachte er an Isabelle und Valerie. Aber die waren müde ins Bett gewankt. Er rannte in sein Arbeitszimmer und öffnete die Schublade, wo er die Magnum aufbewahrte. Ein Reflex. Er war zweimal während des Weihnachtsgeschäftes ausgeraubt worden. Danach hatte er den Waffenschein gemacht und sich die Pistole in den Safe gelegt. Er erinnerte sich, wie schwer die Magnum war, als er sie in den Bund seiner Hose steckte, so schwer, dass man sie mit beiden Händen halten musste. Die Lichter waren hinten im Heck zu sehen. Er hörte leise Stimmen, auf die er sich zubewegte.

„Wer seid ihr und was macht ihr auf meiner Yacht?“
Taschenlampen richteten sich auf ihn, sodass er nur die Schemen der Gestalten erkennen konnte.
„Papa, was machst du denn hier?“
„Und ihr?“
„Bisschen quatschen.“
„Mit denen da?“
„Ja, klar, ist doch kein Problem.“
„Was raucht ihr da für Zeug?“
„Äh, ist … Hast du doch früher selbst geraucht.“
„Und wo ist das Zeug her? Von den Kanaken?“
„He, was soll das“, sagte Halil und sprang auf.
„Ich sag, was ich will, auf meinem Schiff!“
„Warum sagst du Kanake, Mann?“
„Bist doch einer!“

Die Augen des jungen Mannes glühten. Die beiden standen Zentimeter voneinander entfernt, berührten sich fast. Im Licht war die Ausbeulung im Hosenbund von Luis deutlich zu sehen.

„Alles cool, Alter.“ Ali zog Halil weg.
„Euch zeig ich’s noch, euch … “
Mit einer Hand zog Luis die Waffe heraus, schwenkte sie hin und her, bekam sie aber nicht richtig zu fassen. Sie glitt ihm aus den Händen und schlitterte über das Deck.
„Bist du verrückt, Papa! Geh schlafen, bitte geh schlafen“, sagte Valerie.
Luis erschrak über die Schärfe der Worte. Er suchte nach der Waffe und steckte sie wieder weg. Er fühlte sich müde.
„Ist schon gut, ich geh ins Haus. Nehmt einen Aschenbecher, wenn ihr raucht. Dachte, da wären Einbrecher.“
„Schon gut“, sagte Isabelle.

Die Mädchen sahen ihrem Vater nach, wie er davonschlich, wie gebückt er ging, wie kraftlos er plötzlich war. Die Nacht war verdorben und dennoch blieben sie auf der Yacht, rauchten und lehnten sich an die zwei Männer, schmiegten sich an sie und Valerie ließ sich von Halil küssen, während der Mond die Haut ihrer Gesichter goldfarben erstrahlen ließ.

*****​

Am frühen Morgen huschten Gestalten am Haus vorbei.
„Da hinten, neben dem Haus.“
„Leise.“
„Da ist der Wagen.“
„Lass uns loslegen.“
Die Männer hielten Dosen in den Händen und besprühten das Fahrzeug: ‚Refugees not welcome‘; ‚Kanaken, verpisst euch‘. Sie schlugen die Fenster ein, zerstachen die Sitze und übergossen sie mit Jauche, die sie in Kanistern mit sich führten.
„Jetzt zur Scheune, schnell.“
Sie trugen klobige Stiefel, Sturmmasken und waren schwarz gekleidet. Die Sonne war vor kurzem aufgegangen, in den Händen hielten sie Baseballschläger. Sie rissen die Scheunentür auf.
„Aufstehen, Arschlöcher!“ schrien sie.
„Eure Karre stinkt nach Araberschweiß. Macht, dass ihr rauskommt!“
„Wird’s bald!“
Die Männer schwangen ihre Prügel und drohten damit. Bis sie sich erhoben und an ihnen vorbei ins Freie flüchteten.
„Ausländerpack!“
Sie trieben die Leute vor sich her aus der Scheune. Die Kinder klammerten sich an ihre Eltern. Ali und Halil sahen hilflos und erschrocken aus.
Auch im Haus regte sich etwas. Lichter gingen an. Plötzlich tauchte Luis auf, stürmte aus der Tür, hielt die Magnum mit beiden Händen und richtete sie auf die Männer.
„Verschwindet hier!“
So war es vereinbart. Die Männer rannten fluchend in Richtung See, Luis hinterher, gefolgt von Valerie. Ein Schuss löste sich, ein zweiter. Ein Motorboot heulte auf und schoss über den See. Luis konnte sich als Held fühlen.

Ali und Halil liefen unterdessen zum Auto und waren entsetzt über das, was sie vorfanden.
„Wir können nicht weiter fahren. Alles kaputt und es stinkt nach Scheiße. Die haben Jauche über die Sitze gekippt.“
„Ich ruf die Polizei“, schrie Pia, die aus dem Haus wankte, die Träume der Nacht aus dem Gesicht wischte und nicht darauf achtete, dass sie barfuß war, nackt bis auf die Decke, die ein leichter Wind von Zeit zu Zeit hob und ihre Haut entblößte.

Über das Gesicht von Luis huschte ein verstecktes Lächeln, als er vom Bootssteg zurück kam. Sein Gang war entspannt. Er hielt die Pistole locker in der Hand, den Lauf nach unten gerichtet. Valerie war nicht zu sehen. Sie machte mit ihrem Smartphone Bilder von den flüchtenden Tätern. Pia und Isabelle standen bei den Fremden, diskutierten mit ihnen, versuchten sie zu beruhigen, umarmten ein ums andere Mal die weinenden Kinder und eilten Luis entgegen.
„Sie sind weg.“
„Wo ist Valerie?“
Dann geschah es. Ein lauter Knall. Alle drehten ihre Blicke zur Yacht. Ein Feuerball, der zum Himmel strebte. Die Yacht explodierte. Wahrscheinlich waren die Schüsse der Auslöser einer Kettenreaktion, die Spritdämpfe entzündete, ergab später eine Untersuchung. Der Rauch, der über dem See aufstieg, sah aus wie der ins Riesenhafte verwandelte flatternde Bart des Schmuckhändlers Luis Sattler.
Isabelle und Pia, Ali und Halil, liefen dem Inferno entgegen, Luis blieb reglos stehen.
„Valerie!“
Rufe, die durch den Rauch drangen. In der Ferne Sirenen, die näher kamen. Ewigkeiten vergingen, bis sie aus dem Nebel und dem Inferno zurück kamen, mit geschwärzten Gesichtern, als wären sie Neger, Pia und Isabelle, Ali und Halil. Valerie war dabei, die Arme um Isabelle geschlungen, durchnässt, triefend, schwarz. Sie hatte sich durch einen Sprung ins Wasser gerettet.
Das Gesicht von Luis hellte sich auf.
„Die Yacht ist ja versichert. Zum Glück ist dir nichts passiert.“
Danach ging es schnell. Polizei, Feuerwehr, ein paar Schaulustige, hektisches Treiben, die Yacht wurde gelöscht. Die Marokkaner mussten ihre Ausweise zeigen und Polizisten verhörten sie.

*****​

Um die Mittagszeit zogen Feuerwehr und Polizei. Luis und die anderen versammelten sich im Haus. Pia nahm Luis beiseite.
„Luis, kann ich dich kurz sprechen“, sagte Pia.
„Ja, klar, Liebling. Was gibt’s?“
„Ich reise ab. Kannst du mich nach Salzburg zum Bahnhof bringen?“
„Warum? Bist du so erschrocken heute früh?“
„Nicht deswegen. Ich muss nach Düsseldorf zurück, ne Menge erledigen, bevor der Urlaub vorbei ist.“
„Ja, ist okay. Wir wollten heute sowieso nach Salzburg, machen wir auch, wird uns alle beruhigen.“
„Und die Leute?“
„Die passen nicht ins Auto. Die bleiben erst mal da.“
Valerie wollte nicht mitfahren und kümmerte sich um lieber um das Haus und die Leute. Die Scheune kam für eine weitere Nacht nicht mehr in Frage. Sie richteten zwei Zimmer im Dachboden her, eins für die Familie und eins für Ali und Halil. Geschäftigkeit machte sich breit. Der Brandgeruch jedoch konnte genauso wenig verjagt werden, wie Angst und Schrecken in den Köpfen. Als Luis und Isabelle am Abend zurück kamen, stand Essen auf dem Tisch.
„Ohne Auto können wir nicht weiter fahren. Das übernimmt die Versicherung nicht, war Vandalismus, haben sie gesagt.“
„Ihr bleibt hier. Wir machen einen Vertrag, ich stelle euch an“, sagte Luis.
„Und die Behörden?“
„Wenn ihr Arbeit habt, ist das kein Problem:“
„Einverstanden“, sagte der Onkel Alis.
„Die Männer werden wieder kommen, die wollen uns nicht hier“, sagte die Tante.
„Ach, was, bestimmt nicht“, erklärte Luis.
Die Nacht brachte Stille und das Zirpen von Heuschrecken, unterbrochen von dem lauten Stöhnen Valeries, die Halil zu sich ins Bett geholt hatte. Luis hörte ihnen zu und schlief irgendwann ein. Sterne waren am Firmament sichtbar.

*****​

Am nächsten Tag am Telefon.
„Ich bin’s, der Luis. Seid ihr wahnsinnig?“
„He, Alter, Mann, das mit der Yacht war’n nicht wir. Und das davor wolltest du doch so, oder etwa nicht?“
„Jagt einfach die Yacht in die Luft, anstatt die Kanaken zu vertreiben.“
„Ganz vorsichtig, Kamerad. Das Ding ist nach unseren Bedingungen gelaufen. Warum rennst du uns auch mit der Knarre hinterher?“
„Das ist ne Magnum.“
„Dann eben ne Magnum. Also, was sollte das?“
„Show, mehr nicht. Die Marokks sind immer noch da.“
„Na und. Deine Sache. Musst du mit zurechtkommen.“

*****​

Zwei Tage später.
„Ich fahre mit Halil zwei Tage an den Bodensee und dann nach Berlin, muss meine Hausarbeit fertig machen“, sagte Valerie.
„Ja, klar, verstehe ich“, antwortete Luis.

*****​

Weitere zwei Tage danach.
„Papa, du kennst doch die Romy, wir sind best friends. Sie hat am Wochenende Geburtstag. Kannst du mich an den Bahnhof bringen, ich muss heim fahren. Ich hab’s versprochen mit ihr zu feiern“, sagte Isabelle.
„Hast du gar nichts von gesagt.“
„Doch, ich schwör, habe ich dir erzählt.“
„Mm. Wann willst du los?“
„Morgen früh.“

*****​

Eine Woche danach.
„Es geht nicht, Herr Sattler.“
„Wie meinen sie das?“
„Wir müssen weg hier, zurück in die Heimat.“
„Mm. Warum? Sie haben sich doch gerade eingelebt.“
„Die Kinder träumen nachts von den Männern. Die werden wieder kommen.“
„Ach, was, bestimmt nicht.“
„Nein, es geht nicht. Ali ist schon mit dem Bus voraus gefahren und kommt mit dem Auto meines Bruders zurück. Wir packen unsere Sachen.“
„Ich habe mich gerade an sie gewöhnt. Wollen sie mehr Geld?“
„Es geht nicht um Geld.

*****​

Luis nahm sich einen Stuhl, setzte sich vor sein Haus und blickte zum See. Das Wrack der Yacht war verschwunden. Ein laues Lüftchen wehte. Auf seinem Schoß lag der Laptop. Er blätterte einschlägige Seiten durch und schaute sich Bilder von Schiffen an, die zum Verkauf standen. Luis fühlte sich entspannt und wunderte sich höchstens, dass Pia sich nicht bei ihm meldete.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims

Erstmal vorweg, ich hab die Version von gestern gelesen. Bevor du inhaltlich viel änderst, solltest du erstmal die kleineren Fehler beseitigen, davon gibt es noch ein paar, gerade zu Beginn:

Luis warf einen schnellen Blick auf seine Töchter Valerie und Isabelle, die sich im Heck sonnten..

Da ist ein Punkt zu viel.

„Ja, super. Hör mal, der neue Song von Justin Timberlake?“

Warum Fragezeichen?

„Hat ne Soul-Stimme, Ne Negerin, oder?“

ne Negerin

„Kümmert ihr euch um die Glut“, sagte er zu seinen Töchtern und stapfte in Haus.

ins Haus

„Ich helfe Dir mit den Fischen“, sagte Pia.

dir - Anrede klein schreiben

als könne und wolle er ihre Herzen schauen.

da fehlt ein "in"

Er wollte sie nicht zur Puppe für die eignen Begierden

eigenen (eignen ist unpassend hier, das sagt man nicht und es klingt eher lyrisch oder so)

„Ja, klar. Aber nicht mir Ramadan und so.“

mit

„Wenn ich ihn frage, sagt er gleich ‚nein‘ Am besten ihr

Da fehlt ein Punkt.

des Schmuckhändlers Luis Sattler, Der Anbau mit der Scheune war eine Feuersäule und füllte den Horizont.

der Anbau (oder Punkt nach Sattler)

---

Davon abgesehen fand ich einige Formulierungen ziemlich schräg. Es wurde glaub in einem Kommentar schon erwähnt, aber versuche nicht, dich mit Synonymen zu verkünsteln, wo es keine braucht. Ein Bart ist ein Bart, den musst du nicht "Bewuchs im Gesicht" nennen, schon gar nicht "wildwuchernder Bewuchs im Gesicht", das klingt einfach ungelenk.

"Unrund" wurde die Geschichte genannt, das hab ich auch so empfunden. Der Beginn ist sehr langatmig, diese Stelle hier bspw:

Luis zog zwei Messer aus dem Holzblock, ein etwas längeres, spitzes, und ein kleineres, das an der Schneide glänzte. Er hielt die Messer Pia hin, eins in jeder Hand. Die Spitzen zeigten auf ihre Brust.

Da sind ganz viel unnötige Details. Beim ersten Lesen dachte ich, das sei eine Art Foreshadowing hier, aber nach dem Lesen bin ich auch nicht schlauer.

Präteritum / PQP wurde erwähnt. Die vielen "hatte" mögen stilistisch nicht schön sein, vielleicht findest du für das eine oder andere Verb eine Entsprechung, deren Vergangenheit mit "sein" gebildet wird anstatt mit "haben". Dann fällt das eine oder andere weg. Was ich auch legitim finde, die ersten Sätze im PQP zu schreiben und dann ins Präteritum zu wechseln. Das fällt mir auch bei vielen Romanen auf, wenn ich darauf achte, damit hab ich keine Probleme. Sowas hier ist halt dann ungeschickt:

Ein Aufprall, ein Schrei, ein entsetzter Blick. Nichts hatte er vergessen. Wie ein Geschoss schlug er ein.

Erster und letzter Satz sind Vorvergangenheit, der in der Mitte ist "normale" Vergangenheit. Würde der Satz in der Mitte fehlen, wäre das völlig legitim, aber weil du ihn einschiebst und damit in die "normale" Vergangenheit wechselst, klingt der letzte Satz im Präteritum falsch, das müsste PQP sein.

Inhaltlich hab ich Schwierigkeiten, deinem Luis zu folgen. Ich kann seine Motive nicht nachvollziehen, der Ausbruch kommt sehr plötzlich und wirkt in seiner Brutalität überzeichnet. Warum will er unbedingt, dass die Leute verbrennen, noch dazu in seiner eigenen (!) Scheune? Warum diese sinnlose Brutalität, das passt irgendwie nicht zu ihm, da er sich sonst ja überwiegend ruhig verhält. Auch die Verbindung mit dem Kleinbus, der seine Frau umbrachte: Braucht es die wirklich? Das würde ich evtl. weglassen, denn er handelt ja aus fremdenfeindlichen Motiven, nicht weil die Leute einen ähnlichen Bus fahren. Ich kriege da kein komplettes Bild zusammen, der kurze Teil mit dem Panzerführer und dem Hitler-Gruß ist mir dann auch zu wenig. Du schreibst ja was du mit dem Text wolltest:

das Thema Rassismus/Fremdenfeindlichkeit beleuchten - und zwar aus einer Art Innensicht

Das lese ich hier noch nicht raus, da fehlt mir noch was. Mehr von Luis Innenleben vielleicht. Und das nicht einfach so erklärt, sondern vielleicht etwas, das sich aus seinem Verhalten, einem Dialog oder so ergibt. Du hast so kurze Einsprengsel, auch das mit der Negerin, aber ich finde, das könnte man noch ausbauen.

Und weil du nach Tipps gefragt hast: Ich finde dein alternatives Ende, wie du es in deinem letzten Beitrag andeutest, auch schon wieder zu viel. Warum so brachial? Viel interessanter wäre es doch, wenn Luis die Leute erstmal aufnimmt, und sich - anfangs noch ganz subtil, dann immer deutlicher - als der verkappte Nazi herausstellt, der er nunmal ist. Vielleicht erst mit kleinen Gesten, mit Worten, mit kleineren Taten - die dann vielleicht immer mehr eskalieren, wenn von den Marokkanern dann Gegenwehr kommt. Da könntest du eine ganz fiese Stimmung aufbauen mit packenden Dialogen beim Abendessen, die Spannung steigt immer mehr - bis sie sich in einem furiosen Finale dann entlädt. Das fände ich nachvollziehbarer als diesen Anruf, der irgendwie aus dem Nichts kommt. Das Feuer ist mir schon zu viel, aber die Magnum könnte noch interessant sein, wenn die Situation dann eskaliert.

Grundsätzlich finde ich das eine schöne Idee, auch toll fand ich, dass man so zu Beginn noch überhaupt keine Ahnung hat, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Ich hab aktuell wenig Zeit zum Kommentieren hier, aber dein Text hat mir - trotz der Schwächen - gut gefallen, ich finde auch da schlummert noch einiges an Potential und bin gespannt, was du noch so draus machst.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Lieber ernst offshore

ich glaube, dass ich mich mehr als über deine schonungslosen Worte über mich selbst geärgert habe. Du hast mir halt gezeigt, dass es nichts taugt, einen unfertigen Text einzustellen. Der Ton ist nicht durchgehend gleich und schon gleich nicht durchgehend elegant (wie ich mir das wünsche). Ich hätte etwas mehr Zeit für Überarbeitungen investieren müssen, um meinen (eigenen) Ansprüchen gerecht zu werden. Lieben Dank, dass du mir das so deutlich schreibst. (Ich habe bereits einiges geändert)

weil ich dich einfach für einen verdammt guten Autor (Autorin? Keine Ahnung, ist auch egal) halte und du für mein Gefühl mit diesem Text weit unter deinem gewohnten Niveau geblieben bist.
das nehme ich gern (und hoffe, dass ich dem gerecht werden kann, ich versuche besser und besser zu werden... :) Autor/Autorin?: ich verschleiere das, ich weiß... das liegt an meiner Unsicherheit, ich schreibe viel und intensiv und bin doch nie richtig zufrieden, mit dem, was ich mache...(btw: kennst du Elsa Morante?)... außerdem finde ich das Geschlechterdenken (eine Autorin schreibt anders als ein Autor...) albern... ja... und dann gibt es noch andere Gründe, ich kenne viele Leute, mich kennen viele Leute... na ja...

viele Grüße
in die liebreizendste Stadt im deutschen Sprachraum :)

@GoMusic Friedrichard Schwups: vielen Dank... ich schreibe euch später

 

Hallo GoMusic

vielen Dank für deine punktgenauen Anmerkungen, unabhängig davon, wie schonungslos du die Schwächen aufdeckst, die sich im Text (noch:)) verstecken. Das bringt mich weiter.

o viele Namen, Personenbeschreibungen, (Verwandtschafts)verhältnisse – und ich bin erst in der elften Zeile angekommen. Das ist hart.

einen schnellen Blick
ihrer unförmigen Sonnenbrille
seine behaarten Oberschenkel
den modrigen Geruch
ein übermütiger Fisch
des gemähten Heus
Pias dunkelbraune Augen
Nur einige Beispiele, wo die Adjektive einem direkt ins Auge springen.

die Adjektive habe ich teilweise gestrichen, die elenden Namenserklärungen verändert, bzw. raus genommen. Paar Adjektive brauche ich dennoch, schließlich will ich damit eine bestimmte Stimmung aufbauen...

Den Rest braucht es gar nicht. Außerdem erinnert mich der Dialog bzw. die Art stark an einen aus einer anderen Geschichte von dir, wo du extrem kurze Sätze probiert hast.
Nach dem Muster:
Frage, entsprechende Antwort.
Aussage A. Ganz andere Aussage B.
äh, die Idee dahinter gefällt mir weiterhin, weil ja auch in realen Dialogen oft aneinander vorbei geredet wird und es in vielen Geschichten zwar logische Dialoge gibt, die aber so gar nicht stattfinden, so Film-Dialoge, die künstlich sind. Ich habe aber an allen Dialogen was gemacht.

Sie hörten mit Stöpseln im Ohr Musik, bewegten ihre Beine und Hände rhythmisch.
„Sie hörten mit Stöpseln im Ohr Musik“.
Das klingt sehr unbeholfen, Aufsatz 4. Klasse. Isegrims, das kannst du viel besser.
oh je... ich dachte wenigstens achte Klasse :)
Ich hab's jetzt so gemacht:
Luis begab sich ins Heck, wo seine Töchter auf Sonnenliegen ausgestreckt mit nackten Brüsten und Stöpseln im Ohr dalagen. Sie bemerkten ihn nicht und sahen glücklich aus. Wie sehr er sie liebte.

Das steckt viel Arbeit im Text, das merkt man. Dennoch wirkt er noch etwas unreif, unfertig, nicht ausreichend überarbeitet.
Die Idee mit dem Alt-Nazi und der Brandstiftung finde ich gut. Nur so richtig begeistern mag mich die Story nicht.
Holpriger Satzaufbau, unzählige Beschreibungen, fehlender Spannungsaufbau – alles Dinge, in die man noch investieren könnte.
da steckt zu wenig Arbeit drin, sonst würdest du die nachfolgenden Aussagen nicht treffen... sprich, da muss richtig Arbeit rein...
Ich werde den Schluss ändern, den langsamen Aufbau der Stimmung beibehalten, da gehe ich in deiner Einschätzung nicht mir, ich will Luis beleuchten, es geht gar nicht ausschließlich um Spannung...

Vielen Dank und genieße die heißen Sommertage
Isegrims

wird fortgesetzt

 

Mittlerweile habe ich alles geändert, was ihr angemerkt habt, vielen Dank für das genaue Lesen und die Auseinandersetzung mit dem Text.
Das Ende werde ich definitiv anders gestalten, organischer und weniger plakativ. Keine Ahnung, ob es nicht besser wäre, es hier gleich raus zu nehmen, bis ich die Überarbeitung gemacht habe...

Lieber Friedrichard

ja mit den Angelsach(s)en

Nachdem er die Angelsachen weggeräumt hatte, …
was keiner begreifen wird, wenn ich nicht Karl Kraus dazunehme, wenn der behauptet, dass man eines Tages Kyffhäuser mit Kaufhäusern verwechseln und Agamemnon als angenommen lesen werde. KK konnte mich halt noch nicht kennen. Der Groschen fällt noch nicht? Ich hab statt Angelsachen ...sachsen gelesen und eine unnötige Frage stellen wollen und damit zu dieser etwas anderen Flüchtlingsgeschichte mit nahezu konventionellem Ende schon eines vorweggenommen: Flüchtigkeit.
Das ist ungefähr so wie mit der Promenade des Anglais in Nizza, die am Baie des Anges liegt...
Wovor bistu auf der Flucht?,
Und was die Flüchtigkeit anbetrifft magst du Recht haben... ich will schnell sein, zu schnell manchmal

Die Fehler und Unklarheiten sind entfernt, ich habe sogar den Konjunktiv an einer Stelle eingefügt :)

Freatle
(der gleich auf ne Veranstaltung mit Bands mit der gesamten Bandbreite der Popmusik, von Skiffle, R & B, Rock 'n' Roll, ganz ohne elektronischem Gepiepse.
i ja, digital taugt nichts, wenn es nicht echte elektronische Musik ist... ich habe mir kürzlich einen Plattenspieler gekauft, nur um klarere, wärmer Töne zu hören, kann ich absolut empfehlen...

viele Grüße aus der Dunstglocke
Isegrims

Hallo jobär

ja, an der Zeichnung der Töchter muss ich arbeiten. Unbedingt sogar.

Die Töchter - da wirds schon schwammig. Wie alt sind sie? Irgendwo zwischen 15 und 18 würde ich sagen. Sie leben bei Vater und scheinen noch keinen Beruf auszuüben. Sie sind nicht schüchtern und dennoch scheint das Verhältnis zu ihrem Vater und auch zu Pia nicht einfach zu sein.
mag sein, dass sie bisher wie Teenager wirken, aber das muss ich korrigieren... Isabelle wird kurz vor dem Abitur sein und Valerie sollte schon studieren.
Ich denke mir, dass es Sinn macht, einen Abschnitt aus der Perspektive von Valerie zu schildern und ohnehin statt dem Brand am Ende eine Weile bei den Mädchen zu bleiben, die mit den jungen Männern in der Nacht auf der Yacht sitzen - beobachtet von Luis.

Und damit die größte Frage: Wie alt ist Luis.
55-60, unbedingt sogar. nicht älter...

Nationalistisch geprägter älterer Mann wird mit der latenten politischen und vielleicht auch sexuellen Einstellung seiner Kinder und fremden mißliebigen Menschen konfrontiert.
interessanter Gedanke: Luis wird mit der sexuellen Einstellung seiner Töchter konfrontiert... vielleicht erwischt er Isabelle sie mit Ali...

Die Freunde, die er anruft, passen nicht so recht, weil sie den Fokus von der Familie weglenken.
die Freunde fallen entweder raus oder sie bekommen eine andere Funktion, keine Brandstifter mehr...

Lieben Dank
und viele Grüße
Isegrims

Hallo Schwups

schön, dass du vorbei geschaut hast :) Ich lerne eine Menge aus diesem Kommentar...

Der Text sollte mittlerweile dank der Hinweise "sauber" sein.

Davon abgesehen fand ich einige Formulierungen ziemlich schräg.
stimmt absolut, da habe ich keine gute Lösung... immer wieder "er" oder "Luis" zu schreiben fand ich stilistisch langweilig, deshalb habe ich ein paar Mal "der Weißhaarige" geschrieben, ist auch nicht besser, habe ich kapiert und geändert (bis auf den Schluss, den ich ohnehin komplett anders gestalten möchte)

Luis zog zwei Messer aus dem Holzblock, ein etwas längeres, spitzes, und ein kleineres, das an der Schneide glänzte. Er hielt die Messer Pia hin, eins in jeder Hand. Die Spitzen zeigten auf ihre Brust.
Da sind ganz viel unnötige Details. Beim ersten Lesen dachte ich, das sei eine Art Foreshadowing hier, aber nach dem Lesen bin ich auch nicht schlauer.
mm,.da wollte ich was transportieren, eine Art Gnadenlosigkeit... ich schau mir die Details noch mal an, ob das eine oder nicht redundant ist...

Was ich auch legitim finde, die ersten Sätze im PQP zu schreiben und dann ins Präteritum zu wechseln. Das fällt mir auch bei vielen Romanen auf, wenn ich darauf achte, damit hab ich keine Probleme.
guter Tipp :Pfeif:

Auch die Verbindung mit dem Kleinbus, der seine Frau umbrachte: Braucht es die wirklich? Das würde ich evtl. weglassen, denn er handelt ja aus fremdenfeindlichen Motiven, nicht weil die Leute einen ähnlichen Bus fahren. Ich kriege da kein komplettes Bild zusammen, der kurze Teil mit dem Panzerführer und dem Hitler-Gruß ist mir dann auch zu wenig.
Ich glaube bei ihm vermischt sich alles... einerseits seine versteckt nationalistische Einstellung, der Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit, die eher unterschwellig ist und seine eigene Vita. Der Ausbruch entsteht aus der Summe von all dem. Aber es stimmt: es braucht keine derart brutal überzeichnete Handlung am Ende.

das sich aus seinem Verhalten, einem Dialog oder so ergibt. Du hast so kurze Einsprengsel, auch das mit der Negerin, aber ich finde, das könnte man noch ausbauen.
richtig, da mache ich mehr, ein direkte Auseinandersetzung von Luis und den Fremden

Viel interessanter wäre es doch, wenn Luis die Leute erstmal aufnimmt, und sich - anfangs noch ganz subtil, dann immer deutlicher - als der verkappte Nazi herausstellt, der er nunmal ist. Vielleicht erst mit kleinen Gesten, mit Worten, mit kleineren Taten -
super: das ist der Weg :)

Da könntest du eine ganz fiese Stimmung aufbauen mit packenden Dialogen beim Abendessen, die Spannung steigt immer mehr - bis sie sich in einem furiosen Finale dann entlädt.
klingt perfekt und ich hoffe es gelingt mir ...

aber dein Text hat mir - trotz der Schwächen - gut gefallen, ich finde auch da schlummert noch einiges an Potential und bin gespannt, was du noch so draus machst.
das nehme ich als Ermutigung :Pfeif:

viele Grüße
Isegrims

 

Die Geschichte ist jetzt überarbeitet und hat ein anderes Ende :Pfeif:

 

Hallo Isegrims,

da hast du viel Arbeit reingesteckt, und für mich ist es jetzt eine andere Geschichte. Sprachlich hätte ich nichts daran auszusetzen, kann aber sein, dass gründliche Leser noch den einen oder anderen Fehler finden werden. Mich hat jetzt vor allem interessiert, wie du Luis "entschärft" hast. An und für sich finde ich deinen Luis jetzt stimmig, bis auf den Schluss. Muss er unbedingt von einem Saulus zu Paulus werden? Das nehme ich ihm (dir) nicht ab. Kriegt ein Mann mit seiner grundsätzlichen Einstellung tatsächlich Gewissensbisse? Oder dient sein Angebot an die Flüchtlinge einem versteckten Zweck, den ich -naiv, wie ich bin - nicht erkannt habe?
Richtig gut gefallen mir jetzt die stimmungsvollen Szenen innerhalb der Familie, auch der patriarchalische Touch von Luis passt zu den Töchtern und zu Pia. Das ist jetzt viel glaubhafter.

Alles in allem eine Geschichte, die ich sicher später einmal wieder lesen werde.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Isegrims,

ich habe mir deine neue Version durchgelesen. Ich weiß noch nicht genau, was ich vom Ende halte, vielleicht habe ich das (angenehm böse) Original noch zu sehr in Erinnerung. Auf den ersten Eindruck kommt es mir etwas zu "pilcherig" vor und der letzte Absatz zu abrupt. Ich muss das noch auf mich wirken lassen.

Gut finde ich, dass du Pia genauer gezeichnet hast. Prügelnder Ehemann könnte als etwas konventionell gelten, aber du willst hier sicher nicht über drei Absätze die komplexe Vorgeschichte eines Nebencharakters schildern. Da hat es ja Vorteile, etwas Bekanntes zu verwenden, mit dem der Leser gleich eine Menge verbinden kann. Für mich reicht es allemal, um zu verstehen, warum sie nicht mehr aus Liebe Beziehungen eingeht.

Die stilistischen Hänger, die ich in meinem damaligen Komm angemeckert hatte, sind weitgehend beseitigt. Nur die Regeln, nach denen du Leerzeilen einsetzt, erschließen sich mir nicht. Insgesamt sind es deutlich mehr, als ich gemacht hätte, aber an einer oder zwei Stellen habe ich auch eine vermisst.

Und wie die Mädels und ihre Freunde sich das vorstellen, durch einen Hausmeisterjob am Tegernsee die bereits angeordnete Ausweisung zu verhindern, verstehe ich weiterhin nicht. Falls die Behörden in diesem Fall tatsächlich ein Arbeitsverhältnis als rettend akzeptieren sollten, wäre das m.E. eine Erwähnung im Text wert.

Ein paar Textflusen:

„Hip-Hop. ja.“
Komma oder großes "Ja".

Ein Wagen raste sie auf sie zu. Ein Aufprall, ein Schrei, ein entsetzter Blick. Nichts hatte er vergessen. Wie ein Geschoss schlug er ein.
Da sind zu viele mögliche "er". Rein logisch gesehen wäre es vermutlich der entsetzte Blick, der nichts vergessen hatte und wie ein Geschoss einschlug ...

Dieser widerliche Geruch haftete sich unweigerlich an ihn.
Heften/haften: Entweder der Geruch heftete sich an ihn oder der Geruch haftete an ihm.

trotz der mächtigen, massigen Gestalt und den klobigen Händen
Auch wenn wegen + Dativ heute nicht mehr als falsch gilt, werden es manche WK monieren.

Vielleicht morgen, wenn er angelt “, antwortete Valerie.
Leerschritt zu viel.

Die Kohlenstücke zuckten auf, wenn der Windstoß des Blasebalgs sie trafKomma und begannen zu rötlichgelb zu glühen und strahlten nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ab.
Außerdem eine komische Aufreihung mit zweimal "und".

„Erinnert Ihr Euch an den riesigen Hecht?
"euch" klein.

„Ging ja auch nicht ums essen.
Dafür hier "Essen" groß. Also einfach die beiden E vertauschen ... :)

Ein Gefühl ungeheurer Macht. .
Verirrter Punkt am Ende.

„Äh, ist…Hast du doch früher selbst geraucht.“
(...)
„Euch zeig ich’s noch, euch…“
Leerschritte um die Auslassungspunkte.

Mit verquollenen Augen bemerkte erKomma wie sich die Unterarme von Halil und Valerie berührten.
(...)
und Valerie ließ sich von Ali küssen
Vielleicht sollte sich Valerie auf einen der beiden festlegen. Oder ist das Absicht?

Wie gesagt, ich lasse das noch auf mich wirken.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

noch ein pingeliger Nachtrag von mir;)

"Erinnert ihr euch an den riesigen Hecht?"

Personalpronomen und Possessivpronomen immer klein, außer bei höflicher Anrede. Übersieht man leicht in der wörtlichen Rede.

Gruß wieselmaus

 

Hallo The Incredible Holg

schön, dass du noch mal da warst und dir die neue Version angeschaut hast. :thumbsup: vielen Dank für deine Anmerkungen :Pfeif:

ich habe mir deine neue Version durchgelesen. Ich weiß noch nicht genau, was ich vom Ende halte, vielleicht habe ich das (angenehm böse) Original noch zu sehr in Erinnerung. Auf den ersten Eindruck kommt es mir etwas zu "pilcherig" vor und der letzte Absatz zu abrupt. Ich muss das noch auf mich wirken lassen.
ja, für das Ende gibt es zwei Möglichkeiten, die einigermaßen konsequent sind. Entweder das Böse bricht aus Luis und seinen Freunden heraus, ein Akt der Grausamkeit folgt und alles wird zerstört. Oder es läuft so oder so ähnlich aus, wie ich es jetzt beschrieben habe, die Beschädigungen sind gering, keiner kommt so recht zu Schaden, alles bleibt beim Alten... Dafür habe ich mich entschieden, weil es nahe an der Wirklichkeit ist, das Unterschwellige am ehesten sichtbar macht...
Keine Ahnung was "pilcherig"

Gut finde ich, dass du Pia genauer gezeichnet hast. Prügelnder Ehemann könnte als etwas konventionell gelten, aber du willst hier sicher nicht über drei Absätze die komplexe Vorgeschichte eines Nebencharakters schildern. Da hat es ja Vorteile, etwas Bekanntes zu verwenden, mit dem der Leser gleich eine Menge verbinden kann.
Ich glaube, dass ich aus dem Text eine Menge gelernt habe... Charakterzeichnung braucht zeit, ich habe eine (für eine Kurzgeschichte) große Anzahl an Personen und die Entwicklung eines Charakters braucht Platz. Die Geschichte ist ziemlich lang und wäre deutlich länger geworden, hätte ich versucht jeden einzelnen ohne klischeehafte Tricks sichtbar zu machen.

Und wie die Mädels und ihre Freunde sich das vorstellen, durch einen Hausmeisterjob am Tegernsee die bereits angeordnete Ausweisung zu verhindern, verstehe ich weiterhin nicht.
Ich denke die Mädchen und auch die Leute, die an den Tegernsee fahren, sind so naiv, verschließen die Augen und hoffen, dass es gut für sie ausgeht...

Die Flusen sind weg, ist etwas sauberer geworden.

liebe Grüße
Isegrims

Hallo wieselmaus

ich freue mich wirklich über deinen Kommentar, zeigt mir, dass es sich gelohnt hat...

da hast du viel Arbeit reingesteckt, und für mich ist es jetzt eine andere Geschichte.
ja, bisschen Arbeit war es :)
Alles in allem eine Geschichte, die ich sicher später einmal wieder lesen werde.
dafür lohnt sich die Arbeit...

Mich hat jetzt vor allem interessiert, wie du Luis "entschärft" hast. An und für sich finde ich deinen Luis jetzt stimmig, bis auf den Schluss. Muss er unbedingt von einem Saulus zu Paulus werden? Das nehme ich ihm (dir) nicht ab. Kriegt ein Mann mit seiner grundsätzlichen Einstellung tatsächlich Gewissensbisse? Oder dient sein Angebot an die Flüchtlinge einem versteckten Zweck, den ich -naiv, wie ich bin - nicht erkannt habe?
der Luis wird nicht vom Saulus zum Paulus, er versteckt sich nur wieder vor seinen "Dämonen". Er bietet den Job aus Kalkül. Bleiben die Fremden länger, ruft er wieder ein paar Freunde an...

Personalpronomen und Possessivpronomen immer klein, außer bei höflicher Anrede. Übersieht man leicht in der wörtlichen Rede.
hoffentlich habe ich das dauerhaft kapiert :)

Richtig gut gefallen mir jetzt die stimmungsvollen Szenen innerhalb der Familie, auch der patriarchalische Touch von Luis passt zu den Töchtern und zu Pia.
so wollte ich ihn zeigen, super, dass dieser Ton durchkommt...

liebe Grüße
Isegrims

 

Keine Ahnung was "pilcherig"
Das soll heißen: wie bei Rosamunde Pilcher. Ich hab's auch deshalb in Anführungsstriche gesetzt, weil es nicht so hart gemeint ist, wie es wahrscheinlich klingt.

Aber ich finde das neue Ende (auch auf den zweiten Eindruck) doch ein bisschen zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen-mäßig: Nicht nur, weil keiner groß zu Schaden kommt, damit kann ich gut leben. Sondern vor allem, weil Luis plötzlich so geläutert erscheint und den Marokkanern sogar den Job anbietet.

Und der Satz "die Yacht ist ja versichert", der ärgert mich fast, der erscheint mir so holzhammermoralisch und fällt auch völlig anlasslos. Wenn Valerie wenigstens vorher gesagt hätte: "Mensch, Papa, deine schöne Yacht", und er hätte geantwortet: "Bist du bekloppt, viel wichtiger ist doch, dass du lebst!", dann hätte ich das ja durchgehen lassen, aber so finde ich das schwer zu schlucken.

Vom Saulus zum Paulus, hatte irgendjemand anderes geschrieben, das trifft es m.E. ganz gut. Diese Wandlung ist für mich einfach zu plötzlich und nicht ausreichend "belegt". Steht auch im Widerspruch zu deinem Kommentar "alles bleibt beim Alten". Das tut es damit eben genau nicht.

Tut mir leid, jetzt habe ich mich doch etwas echauffiert. Bitte nicht böse sein. :shy:

Grüße vom Holg ...

 

Liebe Isegrims und lieber @The uncredible Holg,

ich stelle mir den Luis jetzt so vor:

Das Jobangebote an die Flüchtlinge macht er nur zum Schein, mit Blick auf seine Töchter (der tolle Papa) und wohl wissend, dass die Marokaner das Angebot gar nicht annehmen können. Außerdem dient es zu seiner Entlastung, falls die Versicherung und/oder die Polizei doch nachforschten. Dann bliebe Luis seinem Charakter ziemlich treu.

Was hältst du davon?

Gruß wieselmaus

 

Lieber The Incredible Holg

ok, ich hab's kapiert :D

Zitat Zitat von Isegrims Beitrag anzeigen
Keine Ahnung was "pilcherig"
Das soll heißen: wie bei Rosamunde Pilcher. Ich hab's auch deshalb in Anführungsstriche gesetzt, weil es nicht so hart gemeint ist, wie es wahrscheinlich klingt.
pilcherig also ...

Klar, der Luis erfährt keine Wandlung, ich zeige keinen Entwicklungsschritt, ich zeige keine Umkehr und dennoch liegt das Tragische gerade darin... er verteidigt seine Welt, die an den Rändern bröckelt... er sorgt dafür, dass die Fremden verschwinden, dass ihnen eine Lektion erteilt wird, ich zeige wie oberflächlich seine Liebe zu den Töchtern und zu pia ist... ist das echt pilcherig? Da ist nur an auf den ersten Blick ein Happy-End...

Tut mir leid, jetzt habe ich mich doch etwas echauffiert. Bitte nicht böse sein.
auf keinen Fall :bonk::huldig::rolleyes:

viele Grüße
Isegrims

Liebe wieselmaus

ich stelle mir den Luis jetzt so vor:

Das Jobangebote an die Flüchtlinge macht er nur zum Schein, mit Blick auf seine Töchter (der tolle Papa) und wohl wissend, dass die Marokaner das Angebot gar nicht annehmen können. Außerdem dient es zu seiner Entlastung, falls die Versicherung und/oder die Polizei doch nachforschten. Dann bliebe Luis seinem Charakter ziemlich treu.

so stelle ich mir den Luis auch vor :)

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo wieselmaus,

ich stelle mir den Luis jetzt so vor:
Das Jobangebote an die Flüchtlinge macht er nur zum Schein, mit Blick auf seine Töchter (der tolle Papa) und wohl wissend, dass die Marokaner das Angebot gar nicht annehmen können. Außerdem dient es zu seiner Entlastung, falls die Versicherung und/oder die Polizei doch nachforschten. Dann bliebe Luis seinem Charakter ziemlich treu.
Was hältst du davon?

Ich hatte deine Mutmaßung in Richtung "versteckter Zweck" neulich schon gesehen, aber Isegrims' Antwort darauf leider überlesen:

Er bietet den Job aus Kalkül. Bleiben die Fremden länger, ruft er wieder ein paar Freunde an...

Ich finde das im Prinzip einen schönen (na ja, ihr wisst schon) und plausiblen Schluss. Mein Problem: Das ist im Text in keiner Weise ersichtlich.

Ich glaube, das liegt daran, dass dieses Ende so zusammenfassend erzählt ist:

Sie blieben ein paar Tage da und reisten dann weiter. Luis bot ihnen den gewünschten Job in Haus und Anwesen an, aber das lehnten sie ab.

Das bietet mir null Anhaltspunkte, wie ernst es Luis mit seinem Angebot ist. Ich könnte mir natürlich denken, dass er sich nie ändern wird. Ich könnte mir aber ebenso gut denken, dass er (und hier kommt wieder Rosamunde ins Spiel ;)) nach diesem Erlebnis, das seine geliebte Tochter beinahe das Leben gekostet hätte, plötzlich geläutert ist. Auch du, wieselmaus, konntest da ja nur spekulieren und hast zuerst vorrangig den Paulus gesehen. Dieser Fehlschluss wird dem Leser m.E. auch durch den letzten Satz, den Luis spricht, nahegelegt: „Die Yacht ist ja versichert. Zum Glück ist dir nichts passiert.“

Wenn man den Schluss ein bisschen mehr auserzählte, vielleicht mit einer Abschiedsszene, in der sich alle von den Gästen verabschieden, dann könnte man dort gut unterbringen, wie Luis dabei guckt, spricht, denkt, auch im Kontrast zu den Töchtern, die bestimmt auf ganz andere Art Abschied nehmen werden als er. Das darf ja gerne auch subtil mehrdeutig sein, ich bestehe da ja gar nicht auf einer glasklaren Aussage. Aber dieses berichtende Ende lässt für mich nicht einmal eine fundierte Spekulation über Luis' Beweggründe zu, da hänge ich völlig in der Luft. Für einen so zentralen Aspekt der Geschichte finde ich das äußerst unbefriedigend.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Isegrims,

unsere Komms haben einander überholt ... aber vielleicht habe ich jetzt nebenbei ein Missverständnis beseitigen können: "Pilcherig" (= kitschig, um normale Worte zu benutzen) fand ich, dass Luis sich mal eben so um 180 Grad geändert hätte - denn so hatte ich das Ende verstanden. Wenn du aber meinst, dass er sich gerade nicht ändert, dann ist das nicht pilcherig, sondern einfach unklar, jedenfalls für mich. Mein Komm von eben erklärt hoffentlich die Ursache.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg,

dass Luis sich mal eben so um 180 Grad geändert hätte - denn so hatte ich das Ende verstanden. Wenn du aber meinst, dass er sich gerade nicht ändert, dann ist das nicht pilcherig, sondern einfach unklar, jedenfalls für mich.
da bin ich froh drüber :)

Aber was du geschrieben hast über das Ende, das ist auch überzeugend, da fehlt noch was, das die Deutung unterstützt,was ätzendes für den Luis. Wie wäre es, wenn er am Ende ganz alleine und (zumindest bis die Versicherung zahlt) ohne Yacht dasteht. Pia verabschiedet sich mit einer Ausrede, Valerie verbindet sich mit Halil und Isabelle verschwindet nach Düsseldorf oder fliegt irgendwo in den Süden?
So eine Schlussszene, mm, die hat was, die mache ich, brauche ich ein paar Tage...

Liebe Grüße
und super wie viel Gedanken du mir mitgibst (alle anderen natürlich auch und wieselmaus sowieso
:huldig:
Isegrims

 

Ich habe der Geschichte ein paar weitere Seiten spendiert, den Schluss ausgebaut...
freue mich, wenn ihr es lest und mit eure Meinung sagt :Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

 

Hej Isegrims,

die Geschichte liest sich flott, ist voll von Informationen und Konstellationen. Dein Protagonist ist und bleibt mir ein Rätsel und ich komme nicht dahinter, wieso. Möglicherweise baue ich deine Hinweise nicht so zusammen, wie sie gehören. Er wirkt widersprüchlich in seiner Art zu reden und zu handeln. Auch bemesse ich wohl den einzelnen Szenen größere Bewandnis bei oder erkenne den Gesamtaufbau nicht. Man weiß es nicht.

Er betrachtete seine Geliebte mit leuchtenden Augen, weil er sich auf die gegrillten Fische freute.

Was läuft bei ihm? :hmm:

Pia wandte ihre Augen vom Horizont ab und richtete sie auf ihn, auf die Haare, die er nach hinten getürmt wie eine Perücke trug, und den weißen Bart, der an ihm herabhing.

Der Mann muss ja eine ordentliche "Matte" haben, wenn er seine Haare "türmen" kann. Das klingt recht statisch. Zum anderen wirkt das souverän. Später zeigt er sich aber sehr konfus und inkonsequent in Bezug auf seine Töchter.

„Hat ne Soul-Stimme, ne Negerin, oder?“, tönte es von Luis.

Ohoh, daher weht der Wind.

Flüssigkeit floss aus der Bauchhöhle, Blut und etwas Gelbliches, das sie nicht kannte.

Dummerle soll sie sein, oder?

Sie würde ihn verlassen, über kurz oder lang.

Also nach dieser langen Sicht auf Luis, wäre ich nicht zu diesem Schluss gelangt.

Die Kohlenstücke zuckten auf, wenn der Windstoß des Blasebalgs sie traf, begannen rötlichgelb zu glühen und strahlten nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ab.

Man könnte Schlimmes ahnen.

Als der Vorbesitzer im Pflegeheim gestorben war, erfüllte er seinen letzten Willen und verstreute dessen Asche auf dem Rasen hinter dem Haus, als bliebe dadurch ein Teil der Seele, der Gedanken und Hoffnungen in den Ritzen, Fugen und der Erde.

Schöner Gedanke, nur wo führt er hin?

Erinnerungen schufen sich Raum.

Klingt schon ungewohnt. Und deswegen stoppe ich und denke nach, bin raus für einen Moment.

Die Fremden, die seine Töchter mit öligen Augen anschauten.

Öl und Augen habe ich noch nie in Zusammenhang bringen können.

Die Yacht ist ja versichert.

Du gehst auf Nummer Sicher. ;)

die Yacht wird gelöscht.

... wurde ...

Die Nach brachte Stille ...

ein 't' verloren.

Isegrims, ich habe diesen Sommerausflug gerne mitgemacht, das tolle Ambiente auf der Yacht, die hübschen Frauen, das gute Essen im stylischen Haus am See. Hat mir gut gefallen.
Dennoch bleibt's dabei, der Luis ist ein verwirrender charakter, dem ich noch nicht mal seinen Fremdenhass abnehme. :shy:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

schön, dass du die Geschichte trotz ihrer Länge gelesen hast und mir deine Eindrücke schilderst. :thumbsup:

die Geschichte liest sich flott, ist voll von Informationen und Konstellationen.
klar, da kommt einiges zusammen und es ist viel erreicht, wenn es dennoch flüssig liest...
Ja,der Luis :hmm:
Er wirkt widersprüchlich in seiner Art zu reden und zu handeln.
so wollte ich zeigen, er ist widersprüchlich, genau. Aber sind das nicht die Charaktere, denen wir im Leben, in unserer Realität begegnen, auch? Allzu wird vereinfacht, klischeeisiert, verpilchert (Grüße an den Holg :)) Dennoch glaube ich, dass der Luis stringent handelt und spricht. Innerhalb seiner eigenen Logik.

Er betrachtete seine Geliebte mit leuchtenden Augen, weil er sich auf die gegrillten Fische freute.
Was läuft bei ihm?
den Kausalsatz habe ich gestrichen, die Fische schmecken ihm, das Wasser läuft ihm im Mund zusammen... mit Pia und seinem Blick auf ihn verhält es sich genauso...

Der Mann muss ja eine ordentliche "Matte" haben, wenn er seine Haare "türmen" kann. Das klingt recht statisch. Zum anderen wirkt das souverän. Später zeigt er sich aber sehr konfus und inkonsequent in Bezug auf seine Töchter.
der kann seine Haare türmen, ist quasi sein Markenzeichen...
was das mit seinem Verhalten gegenüber den Töchtern zu tun hat, äh, weiß ich nicht; und klar ist er inkonsequent, soll er auch sein, ist ein mehrdimensionaler Charakter.

Sie würde ihn verlassen, über kurz oder lang.
Also nach dieser langen Sicht auf Luis, wäre ich nicht zu diesem Schluss gelangt.
davor kommt ein ganzer Abschnitt, der Pias Perspektive erklärt:
Dreißig Jahre Unterschied war eine Menge. Er war lebensklüger, er war charismatischer als die Männer in ihrem eigenen Alter. Er wollte sie nicht zur Puppe für die eigenen Begierden machen oder zur Gebärmaschine. Und er schlug sie nicht, er erniedrigte sie nicht, wie es Max gemacht hatte, den sie geheiratet hatte, obwohl sie wusste, wie er war. Aus Liebe würde sie nie mehr handeln. Sie brauchte lange, bis sie erkannte, was bei Luis fehlte. Er kroch in andere, aber verbarg sich selbst. Er wollte alles wissen und nichts von sich preisgeben. Natürlich, er erzählte eine ganze Menge aus seinem Leben, aber es waren Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse. Von den Rändern, den Ängsten, all dem, sprach er nicht. Und was er erzählte, war Vergangenheit. Die Wahrheit über ihn zeigte sich in den Gesten. Deshalb beobachtete sie genau, wie er den Fisch ausnahm. Sie würde ihn verlassen, über kurz oder lang.
enthält übrigens auch eine Erklärung, warum Luis sich so verhält, wie er sich verhält...

Die Kohlenstücke zuckten auf, wenn der Windstoß des Blasebalgs sie traf, begannen rötlichgelb zu glühen und strahlten nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ab.
Man könnte Schlimmes ahnen.
ja, das ist eine Anspielung auf ein anderes Inferno, auf die Öfen, die Tag und Nacht gebrannt haben...

Als der Vorbesitzer im Pflegeheim gestorben war, erfüllte er seinen letzten Willen und verstreute dessen Asche auf dem Rasen hinter dem Haus, als bliebe dadurch ein Teil der Seele, der Gedanken und Hoffnungen in den Ritzen, Fugen und der Erde.
Schöner Gedanke, nur wo führt er hin?
hier will ich zeigen, dass der Kreis durchbrochen wird, dass etwas zu Ende ist und nur im Staub und der Erde, in den Ritzen, eine Spur zurückbleibt...

Die Fremden, die seine Töchter mit öligen Augen anschauten.
Öl und Augen habe ich noch nie in Zusammenhang bringen können.
doch, das passt exakt, dieser Vergleich...

Dennoch bleibt's dabei, der Luis ist ein verwirrender charakter, dem ich noch nicht mal seinen Fremdenhass abnehme.
in der ersten Version war das krasser sichtbar, das habe ich zurückgenommen. Er handelt, indem er die Nazibande anruft, aber er ist gleichzeitig schwach und inkonsequent, jawohl, so verhalten sich übrigens unterschwellig sehr viele (wählen rechts und verkünden ihre Meinung außerhalb des öffentlichen Raums indirekt)

viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe maria.meerhaba

mit der Flut kam Luis zum Vorschein, hochgeschwemmt aus den Tiefen, wahrscheinlich saß er einfach da, am Seeufer und wartete vergeblich auf die Lieben, die ihm abhanden gekommen sind, auf die neue Yacht, hielt die Angel in der Hand, warf sie aus und kein Fisch biss an.

Oder er ärgerte sich darüber, dass er den Rat von Marias Vater nicht beherzigt hatte, den Typ, der seine Tochter gevögelt hat, doch noch mit dem eigenen Schwanz zu erdrosseln (obwohl, wenn ich mir das so vorstelle, muss das Schwänzlein ja recht stattlich sein, sonst reicht es nicht um den Hals)
Maria, bevor ich genauer auf deinen erfreulichen und wie immer witzig. drastischen Kommentar eingehe, eine Frage; wie zum Teufel hast du es.geschafft in zehn Minuten neunzehn Kommentare zu posten, über welche Wunderkräfte verfügst du? Bitte, Maria, verrat uns das :rolleyes::kuss:

So, jetzt aber mehr zu deinen Anmerkungen:

da ist der Luis so verzweifelt, dass er sie zum Bleiben bewegen will. Das war genial, gut gemacht und ehrlich gesagt habe ich mich innerlich darüber gefreut, dass Luis Leben so schief gelaufen ist.
ja, gell, das klappt, der Kanackenhasser braucht sie :)

Was ich ja noch total arg finde und ich nicht ganz verstehe, warum der Luis in diesem Punkt so ruhig blieb, ist die Tatsache, dass seine Tochter ziemlich lauten Sex im Haus hat, Luis das hört, aber überhaupt nichts dagegen unternimmt.
die Frage ist einfach zu beantworten: er ist Deutscher, die machen das nicht, die fressen ihre Wut in sich rein, wie der Luis eben...

Mein Vater hätte mich mit der Sonne stranguliert, wenn ich so was gemacht hätte.
meine absolute Lieblingsstelle in deinem Kommentar:Pfeif:

Insgesamt hatte ich schon meinen Spaß an deiner Geschichte, aber ich glaube, weil viele Stellen den Eindruck auf mich weckten, sie wäre stichwortartig, konnte ich nicht so ganz warm mit der Geschichte werden. Dennoch habe ich sie gern gelesen und das sogar zwei Mal Irgendwas musst du ja richtig gemacht haben, wenn die Maria es zwei Mal liest :3
ehrlich gesagt, das stichwortartige, das ist gar nicht bewusst entstanden, die Geschichte wucherte vor sich hin, ziemlich viel Handlung reingepackt und ich wollte möglichst viel zeigen und nicht so viel erzählen, gleichzeitig musste ich die Handlung entrollen... deshalb habe ich auf Dialoge gesetzt... um es weniger stichwortartig zu machen, hätte es sogar länger sein müssen... ein Dilemma, das stimmt... ist vielleicht eher eine Novelle oder was dergleichen...
aber freut mich sehr, dass du gern vom Luis gelesen hast...

und vielen lieben Dank für deine Zeit und überhaupt für alles :hmm:
Isegrims

Hallo Bea Milana

schön, dass du reingelesen hast, vielen Dank für deine wohlmeinende Einschätzung :Pfeif::thumbsup: auch wenn du sie nicht zu Ende gelesen hast, wenn ich dich richtig verstanden habe...

Kürzen und zwar radikal. (Der beste Freund des Autors ist die Delete-Taste.)
cooler Spruch, kostet Energie und Mut, allerdings finde ich die Stelle, die du als Beispiel nennst absolut notwendig... damit will ich den rassistischen Luis zeigen bzw. langsam erklärbar machen...

Das ganze Drumherum mit der Beziehung verdichten. Weniger wäre auch hier mehr.
mm, muss ich mir überlegen, die Geschichte muss ein wenig abhängen, bevor ich sie wieder anfasse...

Den Text bzw. die Erzählweise insgesamt weicher, flüssiger gestalten, damit er einheitlicher wird. Damit meine ich u.a.: Die Dialoge nicht wie abgelöst und abgehakt zwischen die Beschreibungen und Handlungsabläufe setzen, sondern einbinden.
super Hinweis, vielen Dank; das empfinde ich manchmal auch beim Schreiben bzw, überarbeiten, mal schauen, wie ich das besser hin bekomme...

Unbedingt Perspektivwechsel vermeiden. Mir sind zwei aufgefallen. Das haut mich leider total aus der Szene. Aus welcher Perpektive erzählst du die Geschichte? Ich bin verwirrt.
nö, mache ich nicht... diesen Perpektivwechsel beherrsche ich noch nicht perfekt, aber damit will ich arbeiten, weil ich glaube, dass ich damit eine mulitdimensionale Sichtweise erziele, muss noch geschmeidiger, smarter werden, okay, aber wichtig ist das... schau dir beispielsweise die extreme Subjektivität einer Ich-Perpsektive an, da kannst du den Erzähler noich so unzuverlässig machen, es bleibt ein einzelner Blick...

Das kann eine gute Geschichte werden, ich fühle es ...
:thumbsup:ich mache mich auf den Weg ...

liebe Grüße
Isegrims

noch mal zu maria.meerhaba

Mag sein, dass der Dialog lang und unnötig ist, doch manchmal braucht ein Text solche unnötigen Elemente und die schaden nicht, sondern runden ab. Außerdem fragt der Luis nach, ob sich bei der Sängerin um eine Negerin handelt und das gibt der Figur schon mal eine gewisse Eigenschaft. Aus meiner Sicht kann der Dialog ruhig bleiben.
empfinde ich absolut genauso

und Bea.Milana

Die vielen Komms haben ja gezeigt, dass manches im Argen liegt, obwohl die Geschichte Potential hat.
äh, ich glaube nicht, dass man von der Menge der Kommentare auf die Qualität der Geschichte schließen kann ...

Ich habe lediglich versucht, konstruktive Vorschläge zu machen.
klar war es konstruktiv, danke Bea, bisschen konkreter hätte mich noch mehr gefreut...

Was für eine Eigenschaft die Frage nach dem Neger an dieser Stelle beiläufig gegeben wird, erfahre ich nicht, denn es folgt weder eine Reaktion noch die feine Andeutung eines eventuell herannahenden Konfliktes
ich dachte mir, dass sich was im Leser festsetzt mit dieser Aussage von Luis...

ganz lieben Dank und viele Grüße
Isegrims

 

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